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Industrieanzeiger 11.18

Themenheft Industrie 4.0 mit Serie Industrie 4.0 - Stand der Technik

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<strong>11.18</strong><br />

02.05.2018 | 140. Jahrgang www.industrieanzeiger.de<br />

Künstliche Intelligenz Was heute möglich ist Seite 50<br />

Kollaboratives Design In 120 Tagen zum Auto Seite 75<br />

3D-Druck Qualität in der additiven Fertigung Seite 59<br />

Dr. Friedrich Völker<br />

Der IoT-Experte über<br />

cleveres Vermarkten Seite 26<br />

Top-<br />

Thema<br />

Industrie<br />

4.0<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>11.18</strong> 1


eLogistics verbindet.<br />

C-Teile-Management<br />

in der Industrie 4.0<br />

kk-elogistics.de<br />

2 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>11.18</strong>


meinung<br />

We make ideas flow.<br />

Kein Ende der<br />

Arbeit<br />

„Das Ende der Arbeit“, das der US-Ökonom Jeremy Rifkin in seinem<br />

gleichnamigen, 1995 erschienenen Buch prophezeit hat, ereilt<br />

uns nicht. Im Gegenteil: Die Zahl der Beschäftigten in Deutschland<br />

hat einen Rekord erreicht. Knapp 33 Mio. Menschen sind hierzulande<br />

sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Der Mangel an Fachkräften<br />

wird zu einem immer wichtigeren Standortfaktor – und ist<br />

mit ein Beweggrund für Unternehmen, vermehrt im Ausland zu investieren.<br />

Laut einer Erhebung des Deutschen Industrie- und Handelskammertags<br />

(DIHK) unter rund 5200 Unternehmen planen sogar<br />

36 % der international aktiven Betriebe mit höheren Budgets als<br />

noch 2017 (33 %). Dass dadurch allein im Ausland rund 200 000<br />

zusätzliche Arbeitsplätze entstehen, kann<br />

uns angesichts der Kritik am deutschen<br />

Leistungsbilanzüberschuss nur recht sein.<br />

Wer aber denkt, dass dies zu Lasten der heimischen<br />

Standorte geht, irrt. Das Auslandsengagement<br />

führt im Inland zu mehr Aufträgen<br />

und mehr Jobs – rund 80 000 Stellen<br />

sollen 2018 dadurch dazukommen, die Gesamtwirtschaft<br />

erwartet laut Studie sogar<br />

einen Zuwachs von 600 000 Stellen. Die<br />

Investitionen in Deutschland könnten sogar<br />

noch höher ausfallen, würde der Fachkräftemangel<br />

sie nicht blockieren. Wer händeringend<br />

neue Leute sucht, wird auch trotz<br />

zunehmender Digitalisierung und Industrie<br />

4.0 – für manchen Jobkiller Nummer eins –<br />

kaum Arbeitsplätze abbauen. Das Zentrum<br />

für Europäische Wirtschaftsforschung<br />

(ZEW) hat in einer Studie für das BMBF<br />

sogar nachgewiesen, dass der digitale<br />

Wandel mehr Jobs schafft, als er zerstört.<br />

Allerdings sind nach technischen Revolutionen<br />

die Arbeitsplätze oft anders gelagert,<br />

da die Berufswelt sich ändert. Hierauf<br />

und auf die Förderung der Arbeitskräfte<br />

muss das Augenmerk liegen. •<br />

Themen <strong>11.18</strong><br />

06 Technik-Augenblicke<br />

08 Tipps der Redaktion<br />

16 Robotics Award<br />

20 Smart Factory<br />

22 Digitaler Wandel<br />

24 Cybersicherheit<br />

26 Online-Marketing<br />

30 Industrie 4.0<br />

48 Cloud Computing<br />

50 Künstliche Intelligenz<br />

54 Antriebstechnik<br />

56 Vernetzte Produktion<br />

59 Qualitätssicherung<br />

75 Kollaboratives Design<br />

78 Intralogistik<br />

90 Glosse<br />

Infusion und Karosserie?<br />

Sie sehen zwei Erfolgs geschichten.<br />

Jede stammt aus einer anderen<br />

Branche, jede beginnt mit einer ganz<br />

speziellen fluidischen Herausforderung.<br />

Doch etwas Entscheidendes<br />

haben sie gemein: Am Ende<br />

stimmt die gewünschte Menge.<br />

Erfahren Sie mehr über die Surface-<br />

Acoustic-Wave-Technologie, und<br />

lassen Sie sich inspirieren von<br />

unseren Erfolgsgeschichten:<br />

www.buerkert.de/<br />

geschichten-mit-flow<br />

11.–15.06.2018<br />

Halle 11.1 / Stand E62<br />

Dietmar Kieser<br />

Stv. Chefredakteur <strong>Industrieanzeiger</strong><br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>11.18</strong> 3


inhalt <strong>11.18</strong><br />

30 | Serie Industrie 4.0<br />

Jede Folge unserer Serie<br />

Industrie 4.0 liefert wichtige<br />

Impulse und Fakten zur digitalen<br />

Produktion. 18 Seiten<br />

fassen ausgesuchte und aktualisierte<br />

Inhalte der Vorjahresserienteile<br />

zusammen.<br />

50 | Künstliche Intelligenz<br />

Warum KMU den Hype um<br />

selbstlernende Technologie<br />

nicht verschlafen sollten und<br />

was heute schon möglich ist,<br />

haben wir mit Experten bei<br />

IBM diskutiert.<br />

26 | Interview<br />

DHBW-Dozent Dr. Friedrich<br />

Völker ist davon überzeugt,<br />

dass das Internet of Things<br />

die Verkaufsstrategie<br />

technischer Produkte völlig<br />

verändern wird.<br />

4 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>11.18</strong>


News & Management<br />

03 Meinung<br />

Die Digitalisierung frisst zwar keine<br />

Jobs, verändert jedoch Arbeitsplätze<br />

10 Maschinen- und Anlagenbau<br />

Branchenverband VDMA rechnet 2018<br />

mit 5 % Produktionswachstum<br />

16 Robotics Award<br />

Prozesskette mit 33 interagierenden<br />

Roboteranlagen überzeugt Jury<br />

17 Jahresbilanz<br />

Pilz steigerte im Geschäftsjahr 2017<br />

seinen Umsatz um 11 %<br />

20 Smart Factory<br />

Wie Auftragsfertiger Magna Steyr seine<br />

Autofertigung konsequent digitalisiert<br />

22 bvik-Ratgeberrubrik<br />

So werden Marketingentscheider zu<br />

Superhelden des digitalen Wandels<br />

24 Cybersicherheit<br />

Empfehlungen und Prognosen zum<br />

Schutz vor Cyberangriffen<br />

●26 Interview<br />

Ökonom Friedrich Völker zum Online-<br />

Marketing technischer Produkte<br />

29 Digitalisierung<br />

Produktionsprofessoren der WGP<br />

mahnen weitere wichtige Schritte an<br />

Industrie 4.0<br />

30 Einstiegsszenarien<br />

So starten hiesige Mittelständler in die<br />

digitale Produktion<br />

33 IT-Architektur<br />

Cloud oder Inhouse? Mit Industrie 4.0<br />

entsteht eine hybride Datenlandschaft<br />

36 Künstliche Intelligenz<br />

Entwicklungen und Trends bei der Einführung<br />

industrieller KI-Anwendungen<br />

38 Mensch-Maschine-Kollaboration<br />

Für das Tandem Mensch-Roboter gibt<br />

es gelungene Beispiele<br />

41 Additive Fertigung<br />

Additive Manufacturing als Prozess in<br />

der Smart Factory<br />

42 Lean Management<br />

Industrie 4.0 und Lean Management<br />

passen gut zusammen<br />

46 Vorausschauende Wartung<br />

Predictive Maintenance senkt die Wartungskosten<br />

um ein Drittel<br />

Technik & Wissen<br />

48 Cloud Computing<br />

Minicloud-Lösungen speziell für kleine<br />

und mittlere Unternehmen<br />

●50 Interview<br />

Was mit KI aus IBM-Sicht heute und<br />

morgen in der Fertigung möglich ist<br />

54 Antriebstechnik<br />

Algorithmen werten Antriebsdaten für<br />

die vorausschauende Wartung aus<br />

56 Vernetzte Produktion<br />

Standardisierte Schnittstellen als Basis<br />

für umfassende Vernetzung<br />

●75 Kollaboratives Design<br />

In nur vier Monaten entstand der<br />

straßenzugelassene ILO 1 – möglich<br />

dank digitalisierter Entwicklungskette<br />

78 Intralogistik<br />

Portalkrananlagen und Säulenschwenkkrane<br />

entlasten Werker<br />

80 Transportroboter<br />

Lichtgitter als Sicherheitssystem<br />

schützt die Ware<br />

Sonderteil<br />

●59 Qualitätssicherung<br />

Tagungsband zu unserem Forum<br />

„Qualitätssicherung in der additiven<br />

Fertigung“ auf 16 Seiten<br />

Produkte & Service<br />

06 Augenblicke der Technik<br />

08 Tipps der Redaktion<br />

14 Veranstaltungen<br />

19 Menschen<br />

82 Produkte<br />

87 Vorschau<br />

87 Impressum<br />

88 Bücher<br />

89 Wir berichten über<br />

90 Zuletzt<br />

Zum Titelbild<br />

Die Antriebstechnik verschmelzt mit<br />

Robotik und Automation zu neuartigen<br />

Industrie-4.0-Komponenten für smarte<br />

und effiziente Produktionsprozesse.<br />

Bild: vege/Fotolia<br />

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<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>11.18</strong> 5


augenblicke der technik<br />

6 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>11.18</strong>


Möglicherweise ist er Ihnen in der vergangenen<br />

Woche schon über den Kopf geschwirrt.<br />

Die Rede ist vom Bionic Flying Fox. Im<br />

Rahmen der Hannover Messe 2018 stellte<br />

der Esslinger Automatisierer Festo erneut<br />

aktuelle Highlights aus seinem Bionic Learning<br />

Network vor. Im Verbund mit Hochschulen,<br />

Instituten und Entwicklerfirmen<br />

entwirft Festo dort Forschungsträger, deren<br />

technische Grundprinzipien aus der Natur<br />

abgeleitet sind. Der Flughund beherrscht<br />

trotz seiner Spannweite<br />

von 2,28 m enge Flugradien.<br />

Möglich macht<br />

das seine ausgetüftelte<br />

Kinematik nach dem<br />

Scherenprinzip. Die Handschwinge klappt<br />

sich beim Aufschwung ein und breitet sich<br />

zum kraftvollen Abschwung wieder aus.<br />

Damit sich der Flying Fox in einem definierten<br />

Luftraum teilautonom bewegen kann,<br />

kommuniziert er mit einem sogenannten<br />

Motion-Tracking-System, das permanent<br />

seine Position erfasst. Gleichzeitig plant das<br />

System die Flugbahnen und liefert die dazu<br />

nötigen Steuerbefehle. Start und Landung<br />

führt der Mensch aus. Die Flügel des 580 g<br />

leichten Flugobjekts setzen sich aus einem<br />

3D-gestrickten Netztextil zusammen, das<br />

mit Folien stabilisiert wird.<br />

Bild: Festo<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>11.18</strong> 7


tipps der redaktion<br />

Pure Entspannung<br />

Bild: Luuna<br />

Die smarte Schlafmaske Luuna von Entertech hilft beim Einschlafen<br />

durch Musik über die zugehörige App. Es gibt drei Modi:<br />

Schlaf, Konzentration und Power Nap. Die Maske analysiert die<br />

Wirkung der Musik auf den Körper und passt sie an. Das geschieht<br />

mithilfe von integrierten EEG-Sensoren, die Gehirnströme messen.<br />

Zum Waschen können diese entfernt<br />

werden. Durch die „Löcher“ in<br />

der Mitte kann man sehen,<br />

ohne die Maske abzuziehen.<br />

Bye, bye Tacho-<br />

Manipulation<br />

Bild: Carly Connected App<br />

Unterwegs<br />

drucken<br />

Kurz über Bluetooth oder USB unterwegs<br />

etwas drucken? Mit dem Mini-<br />

Drucker Nemonic von Mangoslab geht<br />

das. Tinte oder Toner sind aufgrund<br />

des speziellen Thermopapiers nicht nötig.<br />

Das Papier gibt es in in vier Farben<br />

und mit der maximalen Größe von 104<br />

x 80 mm. Der Drucker ist in fünf Farben<br />

erhältlich und hat eine Gesamtgröße<br />

von 112 x 112 x 90 mm³.<br />

Bild: Mangoslab<br />

@<br />

Eine<br />

Das Münchner Unternehmen Carly<br />

Connected Car bietet einen Adapter<br />

für die OBD2-Schnittstelle in Gebrauchtwagen<br />

an, mit dem man unter<br />

anderem die Richtigkeit des Tacho-<br />

Kilometerstandes überprüfen kann.<br />

Mit dem Adapter liest die passende<br />

App bis zu 30 Steuergeräte aus, von<br />

denen viele den Kilometerstand speichern.<br />

Mit weiteren Funktionen können<br />

zusätzlich Fehler wie Falschmeldungen<br />

des Temperatursensors ausgelesen<br />

und gelöscht werden.<br />

Übersicht sowie weitere Informationen zu<br />

den einzelnen Tipps erhalten Sie hier:<br />

www.industrieanzeiger.de/tipps<br />

Im Falle eines Falles sicher<br />

Bild: E-Vone<br />

Das Ziel von E-Vone war die Entwicklung von Schuhen, die Senioren<br />

unabhängiger machen sowie Arbeiter und Wanderer schützen.<br />

Fällt der Träger hin, wird sofort ein Alarm mit Ortsangabe an ein<br />

Cloud-Netzwerk übermittelt. Eine anschließende Vibration bestätigt<br />

den ausgelösten Alarm, der in 120 Ländern funktioniert.<br />

8 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>11.18</strong>


Connecting Global Competence<br />

Bereit für die nächste<br />

industrielle Revolution?<br />

Was eine Leitmesse für intelligente Automation und Robotik<br />

ausmacht? Sie schafft Orientierung: als internationaler Treffpunkt<br />

aller produzierenden Industriezweige. Sie bewegt den<br />

Markt: als Innovationsplattform, Impulsgeber und Trendlabor.<br />

Sie sichert die Branchenzukunft: als Wegweiser der digitalen<br />

Transformation.<br />

Das macht die automatica zum idealen Umfeld für alle, die ihre<br />

Produktion dank der Schlüsseltechnologien Robotik und<br />

Automation schneller, flexibler und dabei sicher gestalten wollen.<br />

Für zukunftsfähige Produktionskonzepte – von der Komponente<br />

zum System, von der Applikation bis zur Dienstleistung. Impulse<br />

und konkrete IT-Lösungen für die Smart Factory bietet unser<br />

Themenbereich IT2Industry.<br />

Was wir dabei fokussieren? Die Digitale Transformation in der<br />

Fertigung, Mensch-Roboter-Kollaboration, Servicerobotik und<br />

Arbeit 4.0. Hinzu kommen ein anwendungsorientiertes Rahmenprogramm<br />

und direkter Kontakt zu Key Playern auf Entscheider-<br />

Ebene. Oder kurz: alles, was Ihr Unternehmen weiterbringt.<br />

Update your business.<br />

Willkommen auf der automatica 2018:<br />

automatica-munich.com/besucher<br />

The Leading Exhibition for Smart Automation and Robotics<br />

19.–22. Juni 2018 | München<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>11.18</strong> 9


nachrichten<br />

VDMA erwartet<br />

höhere Produktion<br />

Maschinenbau | Der VDMA rechnet für 2018 mit<br />

einer guten Konjunktur. Verbandspräsident Welcker<br />

warnt aber auch vor Herausforderungen<br />

und nimmt die Politik in die Pflicht.<br />

Angesichts dynamischer Auftragseingänge<br />

sowie guter Perspektiven<br />

für die Nachfrage erhöhe<br />

der VDMA seine Prognose<br />

für das Produktionswachstum<br />

im deutschen Maschinenbau<br />

von 3 auf 5 %, sagte Verbandspräsident<br />

Carl Martin Welcker<br />

anlässlich der Hannover Messe.<br />

Der Verband rechnet damit,<br />

dass sich die USA als größter<br />

Einzelmarkt weiter expansiv<br />

entwickeln wird. Allerdings sei<br />

der aktuelle Handelskonflikt ein<br />

nicht zu unterschätzendes Risiko,<br />

dessen Auswirkungen noch<br />

nicht abzuschätzen sind.<br />

Welcker betonte, für eine exportstarke<br />

Industrie wie den<br />

Maschinenbau – mehr als drei<br />

Viertel der Produktion geht ins<br />

Ausland – seien offene Grenzen<br />

unverzichtbar, um weiterhin Arbeitsplätze<br />

und Wohlstand zu sichern.<br />

Er forderte von Politikern<br />

in Brüssel und Berlin, den regelbasierten<br />

freien Handel zu verteidigen.<br />

Durch eine Eskalation<br />

der Konfikte würden die USA,<br />

China und Europa verlieren.<br />

Für China rechnet der<br />

VDMA mit einem Tempoverlust<br />

der Exporte, die Lieferungen in<br />

die EU-Partnerländer werden<br />

nach Ansicht der Verbandsvolkswirte<br />

weiter zulegen. Einzig<br />

für das Geschäft mit Großbritannien<br />

rechnen sie mit<br />

einem stärkeren Rückgang als<br />

2017, als die Exporte um 3 %<br />

sanken. Insbesondere der industrielle<br />

Mittelstand benötige konkrete<br />

Hilfe in der Exportförderung.<br />

Die Hannover Messe zeige<br />

auch deutlich die Bedeutung des<br />

Maschinenbaus für Industrie<br />

4.0. Doch gerade der Bereich<br />

Künstliche Intelligenz könne<br />

nicht durch nationale Alleingänge<br />

geregelt werden. Um im globalen<br />

Wettbewerb bestehen zu<br />

können, brauche es eine mutige<br />

europäische Strategie. Welcker<br />

warnte die Politik, den Erfolg<br />

der Digitalisierung in der Industrie<br />

als selbstverständlich vorauszusetzen.<br />

Der Wandel geschehe<br />

mit enormem Tempo,<br />

und sei gerade für mittelständische<br />

Betriebe eine riesige Herausforderung.<br />

Mehr unter:<br />

http://hier.pro/sh3ne. (mw) •<br />

Der VDMA erwartet im<br />

laufenden Jahr ein Produktionswachstum<br />

von<br />

5 % im deutschen Maschinen-<br />

und Anlagenbau.<br />

Bild: Hermle<br />

Elektroindustrie für 2018 optimistisch<br />

Die deutsche Elektroindustrie freut sich<br />

über gute Geschäfte. Sorge bereiten<br />

Handelsbeschränkungen und Fachkräftemangel.<br />

Bild: industrieblick/Fotolia<br />

ZVEI | Die sehr gute Geschäftsentwicklung<br />

des vergangenen Rekordjahres habe sich<br />

weiter beschleunigt, so dass die Elektroindustrie<br />

optimistisch aufs Jahr 2018 blicke,<br />

erklärte ZVEI-Präsident Michael Ziesemer.<br />

An der konservativen Prognose von 3 %<br />

Produktionswachstum halte der Branchenverband<br />

dennoch fest. Wachsende Handelskonflikte,<br />

insbesondere zwischen den USA<br />

und China – den größten Absatzmärkten<br />

der deutsche Elektroindustrie –, seien ein<br />

unkalkulierbares Risiko für die Weltwirt-<br />

schaft. Das Elektrohandelsvolumen mit beiden<br />

Ländern betrug 2017 95 Mrd. Euro<br />

und damit knapp die Hälfte des Handelsvolumens<br />

mit allen Ländern Europas. 2017<br />

stiegen die nominalen Erlöse, die auch<br />

Dienstleistungen und Software einschließen,<br />

auf einen neuen Höchststand von 192 Mrd.<br />

Euro. Für 2018 rechnet der ZVEI mit einer<br />

Steigerung um 5 Mrd. auf 197 Mrd. Euro.<br />

Die Branche beschäftigt derzeit 872 000<br />

Menschen im Inland. Weitere Infos unter:<br />

http://hier.pro/FhjJ8. •<br />

10 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>11.18</strong>


Partnerschaft soll Mittelständlern Zugang zu IoT ermöglichen<br />

Internet of Things | GFT und die<br />

Software AG gehen eine strategische<br />

Partnerschaft rund um<br />

die IoT-Plattform Cumulocity<br />

ein. Die ursprünglich von Software<br />

entwickelte Plattform<br />

steht mit der Partnerschaft auch<br />

dem Technologiepartner und<br />

Berater für branchenspezifische<br />

IT-Lösungen zur Verfügung.<br />

„Die Partnerschaft ermöglicht<br />

es uns, das spezifische Beratungs-Know-how<br />

von GFT<br />

mit der IoT-Plattform-Expertise<br />

der Software AG zu verbinden“,<br />

so Dr. Wolfram Jost, CTO von<br />

Software. Für ihn haben Mittelständler<br />

derzeit noch zu großen<br />

Respekt vor dem Internet der<br />

Dinge. Die cloudbasierte Plattform<br />

Cumolocity IoT könne<br />

den Einstieg ins vernetzte Zeitalter<br />

jedoch unterstützen, so<br />

Jost weiter. Mit ihr können Unternehmen<br />

Geräte oder Maschinen<br />

untereinander und mit dem<br />

Internet verbinden und zentral<br />

verwalten. •<br />

Wissenschaft<br />

begrüßt offene<br />

Cloud-Plattform<br />

Datenaustausch | Im Aufbau<br />

einer sogenannten European<br />

Open Science Cloud (EOSC)<br />

durch die Europäische Kommission<br />

sieht die Allianz der Wissenschaftsorganisationen<br />

grundsätzlich<br />

potenziell positive Effekte.<br />

Damit können etwa<br />

Erkenntnisprozesse und Innovationen<br />

vorangetrieben, die<br />

Sicherung und Aufbereitung von<br />

Forschungsdaten verbessert sowie<br />

die interdisziplinäre und<br />

globale wissenschaftliche Zusammenarbeit<br />

erleichtert werden,<br />

heißt es. Gleichzeitig<br />

besteht aus Sicht der bedeutendsten<br />

Wissenschaftsorganisationen<br />

in Deutschland zu einigen<br />

Fragen noch Klärungs- und Diskussionsbedarf.<br />

Eine Ausgestaltung der<br />

EOSC müsse wissenschaftsgeleitet<br />

erfolgt. Das heißt, der fach -<br />

liche Nutzen sollte laut der Allianz<br />

im Vordergrund stehen und<br />

Nutzerinnen und Nutzer sollten<br />

angemessen in allen Entscheidungsstrukturen<br />

einer EOSC<br />

vertreten sein. Bestehende nationale<br />

Strukturen, Kompetenzen,<br />

Funktionalitäten und Initiativen<br />

bezogen auf das Forschungsdatenmanagement<br />

müssten zudem<br />

angemessen berücksichtigt und<br />

eine stabile Finanzierung für die<br />

Aufbau- sowie die Betriebsphase<br />

sichergestellt werden. •<br />

Sofort anfordern!<br />

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Gleich kostenlos anfordern per Telefon 0 96 04 / 40 89 88 oder unter conrad.biz/kataloge<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>11.18</strong> 11


nachrichten<br />

Ticker<br />

+++ Leistungselektronik | In<br />

Dresden hat 3-5 Power Electronics<br />

(35PE) eine Produktionsstätte<br />

für die Fertigung von Galliumarsenid-Leistungshalbleitern<br />

eröffnet. In der Anlage veredelt<br />

35PE Wafer im Hochvakuum<br />

zu Leistungshalbleitern, die<br />

in Industrie-4.0-Technologien<br />

eingesetzt werden. +++<br />

Digitaler Wandel schafft<br />

mehr Jobs als er zerstört<br />

❧<br />

+++ Aveva | Der Anbieter von<br />

Engineering- und Industrie-Software<br />

geht eine Fusion mit der<br />

Sparte Industrie-Software von<br />

Schneider Electric ein. Mit dem<br />

neuen Ende-zu-Ende-Angebot<br />

wollen die Partner die digitale<br />

Transformation im gesamten<br />

Lebenszyklus von Anlagen und<br />

Betriebsabläufen in Unternehmen<br />

voranbringen. +++<br />

❧<br />

+++ Werkzeugmaschinen | FFG<br />

übernimmt MHD Maschinenservice<br />

und ergänzt damit sein<br />

Angebot im Bereich der Verzahntechnik.<br />

Das Portfolio des<br />

Eislinger Werkzeugmaschinenherstellers<br />

erweitert sich damit<br />

um geradverzahnte Kegelräder<br />

und Wälzstoßmaschinen. +++<br />

❧<br />

+++ Jahresbilanz | Schaltbau<br />

schließt das Geschäftsjahr 2017<br />

mit einem Ergebnis vor Zinsen<br />

und Steuern von 2,4 Mio. Euro<br />

ab. Der Auftragseingang stieg<br />

um 7,8 % im Vergleich zum<br />

Vorjahr. Der Münchner Konzern<br />

ist Anbieter von Komponenten<br />

und Systemen für die<br />

Verkehrstechnik und Investitionsgüterbranche.<br />

+++<br />

Der Einsatz von Industrierobotern<br />

hat viele<br />

Betriebe wettbewerbs -<br />

fähiger gemacht. Bild:<br />

Herrndorff/Fotolia<br />

ZEW-Studie | Roboter und Digitalisierung schaffen mehr<br />

Jobs, als sie vernichten, besagt eine Studie von ZEW-Forschern.<br />

Der Weltroboterverband IRF fühlt sich bestätigt.<br />

Mit 309 Robotern pro 10 000<br />

Arbeitnehmern belegt die deutsche<br />

Fertigungsindustrie Rang<br />

drei. Gleichzeitig waren 2017<br />

rund 44 Mio. Personen hierzulande<br />

erwerbstätig – so viele wie<br />

noch nie seit der Wiedervereinigung.<br />

Laut dem jüngsten Positionspapier<br />

des Weltroboterverbands<br />

IRF hat die rasante Ausrüstung<br />

mit Industrierobotern<br />

in den Betrieben zu einer positiven<br />

Jobbilanz geführt.<br />

Neben Aufgaben, die heute<br />

von Maschinen erledigt werden,<br />

sind neue Tätigkeiten für die<br />

Mitarbeiter entstanden, so die<br />

jüngste Studie des Zentrums für<br />

Europäische Wirtschaftsforschung<br />

(ZEW) im Auftrag des<br />

Bundesforschungsministeriums.<br />

Für IFR-Präsident Junji Tsuda<br />

bestätigen die Ergebnisse der<br />

ZEW-Studie für den Arbeitsmarkt,<br />

„was wir in den führenden<br />

Industrienationen weltweit<br />

bei der Automation mit Industrierobotern<br />

beobachten“. Die<br />

Modernisierung der Produktion<br />

führe dazu, dass insbesondere<br />

gefährliche, gesundheitsschädliche<br />

und monotone Arbeiten von<br />

Maschinen übernommen würden.<br />

Zwar wurden laut ZEW<br />

innerhalb von fünf Jahren 5 %<br />

der Beschäftigten ersetzt – diese<br />

würden jedoch in der Gesamt -<br />

bilanz durch neue Beschäftigung<br />

ausgeglichen, heißt es.<br />

In Deutschland führte der<br />

verstärkte Maschineneinsatz dazu,<br />

dass die Zahl der Arbeitsplätze<br />

insgesamt um 1 % gewachsen<br />

ist. Auf Basis der Angaben<br />

der befragten Betriebe<br />

schätzt das ZEW, dass die weitere<br />

Automation und Digitalisierung<br />

in den Unternehmen bis<br />

2021 Prozesse auslösen wird,<br />

die zu einer Erhöhung der Beschäftigung<br />

um 1,8 % führen<br />

werden. •<br />

12 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>11.18</strong>


Deutscher Innovationspreis für Guss-Bremsscheibe<br />

Buderus Guss | Für die Bremsscheibe<br />

„iDisc“ ist die Bosch-<br />

Tochter Buderus Guss mit dem<br />

Deutschen Innovationspreis<br />

ausgezeichnet worden. Der Preis<br />

wurde zum neunten Mal unter<br />

der Schirmherrschaft des BMWi<br />

in drei Kategorien vergeben von<br />

Accenture, Daimler, EnBW und<br />

„Wirtschaftwoche“.<br />

Die iDisc ist eine Bremsscheibe<br />

aus Gusseisen mit Lamellengrafit<br />

(Grauguss), bei der eine<br />

spezielle Hartmetallbeschich-<br />

tung den Verschleiß von Scheibe<br />

und Belag senkt. Derzeit verursachen<br />

Reifen und Bremsen<br />

rund ein Drittel des Feinstaubs<br />

in den Citys – diesen Anteil<br />

kann die iDisc drastisch reduzieren,<br />

teilt Buderus Guss mit.<br />

„Angesiedelt zwischen herkömmlicher<br />

Graugussscheibe<br />

und Keramikscheibe ist die<br />

iDisc einmalig“, sagt Projekt -<br />

leiter Thomas Pfeiffer. Sie roste<br />

nicht, erzeuge kaum Bremsstaub<br />

und bilde keine Riefen. •<br />

Freudenberg<br />

steigert Umsatz<br />

Geschäftszahlen | Der Technologiekonzern<br />

Freudenberg hat<br />

seinen Umsatz im Jahr 2017 um<br />

18,3 % auf über 9,3 Mrd. Euro<br />

gesteigert. Rund ein Drittel des<br />

Umsatzes wurde dabei mit Produkten<br />

erreicht, die jünger als<br />

vier Jahre sind.<br />

„2017 war sowohl operativ<br />

als auch strategisch ein erfolgreiches<br />

Jahr für Freudenberg“,<br />

sagt Dr. Mohsen Sohi, CEO der<br />

Freudenberg Gruppe. CFO Dr.<br />

Ralf Krieger betont die Investitionen<br />

von 670 Mio. Euro, von<br />

denen 170 Mio. in Akquisitionen<br />

und der Rest in Produktionsanlagen,<br />

Sachanlagen, Gebäuden<br />

und immateriellen Vermögenswerten<br />

floß.<br />

Die Eigenkapitalquote des<br />

Weinheimer Unternehmens erhöhte<br />

sich von 45 auf 47,4 %,<br />

womit es wie im Vorjahr mit<br />

„A3“ durch die Ratingagentur<br />

Moody´s Deutschland bewertet<br />

wird. Um seine Innovationskraft<br />

zu stärken, entwickelt Freudenberg<br />

seine bestehenden Technologieplattformen<br />

weiter und hat<br />

im letzten Jahr Plattformen in<br />

den Bereichen Digitalisierung<br />

und Hygiene hinzugefügt.<br />

Ende 2017 beschäftigte das<br />

Unternehmen rund 48 000 Mitarbeiter.<br />

2018 rechnet es mit einem<br />

Wachstum von 1 bis 3 %<br />

auf den relevanten Märkten. •<br />

Wenn zwischen Ihnen und uns mehr entsteht:<br />

Das ist der MAPAL Effekt.<br />

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<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>11.18</strong> 13


nachrichten<br />

Veranstaltungen<br />

Silikon – ein Werkstoff fast ohne Grenzen,<br />

06. Juni, Mannheim<br />

Isgatec Akademie, Mannheim<br />

www.isgatec.com<br />

Digitales Arbeiten<br />

überwiegt erstmals<br />

Verfahrenstechnische Anlagenplanung in<br />

der Praxis, 07. - 08. Juni, Altdorf<br />

TAW e. V., Wuppertal<br />

www.taw.de<br />

❧<br />

❧<br />

Cebit 2018, 11. - 15. Juni, Hannover<br />

Deutsche Messe, Hannover<br />

www.cebit.de<br />

❧<br />

20. Jahresfachkonferenz DuD 2018 Datenschutz<br />

und Datensicherheit,<br />

11. - 13. Juni, Köln<br />

Computas Gisela Geuhs, Berlin<br />

www.computas.de<br />

❧<br />

Achema – Fachmesse der Prozessindustrie,<br />

11. - 15. Juni, Frankfurt/M.<br />

Dechema, Frankfurt/M.<br />

www.achema.de<br />

Wärmebildkameras, Infrarotthermometer<br />

und deren richtige Anwendung,<br />

13. Juni, Berlin<br />

Optris, Berlin<br />

www.optris.de<br />

Instandhaltung 4.0 im smarten Dialog,<br />

13. - 14. Juni, München<br />

GiS, Erlangen<br />

www.maximo-anwenderkonferenz.de<br />

❧<br />

❧<br />

❧<br />

Technologische Trends<br />

verändern den digitalen<br />

Arbeitsplatz maßgeblich.<br />

Bild: alphaspirit/Fotolia<br />

!<br />

Studie | Deutschsprachige Unternehmen setzen erstmals<br />

mehr digitale Technologien ein als analoge Lösungen. Die<br />

Arbeitseffizienz soll um fast ein Drittel gestiegen sein.<br />

In und zwischen deutschen Unternehmen<br />

erfolgt die Zusammenarbeit<br />

zunehmend in digitaler<br />

Form. Da mehr und mehr<br />

Mitarbeiter Social-Collaboration(SC)-Tools<br />

nutzen, stieg der<br />

Reifegrad der Unternehmen auf<br />

einer Skala von 1 bis 7 gegenüber<br />

Vorjahr von 3,28 auf 3,96.<br />

Damit kommen erstmals mehr<br />

aktuelle digitale Technologien<br />

zum Einsatz, als analoge Lösungsansätze<br />

– etwa das Befragen<br />

persönlicher Kontakte oder<br />

etablierte Technologien wie zum<br />

Beispiel das Versenden von<br />

E-Mails. Laut der 3. Deutschen<br />

Social Collaboration-Studie<br />

2018 des Beratungshauses Campana<br />

& Schott und dem Fach -<br />

bereich Wirtschaftsinformatik<br />

der TU Darmstadt werden am<br />

häufigsten digitale Tools für die<br />

Suche nach Informationen und<br />

Neuigkeiten verwendet, gefolgt<br />

von Anträgen und Formularen.<br />

Wer öfters SC-Tools einsetzt, arbeite<br />

um bis zu 30 % effizienter.<br />

Allerdings sind nur knapp 10 %<br />

der Befragten vollständig zufrieden<br />

mit der technischen Ausstattung<br />

ihres Arbeitsplatzes. Es<br />

fehlt vor allem an intuitiv bedienbaren<br />

Anwendungen. •<br />

SC-Tools dienen inzwischen vor allem<br />

zur Förderung von Innovationen.<br />

Quelle: Campana & Schott<br />

14 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>11.18</strong>


Bosch baut Smart Factory in Mexiko<br />

Elektronikmodule | Die Bedeutung des Partnerlands Mexiko<br />

der Hannover Messe zeigt eine Entscheidung von Bosch:<br />

In Celaya entsteht eine Smart Factory für 100 Mio. Euro.<br />

Das Schwellenland hat sich<br />

zur Industrienation entwickelt,<br />

angetrieben vor allem von der<br />

Mobilitätsbranche. Allein 2017<br />

wurden knapp 3,8 Millionen<br />

Fahrzeuge gefertigt, teilt Bosch<br />

mit. Mexiko setze verstärkt auf<br />

Industrie 4.0 und Bosch trage<br />

dazu bei. Zum Einsatz kommt<br />

beispielsweise ein MES, das<br />

Daten sammelt und in Echtzeit<br />

über die Produktion informiert,<br />

um Maschinen vorausschauend<br />

zu warten und die Produkte -<br />

qualität zu verbessern.<br />

„Bis Mitte 2019 soll die<br />

Fertigung in nahezu allen<br />

Bosch-Werken in Mexiko mit<br />

unserem intelligenten Steuerungssystem<br />

ausgestattet sein“,<br />

kündigt René Schlegel an,<br />

Vorsitzender der Bosch-Gruppe<br />

in Mexiko. Insgesamt betreibt<br />

Bosch aktuell zwölf Fertigungs-<br />

Bis 2019 soll das smarte Werk<br />

für Elektronikkomponenten in<br />

der zentralmexikanischen Stadt<br />

hochgezogen sein. „Bosch setzt<br />

auf Mexiko“, sagte Dr. Stefan<br />

Hartung, Geschäftsführungsmitglied<br />

der Bosch-Gruppe, im<br />

Vorfeld der Industriemesse.<br />

„Das Land ist und bleibt ein<br />

wichtiger Markt sowie ein<br />

Knotenpunkt für unseren globalen<br />

Fertigungs- und Entwicklungsverbund.“<br />

Ziel sei es, am neuen Standort<br />

in den kommenden Jahren<br />

mehr als 1200 zusätzliche<br />

Arbeitsplätze zu schaffen. Insgesamt<br />

ist die Bosch-Gruppe heute<br />

mit rund 16 000 Mitarbeitern<br />

und allen vier Unternehmens -<br />

bereichen in Mexiko vertreten<br />

und erzielte 2016 einen Jahres -<br />

umsatz von 1,1 Mrd. Euro am<br />

mexikanischen Markt.<br />

standorte im Land und setzt bereits<br />

heute smarte Technologien<br />

ein, etwa in Toluca und Juárez.<br />

In Celaya sollen Steuergeräte<br />

als Schlüsselkomponenten für<br />

vernetzte Mobilität produziert<br />

werden. „Wir reagieren mit dem<br />

neuen Standort auf die Nach -<br />

frage nach Elektronikkomponenten<br />

im amerikanischen<br />

Markt“, sagte Schlegel. •<br />

Bosch ist in Mexiko an<br />

zehn Standorten mit<br />

16 000 Mitarbeitern<br />

vertreten. Bild: Bosch<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>11.18</strong> 15


