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dei – Prozesstechnik für die Lebensmittelindustrie 09.2020

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Die Fachzeitschrift dei - Prozesstechnik für die Lebensmittelindustrie berichtet über Verfahren, Anlagen, Apparate und Komponenten für die Lebensmittel- und Getränkeindustrie. Weitere Themen sind Hygienic Design, Industrie 4.0, digitale Produktion, MSR- und Automatisierungstechnik und die Verpackungstechnik. Abgerundet wird das inhaltliche Spektrum durch Nahrungs- und Genussmittelmaschinen, roboterbasierte Verpackungslösungen sowie Food Design und Getränkekonzepte.

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dei VERPACKEN UND KENNZEICHNEN Bilder: Gerhard Schubert Über vorformatierte Gruppiertische, die sich schnell austauschen lassen, findet die Sortierung der 100-g-Tafeln entsprechend der Tafeldicke in der passenden Anzahl statt Kartonverpacker handhabt bei Ritter Sport unterschiedlich dicke Schokoladentafeln Quadratisch, praktisch, vollautomatisch verpackt Bunte Vielfalt dafür steht die 100-g-Schokoladentafel von Ritter Sport. Genauso vielfältig wie die Sorten sind auch ihre Abmessungen. Der TLM-Case-Packer verpackt die Tafeln innerhalb der Produktionskette vollautomatisch in der richtigen Formation und erkennt, wie viele Tafeln, je nach Sortendicke, in den Karton einsortiert werden müssen. Vorteile bietet der Kartonverpacker auch in puncto Nachhaltigkeit. Dank einer einteiligen Kartonage lassen sich damit etwa 30 % Lagerfläche einsparen. Bereits 1912 kam die erste Schokoladenmarke Alrika-Krem-Schokolade der von Clara und Alfred E. Ritter gegründeten Schokoladen- und Zuckerwarenfabrik in Cannstatt, Stuttgart, auf den Markt. Der weltweite Durchbruch gelang 20 Jahre später mit der 1932 eingeführten Marke Ritter’s Sport Schokolade (heute Ritter Sport Schokolade). Mit dem in den 1970er-Jahren eingeführten Slogan „Quadratisch. Praktisch. Gut.“ hat sich die Schokolade einen Platz in der Bestenliste des Markenolymps gesichert. Ein Grund für die anhaltende Erfolgsgeschichte des Unternehmens ist die Tatsache, dass Nachhaltigkeit bei Ritter Sport von jeher großgeschrieben wird. Dass es dabei immer Luft nach oben gibt, zeigt ein aktuelles Projekt aus Waldenbuch, in dem Ritter Sport eine neuartige Papierverpackung testet und auf Alltagstauglichkeit prüft. Herausforderung Dickeunterschied Unter nachhaltigen Gesichtspunkten stand zuletzt auch der Verpackungsprozess der 100-g-Tafeln auf dem Prüfstand. Denn bisher musste das Sortieren und verkaufsfertige Verpacken in einem ausgelagerten Logistik- 32 dei 09-2020

