Heimat Meer Die Jakobs-Pilgermuschel ist ein Bewohner mariner Weichböden und gräbt sich in das Sediment ein. Ihre beiden Schalenklappen sind ungleich stark gewölbt. Durch Auf- und Zuklappen der Schalen kann sie auch kurze Strecken schwimmen. Diese Muschel, Pecten jacobaeus, wird auf Fischmärkten angeboten und in der Gastronomie als Scallop und Ventaglio serviert. Sandboden: Er sieht für uns meist öde und leer aus, ist er aber nicht. Er ist vielmehr ein Lebensraum. Drei Strategien haben sich für Sandbodenbewohner bewährt. Die erste: auf der Sandoberfläche zu leben. Schwierigkeiten dabei sind das mobile Substrat ohne Möglichkeit sich festzuheften und das Fehlen jeglicher Deckung. Die Lösung besteht darin, einen perfekt getarnten und möglichst flachen Körperbau zu haben. Beispiel: Plattfische. Die zweite Strategie: sich im Sand eingraben. Zahlreiche Muschelarten machen das, aber auch Schnecken, Seeigel, Seesterne, Krebse, manche Fische und viele andere Sandbodenbewohner. Die dritte Strategie: den Lückenraum zwischen den Sandkörnern bewohnen. Voraussetzung ist eine winzige Körpergröße und eine wurmförmige Gestalt, um in diesem Lückenraum mobil zu sein. Die Wunderwelt dieser interstitiellen Fauna, auch Mesopsammon genannt, erschließt sich dem Betrachter erst unter dem Mikroskop. Boden-Schleppnetz. Die mit Eisenketten beschwerten Schleppnetze durchpflügen mit Rechen den Meeresboden und hinterlassen verwüstete Flächen. Der Konsum von Pilgermuscheln (Scallop, Ventaglio), Herzmuscheln (Coque, Capa) und Venusmuscheln (Vongole, Clovisse) ist mit einer extremen Schädigung mariner Sedimentböden verbunden. LEBENSRAUM FELSBODEN Felsboden ist in jeder Hinsicht das genaue Gegenteil zu den mobilen Sand böden. Er bietet perfekte Möglichkeiten, um sich anzuheften oder gleich festzuwachsen. Spalten und Ritzen können als Versteck und Rückzugsmöglichkeit genützt werden. Unterschiedliche Wassertiefen und Neigungen der Felsküste bewirken Gradienten bezüglich Wellenexposition, Strömung und Lichtangebot. Das hat zur Folge, dass spezielle morphologische und physiologische Voraussetzungen erforderlich sind, wenn man als Pflanze oder Tier diese Positionen besiedeln will. Als genauem Naturbeobachter wird einem die räumliche Zonierung der sessilen Felsbewohner auffallen, die von der Gezeitenzone bis in größere Tiefen den oben genannten Gradienten entspricht. Beispiele: Seepocken, die Krebse sind, und Seeanemonen, die zu den Nesseltieren zählen. An Kalkküsten sind auch biogene Bohrspuren zu finden. Sie stammen von bohrenden Muscheln und Schwämmen, die den Kalkstein chemisch und mechanisch erodieren. FOTO: SHUTTERSTOCK.COM – GILL COPELAND (1), SCORSBY (1), TIAGO SA BRITO (1), ANDREA IZZOTTI (1), STJEPAN TAFRA (1) 34 4/2023
