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ocean7 5/2023

Hanse 410. Weltpremiere in Cannes, jetzt auch mit neuestem E-Antrieb bei 55 Meilen Reichweite. Wellcraft 435. Was in Miami Vice noch wildes Sportboot, präsentiert sich heute als familienfreundlicher Weekender – Weltpremiere in Cannes. Stromführend. Überblick über den Markt der Elektroboote sowie Neuheiten im Kurzporträt. Schön langsam. Narrowboats waren einst Universaltransportfahrzeug und sind heute schwimmende Ferienwohnungen auf den Kanälen Südenglands. Wild Atlantic Way. Mit den österreichischen Weltumseglern Ingrid und Robert Schnabl auf Kulttörn in Irland, England und Schottland.

Hanse 410. Weltpremiere in Cannes, jetzt auch mit neuestem E-Antrieb bei 55 Meilen Reichweite.
Wellcraft 435. Was in Miami Vice noch wildes Sportboot, präsentiert sich heute als familienfreundlicher Weekender – Weltpremiere in Cannes.
Stromführend. Überblick über den Markt der Elektroboote sowie Neuheiten im Kurzporträt.
Schön langsam. Narrowboats waren einst Universaltransportfahrzeug und sind heute schwimmende Ferienwohnungen auf den Kanälen Südenglands.
Wild Atlantic Way. Mit den österreichischen Weltumseglern Ingrid und Robert Schnabl auf Kulttörn in Irland, England und Schottland.

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YACHTING, REISEN UND MEER<br />

5/<strong>2023</strong> September/Oktober<br />

www.<strong>ocean7</strong>.at<br />

WELL<br />

DONE<br />

Vom offenen Sportboot wie der<br />

Scarab, die Sonny Crockett in<br />

Miami Vice fuhr, zum geschlossenen<br />

Weekender: die Geschichte<br />

von WELLCRAFT, erzählt am<br />

Beispiel des neuen Modells 435.<br />

ENGLAND<br />

Wagon<br />

1. Klasse<br />

Naherlebnisse mit<br />

dem Narrowboat.<br />

FRANKREICH<br />

Salut in<br />

Cannes<br />

Feuerwerk der<br />

Weltpremieren.<br />

DEUTSCHLAND<br />

Hanse 410<br />

elektrisch<br />

55 grüne Meilen,<br />

auch ohne Wind.<br />

Mit News der österreichischen<br />

Verbände YCA und MSVÖ


ILLU: SILENT RESORTS<br />

Editorial<br />

Strom kraft der Sonne:<br />

Silent Resort auf Fidschi.<br />

Schöne neue Welt<br />

FOTO: ESZTER KONDOR<br />

Es grünt so grün, wohin man schaut. Auch auf bzw. am Wasser, wie uns die Veranstalter zum Auftakt<br />

der großen europäischen Herbstmessen mitteilen. Was oft untergeht: Vieles ist „Made in Austria“.<br />

Und manches ist einfach von<br />

Österreichern abgekupfert.<br />

Beispiel? Eine osteuropäische<br />

Werft kündigt mit Glanz und Gloria<br />

einen Zero-Emission-Kat an. Sehr<br />

löblich zwar, aber ein alter Hut.<br />

Der Kärntner Michael Köhler tüftelte<br />

schon in den frühen 2000er-<br />

Jahren an einem Katamaran, der<br />

mit reiner Sonnenenergie über die<br />

Meere schippern sollte. 2009 baute<br />

er seine Solarwave 46, und 2016 legte<br />

er mit der 64-Fuß-Version endgültig<br />

den Grundstein für den internationalen<br />

Erfolg seiner frisch<br />

gegründeten Marke „Silent Yachts“.<br />

Der nächste Geniestreich folgte<br />

2020: Silent Yachts verkündet die<br />

„Grundsteinlegung“ von Silent<br />

Resorts auf den Bahamas. Die Idee:<br />

ein rein solarelektrisch versorgtes<br />

Hotelresort mit minimalem Eingriff<br />

in die Umwelt. Davor ein Steg, an<br />

dem auch die Silent Yachten als<br />

„Villen“ andocken können.<br />

Klingt verrückt, funktioniert aber<br />

so prächtig, dass laut neuester Meldung<br />

auf den Fidschis bereits das<br />

zweite Silent Resort entsteht (großes<br />

Bild oben). Mehr darüber auf dem<br />

Cannes Yachting Festival, wo auch<br />

die neue Silent 62 3-Deck erstmals<br />

zu sehen sein wird (siehe Seite 61).<br />

Andere Meldung: Porsche entwickelt<br />

mit Frauscher einen E-Flitzer<br />

auf Basis der 858 Fantom Air mit<br />

Technik aus dem Macan electric<br />

(siehe Seite 36). Wirklich neu ist,<br />

dass dabei ein Hochvolt-System<br />

zum Einsatz kommen soll.<br />

Die Bootsmanufaktur am Traunsee<br />

baut aber schon seit 1955 durchgehend<br />

E-Boote und hat aktuell<br />

fünf Modelle im Portfolio. „Durchgehend“<br />

will betont sein, da Ferdinand<br />

Porsche auch einmal ein<br />

E-Auto gebaut hat (für die Welt -<br />

ausstellung 1900 in Paris).<br />

Ob flexible Solarpanele, Ladebzw.<br />

Strom-Managementsysteme<br />

oder sonstige (Bau-)Komponenten,<br />

derer es zur jetzt angesagten Begrünung<br />

der Wassersportwelt bedarf:<br />

Es zahlt sich aus, einen näheren<br />

Blick auf das Etikett zu werfen.<br />

Nicht selten steckt nämlich österreichisches<br />

Know-how dahinter, das<br />

über Jahre hinweg perfektioniert,<br />

von Kinderkrankheiten befreit und<br />

zur qualitativ hochwertigen Serienreife<br />

geführt wurde.<br />

Einige Meldungen sind aber wirklich<br />

bahnbrechend, wie z. B. die der<br />

neuen Hanse 410 (ja, jetzt sind wir<br />

definitiv bei unseren deutschen<br />

Nachbarn angelangt). Gefeiert als<br />

Raumwunder, ist sie genau genommen<br />

die kleinere Schwester der<br />

2022 gelaunchten 510.<br />

Die Hanse 410 wird in Cannes<br />

Weltpremiere feiern, die eigentliche<br />

Sensation ist aber der mit dieser<br />

Segelyacht ebenfalls komplett neu<br />

entwickelte E-Antrieb mit bis zu<br />

55 Meilen Reichweite.<br />

Über Größe lässt sich streiten,<br />

aber diese Leistung müssen die<br />

Mitbewerber in dieser Klasse – und<br />

das sind einige – erst einmal toppen<br />

(Bericht ab Seite 73).<br />

TAHSIN ÖZEN<br />

Journalist, Segler und<br />

Liebhaber aller Reviere<br />

und Yachten, Skipper<br />

und Chefredakteur.<br />

redaktion@<strong>ocean7</strong>.at<br />

5/<strong>2023</strong> 3


DEIN MOMENT.<br />

23. 09. - 01. 10. <strong>2023</strong><br />

MESSE FRIEDRICHSHAFEN<br />

interboot.de<br />

VIEUX PORT<br />

PORT CANTO<br />

GRAN TURISMO 41<br />

GRAN TURISMO 45<br />

SWIFT TRAWLER 41<br />

SWIFT TRAWLER 48<br />

GRAND TRAWLER 62<br />

858 FANTOM AIR<br />

1017 GT<br />

1212 GHOST AIR<br />

1414 DEMON<br />

SL 78<br />

SL 86<br />

SL 90A<br />

SL 106A<br />

SD 90<br />

SD 96<br />

SX 78<br />

SX 88<br />

SX 112<br />

SX 100<br />

SP 110<br />

12. – 17. 9. <strong>2023</strong><br />

OCEANIS 37.1 *<br />

OCEANIS 51.1<br />

OCEANIS YACHT 54<br />

OCEANIS YACHT 60<br />

FIRST 44<br />

FIRST 53<br />

* Weltpremiere<br />

LAGOON 42<br />

LAGOON 46<br />

LAGOON 51<br />

LAGOON 55<br />

SIXTY 5<br />

SEVENTY 7<br />

Terminvereinbarung erforderlich: office@masteryachting.com • + 43 1 814 44 • + 49 89 746 749 44


Cartoon<br />

ILLUSTRATION: INGA BEITZ, WWW.INGABEITZ.JIMDO.COM<br />

,,Ach, diese Hochglanz Magazine, jetzt will sie eine Motoryacht ...<br />

,,<br />

5/<strong>2023</strong> 5


Inhalt 5/<strong>2023</strong><br />

SCHÖN LANG & LANGSAM. Hausbootfahren und genießen auf 16 x 2 Metern: 18Mit dem Narrowboat auf dem südenglischen Kennet & Avon Canal Richtung Atlantik tuckern.<br />

FOTOS: GERALD PENZL, SHUTTERSTOCK – GONCHAROVAIA, TARASOVA MARIYA<br />

34<br />

MEHR STROM IN DIE SCHRAUBE. Ein Blick auf den boomenden Markt der<br />

Elektro boote. Wo herrscht besonders großes Interesse? Was sind die neuesten Trends?<br />

44<br />

SCHWARZ-WEISSE ATTACKEN. Meeresbiologe Reinhard Kikinger über die<br />

Orca-Angriffe auf Segelyachten vor den Küsten Spaniens und Portugals.


Mit News der österreichischen<br />

Verbände YCA und MSVÖ<br />

Rubrik<br />

8 SCHAUFENSTER<br />

Ins Museum abtauchen: die<br />

Ausstellung „Wächter der<br />

Ozeane“ im Great Barrier Reef.<br />

71 IMPRESSUM<br />

Kolumnen<br />

10 BOBBY SCHENK<br />

Die wichtigste Regel, wenn Besuch<br />

an Bord ist: Der Skipper segelt das<br />

Schiff, nicht die Gäste.<br />

16 OCEAN WOMAN<br />

Vom Sinn oder Unsinn, Bikes an<br />

Bord mitzuführen.<br />

24 GOTTFRIED RIESER<br />

Was einem alten Seebären<br />

an Hausbooten so gefällt.<br />

42 GENTE DI MARE<br />

Der Geophysiker und Polarforscher<br />

Georg von Neumayer und seine<br />

5.000 Rumflaschen.<br />

64 DAS 1X1 DES YACHTKAUFS<br />

Verständlich erklärt: Was beim<br />

Kauf einer Yacht zu beachten ist.<br />

Teil 3: die Übergabe.<br />

82 SKIPPER’S DIARIES<br />

Von coolen und uncoolen<br />

Hunden auf Curaçao.<br />

Reisen<br />

18 SÜDENGLAND<br />

Durch 14 Schleusen, über einen<br />

Aquädukt und an unzähligen Pubs<br />

vorbei: mit dem Narrowboat auf dem<br />

Kennet & Avon Canal.<br />

26 KULT-SEGELN<br />

Mit der Segelyacht von Irlands<br />

Westküste bis in die schottischen<br />

Highlands.<br />

Features<br />

25 BIOGRAD BOAT SHOW<br />

Was gibt es Neues zur 25. Ausgabe<br />

von Kroatiens größter Bootsmesse?<br />

32 REDAKTIONSTEST<br />

Ausprobiert: Segelschuhe von<br />

Dubarry und das Hamamtuch<br />

von LeStoff.<br />

34 ELEKTRO-TRENDS<br />

Überblick über den Markt der<br />

Elektroboote sowie Neuheiten.<br />

43 INTERBOOT<br />

Die Wassersport-Messe in Friedrichshafen<br />

lädt zum Mitmachen ein.<br />

54 CANNES YACHTING FESTIVAL<br />

Die spannendsten Premieren<br />

vom großen Schaulaufen an der<br />

Côte d’Azur.<br />

62 AUSSENBORDER<br />

Yamahas neueste Generation von<br />

High-Power-Motoren.<br />

Yachten<br />

66 WELLCRAFT 435<br />

Kurswechsel bei der US-Kultmarke:<br />

vom Sportboot zum Weekender mit<br />

viel Punch. Weltpremiere in Cannes.<br />

72 HANSE 410<br />

Neue Maßstäbe bei Platz und E-Antrieb<br />

im Segment der 40-Fuß-Fahrtenyachten.<br />

Weltpremiere in Cannes.<br />

Im Verband<br />

76 MOTORBOOTSPORT UND SEE-<br />

FAHRTS VERBAND ÖSTERREICH<br />

78 YACHT CLUB AUSTRIA<br />

Tauchen Sie ein in die<br />

exklusive Welt des Yachting!<br />

Ihr exklusiver<br />

Termin unter<br />

+43 664 340 97 86<br />

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für Österreich für:<br />

FOTO: WELLCRAFT<br />

YACHTING, REISEN UND MEER<br />

5/<strong>2023</strong> September/Oktober € 5,90<br />

www.<strong>ocean7</strong>.at<br />

Österreichische Post AG | MZ 23Z043777 M | <strong>ocean7</strong>, Feschnigstraße 232, 9020 Klagenfurt<br />

WELL<br />

DONE<br />

Vom offenen Sportboot wie der<br />

Scarab, die Sonny Crockett in<br />

Miami Vice fuhr, zum geschlossenen<br />

Weekender: die Geschichte<br />

von WELLCRAFT, erzählt am<br />

Beispiel des neuen Modells 435.<br />

ENGLAND<br />

Wagon<br />

1. Klasse<br />

Naherlebnisse mit<br />

dem Narrowboat.<br />

FRANKREICH<br />

Salut in<br />

Cannes<br />

Feuerwerk der<br />

Weltpremieren.<br />

DEUTSCHLAND<br />

Hanse 410<br />

elektrisch<br />

55 grüne Meilen,<br />

auch ohne Wind.<br />

Die Wellcraft 435 hat nicht nur<br />

Platz für die Familie, sondern<br />

auch für drei Außenborder-<br />

Motoren. Bericht ab Seite 66.<br />

www.bootemayer.at


Schaufenster<br />

Im Museum<br />

Text TAHSIN ÖZEN | Foto TOURISM AND EVENTS-QUEENSLAND<br />

Mit seinen „Wächtern<br />

der Ozeane“ schuf der<br />

Unterwasser-Bildhauer<br />

Jason deCaires Taylor<br />

eine Hommage an acht Forscher<br />

und Umweltschützer, die ihr<br />

Lebenswerk dem Meer gewidmet<br />

haben. Unter ihnen ist zum Beispiel<br />

die gebürtige Münchnerin<br />

Katharina Fabricius, die heute zu<br />

den führenden Korallenexpertinnen<br />

am Australian Institute of Marine<br />

Science zählt und auf Magnetic<br />

Island lebt.<br />

Rund 30 Meilen von ihr entfernt<br />

wurden die Skulpturen im Museum<br />

of Underwater Art (MOUA)<br />

im Herzen des Great Barrier Reef<br />

versenkt. Tiefe: ca. fünf Meter –<br />

daher auch für Schnorchler gut<br />

erreichbar.<br />

Jede der acht „Ocean Sentinels“<br />

ist 2,2 Meter groß und wiegt zwischen<br />

940 und 2.800 Kilogramm.<br />

Sie bestehen aus einem speziellen<br />

umweltfreundlichen Beton, der mit<br />

der Zeit die Formen seiner natürlichen<br />

Umgebung annimmt. Als lebende<br />

Mikroriffe werden sie also<br />

letztlich in die DNA des Great Barrier<br />

Reef übergehen.<br />

Zur Besichtigung des Museum<br />

of Underwater Art führen Tourenveranstalter<br />

aus der Region ab<br />

Towns ville und Magnetic Island.<br />

è www.moua.com.au/ocean-sentinels<br />

Katharina Fabricius,<br />

Korallenexpertin<br />

John E. N. „Charlie“<br />

Veron, Meeresbiologe<br />

Richard Braley,<br />

Muschelforscher<br />

Charles Maurice<br />

Yonge, Meeresbiologe<br />

David Vaughan,<br />

Korallenforscher<br />

Peter Harrison,<br />

Korallenforscher<br />

Molly Steer,<br />

Umweltaktivistin<br />

Jayme Marshall,<br />

Naturschützerin


Hybride Kunst<br />

Der britische Taucher und Bildhauer Jason deCaires<br />

Taylor stellt seit 2006 Betonskulpturen unter Wasser<br />

aus, um künstliche Riffe zu schaffen und auf das<br />

Massensterben der Korallen aufmerksam zu machen.<br />

Er hält den Rekord für die meisten Kunstinstallationen<br />

unter Wasser. Die 2014 von ihm vor der Küste<br />

Nassaus versenkte, fünf Meter hohe Statue „Ocean<br />

Atlas“ ist zudem die größte Unterwasser-Figurenskulptur<br />

weltweit. Jüngstes Projekt: das Museo<br />

Subacuático de Arte (MUSA) in Cancún, Mexiko.<br />

è www.underwatersculpture.com<br />

5/<strong>2023</strong> 9


In den Wind gesprochen<br />

FOTO: PETER STUCKINGS/SHUTTERSTOCK.COM<br />

Achtung, Gäste an Bord! Teil 2<br />

Warum der vermeintliche Traumurlaub an Bord von Yachties schnell zur bitteren Enttäuschung<br />

(vor allem bei Landratten) werden kann, wurde in der letzten Ausgabe erörtert. Doch worauf<br />

ist zu achten, damit genau das nicht passiert?<br />

Erstes und oberstes Gebot:<br />

Man kläre die Anwärter im<br />

vorhinein umfänglich auf,<br />

was sie und was man von ihnen an<br />

Bord erwartet. Die Frage, ob man<br />

als Mitsegler oder Gast aufs Schiff<br />

kommt, muss da schon unmissverständlich<br />

beantwortet sein.<br />

Fehlt diese Info, kann es passieren,<br />

dass die unwissenden Besucher<br />

einen Komfort erwarten, wie<br />

er auf Charteryachten „mit Crew“<br />

geboten wird: Dass man also Eiswürfel<br />

zum Gin Tonic serviert und<br />

mehrmals am Tag kocht, während<br />

die Gäste auf dem Vorschiff ihr<br />

Sonnenbad genießen. Schnell sind<br />

Skipperin und Skipper zu Dienern<br />

degradiert.<br />

Auch klar: Jeder Gast ist verschieden<br />

– die einen sind Nichtsegler, die<br />

auch einmal auf einer Yacht Urlaub<br />

machen wollen, die anderen sind<br />

begeisterte Fahrtensegler oder Anfänger,<br />

die das Abenteuer suchen<br />

und einmal eine ganze Etappe mitsegeln<br />

wollen.<br />

Aber wie in der letzten Ausgabe<br />

schon ausgeführt, enden gar nicht<br />

so selten solche von beiden Seiten<br />

gut gemeinten Unternehmungen<br />

im Ende der Freundschaft bzw. in<br />

einem zerstörten Urlaubstraum<br />

mit der Frage: Wie konnte das<br />

nur passieren?<br />

BOBBY SCHENK<br />

ist Weltumsegler,<br />

Navigations-Experte<br />

und Buchautor.<br />

kolumne@<strong>ocean7</strong>.at<br />

DER SKIPPER SEGELT DAS<br />

SCHIFF, NICHT DIE GÄSTE!<br />

Gleichgültig, ob Segler oder Nichtsegler,<br />

Freunde oder Verwandte,<br />

mit oder ohne Kinder: Der Skipper<br />

bleibt der Skipper.<br />

Ich halte nichts von der Idee, sich<br />

auszusprechen, wer was möchte,<br />

welches Manöver zu fahren ist, ja,<br />

auch wie der Kühlschrank zu benutzen<br />

ist und so fort. Die Skipperin<br />

oder der Skipper hat in allen<br />

Dingen das letzte Wort, wenn es um<br />

sachliche Entscheidungen während<br />

des „Urlaubs“ geht. Schließlich ist<br />

der Skipper allein für die komplette<br />

Funktion einer Yacht verantwortlich,<br />

selbstverständlich auch von<br />

Gesetzes wegen. Das gilt während<br />

des „Yachturlaubs“ auch für die allerbesten<br />

Freunde, egal, wie altmodisch<br />

diese über die Mensch heit<br />

hinweg bewährte Hierarchie auf<br />

einem Schiff sein möge.<br />

Wenn dennoch Schwierigkeiten<br />

auftreten, dann liegt das häufig daran,<br />

dass die Schiffsführung nicht<br />

klar genug auf den Skipper fokussiert<br />

ist. Wenn Sie nicht mutig genug<br />

sind, Ihre Gäste oder Freunde<br />

entsprechend vor Törnbeginn –<br />

besser noch zu Hause – aufzuklären,<br />

ist es womöglich hilfreich,<br />

Ihren Gästen diese Zeilen vor<br />

dem Törn zukommen zu lassen.<br />

Was die Liebsten in der Heimat<br />

ebenfalls nicht zwingend nachvollziehen<br />

können, ist, dass nach vielen<br />

Seemeilen die Segelleidenschaft der<br />

Crew einer Langfahrt yacht nachgelassen<br />

hat, also nicht mehr im Vordergrund<br />

des Blauwasserlebens<br />

steht. Es trifft da vielleicht auf Unverständnis,<br />

wenn nicht sogleich<br />

der Anker gelichtet wird, um die<br />

hundert Meilen von Moorea nach<br />

Bora-Bora abzusegeln.<br />

Ich erinnere mich noch sehr gut<br />

an einen hämischen Kommentar,<br />

als am Ankerplatz auf einer anderen<br />

Yacht plötzlich große Taschen und<br />

Koffer vom Dingi eingeladen wurden:<br />

„Die arme Crew dort drüben,<br />

die muss morgen segeln …“<br />

Ein amerikanischer Yachtie (die<br />

Amis haben einen guten Sinn fürs<br />

Praktische) hat für diese ganze Problematik<br />

eine sehr treffende Regel:<br />

Freunde können gern aufs Schiff<br />

kommen. Sie können auch mitbestimmen,<br />

wann oder wo sie an<br />

Bord kommen. Aber das „When<br />

and where“ an Bord ist für sie tabu.<br />

Aus dieser Regel, die der Autor<br />

bedingungslos unterschreibt, sprechen<br />

die lange Erfahrung eines Weltumseglers<br />

und wahrscheinlich auch<br />

negative Erfahrungen. Ob all dies<br />

wohl für einige Skipper und Gäste<br />

in den Wind gesprochen war? <br />

10 5/<strong>2023</strong>


PANORAMA<br />

Tipps, Trends & Neuheiten<br />

Folge dem Fisch<br />

Ganz vorne am Bug sorgt der<br />

Force Kraken für Stillstand.<br />

TROLLING-MOTOR. Cooler Name<br />

für ein cooles Gerät: Mit dem Force<br />

Kraken bringt Garmin den bis dato<br />

leistungsstärksten Trolling-Motor<br />

für das Freizeitangeln auf den Markt.<br />

Zu den Aufgaben solcher E-Motoren<br />

zählt unter anderem, das Boot beim<br />

Angeln an einer Stelle zu halten –<br />

der Kraken ist dafür mit Multiband-<br />

GPS-Signalempfang und integriertem<br />

Kursreferenzsystem ausgestattet.<br />

Besonders hilfreich: Die kabellose<br />

Integration von Garmin-Kartenplottern<br />

ermöglicht es, Routen zu erstellen,<br />

denen der Trolling-Motor beim<br />

Angeln folgen kann.<br />

Noch hilfreicher: Ausgewählte<br />

Modelle der Serie besitzen ein Echolot,<br />

das Fischschwärme erkennt.<br />

è www.garmin.de<br />

Sammelt Plastik<br />

Schwimmende Untertasse<br />

AUSGESIEBT. Außenborder saugen große<br />

Wassermengen zur Kühlung an, um sie<br />

anschließend wieder zurück ins Wasser zu<br />

geben. Die Ingenieure von Suzuki haben<br />

nun fünf ihrer DF-Modelle ein smartes<br />

Sieb-System verpasst, das unter Fahrt<br />

ganz nebenbei Plastikpartikel aus dem<br />

Wasser filtert. Probleme bereitet das den<br />

Motoren keine – ist das (leicht zu reinigende)<br />

Sieb doch einmal verstopft, wird<br />

das Wasser einfach am<br />

Filter vorbeigeleitet. Große<br />

Mengen schafft das<br />

System natürlich nicht,<br />

aber in punkto Umweltschutz<br />

zählt jeder Beitrag.<br />

è www.marine.suzuki.de<br />

INSELUNTERKUNFT. Das erste Exemplar<br />

der Anthénea, eine Art<br />

schwimmende Hotel-Suite, ist nach<br />

Doha ausgeliefert worden. Die luxuriöse<br />

Kapsel, die vom James-Bond-<br />

Film „Der Spion, der mich liebte“<br />

inspiriert wurde, hat einen Durchmesser<br />

von 9,40 m und bietet Platz<br />

z. B. für eine vierköpfige Familie.<br />

Bei der Konstruktion wurde auf<br />

Nachhaltigkeit geachtet: Die Struktur<br />

ist zu 100 % recyclebar, Solarzellen<br />

auf dem Dach sorgen für<br />

sauberen Strom, eine Wasser auf -<br />

bereitung für Süßwasser, ein ausgeklügeltes<br />

Verankerungssystem für<br />

minimale Schäden am Meeresboden.<br />

Erhältlich ist die persönliche Insel in<br />

verschiedenen Ausführungen – als<br />

Hotel-Suite, als Spa, als Businessversion<br />

und in einer offenen Variante.<br />

è www.anthenea.fr<br />

Ihre persönliche Insel<br />

mit James-Bond-Flair.<br />

Charter versichert man<br />

bei<br />

YACHT- UND SKIPPERVERSICHERUNGEN<br />

Pionier der Allgefahrendeckung für Yachten & Erfinder der Charterversicherung für Skipper<br />

E-Mail: thomas.diglas@yacht-pool.at | Tel. +43 535 620 433 00


PANORAMA<br />

Tipps, Trends & Neuheiten<br />

Trotzdem melden<br />

Böse Überraschung im Winterlager.<br />

KASKO. Schnell ist es passiert: eine<br />

kleine Untiefe, und der Kiel berührt<br />

den Boden. Ein Tauchgang zeigt: Sieht<br />

alles gut aus, also ist wohl nichts passiert.<br />

Aus Erfahrung weiß man jedoch:<br />

So mancher Kratzer erweist sich im<br />

Winterlager dann doch als größerer<br />

Schaden. Die Yachtversicherung<br />

Schomacker rät in einem solchen<br />

Fall dringend zur Schadensmeldung.<br />

Eine vorsorgliche Meldung, die<br />

zurückgezogen werden kann, wenn<br />

sich der Schaden als unerheblich herausstellt,<br />

wird weder den Verlust des<br />

Schadenfreiheitsrabatts noch eine<br />

Selbst beteiligung nach sich ziehen. Die<br />

Meldung sorgt vielmehr dafür, dass der<br />

Kaskoversicherer informiert ist und<br />

auch entsprechend handeln kann.<br />

è www.schomacker.de<br />

Reizend in Rosa<br />

BARBIE-EFFEKT? Der türkische<br />

Hersteller VisionF Yachts hat den<br />

vierten und letzten Rumpf seiner<br />

24,6-m-Alu-Kat-Serie VisionF 80<br />

vorgestellt, bevor das Modell durch<br />

die größere VisionF 82 ersetzt wird.<br />

Gebaut für einen Tech-Unternehmer,<br />

wird die Yacht sich garantiert<br />

von der Masse abheben. Während<br />

der dritte Rumpf eine komplett in<br />

Schwarz gehaltene Sonderedition<br />

war, wünschte dieser Kunde seine<br />

Yacht – und zwar Rumpf und große<br />

Teile des Interieurs – in Rosa. Der<br />

Riesenkat mit 9,7 m Breite (aber nur<br />

0,8 m Tiefgang) verfügt über einen<br />

54 m² großen Salon, vier Gästesuiten<br />

und eine sehr große Pantry auf dem<br />

Unterdeck.<br />

è www.visionf.com<br />

Rosa rules!<br />

FOTO: SAIM KAAN YILMAZ<br />

„Das Meer verweigert auch den kleinsten<br />

Flüssen nicht den Zutritt. Daher seine Tiefe.“<br />

Chinesisches Sprichwort<br />

VOLTSERVE<br />

Ihr Partner rund um die Elektrik an Bord.<br />

+43 660 1991063 · lukas@voltserve.at · www.voltserve.at


YACHTCHARTER | YACHTSALES<br />

Multihulls suchen neue Besitzer.<br />

5.–8. OKTOBER <strong>2023</strong>, CANET-EN-ROUSSILLON<br />

Aus zweiter Hand<br />

GEBRAUCHTMARKT. Schnäppchenjäger aufgepasst:<br />

Vom 5. bis 8. Oktober findet im südfranzösischen<br />

Canet-en-Roussillon die achte Ausgabe<br />

der schwimmenden Messe für gebrauchte Mehrrumpfboote<br />

und Refit statt. Auch dieses Jahr wird<br />

neben der Messe ein Forum geboten, das den Arbeitsplätzen<br />

im Bootssektor gewidmet ist – die<br />

großen Multihulls haben ja ebenfalls Bedarf an<br />

Wartung und Pflege. Geöffnet ist „Les Occasions<br />

du Multicoque et du Refit“ täglich von 10 bis<br />

18 Uhr, der Eintritt ist gratis.<br />

è www.lesoccasionsdumulticoque.com<br />

Ihr Partner<br />

für Yachtcharter,<br />

Yachtkauf &<br />

Yachthandel<br />

Buchen mit<br />

Meerwert<br />

MEERESSCHUTZ. Die Charter-Plattform<br />

GlobeSailor unterstützt die<br />

Surfrider Foundation, eine NGO, die<br />

sich dem Schutz von Küsten und Gewässern<br />

verschrieben hat. Als weltweit<br />

tätige Online-Agentur hat man<br />

sich verpflichtet, in den nächsten<br />

zwölf Monaten für jede bestätigte<br />

Buchung zwei Euro an die gemeinnützige<br />

Organisation zu spenden,<br />

die derzeit mit mehr als 18.000 Mitgliedern<br />

in zwölf Ländern aktiv ist.<br />

Der geschätzte Spendenbetrag beläuft<br />

sich auf rund 15.000 Euro.<br />

è www.globesailor.de<br />

Buchungen sammeln,<br />

um Müll zu<br />

sammeln.<br />

FOTO: BRESLAVTSEV OLEG/SHUTTERSTOCK.COM<br />

Mit eigenen Basen in Kroatien<br />

& Yachtcharter weltweit<br />

Warme Haut<br />

Kurze Beinlinge<br />

nur für Damen.<br />

WETSUITS. Die neuen Neoprenanzüge<br />

von Zhik für Wassersportarten<br />

wie Foiling oder<br />

Kite-Surfing hat eine Männer-<br />

(Viento genannt) und eine<br />

Damenlinie (Ola heißt<br />

die). Beide sind als Ganzkörper-<br />

(oder Steamer-)<br />

Ausführung mit 4/3mmund<br />

3/2mm-Lagen erhältlich,<br />

nur den Damen vorbehalten ist<br />

allerdings ein Shorty mit langen<br />

Ärmeln. Der Aufwand, das<br />

Ganze dicht und warm zu gestalten,<br />

ist enorm, man schaue<br />

sich nur die geklebten und mit<br />

weichen und dehnbaren 4-Nadel-Flatlock-Nähten<br />

versehenen<br />

Verbindungen an. Hübsch<br />

anzusehen: das in den Oberkörper<br />

eingearbeitete Muster,<br />

das von Holzschnitzereien und<br />

Wellen inspiriert ist.<br />

è www.zhik.com<br />

+43 (0)5332/74291<br />

charter@trend-travel-yachting.com<br />

trend-travel-yachting.com<br />

© Oliver Blanchet/Neel Trimarans


PANORAMA<br />

Tipps, Trends & Neuheiten<br />

FOTO: STUDIO PONANT/ALEXANDRE HERBRECHT<br />

Drei Masten zum Luxus<br />

YACHT-KREUZFAHRTEN.<br />

Nach vier Jahren kontinuierlicher<br />

Ad-hoc-Partnerschaften<br />

haben die Kreuzfahrtreederei<br />

Ponant und Relais & Châteaux<br />

nun ihre Beziehungen vertieft:<br />

Der Dreimaster Le Ponant<br />

wurde als neues Mitglied in<br />

die große Familie von Relais<br />

& Châteaux aufgenommen.<br />

Es ist die erste Segelyacht<br />

überhaupt, die das Siegel erhält<br />

und damit in den exklusiven<br />

Katalog der Vereinigung<br />

Relais & Châteaux unter Segeln.<br />

von Luxushotels und Restaurants<br />

aufgenommen wird.<br />

Mit nur 16 Kabinen und einem<br />

eigenen Küchenchef genießen<br />

die Gäste an Bord der<br />

Le Ponant ein Reiseerlebnis<br />

wie auf der eigenen Privatyacht.<br />

Aufgrund seiner geringen<br />

Größe ist es dem 88 Meter<br />

langen Dreimaster Bj. 1991<br />

(überholt 2021) zudem möglich,<br />

besonders exklusive<br />

Häfen anzulaufen. Die ersten<br />

Reisen unter der Flagge von<br />

Relais & Châteaux führen den<br />

Luxussegler nach Kap Verde<br />

und in die Karibik.<br />

è https://de.ponant.com<br />

Sail global,<br />

book lokal!<br />

PROBLEMANBIETER. In einer<br />

kürzlichen Aussendung warnt<br />

Yacht-Pool vor Verlust der Anzahlung<br />

bei Charterbuchungen über<br />

myrentboat.com. „Uns liegen mehrere<br />

Fälle vor, in denen die Online-<br />

Plattform gutgläubige Kunden um<br />

ihre Anzahlungen gebracht hat“,<br />

so Yacht-Pool-Gründer Friedrich<br />

Schöchl. Wenige Tage vor Charterbeginn<br />

wird dem Kunden mitgeteilt,<br />

dass das Schiff wegen Havarie oder<br />

einem anderen Grund nicht zur Verfügung<br />

stehe. Beim Flottenbetreiber<br />

wird der Vertrag gekündigt, auf<br />

eine Rückerstattung der Anzahlung<br />

wartet man aber vergeblich. Klagen<br />

sind aussichtslos, da die Agentur<br />

ihren Sitz im EU-Ausland hat. Daher<br />

Friedrich Schöchls erneuter dringlicher<br />

Apell: „Sail global, book local!“<br />

è www.yacht-pool.com<br />

Rundes Jubiläum, neuer Shop<br />

CLICK & COLLECT. Kroatiens größte<br />

Marina-Kette ACi Marinas feiert ihr<br />

40-Jahre-Jubiläum <strong>2023</strong> nicht nur mit<br />

dem Bau einer Supermarina (die nautisch<br />

2025 und zur Gänze 2026 eröffnet<br />

werden soll), sondern hat jetzt auch einen<br />

eigenen Onlineshop aufgelegt, in<br />

dem die beliebtesten Produkte aus dem<br />

ACI-Einzelhandelsangebot erhältlich<br />

sind. Das Sortiment reicht von Bekleidung,<br />

Utensilien für den Strandurlaub,<br />

Accessoires und Schmuck bis hin zu<br />

Geschenkkassetten mit edlen Viktualien.<br />

Anlässlich des Verkaufsstarts<br />

werden ausgewählte Produkte um<br />

20 bis 50 Prozent günstiger angeboten.<br />

è www.aci-marinas.com<br />

è https://shop.aci-marinas.com<br />

FOTO: RSPLANETA/SHUTTERSTOCK.COM<br />

ACI-Merch im Internet.<br />

Das neue PEHN 595 Elektroboot: Probefahren auf dem Attersee<br />

Palmsdorf 107b · 4864 Attersee · +43(0) 680 55 33 220 · www.pehn-bootsbau.at


Wasserdicht<br />

sprechen<br />

FUNKSPRECHGERÄT. Mit dem<br />

Tectalk Float 2 legt der deutsche<br />

Spezialist Albrecht eine<br />

neue Generation seines für die<br />

professionelle Outdoor-Verwendung<br />

gebauten PMR-<br />

Funkgeräts vor. Das Walkie-<br />

Talkie ist mit einer Reichweite<br />

von bis zu 10 km speziell für<br />

den Einsatz auf dem Wasser<br />

gedacht. Schmutz, Regen<br />

und Wind können dem nach<br />

IP67-Norm geschützten Gerät<br />

nichts anhaben. Fällt es ins<br />

Wasser, bleibt es an der Wasseroberfläche<br />

und aktiviert ein<br />

Für die robuste Kommunikation.<br />

blinkendes Signallicht, womit<br />

es auch bei Dunkelheit schnell<br />

auffindbar ist.<br />

Dank hochwertiger, griffiger<br />

Haptik liegt das Tectalk Float 2<br />

gut in der Hand und ist selbst<br />

mit festen Handschuhen zuverlässig<br />

zu bedienen.<br />

è www.albrecht-midland.de<br />

WEIL DU<br />

IM URLAUB<br />

MEHR ALS<br />

FÜNF STERNE<br />

WILLST<br />

Klein und clever<br />

MULTI-FUNKTIONS-CRUISER.<br />

Die Werftszene in Slowenien<br />

ist immer für Entdeckungen<br />

gut. Alfastreet Marine<br />

produziert in Sežana kompakte<br />

Motoryachten von 21 bis 32<br />

Fuß Länge. Besonders stolz ist<br />

man auf clevere, multifunktionale<br />

Lösungen und das hydraulische<br />

Hardtop, das ganz abgesenkt<br />

werden kann und die<br />

Persenning ersetzt. Dazu gibt<br />

es nette Features wie eine LED-<br />

Ambientebeleuchtung, vielfach<br />

verstellbare Sitze/Liegen, einfache<br />

Zugänge und vieles mehr.<br />

Die Modelle ab 23 Fuß sind<br />

auch mit Kajüte erhältlich, in<br />

der neben einem Ess-/Schlafbereich<br />

auch eine Pantry und<br />

eine abgetrennte Nasszelle<br />

Platz gefunden haben. Bei den<br />

Motorisierungen kann man<br />

(modellabhängig) zwischen<br />

Innen- und Außenbordern sowie<br />

Diesel, Benziner, Elektro<br />

oder Hybrid wählen.<br />

è www.alfastreet-marine.com<br />

Alfastreet Marine 28 Cabin:<br />

Das Hardtop ist ganz versenkbar.<br />

TAUSEND GRÜNDE,<br />

EIN PARTNER


Ocean Woman<br />

Gutes Rad ist teuer<br />

Elektrisch, faltbar, aus Stahl oder gar aus Carbon: Bikes aller (Preis-)Klassen erobern<br />

