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UmweltJournal Ausgabe 2019-04

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8 TRANSPORT | MOBILITÄT

8 TRANSPORT | MOBILITÄT I STOFFSTRÖME UmweltJournal /Juli 2019 1 Foto: pixabay.com Innovationsnetzwerk optimiert betriebsinterne Stoff- und Energieströme Ländlicher Raum – der schlafende Riese In der Landwirtschaft, dem Gewerbe und bei der Produktion: überall werden Rohstoffe verarbeitet und genutzt sowie Energie erzeugt und wieder verbraucht. Die dabei zum Einsatz kommenden Technologien und Anlagen sind oft ungenügend auf die betriebseigenen Strukturen angepasst. Deshalb bietet das deutsche Innovationsnetzwerk Energiesysteme Ländlicher Raum (INEL) innovative und standortbezogene Energie- und Recyclingkonzepte von der Entwicklung bis hin zur Umsetzung vor Ort aus einer Hand. Ob als landwirtschaftlicher Betrieb, mittelständisches Unternehmen oder Kommune: ein ökonomisch sinnvoller Umgang mit Energie und Roh- sowie Reststoffen hilft dabei laufende Kosten gering zu halten. „Wo die Einsparpotentiale im betriebseigenen Verbrauch liegen, ist nicht immer leicht zu erkennen“, erläutert Alexander Schank, Geschäftsführer des INEL-Netzwerks. „Zu einem passgenauen und standortbezogenen Konzept ist vor allem ein fundierter Anbietervergleich geeigneter Technologielösungen, sowie Wissen über aktuelle Innovationen notwendig, um die eigenen Energie- und Stoffkreis- läufe zu optimieren.“ Dass dies aber häufig sinnvoll ist, zeigt sich auch an wechselnden energiewirtschaftlichen Trends und politischen Entscheidungen, die einen zunehmenden Handlungsdruck auch auf ländliche Akteure aufbauen. Prominente Beispiele der letzten Jahre sind die auslaufende Solarförderung im Rahmen des EEG sowie die Novellierung der Klärschlammverordnung, die unter anderem die Rückgewinnung von Phosphor als Zielvorgabe setzt. Viele Unternehmen und Kommunen sind jedoch nur bedingt darauf vorbereitet, die geforderten Anpassungen in eigener Regie zügig umzusetzen – teils aus unzureichender Marktübersicht technischer Lösungen, teils aus Mangel an geeigneten Ressourcen. In diesen Fällen kann das INEL, das von der abc GmbH aus Köln koordiniert wird, Anwender aus Industrie und Landwirtschaft sowie kommunale Partner bei der Vorplanung und Implementierung kosteneffizienter und innovativer Anlagentechnologien unterstützen. Das thematische Leitnetzwerk des Bundeswirtschaftsministeriums bündelt dabei mehrere Einzeltechnologien verschiedener innovativer Mittelstandsunternehmen und kombiniert diese basierend auf einer Vorortanalyse und Machbarkeitsprüfung zu einem individuell angepassten Konzept für jeden einzelnen Standort. Das Netzwerk tritt dabei als Projektentwickler und -umsetzer auf und übernimmt im Bedarfsfall sämtliche Planungs- und Betriebsschritte, sodass Anwender eine schlüsselfertige Lösung erhalten. Post-EEG-Lösung Die Energieexperten des INEL haben stets die langfristigen Entwicklungen sowie die Folgen aus gesetzlichen Änderungen im Blick. Dazu zählt auch die Revision und Weiterentwicklung von bereits installierten PV-Anlagen. „Mit der Verabschiedung des EEG sollte durch eine feste Einspeisevergütung und die garantierte Abnahme des Stroms der Markteintritt für die Photovoltaik unterstützt werden“, erläutert Schank. „Diese Förderung aber endet nach 20 Jahren. Im Jahr 2020 bieten die im Jahr 2000 installierten Anlagen demnach dem Besitzer keine gesetzlich garantierten Einnahmen mehr.