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KEM Konstruktion systems engineering 01-02.2019

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METHODEN PROZESSDENKEN

METHODEN PROZESSDENKEN Bild: WrightStudio/Fotolia.com Serie ‚Digitalisierung nutzen‘ – der Ansatz von Dassault Systèmes Prozesse müssen digital neu gedacht werden Wenn Produkte zu vernetzten Systemen mit integrierten Diensten werden, genügt es nicht, bestehende Prozesse zu beschleunigen oder zu optimieren – sie sind digital neu zu denken. Dassault Systèmes sieht deswegen das eigene Produkt-Portfolio nur als Basis des Angebots an die Kunden und rückt dieses sehr viel näher an die Kundenbedürfnisse heran. Das Ziel: Digitalisierung soll sich für den Kunden rentieren. Ulrich Sendler, unabhängiger Technologieanalyst und Autor, München Drehte sich vor sechs Jahren noch alles um den Wechsel von Version 5 auf Version 6 des 3D-CAD-Flaggschiffproduktes Catia, ist heute die 2012 ins Leben gerufene 3DExperience Plattform das Zentrum des Angebots von Dassault Systèmes. Oder noch mehr: Im Zentrum steht das, was die Kunden in ihren Prozessen mit Hilfe dieser Plattform besser machen können. ‚Value Engagement‘ heißt das Motto. Der Wert, den die Plattform für den Kunden hat, soll durch ihren Einsatz wachsen, die Wertschöpfung beim Kunden schneller und besser werden. Dass diese Wertsteigerung gelingt, lässt sich mit Beispielen erfolgreicher Projekte belegen. „Die Zeiten der Benchmarks und Vergleiche von Features und Functions sind vorbei“, sagt Klaus Löckel, Managing Director Euro- Central bei Dassault Systèmes. „Der Kunde zeigt uns heute eine sehr konkrete Aufgabe und unsere Mitarbeiter erläutern, wie sie diese Aufgabe auf Basis unserer Plattform lösen. Und eine Reihe namhafter Unternehmen von Kärcher über Homag bis Claas erzielen mit diesen Lösungen aufsehenerregende Ergebnisse.“ Value Engagement ist eine Methode, mit der in klar definierten Schritten gemeinsam mit dem Kunden die Ausgangssituation, der zu adressierende Abschnitt der Prozesskette, das angestrebte Ergebnis in Geschäftszahlen und schließlich die Umsetzung selbst angegangen werden. Der Hersteller sieht sich in der Rolle des Editors. Mit diesem Wandel – vom Produktverkauf zum Nutzen des Produkteinsatzes beim Kunden – steht der Hersteller nicht allein. Aber die konsequente Fokussierung auf das Engineering als Kern der industriellen Wertschöpfungskette, und zwar auf seine moderne Form der intensiven Zusammenarbeit in multidisziplinären Teams verzweigter Ökosysteme – damit unterscheidet sich Dassault Systèmes doch deutlich von anderen Ansätzen. Warum will der Kunde die Digitalisierung? Wenn Dr. Barbara Holtz, Senior Business Consultant bei Dassault Systèmes, mit Kunden über ein Projekt spricht, mit dem die Digitalisierung in Angriff genommen werden soll, sind oft sehr grundsätzliche Fragen zu klären. Was genau ist das Ziel des Projekts? Warum und wie soll die Digitalisierung dabei eine Hauptrolle spielen? Als größtes Hindernis bei der Optimierung der Prozesse erweist sich, dass die ständig wachsende Zahl von Experten nicht gut genug, 6 K|E|M Konstruktion systems engineering 01-02 2019

