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KEM Konstruktion 01-02.2022

TRENDS » Porträt Wie

TRENDS » Porträt Wie viel Standard ist da möglich und wie viele Ihrer Kupplungen sind Sonderlösungen? Kronmüller: Ich fange mal mit der ganz einfachen Antwort an. 50 bis 60 % unserer Kupplungen sind Standardprodukte. Das heißt im Umkehrschluss, dass wir 40 % unserer Kupplungen speziell für den Kunden anpassen. Das kann der Einsatz eines anderen Materials sein, das können ein paar Millimeter längere oder Frank Kronmüller, Managing Director, R+W Antriebselemente »Entscheidend ist, sich bei der Digitalisierung immer wieder die Frage zu stellen, was der Nutzen und was der Mehrwert für den Kunden ist.« kürzere Kupplungen sein. Will heißen: Wir individualisieren etwas für den Kunden. Dadurch ist die Komplexität über die letzten Jahre gestiegen. Wenn man sich das Produktportfolio von R+W anschaut, dann ist es ausgereift und modular. Durch das modulare System können wir sehr viele Teile miteinander verbinden und schnell individuelle Anpassungen an die Kundenherausforderung realisieren. Das wird deutlich, wenn man bedenkt, welche Bandbreite wir abdecken. Wir haben etwa kugelschreiberkopfgroße Kupplungen im Angebot für 0,5 Nm Drehmoment – und 4 m große mit 20 t Gewicht für 20 Millionen Nm. Da sieht man die Bandbreite, in der wir uns bewegen und wenn man jetzt nur den Drehmomentbereich anschaut, kann man sich gut vorstellen, dass es nicht damit getan ist, einen Katalog aufzuschlagen und etwas finden. In vielen Bereiche funktioniert das, aber unser Plus ist, dass Bild: R+W Antriebselemente wir den Kunden für das einzelne Stück ab Losgröße 1 eine kundenindividuelle Kupplung auslegen, zeichnen, fertigen und liefern. Wenn man auf die Branchen schaut, die R+W beliefert, geht das von der Medizintechnik über Prüfstandsanwendungen für die E-Mobilität und Windkraftanlagen bis hin zu hochdynamischen Servoachsen in Werkzeugmaschinen und Verpackungstechnik oder Holzbearbeitung. Jetzt muss man natürlich aufpassen, dass man sich nicht verzettelt, denn man möchte den Kunden ja eine Lösung bieten. Daher greifen wir nach Möglichkeit bei jedem Lösungsansatz auf etwas, das wir schon haben, zurückzugreifen, was wir dann nur leicht abändern müssen, um einigermaßen nachhaltig agieren zu können. Denn jede Neuentwicklung verbraucht jede Menge Ressourcen – und da versuchen wir auf die Modularität, unserer ausgereiften, bewährten Produkte zurückzugreifen, darauf aufzusetzen und dann auch ein neues Produkt entsprechend zu entwickeln. Und wir für uns finden: Vor dem Hintergrund der Komplexität sind wir mit 40 % angepassten Produkten – Sonderlösungen – schon recht beachtlich dabei. KEM Konstruktion: R+W hat sich zum Ziel gesetzt, jedes Jahr eine neue Kupplungsserie zu präsentieren. Was werden Sie 2022 vorstellen? Kronmüller: Es ist tatsächlich so, dass wir diesen Anspruch formuliert haben. Ehrlicherweise muss man aber sagen, dass dies auch schon mal eine Sonderlösung sein kann. 2022 werden wir aber tatsächlich eine neue Serie von Kupplungen entwickeln – weil wir immer mit dem Ohr am Markt sind, um zu erkennen, was benötigt wird beziehungsweise um auf Veränderungen zu reagieren. Auch für 2022 haben wir verschiedene Entwicklungen in der Pipeline die den Marktanforderungen Rechnung tragen. So werden wir beispielsweise Neuerungen im Bereich der industriellen Sicherheitskupplungen vorstellen, welche deutlich kompakter bauen werden. Damit entsprechen wir dem Trend zu Kompaktheit und damit Gewichtseinsparung. www.rw-kupplungen.de INFO Mehr Informationen zu den Präzisionskupplungen von R+W Antriebselemente : hier.pro/wDBRQ 18 KEM Konstruktion » 01/02 | 2022

Digitalisierung « TRENDS IM ÜBERBLICK Fehlerkosten wachsen in jeder weiteren Projektphase auf das Zehnfache an, so eine Faustregel. Die virtuelle Inbetriebnahme macht Fehler schneller sichtbar. Bild: ISG Wieso ein digitaler Zwilling den Stresspegel bei Anlagenbauern senken kann Verbesserte Arbeitsbedingungen dank virtueller Inbetriebnahme Eine virtuelle Inbetriebnahme (VIBN) ist der klassische Anwendungsfall für den digitalen Zwilling im Maschinen- und Anlagenbau. Das führt nicht nur zu Effizienzsteigerungen und kürzeren Projektzeiten, sondern durch die Vorverlagerung von Aufgaben aus der Ausführungs- in die Engineeringphase entspannt sich auch die Arbeitssituation während der Errichtung und dem Hochfahren einer Anlage deutlich. Die Techniker haben sehr viel mehr Zeit, die Anlage zu testen und zu optimieren, ohne dadurch den Übergabetermin zu gefährden. Dr. Christian Daniel, Business Manager Simulation Technology, ISG Industrielle Steuerungstechnik GmbH, Stuttgart Ganz gleich ob man eine Papiermaschine aufbaut, Bergbautechnik installiert oder ein Kraftwerk errichtet – am Ende eines Anlagenbauprojekts geht es zumeist sehr hektisch zu. Die Inbetriebnehmer stehen unter immensem Druck, was akut oder langfristig zu gesundheitlichen Problemen führen kann. Zudem machen gestresste Mitarbeiter mehr Fehler oder verlieren gar die Lust an ihrer Arbeit. Können sie jedoch einen Teil ihrer Arbeitsaufgaben vorziehen, indem sie das zu liefernde Produktionssystem virtuell in Betrieb nehmen und austesten, entspannt das die Situation später auf der Baustelle erheblich. Die Verantwortlichen haben mit der virtuellen Inbetriebnahme (VIBN) auch die Möglichkeit, die (virtuelle) Anlage viel umfänglicher und intensiver auf Herz und Nieren zu prüfen – mit den entsprechenden positiven Effekten für die Qualität. Dazu kommt, dass die Mitarbeiter in der frühen Projektphase noch nicht vor Ort sein müssen, sondern im Büro oder Home - office arbeiten können. Die Lärmbelastung ist dort in der Regel sehr viel geringer als auf der Baustelle. Sie können sich auf ihre Aufgaben konzentrieren, ohne durch Rückfragen wiederholt gestört zu werden. Teamarbeit leicht gemacht Dank des zeitigeren Informationsaustauschs zwischen den verschiedenen Disziplinen – Mechanik, Elektrik und Software – läuft die Abstimmung strukturierter ab, Passungenauigkeiten oder Missverständnisse werden schneller erkannt und behoben. Mit der Software ISG-virtuos lassen sich auch Anwendungsfälle mit Movern und fahrerlosen Transportsystemen simulieren. KEM Konstruktion » 01/02 | 2022 19

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