Heinz Berger gewinnt<br />

Robotics Award<br />

Die stolzen Vertreter von Heinz Berger zwischen Dr. Jochen Köckler,<br />

Chef der Deutschen Messe (li.) und Niedersachsens Wirtschaftsminister<br />

Bernd Althusmann (2.v.r.). Bild: <strong>Industrieanzeiger</strong><br />

Robotik | Mit einer Prozesskette aus Roboterzellen fürs Polieren von<br />

Töpfen und Pfannen überzeugte Heinz Berger die Jury.<br />

Die Freude bei der Heinz Berger Maschinenfabrik<br />

war groß. Der Spezialist für<br />

Schleif- und Poliertechnik ist der Sieger des<br />

Robotics Award 2018. Die Wuppertaler<br />

überzeugten die Jury mit einer Prozesskette<br />

aus Roboterzellen, die als Poliersystem für<br />

Töpfe und Pfannen eingesetzt wird. Insgesamt<br />

33 vollständig interagierende und miteinander<br />

vernetzte Roboteranlagen führen<br />

vollautomatisierte Werkstück- und Werkzeugwechsel<br />

durch. Eine intelligente Interaktion<br />

der Zellen und Aufteilung der einzelnen<br />

Produktionsschritte ermöglicht eine<br />

hoch flexible und effiziente Produktion kleiner<br />

Losgrößen. Durch eine integrierte Industrie-4.0-Schnittstelle<br />

mit IP-basierten<br />

Protokollen lässt sich die Anlage weltweit<br />

steuern und überwachen. Sie wird in Wuppertal<br />

bereits in der Produktion betrieben.<br />

Die Jury begründete ihre Entscheidung unter<br />

anderem damit, dass es sich um eine<br />

ganzheitliche Lösung für den Mittelstand<br />

handle, die einen Bereich betrifft, der vorher<br />

nicht automatisiert war.<br />

Den zweiten Platz sicherte sich das<br />

Fraunhofer-Institut IFAM mit einem mobilen<br />

System zum Fräsen von Großbauteilen.<br />

Standard-Industrieroboter lassen sich damit<br />

zu mobilen CNC-Fräsrobotern aufrüsten.<br />

Auf den dritten Platz kam der Automatisierer<br />

drag&bot. Die Stuttgarter waren mit<br />

einer Plattform angetreten, die es ermög-<br />

licht, Industrieroboter unterschiedlichster<br />

Hersteller intuitiv zu programmieren, zu bedienen<br />

und flexibel einzusetzen.<br />

Der mit 10 000 Euro dotierte Robotics<br />

Award wurde bereits zum achten Mal verliehen.<br />

Der Preis zeichnet innovative robotergestützte<br />

Lösungen im Bereich industrielle<br />

Automatisierung oder mobile Roboter<br />

und autonome Systeme aus. Die Jury legt<br />

besonderen Wert darauf, dass die Automatisierungs-Lösungen<br />

technologisch und ökonomisch<br />

fortschrittlich sind und einen Beitrag<br />

in industrieller oder gesellschaftlicher<br />

Hinsicht leisten. Der Robotics Award wurde<br />

vor acht Jahren von der Hannover Messe<br />

und der Fachzeitschrift <strong>Industrieanzeiger</strong> ins<br />

Leben gerufen. Mehr über die Siegerlösung<br />

und weitere Einreichungen lesen Sie in wenigen<br />

Wochen in unserer Ausgabe 15/2018<br />

und unter www.industrieanzeiger.de. •<br />

Cybersicherheit in Branche angekommen<br />

Elektroindustrie | Um die Aufmerksamkeit<br />

für Cybersicherheit in der Elektroindustrie<br />

zu erhöhen, hat der ZVEI mit dem Bundesamt<br />

für Sicherheit in der Informationstechnik<br />

ein Sicherheitslagebild für die deutsche<br />

Elektroindustrie erstellt. Damit erweitert<br />

der Verband sein 2016 veröffentlichtes<br />

Pilotprojekt „Sicherheitslagebild im Fachverband<br />

Automation“, bei dem die Mitgliedsunternehmen<br />

zu ihrem Status quo in<br />

der Cybersicherheit befragt wurden, auf die<br />

gesamte Branche. 88 % der nun Befragten<br />

gaben an, dass Cybersicherheit ein Top -<br />

thema der Geschäftsführung sei. Das bestätigen<br />

auch die steigenden Budgets, die in<br />

Technik, Prozesse und Know-how investiert<br />

werden. 60 % der Unternehmen waren in<br />

den vergangenen zwei Jahren von Trojanern<br />

oder Ransomware betroffen. Bemerkenswert<br />

ist aus Sicht des ZVEI, dass sowohl im<br />

Büro- als auch im Produktionsumfeld Software-Schwachstellen<br />

eine Hauptursache für<br />

Vorfälle sind. Damit gewinnt die Bewertung<br />

und Prüfung von eingekaufter Soft- und<br />

Hardware an Bedeutung. Das Sicherheits -<br />

lagebild zeigt, dass Know-how-Aufbau und<br />

die Vertrauenswürdigkeit von eigenen und<br />

Drittprodukten entscheidende Faktoren<br />

sind, um Cyberangriffen zu begegnen. •<br />

Speicher für<br />

stabiles Netz<br />

Batteriespeicher | Das<br />

Unternehmen Kraftwerksbatterie<br />

Heilbronn, ein<br />

Joint Venture von Bosch<br />

und EnBW, hat in Heilbronn<br />

einen Stromspeicher<br />

für Primärregelenergie<br />

in Betrieb genommen.<br />

768 Lithium-Ionen-Batteriemodule<br />

mit einer maximalen<br />

Leistungsabgabe<br />

von rund 5 MW und einer<br />

Speicherkapazität von<br />

5 MWh sind damit in die<br />

Leittechnik des dortigen<br />

EnBW-Großkraftwerks<br />

eingebunden. •<br />

Das ZVEI-Sicherheitslagebild thematisiert Cybersicherheit<br />

in der Elektroindustrie. Bild: chombosan/Fotolia<br />

16 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>11.18</strong>


nachrichten<br />

Umsatz um 11 %<br />

gesteigert<br />

Jahresbilanz I Pilz erwirtschaftete 2017 11 % mehr Umsatz<br />

als 2016. Die Steuerungstechnik bleibt der wichtigste Umsatzträger,<br />

aber auch Dienstleistungen bewähren sich.<br />

338 Mio. Euro Umsatz erzielte<br />

Pilz im Geschäftsjahr 2017.<br />

„Mit einem Umsatzplus von<br />

10,6 % gegenüber 2016 haben<br />

wir unsere wirtschaftlichen Ziele<br />

übertroffen“, erklärte Susanne<br />

Kunschert, Geschäftsführende<br />

Gesellschafterin des Lösungsanbieters<br />

von Automations- und<br />

Sicherheitstechnik. Mit rund<br />

70 %bleibt die Steuerungstechnik<br />

beim Anbieter aus Ostfildern<br />

der wichtigste Umsatzträger,<br />

aber auch der Bereich der<br />

Dienstleistungen habe sich mit<br />

etwa 13 % als ein festes Standbein<br />

etabliert.<br />

Der gestiegene Exportanteil<br />

von 71,9 % – und damit einem<br />

Plus von 0,7 Prozentpunkten gegenüber<br />

2016 – unterstreicht die<br />

internationale Ausrichtung des<br />

Anbieters. „Knapp 20 % unseres<br />

Umsatzes erzielen wir in<br />

Asien und Australien, rund<br />

10 % auf dem amerikanischen<br />

Kontinent und über 70 % in<br />

Europa“, sagte Kunschert.<br />

Auch für 2018 rechnet Pilz<br />

mit einem Umsatzplus zwischen<br />

6 und 7 %. „In das Geschäftsjahr<br />

2018 sind wir gut gestartet.<br />

Mit Blick auf den aktuellen Auftragseingang<br />

liegen wir im<br />

Plan“, gab Kunschert einen Ausblick.<br />

(nu) •<br />

Die Geschäftsführenden<br />

Gesellschafter Susanne<br />

Kunschert und Thomas<br />

Pilz rechnen nach einem<br />

positiven 2017 mit<br />

weiterem Umsatzwachstum.<br />

Bild: Pilz<br />

Balluff mit Rekordwachstum<br />

Automation | Der zunehmende Automatisierungdruck in<br />

vielen Branchen hat dem Senorhersteller Balluff ein Rekordwachstum<br />

von rund 21 % auf 459 Mio. Euro beschert.<br />

Dem für 2019 formulierten Umsatzziel<br />

von 500 Mio. Euro ist<br />

die Balluff-Gruppe aus Neuhausen<br />

auf den Fildern im vorigen<br />

Geschäftsjahr sehr nahe gekommen.<br />

2017 setzte der Automa -<br />

tisierungstechnikspezialist laut<br />

eigenen Angaben 459 Mio. Euro<br />

(+21,4 %) um, ein Jahr zuvor<br />

waren es noch 378 Mio. Euro.<br />

Für das Rekordwachstum habe<br />

die hohe Nachfrage nach Automatisierungslösungen<br />

gesorgt.<br />

Sensor-, Identifikations- und<br />

Netzwerktechnologien sowie<br />

Software bilden dabei das Portfolio.<br />

Das rundum positive Bild,<br />

wie Geschäftsführerin Katrin<br />

Stegmaier-Hermle sagte, setzte<br />

sich fort. Das Wachstum sei mit<br />

rund 9 % im ersten Quartal dieses<br />

Jahres „nach wie vor stark“.<br />

Die aktuelle Auftragslage stimme<br />

Balluff für das Gesamtjahr<br />

2018 optimistisch. Auch das<br />

finanzielle Fundament ist stabil.<br />

Die belegen die Eigenkapitalquote<br />

von 76 % sowie ein Banken-Rating<br />

von AAA+. Zudem<br />

investieren die Schwaben 13,3<br />

% ihrer Erlöse in Forschung<br />

und Entwicklung. Zudem gewinne<br />

das Unternehmen laut<br />

Stegmaier-Hermle auch noch<br />

Marktanteile. Die Umsatzrendite<br />

beträgt 10,5 %. Weltweit<br />

beschäftigt die Gruppe 3600<br />

Mitarbeiter. •<br />

Die Geschäftsführer Florian Hermle, Katrin Stegmaier-<br />

Hermle und Michael Unger (v. li.) sind mit der Entwicklung<br />

der Balluff-Gruppe im Jahr 2017 sehr zufrieden.<br />

Bild: Balluff<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>11.18</strong> 17


nachrichten<br />

Sieger des Hermes Awards steht fest<br />

Bundesministerin für Bildung und Forschung,<br />

Anja Karliczek (links), Endress+Hauser (Mitte)<br />

und Jury-Vorsitzender Wolfgang Wahlster bei<br />

der Preisverleihung. Bild: Deutsche Messe<br />

Innovation | Endress+Hauser Messtechnik<br />

gewinnt den diesjährigen<br />

Hermes Award. Der international bekannte<br />

Industriepreis wurde im Rahmen<br />

der Eröffnungsfeier der Hannover<br />

Messe verliehen. Das Familienunternehmen<br />

aus Weil am Rhein erhält<br />

die Auszeichnung für ein hygienisches<br />

Kompaktthermometer mit einem<br />

selbstkalibrierenden Sensor für sicherheits-<br />

und qualitätsrelevante Messungen<br />

von Prozesstemperaturen. Diese<br />

sind etwa in der Lebensmittel- oder<br />

Pharmaindustrie erforderlich.<br />

Jury-Vorsitzender Prof. Dr. Dr. h. c.<br />

mult. Wolfgang Wahlster erläutert die<br />

Entscheidung wie folgt: „Smarte Sensorik<br />

ist ein wichtiger Treiber der<br />

nächsten Stufe von Industrie 4.0. Gerade<br />

weil in einer Smart Factory die<br />

Dichte der Sensorik extrem ansteigt,<br />

wird die auditsichere Selbstkalibrierung<br />

der Sensoren ohne Anlagenstillstand<br />

zum wirtschaftlichen Erfolgsfaktor.“<br />

Genau hier setze das Produkt<br />

von Endress+Hauser an.<br />

Neben dem Gewinner waren Alpha<br />

Laser, GBS German Bionic Systems,<br />

TH Ingolstadt/Continental und<br />

Upskill nominiert. •<br />

Henkel wird weltweiter<br />

Vertriebspartner<br />

für HP Multi Jet<br />

Fusion 3D-Drucker.<br />

Bild: Henkel<br />

Ausbau der Partnerschaft<br />

für 3D-Druck-Lösungen<br />

Vertriebspartner | Henkel weitet die Partnerschaft<br />

mit Hewlett Packard (HP) für 3D-Druck-Lösungen<br />

weiter aus. Das Unternehmen ist bereits in der offenen<br />

Materialplattform von HP aktiv, um die Entwicklung,<br />

das Testen und die Qualifizierung der Materialien<br />

für HP´s pulverbasierte Jet Fusion Technologie<br />

voranzutreiben. Als Vertriebspartner nutzt Henkel<br />

nun die Kombination aus Material expertise und<br />

Kundennähe für die weltweite Vorstellung der HP<br />

Multi Jet Fusion Technologie in Design- und Produktionsabteilungen.<br />

Laut dem Unternehmen wird die<br />

neue Technologie von HP eine wichtige Rolle in der<br />

industriellen Transformation hin zur Additiven<br />

Fertigung spielen. Mit der Partnerschaft wollen beide<br />

Unternehmen den industriellen Einsatz von<br />

3D-Druck-Lösungen beschleunigen.<br />

•<br />

Wilo: Bestes Ergebnis<br />

der Firmengeschichte<br />

Pumpsysteme | Die Wilo SE blickt auf ihr<br />

erfolgreichstes Geschäftsjahr zurück. Die Umsatzerlöse<br />

legten zum achten Mal in Folge zu und<br />

verzeichneten mit rund 1,4 Mrd. Euro ein Wachstum<br />

von 7,4 %, währungsbereinigt sogar von<br />

8,5 %. Einen weiteren Rekord erzielte die Gruppe<br />

beim Konzernergebnis, das um 13,0 % auf<br />

85,9 Mio Euro stieg. Die Investitionen erhöhte<br />

Wilo um rund 14 % auf knapp 125 Mio. Euro und<br />

will die Digitali sierung weiter voran treiben.<br />

„Neben Investitionen in Forschung und Entwicklung<br />

sowie in den Stammsitz mit Smart Factory<br />

und Future Office haben wir auch massiv in die<br />

digitale Transformation auf Produktebene und in<br />

Vertriebsprozesse investiert“, sagt CEO Oliver<br />

Hermes. Letztes Jahr präsentierte Wilo die erste<br />

„Smart-Pumpe“ mit einer Kombination aus Sensorik,<br />

Regelungstechnik, bi-direktionaler Konnektivität<br />

und möglichen Software-Updates. •<br />

Ziel: Standard des Internets<br />

Kooperation | SAP kooperiert<br />

nun mit eClass e.V., der Normierungsorganisation<br />

zur Klassifizierung<br />

und eindeutigen<br />

Beschreibung von Produkten<br />

und Dienstleistungen. eClass<br />

wird in das SAP Asset Intelligence<br />

Network (SAP AIN)<br />

eingebunden , wo Hersteller und<br />

Nutzer Informationen über<br />

SAP sieht Normung als wichtige Voraussetzung<br />

für Digitalisierung in der Industrie.<br />

Bild: wladimir1804/Fotolia<br />

technische Komponenten austauschen<br />

können. SAP liefert<br />

erstmals ein Produkt mit eClass-<br />

Inhalten aus. Im Servicefall oder<br />

der Beschaffung erleichtert die standardisierte Beschreibung einer<br />

Produktklasse die Vergleichbarkeit, so dass sich gegebenenfalls auch<br />

über einen anderen Hersteller Teile austauschen lassen . SAP gibt an,<br />

durch die Integration der einheitlichen und standardisierten<br />

Beschreibung von Assets in das SAP AIN mit eClass konsequent den<br />

Weg zu einer globalen Registry industrieller Assets zu gehen. Durch<br />

die enge Anbindung an eClass könne man nun Produktstammdaten<br />

über alle Länder-, Sprach- und Branchengrenzen hinweg digital<br />

austauschen.<br />

•<br />

18 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>11.18</strong>


menschen<br />

Turkish<br />

Machinery mit<br />

neuer Spitze<br />

Müller geht in Ruhestand<br />

27 Jahre war Alfred Müller (Bild) „Verkaufsleiter Inland“<br />

bei der EBM-Papst Mulfingen GmbH & Co. KG<br />

und baute ab 2006 als Geschäftsführer den Standort<br />

EBM-Papst Österreich auf. Nun verabschiedete er sich<br />

in den Ruhestand. Bereits im April 2017 hatte Müller<br />

sein Amt an Nachfolger David Kehler übergeben. Seither<br />

stand er als Berater der Geschäftsführung zur Seite.<br />

Die Mitglieder von Turkish Machinery, mit Hauptsitz<br />

in Ankara, haben turnusgemäß die Führungsmannschaft<br />

der Maschinenexportunion und somit<br />

das Präsidium und den Vorstand neu gewählt: Das<br />

Amt des Präsidenten übernimmt künftig Kutlu<br />

Karavelioglu (Bild), der bereits lange Jahre im Vorstand<br />

der türkischen Exportunion vertreten war.<br />

Sevda Kayhan Yilmaz bleibt weiterhin im Vorstand<br />

der Initiative vertreten. Sie wird in dieser Funktion<br />

wieder federführend für Deutschland zuständig sein.<br />

InterSystems IRIS Data Platform<br />

Für die, die unsere Zukunft gestalten<br />

WAS ZÄHLT:<br />

EINE PLATTFORM,<br />

DIE ALLESL<br />

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Industrie 4.0 und eine verzahnte<br />

→<br />

Produktion benötigen intelligente<br />

und vernetzte IT-Systeme. Die neue<br />

InterSystems IRIS Data Platform<br />

verbindet Daten, Anwendungen,<br />

Prozesse und Menschen über Systemgrenzen<br />

hinweg. Damit die digitale<br />

Transformation die Produktion<br />

zukunftssicher macht.<br />

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www.InterSystems-IRIS.de<br />

Vom 11. bis 15.6. auf der CEBIT<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>11.18</strong> 19


news & management<br />

Digitale Vernetzung steigert Effizienz und Flexibilität der Prozesskette<br />

Wissen und Daten<br />

sind stets verfügbar<br />

Smart Factory | Als Auftragsfertiger für Automobilhersteller<br />

ist Magna Steyr von Trends wie der Elektrifizierung<br />

des Antriebs, Vernetzung und Variantenvielfalt<br />

betroffen. Die Antwort lautet „Smart Factory“.<br />

Selbstlernende Roboter, fahrerlose Transportsysteme,<br />

Drohnen, Elektrotrucks, Echtzeitsteuerung und Big Data.<br />

Was sich anhört wie Zutaten eines Science-Fiction-<br />

Films, ist bei Magna Steyr in Graz schon Realität. Der<br />

Auftragsfertiger für Automobilmodelle vernetzt seine<br />

Anlagen, Mitarbeiter und Produkte sukzessive miteinander<br />

per Echtzeit-Kommunikation. Auf diese Weise<br />

sollen Wissen und Daten an jedem Punkt der Entwicklung<br />

und Fertigung sofort digital zur Verfügung stehen<br />

und so die Effizienz und Flexibilität entlang der gesamten<br />

Prozesskette steigen.<br />

Diese unter dem Namen „Smart Factory“ subsummierten<br />

Anwendungen sind teilweise schon in den Produktionsablauf<br />

integriert. Wie etwa die sogenannte „Digital<br />

Factory“, die den kompletten Produktlebenszyklus<br />

von der Entwicklung über die Fabrikplanung bis hin zur<br />

eigentlichen Produktion in digitalen Modellen darstellt.<br />

Dieser digitale Zwilling von Produkt und Fertigungsanlage<br />

ermöglicht mit seiner durchgängigen Datenbasis eine<br />

ganzheitliche Steuerung der Produktion, eine rasche<br />

Intervention entlang der ganzen Prozesskette und dadurch<br />

eine steilere Hochlaufkurve als bisher. Von der digitalen<br />

Fabrik profitiert auch Big Data, die Analyse von<br />

großen Datenmengen nach relevanten Informanten.<br />

Magna Steyr arbeitet mit Partnern intensiv an Algorithmen,<br />

die per künstliche Intelligenz (KI) wichtige Informationen<br />

aus dem Datenpool filtern. Beispielsweise hat<br />

man sämtliche Materialbewegungen aller Projekte über<br />

mehrere Jahre analysiert, um daraus Optimierungspo-<br />

20 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>11.18</strong>


Die Werker arbeiten künftig immer enger<br />

mit digital gesteuerter Technik zusammen.<br />

Auch kollaborierende Roboter gehören<br />

dazu. Bilder: Magna Steyr<br />

tenziale abzuleiten. Aus den Datenbanken bedient sich<br />

auch die additive Fertigung. In dieser Technik erstellt<br />

das Unternehmen Vorrichtungen wie Spannkeile und<br />

Positionierhilfen.<br />

Als Bausteine der „Smart Factory“ hat der Hersteller<br />

einige Techniken eingeführt: So sind in der Endmontage<br />

seit 2017 kollaborierende Roboter im Einsatz, die nicht<br />

mehr aufwendig programmiert werden müssen, sondern<br />

von den Mitarbeitern einfach für spezielle Prozesse angelernt<br />

werden. Dann verdingen sich die Roboter als<br />

„dritte Hand“ für ergonomisch schwierige Tätigkeiten,<br />

während die Mitarbeiter körperlich einfachere, aber anspruchsvollere<br />

Aufgaben erledigen. Und das ganze ohne<br />

die bisherigen Schutzzäune: die Roboter reagieren sensorgesteuert<br />

auf kleinste Kollisionen und schalten im<br />

Bedarfsfall sofort ab.<br />

Schwarmintelligenz ermöglicht mehr Flexibilität<br />

Weitere Aufgaben übernehmen fahrerlose Transportsysteme.<br />

Sie liefern ohne Spurführung und fixe Routenbindung<br />

den nötigen Nachschub an Teilen, sind für den gemischten<br />

Verkehr geeignet und kommunizieren Routeninformationen<br />

in Echtzeit. Mit dieser Abkehr vom starren<br />

Perlenketten-Prinzip und Hinwendung zu einer<br />

Schwarmintelligenz erreicht das Unternehmen mehr<br />

Flexibilität in Bezug auf den Varianten- und Modellmix<br />

bei gleichzeitiger Reduktion von Vorlaufzeit sowie Umrüstzeit<br />

und -kosten. Auch der Einsatz von intelligenten<br />

Gebinden ist geplant, die ihren Inhalt automatisch erkennen<br />

und in Zukunft sogar selbst nachbestellen.<br />

Ebenfalls in der vorgelagerten Logistik setzt der Hersteller<br />

in einem Pilotprojekt Drohnen ein. Sie schweben auf<br />

definierten Bahnen durch eine Lagerhalle, scannen<br />

selbstständig die Materiallabels ab und ermöglichen so<br />

eine Echtzeit-Inventur des Lagerbestands.<br />

Signalwirkung über die Werksgrenzen hinweg hat ein<br />

anderes Leuchtturmprojekt: der Einsatz von elektrisch<br />

angetriebenen Trucks. Sie transportieren Rohkarossen<br />

über öffentliche Straßen in die Lackiererei auf einem anderen<br />

Werksgelände. Mit einem Fahrzeug- und Logistik-Partner<br />

hat der Anbieter in nur elf Monaten ein Logistikkonzept<br />

erarbeitet, bei dem ein E-Truck zwei Rohkarossen<br />

pro Vorgang in die Lackiererei transportiert.<br />

In nur drei Minuten Standzeit werden die Trailer jeweils<br />

automatisch be- und entladen sowie parallel dazu die<br />

Fahrzeugbatterien geladen.<br />

Die „Smart Factory“ erfüllt Anforderungen, die sich<br />

seit 2018 durch den Bau von vier grundverschiedenen<br />

Fahrzeugmodellen (Mercedes-Benz G-Klasse, BMW 5er,<br />

Jaguar I-Pace und E-Pace) in einem Werk stellen. Hinzu<br />

kommt, dass die bis zu 200 000 Fahrzeuge mit konventionellen<br />

Verbrennungsmotoren, Plug-in-Hybriden oder<br />

rein elektrischen Antriebssträngen ausgerüstet sind.<br />

Datenbrillen spielen Einbauhilfen ein oder geben bei<br />

Audits die Prüfschritte vor<br />

Doch das Konzept ist noch nicht durchgehend ausgerollt.<br />

Beispielsweise wird die Nutzung der virtuellen<br />

Welt in der Produktion zunehmen – entweder als Augmented,<br />

Virtual oder Mixed Reality. So erforscht man<br />

bereits den Einsatz von mobilen Datenbrillen. Sie können<br />

etwa in der Entwicklung für dreidimensionale virtuelle<br />

Ansichten genutzt werden, den Werkern Einbauhilfen<br />

oder montagespezifische Informationen einspielen<br />

oder bei Audits die einzelnen Prüfschritte vorgeben.<br />

In weiterer Zukunft sieht der Hersteller seine Produktion<br />

nicht nur mit fahrerlosen Materialtransportsystemen,<br />

sondern auch mobilen Maschinen und Transporteinheiten<br />

für die Fahrzeuge ausgestattet. Dann wäre<br />

eine agile Fertigung möglich – mit flexibler Linienführung,<br />

voll vernetzt und digitalisiert. •<br />

Hartmut Hammer<br />

Journalist in Leutenbach<br />

Automatisierte und digitalisierte Produktionsanlagen bedeuten einen<br />

entscheidenden Schritt hin zur agilen Fertigung.<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>11.18</strong> 21


news & management<br />

Neue Technologien wie<br />

Künstliche Intelligenz<br />

sowie Virtual und Augmented<br />

Reality bieten<br />

Marketern bisher ungeahnte<br />

Möglichkeiten und<br />

Potenziale für neue Strategien.<br />

Bild: Tierney/<br />

Fotolia<br />

bvik-Experten informieren über B2B-Marketing der Zukunft<br />

Superheld des<br />

digitalen Wandels<br />

Digitalisierung | Durch die digitale Transformation<br />

verschwimmen die Grenzen zwischen digitaler und<br />

physischer Welt zunehmend. Für Marketingentscheider<br />

gilt es, das Spannungsfeld zwischen Mensch und<br />

Maschine zu beherrschen und neue Technologien für<br />

erfolgreiches Marketing zu nutzen.<br />

Wer angesichts der fortschreitenden digitalen<br />

Transformation den Anschluss nicht verpassen<br />

will, der darf sich diesem Veränderungsprozess<br />

nicht verschließen, sondern<br />

muss bereit sein, sich darauf einzulassen. Es<br />

fordert Mut, neue Technologien einzusetzen,<br />

doch nur so können Unternehmen<br />

nachhaltig und langfristig erfolgreich sein.<br />

Durch die Weiterentwicklung von<br />

„Künstlicher Intelligenz“ (KI) und Technologien<br />

wie Augmented oder Virtual Reality<br />

(AR und VR) und auf der Basis intelligenter<br />

Informationsverarbeitung entstehen völlig<br />

neue faszinierende Produkte und Geschäftsmodelle.<br />

Beim diesjährigen Tag der Industriekommunikation<br />

(#TIK2018) am 21.<br />

Juni im Veranstaltungsforum Fürstenfeld in<br />

Fürstenfeldbruck erfahren Marketingentscheider,<br />

wie es ihnen gelingen kann, einerseits<br />

die Potenziale der neuen Technologien<br />

zu nutzen und andererseits die persönliche<br />

Komponente in der Kundenkommunikation<br />

aufrechtzuerhalten.<br />

Einer, der weiß, wie die neuen Technologien<br />

den B2B-Bereich – besonders die Beziehung<br />

zwischen Unternehmen und Kunden –<br />

verändern, ist Marketing-Visionär Dietmar<br />

Dahmen. In seiner Keynote beim TIK 2018<br />

wird er zeigen, wie es Marketern gelingt, die<br />

digitale Transformation zu nutzen und zu<br />

Superhelden des Wandels zu werden.<br />

„Hyperindividualisierte“ Kommunikation<br />

als Chance<br />

Nach Dahmens Meinung bieten „Künstliche<br />

Intelligenz“ und automatisierte Prozesse<br />

eine große Chance für Marketer in ihrer Beziehung<br />

zum Kunden: „KI ermöglicht eine<br />

kundenindividualisierte Ansprache. Statt<br />

‚speak with one voice‘ heißt es für Unternehmen<br />

zukünftig ‚speak with one million<br />

voices‘, da jeder Kunde seinen maßgeschneiderten<br />

Newsletter sowie individuelle Werbung<br />

erhält.“<br />

Während sich Kunden früher an Unternehmen<br />

anpassen mussten, passen sich heute<br />

Unternehmen durch individuelle Kommunikation<br />

über unterschiedliche Kanäle und<br />

Devices an den Kunden an. Für Dahmen<br />

liegen die Vorteile dieser „hyperindividua-<br />

lisierten Kommunikation“ auf der Hand, da<br />

22 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>11.18</strong>


Unternehmen diese gezielt steuern und die<br />

Relevanz beim Empfänger erhöhen können.<br />

„An jeder Stelle der Customer Journey kann<br />

der Absender für den Adressaten spezifische<br />

und relevante Messages liefern. Dadurch<br />

werden Abläufe einfacher, schneller, mehr<br />

connected und individueller.“<br />

Tag der<br />

Industriekommunikation 2018<br />

”<br />

Unter dem Motto „B2B-Marketing der Zukunft: virtuell – künstlich<br />

– menschlich“ findet am 21. Juni 2018 im Veranstaltungsforum<br />

Fürstenfeld in Fürstenfeldbruck (bei München) der Tag der Industriekommunikation<br />

statt. Beim großen B2B-Marketing-Event des<br />

Bundesverband Industrie Kommunikation e. V. (bvik) geben sich<br />

hochkarätige Keynote-Speaker, Trendforscher, Wissenschaftler und<br />

Fachleute aus der Praxis die Klinke in die Hand und erklären, welche<br />

Trends B2B-Marketer in Zukunft nicht verpassen dürfen.<br />

Informationen und Anmeldung unter www.bvik.org.<br />

Emotionale Markenerlebnisse<br />

durch VR & AR<br />

Neben Automatisierung und Individualisierung<br />

sind auch Visualisierung und Emotionalisierung<br />

entscheidende Faktoren für<br />

einen erfolgreichen Umgang mit dem digitalen<br />

Wandel. So ermöglichen VR- und AR-<br />

Anwendungen durch visuelle Effekte ein<br />

starkes emotionales Markenerlebnis.<br />

B2B-Unternehmen sollten sich diese immersive<br />

Wirkung auf Messen, bei Events sowie<br />

in Showrooms oder via einer eigenen App<br />

zunutze machen.<br />

„Emotionen spielen im Kontext von VR<br />

und AR eine wichtige Rolle, da diese zielgerichtet<br />

eingesetzt werden können. Wenn der<br />

Nutzer beispielsweise durch eine VR-Brille<br />

auf einmal die ‚Superkräfte‘ eines Röntgenblicks<br />

erhält, werden positive Emotionen<br />

ausgelöst, wodurch Erklärungen der Funktionalitäten<br />

einprägsamer werden“, erklärt<br />

Alissia Quaintance, Co-Founder & Digital<br />

Innovation Strategist von IQ Gemini. Sie<br />

wird beim TIK 2018 erklären, wie VR und<br />

AR nützlich und wertschöpfend in Unternehmen<br />

eingesetzt werden können: „Eine<br />

gute VR- oder AR-Anwendung überlädt den<br />

Nutzer nicht mit Informationen, Text und<br />

Sprachbefehlen, sondern sie ist so strukturiert,<br />

dass der Nutzer in eine Anwendung<br />

geführt wird, die ihm dabei helfen kann,<br />

Themen zu verstehen, die er sich sonst nur<br />

vorstellen könnte.“ Ihrer Meinung nach<br />

bietet sich dadurch für Unternehmen und<br />

speziell für Marketer die Möglichkeit, den<br />

Kunden die Produkte auf eine spielerische,<br />

emotionale Art näherzubringen sowie die<br />

Funktionalitäten verständlich und anschaulich<br />

zu erläutern. Die Interaktion des Kunden<br />

mit dem Angebot des Unternehmens ist<br />

dadurch viel größer als bei allen anderen<br />

Medien und Formaten.<br />

KI ermöglicht eine kundenindividualisierte<br />

Ansprache. Statt ‚speak<br />

with one voice‘ heißt es für Unternehmen<br />

zukünftig ‚speak with<br />

one million voices‘.“<br />

Dietmar Dahmen, Marketing-Visionär<br />

Gefahr der Überforderung<br />

Quaintance warnt jedoch davor, den Menschen<br />

durch neue Technologien und Anwendungen<br />

zu überfordern: „Durch die Massen<br />

an Informationen, die wir durch Screens in<br />

unserem Alltag erleben, ergibt sich eine<br />

Überlastung unserer Sinne und Emotionen,<br />

die meiner Meinung nach in Verbindung<br />

stehen mit den ansteigenden Raten von<br />

Depressionen und Burn-outs.“ Der Überhang<br />

an Informationen und die fehlende<br />

Zeit zur Reflexion und Einordung, was<br />

diese Informationen eigentlich bedeuten,<br />

führen zu einer Schockstarre. Dies lässt sich<br />

laut der Expertin im Rahmen des digitalen<br />

Transformationsprozesses sowohl bei Individuen<br />

als auch bei Organisationen und<br />

Unternehmen erkennen. Im Fokus muss<br />

hierbei also immer der verantwortungsbewusste<br />

Umgang mit dem Kunden stehen,<br />

der durch neue Technologien nicht überfordert<br />

werden darf.<br />

Doch, wie findet man die Balance zwischen<br />

einem individuellen, emotionalen<br />

Markenerlebnis und dem verantwortungsbewussten<br />

Umgang beim Einsatz neuer<br />

Technologien? Werden sich erfolgreich<br />

geführte Unternehmen in Zukunft dadurch<br />

auszeichnen und von anderen abheben, dass<br />

sie ihre Markenidentität trotz fortschreitender<br />

Individualisierung von Produkten und<br />

Services aufrechterhalten? Gelingt es dem<br />

Marketing, diese Herausforderungen zu<br />

meistern und den Spagat zwischen Individualisierung<br />

und einheitlicher Markenidentität<br />

zu schaffen?<br />

Antworten auf diese und viele weitere<br />

spannende Fragen zur Zukunft des<br />

B2B-Marketings wollen die hochkarätigen<br />

Keynote-Speaker, Trendforscher, Wissenschaftler<br />

und Fachleute aus der Praxis beim<br />

Tag der Industriekommunikaiton, dem<br />

B2B-Marketing-Event des Bundesverband<br />

Industrie Kommunikation e. V. (bvik), klären.<br />

Unter dem Motto „B2B-Marketing der<br />

Zukunft: virtuell – künstlich – menschlich“<br />

zeigen sie auf, welche Trends B2B-Marketer<br />

in Zukunft nicht verpassen dürfen. •<br />

Dominik Schubert<br />

PR-Referent beim bvik<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>11.18</strong> 23


Empfehlungen für mehr Cybersicherheit<br />

Daten vor Schaden<br />

bewahren<br />

Cybersicherheit | Das Risiko, Cyberangriffen ausgesetzt<br />

zu sein, steigt täglich. Um dem entgegen zu wirken,<br />

gibt es Empfehlungen zum Schutz vor Cyberangriffen<br />

und Prognosen zu künftigen Bedrohungen.<br />

Angemessene Cybersicherheit ist eine der Grundvoraussetzungen<br />

für den Schutz kritischer Infrastrukturen und<br />

sensibler Daten sowie für die Aufrechterhaltung eines<br />

störungsfreien Geschäftsbetriebs. Sie ist ein wesentlicher<br />

Faktor für den Erfolg der digitalen Wirtschaft. Die Experten<br />

des Unternehmens Airbus Cyber Security haben<br />

eine Liste zusammengestellt, wie kritische Infrastrukturen<br />

und sensible Daten zu schützen sind.<br />

• Netzwerk-Zonierung: Unternehmen und Betreiber<br />

kritischer Infrastrukturen können ihr Netzwerk in Bereiche<br />

gliedern, die nicht oder nur bedingt miteinander<br />

vernetzt sind. So entstehen Überwachungspunkte,<br />

die dabei helfen, von einem Angriff betroffene Zonen<br />

schnell zu lokalisieren, und Hacker daran hindern,<br />

sich weiter horizontal im Netzwerk zu bewegen.<br />

• Authentifizierung und Zugriffskontrollen: Das Identitätsmanagement<br />

sollte auf einer Multi-Faktor-<br />

Authentifizierung basieren. Mithilfe einer Zugriffssteuerung<br />

und -kontrolle können Administratoren de-<br />

finieren, wer zu welchem Zweck auf welche Geräte<br />

und Daten zugreifen darf. Dies ermöglicht auch eine<br />

sichere Fernwartung.<br />

• Whitelisting: Betreiber kritischer Infrastrukturen und<br />

Unternehmen können Anwendungs-Whitelists auf<br />

den Servern installieren. Die applikationsspezifischen<br />

Filter sorgen dafür, dass nur solche Programme verwendet<br />

werden können, deren Ausführung explizit<br />

erlaubt ist.<br />

• Komponentenhärtung: Die Sicherheit von Netzwerkkomponenten<br />

lässt sich erhöhen, auf diesen ausschließlich<br />

Software eingesetzt wird, die dort tatsächlich<br />

benötigt wird. Es ist ratsam, alle Softwarebestandteile<br />

und Funktionen zu entfernen, die zur Erfüllung<br />

der vorgesehenen Aufgaben nicht zwingend erforderlich<br />

sind, denn sie stellen ein vermeidbares<br />

Sicherheitsrisiko dar – zum Beispiel, wenn Patches<br />

nicht sofort installiert werden.<br />

• Monitoring: Eine möglichst frühe Angriffserkennung<br />

ist entscheidend. Betreiber kritischer Strukturen können<br />

dafür Monitoringsysteme einsetzen, die kritische<br />

Netzwerksegmente kontinuierlich überwachen. Internen<br />

Servern sollte man keinen direkten Zugang zum<br />

Internet (zum Beispiel durch Verwendung eines<br />

Proxy-Servers in der Demilitarisierten Zone, kurz:<br />

DMZ) gewähren.<br />

24 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>11.18</strong>


news & management<br />

Die Schäden von Cyberangriffen sind nur zum Teil<br />

direkt quantifizierbar. Daneben stehen Reputationsund<br />

Imageschäden und entgangene Chancen.<br />

Bilder: Airbus Cybersecurity<br />

• Notfallplan: In einem Notfallplan sollten Verantwortlichkeiten,<br />

Berichtslinien und Eskalationspfade eindeutig<br />

festgelegt werden, um gerüstet zu sein, falls es<br />

zu einem Angriff kommen sollte. Wenn keine personellen<br />

Ressourcen für ein internes Notfallteam vorhanden<br />

sind, können Unternehmen auf die Unterstützung<br />

externer Anbieter zurückgreifen.<br />

Die Schäden von Cyberangriffen sind nur zum Teil<br />

direkt quantifizierbar. Daneben stehen Reputationsund<br />

Imageschäden und entgangene Chancen. Wovor<br />

soll man sich nun schützen? Die Erfahrung und die Analyse<br />

der bisherigen Angriffe hat gelehrt: In naher Zukunft<br />

werden die Bedrohungen über Social-Media- und<br />

Drahtlos-Netzwerke besonders akut werden. Die Forscher<br />

des Cyber-Sicherheitsspezialisten haben ebenfalls<br />

eine Liste der wichtigsten Technologieprognosen für<br />

den Cybersicherheitsmarkt erstellt. Die Übersicht basiert<br />

auf Trends, die 2017 in den Security Operations<br />

Centers (SOCs) des Unternehmens in Deutschland,<br />

Frankreich und Großbritannien ermittelt wurden.<br />

• Prognose 1: Fehlende Social-Media-Sicherheitsricht -<br />

linien werden zum ernsthaften Risiko für Unternehmen.<br />

2017 war eine regelmäßige Nutzung der Social-<br />

Media-Plattformen für die Verbreitung gefälschter<br />

Nachrichten oder die Manipulation der öffentlichen<br />

Meinung zu beobachten. Soziale Medien lassen sich<br />

zur Manipulierung von Personen („Social Engineering“)<br />

und für das Ausspionieren von Informationen<br />

nutzen und sind damit ein Einfallstor für diverse<br />

hochentwickelte Angriffe auf Unternehmen. Kriminelle<br />

und Hacker nutzen diese Plattformen bekanntermaßen<br />

für betrügerische Antiviren- und Phishing-<br />

Kampagnen oder die Verbreitung von Malware zum<br />

Schaden ihrer Opfer.<br />

• Prognose 2: Angriffe auf Drahtlos-Netzwerke werden<br />

dramatisch zunehmen. Die Zahl der Angriffe auf<br />

Drahtlos-Netzwerke wird ansteigen, da Angreifer versuchen,<br />

die im Oktober 2017 öffentlich gemachte<br />

Krack-Sicherheitslücke (Key Reinstallation Attack)<br />

auszunutzen. Diese Lücke ermöglicht es Angreifern,<br />

den Wifi-Datenverkehr zwischen Geräten und einem<br />

Wifi-Router abzufangen, auszulesen und schlimmstenfalls<br />

sogar schädliche Daten in Websites einzubringen.<br />

Angreifer könnten über die betroffenen Geräte<br />

möglicherweise auch vertrauliche Informationen abrufen,<br />

wie beispielsweise Kreditkartendetails, Passwörter,<br />

Chat-Nachrichten oder E-Mails.<br />

• Prognose 3: Verschlüsselung wird Strafverfolgungsorgane<br />

weiterhin vor Herausforderungen stellen. Bedenken<br />

hinsichtlich des Datenschutzes, die verstärkte<br />

Sensible Daten und kritische<br />

Infrastrukturen können mit<br />

verschiedenen Maßnahmen,<br />

wie zum Beispiel Netzwerk-<br />

Zonierung, vor Cyberan -<br />

griffen geschützt werden.<br />

Nutzung von Cloud-Computing, die zunehmende<br />

Zahl von Datenschutzverletzungen und die Einführung<br />

einer Datenschutzgrundverordnung (DSGVO)<br />

werden dazu beitragen, dass Unternehmen künftig die<br />

End-to-End-Verschlüsselung (E2EE) als effektivste<br />

Möglichkeit der Datensicherung nutzen. Andererseits<br />

wird E2EE die Strafverfolgungsorgane vor Herausforderungen<br />

stellen, da auch Kriminelle diese Technik<br />

für Spionage und andere subversive Zwecke nutzen<br />

werden.<br />

•<br />

Marcus Pauli<br />

Security Analyst, Airbus Cybersecurity, München<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>11.18</strong> 25


