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UmweltJournal Ausgabe 2019-01

UmweltJournal Ausgabe

U M W E L T T E C H N I K • E N E R G I E • A B F A L L W I R T S C H A F T Retouren an Postfach 555, 1008 Wien | Österreichische Post AG | SCIAM Fachmedien GmbH & Co KG, Geblergasse 95, 1170 Wien | Zulassungsnummer: MZ 02Z030100 M SEIT 1994 | JÄNNER 2019 – AUSGABE 1 | EINZELPREIS: EURO 4,50,- Anna Maierhofer In unserem Klimaneutralitätsbündnis 2025 bekommen Emissionen einen entsprechenden Geldwert. Seite 7 Ihr Partner in der Umweltmesstechnik TÜV SÜD Landesgesellschaft Österreich GmbH Tel.: + 43 (0) 5 0528 - 4080 www.tuev-sued.at AUS DEM INHALT Pöttinger Fermenter bietet für die Verwertung organischer Reststoffe ein neues Verfahren der Trockenfermentation. Während bei alternativen Fermentationsverfahren vorrangig Material verwertet wird, dass in flüssiger beziehungsweise pumpbarer Form vorliegt, kann bei der Trockenfermentation unterschiedlichstes festes biogenes Material verwendet werden, wie es in jeder Gemeinde anfällt - nämlich Grünschnitt, Biomüll und Co. Seite 10 Rudolf Kanzian P.B.B. VERLAGSPOSTAMT A-1170 WIEN Im vierten EEffG-Verpflichtungsjahr 2019 müssen Unternehmen wieder Energieaudits durchführen. Seite 8 Thema dieser Ausgabe: Hydrogen Wasserstoff marsch! Axel Dick Alle ISO 50001:2011 Zertifikate werden mit 21. August 2021 zurückgezogen und sind dann ungültig. Seite 9 ZAPPAR HOLEN Video ansehen ZAPPAR HOLEN Video ansehen Foto: Foto: voestalpine, verbund Eine innovative Ölnebelabscheidungstechnologie aus dem Hause IFT erreicht einen Öl-Abscheidegrad von 99,9 Prozent aus der Lager- und Gebäude-Belüftung im Pumpspeicherkraftwerk Malta-Hauptstufe in Kolbniz/Kärnten. Bericht auf Seite 11 Grüner Wasserstoff für eine saubere Stahlerzeugung? Das Projekt H2Future am Geländer der Voestalpine in Linz hat genau das zum Ziel. Was im Moment noch den Status eines Pilotprojektes trägt, könnte aber bald mehr werden. Denn Industrie und Politik warten hoffnungsvoll auf saubere Alternativen für energieintensive Sektoren … und der Verbund plant schon jetzt Wasserstoff als „zweites Standbein“ auszubauen. Strommarktdesign STANDPUNKT Die Regierung arbeitet an einem neuen Ökostromgesetz, welches die „Mission 2030“ ermöglichen soll: 100 Prozent Strom aus erneuerbaren Quellen (bilanziell, national). Ein zentraler Punkt ist das Strommarktdesign, da die derzeitige Funktionsweise des Marktes dafür nicht geeignet ist. Es gibt einen Preis auf Stundenbasis für „Baseload“ und einen für „Peakload“ für Strom, der jetzt erzeugt und jetzt verbraucht wird. Der Durchschnittspreis lag viele Jahre - unter Schwankungen - zwischen 2,5 Cent/kWh und 5,5 Cent/kWh. Damit finden abgeschriebene Kraftwerke ihr Auslangen. Wenn wir die Energiewende umsetzen wollen, müssen wir neue Kraftwerke errichten. Diese haben - mittlerweile - Stromerzeugungskosten von grob 10 Cent/kWh - und zwar egal, ob PV, Wind, Gas oder Kohle. Daraus leitet sich die Notwendigkeit zur Förderung von PV und Wind ab. Nun gibt es aber einen wichtigen Unterschied zwischen Strom aus fossilen Energieträgern und Strom aus Erneuerbaren: die Energie für die Fossilen wurde vor Millionen Jahren „gewonnen“, unter Energiezufuhr kostenlos umgewandelt und entsprechen heute „gespeicherter“ Energie. Die Energie für die Erneuerbaren wird jetzt erzeugt und jetzt verbraucht. Da die Erneuerbaren aber volatil sind, müssen wir sie teilweise ebenso in „gespeicherte“ Energie umwandeln, um sie später zur Verfügung zu haben. „Gespeicherte“ Erneuerbare kosten also die erwähnten 10 Cent/kWh plus die Kosten für die Speicherung. Wir brauchen daher einen Strompreis für jetzt erzeugte und für gespeicherte Erneuerbare. Wenn Anlagen der Erneuerbaren abgeschrieben sind, produzieren sie letztlich günstiger Strom als abgeschriebene Anlagen für Fossile! Eventuell könnte es noch Sinn machen, noch einen Strompreis für „gespeicherte + abgeschriebene“ Erneuerbare zu etablieren, um die Gesamtkosten möglichst rasch runterzubringen. Zudem wäre eine Preisfindung auf 15 Minuten Basis zukünftig sinnvoll, um bessere Anreize für Lastmanagement zu geben. Ich wünsche mir jedenfalls hiermit die Diskussion als eröffnet. Mag. Patrick Wagenhofer, MSc pw@wagenhofer-ee.com Wasserstoff gerät immer mehr in