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mav 7/8.2020

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TRENDAutomotive

TRENDAutomotive Christian Müller, Geschäftsführer Vertrieb, Grob-Werke „Die Bedeutung der Elektromobilität nimmt rasant zu!“ Vor dem Hintergrund seiner jahrzehntelangen Erfahrung in der Herstellung hocheffizienter Fertigungs- und Montageanlagen und dem sich abzeichnenden Paradigmenwechsel in der Automobilindustrie wird bei Grob bereits seit fünf Jahren verstärkt in den Bereich Elektromobilität investiert. Christian Müller, Geschäftsführer Vertrieb, erläutert im Gespräch mit der mav, inwiefern sich dieses Engagement bereits auszahlt. Das Interview führte: Holger Röhr ■■■■■■ Wie groß ist der Automotive-Anteil bei Grob? Müller: Grob ist klar ausgerichtet als Partner der Automobilindustrie. Durch unsere zuverlässige Technik, Innovationen und Zukunftstechnologien können wir Marktanteile ausbauen und mit der Automobilindustrie wachsen. Zurzeit liegt der Kundenanteil im Bereich Automotive bei über 70 %. Diese Automobilbauteile werden direkt durch die OEMs bzw. durch Tier 1 und 2 Kunden hergestellt. Weiterhin erstreckt sich unser Automobilanteil über konventionelle Bauteile aus dem Verbrennungsmotor bis hin zu Bauteilen aus der E-Mobilität. mav: Welche Rolle spielt dabei aktuell die Elektro - mobilität? Müller: Die Bedeutung der Elektromobilität nimmt weiter rasant zu und wir befinden uns bereits mitten in der Veränderung der automobilen Antriebstechnik. Obwohl die Märkte darauf unterschiedlich schnell reagieren, hat sich Grob, aufgrund der eigenen Stärke und Erfahrung in der Herstellung hochproduktiver Fertigungs- und Montageanlagen, dieser neuen Herausforderung gestellt. So gibt es in der Grob-Gruppe eine einheitliche, mit dem Hauptsitz Mindelheim eng abgestimmte, Vorgehensweise und Vertriebsstruktur im Bereich Elektromobilität. mav: China fährt aktuell die Subventionen für E-Fahrzeuge zurück, um sie in naher Zukunft auslaufen zu lassen. Glaubt die Regierung im Reich der Mitte nicht mehr recht an eine elektromobile Zukunft? Müller: China wird definitiv an der Strategie festhalten, emissionsarme bzw. emissionsfreie Fahrzeuge zu forcieren und somit auch zu subventionieren. Die Frage im Moment ist, welche Technologie hierfür langfristig zum Einsatz kommt. China muss die richtige Balance zwischen Wirtschaftswachstum, Abgasemissionsgesetz und dem technologischen Wandel finden. mav: Wie schätzen Sie die zukünftige Entwicklung der Elektromobilität weltweit ein? Müller: Da Europa und China zu den Vorreitern im Bereich Elektromobilität zählen und der Anteil an E-Antrieben in China in den nächsten Jahren gesetzlich fest geregelt ist, wird dort folglich stark investiert. Mit seiner mehrfach von der Automobilindustrie ausgezeichneten Expertise als Turn-Key-Lieferant beherrscht Grob schon heute den kompletten Prozess und die Technik, um Anlagenkonzepte für die zuverlässige und kostengünstige Serienproduktion (Investitions- und Folgekosten) neuer Antriebsvarianten anbieten zu können. So überrascht es nicht, dass die Grob-Werke bereits jetzt als erster Ansprechpartner im Bereich Elektromobilität anerkannt werden, was zahlreiche umfangreiche Aufträge der Automobilindustrie beweisen. Anlage für Einzugstechnik Bild: Grob 18 Juli/August 2020