interview<br />

Ökonom Friedrich Völker zum Online-Marketing technischer Produkte<br />

„Upgrade nur für eine Nacht“<br />

Die Verkaufsstrategie von technischen Produkten wird sich<br />

durch das Internet völlig verändern, erklärt der Betriebswirtschaftler<br />

Dr. Friedrich Völker, Lehrbeauftragter an der Dualen<br />

Hochschule Baden-Württemberg.<br />

Der promovierte Betriebswirtschafler<br />

Friedrich Völker hält<br />

an der DHBW eine<br />

Vorlesung über das<br />

„Internet der Dinge“.<br />

Bilder: W. Scheible<br />

Was verstehen Sie unter dem Internet of<br />

Things, Herr Völker?<br />

Es beschreibt die Vernetzung von physischen<br />

Produkten der wirklichen Welt in<br />

einer virtuellen, Internet-ähnlichen Struktur.<br />

Was das Internet der Dinge bewirkt, dokumentiert<br />

das Beispiel eines Sportschuhherstellers,<br />

der in der Sohle eines Jogging -<br />

modells Sensoren integrierte, um die Schrittabfolge<br />

zu registrieren. Die Daten konnten<br />

über das Netz ausgelesen werden. Das Ergebnis:<br />

90 Prozent der Käufer dieser Schuhe<br />

joggten nie, sondern sie gingen mit ihnen<br />

maximal in Schrittgeschwindigkeit. So fand<br />

der Hersteller heraus, dass dieses Produkt<br />

von einer völlig anderen Zielgruppe gekauft<br />

wurde, als er annahm. Seine Marketingstrategie<br />

war demnach völlig falsch.<br />

Ist das Internet der Dinge gleichzusetzen<br />

mit dem, was Experten unter Industrie 4.0<br />

verstehen?<br />

Beide Begriffe werden häufig im gleichen<br />

Zusammenhang verwendet. Doch das ist<br />

Unsinn. Bei Industrie 4.0 geht es darum, die<br />

Wertschöpfungskette eines Unternehmens<br />

weitgehend automatisiert zu steuern. Damit<br />

das klappt, braucht man das Internet of<br />

Things, das IoT, als Grundlage. Ich muss<br />

also Maschinen oder Werkstücke erst einmal<br />

vernetzen, um eine leistungsfähigere<br />

Wertschöpfungskette zu erhalten.<br />

Das Internet der Dinge bewirkt, dass Produkte<br />

anders vermarktet werden müssen<br />

als bisher. Das hat sich in vielen deutschen<br />

Unternehmen noch nicht herumgesprochen.<br />

Unser Maschinenbau entwickelt Produkte<br />

nach dem Wasserfallmodell: Jemand hat<br />

26 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>11.18</strong>


eine Produktvision, darauf folgen erste Kundengespräche,<br />

und daraus resultieren die<br />

Design- und die Prototypenphase. Also immer<br />

topdown. Bis das Produkt marktreif ist,<br />

dauert es meist Jahre – mit dem Nachteil,<br />

dass man Erfahrung mit der Marktdurchdringung<br />

erst am Schluss des Zyklus macht.<br />

Mit dem Internet der Dinge kann man<br />

das ändern – über den Minimum-Viable-<br />

Product-Ansatz, der nach dem minimalst<br />

marktfähigen Produkt sucht.<br />

Das müssen Sie erklären.<br />

Solche Produkte können nur ganz wenig,<br />

sind aber vernetzt. So sammelt der Hersteller<br />

bei schnell herausgebrachten, im traditionellen<br />

Sinn eher unfertigen Produkten<br />

sofort Markterfahrungen. Und über die<br />

Vernetzung liefert der Hersteller per Software-Update<br />

neue und bessere Funktionen<br />

nach.<br />

Funktioniert das ähnlich wie beim iPhone?<br />

Genau. Als das iPhone auf den Markt kam,<br />

war es mit weitreichender Sensorik bestückt,<br />

für die es damals kaum Anwendungen<br />

gab. Nach und nach änderte sich das<br />

mit Updates oder Apps. Die Installation<br />

neuer Software orientiert sich am Hardwarefundus<br />

des Geräts, den unterschied -<br />

liche Anbieter unterschiedlich interpretieren.<br />

Bei modernen Autos zeichnet sich Ähnliches<br />

ab: Sie haben mehr Hardware an<br />

Bord, als die Nutzer bezahlen. Hätten sie<br />

dann gerne – etwa für eine längere Nachtfahrt<br />

– ein umfassendes Assistenzpaket,<br />

können sie nur für diese Fahrt upgraden.<br />

Auch die Motorenleistung lässt sich auf diese<br />

Weise individuell anpassen.<br />

Vita Friedrich Völker<br />

Völker, Jahrgang 1985, promovierte an der Universität Stuttgart am<br />

Lehrstuhl für Finanzwissenschaften über Strategien in Familienunternehmen.<br />

Danach begann er bei einem Maschinenbau-Unternehmen<br />

im Raum Stuttgart als Assistent des Vorstands und registrierte,<br />

dass das Internet der Dinge ein Zukunftsthema wird. Seit 2015 ist<br />

er verantwortlich für digitale Produkte. Friedrich Völker hält an der<br />

Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) im Studiengang<br />

„Wirtschaft – Dienstleistungsmanagement – Medien und Kommunikation“<br />

eine Vorlesung über das „Internet of Things“.<br />

Das Internet<br />

der Dinge<br />

bewirkt, dass<br />

Produkte<br />

anders vermarktet<br />

werden müssen<br />

als bisher.<br />

Das hat sich<br />

vielfach noch<br />

nicht herum -<br />

gesprochen.“<br />

Das geht aber bloß, wenn der Motor eine<br />

eingebaute Leistungsreserve – sprich: mehr<br />

Kilowatt – mit sich führt. Das verteuert den<br />

Preis.<br />

Das müssen Sie anders betrachten. Eine Riesenherausforderung<br />

heute ist die Variantenvielfalt,<br />

die beim Hersteller für Kosten an<br />

verschiedensten Stellen sorgt – in der Lagerhaltung,<br />

bei der Produktion, bei der Instandhaltung.<br />

Wer nur wenige Motortypen<br />

anbietet, die über Software herauf- und<br />

heruntergeregelt werden können, produziert<br />

billiger und kann den wertigeren Motor<br />

ohne Preisanpassung einbauen.<br />

Wie verbreitet ist diese neue Denkrichtung<br />

in der mittelständischen Produktion?<br />

Selbst wenn die Erkenntnis da ist – und<br />

auch der Wille, etwas zu verändern –, ist der<br />

Fisch noch nicht geputzt, salopp gesagt.<br />

Man braucht das Know-how, man braucht<br />

Finanzmittel, die sich nicht sofort amortisieren.<br />

Es geht um neue Technologie, um neue<br />

Märkte, also um etwas Hochkomplexes. Ich<br />

denke, dass einige Marktteilnehmer da nicht<br />

mehr mitkommen und ausscheiden.<br />

Wie können sich mittelständische Unternehmen<br />

das nötige Know-how beschaffen?<br />

Zu Beginn ist es immer ratsam, sich Berater<br />

und Partner zu holen. Ein guter Weg ist:<br />

Erste Produkte gemeinsam mit erfahrenen<br />

Partnern entwickeln, eigene Mitarbeiter<br />

dadurch schulen und dann erst langsam die<br />

erforderlichen Experten fest ins Unternehmen<br />

holen.<br />

Wie wählt man die Partner aus?<br />

Das ist gar nicht so einfach, weil inzwischen<br />

viele Firmen behaupten, gute Berater zu sein<br />

– Chiphersteller, Telekommunikationsunternehmen,<br />

klassische Strategieberater. Ich<br />

glaube, dass es am besten ist, wenn man sich<br />

ein Ingenieurbüro – wie man früher gesagt<br />

hätte – ins Haus holt: einen Partner also, der<br />

als Generalunternehmer agiert, verschiedene<br />

Zulieferer koordiniert und auch strategisch<br />

unterstützt. Nachgefragt ist das Konzept der<br />

agilen Entwicklung – weg vom klassischen<br />

Lasten- und Pflichtenheft. Alles ist im Fluss,<br />

spezifiziert wird erst während der Entwicklung.<br />

Das ist etwas, das US-Amerikaner gut<br />

können.<br />

Wie erleben Sie die Auseinandersetzung im<br />

deutschen Maschinenbau zwischen eher<br />

traditionellen Entwicklern und denen, die<br />

über das Internet of Things an die Produkte<br />

herangehen?<br />

Wer IoT-orientiert ist, muss sich häufig<br />

gegen etablierte Prozesse stellen – man<br />

bricht gewissermaßen mit den Gesetzen<br />

eines Unternehmens. Wer IoT erfolgreich<br />

einführen möchte, muss sich von konventionellen<br />

Entwicklungsprozessen lösen und<br />

neue etablieren. Unternehmen, die diesen<br />

Weg einschlagen, gründen häufig aus dem<br />

Mutterhaus eine neue Gesellschaft aus, weil<br />

man dadurch meist schneller mit bestehenden<br />

Strukturen brechen kann. Das Problem<br />

dabei ist, Industrie 4.0 auf die bestehenden<br />

Geschäftsbereiche zurück zu übertragen.<br />

Spätestens dann brechen im Mutterhaus die<br />

Kämpfe zwischen den Abteilungen aus.<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>11.18</strong> 27


interview<br />

Sie erwähnten, dass sich durch die neue<br />

Produktionsphilosophie auch die Vermarktungsstrategie<br />

ändern muss. An was denken<br />

Sie konkret?<br />

Der klassische Maschinenbauer kalkuliert<br />

etwa so: Wenn ich in eine bestehende<br />

Maschine zusätzlich Hard- und Software<br />

einbaue, erhöht das meine Herstellkosten.<br />

Wenn das beispielsweise 10 000 Euro ausmacht,<br />

kommen Preisaufschläge drauf, und<br />

die Maschine geht für 20 000 Euro mehr in<br />

den Markt. Der moderne Marktansatz sieht<br />

folgendermaßen aus: Die Maschine wird<br />

durch die Hard- und Software-Integration<br />

zwar teurer, doch das schlägt sich nicht im<br />

Abgabepreis nieder. Sondern man überlegt,<br />

durch welche Varianten sich die Mehrkosten<br />

finanzieren lassen. Mein Lieblingsbeispiel<br />

ist Facebook. Dort ist die Nutzung für<br />

Dr. Friedrich Völker ist sich sicher: „Die Vernetzung<br />

erschließt völlig neue Kunden.“<br />

den User kostenlos. Die Firma finanziert<br />

sich über Dritte – über Werbung. Zugespitzt<br />

behaupte ich: Wenn ein deutscher Maschinenbauer<br />

Facebook erfunden hätte, würde<br />

der Zugang etwas kosten, und wahrscheinlich<br />

hätte man die Software noch über eine<br />

CD-ROM verschickt. Amerikaner sind einfach<br />

besser drauf, wenn es um Finanzierungsmodelle<br />

geht.<br />

Im einen Fall handelt es sich um einen Endkundenmarkt,<br />

im anderen aber um einen<br />

B2B-Markt.<br />

Zugegeben. Aber auch im Business-to-Business-Markt<br />

gibt es bereits moderne Strategien.<br />

Rolls-Royce baut Flugzeugturbinen.<br />

Doch die werden längst nicht mehr im klassischen<br />

Sinn verkauft. Das Unternehmen<br />

stellt die Turbinen zur Verfügung, und die<br />

Fluggesellschaften bezahlen nur noch die<br />

Dienstleistung, dass die Turbinen die Flugzeuge<br />

sicher von A nach B bringen. Damit<br />

das gut funktioniert, überwacht Rolls-<br />

Royce über das Internet of Things in Echtzeit<br />

alle wesentlichen Turbinendaten. Sobald<br />

sich eine Unregelmäßigkeit zeigt, rückt<br />

der Reparaturtrupp ran. Rolls-Royce liefert<br />

nicht mehr nur Turbinen, sondern auch den<br />

Reparaturservice, der integraler Bestandteil<br />

des Geschäftsmodells ist. Andere Bewerber<br />

gibt es nicht, weil durch die Datenübermittlung<br />

per Internet Rolls-Royce stets näher<br />

am Problem dran ist als sonstige Service-<br />

Unternehmen. Ein Patentrezept für erfolgreiche<br />

IoT-Geschäftsmodelle gibt es allerdings<br />

nicht.<br />

Was müssen Unternehmen ändern?<br />

Die Universität St. Gallen hat das in einer<br />

Studie akribisch weltweit untersucht. Das<br />

wichtigste Ergebnis: Die Ubers, Googles,<br />

Amazons und Ali Babas dieser Welt sind<br />

nicht durch Produkt- oder Prozessinno -<br />

vation erfolgreich geworden, sondern<br />

durch Innovation bei den Geschäftsmo -<br />

dellen: Sie vermarkten clever! Und: Auf<br />

die Beine gestellt haben sie ihre Geschäfts -<br />

modelle nicht durch einen völlig neuen<br />

Ansatz, sondern durch eine Rekombination<br />

existierender Muster. Laut der Universität<br />

St. Gallen gibt es grundsätzlich nur 55<br />

Muster möglicher Geschäftsmodelle. Wer<br />

diese im Hinblick auf seine Produktion<br />

prüft, hat eine gute Chance, strukturierter<br />

vorzugehen und dadurch erfolgreicher zu<br />

sein.<br />

Können wir das Ganze einmal pragmatisch<br />

durchgehen – etwa am Beispiel eines Gabelstaplerherstellers?<br />

Als Hersteller von Gabelstaplern weiß ich,<br />

dass damit häufig Arbeitsunfälle passieren –<br />

etwa durch Zusammenstöße. Ein Kundenbedürfnis<br />

ist also Sicherheit. Nehmen wir<br />

einmal an, dass die meisten Unfälle an Kreuzungspunkten<br />

in der Lagerhalle zustande<br />

kommen. Wenn man in Echtzeit über Sensorik<br />

erkennen würde, wo sich die Gabelstapler<br />

gerade bewegen, könnte man ihre Geschwindigkeit<br />

bei einer gefahrenkritischen<br />

Einfahrt in eine Kreuzung automatisch reduzieren<br />

– egal was der Fahrer macht. Die<br />

integrierte Sicherheitssystematik wäre dann<br />

ein Kundennutzen. Ein intelligentes Geschäftsmodell<br />

wäre, dass der Kunde die<br />

neue Sicherheitseinrichtung für eine Reihe<br />

automatischer Bremsvorgänge ohne Aufpreis<br />

erhält. Er kann über einen bestimmten<br />

Zeitraum dann selbst beobachten, wie sich<br />

die Unfallrate entwickelt. Wenn er zu der<br />

Überzeugung gelangt, dass sie nachweislich<br />

kleiner geworden ist, wird er für die automatisierten<br />

Bremsvorgänge künftig gewiss<br />

gerne einen Servicebetrag bezahlen, weil seine<br />

Lagerhaltung dadurch unfallfreier ist.<br />

Und wie profitiert der Hersteller selbst?<br />

Und wenn die Gabelstapler einmal vernetzt<br />

sind, bietet sich eine Reihe weiterer Optimierungen<br />

an. Durch die vernetzte Sensorik<br />

weiß der Hersteller nun exakt, wie lange<br />

und in welchen Frequenzen die Gabelstapler<br />

eingesetzt werden. So kann er die Batterie<br />

optimieren, vielleicht sogar leichter wählen.<br />

Damit nicht genug: Durch die Vernetzung<br />

bekommt der Gabelstaplerhersteller Daten<br />

über die Lagerhaltung. Die kann er anonymisiert<br />

auswerten und Unternehmen anbieten,<br />

die bisher noch nicht mit ihm zusammengearbeitet<br />

haben – etwa Lageroptimierern.<br />

Dadurch hätte er ganz nebenbei ein<br />

neues Kundenpotenzial erschlossen. Mit<br />

herkömmlich agierenden Vertriebsmitarbeitern<br />

ist das allerdings nicht zu machen.<br />

Dazu braucht es Leute, die den Kunden herausfordern.<br />

In den USA sagt man dazu<br />

„challenger sales approach“. •<br />

Wolfgang Hess<br />

Redaktionsdirektor Sonderprojekte der<br />

Konradin Mediengruppe<br />

28 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>11.18</strong>


Wer sich bereits intensiv<br />

mit Industrie 4.0 be -<br />

schäftigt, ist im Vorteil,<br />

wenn die Konjunktur<br />

nicht mehr auf Hoch -<br />

touren läuft.<br />

Bild: PTW/TU Darmstadt<br />

Industrie 4.0 im produzierenden Gewerbe<br />

Als Ganzes längst<br />

nicht umgesetzt<br />

Digitalisierung | Für die WGP ist Industrie 4.0 noch<br />

lange nicht umgesetzt. Die Produktionstechnikprofessoren<br />

mahnen wichtige Schritte an, um die Fertigung<br />

in Deutschland zukunftsfähig zu halten.<br />

Es sollte ein Weckruf an Politik und Wirtschaft sein: das<br />

vor zwei Jahren veröffentlichte „Standpunktpapier<br />

I ndustrie 4.0“ der Wissenschaftlichen Gesellschaft<br />

Produktionstechnik (WGP), die führende deutsche Professoren<br />

dieses Fachgebiets vereint. Zwar habe sich bis<br />

heute einiges getan, zieht WGP-Präsident Prof. Dr.<br />

Berend Denkena ein erstes Fazit. Doch immer noch<br />

würden wichtige Schritte fehlen, um die Produktion in<br />

Deutschland zukunftsfähig zu halten. Mittlerweile hätten<br />

sich die meisten Unternehmen des produzierenden<br />

Gewerbes mit der Digitalisierung auseinandergesetzt,<br />

meistens würden jedoch nur einzelne Projekte in Angriff<br />

genommen.<br />

„Die digitale Transformation als Ganzes ist längst<br />

noch nicht umgesetzt. Das liegt daran, dass die alten<br />

Geschäftsmodelle, die seit vielen Jahren funktionieren,<br />

jetzt in der Sonderkonjunktur weiter sehr gut laufen“,<br />

schätzt Prof. Thomas Bauernhansl die Lage ein. „Ist diese<br />

Phase aber vorbei, werden diejenigen einen Wettbewerbsvorteil<br />

haben, die sich intensiv mit Industrie 4.0<br />

beschäftigt haben“, so der Leiter des Stuttgarter Uni-<br />

Instituts IFF und des Fraunhofer IPA.<br />

Dass die Politik das Thema Digitalisierung massiv<br />

aufgegriffen hat – darin sind sich die Autoren des<br />

Standpunktpapiers einig. Die von der WGP-geforderten<br />

Living Labs gibt es demnach noch immer nicht. Die Idee<br />

war, ganze Fabriken als eine Art reales Labor aufzubauen,<br />

um zu verstehen, wie Industrie 4.0 in der Praxis<br />

funktioniert. „Es hat sich aber eine sehr gute Projektlandschaft<br />

entwickelt und bundesweit sind Zentren entstanden,<br />

die Unternehmen bei der Umsetzung von Industrie-4.0-Projekten<br />

unterstützen“, sagt Prof. Gunther<br />

Reinhart, Institutsleiter des Münchener IWB. So sind in<br />

den letzten zwei Jahren bundesweit 22 öffentlich geförderte<br />

Mittelstand 4.0-Kompetenzzentren entstanden.<br />

Dennoch soll es an grundlegenden Ecken haken. So<br />

fehlt es an Infrastruktur und Standards. Vor allem in<br />

ländlichen Gebieten hinkt Deutschland bei Mobilfunk<br />

und Internet weit hinterher. „Wir sollten Pilotregionen<br />

schaffen, wo man Dinge auf höchstem technischem<br />

Niveau ausprobieren kann“, regt Bauernhansl an. Benötigt<br />

würden förderliche gesetzliche Rahmenbedingungen,<br />

etwa beim Datenschutz.<br />

Die WGP-Autoren warnen zudem davor, dass „wir<br />

in der Entwicklung von Zukunftstechnologien wie dem<br />

maschinellen Lernen in starker Konkurrenz zu Google<br />

und Co. stehen“, sagt Prof. Jörg Krüger, Institutsleiter<br />

des Berliner IWF. „Das heißt, wir benötigen auch aus<br />

diesem Grund jetzt dringend einen weiteren Schub und<br />

Unterstützung seitens der Politik, um unsere Stärken in<br />

der praxisorientierten Umsetzung von Industrie 4.0 mit<br />

neuen Technologien weiter ausbauen zu können.“ Denn<br />

„die Hochtechnologien finden nur schwer den Weg in<br />

den Mittelstand“, moniert Krüger. Auch wären neue<br />

Aus- und Weiterbildungskonzepte dringend notwendig,<br />

um die rasant fortschreitende Entwicklung in den<br />

I+K-Technologien in der Lehre abzubilden. (dk) •<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>11.18</strong> 29


industrie 4.0<br />

Der Weg zur Smart<br />

Factory ist ein kontinuierlicher<br />

Prozess und kein<br />

abgeschlossenes Projekt.<br />

Bild: Olivier Le Moal/Fotolia<br />

Industrie 4.0: Einstiegsszenarien für den Mittelstand<br />

Zurück für die<br />

Zukunft<br />

Digitalisierung | Industrie 4.0 ist eine Chance für den<br />

Standort Deutschland. Inzwischen haben deutsche<br />

Unternehmen wieder Rückverlagerungen aus dem<br />

Ausland vorgenommen, weil eine digitalisierte Produktion<br />

die Effizienz so steigert, dass auch im Inland<br />

wieder wirtschaftlich gefertigt werden kann.<br />

Kompendium<br />

Industrie 4.0<br />

Seit Jahren begleiten wir Sie auf dem Weg zu<br />

Industrie 4.0 mit unserer Serie, die das Thema<br />

aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet.<br />

In diesem Kompendium haben wir<br />

die interessantesten und die auf unserer<br />

Webseite „<strong>Industrieanzeiger</strong>.de“ am häufigsten<br />

angeklickten Fachartikel zusammengestellt.<br />

Die Beiträge wurden dafür auf Basis<br />

neuer Trends, Studien und Lösungen aktualisiert<br />

– mit diesem Kompendium bleiben<br />

Sie auf dem neuesten Stand der Technik in<br />

puncto Digitalisierung.<br />

Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Hochschule<br />

Karlsruhe und des Fraunhofer-Instituts für System- und<br />

Innovationsforschung ISI, die vom VDI in Auftrag gegeben<br />

wurde. Demnach verlagern jährlich ungefähr 3 %<br />

der deutschen Unternehmen Produktionslinien wieder<br />

zurück ins Heimatland. Das klingt nicht nach viel, sind<br />

aber in Summe immerhin über 500. Dabei verlagern in<br />

der Digitalisierung schon fortgeschrittene Betriebe<br />

zehnmal häufiger Teile ihrer Produktion wieder an den<br />

deutschen Standort zurück als Betriebe, die nach wie<br />

vor analog arbeiten.<br />

Ein Beleg dafür, dass Industrie 4.0 wirkt. Wie aber<br />

sollten sich gerade KMUs dem Thema Digitalisierung<br />

nähern? Konzepte für den Einstieg in Industrie 4.0 gibt<br />

es viele. Oft beginnen die Empfehlungen mit der umfassenden<br />

Installation von Sensoren und Aktoren in der<br />

Fertigung. Deren Vernetzung und die Speicherung der<br />

entstehenden Daten unterstützen im nächsten Schritt<br />

30 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>11.18</strong>


unternehmensweites Monitoring und in Folge produktbezogene<br />

IT-Services, die Losgröße eins unterstützen.<br />

Dieser Ansatz ist technologisch richtig, aber für mittelständische<br />

Unternehmen oft zu abstrakt.<br />

Staatliche Förderung<br />

Um hier Abhilfe zu schaffen, hat das Bundesministerium<br />

für Wirtschaft und Energie die Förderinitiative „Mittelstand<br />

4.0 – Digitale Produktions- und Arbeitsprozesse“<br />

ins Leben gerufen. Sie soll gezielt Digitalisierung und Industrie<br />

4.0-Verfahren in die Unternehmen tragen, deren<br />

Wettbewerbsfähigkeit stärken und neue Geschäftsfelder<br />

erschließen.<br />

Mittlerweile beraten insgesamt 27 Kompetenzzentren<br />

in ganz Deutschland interessierte Unternehmen.<br />

Damit bietet dieses bundesweit<br />

flächendeckende Unterstützungsnetzwerk<br />

Digitalisierung<br />

zum Anfassen. Darüber hinaus<br />

forschen die Mittelstand<br />

4.0-Agenturen auch zu übergreifenden<br />

Themen wie Cloud-<br />

Computing, IT-Kommunikation,<br />

Logistik und Prozessen.<br />

Die Kompetenzzentren werden<br />

zukünftig in der Fläche praxisrelevantes<br />

Wissen zur Digitalisierung,<br />

Anwendung und Vernetzung<br />

betrieblicher Prozesse<br />

zusammenführen, weiterentwickeln<br />

und „in die Sprache des<br />

Mittelstandes übersetzen“, so<br />

die Zielsetzung des BMWi. Eine<br />

weitere Aufgabe besteht darin,<br />

mittelstandstaugliche Lösungen<br />

zu sammeln und kleine und<br />

mittlere Unternehmen zu motivieren,<br />

den Prozess der Digitalisierung im eigenen Betrieb<br />

anzugehen. Die Zentren werden von „Mittelstand<br />

4.0-Agenturen“ begleitet, die verschiedene Schwerpunktthemen<br />

bearbeiten. So gibt es eine „Cloud-Agentur“,<br />

eine für das digitale Prozess- und Ressourcenmanagement,<br />

eine Agentur für Kommunikationsprozesse,<br />

Wissensmanagement und Innovationsmanagement.<br />

Und nicht zuletzt beantwortet die Agentur „Handel“<br />

Fragen rund um B2B, Produktionsverbindungshandel<br />

und der eRechnung.<br />

Schritt für Schritt<br />

Die einzelnen Zentren arbeiten koordiniert, aber eigenständig<br />

in der jeweiligen Region. Das Vorgehen ähnelt<br />

sich jedoch und ist sichtbar auf den Mittelstand zugeschnitten.<br />

Das Kompetenzzentrum in NRW beispielsweise<br />

bietet aufeinander aufbauende Module. Der erste<br />

Schritt besteht in einer ausführlichen Informationsphase.<br />

Dazu gehören unter anderem eine Unternehmenssprechstunde<br />

und die Roadshow „Digital in NRW“.<br />

Danach lädt das Kompetenzzentrum zu Demonstratoren<br />

in der Region, wo bestehende Lösungen erläutert<br />

werden. Es folgt im dritten Schritt eine gezielte technologiespezifische<br />

Beratung und die Konzipierung individueller<br />

Anwendungen. Darauf baut die Qualifizierung<br />

des Unternehmens auf – und abschließend die Umsetzung<br />

des Projektes.<br />

Eine alternative Vorgehensweise bietet das Fraunhofer<br />

Institut mit dem „Industrie-4.0-CheckUp“. Einleitend<br />

meint dazu Professor Michael Schenk, Leiter des<br />

Fraunhofer-Instituts für Fabrikbetrieb und -automatisierung<br />

IFF: „Neben der sukzessiven Entwicklung und<br />

Integration von 4.0-Technologien in die Unternehmenswelt<br />

müssen wir auch lernen, an welcher Stelle ihr Ein-<br />

Die Vernetzung von Sensoren, Aktoren und Steuerungen vor Ort.<br />

Bild: Schnaithmann<br />

satz tatsächlich wertschöpfend ist und wo vielleicht<br />

nicht. Die Digitalisierung der Produktions- und Logistikwelt<br />

ist die Zukunft. Aber der Beratungsbedarf der<br />

Unternehmen ist enorm. Denn es gibt keine 4.0-Lösungen<br />

von der Stange, sondern stets individuelle Lösungen.<br />

Am Ende steht das Ziel einer möglichst prozessübergreifenden<br />

Digitalisierung und Vernetzung, die<br />

auch die Unternehmenspartner mit einbezieht.“<br />

Das strukturierte Konzept des Fraunhofer Instituts<br />

beginnt mit Vor-Ort-Begehungen und persönlichen Interviews.<br />

Auf dieser Basis erstellen die Berater eine Potenzialanalyse<br />

zur Einführung und Umsetzung von Industrie<br />

4.0-Technologien. Sie beinhaltet zum Beispiel eine<br />

Unternehmenseinstufung hinsichtlich des Reifegrads<br />

für Industrie 4.0, einen Maßnahmenkatalog zur kon-<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>11.18</strong> 31


industrie 4.0<br />

kreten Anwendung inklusive Erfolgsprognosen. Dazu<br />

kommen eine Kosten-Nutzen-Abschätzung sowie Entscheidungshilfen<br />

für geplante Investitionsvorhaben.<br />

Status und Perspektiven<br />

Die aktuelle Bitkom-Studie „Industrie 4.0“ gibt Auskunft<br />

über den tatsächlichen Stand der industriellen<br />

und mittelständischen Umsetzungen von Industrie<br />

4.0-Konzepten. Demnach verfügt der Maschinenbau-<br />

Sektor mit Abstand über die meisten Anwendungsfälle<br />

(circa 30 %), gefolgt von der DV-/Elektronik-/Optik-<br />

187 aus Deutschland. Demnach legen die deutschen Familienunternehmer<br />

ihr größtes Augenmerk auf Data &<br />

Analytics (63 %) sowie vernetzte Lieferketten (41 %).<br />

Themen wie Robotics, Künstliche Intelligenz oder Virtual<br />

Reality fehlen in den Aufzählungen und sind damit<br />

in ihrer Bedeutung bei den Unternehmen noch nicht angekommen.<br />

Dabei birgt gerade das Thema Robotics im<br />

Rahme der Prozessautomatisierung große Kosteneinsparpotenziale.<br />

Als Hemmschuh für die Einführung von Industrie<br />

4.0-Konzepten sehen Mittelständler vor allem mangelndes<br />

Know-how als größte Bremse (33 %), gefolgt von<br />

fehlender Veränderungsbereitschaft (30 %). 12 % der<br />

Befragten sehen keinen konkreten Bedarf für digitale<br />

Transformation.<br />

Arbeitnehmer sehen Veränderungen<br />

Und wie sehen das die betroffenen Arbeitnehmer? Darüber<br />

gibt eine Umfrage der IAS-Gruppe mit dem Titel<br />

„Die deutsche Wirtschaft und die Digitalisierung“ Auskunft.<br />

IAS befragte im Ende 2016 insgesamt 280 Personen<br />

und wollte wissen: „Wie schätzen Führungskräfte<br />

und Mitarbeiter die Entwicklung und die Auswirkungen<br />

der Digitalisierung im Mittelstand ein?“ 92 % der<br />

Befragten glaubten, dass die Digitalisierung starken Einfluss<br />

auf ihren Betrieb nehmen wird. 87 % merken dies<br />

bereits an ihrem eigenen Arbeitsplatz und fast alle<br />

(96 %) rechnen in den nächsten zehn Jahren mit spürbaren<br />

Konsequenzen. Als Änderungen erwarten jeweils<br />

gut 60 % der Befragten, dass neue Berufsbilder entstehen<br />

werden, neue Organisationsformen Einzug halten<br />

werden und dass sich traditionelle Arbeitsorte und<br />

-zeiten auflösen werden. (mg)<br />

•<br />

Mit 30 % aller Anwendungsfälle ist der Ma schinenbau Vorreiter<br />

in puncto Industrie 4.0. Bild: Gorodenkoff/ Fotolia<br />

Branche (rund 18 %), Fahrzeugbau und Zulieferern<br />

(etwa 16 %) sowie der Bereich Metallerzeugung und<br />

-bearbeitung (circa 11 %). Gefragt sind dabei zuerst<br />

einmal Automatisierungslösungen, gefolgt von Lösungen<br />

zur Steigerung der Energieeffizienz. Erst mit weitem<br />

Abstand folgen Value-based Services für Produkte und<br />

Werke, dazu zählen auch Predictive Maintenance-Konzepte.<br />

Die Schlussfolgerung des Branchenverbandes:<br />

maschinennahe Branchen sind aktiver als servicenahe.<br />

Industrie 4.0 ist Familiensache<br />

Den Stand der Industrie 4.0-Dinge in Familienunternehmen<br />

ist ein Kernthema des „6. European Family Business<br />

Barometers“ der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft<br />

KPMG. An der Umfrage beteiligten sich Mitte 2017 europaweit<br />

mehr als 1000 Familienunternehmen, davon<br />

Weitere<br />

Informationen<br />

Bundesministerium<br />

für Wirtschaft und Energie<br />

Scharnhorststraße 34–37<br />

D-10115 Berlin<br />

info@bmwi.bund.de<br />

Tel. 030/18615–0<br />

Fraunhofer-Institut IFF Magdeburg<br />

Sandtorstraße 22<br />

39106 Magdeburg<br />

ideen@iff.fraunhofer.de<br />

Tel. 0391 4090–0<br />

32 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>11.18</strong>


Die Bedeutung von Cloud Computing für Industrie-4.0-Konzepte<br />

Grenzenlose Freiheit<br />

in der Wolke<br />

IT-Architektur | Cloud oder Inhouse? Security as a<br />

service oder eigene Spezialisten? Evolution oder Re -<br />

volution? Mit Industrie 4.0 entsteht eine zunehmend<br />

hybride Datenlandschaft, die neue Fragen aufwirft –<br />

nicht zuletzt auch Sicherheitsfragen.<br />

2017 war das Jahr der Hackerangriffe. Die<br />

Gesamtzahl dieser Attacken stieg im Jahresvergleich<br />

um 69 %. Damit erhebt sich die<br />

Frage nach der Datensicherheit auch und<br />

gerade im industriellen Umfeld. Denn für<br />

produzierende Unternehmen gewinnen<br />

Cloud-basierte Angebote zunehmend an Bedeutung.<br />

SAP und andere Serviceprovider<br />

setzen vermehrt auf diese Entwicklung und<br />

bieten Private Clouds an, die nur dem jeweiligen<br />

Vertragspartner zugänglich sind. In<br />

diesem Fall basiert das Datennetz auf einem<br />

unternehmens- beziehungsweise organisations-internen<br />

Intranet. Das Angebot reicht<br />

vom reinen Speicherplatz über mehr Rechenleistung<br />

bis hin zu Büro-Software und<br />

ERP-Anwendungen.<br />

Bei manchen Cloud-Anbietern sind die<br />

ERP-Suites schon branchenspezifisch vorkonfiguriert<br />

(zum Beispiel mit einem produktionstechnischen<br />

oder serviceorientierten<br />

Schwerpunkt). Allerdings haben sich in<br />

vielen Betrieben im Laufe der Jahre individuelle<br />

Geschäftsprozesse etabliert, die nicht<br />

in diesen Rahmen passen. Eine Weiterentwicklung<br />

in Richtung Cloud-basiertes Datenmodell<br />

ist dann weder sinnvoll noch<br />

Die Cloud verbindet nicht nur Rechner,<br />

sondern auch Anwendungen über Unternehmensgrenzen<br />

hinweg. Bild: sdecoret/<br />

Fotolia<br />

wirtschaftlich. Diese Prozesse werden sich<br />

im Zuge der Digitalisierung aber ohnehin<br />

wandeln müssen, um eine unternehmensübergreifende<br />

Wertschöpfungskette zu ermöglichen.<br />

Die Einführung einer standar -<br />

disierten Software-as-a-Service-Applikation<br />

(SaaS) kann dabei behilflich sein, sich an<br />

Industrie-4.0-Standards anzupassen.<br />

ERP-Anwendungen in einem SaaS-Modell<br />

bieten überzeugende Vorteile. Sie werden<br />

vom Service-Provider betrieben; Installation,<br />

Wartung und Updates laufen unbemerkt<br />

im Hintergrund. Alle relevanten Geschäftsdaten<br />

können mobil und von jedem<br />

Endgerät zeit- und ortsunabhängig genutzt<br />

werden – in Zeiten hoher Mobilität der Mitarbeiter<br />

ein entscheidender Vorteil. Anstelle<br />

der klassischen Softwarelizensierung tritt<br />

bei SaaS-Anbietern in den meisten Fällen ein<br />

modularer Abrechnungsmodus, der zu Einsparungen<br />

führen kann – denn nicht selten<br />

wird bei konventionellen Software-Paketen<br />

nur ein Teil genutzt, aber alles bezahlt. Dieser<br />

Kostenanteil entfällt bei einer individuellen<br />

Berechnung; ebenso der Aufwand für eine<br />

eigene IT-Infrastruktur sowie die Kosten<br />

für Räume, Wartung und Instandhaltung.<br />

Pro und contra Wolke<br />

Häufig werden gerade Sicherheitsargumente<br />

gegen eine Cloud-Lösung angeführt: Zu<br />

ungeschützt sei der Datenverkehr übers<br />

Internet zu Rechenzentren, auf die das Unternehmen<br />

keinen Einfluss hat. Doch meist<br />

ist genau das Gegenteil der Fall. Denn wel-<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>11.18</strong> 33


industrie 4.0<br />

ches Unternehmen treibt schon den Security-Aufwand,<br />

den zertifizierte Rechenzentren<br />

bieten: redundante Strom- und Datenleitungen,<br />

Zutrittskontrollen, aufwendige Vorkehrungen<br />

für Brandschutz und Kühlung<br />

sowie Backup-Services an verteilten Standorten.<br />

Ganz zu schweigen von den jeweils<br />

neuesten Firewalls und Verschlüsselungs-<br />

Technologien.<br />

Wo liegen die Hemmnisse in puncto<br />

Cloud für Mittelstand und KMUs in<br />

Deutschland? Im Rahmen der „The 2018<br />

57 % der Mitarbeiter glauben,<br />

dass Ihr Unternehmen nicht sensibel<br />

genug mit Daten umgeht.“<br />

The 2018 Global Cloud Data Security Study<br />

Global Cloud Data Security Study“ wurden<br />

weltweit über 3000 IT-Manager und Sicherheitsverantwortliche<br />

zu diesem Thema befragt.<br />

Demnach setzt bereits ein Drittel aller<br />

Unternehmen ausschließlich auf Cloud<br />

Computing; die Tendenz steigt. 79 % der<br />

Befragten gab an, dass Cloud-Anwendungen<br />

und Plattformlösungen wichtig oder<br />

sehr wichtig für den Geschäftsbetrieb sind.<br />

Die Studie erwartet, dass dieser Wert in den<br />

nächsten zwei Jahren auf 87 % steigt.<br />

Und doch setzen noch viele Unternehmen<br />

auf On-Premise-Lösungen – also auf die<br />

Datenhaltung im eigenen Haus. Neben<br />

Sicherheitsfragen zählt zu den Gründen<br />

auch die Angst vor Abhängigkeit. Wer seine<br />

Daten einem Anbieter anvertraut und<br />

Schnittstellen und Strukturen darauf ausrichtet,<br />

kann zukünftig nur noch mit großem<br />

Aufwand den Anbieter wechseln. Standards,<br />

die den Wechsel zum nächsten<br />

Dienstleister ermöglichen, sind nicht in<br />

Sicht. Dazu kommen Detailfragen, wie die<br />

gesetzlich vorgeschriebene ultimative Löschung<br />

mancher Daten; das ist in der Cloud<br />

nicht ohne weiteres möglich. Oder auch die<br />

Frage, was bei einer Insolvenz des Service-<br />

Anbieters geschieht. Mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit<br />

werden die entsprechenden<br />

Server dann an einen anderen Cloud-Anbieter<br />

verkauft – im Zweifelsfall inklusive aller<br />

Daten. Allerdings sind solche Schreckensszenarien<br />

noch nicht eingetreten.<br />

Was noch für die Cloud spricht ist die<br />

nahezu unbegrenzte Skalierbarkeit. Wer den<br />

Speicherplatz im Netz mietet, kann Ressourcen<br />

flexibel ausbauen. Das ist gerade im<br />

Hinblick auf die sprunghaft ansteigenden<br />

Datenmengen im Industrie-4.0-Umfeld ein<br />

wichtiger Aspekt. In der Produktion ermitteln<br />

Sensoren zunehmend im Millisekunden-Takt<br />

den aktuellen Status von Systemen<br />

Ein konsolidierter Datenstamm für alle<br />

Anwendungen und alle Devices. Bild:<br />

fotohansel/Fotolia<br />

und Objekten und erzeugen Daten, die verarbeitet<br />

und gespeichert werden müssen.<br />

Der Weg in die Cloud:<br />

1. Analyse und Konsolidierung<br />

Vor der Migration der eigenen Daten sollte<br />

eine Analyse des bestehenden Datenstammes<br />

stehen. Laut einer Schätzung der International<br />

Data Corporation (IDC) bestehen<br />

60 % der in Rechenzentren gespeicherten<br />

Informationen aus mehreren Kopien und/<br />

oder veralteten Versionen derselben Daten,<br />

die durch unterschiedliche Anwendungen<br />

erzeugt wurden. Dabei kann die disruptive<br />

Kraft von Industrie-4.0-Konzepten dabei<br />

helfen, alte Strukturen und Prozesse zu analysieren<br />

und durch effizientere zu ersetzen.<br />

34 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>11.18</strong>


2. Sicherheitsstufen und Verbindungswege<br />

festlegen<br />

Die Compliance-Vorschriften mancher<br />

Marktpartner verlangen eine geschlossene<br />

IT-Architektur. Das muss nicht das Aus für<br />

eine Cloud-Lösung bedeuten. Die Alternative:<br />

Eine Hybrid-Cloud, in welcher die sensiblen<br />

Daten in der Private Cloud sowie alle<br />

anderen Daten in einer Public Cloud liegen.<br />

in Europa tätig sind. Microsoft OneDrive<br />

for Business, Dropbox Business wie auch<br />

Box Business unterliegen beispielsweise dem<br />

US-Recht. Auf deren Servern gespeicherte<br />

personen- und unternehmensrelevante<br />

Daten sind daher nicht vor dem Zugriff<br />

von US-Behörden geschützt. Noch unsicherer<br />

gelten Provider-Standorte außerhalb<br />

Europas.<br />

Freude<br />

am Finden<br />

Rangfolge der Services<br />

Office-Anwendungen aus der Cloud<br />

43%<br />

Groupware (z. B. E-Mail, Kalender)<br />

Branchenspezifische Anwendungen<br />

35%<br />

34%<br />

Collaboration-Anwendungen<br />

Security as a Service<br />

Business Intelligence/Big Data<br />

Customer Relationship Management<br />

Enterprise Resource Planning (ERP)<br />

30%<br />

29%<br />

26%<br />

23%<br />

23%<br />

Telefonie aus der Cloud, VoIP<br />

19%<br />

0% 20% 40%<br />

Office-Lösungen und Groupware führen vor branchenspezifischen Anwendungen bei der Nutzung<br />

von SaaS-Modellen. Quelle: KPMG, Bitkom Research<br />

Über die Sicherheitsstufen hinaus sollten<br />

auch die Übertragungswege geprüft und<br />

festgelegt werden. Die verwendeten Netzstrukturen<br />

müssen jederzeit die festgelegten<br />

Geschwindigkeiten garantieren.<br />

3. Die Wahl des Providers<br />

Cloud ist nicht gleich Cloud. Die wichtigsten<br />

Unterscheidungsmerkmale bestehen<br />

zum Beispiel in den Standorten der Rechenzentren,<br />

in der Kontrolle über den Datenfluss<br />

und in Form der angebotenen Services.<br />

Der Standort ist entscheidend, weil unterschiedliche<br />

Länder verschiedene Datenschutz-Gesetze<br />

anwenden. Spätestens seit<br />

Edward Snowden ist klar, dass die großen<br />

externen Rechenzentren von Microsoft und<br />

Google nicht so sicher sind wie ver -<br />

sprochen. Zudem haben amerikanische Behörden<br />

bestätigt, dass der europäische<br />

Datenschutz nicht für US-Firmen gilt, die<br />

4. Leistungsbeschreibung<br />

In den Vertrag mit dem ausgewählten Provider<br />

gehört die Zertifizierung des Anbieters,<br />

die einen Mindeststandard für die Informationssicherheit<br />

gewährleistet – zum Beispiel<br />

nach ISO 27001. Fernwartungszugriffe dürfen<br />

zum Beispiel nur nach ausreichender<br />

Authentifizierung über verschlüsselte Kommunikationsverbindungen<br />

erfolgen. Ebenso<br />

wichtig sind die Dokumentation von<br />

Schnittstellen für das Security Monitoring<br />

und Fragen des Incident Handlings. Auch<br />

dazu müssen Verantwortlichkeiten, Eskalationsstufen<br />

und Kommunikationswege zwischen<br />

dem Unternehmen und dem Provider<br />

festgeschrieben werden. Zudem müssen Regelungen<br />

für die Beendigung der Leistungen<br />

der Public Cloud getroffen werden: Zum<br />

Beispiel, welche Daten wie zu übergeben<br />

sind und welche Daten irreversibel gelöscht<br />

werden müssen. (mg) •<br />

Die Beschaffungsplattform<br />

für C-Teile<br />

Jetzt informieren:<br />

simplesystem.com<br />

simple system GmbH & Co. KG<br />

Haberlandstraße 55<br />

D-81241 München<br />

Tel: +49 (0)8 00/ 0 00 58 35<br />

Fax: +49 (0)8 00/ 0 00 58 37<br />

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<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>11.18</strong> 35


