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KEM Konstruktion 10.2017

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Trendthemen: Werkzeugkonstruktion, CAx-Lösungen; Messe Interlift 2017, Messe Motek 2017; KEM Porträt: Norbert Gauß, Präsident & Division Direktor, Yaskawa; KEM Perspektiven: Entwicklung eines komplett neuen Aufzugssystems

MAGAZIN PORTRÄT

MAGAZIN PORTRÄT PORTRÄT Norbert Gauß, Präsident & Division-Direktor, Yaskawa Europe Bild: Konradin Mediengruppe/Michael Omori Kirchner quenzumrichters GA700. Das jüngste „Kind“ der Baureihe ist ein Produkt, das entsprechend der genannten Trends entwickelt wurde. Damit ist es für den Anwender sehr einfach, das Gerät einzusetzen. Ein Beispiel: Sie nehmen ein Smartphone, laden die App für den GA700 herunter und führen die Inbetriebnahme für diesen Umrichter über die App durch. Auf Wunsch führt die App den Anwender bei der Inbetriebnahme Schritt für Schritt durch den Prozess. Weiterhin kann das Gerät damit überwacht und der Status abgerufen werden. Ebenso lässt sich via Smartphone der QR-Code am Umrichter einscannen und der Anwender erhält die aktuelle Dokumentation für dieses Produkt. Der Umrichter bedient auch einen weiteren Trend, denn er steht für Energieeinsparung beziehungsweise Energieeffizienz. Mit dem GA700 lassen sich die unterschiedlichsten Motorentechnologien wie Induktions- oder Permanentmagnetmotor bedienen. Bei letzterem lässt sich ja einfach schon eine Energieeinsparung erzielen, weil dank Umrichter eine kleinere Baugröße verwendet werden kann. Insgesamt möchten wir den Kunden vorgedachte Applikationsbausteine für bestimmte Anwendungsfelder anbieten. Das betrifft beispielsweise anwendungsspezifische Lösungen für Aufzüge. In diesem Bereich spielen sowohl Neuinstallationen als auch das Retrofit bestehender Anlagen ein große Rolle, denn Liftanlagen werden in der Regel nach zehn bis fünfzehn Jahren modernisiert. Das heißt, die ganze Antriebs- und Steuerungstechnik wird dabei ausgetauscht. Und unsere vorgedachten Bausteine helfen dabei, die Umrüstung für den Betreiber einfacher zu gestalten. Die zweite Neuentwicklung ist die aktuelle Generation unserer Servoantriebe. Für den neuen Servoantrieb Sigma-7 gilt das Gleiche wie für den Umrichter GA700. Er verbindet eine besonders einfache, App-gestützte Anwendung und eine enorme Leistungsdichte, die ebenfalls die Verwendung kleinerer Baureihen und damit Energieeinsparungen ermöglicht. Betrachtet man Yaskawa gesamtheitlich, bieten wir mit unserem durchgängigen Portfolio an Motion-Controllern, Antrieben und Robotik-Lösungen produkttechnisch das Rückgrat der Automatisierung aus einer Hand an. Das können nicht viele Anbieter. Und Yaskawa hat dieses Portfolio aus eigener Kraft aufgebaut und durch strategisch gezielte Aquisitionen ergänzt. Diese Stärke können Kunden für ihre Maschinen nutzen. Zudem befähigt uns diese Durchgängigkeit dazu, individuell auf bestimmte Kundenanforderungen einzugehen und kundenspezifische Lösungen anzubieten. KEM Konstruktion: Wenn es um Servoantriebe, Frequenzumrichter und Steuerungen geht, kommt man nicht am Thema Industrie 4.0 vorbei. Haben Sie diesbezüglich schon konkrete Produkte im Angebot? Gauß: Im Zusammenhang mit Industrie 4.0 geht es zunächst einmal um Offenheit. Das bedeutet, unsere Produkte und Lösungen müssen offen gegenüber der heutigen IT-Welt und ERP-Welt sein. Diese Offenheit gilt sowohl gegenüber unseren Kunden, den Maschinenherstellern, als auch gegenüber deren Kunden, also den Endanwendern. Das zweite große Thema im Zusammenhang mit Digitalisierung ist der Umgang mit Daten – Stichwort: Big Data. Das heißt konkret: Wie lassen sich die Daten sinnvoll und effizient erfassen, speichern und auswerten. Der GA700-Umrichter sowie der Sigma-7-Servoantrieb bieten in der aktuellen Generation beide die geforderte Offenheit. Damit ist es möglich, über das ERP-System des Kunden beziehungsweise des Endanwenders mittels Remote-Zugriff auf unsere Produkte die relevanten Datensätze auszulesen. Die entscheidende Frage ist allerdings, was macht der Kunde mit diesen Daten, wie kann er sie nutzen. Und diese Frage ist bisher nur bedingt beantwortet. Beide Themen – Offenheit und Big Data – lassen sich über eine Cloud-Strategie lösen. Wir bieten unseren Kunden beispielsweise an, produktspezifische Daten eines Antriebs direkt in die Yaskawa-Cloud zu transferieren. Die Cloud können sie dann als Speichermedium nutzen und haben jederzeit Zugriff auf ihre Daten. Die nächste große Herausforderung besteht dann darin, Algorithmen in Form von Software-Bausteinen anzubieten, damit die Kunden aus den Daten auch die entsprechenden Schlüsse ziehen können. Das betrifft also den ganzen 16 K|E|M Konstruktion 10 2017

