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Industrieanzeiger 11.18

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Themenheft Industrie 4.0 mit Serie Industrie 4.0 - Stand der Technik

interview Was mit KI aus

interview Was mit KI aus Sicht von IBM heute und morgen in der Fertigung möglich ist „Durch KI wird Software zum Wettbewerbsfaktor“ Watson ist aus dem Bereich der künstlichen Intelligenz bekannt. Was sich genau hinter der Technologie verbirgt, inwiefern sie auch für den Einsatz in KMU interessant ist und warum Unternehmen den Hype um künstliche Intelligenz nicht verschlafen sollten, haben wir mit Experten bei IBM diskutiert. ❧ Nora Nuissl Dr. Wolfgang Hildesheim, Leiter IBM Watson und AI Innovation in der DACH- Region, erklärt, was sich hinter der Watson-Techno - logie verbirgt. Bilder: IBM Melanie Schauber, Leiterin der Geschäftseinheit IBM Watson IoT, sieht in KI vor allem den Vorteil der Verknüpfung unstrukturierter Daten, etwa Bilder, mit strukturierten Daten aus Maschinen. Watson-Technologie wurde als Jeopardy-spielender Supercomputer bekannt. Herr Hildesheim, ist Watson ein Supercomputer oder eine Cloud- beziehungsweise Edge-Lösung? Hildesheim: Watson ist kein allwissendes Superhirn oder ein Supercomputer, sondern eine modular aufgebaute Cloud-Plattform. Diese Plattform ist mit Services auf Basis von künstlicher Intelligenz (KI) ausgestattet. Kunden können über Schnittstellen, sogenannte Application Programming Interfaces (APIs), auf diese Dienste aus der Cloud zugreifen und so Services ohne großen Aufwand in ihre eigenen Systeme einbinden, um damit individuelle Auf gabenstellungen und Probleme zu lösen. Das können beispielsweise Sprach-, Bild- oder Text - analysen, Übersetzungsleistungen oder Konversations- Hilfen sein. Diese Services basieren auf Algorithmen, die kognitiv, also im weitesten Sinne lernfähig sind, und die im Kontext ihres Einsatzes individuell für ihre spezi - fischen Aufgaben trainiert werden. Kaufen Unternehmen Watson dann als Software oder als Dienstleitung? Hildesheim: Wir bieten Watson-Dienste im Normalfall als API-Service in der Cloud. Wenn der Kunde das wünscht, kann er damit on Premise – also in der eigenen IT-Umgebung – oder als Edge-Variante arbeiten. Dafür braucht er aber große Rechenkapazität. Welche Kosten kommen auf Anwender zu? Hildesheim: Wir bieten unterschiedliche Preismodelle wie „Pay-per-Call“ oder Abonnements. Nur probieren kostet nichts. Wo wird Watson in der Fertigungsindustrie schon eingesetzt? Hildesheim: An sich profitieren alle Branchen davon – von Versicherungen über Banken bis hin zur Automobilindustrie. Der Aufzugsanlagenanbieter Kone beispielsweise setzt die Technologie für die Steuerung und 50 Industrieanzeiger 11.18

Überwachung seiner Aufzüge ein. ABB nutzt Watson für die Qualitätskontrolle in der Produktion und bei der Lufthansa unterstützt das System die Mitarbeiter des internen Service & Help Centers dabei, Fragen von Passagieren weltweit schneller und exakter zu beantworten. Inwiefern kann Watson auch für kleine und mittlere Unternehmen interessant sein? Hildesheim: Da die Technologie aus der Cloud bezogen werden kann, ist sie unabhängig von der Unternehmensgröße für kleine Unternehmen genauso attraktiv wie für große. Bezahlt wird das, was tatsächlich in Anspruch genommen wird – je nach jeweiligem gewählten Preismodell. Die Gesprächspartner: • Dr. Wolfgang Hildesheim, Leiter IBM Watson und AI Innovation in der DACH-Region • Melanie Schauber, Leiterin der Geschäftseinheit IBM Watson IoT • Steffen Hartmaier, Leading Client Technical Architect für IBM Watson IoT Frau Schauber, neuronale Netze gibt es in der Infor - matik ja schon lange: Wie begründet sich der aktuelle KI-Durchbruch? Schauber: Es gibt drei Hauptfaktoren, die den aktuellen Durchbruch begünstigen: • die tausendfache bis millionenfache Steigerung der Rechenkapazität gegenüber den 80er-Jahren, • Big Data, also die Verfügbarkeit von großen digitalen Datensätzen zu fast allen Themen sowie • verbesserte Algorithmen, die wiederum von der höheren Rechenleistung und Big Data profitieren. Diese Faktoren bedingen sich gegenseitig. Die Entwicklung verläuft gegenwärtig auch nicht mehr linear, sondern exponentiell. Wieviel Vorwissen braucht ein künstliches neuronales Netzwerk, um Trends in Datenbergen zu erkennen? Schauber: Je besser ein KI-System im Vorfeld mit Daten versorgt und trainiert wird, desto präziser kann es Trends und Muster erkennen. Ein wichtiges Kriterium ist auch die Qualität der Algorithmen. In verschiedenen Tests wurde beispielsweise ermittelt, dass unser KI-System Watson dank seiner ausgefeilten Algorithmen Warum künstliche Intelligenz auch für kleine und mittlere Unternehmen der Fertigungsindustrie interessant ist und was heute schon möglich ist, haben wir mit Experten bei IBM diskutiert. Bild: phonlamaiphoto/Fotolia Industrieanzeiger 11.18 51

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