die Yachtwelt. Die Frage ist, ob sie den Aufwand (Kosten/Nutzen) gerade bei Yachten<br />

kleiner und mittlerer Größe auch wert sind?<br />

Der Skipper ist ja sehr ordentlich<br />

und mistet gerne aus.<br />

Was toll ist – wegen der<br />

Ordnung nicht nur an Bord, sondern<br />

auch an Land. Gerade habe<br />

ich aber das Gefühl, dass das Ausmisten,<br />

das unseren Zeitungsständer<br />

zu Hause betrifft, etwas<br />

einseitig ist. Vergeblich suche ich<br />

nach einer meiner hübschen, bunten<br />

Lifestyle/Yoga/Inspirations/Café-Zeitschriften<br />

zwischen all den<br />

Segel/Yacht/Fliegenfisch/Gitarren-<br />

Magazinen. Ich entscheide mich<br />

dann für einen dicken Katalog, der<br />

meinen Lesestoff verdrängt hat.<br />

Ein Segelbedarfskatalog. Dreitage<br />

bärtige Mit vierziger kurbeln<br />

entschlossen an einer Winsch. Im<br />

Hinter grund, in figurbetont geschnittenes<br />

Ölzeug eingepackt, die<br />

Skipperin am Steuerrad – mit konzentriertem<br />

Blick und geschminkten<br />

Lippen. Zumindest schauen<br />

alle in die gleiche Richtung. Vielleicht<br />

auf die spiegelglatte See, die<br />

im Bild zu erkennen ist?<br />

Die Schuhabteilung! Ich überlege<br />

kurz, ob es nun doch an der Zeit<br />

ist, meine wettergegerbten Crocs<br />

FOTO: H. SKRACH<br />

ALEXANDRA SCHÖLER<br />

ist Weltumseglerin,<br />

Sängerin, Regisseurin,<br />

Buchautorin und seit<br />

2010 Ocean Woman.<br />

kolumne@<strong>ocean7</strong>.at<br />

Must have?<br />

Fahrrad an Bord.<br />

aus Neuseeland gegen ordentliches<br />

Bordschuhwerk einzutauschen.<br />

Da eine Badeleiter für Hunde,<br />

dort ein Whirlpool inklusive Pumpe.<br />

Hä? Aber schon umge blättert,<br />

und ich traue meinen Augen nicht.<br />

Hab ich da einiges verschlafen in<br />

den vergangenen Jahren, was Se -<br />

gel ausstattung betrifft? War ich<br />

doch brav auf der Bootsmesse in<br />

Tulln, hab<br />

gelesen und<br />

YouTube-Segelblogs verschlungen,<br />

und dennoch sehe ich zum ersten<br />

Mal ein Faltrad mit E-Motor! Ich<br />

stürze mich ins Netz und entdecke<br />

das Video eines Seglers, der elektrisch<br />

durch eine hübsche Hafenstadt<br />

in Malaysien radelt und dazu<br />

über Bordräder plaudert. Begeistert<br />

erzählt er, wie toll es ist, so die Umgebung<br />

zu erkunden oder einkaufen<br />

zu gehen. Wieder in der Ma ri -<br />

na, ist das E-Faltrad schwupps<br />

klein geklappt und in einer Backs -<br />

kiste verstaut.<br />

UND WIE TATEN WIR?<br />

Wir hatten ein Rad. Finns Kinderrad.<br />

Es überlebte bis Teneriffa, festgezurrt<br />

an der Steuerbordreling.<br />

Der Bub düste durch die große Marina<br />

in Santa Cruz und legte es zu<br />

nah an den Rand des Schwimmstegs.<br />

Trotz bitterer Tränen tauchte<br />

der Skipper nicht 25 Meter ab, um<br />

es zu retten. Ansonsten gingen wir<br />

zu Fuß oder fuhren mit den Öffis.<br />

Unsere holländischen Segel freunde<br />

radelten gerne mit ihren Falt rä -<br />

dern und sahen dabei unglaublich<br />

komisch aus. Zwei große Menschen<br />

auf Bikes mit kleinen Rädern. Sie<br />

wirkten sehr fit, war auch kein<br />

Wun der, so sehr wie sie treten<br />

mussten, um vorwärts zu kommen.<br />

Die beiden bevorzugten außerdem<br />

Marinas. Auf den Ankerplätzen<br />

der Karibik und Südsee sah<br />

man nie Räder. Aber vielleicht hat<br />

sich das geändert? Im Seglerforum<br />

schreibt einer zum Bordrad-Thema,<br />

dass auf den Bahamas ein<br />

Gang reiche, aber sobald man die<br />

Grenadinen ansegele, wären zehn<br />

Gänge zu empfehlen. Nicht nur<br />

seien die „Trade Winds ein Killer“,<br />

sondern man sollte auch nicht vergessen:<br />

Inseln sind Berge, die aus<br />

dem Meer ragen!<br />

Die Vielfalt der Bordräder ist gigantisch.<br />

Aus Stahl, Titan, Carbon<br />

und Aluminium werden sie gebaut.<br />

Mit Laufradgrößen von 16 bis 25<br />

Zoll, das Gewicht zwischen 10 und<br />

15 Kilo, E-Bikes können auch 30<br />

Kilo auf die Waage bringen. Faustregel:<br />

je leichter, desto teurer.<br />

Ein Anbieter preist sein superleichtes<br />

Titan-Faltrad an und als<br />

Goodie wird auch der Name des<br />

Schiffes draufgeprintet. Ob das ein<br />

Vorteil ist, bezweifle ich, denn mit<br />

Namen des Mutterschiffs gekennzeichnete<br />

Dingis geben Auskunft,<br />

dass wahrscheinlich gerade die gesamte<br />

Crew an Land und das Schiff<br />

frei zu kapern ist.<br />

Wir schleppen seit jeher Surfbretter<br />

mit und dieses Jahr zum<br />

ersten Mal ein aufblasbares Paddelboot.<br />

Zum schnellen An-Land-<br />

Paddeln – Fitnessgerät und Einkaufswagen<br />

in einem. Und na tür -<br />

lich kann man herrlich die Bucht<br />

erforschen.<br />

Das Segelkind bekam damals in<br />

Santa Cruz ein neues Rad aus einem<br />

Secondhand-Store. Das Bike<br />

umrundete mit uns die Welt, in<br />

Neuseeland stellte es sich sogar als<br />

ausgesprochen cooles und seltenes<br />

Flybike heraus. Finn radelte begeistert<br />

durch die Gegend. Wir gingen<br />

zu Fuß. Das tun wir weiterhin. <br />

16 5/<strong>2023</strong>


ÜBER<br />

Ab September buchbar:<br />

Oceanis 40.1 mit E-Antrieb.<br />

Am Puls der Zeit<br />

Ab 2024 buchbar:<br />

Astrea 42 mit E-Antrieb.<br />

JAHRE<br />

CHARTERPREMIEREN. Offiziell mag<br />

die Dufour 41 zwar erst am 12. September<br />

in Cannes Weltpremiere feiern<br />

(siehe Seite 59). Bei Pitter Yachtcharter<br />

kann man die neue Dufour<br />

41 aber bereits mit September <strong>2023</strong><br />

ab ihrer Basis Jezera auf Murter im<br />

Charter testen. Auf der Biograd Boat<br />

Show wird sie am Pitter-Stand ebenfalls<br />

präsentiert. Viele neue Yachten –<br />

wie die neue Bavaria C46, die auch<br />

auf der Messe in Cannes Premiere feiert<br />

(siehe Seite 59) – werden ab 2024<br />

die große Charterflotte von Pitter ergänzen.<br />

Und während bei vielen anderen<br />

die Elektro-Antriebstechnologie<br />

erst so richtig Fahrt aufnimmt<br />

(siehe ab Seite 34), kann man bei<br />

Pitter schon jetzt eine auf E-Antrieb<br />

umgerüstete Oceanis 40.1 ab Biograd<br />

chartern. Der E-Umbau wurde von<br />

Pitter Yachtcharter, das in Kroatien<br />

neben dem Chartergeschäft auf Yachtservice,<br />

Motoren- und Elektroservice<br />

für Charter- und Eigneryachten spezialisiert<br />

ist, in Kooperation mit der<br />

für E-Antriebssysteme renommierten<br />

Firma Oceanvolt durchgeführt. Ab<br />

2024 folgt mit einer Fountaine Pajot<br />

Astrea 42 Smart Electric auch der erste<br />

E-Kat in der Pitter Charterflotte.<br />

è www.pitter-yachting.com<br />

Yacht-Reigen in Cannes<br />

GROSSES PROGRAMM. Zwei Charterbasen<br />

in Kroatien und eine auf den<br />

Kapverden betreibt Trend Travel &<br />

Yachting und bietet daher so manche<br />

der in Cannes ausgestellten Yachten<br />

in der eigenen Flotte an. Und weil<br />

man zugleich auch Händler für Jeanneau-Segelyachten<br />

sowie Tri marane<br />

von Neel (Segler) und Leen (Motor)<br />

ist, ist die persönliche Präsenz in<br />

Cannes natürlich Pflicht. Von den<br />

Jeanneau-Seglern werden die Charterflotten-Bestseller<br />

Sun Odyssey 410<br />

und 440 ebenso zu sehen sein wie die<br />

großen Jeanneau Yachts 55, 60 und<br />

65. Ebenfalls bereits im Charter und<br />

in Cannes: die Trimarane Neel 43 und<br />

47, wobei die Werft auch mit der Neel<br />

52 und der Leen 56 zwei Weltpremieren<br />

in Cannes angekündigt hat.<br />

Ganz aktuell: Mit Cervetti hat<br />

Trend Travel & Yachting jetzt auch<br />

die im italienischen Forli gebauten<br />

Katamarane im Programm – das erste<br />

Modell feiert ihr interna tio na les Debüt<br />

ebenfalls beim Cannes Yaching<br />

Festival. Mehr Infos zu den Weltpremieren<br />

auf Seite 58.<br />

è www.trend-travel-yachting.com<br />

Die Sun Odyssey 410<br />

wird ebenso wie die<br />

Jeanneau Yachts 65<br />

in Cannes gezeigt.<br />

Entdecken<br />

Sie das<br />

Mittelmeer<br />

im Herbst!<br />

23.09. - 01.10.<strong>2023</strong><br />

Sie finden uns im<br />

Foyer West FW-11<br />

+49 (0) 611 - 66 05 1<br />

mail@argos-yachtcharter.de<br />

www.argos-yachtcharter.de<br />

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Südengland<br />

Narrowboats sind Kult. Im 18. Jahrhundert waren die langen, schmalen Kanalschiffe<br />

das Universaltransportfahrzeug der Industrialisierung. Heute sind sie schwimmende<br />

Ferien wohnungen, mit denen sich weite Teile Britanniens im Spaziertempo vom<br />

Wasser aus erkunden lassen. Wir sind mit einem Narrowboot vom südenglischen<br />

Bradford-on-Avon aus über den Kennet & Avon Canal Richtung Atlantik gefahren.<br />

Höhepunkte der 45 Kilometer langen Strecke sind neben 14 handbetriebenen<br />

Schleusen das viktorianische Bath und die Seefahrtsmetropole Bristol.<br />

Text und Fotos GERALD PENZL<br />

Schön<br />

langsam<br />

18 5/<strong>2023</strong>


Nice to see you“, begrüßt<br />

uns Tim. Er fragt, ob wir<br />

schon mal Narrowboat<br />

gefahren sind. Wir verneinen.<br />

„No problem“, schmunzelt<br />

er und deutet auf ein knapp 16<br />

Meter langes und rund zwei Meter<br />

breites Wasservehikel, das – pardon,<br />

liebe Briten, nichts für ungut<br />

– aussieht, als hätte man einen alten<br />

Eisenbahnwaggon bunt angemalt,<br />

die Räder abmontiert und<br />

das Ganze auf einen Bootsrumpf<br />

geschweißt. „Keine Sorge“, versichert<br />

der Basisleiter, „damit ist<br />

bis jetzt jeder zurecht ge kommen“.<br />

Und damit wünscht er uns auch<br />

gleich gute Fahrt.<br />

Das mittelalterliche Bradfordon-Avon<br />

mit seinen honigfar be -<br />

nen Sandsteinhäuschen verschwindet<br />

hinterm Heck. Ich stehe am<br />

Steuerstand, die lange Pinne in<br />

der Hand, und tuckere mit knapp<br />

5 km/h den Kennet and Avon<br />

Canal in Richtung Bath. Am Ufer,<br />

unter dem grünen Blätterdach hoher<br />

Erlen und Eschen, reihen sich<br />

die Kanal boote wie Perlen an einer<br />

Kette nebeneinander. Manche<br />

sind abenteuerliche Selbstbaukonstruktionen,<br />

andere wiederum<br />

teu re Stahlyachten, das Gros aber<br />

hübsch aufgebrezelte Narrowboats<br />

mit oder ohne Kräutergarten auf<br />

dem Dach.<br />

FOTO: FAIRWINDSYACHTCHARTER.DE<br />

Wer ein Narrowboat sein<br />

Eigen nennt, dessen Fantasie<br />

sind bei der Innengestaltung<br />

keine Grenzen<br />

gesetzt – höchstens<br />

durch die geringe Breite<br />

der alten Frachtkähne.<br />

5/<strong>2023</strong> 19


Südengland<br />

Nach einer erholsamen Nacht<br />

nahe des 220 Jahre alten Dundas-<br />

Aquädukts, zwei Liliput-Drehbrücken<br />

und einem kühlen Cider<br />

im Biergarten des historischen<br />

George Inn erreichen wir gegen<br />

Mittag die oberste von sechs<br />

Schleu sen. Der Blick auf die bilderbuchschöne<br />

UNESCO-Weltkulturerbe-Stadt<br />

Bath mit ihren<br />

georgianischen Wohnpalästen<br />

und römischen Thermen ist leider<br />

von Bäumen verstellt.<br />

Wir arbeiten uns Schleuse für<br />

Schleuse talwärts, lassen nach eineinhalb<br />

Stunden rund 20 Meter<br />

„tiefer“ die „Bottom Lock“ im<br />

Achterwasser und haben damit<br />

Bath vor dem Bug.<br />

FRUCHTBARES WASSER<br />

Gut 400 Jahre badeten die Römer<br />

in den heißen Mineralquellen der<br />

Stadt, dann versank das einstige<br />

Heiligtum der Kelten-Göttin Sulis<br />

im Dornröschenschlaf. Anfang des<br />

18. Jh. besuchte die gichtkranke<br />

Königin Anne Stuart den Ort. Ob<br />

die Heilquellen die Krankheit der<br />

Queen lindern konnten, steht dahin.<br />

Jedenfalls katapultierte der royale<br />

Besuch das 3.000-Seelen-Fachwerkörtchen<br />

im Handumdrehen an<br />

die Spitze der britischen Kurorte.<br />

Prunk- und Prachtbauten schossen<br />

wie Pilze aus dem Boden. Wer<br />

es sich leisten konnte, wohnte und<br />

kurte in Bath, verlustierte sich beim<br />

Kartenspiel, traf sich zum Tête- à-<br />

Tête oder schwang das Tanzbein –<br />

moralische Fehltritte und ihre Fol -<br />

gen inklusive. So hält sich bis heute<br />

das bitter böse Gerücht, die Schwan -<br />

gerschaft von Königin Mary II.<br />

habe weniger mit der Heilkraft der<br />

Quellen als mit der Mannbarkeit<br />

ihres Kurschattens zu tun gehabt.<br />

Hanham Look, 15 naturbelassene<br />

Kilometer hinter Bath: Es ist<br />

kurz nach 19 Uhr. Die Liegeplätze<br />

rund um die Schleuse sind alle belegt.<br />

Sollen wir weiterfahren und<br />

auf dem Weg nach Bristol am<br />

Flussufer übernachten? Was auf<br />

dem bisherigen Weg problemlos<br />

war, funktioniert jetzt nicht mehr.<br />

Denn erstens gibt es auf der nun<br />

folgenden sechs Kilometer langen<br />

Strecke keine Anlegemöglichkeit.<br />

Und zweitens be stimmen Ebbe und<br />

Flut den Wasserstand hier am Unterlauf<br />

des River Avon. Ich greife<br />

zum Handy und rufe den Schleusenwärter<br />

der Netham Look an.<br />

„Bleibt, wo ihr seid“, empfiehlt er,<br />

Historische Kräne im Floating Harbour.<br />

Der größte ist der Fairbairn Steam<br />

Crane, der 35 Tonnen heben konnte.<br />

Frisch gezapfte Stärkung<br />

ist überall zu haben, auch<br />

im Barge Inn an den Caen<br />

Hill Locks.<br />

Unten: Auf dem Avon River<br />

mit Blick auf die Saltford<br />

Messing Mühle aus den<br />

1720ern.<br />

Auf dem Wasser übers Wasser: Das Dundas-<br />

Aquädukt ist der schiffbare Kanal über den Avon.<br />

„Im 18. Jh. waren Narrowboats<br />

das Universaltransportfahrzeug.“<br />

20 5/<strong>2023</strong>


„und legt morgen früh gegen sieben<br />

Uhr Richtung Bristol ab.“<br />

Severn<br />

SCHRAUBEN STATT SCHAUFELN<br />

Bisher hatten wir Glück mit dem<br />

Wetter. Aber jetzt, bei der Einfahrt<br />

in die Netham Schleuse, kübelt<br />

Petrus den Himmel aus. Ich eile<br />

zum Schleusenwärterhäuschen,<br />

der Lock Keeper erinnert sich an<br />

unser gestriges Telefonat, erkundigt<br />

sich nach der Länge unseres Bootes<br />

und stellt mir dann 37,15 £ Harbour<br />

Charges, also Hafengebühren,<br />

in Rechnung. Zurück an Bord, geht<br />

es mit dem Regenschirm in der<br />

rechten und der Pinne in der linken<br />

Hand Richtung Zentrum.<br />

Spektakuläres bietet die 450.000<br />

Einwohner zählende Stadt Bristol<br />

auf den ersten Kilometern nicht.<br />

Das ändert sich schlagartig mit der<br />

Temple Bridge. Statt schlichter<br />

Vorort-Quartiere schießen jetzt<br />

schicke Backstein-Apartments aus<br />

dem Boden. Ein paar Zündtakte<br />

NEWPORT<br />

Bristolkanal<br />

AVONMOUTH<br />

Avon<br />

STADTHAFEN<br />

BRISTOL<br />

Slow Motion: Über 100 Auf- bzw.<br />

Abstiegsbauwerke sind Teil des<br />

gesamten Kanalverlaufs.<br />

NETHAM LOCK<br />

HANHAM LOCK<br />

BATH<br />

BATH LOCKS<br />

DUNDAS AQUÄDUKT<br />

BRADFORD-ON-AVON<br />

Avon<br />

Kennet-und-Avon-Kanal<br />

Geschichte. Im 18. und frühen 19. Jh. war der Seeweg von Bristol nach London gefährlich. Auf der rund 500 sm langen Strecke tobten nicht nur Stürme<br />

und erschwerte die zerklüftete Küste die Navigation, neben Piraten machte auch die französische Kriegsmarine den britischen Frachtseglern das Leben<br />

schwer. Abhilfe sollte der Bau einer Binnenwasserverbindung zwischen den beiden Industrie-Städten schaffen. Diese sollte aus Teilstrecken der Flüsse<br />

Avon und Kennet sowie einem Verbindungskanal bestehen.<br />

1723 wurde der Fluss Kennet zwischen Newbury und seiner Themsemündung bei Reading für den Schiffsverkehr freigegeben, ab 1727 konnte der Avon von<br />

Bristol bis Bath befahren werden, 1810 wurde der 92 km lange Verbindungskanal (Kennet & Avon Canal) zwischen Bath und Newbury fertiggestellt und die<br />

140 km lange Gesamtstrecke mit ihren 105 Schleusen als navigable „Schnellverbindung“ vom Seehafen Bristol zur Themse eröffnet.<br />

Gezeiten. Der Wasserstand des River Avon wird bis zur Hanham Schleuse von Flut und Ebbe beeinflusst, der Floating Harbour und seine Zufahrt in Bristol<br />

sind zwischen der Netham Schleuse im Osten und dem Cumberland Becken im Westen der Stadt tidefrei. In Avonmouth, dem heutigen Port of Bristol an<br />

der Mündung des Avon in den Bristol Channel und damit den Atlantik, nimmt der Tidenhub leicht zweistellige Werte an.<br />

2° 14’ W<br />

51° 20’ N<br />

Maritimer Schatz in Bristols Floating<br />

Harbour: Die SS Great Britain.<br />

Schraube am Heck statt<br />

seitlicher Schaufelräder.<br />

Im Speisesaal<br />

der ersten Klasse.<br />

Werner Ober GmbH Werner & Werner Co Ober KG<br />

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Yachtelektronik<br />

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Südengland<br />

FOTO: CHRISLOFOTOS/SHUTTERSTOCK.COM<br />

„Am Ufer unter grünem Blätterdach reihen<br />

sich Boote ohne Ende aneinander.“<br />

Von den Römern bis zu den Royals: Bath hat als Kurort<br />

und gesellschaftlicher Treffpunkt große Anziehungskraft.<br />

FOTO: AROUNDWORLD/SHUTTERSTOCK.COM<br />

des Hafens ist aber die SS Great<br />

Britain. Das 1843 in Bristol vom<br />

Stapel gelaufene Schiff war eine<br />

technische Revolution. Entgegen<br />

allem, was damals auf Kiel gelegt<br />

wurde, hatte der 98 Meter lange<br />

und 3.670 Tonnen verdrängende<br />

Passagier-Liner nicht nur einen<br />

Eisen rumpf und wasserdichte<br />

Schotts, sondern statt der damals<br />

üblichen, aber bei höherem Seegang<br />

ineffek tiven seitlichen Schaufelräder<br />

eine Schiffsschraube am<br />

Heck.<br />

Das prunkvolle Empire Hotel in Bath.<br />

Südengland per Narrowboat<br />

Anreise. Flug von Wien mit einem Umstieg (z. B. in Frankfurt) nach<br />

Bristol und weiter mit dem Bus bzw. Taxi ins rund 50 km entfernte<br />

Bradford-on-Avon.<br />

Charter. Fair Winds Yacht Charter Hamburg ist spezialisiert auf<br />

Narrow boat-Törns in Großbritannien. Die Boote sind zwischen 14,3 m<br />

(47 ft) und 21,3 m (70 ft) lang, haben ein bis vier Schlafabteile und<br />

sind führerscheinfrei zu fahren. Ausgangspunkt der Törns sind<br />

neun Stützpunkte mit jeweils drei bis vier Routen. Das kleinste<br />

Boot (14,3 m) in Bradford-on-Avon kostet je nach Saison zwischen<br />

€ 1.399,– und € 2.312,– pro Woche, das größte (21,3 m) zwischen<br />

€ 2.190,– und € 3.895,–. Der Kraftstoff wird nach Verbrauch berechnet.<br />

Organi sation von Taxi-Transfers sind möglich.<br />

è www.fairwindsyachtcharter.de<br />

Karten. „Kennet & Avon Canal and River Avon“ (englischsprachig).<br />

Karte der Wasserstraße von Bristol über Bradford-on-Avon bis Reading<br />

im Maßstab 1:50.000. Dazu 7 Stadtpläne im Maßstab 1:12.500,<br />

nautische Tipps, touristische Adressen sowie historische Infos. Heron<br />

Maps, 3. Auflage 2022, £ 5,99.<br />

Tourismus. Allgemeine Infos in deutscher Sprache sind über<br />

das Britische Fremdenverkehrsamt abrufbar:<br />

è www.visitbritain.com/de<br />

Narrowboat-Basis in Bradford-on-Avon.<br />

weiter rückt die Prince Street<br />

Bridge ins Bild. Wir passieren<br />

die 140 Jahre alte Drehbrücke<br />

und haben den tidefreien Floating<br />

Harbour als Wendemarke<br />

unseres Törns erreicht.<br />

Der Hafen selbst ist ein<br />

Abziehbild seiner Geschichte.<br />

Backbord gleich hinter der<br />

Prince Street Bridge liegt der<br />

1947 auf Kiel gelegte Passagierdampfer<br />

MV Bal moral, es folgen<br />

historische Kräne, fauchende<br />

Jahrhundertwende-Dampflocks<br />

und der Fairbairn Steam Crane.<br />

Dieser dampfgetriebene Herkules<br />

wurde Mitte der 1880er bei<br />

Stothert & Pitt in Bath gebaut<br />

und konnte damals schon mehr<br />

als 35 Tonnen heben. Highlight<br />

GHOST SHIP<br />

Wir müssen morgen Nachmittag<br />

wieder zurück zur Basis nach Bradford-on-Avon.<br />

Mehr als die berühmten<br />

Schablonen-Graffitis des<br />

Bristoler Streetart Künstlers Banksy<br />

sowie die 1864 fertig gestellte<br />

Clifton Suspension Bridge können<br />

wir nicht mehr in Augenschein<br />

nehmen. Doch bevor wir morgen<br />

mit dem Bus zu der 412 Meter langen<br />

und 75 Meter hohen Kettenhängebrücke<br />

über die wild zerklüftete<br />

Avon-Schlucht fahren, geht es<br />

jetzt in den Pub Llandoger Trowin.<br />

Der Überlieferung nach sollen in<br />

der 1664 eröffneten Kneipe 15 (!)<br />

Geister hausen. Nach ein paar Pints<br />

Adnams Ghost Ship Beer dort sollte<br />

man wissen, ob die Gerüchte<br />

Seemannsgarn oder wahr sind. In<br />

diesem Sinne: Cheers! <br />

<br />

22 5/<strong>2023</strong>


Sicher gut kombiniert<br />

CHARTERVERSICHERUNG. Als individuell<br />

erweiterbare Module stellt<br />

Pantaenius ab sofort seine Versicherungslösungen<br />

für Chartertörns<br />

zur Verfügung. Maximale Törndauer,<br />

Crewgröße sowie die Versicherungssumme<br />

in der Skipper-Haftpflichtversicherung,<br />

Reiserücktritts- und<br />

Abbruchsversicherung sowie Kautionsversicherung<br />

wurden deutlich<br />

angehoben, um auch lange Reisen<br />

und komplexe Crewkonstel lationen<br />

problemlos versichern zu können.<br />

Neu ist zudem die Möglichkeit,<br />

auch spontane Mieten von Kleinbooten,<br />

Jollen und Jetskis oder Kabinencharter<br />

sowie an Chartertörns<br />

unmittelbar anschließende Hotel -<br />

auf enthalte zu versichern.<br />

è www.pantaenius.com/at-de<br />

PANORAMA<br />

Tipps, Trends & Neuheiten<br />

Panteanius-<br />

Team Österreich.<br />

FOTO: BEATRIX GRUBER<br />

Offshore und im Hafen<br />

Segeln lernen im Herbst.<br />

SEGELSCHULE. Sein Herbstprogramm<br />

hat kürzlich B3-Onwater<br />

vorgestellt. Highlight: Im November<br />

kann man mit zwei Oceanis 46.1 auf<br />

den Kanaren Atlantik-Erfahrungen<br />

und somit wertvolle Offshore-Kenntnisse<br />

sammeln. Mit zwei revierkundigen<br />

Skippern werden rund 150<br />

bis 250 Seemeilen gesegelt, Start<br />

ist in Teneriffa. Termin: 11. bis 18.<br />

November. Kosten: 1.090 Euro pro<br />

Person. Buchung, mehr Infos und<br />

weitere Trainings-Angebote unter<br />

è www.b3-onwater.at


Wissen und Meer<br />

Hausboot-Fahren<br />

Ist das denn was für gestandene Seebären?<br />

Es gibt Menschen in meiner Familie<br />

und im Freundeskreis,<br />

für die ist Hochseesegeln ein<br />

No-Go. Meine Gattin wird schon<br />

seekrank, wenn ich nur davon berichte,<br />

was wir alles erlebt haben.<br />

Und einige meiner Freunde halten<br />

Segeln mit Schräglage für entbehrlich,<br />

selbst Katamaran-Segeln wird<br />

nur mit Argwohn akzeptiert (siehe<br />

-Ausgabe 6/2021).<br />

Also habe ich das Jahr <strong>2023</strong> zum<br />

Jahr des Hausbootes ausgerufen:<br />

Einmal war ich in Frankreich auf<br />

der Saône, ein anderes mal in Holland<br />

südlich von Amsterdam unterwegs.<br />

Frühere Hausbootreisen führten<br />

mich zweimal nach Irland auf<br />

den Shannon River und auf den<br />

Kanal Marne au Rhin.<br />

Der eindrucksvollste Kanal war<br />

der Crinan Canal in Schottland.<br />

Die holländischen Schleusen vom<br />

Atlantik in den Noordzeekanaal,<br />

ins Markermeer, ins IJsselmeer<br />

und in die Waddenzee haben einen<br />

bleibenden Eindruck hinterlassen.<br />

Ich bin sicher kein Hausboot experte,<br />

ich darf hier lediglich meine<br />

Eindrücke zum Besten geben. Also,<br />

was veranlasst nun einen alten<br />

Seebären wie mich, auf ein Hausboot<br />

zu steigen?<br />

HAUS VOLLER MÖGLICHKEITEN<br />

Beginnen möchte ich mit den Themen<br />

Komfort und Sicherheit. Das<br />

Fahren auf den verschiedensten Kanälen<br />

ist ausgesprochen sicher. Es<br />

gibt (fast) keine Gezeiten, keine hohen<br />

Wellen, es gibt durchaus Wind,<br />

aber durch das sichere Fahrwasser<br />

wird man nicht so leicht zum Spielball<br />

der Elemente. Dadurch ist diese<br />

Form des nautischen Reisens perfekt<br />

für Kinder, aber auch für ältere<br />

Semester sehr gut geeignet.<br />

Hausbootfahren eröffnet unzählige<br />

Möglichkeiten, sich zu entfalten:<br />

Auf der Saône hatten wir Fahrräder<br />

dabei – die Radtouren ins Landesinnere<br />

oder dem Kanal entlang waren<br />

wunderbare Erlebnisse. In Irland<br />

improvisierten wir auf einer einsamen<br />

Insel im Shannon ein Theaterstück,<br />

in Frankreich kauften wir<br />

feinsten Ziegenkäse auf dem Markt.<br />

Wir können bei einer Hausbootfahrt<br />

das Tempo selbst bestimmen.<br />

Es gibt keine „Überfahrt“ oder einen<br />

„langen Schlag“. Wir müssen<br />

keinen Ankerplatz vor Einbruch der<br />

Dämmerung finden. Wir konnten<br />

in Utrecht gemütlich frühstücken<br />

und später im „Loosdrechtse Plassen“<br />

herrlich schwimmen gehen.<br />

Wir waren echt „entschleunigt“.<br />

WAS MAN WISSEN MUSS<br />

Natürlich hat sich die Infrastruktur<br />

in den Kanälen dem Bootstourismus<br />

angepasst. Eine Lizenz wird<br />

nicht benötigt, man kann also als<br />

Neuling ein Hausboot mieten und<br />

losschippern. Ich empfehle aber<br />

dringend, eine mehrstündige Einweisung<br />

in Anspruch zu nehmen.<br />

Die Charter firmen mit entsprechenden<br />

Qualitätsstandards bieten<br />

Unterwegs mit dem Hausboot:<br />

Komfort, Sightseeing und Entspannung<br />

perfekt vereint.<br />

GOTTFRIED TITZL RIESER<br />

ist Commodore des<br />

Yacht Club Austria und<br />

passionierter Fahrtensegler<br />

mit insgesamt<br />

rund 25.000 in seinen<br />

Logbüchern dokumentierten<br />

Seemeilen.<br />

Sein Motto: „Die See ist<br />

der beste Lehrmeister!“<br />

kolumne@<strong>ocean7</strong>.at<br />

das auch an. Man muss mit Radeffekt<br />

umgehen können, bei manchen<br />

Hausboot-Typen greift bei Rückwärtsfahrt<br />

kein Ruder, man lenkt<br />

also mit Vorwärtsschub und Rückwärtsgang.<br />

Na ja, Knoten wollen<br />

auch geübt sein: Wir haben erlebt,<br />

wie ein Hausbootfahrer neben uns<br />

in einer Schleuse einen falschen<br />

Klampenschlag gemacht hat. Durch<br />

das rasche Absinken des Wasserspiegels<br />

konnte der Knoten nicht<br />

mehr gelöst werden und das Boot<br />

platschte aus einem halben Meter<br />

Höhe ins Wasser, nachdem er die<br />

Leine abgeschnitten hat. Man sieht,<br />

auch Hausbootfahren hat seine<br />

Tücken.<br />

Zusammenfassend darf ich festhalten:<br />

Hinsichtlich Komfort, Sightseeing<br />

und Entspannung ist diese<br />

Form des nautischen Reisens unschlagbar.<br />

Für Naturliebhaber ein<br />

absolutes Must-have: Flora und Fauna<br />

am Fluss ziehen an dir vorbei, du<br />

bist Teil der Natur. Und last but not<br />

least: Man hat seine eigene komplette<br />

Küche an Bord, für ein geselliges<br />

Beisammensein braucht es also<br />

nicht zwingend ein Wirtshaus. <br />

FOTO: REBECCA SCHWARTZ/SHUTTERSTOCK.COM<br />

24 5/<strong>2023</strong>


Herbstmessen<br />

Festlich in Biograd<br />

Die 25. Ausgabe der größten Bootsmesse Kroatiens kann mit mehr Platz<br />

und zahlreichen Premieren – auch von heimischen Werften – aufwarten.<br />

Was vor 25 Jahren als kleine<br />

Hausmesse in der Kornati-<br />

Marina begann, hat sich<br />

mittlerweile als wichtigstes In-Water-Event<br />

im CEE-Raum etabliert.<br />

Die Biograd Boat Show kann auch<br />

heuer wieder ein Plus an Ausstellern<br />

verzeichnen. Und obwohl man im<br />

nördlichen Yachthafen über eine<br />

neue, fünfte Halle verfügt sowie die<br />

Ausstellungsflächen auf dem nördlichen<br />

Plateau erweitert und schwimmende<br />

Plattformen eingerichtet hat,<br />

reicht der Platz laut Messedirektor<br />

Milan Šangulin für die vielen Anfragen<br />

neuer Aussteller nicht aus.<br />

Auf jeden Fall dabei sind aber die<br />

interessantesten Bootsvorstellungen<br />

aus dem Gastgeberland. Die ganz<br />

junge Opus-Werft aus Šopot präsentiert<br />

ihren luxuriösen 12-m-<br />

Daycruiser, der von zwei Yamaha-<br />

Außenbordern angetrieben wird<br />

und bis zu 53 kn schnell sein soll.<br />

Erstmals zu sehen ist die Sundeck-<br />

Version der Squama 21, die von der<br />

Pičuljan-Werft in Rab hergestellt<br />

wird und die über mehr Platz im<br />

Cockpit als die offene Variante verfügt.<br />

Mit Bavaria, Dufour, Cervetti,<br />

Astondoa, Evo u. v. a. wird auch die<br />

internationale Festbühne hochkarätig<br />

besetzt sein. <br />

<br />

Biograd Boat Show <strong>2023</strong><br />

25. bis 29. Oktober <strong>2023</strong>, täglich von 10 bis 18 Uhr, Marina Kornati,<br />