“ Deshalb unterstützt INEL Anlagenbesitzer dabei, die bereits abbezahlten Installationen für die anteilige Eigenstromversorgung nutzbar zu machen. Anstatt den darüber gewonnen Solarstrom für eine geringe Einspeisevergütung ins Gesamtnetz zu leiten, wird ein individuell angepasster Speicher installiert, der den eigens erzeugten Solarstrom zwischenpuffert und nach Notwendigkeit in den betriebsbeziehungsweise hauseigenen Stromkreislauf zurückleitet. Dadurch kann ein Teil oder je nach Konzeptionierung der gesamte Stromverbrauch beispielsweise eines Schulgebäudes oder einer Logistikhalle abgedeckt werden. Weil INEL bei der Umsetzung seiner Konzepte immer ein multifunktionales System anstrebt, soll der Speicher nicht nur bei der Eigenversorgung helfen, sondern zusätzlich auch die Bezugskosten für Netzstrom senken: Da die Energieversorger für die Abrechnung bei Gewerbekunden immer den Maximalverbrauch ansetzen, können auftretende Lastspitzen,

Juli 2019/ UmweltJournal TRANSPORT | MOBILITÄT I STOFFSTRÖME 9 beispielsweise beim morgendlichen Hochfahren des Betriebs, diesen Wert negativ beeinflussen. Der Speicher kann in diesem Fall als Puffer dienen und via peak shaving ausgleichen. Phosphorrecycling erfordert Verwertungsanlagen 2 Quelle: abc GmbH 1: Ob als landwirtschaftlicher Betrieb, mittelständisches Unternehmen oder Kommune: ein ökonomisch sinnvoller Umgang mit Energie und Roh- sowie Reststoffen hilft dabei laufende Kosten gering zu halten. 2: Das Bild zeigt einen Batteriespeicher-Container zur Speicherung und Nutzung von solarem Eigenstrom, sowie zur Teilnahme am Stromhandel am Primärenergieregelmarkt. Dass eine kurzfristige Anpassung der eigenen Energie- und Stoffkreisläufe durch politische Trends und daraus resultierende Gesetzesänderungen notwendig wird, zeigt auch die Novellierung der Klärschlammverordnung: Mit der Neufassung gültig ab der Frühjahrsdüngung 2018 ist eine reine bodenbezogene Verwertung verboten, da die teils problematischen Bestandteile des Klärschlamms wie Medikamentenrückstände, Mikroplastik oder Industriechemikalien die Böden nachhaltig schädigen können. „Zudem hat der Gesetzgeber die Phosphorrückgewinnung künftig als obligatorisch deklariert, sodass Verbrennungsanlagen sowie gegebenenfalls Kläranlagen dementsprechend angepasst werden müssen“, erläutert Schank. Ein Großteil der anfallenden Klärschlämme wird thermisch verwertet, aber nur bei der Monoverbrennung ist der Phosphoranteil in der Asche so hoch, das eine Rückgewinnung möglich wird. Allerdings sind die Kapazitäten dafür in Deutschland bisher bereits ausgelastet, sodass es zu Entsorgungsengpässen und damit verbundenen Preissteigerungen kommt. Auch die übliche Mitverbrennung in Kohle- und Zementkraftwerken entfällt als Variante zur höherwertigen Klärschlammentsorgung, da die Phosphorextraktion als Mischaschen technisch kaum möglich und damit unwirtschaftlich ist. Für die Kläranlagenbetreiber bedeutet dies nun neue Verwertungswege möglichst regional zu etablieren, sodass der Schlamm nicht mit in der Regel 75 Prozent Wasseranteil aufwendig und kostenintensiv zu einer weit entfernten Verwertungs- beziehungsweise Verbrennungsanlage transportiert werden muss. Damit Akteure im ländlichen Raum bereits jetzt auf die neuen Anforderungen reagieren können, unterstützt INEL bei der Umsetzung kleiner dezentraler thermischer Verwertungsanlagen, sodass insbesondere mittelständische Unternehmen aber auch kommunale Kläranlagen eigene Reststoffe selbst entsorgen und verwerten können. Ähnlich wie bei den erwähnten Speicherlösungen wird auf Grundlage der bestehenden Technologien ein individuell angepasstes Konzept erstellt und anschließend der jeweils effizienteste