prozess von Hand erfolgen. Die bestehende Anlage kam mit Unterschieden von bis zu 3 mm Dicke bei Produktsorten wie Nougat und Voll-Nuss nicht automatisch zurecht. „Wir wollten diesen aufwendigen Prozess kosteneffizient und nachhaltig optimieren. Deshalb suchten wir nach einer Anlage als Inhouse-Lösung, die unsere 100-g-Tafeln direkt in der richtigen Formation verpackt und zuverlässig erkennt, ob zehn, elf, zwölf oder 13 Tafeln, je nach Dicke der Sorte, in den Karton einsortiert werden müssen“, erklärt Ivo Buncuga, Leiter Technik bei Ritter Sport. Eine Fragestellung, mit der er sich konkret an die Gerhard Schubert GmbH wendete. Mit diesem Unternehmen verbindet Ritter Sport eine langjährige Zusammenarbeit bereits sieben TLM-Anlagen in Waldenbuch stammen aus Crailsheim. Jonas Müller, Projektleiter bei Schubert, nahm sich der anspruchsvollen Aufgabe an und entwickelte innerhalb kürzester Zeit einen ebenso kompakten wie flexiblen und effektiven Kartonverpacker für den Schokoladenhersteller. Technik für individuelle Tafeldicke Der TLM-Case-Packer besteht aus einem Übergabeaggregat, drei F2-Robotern zum Aufrichten, Füllen und Verschließen der Kartons sowie einem nachgelagerten Wendeaggregat in einem einzigen Gestell. Er ist außerdem so flexibel konstruiert, dass er über ein zusätzliches, höhenverstellbares Schwenkband optional und je nach Produktionsauftrag mit der bereits bestehenden Packmaschine zum Verpacken in alternative Kartonagen verbunden ist. Im Regelfall werden die 100-g-Tafeln mit einer Geschwindigkeit von 400 Tafeln pro Minute direkt aus einer Schlauchbeutelmaschine einspurig zugeführt. Über eine Gruppierkette findet anschließend die Sortierung entsprechend der Tafeldicke in der passgenauen Anzahl für den Karton statt. Produkte stehen auf dem Kopf Bevor die Schokolade in die Kartons gefüllt wird, müssen diese zunächst aus einteiligen Zuschnitten, die flach liegend in einem Magazin bevorratet sind, aufgerichtet werden. „Dadurch, dass die Kartons nicht mehr wie bisher aus zwei Teilen also Boden und Deckel bestehen, vereinfachen und beschleunigen wir den Verpackungsprozess um ein Vielfaches“, sagt Marco Wleklinski, zuständiger Projektingenieur bei Ritter Zum Kartonverpacker gehört ein F2-Füll - roboter. Dieser übernimmt die Produkte aus der Gruppierkette und setzt sie auf den Kopf gestellt in den Deckel des Kartons ein. Sport. Die flach liegenden Zuschnitte werden aus dem Magazin entnommen, beleimt und von einem F2-Roboter durch einen Faltrahmen gedrückt. Der aufgerichtete Modulkarton wird quasi kopfüber auf einen Vakuumtransporteur abgesetzt. Dieser transportiert die Schachteln durch die Anlage bis zum Gruppiertisch. Dort setzt ein F2-Füllroboter die Produkte, ebenfalls auf den Kopf gestellt, in den Kartondeckel ein. Danach verschließt ein weiterer F2-Roboter das angehängte Bodenteil und setzt den Karton in das Wendeaggregat. Dieses dreht die Kartons um 180° und setzt sie auf das Auslaufband. Ein F2-Roboter verschließt den Karton mit dem anhängenden Bodenteil der einteiligen Kartonage und setzt den Karton anschließend in das Wendeaggregat Im Wendeaggregat werden die verkaufsfertigen Ritter-Sport-Kartons um 180° gedreht und auf das Auslaufband gesetzt Anlage spart 30 % Kartonage ein Mithilfe des Kartonverpackers sind bei laufendem Betrieb keine zeitraubenden Formatwechsel nötig, lediglich die Gruppier - tische variieren aufgrund der unterschiedlichen Dicke der Tafeln und können mit nur einem Werkzeug schnell und unkompliziert gewechselt werden. „Das ist wirklich ein geniales ‚Spielzeug‘, das uns Herr Müller und sein Team gebaut haben. Und es entspricht genau unserem Anspruch als innovatives und nachhaltiges Unternehmen, das neue Maßstäbe setzt“, sagt Asmus Wolff, Geschäftsführer und Supply-Chain-Manager bei Ritter Sport. Tatsächlich spart der Schokoladenhersteller dank der Anlage 30 % an Lagerfläche und Kartonage ein. Potenziale, die sich jetzt für die Umsetzung weiterer anspruchsvoller Nachhaltigkeitsstandards nutzen lassen. Für sein außerordentliches Engagement in diesem Bereich wurde das Familienunternehmen schon mehrfach ausgezeichnet. Eine Herzensangelegenheit auch für den Geschäftsführer im Ruhestand Alfred Theodor Ritter, der das Unternehmen 2004 radikal modernisierte und sich seit Jahrzehnten für Umweltbelange und Mitarbeiter engagiert. Dafür wurde der 66-Jährige mit dem Deutschen Gründerpreis 2019 in der Kategorie Lebenswerk geehrt. www.prozesstechnik-online.de Suchwort: Gerhard Schubert AUTOR: JONAS MÜLLER Sales Account Manager, Gerhard Schubert dei 09-2020 33

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