Biograd na Moru, Tagestickets um € 10,–.<br />

è www.bbs.com.hr<br />

Frisches aus Kroatiens<br />

Werften: links die<br />

Squama 21 Sundeck,<br />

rechts die Opus 12.<br />

Coole Kooperation<br />

GUT GEKÜHLT. Innovative<br />

Weinschränke aus verschiedenen<br />

Hölzern (mit und ohne<br />

Glastür) sind heuer auf der<br />

Biograd Boat Show zu sehen.<br />

Hersteller sind die österreichische<br />

Tischlerei Prietl,<br />

verantwortlich für das Design<br />

und die Ausführung des Gehäuses,<br />

und die kroatische<br />

Firma Sustavi Jankovic,<br />

die Beleuchtung, Kompressor<br />

und Kühlaggregat beisteuert.<br />

Jeder Weinschrank ist eine<br />

Maßanfertigung, die den<br />

technischen Gegebenheiten<br />

an Bord angepasst wird.<br />

è www.prietl-stiegen.at<br />

Schöner Wein kühlen.<br />

5/<strong>2023</strong> 25


The Wild At<br />

England/Irland/Schottland<br />

Ein wilder Weg, Irlands Westküste entlang bis hinauf in die<br />

schottischen Highlands zu segeln, aber es ist auch ein magischer,<br />

der sich tief ins Seglerherz einbrennt. Weltumseglerin Ingrid Schnabl<br />

berichtet über stürmische Tage, gefinkelte Hafenmanöver, einsame<br />

Buchten und natürlich auch legendäre Pubs.<br />

Text INGRID SCHNABL | Fotos ROBERT UND INGRID SCHNABL<br />

Eigentlich sollten wir an<br />

Steuerbord jetzt gerade die<br />

berühmten Cliffs of Mohair<br />

bestaunen können, aber<br />

seit heute Morgen segeln wir an Irlands<br />

rauer Westküste im dichten<br />

Nebel. Bis vor zwei Tagen hatten<br />

wir strahlendes Sommerwetter, das<br />

den Himmel blitzblau färbte und<br />

die sattgrünen Küsten Irlands so<br />

richtig zum Strahlen brachte. Damit<br />

ist jetzt Schluss, denn heute<br />

wird eine Schlechtwetterperiode für<br />

die nächsten 14 Tage vorausgesagt.<br />

Das gehört hier zum Programm –<br />

und wir hatten damit gerechnet.<br />

Vor zwei Monaten sind wir mit<br />

unserer Stravanza aus der Bretagne<br />

in Richtung Norden aufgebrochen,<br />

haben den Englischen Kanal überquert<br />

und sind, nach einem Zwischenstopp<br />

auf den Scilly Islands,<br />

quer über die Keltische See an die<br />

irische Westküste gesegelt, an der<br />

wir uns jetzt weiter nach Norden<br />

hanteln wollen.<br />

DER WEG NACH NORDEN<br />

Mit dem heranziehenden Tief im<br />

Nacken erreichen wir noch recht-<br />

26 5/<strong>2023</strong>


lantic Way<br />

FOTO: LUKASSEK/SHUTTERSTOCK.COM<br />

zeitig die Aran Islands. Gleich nach<br />

dem Festmachen an der Boje für<br />

„visiting yachts“ rudern wir an<br />

Land und mieten Fahrräder für<br />

eine kleine Inselrundfahrt.<br />

Es folgt das typische Touristenprogramm<br />

mit kleiner Inselwanderung,<br />

Seehundbeobachtung,<br />

sättigendem „Cream Tea“ im Aran<br />

Tea House und einem Hauberl aus<br />

weichster Aran-Wolle, das zum<br />

Standardoutfit der nächsten Wochen<br />

wird. Mit bereits ordentlich<br />

Wind segeln wir weiter in die<br />

Galway Bay, um uns in Galway<br />

Harbour „einwehen“ zu lassen.<br />

Das Anlaufen dieses Hafens muss<br />

mit Strom, Gezeiten und Öffnungszeiten<br />

der Hafenbarre gut geplant<br />

sein. Alle unsere Berechnungen gehen<br />

perfekt auf und wir wettern die<br />

ersten heftigen Regenböen bereits<br />

in einem urgemütlichen Pub bei<br />

Guinness und Irish Stew ab.<br />

MELDUNG MACHEN<br />

Jedes Tief ist irgendwann einmal<br />

durch. Nach vier Tagen bläst es<br />

zwar noch ganz schön kräftig und<br />

wir müssen hoch an den Wind,<br />

Der steil in den Atlantik<br />

abfallende Küstenabschnitt<br />

von Slieve<br />

League gehört mit<br />

seinen 601 Metern Höhe<br />

zu den höchsten Klippen<br />

in Europa.<br />

5/<strong>2023</strong> 27


England/Irland/Schottland<br />

In Tobermory auf der Isle<br />

of Mull ebbt alles ab.<br />

Die Stravanza in<br />

Falmouth, England.<br />

An Fish & Chips kommt hier niemand vorbei.<br />

Sonntägliche Live-Musik<br />

in Loch Knoydart.<br />

Die wild zerklüftete<br />

Küste am Burren, Grafschaft<br />

Clare, Irland.<br />

Hummerkörbe, ein wichtiges Arbeits -<br />

gerät an der schottischen Küste.<br />

aber wir machen uns wacker weiter<br />

auf den Weg nach Norden, um an<br />

Irlands nördlichstes Kap, Malin<br />

Head, zu gelangen. Der Weg hinauf<br />

ist nicht einfach entlang dieser unwirtlichen,<br />

rauen Steilküste – „The<br />

Wild Atlantic Way“ eben.<br />

Hier sind kaum Boote unterwegs,<br />

und unser Signal ist oft weit<br />

und breit das einzige auf dem AIS-<br />

Schirm. Wie schön, dass wir uns<br />

für jede Strecke bei der Coast<br />

Guard Radio Station an- und abmelden<br />

können: Über UKW funken<br />

wir vor dem Auslaufen unsere<br />

TR (Travelling Route), also<br />

Auslaufh afen und geplantes Ziel<br />

samt ETA. Am Ziel angekommen<br />

„schließt“ man die TR wieder.<br />

Irgendwie ein gutes Gefühl, dass<br />

uns jemand vermissen würde, sollten<br />

wir uns nicht wieder abmelden.<br />

Die Coast Guard begrüßt es, wenn<br />

Schiffe diesen kostenlosen Service<br />

nutzen. Am Malin Head angekommen,<br />

ist es an der Zeit, uns aus der<br />

Republic of Ireland per Funk zu<br />

verabschieden. Nach meiner formellen<br />

Abmeldung kommt tatsächlich<br />

über UKW reingekrächzt:<br />

„Thank you for checking in regularly<br />

with the Coast Guard Radio<br />

Stations – it was very professional!<br />

Hope to see you back someday in<br />

Ireland!“<br />

Ich bin ganz gerührt und mein<br />

Funkerinnenherz schwillt an vor<br />

Stolz. Von hier aus sind es nur<br />

mehr 30 Meilen nach Schottland.<br />

SCHOTTISCH DIE HIGHLANDS<br />

Es ist mittlerweile Anfang Juli und<br />

wir laufen ein in Loch Tarbert auf<br />

der schottischen Insel Jura – ein<br />

einsamer, aber bestens geschützter<br />

Ankerplatz mit einer „tricky entrance“<br />

in „the middle of nowhere“.<br />

Wir müssen zuerst einmal wieder<br />

ein ordentliches Tief abwettern.<br />

Bald weht es mit bis zu 40 Knoten<br />

über uns hinweg. Wir liegen<br />

zwar wie in Abrahams Schoß,<br />

kommen aber erst einmal nicht<br />

von Bord. Erst nach zwei Tagen gelingt<br />

der Landgang und die Würdigung<br />

der Schönheit und Einsamkeit<br />

der schottischen Highlands.<br />

HEIDEKRAUT IM BUGKORB<br />

Über Oban – Schottlands Minimetropole<br />

an der Westküste – geht<br />

es weiter nach Tobermory auf der<br />

Insel Mull. Dort machen wir im<br />

strömenden Regen fest und bleiben<br />

in Schottlands legendärstem Pub<br />

„The Mishnish“ hängen.<br />

Gut umschiffen wir hingegen am<br />

Tag darauf die unzähligen Untiefen,<br />

immer die Tide im Auge, bis<br />

28 5/<strong>2023</strong>


FOTO: LUKASSEK/SHUTTERSTOCK.COM<br />

Doonagore Castle an<br />

der Westküste Irlands.<br />

Die Kulisse des High landers:<br />

Eilean Donan Castle.<br />

Schleusenstufen<br />

in Port William.<br />

„ Das Anlaufen des Hafens muss mit Strom, Gezeiten und Öffnungs -<br />

zeiten der Hafenbarre gut geplant sein.“<br />

wir schließlich als einziges Schiff<br />

vor Moidart Castle ankern – mit ein<br />

paar Seehunden als Nachbarn.<br />

Es folgt eine fantastische Zeit in<br />

den Highlands – wir segeln zwischen<br />

den unzähligen Inseln auch<br />

hinauf bis nach Stornoway auf der<br />

Insel Lewis – dem nördlichsten Eiland<br />

der Äußeren Hebriden. Hier<br />

zieht uns der uralte Steinkreis der<br />

Stones of Callanish in seinen Bann<br />

und wir dürfen auch das Celtic<br />

Music Festival live miterleben.<br />

Auf dem weiteren Weg ankern<br />

wir in fast schon unheimlich anmutenden<br />

Buchten neben tosenden<br />

Wasserfällen, die manchmal sogar<br />

aufwärts zu fließen scheinen, wenn<br />

der Wind seine volle Kraft entfaltet.<br />

Der Anker fällt direkt vor dem<br />

berühmten Highlander-Schloss Eilean<br />

Donan Castle, wir erklimmen<br />

auf der Halbinsel Knoydart an einem<br />

sonnigen Sonntag den 1.000<br />

Meter hohen Munro „Sgùrr Coire<br />

Choinnichean“ und schließen diese<br />

wundervolle Wanderroute im einsamsten<br />

Pub Schottlands, „The Old<br />

Forge“, ab.<br />

Als wir das Kap Ardnamurchan<br />

umrunden, hängen wir uns, einer<br />

schottischen Seefahrertradition fol-<br />

Die Crew<br />

Ingrid und Robert Schnabl starteten im Jahr 2000 mit ihrer damals<br />

dreieinhalbjährigen Tochter von Kroatien aus zu einer Weltumsegelung,<br />

die sie nach vier Jahren erfolgreich wieder in Kroatien beendeten.<br />

Es folgten zahlreiche Törns im Mittelmeer und Nordatlantik<br />

mit Charterschiffen oder Überstellungstörns.<br />

Mit ihrem zweiten Schiff, einer Alubat Ovni 435, der Stravanza,<br />

segeln die beiden seit drei Jahren im Nordatlantik. Im Herbst und<br />

Winter <strong>2023</strong>/24 sind Multimedia-Vorträge über ihren Irland-<br />

Schottland-Törn geplant.<br />

è www.stravanza.at<br />

Ihr Charter<br />

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KARIBIK


England/Irland/Schottland<br />

Westküste Schottland<br />

Wind & Wetter. Der Golfstrom beschert Schottlands Westküste ein milderes Klima als<br />

generell an den Küsten der Nordsee. Die beste Reisezeit ist von Mai bis September. Zum<br />

Wetter: Die Schotten erwähnen gerne, dass man alle vier Jahreszeiten an einem Tag erleben<br />

kann und sollte man das Wetter am Morgen nicht mögen, müsse man nur bis zum<br />

Nachmittag warten. Genauso haben wir es erlebt. Die Pilot-Charts zeigen für die Sommermonate<br />

für Westschottland vorherrschende Winde aus dem 3. und 4. Sektor. Es ziehen immer<br />

wieder Tiefs mit Starkwindperioden durch.<br />

Wetterberichte und Gale Warnings UK Inshore Waters: è www.metoffice.gov.uk/<br />

weather/specialist-forecasts/coast-and-sea/inshore-waters-forecast<br />

Es empfiehlt sich, unterwegs immer auch UKW-Kanal 16 zu hören. Die Coast Guard wiederholt<br />

alle drei Stunden den Inshore Wetterbericht. Neben diesen Informationen nutzten<br />

wir Navtex, die Windy App und Grib Files, die wir über Amateurfunk empfangen können.<br />

Seemannschaft & Navigation. Beim Ankern und Anlaufen von Häfen müssen die<br />

Gezeiten beachtet werden. In den Durchfahrten zwischen den Inseln und an markanten<br />

Kaps können je nach Nipp- oder Springzeit Gezeitenströme bis zu 7 Knoten auftreten.<br />

Vor dem Anlaufen von Häfen und Marinas sollte in der Regel der Hafenkapitän über<br />

UKW kontaktiert werden. Der entsprechende Anrufkanal oder die Telefonnummer sind<br />

im Hafenhandbuch zu finden.<br />

Wir konnten mit Navionics und Co. in diesem Revier sehr gut navigieren, führten aber<br />

auch Papierkarten mit uns. Sehr nützliche Tipps zu Wetter, Häfen und Ankerplätzen sind<br />

u. a. zu finden auf è www.sailscotland.co.uk oder è www.visitmyharbour.com<br />

Die Anmeldung und Bezahlung für den Kaledonischen Kanal war im Jahr 2022 nur online<br />

möglich: è www.scottishcanals.co.uk. Für die Durchfahrt hat man sieben Tage lang<br />

Zeit, Liegeplätze sind im Kanal gratis.<br />

Internet/Datenroaming. In vielen Supermärkten können SIM-Karten für Datenroaming<br />

erworben werden (Stand 2022: 10 Pfund für ca. 15 GB), die Netzabdeckung außerhalb von<br />

Ortschaften ist aber mitunter sehr dürftig.<br />

FOTO: MARCIN KADZIOLKA/SHUTTERSTOCK.COM<br />

3.000 Jahre alt: Die Kultstätte von<br />

Callanish auf den Äußeren Hebriden.<br />

Heidekraut-Ernte.<br />

Und immer wieder<br />

Nebel – Ankern vor<br />

der Ruine Moidart<br />

Castle, Schottland.<br />

„Wir machen im strömenden Regen fest und bleiben<br />

in Schottlands legendärstem Pub hängen.“<br />

50° 09’ N<br />

gend, einen Buschen Heidekraut in<br />

den Bugkorb. Das darf nur, wer<br />

nördlich von Ardnamurchan gesegelt<br />

ist.<br />

Die Zeit verfliegt viel zu schnell.<br />

Es ist schon Ende August, und wir<br />

beschließen, nicht „oben herum“,<br />

sondern durch den Caledonian<br />

Canal zu segeln, um an die Ostseite<br />

der britischen Insel zu kommen.<br />

Über die Schleusentreppe „Neptuns<br />

Staircase“ geht es 20 Meter hinauf in<br />

die Highlands und unter Segel weiter<br />

durch Loch Lochy und Loch<br />

Ness an die Ostküste.<br />

RÜCKWEG MIT TÜCKEN<br />

Die Häfen an der britischen Ostküste<br />

sind herausfordernd, ein<br />

Anlaufen ist in vielen Fällen bei<br />

Schwell und Wind aus dem 1. und<br />

2. Quadranten nicht möglich. Es<br />

folgen lange Etappen Richtung Süden,<br />

bis sich ein Wetterfenster für<br />

den letzten Schlag dieses Sommers<br />

zurück auf das europäische Festland<br />

auftut.<br />

30 5/<strong>2023</strong><br />

Diese Überfahrt will gut geplant<br />

sein. Nicht nur was Wind und Wetter,<br />

Gezeiten und Strom betrifft,<br />

sondern auch die vielen „Hindernisse“<br />

auf der Strecke: unzählige<br />

Windparks, Gasbohrtürme, Sperrgebiete,<br />

Verkehrstrennungsgebiete<br />

und viel Verkehr. Nach einer ziemlichen<br />

Rauschefahrt und gut<br />

30 Stunden auf See landen wir an<br />

der Niederländischen Küste und<br />

können unter strenger Anweisung<br />

der Port Authority von<br />

IJmuiden in den Nordseekanal<br />

einlaufen.<br />

Das Segelabenteuer<br />

rund um Irland,<br />

Schottland und<br />

England ist zu<br />

Ende. In unserem<br />

Kielwasser<br />

liegt aber ein Törn<br />

voller Kraft und<br />

Magie, der uns<br />

wohl noch viele<br />

Jahre bezaubern<br />

wird. <br />

><br />

Aran-Inseln<br />

DINGLE<br />

DERRYNANE<br />

Keltische See<br />

Lewis<br />

STORNOWAY<br />

Äußere<br />

Hebriden<br />

Nordirland<br />

Irland<br />

Skye<br />

Tirre<br />

Mull<br />

Atlantik Jura<br />

GALWAY<br />

CLIFFS OF MOHER<br />

DOONAGORE<br />

FASTNET ROCK<br />

><br />

KAP MALIN HEAD<br />

><br />

><br />

SCILLY<br />

><br />

><br />

PORTRUSH<br />

50° 9’ N<br />

><br />

CAPE WRATH<br />

EILEAN<br />

DONAN<br />

Ardnamurchan<br />

FALMOUTH<br />

><br />

><br />

Kaledonischer<br />

Kanal<br />

Schottland<br />

Wales<br />

><br />

EDINBURGH<br />

><br />

Nordsee<br />

England<br />

LONDON<br />

><br />

Ärmelkanal<br />

5° 03’ W<br />

Frankreich


Clipper Round The World Race<br />

The Race of your Life<br />

Das versprechen die Veranstalter den Teilnehmern am Clipper Race, wobei schon eine der acht Passagen<br />

rund um die Welt zur Erfüllung ausreichen soll. Trotz Hightech-Oceanracern ist seglerische Erfahrung<br />

nicht Pflicht. Doch der Wiener Gert Bergmann, der sich alle acht Passagen zum Ziel gesetzt hat, ist kein<br />

Anfänger. Er wird das Rennen seines Lebens in Portsmouth beginnen und in am Ende einer<br />

jeden Passage exklusiv berichten. Hier sein erster Beitrag vor dem Start am 3. September in Portsmouth.<br />

Einmal um die Welt segeln –<br />

davon habe ich schon vor<br />

einem Vierteljahrhundert<br />

geträumt. Damals standen aber die<br />

Karriere, die Freundin, das Leben<br />

im Weg. Heute, mit fast 60, weiß<br />

ich: Jetzt oder nie (mehr)!<br />

Clipper Ventures bieten den großen<br />

Traum an: eine Weltumsegelung<br />

in Form eines Rennens. Elf<br />

Yachten, 70 Fuß lang, 20 Männer<br />

und Frauen an Bord, ein professioneller<br />

Skipper, ein AQP – Additional<br />

Qualified Person (First Mate).<br />

Start ist in Portsmouth, England.<br />

Sechs Wochen später und nach<br />

zwei Einzelrennen in Punta del<br />

Este in Uruguay geht es weiter<br />

nach Kapstadt und wieder durch<br />

den Southern Ocean nach Fremantle<br />

in Westaustralien. Weihnachten<br />

dann irgendwo südlich<br />

von Australien, um im neuen Jahr<br />

in Ostaustralien zu sein. Von dort<br />

geht es wieder über den Äquator<br />

auf die Nordhalbkugel – mit Stopps<br />

in die Halong Bay, Vietnam, Zhuhai<br />

und Qingdao in China. Und<br />

dann kommt der große Hammer:<br />

7.000 Meilen oder 40 Tage über<br />

den Nordpazifik. Den 40. Breitengrad<br />

dürfen wir nicht überqueren.<br />

Das Risiko bzw. die Versuchung,<br />

Distanzgewinne gegen Sicherheit<br />

und Eisberge einzutauschen, wäre<br />

zu groß. Und dann irgendwann<br />

Ankunft an der Westküste Nordamerikas.<br />

Sollte nun wieder Ruhe<br />

einkehren?<br />

Nein, nun geht es der Westküste<br />

entlang bis nach Panama, wo der<br />

Jahrhundertkanal die Flotte aufnimmt<br />

und in die Karibik führt.<br />

Vorbei an der US-Ostküste, wo<br />

dann nochmals der Nordatlantik<br />

wartet, bevor wir nach gut 40.000<br />

Seemeilen und 11 Monaten hoffentlich<br />

sicher wieder im Königreich<br />

ankommen.<br />

Die Crew eines Racers wird<br />

einen Pokal erhalten. Gewonnen<br />

werden aber alle haben, die dieses<br />

Abenteuer mitgemacht haben.<br />

FOTO: BRUCE SUTHERLAND<br />

700 SEELEN<br />

Mitmachen kann jeder, seglerische<br />

Kenntnisse oder gar Hochsee- und<br />

Regatta-Erfahrung wird nicht vorausgesetzt.<br />

Die Teilnehmer, rund<br />

ein Drittel Frauen, sind zwischen<br />

18 und 75 Jahre alt, kommen aus<br />

fast allen Ländern der Welt. In<br />

meiner Crew sind es 19 Nationalitäten,<br />

mit mir als einzigem Österreicher.<br />

Rund 700 Segler werden<br />

starten, die Crews werden vom<br />

Veranstalter zusammengestellt.<br />

Manche machen wie ich die gesamte<br />

Tour um die Welt („Circumnavigator“),<br />

viele segeln eine oder ein<br />

paar Etappen („Legger“).<br />

KEINE DUSCHE<br />

Unsere vier Trainingswochen im<br />

südenglischen Gosport sind vorbei,<br />

wir sind nun mit den 70-Fuß-Clipper-Racern<br />

vertraut. Diese haben<br />

keine Kabinen, sondern nur offene<br />

Kojen („Bunks“), die auf einer Seite<br />

höhenverstellbar sind, zwei Klos<br />

ohne Türen (aber schicken blauen<br />

Vorhängen), keine Dusche und anstelle<br />

eines Kühlschranks gibt es<br />

eine Kühlbox.<br />

Alle, die es durch die Trainingseinheiten<br />

geschafft haben, verabschieden<br />

sich jetzt von Familie und<br />

Freunden. Und stellen sich beim<br />

Packen wohl dieselbe Frage wie<br />

ich: „Wie viel Satz Unterwäsche<br />

nimmt man bei einem Gewichtslimit<br />

von 25 kg wohl mit? <br />

GERT BERGMANN,<br />

geboren 1964, ist als<br />

Restrukturierungs-<br />

Experte weltweit tätig.<br />

Erste Erfahrungen im<br />

Hochseesegeln sammelte<br />

er in Hongkong<br />

und bei der Überstellung<br />

einer Tayana 53<br />

von Taiwan nach Europa.<br />

In der Crew von<br />

Christian „Kletzi“ Bayer<br />

(ÖSV) gewann er 2013<br />

den österreichischen<br />

Hochseesegel-Staatsmeistertitel.<br />

Belgien<br />

Niederlande<br />

Mein Team<br />

Yacht: CV 22 Team David<br />

Skipper: David Hartshorn (58), Großbritannien<br />

AQO (First Mate): Masie Bristow (20), Großbritannien<br />

Crew (over all): 49 Männer und 17 Frauen aus 19 Nationen<br />

è www.clipperroundtheworld.com/team/teamdavid/team-hub<br />

Alle Race-Infos inkl. Map und Race-Viewer online unter<br />

è clipperroundtheworld.com<br />

5/<strong>2023</strong> 31


Redaktionstest<br />

Must have?<br />

Redaktions-<br />

Test<br />

Irisch bis<br />

osmanisch<br />

Hightech für die Füße und Tradition für den Rest des Körpers. Wir haben Dubarrys neueste<br />

Segelschuhe der Aquatech-Reihe und das nach einer alten osmanischen Webtradition hergestellte<br />

Hamamtuch von LeStoff getestet.<br />

Text WOLFGANG GEMÜND, TAHSIN ÖZEN | Fotos ESZTER KONDOR<br />

Hier mein bewährter Hallenfußballschuh.<br />

Dort der neueste<br />

Segelschuh aus dem irischen<br />

Hause Dubarry, Sydney<br />

genannt. Beide wiegen exakt gleich<br />

viel (327 g), haben jeweils eine nicht<br />

abfärbende Sohle sowie Mesh als<br />

Obermaterial und sind an Ferse und<br />

Zehen verstärkt. Und doch möchte<br />

ich mit dem einen nicht segeln und<br />

mit den anderen nicht kicken.<br />

Grund 1: die Flexibilität. Der Dubarry<br />

ist viel elastischer, das beginnt<br />

bei der Sohle und setzt sich auf der<br />

Oberseite fort. Der Schuh umfasst<br />

nachdrücklich den Fuß, doch spürt<br />

man ihn kaum. Auch wenn man ihn<br />

ganz fest schnürt, kommt man,<br />

ohne die Bänder zu lösen, leicht in<br />

den und aus dem Schuh.<br />

Grund 2: die Sohle. Beide Schuhe<br />

geben an Deck sehr guten Halt,<br />

doch wenn es feucht wird, rutscht<br />

man mit dem Sydney weniger.<br />

Grund 3: Das EVA-Fußbett vom<br />

Dubarry ist um Welten weicher und<br />

bequemer als das dünne Brett im<br />

Fußballschuh.<br />

EXPERTENMEINUNG ZUR OPTIK<br />

Und wie schauen sie aus? Dazu der<br />

Experte in Sachen Schuhoptik, der<br />

16-jährige Sohn: „Ja, cool!“ Perfekte<br />

Antwort. „Eh cool!“ hätte Daumen<br />

nach unten bedeutet, und bei „Supercool!“<br />

wären die Schuhe heimlich<br />

konfisziert worden (wir haben<br />

leider dieselbe Schuhgröße).<br />

Vielleicht hätte ich doch lieber<br />

den Palermo, den zweiten neuen<br />

Schuh aus der Auqatech-Serie, nehmen<br />

sollen? Der ist noch leichter als<br />

der Sydney, schaut aber ein wenig<br />

traditioneller aus.<br />

TEST 2: HAMAMTUCH<br />

Die Osmanen waren bekanntlich<br />

keine großen Seefahrer. Ihre jahrhundertealte<br />

Hamam-Badekultur<br />

wird jedoch noch heute bewundert.<br />

Neu ist der Trend zu den dünnen<br />

Hamam-Badetüchern, die in bunten<br />

Sonnenbad auf dem Vordeck:<br />

Mit Hamamtuch<br />

sind die Liegeflächen<br />

nicht mehr so heiß.<br />

32 5/<strong>2023</strong>


Farben an der Reling so mancher<br />

schicken Yacht hängen, die vor<br />

Anker liegt.<br />

So auch an unserem Bali-Katamaran,<br />

mit dem wir passenderweise in<br />

der Hamam-Bucht vor Göcek einen<br />

Badestopp eingelegt haben – die<br />

Jungs schnorchelnd vor der versunkenen<br />

Ruine, die Mädels die Sonne<br />

anbetend am Vordeck. Unsere Hamamtücher<br />

von LeStoff (türkische<br />

Bio-Baumwolle, 95 x 180 cm) sind<br />

nach dem Abtrocknen klitschnass,<br />

aber binnen Minuten bei Sonne und<br />

Brise wieder schranktrocken.<br />

Und die Mädels? Binden sich ihre<br />

bunten Hamamtücher einfach als<br />

Pareo um und machen eine tolle<br />

Figur, als wir bei frisch aufgeschnittener<br />

Wassermelone am Cockpit-<br />

Tisch Platz nehmen.<br />

Die Hamam-Tücher selbst aber<br />

brauchen, so dünn und leicht wie<br />

sie sind, praktisch keinen Platz –<br />

weder im Schapp noch im Gepäck.<br />

Und das freut den Skipper. <br />

verlost unter allen Teilnehmern ein Paar Bordschuhe Sidney<br />

(Carbon) und ein Paar Palermo (Navy/Citrus). Einfach eine E-Mail mit<br />

Betreff-Zeile „Dubarry“ und der gewünschten Schuhgröße an gewinnen@<br />

<strong>ocean7</strong>.at senden und mit etwas Glück gewinnen! Ein sende schluss ist der<br />