den Brennpunkt der Energiewende. Viele sehen das häufigste aber auch flüchtigste chemische Element des Universums als den Energieträger der Zukunft schlechthin – ob als Kraftstoff, Energiespeicher oder Wärmelieferant. Vor allem in energieintensiven Industriesektoren steht grüner Wasserstoff aus dem Blickwinkel der Dekarbonisierung an vorderster Stelle. Rund wird ein solches Konzept aber erst dann, wenn es sich auch auf alle Energiegase dieser Herkunft bezieht – also auch auf synthetisch erzeugtes Methan. Auch wenn Wasserstoff heute nicht ausschließlich als „grüne Energie“ bezeichnet werden kann, ist er dennoch als Träger von Wasser-, Wind und Sonnenstrom die grüne Hoffnung für die Sektoren Industrie und Mobilität und befindet sich auf einem vielversprechenden Transformationspfad. So kann Wasserstoff aus Strom über die Elektrolyse hergestellt werden. Wasserstoff hat dabei auch eine hohe Affinität zu Sauerstoff – eine höhere als Eisen. Deshalb könnte er anstelle des Kohlenstoffs als Reduktionsmittel in der Stahlerzeugung genutzt werden, was nun unter anderem im Rahmen von H2Future geschieht – einem international viel-beachteten Pilotprojekt am Geländer der voestalpine in Linz. Wasserstoff als einzige Alternative „Bei H2Future geht es um die Errichtung und den Betrieb einer 6 MW Proton Exchange Membrane (kurz PEM) Elektrolyse am Standort der voestalpine“, schildert der Projektkoordinator Rudolf Zauner. „Wir werden dort grünen Wasserstoff herstellen, der zum einen in die Kokereigasleitung der voestalpine eingespeist wird und zum anderen werden wir die Elektrolyse dazu verwenden, dass wir netzdienliche Systemdienstleistungen für das Stromnetz zur Verfügung stellen.“ Im Wesentlichen soll dabei in dem Projekt – das viereinhalb Jahre laufen und zwölf Millionen Euro EU Förderungen bekommen wird – darum aufzuzeigen, dass grüner Wasserstoff im industriellen Umfeld erzeugt werden kann. Die Partner sind Verbund als Projektkoordinator, voestalpine, Siemens, APG, K1-MET und TNO. „Wenn man in der Stahlindustrie Kohle und Koks ersetzen möchte, ist Wasserstoff eigentlich die einzige Alternative und die große Hoffnung der Branche“, so Zauner. Vertreter aus Politik und Industrie haben sogar am Projektstandort der Linzer Stahlwelt beim informellen Energieministertreffen im Herbst eine gemeinsame Erklärung für eine europäische Wasserstoff-Initiative unterzeichnet. Die „Hydrogen Initiative“ wurde von der österreichischen EU-Ratspräsidentschaft angestoßen. Ziel der Initiative ist es, politische Rahmenbedingungen zu unterstützen, durch die Wasserstofftechnologien zügig in allen Energiesektoren implementiert werden können. H2Future sei vor allem im Hinblick auf diese Sektorkopplung interessant. „Die Sektoren Mobilität, Industrie und Wärme sind generell schwer zu dekarbonisieren“, sagt Zauner. Dennoch führe kein Weg daran vorbei auch diese Branchen grüner zu machen. Die Alternative dafür lautet: „Wasserstoff“, so der Verbund-Experte. „Wir wollen grünen Wasserstoff mittelfristig als zweiten Energieträger in unserem Unternehmen aufbauen, der uns auch im Stromnetz die entsprechende Flexibilität gibt.“ Wasserstoff soll auch in den Verkehr Auch im Transportbereich oder in der Langzeitspeicherung habe Wasserstoff großes Potenzial. So plant nun der Verbund auch gemeinsam mit den Zillertaler Verkehrsbetrieben die dortige Schmalspurbahn bis 2022 mit Wasserstoff zu versorgen. Und am Kraftwerksstandort Mellach wird eine Pilotanlage für Hochtemperaturelektrolyse errichtet. Eine innovative Technologie mit hohem Wirkungsgrad, die auch als Brennstoffzelle genutzt werden kann, um Wasserstoff wieder in Strom zu verwandeln. Auch in Leoben wird tatkräftig an den Schlüsseltechnologien der Energiewende geforscht. Die Montanuniversität Leoben erkundet dabei gemeinsam mit Partnern aus Industrie und Wissenschaft neue Speichermöglichkeiten von Überschussenergie aus stark schwankenden, regenerativen Energiequellen mittels Power-to-Gas Verfahren. Das FFG-Leitprojekt „Hydrometha“ verbindet die Hochtemperaturelektrolyse von Kohlendioxid und Wasser mit der katalytischen Methanisierung zur Erreichung eines hohen elektrischen Gesamtwirkungsgrades. Über weitere Hydrogen und Power-to-Gas Projekte in Österreich und international lesen Sie ab Seite 4.