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KEM Konstruktion systems engineering 01-02.2019

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Themenschwerpunkte: Digitaler Zwilling, Digitalisierung nutzen, Methoden, Tools, Anwendungen

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TOOLS DATENMANAGEMENT/PLM Mit Pro File einen Digitalen Informations-Zwilling realisieren Ein Rückgrat für die Lebenslaufakte Um wiederholt auftretende Störungen an einer Anlage in Bezug auf die Produktqualität einschätzen zu können, muss klar dokumentiert sein, wie jede einzelne Maschine beim Anwender aussieht. Durch einen Digitalen Informations-Zwilling stehen wichtige Produktdaten und Informationen zur Verfügung. Er entsteht, wenn man die Daten aller Komponenten einer Anlage über ihren gesamten Lebenszyklus in einem PDM/PLM-System zusammenfließen lässt. Frank Zscheile, IT-Journalist, München, i. A. der Procad GmbH & Co. KG, Karlsruhe Vollständige Digitale Zwillinge sind in der unternehmerischen Praxis noch nicht über ihr Anfangsstadium hinausgewachsen. Die technischen Voraussetzungen sind schwierig, weswegen derzeit vor allem einzelne Teile von Anlagen remote überwacht werden, um zum Beispiel die vorausschauende Wartung zu gewährleisten. Einfacher als ein vollständig digitales Abbild realisieren lässt sich indes ein „Digitaler Informations-Zwilling“ der an den Kunden ausgelieferten Anlage. Er entsteht, wenn man die Produkt-Informationen aller Komponenten einer Anlage über ihren gesamten Lebenszyklus in einem PDM/PLM-System zusammenfließen lässt. Dadurch entsteht die Lebenslaufakte eines Produktes beziehungsweise einer Anlage. Sie orientiert sich an der technischen Struktur aller Elemente der Anlage und vereinigt sämtliche damit in Verbindung stehenden Informationen, die für die Produktentstehung und das Produktmanagement relevant sind, an zentraler Stelle. In der Lebenslaufakte fließen über den gesamten Lebenszyklus der Anlage hinweg Produktdaten und Dokumente zusammen. Diese Informationen zu einem Produkt werden kundenbezogen oder projektspezifisch zusammengeführt und repräsentieren die ausgelieferte Maschine als Digitaler Informations-Zwilling. Bild: StrikoWestofen Striko Westofen ist Spezialist für moderne Ofentechnologie unter Ver - wendung thermischer Prozesstechnik für die Leichtmetall-Gussindustrie. Dem Anwender hilft der Digitale Informations-Zwilling, Lieferzeiten zu verkürzen und die Dokumentation der Anlage zu erleichtern 16 K|E|M Konstruktion systems engineering 01-02 2019