17. September <strong>2023</strong>, die Gewinner werden per E-Mail verständigt.<br />

Feine Begleiter an Bord<br />

Mit Ihrer Teilnahme erklären Sie sich einverstanden, den<br />

-Newsletter (jederzeit kündbar) per E-Mail zu<br />

erhalten. Ihre Daten werden nicht an Dritte weitergegeben.<br />

Keine Bar ablöse. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />

Hightech-Bordschuhe: hier der Palermo in Navy/ Citrus<br />

und links im großen Bild der getestete Sidney in Carbon.<br />

Dubarry Aquatech. Sydney und Palermo sind Dubarrys<br />

neueste Aquatech-Modelle: NonSlip-NonMarking TM -<br />

Laufsohlen garantieren außergewöhnlich guten Grip und<br />

eine flexible und stoßdämpfende EVA-Zwischensohle sorgt<br />

für Bequemlichkeit. Sydney besitzt auch das D-Chassis-<br />

System, das zusätzlichen Halt, Schutz und Kontrolle bietet.<br />

Sydney gibt es in den Größen 35 bis 48 um € 129,–, Palermo<br />

in den Größen 35 bis 49 um den gleichen Preis.<br />

è www.dubarry.com è www.allesyacht.at<br />

LeStoff. Die Hamamtücher von Julia und Ata Ataberk<br />

aus Wien sind aus Bio-Baumwolle und in verschiedenen<br />

Größen erhältlich (ab € 12,90). Die dünne Textur und die<br />

vielen ansprechenden Farben machen die Tücher im Handumdrehen<br />

zum stylischen Sport-, Mode- und Lifestyle-<br />

Accessoire, das sich leicht und bequem in fast jede Tasche<br />

stecken lässt. Apropos: In stärkerer Ausführung sind auch<br />

Bags, Strandponchos und Bademäntel im Sortiment.<br />

è www.lestoff.eu<br />

Der neue E-Standard auf allen Seen<br />

Performance<br />

e801Powered by<br />

Alle Infos zur Performance e801:<br />

www.performance-marine.de/oc7<br />

Vollelektrischer Daycruiser der Spitzenklasse<br />

62h Schleichfahrt - 52 Knoten Topspeed<br />

Power- und Freizeitboating ohne Einschränkungen


E-Trends<br />

FOTO: GONCHAROVAIA/SHUTTERSTOCK.COM<br />

Stromführend<br />

Elektroboote boomen. Aber wo herrscht das meiste Interesse? Wo gibt<br />

es das größte Angebot? Und welche Marken sind besonders gefragt?<br />

Text WOLFGANG GEMÜND<br />

Sie erobern zunehmend den<br />

maritimen Markt: E-Antriebe.<br />

Anfangs kritisch beäugt,<br />

beginnen sich die leisen und klimaschonenden<br />

Aggregate durchzu<br />

setzen, die Nachfrage steigt.<br />

Eine Studie des US-Marktforschers<br />

Mordor Intelligence (was für<br />

ein Name!) prognostiziert für Elektroboote<br />

in den nächsten fünf Jahren<br />

eine durchschnittliche jährliche<br />

Zunahme von 12,7 Prozent. Das<br />

stärkste Wachstum erwarten die<br />

Analysten dabei in Europa, noch<br />

vor Nordamerika und dem asiatisch-pazifischen<br />

Raum.<br />

WO DAS INTERESSE<br />

BESONDERS GROSS IST<br />

Wie es in Europa mit dem Markt<br />

für Elektroboote ausschaut, hat die<br />

Boats Group anhand von Daten<br />

von elf führenden europäischen<br />

Online-Verkaufsplattformen ermittelt.<br />

Seit 2021 hat sich das Angebot<br />

an elektrisch betriebenen Booten<br />

auf den digitalen Verkaufsbörsen<br />

um das Zweieinhalbfache erhöht.<br />

Im Vergleich zum Jahr 2019 wurde<br />

ein Anstieg der E-Boot-Listungen<br />

um 60 Prozent im Jahr 2021, um<br />

160 Prozent im Jahr 2022 und um<br />

190 Prozent im Jahr <strong>2023</strong> verzeichnet.<br />

Dabei zeigte die Google-Trendanalyse,<br />

dass das Interesse an Elektrobooten<br />

nicht in allen europäischen<br />

Ländern gleich groß ist. So<br />

verzeichnete die Suchmaschine in<br />

den Niederlanden und in Frankreich<br />

besonders viele Suchanfragen<br />

für elektrisch angetriebene Fahrzeuge,<br />

Schlusslichter sind hier<br />

Spanien und Deutschland.<br />

Das ausgerechnet Deutschland<br />

mit seinem ausgeprägten Binnengewässer-Tourismus<br />

bei E-Booten<br />

die rote Laterne trägt, überrascht<br />

doch sehr.<br />

Zur See aber sind die Reichweiten<br />

der E-Antriebe ein gewichtiges<br />

Kriterium – sich bei Langfahrten<br />

auf dem Meer auf einen rein elektrischen<br />

Antrieb zu verlassen, ist<br />

nicht jedes Eigners Sache.<br />

ANGEBOT IST NICHT<br />

GLEICH NACHFRAGE<br />

Die meisten der auf den Online-<br />

Marktplätzen zum Verkauf angebotenen<br />

Elektroboote haben ihren<br />

Liegeplatz im Vereinigten Königreich,<br />

in den Niederlanden und in<br />

Deutschland. Ja, obwohl unter den<br />

Top 3 beim Angebot, rangiert<br />

Deutschland in der letzten Reihe<br />

bei den Suchanfragen. Hier dürfte<br />

die Industrie derzeit weiter sein als<br />

die Käuferschaft. Konsequent dagegen<br />

präsentiert sich Südeuropa: In<br />

Italien und Spanien scheinen Hersteller<br />

und Kunden gleichermaßen<br />

zögerlich zu sein.<br />

Weitere Ergebnisse aus der Studie<br />

von Boats Group: Elektroboote<br />

holen vor allem im unteren bis<br />

mittleren Preissegment auf.<br />

Die fünf Top-Marken bei den<br />

Suchanfragen sind übrigens Rand,<br />

Spirit Yachts, Northman, Sunreef<br />

und (Achtung: Österreich-Bezug!)<br />

mit großem Abstand an erster Stelle<br />

Silent Yachts.<br />

è www.boats.com<br />

34 5/<strong>2023</strong>


FOTOS: NIKLAS FRANK<br />

Axopar 25 mit 300 elektrischen<br />

Pferdestärken von Evoy.<br />

Starker<br />

Anschluss<br />

KOOPERATION. Der finnische<br />

Bootsbauer Axopar Boats hat<br />

sich mit umfangreichem Kapital<br />

und einer 10-prozentigen<br />

Beteiligung in Evoy eingekauft,<br />

dem norwegischen Hersteller<br />

von vollelektrischen Innenund<br />

Außenbordmotoren für<br />

die Freizeit- und Berufsschifffahrt.<br />

Außer dem Geld bringt<br />

Axopar auch sein Händlernetz<br />

und Know-how im Bootsbau<br />

ein. Ein gemeinsames Projekt<br />

gibt es bereits: Schon vergangenes<br />

Jahr wurde in Cannes der<br />

Prototyp einer Axopar 25 Electric<br />

mit einem 300 PS starken<br />

Evoy-Motor vorgestellt, der bis<br />

zu 50 Knoten schnell ist und<br />

bei 25 Knoten eine Reichweite<br />

von 25 Seemeilen haben soll.<br />

è www.axopar.com<br />

„ Neben dem Schiff ist gut schwimmen.“<br />

Deutsches Sprichwort<br />

Was ihr Volt<br />

Strom gibt es auch<br />

fürs kleinste Boot.<br />

NEWCOMER. Ein neuer Elektro-Servicebetrieb<br />

in Gmunden<br />

am Traunsee: Nach 12-jähriger<br />

Praxis in der Elektrifizierung<br />

von Booten hat Lukas Schrabacher<br />

vor etwas mehr als einem<br />

Jahr Voltserve gegründet.<br />

Neben Service- und<br />

Wartungstätigkeiten an der<br />

Elektrik von Motor- und Segelbooten<br />

kümmert sich der<br />

Jungunternehmer auch um<br />

den Umbau von Motor- zu E-<br />

Booten, Leistungsumfang von<br />

0,5 bis 400 kW. Voltserve arbeitet<br />

markenunabhängig: Mit jedem<br />

Kunden wird ein individuelles<br />

Konzept erstellt, das<br />

auf die Anforderungen des Besitzers<br />

und dessen Boot zugeschnitten<br />

ist.<br />

è www.voltserve.at


E-Trends<br />

Erstmals elektrisch<br />

DEBÜT. Auch der Branchenriese<br />

Mercury hat die Zeichen der Zeit<br />

erkannt und produziert seit vergangenem<br />

Jahr mit der Avator-Linie seine<br />

ersten Elektro-Außenborder. Der<br />

750 W starke Avator 7.5e – auf der<br />

Miami International Boat Show <strong>2023</strong><br />

mit dem Innovationspreis ausgezeichnet<br />

– ist schon in Europa erhältlich,<br />

die Produktion von 20e und 35e<br />

ist angelaufen. Mercury hat sich sehr<br />

smarte Details einfallen lassen: z. B.<br />

einen flott wechselbaren Akku, ein<br />

Schnellanschluss-System, ein gut ablesbares<br />

Farbdisplay am Motor (auch<br />

als Konsole erhältlich) oder eine<br />

Steuer pinne, die auch als Tragegriff<br />

verwendet werden kann. Bei der Herstellung<br />

werden zahlreiche Komponenten<br />

verwendet, die re cycle bar<br />

bzw. wiederverwendbar sind.<br />

è www.mercurymarine.com<br />

Plug and go: Avator<br />

E-Außenborder.<br />

Strom vom<br />

Kajütdach<br />

Mit Hochspannung<br />

800 VOLT. Die Frauscher<br />

Bootswerft entwickelt gemeinsam<br />

mit Porsche ein exklusives<br />

Elektro-Sportboot.<br />

Ausgerüstet mit Antriebstechnologie<br />

des künftigen Porsche<br />

Macan electric wird der 8,67 m<br />

lange Daycruiser auf Basis der<br />

Frauscher 858 Fantom Air einige<br />

Hightech-Features erhalten,<br />

die man bislang bei Sportbooten<br />

nicht gesehen hat.<br />

Dazu zählen unter anderem<br />

die Lithium-Ionen-Hochvoltbatterie<br />

mit einer Gesamtkapazität<br />

von rund 100 kWh. Dank<br />

800-Volt-Technik kann das<br />

Elektro-Boot an DC-Schnellladestationen<br />

aufgeladen werden<br />

– AC-Laden ist ebenfalls<br />

möglich. Die Auslieferung einer<br />

First Edition von 25 Einheiten<br />

soll ab 2024 beginnen.<br />

è www.frauscherboats.com<br />

Frauscher x Porsche:<br />

ab 2024!<br />

SOLARMODULE. Der deutsche Hersteller<br />

Solara hat drei neue Formate seiner DCsolar<br />

Power Flex-Solarmodule mit den Leistungen<br />

110, 120 und 140 W im Programm.<br />

Die 4,5 mm dünnen und 4,3 bis<br />

4,9 kg leichten Paneele sind mit einer<br />

transparenten, robusten und<br />

langlebigen ETFE-Folie auf der<br />

Vorder- und Rückseite wetterfest<br />

verkapselt und dank der<br />

Aluminiumträgerplatte auf<br />

festem Untergrund voll begehbar<br />

und hitzeresistent,<br />

da die Wärme zuverlässig<br />

abgeleitet<br />

wird. Durch die semiflexible<br />

Bauweise passen<br />

sich die Module auch an gewölbte<br />

Dachflächen<br />

Solarstrom-Erzeuger in drei Größen.<br />

an.<br />

è www.solara.de<br />

Cannes und Gloria<br />

E-BOOT AUF STELZEN. Wenn ein<br />

großer Autohersteller wie BMW sich<br />

in fremde Gefilde wagt, dann meist<br />

mit Glanz und Gloria und viel Power.<br />

The Icon, eine Kooperation von<br />

BMW und dem deutschen Tech-<br />

Start-up Tyde, feierte bei den Filmfestspielen<br />

in Cannes Weltpremiere.<br />

Das 13 m lange Elektroboot erinnert<br />

an eine gläserne Panoramalounge, innen<br />

– mit drehbaren Sesseln, einem<br />

luxuriösen Flauschteppich und dem<br />

32-Zoll-Touchscreen, das die Nautik-<br />

Instrumente ersetzt – fast noch mehr<br />

als außen. Die Technik (zwei 100 kW<br />

starke Elektromotoren, dazu 240 kWh<br />

Batteriekapazität) stammt natürlich<br />

von BMW. Top-Speed 30, Reisegeschwindigkeit<br />

25 Knoten, Reichweite<br />

50 Seemeilen. Letztere wird auch<br />

dank der Hydrofoils erreicht, auf<br />

denen das Boot bei höherem<br />

Speed durch das Wasser gleitet.<br />

è www.tyde.one<br />

Ikone auf Hdyrofoils.<br />

36 5/<strong>2023</strong>


Touch me!<br />

48 V-ANTRIEB. Auf der Electric & Hy brid<br />

Marine Expo Europe in Amsterdam wurde<br />

Molabo für seine 48 Volt-Plug&Play-Systemlösung<br />

mit dem Preis „Neue Antriebstechnologie<br />

des Jahres“ ausgezeichnet. Das<br />

System umfasst den mit 50 kW weltweit leistungsstärksten<br />

48-V-Antrieb, die MOLA-<br />

Connect Box, auswählbare Batteriekapazitäten<br />

und andere wichtige Komponenten für<br />

den Bootsantrieb. Mit der berührungssicheren<br />

48-Volt-Technologie bedarf es keinerlei<br />

Hochvolt-Schutzmaßnahmen, dies ermöglicht<br />

eine sichere und ein fache Installation.<br />

è www.molabo.com<br />

50 Kilowatt<br />

bei 48 Volt.<br />

Dolce Vita<br />

Schön und sauber gleiten.<br />

RUNABOUT. Klassische Schönheit vom<br />

Comer See: Mit der Venezia 22 Electric<br />

High Power hat nun auch die Luxusmarke<br />

Comitti ein E-Modell im Programm.<br />

Im noblen Teak- und Mahagoni-Ambiente<br />

haben sechs Erwachsene<br />

Platz. Ebenso edel das Cockpit, die Sonnenliege,<br />

die Badeplattform mit verdeckter<br />

Badeleiter und ein verstaubarer<br />

Tisch. In Österreich vertrieben wird das<br />

auch von Wasserski- und Wakeboard-<br />

Fahrern sehr geschätzte Runabout von<br />

Mureny in Reifnitz am Wörthersee.<br />

è www.mureny.com<br />

Viel Auswahl<br />

beim Elco EP-20.<br />

Keep it simple<br />

AUSSENBORDER. Ein Blick über den großen<br />

Teich zeigt: Auch in den USA weiß<br />

man, benutzerfreundliche Elektro- Außen -<br />

border herzustellen. Der EP-20 des Traditionsunternehmens<br />

Elco hat nur vier bewegliche<br />

Teile und ist nahezu wartungsfrei. Vor -<br />

bildlich ist die Auswahl: Der Antrieb ist mit<br />

einer Pinne oder einem fernbedienbaren<br />

Gashebel und einer 76,2 cm oder 83,8 cm<br />

langen Welle erhältlich. Man kann zudem<br />

zwischen einer 48-V-AGM- oder Lithium-<br />

Ionen-Phosphat-Batterie wählen. Ein bluetoothfähiges<br />

Dashboard-Display überträgt<br />

Daten wie Geschwindigkeit oder Batterieladung<br />

auf mobile Geräte und Smartwatches.<br />

è www.elcomotoryachts.com<br />

Vollstrom<br />

E-POWERBOOT. Auf der Austrian<br />

Boat Show in Tulln hat heuer Performance<br />

Marine – italienische<br />

Powerboat-Werft mit neuerdings<br />

deutschen Eigentümern – erstmals<br />

die in Zusammenarbeit mit Evoy<br />

entwickelte Performance e801 vorgestellt,<br />

das erste Elektroboot der<br />

Werft überhaupt. Dass man schon<br />

beim ersten Versuch vieles richtig gemacht<br />

hat, bewies der Auftritt bei der<br />

Monaco Energy Boat Challenge im<br />

Juli, wo die e801 mit 34,71 Knoten<br />

(Durchschnittsgeschwindigkeit über<br />

1 km in 2 Runden) einen Geschwindigkeitsrekord<br />

in der Kategorie „offenes<br />

Meer“ aufgestellt hat. Bei perfekten<br />

Bedingungen wurden am Bodensee<br />

sogar 52 Knoten Topspeed gemessen,<br />

Performance Marine sieht<br />

daher der Titelverteidigung in Monaco<br />

im nächsten Jahr ziemlich gelassen<br />

entgegen.<br />

è www.performance-marine.de<br />

Deutsche Eigentümer, italienische<br />

Werft, norwegischer E-Motor.<br />

5/<strong>2023</strong> 37


Philippinen<br />

Wer kneift,<br />

verliert<br />

Es ist ein Kommen und Gehen in Tambobo, zu Wasser und zu Lande. Die einen entdecken das Leben an Bord<br />

für sich, die anderen beenden es (oder das ihres Schiffes) auf die eine oder andere Weise hier. Ersteres gilt für<br />

den Schweizer Peter, der mit 70 noch gelernt hat, sich nicht unterkriegen zu lassen.<br />

Text und Fotos WOLFGANG HAUSNER<br />

Die Bucht von Tambobo am<br />

südlichen Ende der philippinischen<br />

Insel Negros war<br />

schon immer ein beliebter<br />

Treffpunkt für Yachties. Viele lassen<br />

den Anker fallen und bleiben gleich<br />

für mehrere Jahre hier hängen. Andere<br />

kommen und gehen unter.<br />

So wie die unbewohnte Beton-<br />

Ketsch, die über Nacht auf Tauchstation<br />

ging, bis nur noch die Masten<br />

aus dem Wasser ragten. Es<br />

dauerte eine Weile, bis der Besitzer<br />

ausgeforscht und kontaktiert werden<br />

konnte. Dieser befand sich in<br />

Irland, hatte aber nicht die Mittel,<br />

um nach Tambobo zu kommen.<br />

Also gab er sein Schiff zur Adoption<br />

frei – unter der Bedingung, dass es<br />

repariert und nicht verschrottet<br />

werden sollte. Das ist bereits Monate<br />

her, aber bis jetzt hat sich nie mand<br />

gemeldet.<br />

Das Schmug glerschiff von den<br />

Sulu-Inseln ist ein weiteres Wrack,<br />

das am Ufer der inneren Bucht vertäut<br />

ist und immer weiter ins tiefere<br />

Wasser rutscht. Es wurde von der<br />

Coast Guard mit einer illegalen Ladung<br />

Reis aufgegriffen, der Kapitän<br />

festgenommen und die Crew laufen<br />

gelassen. Bis auf einen, der das leckende<br />

Boot jeden Tag auspumpen<br />

sollte.<br />

Nachdem der Mann nach einer<br />

Zeit nicht mehr bezahlt wurde, verlor<br />

er das Interesse und verschwand.<br />

Der Holzkahn lief voll und war nicht<br />

mehr zu retten. Zudem liegen immer<br />

viele Fischerboote im flachen<br />

Wasser. Da wird zwischen den Tiden<br />

repariert oder Antifouling aufgebracht.<br />

PIZZA-HEIZKESSEL<br />

Neben den trägen Ankerliegern gibt<br />

es aber auch rührige Typen wie den<br />

Schweizer Peter Ming, der allerdings<br />

auf dem Landweg in der Tambobo<br />

Bay auftauchte. Er mietete sich ein<br />

und kaufte ein kleines Dampfboot,<br />

der ursprüngliche Besitzer war verstorben<br />

und die Nachfolger konnten<br />

nichts damit anfangen.<br />

Peter auch nicht, weil die vielen<br />

Kupferrohre und andere wichtige<br />

Antriebsteile nicht mehr vorhanden<br />

waren. Der schwere Heizkessel allerdings<br />

schon. Den baute Peter um<br />

und buk bald damit Pizza und Brot.<br />

38 5/<strong>2023</strong>


Nicht nur das Schmugglerschiff von den Sulu-Inseln (links), auch viele andere Yachten und Boote aus aller Welt<br />

fanden in der Tambobo Bay ihr nasses Grab.<br />

Als nächstes entfernte er das am<br />

Heck angebrachte Schaufelrad und<br />

stattete sein neues Boot mit einer<br />

100 PS starken Maschine samt Antrieb<br />

aus, die ihn bald lautstark über<br />

die stille Bucht katapultierte.<br />

Auf diesem Weg entdeckte Peter<br />

seine Liebe zum Wasser, aber sein<br />

Schiff bot ihm nur begrenzte Entfaltungsmöglichkeiten.<br />

Also kaufte er<br />

eine kleine Stahlyacht und war bald<br />

damit unterwegs. An und für sich<br />

nichts Besonderes, außer dass Peter<br />

mit seinen 70 Jahren zuvor noch nie<br />

gesegelt war. Nach ein paar Probetörns<br />

schipperte er im Alleingang<br />

nach Borneo. Jetzt war er da, in der<br />

Tambobo Bay.<br />

Der Zeitpunkt seiner Ankunft<br />

war nicht optimal, denn im Norden<br />

der Philippinen zog der Taifun<br />

Noru über Luzon. Das Zentrum<br />

war zwar etwa 300 Seemeilen weit<br />

weg, aber es handelte sich um ein<br />

ausgedehntes System das noch in<br />

Negros zu spüren war. Peter kämpfte<br />

total übermüdet mit schwerem<br />

Wetter und krachte am späten<br />

Nach mittag während eines Platzregens<br />

auf das Riff nahe der Einfahrt.<br />

DRESCHE MIT SYSTEM<br />

Das war beileibe nicht das erste Mal.<br />

Peter hatte da schon zuvor einschlägige<br />

Erfahrungen gemacht, aber seine<br />

Stahlyacht steckte das locker weg<br />

– bis durch einen Wasser einbruch<br />

die Maschine, die Batterien, der<br />

Kühlschrank sowie andere Ausrüstungsgegenstände<br />

auf Tauchstation<br />

gingen. Am folgenden Tag, bei besserem<br />

Wetter und hoher Tide, halfen<br />

ihm andere Yachties, sein Schiff freizubekommen<br />

und Nemo schwamm<br />

wieder.<br />

Allerdings nicht für lange, denn<br />

Peter legte Nemo seitlich auf den<br />

Strand, um den Schaden zu begutachten,<br />

der sich jedoch auf der anderen<br />

Seite im Wasser befand. Deshalb<br />

organisierte er eine Crew und stützte<br />

seine Yacht bei Hochwasser mit<br />

Bambus stangen ab, sodass sie aufrecht<br />

am Strand stand – bis der tropische<br />

Sturm Nalgae eine paar Tage<br />

später sein Schiff wieder umwarf.<br />

Allerdings auf die richtige Seite, wie<br />

Peter mit Genugtuung feststellte.<br />

Damit konnte er die Delle mit<br />

dem Vorschlaghammer bearbeiten.<br />

Von innen her und, wie er betonte,<br />

darf man nicht in die Mitte drauf<br />

losdreschen, sondern außen rundherum,<br />

damit die Delle selbstständig<br />

in die ursprüngliche Lage zurückspringt,<br />

was dann auch so passierte.<br />

Den Riss im Rumpf, der für den<br />

Wassereinbruch verantwortlich war,<br />

schweißte er wieder zu. Damit war<br />

sein Zuhause zwar trocken, aber<br />

nicht bewohnbar. Die hölzerne<br />

Ausstattung hatte sehr gelitten, das<br />

minderwertige Sperrholz, das beim<br />

Bau der Yacht in Neukaledonien<br />

verarbeitet worden war, löste sich<br />

in seine Grundelemente auf.<br />

Kein Problem für einen passionierten<br />

Bastler. Peter wollte sowieso<br />

die Einrichtung ändern. Zuerst<br />

suchte er sich eine Unterkunft bei<br />

dem Australier Nigel, der ein Resort<br />

in der Außenbucht von Tambobo<br />

betrieb und auch kleine Bungalows<br />

vermietete. Die Native-Style-Behausung<br />

war zwar romantisch, aber<br />

nicht wasserdicht. Das Nippa-Dach<br />

leckte und überall tropfte es runter,<br />

auch aufs Bett.<br />

Für Nigel war das kein Problem.<br />

er drückte Peter ein paar Kübel in<br />

die Hand, und damit war der Fall für<br />

ihn erledigt. Zum Monatsende zog<br />

Peter aus und mietete 30 km entfernt<br />

ein Haus. Sein Motorrad hatte<br />

er vor der Abfahrt gegen einen .45<br />

Colt eingetauscht, also kaufte er wie-<br />

5/<strong>2023</strong> 39


Philippinen<br />

der eines, um nicht auf die öffentlichen<br />

Verkehrsmittel angewiesen zu<br />

sein. Übrigens ganz sein Metier, mit<br />

Stahl konnte er umgehen.<br />

Er kaufte auch eine weitere Rohrbiegemaschine,<br />

nachdem die vorherige<br />

nicht seinen Erwartungen<br />

entsprochen hatte. Die Überlegung<br />

war, im gemieteten Haus alle Metall-Teile<br />

für die Inneneinrichtung<br />

vorzufertigen, damit sie am Boot<br />

nur mehr angeschraubt werden<br />

mussten. Für den Transport<br />

schweiß te Peter einen Anhänger<br />

fürs Motorrad zusammen. Bevor<br />

er die aufwändigen Arbeiten anging,<br />

wollte er allerdings noch<br />

für einige Monate ausspannen.<br />

Peter flog kurzerhand nach<br />

New Mexico, um seine Tochter<br />

zu besuchen – und dann weiter<br />

nach Alaska, wo sein Sohn lebt.<br />

SCHÜSSE IM MONDLICHT<br />

Während dieser Zeit lag Taboo III<br />

am Strand, sodass mein Tischler<br />

Delfin mühelos über eine Bambusleiter<br />

an Bord klettern konnte. Diese<br />

wird vor Einbruch der Dunkelheit<br />

hochgezogen, so ähnlich wie<br />

bei einer Zugbrücke. Das hielt jemanden<br />

aber nicht davon ab, dennoch<br />

an Bord zu klettern. Das war<br />

schon einmal vorgekommen. Ein<br />

schwieriges Unterfangen zwar, aber<br />

damals erleichtert durch einen unbewohnten<br />

Trimaran, der knapp<br />

neben Taboo III lag.<br />

Fischerboot zur<br />

Wartung am Strand.<br />

Nachdem die Zugänge zu den<br />

Kabinen routinemäßig versperrt<br />

sind (und unser Niedergang zwar<br />

etwas offen wegen der Belüftung,<br />

aber verriegelt ist), kann niemand<br />

ins Bootsinnere eindringen. Im<br />

ersten Fall weckten mich die ungewöhnlichen<br />

Geräusche, aber sobald<br />

ich mit meiner Keule an Deck war,<br />

sprang der junge Kerl über die Seite<br />

ins Wasser und gab Fersengeld.<br />

Beim zweiten Mal war ich bereits<br />

vorbereitet auf dieses Verhalten<br />

und schoss ihm gleich mit dem<br />

.38 Revolver nach. Natürlich gezielt<br />

daneben im Mondlicht, ich<br />

wollte ihn ja nicht treffen und<br />

Scherereien haben, sondern ihm<br />

nur einen gehörigen Schreck<br />

ein jagen, aber das wusste der<br />

Kerl ja nicht.<br />

Diese Aktion machte am nächsten<br />

Tag die Runde und die Bot-<br />

Nemo nach<br />

der Flut …<br />

schaft war klar: Jeder der auf<br />

Taboo III klettert, muss damit<br />

rechnen, beschossen zu werden.<br />

EIN TOTER, VIELE FRAGEN<br />

Seitdem hatten wir Ruhe. Damit<br />

wäre der Fall erledigt gewesen,<br />

wenn nicht ein paar Tage später<br />

keine 100 Meter weiter eine aufgedunsene<br />

Leiche am Strand angeschwemmt<br />

worden wäre. Zwei<br />

„ Sein Motorrad hatte Peter vor der Abfahrt gegen einen<br />

.45 Colt eingetauscht, also kaufte er wieder eines.“<br />

40 5/<strong>2023</strong>


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… und in aufrechter Position, abgestützt<br />

mit Bambusstangen.<br />

Polizisten liefen bald darauf herum,<br />

kamen aber mit ihrer Fragerei<br />

auf keinen grünen Zweig.<br />

Die Polizei wie auch das Militär<br />

genießen bei der Bevölkerung<br />

kein hohes Ansehen, weil<br />

viele Gewalt taten auf ihr Konto<br />

gehen und diese Behörden<br />

auch aktiv im Drogenhandel<br />

tätig sind. Also wollte niemand<br />

reden, keiner erwähnte meine<br />

Herumschießerei. Außerdem<br />

hatte die inzwischen identifizierte<br />

Leiche einen eingeschlagenen<br />

Kopf, wies aber keine<br />

Schuss verletzungen auf, hätte<br />

also nicht mit mir in Verbindung<br />

gebracht werden können.<br />

Das beschauliche Leben in<br />

der Bucht von Tambobo konnte<br />

somit für alle wie gewohnt weitergehen.<br />

<br />

<br />

Peter wechselte vom Dampfboot auf<br />

eine Stahlyacht, die bei Sturm am nahen<br />

Riff in der Tambobo Bay leckschlug, von<br />

ihm aber wieder instandgesetzt wurde.<br />

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Gente di mare<br />

FOTO: MAX PRIESTER<br />

5.000 Flaschen,<br />

1 Mission<br />

Am 14. Juli 1864 machte sich vor Kap Hoorn eine Flaschenpost auf<br />

den Weg. Ins Meer hatte sie aber nicht ein Schiffbrüchiger geworfen,<br />

sondern der Geophysiker und Polarforscher Georg von Neumayer –<br />

mit der Bitte um Rücksendung. Es war der Beginn der maritimen<br />

Strömungsforschung.<br />

Georg von Neumayer – der<br />

Name des Polarforschers aus<br />

der Pfalz wäre außerhalb der<br />

Wissenschaft sicher fast vergessen,<br />

trüge nicht eine For schungs station<br />

in der Antarktis seinen Namen. Dabei<br />

darf er als Begründer der maritimen<br />

Strömungsforschung gelten<br />

und als Lehrmeister des Südpol-Pioniers<br />

Roald Amundsen. Und ganz<br />

nebenbei hat er im 19. Jh. auch<br />

noch jene Kriterien festgelegt, nach<br />

denen noch heute das Wetter beobachtet<br />

wird.<br />

1826 als fünftes von acht Kindern<br />

eines Notars in Kirchheimbolanden<br />

geboren, war Georg von Neumayers<br />

späterer Lebensweg alles andere als<br />

vorgezeichnet. So war er bereits 24,<br />

als er zum ersten Mal das Meer sah.<br />

Die Faszination für die See, die ihn<br />

dort ergriff, ließ ihn nicht mehr los.<br />

Gerne wäre er in die Kriegsmarine<br />

eingetreten. Doch das blieb ihm<br />

versagt. Also heuerte er als Volontär<br />

auf dem Handelsschiff Luise7 an<br />

und unternahm seine erste Seereise<br />

nach Brasilien. Es war die erste<br />

Etappe eines bewegten Lebens, in<br />

dem er sich unter anderem auf den<br />

Goldfeldern Australiens als Lehrer<br />

für deutsche Auswanderer betätigte<br />

und auf zahlreichen Expeditionen<br />

das Innere des Kontinents vermaß.<br />

Nach seiner Rückkehr nach<br />

Deutschland wurde er erster Direktor<br />

der Deutschen Seewarte in<br />

Hamburg, Hydrograph der Admiralität<br />

in Berlin und schließlich auch<br />

Vorsitzender der Internationalen<br />

Polarkommission. So war er wesentlich<br />

am Zustandekommen des Ersten<br />

Internationalen Polarjahres<br />

1882/83 sowie des Antarktischen<br />

Jahres 1901 beteiligt, einem gemeinsamen<br />

Forschungsunternehmen<br />

europäischer Staaten und den USA<br />

zur Erforschung der Polargebiete.<br />

RETURN TO SENDER<br />

Bei allen klingenden Titeln war Georg<br />

von Neumayer aber vor allem<br />

eines: sehr geduldig. Diese Eigenschaft<br />

machte ihn schließlich zum<br />

Begründer der modernen<br />

Meeresströmungsforschung. Nicht<br />

weniger als drei Jahre dauerte es<br />

nämlich, bis er aus Australien Antwort<br />

erhielt auf seine erste Flaschenpost,<br />

die er am 14. Juli 1864 vor Kap<br />

Hoorn ins Meer geworfen hatte. Mit<br />

Korken und Siegellack gut verschlossen,<br />

hatte sich darin ein datiertes<br />

Formular mit einer Bitte auf<br />

die Reise durch die Weltmeere gemacht.<br />

Der Finder solle es doch an<br />

die, damals noch Norddeutsche,<br />

Seewarte in Hamburg zurück-<br />

senden und mitteilen, wann und wo<br />

die Flasche gestrandet war.<br />

5.000 Rumflaschen schickte der<br />

Forscher insgesamt auf Reisen, indem<br />

er sie Kapitänen und Passagieren<br />

mitgab, um sie an festgelegten<br />

Punkten in die See zu werfen. Über<br />

600 Antworten, die er auf seine<br />

schwimmenden Botschaften erhielt,<br />

hat er in Alben festgehalten und den<br />

Weg der Flaschen in Strö mungs -<br />

karten eingetragen. Mit eindrucksvollem<br />

Ergebnis: Auf einer solchen<br />

Karte aus dem Jahr 1897 ist deutlich<br />

der Golfstrom zu erkennen. Kleiner<br />

Nebeneffekt: Die größte Flaschenpostsammlung<br />

der Welt kam so<br />

auch in Hamburg zusammen, wo<br />

sie noch immer liegt.<br />

Heutzutage werden Meeresströmungen<br />

natürlich ohne Rumflasche<br />

erforscht. Treibkörper funken ihre<br />

aktuelle Position nach Hause und<br />

geben auch gleich Auskunft über die<br />

Erwärmung der Ozeane. <br />

DANIELA SCHUSTER<br />

ist freie Journalistin<br />

und schreibt als solche<br />

gerne am und übers<br />

Meer.<br />

kolumne@<strong>ocean7</strong>.at<br />

Buchtipp: Mehr über Georg von Neumayers<br />

Strömungsforschung in „Flaschenpost. Ferne<br />

Botschaften, frühe Vermessungen und ein legendäres<br />

Experiment“, von Wolfgang Struck.<br />

Mare Verlag, € 38,50.<br />

FOTO: M. SCHMIDT-OTT<br />

42 5/<strong>2023</strong>


FOTO: FELIX DIEMER<br />

Herbstmessen<br />

In Friedrichshafen findet im<br />

Herbst die größte deutsche<br />

maritime Herbstmesse statt.<br />

Eines der vielen Highlights:<br />

die Surf-Days auf der<br />

fünf Meter breiten Welle.<br />

Wasser marsch!<br />

Vom Surfbrett bis zum Familienkreuzer,<br />

von Bekleidung<br />

bis hin zu Accessoires und<br />

dazu reichlich Action-Programm:<br />

Die Interboot präsentiert auf<br />

dem Messegelände in Friedrichshafen<br />

zu Wasser und zu Lande auch<br />

heuer wieder neuesten Wassersport<br />

in all seinen Facetten.<br />

Neben Fachvorträgen und<br />

Seminaren mit Tiefgang gibt es<br />

Schnupper segeln auf dem Messe-<br />

See und zahlreiche weitere<br />

Mitmach angebote. Der Interboot-<br />

Hafen am Bodensee ist wieder fester<br />

Bestandteil der Messe. Eine<br />

Vielzahl an Booten kann direkt vor<br />

Ort von den Besuchern Probe gefahren<br />

werden.<br />

Auch das Thema Nachhaltigkeit<br />

wird in diesem Jahr großgeschrieben:<br />

Ein „Sustainability Trail“ auf<br />

dem gesamten Gelände, bei dem<br />

alle teilnehmenden Stände deutlich<br />

sichtbar markiert sind, soll die<br />

Themenvielfalt erlebbar machen.<br />

KURZ UND GUT<br />

Heuer wird die große Herbstmesse<br />

zum letzten Mal an neun Tagen<br />

stattfinden. Bei einer Befragung<br />

der Aussteller stimmte die große<br />

Mehrheit für eine Verkürzung der<br />

Dauer, daher ist die Interboot ab<br />

2024 auf fünf Tage angesetzt. <br />

Interboot <strong>2023</strong><br />

23. September bis 1. Oktober <strong>2023</strong>, Messe Friedrichshafen. Geöffnet von Montag bis<br />

Donnerstag von 10 bis 17 Uhr, Freitag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr. Tagesticket online<br />

