ocean7 5/2023

Wissen und Meer

Wissen und Meer Hausboot-Fahren Ist das denn was für gestandene Seebären? Es gibt Menschen in meiner Familie und im Freundeskreis, für die ist Hochseesegeln ein No-Go. Meine Gattin wird schon seekrank, wenn ich nur davon berichte, was wir alles erlebt haben. Und einige meiner Freunde halten Segeln mit Schräglage für entbehrlich, selbst Katamaran-Segeln wird nur mit Argwohn akzeptiert (siehe -Ausgabe 6/2021). Also habe ich das Jahr 2023 zum Jahr des Hausbootes ausgerufen: Einmal war ich in Frankreich auf der Saône, ein anderes mal in Holland südlich von Amsterdam unterwegs. Frühere Hausbootreisen führten mich zweimal nach Irland auf den Shannon River und auf den Kanal Marne au Rhin. Der eindrucksvollste Kanal war der Crinan Canal in Schottland. Die holländischen Schleusen vom Atlantik in den Noordzeekanaal, ins Markermeer, ins IJsselmeer und in die Waddenzee haben einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Ich bin sicher kein Hausboot experte, ich darf hier lediglich meine Eindrücke zum Besten geben. Also, was veranlasst nun einen alten Seebären wie mich, auf ein Hausboot zu steigen? HAUS VOLLER MÖGLICHKEITEN Beginnen möchte ich mit den Themen Komfort und Sicherheit. Das Fahren auf den verschiedensten Kanälen ist ausgesprochen sicher. Es gibt (fast) keine Gezeiten, keine hohen Wellen, es gibt durchaus Wind, aber durch das sichere Fahrwasser wird man nicht so leicht zum Spielball der Elemente. Dadurch ist diese Form des nautischen Reisens perfekt für Kinder, aber auch für ältere Semester sehr gut geeignet. Hausbootfahren eröffnet unzählige Möglichkeiten, sich zu entfalten: Auf der Saône hatten wir Fahrräder dabei – die Radtouren ins Landesinnere oder dem Kanal entlang waren wunderbare Erlebnisse. In Irland improvisierten wir auf einer einsamen Insel im Shannon ein Theaterstück, in Frankreich kauften wir feinsten Ziegenkäse auf dem Markt. Wir können bei einer Hausbootfahrt das Tempo selbst bestimmen. Es gibt keine „Überfahrt“ oder einen „langen Schlag“. Wir müssen keinen Ankerplatz vor Einbruch der Dämmerung finden. Wir konnten in Utrecht gemütlich frühstücken und später im „Loosdrechtse Plassen“ herrlich schwimmen gehen. Wir waren echt „entschleunigt“. WAS MAN WISSEN MUSS Natürlich hat sich die Infrastruktur in den Kanälen dem Bootstourismus angepasst. Eine Lizenz wird nicht benötigt, man kann also als Neuling ein Hausboot mieten und losschippern. Ich empfehle aber dringend, eine mehrstündige Einweisung in Anspruch zu nehmen. Die Charter firmen mit entsprechenden Qualitätsstandards bieten Unterwegs mit dem Hausboot: Komfort, Sightseeing und Entspannung perfekt vereint. GOTTFRIED TITZL RIESER ist Commodore des Yacht Club Austria und passionierter Fahrtensegler mit insgesamt rund 25.000 in seinen Logbüchern dokumentierten Seemeilen. Sein Motto: „Die See ist der beste Lehrmeister!“ kolumne@ocean7.at das auch an. Man muss mit Radeffekt umgehen können, bei manchen Hausboot-Typen greift bei Rückwärtsfahrt kein Ruder, man lenkt also mit Vorwärtsschub und Rückwärtsgang. Na ja, Knoten wollen auch geübt sein: Wir haben erlebt, wie ein Hausbootfahrer neben uns in einer Schleuse einen falschen Klampenschlag gemacht hat. Durch das rasche Absinken des Wasserspiegels konnte der Knoten nicht mehr gelöst werden und das Boot platschte aus einem halben Meter Höhe ins Wasser, nachdem er die Leine abgeschnitten hat. Man sieht, auch Hausbootfahren hat seine Tücken. Zusammenfassend darf ich festhalten: Hinsichtlich Komfort, Sightseeing und Entspannung ist diese Form des nautischen Reisens unschlagbar. Für Naturliebhaber ein absolutes Must-have: Flora und Fauna am Fluss ziehen an dir vorbei, du bist Teil der Natur. Und last but not least: Man hat seine eigene komplette Küche an Bord, für ein geselliges Beisammensein braucht es also nicht zwingend ein Wirtshaus. FOTO: REBECCA SCHWARTZ/SHUTTERSTOCK.COM 24 5/2023

Herbstmessen Festlich in Biograd Die 25. Ausgabe der größten Bootsmesse Kroatiens kann mit mehr Platz und zahlreichen Premieren – auch von heimischen Werften – aufwarten. Was vor 25 Jahren als kleine Hausmesse in der Kornati- Marina begann, hat sich mittlerweile als wichtigstes In-Water-Event im CEE-Raum etabliert. Die Biograd Boat Show kann auch heuer wieder ein Plus an Ausstellern verzeichnen. Und obwohl man im nördlichen Yachthafen über eine neue, fünfte Halle verfügt sowie die Ausstellungsflächen auf dem nördlichen Plateau erweitert und schwimmende Plattformen eingerichtet hat, reicht der Platz laut Messedirektor Milan Šangulin für die vielen Anfragen neuer Aussteller nicht aus. Auf jeden Fall dabei sind aber die interessantesten Bootsvorstellungen aus dem Gastgeberland. Die ganz junge Opus-Werft aus Šopot präsentiert ihren luxuriösen 12-m- Daycruiser, der von zwei Yamaha- Außenbordern angetrieben wird und bis zu 53 kn schnell sein soll. Erstmals zu sehen ist die Sundeck- Version der Squama 21, die von der Pičuljan-Werft in Rab hergestellt wird und die über mehr Platz im Cockpit als die offene Variante verfügt. Mit Bavaria, Dufour, Cervetti, Astondoa, Evo u. v. a. wird auch die internationale Festbühne hochkarätig besetzt sein. Biograd Boat Show 2023 25. bis 29. Oktober 2023, täglich von 10 bis 18 Uhr, Marina Kornati, Biograd na Moru, Tagestickets um € 10,–. è www.bbs.com.hr Frisches aus Kroatiens Werften: links die Squama 21 Sundeck, rechts die Opus 12. Coole Kooperation GUT GEKÜHLT. Innovative Weinschränke aus verschiedenen Hölzern (mit und ohne Glastür) sind heuer auf der Biograd Boat Show zu sehen. Hersteller sind die österreichische Tischlerei Prietl, verantwortlich für das Design und die Ausführung des Gehäuses, und die kroatische Firma Sustavi Jankovic, die Beleuchtung, Kompressor und Kühlaggregat beisteuert. Jeder Weinschrank ist eine Maßanfertigung, die den technischen Gegebenheiten an Bord angepasst wird. è www.prietl-stiegen.at Schöner Wein kühlen. 5/2023 25