industrie 4.0<br />

Durch den Einsatz von<br />

intelligenten Robotern erwartet<br />

McKinsey ab 2018<br />

eine jährliche Steigerung<br />

des Bruttoinlandsprodukts<br />

um 4 %. Bild:<br />

zapp2photo/Fotolia<br />

Entwicklungen und Trends bei der Einführung von KI-Systemen<br />

KI für KMUs<br />

Künstliche Intelligenz | Cobots, Bildverarbeitungssysteme<br />

oder Produktionsplanungstools – 2017 hat<br />

sich der Markt für industrielle KI-Anwendungen weltweit<br />

nahezu verdoppelt. Bitkom sagt ein weiteres<br />

Wachstum um 500 % bis zum Jahre 2020 voraus.<br />

Der aktuelle Entwicklungsstand von KI-basierten<br />

Anwendungen lässt sich am besten<br />

am Fortschritt beim autonomen Fahren ablesen.<br />

Dabei müssen kontinuierlich ebenso<br />

komplexe wie dynamische Vorgänge wahrgenommen,<br />

analysiert und in Handlungen<br />

umgesetzt werden. Inzwischen machen diese<br />

Systeme nicht mehr Fehler als das Vorbild<br />

Mensch. In naher Zukunft werden sie uns in<br />

puncto Sicherheit und Effizienz überlegen<br />

sein. Der Durchbruch von Künstlicher Intelligenz<br />

im Industrie-4.0-Umfeld steht indes<br />

noch aus. Zwar soll sich laut einer Prognose<br />

des Branchenverband Bitkom der Umsatz in<br />

den Bereichen KI, Cognitive Computing<br />

und Machine Learning in den nächsten drei<br />

Jahren auf 21,2 Mrd. Euro mehr als verfünffachen<br />

– aber das zeigt weniger die aktuelle<br />

Akzeptanz als vielmehr das zukünftige<br />

Potenzial, das in diesem Thema steckt.<br />

Die Berater von McKinsey rechnen in ihrer<br />

2017 veröffentlichten Studie „Smartening<br />

up with Artificial Intelligence (AI) –<br />

What’s in it for Germany and its Industrial<br />

Sector?“ vor, dass sich das Bruttoinlandsprodukt<br />

Deutschlands durch den konsequenten<br />

Einsatz von intelligenten Robotern<br />

und selbstlernenden Computern bis 2030<br />

jährlich um 4 % steigern ließe. Dies entspricht<br />

einem zusätzlichen jährlichen<br />

Wachstum von 0,25 Prozentpunkten oder<br />

insgesamt einer Summe von 160 Mrd. Euro.<br />

Für den wachsenden Einsatz Künstlicher<br />

Intelligenz im Industrie-4.0-Umfeld sprechen<br />

nicht nur wirtschaftliche, sondern<br />

auch technische Gründe: Sie können zum<br />

Beispiel als Cloud-Service angeboten werden<br />

und sind damit omnipräsent verfügbar.<br />

Gleichzeitig sinken die Investitionskosten<br />

36 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>11.18</strong>


Machine Learning basiert wie menschliches<br />

Lernen auf der Analyse von Informationen.<br />

Bild Sergey/Fotolia<br />

und steigt die Anwendungsreife dank lernfähiger<br />

Algorithmen. Die aktuellen KI-Entwicklungen<br />

unterscheiden sich deutlich von<br />

den Ansätzen in der Vergangenheit. Wurde<br />

früher versucht, mit leistungsstarken Rechnern<br />

riesige Datenmengen durchzurechnen,<br />

setzen die Forscher heute primär auf selbstlernende<br />

Systeme, die in Echtzeit mit Menschen<br />

und Maschinen kommunizieren, sich<br />

dabei an frühere Interaktionen erinnern und<br />

eigenständig Schlüsse ziehen können. Dabei<br />

analysieren sie mit Hilfe von Sensoren<br />

ihr Umfeld und verarbeiten in Echtzeit Big<br />

Data aus unterschiedlichen Quellen.<br />

Mögliche Anwendungsbereiche<br />

Drei Einsatzgebiete für KI im Umfeld von<br />

Industrie 4.0 zeichnen sich ab: die Automatisierung<br />

von Vorgängen und Prozessen, die<br />

automatisierte Datenverarbeitung sowie die<br />

automatische Mustererkennung. Die Automatisierung<br />

von Routineaufgaben wird damit<br />

eine der vorrangigen Anwendungen für<br />

intelligente Programme und Maschinen. Sie<br />

ermöglicht beispielsweise eine gezielte Fehleranalyse<br />

und damit eine bisher unerreichte<br />

”<br />

Ich glaube, es gibt keinen großen<br />

Unterschied zwischen dem, was<br />

ein biologisches Gehirn erreichen<br />

kann, und dem, was ein Computer<br />

leisten kann.“<br />

Prof. Stephen Hawking, Astrophysiker<br />

Qualitätssteigerung. Dabei wurden gerade<br />

in den letzten Jahren technische Durchbrüche<br />

erreicht: Lag die Fehlerrate bei computergestützter<br />

Bilderkennung 2010 noch bei<br />

28 %, waren es 2017 deutlich unter 5 %.<br />

In der Praxis sieht das so aus: Ein Sensor,<br />

ein Antrieb oder ein Bildverarbeitungssystem<br />

lernt im Realbetrieb und optimiert auf<br />

Basis der gewonnenen Informationen die<br />

aktuellen Betriebsparameter. Diese einzelnen<br />

Daten können meist auf ähnliche Prozesse<br />

übertragen werden. Ein konkretes Beispiel<br />

dafür ist Predictive Maintenance, also<br />

die vorausschauende Wartung von Maschinen<br />

und Werkzeugen mithilfe Künstlicher<br />

Intelligenz. Hierbei werden historische Maschinendaten<br />

analysiert, um Vorhersagen<br />

über den zu erwartenden Ausfall eines Bauteiles<br />

zu treffen. Um die Funktionsfähigkeit<br />

einer Predictive-Maintenance-Lösung zu gewährleisten,<br />

arbeitet das zugehörige KI-System<br />

in einer Trainings- und in einer Anwendungsphase.<br />

Die Aufgaben beider Phasen<br />

unterscheiden sich grundlegend. Während<br />

der Trainingsphase werden typische Zusammenhänge<br />

auf Basis der bestehenden Datensätze<br />

dokumentiert. Dabei werden meist<br />

große Datenmengen, normalerweise alle<br />

verfügbaren historischen Daten, verwendet.<br />

In der Anwendungsphase steht dagegen der<br />

einzelne Datensatz im Fokus. Dieser wird<br />

auf Basis der bisherigen Erkenntnisse für<br />

Vorhersagen bewertet.<br />

Die McKinsey-Berater erwarten eine um<br />

20 % verbesserte Anlagennutzung, wenn<br />

durch KI die Wartungsarbeiten vorausschauend<br />

durchgeführt werden. Durch die<br />

gezielte Zusammenarbeit von Robotern und<br />

Mitarbeitern soll darüber hinaus die Produktivität<br />

bei einzelnen Arbeitsschritten um<br />

weitere 20 % wachsen. Bei der Qualitätssicherung<br />

durch KI – etwa durch automatische<br />

visuelle Fehlererkennung – halten die<br />

Wirtschaftsberater eine Produktionssteigerung<br />

um 50 % und eine Reduktion des Ausschusses<br />

von bis zu 30 % für realisierbar.<br />

Aber auch für ERP- und MES-Systeme<br />

sind zukünftig KI-Anwendungen denkbar.<br />

Dafür eignen sich diese bestens: Denn die<br />

Systeme arbeiten mit Regeln und sind bereits<br />

in leistungsstarke Rechenstrukturen integriert.<br />

Meist ist auch eine große Datenbasis<br />

vorhanden. Der nächste Schritt, aus diesen<br />

vorhandenen Daten zu lernen und daraus<br />

Optimierungsvorschläge abzuleiten, ist<br />

nur logisch. Auch hier wagen die McKinsey-<br />

Spezialisten eine präzise Prognose: Ihrer<br />

Einschätzung nach kann eine Optimierung<br />

der Lieferkette – beispielsweise durch exaktere<br />

Abverkaufsprognosen – zu einer Reduktion<br />

der Lagerhaltungskosten um bis zu<br />

50 % führen. In der Forschung und Entwicklung<br />

sind demnach Kostenreduktionen<br />

von 10 bis 15 % sowie 10 % schnellere<br />

Markteinführungszeiten möglich. (mg) •<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>11.18</strong> 37


industrie 4.0<br />

Der Mensch ist und bleibt<br />

das Maß aller Dinge –<br />

auch und gerade im Umfeld<br />

von Industrie 4.0.<br />

Bild: AlienCat/Fotolia<br />

Trends im Bereich Robotik und Automation<br />

Kollaborateure im<br />

Mittelstand<br />

Automation | In der Vergangenheit wurde eine Fertigungsaufgabe<br />

entweder komplett manuell ausgeführt<br />

oder von einem Roboter. Eine Zusammenarbeit war<br />

nicht möglich. Dafür sorgten schon die Sicherheits -<br />

bestimmungen. Eine neue Generation von Robotern<br />

wird das ändern.<br />

Die sogenannten Cobots (Kurzform für kollaborative<br />

Roboter) machen gemeinsame<br />

Sache mit ihren menschlichen Kollegen. Für<br />

Stefan Sagert, Robotik-Spezialist beim Verband<br />

Deutscher Maschinen- und Anlagenbau<br />

(VDMA), zeichnet sich ein Wandel ab:<br />

„Die neue Technik macht den Einsatz von<br />

Robotern flexibel und damit auch für kleinere<br />

Unternehmen interessant. Wir gehen<br />

davon aus, dass der Anteil der Mensch-<br />

Roboter-Systeme in den kommenden Jahren<br />

steil ansteigt.“<br />

Börse und Branche wittern in der Tat einen<br />

Boom. Die Marktforscher von Markets and<br />

Markets sagen für die Jahre 2017 bis 2023<br />

ein durchschnittliches Umsatzplus im Geschäft<br />

mit Cobots von 57 % jährlich voraus<br />

– ein Anstieg des Marktvolumens auf umgerechnet<br />

ungefähr 4 Mrd. Euro. „Cobots<br />

sind der am schnellsten wachsende Markt in<br />

der Robotik. Wir erschließen damit neue<br />

Welten“, bestätigt Hans-Georg Krabbe,<br />

Vorstandschef der deutschen Landesgesellschaft<br />

von ABB.<br />

Mittelständische Produktionsstrukturen<br />

sind üblicherweise durch hohe Variantenvielfalt<br />

geprägt – und damit verbunden mit<br />

häufigen Umrüstvorgängen. Der Einsatz<br />

von flexiblen Industrierobotern ist deshalb<br />

nur mit schnell umrüstbaren Werkzeugen<br />

sowie einer einfachen Roboterprogrammierung<br />

möglich. Hilfestellung kommt unter<br />

anderem vom Fraunhofer Institut. Im Rahmen<br />

des Hyropa-Projektes wurde beispielsweise<br />

der Einsatz von automatisch rekonfigurierbaren,<br />

passiven Gelenkarmen untersucht.<br />

Das Ziel: die Produktionsaufgaben in<br />

Standard-Roboterzellen zu vereinfachen.<br />

Dabei kamen vielfältige Greifer zum Einsatz,<br />

um Werkstücke mit unterschiedlicher<br />

Geometrie und Abmessungen zu halten und<br />

zu manipulieren. Damit konnte die Flexi -<br />

38 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>11.18</strong>


ilität bestehender Roboterzellen deutlich<br />

und wirtschaftlich erhöht werden.<br />

Robotics leicht gemacht<br />

Ein Viertel aller in Deutschland installierten<br />

Roboter fällt laut VDMA Robotik + Automation<br />

in den Traglastbereich bis 6,5 kg. In<br />

diese Leistungsklasse fallen viele der neuen<br />

Generation kollaborierenden Roboter<br />

(Cobots). Mit einem Gewicht von teilweise<br />

nur 10 kg können sie problemlos von einem<br />

Werker getragen und an beliebiger Stelle<br />

Der Unterschied<br />

zwischen Robot und Cobot<br />

Die Idee für Cobots (Collaborative Robots) entstand 1995 im Rahmen<br />

eines Forschungsprojekts bei General Motors. Zielsetzung<br />

waren sichere Roboter, die wortwörtlich Hand in Hand mit Menschen<br />

arbeiten können.<br />

1. Partnerschaft Mensch-Maschine<br />

Klassische Industrieroboter arbeiten nach einem festen Programm,<br />

ohne Rücksicht auf umstehende Mitarbeiter. Für die Sicherheit sorgen<br />

Zäune und Käfige. Cobots arbeiten dagegen gemeinsam mit<br />

einem Menschen. Sie assistieren bei komplexen oder gefährlichen<br />

Aufgaben, die sich nicht vollständig automatisieren lassen.<br />

2. Partnerschaftliche Rücksicht<br />

Cobots kommen dank hochentwickelter Sensoren bei der kleinsten<br />

Berührung zum Stillstand. Das macht Sicherheitsbereiche endlich<br />

überflüssig.<br />

3. Einfach lernfähig<br />

Cobots lassen sich ohne große Vorkenntnisse programmieren: Zum<br />

Beispiel indem der Arm manuell bewegt wird und der Cobot sich<br />

diese Aktion merkt. Teilweise kommen auch grafische Benutzeroberflächen<br />

zum Einsatz.<br />

montiert werden. Ihre Merkmale: klein,<br />

flexibel und einfach zu programmieren.<br />

Teilweise reicht es, den Roboterarm einmal<br />

manuell zu führen, die Bewegung wird dann<br />

automatisch einprogrammiert. Anders als<br />

bei klassischen Industrierobotern, die in<br />

abgetrennten Bereichen arbeiten, stehen<br />

Cobots in direktem Kontakt mit Arbeitern.<br />

Sensortechnik registriert die Position und<br />

alle menschlichen Bewegungen. So können<br />

Cobots assistieren, ohne ein Verletzungsrisiko<br />

dazustellen.<br />

Für Produktionslinien in mittelständischen<br />

Unternehmen ist vor allem die Flexibilität<br />

der Cobots entscheidend. Mensch-<br />

Roboter-Teams werden neben Vollautomatisierung<br />

und reiner Handarbeit zur dritten<br />

Alternative in der Fertigung. Dabei unterstützten<br />

sie einen neuen Arbeitsfluss von<br />

Mensch und Maschine: Der Cobot übernimmt<br />

beispielsweise monotone, gefährliche<br />

oder belastende Arbeiten, während der<br />

Mensch sich parallel dazu auf anspruchsvolle<br />

Montagearbeiten oder auf die Fehlerbehebung<br />

konzentriert.<br />

Die assoziativen, sensorischen<br />

und taktilen<br />

Fähigkeiten des Menschen<br />

sind und bleiben<br />

einzigartig. Bild: kasto/Fotolia<br />

Auf der sicheren Seite<br />

Um das Verletzungsrisiko zu minimieren,<br />

gelten für Cobots strenge Sicherheitsbestimmungen.<br />

Sie schreiben beispielsweise weniger<br />

verfügbare Dynamik und Kraft vor. In<br />

der Regel sind sie leichter, rundlicher und<br />

manchmal sogar gepolstert. Cobots bewegen<br />

sich langsamer als klassische Roboter.<br />

Das ist keine Einschränkung – schließlich<br />

soll er sich an die menschliche Geschwindigkeit<br />

anpassen und die liegt deutlich unter<br />

der einer Maschine. Wird ein Mensch von<br />

so einem Roboterarm getroffen, ist die Kraft<br />

der Bewegung niemals stark genug, um ihn<br />

ernsthaft zu verletzen.<br />

Für die Bewegungsauslösung existieren<br />

zwei Konzepte: Beim Prinzip der „direkten<br />

Handführung“ bewegt sich der Roboter<br />

nur, wenn er unmittelbar aktiviert wird –<br />

4. Flexible Einsatzmöglichkeiten<br />

Durch das geringe Gewicht können Cobots von nur einem Mann<br />

transportiert und an beliebigen Produktionsstellen horizontal oder<br />

vertikal montiert werden.<br />

zum Beispiel durch eine Berührung. Das verleiht<br />

dem Mitarbeiter jederzeit die vollständige<br />

Kontrolle. Bewegt sich der kollabora -<br />

tive Roboter ohne direkte Anweisung, wird<br />

die gemeinsame Tätigkeit kontinuierlich<br />

überwacht – mit einer ausgefeilten Sensor-<br />

Technologie. Der Roboter wird dann automatisch<br />

langsamer, wenn der vorgeschriebene<br />

Sicherheitsabstand unterschritten wird –<br />

oder stoppt ganz.<br />

Beispielhaft<br />

Ob Mittelstand oder Industrie, Lösungen<br />

für die gelungene Kooperation von Mensch<br />

und Roboter gibt es bereits viele, beispielsweise<br />

der LBR iiwa von Kuka. LBR steht für<br />

„Leichtbauroboter“, iiwa für „intelligent<br />

industrial work assistant“. Er ist der erste in<br />

Serie gefertigte sensitive – und damit kolla-<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>11.18</strong> 39


industrie 4.0<br />

borationsfähige – Roboter. Dieser Cobot<br />

kann beispielsweise zum Beladen von Werkzeugmaschinen<br />

oder zum Anreichen von<br />

Teilen eingesetzt werden. Es arbeitet ohne<br />

Schutzzaun und ist deshalb vor Ort schnell<br />

installierbar. Kuka setzt den LBR iiwa in der<br />

eigenen Robotermontage ein. Hier verschraubt<br />

er die Getriebeschwingen für den<br />

großen Industrieroboter KR Quantec. Dabei<br />

folgt er den Anweisungen des menschlichen<br />

Kollegen: Dieser berührt ihn wie eine<br />

Person am Arm und startet damit den automatisierten<br />

Schraubprozess. Währenddessen<br />

bestückt der Mitarbeiter den zweiten Ablagetisch<br />

mit einer neuen Getriebeschwinge.<br />

”<br />

Division<br />

Roboter entlasten den Menschen von schweren und<br />

monotonen Arbeiten. Sie werden ihn nicht ersetzen.<br />

Bild: Nataliya Hora/Fotolia<br />

„Wir schätzen, dass heute etwa<br />

10 % der in der Industrie eingesetzten<br />

Roboter kollaborativ arbeiten.“<br />

Ist der Cobot fertig, geht er in Ruheposition.<br />

Erst, wenn der Mitarbeiter ihn wieder berührt,<br />

macht er sich erneut an die Arbeit.<br />

Gleiche Zielgruppe, aber ein anderes<br />

Konzept präsentiert ABB mit YuMi, einem<br />

kollaborativen Zweiarmroboter. Er wurde<br />

speziell für die Kleinteilmontage in der Elektronikindustrie<br />

entwickelt. YuMi kann mit<br />

seinen beiden Roboterarmen alle notwen -<br />

digen Bewegungen auf engstem Raum ausführen.<br />

Die Reichweite der Roboterarme<br />

entspricht dabei in etwa der Reichweite von<br />

menschlichen Armen. YuMi kann direkt an<br />

bisher von Menschen besetzten Arbeitsstationen<br />

eingesetzt werden. Rainer Benz, Lead<br />

Harald von Heynitz, Partner Unternehmensberatung KPMG<br />

Manager der Division Industrie -<br />

automation und Antriebe in Deutschland,<br />

beschreibt die Herangehensweise von ABB:<br />

„Vereinfachung ist ein wichtiger Baustein,<br />

um Robotik und Automatisierung auch für<br />

kleine und mittelständische Betriebe attraktiv<br />

zu machen. Das beginnt bei der einfachen,<br />

intuitiven Programmierung, führt<br />

über die Programmierung, Bedienung und<br />

Überwachung des Roboters bis hin zu einem<br />

frei wählbaren Bediengerät, wie beispielsweise<br />

ein Smartphone, ein Tablet oder<br />

ein PC.“<br />

Menschen ersetzen Roboter<br />

Es geht auch andersrum: Bei Mercedes-Benz<br />

haben erstmals Menschen Roboter ersetzt.<br />

In der Montage des S-Klasse Coupés im<br />

Werk Sindelfingen wurden Fließband-<br />

Roboter ausgetauscht und neue Arbeitskräfte<br />

eingestellt, um für die steigende Zahl der<br />

Modellvarianten flexibler zu werden. Der<br />

Kündigungsgrund: „Roboter kommen nicht<br />

zurecht mit dem Grad der Individualisierung<br />

und den vielen Varianten, die wir heute<br />

haben. Wir sparen Geld und schützen unsere<br />

Zukunft, indem wir mehr Arbeitskräfte<br />

einstellen“, sagte Produktionschef Markus<br />

Schäfer der Nachrichtenagentur Bloomberg.<br />

Auch bei der aktuellen E-Klasse werden<br />

zukünftig Arbeiter das Head-up-Display auf<br />

der Windschutzscheibe einbauen. Bislang<br />

war das der Job von zwei fest installierten<br />

Robotern. Mercedes-Benz setzt immer mehr<br />

auf Individualisierung. Entscheidet sich ein<br />

Käufer für die S-Klasse-Limousine, kann er<br />

sehr viele Details nach Wunsch gestalten –<br />

von vier verschiedenen Typen von Reifenventilklappen,<br />

über Karbonbeschichtungen<br />

bis hin zu beheizbaren Getränkehaltern.<br />

„Diese Varianz ist zu viel für die Maschinen“,<br />

sagt Schäfer. „Sie können die vielen<br />

verschiedenen Optionen nicht bewältigen.“<br />

Gute Nachrichten für Humanisten. (mg) •<br />

40 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>11.18</strong>


Laserbasierte Verfahren<br />

ermöglichen den Sprung<br />

vom Rapid Prototyping<br />

zum Rapid Manufacturing.<br />

Bild: Trumpf<br />

Additive Manufacturing als Prozess in der Smart Factory<br />

Wertschöpfung<br />

addieren<br />

Additive Fertigungsverfahren | Ob Kraftwerksbau,<br />

Raumfahrt, Medizintechnik oder Automobilindustrie:<br />

Additive Fertigungsmethoden leiteten laut US-Ökonom<br />

Jeremy Rifkin die nächste industrielle Revolution<br />

ein.<br />

Auch wenn deutsche Ingenieure etwas<br />

nüchterner an das Thema herangehen, der<br />

Verein Deutscher Ingenieure (VDI) beispielsweise<br />

sieht gute Chancen für innova -<br />

tive Geschäftsmodelle. Additive Verfahren<br />

sind schon länger als 3D-Druck oder auch<br />

als Rapid Prototyping bekannt. Die Weiterentwicklung<br />

des Verfahrens zum Rapid<br />

Manufacturing eröffnet jetzt neue Anwendungsgebiete.<br />

Die Vorteile überzeugen branchenübergreifend:<br />

Airbus fertigt inzwischen mehrere<br />

Bauteile mit dem neuen Verfahren, unter<br />

anderem einen ganzen Ventilblock. Er bietet<br />

die gleiche Leistung wie das konventionelle<br />

Bauteil, ist aber 35 % leichter und besteht<br />

aus weniger Einzelteilen. Das im 3D-Druckverfahren<br />

hergestellte Bauteil absolvierte inzwischen<br />

einen ersten erfolgreichen Testflug<br />

im Airbus A380.<br />

Additive Fertigungsverfahren arbeiten im<br />

Schichtbaubetrieb: So können geometrisch<br />

komplexe Strukturen hergestellt werden, die<br />

mit konventionellen Fertigungsverfahren<br />

nicht oder nur aufwendig realisierbar wären.<br />

Unterschieden wird dabei zwischen Extrusions-<br />

und pulverbasierenden Prozessen.<br />

Bei der Extrusion wird Kunststoff durch<br />

eine beheizte Düse aufgeschmolzen und<br />

geometrisch definiert abgelegt. Bei pulverbasierenden<br />

Prozessen wird das Pulver in<br />

einer dünnen Schicht aufgetragen und dann<br />

punktgenau mit einem Laser aufgeschmolzen.<br />

Beim Abkühlen verbindet sich die<br />

Schicht mit der darunterliegenden aus dem<br />

letzten Durchgang. Danach wird wieder<br />

eine neue Schicht aufgetragen usw. Der große<br />

Vorteil des Laserverfahrens: Es funktioniert<br />

nicht nur mit Kunststoffen, sondern<br />

auch mit Metallen. Die Bauteile weisen hervorragende<br />

mechanische und physikalische<br />

Eigenschaften auf und können als finale<br />

Produkte verwendet werden.<br />

Grenzen und Risiken<br />

Werden additive Fertigungsverfahren zur<br />

Wunderwaffe der Effizienz und Flexibilität?<br />

Vermutlich nicht. Mit diesen Verfahren dauert<br />

die Teilefertigung unter Umständen mehrere<br />

Stunden. Bei großen Stückzahlen ist<br />

und bleibt die Massenfertigung unerreicht<br />

wirtschaftlich. Darüber hinaus erfordern die<br />

neuen Fertigungsverfahren noch große Entwicklungs-Anstrengungen,<br />

bis sie sicher beherrscht<br />

und darüber hinaus auch noch<br />

schnittstellenfrei in die Prozesskette von der<br />

Entwicklung bis zur Qualitätskontrolle integriert<br />

werden können.<br />

Und nicht zuletzt werfen additive Verfahren<br />

neue Rechtsfragen auf: Hochwertige<br />

Produkte, die schnell und kostengünstig<br />

nachgebaut werden können, benötigen<br />

eventuell zusätzlichen patent- und urheberrechtlichen<br />

Schutz. Darüber hinaus ergeben<br />

sich auch haftungsrechtliche Fragen. Bei<br />

fehlerhaften Produkten ist zu prüfen, wer<br />

die Verantwortung trägt: der Programmierer<br />

oder der Produzent? (mg) •<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>11.18</strong> 41


industrie 4.0<br />

Mehr als 90 % aller deutschen Unternehmen<br />

verwenden Lean Management-<br />

Methoden. Bild: Olivier Le Moal/Fotolia<br />

Lean Management als Voraussetzung für die smarte Produktion<br />

Digitalisierung<br />

macht schlank<br />

Industrie 4.0 | Lean steht nicht nur für schlank, sondern<br />

vor allem für Wertschöpfung ohne Verschwendung<br />

– so zumindest der originäre Ansatz der Entwickler<br />

dieses Ansatzes in den 90er-Jahren. Damit<br />

sind Lean und Industrie 4.0 keine Gegensätze.<br />

Voraussetzung dafür ist ein präzises Verständnis<br />

beider Ansätze. Wer Lean Management<br />

nur als Weg zum Sparen und Kürzen<br />

versteht, wird nicht von Lean&Digital-<br />

Synergien profitieren. Ursprünglich leitet<br />

sich Lean Management aus dem Produk -<br />

tionssystem von Toyota ab. Schon in den<br />

Anfängen ging es nicht primär um Einsparungen,<br />

sondern um die möglichst effiziente<br />

Verwendung aller Ressourcen. Dazu zählen<br />

nicht nur Maschinen und Materialien, sondern<br />

auch Ideen und Arbeitszeit. Darunter<br />

fallen zum Beispiel ein gut organisiertes Vorschlagswesen<br />

wie auch die effiziente Organisation<br />

von Besprechungen und Konferenzen.<br />

Oberstes Ziel ist konsequente Qualität,<br />

der Weg dorthin führt über Flexibilität und<br />

Transparenz. Alle Prozesse werden an beliebigen<br />

Punkten kontinuierlich hinterfragt<br />

und bei Bedarf geändert. Dazu müssen die<br />

Mitarbeiter gut geschult sein und alle Beteiligten<br />

von der Entwicklung über die Fertigung<br />

und Logistik bis hin zu den externen<br />

Partnern eng miteinander kooperieren.<br />

Grob vereinfacht wird bei Lean-Ansätzen<br />

versucht, die Komplexität zu reduzieren,<br />

um mit einfachen Mitteln einfach bessere<br />

Lösungen erreichen zu können. Dabei<br />

werden komplexe Systeme und Problemstellungen<br />

in einfachere, operativ besser beherrschbare<br />

Einheiten zerlegt.<br />

Allerdings könnten die klassischen Methoden<br />

des Lean Managements bald an<br />

Grenzen stoßen. Zwar machten in der Vergangenheit<br />

schlanke, verschwendungsarme<br />

Prozesse und Abläufe Unternehmen deutlich<br />

flexibler, indem sie Kosten drückten und<br />

Ressourcen sparten. Dabei sind die wachsenden<br />

Produktvarianten und damit verbunden<br />

die sinkenden Losgrößen nur<br />

schwer mit festen Cycle Times und standardisierten<br />

Prozessen vereinbar – mögen sie<br />

noch so transparent sein. Mehr noch: Werden<br />

in einer konventionellen Lean Produc -<br />

tion Prozesse, Durchlaufzeiten oder die<br />

Pufferbestände verändert, muss auch das<br />

Kanban-System angepasst werden. Dazu<br />

kommt, dass sich auch die Nachfrageseite<br />

42 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>11.18</strong>


ERP-SYSTEM<br />

FLEXIBLE FERTIGUNG<br />

PSI-CLICK-DESIGN<br />

immer volatiler verhält. Auch das wird es<br />

erschweren, allein mit klassischen Lean<br />

Methoden die Auslastung der Kapazitäten<br />

anzupassen. Damit erhebt sich die Frage, ob<br />

Lean-Ansätze überhaupt noch zeitgemäß<br />

sind? Werden sie durch digitale Konzepte<br />

ersetzt werden?<br />

Zwei Wege, ein Ziel<br />

Eine Antwort darauf gibt die Studie „Lean<br />

4.0 – Schlank durch Digitalisierung“ der<br />

Management- und Technologie-Berater von<br />

Stichwort Lean und Industrie 4.0<br />

Mehr Usability<br />

Mit der neuen Java-basierten PSIpenta-<br />

Version gestalten Unternehmen mit<br />

PSI-Click-Design selbst ihre Benutzer-<br />

<br />

<br />

» www.psi-automotive-industry.de<br />

Wie wichtig sind folgende Lean-Management-Methoden aus Ihrer<br />

Sicht beim Übergang zur Smart Factory?<br />

Prozessoptimierung und<br />

Verschwendungsreduzierung<br />

Reduzierung der Durchlaufund<br />

Rüstzeiten<br />

Wertstromorientierte<br />

Organisation<br />

Varianten- und<br />

Komplexitätsmanagement<br />

Verbrauchssteuerung<br />

1% 4%<br />

29%<br />

66%<br />

1% 8% 36%<br />

55%<br />

1% 8% 39%<br />

52%<br />

1% 9% 38%<br />

52%<br />

1% 12% 47%<br />

40%<br />

Software für Versorger und Industrie<br />

Gar nicht wichtig<br />

% 20 10 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100<br />

Weniger wichtig Wichtig Sehr wichtig<br />

Prozessoptimierung und Verschwendungsreduzierung stehen im Mittelpunkt von<br />

Lean Management-Methoden. Bild Staufen<br />

Bearing Point. Sie haben 50 produzierende<br />

Unternehmen nach deren Einschätzung gefragt.<br />

Die große Mehrheit (72 %) war sich<br />

darin einig, dass es nicht ausreicht, parallel<br />

in bestehende Lean-Strukturen digitale<br />

Technologien zur Automatisierung und Vernetzung<br />

einzuführen und auf Synergien zu<br />

hoffen. Der Erfolg der Ansätze bedingt sich<br />

vielmehr gegenseitig, wenn sie gezielt<br />

zusammengeführt werden.<br />

Und: Lean Management und Industrie<br />

4.0 passen gut zusammen. Beide setzen am<br />

Shopfloor an, verfolgen einen dezentralen<br />

Steuerungsansatz und klassische Effizienzziele.<br />

Natürlich gibt es auch Unterschiede:<br />

Lean Management ist „nur“ eine Methode,<br />

deren Einführung am Verständnis, aber<br />

auch an der technischen Umsetzbarkeit<br />

scheitern kann. Digitalisierung dagegen<br />

basiert zuerst einmal auf Technologie, die<br />

Gewalzte<br />

Ringe<br />

Zylindrisch oder profiliert.<br />

Außendurchmesser von 150 - 2000 mm,<br />

Gewicht von 3 kg - 1500 kg.<br />

Werkstoffe: Bau-, Edelbau- und Wälzlagerstähle,<br />

Werkzeugstähle, Rostfrei-Qualitäten, Nickelbasisund<br />

Titanlegierungen.<br />

Gewalzte Ringe Blankstahl<br />

Platestahl Umformtechnik GmbH<br />

Platehofstraße 1 - 58513 Lüdenscheid - Germany<br />

Tel.: 02351 439-0 - info@platestahl.com<br />

Fax: 02351 439-355 - www.platestahl.com<br />

Achema vom 11. – 15.06.2018 – Halle 11.0 - Stand D59<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>11.18</strong> 43


industrie 4.0<br />

sowohl hohe Investitionen als auch effiziente<br />

Umfeldstrukturen erfordert. Wird aber<br />

Lean Management bereits im Unternehmen<br />

gelebt, fällt die Einführung von Industrie<br />

4.0-Architekturen leichter.<br />

Während Lean Management also einen<br />

eher organisatorisch geprägten Ansatz verfolgt,<br />

der gezielt komplexe Strukturen vereinfachen<br />

soll, werden im Rahmen von<br />

Industrie 4.0 eher technische Problemlösungen<br />

verfolgt, um mit einem höheren Automatisierungsgrad<br />

komplexe Vorgänge zu<br />

beherrschen. Wichtig ist dabei vor allem,<br />

dass diese Vereinfachung von Systemen und<br />

Prozessen aus Sicht des Anwenders durch<br />

einfach beherrschbare Schnittstellen erreicht<br />

wird. Deshalb kommen hier zunehmend<br />

dezentrale Steuerungen und digitale Assistenten<br />

zum Einsatz.<br />

Digitalisierung und der Einsatz von Assistenten<br />

kommt vor allem dann in Frage,<br />

wenn es sich um eine diskrete Produktion<br />

mit individualisierten, eher hochwertigen<br />

Produkten handelt. Typischerweise sind das<br />

Serienproduktionen mit deutlichen Schwankungen<br />

im Volumen und im Fertigungsmix,<br />

bei denen auch Lieferanten und Partner in<br />

den Workflow eingebunden werden müssen.<br />

Das kann dann gelingen, wenn zuerst mit<br />

Lean-Prinzipien die vorhandene Komple -<br />

xität reduziert wird, um dann mit Industrie-<br />

4.0-Technologien die verbleibenden beherrschbar<br />

zu machen. Die gegenseitige<br />

Korrelation von Lean Management und<br />

Industrie 4.0 zeigt sich auch durch die<br />

gegenseitigen Hindernisse. So geben in der<br />

erwähnten Bearing-Point-Studie die Befragten<br />

als größte Hemmnisse bei der Einführung<br />

digitaler Strukturen zuerst einmal<br />

„Unflexible Prozesse im Unternehmen“ an.<br />

Immerhin 26 % waren dieser Meinung. Es<br />

folgen „Hierarchische Strukturen“ mit<br />

21 %, auf Platz drei eine „Konservative Unternehmensstrategie“<br />

und erst an vierte Stelle<br />

ein „Limitiertes Budget“ (jeweils 12 %).<br />

Das zeigt, dass auch die techniklastigen<br />

Industrie-4.0-Projekte zuerst einmal in den<br />

Köpfen, Einstellungen und Einschätzungen<br />

aller Betroffenen starten müssen.<br />

Technik als Motor<br />

Allerdings belegt die Studie „25 Jahre Lean<br />

Management“ der Staufen AG, dass gesamtheitliche<br />

Lean- und Industrie-4.0-Innovationen<br />

in der Praxis häufig von der Technologie<br />

ausgehen. Dafür haben die Unternehmensberater<br />

in Zusammenarbeit mit der TU<br />

Darmstadt 1350 Führungskräfte aus deutschen<br />

Industrieunternehmen befragt. Demnach<br />

treiben bei jedem vierten Unternehmen<br />

nicht nur die eigenen Wachstums- und Ertragsziele<br />

die Weiterentwicklung von Lean<br />

Management an, sondern auch neue Technologien.<br />

Sie werden eingeführt, um Prozesse<br />

zu optimieren und Verschwendungsquellen<br />

auszumerzen. 95 % der Unternehmen<br />

werten diese Aktivitäten als Grundvoraussetzung<br />

für den Übergang zur Fabrik der<br />

Zukunft. (mg)<br />

•<br />

Die Auswirkungen künstlicher Intelligenz auf die Arbeitswelt<br />

KI versus Arbeitsplätze?<br />

Künstliche Intelligenz | Werden im Zuge der Digitalisierung<br />

die Werkshallen menschenleer? Wächst die<br />

Gefahr durch autonome Maschinen? Nicht innerhalb<br />

der nächsten 15 Jahre, da sind sich die Experten einig.<br />

Entwarnung kommt unter anderem auch durch eine<br />

breit angelegte Studie der Stanford University über gesellschaftliche<br />

und ökonomische Auswirkungen intelligenter<br />

Systeme. Zwei Dutzend führender Experten für<br />

KI, Informatik und Robotik kamen zum Ergebnis, dass<br />

künstliche Intelligenz zumindest in den nächsten 15 Jahren<br />

keine ernsthafte Bedrohung für die Menschheit darstellt:<br />

„Bisher wurden keine Maschinen mit selbsterhaltenden<br />

langfristigen Zielen und Absichten entwickelt<br />

und damit ist in näherer Zukunft auch nicht zu rechnen“.<br />

Allerdings prognostiziert die Studie auch, dass KI mit<br />

hoher Wahrscheinlichkeit weite Teile unseres Alltags auf<br />

den Kopf stellen wird – von der Produktion über den<br />

Kauf bis hin zum Konsum von Gütern; aber auch Bereiche<br />

wie Transport und Information. Dazu zählen zum<br />

Beispiel automatisierte Lastwagen und Fluggeräte sowie<br />

persönliche Roboter. Sie sollen bis 2030 weite Verbrei-<br />

Friedliche Coexistenz: Arbeiter und seine Maschine.<br />

Bild: zapp2Photo/Fotolia<br />

44 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>11.18</strong>


”<br />

Als wir das Feuer erfunden<br />

haben, haben die Menschen<br />

damit auch eine Weile<br />

lang Mist gebaut. Aber<br />

irgendwann haben wir den<br />

Feuerlöscher erfunden.“<br />

Prof. Stephen Hawking, Astrophysiker<br />

tung finden, sind aufgrund technischer Hürden vorerst<br />

aber auf bestimmte Nischen beschränkt.<br />

Die Studie ist Teil eines auf 100 Jahre angelegten Projekts<br />

und wird zukünftig alle fünf Jahre aktualisiert. Die<br />

gelassene Aussicht der Experten bringt Mitautor Oren<br />

Etzioni, auf den Punkt. Er sagt als CEO des unabhängigen<br />

Allen Institute for Artificial Intelligence: „Ich sehe<br />

das als ein Zeichen des Erwachsenwerdens für den Bereich<br />

Künstliche Intelligenz. Der extrem positive Hype<br />

ist falsch. Aber auch für Schwarzmalerei gibt es keine<br />

sachliche Grundlage. Viel wichtiger ist die Frage, wie<br />

Menschen und KI-Systeme effektiv zusammenarbeiten<br />

und kooperieren können“.<br />

Schreckensszenarien erwarten die Wissenschaftler<br />

aus Stanford also nicht. Sie warnen aber, dass KI in bestimmten<br />

Bereichen wie etwa in der Fertigung und dem<br />

Transportwesen durchaus Arbeitsplätze ersetzen wird;<br />

an anderen Stellen wie in der Verwaltung werde die<br />

Technologie zumindest wichtige Aufgaben übernehmen.<br />

Die Autoren empfehlen deshalb, auch über neue soziale<br />

Sicherungsnetze nachzudenken: „Es ist nicht zu früh für<br />

eine gesellschaftliche Debatte darüber, wie die wirtschaftlichen<br />

Früchte von KI-Technologien geteilt werden<br />

sollten.“<br />

Auch hierzulande erwarten Fachleute, dass mit den<br />

zunehmenden Möglichkeiten der Automatisierung auf<br />

Basis künstlicher Intelligenz die Einsatzgebiete wachsen<br />

werden. Bisher war Ziel aller Automatisierung, anstrengende<br />

oder eintönige Routinearbeiten maschinell zu ersetzen.<br />

Neue, intelligente Systeme zielen jetzt aber auch<br />

auf qualifizierte Berufsbilder und beileibe nicht nur in<br />

der Produktion. Gemäß einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt-<br />

und Berufsforschung (IAB) müssen 15 %<br />

der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in<br />

Deutschland damit rechnen, dass ihre Tätigkeit durch<br />

Computer ersetzt wird. McKinsey rechnet gar mit dem<br />

Verlust jedes zweiten Arbeitsplatzes in der Verwaltung.<br />

Allerdings werden auch neue Berufsbilder entstehen:<br />

Zum Beispiel die nächste Generation Mechatroniker,<br />

IT-Spezialisten mit fundiertem Produktionswissen und<br />

nicht zuletzt Datenanalytiker, welche Big Data richtig<br />

formen und lesen können. (mg) •<br />

JETZT<br />

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Jugendliche haben die<br />

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Würth Industrie Service GmbH & Co. KG<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>11.18</strong> Industriepark Würth · 97980 Bad Mergentheim 45<br />