(€ 14,–) oder vor Ort (€ 18,–), ermäßigt € 11,– bzw. € 13,–.<br />

è www.interboot.de<br />

Schöne Aussichten<br />

DRUCKFRISCH. Auf der Interboot in Frie -<br />

drichshafen präsentiert Argos Yachtcharter<br />

mit weltweitem Charterangebot<br />

seinen brandneuen Katalog. Dieser beinhaltet<br />

viele informative Neuerungen für<br />

Familiencrews und passionierte Segler.<br />

Törnvorschläge, Revierhighlights sowie<br />

Links zu Preisen und Destinationen werden<br />

nun ausführlich zur Verfügung gestellt.<br />

Erstmals ist am Messestand FW11<br />

im Foyer-West auch das Partnerunternehmen<br />

SamBoat mit Zusatzangeboten wie<br />

RIB- oder Tages-Charter mit dabei.<br />

è www.argos-yachtcharter.de<br />

Über 150 Boote vor Ort<br />

Ständige Messe<br />

kommen Sie zu uns!<br />

Jeden Samstag bis 16.00 Uhr geöffnet<br />

5/<strong>2023</strong> 43


Orca-Attacken<br />

auf Segelboot<br />

Spitzenprädator<br />

FOTO: TORY KALLMAN/SHUTTERSTOCK.COM<br />

44 5/<strong>2023</strong>


e<br />

Viele Fragen, wenige Antworten.<br />

Text REINHARD KIKINGER<br />

Orcas attackieren Segelyacht.<br />

Meldungen wie<br />

diese waren heuer öfter<br />

zu lesen. Die betroffene<br />

Region reicht von der Bretagne bis<br />

Marokko, mit einem Schwerpunkt<br />

vor den Küsten Spaniens und Portugals<br />

sowie der Straße von Gibraltar.<br />

Seit dem ersten dokumentierten<br />

Fall im Juli 2020 erfolgten<br />

mehrere hundert dieser Interaktionen<br />

zwischen Orcas und Schiffen.<br />

Betroffen waren vor allem Segelboote<br />

von acht bis 15 Metern Länge,<br />

aber auch Fischerboote, Motoryachten<br />

und Schlauchboote. Bis<br />

dato wurden drei Boote so schwer<br />

beschädigt, dass sie sanken. Menschen<br />

kamen – bis auf die angst -<br />

einflößende Erfahrung und die<br />

materiellen Konsequenzen – nicht<br />

zu Schaden.<br />

Schnell, kraftvoll und intelligent: Eine Konfrontation<br />

mit Schwertwalen auf offener See, egal ob in spielerischer<br />

oder aggressiver Absicht, kann das Ende<br />

eines Segeltörns bedeuten. Schulen von bis zu 100<br />

Tieren und mehr ziehen vorzugsweise in Küstennähe.<br />

5/<strong>2023</strong> 45


Spitzenprädator<br />

Begegnung zweier Welten. Pelagische Orcas und terrestrische Zweibeiner, biologisch beide den<br />

Säugetieren zugehörig, treffen einander im gemeinsam genützten Lebensraum Meer.<br />

Beschädigt und gesunken. Die Schweizer Segelyacht Champagne wurde durch einen Orca-<br />

Angriff schwer beschädigt und sank beim Schlepp in den Hafen.<br />

WIE GEHEN DIE ORCAS VOR?<br />

Es wird berichtet, dass sie vor allem<br />

die Ruderanlage beschä digen. Das<br />

geschieht durch Rammstöße und<br />

Bisse. Manchmal sind Einzeltiere<br />

am Werk, manchmal mehrere Individuen.<br />

Widersprüchlich sind die Angaben<br />

zum Verhalten der Tiere. Es<br />

wird von sanftem und fokussiertem<br />

Umgang mit der Ruderanlage berichtet,<br />

aber auch von heftigem<br />

Rütteln und massiven Rammstößen.<br />

Auch der Schiffsrumpf wird<br />

manchmal mit voller Wucht gerammt,<br />

und im schlimmsten Fall<br />

erfolgen diese Attacken über viele<br />

Stunden.<br />

SPIEL, TRAINING<br />

ODER ATTACKE?<br />

Diese Frage ist ungeklärt, daher<br />

verwenden manche Walforscher<br />

lieber den neutralen Begriff der<br />

Interaktion. Orcas besitzen hohe<br />

Intelligenz, und intelligente Lebewesen<br />

sind spielfreudig.<br />

Eventuell ist die Fokussierung<br />

auf die Ruderanlage auch als Training<br />

für Jungtiere zur Thunfischjagd<br />

zu verstehen, wobei das Ruderblatt<br />

für die Schwanzflosse des<br />

Thunfisches steht. Heftige Rammstöße<br />

sind bei Orcas auch Teil des<br />

Jagdverhaltens auf andere Wale, die<br />

größer sind als sie selbst.<br />

TRAUMATISIERTER ORCA?<br />

Sollten es aber gezielte Attacken<br />

gegen die Boote als solche sein,<br />

dann stellt sich die Frage nach dem<br />

Warum. Manche regionale Fischer<br />

glauben, dass vielleicht ein junger<br />

Orca von einem Segelboot verletzt<br />

worden sei und das Muttertier seither<br />

Segelboote attackiert. Da Orcas<br />

in Verbänden leben und die jungen<br />

Gruppenmitglieder von den älteren<br />

Tieren lernen, könnte sich dieses<br />

Verhalten innerhalb einer Gruppe<br />

verfestigen.<br />

Andererseits könnten auch die<br />

Fischer ursächlich an der Verhaltensänderung<br />

der Orcas beteiligt<br />

sein. Die Schwertwale räumen<br />

nämlich mit Vorliebe die Langleinen<br />

der Fischer ab, sodass von den<br />

Thunfischen oft nur Reste an Bord<br />

gelangen. Die Antwort der Fischer<br />

wird wohl nicht freundlich sein,<br />

die Reaktion der Orcas auf die<br />

Antwort auch nicht.<br />

„ Orcas besitzen hohe Intelligenz,<br />

und intelligente Lebewesen sind<br />

spielfreudig.“<br />

WARUM IN DIESER REGION?<br />

Orcas kommen weltweit vor und<br />

unterteilen sich in Subpopulationen.<br />

Vor Gibraltar ist es die Gruppe<br />

der Iberischen Orcas, deren<br />

Stärke auf etwa 50 Tiere geschätzt<br />

wird. Ihre Hauptbeute ist der Rote<br />

Thunfisch, Thunnus thynnus. Die<br />

Orcas ziehen den laichenden Thunfischen<br />

über die Straße von Gibraltar<br />

bis ins westliche Mittelmeer<br />

nach, später wieder nach Norden<br />

bis in die Biskaya.<br />

Sie sind also in einer Meeresregion<br />

unterwegs, die von extrem<br />

starkem Schiffsverkehr, Befischung<br />

und Umweltgiften aller Art betrof-<br />

Schöne Idylle. Auf<br />

künstlerische Weise<br />

ist hier das beiderseitige<br />

und friedvolle<br />

Interesse aneinander<br />

dargestellt.<br />

FOTOS: APA/AFP/JORGE GUERRERO (1), SHUTTERSTOCK.COM – ANDREA IZZOTTI (1), TARASOVA MARIYA (1), GUILLERMO EL OSO(1), KAMIRA (1), MAYSKYPHOTO (1)<br />

46 5/<strong>2023</strong>


Kräftiges Gebiss. Innerhalb der Zahnwale hat nur der Pottwal noch eindrucksvollere Zähne.<br />

Auf dem Speiseplan der Orcas stehen Meeressäuger und Fische.<br />

fen ist. Als Spitzenprädatoren reichern sich<br />

in ihnen die Schadstoffe der Nahrungs kette<br />

an. Zusammen mit dem permanenten Stress<br />

durch Lärm und Bootsverkehr kann das zu<br />

Krankheits bildern führen und Verhaltensweisen<br />

ändern.<br />

WIE SOLL SICH DIE CREW VERHALTEN?<br />

Die Empfehlungen sind widersprüchlich. Sie<br />

reichen vom Abstellen des Echolotes und des<br />

Motors bis zur schnellen Flucht – die bei der<br />

Schnelligkeit der Orcas eher nicht gelingen<br />

wird. Ruhiges Verhalten an Bord war ebenso<br />

Gefangen und dressiert – der Schwertwal „Lolita“ im<br />

Miami Seaquarium demonstriert hier hautnah, zu welch<br />

kooperativen Leistungen diese Meeressäuger fähig sind.<br />

Quellen<br />

è https://www.stiftung-meeresschutz.org/themen/tourismus-schifffahrt/orca-angriffe-auf-segelboote/<br />

Käsbohrer, T. (2022). Das Rätsel der Orcas. Millemari, 210 S., ISBN 978-3-967-06063-8<br />

Shirihai, H. & B. Jarrett (2008). Meeressäuger. Kosmos, 384 S., ISBN 978-3-440-11277-9<br />

In freier Wildbahn ist bis heute kein letaler<br />

Angriff von Orcas auf Menschen dokumentiert,<br />

obwohl das bei Begegnungen<br />

wie dieser für Orcas leicht möglich wäre.<br />

Geht gar nicht!<br />

Geht seitwärts<br />

Schon heute bedroht Plastik mehr als 800 Meerestierarten. Helfen Sie uns, das zu ändern. oceancare.org


Spitzenprädator<br />

Familienverband. Drei Orcas ziehen entlang der Küste von Vancouver Island, Kanada. Adulte Männchen<br />

haben eine sehr hohe Finne („Rückenflosse“), der Blas der drei Tiere ist hoch und buschig.<br />

erfolglos wie wildes Gestikulieren,<br />

Lärmen und Lichtblitze.<br />

Eine Methode macht zumindest<br />

logisch Sinn: Sand ins Wasser werfen.<br />

Orcas meiden sandiges Wasser um ihr<br />

Atemloch zu schützen. Allerdings wür -<br />

de man Unmengen Sand brauchen.<br />

„DER SCHWARM“ ALS WARNUNG?<br />

Der Bestseller von Frank Schätzing<br />

handelt von einer imaginären Meeres-<br />

Intelligenz, die sich gegen den Missbrauch<br />

durch den Menschen zur Wehr<br />

setzt. Orcas wären hervor ragend geeignet,<br />

um diese wehrhafte Intelligenz zu<br />

repräsen tieren. Metaphorisch kann ihr<br />

Vor gehen durchaus so interpretiert<br />

werden.<br />

Wir sind kurzfristig zwar am längeren<br />

Ast, es wäre technisch kein Problem<br />

diese Störenfriede auszuschalten.<br />

Langfristig wäre es aber nötig, unser<br />

Handeln zu überdenken, das marine<br />

Ökosysteme mit all den bekannten<br />

Konsequenzen wie Vermüllung, Überfischung,<br />

Vergiftung und Erwärmung<br />

nachhaltig schädigt.<br />

Aktuelles Beispiel ist der geplante<br />

Tiefsee-Bergbau, der eine<br />

Katastrophe für einen bislang<br />

kaum erforschten Lebensraum<br />

bedeuten wird.<br />

<br />

Thomas Käsbohrer: Das Rätsel der Orcas.<br />

Millemari, 210 Seiten, Paperback, € 25,65.<br />

è www.millemari.de<br />

Weißer Hai als Orca-Opfer. Dieser gewaltige Hai<br />

wurde von Orcas getötet. Sie verspeisen bevorzugt<br />

Leber und Herz dieser Haie.<br />

Alarmbereitschaft. Ein Schwertwal patrouilliert vor der Küste<br />

Patagoniens und versetzt die Robben in erhöhte Aufmerksamkeit.<br />

Orca-Biologie<br />

Vor Südafrika machen Orcas Jagd auf Weiße Haie.<br />

Diese wandern ab, was jenen Zweig des lokalen<br />

Tauchtourismus schwächt, der sich auf Käfigtauchen<br />

und Anfüttern dieser Raubfische spezialisiert hat.<br />

Orcinus orca, Schwertwal oder Orca, englisch Killer Whale, ist ein ozeanischer Delfin. Die charakteristische Schwarz-<br />

Weiß-Färbung, der Augenfleck und der Sattel hinter der Finne machen die Art unverwechselbar.<br />

Männliche Orcas sind 7–9,8 Meter lang und wiegen 3,8–5,5 Tonnen. Weibliche Tiere sind mit 4,5–8,5 Meter etwas kleiner<br />

und werden mit etwa 9 Jahren geschlechtsreif. Die Tragzeit beträgt 15–18 Monate, alle 3–8 Jahre wird ein einziges Kalb<br />

geboren. Neugeborene sind 2,1–2,6 Meter groß, wiegen 160–200 Kilogramm und werden mindestens ein Jahr gesäugt. Die<br />

Lebenserwartung beträgt bis zu 90 Jahre.<br />

Die kosmopolitische Verbreitung der Orcas erreicht an beiden Polen die Packeisgrenze. Die einzelnen Gruppen umfassen<br />

meistens Kälber, Juvenile und ein dominantes adultes Weibchen, oft auch adulte Männchen.<br />

Ihre Tauchgänge reichen bis in 260 Meter Tiefe und können bis zu 17 Minuten dauern. Ihre Nahrung besteht aus Fischen<br />

und Säugetieren, wobei einzelne Orca-Gruppen spezielle Jagdstrategien entwickeln, denen sogar Weiße Haie und große<br />

Furchenwale zum Opfer fallen. In freier Natur sind letale Angriffe auf Menschen nicht bekannt.<br />

FOTOS: WWW.SHARKWATCHSA.COM (1), HENNIE OTTO(1), SHUTTERSTOCK.COM – JEROEN MIKKERS (1), FOTO 4440 (1)<br />

48 5/<strong>2023</strong>


BÜCHERSCHAPP<br />

Tipps, Trends & Neuheiten<br />

Winnetou und Tito waren hier<br />

VERGESSENE ORTE. Wer sich in Kroatien<br />

auf den Inseln und an der Küste abseits<br />

touristischer Pfade<br />

bewegt, kann zahlreiche<br />

Relikte der Vergangenheit<br />

finden, die große<br />

Geschichte(n) erzählen.<br />

Bahnstrecken ohne Anschluss,<br />

Partisanengedenkstätten<br />

und Nazi-<br />

Bunker, Industriedenkmäler<br />

und Filmschauplätze,<br />

Luxushotels und<br />

Gefängnisinseln. Die<br />

beiden Journalisten<br />

Wir schaffen das!<br />

REPARATURHANDBUCH.<br />

Schon in der fünften Zeile des<br />

Vorwortes kommt das entscheidende<br />

Wort vor: Opferbereitschaft!<br />

Besitzer von Holz -<br />

yachten können ausführliche<br />

Balladen darüber schreiben.<br />

Der Band des Bootssachverständigen<br />

Uwe Baykowski<br />

„Pflege und Instandsetzung<br />

klassischer Yachten“ sorgt für<br />

Linderung. Die praxisorientierten<br />

Anleitungen erklären –<br />

Schritt für Schritt und mit<br />

Georg Lux und Helmuth Weichselbraun<br />

lassen mit ihrem Buch „Lost Places in<br />

Kroatien“ die Herzen von<br />

Winnetou- und Ex-Jugoslawien-Fans<br />

höherschlagen:<br />

Augenzwinkernd und mit<br />

Tiefgang erzählen sie von<br />

verlassenen Orten, über denen<br />

oft noch der Geist Josip<br />

Broz Titos schwebt.<br />

Georg Lux, Helmuth<br />

Weichselbraun: Lost Places<br />

in Kroatien. Styria Verlag,<br />

192 Seiten, € 28,–.<br />

zahlreichen Bildern ergänzt –<br />

die wichtigen Arbeiten auf diesen<br />

Schönheiten. Vielleicht<br />

kann man ja wirklich Reparaturen<br />

und Pflegemaßnahmen<br />

selbst ausführen. Mit Sicherheit<br />

aber kann man zumindest bei<br />

der beauftragten Werft ein<br />

Wörtchen mitreden.<br />

Uwe Baykowski, Anna-Marie<br />

Frick: Pflege und Instandsetzung<br />

klassischer Yachten. Delius Klasing,<br />

160 Seiten, € 39,90.<br />

è www.delius-klasing.de<br />

è www.styriabooks.at/styria<br />

Sprache der<br />

Seefahrer<br />

SPRACHFÜHRER. Wer eine Weltumseglung<br />

macht, kommt auf so<br />

manchem Ozean mit Spanisch<br />

weiter als mit Englisch. Wenn das<br />

Erlernen der Basics schnell und<br />

einfach gehen soll, empfiehlt sich<br />

der Marco Polo Sprachführer<br />

„Spanisch“. Das Taschenformat ist<br />

nach Reisethemen geordnet und<br />

gibt dank des einfachen Farbleitsystems<br />

schnelle Orientierung.<br />

Das Reise-Wörterbuch sorgt dafür,<br />

dass man in vielen Situationen<br />

die richtigen Worte parat hat und<br />

mitreden kann. Für das ganz<br />

leichte Gepäck ist ein abtrennbarer<br />

Spickzettel mit den allerwichtigsten<br />

Wendungen perfekt.<br />

Marco Polo Sprachführer Spanisch.<br />

Mairdumont, 192 Seiten, € 13,95.<br />

è www.thalia.at<br />

Die junge Frau und das Meer<br />

TRADITIONEN. „Wenn es Gott gab, hatte<br />

er diesmal einen Fehler begangen.“ So<br />

beginnt der Roman „Mattanza“ (Thunfischjagd)<br />

der italienischen Autorin Germana<br />

Fabiano. Der angesprochene Fehler:<br />

Das eben geborene Enkelkind des<br />

Rais, des Führers der Fischer einer süditalienischen<br />

Insel, ist kein Bub, sondern<br />

ein Mädchen. Wie dieses ihrem Großvater<br />

schließlich nachfolgt und als erste<br />

Frau die jährliche traditionelle Thunfischjagd<br />

anführt, ist Thema des Romans.<br />

Das Buch ist aber auch aus anderen<br />

Gründen sehr aktuell. Behandelt werden<br />

nämlich der Tourismus sowie die Fluchtbewegungen<br />

übers Mittelmeer und deren<br />

Auswirkungen auf die kleine Insel.<br />

Germana Fabiano: Mattanza. mareverlag,<br />

192 Seiten, € 23,–.<br />

è www.mare.de<br />

5/<strong>2023</strong> 49


Damp<br />

Memoiren eines Seekadetten<br />

50 5/<strong>2023</strong>


f und Segel<br />

Wer hat nicht schon davon geträumt, auf einem alten Dachboden einen Schatz zu finden?<br />

Ein verstaubtes Bündel vergilbter Briefe war für unsere Familie ein solcher Schatz, denn<br />

darin entführte unser längst verstorbener Onkel Alfred in eine exotische, aber eigentlich<br />

doch auf eine Art seltsam vertraute Welt. Die Erzählungen und Anekdoten, die in der Familie<br />

über unseren „Fregattenkapitän“ kursierten fanden sich darin wieder – vielleicht etwas weniger<br />

spektakulär als die mündlichen Überlieferungen, die wohl im Lauf der Zeit so manche Übertreibung<br />

erfahren hatten, aber dafür authentisch. Diese Briefe zu lesen fühlte sich an, als wäre<br />

Onkel Alfred noch auf der Reise und die Geschehnisse gerade einmal so lange her, wie halt ein<br />

Brief damals unterwegs gewesen ist.<br />

Text CHRISTIAN WINKLER, MIRNO-MORE-GRÜNDER<br />

Mit der SMS (Seiner Majestät<br />

Schiff) Fasana der k. u. k.<br />

österreichisch-ungarischen<br />

Kriegsmarine dampft und segelt<br />

Onkel Alfred als frisch ausgemusterter<br />

Seekadett über Gibraltar nach<br />

Brasilien, wo gerade eine Revolution<br />

stattfindet.<br />

Weiter geht es rund um Südamerika<br />

in die Weite der Südsee. Alfred<br />

verliebt sich in die Schwester der<br />

Königin von Tahiti, besucht die berüchtigten<br />

Strafkolonien von Neukaledonien<br />

und geht in Neuguinea<br />

mit Missionaren auf Krokodiljagd.<br />

Java, Mauritius, Aden und Jeddah<br />

sind die nächsten Stationen auf dem<br />

Weg zum Suez-Kanal, und von dort<br />

geht es zurück nach Pula.<br />

All das berichtet Onkel Alfred in<br />

den Briefen an seine Eltern, die uns<br />

heute noch teilhaben lassen an der<br />

versunkenen Welt des ausgehenden<br />

19. Jahrhunderts. Aber nicht nur<br />

die Schilderungen der besuchten<br />

Länder und Völker sind faszinierend,<br />

wir erfahren auch viel über<br />

das tägliche Leben an Bord.<br />

Obwohl die SMS Fasana als Korvette<br />

kein besonders großes Kriegsschiff<br />

ist, verfügt sie doch über eine<br />

Besatzung von 250 Mann und genügend<br />

bordeigene Einrichtungen,<br />

um viele Wochen ohne Versorgung<br />

auf See unterwegs sein zu können.<br />

Eine Dampfmaschine mit 1.600 PS<br />

(„Rostfläche“: 30 m²) und Segelfläche<br />

von 2.000 m², Großküche,<br />

Fleischerei, Stallungen mit Lebendvieh,<br />

Bäckerei, Arrest, Bordspital,<br />

Kanzlei, Waffenkammer, Pfarrer<br />

und vieles mehr – das alles findet<br />

Platz auf knapp 70 Metern (!)<br />

Schiffslänge.<br />

Freilich sind wir auch mit den<br />

Schattenseiten der k. u. k. Marine-<br />

Herrlichkeit konfrontiert. Indigene<br />

Völker werden nicht selten abwertend<br />

beschrieben – die „europäische<br />

Arroganz“ ist aus heutiger<br />

Sicht unverständlich und völlig inakzeptabel.<br />

Auch die bisweilen sichtbare<br />

Überheblichkeit der Offiziere gegenüber<br />

untergebenen Matrosen,<br />

deren Bordleben eine ziemliche<br />

Schinderei war, wirkt heute befremdlich<br />

und absolut fehl am<br />

Platz.<br />

Originalzitate und -grafiken<br />

aus den gefundenen Briefen, ergänzende<br />

Kommentare, aussagekräftige<br />

Bilder sowie technische<br />

und geografische Fakten werden<br />

uns ermöglichen, die abenteuerliche<br />

Reise meines Onkels Alfred<br />

Winkler hautnah mitzuerleben.<br />

Herzlich Willkommen an Bord<br />

der SMS Fasana!<br />

CHRISTIAN WINKLER<br />

ist Fahrtensegler und<br />

Autor. Termine zu seiner<br />

neuen Vortragsreihe<br />

„1890: Mit Dampf und<br />

Segel um die Welt –<br />

Aus den Reisebriefen<br />

von Onkel Alfred“ und<br />

weitere Infos unter<br />

www.moresail.at<br />

FOTO: PRIVAT<br />

5/<strong>2023</strong> 51


Dampf und Segel<br />

September bis Oktober 1889:<br />

Von Pola nach Gibraltar<br />

Aus den Reisebriefen von Onkel Alfred. In den Briefen an die Familie berichtet der Seekadett jeweils über die<br />

vergangenen Tage und Wochen. Die Originalschreibweise ist beibehalten, der Text beschränkt sich auf Ausschnitte.<br />

Ende Juni 1899 ist der 19-jährige<br />

Alfred Winkler aus Tolmein<br />

im Küstenland (heute:<br />

Slowenien) an der Marineakademie<br />

in Fiume (heute: Rijeka) ausgemustert<br />

worden, er hat die Ausbildung<br />

mit gutem Erfolg abgeschlossen.<br />

Anfang September tritt er den<br />

Dienst im Rang eines Seekadetten<br />

an Bord der SMS Fasana an. Drei<br />

Wochen dauert die Einschulung an<br />

Bord, dann wird es ernst.<br />

IN SEE, AM 26. SEPTEMBER 1889<br />

Wie Ihr vielleicht in den Zeitungen<br />

gelesen habt, verließen wir am 21.<br />

Pola. Um 9 Uhr 30 wurde die Vertäuung<br />

von der Boje gelöst und die<br />

Fasana wendete sich langsam der<br />

Hafeneinfahrt zu. Im letzten Moment<br />

entschloss sich der Kommandant<br />

doch noch Lebewohl zu sagen<br />

und kommandierte die halbe Bemannung<br />

in die Takelage, wo sie<br />

unter Mützenschwenken ein don-<br />

nerndes „Hurra“ rief. Erwidert wurde<br />

dieser Gruß von Angehörigen von<br />

Kadetten, Offizieren etc., welche am<br />

Molo standen. Bald hatten wir den<br />

Hafen verlassen.<br />

Die Mission (Auftrag) der Fasana<br />

auf der Weltumrundung ist<br />

denkbar angenehm, zumindest für<br />

den „Stab“, bestehend aus Offizieren<br />

und Kadetten: die k. u. k.<br />

Kriegsmarine repräsentieren (Flagge<br />

zeigen), Kontakte knüpfen, offizielle<br />

Besuche absolvieren, die Kadetten<br />

ausbilden. Im ersten Brief<br />

beschreibt Alfred den Tagesablauf<br />

auf See: drei Wachen im Vierstunden-Rhythmus,<br />

dazwischen frei.<br />

Die Mannschaft, oft als Matrosen<br />

bezeichnet, besteht aus 250 Mann,<br />

die Alfred wie folgt beschreibt: …<br />

ein Konglomerat von Dalmatinern,<br />

Kroaten, verhältnismäßig vielen<br />

Deutschen, Ungarn, Istrianern,<br />

Dummköpfen, faulen Schlingeln,<br />

frechen Leuten und sehr wenigen<br />

tüchtigen Leuten. Diese Bemannung<br />

kam dadurch zustande, dass man<br />

bei deren Zusammensetzung darauf<br />

bedacht war, nur sehr junge, also<br />

ungeschulte Leute und Matrosen mit<br />

möglichst guter Konduite (Betragen,<br />

Führung) zu wählen …<br />

Der Beschreibung des „Stabes“<br />

widmet Alfred eine ganze Seite, wo<br />

er die verschiedenen Offiziere und<br />

deren Aufgaben und Charaktere<br />

beschreibt. Der Kommandant, vom<br />

Dienstgrad Fregattenkapitän, ist ...<br />

Rudolf Berghofer, ein Mann von 42<br />

Jahren und hoher wissenschaftlicher<br />

Bildung. Ein tüchtiger Seemann, allerdings<br />

manches Mal nervös und<br />

mürrisch, was bei Manövern zum<br />

Ausdruck kommt …<br />

Das kommt uns doch bekannt<br />

vor? Es folgen die verschiedenen<br />

Offiziere und Maschinisten, sowie<br />

die Mediziner: … Von Ärzten haben<br />

wir zwei an Bord, die im<br />

Nichtstun miteinander wetteifern,<br />

52 5/<strong>2023</strong>


Filzlauskontrolle.<br />

Am Steuerstand der Fasana.<br />

Achterdeck (Modell).<br />

Heck der 1871 in Dienst<br />

gestellten Korvette.<br />

wobei jedoch der ältere den Sieg davonträgt,<br />

da der jüngere, nebenbei<br />

bemerkt, ein sehr liebenswürdiger<br />

Mensch, wenigstens die wenigen<br />

Amtsgeschäfte verrichtet und sich<br />

mit Photographie befasst.<br />

BEI STURM UND HAGEL<br />

Am 28. September läuft die Fasana<br />

in Messina ein, weil der Kommandant<br />

dort einen Brief von seiner<br />

Frau erwartet und weil frische<br />

Lebensmittel eingekauft werden.<br />

Schon am nächsten Tag geht es<br />

weiter. Das herbstliche Wetter und<br />

vornehmlich westliche (Gegen-)<br />

Winde machen dem Schiff in den<br />

nächsten Wochen zu schaffen. In<br />

einem Brief vom 7. Oktober schildert<br />

Alfred ein Gewitter: … Es war<br />

damals die Situation auf der Kommandobrücke<br />

für mich eine höchst<br />

unangenehme. Der Donner krachte,<br />

der Wind pfiff mit fabelhafter Stärke<br />

und Regen samt Hagel schlugen<br />

in horizontaler Richtung beinahe<br />

schmerzhaft ins Gesicht. Ich musste<br />

nun beim Kompass stehen und das<br />

Verhalten des Schiffes dem Winde<br />

gegenüber auf das genaueste beobachten<br />

und hierüber jeden Moment<br />

dem Wachoffizier Auskunft geben<br />

…<br />

Der Marinehistoriker Georg<br />

Pawlik aus Korneuburg bei Wien,<br />

besitzt ein Modell der SMS Fasana.<br />

An diesem ist gut erkennbar, was<br />

eine „Kommandobrücke“ eigentlich<br />

ist: Sie überspannt das Hauptoder<br />

Arbeitsdeck, auf dem die Matrosen<br />

arbeiten und diverse Befehle<br />

ausführen, über die ganze Schiffsbreite<br />

und ist mit dem Achterdeck<br />

über eine weitere schmale Brücke<br />

verbunden.<br />

Der ganze Bereich ist dem „Stab“<br />

und den Kadetten vorbehalten. Die<br />

Mannschaft kann vom Hauptdeck<br />

aus wegen des hohen Schanzkleides<br />

nicht aufs Meer hinausblicken,<br />

auch der Rudergänger hat keine<br />

Sicht aufs Wasser. Die Bezeichnung<br />

„Kommandobrücke“ hat sich übrigens<br />

bei größeren Schiffen trotz geschlossener<br />

Aufbauten bis heute<br />

gehalten.<br />

HUNGER UND DURST<br />

Vorwiegend westliche Winde<br />

machen der Fasana weiterhin<br />

zu schaffen. Um Kohle zu sparen,<br />

wurde auch unter widrigen Bedingungen<br />

gesegelt, in diesem Falle:<br />

aufgekreuzt. Die Fahrt nach Gibraltar<br />

dauert länger als üblich. Aus<br />

einem Brief vom 17. Oktober: …<br />

Vorläufig ist uns das Wasser ausgegangen<br />

und wird morgen mit dem<br />

Destillieren begonnen werden, was<br />

schon das Heizen eines Kessels zur<br />

Folge hat. Auch mit dem Essen steht<br />

es nicht besonders gut. Die Kälber<br />

sind schon den Weg alles Irdischen<br />

gewandelt und so haben wir nur<br />

noch ausgemergelte Hühner und<br />

Truthühner an Bord …<br />

AUSGUCK MIT WEITBLICK<br />

Am 19. Oktober trifft die Fasana<br />

endlich in Gibraltar ein, wo sie für<br />

die „Traversade“ (Überquerung des<br />

Ozeans) ausgerüstet wird. Alfred beschreibt<br />

die britische Kronkolonie in<br />

einem Brief vom 22. Oktober in den<br />

höchsten Tönen: … Die Aussicht, die<br />

man nun von den Schießscharten aus<br />

genießt, ist eine so unbeschreiblich schöne<br />

und mannigfaltige, dass kein Schlossberg<br />

so etwas bieten kann. Jede zweite<br />

Schießscharte bietet eine andere Aussicht<br />

und wir sahen so die ganze Gegend bis<br />

an die Küste Afrikas. Unter uns teils das<br />

blaue Meer mit den unzähligen Schiffen,<br />

dann die Stadt, die Festungsanlagen, die<br />

Straßen, das neutrale Gebiet (ein öder<br />

Streifen Landes, welcher Gibraltar von<br />

Spanien trennt), der wild zerklüftete Abhang<br />

des Berges, endlich weiter entfernt<br />

drei spanische Städte mit den Arenen für<br />

Stiergefechte und in der Ferne die Berge<br />

von Marokko und Tanger, das alles in<br />

reizender Farbbeleuchtung, ich werde<br />

dieses schöne Bild nie vergessen und bin<br />

überzeugt, dass es wenige derartige Aussichten<br />

auf der Welt gibt …<br />

Am 26. Oktober wird der Anker<br />

gelichtet, die Atlantiküberquerung<br />

nach Südamerika beginnt. <br />

In der nächsten Ausgabe: Segeln im<br />

Passat, eine unglaubliche Äquatortaufe,<br />

Wal- und Haifang, ein gestürzter<br />

Kaiser, eine Revolution und die ersten<br />

Deserteure.<br />

5/<strong>2023</strong> 53


FOTO: TAHSIN ÖZEN<br />

Herbstmessen/Cannes<br />

Hochbetrieb bei Sanlorenzo<br />

Yachts in La Spezia.<br />

Der Kurs stimmt<br />

Mehr als zehn Luxus-Yachten von 23 bis 34 Metern Länge präsentiert Sanlorenzo auf dem Cannes<br />

Yachting Festival <strong>2023</strong> – trotz voller Auftragsbücher. Und so ganz nebenbei arbeitet man bei der<br />

kleineren Schwester Bluegame bereits am Wasserstoff-Antrieb für die Zukunft. Das erste Modell<br />

soll 2024 als erstes Hydro-Foiler-Begleitboot in die Geschichte des America’s Cup eingehen.<br />

Text TAHSIN ÖZEN<br />

Beim Werftbesuch im Juni<br />

in La Spezia halten wir vergeblich<br />

Ausschau nach der<br />

SX 100, die Sanlorenzo in Cannes<br />

als Weltpremiere vorstellen wird –<br />

man zeigt sich noch bedeckt.<br />

Beim Thema „Alternative Antriebe“<br />

ist man aber sofort Feuer und<br />

Flamme, verweist auf das BGH-Modell<br />

der Schwestermarke Blue game<br />

(die Werft ist nur 10 km entfernt)<br />

und betont, dass Wasserstoff im<br />

Schiffsbau ein ganz großes Thema<br />

der Zukunft sein wird. Zwar misst<br />

die BGH gerade mal zehn Meter,<br />

dafür soll sie schon nächstes Jahr als<br />

Begleitschiff mit den America’s-<br />

Cup-Racern übers Wasser foilen –<br />

mit Hydro- statt mit Windkraft und<br />

mit bis zu 50 Knoten Topspeed bei<br />

180 Meilen Reichweite.<br />

Sanlorenzo selbst hat übrigens<br />

mit Siemens Energy einen Deal<br />

über den Bau der ersten 50-Meter-<br />

Superyacht mit Stromerzeugung<br />

durch Wasserstoff und Brennstoffzelle<br />

in der Tasche, bis zur Markteinführung<br />

wird es aber wohl noch<br />

ein bisschen dauern.<br />

Die Kundschaft gibt sich ohnehin<br />

geduldig, die Nachfrage ist groß.<br />

„Sanlorenzo steht für italie nisches<br />

Design, Luxus und Top-Qualität.<br />

Kaum ein Kundenwunsch, der nicht<br />

erfüllt werden kann – und dafür<br />

nimmt man sich Zeit“, sagt Franz<br />

Schillinger, Geschäftsführer von<br />

Master Yachting und Sanlorenzo-<br />

Händler für den adriatischen Raum.<br />

Das Cannes Yachting Festival<br />

sieht er als einmalige Gelegenheit,<br />

um die Vielfalt und den Glamour<br />

der Sanlorenzo-Yachten auf dem<br />

Wasser zu erleben. Für die individuelle<br />

Beratung vor Ort stehen er und<br />

sein Team gern zur Verfügung. Terminreservierung<br />

per E-Mail unter<br />

è info@sanlorenzoadria.com<br />

Cannes Yachting Festival <strong>2023</strong><br />

12.–17. September. Öffnungszeiten: Dienstag bis Donnerstag 10 bis 19 Uhr, Freitag 10 bis 22 Uhr,<br />