PORTRÄT PORTRÄT PORTRÄT MAGAZIN Themenkomplex Datenanalyse. Beispiele dafür sind das Condition Monitoring oder die Predictive Maintenance, was ja per se nichts Neues ist. Hierbei geht es ja nicht nur um das Sammeln der Daten, sondern darum, bestimmte Systeme oder Prozesse zu überwachen. Dafür benötigen die Anwender eine Möglichkeit, diese Daten zu analysieren und bestimmte Aktionen daraus abzuleiten. Und ich glaube, da sind wir als Hersteller gefordert, entsprechende Algorithmen anzubieten, aus denen er ableiten kann, ob beziehungswiese wann eine Aktion erforderlich ist. Das heißt, das Thema Software wird in Zukunft stärker in den Mittelpunkt rücken. Software ist der Schlüssel für die Zukunft – auch und gerade im Zusammenhang mit Industrie 4.0. Denn die Softwareanalyse ist notwendig, um aus den Daten die richtigen Schlüsse und Erkenntnisse zu ziehen. KEM Konstruktion: Individuelle Serienfertigung – Stichwort Losgröße 1 – wird immer mehr zum Gebot der Stunde. Auch Yaskawa bietet kundenspezifische Antriebs- und Steuerungssysteme an. Wie hoch ist der Anteil dieser Lösungen gegenüber Katalogware? Gauß: Losgröße 1 zu produzieren, ist nicht die entscheidende Herausforderung, vor der wir stehen. Sowohl im Bereich Servoantriebe, als auch bei den Umrichtern haben wir ein Portfolio mit einer hohen Variantenvielfalt. Und dieses Portfolio ist ab Lager lieferbar, der Kunde kann sich daraus bedienen. Unsere Kundenstruktur ist nun so, dass in der Regel nicht eine Motorvariante auf Stückzahlbasis eins bestellt wird. Unsere Kunden sind kleinere, mittlere, große Maschinenbauer. Das heißt, es geht um Volumen von 300, 400 bis 2.000 und 5.000 Ein- KEM Konstruktion: Welchen Stellenwert hat Industrie 4.0 vor diesem Hintergrund für Yaskawa? Gauß: Yaskawa investiert momentan in eine eigene Smart Factory in Tokio, in der wir zukünftig die aktuellen Sigma-7-Motoren produzieren wollen. Diese Fabrik wird nach Industrie-4.0-Gesichtspunkten geplant, gestaltet und gebaut. Warum tun wir das? Um Industrie 4.0 langfristig gerecht zu werden, ist es notwendig zu verstehen, was den Kunden unseres Kunden eigentlich tatsächlich antreibt. Worin bestehen die Bedürfnisse, worin liegen die Herausforderungen vor denen die Kunden stehen. Die eigene Yaskawa-Smart-Factory ermöglicht es uns, im eigenen Haus zu erleben, was es heißt, in einer Industrie- 4.0-Umgebung zu fertigen. Ich denke, daran sieht man den Stellenwert den das Thema für uns hat. Wir reden nicht nur über Produkte, sondern wir machen uns Gedanken darüber, was es für den Kunden unseres Kunden – den Endanwender – heißt. KEM Konstruktion: Mit der Digitalisierung und der damit einhergehenden Vernetzung bis in die Feldebene wird Sicherheit (Safety + Security) immer wichtiger. Welche Rolle spielt dieses Thema für Yaskawa? Gauß: Diesem Thema kann man sich heute nicht entziehen, gerade in der Kombination von Safety und Security ist das in Europa unumgänglich. Denn europäische Maschinenhersteller zu betreuen und zu beliefern geht ohne Safety nicht. Etwas anderes ist das in den USA und in Asien. Dort hat dieses Thema nicht den gleichen Stellenwert wie in Europa. Das hat auch zu der Entscheidung geführt, das zentrale europäische Yaskawa-Kompetenzzentrum für Safety und Security in Eschborn anzusiedeln. Wir bündeln an unserem Headquarter-Standort alle Entwicklungskompetenzen zu diesem Thema wie Datensicherheit, Datenintegrität, Integrated Safety und machen damit Safety zum integralen Bestandteil der künftigen Steuerungsgeneration – mit sicherer Kommunikation und sicheren Feldbussen. Norbert Gauß verrät im Gespräch mit der KEM Konstruktion welchen Stellenwert Industrie 4.0 für Yaskawa hat heiten pro Kunde pro Jahr. Wir haben daher ein Standardportfolio mit einem Variantenfenster. Wenn es sein muss, können wir ab Lager Stückzahl 1 liefern – innerhalb weniger Tage. Noch wichtiger in diesem Zusammenhang ist es, dass wir in der Lage sind, kundenspezifische Lösungen zu liefern. Dass wir die Möglichkeit haben, diese kundenspezifische Ausprägung zu realisieren, liegt daran, dass wir eben nicht nur eine Vertriebsgesellschaft eines japanischen Herstellers sind, sondern wir sind ein eigenständiges Unternehmen mit eigener Entwicklung und Fertigung sowie einem Schulungszentrum in Deutschland beziehungsweise Europa. Yaskawa hat in Schottland ein eigenes Produktionswerk, in dem die gesamte Elektronik sowie zum Beispiel auch Umrichter und Boards für den europäischen Bedarf produziert werden. Den genauen Anteil kundenspezifischer Lösungen gegenüber Standard-Katalogware zu beziffern, ist schwierig. Es könnte ein Split von 50:50 sein, aber auch 40:60. Wenn man nochmal einen Blick auf unsere typische Kundenstruktur Bild: Konradin Mediengruppe/Michael Omori Kirchner K|E|M Konstruktion 10 2017 17

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