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Centurion Germany Winter 2016

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Grünes Gewissen Afrika,

Grünes Gewissen Afrika, Brasilien und jetzt auch Kolumbien – ethische Standards werden in einigen Minen zur Norm, auch weil Käufer dies zunehmend erwarten. Von AVRIL GROOM Schmuckdesignerin Vania Leles hält einen geflügelten Ohrring hoch. Er ist besetzt mit Smaragden und Diamanten, sechs abgestufte Reihen zarter, tropfenförmiger Smaragde fallen wie grüner Regen herab. Der Ohrring ist Teil eines Sets und enthält nur Smaragde aus Sambia von Gemfields. Dieses Unternehmen besitzt die Kagem-Mine seit 2008. In einem ehemals undurchschaubaren Bereich der Schmuckindustrie hat Gemfields ethische Standards und eine gewisse Struktur etabliert. Vania Vanleles gehört zwar noch nicht zu den Bekanntesten der Branche, aber als ehemalige Graff-Designerin mit einem Showroom an der Bond Street in der Nachbarschaft weit größerer Konkurrenten erregt sie zunehmend Aufmerksamkeit. Sie kommt aus Guinea-Bissau und verwendet nur afrikanische Steine und – wo immer möglich – afrikanisches Gold. „Ich wollte mit Gemfields wegen ihrer ethischen Standards arbeiten“, sagt sie. „Dieses Bekenntnis zu fairer Produktion finde ich äußerst wichtig – ich glaube daran, dass die Schönheit des Schmucks bis zur Mine zurückgehen sollte.“ In Bedrängnis geriet Vanleles, als ein Kunde sich einen Ring mit einem kolumbianischen Smaragd wünschte. Kolumbien ist für seine unethischen Herstellungsmethoden berüchtigt, die Steine dort gelten aber bei vielen noch als die besten. Vaneles konnte einen Stein erstehen, der gleichermaßen ihre wie die Prinzipien ihres Kunden erfüllte: Die berühmte Muzo-Mine in Kolumbien hatte nach 250 Millionen $ schweren Erneuerungsmaßnahmen neu eröffnet. Ihre Produktionsmethoden folgen nun neuesten technologischen und sozialverträglichen Standards. Juweliere verheimlichen gerne die Quellen ihrer Edelsteine, denn der Kampf um die besten Steine ist gnadenlos. Doch eine neue Generation Käufer hinterfragt inzwischen die Produktionsbedingungen der Steine – genauso wie bei Lebensmitteln. Der indische Juwelier Nirav Modi, der erst kürzlich eine prachtvolle Filiale an der Bond Street eröffnete, erzählt, dass „es vor 25 Jahren nicht die Verantwortung des Juweliers gewesen war, den Abbau und die Bedingungen der Arbeiter zu hinterfragen. Heute hingegen wollen die Kunden sichergehen. Sie fragen zwar nicht bei jedem Stein, wünschen aber eine Bestätigung über die hohen Standards der Firma – und kein seriöser Juwelier kann es sich leisten, heute einen minderen Standard anzubieten“. Modi bewundert die Vorreiterrolle von Gemfields – das Label produziert etwa 20 Prozent der weltweiten Smaragde und wendet heute denselben Standard bei der Rubin-Produktion in Minen in Mosambik an. Der Juwelier selbst bevorzugt kolumbianische Steine, nutzt üblicherweise aber Steine aus anderen Quellen, wie etwa die leuchtenden, leichteren brasilianischen Smaragdperlen in seinem Glanzstück, dem Maharani-Collier. „Der brasilianische Edelsteinhandel ist schon lange transparent und rückverfolgbar; wir hatten diese Perlen seit Jahren – die Mine, aus der sie stammen, ist heute geschlossen“, erzählt er. „Die Herausforderung war, die kleineren Smaragde des Schmuckstücks passend anzuordnen. Smaragde aus Sambia etwa wirken in gewissen Lichtverhältnissen schwarz. Auch kolumbianische Steine variieren in ihren Farben, doch besitzen sie meist eine ganz besondere Lebendigkeit und Tiefe. Deshalb freut es mich, dass einige Steine noch ethisch 68 CENTURION-MAGAZINE.COM

Smaragd, Niemand möchte einen an dem Blut klebt. PHOTO XINHUA/LAIF nachverfolgbar sind”. Auch Amrapalis UK-Direktor Sameer Lilani weiß, dass kolumbianische Steine bei den Kunden besonders gut ankommen, „insbesondere bester Herkunft aus alten bekannten Minen, die heute oft gar nicht mehr produzieren“. Schon lange hatte die Schmuckbranche begonnen, den Handel mit Diamanten aus Konfliktregionen zu unterbinden. Doch Smaragde aus Kolumbien hinkten lange hinterher, teils aufgrund des Einflusses des Drogenhandels, aber auch wegen des damaligen Krieges zwischen Staat und FARC-Guerillas. Es war ein mutiger, von Kolumbiens Regierung unterstützter Entschluss der US-Investoren MTC, in diesem Gebiet tätig zu sein. Gefragt war die Arbeitskraft örtlicher Bergleute, die noch heute hinter den Hightech-Maschinen die Steine mit dem Pickel aus schmalen Mineralienadern fördern – inzwischen nach örtlichen Maßstäben auch gut bezahlt. Sozialprojekte kümmern sich um die Einheimischen, die früher vom Fördern kleinerer Steine lebten und durch Maschinen ersetzt wurden. Die meisten Besucher scheuen die lange, riskante Anfahrt und lassen sich per Helikopter zum üppigen Andental transportieren. Die Steine wiederum legen den Weg in die Hauptstadt Bogotá unter bewaffnetem Schutz zurück. „Niemand möchte einen Smaragd, an dem Blut klebt“, sagt Firmenpräsident Charles Burgess. „Deshalb kontrollieren wir unsere Smaragde vom Moment, an dem sie aus der Erde kommen, bis zum Verkauf.“ Gemfields Strategie zahlt sich aus. Die Steine des Unternehmens zieren heute Schmuck ethisch anspruchsvoller Firmen wie Georg Jensen oder Chopard, wo man sie in fair gefördertes, südamerikanisches Gold setzt. Große Namen wie Cartier, Graff, Harry Winston oder Van Cleef & Arpels legen schon immer Wert auf ihre Quellen. Heute gewinnen Muzo-Smaragde ebensolches Vertrauen und werden etwa für Boodles Greenfire-Set und die neue Blés-de-Chanel-Kollektion verwendet. Gerüchteweise plant Gemfields den Kauf einer kolumbianischen Mine. Jetzt, wo die Nachfrage nach Smaragden so hoch ist wie nie zuvor, ist diese finale Rehabilitation absolut begrüßenswert. CENTURION-MAGAZINE.COM 69

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