HANS HASS (1947). DREI JÄGER AM MEERESGRUND, S.192. Der braune Zackenbarsch, Epinephelus marginatus, lebt an Felsküsten des Mittelmeeres und des Atlantiks, bevorzugt bis in 50 Meter Wassertiefe. Sein schmackhaftes Fleisch macht ihn zu begehrter Beute für Angler und Harpunierer. Er ist daher an vielen Küsten des Mittelmeeres selten geworden. Rechts: Zu Beginn der Unterwasserjagd Mitte des vorigen Jahrhunderts genügten noch Schwimmbrillen, ein Handspeer und selbst gebastelte Flossen, um reichlich Beute zu machen. LEBENSRAUM MEERESHÖHLEN Meereshöhlen sind ein Ort für Spezialisten! Warum? Weil hier ein starkes Gefälle mehrerer Faktoren innerhalb kurzer Distanzen herrscht. Das betrifft vor allem Lichtangebot und Wasserbewegung. Beide nehmen in oberflächennahen Höhlen vom Höhleneingang in Richtung Höhlenhintergrund kontinuierlich ab. Das Licht ist für Pflanzen entscheidend, sie finden sich daher nur auf dem Boden und an den Wänden des Höhleneinganges, wo das Lichtangebot zur Photosynthese reicht. Den Großteil der Höhlenwände dominiert daher tierischer Aufwuchs. Diese Tiere sind vom Nahrungsimport in die Höhle abhängig und dafür ist die Wasserbewegung entscheidend. Nahe des Höhlen eingangs ist sie noch ausreichend, um Korallen und Anemonen genügend größere Planktonorganismen anzuliefern, die mit den Tentakeln dieser Nesseltiere gefangen werden. Der hinterste Bereich der Höhle, finster und strömungsarm, ist das Reich der Schwämme. Sie erzeugen aktiv Strömungen in ihrem körpereigenen Kanalsystem und das reicht aus, um Kleinstplankton als Nahrung einzusaugen. LEBENSRAUM SEEGRASWIESE Weltweit gibt es mehr als 70 Arten von Seegräsern, im Mittelmeer finden wir die Gattungen Posidonia, Zostera und Cymodocea. Das Neptungras Posidonia oceanica ist im Mittelmeer das größte und auffälligste Seegras. Es ist eine ehemalige Landpflanze, die vor Millionen Jahren in das Meer eingewandert ist und sandige Meeresböden in geringer Tiefe besiedelt. Dadurch sind Posidonia-Wiesen oft auch freitauchend für Schnorchler gut erreichbar, und es zahlt sich aus, sich diese besondere Pflanze näher anzusehen. Die Basis ist ein dichtes, braunes Wurzelgeflecht, Rhizom genannt, das mächtige Bänke bilden kann. Aus seinen Blattscheiden werden die bis zu einem Meter langen, grünen Blätter wie aus einem Laufband herausgeschoben. Die Spitzen der Blätter werden im Sommer von anderen Organismen besiedelt und sind ein Mikrokosmos für sich. Um diesen Aufwuchs loszuwerden, wirft die Pflanze periodisch alle Blätter ab, die dann von Stür- men und Wellen massenhaft an den Strand gespült werden. Dort bilden sie lokal lange Bänder von Posidonia-Anwurf, der seinerseits wieder Lebensraum für eine reiche Gesell- Mittelmeer-Mönchsrobbe, Monachus monachus. Sie lebt an unzugänglichen Felsküsten des Mittelmeeres und zählt zu den seltensten Meeressäugern der Welt. Das Weibchen benötigt zur Geburt und zur Aufzucht ihres Jungen ein geschütztes Versteck an Land, idealerweise eine Höhle mit trockenem Höhlenhintergrund. Dort wird das Jungtier von der Mutter gesäugt und verbringt seine ersten Lebensmonate an Land. In Meereshöhlen hineinzuschnorcheln ist aufregend und immer interessant. Sollten solche Höhlen aber in einem der letzten verbliebenen Gebiete mit Vorkommen der Mönchsrobbe sein, dann empfiehlt es sich, auf die Erkundung der Höhle zu verzichten. Es könnte sonst ein Störfaktor mit letalem Ausgang für ein eventuell vorhandenes Jungtier sein. „ Perfekt tariert mit dem Tauchgerät über bodenlosem Grund im tiefen Blau des Meeres schwebend – das ist für mich der Inbegriff von Freiheit!“
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