T +49 7931 91-0 · info@wuerth-industrie.com


Die Kombination von Condition-Monitoring-Systemen<br />

mit intelligenten Analyse-Tools<br />

unterstützt vorausschauende<br />

Wartung. Bild: ProstoSvet/Fotolia<br />

Predictive Maintenance senkt die Wartungskosten um ein Drittel<br />

Vorbeugen ist<br />

besser als warten<br />

Wartung | Weniger Aufwand, weniger Ausfälle, verbesserte<br />

Qualität: Die vielen Vorteile der vorausschauenden<br />

Wartung überzeugen. Notwendig wird<br />

dafür allerdings eine integrierte, digitalisierte und<br />

vernetzte Maschinenüberwachung.<br />

Klassische Wartungskonzepte setzen entweder<br />

auf turnusmäßige oder aber auf reaktive<br />

Wartung. Bei der reaktiven Wartung werden<br />

Maschinen ohne vorbeugende Instandhaltungsaktivitäten<br />

betrieben. Erst beim Ausfall<br />

einer Komponente wird die Maschine<br />

zwangsweise gestoppt. Allerdings decken<br />

die Einsparungen in der Regel nicht die Kosten<br />

für einen Produktionsstillstand und dessen<br />

Folgeschäden – ganz abgesehen von den<br />

Problemen in der Produktionsplanung und<br />

damit verbunden weiteren Umsatzeinbußen.<br />

Bei der turnusmäßigen Wartung wird dagegen<br />

vorbeugend eingegriffen. Das verschwendet<br />

allerdings auch Ressourcen, weil<br />

dann beispielsweise Werkzeuge schon ausgetauscht<br />

werden, die noch funktionstüchtig<br />

sind.<br />

Wie auch immer: Die ungeplante Unterbrechung<br />

von Produktionsprozessen ist ein<br />

Worst-Case-Szenario in der Fertigungsindustrie;<br />

inklusive unabsehbarer Folgen für<br />

Qualität, Kosten und Termine. Predictive<br />

Maintenance (PM) setzt dagegen auf Fakten<br />

und deren Analyse. Dafür werden im laufenden<br />

Prozess die aktuellen Zustandsdaten<br />

von Maschinen, Werkstücken und Komponenten<br />

erfasst. Diese Daten werden mit<br />

Informationen aus Drittsystemen wie ERP<br />

oder CRM kombiniert und anschließend<br />

interpretiert. Die Software verarbeitet automatisch<br />

die bereitgestellten Informationen<br />

in Echtzeit, erkennt spezifische Fehlermuster<br />

und ermittelt die wahrscheinlichen Ursachen<br />

des Problems.<br />

Das Ziel: die Berechnung des optimalen<br />

Wartungszeitpunktes in Abhängigkeit von<br />

Auslastung, Qualität und Planungsvorgaben.<br />

Die Erwartungen sind groß: Laut einer<br />

aktuellen Studie der Strategieberater von<br />

Roland Berger erhoffen sich 65 % der befragten<br />

Produktionsleiter Mehrwerte bei der<br />

Erforschung von Fehlerquellen, Ausfällen<br />

und Störungen. Dass die auf PM ruhenden<br />

Hoffnungen berechtigt sind, belegt ein<br />

weiteres Papier des Weltwirtschaftsforums<br />

in Zusammenarbeit mit dem Beratungsunternehmen<br />

Accenture: Bei geplanten Reparaturen<br />

belaufen sich die Einsparungen<br />

demnach auf 12 %, Wartungskosten sinken<br />

um fast 30 %. Ungeplante Stillstände gehen<br />

laut der Studie um 70 % zurück.<br />

Disruptive Geschäftsmodelle<br />

Nicht nur die Betreiber der Anlagen, auch<br />

die Hersteller befassen sich intensiv mit dem<br />

Thema: Hier eröffnen sich über Service-<br />

Funktionen neue Geschäftsmodelle. Wer die<br />

Anlage baut, kennt sich wie kein Zweiter<br />

mit ihren technischen Gegebenheiten aus.<br />

Jedes vierte Fertigungsunternehmen plant<br />

laut IDC die Instandhaltung und den Betrieb<br />

von Maschinen zukünftig stärker auszulagern.<br />

Dieser Trend wird durch den Kostendruck<br />

im verarbeitenden Gewerbe sowie<br />

durch die Forderung nach mehr Flexibilität<br />

getrieben. Dazu kommt die technologische<br />

Entwicklung hin zu Industrie 4.0.<br />

46 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>11.18</strong>


industrie 4.0<br />

An der vorausschauenden Instandhaltung<br />

werden das Prinzip und der Nutzen von<br />

Industrie 4.0 besonders deutlich. Dank der<br />

digitalen Vernetzung und der Kommunikation<br />

von Maschinen, Werkstücken und Komponenten<br />

in einer Industrie-4.0-Umgebung<br />

können auf Basis der Zustandsdaten aller<br />

Komponenten drohende Ausfälle frühzeitig<br />

erkannt, Prozesse beschleunigt und Produktionsstillstände<br />

vermieden werden. Die dazu<br />

benötigten Schlüsselkomponenten sind verfügbar<br />

und erprobt: dazu zählen Sensoren,<br />

Funkerkennung (RFID), Funknetzanbindung<br />

(mSIM) und Hochleistungssoftware<br />

für die Interpretation von Daten sowie für<br />

die Formulierung von Empfehlungen oder<br />

gleich für die Auslösung automatischer Aktionen.<br />

Allein die Integration ist Neuland:<br />

Für Predictive Maintenance müssen Wartungs-Logs,<br />

Konfigurationsdaten sowie Sensor-<br />

und Telemetriedaten miteinander kombiniert<br />

werden.<br />

Realisierte Predictive-Maintenance-Projekte<br />

zeigen das enorme Potenzial. So erkennen<br />

Drehmaschinen heute während der Bearbeitung<br />

von Werkstücken auf Basis einer Frequenzanalyse,<br />

ob ein Werkzeug demnächst<br />

brechen wird. Dann wird sowohl ein Werkzeugwechsel<br />

erforderlich, als auch die Weiterleitung<br />

der Daten für die Optimierung<br />

der Produktionsplanung.<br />

Beim Überschreiten von Schwellwerten<br />

greift das System ein<br />

Dabei zeigt sich eine weitere Herausforderung:<br />

Wegen der nahezu unüberschaubaren<br />

Vielzahl an Einflussgrößen auf die Qualität<br />

des Endprodukts wird die Identifikation der<br />

entscheidenden Parameter zu einer echten<br />

Herausforderung. Die Lösung besteht darin,<br />

den Produktionsprozess mit einem Data-<br />

Mining-System zu überwachen. Diese Systeme<br />

arbeiten mit einer Reihe von Schwellwerten,<br />

bei deren Überschreitung automatisch<br />

oder manuell eingegriffen werden<br />

kann, um vorgegebene Toleranzen einhalten<br />

zu können.<br />

Predictive Maintenance ist ein typisches<br />

Beispiel für eine sinnvolle und wirtschaft -<br />

liche Industrie-4.0-Umsetzung, bei der herkömmliche<br />

Industrieprozesse mit intelligenter<br />

IT-Technologie verknüpft werden. Im<br />

Zuge der vollvernetzten Produktion der<br />

Zukunft – der Fabrik 4.0 – werden noch<br />

weitergehende Formen von Predictive<br />

Maintenance möglich sein. So werden zukünftig<br />

Fahrzeugkomponenten wie Motoren,<br />

Getriebe und Kupplungen ihre eigene<br />

Intelligenz mitbringen und eigene Diagnosen<br />

erstellen.<br />

Den Entscheidern in Produk tion und Instandhaltung<br />

werden damit neue Möglichkeiten<br />

für Frühwarnsysteme und Prävention<br />

an die Hand gegeben. Denn letztlich hat immer<br />

noch der Bediener das letzte Wort in der<br />

Produktionskette. (mg) •<br />

smart plastics<br />

Ungeplante Ausfälle vermeiden<br />

Industrie 4.0 – smart plastics erhöhen die Ausfallsicherheit<br />

Intelligente Energieketten, Leitungen und Linearlager sagen Austauschtermine im laufenden<br />

Betrieb voraus und integrieren sich nahtlos in Ihre Prozesse (vorausschauende Wartung).<br />

Dank smart plastics steigt die Anlagenverfügbarkeit und die Wartungskosten sinken.<br />

Video "Industrie 4.0 – vorausschauende Wartung" unter igus.de/smartplastics<br />

plastics for longer life ®<br />

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<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>11.18</strong> 47


technik & wissen<br />

Mit sogenannten Minicloud-Lösungen<br />

bieten Firmen auch virtuelle Dienste für<br />

KMU, die an die jeweiligen Bedürfnisse<br />

angepasst und zudem kostengünstig<br />

sind. Bild: Julien Eichinger/Fotolia<br />

Minicloud für Minianwendungen<br />

Kleine Lösung<br />

– großer Vorteil<br />

Cloud Computing | Durch die Auslagerung von IT-<br />

Diensten in die Cloud sparen Unternehmen Kosten.<br />

Kleine und mittlere Betriebe benötigen jedoch oft<br />

individuelle Lösungen.<br />

@<br />

Welche<br />

Im Rahmen von Cloud-Computing nutzen<br />

Unternehmen bereits zahlreiche Dienste:<br />

von E-Mail-Services und Datensicherung<br />

über Datenbanken bis hin zu Onlinemessen<br />

oder Webinaren. Der Vorteil daran: Durch<br />

die Auslagerung der virtuellen Services an<br />

darauf spezialisierte Cloud-Anbieter sparen<br />

Unternehmen eigene Rechenzentren mit der<br />

entsprechenden IT-Infrastruktur und damit<br />

Kosten. „Kleine und mittlere Unternehmen<br />

(KMU) benötigen meist jedoch spezielle und<br />

individuelle Lösungen“, weiß Jürgen Auer,<br />

Funktionen mit der Online-Lösung von Server-<br />

Daten umgesetzt werden können, zeigt die Übersicht:<br />

https://beispiel.server-daten.de<br />

Betreiber und Inhaber von Server-Daten,<br />

einem Web-Datenbank-Anbieter für KMU.<br />

„Große Anbieter können diesen stark<br />

individualisierten Dienst aufgrund des Aufwands<br />

nicht anbieten. Da kommen kleine<br />

Anbieter mit Minicloud-Lösungen gerade<br />

recht. KMU können mit cloudbasierten<br />

Datenbanken unstrukturierte, halb strukturierte<br />

oder gut strukturierte Daten speichern,<br />

verwalten, abrufen, erweitern und<br />

mit ihren Kunden zusammen nutzen“, erklärt<br />

Auer. Bei den Minicloud-Anbietern<br />

handelt es sich um kleine Unternehmen, deren<br />

Alleinstellungsmerkmal darin besteht,<br />

innerhalb von Minuten bis zu wenigen<br />

Stunden auf individuelle Kundenwünsche<br />

einzugehen.<br />

„Um Minicloud-Lösungen zu nutzen,<br />

bedarf es weder einer bestimmten Software,<br />

noch eines bestimmten Dateityps. Man<br />

benötigt lediglich einen Internetanschluss<br />

und einen Browser freier Wahl“, hebelt Auer<br />

etwaige Bedenken aus.<br />

Zwar ist die Hemmschwelle vieler KMU<br />

in Bezug auf Cyberangriffe nach wie vor<br />

groß. Doch Anwenderbeispiele zeigen auch<br />

das große Potenzial der Technik: „Der typische<br />

Fall ist ein Kunde, der zehn Filialen in<br />

unterschiedlichen Städten betreibt,“ beschreibt<br />

Auer. „Das spezielle Problem: Jede<br />

Filiale hat einen Veranstaltungsraum. Die<br />

Termine werden jedoch nicht nur von den<br />

jeweiligen Filialen ausgemacht, sondern es<br />

geschieht regelmäßig, dass beispielsweise in<br />

Hamburg eine Buchung für München entge-<br />

48 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>11.18</strong>


Si-Akademie<br />

für Sicherheit und Gesundheit<br />

gengenommen wird. Um die Frage zu lösen,<br />

wann welcher Raum frei ist, habe ich eine<br />

Cloud-Lösung entwickelt, die den Mitarbeitern<br />

gestattet, von ihrer Filiale aus, auf einen<br />

Terminkalender für die Veranstaltungsräume<br />

in allen Filialen zuzugreifen. So kann<br />

jeder Mitarbeiter sofort sehen, wann welcher<br />

Raum belegt oder frei ist“, führt der<br />

Programmierer aus. Während die Mitarbeiter<br />

sich bisher untereinander telefonisch abstimmen<br />

mussten, und am anderen Apparat<br />

der Kunde wartete, geht der Mitarbeiter<br />

nun in den Veranstaltungsplan und schaut,<br />

ob der entsprechende Termin frei ist. Ist er<br />

es, reserviert er diesen für den Kunden. Ist er<br />

es nicht, sucht er mit dem Kunden zusammen<br />

einen geeigneten anderen Termin.<br />

”<br />

Ein anderes Beispiel ist eine Provisions -<br />

lösung: Hierbei wurden abgeschlossene Verträge<br />

von Immobilienverkäufen in die<br />

Cloud gegeben. Der entsprechende Verkäufer<br />

besitzt eine Pin – und damit wird ihm im<br />

System automatisch die entsprechende Provision<br />

gutgeschrieben. Vorher musste der<br />

Mitarbeiter ein Antragsformular ausfüllen,<br />

in dem er seinen Anspruch geltend machte.<br />

Der Projektablauf bei Server-Daten ist<br />

unkompliziert: Ein Kunde weiß genau, was<br />

er möchte, oder zumindest, welches Ergebnis<br />

er erhalten will. Beispielsweise will er die<br />

Sicherheit, dass er Räume nicht doppelt vermietet.<br />

„Dann werden die Parameter besprochen“,<br />

erklärt Auer. „Zuerst geht es<br />

darum, festzulegen, welche Spalten das Formular<br />

haben soll. Es sind manchmal triviale<br />

Dinge, an die der Kunde in seinem Formular<br />

nicht denkt, die bei dessen Fehlen jedoch<br />

eine Zuordnung zu einem bestimmten Kunden<br />

unmöglich machen.“ Anschließend geht<br />

es um Sicherheitsfragen: Wo soll das Formular<br />

implementiert werden, wie sollen Kunden<br />

Zugriff auf das Formular haben, wie<br />

sollen die Daten gespeichert werden, welche<br />

Mitarbeiter sollen oder dürfen in welcher<br />

Tiefe Zugriff auf die Informationen haben.<br />

Die Einrichtung der entsprechenden Formulare<br />

dauert laut Auer rund ein bis zwei Tage,<br />

ein ganzes Projekt dauere in der Regel drei<br />

bis vier Tage.<br />

Benötigt der Kunde eine Erweiterung seiner<br />

Formulare, geschieht dies meist, während<br />

er noch am Telefon mit dem Cloud-<br />

Anbieter seine Anforderungen diskutiert.<br />

„So kann ich sofort sehen, ob beispielsweise<br />

ein neues Feld, eine neue Verlinkung oder<br />

ein neues Formular genau so konzipiert<br />

werden sollte, wie der Kunde sich das vorstellt.<br />

Es kann gut sein, dass der Kunde zwar<br />

eine genaue Vorstellung hat, sich das For-<br />

Um Minicloud-Lösungen zu<br />

nutzen, bedarf es weder einer<br />

bestimmten Software, noch eines<br />

bestimmten Dateityps.“<br />

Quelle: Jürgen Auer, Inhaber von Server-Daten<br />

mular später jedoch als schlecht nutzbar<br />

herausstellt. In diesem Fall kann ich sofort<br />

eine Anpassung vorschlagen.“<br />

Das Besondere bei den Minicloud-Angeboten<br />

liegt laut Auer an deren Branchenunabhängigkeit.<br />

Benötigt ein Mitarbeiter etwa<br />

in der Fertigung Teile, füllt er in der Cloud<br />

einen entsprechenden Anforderungsschein<br />

aus. Der Mitarbeiter im Einkauf greift auf<br />

dieses Formular zu und bearbeitet es weiter.<br />

Die Daten werden dabei automatisch in den<br />

Bestellbogen eingetragen und abgeschickt.<br />

Das Papierformular oder eine Software fällt<br />

weg. Will ein Mitarbeiter seine Arbeitsstunden<br />

festhalten, geht er in die Cloud, füllt das<br />

Formular aus, der Mitarbeiter in der Personalabteilung<br />

ruft das Formular ab, oder die<br />

Daten werden automatisch dem Stundenkonto<br />

des Mitarbeiters gutgeschrieben und<br />

später angerechnet. •<br />

Hertha-Margarethe Kerz<br />

Freie Industriejournalistin, Hamburg<br />

Arbeitsschutz & Strafrecht:<br />

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<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>11.18</strong> 49


interview<br />

Was mit KI aus Sicht von IBM heute und morgen in der Fertigung möglich ist<br />

„Durch KI wird Software<br />

zum Wettbewerbsfaktor“<br />

Watson ist aus dem Bereich der künstlichen Intelligenz<br />

bekannt. Was sich genau hinter der Technologie verbirgt, inwiefern<br />

sie auch für den Einsatz in KMU interessant ist und warum<br />

Unternehmen den Hype um künstliche Intelligenz nicht verschlafen<br />

sollten, haben wir mit Experten bei IBM diskutiert.<br />

❧ Nora Nuissl<br />

Dr. Wolfgang Hildesheim,<br />

Leiter IBM Watson und AI<br />

Innovation in der DACH-<br />

Region, erklärt, was sich<br />

hinter der Watson-Techno -<br />

logie verbirgt. Bilder: IBM<br />

Melanie Schauber, Leiterin<br />

der Geschäftseinheit IBM<br />

Watson IoT, sieht in KI vor<br />

allem den Vorteil der<br />

Verknüpfung unstrukturierter<br />

Daten, etwa Bilder, mit<br />

strukturierten Daten aus<br />

Maschinen.<br />

Watson-Technologie wurde als Jeopardy-spielender<br />

Supercomputer bekannt. Herr Hildesheim, ist Watson<br />

ein Supercomputer oder eine Cloud- beziehungsweise<br />

Edge-Lösung?<br />

Hildesheim: Watson ist kein allwissendes Superhirn<br />

oder ein Supercomputer, sondern eine modular aufgebaute<br />

Cloud-Plattform. Diese Plattform ist mit Services<br />

auf Basis von künstlicher Intelligenz (KI) ausgestattet.<br />

Kunden können über Schnittstellen, sogenannte Application<br />

Programming Interfaces (APIs), auf diese Dienste<br />

aus der Cloud zugreifen und so Services ohne großen<br />

Aufwand in ihre eigenen Systeme einbinden, um damit<br />

individuelle Auf gabenstellungen und Probleme zu lösen.<br />

Das können beispielsweise Sprach-, Bild- oder Text -<br />

analysen, Übersetzungsleistungen oder Konversations-<br />

Hilfen sein. Diese Services basieren auf Algorithmen, die<br />

kognitiv, also im weitesten Sinne lernfähig sind, und die<br />

im Kontext ihres Einsatzes individuell für ihre spezi -<br />

fischen Aufgaben trainiert werden.<br />

Kaufen Unternehmen Watson dann als Software oder<br />

als Dienstleitung?<br />

Hildesheim: Wir bieten Watson-Dienste im Normalfall<br />

als API-Service in der Cloud. Wenn der Kunde das<br />

wünscht, kann er damit on Premise – also in der eigenen<br />

IT-Umgebung – oder als Edge-Variante arbeiten. Dafür<br />

braucht er aber große Rechenkapazität.<br />

Welche Kosten kommen auf Anwender zu?<br />

Hildesheim: Wir bieten unterschiedliche Preismodelle<br />

wie „Pay-per-Call“ oder Abonnements. Nur probieren<br />

kostet nichts.<br />

Wo wird Watson in der Fertigungsindustrie schon eingesetzt?<br />

Hildesheim: An sich profitieren alle Branchen davon –<br />

von Versicherungen über Banken bis hin zur Automobilindustrie.<br />

Der Aufzugsanlagenanbieter Kone beispielsweise<br />

setzt die Technologie für die Steuerung und<br />

50 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>11.18</strong>


Überwachung seiner Aufzüge ein. ABB nutzt Watson für<br />

die Qualitätskontrolle in der Produktion und bei der<br />

Lufthansa unterstützt das System die Mitarbeiter des<br />

internen Service & Help Centers dabei, Fragen von Passagieren<br />

weltweit schneller und exakter zu beantworten.<br />

Inwiefern kann Watson auch für kleine und mittlere<br />

Unternehmen interessant sein?<br />

Hildesheim: Da die Technologie aus der Cloud bezogen<br />

werden kann, ist sie unabhängig von der Unternehmensgröße<br />

für kleine Unternehmen genauso attraktiv<br />

wie für große. Bezahlt wird das, was tatsächlich in Anspruch<br />

genommen wird – je nach jeweiligem gewählten<br />

Preismodell.<br />

Die Gesprächspartner:<br />

• Dr. Wolfgang Hildesheim, Leiter IBM Watson<br />

und AI Innovation in der DACH-Region<br />

• Melanie Schauber, Leiterin der Geschäftseinheit<br />

IBM Watson IoT<br />

• Steffen Hartmaier, Leading Client Technical<br />

Architect für IBM Watson IoT<br />

Frau Schauber, neuronale Netze gibt es in der Infor -<br />

matik ja schon lange: Wie begründet sich der aktuelle<br />

KI-Durchbruch?<br />

Schauber: Es gibt drei Hauptfaktoren, die den aktuellen<br />

Durchbruch begünstigen:<br />

• die tausendfache bis millionenfache Steigerung der<br />

Rechenkapazität gegenüber den 80er-Jahren,<br />

• Big Data, also die Verfügbarkeit von großen digitalen<br />

Datensätzen zu fast allen Themen sowie<br />

• verbesserte Algorithmen, die wiederum von der höheren<br />

Rechenleistung und Big Data profitieren.<br />

Diese Faktoren bedingen sich gegenseitig. Die Entwicklung<br />

verläuft gegenwärtig auch nicht mehr linear, sondern<br />

exponentiell.<br />

Wieviel Vorwissen braucht ein künstliches neuronales<br />

Netzwerk, um Trends in Datenbergen zu erkennen?<br />

Schauber: Je besser ein KI-System im Vorfeld mit Daten<br />

versorgt und trainiert wird, desto präziser kann es<br />

Trends und Muster erkennen. Ein wichtiges Kriterium<br />

ist auch die Qualität der Algorithmen. In verschiedenen<br />

Tests wurde beispielsweise ermittelt, dass unser KI-System<br />

Watson dank seiner ausgefeilten Algorithmen<br />

Warum künstliche Intelligenz auch für<br />

kleine und mittlere Unternehmen der<br />

Fertigungsindustrie interessant ist und<br />

was heute schon möglich ist, haben wir<br />

mit Experten bei IBM diskutiert.<br />

Bild: phonlamaiphoto/Fotolia<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>11.18</strong> 51


interview<br />

schneller als vergleichbare Systeme lernt. Auch im Hinblick<br />

auf Spracherkennung und -verarbeitung setzt Watson<br />

neue Standards: Im letzten Jahr wurde mit einer<br />

Fehlerrate von nur noch 6,9 % ein industrieweiter Rekord<br />

aufgestellt, gegenwärtig liegen wir sogar noch<br />

darunter – bei 5,5 %. Kein anderes System erreicht diesen<br />

Wert, das ist auch besser als Mensch. Um das zu<br />

schaffen, erweiterten wir ständig unsere Deep-Learning-<br />

Technologien. Dazu kombinieren wir Long Short Term<br />

Memory und ein bestimmtes Sprachmodell (Wave-Net)<br />

mit drei verschiedenen Akkustik-Modellen. Das System<br />

lernt damit nicht nur, wenn es etwas richtig verstanden<br />

hat, sondern auch aus Fehlern. Diese Kombination beschleunigt<br />

die Entwicklung des Sprachverständnisses.<br />

Welche KI-Früchte kann man Ihrer Ansicht nach als<br />

erstes ernten – vorausschauende Wartung?<br />

Schauber: Die vorausschauende Wartung gehört zweifellos<br />

dazu. Grundsätzlich hilft im Umfeld industrieller<br />

Fertigung insbesondere die Verknüpfung unstrukturierter<br />

Daten, wie Bilder oder Geräusche, mit strukturierten<br />

Daten aus den Maschinen. Vor allem diese Kombina -<br />

tion wird zu neuen Erkenntnissen führen.<br />

Wie funktionieren künstliche<br />

neuronale Netze?<br />

Ein neuronales Netz ist ein Verbund<br />

vernetzter Neuronen, der als Teil unseres<br />

Nervensystems einer bestimmten<br />

Funktion dient – wie dem Sehen.<br />

Künstliche neuronale Netzwerke<br />

(KNN) sind ähnlich aufgebaut: Sie<br />

können aus unterschiedlichen künst -<br />

lichen Neuronen aufgebaut werden,<br />

die binäre Signale verwenden. Die<br />

Topologie eines solchen Verbundes<br />

hängt von der jeweiligen Aufgabe ab,<br />

das heißt das KNN wird aufgabenspezifisch<br />

konstruiert, etwa für die Bildoder<br />

Spracherkennung, für die Geräusch-<br />

oder Textinterpretation. Nach<br />

der Konstruktion eines künstlichen<br />

Netzes folgt dann die Trainingsphase,<br />

in der das Netz „lernt“. Das kann<br />

durch folgende Methoden geschehen:<br />

• Entwicklung neuer Verbindungen<br />

oder Löschen bestehender Verbindungen,<br />

• Ändern der Gewichtung,<br />

• Anpassung der Schwellenwerte,<br />

• Hinzufügen oder Löschen von<br />

Neuronen.<br />

Damit arbeiten KNN ähnlich den<br />

natür lichen in unserem Nervensystem.<br />

Sie sind mithilfe von Beispielen in der<br />

Lage, eigenständig Muster zu erkennen,<br />

Verknüp fungen herzustellen oder<br />

kontext-basierte Rückschlüsse zu ziehen.<br />

Je besser ein KI-System im Vorfeld<br />

mit Daten versorgt und trainiert<br />

wird, desto präziser kann es Trends<br />

und Muster erkennen.<br />

„IT wurde oft<br />

und zu lange<br />

nur als<br />

notwendiges<br />

Übel und nicht<br />

als Chance<br />

betrachtet. Mit<br />

Industrie 4.0<br />

und KI ändert<br />

sich das gerade.“<br />

Was ist denn mit KI heute bereits möglich?<br />

Schauber: Die Kernkompetenzen von kognitiven Sys -<br />

temen sind Spracherkennung und Dialogfähigkeit. Hinzu<br />

kommen ihre Möglichkeiten, große Mengen strukturierter<br />

und unstrukturierter Daten, wie Bilder oder<br />

handschriftliche Aufzeichnungen, zu verarbeiten, dabei<br />

Muster zu erkennen und Korrelationen herzustellen. Sie<br />

lernen und bilden ihr Verständnis aus Interaktionen und<br />

Erfahrungen, die sie mit ihrer Umgebung machen. Auf<br />

Basis dieser Eigenschaften können die Technologien<br />

Hinweise und Ratschläge für die Optimierung von Produktionsprozessen,<br />

Wartung und Reparatur geben: Sie<br />

können etwa Alarm schlagen, wenn konkrete Maschinenprobleme<br />

auftreten, können Fehler finden oder auch<br />

Attacken aus dem Cyberspace aufdecken und abwehren.<br />

Können Sie ein Beispiel für den erfolg reichen Einsatz<br />

von KI beschreiben?<br />

Schauber: Heute können aus der Kombination der Analyse<br />

strukturierter Daten, die für den Betrieb von Solaranlagen<br />

notwendig sind, in Kombination mit Wetterdaten,<br />

die mit Kommentaren (also unstrukturierten Daten)<br />

zum Wetter aus sozialen Medien wie Facebook oder<br />

Twitter kombiniert werden, Vorhersagen für die tatsächliche<br />

Energieerzeugung der Anlagen erstellt werden.<br />

Diese Vorhersagen können wiederum genutzt werden,<br />

um konventionelle Kraftwerke rechtzeitig aufzuschalten,<br />

damit Schwankungen im Stromnetz vermieden werden.<br />

Unsere Untersuchungen haben gezeigt, dass wir<br />

ohne lernende Systeme bei einer Vorhersage-Genauigkeit<br />

von circa 60 Prozent liegen, mit KI-basierten Systemen<br />

aber mittlerweile bei über 90 Prozent.<br />

Wird KI aus Ihrer Sicht fester Bestandteil von Maschinen<br />

und Robotern werden?<br />

Schauber: Ja. Zum einen wird KI als Cloud-Service bezahlbar,<br />

gleichzeitig verbessert sich die Qualität von<br />

Machine-Learning- Algorithmen rasant. Auch die Verfügbarkeit<br />

von Daten ist enorm gestiegen, zusätzlich<br />

52 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>11.18</strong>


Software als gewichtiger Wettbewerbsfaktor in den Mittelpunkt<br />

unternehmensstrategischer Überlegungen. Und<br />

damit kommt es sozusagen zu einem IT- Kultur-Clash:<br />

Denn Investitionsstau mit meist veralteter Hard- und<br />

Software trifft auf eine neue Generation innovativer<br />

Technologien.<br />

Aktuell hinken Industrieunternehmen in puncto<br />

Predictive Maintenance noch hinterher, weiß Steffen<br />

Hartmaier, Leading Client Technical Architect für IBM<br />

Watson IoT. Bild: IBM<br />

machen sich die Auswirkungen der Open-Source- und<br />

Open-API-Bewegung bemerkbar: Wo noch vor wenigen<br />

Jahren meist proprietäre Systeme im Einsatz waren,<br />

sind heute viele Systeme mit standardisierten Schnittstellen<br />

versehen und damit auch wesentlich einfacher<br />

mit intelligenten Services und Anwendungen kombinierbar.<br />

Noch klingt vieles nach Zukunftsmusik: Wie sieht denn<br />

der reale Umsetzungsstand in deutschen Industrie -<br />

unternehmen aus?<br />

Hartmaier: Predictive Maintenance muss erst mal in<br />

den Werkshallen tatsächlich angekommen sein. So weit<br />

sind wir in der Regel noch gar nicht. Gegenwärtig geht<br />

es in den meisten Betrieben erst einmal darum, eine<br />

Condition-based-Maintenance – also die zustandsabhängige<br />

Wartung von Maschinen und Anlagen, basierend<br />

auf der Auswertung von Maschinendaten – hinzubekommen.<br />

Die vorausschauende Wartung wäre dann<br />

der nächste Schritt.<br />

Wo liegen noch Herausforderungen?<br />

Hartmaier: Weniger in der Technik als vielmehr in der<br />

bisher mangelnden Investitionsbereitschaft für die Einführung<br />

von KI- Systemen. Viele Firmen leiden IT-technisch<br />

betrachtet unter einem regelrechten Inves -<br />

titionsstau. Denn IT wurde oft und zu lange nur als notwendiges<br />

Übel und nicht als Chance betrachtet. Kostenminimierung<br />

war daher auch das alles beherrschende<br />

Thema. Mit Industrie 4.0, IoT, Blockchain und KI ändert<br />

sich das gerade: Auf einmal rückt der Einsatz von<br />

Was bedeutet das für die Unternehmen?<br />

Hartmaier: Diese sind mehr oder weniger gezwungen<br />

eine gemeinsame Basis zu schaffen, um die Vorteile von<br />

KI und Machine Learning nutzen zu können. Das bedeutet<br />

auch: Der in den vergangenen Jahren zu<br />

beobachtende Trend einer „Two Speed IT“ funktioniert<br />

nicht. Die Unterteilung in klassische IT, die sich vor<br />

allem mit der Wartung und dem Betrieb von Bestandssystemen<br />

befasst und die, meist aus den Geschäftsbe -<br />

reichen heraus getriebenen, IT-Initiativen und Projekte –<br />

wie die Entwicklung mobiler, kognitiver Analytics-<br />

Applikationen – ist unserer Ansicht nach gescheitert.<br />

Wie steht es um rechtliche Fragen: Wer haftet, wenn ein<br />

kognitiv lernender Roboter Schäden verursacht?<br />

Hartmaier: Bei der Frage der Haftung für das Fehlverhalten<br />

eines intelligenten Roboters oder Fahrzeugs gibt<br />

es noch industrieübergreifend Handlungsbedarf. Der<br />

Roboter beziehungsweise die KI verfügt nach heute geltendem<br />

Recht nicht über eine Rechtspersönlichkeit und<br />

kann damit nicht eigenständig am Rechtsverkehr teilnehmen.<br />

Genauso wenig wie der Roboter wirksam Verträge<br />

schließen kann, kann er für Schäden, die er verursacht,<br />

haften. Im Schadensfall wird es also kompliziert.<br />

Inwiefern?<br />

Hartmaier: So könnte der Geschädigte Ansprüche gegen<br />

den Roboterhersteller oder der KI, also den Softwareanbieter,<br />

geltend machen. Genauso könnte er aber auch<br />

gegen den Eigentümer des Roboters oder denjenigen<br />

vorgehen, der für den Betrieb im konkreten Fall verantwortlich<br />

war. Ebenfalls nicht zu vergessen ist der- oder<br />

dieje nige, die die Informationen bereitgestellt haben,<br />

mittels derer sich der Roboter die Tätigkeit beigebracht<br />

hat. Die Suche nach der Ursache und damit dem<br />

Verantwort lichen dürfte oftmals sehr schwierig und<br />

langwierig ausfallen – zum Ärger aller Beteiligten. Es ist<br />

daher Aufgabe des Gesetz gebers, hier eine zeitgemäße<br />

und prakti kable Lösung zu schaffen.<br />

Was wird zukünftig noch möglich mit künstlicher<br />

Intelligenz?<br />

Schauber: Was die Zukunft bringt – und vor allem<br />

wie schnell eine tatsächlich autonom denkende, künst -<br />

liche Intelligenz zur Verfügung stehen wird – darüber<br />

kann momentan nur spekuliert werden. Viel wichtiger<br />

ist es aber, dass die bereits verfügbaren kogni tiven<br />

Lösungen auf breiter Front heute tatsächlich auch<br />

genutzt werden.<br />

•<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>11.18</strong> 53


technik & wissen<br />

Dank der intelligenten<br />

Algorithmen kann die<br />

integrierte PLC der<br />

Umrichter aus internen<br />

Zustandswerten Größen<br />

berechnen, die nicht direkt<br />

messbar sind. Bilder:<br />

Nord Drivesystems<br />

Vorausschauende Wartung mit virtueller Sensorik<br />

Größen berechnen<br />

statt messen<br />

Frequenzumrichter | Nord wertet Antriebsdaten mit<br />

intelligenten Algorithmen aus. Entwicklungsziel des<br />

Herstellers ist die Predictive Maintenance: Sie liefert<br />

höhere Verfügbarkeit zu geringeren Kosten.<br />

Die Digitalisierung der Antriebstechnik und<br />

der Produktion erfordert das Zusammenspiel<br />

von Sensorik, virtueller Sensorik, den<br />

Schnittstellen zu Bussystemen und intelligenter<br />

Software. Getriebemotoren in Produktions-<br />

oder Logistikanlagen werden<br />

meist über Frequenzumrichter gesteuert.<br />

Die Umrichter von Nord Drivesystems er-<br />

mitteln standardmäßig wichtige Betriebs -<br />

daten wie Stromaufnahme, Spannung,<br />

Drehzahl und ihre Betriebstemperatur, die<br />

sich für die intelligente Zustandsüber -<br />

wachung und die vorausschauende Wartung<br />

der Antriebe verwenden lassen.<br />

Predictive Maintenance, also vorausschauende<br />

Wartung, ist die konsequente<br />

Fortführung des Condition Monitoring, das<br />

als Weiterentwicklung der klassischen<br />

Betriebsstundenerfassung schon länger in<br />

viele moderne Industrieanlagen integriert<br />

ist. Während Condition Monitoring nur das<br />

Erkennen eines Abnutzungszustandes ermöglicht,<br />

kann mit der vorausschauenden<br />

Wartung im Idealfall rechtzeitig im Voraus<br />

ein Wartungstermin eingeplant werden. In<br />

der Konsequenz bedeutet dieses Konzept<br />

höhere Anlagenverfügbarkeit, reduzierte<br />

Kosten, eine höhere Antriebslebensdauer<br />

und vor allen Dingen keine Ausfälle.<br />

Im Zuge der fortschreitenden Digitalisierung<br />

eröffnen sich neue Möglichkeiten einer<br />

54 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>11.18</strong>


vorausschauenden Wartung mit überschaubarem<br />

Aufwand. Das Unternehmen will<br />

deshalb auch für kleinere Getriebemotoren,<br />

die in Intralogistik-Installationen in großer<br />

Zahl verbaut sind, wirtschaftliche Konzepte<br />

für netzbasiertes Condition Monitoring und<br />

Predictive Maintenance entwickeln und anbieten.<br />

Zusätzliche reale Sensoren für das<br />

Condition Monitoring, wie sie in Industriegetrieben<br />

zum Einsatz kommen, sind in diesen<br />

Anlagen oft zu kostenintensiv.<br />

Mit virtueller Sensorik, die auf intelligenten<br />

mathematischen Algorithmen basiert,<br />

und der integrierten PLC können die Frequenzumrichter<br />

durch Vorverarbeitung der<br />

internen Zustandswerte Größen berechnen,<br />

die sie nicht direkt messen können: Aus den<br />

gemessenen elektrischen Daten berechnet<br />

sich die Antriebsleistung, die in Kombina -<br />

tion mit den bekannten physikalischen Parametern<br />

des Getriebeöls hinreichend genau<br />

auf die Öllebensdauer schließen lässt. So<br />

wird der Ausnutzungsgrad des Getriebeöls<br />

und damit der voraussichtliche Ölwechseltermin<br />

zugänglich. Je nach Beanspruchung,<br />

Auslastung und Aufstellung des Getriebemotors<br />

können sich diese Termine innerhalb<br />

einer Anlage mit gleichaltrigen Getriebe -<br />

motoren deutlich unterscheiden.<br />

Ein weiteres Szenario plant Ähnliches für<br />

die Vorhersage des Verschleißzustandes und<br />

des idealen Wartungstermins durch einen<br />

Soll- und Ist-Abgleich per Algorithmus: In<br />

einer Lernphase werden an der neuen Förderanlage<br />

im unbelasteten und belasteten<br />

Zustand die elektrischen Daten ermittelt<br />

Intralogistiklösungen wie<br />

etwa der Feldverteiler<br />

Nordac-Link sind Industrie-4.0-fähig<br />

und können<br />

wichtige Zustandsdaten<br />

des Antriebs für<br />

vorbeugende Wartungskonzepte<br />

in eine Cloud<br />

übertragen.<br />

schauende Wartung für die Antriebstechnik<br />

durchgeführt werden.<br />

Intelligente Frequenzumrichter mit PLC<br />

können autarke Entscheidungen treffen<br />

Industriegetriebe sind die Schwergewichte<br />

in der Antriebstechnik und müssen hohe<br />

Drehmomente übertragen. Kleine unbemerkte<br />

Defekte können aufgrund der großen<br />

einwirkenden Kräfte schnell zum Totalschaden<br />

führen. Das wäre nicht nur teuer,<br />

sondern fatal: Wichtige Anlagenteile stünden<br />

still bis Ersatz geliefert und eingebaut<br />

ist. Der Hersteller setzt deshalb auch bei den<br />

Industriegetrieben auf Condition Monitoring<br />

und Predictive Maintenance, um maximale<br />

Anlagenverfügbarkeit bei hoher Wirtschaftlichkeit<br />

zu erreichen. Voraussetzung<br />

sind auch hier intelligente Frequenzumrichter<br />

mit integrierter PLC, die autarke Entscheidungen<br />

treffen können. Allerdings sind<br />

die Kosten physischer Sensoren im Verhältnis<br />

zu den Getriebekosten nicht so gravie-<br />

und als Referenzwerte festgelegt. Werden<br />

diese im späteren Realbetrieb überschritten,<br />

erkennt der Frequenzumrichter, dass sich<br />

am mechanischen System etwas verändert<br />

hat. Das kann durch stärkere Reibung,<br />

Verschleiß, ein beschädigtes Lager oder<br />

Getriebe sowie durch eingeklemmte Fremdkörper<br />

(etwa Verpackungsmaterial oder<br />

Klebebänder) geschehen. Sind die mathematischen<br />

Zusammenhänge der Anlage bekannt<br />

und in validierte intelligente Algorithmen<br />

für die Datenauswertung überführt,<br />

kann auch ohne reale Sensorik eine vorausrend,<br />

weshalb ergänzend auch reale Temperatur-<br />

und Schwingungssensoren sinnvoll<br />

sein können.<br />

Speziell die Schwingungssensorik bietet<br />

eine Reihe von Vorteilen: Für die Lager gibt<br />

es detaillierte Herstellerdatenbanken, die<br />

die charakteristischen Schwingungsfrequenzen<br />

von Innenring, Außenring und Wälzkörpern<br />

jedes Lagertyps enthalten. Bekannt<br />

sind auch Zahneingriffsfrequenz, Lager -<br />

frequenz und Drehzahl. Die einzelnen Frequenzen<br />

lassen sich also klar identifizieren<br />

und zuordnen. Anhand der Zeitsignale oder<br />

einer FFT-Analyse (Fast Fourier-Transformation)<br />

kann das Frequenzspektrum untersucht<br />

werden, um die Ursachen der auftretenden<br />

Schwingungen zu erkennen. Die<br />

FFT-Analyse ist ein Algorithmus zur effizienten<br />

Berechnung der diskreten Fourier-<br />

Transformation (DFT). Mit ihr lässt sich ein<br />

digitales Signal in seine Frequenzanteile zerlegen<br />

und analysieren.<br />

Abgleich mit Schwingungsdatenbanken<br />

erlaubt detaillierte Zustandsdiagnose<br />

Die Ermittlung der Frequenzanteile, Amplituden<br />

und Phasen der Schwingungen und<br />

ihr Abgleich mit den Schwingungsdaten -<br />

banken erlauben eine detaillierte Zustandsdiagnose.<br />

So kann nicht nur der Wartungszeitpunkt<br />

berechnet werden, es wird auch<br />

klar, wo der Fehler liegt und welche Ersatzteile<br />

erforderlich sind.<br />

Grundsätzlich ist eine Cloud-Anbindung<br />

selbst beim Retrofitting bestehender Anlagen<br />

nicht schwer umzusetzen. Alle Antriebe<br />

haben eine eigene IP-Adresse, über die sie<br />

mittels eines Routers erreicht werden können.<br />

Die durch Condition Monitoring und<br />

Predictive Maintenance gewonnen Daten<br />

jedes Antriebes lassen sich abfragen, ohne in<br />

die Gerätesteuerung oder die Software einzugreifen.<br />

Die intelligenten Antriebskomponenten<br />

übertragen die Werte über ein Internet-Gateway<br />

an eine sichere Cloud. Dort<br />

stehen sie für die Auswertung mit Filter- und<br />

Analyse-Tools zur Verfügung. An einem beliebigen<br />

anderen Ort kann ein Techniker die<br />

Daten in einem Web-Interface analysieren<br />

und die Anlage auf jedem mobilen Endgerät<br />

in einer 3D-Darstellung überschauen. •<br />

Dr. Omar Sadi<br />

Techn. Geschäftsführer, Getriebebau Nord<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>11.18</strong> 55


technik & wissen<br />

„Open Connectivity“ von DMG Mori: Damit lassen<br />

sich auch Fremdfabrikate, Maschinen komplementärer<br />

Technologiebereiche und manuelle Arbeitsplätze in<br />

einen Verbund integrieren. Bild: DMG Mori<br />

Standardisierte Schnittstellen als Basis für umfassende Vernetzung<br />

Maschinen lernen<br />

sich auszutauschen<br />

Vernetzte Produktion | Die ganze Prozesskette zu<br />

vernetzen, verspricht Fertigungsbetrieben einen kräftigen<br />

Produktivitätsschub. Dazu fehlen jedoch noch<br />

spezialisten. Der promovierte Ingenieur ist<br />

überzeugt: „Industrie 4.0 bietet uns die historische<br />

Chance, die Wettbewerbsfähigkeit<br />

des Industriestandorts Europa auf Dauer zu<br />

erhalten, ja sogar noch zu steigern und dadurch<br />

Beschäftigung zu sichern.“<br />

Um auch in der eigenen Fertigung zukunftsfähig<br />

zu bleiben, treibt Trumpf die Digitalisierung<br />

des Unternehmens kontinuierlich<br />

voran. Über 500 Mitarbeiter arbeiteten<br />

laut Kammüller bereits an mehr als 30 Projekten<br />

der Digitalen Transformation mit.<br />

„Dadurch erzielen wir mehr Effizienz, verringern<br />

die Kosten und steigern unsere<br />

Wettbewerbsfähigkeit. Insbesondere für unsere<br />

Standorte mit hohen Lohnkosten ist die<br />

Digitalisierung ein entscheidendes Differenzierungsmerkmal“,<br />

so Kammüller weiter. Im<br />

laufenden Geschäftsjahr eröffnete Trumpf<br />

unter anderem eine Smart Factory in Chicago/USA<br />

und ein vernetztes Logistikzentrum<br />

am Stammsitz in Ditzingen bei Stuttgart.<br />

Smartphone liefert alle wichtigen Daten<br />

„Wir arbeiten mittlerweile vielerorts in der<br />

Schnittstellenstandards. Die werden derzeit im Rahmen<br />

einer VDW-Initiative entwickelt. ❧ Mona Willrett mobil über das Smartphone“, berichtet<br />