Samstag 10 bis 19 Uhr, Sonntag 10 bis 18 Uhr. Eintritt ab € 31,–.<br />

è www.cannesyachtingfestival.com<br />

Reiner Wasserstoff-Antrieb<br />

ab 2024: Bluegame BGH.<br />

54 5/<strong>2023</strong>


FOTO: RALPH FISCHBACHER<br />

FOTO: GILLES MARTIN-RAGET<br />

NOCH MEHR PREMIEREN<br />

Master Yachting führt neben Sanlorenzo-Luxusyachten<br />

auch Beneteau-Segel-<br />

und Motoryachten,<br />

Lagoon-Katamarane und Frauscher-Motorboote<br />

im Händler-<br />

Portfolio. Alle Werften werden mit<br />

zahlreichen Modellen in Cannes<br />

Frauscher 1212 Ghost<br />

Oceanis Yacht 60<br />

vertreten sein. Ebenso Master<br />

Yachting und sein Team – mit<br />

dem Ziel, die Besucher direkt an<br />

Bord der gewünschten Yacht persönlich<br />

beraten zu können. Einen<br />

Überblick über alle Modelle und<br />

Premieren finden Sie im Kasten<br />

rechts.<br />

<br />

Lagoon Sixty 5<br />

Gran Tourismo 45<br />

FOTO: NICOLAS CLARIS<br />

FOTO: JEROME KELAGOPIAN<br />

Mit Master Yachting in Cannes<br />

Sanlorenzo Yachts<br />

SL 78, SL 86, SL 90A, SL 106A<br />

SD 90, SD 96<br />

SX 100 (Weltpremiere), SX 78, SX 88, SX 112<br />

SP 110<br />

Frauscher Bootswerft<br />

858 Fantom Air, 1212 Ghost Air (neu mit Hardtop)<br />

1017 GT, 1414 Demon<br />

Lagoon Catamarans<br />

Lagoon 42, Lagoon 46, Lagoon 51, Lagoon 55<br />

Lagoon Sixty 5, Lagoon Seventy 7<br />

Beneteau Segelyachten<br />

Oceanis 37.1 (Weltpremiere, siehe auch Seite 60)<br />

Oceanis 51.1<br />

Oceanis Yacht 54, Oceanis Yacht 60<br />

First 44, First Yacht 53<br />

Beneteau Motoryachten<br />

Gran Tourismo 41, Gran Tourismo 45<br />

Swift Trawler 41, Swift Trawler 48<br />

Grand Trawler 62<br />

Professionelle Beratung. Um allen Interessenten<br />

best möglichen Service während des<br />

Cannes Yachting Festivals bieten zu können,<br />

sind individuelle Besichtigungen gerne nach<br />

Terminvereinbarung möglich:<br />

è office@masteryachting.com<br />

è www.masteryachting.com<br />

WORK-LIFE<br />

BALANCE<br />

A SERIOUS<br />

ENJOYMENT.<br />

Yamaha XTO 450hp V8<br />

www.yamaha-motor.at<br />

Beachtet am und auf dem Wasser stets die lokalen und gesetzlichen Bestimmungen.<br />

Tragt auf Bootsfahrten stets eine empfohlene Rettungsweste und Schutzkleidung


Herbstmessen/Cannes<br />

Catana will mit der Yot 36 in<br />

Cannes auf(t)rumpfen.<br />

Yot, wie hot<br />

MOTORCAT. Die französische<br />

Catana-Group baut ab sofort neben<br />

ihren Segelkatamaranen der Marken<br />

Catana und Bali auch Powercats.<br />

Name der neuen Marke: Yot. Das<br />

erste Modell, das in Cannes Weltpremiere<br />

feiert, ist ein 36-Fuß-Bowrider<br />

mit Walk-around-Layout und zwei<br />

300 PS starken Außenbord-Motoren.<br />

In den beiden Rümpfen befindet sich<br />

je eine Kabine, Cockpit und Salon in<br />

der Mitte präsentieren sich ziemlich<br />

offen, und das Heck besitzt zwei<br />

klappbare Schanzkleider für noch<br />

mehr Platz. Geplant sind noch weitere,<br />

größere Modelle, die auch über<br />

Inbord-Motoren verfügen sollen.<br />

è www.yot-power-catamarans.com<br />

American Beauty<br />

EUROPA-PREMIEREN. An der Côte<br />

d’Azur präsentiert Sea Ray zum ersten<br />

Mal in Europa die Sundancer 370<br />

Outboard, also das Oberhaupt der<br />

sehr sportlichen Weekender-Linie.<br />

Sehr sportlich bedeutet in diesem Fall<br />

drei Mercury 300 Verado- Motoren<br />

im Heck, 900 PS, Top-Speed jenseits<br />

der 45 Knoten. Die kleine Schwester<br />

SLX 260 wird als Represäntantin der<br />

Daycruiser-Linie ebenfalls zu besichtigen<br />

sein. Schirmherr Boston Whaler<br />

schickt zudem auch seine neue<br />

405 Conquest als „SUV of the Sea“<br />

auf den Laufsteg in Cannes.<br />

è www.topyacht.eu<br />

Vorne Bowrider, hinten 3 x 300 PS:<br />

die neue Sundancer 370.<br />

Klasse mit<br />

Terrasse<br />

Italienischer Luxus<br />

JET-SPEED. Die neue italienische Marke<br />

Centouno Navi kündigt schon seit über<br />

einem Jahr den Bau von supersportlichen<br />

Supermotoryachten an. Endlich ist es soweit:<br />

Mit der Vespro erblickt jetzt in Cannes ein<br />

erstes Modell das Licht der Welt. 16,50 m (also<br />

nicht sehr superyachtig), 1.200 PS aus einem<br />

MAN V8, Jet-Antrieb, Max-Speed 56 Knoten,<br />

Cruising-Speed 50 Knoten, dabei ein Verbrauch<br />

von 8 l pro Seemeile, was angesichts<br />

der Größe und der Power recht niedrig ist.<br />

Unter dem Deck sind sich ein Salon, zwei<br />

Kabinen und zwei Nasszellen ausgegangen.<br />

è www.centounonavi.it<br />

Vespro: 1.200 PS auf 16,50 m Länge.<br />

FLYBRIDGE. Die Squadron 58 wird Fairline<br />

Yachts vorstellen. Die Flybridge-Yacht nistet<br />

sich in der Baureihe zwischen dem 50- und dem<br />

68-Fuß-Modell ein. Der Fokus bei der Entwicklung<br />

lag auf Platz und Komfort. Noch mehr<br />

Platz erwünscht? Beide seitlichen Schanzkleider<br />

lassen sich mittschiffs zu Terrassen aufklappen<br />

und die Badeplattform<br />

verlängern. Von der mit<br />

Hardtop und Schiebedach<br />

bedachten Flybridge aus<br />

macht das Fahren der Luxusyacht<br />

noch mehr Spaß.<br />

Unter Deck hat man drei<br />

großzügige Kabinen und<br />

zwei Bäder sowie eine<br />

Crew-Kabine mit eigener<br />

Nasszelle zur Verfügung.<br />

è www.fairline-boote.de<br />

è www.boote-riedl.com<br />

Aufgeklappt und ausgefahren:<br />

Squadron 58.<br />

56 5/<strong>2023</strong>


Platzkünstler<br />

MODELLGEPFLEGT. Die neue Merry<br />

Fisher 895 Serie 2 durfte ein zartes<br />

Facelifting über sich ergehen lassen<br />

und kann sich etwa über hochwertige<br />

Außenpolster, ein neues Bordcockpit<br />

und neue Materialien freuen. Die zwei<br />

Doppelkabinen bekommen durch neue<br />

Rumpffenster noch mehr Licht. Angetrieben<br />

wird das 8-m-Raumwunder<br />

durch zwei Außenborder mit maximal<br />

2 x 250 PS. Etwas offener als die mit<br />

der geschlossenen Kajüte ausgestattete<br />

Merry Fisher präsentiert Jeanneau<br />

die ebenfalls aufgefrischte Cap Camarat<br />

9.0 WA Serie 2. Auch sie kann mit<br />

zwei Yamaha-Außenbordern mit insgesamt<br />

500 PS topmotorisiert werden.<br />

è www.jeanneau.com<br />

è www.bootemayer.at<br />

Klein und oho:<br />

Merry Fisher 895<br />

Serie 2.<br />

ABENTEUER AUF<br />

KNOPFDRUCK<br />

Familienhochburg<br />

FLAGGSCHIFF. Mit der Antares 12<br />

präsentiert Beneteau ein neues<br />

Flaggschiff seiner kompakten Motorboote<br />

mit Kajüte und Außenborder.<br />

V8-Außenborder, Flybridge<br />

mit Außenküche: Antares 12.<br />

Was man auf 13 Metern alles unterbringen<br />

kann? Drei Außenbereiche<br />

(Cockpit, Vordeck mit Sonnenliege<br />

und eine geräumige Flybridge mit Außenküche),<br />

drei Kabinen, zwei Nasszellen,<br />

eine voll ausgestattete Küche<br />

und drei Mercury-V8-Außenbordermotoren<br />

mit max. 300 PS. Nette Features:<br />

Die Glasfront lässt sich auf drei<br />

Seiten öffnen, die dritte Kabine ist modular<br />

eingerichtet und kann auch als<br />

Stauraum verwendet werden.<br />

è www.beneteau.com<br />

è www.proyachting.at<br />

Halbgleiter in<br />

Schwarz-Weiß<br />

SUPERYACHT. Die Bau nummer 1<br />

der neuen A96 bringt Arcadia nach<br />

Cannes. Die Tradition des futuristisches<br />

Designs wird von der süditalienischen<br />

Werft auch beim neuen, fast<br />

30 m langen Modell fortgeführt. Getrennte<br />

Welten: Die Eignersuite darf<br />

sich auf dem vorderen Hauptdeck ausbreiten,<br />

die vier Gästekabinen liegen<br />

eine Etage darunter. Bemerkenswert:<br />

An gleich vier Stellen lässt sich das<br />

Schanzkleid aufklappen. Stark: Vier<br />

jeweils 1.350 PS starke Volvo-IPS-<br />

Diesel. Löblich: Serienmäßige Solarpaneele<br />

auf dem Dach liefern Strom<br />

für die Elektrogeräte an Bord.<br />

è www.arcadiayachts.it<br />

130 Tonnen Luxus,<br />

made in Napoli.<br />

MERCURY AVATOR 7.5E<br />

ELEKTRO-AUSSENBORDER<br />

Erkunden Sie die Natur und<br />

genießen Sie Ihre Zeit auf dem<br />

Wasser mit dem sauberen, leisen<br />

und intuitiv zu bedienenden<br />

Avator Elektro-Außenborder.<br />

Mehr Information erhalten Sie auf<br />

mercurymarine.com und mcm.at


Herbstmessen/Cannes<br />

Trio elegante<br />

MODELL-OFFENSIVE. Als neues Einstiegsmodell<br />

in die stylische Trawleryachten-Reihe<br />

von Azimut feiert die<br />

Magellano 60 in Cannes Weltpremiere.<br />

Ebenfalls erstmals im Wasser zu<br />

sehen ist die in den Hallen der boot<br />

Düsseldorf trocken präsentierte S7.<br />

Und eine neue, interessante Modellreihe<br />

wird auch vorgestellt: Die für<br />

Familien konzipierte Seadeck-Serie<br />

soll mit Hybridmotoren ausgestattet<br />

und in Leichtbauweise gefertigt werden<br />

und über eine große, ausklappbare<br />

Terrasse verfügen.<br />

Diese Welt premiere soll bei der<br />

nächsten boot Düsseldorf gefeiert<br />

werden.<br />

è www.azimutyachts.com<br />

Magellano 60 in klassischer Eleganz.<br />

Kleine Schwester<br />

13,80 Meter und<br />

schon eine Sirena.<br />

WERFT-EINSTIEG. Mit der Sirena 48<br />

zeigt die türkische Werft Sirena erstmals<br />

ihr neuestes und bisher kleinstes<br />

Modell. Erhältlich ist das Nesthäkchen<br />

mit drei alternativen Layouts für das<br />

Achtercockpit und den Heckbereich –<br />

eine Seltenheit bei Yachten unter der<br />

50-Fuß-Marke. Der Kunde hat die Wahl<br />

zwischen einem offenen Layout und<br />

einem klassischeren Achterdeck, das bis<br />

hin zur Badeplattform maßgeschneidert<br />

werden kann. Auch für die Fly bridge<br />

gibt es unterschiedliche Optionen:<br />

mit oder ohne Hardtop, mit oder ohne<br />

Solarpaneele. Den Kunden scheint’s zu<br />

gefallen: 18 Stück waren schon verkauft,<br />

bevor Baunummer 1 vom Stapel lief.<br />

è www.sirenayachts.com<br />

Zwei bis drei Rümpfe<br />

NEUE MARKE. Multihull-Offensive<br />

bei Trend Travel & Yachting:<br />

Das österreichische Familienunternehmen<br />

hat neben Jeanneau (Einrumpf-Segelyachten,<br />

siehe Seite 17),<br />

Neel (Segeltrimarane) und Leen (Power-Tris)<br />

jetzt mit Cervetti auch eine<br />

neue Katamaran-Marke im Portfolio.<br />

Hinter Cervetti steht ein Konsortium,<br />

das sich bei Dufour Catamarans eingekauft<br />

hat und mit der Cervetti 44<br />

das erste in der italienischen Werft<br />

Cervetti 44, das erste<br />

Modell der neuen Marke.<br />

Forli gebaute Modell zur Weltpremiere<br />

nach Cannes bringt – italienisches<br />

Design inklusive. Die Motor-<br />

Version soll sich dann bei der Biograd<br />

Boat Show (25.–29. Oktober, siehe<br />

auch Seite 25) dazugesellen. Mit dabei<br />

in Cannes wird aber auch die (noch in<br />

La Rochelle gefertigte) Dufour 48 Catamarans<br />

sein. Bei den Trimaranen<br />

lässt Neel mit dem 56-Fuß-Modell<br />

auforchen: Der Power-Tri wird erstmals<br />

mit einem Hybrid-Antrieb in<br />

Ebenfalls in Cannes:<br />

Dufour 48 Catamarans.<br />

FOTO: OLIVIER BLANCHET<br />

Cannes präsentiert (Dieselmotor im<br />

Haupt rumpf, je ein E-Aggregat in den<br />

beiden Schwimmern). Ganz neu der<br />

Segel-Tri Neel 52, der jedoch erst ein<br />

paar Tage nach Cannes (20.–25. September)<br />

in La Rochelle Welt premiere<br />

feiern wird.<br />

Viel Programm also bei Trend<br />

Travel & Yachting, für fachkundige<br />

Beratung wird Geschäftsführer<br />

Hannes Grassl persönlich vor Ort<br />

sein. Terminreservierung erbeten.<br />

è office@trend-travel-yachting.com<br />

è www.trend-travel-yachting.com<br />

Links: Trimaran Leen 56,<br />

jetzt auch mit Hybridantrieb.<br />

Oben die Neel 52,<br />

die in La Rochelle Weltpremiere<br />

feiern wird.<br />

58 5/<strong>2023</strong>


Doppeldebüt<br />

FLAGGSCHIFF-ERWEITERUNG. Auf<br />

Wachstum bei seinen Fahrtenyachten<br />

setzt Cantiere del Pardo. Mit der<br />

Grand Soleil 65 LC und der Grand<br />

Soleil 72 LC vergrößern die Italiener<br />

ihre Long-Cruise-Reihe, die bislang<br />

bei 52 Fuß auförte, gleich um zwei<br />

Modelle. Die wichtigsten Unterscheidungsmerkmale<br />

der beiden LC-Modelle<br />

zu den eher regattatauglichen<br />

Performance-Schwestern sind das<br />

erhöhte und verbreiterte Deckshaus<br />

und das komfortablere Cockpit.<br />

è www.grandsoleil.net<br />

Die Grand Soleil<br />

72 LC. Die 65 LC<br />

hat man sich ca.<br />

einen Meter kürzer<br />

vorzustellen.<br />

Charmante<br />

Bourgeoisie<br />

MITTEL-MITTELKLASSE. Mit ihrer<br />

Dufour 41 lanciert die französische<br />

Großwerft in Cannes einen neuen<br />

Mitbewerber im heiß umgekämpften<br />

Markt der Mittelklasse-Fahrtenyachten.<br />

Praktisch jedes neue Modell in<br />

dieser Klasse wirbt mit mehr Volumen,<br />

und auch die Dufour will da<br />

mit ihren raumschaffenden Chines<br />

im Rumpf nicht nachstehen. Interessantes<br />

Konzept: Das Cockpit durfte<br />

zu Lasten des Salons etwas wachsen.<br />

Wie bei der im letzten Jahr vorgestellten<br />

Dufour 37 hat man sich um viel<br />

natürliches Licht in den Innenräumen<br />

bemüht. Erhältlich ist die Yacht<br />

mit drei oder vier Kabinen und mit<br />

zwei oder drei Nasszellen.<br />

è www.yachten-meltl-de<br />

Die Dufour 41 setzt<br />

auf mehr Raum und<br />

Licht.<br />

C wie Comfort<br />

SEHR GEFRAGT. Mit einer ganz frisch aus der<br />

Werft kommenden C46 darf Bavaria in Cannes<br />

eine Weltpremiere feiern. Nach der C42 und der<br />

C38 bekam auch der dritte Entwurf von Konstrukteur<br />

Maurizio Cossutti für die Bayern den voluminösen<br />

V-Bug, der in den Innenräumen für mehr<br />

Platz sorgt. Das neue Modell hat im Heck keine<br />

Dingi-Garage mehr, die Wahlmöglichkeit zwischen<br />

drei und fünf Kabinen bleibt aber natürlich erhalten.<br />

Das Interesse an der Mittelklasse-Yacht ist groß,<br />

Bavaria spricht von rund 100 Vorbestellungen.<br />

è www.bavariayachts.com<br />

Bayerische Frischware: C46.<br />

Besuchen Sie uns:<br />

Cannes:<br />

12. – 17. September<br />

Interboot:<br />

23. September – 1. Oktober<br />

Bootshändler • Bootsservice<br />

TopYacht<br />

www.topyacht.eu


Herbstmessen/Cannes<br />

Neuer Renner<br />

Erbe des Bestsellers<br />

SERIEN-ABSCHLUSS. Mit der<br />

Oceanis 37.1 schließt Beneteau<br />

die Erneuerung seiner<br />

Oceanis-Baureihe ab, die immerhin<br />

acht Modelle von 30 bis<br />

60 Fuß umfasst. Sie ersetzt die<br />

38.1, die mit über 700 verkauften<br />

Einheiten zu den Bestsellern<br />

der Franzosen gehört. Im Lastenheft<br />

standen mehr Volumen<br />

und, etwas überraschend, auch<br />

mehr Sportlichkeit. Neben einer<br />

Standardversion mit Selbstwendefock<br />

gibt es daher auch eine<br />

First-Line-Ausführung mit<br />

Horngroßsegel und überlappender<br />

Genua. Nachhaltigkeit ist<br />

auch ein Verkaufsargument: Das<br />

aus Afrika stammende Iroko-<br />

Holz ersetzt das Teakdeck, und<br />

als Option kann man statt des<br />

40-PS-Diesels einen 12-kW-<br />

Elektroantrieb bestellen.<br />

è www.masteryachting.com<br />

Oceanis 37.1 kann<br />

auch sportlich.<br />

ONE DESIGN. Für die neue Sun Fast 30 OneDesign<br />

haben sich mit VPLP Design und der Multiplast-<br />

Werft zwei sehr renommierte Namen der französischen<br />

Rennyachtszene und das Branchen-Schwergewicht<br />

Jeanneau zusammengefunden. Die Rennyacht<br />

soll neue Maßstäbe im Offshore-Regattasport setzen<br />

und eine Einheitsklasse für mehrtägige<br />

Wettbewerbe anbieten, die<br />

dem Nachwuchs und Amateuren<br />

zur Verfügung steht. Zu einem<br />

vernünftigen Preis wird eine<br />

Einheitsklasse made in France<br />

angeboten, die perfekt für<br />

Regatten ausgestattet und<br />

einfach instandzuhalten ist.<br />

Sehr, sehr erfreulich: Die<br />

Sun Fast 30 OD ist das erste<br />

Seriensegelboot, das aus recyclebarem<br />

Verbundstoff<br />

besteht!<br />

è www.jeanneau.com<br />

Sun Fast 30 OD: leist- und recyclebar.<br />

King Size Katamaran<br />

Flaggschiff Fountaine Pajot 80:<br />

Willkommen in der Luxusklasse.<br />

HIGH-END-MODELL. Mit der<br />

Fountaine Pajot 80 betritt die<br />

französische Katamaran-Werft<br />

nun endgültig das Luxussegment.<br />

Auf 24 x 11 Metern Grundfläche<br />

und drei Etagen lässt es sich mit<br />

Lederpolsterung, Jacuzzi und großer<br />

Küche äußerst komfortabel<br />

leben. Highlights: Mittschiffs<br />

kann das Schanzkleid zu zwei<br />

Terrassen aufgeklappt werden,<br />

für Jet-Ski & Co. gibt es Extra-<br />

Stau fächer an Deck, die Dachfläche<br />

besteht zum Teil aus<br />

semitransparenten Solarpaneelen.<br />

è www.catamarans-fountaine-pajot.com<br />

Mehr Meer<br />

FAST CRUISER. Die More 50 ist<br />

der neueste Wurf der kroatischen<br />

Werft More, die bei ihren Segelyachten<br />

auf eine feine Balance zwischen<br />

Performance und Komfort<br />

bedacht ist. Das wieder von Maurizio<br />

Cossutti designte Boot platziert<br />

sich zwischen der 40- und der<br />

55-Fuß-Version. Die Kroaten bauen<br />

aufwändig: Rumpf und Aufbauten<br />

werden im Vakuum-Infusionsverfahren<br />

hergestellt, die Schale mit<br />

Edelstahl rahmen und einzelne Tragelemente<br />

mit Carbon verstärkt. Zur<br />

Auswahl stehen Versionen mit drei<br />

oder vier Kabinen und mit zwei<br />

oder drei Nasszellen.<br />

è www.more-yachts.hr<br />

More, auf<br />

Deutsch „Meer“.<br />

60 5/<strong>2023</strong>


Elektrische Stelzen<br />

FOIL-E-DAYBOAT. Dass Hydrofoils<br />

und E-Antrieb sehr gut zusammenpassen,<br />

haben schon einige Projekte<br />

angeregt. Das niederländische Startup<br />

Edorado hat sogar schon einen<br />

Prototypen gebaut: Edorado 8S. Das<br />

8,28 m lange Dayboat besitzt einen<br />

Carbonrumpf und wird von zwei<br />

50 kW starken Motoren angetrieben,<br />

die in die beiden hinteren einziehbaren<br />

Foils integriert sind. Eine Batteriekapazität<br />

von 80 kWh ermöglicht<br />

eine Reichweite von 40 sm bei einer<br />

Reisegeschwindigkeit von 25 kn.<br />

Topspeed sollen sogar 38 kn sein.<br />

è www.edoradomarine.com<br />

Edorado S8: tolle Fahrleistungen dank Foils.<br />

Elektrisierende 35<br />

Knoten mit der H2e.<br />

E-sportlich<br />

BOWRIDER-DEBÜT. Seinen H2e<br />

stellt Four Winns in Cannes zum<br />

ersten Mal (in Europa) vor, das erste<br />

vollelektrische Bowrider-Serienmodell<br />

überhaupt. Der Elektroantrieb<br />

stammt von Vision Marine, leistet<br />

134 kW und beschleunigt das 6,70 m<br />

lange und 2.200 kg leichte Sportboot<br />

auf bis zu 35 Knoten. In den USA<br />

werden die E-Modelle schon ausgeliefert.<br />

Bei uns soll die Lieferzeit<br />

laut Importeur nur drei Monate<br />

betragen, der Startpreis liegt bei<br />

188.500 Euro exkl. USt.<br />

è www.fourwinns.com<br />

è www.bootemayer.at<br />

Leicht & leger<br />

E-DAYBOAT. Eines der interessantesten<br />

E-Modelle, die in Cannes ausgestellt<br />

werden, kommt aus Kopenhagen.<br />

Die 6 m lange Rand Breeze 20 wiegt<br />

nur 595 kg und hat einen strömungsoptimierten<br />

Rumpf, der 30 bis 60 Prozent<br />

weniger Treibstoff verbrauchen<br />

soll. Wenn überhaupt Treibstoff notwendig<br />

ist – das Boot von Rand ist<br />

nämlich mit 6- oder 12-kW-E-Motoren<br />

von Torqeedo lieferbar. Wenn<br />

Power gefragt ist, steht aber auch ein<br />

115 PS starker Benziner zur Verfügung.<br />

Die Dänen haben sich sehr clevere<br />

Details einfallen lassen, wie z. B.<br />

ein verstecktes Bimini, eine eingebaute<br />

Badeleiter und Schlepphalterung oder<br />

einen in die Mittelkonsole integrierten<br />

Kühlschrank.<br />

è www.randboats.com<br />

Randvoll mit guten Ideen.<br />

Aufgestockt<br />

Silent wächst der<br />

Sonne entgegen.<br />

TRIDECKER. Der Kärntner<br />

Solar-Kat-Hersteller Silent<br />

Yachts zeigt in Cannes erstmals<br />

seine Silent 62 3-Deck. Basis ist<br />

das Erfolgsmodell 60, das um<br />

zwei Fuß verlängert und um ein<br />

Stockwerk erhöht wurde, was für<br />

50 m² Extraplatz sorgt. Das obere<br />

Deck kann in einer offenen<br />

oder geschlossenen Version bestellt<br />

werden. Bei letzter darf sich<br />

der Eigner über eine eigene, sehr<br />

aussichtsreiche Etage mit großzügiger<br />

Kabine und Terrasse<br />

freuen.<br />

è www.silent-yachts.com<br />

5/<strong>2023</strong> 61


Außenborder<br />

Schub nach vorn<br />

Bei der Europapremiere im Süden Frankreichs stellte Yamaha kürzlich die jüngste Generation seiner<br />

High-Power-Außenborder vor. war exklusiv dabei und konnte die Motoren von 150 bis<br />

450 PS in verschiedenen Konfi gura tionen sowie weitere neue technische Highlights testen.<br />

Text BERND HOFSTÄTTER | Fotos CHRISTOPHE PONCHANT, IAN ROMAN<br />

Günstiger Einstieg, einfache<br />

Instandhaltung und modernste<br />

(lärmreduzierte)<br />

Aggregate sind die Auslöser des<br />

weltweiten Trends zu Außenbordmotoren.<br />

Ebenso vorteilhaft<br />

die Freiheit, auch im Nachhinein<br />

selbst bestimmen zu können, wie<br />

man einfach – oder auch mehrfach<br />

– sein Boot motorisieren will.<br />

Ein Big Player in diesem Segment<br />

ist Yamaha Marine. Seit 65 Jahren<br />

auf dem Markt, bringt das weltweit<br />

agierende Unternehmen (noch ein<br />

Vorteil) <strong>2023</strong> eine Reihe von Top-<br />

Modellen auf den europäischen<br />

Markt. Die Präsentation im Port<br />

Camargue glich einer Leistungsschau,<br />

mit der Yamaha die Platzierung<br />

im Spitzenfeld unterstrich.<br />

Hier die Highlights.<br />

SKIPPERN MIT ZAUBERHAND<br />

Zunächst einmal machten wir uns<br />

mit dem neuen elektrohydraulischen<br />

Lenksystem vertraut, das bei<br />

den frischen XTO-Außenbordern<br />

auch in den kleineren Modellen<br />

zum Einsatz kommt.<br />

Dieses Digital Electric Steering<br />

(DES) gewährt sanftes Steuern bei<br />

federleichten Lenkbewegungen<br />

und einen deutlich reduzierten<br />

Wartungsaufwand.<br />

Der neue Helm Master steht<br />

für die neueste Generation der<br />

automatisierten Manövrierbarkeit<br />

und ist ebenfalls für die kleineren<br />

Modelle zu haben. Das System<br />

mit Joystick verfügt über eine<br />

Auto pilot-Funktion und mehrere<br />

intelligente Positionssteuerungsmöglichkeiten.<br />

Mit „SetPoint“ z. B. wird auf<br />

Knopfdruck die Position gehalten,<br />

was etwa beim Warten an der<br />

Tank stelle von Nutzen ist. Neuerdings<br />

zeigt sich auch das Bugstrahlruder<br />

mit dem Helm Master<br />

kompatibel, was Hafenmanöver<br />

zum Kinderspiel macht.<br />

62 5/<strong>2023</strong>


Bei Hafenmanövern<br />

hilft der Joystick.<br />

XTO-Außenborder-Test im Port Camargue: 3 x 450 PS auf einer Tempest 44, 1 x 400 PS auf einem Gummiboot und 1 x 200 PS auf einer Jeanneau Merry Fisher 795.<br />

Alle Modelle (inkl. des 150-PS-Motors) sind mit dem neuen elektrohydraulischen Lenksystem erhältlich. Vorteil: Zusätzliche Hydraulikleitungen am Heck entfallen,<br />

der Spiegel bleibt aufgeräumt und sauber.<br />

ACHT ZYLINDER<br />

Wir starteten mit dem Topmodell,<br />

dem XTO 450hp V8 mit 5,6 l Hubraum,<br />

der als 4-Takt-V-Saugmotor<br />

mit enormem Dreh moment bei<br />

konstanter Leistungsentfaltung<br />

über den gesamten Drehzahlbereich<br />

aufwartet. Das konnte der<br />

Vorgänger zwar auch ganz gut,<br />

die neue Gene ra tion ist aber sehr<br />

viel leiser ge worden.<br />

Der geringfügig kleiner dimensionierte<br />

XTO 400hp V8 rundet<br />

die Top-Range, mit der vor allem<br />

große und schwere Boote flott gemacht<br />

werden können, leistungsstark<br />

ab. Klingt gut in der Theorie<br />

– und fährt sich noch viel besser<br />

in der Praxis.<br />

Vor Ort konnten wir auf einer<br />

Tempest 44 mit gleich drei 450er-<br />

Motoren am Heck die erste Ausfahrt<br />

machen und erfahren, was einen<br />

Achtzylinder adelt: enormes<br />

Drehmoment ohne Hektik. Über<br />

50 Knoten Speed zeigen die Instrumente<br />

trotz halbem Meter Welle<br />

und ruppiger See. Alles Peanuts<br />

für Boot, Skipper und die 1.350 PS<br />

– nur die Gäste müssen den Fliehkräften<br />

ausreichend Paroli bieten.<br />

AUF LEISEN SCHRAUBEN<br />

Für den unteren PS-Bereich hat<br />

Yamaha einen 200 und einen<br />

150 PS starken 2,8-Liter-Motor<br />

mit elektronischer Einspritzung<br />

mit gebracht. Wie erwähnt, bietet<br />

Yamaha – als einziger Hersteller –<br />

auch diese Modelle sowohl mit<br />

Helm Master als auch mit DES an<br />

und somit mit fein dosierbarer<br />

„Bei der Entwicklung der neuen Motoren ging es um<br />

mehr Drehmoment als um maximale Leistung.“<br />

moritz schneider, Sales Manager Marine, Yamaha Motor Europe, Branch Austria and Hungary<br />

Steuerung bei flüssigem Ansprechverhalten.<br />

Das erfahren wir nun auf einer<br />

Jeanneau Merry Fisher 795 mit<br />

200 PS. Die Motorisierung für die<br />

Bootsgröße ist ausreichend – 50<br />

Knoten spielt es diesmal natürlich<br />

nicht, aber die nun etwas flacheren<br />

Wellen auf See nimmt die Merry<br />

Fisher mit dem Vierzylinder-16V-<br />

Motor mit Bravour. Bravo auch an<br />

die Ingenieure, denn selbst beim<br />

kleinen Außenborder hält sich der<br />

Lärmpegel auch im hohen Drehzahlbereich<br />

erstaunlich niedrig.<br />

Die neue Linie kommt übrigens<br />

auch im neuen Design daher, das<br />

schlanke Motorengehäuse ist in<br />

Perlweiß oder Yamaha-Grau gehalten.<br />

Unter der Haube ist der Ölwechsel<br />

auch im Wasser über ein<br />

spezielles Austauschsystem möglich.<br />

Die Lichtmaschinen der XTO-<br />

Motoren liefern Strom mit bis zu<br />

96 Ampere für Licht, Kühlschrank,<br />

Grill etc. an Bord. Ab Herbst sollen<br />

alle Modelle erhältlich sein. <br />

5/<strong>2023</strong> 63


Yachtkauf<br />

Die Gefahr des Untergangs<br />

Augen auf – Kauf ist Kauf, so das bekannte Sprichwort. Doch beim Erwerb einer (gebrauchten) Yacht<br />

können vor allem rechtliche Unsicherheiten den Blick trüben. Worauf beim Yacht(ver-)kauf zu achten<br />

ist, verrät ausführlich Experte Florian Dauser. Bisher waren Kaufanbahnung, Anzahlung und Kaufvertrag<br />

die Leitthemen, dieses Kapitel behandelt etwaige Gewährleistungs- und Schadenersatzpflichten.<br />