DATENMANAGEMENT/PLM TOOLS Bild: Procad Die Digital-Product-Data-Backbone-Lösung Pro File verbindet PLM mit CAD- und ERP- Systemen und die in ihnen enthaltenen Daten aller Komponenten einer Anlage. Es entsteht eine Lebenslaufakte und mit ihr ein Digitaler Informations-Zwilling Um beispielsweise wiederholt auftretende Störungen an einer Anlage in Bezug auf die Produktqualität einschätzen zu können, muss klar dokumentiert sein, wie jede einzelne Maschine beim Kunden aussieht. Welche Pumpe und welcher Motor wurden verbaut? Welche Änderungen hat dieser Motor bereits durchlaufen? Welche Softwareversion steckt in der Antriebssteuerung? Wo liegt die dazugehörige Beschreibung? Auf Basis der vollständigen und auf Knopfdruck abrufbaren digitalen Dokumentation, können die Rückschlüsse aus Störungen besser beurteilt werden. Der Hersteller kann ferner Dokumentationen automatisch erstellen, ursprüngliche Anforderungen zuordnen oder die Auswirkung von Änderungsanträgen analysieren. Ein Unternehmen, das mit einem solchen digitalen Informations- Zwilling seine Auftragsabwicklung exakt dokumentiert und für schnelle Lieferzeiten sorgt, ist die Striko Westofen Group. Technische Basis ist das Digital Product Data Backbone Pro File der Procad GmbH & Co. KG. Striko Westofen ist ein global agierendes Unternehmen für moderne Ofentechnologie unter Verwendung thermischer Prozesstechnik für die Leichtmetall-Gussindustrie und liefert energieeffiziente Lösungen für den Druckguss, Schwerkraftguss, Sandguss, Niederdruckguss und Strangguss. Am Anfang eines jeden Auftrags steht bei Striko Westofen ein „Produktordner“, der als Master für eine konkrete Anlage dient. Für jedes Produkt beziehungsweise für jeden Ofen-Typ haben die Konstrukteure entsprechend der in den Inventor-Baugruppen vorgegebenen Struktur einen solchen Ordner im PDLM-System angelegt und mit Zeichnungen und fertigungsbegleitenden Unterlagen gefüllt. Workflows starten in der Regel mit einem Auftragseingang. Für Aufträge zuständig sind die Projektleiter, die mit Einkauf und Kunden kommunizieren. Jeden neuen Auftrag legen sie im ERP-System unter einer Fabriknummer an, die anschließend an das PDLM-System übertragen wird. Mit ihr werden die Metadaten des Auftrags (Kunde, Produkttyp und -nummer) übermittelt. Die Fabriknummer stellt im PDLM dann einen sogenannten „Auftragsordner“ dar – die erste Inkarnation des Informations-Zwillings. Der Auftragskonstrukteur erhält mit Anlegen des Auftragsordners die Spezifikation zum Auftrag. Er kopiert zunächst die Projektstruktur aus dem Produktordner und füllt den Auftragsordner anschließend mit Leben. Im Produktordner sind alle standardisierten technischen Unterlagen für ein bestimmtes Produkt (z. B. der Striko Melter, der Westomat usw.) verknüpft, wie Zeichnungen, Stücklisten, technische Unterlagen, Berechnungen usw. Er dient somit als Kopie-Vorlage für den Auftragsordner. Daher müssen die Unterlagen im Produktordner immer auf dem neuesten Stand sein. Auftragsordner vom Produktordner getrennt Im Produktordner sind somit stets die neuesten Stände der Zeichnungen dokumentiert. Im Auftragsordner hingegen wird dargestellt, was tatsächlich gebaut wurde. Fast jeder Kunde hat zum Standardprodukt Extrawünsche. Diese gilt es dann in Inventor zu konstruieren und mit dem Auftragsordner zu verknüpfen. Ist der Auftrag fertig zusammengestellt, werden die Zeichnungen an die Fertigung übermittelt. Dies hält Striko Westofen terminlich in dem so genannten „Zeichnungsverzeichnis“ fest, einer Liste, die die Fertigungsstände eines Produktes dokumentiert. Über das Zeichnungsverzeichnis lässt sich nachweisen, wann welche Zeichnung in welcher Version zum Kunden beziehungsweise an die Fertigung geschickt wurde. Es dient damit der Beweisführung des gesamten Prozesses vom Auftragseingang über die Konstruktion bis hin zur Fertigung. So hat das Unternehmen in der PLM-Software eine exakte Dokumentation dessen, wie jeder Auftrag abgewickelt wurde – eben den digitalen Informations-Zwilling. Er hat sich über einen ersten Aufstellplan und die Verwendung standardisierter Stahlbauelemente sowie vorgedachter Komponenten in der PLM- Software entwickelt. Nur die kundenspezifischen Komponenten werden neu erdacht. Am Ende ist die Anlage fertig und zu 100% dokumentiert. Ein stringentes Vorgehen, das bei Striko Westofen dafür sorgt, dass der Hersteller seine schnellen Lieferzeiten einhalten kann. eve www.procad.de Details zum Digital Product Data Backbone Pro File: hier.pro/KtMOx K|E|M Konstruktion systems engineering 01-02 2019 17