Fertigung nicht mehr nur digital, sondern<br />

Kammüller, „sowohl in den eigenen Werken<br />

als auch als Angebot für unsere Kunden.“<br />

„Mit der Digitalisierung steht uns gerade So erhalten beispielsweise die Werker in der<br />

ein ähnlicher Innovationsschub unmittelbar Gerlinger Stanzwerkzeug-Fertigung von<br />

bevor, wie ihn die Fertigungstechnik hierzulande<br />

Trumpf alle wichtigen Informationen über<br />

durch die Automatisierung in den ver-<br />

den Zustand der Maschinen auf ihr<br />

gangenen Jahrzehnten erlebte“, sagte Dr. Smartphone. Der CDO beschrieb die jüngste<br />

Mathias Kammüller, Chief Digital Officer<br />

Entwicklung dort: „Es reicht jetzt aus,<br />

(CDO) bei Trumpf, anlässlich der Hausmesse<br />

wenn uns ein Kunde ein Handy-Foto eines<br />

Intech des Maschinenbauers und Laser- Bauteils mit Barcode zuschickt, um die Pro-<br />

duktion des Teils zu starten.“ Kommt das<br />

Foto bis 14 Uhr in Gerlingen an, dann verlässt<br />

das fertige Stanzwerkzeug noch am sel-<br />

”<br />

ben Tag das Werk.<br />

Industrie 4.0 bietet uns die Chance,<br />

die Wettbewerbsfähigkeit<br />

der Ditzinger nutzen die Werker inzwischen<br />

Auch in der hauseigenen Blechfertigung<br />

Europas dauerhaft zu festigen.“<br />

ihr Smartphone, um wichtige Daten im<br />

Blick zu behalten. Die eingeführten Digitalisierungslösungen<br />

verbesserten dort laut<br />

Dr. Mathias Kammüller, Chief Digital Officer bei Trumpf<br />

Kammüller die Transparenz und die Effizienz<br />

der Prozesse, so dass die Kosten signi-<br />

56 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>11.18</strong>


Vernetzte Fertigung: Mitarbeiter<br />

aus der Blechfertigung<br />

bei Trumpf in Ditzingen bei<br />

der Schichtbesprechung. Bild:<br />

Trumpf<br />

Künstliche Intelligenz für vorausschauende Wartung:<br />

Die Daten aus der Steuerung eines Roboters werden an<br />

eine SPS übermittelt, wo sie auf der Geräteebene bearbeitet<br />

werden und anschließend in die Cloud zur Analyse<br />

durch die KI-Plattform von IBM Watson gehen.<br />

Bild: Mitsubishi<br />

„Industrie 4.0 wird im<br />

Produktionsbetrieb nur<br />

vorankommen, wenn es<br />

möglichst einfach wird,<br />

die Komponenten zu<br />

vernetzen“, sagt Prof.<br />

Eberhard Abele, Leiter<br />

des PTW an der TU<br />

Darmstadt. Bild: PTW<br />

fikant sanken – unter anderem, weil eine<br />

Maschine eingespart werden konnte.<br />

Wie sich die Anforderungen für Fertigungsbetriebe<br />

in den letzten Jahren veränderten,<br />

beschrieb Dr. Heinz-Jürgen Prokop,<br />

Vorsitzender des Geschäftsbereichs Werkzeugmaschinen<br />

bei Trumpf, an einem Beispiel:<br />

„Einer unserer Kunden erzählte mir<br />

kürzlich, in den 70er-Jahren habe er im<br />

Schnitt pro Bestellung einen Auftrag für 60<br />

Teile erhalten, in den 90ern seien es noch 25<br />

Teile gewesen, heute noch vier.“ Der Aufwand<br />

für die vor- und nachgelagerten Prozesse<br />

sei hingegen nahezu unverändert geblieben.<br />

Diese unproduktiven Anteile verursachten<br />

heute bis zu 80 % des Gesamtaufwands<br />

eines Auftrags. Um sie deutlich zu<br />

straffen, digitalisiert Trumpf die gesamte<br />

Auftragsabwicklung, von der Kundenanfrage<br />

bis zur Rechnungslegung, von der Rohmaterialbestellung<br />

bis zum Versand der fertigen<br />

Teile und Komponenten.<br />

Brancheninitiative entwickelt Standard<br />

Entscheidende Voraussetzung für eine<br />

durchgängige Vernetzung ist jedoch, dass<br />

die verschiedenen Systeme miteinander<br />

kommunizieren können. Das hat auch der<br />

Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken<br />

(VDW) erkannt, dessen Vorsitzender<br />

Prokop im Nebenberuf ist. Mit seiner Brancheninitiative<br />

zur „Sprache für Industrie<br />

4.0“ legte der Verband einen Fahrplan vor,<br />

wie die Schnittstellen der Maschinen standardisiert<br />

werden sollen. „Ziel ist es, einen<br />

Standard für die Anbindung unterschiedlichster<br />

Maschinensteuerungen an eine gemeinsame<br />

Schnittstelle zu entwickeln und<br />

softwaretechnisch zu implementieren“, erklärte<br />

Prokop anlässlich der Vorstellung der<br />

Initiative vor gut einem halben Jahr.<br />

In der ersten Projektphase ist ein Kernteam<br />

mit den Firmen DMG Mori, Emag,<br />

Grob, Heller, Liebherr-Verzahntechnik, United<br />

Grinding und Trumpf beteiligt. Christian<br />

Josi, Projektleiter beim United-Grinding-<br />

Gruppenmitglied Studer, begründet das Engagement<br />

so: „Technisch ist Industrie 4.0<br />

umsetzbar. Wenn jedoch keine Vereinheit -<br />

lichung der Standards stattfindet, wird es<br />

weiterhin bei Insellösungen bleiben.“<br />

Doch nicht nur für die Projektgruppe<br />

sind Standardisierung und eine gemeinsame<br />

„Sprache“ für Fertigungssysteme eine zwingende<br />

Voraussetzung für den Erfolg von Industrie<br />

4.0. Prof. Eberhard Abele, Leiter des<br />

Instituts für Produktionsmanagement, Technologie<br />

und Werkzeugmaschinen (PTW) der<br />

TU Darmstadt, sagt: „Betriebsleiter und vor<br />

allem Fertigungsplaner müssen sehr viele<br />

unterschiedliche Betriebsmittel planen, einkaufen<br />

und zunehmend vernetzen. Sie haben<br />

gar nicht die Zeit, viel Aufwand in die<br />

Vernetzungsproblematik zu investieren.“<br />

Ein herstellerübergreifender Standard sei<br />

hier eine große Hilfe. Der Wissenschaftler<br />

ist sich sicher: „Industrie 4.0 wird im Produktionsbetrieb<br />

nur voran kommen, wenn<br />

es möglichst einfach wird, die Komponenten<br />

zu vernetzen.“ Laut Abele sollte unsere<br />

heimische Industrie bei der Definition dieser<br />

Standards eine maßgebliche Rolle spielen:<br />

„Es ist ja fast schon ein Naturgesetz, dass<br />

derjenige, der die Standards setzt, gewisse<br />

Vorteile am Markt hat. Ich glaube, die<br />

Chancen stehen nicht schlecht dazu, denn<br />

Deutschland ist eine der führenden Nationen<br />

im Werkzeugmaschinenbau.“<br />

Steuerungshersteller sind mit im Boot<br />

Einen der größten Erfolge der VDW-Brancheninitiative<br />

seit ihrer Präsentation sieht<br />

Heinz-Jürgen Prokop darin, dass es gelungen<br />

ist, die wichtigen Steuerungshersteller<br />

mit ins Boot zu holen. Gemeinsam wollen<br />

die Partner übergreifende Standards für den<br />

Datenaustausch an Werkzeugmaschinen<br />

entwickeln. Bereits im September sollen auf<br />

der Stuttgarter Metallbearbeitungsmesse<br />

AMB erste Lösungen präsentiert werden.<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>11.18</strong> 57


technik & wissen<br />

Dass der Weg dahin noch steinig ist, zeigt<br />

sich laut Heinz-Jürgen Prokop schon allein<br />

daran, dass Steuerungssignale von Hersteller<br />

zu Hersteller zum Teil unterschiedlich<br />

definiert werden. Im Extremfall könne das<br />

einen Zeitversatz von mehreren Minuten<br />

bedeuten. „Trotz aller Hürden ist das Projektteam<br />

jedoch hochmotiviert. Alle wissen<br />

beim Sägenspezialisten Kasto, weiß um die<br />

Bedeutung einheitlicher Schnittstellen,<br />

schließlich müssen sich die Sägen und Lagersysteme<br />

aus Achern schon heute in einen<br />

digitalisierten und einheitlich gesteuerten<br />

Materialfluss integrieren lassen.<br />

Bei all diesen Überlegungen ist die Datensicherheit<br />

ein zentraler Aspekt. Authentifizierung<br />

oder Zugangsschutz müssen gesichert<br />

sein, schließlich sind die Hersteller für<br />

die Sicherheit ihrer Produkte im Sinne der<br />

EU-Maschinenrichtlinie verantwortlich.<br />

Standard soll international gelten<br />

Damit der angestrebte Standard auch international<br />

akzeptiert wird, will die VDW-<br />

Initiative in einer gemeinsamen Arbeits-<br />

„Ziel ist es, einen Standard für die Anbindung<br />

unterschiedlichster Maschinensteuerungen an<br />

eine gemeinsame Schnittstelle – einen Connector<br />

– zu entwickeln und softwaretechnisch zu im -<br />

plementieren“, sagt Dr. Heinz-Jürgen Prokop.<br />

Er leitet den Geschäftsbereich Werkzeugma -<br />

schinen bei Trumpf und ist Vorsitzender des<br />

Branchenverbands VDW. Bild: Trumpf<br />

um die Notwendigkeit eines Schnittstellenstandards“,<br />

betont der promovierte Ingenieur.<br />

Jedem sei bewusst, dass selbst große<br />

Unternehmen auf lange Sicht mit Vernetzungsbestrebungen<br />

im Sinne von Industrie<br />

4.0 scheitern, wenn sie nur auf proprietäre<br />

geschlossene Systeme setzten. Eine umfassende<br />

Lösung werde es nicht geben. Zu spezifisch<br />

sind die Anforderungen der unterschiedlichen<br />

Technologien und Anwender –<br />

allein im Werkzeugmaschinenbau.<br />

Im Kern der Bemühungen steht deshalb<br />

ein so genannter Konnektor, der Signale unterschiedlicher<br />

maschinen- oder steuerungsspezifischer<br />

Schnittstellen quasi in eine einheitliche<br />

Sprache übersetzt – das Projektteam<br />

einigte sichauf den Kommunikationsstandard<br />

OPC UA. Die Herausforderung<br />

besteht nun darin, die herstellerspezifischen<br />

„Basis für die Vernetzung ist ein einheitlicher<br />

Kommunikationsstandard, der alle wesent -<br />

lichen Prozessdaten berücksichtigt und einen<br />

gesteuerten Lese- und Schreibzugriff für alle<br />

be teiligten Produktionspartner erlaubt“, sagt<br />

Sönke Krebber, Mitglied der Geschäftsleitung<br />

von Kasto. Bild: Kasto<br />

Teile in möglichst einheitlicher Form anpassbar<br />

zu machen. In einem weiteren<br />

Schritt hat das Projektteam festzulegen begonnen,<br />

welche Signale für welche Maschinen<br />

im Schnittstellenstandard überhaupt<br />

spezifiziert werden sollen.<br />

Die Chancen, die ein Standard bietet,<br />

sieht auch Jonas Ruesch, Manager Software<br />

Development Digital Transformation bei<br />

GF Machining Solutions: „Eine standardisierte<br />

Schnittstelle für Maschinensteuerungen<br />

ist eine grundlegende Voraussetzung<br />

fürs Umsetzen flexibler Anwendungen wie<br />

sie unsere Kunden im Umfeld von Industrie<br />

4.0 fordern. Und ein Connector-Stack, wie<br />

ihn die VDW-Initiative vorsieht, würde den<br />

Aufwand fürs Entwickeln steuerungsunabhängiger<br />

Lösungen signifikant senken.<br />

Das sehen auch Franz-Xaver Bernhard<br />

und Sönke Krebber so. Bernhard, Vorstand<br />

für Forschung und Entwicklung beim Frässpezialisten<br />

Hermle in Gosheim, sieht einen<br />

solchen Konnektor unter anderem beim Digitalisierung<br />

der Prozesse in kleinen und<br />

mittleren Unternehmen als hilfreich und<br />

notwendig für den Erfolg. Nur so ließen<br />

sich einzelne Module unkompliziert und<br />

mit vertretbarem Aufwand verketten. Und<br />

auch Krebber, Mitglied der Geschäftsleitung<br />

iDaten nur zu erfassen<br />

reicht nicht. Für Industrie<br />

4.0 müssen sie<br />

sich auch herstellerübergreifend<br />

austauschen<br />

lassen. Standardisierung<br />

ist dazu unerlässlich.<br />

Sie wird<br />

vom 18. bis 22. September<br />

2018 ein zentrales<br />

Thema auf dem<br />

„Digital Way“ – einer<br />

neuen Sonderschau<br />

mit Kongress – der<br />

Stuttgarter Metallbearbeitungsmesse<br />

AMB sein.<br />

gruppe mit der OPC-Foundation eine<br />

länderübergreifende Joint-Working-Group<br />

bilden, in der alle Mitglieder der Founda -<br />

tion ihre Interessen einbringen und so den<br />

internationalen Standardisierungsprozess<br />

befruchten können. Zur internationalen Abstimmung<br />

hat der VDW zudem unter anderem<br />

die Schwesterverbände AMT in Amerika<br />

und JMTBA in Japan kontaktiert.<br />

Auf der Stuttgarter Metallbearbeitungsmesse<br />

AMB – sie findet vom 18. bis zum 22.<br />

September statt – sollen weitere Ergebnisse<br />

der VDW-Brancheninitiative vorgestellt<br />

werden. Auf der neuen Sonderschau „Digital<br />

Way“ mit Kongress werden sie eine zentrale<br />

Rolle spielen.<br />

•<br />

58 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>11.18</strong>


Eine Sonderausgabe von<br />

TAGUNGSBAND<br />

Qualitätssicherung<br />

in der additiven Fertigung<br />

13. SONDERAUSGABE/SONDERTEIL<br />

März 2018 in Stuttgart<br />

Bild: Renishaw<br />

Expertenwissen<br />

zu den Themen<br />

Qualitätsmanagement,<br />

Mess- und Prüftechnik<br />

sowie zu neuen<br />

Technologien<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>11.18</strong> 59


DIE NEUE GENERATION DER COMPUTERTOMOGRAPHIE<br />

DAS NEUE WENZEL<br />

exaCT® U<br />

Capture your parts DNA<br />

AWARDED CT-SYSTEM<br />

MADE BY WENZEL<br />

Der exaCT® U, ist ein leistungsstarker industrieller Computertomograph mit großem Messvolumen und das universellste<br />

CT-System auf dem Markt. Der exaCT U bietet vier Verfahrachsen, ein gewaltiges Leistungspotenzial, beeindruckende<br />

<br />

wurde explizit darauf geachtet, dass es automatisiert in der direkten Produktionsumgebung operieren kann.<br />

www.wenzel-group.com<br />

2 > Sonderteil AUSGABENBEZEICHN<br />

60 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>11.18</strong>


Qualitätssicherung in der additiven Fertigung | TAGUNGSBAND<br />

80 Teilnehmer bei der ersten Veranstaltung<br />

Viele QS-Fragen sind noch offen<br />

Das Interesse am<br />

Forum „Qualitätssicherung<br />

in der<br />

additiven Fertigung“<br />

war groß<br />

Fotos: Jochen Hempler<br />

Mit insgesamt rund 80 Teilnehmern war das erste Forum „Qualitätssicherung in der<br />

additiven Fertigung“ ein runder Erfolg. Quality Engineering und das Fraunhofer IPA<br />

haben die Veranstaltung, die am 13. März 2018 in Stuttgart stattfand, gemeinsam<br />

organisiert.<br />

Autorin: Sabine Koll, Redaktion Quality Engineering<br />

13 Experten aus Praxis und Forschung<br />

adressierten die unterschiedlichsten Qualitätsaspekte<br />

entlang des gesamten Produktionsprozesses.<br />

Dazu zählten rechtliche Themen<br />

ebenso wie Fragen rund um das Qualitätsmanagement<br />

sowie aktuelle und künftige<br />

Normen, welche die Leitplanken für die<br />

Qualitätssicherung setzen. Im Fokus standen<br />

natürlich auch die Mess- und Prüftechnik.<br />

Daneben präsentierten sechs Partner<br />

aus der Industrie in der Ausstellung ihre Lösungen<br />

und Dienstleistungen.<br />

„Wir erleben gerade eine spannende Phase<br />

in der additiven Fertigung. Sie entkommt<br />

immer mehr dem Prototypen-Stadium und<br />

wird interessant für die Serienproduktion“,<br />

sagte Gregor Reischle, Program Manager<br />

Additive Manufacturing bei TÜV Süd Product<br />

Service. „Daher wird es für die Unternehmen,<br />

die additive Fertigung betreiben,<br />

nun Zeit, die Themen rund um die Qualitätssicherung<br />

auf den Tisch zu bringen und<br />

sich darum zu kümmern.“<br />

„Additive Fertigung ist heute längst noch<br />

nicht da, wo wir sie aus Qualitätssicht gerne<br />

hätten. Eine wiederholbare Werkstückqualität<br />

ist gerade bei Verfahren, die Kunststoff<br />

einsetzen, nicht gegeben“, bestätigte Rolf<br />

Becker, Leiter der Forschungsabteilung bei<br />

Schunk. Das Unternehmen fertigt kundenspezifische<br />

Greifer in Losgröße 1 mit generativer<br />

Technologie, seit acht Jahren bereits<br />

aus Kunststoff, seit vergangenem Jahr auch<br />

aus Metall. Bei diesen Greifern handelt es<br />

sich durchgängig um Bauteile, die von den<br />

Kunden in der Fabrik eingesetzt werden, also<br />

nicht um Prototypen. Becker: „Die Oberflächenrauheit<br />

der gefertigten Bauteile stimmt<br />

nicht ohne Nacharbeit, geometrische Genauigkeiten<br />

sind von Dienstleistern für additive<br />

Fertigung nicht einzufordern. Maschinenbautaugliche<br />

Zertifikate für Toleranzen<br />

im Zehntel-Millimeter-Bereich wären schon<br />

von Vorteil. Außerdem wäre es wünschenswert,<br />

wenn die Konstrukteure bereits Messpunkte<br />

bei den Bauteilen vorsehen würden.“<br />

„Das Qualitätsmanagement erweist sich<br />

bei allen Verfahren für die additive Fertigung<br />

als sehr komplex, weil viele hundert<br />

Variablen Einfluss auf die Qualität der Fertigungsprozesse<br />

und der Bauteile haben“,<br />

sagte auch Professor Frank Brückner, Geschäftsfeldleiter<br />

Generieren und Drucken<br />

am Fraunhofer IWS in Dresden. Er empfahl<br />

den Besuchern des Forums, die gesamte<br />

Prozesskette im Blick zu haben – angefangen<br />

beim CAD-Modell über das Pulvertesten<br />

und das Post-Finishing bis hin zum Monitoring<br />

des Fertigungsprozesses.<br />

„Alleine mit den Details für das richtige<br />

Handling des Pulvers könnte man schon eine<br />

Veranstaltung füllen“, so Brückner weiter.<br />

An die Maschinenhersteller gerichtet<br />

äußerte der Professor den Wunsch, Sensordaten<br />

stärker als bisher sammeln und auswerten<br />

zu können, um daraus eine gewisse<br />

Intelligenz abzuleiten – und den Fertigungsprozess<br />

stabiler und reproduzierbarer zu gestalten.<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>11.18</strong> 61


TAGUNGSBAND | Qualitätssicherung in der additiven Fertigung<br />

Professor Frank Brückner, Geschäftsfeldleiter Generieren<br />

und Drucken am Fraunhofer IWS in<br />

Dresden: „Das Qualitätsmanagement erweist<br />

sich als sehr komplex, weil viele hundert Variablen<br />

Einfluss auf die Qualität der Fertigungsprozesse<br />

und der Bauteile haben“<br />

Gregor Reischle, Program Manager Additive Manufacturing<br />

bei TÜV Süd Product Service: „Wir erleben<br />

eine spannende Phase in der additiven Fertigung.<br />

Sie entkommt immer mehr dem Prototypen-Stadium<br />

und wird interessant für die Serienproduktion“<br />

Rolf Becker, Leiter der Forschungsabteilung bei<br />

Schunk: „Die Oberflächenrauheit der gefertigten<br />

Bauteile stimmt nicht ohne Nacharbeit, geometrische<br />

Genauigkeiten sind von Dienstleistern für<br />

additive Fertigung nicht einzufordern“<br />

VORABEND BEI RENISHAW<br />

INFO<br />

Auch die Abendveranstaltung, die am Vortag des Forums im neuen Solution<br />

Center für additive Fertigung bei Renishaw in Pliezhausen stattfand, war sehr<br />

gut besucht. Die Kernkompetenz von Renishaw ist die industrielle Messtechnik,<br />

doch baut das Unternehmen sein Geschäftsfeld für generative Fertigung derzeit<br />

stark aus: Dazu gehören Laser-Fertigungssysteme und Dienstleistungen,<br />

wie sie im Solution Center angeboten werden. Kunden erhalten die gesamte<br />

Bandbreite an Möglichkeiten, um marktfähige Bauteile additiv zu fertigen.<br />

Mitarbeiter von Renishaw führten die Besucher durch das Messtechnik-Labor<br />

sowie natürlich durch das neue Solution Center für generative Fertigung. „Wir<br />

haben bei unseren Laser-Fertigungssystemen eine sehr hohe Fertigungstiefe.<br />

Beispielsweise entwickeln und fertigen wir die Optiken, die Z-Achsen und die<br />

Produktionssteuerungs-Software selbst“, erklärte Jan-Peter Derrer, Product Manager<br />

Additive Manufacturing bei Renishaw, in seiner Ansprache an die Besucher.<br />

„Dadurch können wir eine sehr hohe Genauigkeit der Produktionsprozesse<br />

garantieren.“ Mehr noch: Die neue QS-Monitoring-Software Infini AM messe<br />

kontinuierlich während des Prozesses die Laserleistung. „Wir denken, dass wir<br />

hier ein Tool geschaffen haben, mit dem wir uns in der Branche auf Grenzwerte<br />

einigen können“, so Derrer. Renishaw verfügt darüber hinaus mit dem Equator<br />

über ein Prüfgerät, mit dem sich die Maßhaltigkeit additiv gefertigter Bauteile<br />

überprüfen lässt. Die damit gewonnenen Daten können zur Korrektur des Fertigungsprozesses<br />

herangezogen werden, indem sie an die Steuerung der Fertigungsmaschine<br />

übertragen werden. Dies funktioniert heute schon bei Bearbeitungsmaschinen.<br />

Bei seinen Lasersystemen für die additive Fertigung arbeitet<br />

Renishaw derzeit noch an einer derart automatisierten Prozesskette.<br />

Andreas Leupold, Leupold Legal, lenkte<br />

den Blick der Besucher auf die rechtlichen<br />

Aspekte der additiven Fertigung. „Für Auftraggeber<br />

und Dienstleister reicht ein Geheimhaltungsvertrag<br />

nicht mehr aus. Sie<br />

sollten vielmehr Industrial Security Agreements<br />

vereinbaren und ein entsprechendes<br />

Industrial Security Management System<br />

einführen, um personenbezogene sowie<br />

Maschinendaten zu schützen“, so sein Ratschlag.<br />

Er wies darauf hin, dass ein 3D-Modell<br />

kein patentierbares Produkt sei. Die<br />

Markenrechte, so Leupold, liegen beim Auftragnehmer,<br />

sobald dieser nur kleinste Änderungen<br />

an der Konstruktion vornehme.<br />

Auch bestehe kein Recht an den Produktionsdaten.<br />

„Es gibt keine Rechte an Daten,<br />

sondern nur an physischen Gegenständen“,<br />

stellte er klar. Vor diesem Hintergrund sei<br />

die Frage der Produkthaftung bei der additiven<br />

Fertigung sehr spannend. Denn wer<br />

letztlich der „Hersteller“ eines solchen Produkts<br />

sei, müssen die Vertragspartner in<br />

Qualitätssicherungsvereinbarungen (QSV)<br />

fixieren.<br />

Reischle, TÜV Süd, gab einen Überblick<br />

über bestehende Normen sowie Standardisierungsbestrebungen<br />

auf nationaler und<br />

internationaler Ebene. „Vieles ist heute<br />

62 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>11.18</strong>


Qualitätssicherung in der additiven Fertigung | TAGUNGSBAND<br />

Ira Effenberger, Gruppenleiterin Abteilung Bildund<br />

Signalverarbeitung am Fraunhofer IPA, berichtete<br />

über die Möglichkeiten der Automatisierung<br />

der Qualittätssicherung<br />

Andreas Leupold, Leupold Legal, riet den Besuchern,<br />

Industrial Security Agreements bei der Zusammenarbeit<br />

mit Dienstleisternim Bereich additive<br />

Fertigung abzuschließen<br />

Steffen Hachtel, Geschäftsführer des Werkzeugbauers<br />

und Spritzgießers Hachtel, gab einen Einblick<br />

in den Einsatz der CT, die er seit zehn Jahren<br />

nutzt<br />

Dr. Siminia Fulga-Beising,<br />

Fraunhofer IPA, und<br />

Raphael Geiger von der<br />

University of Southern<br />

Denmark gaben am Ende<br />

des Vortragsprogramm<br />

spannende Einblicke in<br />

Zukunftsthemen<br />

Werkstoffe verändert sich die Partikelmorphologie.<br />

Dies beeinträchtigt die Fließfähigkeit<br />

des Materials und kann zu Fehlstellen<br />

im Bauteil führen“, so der Wissenschaftler.<br />

Steffen Hachtel, Geschäftsführer des<br />

Werkzeugbauers und Spritzgießers Hachtel,<br />

gab einen Einblick in den Einsatz der Computertomografie<br />

(CT), die er seit zehn Jahren<br />

nutzt, um Kunststoffteile zu optimieren<br />

und Werkzeuge zu verbessern. „Die CT ist<br />

ein Zaubermittel im Kunststoffbereich,<br />

stößt aber an ihre Grenzen, wenn es sich um<br />

Bauteile aus Metall handelt“, so Hachtel.<br />

Stark variierende Wanddicken erzeugen<br />

dann Artefakte. Insofern sei die CT für Defektanalysen<br />

durchaus kritisch zu sehen.<br />

schon vorhanden, doch haben wir auch<br />

noch viele Lücken“, lautete sein Resümee.<br />

Insbesondere die Zertifizierung von Materialien<br />

stecke noch in den Anfängen. Heute<br />

existieren in der Regel Zusagen der Maschinenhersteller<br />

für die Werkstoffe, die in ihren<br />

Maschinen nutzbar sind.<br />

Im Vortragsblock zur Mess- und Prüftechnik<br />

zeigte Thorsten Müller, Projektleiter Additive<br />

Manufacturing am Fraunhofer IFAM,<br />

auf, wie sich Pulverwerkstoffe analysieren,<br />

charakterisieren und qualifizieren lassen.<br />

„Bei einer Wiederverwendung rezyklierter<br />

MEHR ZUM EVENT<br />

INFO<br />

Weitere Fotos vom Forum sowie das Programm<br />

finden Sie auf der Webseite von Quality Engineering:<br />

http://hier.pro/MdTcV<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>11.18</strong> 63


TAGUNGSBAND | Qualitätssicherung in der additiven Fertigung<br />

Jan-Peter Derrer, Product Manager<br />

Additive Manufacturing, Renishaw<br />

Welche Möglichkeiten bieten Sie Firmen, die eine additive Fertigung aufbauen?<br />

Der 3D-Metalldruck eröffnet neue Chancen, innovative Bauteilkonzepte<br />

wirtschaftlich und kurzfristig zu realisieren. Was<br />

aber geschieht vor und nach dem 3D-Druck? Renishaw ist das<br />

weltweit einzige Unternehmen, das die gesamte Produktionskette<br />

der additiven Fertigung begleiten kann, einschließlich<br />

der Nachbearbeitung und Qualitätssicherung der gedruckten<br />

Bauteile. Dies betrifft das Bauteilkonzept, die Detailkonstruktion,<br />

die Programmierung der Fertigungsabläufe, das additive<br />

Verfahren auf der Maschine und die Nachbearbeitung der „gedruckten“<br />

Bauteile. In unserem Solutions Center Nähe Stuttgart<br />

können Interessenten sogenannte Mietzellen nach einer<br />

ausführlichen Unterweisung in die Systemtechnik und die<br />

Grundlagen der additiven Fertigung eigenständig nutzen, um<br />

einmal selbst die gesamte Prozesskette vom Design und der<br />

Konstruktion bis hin zur Nacharbeit zu verwirklichen. Wir sind<br />

überzeugt, dass die Solutions Center und die mietbaren Produktionszellen<br />

interessierten Unternehmen den Einstieg in<br />

diese neue Technologie erheblich erleichtern werden.<br />

Ralf Becker, Leiter der<br />

Forschungsabteilung, Schunk<br />

Foto: Schunk<br />

Foto: Renishaw<br />

Was sind für Sie in der Praxis die größten<br />

Herausforderungen?<br />

Der Maschinenbau mit seinen Prozessen und Genauigkeitsforderungen<br />

wird von den allermeisten 3D-Druck-Dienstleistern leider<br />

immer noch nicht verstanden. Unsere Konstruktionen sind, um<br />

wirtschaftlich möglichst viel Sinn zu machen, zum Teil so komplex,<br />

dass Dienstleister die Herstellung sogar ablehnen. Wir haben eine<br />

eigene Maschine zum Kunststofflasersintern im Haus, auf der ein<br />

sehr gut ausgebildeter Kollege diese Teile aber problemlos herstellt.<br />

Diese Teile werden bei uns in Produkten oder als Produkte eingesetzt.<br />

Dabei werden kritische Bereiche vorab simuliert, so dass im<br />

späteren Betrieb keinerlei Einschränkungen bezüglich Einsatzdauer<br />

und Belastungszyklen gemacht werden müssen. Ein Vorschlag zur<br />

möglichen Lösung für dieses Problem ist von mir seit einigen Jahren<br />

eine Zertifizierung von Dienstleistern, verbunden mit dem Versprechen,<br />

auch bei Wiederholbestellungen immer die angegebenen (engen)<br />

Toleranzen einzuhalten. Der VDMA arbeitet an solchen Vorschlägen,<br />

die aber leider noch nicht in der Umsetzung sind.<br />

64 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>11.18</strong>


Qualitätssicherung in der additiven Fertigung | TAGUNGSBAND<br />

Professor Frank Brückner,<br />

Geschäftsfeldleiter<br />

Additive Manufacturing<br />

and Printing, Fraunhofer<br />

IWS<br />

Dr. Andreas Leupold,<br />

Leupold Legal<br />

Qualitätsmanagement in der additiven<br />

Fertigung – wozu ist das notwendig?<br />

Mit Hilfe der additiven Fertigung lassen sich hochgradig komplexe<br />

sowie individualisierte Produkte überwiegend lagenweise<br />

herstellen. Insbesondere durch die resultierenden Freiheitsgrade<br />

dieser modernen Verfahren, aber auch beispielsweise Fertigungsschwankungen<br />

ist ein allumfassendes Qualitätsmanagement<br />

startend von der Ausgangsbasis (wie zum Beispiel der<br />

Bauteilauslegung oder des Zusatzwerkstoffes) bis hin zur Endprüfung<br />

der Komponenten erforderlich, um die Funktionalität<br />

des Bauteiles über die gesamte Nutzungsdauer als auch dessen<br />

robuste Prozessierung sicherzustellen. In Abhängigkeit der Bauteilanforderungen<br />

in unterschiedlichen Branchen ergeben sich<br />

unterschiedliche Tiefen sowie Zyklen notwendiger Qualitätsmanagementmaßnahmen<br />

unter Zuhilfenahme geeigneter Monitoring-Werkzeuge.<br />

Welche Rechtsfragen sind in der<br />

additiven Fertigung besonders wichtig?<br />

In meiner Beratung von Unternehmen, die selbst additiv fertigen<br />

oder sich dafür Unterstützung bei Dienstleistern holen, zeigt sich<br />

immer wieder, dass der industrielle 3D-Druck nicht nur ein anderes<br />

Herstellungsverfahren ist, sondern der rechtlichen Absicherung in<br />

der gesamten Wertschöpfungskette bedarf. Das beginnt mit dem<br />

Erwerb der Nutzungsrechte an einer additiven (Neu-) Konstruktion<br />

und der Freedom-to-operate-Analyse. Doch ebenso gilt es, das Prozess-Know-how<br />

und Geschäftsgeheimnisse zu schützen.<br />

Dazu müssen Industrial-Security-Agreements geschlossen werden,<br />

die weit mehr leisten müssen, als die üblichen Non-Disclosure-<br />

Agreements. Wegen der Vielzahl der Faktoren, die das Druckergebnis<br />

beeinflussen können, kommt dem Qualitätsmanagement und<br />

dem Abschluss von Qualitätssicherungsvereinbarungen, die den Besonderheiten<br />

der additiven Fertigung Rechnung tragen, besondere<br />

Bedeutung bei der Vermeidung der Produkthaftung zu, die Geschäftsführer<br />

und Vorstände auch persönlich treffen kann.<br />

Gregor Reischle, Program Manager<br />

Additive Manufacturing, TÜV SÜD<br />

Product Service<br />

Foto: TÜV SÜD<br />

Foto: Fraunhofer IWS<br />

Foto: Leupold<br />

Wie weit ist die Normierung fortgeschritten?<br />

Für den Bereich der industriellen Fertigung gibt es schon<br />

lange bestehende Normen, die den Standardisierungsgrad<br />

stetig fortschreiben. Für den Bereich der Additiven Fertigung<br />

sieht das jedoch anders aus. Hier fehlen entweder<br />

verbindliche Normen, die den Besonderheiten additiver<br />

Herstellverfahren Rechnung tragen, oder der Implementierungsgrad<br />

vorhandener Fertigungsstandards ist sehr gering.<br />

So stellt gerade die Fertigung risikobehafteter und<br />

qualitativ anspruchsvoller Bauteile Designer, Anwender<br />

und Hersteller vor große Herausforderungen, weil viele Fragen<br />

zur Qualitätssicherung noch unbeantwortet sind. Um<br />

hier Abhilfe zu schaffen, arbeiten die deutschen Normungsorganisationen<br />

DIN und VDI gemeinsam mit ihren<br />

internationalen Pendants ISO und ASTM daran, neue Standards<br />

für die Additive Fertigung zu entwickeln. Über den<br />

aktuellen Stand informiere ich in meinem Vortrag. Auch<br />

die Additive Manufacturing-Initiative von TÜV SÜD verfolgt<br />

das Ziel, die Branche bei diesen Fragen zu begleiten.<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>11.18</strong> 65


TAGUNGSBAND | Qualitätssicherung in der additiven Fertigung<br />

Thorsten Müller,<br />

Projektleiter Additive<br />

Manufacturing, Fraunhofer IFAM<br />

Steffen Hachtel,<br />

Geschäftsführender Gesellschafter,<br />

F. & G. Hachtel<br />

Welche Bedeutung hat die Analyse<br />

der Pulverwerkstoffe?<br />

Als Rohstoff für die Pulverbett-basierenden 3D-Druckverfahren<br />

wie Laser- und Elektronenstrahlschmelzen (LBM und EBM)<br />

oder für das Binder-basierte „Binder Jetting“ kommt dem Metallpulver<br />

eine hohe Bedeutung zu. In der Additiven Prozesskette<br />

ist es ebenso bestimmend für die finale Bauteilqualität,<br />

wie das 3D-Datenmodell und die Prozessparameter während<br />

des Druckens. Zur Herstellung hochqualitativer Bauteile sind<br />

robuste Druckprozesse unabdingbar, die wiederum nur mittels<br />

gleichbleibender Rohstoff- sprich Pulverqualität erreicht<br />

werden. Daher ist die Analyse charakteristischer Pulvermerkmale<br />

wie der Partikelgrößenverteilung, der Fließeigenschaften<br />

und der chemischen Zusammensetzung unbedingt notwendig.<br />

Dieses gilt nicht nur für ungebrauchtes, frisches Pulver<br />

bei Neubefüllung von 3D-Drucksystemen, sondern auch<br />

prozessbegleitend, um die Wiederverwendbarkeit des nicht<br />

gebundenen Pulvers zu gewährleisten.<br />

Was sind für Sie die größten Heraus -<br />

forderungen in der Messtechnik?<br />

Die additive Fertigung hat sich aus dem Rapid Prototping entwickelt.<br />

Oberste Priorität hatte dabei die schnelle Umsetzung von<br />

komplexen Geometrien in Entwicklungsmustern. Im Unterschied<br />

zu Serienbauteilen, bei der eine sichere Erfüllung einer Funktion sowie<br />

der Prüfung und Dokumentation durch qualitätssichernden<br />

Maßnahmen gefordert sind, waren diese Fragestellungen hier von<br />

untergeordneter Bedeutung. Die technischen Fragestellungen hinsichtlich<br />

einer Qualifizierung additiv gefertigter Bauteile sind in vielerlei<br />

Hinsicht mit den Serienbauteilen aus konkurrierenden Verfahren<br />

vergleichbar, wie zum Beispiel die Formtreue und Maßhaltigkeit:<br />

Dennoch geriet die Notwendigkeit einer Qualifizierung erst<br />

dann in den Fokus der additiven Fertigung, als der Anspruch erhoben<br />

wurde, Funktionsteile in Losgröße 1 anzufertigen. Die additive<br />

Fertigung ist aufgrund der kleinen Losgröße darauf angewiesen, effiziente<br />

Messmethoden in digitalisierter Form anzuwenden. Die industrielle<br />

Computertomographie ist hier ein ideales Instrument.<br />

Ira Effenberger, Gruppenleiterin,<br />

Fraunhofer IPA<br />

Foto: Fraunhofer IPA<br />

Foto: Fraunhofer IFAM<br />

Foto: Hachtel<br />

Welche Rolle spielt die Automatisierung in der QS additiv gefertigter Teile?<br />