Technologiemix gewählt. „Auf diese Weise lassen sich Kläranlagen beispielsweise so erweitern, dass neben der Trocknung auch eine thermische Verwertung vor Ort mit integrierter Nährstoffrückgewinnung erfolgen kann“, berichtet Schank. Dazu installieren die Experten des Netzwerks spezielle Trockner. Durch Anschluss eines dezentralen Drehrohrkessels oder einer Kleinst-Wirbelschichtfeuerung kann die getrocknete Masse thermisch verwertet werden, wobei die dabei entstehende Wärme wiederum für die Schlammtrocknung verwendet werden kann, sodass ein geschlossener Wärmekreislauf geschaffen wird. Diese Konzepte rechnen sich bereits für kleine Klärschlammmengen ab 10.000 Tonnen entwässerter Schlamm pro Jahr. Stärkung von Regionen durch Vernetzung „Da für uns auch immer das Gesamtbild im Fokus steht, versuchen wir Energieeinsparungen und Kostenreduktion durch sinnvolle Vernetzung der Stoffund Energiekreisläufe regionaler Akteure zu erzielen“, so Schank. Durch die genauen Standortanalysen im Vorfeld einer Projektierung erhält INEL einen guten Überblick über die Bedürfnisse und Potentiale der jeweiligen Kommune oder des analysierten Unternehmens, sodass auch die Schaffung lokaler Wertschöpfungsketten ein Ziel der Netzwerkarbeit ist. Beispielsweise können nächtlich stillstehende BHKW-Kapazitäten des einen Gewerbebetriebs dazu genutzt werden, den Nachtstrombedarf eines benachbarten Industrieunternehmens mit zu sichern. Außerdem bietet die Vernetzung der mittelständischen Unternehmen im Rahmen des Netzwerks, aber auch im Zuge des anbieterunabhängigen Technologievergleichs, für potentielle Anwender die Möglichkeit, technische Innovationen überregional bekannter zu machen und unterstützt Effizienztechnologien häufiger in die Umsetzung zu bekommen. Nur die besten Betriebe der Abfallwirtschaftund Recyclingbranche dürfen sich Entsorgungsfachbetrieb (EFB) nennen – folgen sie dieser Marke: ENTSORGUNGS FACHBETRIEB Warum EFB? Ein EFB-zertifizierter Betrieb befolgt ein exates Regelwerk, das für Rechtskonformität, Optimierung der Betriebsabläufe, eine transparente Betriebsorganisation und ausreichenden Versicherungsschutz steht. Sieben Gutachter-Organisationen mit mehr als 20 Gutachtern überprüfen die Einhaltung für den V.EFB. Erst nach einer weiteren Prüfung durch den V.EFB Fachbeirat erfolgt die Zertifizierung. Bestehende Qualitätsmanagementsysteme (ISO 9001) und Umweltmanagementsysteme (ISO 14001), sind größtenteils abgedeckt und werden durch den EFB fachspezifisch ergänzt. Eine speziell für die Branche entwickelte Prüfliste erleichtert die Umsetzung und die Überprüfung. Ein weiterer großer Vorteil ist die Berücksichtigung des EFB – Zertifikates in Ausschreibungen öffentlicher und privater Auftraggeber. FACTBOX Der V.EFB wurde im Jahr 1999 vom VÖEB und ÖWAV gegründet; im Jahr 2002 traten die ISWA Austria und im Sommer 2013 der WKO Fachverband Entsorgungs- und Ressourcenmanagement als weitere Mitglieder hinzu. Beim V.EFB sind die wichtigsten Interessensvertretungen der Recycling- und Abfallwirtschaftsbranche als Mitglieder, aber auch im Vorstand des V.EFB vertreten. Mit der UMG Register VO wurde der V.EFB gesetzlich verankert und ist der EMAS national gleichgestellt. Seither sind zwei Wege der Zertifizierung möglich: - Standardzertifizierung EFB und - EFB plus Zertifizierung (EMAS Gleichstellung) Auch nach 20 Jahren ist das Motto des V.EFB bei der Auswahl der Entsorgungsfachbetriebe „Qualität vor Quantität“! Dieses Jubiläum möchten wir gerne am 11.11.2019 gemeinsam mit Ihnen feiern und ersuchen um Freihaltung des Termines. www.vefb.at