mav: Es mehren sich Stimmen, die für die nächsten Jahre das stärkere Wachstum im Bereich der Hybridfahrzeuge sehen. Schließen Sie sich dieser Einschätzung an? Müller: Die Hybridtechnologie wird sicherlich ihre Rolle am Markt haben. Wir gehen davon aus, dass in den Städten die Hybridtechnologie durch E-Fahrzeuge ersetzt wird, da hier täglich kurze Strecken zu befahren sind. Die Infrastruktur muss aber aufgebaut werden, um die E-Fahrzeuge zu bedienen. Wird die Infrastruktur nicht aufgebaut, so wird auch das E-Fahrzeug „kämpfen“ müssen. Die Hybridtechnologie hat bei Langstrecken definitiv ihren Stellenwert und wird dort sicherlich punkten. In Ländern wie den USA, wo man mit einem Fahrzeug große Distanzen absolvieren muss, ist die Hybridtechnik von Vorteil. mav: Welche Entwicklungen treibt Grob im Bereich E-Mobilität voran? Müller: Im engen Austausch mit namhaften Vertretern der Automobilindustrie wurde schnell klar, dass es einen hohen Bedarf an Produktionsanlagen zur Massenproduktion in der Automobilindustrie gibt, mit Fokus auf die zwei wesentlichen Komponenten „Elektromotor“ und „Batterie“. Um die Entwicklungsarbeit zu beschleunigen, erwarb Grob einen renommierten Partner im Maschinen- und Anlagenbau für Elektromotoren, die DMG meccanica, und sicherte sich so sein Knowhow in der Wickel- und Einzugstechnologie. Parallel dazu wurde am Standort Mindelheim in der Halle 2 ein eigenes Entwicklungsund Anwendungszentrum für die Elektromobilität aufgebaut. Auf über 2500 m² werden hier – in Zusammenarbeit mit der Automobilindustrie – Prozesse und Verfahren in Maschinen und Anlagen für die Massenproduktion von technologisch völlig neu entwickelten, hocheffektiven Elektromotoren und äußerst kompakten Batteriemodulen mit hoher Leistungsdichte entwickelt und erprobt. Die Herausforderung für Grob besteht nun in der Aufgabe, diese so noch nicht bekannten Prozesse und Verfahren in exakt getaktete Bewegungen und Abläufe völlig neu entwickelter CNC-Maschinen abzubilden. Die neuen, hochflexiblen und servogesteuerten Maschinen werden für die Massenproduktion von den Elektromotorkomponenten Stator und Rotor eingesetzt. Speziell bei der Stator-Produktion gibt es verschiedene Herstellungsverfahren für das Einbringen der Kupferdrähte in die Nuten des Stators. Das neue Grob-Maschinenportfolio umfasst den gesamten Herstellungsprozess eines Elektromotors von verschiedenen Wickel- und Formungsverfahren der Drähte über die Montage bis zur Kontaktierung. Ein Kernprozess zur Herstellung eines Elektromotors ist das Verfahren zur Einbringung der Kupferdrähte in den Stator. Grob deckt hier alle bekannten Verfahren ab, von der Wellenwickeltechnologie über das Hairpin- Verfahren bis hin zur Fächerspulen-Technologie. Mit Grob Italy S.r.l. werden auch die Einzugstechnologie und das Nadelwickeln abgedeckt. Somit kann Grob alle in der Automobilindustrie benötigten Produktionsverfahren anbieten und bedienen. mav: Welche Investitionen hat Grob bereits im neuen Geschäftsfeld E-Mobilität getätigt, welche sind weiterhin geplant? Müller: Der sich abzeichnende Paradigmenwechsel in der Automobilindustrie – ganz besonders im Antriebsstrang – hat Grob bereits vor fünf Jahren veranlasst, verstärkt in den Bereich Elektromobilität zu investieren. Schon früh wurden alle Vorbereitungen getroffen, die Technologieentwicklungen der Automobilindustrie zu antizipieren und vollumfänglich zu begleiten. Eine damals für viele noch riskante Unternehmensentscheidung hat Grob heute zum Marktführer und anerkannten Geschäftspartner für Elektromobilität werden lassen. Neben der Technologie der Elektroantriebe ist Grob parallel auch in die Entwicklung von Maschinen und Anlagen für die Komplettmontage von Batteriemodulen eingestiegen. Auch in dieser Technologie haben die Grob- Werke erste Aufträge bereits ausgeliefert und weitere große Projekte in der Abwicklung. Christian Müller, Geschäftsführer Vertrieb. Bild:Grob Juli/August 2020 19

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