Für den zuverlässigen Einsatz additiv gefertigter<br />

Bauteile in nachgelagerten Produktionsschritten<br />

und schließlich im Endprodukt<br />

ist eine Qualitätskontrolle zwingend erforderlich.<br />

Sie gewährleistet nicht nur die Maßhaltigkeit<br />

sondern auch die Stabilität und<br />

Funktionalität des Bauteils. Eine Automatisierung<br />

der Qualitätssicherung ist hier von<br />

Vorteil, um schon frühzeitig während des<br />

additiven Fertigungsprozesses auftretende<br />

Fehler zu erkennen und darauf reagieren zu<br />

können. Hierfür kann mit einem optischen<br />

Inline-Prüfsystem gearbeitet werden, das<br />

automatisiert Bilder aufnimmt, diese auswertet<br />

und somit den Druckprozess überwacht.<br />

Nach der Fertigstellung und Entnahme<br />

des Bauteils aus dem 3D-Drucker sind<br />

teilweise weitere Mess- und Prüfschritte<br />

durchzuführen, zum Beispiel eine Inspektion<br />

von innenliegenden Strukturen. Hier<br />

kommen 3D-Messsysteme wie die Computertomographie<br />

zum Einsatz, die in der Lage<br />

sind, eine zerstörungsfreie 3D-Inspektion<br />

des kompletten Bauteils automatisiert<br />

durchzuführen.<br />

66 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>11.18</strong>


From Powder<br />

To Performance.<br />

ZEISS 3D ManuFACT<br />

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MADE BY ZEISS<br />

Bei der Produktion 3D-gedruckter Bauteile für Luftfahrt, Medizin und Automobilindustrie liegt<br />

die größte Herausforderung im Nachweis absoluter Zuverlässigkeit. Den perfekten Nachweis<br />

bietet nun ZEISS 3D ManuFACT. Mit dem einzigartigen holistischen Inspektionsprozess<br />

für 3D Manufacturing wenden wir die geballte Kompetenz aller ZEISS Technologien an:<br />

Materialmikroskopie + Computertomographie + 3D Scantechnologie + taktile und<br />

optische Messtechnologie sowie die präzisesten Datenanalyse-Tools. Erst dieser Prozess<br />

bringt die zuverlässigsten Erkenntnisse und Gewissheit über die Verlässlichkeit von 3D-Bauteilen.<br />

www.zeiss.com<br />

AUSGABENBEZEICHN Sonderteil < 9<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>11.18</strong> 67


TAGUNGSBAND | Qualitätssicherung in der additiven Fertigung<br />

Dr. Timo Bernthaler,<br />

Institut für Material forschung,<br />

Hochschule Aaalen<br />

Jochen Tenkamp,<br />

Gruppenleiter<br />

Additive Fertigung,<br />

TU Dortmund<br />

Welche Rolle kann die Mikroskopie bei der<br />

additiven Fertigung spielen?<br />

Additive Fertigung hat signifikante Vorteile in Formgebung, nahezu<br />

endkonturnaher Bauteile, sowie integrierter Funktionseigenschaften.<br />

Mikroskopie ist dabei ein elementares Verfahren, um teils noch nicht<br />

bekannte Zusammenhänge zwischen Pulvercharakteristika, Prozessparametern<br />

(zum Beispiel thermischer Lasereintrag, Wärmebehandlungen),<br />

dem resultierenden inneren Materialaufbau mit Kornstrukturen<br />

und Fehlern, der Oberflächenausbildung, sowie erzielbarer Materialeigenschaften<br />

für additive Fertigung zu erfassen. Die qualitative und<br />

quantitative Mikroskopie und Tomographie ist für die Prozessentwicklung,<br />

aber auch die begleitende Prozessüberwachung und Qualitätsbewertung<br />

gezielt einsetzbar. Insbesondere bei aussichtsreichen Materialien,<br />

wie etwa WC-Co-Kompositen, die bislang für laserbasierte<br />

additive Verfahren herausfordernd sind, ist Mikroskopie zum Prozessverständnis<br />

unabdingbar. Mein Vortrag nimmt diese Fragestellungen<br />

auf und stellt Anwendungen der Mikroskopie entlang des Additive-<br />

Manufacturing-Prozesses dar.<br />

Welche Möglichkeiten ergeben sich<br />

durch Ermüdungsprüfungen?<br />

Es ist bekannt, dass konventionell und additiv gefertigte Werkstoffe<br />

und Strukturen Ausfälle im Bereich sehr hoher Lastspielzahlen<br />

(Very High Cycle Fatigue, VHCF) auch für Beanspruchungen<br />

unterhalb der sogenannten Dauerfestigkeit verzeichnen.<br />

Moderne Versuchstechniken, wie die Ultraschallermüdungsprüfung<br />

mit Prüffrequenzen von 20 000 Hz, ermöglichen die<br />

zeit- und ressourceneffiziente Ermittlung von statistisch abgesicherten<br />

Ermüdungsgrößen für sicherheitsrelevante Bauteile.<br />

VHCF-Ermüdungsprüfungen bieten im Vergleich zu Zugversuchen<br />

den Vorteil, dass sie sich als besonders (struktur-)sensitive<br />

und zuverlässige Bewertungsmethode eignen, um beispielsweise<br />

die Auswirkung unterschiedlicher Pulverqualitäten, Wärmebehandlungen,<br />

chemischer Zusammensetzungen, Fertigungsparameter<br />

und Gefügedefekte, etwa Porosität, auf die<br />

mechanische Leistungsfähigkeit additiv gefertigter Werkstoffe<br />

und Strukturen unter Schwingbeanspruchung zu ermitteln.<br />

Robin Day,<br />

Projektleiter Advanced Materials<br />

and Processes,<br />

RWTH Aachen Digital Additive<br />

Production DAP<br />

Foto: DAP<br />

Foto: Hochschule Aalen<br />

Foto: TU Dortmund<br />

Was sind die größten Herausforderungen bei der Qualitätsüberwachung?<br />

Qualitätskontrolle ist aus der modernen Fertigung gar<br />

nicht mehr weg zu denken. Für neue Fertigungsverfahren<br />

ist es damit Pflicht, noch vor der Industrialisierung die<br />

Qualitätssicherung additive hergestellte Komponenten<br />

festzulegen. Diese Qualitätskriterien sind nicht trivial, da<br />

sich die additive Fertigung grundlegend von der konventionellen/subtraktiven<br />

Fertigung unterscheidet. So können<br />

mit additiver Fertigung Strukturen erzeugt werden,<br />

die nicht von Werkzeugen oder Messsonden erreicht werden<br />

können (zum Beispiel innenliegende Kühlstrukturen).<br />

Wir haben einen großen Fundus an Prozessüberwachungstools,<br />

aber wie ich diese einsetzen kann scheitert<br />

aktuell am fehlenden Prozessverständnis additiver Fertigungsverfahren.<br />

Es stellte sich die Frage: Welche vielversprechenden<br />

Tools mit anschließenden Auswertealgorithmen<br />

werden wir in Zukunft benutzen? Was kennen wir<br />

schon und wie kann ich diese Normen auf den additiven<br />

Fertigungsprozess adaptieren?<br />

68 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>11.18</strong>


Kundenspezifische Systeme<br />

für die Röntgeninspektion<br />

VisiConsult<br />

X-ray Systems & Solutions<br />

VisiConsult ist der führende Anbieter von kundenspezifischen Röntgeninspektionssystemen,<br />

die auf das jeweilige Inspektionsproblem zugeschnitten sind. Mit über 20 Jahren Erfahrung<br />

werden alle Systeme schlüsselfertig in-house entwickelt und gefertigt.<br />

Digitale Radiographie<br />

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Bildverarbeitungssoftware<br />

Röntgenkabinen<br />

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DICONDE<br />

Computer Tomographie<br />

3D Rekonstruktion und Analysen<br />

Modularer Aufbau<br />

Scans mit hoher Genauigkeit<br />

Schneller in-line CT<br />

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Automatisierte<br />

Fehlererkunnung<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

Automatisierung<br />

In-line-Röntgeninspektion<br />

Automatisierte Auswertungssoftware<br />

Integriert in Produktionslinien<br />

Servcies<br />

Retrofits<br />

Consulting<br />

Sonderanlagen<br />

Umstieg von Film zu DR<br />

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23617 Stockelsdorf<br />

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<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>11.18</strong> 69


TAGUNGSBAND | Qualitätssicherung in der additiven Fertigung<br />

Foto: University of Southern Denmark<br />

Raphael Geiger,<br />

SDU Mechanical Engineering,<br />

University of Southern<br />

Denmark<br />

Foto: Fraunhofer IPA<br />

Dr. Simina Fulga-Beising,<br />

Senior Scientist, Abteilung Bildund<br />

Signalverarbeitung,<br />

Fraunhofer IPA<br />

Welche Herausforderung birgt die Her -<br />

stellung von Kohlefaserverbundteilen?<br />

Welche Bedeutung kann maschinelles<br />

Sehen und Lernen erhalten?<br />

Neue Werkstoffe innerhalb der additiven Fertigungsverfahren<br />

erweitern die Einsatzmöglichkeiten speziell im Leichtbau.<br />

Drohnen profitieren von diesen Entwicklungen, sowohl Multirotor<br />

Designs als auch Drohnen mit festen Tragflügeln, sogenannten<br />

„fixed wing drones“. Einerseits ermöglicht additive<br />

Fertigung die Produktion komplexer Leichtbaustrukturen, neben<br />

diesem „konstruktiven Leichtbau“ erweitern Leichtbaumaterialien<br />

wie Kohlenstofffaser-Verbundwerkstoffe die Attraktivität<br />

im Bereich Luftfahrt enorm. Drohnen weisen meist kleinere<br />

Abmessungen als herkömmliche Fluggeräte auf. Hierdurch<br />

fallen die Nachteile der additiven Verfahren wie die relativ geringe<br />

Produktivität und Bauraumgröße weniger stark ins Gewicht.<br />

Was allerdings technisch noch zu lösen ist, ist eine lückenlose<br />

Qualitätssicherung innerhalb des Verfahrens. Das Ziel<br />

im Sinne der Drohnen-Fertigung ist eine 100%ige Bauteil und<br />

Werkstoffüberprüfung ab Losgröße 1.<br />

Die Kombination von künstlicher Intelligenz und industrieller Bildverarbeitung<br />

ist der Schlüssel für den Bereich der selbst organisierten<br />

Prozess- und Produktqualität durch Selbstkontrolle und Selbstregelung,<br />

der sogenannten Qualität 4.0. Die additiv entstehenden<br />

Produkte sollen nicht nur unter anderem zu Kosten eines<br />

Massenprodukts entwickelt, designed und hergestellt werden, sondern<br />

sie müssen die geforderte Reproduzierbarkeit und wiederholbare<br />

Qualität erreichen. Aus der Sicht der Produkt- und Prozessqualitätssicherung<br />

wird „additiv“ erst dann zu einer gleichwertigen<br />

Technologie, wenn die Qualitätskontrolle automatisch ge sichert<br />

werden kann. Maschinelles Sehen und Lernen sind die Hauptparameter<br />

der Kernfunktionen einer smarten additiven Fertigung mit<br />

Qualität 4.0. Damit wird nicht nur eine automatische Bestimmung<br />

der selbstadaptiven Produktionsparameter realisierbar, sondern<br />

auch eine selbstständige Qualitätsüberwachung und Qualitätssicherung<br />

entlang der gesamten Wertschöpfungskette.<br />

Mehrsprachige Katalogproduktion<br />

Für die Produktion Ihrer mehrsprachigen oder versionierten Kataloge sind wir bestens gerüstet –<br />

speziell wenn es um das Know-how beim Projektmanagement Ihrer hochkomplexen Aufträge geht.<br />

Individuelle Tools, die perfekt auf Ihr Projekt abgestimmt sind, beschleunigen und vereinfachen den Gesamtprozess.<br />

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70 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>11.18</strong>


AUSGABENBEZEICHN Sonderteil < 1 3<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>11.18</strong> 71


Anzeige<br />

Additive Fertigung in der Energietechnik<br />

Stationäre Gasturbine zur<br />

Effizienssteigerung bei der<br />

Brennstoffeinspritzung<br />

Funktionalität<br />

Die für die SLM ® Technologie charakteristische Geometriefreiheit<br />

hinsichtlich des Bauteildesigns ermöglicht die<br />

Steigerung der Bauteilfunktionalität. Die Verwendung<br />

dieser Technologie führt in dem hier vorliegenden Beispiel<br />

zu einer Optimierung der Geometrie des Swirlers. Durch<br />

die Verwendung einer internen Gitterstruktur und<br />

zusätzlichen Kanälen lässt sich eine Funktionsoptimierung<br />

und -integration erzielen. Die Gitternetzstruktur ermöglicht<br />

eine Gewichtsreduktion des Bauteils und somit eine Verringerung<br />

des Materialeinsatzes und des Rohstoffbedarfs.<br />

Modifizierte<br />

Brennstoffdüse (Swirler)<br />

Zur Herstellung einer modifizierten Brennstoffdüse hat<br />

sich PRÄWEST für das SLM ® Verfahren entschieden.<br />

Dieser sogenannte Swirler dient der Einspritzung und<br />

optimalen Verteilung des Brennstoffes in der Brennkammer.<br />

Entscheidend ist hierbei, den Brennstoff so zu<br />

verteilen, dass eine gleichmäßige, schnelle und vollständige<br />

Verbrennung möglich ist. Der Swirler wird aus der<br />

Nickelbasislegierung IN 718 gefertigt. Das Material<br />

zeichnet sich vor allem durch seine hohe Korrosionsbeständigkeit<br />

aus. Dabei weist der Werkstoff im SLM ®<br />

Verfahren typischerweise eine Zugfestigkeit (Rm) von<br />

1.230 N/mm² auf.<br />

Seit der Gründung im Jahr 1945 hat sich PRÄWEST als<br />

dynamisches und innovatives Unternehmen stetig weiterentwickelt.<br />

Der Lohnfertiger für den Bereich Aerospace<br />

und Turbo Machinery hat sich auf die Nachbearbeitung<br />

komplexer Bauteile spezialisiert. In dem hochmodernen<br />

Maschinenpark kommen die Verfahren Fräsen, Drehen<br />

und Schleifen zum Einsatz, wofür 130 CNC-Fräsmaschinen<br />

und 24 Roboter zur Verfügung stehen.<br />

Kosteneinsparungen<br />

Durch den Einsatz der SLM ® Technologie zur Herstellung<br />

des Swirlers konnten die Kosten um mehr als 65 Prozent<br />

gesenkt werden. Die Einsparung von zwei Prozessschritten<br />

führte außerdem zu einer Reduzierung der Produktionsdurchlaufzeiten<br />

von mehr als 50 Prozent.<br />

Effizienz<br />

Freiheitsgrade bei der Konstruktionsänderung ermöglichen<br />

die Integration neuer Funktionen. In dem vorliegenden<br />

Fallbeispiel konnte hiermit der Wirkungsgrad des Turbinensystems<br />

und somit die Effizienz des Bauteils durch den<br />

Einsatz der SLM ® Technologie verbessert werden. Unterstützt<br />

wird dies durch die hohe Prozessflexibilität des<br />

SLM ® Prozesses. Die werkzeuglose Fertigung ermöglicht<br />

die Umsetzung der Konstruktionsänderungen und<br />

zeichnet sich dabei durch seine geringe Kosten- und Zeitintensität<br />

aus. Das Selective Laser Melting Verfahren eignet<br />

sich somit für die Einzel- und Serienfertigung von Bauteilen.<br />

Flexibilität<br />

Der Einsatz der SLM ® Technologie ermöglicht die Umsetzung<br />

konstruktiver Änderungen, die mittels konventioneller<br />

Fertigungsverfahren aus wirtschaftlichen oder<br />

technologischen Aspekten nicht durchführbar sind. Da<br />

diese in der SLM ® Prozesskette wenig zeit- und kostenintensiv<br />

sind, ist eine flexible Anpassung günstiger und<br />

effizienter zu realisieren.<br />

Zeitersparnis<br />

Die Realisierung kürzerer Prozessdurchlaufzeiten stellt<br />

eine der wesentlichen Stärken der SLM ® Technologie dar.<br />

Diese können aufgrund einer hohen Fertigungstiefe im<br />

SLM ® Prozess realisiert werden, da Nebenzeiten wie<br />

Umspann und Einrichten entfallen. Der Anteil, der im<br />

Pre-Prozess anfallenden Prozessschritte kann in einer<br />

Serienproduktion um bis zu 50 Prozent reduziert werden.<br />

Die zeit- und kostenintensive Datenaufbereitung, die zu<br />

den Stützprozessen des Produktionsprozesses zählt,<br />

entfällt nahezu vollständig.<br />

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72 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>11.18</strong>


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AUSGABENBEZEICHN Sonderteil < 1 5<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>11.18</strong> 73


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Das Kompetenznetzwerk der Industrie<br />

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9. Oktober 2018<br />

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Produktionslinie erfordert zunehmend optische<br />

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die Oberflächenmesstechnik – und welche sind neu?<br />

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kommt taktile, wann optische Messtechnik zum Einsatz,<br />

<br />

chen?<br />

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<br />

16 > Sonderteil AUSGABENBEZEICHN<br />

74 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>11.18</strong>


technik & wissen<br />

Innerhalb von nur vier<br />

Monaten hat es<br />

Emm! Solutions<br />

geschafft, ein eigenes<br />

Auto zu entwickeln. „Der<br />

ILO ist derzeit das<br />

kleinste, kompakteste<br />

Mobilitätskonzept”, sagt<br />

Firmengründer Armin<br />

Müller, hier im Design-<br />

Büro selbst am Steuer.<br />

Bild: Annette Cardinale<br />

Digitale Entwicklungskette beschleunigt den Weg zum Prototypen<br />

In 120 Tagen<br />

zum Auto<br />

Kollaboratives Design | Emm! Solutions hat es<br />

geschafft, in nur vier Monaten ein eigenes Auto zu<br />

entwickeln und den „ILO 1“ auf vier Räder zu stellen.<br />

Der Clou: Über eine webbasierte Software wurden die<br />

Konstruktionsaufgaben im Lieferanten-Netzwerk<br />

verteilt und so alle Prozesse gesteuert.<br />

Die einheitliche digitale Kommunikation entlang der<br />

gesamten Prozesskette machte es möglich, zahlreiche<br />

Teile zeitgleich zu entwickeln und zu optimieren, zum<br />

Beispiel hinsichtlich ihres Gewichts. Das Ergebnis ist ein<br />

Konzeptfahrzeug mit einer Straßenzulassung für den<br />

Prototypen. Diese Innovation präsentierte die Landesagentur<br />

für Leichtbau Baden-Württemberg in ihrer<br />

monatlichen Rubrik „ThinKing“ im Januar 2018. Mit<br />

ihr gibt Leichtbau BW innovativen Produkten und<br />

Dienstleistungen eine Plattform.<br />

Wie sieht die Mobilität von morgen aus? Mit dieser<br />

knackigen Aufgabe beschäftigt sich das Start-up<br />

Emm! Solutions. Hinter dem jungen Unternehmen aus<br />

Weil der Stadt steckt Armin Müller, der zu Beginn der<br />

Neunziger Projektleiter des ESP-Systems bei Daimler<br />

und zuletzt in leitender Funktion für Porsche tätig war.<br />

„Beim Thema Mobilität geht es darum, eine Transportaufgabe<br />

zu lösen. Diese erzeugt Verkehr – mit all seinen<br />

Problemen“, sagt Müller. Zusammen mit seinem Team<br />

hat Müller an einem neuen Mobilitätskonzept für den<br />

Individualtransport gearbeitet. Der „ILO 1“ ist ein<br />

kompaktes Konzeptleichtbaufahrzeug – wenige Zentimeter<br />

kleiner als der aktuelle Smart ForTwo. Im<br />

Prototyp findet derzeit eine Person Platz, in einer<br />

späteren Variante sollen zwei Personen befördert<br />

werden können.<br />

Um den ILO 1 zu realisieren, bestand die Heraus -<br />

forderung für das kleine Start-up vor allem darin, das<br />

Projektmanagement und die Produktionssteuerung<br />

möglichst schlank und effizient zu halten. „Wir wollten<br />

an Fähigkeiten und Know-how hinzugewinnen, aber<br />

nicht wachsen“, sagt Müller. Hier kommt das Product-<br />

Lifecycle-Management-System des ebenfalls noch jun-<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>11.18</strong> 75


technik & wissen<br />

gen Unternehmens Cassini Systems Europe mit ins<br />

Spiel: Über deren webbasierte Software lief die gesamte<br />

Kommunikation mit den Lieferanten ab.<br />

Im PLM-System von Cassini können einzelne Teile<br />

oder Bauteilgruppen für einen bestimmten Lieferanten<br />

freigegeben werden. Dieser erhält dann Zugriff auf alle<br />

dort hinterlegten Dokumente, die für die Herstellung<br />

relevant sind. Dazu gehören beispielsweise die CAD-<br />

Daten und Spezifikationen wie etwa Qualität, Strapazierfähigkeit<br />

und das „erlaubte“ Gesamtgewicht des<br />

Teils. „Mit diesen Daten kann sich der Hersteller gleich<br />

an die Konstruktion des Bauteils machen. Viele<br />

die Teile leichter zu machen oder ihre Funktion zu<br />

verbessern“, erklärt Müller. Die Aufgaben mussten also<br />

nicht von einer Firma allein geschultert werden und<br />

viele Prozesse konnten parallel ablaufen.<br />

„Durch die Digitalisierung der Prozesskette und die<br />

Entwicklung sowie Produktion in einem Netzwerk aus<br />

mehreren Unternehmen hat man die Chance, die timeto-market<br />

zu verkürzen. Das ist ein enormer Wert -<br />

hebel“, erklärt Dr. Wolfgang Seeliger, Geschäftsführer<br />

der Leichtbau BW GmbH. Um das volle Potential auszuschöpfen,<br />

müsse jedoch wirklich die gesamte Prozesskette<br />

digitalisiert und der Datenaustausch standardisiert<br />

Die komplette Karosserie besteht aus leichtem CFK mit 1,8 mm Wanddicke.<br />

Die Blenden werden additiv als Lasersinterteile gefertigt. Bild: Emm! Solution<br />

Die Batterie des ILO 1 lädt sich innerhalb von drei Stunden vollständig auf – eine<br />

Akkuladung ermöglicht eine Reichweite von 80 km. Die Ladeklappe des ILO 1 ist<br />

aus Kohlefaser wie die gesamte Karosserie. Bild: Emm! Solutions<br />

Zwischenschritte entfallen dadurch, vor allem in der<br />

Kommunikation. Dieses Vorgehen haben wir bei unserem<br />

ILO 1 erprobt“, sagt Müller. Denn für ihn gehörte<br />

zum Gesamtkonzept auch die Frage, wie Kollaboration<br />

schlank und effizient stattfinden kann.<br />

Nach getaner Arbeit lädt der Lieferant seine Dateien<br />

wieder in das Online-System hoch und produziert das<br />

Teil. Es findet also automatisch eine digitale Dokumentation<br />

der Entwicklungsarbeit statt und der Datenaustausch<br />

erfolgt für alle Akteure nachvollziehbar über<br />

diese Schnittstelle. „Die Besonderheit an diesem System<br />

ist, dass wir viele klassische Detailaufgaben in der Konstruktion<br />

unter den Lieferanten verteilt haben – etwa<br />

sein. „Dies eröffnet für den Leichtbau auch ganz neue<br />

Möglichkeiten, denn so können Produktion und<br />

Entwicklung noch enger zusammenarbeiten. Es werden<br />

ganz andere Arbeitsweisen und Abläufe in die Unternehmen<br />

und die Lieferkette einziehen“, meint Seeliger.<br />

Die Konstruktion des ILO 1 sieht er als Paradebeispiel<br />

für Top-down-Konzept leichtbau.<br />

„Wir sind mit einem konzeptionellen Ansatz an das<br />

Projekt herangegangen. Unser Auto sollte so leicht wie<br />

möglich werden, um energieeffizient und ressourcenschonend<br />

unterwegs zu sein“, sagt Armin Müller. Das<br />

Thema Gewicht ist beim ILO 1 ohnehin eine essentielle<br />

Frage. Denn um in die Fahrzeugklasse „Leichtelektro -<br />

mobile“ zu kommen, sollte er nur maximal 450 kg auf<br />

die Waage bringen (ohne Batterie). „Wir mussten jedes<br />

Teil hinsichtlich seiner Funktion optimieren und leichter<br />

machen, sonst hätte das Gesamtsystem nicht funktioniert<br />

und wir wären nicht unter die 450 Kilogramm<br />

gekommen“, erklärt Müller.<br />

„Der ILO 1 ist ein gutes Beispiel, wie gerade der<br />

Leichtbau im Hinblick auf die Konstruktion ein zentra-<br />

76 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>11.18</strong>


ler Möglichmacher sein kann, um ein Fahrzeug neu zu<br />

denken oder – wie im Fall des ILO 1 – überhaupt erst<br />

realisierbar zu machen“, sagt Dr. Seeliger.<br />

Die Außenhaut des kleinen E-Mobils besteht aus<br />

einem sehr dünnen CFK-Laminat. „Im ILO 1 stecken<br />

viele Metall- und Kunststoffteile, die wir im 3D-Druck<br />

direkt aus dem CAD haben herstellen lassen“, erklärt<br />

Müller. Da der ILO 1 elektrisch angetrieben wird, war<br />

auch das Gewicht der Batterie ein Thema. Doch durch<br />

ein effizientes Energiemanagement auf Softwareseite<br />

konnten die Entwickler das Batteriegewicht senken. Mit<br />

einer Akkuladung kommt der ILO 1 auf eine Reichweite<br />

von 80 km. Zudem haben die Entwickler bei der Verlegung<br />

der Kabelbäume auf kurze Wege und möglichst<br />

geringen Materialeinsatz geachtet.<br />

„Der ILO 1 ist derzeit das kleinste, kompakteste<br />

Mobilitätskonzept”, sagt Müller. Mit 1,3 m Breite und<br />

2,3 m Länge belegt er beim Parken eine Fläche von nur<br />

rund 3 m². Ein normaler Pkw kommt im Vergleich dazu<br />

auf 8 bis 10 m² Fläche. „Wenn nur noch ILOs unterwegs<br />

wären, dann würden in zahlreichen Städten auf<br />

einen Schlag viele Flächen frei werden und man hätte<br />

mit unserem Auto kein Parkplatzproblem mehr“, sagt<br />

Müller. „Denn auf einen normalen Pkw-Parkplatz passen<br />

zwei ILOs – der Verkehr würde sich halbieren.“<br />

Beim Thema Mobilität spielt vor allem die Frage des<br />

Fahrzeuggewichts eine entscheidende Rolle, also wie<br />

viel Kilogramm bewegt werden müssen, um eine Person<br />

zu befördern. Mit vier beziehungsweise fünf beförderten<br />

Personen ist ein Pkw selten ausgelastet. „Zum<br />

Beispiel im Berufsverkehr sitzen im Schnitt nur 1,1 Personen<br />

im Fahrzeug. Bei einem normalen Pkw müssen<br />

für den Transport einer Person rund eineinhalb Tonnen<br />

an Fahrzeuggewicht bewegt werden, beim ILO 1 sind es<br />

nur 450 Kilogramm“, rechnet Müller vor. Noch besser<br />

würde das Konzeptfahrzeug abschneiden, wenn man<br />

zwei Personen als Passagier unterbringt. Das geringe<br />

Emm! Solutions<br />

Das Start-up mit Sitz in Weil der Stadt hat<br />

Armin Müller 2015 gegründet. Anfang der<br />

Neunziger war er Projektleiter für das ESP-<br />

System bei Daimler und später mit leitenden<br />

Aufgaben bei ZF Friedrichshafen und<br />

Porsche betraut. Derzeit besteht das Team<br />

von Emm! Solutions aus neun Mitarbeitern,<br />

die neue Mobilitätskonzepte realisieren und<br />

so aktuelle Verkehrsprobleme lösen wollen.<br />

www.emm-solutions.de<br />

Gewicht des Fahrzeugs sorgt für einen niedrigeren<br />

Kraftstoffverbrauch und weniger CO 2 -Emissionen.<br />

Momentan gibt es drei Prototypen des Konzeptfahrzeugs,<br />

die alle auch eine Straßenzulassung haben. Einer<br />

davon steht im Büro von Emm! Solutions im Firmensitz<br />

in Weil der Stadt und die Entwickler arbeiten weiterhin<br />

an kleinen Verbesserungen.<br />

Mit entsprechender Programmierung kann man den<br />

ILO 1 auch hochautomatisiert fahren lassen. Denn an<br />

Bord sind bereits verschiedene Systeme verbaut, die ihm<br />

helfen, seine Umgebung wahrzunehmen und sich darin<br />

autonom zu bewegen. Dazu gehören beispielsweise<br />

Radar- und Ultraschallsensoren, Kameras und ein<br />

Lidar-System zur Objekterkennung sowie Abstandsund<br />

Geschwindigkeitsmessung.<br />

Doch die Vision von Armin Müller und seinem Team<br />

für den ILO 1 geht noch viel weiter: Das Fahrzeug soll<br />

mit Sensoren und einem Leit-System interagieren und<br />

kommunizieren, die in der Umgebung fest installiert<br />

sind. Damit soll es ihm gelingen, intelligent und autonom<br />

durch die Stadt zu navigieren und dabei den<br />

jeweils aktuell herrschenden Verkehrsfluss zu meistern.<br />

Mit dem straßentauglichen ILO 1 haben die Entwickler<br />

von Emm! Solutions den ersten Schritt in diese Richtung<br />

bereits gemacht.<br />

•<br />

Alexander Hauber<br />

Leichtbau BW GmbH, Stuttgart<br />

Im Prototyp des ILO 1 findet derzeit eine Person Platz, in einer<br />

späteren Variante sollen sich zwei Personen in dem kompakten<br />

E-Mobil befördern lassen können. Bild: Annette Cardinale<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>11.18</strong> 77


technik & wissen<br />

Die Portalkransysteme<br />

entlasten die Werker bei<br />

Dürholdt in der Dreherei,<br />

der Bohrerei und in der<br />

Montage. Bilder:Vetter<br />

Krananlagen von Vetter optimieren die Produktionsabläufe bei Dürholdt<br />

Schwere Ventile<br />

feinfühlig bewegen<br />

Intralogistik | Der Armaturenhersteller Dürholdt hat<br />

seine Produktion in neue Räumlichkeiten verlegt und<br />

die Gelegenheit genutzt, die Werker an den Fertigungsinseln<br />

mit Portalkrananlagen und Säulenschwenkkranen<br />

zu entlasten. Dabei setzen die Wuppertaler<br />

auf Lösungen des Kranbauers Vetter.<br />

Dass auch Standardkrane für individuelle Bedürfnisse<br />

geeignet sein können, zeigt eine Installation des Kranspezialisten<br />

Vetter bei Franz Dürholdt, einem Hersteller<br />

von Industriearmaturen. Um für die Zukunft gerüstet<br />

zu sein, hat das Wuppertaler Unternehmen den Produktionsbereich<br />

in neue, großzügigere Räumlichkeiten verlegt,<br />

wo die Abläufe grundsätzlich neu organisiert sind.<br />

Außerdem wurde die Arbeit für die Werker an den Fertigungsinseln<br />

mit Portalkrananlagen und Säulenschwenkkranen<br />

ergonomischer und effizienter gestaltet.<br />

Dürholdt ist ein internationaler Anbieter von Industriearmaturen<br />

aller Art und kann auf eine lange Tradi -<br />

tion zurückblicken. Inzwischen ist das Familienunternehmen<br />

in der fünften Generation auf dem Markt aktiv<br />

und hat sich mit einem Know-how von mehr als 140<br />

Jahren im Armaturenbau zu einem leistungsfähigen und<br />

serviceorientierten Vollsortimenter entwickelt. Bei<br />

Schlauch-Membranventilen und Schlauch-Quetschventilen<br />

ist Dürholdt auf dem heimischen und europäischen<br />

Markt führend. Die besondere Stärke der Wuppertaler<br />

sind projektbezogene Beratungen und Speziallösungen<br />

für den Industriearmaturenbau. Hierzu gehören vornehmlich<br />

ausgekleidete Armaturen zum Absperren und<br />

Regeln von aggressiven, abrasiven, feststoffhaltigen,<br />

staubförmigen und körnigen Medien, die in nahezu<br />

allen Industriezweigen eingesetzt werden.<br />

„Bei der Ausschreibung der neuen Krananlagen hat<br />

sich Vetter Krantechnik deutlich vom Wettbewerb abgesetzt“,<br />

erzählt Karsten Schievelbusch, Geschäftsführer<br />

bei Dürholdt. Dabei habe neben einem guten Preis-Leistungsverhältnis<br />

vor allem die lösungsorientierte Bera-<br />

78 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>11.18</strong>


Da die Räume unterkellert sind, wurde die Kransäule<br />

mit einer Sonderkonstruktion auf den Grundträgern<br />

befestigt, die im Keller die Betondecke abstützen.<br />

tung überzeugen können. „Vetter Krantechnik ist optimal<br />

auf unsere Anforderungen eingegangen und hat uns<br />

Kranlösungen angeboten, die unser neues Fertigungskonzept<br />

perfekt unterstützen“, versichert Schievelbusch.<br />

Bei der Installation der Krananlagen musste sich<br />

Vetter an den bestehenden Räumlichkeiten orientieren<br />

und die eine oder andere Herausforderung meistern. So<br />

sind zum Beispiel einige Produktionsbereiche unterkellert,<br />

so dass die Krane nicht auf herkömmliche Weise<br />

befestigt werden konnten. Vetter löste das Problem mit<br />

einer pfiffigen Sonderkonstruktion. Zudem nutzten die<br />

Spezialisten bei allen Krananlagen den vorhandenen<br />

Platz optimal aus. Die Brücken der Portalkransysteme<br />

wurden so hoch gebaut wie möglich. Außerdem wurden<br />

die Kranbahnen dem Hallenlayout angepasst, so dass<br />

die Werker den Hakenweg optimal ausnutzen können.<br />

Insgesamt sind bei Dürholdt zwei Säulenschwenkkrane<br />

und fünf Portalkransysteme vom Typ P300 installiert.<br />

Die Modelle kommen im Montagebereich, in der Bohrerei<br />

und Dreherei sowie im Prüfraum und im Versand<br />

zum Einsatz. Auf diese Weise konnte eine flächendeckende<br />

Bestreichung der Fertigungsinseln sichergestellt<br />

werden.<br />

”<br />

Quelle:<br />

Die beiden Säulenschwenkkrane<br />

vom Typ Meister und<br />

Assistent haben eine Tragfähigkeit<br />

von 1000 kg und 500 kg.<br />

Der große Schwenkkran vom<br />

Typ Meister hat eine Ausladung<br />

von 7 m und ist komplett elektrisch<br />

und stufenlos in unterschiedlichen<br />

Geschwindigkeiten<br />

bedienbar. Damit ist im Versand<br />

ein feinfüh liges Handling der<br />

schweren Ventile möglich. Der<br />

Standardkran Assistent im Prüfbereich<br />

wird manuell bedient.<br />

Wegen des darunter liegenden<br />

Kellers mussten sich die Spezialisten<br />

aus Siegen für diese Krananlage<br />

eine Sonderkonstruktion<br />

einfallen lassen. Vetter befestigte<br />

die Kransäule auf den Grundträgern,<br />

die im Keller in einem<br />

Abstand von 2,10 m die Betondecke abstützen.<br />

Die Profi-Portalkransysteme kommen in der Dreherei,<br />

der Bohrerei und in der Montage zum Einsatz. Die<br />

Installation der Krananlage im Montagebereich mit<br />

zwei Kranbrücken und einer Tragfähigkeit von jeweils<br />

500 kg war auch nicht auf herkömmliche Weise möglich,<br />

da auch dieser Bereich unterkellert ist. Deshalb hat<br />

der Hersteller eine der Kranstützen auf die Grundträger<br />

montiert. Die Laufbahnen wurden durch die Wand zur<br />

benachbarten Halle geführt und dort an den jeweiligen<br />

Kranstützen montiert. Im Torbereich wurde eine der<br />

Kranstützen mit einer Kragarmverlängerung zur Aufnahme<br />

der Laufbahn versehen. So bleibt der Torbereich<br />

frei und der Staplerverkehr kann ungehindert die Einfahrt<br />

passieren.<br />

Die Portalkransysteme in den Bereichen Drehen und<br />

Bohren sind auf 1000 kg Traglast ausgelegt und mit<br />

einer Kranbrücke mit jeweils 500 kg Traglast ausgestattet.<br />

Hier wollten sich die Wuppertaler die Option offenhalten,<br />

die Anlage bei weiterem Wachstum mit einer<br />

zweiten Kranbahn mit 500 kg Traglast zu erweitern.<br />

Schließlich soll die Produktion nicht nur den gegenwärtigen<br />

Ansprüchen genügen, sondern auch für die Zukunft<br />

noch Spielraum bieten. (ub) •<br />

Die lösungsorientierte Beratung<br />

hat uns am Ende überzeugt.“<br />

Karsten Schievelbusch, Geschäftsführer Dürholdt<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>11.18</strong> 79