PROZESSDENKEN METHODEN Werden im Rahmen der Digitalisierung Produkte zu vernetzten Systemen mit integrierten Diensten, kann eine Engineering- Plattform der richtige Ansatz sein, die Spezialisten aller Couleur zusammenführt also nicht schnell und nicht genau genug miteinander kommuniziert. Es dauert zu lange, bis eine Information von einem zum anderen gelangt – und nicht selbstverständlich ist sie richtig und aktuell. Denn die Informationen in den heutigen Prozessen sind nicht als Daten in Echtzeit zugreifbar, sondern stecken in irgendeinem Verzeichnis, im schlimmsten Fall auf Papier in einem Ordner. So aber sind die Prozesse nicht datengestützt, nicht digital. Gleichgültig, mit wie vielen IT-Systemen die Daten generiert wurden. Diesen Unterschied zwischen dokumentgesteuerten und digitalen, also über Daten steuerbaren Prozessen gilt es zu verstehen. Eine Beschleunigung und Verbesserung ist nicht durch den Einsatz eines Systems zu erreichen. Auch der Vergleich der Kosten und des Funktionsumfangs von IT-Tools hilft nicht. Die bestehenden Prozesse sind nicht zu beschleunigen oder zu optimieren. Die Herausforderung ist, sie digital neu zu denken, um sie im zweiten Schritt mit den entsprechenden Methoden und Tools neu zu gestalten. Mit einem 3D-Modell kann eine Kollisionsprüfung gemacht, ein NC- Programm erzeugt und ein schönes Bild für das Marketing erstellt werden. Aber das sind nicht die Probleme, um die es geht, wenn Produkte zu vernetzten Systemen mit integrierten Diensten werden. Es sind die alten Fragen, die eigentlich in den Unternehmen längst gelöst sein sollten. Maximale Unterstützung für modellbasiertes Systems Engineering In einem Entwicklungsprojekt für ein vernetztes System brauchen alle Beteiligten Daten in jeder Dimension. Verhaltensmodelle für den Test, logische Ablaufpläne aus der Elektronik oder aus der Softwareentwicklung, Modelle für die Simulation und Berechnung. Nicht erst, wenn der betreffende Bereich seine Arbeit erledigt hat. Von der ersten Idee, von den Requirements, die beschreiben, was das System können und wie es funktionieren soll. In diesem Bereich fehlen übrigens die Fachkräfte am dringendsten: Systemarchitekten, die die Gesamtarchitektur des Systems beschreiben, seine Entwicklung vorantreiben und die Erfüllung der Anforderungen zu jedem Zeitpunkt prüfen können. Die Industrie arbeitet dabei – auch im Mittelstand – verstärkt mit der Methode des modellbasierten Systems Engineering (MBSE), die die Requirements (R) über die Definitionen der Funktionalität (F) und der dafür benötigten Logik (L) bis in die Realisierung der physikalischen (P) Komponenten verfolgt. RFLP heißt das Kürzel. „Es gibt kaum ein Unternehmen, in dem diese Fragen nicht sehr schnell im Mittelpunkt stehen“, sagt Dr. Barbara Holtz. „Und damit sind wir genau bei dem, was wir mit der 3DExperience Plattform adressieren und auf was übrigens fast alle Akquisitionen der letzten Jahre zielten: Daten aus allen an einer Systementwicklung beteiligten Parteien sollen jederzeit genau dort zur Verfügung stehen, wo sie benötigt werden. Das funktioniert am besten, wenn sie dazu nicht erst gesucht und konvertiert werden müssen, sondern wenn sie auf derselben Plattform in Echtzeit zu haben sind.“ Datensee statt vordefiniertes Datenformat Das Datenmodell, mit dem ein Unternehmen arbeitet, sollte also so beschaffen sein, dass es systemische Entwicklungsarbeit unterstützt. Diesem Anspruch wird das Datenmodell der Engineering- Bild: Dassault Systèmes Plattform von Dassault Systèmes immer besser gerecht – und es ist schon jetzt kaum noch mit jenem der Plattform vor sechs Jahren vergleichbar. Es geht um eine Ausweitung des Modells in fast jede Richtung. • Multidisziplinär: Die Prozesse in der Elektronik sollen mit dem Datenmodell ebenso gut funktionieren wie in der Mechanik, der Informatik oder der Berechnung. Jeder Bereich hatte bislang seine eigene Sprache, seine eigenen Systeme und natürlich entsprechend proprietäre Datenformate. Aber wie soll das Funktionieren einer Motorsteuerung für einen Fensterheber in einem Fahrzeug in Zusammenhang mit der Mechanik des Fensters simuliert und sicher geprüft werden, wenn alle Daten getrennt und in unterschiedlichen Formaten vorliegen? Über zeitaufwen - dige Konvertierung in ein Funktionsmodell? • Über die Wertschöpfungskette: Die Durchgängigkeit des Datenmodells sollte von der ersten Idee nicht nur bis zur Fertigung, sondern bis zum Betrieb reichen. Denn die neuen Dienste im B2B-Geschäft der Industrie, das sogenannte Internet of Things (IoT), betreffen zum Beispiel Predictive Maintenance, sollen also dem Hersteller erlauben, seinen Kunden vorausschauende Wartung anzubieten. Dazu müssen die Produktdaten an der Maschine verfügbar sein. Und umgekehrt stehen Daten aus dem Betrieb beim Hersteller – zugleich Anbieter der Dienste – zur Ver - arbeitung an, die im herkömmlichen Engineering unvernetzter Produkte gar nicht vorkamen. • Fertigungs- und Prozessindustrie: Ein einziges Datenmodell, das die eben beschriebenen Herausforderungen erfüllt; aber nicht nur für die Fertigungsindustrie und den Maschinenbau, sondern auch für die Hersteller und Betreiber von Anlagen, beispielsweise in der Chemie oder Pharmazeutik. Im einen Fall geht es um die Entwicklung und Herstellung von Dingen und Diensten, im anderen um die Rezeptur und Verarbeitung von Mole - külen, um mit den Ergebnissen Dienste anbieten zu können. Die Zeiten der Benchmarks und Vergleiche von Features und Functions sind vorbei, sagt Klaus Löckel, Managing Director EuroCentral bei Dassault Systèmes K|E|M Konstruktion systems engineering 01-02 2019 7