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BOLD CAR No.11

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SPECIAL TOPIC CAR | PORSCHE ART: CHRIS LABROOY | REPORTAGE: PORSCHE DESIGN | LE MANS | PATH TO PROFESSIONAL | HERITAGE DESIGN EDITION: HOMMAGE AN DIE TRADITION

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38 // BOLD CAR SPECIAL DESIGN / IM GESPRÄCH ROLAND HEILER IM GESPRÄCH „MICH BEGEISTERN DIE EINFACHEN DINGE IM LEBEN“ INTERVIEW: R. LÖWISCH Roland Heiler, Geschäftsführer Studio F. A. Porsche, spricht mit uns an seiner Schaffensstätte in Zell am See über die Firmenphilosophie, No-Go‘s und alles, was ihn fasziniert. Herr Heiler, was ist die Philosophie von Porsche Design? Vorrangig müssen Funktion und Ästhetik auf Augenhöhe sein. Das hat Prof. Ferdinand Alexander Porsche immer wieder gesagt und auch umgesetzt. Nicht akzeptabel für ihn waren Dinge, die einfach nur schön oder dekorativ aussahen. Deshalb sind viele unserer Produkte sehr minimalistisch gestaltet und kommen ohne Gimmicks oder modische Attribute aus. Langlebiges, ehrliches, funktionales Design steht bei uns über allem. Klingt nach Bauhaus-Stil. F. A. Porsche wurde davon tatsächlich stark beeinflusst. Er hat an der Ulmer Hochschule für Gestaltung studiert, das war die offizielle Nachfolgeinstitution des Bauhauses in Deutschland. Das Bauhaus hatte die Grundphilosophie, dass Gestaltung nicht um der Gestaltung Willen stattfindet, sondern eine bestimmte Funktion erfüllen muss. Außerdem wuchs Porsche in einer Ingenieursfamilie auf. Da ging es vermutlich auch zuhause am Esstisch um Technik-Themen. Welches Ihrer Produkte ist dafür beispielhaft? Bei den Brillen können wir das zu 100 Prozent umsetzen durch einen Titanrahmen mit sichtbaren Schrauben. So gestalten wir die Dinge, die der Kunde während der gesamten Nutzung als etwas Zeitgenössisches und Modernes versteht und die auch nach zehn Jahren nicht komplett veraltet aussehen. Ist Zell am See der richtige Standort für eine international arbeitende Designfirma? Ich denke ja. Denn wenn man Produkte erschaffen will, die der Käufer sehr lange verwenden kann, dann darf man sich nicht auf Modeströmungen einlassen. Wir müssen also nicht in einer pulsierenden Großstadt sitzen, um möglichst keinen Trend zu verpassen. Im Gegenteil: Wenn man so sich abkoppeln kann von dem, was trendy ist, und sich trotzdem viele

DESIGN / IM GESPRÄCH BOLD CAR SPECIAL // 39 Gedanken über Produkte macht, dann haben wir sogar das Potenzial, Dinge zu erschaffen, die einen Trend starten. Zum Beispiel? Unsere schwarze Uhr. So etwas gab es vorher nicht – inzwischen hat fast jeder Hersteller ein derartiges Modell im Portfolio. Und unsere Produkte haben eine Wiedererkennbarkeit im Markt. Dafür gibt es ja die zehn Regeln von F. A. Porsche. Die fragen wir bei jeder Produktentwicklung ab. Besonders dann, wenn wir den Eindruck bekommen, eine Entwicklung geht in die falsche Richtung. Dann werden wir ganz schnell auf den Boden der Realität zurückgeholt. Wie groß ist der Gedankenaustausch zwischen der Firma „Porsche Design“ und dem Design bei Porsche, dem Autohersteller? Porsches Designchef Michael Mauer und ich tauschen uns regelmäßig aus, auch wenn wir ein monatliches Meeting nicht immer schaffen. In Weissach zeigt er mir, was Porsche gerade macht, und ich erzähle von unseren Plänen. Wir haben ein Gentlemen‘s Agreement: Alles, was Räder hat, läuft bei Porsche in Weissach, und alles, was keine Räder hat, bei uns. Es gibt eine regelmäßige Zusammenarbeit bei Uhren wie bei unserem neuen Custom-built Timepieces Programm: Mit dem Uhrenkonfigurator kann der Kunde aus dem Leder seines Porsche das Armband für seine Uhr fertigen lassen. Er kann die Außenfarbe seines 911 als Akzentfarbe der Uhr auswählen. Und der Rotor auf der Rückseite der Uhr repräsentiert die passende Felge. Setzen Sie jede neue Idee um? Bei Weitem nicht. Zweimal im Jahr veranstalten wir mit Designern und Produkt Managern einen Innovationsworkshop. Da werden viele unterschiedliche – auch verrückte – Ideen für unsere bestehenden Produktkategorien entwickelt. Einige sind sogenannte „Talking Pieces“, Produkte, die weniger unter dem Aspekt der Kommerzialität entwickelt werden, sondern bewußt als Kommunikations-Stücke positioniert werden, weil sie besonders gut zur Marke passen und den Anspruch der Innovation unterstreichen. Für die reguläre Vermarktung entstehen in den Kommunikationsworkshops meistens drei bis fünf kommerzielle Produktideen. Und wie ist es mit neuen Kategorien? Derzeit ist nicht geplant, weitere Kategorien zum aktuellen Sortiment hinzuzufügen. Wenn Sie uns mit anderen Marken vergleichen, sehen Sie, dass wir schon jetzt recht breit aufgestellt sind. Wer bietet schon eine so breite Palette an – vom T-Shirt bis zur hochwertigen Schweizer Uhr. War das der Grund, warum Sie 2017 Frauenkleidung aus dem Portfolio geworfen haben? Das Geschäft war für uns nicht profitabel. Die Marke Porsche Design stand bei den Damen nicht auf dem Einkaufszettel – sie ist am Ende wohl doch zu maskulin. Außerdem mussten wir erkennen, dass unsere männlichen Kunden zunehmend irritiert waren durch diese Ausrichtung. Wir haben die Markenflexibilität wohl zu stark ausgedehnt. Gibt es für Porsche Design Grenzen des guten Geschmacks? Es gibt in der Tat Dinge, die wir nicht tun. Wegwerfprodukte gehören dazu. Ebenso Artikel, die unserem Anspruch auf handwerkliche und Material-seitige Qualität nicht entsprechen oder den wesentlichen Elementen unserer Design-Philosophie widersprechen. Waffen zu entwickeln würden wir ablehnen, und eine Anfrage nach Christbaumschmuck haben wir vor einigen Jahren ebenfalls nicht positiv entschieden. Fürs Dekorative sind wir einfach nicht die Richtigen. Was kann Sie persönlich begeistern? Mich begeistert jeden Tag meine Familie – meine Frau und meine drei Kinder. Aber es begeistert mich auch, interessante Porsche-Typen wie Rod Emory oder Jeff Zwart zu meinen Freunden zählen zu dürfen. Nach dem Grundsatz: „Einfachheit ist die höchste Form der Vollendung“ faszinieren mich zudem die einfachen Dinge im Leben. Das gilt auch fürs Design. Und – last but not least, finde ich es sehr spannend, dass wir nach Jahrzehnten der Evolution im Mobilitätsbereich eine komplette Revolution miterleben.

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