technik & wissen<br />

Die Leitsteuerung der Transportroboter<br />

gewährleistet eine<br />

spursichere Fahrzeugführung.<br />

Bilder: EK Automation<br />

Erstes automatisches Transportrobotik-System an einem Flughafen<br />

Ein Gitter aus Licht<br />

schützt die Ware<br />

Intralogistik | Transportroboter von EK Automation<br />

verfrachten Waren durch den Sicherheitsbereich des<br />

Flughafens in Oslo. Damit das Gut unterwegs nicht<br />

manipuliert werden kann, spannt ein Sicherheitssystem<br />

ein Lichtgitter um die Ware, sodass jeder Zugriff<br />

sofort erkannt wird.<br />

Der Abstecher in einen Duty Free Shop<br />

gehört heute für viele Fluggäste einfach dazu<br />

und hier stoßen die Reisenden wie selbstverständlich<br />

auf gefüllte Spirituosen-, Kosmetik-<br />

und Süßwarenregale. Damit das so<br />

bleibt müssen die Warenströme reibungslos<br />

funktionieren. Für die Betreiber ist das eine<br />

besondere Herausforderung, denn jedes Logistik-Konzept<br />

im Sicherheitsbereich eines<br />

Flughafens muss sich strengen Vorschriften<br />

unterordnen. Das Hamburger Unternehmen<br />

Gebr. Heinemann betreibt am internationa-<br />

len Terminal des Oslo Airports, das erst im<br />

letzten Jahr eröffnet wurde, einen der größten<br />

Duty Free Shops in Europa. Die Waren<br />

für diesen Shop werden aus dem Zentral -<br />

lager in Hamburg zum Wareneingang des<br />

Flughafens überführt. Von hier aus müssen<br />

sie bedarfsgerecht in die Shops transportiert<br />

werden.<br />

Für die effiziente Warenversorgung<br />

brauchten die Betreiber eine automatisierte<br />

Lösung und entschieden sich für die Einführung<br />

des weltweit ersten fahrerlosen Transportsystems<br />

an einem Flughafen im Duty-<br />

Free-Bereich. Mit der Realisierung beauftragte<br />

Gebr. Heinemann die EK Automation<br />

aus Rosengarten bei Hamburg. Das Unternehmen<br />

mit rund 180 Mitarbeitern weltweit<br />

hat sich auf automatische Materialfluss-<br />

und Lagersysteme spezialisiert und<br />

zählt zu den führenden europäischen Anbietern<br />

von fahrerlosen Transportsystemen<br />

(FTS), die auch Transportroboter genannt<br />

werden. Die Spezialisten aus dem hohen<br />

Norden entwickeln intelligente und effiziente<br />

FTF-Lösungen, die individuell auf Kundenanforderungen<br />

zugeschnitten sind.<br />

Simulation ermittelt die optimale Zahl<br />

der Transportroboter<br />

Bei dem Projekt am Oslo Airport gab es eine<br />

Reihe von besonderen Herausforderungen.<br />

„Die Paletten müssen eine Wegstrecke mit<br />

Aufzügen über mehrere Etagen und durch<br />

lange, schmale Gängen zurücklegen“, erzählt<br />

Felix Schad, Projektleiter bei EK Automation.<br />

„Das Ganze spielt sich zudem in<br />

unterschiedlichen Sicherheitsbereichen des<br />

Flughafens ab.“ Und deswegen muss sichergestellt<br />

sein, dass die Ware bei der Beförderung<br />

durch das FTS nicht manipuliert werden<br />

kann. Für die Ausarbeitung des idealen<br />

Verkehrskonzepts und die Ermittlung der<br />

optimalen Zahl von Transportrobotern beauftragte<br />

Gebr. Heinemann die EK Automation<br />

mit der Durchführung einer 3D-Simulation.<br />

Dabei wurde ein Modell der Räumlichkeiten<br />

erstellt, in dem die Prozessabläufe<br />

in unterschiedlichen Varianten dargestellt<br />

80 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>11.18</strong>


Auf dem Weg durch die Ver -<br />

sorgungsgänge schützt ein Sensoren-Lichtgitter<br />

die Paletten<br />

auf den Transportrobotern vor<br />

unberechtigtem Zugriff.<br />

Dank der Sensoren<br />

nehmen die Fahrzeuge<br />

die mit Ware befüllten<br />

Paletten millimetergenau<br />

auf ihre Gabel.<br />

und durchgespielt wurden, um so zur besten<br />

Lösung zu gelangen. Mit dieser Vorgehensweise<br />

ließen sich frühzeitig ungeahnte Herausforderungen,<br />

Planungsrisiken oder Engpässe<br />

identifizieren und das automatische<br />

Transportsystem konnte exakt auf die<br />

räumlichen Gegebenheiten zugeschnitten<br />

werden, um so eine maximale Produktivität<br />

zu erreichen.<br />

Auf Basis der vorab erstellten Simulation<br />

entschieden sich die Verantwortlichen im<br />

ersten Schritt für die erforderliche Zahl der<br />

FTS. Danach wurde von EK Automation die<br />

Streckenführung ausgearbeitet, auf der die<br />

Maschinen die Waren automatisch und bedarfsgerecht<br />

in den Abflugbereich transportieren.<br />

Im Einsatz sind Standard-Gabelstapler,<br />

die der Spezialist aus Rosengarten umrüstete.<br />

Die Fahrzeuge wurden durch seitlich<br />

angebrachte Traversen ergänzt und mit<br />

einem Lasernavigations-System ausgerüstet.<br />

Die Waren werden auf Paletten vom<br />

Wareneingang des Flughafens zu den Abgabeplätzen<br />

befördert. Zur Abholung der Paletten<br />

übermitteln Sensoren ein Signal an die<br />

Fahrzeuge, die sich mit den gewünschten<br />

Produkten automatisch auf den Weg zu den<br />

Shops machen. Die Transportleitsteuerung<br />

von EK Automation hält ständig und an<br />

jedem Punkt der Strecke Kontakt zu den<br />

Fahrzeugen. Einzigartig ist das Sicherheitssystem,<br />

mit dem die Transportroboter ausgestattet<br />

wurden. „Die Paletten, die bewegt<br />

werden, sind durch eine innovative Sensorlösung<br />

geschützt“, erklärt Schad. „Diese<br />

spannt ein Lichtgitter um die Waren und erkennt<br />

sofort jeden Zugriff während des<br />

Transports durch die Versorgungsgänge.“<br />

Hat tatsächlich ein Zugriff stattgefunden,<br />

erfolgt eine Meldung und der Transportroboter<br />

steuert einen Kontrollpunkt an, wo<br />

Sicherheitsmitarbeiter die erforderlichen<br />

Maßnahmen einleiten können.<br />

Wenn es klemmt, ist der Servicetechniker<br />

innerhalb von 2 bis 4 h vor Ort<br />

Ein weiterer Bestandteil des Projekts war<br />

ein maßgeschneidertes Service-Konzept, das<br />

den Betreibern der Duty Free Shops im Servicefall<br />

kurze Reaktionszeiten bietet und<br />

eine rasche Versorgung mit Ersatz- und Verschleißteilen<br />

sichert. Über eine Hotline ist<br />

EK Automation an sieben Tagen in der Woche<br />

rund um die Uhr für den Anwender in<br />

Oslo erreichbar. Bei Bedarf werden die Spezialisten<br />

aus Rosengarten zunächst mittels<br />

Fernwartung zugeschaltet und entscheiden<br />

dann, ob sie per Remote-Lösung helfen können<br />

oder ob ein Servicetechniker vor Ort<br />

erforderlich ist. Dafür setzt EK Automation<br />

einen lokalen Partner ein, der je nach Tageszeit<br />

innerhalb von zwei bis maximal vier<br />

Stunden vor Ort ist, um Abhilfe zu schaffen.<br />

„Es hat sich ausgezahlt, dass wir diesen<br />

Partner frühzeitig in das Projekt eingebunden<br />

und qualifiziert haben“, versichert Marco<br />

Bemmlotte, Head of Customer Rela -<br />

tionship Management bei der E&K Automation<br />

GmbH. „Erste Einsatzfälle belegen,<br />

dass unsere Funktionskette im Servicefall in<br />

Abstimmung mit dem Kunden und dem<br />

lokalen Partner reibungslos funktioniert.“<br />

Felix Schad und Marco Bemmlotte sind<br />

sich im Rückblick einig, dass die Zusammenarbeit<br />

der verschiedenen Partner maßgeblich<br />

zum Erfolg des Transportrobotik-<br />

Projekts beigetragen hat. Auch Auftraggeber<br />

Marco Rebohm, Director Global Logistics<br />

bei Gebr. Heinemann, zieht ein positives<br />

Fazit: „Das FTS, das wir zusammen mit<br />

unserem Projektpartner EK Automation unter<br />

Berücksichtigung aller relevanten Prozesse<br />

und Anforderungen entwickelt haben,<br />

sorgt für effiziente und zuverlässige Transporte<br />

in einer baulich restriktiven und dynamischen<br />

Umgebung.“ Auch der vom Gesetzgeber<br />

geforderte manipulationssichere<br />

Transport von Waren im Sicherheitsbereich<br />

sei gewährleistet. Dafür sorge die ausgeklügelte<br />

Scanner-Technik. (ub) •<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>11.18</strong> 81


produkte<br />

Hochgenaue Netzanalyse<br />

für die Stromerzeugung<br />

Statusinformationen<br />

kontinuierlich übertragen<br />

Klemme | Mit der Netzmonitoring-Oversampling-Klemme<br />

EL3783 von Beckhoff steht systemintegriert in der<br />

Standard-Steuerung nun auch die hochgenaue Netzanalyse<br />

für stromerzeugende Anlagen<br />

zur Verfügung. Das Highlight:<br />

Es können 3-phasige<br />

Wechselspannungsnetze bis<br />

690 V simultan auf sechs Kanälen<br />

und mit 20 kSamples/s<br />

direkt in der SPS analysiert werden.<br />

Die Ethercat-Klemme erfasst<br />

zur Bestimmung des Netzzustands<br />

auf jeder der drei Phasen mit 16 Bit aufgelöste<br />

Augenblickswerte von Spannungen bis zu 400/690 Veff<br />

und Strömen bis 1 beziehungsweise 5 Aeff. Die sechs<br />

Klemmenkanäle werden simultan nach dem Ethercat-<br />

Oversampling-Prinzip mit einer zeitlichen Auflösung<br />

von 50 μs – also deutlich schneller als die Zykluszeit der<br />

Steuerung – ausgewertet.<br />

•<br />

Cloud Computing | Mit der<br />

cloudbasierten Lösung Proficloud<br />

von Phoenix Contact erhalten<br />

Unternehmen Informationen<br />

zur Optimierung von Abläufen<br />

in der Fertigung. Dabei werden<br />

Statusinformationen von<br />

Standard- und Safety-Funktionen<br />

durch eine Profinet-<br />

Steuerungslösung kontinuierlich<br />

übertragen und ausgewertet.<br />

Durch die ganzheitliche<br />

Betrachtung von<br />

Ressourcen und Maschinen<br />

ergeben sich für Betreiber<br />

und Konstrukteure<br />

neue Möglichkeiten, die<br />

Betriebsleistung zu erhöhen.<br />

So werden etwa Zusammenhänge<br />

zwischen<br />

Safety- und Prozessparametern<br />

ermittelt oder Betriebs- sowie<br />

Wartungsprozesse linienübergreifend<br />

im täglichen Betrieb<br />

überwacht. Mit dem Zugriff auf<br />

diese Informationen lassen sich<br />

Maßnahmen ableiten und Bedienungsmuster<br />

erkennen. •<br />

Große Antriebsstränge vor<br />

Überlastschäden geschützt<br />

Sicherheitskupplungen | Auch bei großen<br />

Anlagen und Maschinen sind es oft die<br />

kleinen Dinge, die vieles einfacher<br />

und besser machen. So leisten beispielsweise<br />

spielfreie Sicherheitskupplungen<br />

von R+W hervorragende<br />

Dienste für viele verschiedene<br />

Anwendungsfälle mit Ausrückmomenten<br />

in einer Range von 0,1 Nm bis sogar<br />

20 000 kNm. Zusätzlich können durch die verschiedenen<br />

Baureihen und Ausführungen viele Anwendungs -<br />

fälle direkt aus dem Standardport folio bedient und<br />

somit schnell geliefert werden. Kundenindividuelle<br />

Sonderlösungen entwickelt der Anbieter mit der hauseigenen<br />

Konstruktionsabteilung in enger Abstimmung<br />

mit der Anlagenkonstruktion. Sicherheitskupplungen<br />

sind ein entscheidender Faktor, um den reibungslosen<br />

Betrieb eines Motors zu gewährleisten. Sie schützen fragile<br />

Maschinenapplikationen vor Überlastschäden, die<br />

nicht nur teure Reparaturen nach sich ziehen, sondern<br />

auch einen kompletten Stillstand verursachen können.<br />

Beim Abschalten aufgrund einer Störung zählt deswegen<br />

jede Millisekunde.<br />

•<br />

Zentrale Kontrollinstanz im<br />

industriellen Umfeld<br />

Netzwerk-Überwachung | Mit dem Central Cube bietet das<br />

Systemhaus F1-Team eine zentrale Kontrollinstanz für das industrielle<br />

Umfeld. Damit soll eine möglichst hohe Automatisierung<br />

von Fernwartung und Meldungsmanagement möglich<br />

sein. Als digitales Bindeglied zwischen Unternehmens-IT und<br />

Systemhaus installiert, überwacht der handtellergroße Intelbasierte<br />

Mini-PC alle mit ihm vernetzten Komponenten und<br />

sendet permanent Statusberichte an die Experten des Systemhauses.<br />

Von Gebäudeleittechnik bis SPS-Steuerung: Zeigen<br />

Sensoren Druck- oder Temperaturabfälle, Maschinenstillstände<br />

oder Probleme mit der Konnektivität an, tritt das automatisierte<br />

Meldungsmanagement des F1-Teams remote in Kraft<br />

und verhindert Ausfälle. Um Fehler zu beheben oder Hersteller-Updates<br />

zu installieren, muss kein Techniker<br />

mehr erscheinen. Zur automatisierten<br />

Arbeitsweise des Central Cubes kommt<br />

seine unkomplizierte Installation<br />

hinzu. Fehlt am Standort eine<br />

DSL-Verbindung, lässt sich der<br />

Mini-PC durch die erweiterbare<br />

LTE-Option aus der Ferne konfigurieren.<br />

Dazu reicht der einfache Anschluss<br />

an Strom und Netzwerk. •<br />

82 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>11.18</strong>


In die Zukunft mit IO-Link<br />

Sensorik | SMC stattet seine digitalen Druckschalter der<br />

Serie ISE70/71 mit IO-Link-Technik aus und macht sie so<br />

bereit für die Industrie 4.0.<br />

Die ISE70/71-Präzisionsdruckschalter<br />

können Druckwerte,<br />

den Status des Schaltausgangs<br />

sowie Diagnoseinformationen<br />

und Fehlerwarnungen über IO-<br />

Link an übergeordnete Feldbussysteme<br />

oder eine SPS senden.<br />

Am Schaltausgang ist die Polarität<br />

zwischen NPN und PNP frei<br />

wählbar. Zudem verfügen sie<br />

über ein zweizeiliges Display:<br />

Neben dem aktuellen Druckwert<br />

können diese zwei weitere<br />

Parameter in einem Teilbild-<br />

schirm anzeigen. Hier können<br />

Anwender zwischen Sollwert<br />

(Grenzwert), Hysteresewert,<br />

Höchst- oder Tiefstwert sowie<br />

der Verzögerungszeit wählen.<br />

Für eine optimale Lesbarkeit ist<br />

das Display um 45° abgewinkelt.<br />

Ein Schwenkmechanismus<br />

ermöglicht eine Drehung von<br />

336°. Druckmessungen sind bis<br />

1,6 MPa möglich.<br />

Die Druckschalter sind mit<br />

einem persistenten Speicher ausgestattet.<br />

Darin werden etwa die<br />

Höchst- und Tiefstwerte auch<br />

bei einer Unterbrechung der<br />

Stromversorgung gespeichert.<br />

Bei Bedarf können diese mit<br />

dem Istwert angezeigt werden.<br />

Der ISE70/71 verfügt über zwei<br />

Ausgänge mit M12-Stecker und<br />

Schutzklasse IP 67 .<br />

Zu den typischen Anwendungen<br />

zählen die Betriebs -<br />

druck messung in Roboterarmen,<br />

die Drucküberwachung<br />

von Gasbehältern, die Luftzufuhr<br />

in Beförderungssystemen<br />

und die Überprüfung von Ausgangsdruck<br />

und Ansaugdruck<br />

bei Pick-and-Place-Anwendungen.<br />

•<br />

Die ISE70/71-Präzisions-<br />

Druckschalter mit<br />

IO-Link. Bild: SMC<br />

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<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>11.18</strong> 83


produkte<br />

Autotuning reduziert<br />

Inbetriebnahmezeit<br />

Servoantrieb | Der AC-Servoantrieb der Serie Delta Asda-A3<br />

ist für Anwendungen ausgelegt, die eine Reaktionsschnelligkeit,<br />

Genauigkeit und Laufruhe erfordern. Der integrierte Absolutwertgeber<br />

verfügt über einen Frequenzgang von 3,1 kHz.<br />

Die AC-Servoantriebe sind sehr<br />

leistungsfähig, denn aufgrund<br />

der 24-Bit-Auflösung lassen sich<br />

16 777 216 Impulse pro Umdrehung<br />

beziehungsweise 46 603<br />

Impulse pro Grad realisieren.<br />

Die Kerbfilter stellen eine Resonanz-<br />

und Schwingungsunterdrückung<br />

sicher und sorgen damit<br />

für einen reibungslosen Betrieb<br />

der Maschine.<br />

Die bedienerfreundliche Software<br />

mit grafischer Schnittstelle<br />

und Autotuning-Funktion minimiert<br />

die Zeit für die Inbetriebnahme<br />

und vereinfacht den Im-<br />

plementierungsprozess. Darüber<br />

hinaus benötigt der Servoantrieb<br />

sehr wenig Einbauraum<br />

und lässt sich leicht im Schaltschrank<br />

unterbringen.<br />

Außerdem ermöglichen die<br />

Servoantriebe moderne Motion-<br />

Control-Funktionen wie etwa<br />

das E-Cam-Tool (für fliegende<br />

und rotierende Schnitte).<br />

Schließlich unterstützen sie 99<br />

anspruchsvolle Steuerungsprogramme<br />

für eine erhöhte Beweglichkeit<br />

der Einzelachsen.<br />

Die Antriebe sind mit einem<br />

neuen Programm zur Schwingungsunterdrückung<br />

und einer<br />

bedienerfreundlichen Konfigurationssoftware<br />

ausgerüstet. Bei<br />

mechanischen Bauteilen mit<br />

hoher Elastizität wie etwa Riementrieben<br />

kann die Inbetriebnahme<br />

stabilisiert werden. Zusätzlich<br />

kann über eine Systemdiagnose-Funktion<br />

und unter<br />

Zugrundelegung der Federkonstanten<br />

sowie des Koeffizienten<br />

zur Ermittlung der viskosen Reibung<br />

die Steifigkeit der Maschine<br />

berechnet werden. •<br />

Die Antriebe sind mit<br />

einem neuen Programm<br />

zur Schwingungsunterdrückung<br />

und einer<br />

Konfigurationssoftware<br />

ausgerüstet. Bild: Delta<br />

Ohne Angst zupacken<br />

Handschutz | Wer seine<br />

Hände vor Schnitten,<br />

Chemikalien oder Hitze<br />

schützen muss, für<br />

den haben W+R und<br />

Seiz neue Lösungen:<br />

Die Modelle Falcon<br />

und Chrome sind gegen<br />

Chemikalien und<br />

Hitze beschichtet. Die<br />

Fingerfertigkeit wird<br />

dadurch nicht eingeschränkt.<br />

Die Diamond Technology besteht<br />

aus einem Polymer, das die Faser abriebund<br />

reißfest macht, sowie aus schnittfesten<br />

Mikropartikeln, die den Schnittschutz ge -<br />

genüber herkömm lichen Fasern verdoppeln.<br />

Nach EN 388 wird Schnittschutzlevel 5 und<br />

nach ISO 13997 eine Leistung von mehr als<br />

15 N erreicht. Beim Chrome sind es Level 3<br />

und 5 N.<br />

•<br />

Schrittbewegung mit<br />

hoher Wiederholbarkeit<br />

Aktuator | Portescap hat den<br />

neuen hochleistungsfähigen<br />

35DBM Can-Stack-Linearaktuator<br />

entwickelt. Das verbesserte<br />

Design des linearen 35-mm-<br />

Schrittmotors ist besonders<br />

geeignet für Anwendungen,<br />

die eine<br />

hohe lineare Kraft erfordern. Der Aktuator verfügt<br />

über einen optimierten Magnetkreis, der<br />

durch Hochenergie-Neodym-Magneten angetrieben<br />

wird. Der 7,5°-Schrittwinkel bietet eine präzisere<br />

Schrittbewegung mit hoher Genauigkeit und<br />

Wiederholbarkeit. Der Schritt-Linearaktuator besitzt<br />

eine Haltekraft von 112 N und ist in Aus -<br />

führungen mit und ohne Verdrehsicherung mit<br />

diversen Gewindespindelsteigungs- und Wicklungsoptionen<br />

auf dem Online-Motorauswahl-<br />

Tool Motioncompass erhältlich. •<br />

84 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>11.18</strong>


Damit genau das nicht passiert<br />

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Gefahrgutverpackung |<br />

Mit seiner Kistenbaureihe<br />

K 470 mit Gefahrgutzulassung<br />

bietet<br />

Zarges ein Plus an Sicherheit.<br />

Die Kisten eignen<br />

sich für den Transport<br />

gefährlicher Stoffe<br />

aller Art. Möglich wird<br />

dies über ein vielfältiges<br />

Zubehör, das unter anderem<br />

flüssigkeitsdichte Beutel, Polster- oder Aufsaugmaterial<br />

enthält. Wer eine ergonomische Lösung benötigt, ist<br />

mit der neuen Mobilbox K 424 XC mit Gefahrgutzulassung<br />

gut beraten. Mit zwei zusätzlichen Rädern vereint sie<br />

die Vorteile der Kisten mit neuer Mobilität. Zusätzlich ist<br />

sie belastbar, stapelbar und bietet ebenfalls eine umfang -<br />

reiche Auswahl an anpassbaren Innenausstattungen. •<br />

Modular bewegen<br />

Linearantriebe | Bahr Modultechnik<br />

rückt modulare Positioniertechnik<br />

mit neu entwickelten<br />

Spezialkonstruktionen in<br />

den Fokus, etwa Tripod-Kinematiken<br />

für die Pick&Place-<br />

Automation und den 3D-Druck.<br />

Erstmals stellt man die variable<br />

und montagefreundliche Generation<br />

eines neuen Delta-Drucker-Aufbaus<br />

vor. Der in Sandwich-Bauweise<br />

konstruierte<br />

CLL 60 ist für den großformatigen<br />

FFF/FDM-Druck ausgelegt<br />

und lässt sich in allen Abmessungen<br />

frei konfigurieren. Zudem<br />

sind neue Positioniereinheiten<br />

und Systemlösungen für<br />

Hubanwendungen zu sehen.<br />

Neben dem mit der Gebäudeautomation<br />

vernetzbaren Hebelift<br />

für Traglasten bis 400 kg zeigt<br />

Bahr auch das für den Einsatz<br />

in automatisierten Regalbedienund<br />

Kommissionieranlagen optimierte<br />

ELZU-W-Portal, dessen<br />

auf 120 mm Bauhöhe verstärkte<br />

X-Achse die Positionierung von<br />

Lasten über lange Verfahrwege<br />

mit hoher Steifigkeit gewähr -<br />

leisten soll. Ebenfalls neu sind<br />

die MLN-Linearachsen Noppenriemenantrieb<br />

für geräuscharme<br />

Verwahrwege mit annähernd<br />

vibrationsfreien Über -<br />

gängen. •<br />

Kompetenz im<br />

industriellen Mittelstand<br />

PRÄZISIONS DREHTEILE<br />

CNC-Drehteile von ø 1 bis 120 mm<br />

Alle zerspanbaren Materialien<br />

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<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>11.18</strong> 85


produkte<br />

Ähnliche Eigenschaften wie<br />

klassisches Polyamid<br />

Hochgenaue Messungen<br />

auch bei Öl und Schmutz<br />

Polyamid-6-Pulver | Neu im<br />

Produktportfolio von Resinex<br />

sind die für das Selektive Lasersintern<br />

entwickelten Sinterline<br />

Polyamid-6-Pulver von Solvay.<br />

Prototypen, die daraus mit dieser<br />

3D-Drucktechnologie hergestellt<br />

wurden, haben ähnlich<br />

gute mechanisch-thermisch-chemische<br />

Kennwerte wie konventionelle<br />

Polyamid-Spritzguss -<br />

teile. Damit sehen sie nicht nur<br />

aus wie die späteren Serienprodukte,<br />

in der Anwendung verhalten<br />

sie sich auch annähernd<br />

identisch. Die Produktreihe umfasst<br />

den ungefüllten Typ 3400<br />

HT 110 sowie den mit 40 %<br />

Glaskugeln gefüllten Typ 6300<br />

HT 110. Beide Varianten ermöglichen<br />

die schnelle Realisierung<br />

funktionaler, thermisch<br />

und mechanisch hoch belast -<br />

barer Teile. Sie kombinieren eine<br />

hohe Steifigkeit von bis zu<br />

6300 MPa mit hoher Heißluft-,<br />

Wirbelstromsensoren | Die Wirbelstromsensoren Eddy<br />

NCDT 3001 von Micro-Epsilon sind nun auch mit<br />

M18-Gehäuse sowie Messbereichen von 6 und 8 mm<br />

verfügbar. Diese Erweiterung macht sie flexibler. Die<br />

temperaturkompensierten Sensoren liefern schnelle und<br />

präzise Ergebnisse für verschiedenste Applikationen in<br />

allen Branchen. Auch in schwierigen Umgebungen mit<br />

Druck, Schmutz oder Öl sind hochgenaue Weg-, Abstands-<br />

und Positionsmessungen möglich. Die Sensoren<br />

entsprechen der Schutzart IP67 und sind universell in<br />

der Automatisierung sowie im Maschinen- und Anlagenbau<br />

einsetzbar.<br />

Des Weiteren sind<br />

sie temperaturkompensiert<br />

bis 70 °C.<br />

Hervorzuheben sind<br />

die hohe Messgenauigkeit<br />

und Linearität<br />

sowie die<br />

hohe Grenzfrequenz<br />

von 5 kHz. •<br />

Schutz für Stromabgänge auf<br />

kleinstem Raum<br />

Leistungsschalter | Der Compact<br />

NSXM von Schneider Electric<br />

vervollständigt die Kompaktklasse<br />

der Leistungs- und Lasttrennschalterbaureihe<br />

im unteren Bereich<br />

von 16 bis 160 A. Auf<br />

kleinstem Raum schützt er<br />

Stromabgänge über thermomagnetische<br />

und elektronische Auslösemechanismen,<br />

heißt es. Für den<br />

Einbau in Schaltanlagen zur Energieverteilung<br />

mit beengten Platzverhältnissen<br />

und in Schaltfeldern<br />

für optimierte Energieverteilung<br />

ist er besonders geeignet. Ebenso vorteilhaft ist er als<br />

Hauptschalter in Steuerschränken für den Maschinenbau<br />

einsetzbar. Er ist mit einem Ausschaltvermögen auf<br />

fünf Niveaus erhältlich (16, 25, 36, 50 und 70 kA bei<br />

415 V) und bietet einen zuverlässigen Schutz bei elek -<br />

trischen Verteilungen und Generatoren sowie bei Verbrauchern<br />

wie Motoren und Transformatoren. •<br />

Unterstützung von OPC<br />

UA und MQTT<br />

Schnittstelle | Die Produktfamilie<br />

der Embedded-Kommunika -<br />

tionsschnittstellen Anybus<br />

Compactcom von HMS Industrial<br />

Networks unterstützt<br />

künftig auch die IoT-Protokolle<br />

OPC UA und MQTT.<br />

Damit lassen sich Daten<br />

im Umfeld von Industrie<br />

4.0/IIoT sicher austauschen.<br />

Die Schnittstelle kann IT-<br />

Systemen und IIoT-Anwendungen Geräte- und Maschinendaten<br />

der Feldebene direkt zur Verfügung stellen.<br />

Die Geräte- und Maschinendaten ermöglichen die Datenanalyse<br />

im Hinblick auf vorausschauende Wartung<br />

und Optimierung von Fertigungsprozessen. Die<br />

Kommunikations lösung bietet noch weitere Möglichkeiten,<br />

industrielle Hardware mit IT-Systemen und IoT-<br />

Software zu verbinden – zum Beispiel über integrierte,<br />

anpassbare Web seiten und die Unterstützung von Web<br />

Services, E-Mail und FTP.<br />

•<br />

86 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>11.18</strong>


vorschau 12.18<br />

Blockchain im Einkauf<br />

Die Kryptowährung Bitcoin sorgte im vergangenen<br />

Jahr für Furore an den internationalen<br />

Börsen. Doch die dahinter liegende Blockchain-Technologie<br />

birgt nach Meinung von<br />

Experten viele Vorteile für die Optimierung<br />

von Beschaffungsprozessen. Etablierte Anbieter<br />

wie SAP Ariba, aber auch Startups wie das<br />

Dresdner Unternehmen Contractus arbeiten<br />

daran, wie unsere Titelstory zu diesem Thema<br />

zeigen wird. Bild: Sashkin/Fotolia<br />

Interim-Manager<br />

Manager auf Zeit übernehmen nicht nur die<br />

Aufgabe als kaufmännischer Leiter. Sie können<br />

während ihres Mandats auch einen Nachfolger<br />

aus den eigenen Reihen der Firma aufbauen.<br />

Fuhrpark-Spezial<br />

Wissenswertes rund um aktuelle Trends in den<br />

Bereichen Leasingverträge, Güter- und Immobilienabsicherung<br />

für Fuhrparkbetreiber sowie<br />

Ausschreibungsmanagement.<br />

erscheint montags Impressum<br />

ISSN 0019–9036<br />

Organ des Wirtschaftsverbands Stahl- und Metallverarbeitung<br />

e.V. (WSM), Düsseldorf, Hagen. Die Mitglieder<br />

des Verbandes erhalten den <strong>Industrieanzeiger</strong> im Rahmen ihrer<br />

Mitgliedschaft. Zusammenarbeit im Fachbereich der Gießereitechnik<br />

mit der Zentrale für Gussverwendung, Düsseldorf.<br />

Herausgeberin: Katja Kohlhammer<br />

Mitherausgeber: Prof. Dr.-Ing. Christian Brecher (Werkzeugmaschinen);<br />

Prof. Dr.-Ing. Fritz Klocke (Technologie der Fertigungsverfahren);<br />

Prof. Dr.-Ing. Robert Schmitt (Fertigungsmesstechnik<br />

und Qualitätsmanagement); Prof. Dr.-Ing. Dipl.-Wirt.-Ing. Günther<br />

Schuh (Produktionssyste matik), WZL RWTH Aachen<br />

Verlag: Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH,<br />

Ernst-Mey-Straße 8, 70771 Leinfelden-Echterdingen, Germany<br />

Geschäftsführer: Peter Dilger<br />

Verlagsleiter: Peter Dilger<br />

Chefredakteur:<br />

Dipl.-Ing. (FH) Werner Götz (gö), Phone +49 711 7594–451<br />

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Dipl.-Betriebswirt (FH) Dietmar Kieser (dk),<br />

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Redaktion:<br />

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M.A. Laura Cyprian (lc), Phone +49 711 7594–342<br />

M. A. Dana Fattahi (df), Phone +49 711 7594–475<br />

B. A. (FH) Nora Nuissl (nu), Phone +49 711 7594–391<br />

Susanne Schwab (su), Phone +49 711 7594–444;<br />

Dipl.-Ing. Olaf Stauß (os), Phone +49 711 7594–495;<br />

Dipl.-Ing. (FH), Dipl.-Infowirtin (FH) MonaWillrett (mw),<br />

Phone +49 711 7594–285<br />

Ständige freie Mitarbeiter:<br />

Dipl.-Ing. Volker Albrecht, Michael Grupp, Sabine Koll,<br />

Markus Strehlitz<br />

Redaktionsassistenz: Daniela Engel, Phone +49 711 7594–452,<br />

Fax –1452, E-Mail: daniela.engel@konradin.de<br />

Layout: Beate Böttner, Vera Müller, Helga Nass<br />

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Gesamtanzeigenleiter:<br />

Joachim Linckh, Phone +49 711 7594–565, Fax –1565<br />

Auftragsmanagement:<br />

Matthias Rath, Phone +49 711 7594–323, Fax –1323<br />

Zurzeit gilt Preisliste 77 vom 1.10.2017.<br />

Anzeigen-Annahmeschluss für Gelegenheits anzeigen mittwochs,<br />

15 Uhr.<br />

Leserservice: Ute Krämer, Phone +49 711 7594–5850,<br />

Fax –15850, E-Mail: ute.kraemer@konradin.de<br />

Erscheinungsweise: montags (34 x jährlich)<br />

Bezugspreis: Inland jährlich 206,70 € inkl. Versandkosten und<br />

MwSt; Ausland 206,70 € inkl. Versandkosten. Einzelpreis 8,00 €<br />

(inkl. MwSt, zzgl. Versandkosten). Für Schüler, Studenten und<br />

Auszubildende gegen Nachweis: Inland 137,80 € inkl. MwSt.<br />

und Versandkosten, Ausland 137,80 € inkl. Versandkosten.<br />

Bestellungen erbitten wir an den Verlag.<br />

Sofern die Lieferung nicht für einen bestimmten Zeitraum ausdrücklich<br />

bestellt war, läuft das Abonnement bis auf Widerruf.<br />

Bezugszeit: Das Abonnement kann erstmals vier Wochen zum<br />

Ende des ersten Bezugsjahres gekündigt werden. Nach Ablauf<br />

des ersten Jahres gilt eine Kündigungsfrist von jeweils vier<br />

Wochen zum Quartalsende.<br />

Bei Nichterscheinen aus technischen Gründen oder höherer<br />

Gewalt entsteht kein Anspruch auf Ersatz.<br />

AUSLANDSVERTRETUNGEN<br />

Großbritannien/Irland: Jens Smith Partnership, The Court, Long<br />

Sutton, GB-Hook, Hampshire RG 29 1TA, Phone 01256<br />

862589, Fax 01256 862182, E-Mail: media@jens.demon.co.uk;<br />

Japan: Mediahouse Inc., Kudankita 2-Chome Building, 2–3–6,<br />

Kudankita, Chiyoda-ku, Tokyo 102, Phone 03 3234–2161,<br />

Fax 03 3234–1140; Belgien, Frankreich, Luxemburg, Italien,<br />

Switzerland IFF media ag, Frank Stoll, Technoparkstrasse 3,<br />

CH-8406 Winterthur, Tel: +41 52 633 08 88, Fax: +41 52 633<br />

08 99, e-mail: f.stoll@iff-media.ch; USA: D.A. Fox Advertising<br />

Sales, Inc. Detlef Fox, 5 Penn Plaza, 19th Floor, New York, NY<br />

10001, Phone +1 212 8963881, Fax +1 212 6293988, detlef<br />

fox@comcast.net<br />

Gekennzeichnete Artikel stellen die Meinung des Autors, nicht<br />

unbedingt die der Redaktion dar. Für unverlangt eingesandte<br />

Manuskripte keine Gewähr. Alle im <strong>Industrieanzeiger</strong> erscheinenden<br />

Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte,<br />

auch Übersetzungen, vorbehalten. Reproduktionen, gleich<br />

welcher Art, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages.<br />

Erfüllungsort und Gerichtsstand ist Stuttgart.<br />

Druck: Konradin Druck, Leinfelden-Echterdingen<br />

Printed in Germany<br />

© 2018 by Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH,<br />

Leinfelden-Echterdingen<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>11.18</strong> 87


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Digitalisierung<br />

Karriere in<br />

digitaler<br />

Arbeitswelt<br />

Das Karrieremanagement wird sich im Zuge der digitalen<br />

Transformation und Disruption verändern.<br />

Darin liegt eine große Chance, die eigene Arbeitssituation<br />

anders und angepasst an die aktuelle Lebenssituation<br />

zu gestalten. Diese Buch bietet Orientierung<br />

und zeigt auf worauf es künftig bei der Karrieregestaltung<br />

in der digitalen Arbeitswelt ankommt.<br />

Karriere im Umbruch, Thomas Landwehr,<br />

Hanser Verlag, 2018, 240 S. 34,00 Euro,<br />

ISBN: 978-3-446-45478-1<br />

Dieses Buch ist für Praktiker geschrieben und beleuchtet<br />

die grundsätzliche Bedeutung von Industrie<br />

4.0. Produktion und modernste Informationsund<br />

Kommunikationstechnik verzahnen sich. Die<br />

Art und Weise, wie zukünftig produziert und gearbeitet<br />

wird, verändert sich nachhaltig.<br />

Praxishandbuch Industrie 4.0, Kai Lucks,<br />

Schäffer Poeschel, 2017, 856 S., 99,95 Euro,<br />

ISBN: 978-3-7910-3851-3<br />

Mess- und<br />

Magnetisiertechnik<br />

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Grundlagen für einen gemeinsamen Kenntnisstand<br />

der Werkstoffe und gleiche Mess- und<br />

Prüfverfahren. Dies ist Basis für ein reibungsloses<br />

Geschäftsverhältnis zwischen Verbraucher<br />

und Hersteller von Dauermagneten.<br />

Dauermagnete, Mess- und Magnetisiertechnik,<br />

Cassin, Kuntze, Ross, Expert Verlag, 2017,<br />

178 S. 49,80 Euro, ISBN: 978-3-8169-3419-6<br />

Back to the roots<br />

Die allgegenwärtige Komplexität<br />

in allen Bereichen, sei es im alltäglichen<br />

Leben oder in Unternehmen,<br />

sind nur durch Vereinfachung effizienter<br />

und menschlicher zu machen.<br />

Dieses Buch zeigt auf welche<br />

Anomalien aus Regeln, Gesetzen,<br />

Gebrauchsanleitungen und Verfahrensvorschriften<br />

entstehen und alle<br />

Organisationen lähmen. Wer die<br />

Komplexitätstreiber erkennt, kann<br />

dagegen steuern. Hinweise aus der<br />

Praxis und Beispiele für Informations-Architektur<br />

und Arbeitstechnik<br />

in erfolgreichen Firmen runden<br />

die Darstellung ab.<br />

Das Prinzip Einfachheit,<br />

Christian Helfrich, Expert Verlag,<br />

2018, 141 S. 39,80 Euro,<br />

ISBN: 978-3-8169-3333-5<br />

88 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>11.18</strong>


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• Ausgabe und Jahr (z.B. 01_18)<br />

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Accenture ........................................ 46<br />

Airbus Cyber Security 24<br />

Alpha Laser ...................................... 18<br />

Aveva ................................................ 12<br />

Bahr Modultechnik ......................... 85<br />

Balluff ................................................ 17<br />

Bearing Point ................................... 42<br />

Beckhoff ........................................... 82<br />

Berger, Heinz ................................... 16<br />

Bitkom ......................................... 30, 36<br />

Bloomberg ........................................ 38<br />

Bosch .......................................... 15, 16<br />

Buderus Guss .................................. 13<br />

Bundesamt für Sicherheit<br />

in der Informationstechnik 16<br />

Bundesministerium<br />

für Wirtschaft und Energie 30<br />

bvik .................................................... 22<br />

Campana & Schott .......................... 14<br />

Carly Connected Car ........................ 8<br />

Cassini Systems Europe 75<br />

Continental ....................................... 18<br />

Cycle ................................................. 42<br />

Dahmen, Dietmar ............................ 22<br />

Delta .................................................. 84<br />

DHBW ............................................... 26<br />

DIHK .................................................... 3<br />

drag&bot .......................................... 16<br />

Dropbox ............................................ 33<br />

Dürholdt ............................................ 78<br />

EBM-Papst ....................................... 19<br />

eClass ............................................... 18<br />

EK Automation ................................. 80<br />

Emm! Solutions ............................... 75<br />

EnBW ................................................ 16<br />

Endress+Hauser Messtechnik 18<br />

Entertech ............................................ 8<br />

E-Vone ................................................. 8<br />

F1-Team ............................................ 82<br />

Facebook .......................................... 26<br />

FFG ..................................................... 12<br />

Fraunhofer Institut 30, 38<br />

Fraunhofer ISI .................................. 30<br />

Freudenberg .................................... 13<br />

GBS German Bionic Systems 18<br />

Gebr. Heinemann ............................ 80<br />

GF Machining Solutions 56<br />

GFT .................................................... 11<br />

Hannover Messe ............................. 16<br />

Henkel ............................................... 18<br />

Hermle .............................................. 56<br />

Hewlett Packard ............................. 18<br />

HMS Industrial Networks 86<br />

Hochschule Karlsruhe 30<br />

IAS-Gruppe ...................................... 30<br />

IBM .................................................... 50<br />

IDC ..................................................... 46<br />

IFAM..................................................<br />

16<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> ............................ 16<br />

IQ Gemini .......................................... 22<br />

IRF......................................................<br />

12<br />

Kasto ................................................. 56<br />

KPMG ................................................ 30<br />

Kraftwerksbatterie Heilbronn 16<br />

Kuka .................................................. 38<br />

Leichtbau BW .................................. 75<br />

Magna Steyr .................................... 20<br />

Mangoslab ......................................... 8<br />

Markets and Markets 38<br />

McKinsey ......................................... 36<br />

Mercedes-Benz .............................. 38<br />

MHD Maschinenservice 12<br />

Micro-Epsilon .................................. 86<br />

Nord Drivesystems ......................... 54<br />

OneDrive ........................................... 33<br />

Phoenix Contact .............................. 82<br />

Pilz ..................................................... 17<br />

Portescap ......................................... 84<br />

PTW...................................................<br />

56<br />

R+W ................................................... 82<br />

Resinex ............................................. 86<br />

Roland Berger ................................. 46<br />

Rolls-Royce ...................................... 26<br />

SAP .............................................. 18, 33<br />

Schaltbau ......................................... 12<br />

Schneider Electric 12, 86<br />

Seiz .................................................... 84<br />

Server-Daten ................................... 48<br />

SMC ................................................... 83<br />

Software ........................................... 11<br />

Solvay ............................................... 86<br />

TH Ingolstadt ................................... 18<br />

Toyota ............................................... 42<br />

Trumpf ............................................... 56<br />

TU Darmstadt ................................... 14<br />

Turkish Machinery..........................<br />

19<br />

Universität St. Gallen 26<br />

Upskill ............................................... 18<br />

VDMA .......................................... 10, 38<br />

VDW .................................................. 56<br />

VDI ..................................................... 41<br />

Vetter.................................................<br />

78<br />

W+R ................................................... 84<br />

WGP .................................................. 29<br />

Wilo ................................................... 18<br />

Zarges ............................................... 85<br />

ZEW...............................................<br />

3, 12<br />

ZVEI ............................................. 10, 16<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>11.18</strong> 89


zuletzt ...<br />

Alles nur<br />

geträumt?<br />

Neulich war ich das vierte<br />

Mal im neuen Getränkemarkt.<br />

Nach dem Bezahlen sagt der<br />

Verkäufer: „Jetzt noch Name/Geburtstag eingeben und Ihre Kontakte<br />

freigeben, damit ich das Bier freischalten kann.“ „Was?“, ereifere ich mich.<br />

„Die Testphase ist abgelaufen, haben Sie nicht die AGB gelesen?“, kontert<br />

er. „Wenn Sie Windows-Software für müde hundert Euro kaufen, zicken Sie ja<br />

auch nicht rum.“ Leider hab ich‘s eilig und stimme zu. Bevor unsere geplante<br />

Party beginnt, noch schnell in den Supermarkt, frische Milch der Marke<br />

Bauerngutshof holen. Nun schon wieder. Diesmal fordert mich die Verpackung<br />

zur Zustimmung auf. „Drüben bei der billigen H-Milch geht’s auch<br />

ohne“, lässt mich die Verkäuferin mit abschätzigem Blick wissen. Mir reicht‘s.<br />

Wütend gehe ich zur Billigmilch. Sicherheitshalber schaue ich auf das Verfallsdatum:<br />

31. Oktober 2035 – ups, das war wohl ein Blick in die Zukunft!<br />

In diesem Moment wache ich auf. Belustigt recke ich die Glieder. Und über -<br />

lege, wir könnten doch für jede Seite unserer Zeitschrift eine solche Eingabe<br />

verlangen. Das wäre doch eine geniale Einnahmequelle<br />

für die Presse! Das muss ich vorschlagen. In<br />

der nächsten Nacht träumt mir, dass ich deswegen<br />

berühmt werde. Cortana zeigt mir, was einmal<br />

auf meinem Grabstein stehen wird und führt mich<br />

dorthin. Klar, das Grab-Panel ist elektronisch. Aber<br />

was lese ich da? „Fehler 404. Das Profil des<br />

Verstorbenen kann nicht angezeigt werden“. Ohh,<br />

Bild: krissikunterbunt / Fotolia<br />

hatte ich versäumt, ein Benutzerkonto anzulegen<br />

und meine Kontaktdaten freizugeben?<br />

os<br />

90 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>11.18</strong>


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<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>11.18</strong> 91


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92 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>11.18</strong>

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