Aufrufe
vor 8 Jahren

OCEAN7 2011-01

  • Text
  • Aasw
  • Cup
  • Rassy
  • Jeanneau
  • Fahrtensegeln
  • Meer
  • Sunbeam
  • Bavaria
  • Ipanema
  • Segeln
  • Funktionskleidung
  • Biodiversitaet
  • Weltumsegler
  • Suedsee
  • Cook
  • Wirbelsturm
  • Hausner
  • Regatta
  • Taifun
  • Yacht
Hier haben wir ein ganz außergewöhnliches Motorboot ausgiebig getestet: die Ipanema aus der Graf-Werft in Bayern. Seglerlegende Wolfgang Hausner berichtet, wie er drei Taifune überlebt hat.

6 oCEAN7 BEST OF Immer

6 oCEAN7 BEST OF Immer an den Wintertagen, wenn die schifferllose Zeit kommt, träume ich vom Regattasegeln. Eine Langstrecke bei Starkwind, nur für die ganz harten Männer, Tag und Nacht Kampf mit den Elementen, nur auf Sieg programmiert, eine Segelyacht, giftig wie ein Skorpion, eine Crew, die dem Teufel beide Ohren absegelt, echte Männerkameradschaft. Aber der kleine Kobold im Ohr kichert und meint: Du bist ein Idiot – denk dran, wie es dir immer geht bei solchen Experimenten! Und dann kommt die Erinnerung an die letzte Uniqua-Offshore-Regatta: Biograd–Dubrovnik–Biograd, das ist Brutalität! Anbolzen gegen einen strammen Jugo mit entsprechender Wellenhöhe. Die ganze Nacht gegenan. Es ist Mitternacht, meine Wache ist zu Ende. Die zwei Neuen in der Crew kotzen wie die Reiher, auch mir ist speiübel. Mein Metaxa ist schon fast aufgebraucht. Mein Co-Skipper hat sich ein Bier und eine Cabanossi aus dem Kühlschrank geholt und verzehrt beides genüsslich. Ich kann ihn gar nicht anschauen, sonst wird mir sofort wieder schlecht. Der Navigator sitzt unten in der Naviecke und telefoniert mit dem Wetterfrosch zu Hause. Ich frage mich immer, was das nur für Menschen sind, die das so ohne weiteres aushalten. Regattasegeln Klar zur Wende, Ree. Ich bin nach unten gegangen, hab mir eine Matratze auf den Boden gelegt. Hier sind die rauen Schiffsbewegungen am wenigsten zu spüren. Jetzt liege ich samt Ölzeug eingekeilt zwischen Pantry und Sitzbank. Es rumpelt und poltert, das Schiff muss harte Schläge einstecken, ich auch! Ich komm mir vor wie in einer Wäscheschleuder und sehne mich nach einer heißen Dusche. Ich frage mich, was ich da eigentlich mache. Mein Magen rebelliert noch immer. Irgendwann schlafe ich ein oder bin ich schon bewusstlos? Ich wache auf, weil ich pinkeln muss. Aber wie, aber wo? Auf allen Vieren entere ich das achtern liegende WC. Alle Seehähne sind zu, ich beuge mich hinunter, um sie zu öffnen. Sofort stellt sich wieder das ungute Gefühl in der Magengegend ein. Ich werde im WC hin- und hergeschleudert. Endlich gelingt es mir, mich auf die Muschel zu setzen und meine gewünschte Tätigkeit auch durchzuführen. Pumpen geht nicht, weil das Schiff auf dem falschen Bug segelt und die Ansaugöffnungen aus dem Wasser sind. Ein entsprechender Geruch macht sich breit. Seehähne wieder schließen. Lange halte ich das nicht mehr aus. Schnell hoch ins Cockpit. Kalte Luft und Gischt schlagen mir ins Gesicht. Langsam dämmert der Morgen, der Jugo hat etwas nachgelassen. Mein Blick ist auf den Horizont gerichtet, meinem Magen geht es bald besser. Mittags schläft der Wind ein, vier Stunden totale Flaute, nervenaufreibend. Jetzt schmeckt auch das Bier wieder. Der Wind dreht auf NO, nimmt ständig zu. Bald sind es 30–40 Knoten. Hart am Wind geht’s durch die dunkle Nacht, mit 8–9 kn gegenan. Wieder ist an Schlaf nicht zu denken. Um 2 Uhr morgens erreichen wir Dubrovnik. Die Rückfahrt gleicht einem Hasardspiel. Kein Wind, dann etwas Wind und wieder kein Wind. Aber man kann schlafen. Am Morgen sehen wir die Insel Vis und laufen bei gutem Wind und Sonnenschein 7–8 kn. Das Hauptfeld liegt in einer Flaute festgenagelt. Wir haben gute Chancen. Am Abend erreichen wir die Insel Zirje und nehmen Kurs auf Biograd. Das Hauptfeld liegt 15 Sm hinter uns. Gegen Mitternacht stehen wir, im wahrsten Sinne des Wortes, 500 Meter vor der Ziellinie in einer totalen Flaute. Sogar der Zigarettenrauch steigt senkrecht nach oben. Wir sehen die Lichter des Hauptfeldes langsam näherkommen. Ich ärgere mich und hüpfe wie ein Rumpelstilzchen. Bald haben sie uns eingeholt. Die leichteren Yachten überholen uns. Um ca. 2 Uhr früh überqueren wir die Ziellinie. Ich schwöre mir: Nie wieder! Wir haben die Gruppe A gewonnen. Also, immer an den Wintertagen, wenn die schifferlose Zeit kommt, träume ich vom Regattasegeln … Wenn Sie auch davon träumen, na dann Prost, Ihr sehr ergebener, nicht nur regattasegelnder Kapitän Metaxa Alte Denker Die Ratte, die das sinkende Schiff verlässt, ist klüger als der Kapitän, der damit untergeht. Jonathan Swift irischer Schriftsteller (1667–1745)

NEWS BEST OF 7

Ocean7 Magazin

Blog

© 2017 by Ocean 7, Satz- und Druck-Team GmbH - Impressum und Privacy