Der Kauf oder Verkauf einer<br />

privaten Yacht wird in der<br />

Praxis meist ohne professionelle<br />

Begleitung seitens eines<br />

Rechtsanwalts abgewickelt – was<br />

noch zu Problemen führen kann,<br />

zum Beispiel wenn die Yacht noch<br />

nicht oder schon längst ausgefolgt<br />

ist. Dieser Beitrag liefert Praxistipps<br />

aus meinem professionellen Umfeld,<br />

die auch von Nichtjuristen unbedingt<br />

beachtet werden sollten.<br />

TIPP 1: ÜBERGABE<br />

Die Übergabe eines gekauften Boots<br />

ist jene Phase, in der erfahrungsgemäß<br />

die meisten Fehler oder Unachtsamkeiten<br />

passieren. Bei Gewährleistungs-<br />

und Schadenersatzpflichten<br />

von Verkäufern kommt es<br />

nämlich stets auf den Zustand zum<br />

Zeitpunkt der Übergabe an.<br />

Für Schäden, die nach der Übergabe<br />

eintreten, haftet der Verkäufer<br />

nicht mehr. Je besser man also besichtigt,<br />

desto besser ist man rechtlich<br />

abgesichert, da es schwierig sein<br />

kann im Nachhinein zu be weisen,<br />

dass ein Mangel bereits bei der<br />

Übergabe vorgelegen ist.<br />

Käufer sollten jedenfalls eine<br />

Checkliste – insbesondere zu Ausrüstungsgegenständen<br />

sowie zu<br />

prüfenden Vorrichtungen – vorbereiten<br />

und diese bei der Übergabe<br />

abarbeiten. Bei größeren Yachten<br />

(mit entsprechend hohem Kaufpreis)<br />

empfiehlt es sich, jedenfalls<br />

einen Mechaniker oder Sachverständigen<br />

mitzunehmen, der die<br />

Yacht – auch während der Probefahrt<br />

– durchcheckt. So hat sich<br />

beispielsweise durchgesetzt, dass<br />

bei Probefahrten verschiedene<br />

Drehzahlen gefahren werden,<br />

um zu prüfen, ob es irgendwelche<br />

Defizite gibt. Schließlich sollte das<br />

Boot noch aus dem Wasser gekrant<br />

werden, um den Rumpf überprüfen<br />

zu können.<br />

Stellt sich ein Mangel bei der<br />

Übergabe heraus, kann der Käufer<br />

die Annahme verweigern oder im<br />

ebenfalls vorzubereitenden Übergabeprotokoll<br />

– mit Unterschrift des<br />

Käufers – vermerken lassen, dass er<br />

Gewähr für diesen Mangel leistet.<br />

TIPP 2: VERZUG<br />

Grundsätzlich ist ein Übergabezeitpunkt<br />

zu vereinbaren, da sonst<br />

keine Verzugsfolgen eintreten können:<br />

Taucht der Käufer nicht bei<br />

der Über gabe auf, dann geht die<br />

Ge fahr eines zufälligen „Untergangs“<br />

auf den Käufer über. Mit<br />

dem juristischen Begriff „Untergang“<br />

ist der Verlust der Kaufsache,<br />

z. B. durch Brand, Dieb stahl<br />

oder im Fall eines Boots passenderweise<br />

auch durch Untergang<br />

(z. B. im Sturm), gemeint.<br />

Dies setzt aber voraus, dass der<br />

Ver käufer bereit war, das Boot<br />

ordnungsgemäß zu übergeben.<br />

Ist der Verkäufer zum Übergabezeitpunkt<br />

unverschuldet nicht<br />

in der Lage, das Boot zu übergeben,<br />

kann der Käufer eine Nachfrist setzen<br />

(üblicherweise werden zwei<br />

Wochen als angemessen angesehen)<br />

oder vom Vertrag zurücktreten. Die<br />

Gefahr des „Untergangs“ bleibt<br />

beim Verkäufer. Über gibt der Verkäufer<br />

das Boot verschuldet nicht<br />

zum vereinbarten Übergabezeitpunkt,<br />

kann der Käufer an dem<br />

Kaufvertrag festhalten und den<br />

Verspätungsschaden verlangen<br />

(Transporterkosten etc.).<br />

Er kann aber auch vom Vertrag<br />

zurücktreten und das Erfüllungsinteresse<br />

verlangen (Differenz zum<br />

höheren Anschaffungspreis eines<br />

gleichwertigen Boots).<br />

TIPP 3: EIGENTUMSÜBERGANG<br />

Der Eigentumsübergang erfolgt –<br />

sofern nicht anders geregelt – mit<br />

der Übergabe des Boots. Aus Verkäufersicht<br />

empfiehlt es sich, einen<br />

sogenannten Eigentumsvorbehalt<br />

in den Kaufvertrag aufzunehmen.<br />

Dies garantiert, dass das Eigentum<br />

unabhängig von der Übergabe<br />

erst mit der Bezahlung des vollen<br />

Kaufpreises auf den Käufer übergeht.<br />

<br />

Käufer oder Verkäufer:<br />

Wer hat Schuld bei Untergang<br />

des Kaufobjekts?<br />

FLORIAN DAUSER<br />

ist Rechtsanwalt in<br />

Wien mit Spezialisierung<br />

auf Schifffahrtsund<br />

Seerecht sowie<br />

Versicherungs- und<br />

Arbeitsrecht.<br />

florian.dauser@fwp.at<br />

ILLUSTRATION: LIGHTSPRING/SHUTTERSTOCK.COM<br />

64 5/<strong>2023</strong>


YACHTING, REISEN UND MEER<br />

Sportcabrio<br />

B.Yond kann<br />

auch Hybrid.<br />

Jenseits Verbrenner<br />

SONDERAUSFÜHRUNG. Die B.Yond Limited<br />

Edition von Benetti unterscheidet sich von<br />

den Brot-und-Butter-Modellen der Explorer-<br />

Serie durch ein paar Designdetails, wie z. B. die<br />

Farbe (Vulkangrau) oder ein beleuchtetes Logo.<br />

Wichtiger: Auch bei den 40-m-Yachten kehrt<br />

zumindest als Option der Umweltgedanke ein.<br />

Die Limited Edition ist auch als Hybridmodell<br />

erhältlich, das in Zusammenarbeit mit Siemens<br />

entwickelt wurde und den CO 2<br />

-Ausstoß um bis<br />

zu einem Viertel senken soll.<br />

è www.benettiyachts.it<br />

INNEN- ODER AUSSENBORDER. Die<br />

Hanse-Tochter Fjord kündigt zwei<br />

neue Modelle in ihrer Serie von<br />

Walk around-Yachten an: Als 39 XL<br />

mit Inbordern und als 39 XP mit<br />

Mercury-V10-Außenbordmotoren.<br />

Ersetzt wird damit die Fjord 38, das<br />

kleinste Modell der Linie.<br />

Zu erwarten sind beim 11,50-m-<br />

Powerboot eine Kabine plus Nasszelle,<br />

ein offenes Deckslayout, ein sehr<br />

großes T-Top und verschiedene<br />

Windschutzscheiben-Optionen.<br />

è www.hanseyachtsag.com/fjord/de<br />

Fjord 39 mit wahlweise<br />

Innen- oder<br />

Außenbordmotoren.<br />

Keine<br />

Ausgabe<br />

mehr<br />

verpassen!<br />

Unterhaltsam informiert in<br />

vielen Bereichen: Yachten,<br />

Reisen, Wassersport, Umwelt<br />

– ein ganzes Jahr lang!<br />

Jahres-Abo Print<br />

6 Ausgaben<br />

€ 35,–<br />

Auch als<br />

E-Paper<br />

erhältlich!<br />

€ 24,99/Jahr<br />

Gruß an die 80er<br />

Traum in Teak: Itama 45RS.<br />

RE-STYLING. Seinen Motorboot-<br />

Klassiker 45S aktualisiert Itama<br />

durch die 45RS. Die Neuerungen betreffen<br />

z. B. den Badbereich, der jetzt<br />

geräumiger und wohnlicher wirkt,<br />

und das Armaturenbrett, das mit 12-<br />

und optional sogar mit 16-Zoll-Bildschirmen<br />

ausgestattet werden kann.<br />

Weiters ist der Tisch im Cockpit jetzt<br />

in Teak erhältlich, selbst die Luken im<br />

Bugbereich sind aus Teakholz. Wie<br />

überhaupt das aus Umweltsicht nicht<br />

unproblematische Tropenholz bei<br />

dem Modell der italienischen Werft<br />

recht üppig zum Einsatz kommt.<br />

è www.itama-yacht.com<br />

www.<strong>ocean7</strong>.at


Wellcraft 435<br />

Sonny<br />

Crockett<br />

hat Familie<br />

Eine neue Rolle für Wellcraft: Der Inbegriff amerikanischer Muscle Boats soll nun den<br />

internationalen Markt mit Performance Cruisern erobern. Nach der Wellcraft 355 im<br />

vergangenen Jahr wurde heuer die größere Schwester 435 vorgestellt. Noch vor den<br />

Premieren in Cannes und Fort Lauderdale konnten wir uns bei Testfahrten mit dem<br />

Prototypen von den neuen Qualitäten überzeugen.<br />

Text STANISLAW IWINSKY | Fotos STANISLAW IWINSKY, WERFT<br />

66 5/<strong>2023</strong>


Was gerade bei Wellcraft<br />

passiert, ist ungefähr<br />

so, als hätte ein neuer<br />

Konzern Porsche<br />

übernommen und würde der Belegschaft<br />

mitteilen: „Ihr baut wirklich<br />

pipifeine Sportmodelle, aber<br />

leider brauchen wir in unserem<br />

Modellmix auch etwas Größeres<br />

und Familientauglicheres – stellt<br />

also ab sofort neben 911ern und<br />

Boxstern auch Vans her!“<br />

Wellcraft, das ist jene<br />

ursprünglich aus Florida<br />

stammende Werft, die ab<br />

den 1950er-Jahren mit<br />

ihren handgefertigten,<br />

muskulösen und<br />

adrenalin geladen Sportbooten vor<br />

allem bei den jung(geblieben)en<br />

Herren Kultstatus erlangte. Unvergessen:<br />

Don Johnson als Sonny<br />

Crockett in der Serie „Miami Vice“,<br />

wie er mit seiner Ray-Ban Wayfarers,<br />

dem Armani-Sakko, dem<br />

schwarzen Leiberl und seiner<br />

Wellcraft Scarab 38 KV Miamis<br />

Drogenbosse ordentlich ins<br />

Schwitzen brachte.<br />

Der neue Eigentümer, das ist die<br />

Beneteau-Gruppe, der<br />

weltweit größte Hersteller<br />

von Freizeitbooten. 2014<br />

übernahmen die Franzosen<br />

die ameri kanische<br />

Kultmarke, die in dieser<br />

Zeit hauptsächlich offene Angelboote<br />

baute. Doch die neue Rolle,<br />

die Wellcraft zugeteilt wurde, war<br />

eine gänzlich neue. Um auf dem<br />

internationalen Markt zu reüssieren,<br />

sollen die Amerikaner „Performance<br />

Cruiser“ bauen: Robuste,<br />

seegängige Weekender mit geschlossenem<br />

Deckshaus und ordentlich<br />

Dampf am Heck. Am<br />

Heck deshalb, weil die neuen<br />

Modelle ausschließlich mit Außenborder<br />

erhältlich sind. Und zwar<br />

gleich drei Stück davon.<br />

MEHR, MEHR, WENIGER<br />

Das erste Boot der neuen Modellreihe<br />

war die schon sehr gelungene<br />

5/<strong>2023</strong> 67


Wellcraft 435<br />

„Die Wellcraft 435 sollte die ,Designseele‘ ihrer Vorgängerin beibehalten,<br />

aber auch eine größere und sehr komfortable Version sein.“<br />

Nach hinten gekippte<br />

Frontscheibe wie bei<br />

einem Fischerboot.<br />

Wellcraft 355, die letztes Jahr vorgestellt<br />

wurde (und bei uns im Heft<br />

2/<strong>2023</strong> ihren Auftritt hatte). Jetzt<br />

folgt mit der 435 die größere<br />

Schwester. Wir wurden nach La<br />

Rochelle eingeladen, um die neue<br />

Wellcraft zu testen, gleich in der<br />

Nähe der Werft, in der der Prototyp<br />

hergestellt wurde.<br />

Schon der erste Blick auf die am<br />

Kai festgemachte Yacht ließ keine<br />

Zweifel aufkommen: Die 435 hat<br />

klar die DNA der 355. Kein Wunder,<br />

zum einen stand die Ähnlichkeit<br />

im Lastenheft (einheitliche<br />

Modellsprache nennt man das)<br />

und zum anderen wurden beide<br />

Modelle vom Garroni Studio in<br />

Italien und dem amerikanischen<br />

Schiffsarchitekten Michael Peters<br />

gestaltet.<br />

Die Wellcraft 435 sollte die „Designseele“<br />

ihrer Vorgängerin beibehalten,<br />

aber auch eine größere und<br />

sehr komfortable Version sein. Sie<br />

ist höher, länger und breiter und<br />

bietet daher viel mehr Platz an<br />

Deck. Die 355 ist dafür um gute<br />

vier Tonnen leichter, was bei gleicher<br />

Motorisierung – wie fuhren<br />

beide Modelle mit drei Mercury<br />

V10-Motoren zu je 350 PS – dafür<br />

sorgt, das sie sich agiler und dynamischer<br />

fährt.<br />

Was die Funktionalität angeht,<br />

so sind beide Modelle gleich konzipiert.<br />

Wir haben ein multifunktionales<br />

Hauptdeck mit einem zentralen<br />

Cockpit, das in die Aufbauten<br />

integriert ist.<br />

Der größte Unterschied liegt im<br />

Unterdeck. Auf der Wellcraft 435<br />

stehen statt nur einer zwei Kabinen<br />

(eine Zweibett für den Eigner im<br />

Bug sowie eine Dreibett mittschiffs)<br />

mit zwei großen Nasszellen<br />

zur Verfügung. In letzteren finden<br />

sich neben dem Standard-WC und<br />

dem Designer-Waschbecken separate<br />

Duschkabinen, was auf Motoryachten<br />

dieser Größe nicht oft zu<br />

sehen ist.<br />

SCHANZKLEID, KLAPP DICH<br />

Auf dem Hauptdeck gibt es drei<br />

Bereiche, in denen man sich aufhalten<br />

kann. Im Bug befindet sich<br />

ein Lounge-Ebene mit einer großen<br />

Sonnenliege. Außerdem gibt es<br />

eine zusätzliche „Schlemmerecke“,<br />

die durch Anheben eines Teils<br />

der Matratze und Einsetzen eines<br />

Tisches entsteht. Diese kann nicht<br />

nur im Stand, sondern auch während<br />

langsamer Fahrt genutzt werden.<br />

Bei den Seitengängen ist jener<br />

an Backbord eher ein technischer,<br />

der etwas höher liegt. Sicherer, weil<br />

tiefer verlaufend und vom Freibord<br />

geschützt, ist der Weg auf der Steuerbordseite.<br />

Durch eine breite<br />

68 5/<strong>2023</strong>


Schiebetür kann man von hier aus<br />

direkt in den Innenraum gelangen.<br />

Das Achtercockpit zeigt gegenüber<br />

jenem der 355 über die pure<br />

Größe hinaus deutliche Veränderungen.<br />

Im Heck rahmen lange<br />

Badeschürzen den Motor ein, dazu<br />

lassen sich hier auch die Seitenwände<br />

ausklappen, die dann Balkone<br />

bilden, die als zusätzliche Badeplattformen<br />

dienen.<br />

Ziemlich beeindruckend ist der<br />

riesige Technikraum unter dem<br />

hinteren Cockpitdeck: Durch den<br />

Einsatz von Außenbordmotoren ist<br />

ein riesiger Raum entstanden, in<br />

dem alle möglichen stationären<br />

und zusätzlichen technischen Geräte<br />

untergebracht werden können.<br />

Die Glasrückwand des mittleren<br />

Cockpits lässt sich vollständig öffnen.<br />

Sehr vif: Die Tür wird so weit<br />

wie möglich zur Seite geschoben,<br />

und ein Fenster, das in Höhe der<br />

Kombüsenoberseite endet, hebt<br />

sich und wird automatisch in einer<br />

horizontalen Position unter der<br />

Decke verriegelt.<br />

Gleich nach dem Betreten des<br />

Innenraums befindet sich auf der<br />

Backbordseite eine lange Pantry<br />

mit allen Küchengeräten und einer<br />

Wellcraft 435<br />

Länge ü. a.<br />

Rumpflänge <br />

Gesamtbreite <br />

Tiefgang <br />

Verdrängung <br />

maximale Motorleistung <br />

Kraftstofftank <br />

Wassertank <br />

CE-Bauartklasse <br />

13,40 m<br />

11,95 m<br />

3,82 m<br />

0,83 m<br />

10 491 kg<br />

3 x 350 PS<br />

1290 l<br />

250 l<br />

B10/C12<br />

Preis (1.050 PS, inkl. JPO-System) netto ab € 690.000,–<br />

Händler: Boote Mayer, Linz, Prinz-Eugen-Straße 35–37,<br />

Tel. +43 664 340 97 86<br />

è www.bootemayer.at è www.wellcraft.com<br />

Steuerhaus und hinteres Cockpit<br />

sind stufenlos vereint.<br />

Die klappbaren Seitenwände vergrößern<br />

den Platz im Cockpit erheblich.<br />

Links die Kombüse, rechts der<br />

Steuerstand mit drei Sitzen.<br />

13,4 Meter Länge, um<br />

2,67 m mehr als die 355.<br />

Das Cockpit wird durch ein elektrisches<br />

Sonnensegel beschattet.<br />

Hier versteckt<br />

sich der Griller.<br />

Vollgepacktes Steuerrad<br />

á la Automobil.<br />

Der linke Seitengang liegt<br />

höher als der rechte.<br />

5/<strong>2023</strong> 69


Wellcraft 435<br />

Die drei V10-Motoren malen eine hübsche Heckwelle.<br />

Eine Eignerkabine<br />

wie im Hilton.<br />

„Die 435 liegt dank ihrer größeren Abmessungen<br />

besser auf den Wellen, ist leiser und komfortabler.“<br />

großen Anzahl von Schränken und<br />

Schubladen. Auf der rechten Seite<br />

macht sich ein L-förmiges Sofa um<br />

einen Klapptisch breit. Alles ist<br />

hübsch und sorgfältig mit hochwertigen<br />

Materialien verarbeitet.<br />

Ganz vorne befindet sich natürlich<br />

das Steuerhaus mit drei bequemen<br />

Sitzen. Die Steuerkonsole und<br />

die Steuerausrüstung sind bereits<br />

serienmäßig sehr umfangreich,<br />

aber das ist in dieser Klasse von<br />

Yachten durchaus üblich.<br />

Das Design des Steuerrads selbst<br />

ist jedoch fantastisch. Es wirkt, als<br />

ob wäre es direkt aus einem Auto<br />

übernommen. Alle Knöpfe und<br />

Schalter sind die gleichen wie in<br />

Landfahrzeugen und lassen sich<br />

ganz einfach bedienen. Erstaunlich,<br />

dass noch niemand auf eine so<br />

einfache Lösung gekommen ist.<br />

SATTE LEISTUNG UND<br />

Beide Bäder haben eine<br />

separate Duschkabine.<br />

WELLENLAGE<br />

Die Wellcraft 435 präsentiert sich<br />

auch unterwegs enorm komfortabel.<br />

Obwohl die Fahrleistungen,<br />

wie oben bereits erwähnt, etwas<br />

weniger spritzig als bei der kleineren<br />

Vorgängerin sind, beeindrucken<br />

sie dennoch. Die 435 liegt<br />

dank ihrer größeren Abmessungen<br />

besser auf den Wellen, ist leiser<br />

und komfortabler.<br />

Wir konnten sie problemlos auf<br />

über 40 Knoten beschleunigen, der<br />

Geräuschpegel lag dabei nie über<br />

79 Dezibel. Allerdings muss man<br />

sich darüber im Klaren sein, dass<br />

der Verbrauch dann etwa 340 l/h<br />

erreicht. Zur Erinnerung: Dreimal<br />

V10, 1050 PS! Beim Cruisen mit<br />

ca. 4.500 U/min sinkt der Verbrauch<br />

um die Hälfte, und der<br />

Geräuschpegel übersteigt die<br />

70-Dezibel-Marke nicht.<br />

Das Handling der Yacht ist hervorragend,<br />

allein die Drehfreudigkeit<br />

verdient höchstes Lob. Bei<br />

Reisegeschwindigkeit beträgt der<br />

Wenderadius etwa eine Bootslänge.<br />

Die Mercury-Motoren leisten<br />

ebenfalls hervorragende Arbeit, sie<br />

halten die Drehzahl stets konstant<br />

und zeigen keine Tendenz zum<br />

Kavitieren.<br />

Nicht nur während der Fahrt<br />

macht die Wellcraft 435 in jeder<br />

Hinsicht einen sehr guten Eindruck.<br />

Sie ist fesch, groß und<br />

komfortabel für die gesamte Crew.<br />

Mit der negativ gekippten Frontscheibe<br />

und den farblich akzentuierten<br />

Rumpffenstern besitzt sie<br />

zudem eine originelle Silhouette.<br />

Sie ist ein großartiges Beispiel für<br />

eine so genannte „Picknick-Yacht“,<br />

ein Begriff, der zunehmend auf<br />

moderne Motoryachten der Cruiser-Klasse<br />

angewendet wird. Und<br />

wer weiß: Hätte Sonny Crockett<br />

heute Familie, er würde wohl<br />

seine Scarab liebend gern gegen<br />

eine 435 eintauschen.<br />

<br />

70 5/<strong>2023</strong>


SEGELYACHTEN<br />

Tipps, Trends & Neuheiten<br />

Made in Mattsee<br />

DAYSAILER. Zwei Jahre nach der<br />

richtungsweisenden 32.1 stellt<br />

Sunbeam mit der 29.1 ein weiteres<br />

Modell aus der Feder von Designer<br />

Gerald Kiska vor. Der Fokus lag dieses<br />

Mal auf Flexibilität: Ein hydraulischer<br />

Schwenkkiel erlaubt Tiefgänge<br />

von 0,85 bis 1,85 m, der offen gestaltete<br />

Innenraum ist optional mit einem<br />

Pantry- und/oder einem WC-<br />

Raum-Modul erhältlich, die auch<br />

später nachgerüstet werden<br />

können. Gesteuert wird<br />

per Doppelruderanlage mit<br />

Pinne, gesegelt mit Squaretop-Großsegel,<br />

Selbstwendefock und Gennaker<br />

oder Code-Zero am integrierten<br />

Bugspriet. Viel Gedanken hat man<br />

sich auch über Nachhaltigkeit gemacht.<br />

Resultate: ein 4-KW-Elektromotor<br />

mit Lithium-Ionen- Batterien,<br />

Platz für Solarpaneele und ein um-<br />

Der Schwenkkiel der neuen<br />

Sunbeam kann auch einen<br />

weltfreundlicher<br />

Meter kürzer.<br />

Decksbelag aus<br />

Resysta. Im Oktober/November<br />

soll<br />

der Prototyp ins Wasser,<br />

Welt premiere könnte im Jänner auf<br />

der boot Düsseldorf gefeiert werden.<br />

è www.sunbeam-yachts.com<br />

YBreeze: schmal, niedrig, leicht.<br />

Carbon-Schnitte<br />

SPORT- UND SPASSYACHT. YBreeze heißt<br />

eine neue Konzeptstudie der deutschen<br />

Leichtbau-Werft Y-Yachts. Sehr flach<br />

und aufgeräumt soll die Carbonyacht dank<br />

leistungsstarken Segelplans auf Regatten<br />

einsetzbar sein oder als Badeboot dienen.<br />

Letzterem förderlich sind eine geräumige<br />

Garage für Jet-Skis & Co. sowie ein klappbares<br />

Schanzkleid im Heck. Die Innenausstattung<br />

umfasst drei Kabinen, einen<br />

großen Salon und eine feine Pantry.<br />

è www.yyachts.de<br />

IMPRESSUM<br />

HERAUSGEBER UND EIGENTÜMER: fett und kursiv – die agentur gmbh, Hockegasse 19/23,<br />

1180 Wien, office@fettundkursiv.at, Firmenbuchnummer 294085 d, Handelsgericht Wien, UID<br />

ATU 63414200 · ANWENDBARE VORSCHRIFT: Österreichische Ge werbeordnung, Medien -<br />

gesetz (www.ris.bka.gv.at) · MEDIENRECHTSINHABER: fett und kursiv – die agentur gmbh ·<br />

Geschäfts führung: Tahsin Özen · CHEF REDAKTION: Tahsin Özen, redaktion@<strong>ocean7</strong>.at · ART-<br />

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Thomas Frik, www.viertelbogen.at · BLATTLINIE: <strong>ocean7</strong> ist das Lifestyle- Magazin für Fahrten-<br />

und Blauwassersegler, Motoryachtfahrer und alle Wassersport-Fans. Die Redaktion berichtet<br />

in Zusammenarbeit mit namhaften Autoren aus dem gesamten deutschsprachigen Raum<br />

nicht nur über die neuesten Yachten und schönsten Reviere weltweit, sondern widmet sich mit<br />

besonderem Engagement auch den Themen Charter, Equipment, Lifestyle, Genuss, Reisen, Umwelt<br />

und Meer. <strong>ocean7</strong> erscheint zweimonatlich als Print- Magazin und ist auch als E-Paper erhältlich.<br />

Die laufende Bericht erstattung inkl. Marketing aktivitäten erfolgt weiters auch über die<br />

Homepage www.<strong>ocean7</strong>.at sowie über Social Media · MIT ARBEITER DIESER AUSGABE: Inga<br />

Beitz, Florian Dauser LL.M., Mag. Wolfgang Gemünd, Wolfgang Hausner, Bernd Hofstätter,<br />

Stanislaw Iwinsky, Dr. Reinhard Kikinger, Mag. Eszter Kondor, Dr. Gerald Penzl, Christophe<br />

Ponchant, Gottfried Rieser, Ian Roman, Dr. Bobby Schenk, Ingrid Schnabl, Robert Schnabl,<br />

Alexandra Schöler- Haring, Daniela Schuster, Vassil Svechtarov, Christian Winkler · PRODUK-<br />

TION UND DRUCK: Satz- und Druck-Team GmbH · ANZEIGEN: Bernd Hofstätter<br />

+43 664 / 552 09 32, b.hof staetter@ <strong>ocean7</strong>.at · EINZELVERKAUFSPREIS: Österreich € 5,90 ·<br />

ABO-PREISE: Bezugs preis Inland für sechs Print-Ausgaben: € 35,– · ABO- BE STELLUNG:<br />

abo@ <strong>ocean7</strong>.at, www.<strong>ocean7</strong>.at · VERTRIEB: Presse Großvertrieb Austria Trunk GmbH, St. Leonharder<br />

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und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außer halb der engen Grenzen<br />

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belieferung ohne Heraus geber-Ver schul den oder wegen<br />

Störungen des Arbeits friedens bestehen keine Ansprüche<br />

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Verantwortlich für die Mitteilungen des YCA:<br />

Yacht Club Aus t ria, Generalsekretariat, 4020 Linz,<br />

Lederer gasse 88, www.yca.at · Verantwortlich für<br />

die Mitteilungen des MSVÖ: Motor bootsport und<br />

Seefahrts Verband Österreich, Forchheimergasse<br />

34/118, 1230 Wien, www.msvoe.at<br />

JURY<br />

Holz & Hightech<br />

RENNYACHT. Elida ist der<br />

Name einer High-Tech-Holzsegelyacht,<br />

die der französische<br />

Bootsdesigner Thomas Tison<br />

für einen norddeutschen Eigner<br />

geplant hat und die von der<br />

Königstein-Werft in Grödersby<br />

realisiert wurde. Das Besondere<br />

ist der Materialmix: Der<br />

Rumpf wurde aus vier miteinander<br />

verleimten Schichten<br />

sehr leichten Fichtenholzes<br />

hergestellt, die Außenseite ist<br />

Tison 48 „Elida“: ganz schön fix, der Mix.<br />

eine dünne Schicht aus lackiertem<br />

Mahagoni. Das Deck und<br />

Rigg hingegen bestehen aus<br />

Carbon. Mit nur 7,8 t auf<br />

14,75 m Länge und einer Segelfläche<br />

am Wind von 138 m² ist<br />

Elida natürlich für Regatten<br />

prädestiniert. Während der<br />

Nordsee-Woche Ende Mai war<br />

die Holz-Carbon-Yacht bei der<br />

350 sm Langstrecke auch schon<br />

das schnellste Boot.<br />

è www.thomastison.com/elida<br />

5/<strong>2023</strong> 71


Stro<br />

Hanse 410<br />

72 5/<strong>2023</strong>


mschnell<br />

Mit der Hanse 410 feiert auf dem Cannes Yachting Festival ein für die norddeutsche<br />

Werft enorm wichtiges Modell Weltpremiere. Dass die schöne Neue im Segment der<br />

40-Fuß-Fahrtenyachten Klassenprima beim Platzangebot und bei den Layout- und<br />

Ausstattungsoptionen sein wird, war vorauszusehen. Unerwartet war hingegen,<br />

dass die Hanse beim Thema E-Antrieb neue Maßstäbe setzt.<br />

Text WOLFGANG GEMÜND | Fotos HANSEYACHTS AG<br />

Gerade von der neuen<br />

Hanse 510 auf der Austrian<br />

Boat Show in Tulln<br />

herabgestiegen, können<br />

wir jetzt, nur sechs Monate später,<br />

beim Cannes Yachting Festival die<br />

noch neuere Hanse 410 be treten.<br />

Deutschlands größte (und weltweit<br />

zweitgrößte) Segelyacht-Werft<br />

legt beim Generationenwechsel<br />

seiner Modelle ein flottes Tempo<br />

vor: 2021 Premiere der 460, 2022<br />

die 510 und heuer die 410.<br />

Man kann sich gut vorstellen,<br />

wie sich die Damen und Herren<br />

im Designbüro Berret-Racoupeau<br />

einen Kaffee nach dem anderen<br />

einwerfen, um ja rechtzeitig die<br />

Konstruktionspläne für das nächste<br />

Modell fertig zu bekommen.<br />

Denn auch die dritte Yacht der<br />

neuen Generation trägt wie die<br />

beiden Vorgängerinnen die Handschrift<br />

der Franzosen.<br />

Die 410 als gut zwei Meter kürzere<br />

Version der 510 zu bezeichnen,<br />

trifft den Kern der Sache ganz<br />

gut. Wir finden wieder die Chines<br />

am Bug und am Heck, die für viel<br />

Volumen über Wasser und eine<br />

schlanke Linie unter Wasser sorgen.<br />

Die breite Hüfte, die sich bis<br />

zum Heck nicht verjüngt? Check!<br />

Der flache Kajüt aufbau? Check!<br />

Das große Cockpit mit zwei Tischen,<br />

der negative Bugsteven<br />

und der Bugspriet mit integrierter<br />

Ankerhalterung? Triple-Check!<br />

AUF DER SUCHE<br />

NACH DEN ZENTIMETERN<br />

Die wesentlichen Unterschiede<br />

sind dem kürzeren Rumpf geschuldet.<br />

Auf der 410 fehlen natürlich<br />

die Segellast im Bug und<br />

die Heckgarage der 510. Die Eignerkabine<br />

im Bug hat kein serienmäßiges<br />

Bad, das aber optional<br />

Zwei Tische im Cockpit<br />

sind in der 40-Fuß-<br />

Klasse eine Novität.<br />

5/<strong>2023</strong> 73


Hanse 410<br />

Links die L-Pantry, dahinter der Ess- und<br />

Wohnbereich für bis zu zehn Personen.<br />

Badeplattform mit automatisch<br />

ausklappbarer Badeleiter.<br />

Die Eignerkabine im Bug hat eine<br />

Insel-Doppelkoje und viel Stauraum.<br />

Allüberall Luken und Fenster, die<br />

für Frischluft sorgen. Eine Klimaanlage<br />

gibt es aber optional auch.<br />

Der negative Steven<br />

und der serienmäßige<br />

Bugspriet gehören zur<br />

neuen Familien-DNA.<br />

bestellt werden kann. Und die Pantry<br />

kann sich nicht mehr auf einer<br />

Seite langmachen, sondern braucht<br />

einen L-Knick, damit dahinter Sitzgruppe<br />

und Tisch Platz haben.<br />

Niemand muss sich allerdings<br />

auf der 12-m-Yacht mit eingezogenem<br />

Bauch bewegen. Wir haben<br />

es schließlich hier mit der größten<br />

Eignerkabine der Klasse zu tun,<br />

mit einem zweiten Sofa im Salon,<br />

das auch als zusätzliche Koje dienen<br />

kann, und mit einem Bad,<br />

das über eine eigene Duschkabine<br />

verfügt. Achtern hat man die Wahl<br />

zwischen zwei Kabinen oder einer<br />

Kabine und einem großen Stauraum.<br />

Daumen hoch für die netten<br />

Details wie eine Multifunktionseinheit,<br />

die oben als Kartentisch<br />

dient und deren unterer Teil als<br />

Stauraum, zusätzlicher Kühlschrank<br />

oder Geschirrspüler genutzt<br />

werden kann, sowie für<br />

die enorme Anzahl an Luken,<br />

Fenstern und Bullaugen, die für<br />

ein Maximum an Licht und Belüftung<br />

unter Deck sorgen.<br />

FÜR JEDEN GESCHMACK<br />

Das Cockpit ist wie erwähnt mit<br />

zwei Tischen ausgestattet (einmalig<br />

in dieser Klasse), die optional absenkbar<br />

sind und so für große Liegeflächen<br />

sorgen. Eine optionale<br />

Wetbar am Heck mit Grill und<br />

Spüle sorgt für Bequemlichkeit,<br />

ohne den Platz im Cockpit zu beschränken.<br />

Geschlossen bietet sie<br />

zudem eine weitere Sitzmöglichkeit.<br />

Ebenfalls Option ist ein zentral<br />

im Cockpit liegender Stau raum<br />

für eine Rettungsinsel.<br />

Das Cockpit wirkt sehr aufgeräumt,<br />

was damit zu tun hat, dass<br />

das laufende Gut zu den vor den<br />

Steuerständen montierten Winschen<br />

umgelenkt wird. Obligatorisch<br />

ist bei Hanse die Selbstwendefock.<br />

Zusätzlich kann die 410<br />

mit einer 105 % Genua und einem<br />

Code Zero ausgerüstet werden.<br />

Als umweltfreundliche Option<br />

stehen überwiegend aus recycelten<br />

Materialien hergestellte SPS Sustainable<br />

Performance Sails von<br />

Elvstrøm zur Verfügung.<br />

E-MEILEN-STEIN<br />

Womit wir beim Thema Umweltverträglichkeit<br />

wären. Dass die<br />

neue 410 mehr Volumen, Komfort<br />

und Auswahl bei der individuellen<br />

Konfiguration erhält, war nach den<br />

Auftritten der größeren Schwestern<br />

durchaus zu erwarten. Womit die<br />

neue Hanse aber überrascht, ist die<br />

Möglichkeit, sie statt mit standardmäßigem<br />

Diesel mit einem<br />

E-Antrieb aus zurüsten.<br />

Diese Option ist auch bei der<br />

Konkurrenz noch nicht sehr oft zu<br />

finden, und Hanse hat die Gelegen-<br />

74 5/<strong>2023</strong>


„Mit 55 Meilen E-Reichweite<br />

heben wir uns deutlich von<br />

den anderen Herstellern ab<br />

und bieten noch mehr<br />

Sicherheit an Bord.“<br />

Andreas Unger, Produktmanager Hanseyachts<br />

heit genutzt, um gleich<br />

einmal mächtig vorzulegen:<br />

Mit der<br />

stärken 36,7-kWh-<br />

Batterie soll der direkt<br />

am Propeller<br />

angeflanschte<br />

25-kW-Motor<br />

eine Reichweite<br />

von bis zu 55 Seemeilen<br />

ermöglichen!<br />

Der E-Antrieb soll für<br />

bis zu 55 (!) sm gut sein.<br />

BERUHIGEND<br />

Solche Zahlen beruhigen natürlich,<br />

weil z. B. bei Sturm oder Flaute<br />

die Auswahl an Buchten, Häfen<br />

und Marinas, die unter E-Antrieb<br />

erreicht werden können, deutlich<br />

größer wird.<br />

Für noch mehr Unabhängigkeit<br />

sollen eine Brennstoffzelle oder<br />

Solarpaneele (je nach Revier)<br />

sorgen, die die Hotelverbraucher<br />

versorgen. Mal sehen, was Hanse<br />

da ausliefern wird, denn die in<br />

Cannes gezeigte Yacht wird noch<br />

mit einem klassischen Dieselaggregat<br />

ausgerüstet sein.<br />

Ob der E-Antrieb überhaupt<br />

sehr oft bestellt werden wird,<br />

ist fraglich. Immerhin<br />

fallen gegenüber dem<br />

Diesel Mehr kosten von<br />

40.000 Euro (18,4-kWh-<br />

Batterie) bzw. bis zu 60.000<br />

Euro (36,7-kWh-Version) an –<br />

und zwar netto. Und für Langfahrten,<br />

für die die Hanse 410<br />

aber eh nicht primär ausgelegt ist,<br />

sind 55 Seemeilen Reichweite<br />

vielleicht immer noch zu wenig.<br />

KÖNIGIN AUF SEE & STROM<br />

Für Binnengewässer, die mit der<br />

Kurzkiel-Variante ein tolles Revier<br />

für die 410 sind, dürfte der E-Antrieb<br />

aber jedenfalls top sein. Folglich<br />

ist die elektrische Option<br />

beim Generationenwechsel der<br />

kleineren Modelle 388 und 348<br />

ebenfalls zu erwarten. Dass ein<br />

Pod-Antrieb das e-Motion Rudder<br />

Drive der 315 ersetzen wird, ist<br />

schon fix.<br />

Spannend wird aber auch zu beobachten<br />

sein, wie der Mitbewerb<br />

auf den neuen E-Reichweitenrekord<br />

der 410 reagieren wird.<br />

Vielleicht ist die Hanse 410 der<br />

eine Flügelschlag des Schmetterlings,<br />

der letztlich für eine<br />

frische Brise sorgt.<br />

<br />

Hanse 410<br />

CE-KategorieA-10<br />

Länge ü. a.<br />

Rumpflänge<br />

Breite<br />

Verdrängung<br />

Tiefgang<br />

12,55 m<br />

11,99 m<br />

4,29 m<br />

9,85 t<br />

2,10 m (L-Kiel) od. 1,70 m (Kurzkiel)<br />

Kabinen2–3<br />

Wassertank<br />

Kraftstofftank<br />

Motorisierung<br />

E-Antrieb (opt.)<br />

295 l<br />

160 l<br />

Yanmar Diesel 39 PS/56 PS (opt.)<br />

25 kW mit 18,4 kWh oder 36,7 kWh Batterie<br />

Großsegel 49 m²<br />

Rollgroßsegel 46 m²<br />

Selbstwendefock 35 m²<br />

Genua 43 m²<br />

Crossover 74 m²<br />

Preis netto ab € 251.900,–<br />

Händler: Hanse (Deutschland) Vertriebs GmbH & Co. KG, Chiemseestraße 65,<br />

D-83233 Bernau, Tel.+49 8051 962 97-67<br />

è www.hanseyachtsvertrieb.de<br />

Mit vollen Segeln. Diese<br />

hier sind optional aus<br />

recyceltem Polyester.<br />

5/<strong>2023</strong> 75


M<br />

V<br />

S<br />

Ö<br />

MOTORBOOTSPORT UND SEEFAHRTS VERBAND ÖSTERREICH<br />

News September/Oktober <strong>2023</strong><br />

Wettlauf der Disziplinen<br />

In den letzten Jahren drängte die Technik immer mehr in die Freizeitschifffahrt. Die Diskussion über<br />

die Sinnhaftigkeit von Papierkarten ist schon viele Jahre alt. „On-Demand-Charts“ haben sich zwar<br />

noch nicht durchgesetzt, doch wird wohl auch der treuste Papierkarten-Navigator innerlich nicht<br />

verhehlen können, dass der letzte Akt derselbigen wohl schon eingeläutet ist. Ähnlich verhält es sich<br />

in vielen anderen Bereichen.<br />

Text HARALD SCHWANZER<br />

Wetterdaten stehen in immer<br />

besserer Detailtiefe<br />

zur Verfügung, Multimodellvergleiche<br />

und Wetterrouting<br />

können mit kostengünstigen Apps<br />

am Handy sekundenschnell abgerufen<br />

werden.<br />

Und Hand aufs PLB/AIS, wem<br />

vertrauen Sie mehr? Einem Mayday-Call<br />

über UKW oder dem kleinen<br />

Sender an Ihrer Rettungsweste,<br />

mit dem Sie einen unsichtbaren<br />

ganz persönlichen Draht zu den<br />

Seenotrettern haben. So mancher<br />

Dock-to-dock-Funktion am Tablett<br />

fehlt dann nur noch die Auto-Anlegefunktion<br />

am Autopilot-Interface,<br />

die das Seitenstrahlruder vom<br />

komfortablen Schiffs-Accessoire,<br />

zum nötigen Serienbestandteil<br />

macht.<br />

Während dem technikbegeisterten<br />

Skipper bei diesen Zeilen nun<br />

wohlig warm ums Herz geworden<br />

ist, schaudert es den Segelnaturalisten<br />

vermutlich längst. Doch das<br />

wollte ich gar nicht. Es soll kein Plädoyer<br />

für die Technik sein, sondern<br />

nur verdeutlichen, dass der Fortschritt<br />

hier nicht aufzuhalten ist.<br />

Natürlich schlägt sich dieser<br />

Trend auch in der Ausbildung nieder.<br />

Im Theoriemodul „Navigation“<br />

kann man die Notwendigkeit mit<br />

Dreieck und Zirkel zu zeichnen<br />

schon längst nicht nur mehr mit<br />

„Redundanz“ erklären. Denn meistens<br />

sind mehrere Handys oder<br />

Nicht immer ist es die Technik, sondern<br />

oft auch die Intuition, die uns schützt.<br />

FOTO: MURATART/SHUTTERSTOCK.COM<br />

Tabletts inklusive der nötigen Software<br />

mit an Bord.<br />

Doch nehmen uns die Helfer<br />

nicht nur Arbeit ab und erhöhen<br />

unsere Sicherheit. Sie lassen oft<br />

auch unsere Sinne für die Elemente<br />

verkümmern. Diese Sinne oder<br />

besser Intuition, kann nur durch<br />

Erfahrung trainiert werden! Oftmals<br />

ist Sie es, die uns aus kritischen<br />

Situationen holt und diese<br />

später am Seglerstammtisch zu guten<br />

Geschichten werden lässt.<br />

KLASSIK ODER MODERNE?<br />

In letzter Zeit mehren sich Berichte<br />

über vermeintlich falsche Wettervorhersagen,<br />

die böse Überraschungen<br />

bereithielten. Dabei sind<br />

die Vorhersagen nicht falsch, wie<br />

die Meteorologen bestätigen. Auch<br />

den Wetterprofis macht es der Klimawandel<br />

nicht leichter, die auf<br />

1/10-Grad-Auflösung verwöhnten<br />

Anwender zu jeder Zeit mit hundertprozentig<br />

korrekten Vorhersagen<br />

zu beliefern.<br />

Die Vorhersagekraft wird grundsätzlich<br />

immer besser, bei Extremlagen<br />

nimmt diese aber auch wieder<br />

ab, wie mir Sebastian Wache<br />

von „Wetterwelt“ bestätigt. Keinen<br />

Zweifel gibt es bei der Vorhersage,<br />

was uns erwartet – eher mit der<br />

Vorhersagezeit und Intensität wird<br />

es schwieriger. Für einen langsam<br />

reisenden Segler allerdings zwei<br />

wesentliche Faktoren, wann und<br />

wo man vom Unwetter erwischt<br />

wird.<br />

76 5/<strong>2023</strong>


Und während arrivierte Skipper<br />

sich gerne auf ihre Seemannschaft<br />

berufen, vielleicht auch einmal die<br />

Technik gering schätzen, klammern<br />

sich Neueinsteiger umso lieber an<br />

diverse moderne Hilfsmittel und<br />

sehen wenig Sinn in scheinbar antiquierten<br />

Methoden.<br />

ZWEIGLEISIG AUF GUTE FAHRT<br />

In einer fundierten Ausbildung<br />

sollte deshalb nicht aus Komfortgründen<br />

auf über Jahrhunderte bewährte<br />

Methoden verzichtet werden.<br />

Klassisches Navigieren wie es<br />

die Prüfungsordnung vorsieht,<br />

schult das räumliche Vorstellungsvermögen,<br />

macht die Abläufe bewusster.<br />

Das kann ein Kartenplotter<br />

so nicht bieten. Wetter zu verstehen,<br />

anstatt eine App lesen zu können,<br />

die Natur zu beobachten und<br />

eigene Rückschlüsse ziehen zu können,<br />

macht einem zu einem verantwortungsvollen<br />

Schiffsführer.<br />

Andererseits sollte allen technischen<br />

Hilfsmitteln, auch wenn deren<br />

Justierung oft mühevoll sein<br />

kann, die nötige Zeit beigemessen<br />

werden. Damit Sie Ihre Stärke genau<br />

dann ausspielen, wenn wir vielleicht<br />

einmal einen Moment das Segeln<br />

zu sehr genießen und deshalb<br />

weniger aufmerksam sind.<br />

Der Wettlauf der Disziplinen<br />

sollte im Idealfall einem Staffellauf<br />

gleichen, „Technik“ und „Seemannschaft“<br />

stehen nicht in Konkurrenz,<br />

sondern sind zwei ideale Partner.<br />

Zwei kommunizierende Gefäße, die<br />

eines gemein haben: Sich dafür Zeit<br />

zu nehmen! Denn nichts ersetzt die<br />

wertvolle Zeit auf dem Wasser, um<br />

seine Seemannschaft zu trainieren.<br />

Ebenso wertvoll ist es, sich z. B.<br />

in den Wintermonaten an Land mit<br />

der Technik weiter zu beschäftigen.<br />

Denn wenn es nach langer Zeit<br />

dann wieder „Leinen los!“ heißt,<br />

hat man meist mehr das Genießen<br />

statt das Wissen im Kopf.<br />

Nachrichten für die Schifffahrt der OSB<br />

INSPEKTIONSARBEITEN<br />

Rohrbrücke Mannswörth, Donau-km<br />

1917.7, bis 1. September <strong>2023</strong>,<br />

Mo–Fr, 7–17 Uhr: Besondere Vorsicht.<br />

Inspektionsarbeiten an der Rohrbrücke<br />

Mannswörth bzw. auch an der Querung<br />

in der Neuen Donau im Vorhafen<br />

zum Tankhafen Lobau. Schifffahrt<br />

ist grundsätzlich nicht behindert.<br />

GENERALSANIERUNG<br />

Wiener Donaukanal, Strom-km<br />

7.0–6.3, Aspernbrücke, Wiener<br />

Donaukanal km 6.6, bis 21. Juni 2024<br />

durchgehend: Besondere Vorsicht, Sog<br />

und Wellenschlag vermeiden. Durchfahrtshöhe<br />

6.63 m und Durchfahrtsbreite<br />

21 m bezogen auf Höchster Schifffahrtswasserstand<br />

(HSW). Generalsanierung<br />

der Aspernbrücke, dabei wird diese<br />

auch in mehreren Schritten eingerüstet.<br />

Schifffahrt ist behindert. Brückendurchfahrt<br />

wird mit Schifffahrtszeichen<br />

gemäß WVO bezeichnet. Bereich ist<br />

mit sicherer Geschwindigkeit zu durchfahren!<br />

Ausdrücklicher Hinweis: Verpflichtung<br />

des Bergfahrers dem Talfahrer,<br />

bei der Brücke Vorrang! Infos:<br />

https://nts.doris.bmk.gv.at/Download?a<br />

ttachement=2006000510000000505<br />

abgerufen werden.<br />

WASSERTIEFE<br />

Donau, Strom-km 1879.6 bis 1879.2<br />

vom 10. Juli <strong>2023</strong> durchgehend: Besondere<br />

Vorsicht. Eingeschränkte<br />

Benützung des Wendeplatz Theben<br />

auf Grund ungenügender Wassertiefe.<br />

Infos: https://nts.doris.bmk.gv.at/Down<br />

load?attachement=2006000510000000<br />

511.<br />

BAGGERARBEITEN<br />

Erlaufmündung, Donau, Stromkm<br />

2045.8 bis 2046.5, bis 31. Dezember<br />

<strong>2023</strong>: Ankerverbot, besondere Vorsicht,<br />

Sog und Wellenschlag vermeiden im Bereich<br />

des rechten Ufers. Baggerarbeiten<br />

im Bereich Strom-km 2046,250. Material<br />

wird am rechten Donauufer zwischen<br />

Strom-km 2046,0 bis 2046,2 außerhalb<br />

der Schifffahrtsrinne verklappt<br />

und zwischengelagert. Schifffahrt ist<br />

grundsätzlich nicht behindert.<br />

Die Nachrichten können unter<br />

è https://nts.doris.bmk.gv.at abgerufen<br />

und als E-Mail abonniert werden.<br />

LANDSTROMANSCHLÜSSE<br />

Linz und Wildungsmauer, bis 30. September <strong>2023</strong>: Trockengüterlände Linz Mitte, Donau-km<br />

2129.1 im rechten Bereich, Wildungsmauer, Donau-km 1895.0 im rechten Bereich. Seit 19. Juni stehen<br />

an zwei öffentlichen Liegestellen jeweils zwei Landstrom-Anlagen (400 V) zur Verfügung. Diese Landstrom-Anlagen<br />

verfügen jeweils an ihrer Unterseite über drei 16 A, 32 A und 63 A-Anschlüsse (CEE),<br />

wodurch auch ein Anschließen bei mehrreihiger Verheftung ermöglicht wird. Damit die Schifffahrtstreibenden<br />

den eigenen Strombezug überprüfen können, sind Stromzähler eingebaut, welche vor Ort<br />

abgelesen werden können. Der Bezug von Landstrom wird während einer mehrmonatigen Testphase<br />

kostenlos erfolgen. Während dieser Testphase soll die Funktionalität und die Nutzung der Landstrom-<br />

Anlagen beobachtet werden. Die via donau – Österreichische Wasserstraßen-Gesellschaft mbH bittet<br />

um Rückmeldungen zu Bedienung und Funktionsfähigkeit der Anlagen. Kontakt: +43/50/4321-9100,<br />

landstrom@viadonau.org<br />

Informationen zu neuen Landstromanschlüssen in den beiden Informationsdokumenten:<br />

https://nts.doris.bmk.gv.at/Download?attachement=2006000510000000506<br />

https://nts.doris.bmk.gv.at/Download?attachement=2006000510000000507<br />

5/<strong>2023</strong> 77


YACHT CLUB AUSTRIA<br />

News September/Oktober <strong>2023</strong><br />

YCA-CLUBTÖRN<br />

Toskana im Fahrwasser<br />

Der diesjährige Clubtörn führte uns ins tyrrhenische Meer nach Elba und Korsika.<br />

Text GOTTFRIED „TITZL“ RIESER, YCA-COMMODORE | Fotos YCA-ARCHIV<br />

Ausgangshafen war die Marina<br />

di Scarlino in Follonica am<br />

Festland. Die Anreise mit dem<br />

Auto war mit mehr als 900 km si cher -<br />

lich eine Herausforderung, aber die<br />

Angebote von Flugzeug, Bahn oder<br />

Bus waren zu unattraktiv.<br />

36 Teilnehmer verteilten sich auf<br />

fünf Yachten. Im Vorfeld gab es ein<br />

gemeinsames Crewtreffen, um alle<br />

Fragen wie Ausrüstung, Backschaft,<br />

Anreise u. v. m. zu klären. Yacht char -<br />

ter Müller organisierte die Buchungen<br />

beim Veranstalter „Aladar Sail“, der<br />

eine große Flotte vor Ort betreibt.<br />

Der Check-In wurde professionell<br />

und kundenorientiert abgewickelt,<br />

da könnten sich so manche Mitbe -<br />

werber was abschauen.<br />

Das Klima ist mediterran geprägt,<br />

wir waren Ende Juni unterwegs. Es<br />

war heiß, aber wir hatten schöne thermische<br />

Winde. Der Mis tral wehte zur<br />

gleichen Zeit an der Westküste Kor -<br />

sikas mit bis zu 30 Knoten, in der<br />

Straße von Bonifacio hatten wir auf<br />

„Windy“ immerhin 35 Knoten gesehen.<br />

Die Berge von Korsika sind fast<br />

3.000 Meter hoch, da muss sich der<br />

Mistral schon anstrengen, wenn er<br />

drüber will. Die maximale Windstärke<br />

betrug 15 Knoten, sieht man von<br />

nächtlichen Fallböen von bis zu 20<br />

Knoten in der Bucht Fetovaia ab.<br />

Ich denke, dieses relativ geschützte<br />

Revier ist für einen Familientörn gut<br />

geeignet: kurze Tagesetappen, geschützte<br />

Marinas und Buchten. Natürlich<br />

darf man das tyrrhenische Meer<br />

nicht unterschätzen, Gewitter sind<br />

immer wieder möglich, no na! Wir<br />

erlebten ein solches am letzten Tag<br />

in der Marina – der Himmel war<br />

pechschwarz und die Böen pfiffen<br />

über die Wellenbrecher.<br />

UNSERE HIGHLIGHTS<br />

Zum Beispiel der Liegeplatz im Vieux<br />

Port in Bastia. So etwas erlebt<br />

man wirklich selten: Mitten im mediterranen<br />

Charme einer alten französischen<br />

Hafenstadt mit italienischem<br />

Flair vor Muring liegen. Oder der<br />

Bergausflug mit einer Stehgondel auf<br />

den Monte Capanne, Ausgangs punkt<br />

war Marciana Marina. Und last but<br />

not least das gemeinsame Abschlussessen<br />

exklusiv im Yacht Club Isole<br />

di Toscana. Dieser Yacht Club ist einer<br />

der namhaftesten Adressen an<br />

der Westküste Italiens, der Präsident<br />

Andrea Longinotti Buitoni war von<br />

der Idee unseres Clubtörns begeistert<br />

– so entstehen Freundschaften.<br />

Das Ende eines Clubtörns ist zugleich<br />

auch der Beginn eines neuen<br />

Projektes: Vielleicht geht es ja 2024 in<br />

die Balearen? Wer will hin, wer war<br />

schon dort? Über euer kurzes Feedback<br />

würden wir uns sehr freuen –<br />

bitte einfach an unseren OÖ-Crew-<br />

Commander. è thomas.hickersberger@yca.at<br />

Die Route<br />

Unsere Skipper einigten sich auf folgende Route, im Nachhinein betrachtet eine<br />

optimale Wahl: Sonntag: Follonica – Punta Fetovaia/Elba (42 sm), Montag: Punta<br />

Fetovaia – Bastia/Korsika (32 sm), Dienstag: Bastia/Korsika – Capraia (29 sm),<br />

Mittwoch: Capraia – Marciana Marina/Elba (27 sm), Donnerstag: Marciana Marina/<br />

Elba – Portoferraia (8 sm), Freitag: Portoferraia – Follonica (27 sm)<br />

FOTO: NITO/SHUTTERSTOCK.COM<br />

FOTO: ALARICO/SHUTTERSTOCK.COM<br />

Monte Capanne<br />

Vieux Port in Bastia<br />

Portoferraio<br />

78 5/<strong>2023</strong>


YACHT CLUB AUSTRIA<br />

GENERALSEKRETARIAT<br />

Estermannstraße 6, 4020 Linz<br />

+43(0)732 781086, office@yca.at<br />

www.yca.at<br />

COMMODORE<br />

Gottfried „Titzl“ Rieser<br />

+43(0)664 3706027<br />

gottfried.rieser@yca.at<br />

YCA-KOOPERATION<br />

Segeln erleben<br />

Kooperation des YCA mit Mini12-Integrativ und AusbildungsFit Salzkammergut.<br />

Text JULIA AHAMER | Fotos GERHARD MÜLLER<br />

Die YCA-Boote Melges und Isabell<br />

warten am 22. Juni <strong>2023</strong><br />

morgens am Anlegeplatz der<br />

Schifffahrt in Nußdorf am Attersee.<br />

In einer Kooperation von AusbildungsFit<br />

Salzkammergut, YCA und<br />

Mini12-Integrativ erhalten Jugendliche<br />

mit besonderen sozio-emotionalen<br />

Bedürfnissen heute die Möglichkeit,<br />

Segeln zu erleben.<br />

SEGELN MACHT MUT<br />

Die Damen betreten die Isabell,<br />

aber mit Vorbehalten: Sie halten<br />

sich an ihren Mobiltelefonen fest,<br />

eine hat schreckliche Angst vor dem<br />

Schwimmen. Skipper Gottfried Rieser<br />

beginnt ein Gespräch (mit der<br />

Bitte, die Telefone wegzulegen) über<br />

ihre Arbeit – dann, als sie Zutrauen<br />

gefasst haben, über ihre Ängste. Alle<br />

reden mit, und beim Badestopp gehen<br />

alle schwimmen. Eine geht sogar<br />

zwei Mal. Sie hat ihre Angst<br />

überwunden.<br />

SEGELN MACHT SPASS<br />

Die jungen Männer wählen die<br />

Melges. Skipper Fred Danneberg<br />

nutzt den Schwachwind, um sie<br />

reihum die Halse üben zu lassen –<br />

und als später guter Segelwind aufkommt,<br />

den Gewichts trimm. Sie<br />

bleiben cool, lernen schnell, aber<br />

erst als das Boot stark krängt und<br />

die Gischt spritzt, beginnen sie zu<br />

strahlen. Mit wiegendem Seglerschritt<br />

gehen sie von Bord.<br />

Integration von Menschen mit besonderen<br />

Bedürfnissen ist für den<br />

YCA selbstverständlich – dieser<br />

Segeltag ist fixer Programmpunkt<br />

am Attersee!<br />

è www.zib.co.at è mini12.at<br />

Segeltag für Menschen mit<br />

besonderen Bedürfnissen.<br />

Suchst du noch Mitsegler für deinen nächsten<br />

Törn? Möchtest du ein Boot kaufen oder<br />

verkaufen? Auf unseren YCA-Service-<br />

Seiten gibt’s die „Crew börse“ und das<br />

„Schwarze Brett“!<br />

FOTO: STUDIO46.AT FOTO: TANJA GÜTTERSBERGER<br />

CREW WIEN, NÖ, BURGENLAND<br />

Crew-Commander<br />

Franz A. Schalk<br />

+43(0)664 2107472<br />

franz.schalk@yca.at<br />

CREW SALZBURG<br />

Crew-Commander<br />

Gabi Monz<br />

+43(0)699 11415177<br />

gabi.monz@yca.at<br />

CREW OBERÖSTERREICH<br />

Crew-Commander<br />

Thomas Hickersberger<br />

+43(0)676 3067224<br />

thomas.hickersberger@yca.at<br />

CREW TIROL UND VORARLBERG<br />

Crew-Commander<br />

Gabi Gunda<br />

+43(0)650 2602805<br />

gabi.gunda@yca-tirol.at<br />

CREW KÄRNTEN<br />

Crew-Commander<br />

Daniel Kirchmeier<br />

+43(0)664 2131805<br />

daniel.kirchmeier@yca.at<br />

www.yca-crew-ktn.at<br />

CREW STEIERMARK<br />

Crew-Commander<br />

Mike Hecker<br />

+43(0)676 6086035<br />

mike.hecker@yca.at<br />

AUSBILDUNG<br />

YCA-Ausbildungsleiter<br />

Gerald Truttenberger<br />

+43(0)664 2253313<br />

gerald.truttenberger@yca.at<br />

NAUTISCHES<br />

KOMPETENZ-ZENTRUM<br />

Generalsekretär<br />

Wolfgang Hurch<br />

+43(0)732 781086<br />

wolfgang.hurch@yca.at<br />

5/<strong>2023</strong> 79


YACHT CLUB AUSTRIA<br />

News September/Oktober <strong>2023</strong><br />

Cuba Capitolio mit<br />

National held Jose Marti.<br />

YCA-SEGELN SPEZIAL<br />

Kuba – Karibiksegeln<br />

unter Freunden<br />

Feinster Sandstrand<br />

Cayo Largo<br />

Kuba ist bekanntlich der größte Inselstaat in der Karibik und bietet Touristen, Seglern und Tauchern<br />

herrliche Korallenriffe und freundliche Menschen. Aber auch traumhaft schöne naturbelassene Landschaften,<br />

menschenleere Sandstrände und eine einzigartige Tier- und Pflanzenwelt, die auch Abenteurer anzieht,<br />

die überraschende Herausforderungen zu schätzen wissen.<br />

Text JOSEF WAGNER | Fotos ANTON J. KNIERZINGER, JOSEF WAGNER, REINHARD BIERMAIR<br />

Im Mai <strong>2023</strong> erreichten wir – zwei<br />

bunt gemischte Crews mit je sieben<br />

erfahrenen YCA-Seglern – Havanna.<br />

Die erste große Challenge bestand<br />

im Einkauf und in der Suche nach<br />

ausreichend Proviant und Getränken<br />

für den bevorstehenden zehntägigen<br />

Törn.<br />

Der Einkauf gestaltete sich etwas<br />

schwierig aufgrund des US-Wirtschafts<br />

embargos und der „nicht<br />

funktionierenden Planungen im<br />

letzten kommunistischen Paradies“.<br />

Fleisch, Gemüse und Obst sind<br />

Mangelware und oft nur zu horrenden<br />

Preisen zu haben. Nur der Fleiß<br />

unserer beiden Crews und bewährte<br />

lokale Kontakte konnten uns hier<br />

weiterhelfen. Wie etwa jener zu unserem<br />

Martin – einem Deutschen,<br />

der sich hier vor zehn Jahren bei<br />

ständig steigendem Tourismus geschäftlich<br />

niedergelassen hat.<br />

Am nächsten Abend besuchten wir<br />

die berühmte Show der Tanzgruppe<br />

„Tropicana“. Tagsüber nutzten wir die<br />

Gelegenheit, mit einem E-Bike die<br />

wichtigsten Sehenswürdigkeiten zu<br />

besuchen: den zentralen Regierungssitz<br />

„Capitolio“, Hemingways Lieblingsbar<br />

„Floridita“, den Glaspavillon<br />

der „Granma“ – das Boot mit dem<br />

Fidel Castro 1956 von Mexiko nach<br />

Kuba gelangt ist –, das berüchtigte<br />

„Hotel Nacional“, wo unter der Regierung<br />

Battistas im Jahr 1946 über 500<br />

Mafia-Bosse Kuba unter sich aufteilen<br />

wollten.<br />

Per Bustransfer wechselten wir von<br />

Havanna in die Marina von Cienfuegos,<br />

wo wir unsere beiden Lagoon-<br />

Katamarane übernehmen durften.<br />

Diese waren zwar komfortabel und<br />

mit vier Doppelkabinen sehr geräumig,<br />

hatten aber auch einige Tücken<br />

und Mängel, wie sich erst später herausstellte.<br />

So segelten wir durch den Golf von<br />

Cazones und navigierten im anschließendem<br />

seichten Bereich vorsichtig<br />

von einer Insel (= Cayo) zur nächsten.<br />

Hin zur Cayo Guano del Este mit<br />

imposantem Leuchtturm, den jeder<br />

von uns erklomm, um den herrlichen<br />

Rundblick über die Inselwelt zu<br />

genießen. Weiter über die Cayos<br />

de Dios zur Cayo Largo – einer In -<br />

selgruppe mit eigener Marina, einem<br />

netten Restaurant und einem Laden<br />

mit etwas Brot und vielen leeren<br />

Regalen. Hier besuchten wir auch<br />

eine Aufzuchtstation für gefährdete<br />

Schild kröten. Die engagierten Ranger<br />

haben sich über unsere Futter- und<br />

Geldspenden sehr gefreut.<br />

Ganz in der Nähe: der Playa Sirena,<br />

einer der schönsten Strände von Ku -<br />

ba. Hier gleitet feiner Pulversand wie<br />

Mehl zwischen den Zehen durch.<br />

Übrigens schmeckt hier der gekühlte<br />

Mojito (mit Minze, Limette, Zucker<br />

und weißem Rum) am besten.<br />

Auf dem entlegenen Natur-Resort<br />

Cayo Campos freuten sich sowohl<br />

Ranger als auch einige Affen und Leguane<br />

auf unseren Besuch. Bei Cayo<br />

Cantiles sind Fischer auf uns zugekommen,<br />

die uns spontan Lobster<br />

fangfrisch aus dem Meer getaucht haben.<br />

Fast überall gibt es intakte Korallenriffe<br />

und eine großartige<br />

80 5/<strong>2023</strong>


Tropicana<br />

YCA Segeln Spezial<br />

Capitol mit zwei YCA-Crews.<br />

Fischwelt zu bestaunen, aber auch<br />

Wracks von Schiffen, die an den<br />

Klippen der Riffe zerschellt sind.<br />

Ein Paradies für Taucher und<br />

Schnorchler!<br />

Der mit 1,2 m geringe Tiefgang<br />

unserer Katamarane erleichterte<br />

das Navigieren und das Handling<br />

durch die zahlreichen Untiefen.<br />

Hier entscheidet die oft zitierte<br />

Aufzuchtstation für<br />

Schildkröten.<br />

„Handbreite unterm Kiel“. Segeln<br />

verlangt in Kuba definitiv einiges<br />

an seglerischem Können und Erfahrung.<br />

Wir freuen uns schon jetzt auf<br />

den nächsten „YCA Segel Spezial<br />

Cuba Törn“! Über euer kurzes Feedback<br />

freut sich unser Organisator<br />

und Skipper Anton J. Knierzinger!<br />

è anton.knierzinger@yca-ooe.at<br />

Kuba für erfahrene Segler in einem wunderschönen, aber herausfordernden Revier mit zwei Lagoon 421 Katamaranen:<br />

SY Estrella Crew: Skipper Anton J. Knierzinger, Michael und Gabi, Franz und Ingrid, Reinhard, Josef.<br />

SY Marimar Crew: Skipper Herbert Achleitner und Karin, Karl und Heidi, Herbert und Hilde, Willi.<br />

20.–30.5.<strong>2023</strong> ab Cienfuegos bei ungewöhnlich wenig Wind, ruhiger See, viel Sonne bei 30 Grad Wassertemperatur,<br />

fangfrische Lobster gab es für unsere Bordküche.<br />

Ausbildung und Events<br />

Ausbildungen in Theorie und Praxis<br />

27. August Attersee, Nussdorf Seehund-Ausbildung, Modul 6<br />

5. September Innsbruck Infoabend Ausbildung zum Hochsee Skipper<br />

7. September Zoom Online Infoabend Ausbildung zum Hochsee Skipper<br />

7. September Wien, Humboldt Infoabend Ausbildung zum Hochsee Skipper<br />

8. September Linz, VH Pichling Infoabend Ausbildung zum Hochsee Skipper<br />

9. September Izola/SLO Competent Crew Training für Einsteiger, 8 Tage<br />

10. September Attersee, Nußdorf Seehund Ausbildung, Modul 6<br />

16. September Attersee, Nußdorf Gennaker & Spi Training<br />

22. September Innsbruck, 2 Tage SRC Seefunk Ausbildung, 2 Tage<br />

23. September Graz Stmk. Basis Ausbildung<br />

29. September Innsbruck FB2 Ausbildung mit 60 Einheiten, Weekend<br />

6. Oktober Graz FB2 Ausbildung mit 60 Einheiten, Weekend<br />

13. Oktober Linz, VH Pichling FB2 Ausbildung mit 60 Einheiten<br />

13. Oktober Wien, Humboldt FB2 Ausbildung mit 60 Einheiten<br />

14. Oktober Innsbruck Seminar Sailing Master „Funken und GMDSS“<br />

20. Oktober Salzburg, G.-Oase Pyrotechnik Prüfung nach Heimstudium<br />

21. Oktober Innsbruck S. Master „Offshore Survival“ Christian Kargl , 2 Tage<br />

21. Oktober Izola/SLO FB2 OÖ Trainingstörn mit Rupert Hutterer, 8 Tage<br />

22. Oktober Innsbruck S. Master „Offshore Survival Refresher“ Christian Kargl<br />

Törn, Events und Clubabende<br />

25. August Portmouth/GB Channel Crossing mit 2 x 60 nm Törn, 8 Tage<br />

26. August Seewalchen Attersee Cup Zipfer Grand Prix, Melges24<br />

31. August Wien, Irzl Crew WNB Regatta mit Grill<br />

6. September Linz, Winterhafen OÖ Crew Stammtisch Esperanza<br />

12. September Wien, Pistauer Club WNB zu „Segeln Spezial“<br />

13. September Hall in Tirol „Geschichte der Leuchttürme“, Harald Melwisch<br />

15. September Holland Spezial: „4 Meere in 6 Tagen“, 8 Tage<br />

26. September Dornach, Volkshaus Club OÖ „Atlantikrunde“, Martin Hammer<br />

28. September Wien, beim IRZL Crew WNB Regatta mit Grill<br />

10. Oktober Wien, Pistauer Club WNB „Sportboot- & Yachtschäden“<br />

12. Oktober St. Leonhard, Salzbg. Club SBG „Weltumsegelung“ Martina Schönbichler<br />

18. Oktober Linz, Bratwurstglöckerl Crew OÖ Stammtisch<br />

31. Oktober Linz, VH Dornach Club OÖ „Ans Ende der Welt“ C. & J. Kirchberger<br />

Allfällige Änderungen vorbehalten.<br />

Sämtliche Veranstaltungen tagesaktuell abrufbar unter<br />

è www.yca.at/vereinonline<br />

Crew Kärnten: Clubabende 14-tägig, siehe è www.yca-crew-ktn.at<br />

Falls „ausgebucht”, bitte auf die Warteliste setzen – es gibt laufend Ausfälle!<br />

YCA-Services und -Vorteilspartner<br />

Wir bauen laufend unser Netzwerk zu<br />

starken Partnern aus. Damit können<br />

wir unseren YCA-Mitgliedern<br />

attraktivste<br />

Konditionen in vielen<br />

Bereichen anbieten,<br />

siehe unsere Service-/<br />

Vorteilspartner auf<br />

è www.yca.at<br />

Marinas: Sondertarif für Tages- bzw.<br />

Jahres-Liegeplätze. Italien: Marina Certosa<br />

(Venedig), Marina Aprilia Marittima<br />

(Lignano*). Kroa tien: Marina Vrsar, Marina<br />

Funtana, Marina Punat, Marina Frapa in<br />

Rogoznica und Dubrovnik. Spanien: Marine<br />

Project Iberia (Barcelona).<br />

Service: MEC-Energietechnik, SeaHelp,<br />

Seemannsladen.at, Thomas Pernsteiner,<br />

Charter: Müller Yachtcharter, Pitter Yachtcharter,<br />

My SeaTime Yachtcharter d.o.o.<br />

(Kroa tien), Ionian Charter (Griechenland),<br />

four seasons yachting GmbH (Deutschland).<br />

Schiffs-Sachverständiger, -Magazin,<br />

Marina-Buchungsplattform seasy.at<br />

Versicherung: Pantaenius.<br />

YCA-Stützpunkte: Alle Marinas wie links<br />

angeführt + Ionian Charter.<br />

Interessierten Sponsoren und Partnern<br />

bieten wir gerne attraktive Kooperationsformen<br />

und Möglichkeiten für eine<br />

erfolgreiche Zusammenarbeit. Wir freuen<br />

uns auf Ihre Anfragen und Vorschläge:<br />

è marketing@yca.at<br />

* In Kooperation mit der Agenzia Adrianautica und Agenzia Immobiliare-Nautica & Yachting San Marco.<br />

5/<strong>2023</strong> 81


Skipper’s Diaries<br />

Auf der Flucht<br />

September in Curaçao. Wir sind unbeschwert, obwohl<br />

immer knapp bei Kasse. Sehr knapp. Da kommt Ritchie<br />

mit seinem erbärmlichen Hündchen auf dem Arm und<br />

bietet gutes Geld für nichts.<br />

Wir laufen den staubigen<br />

Pfad entlang, haben eine<br />

kleine Machete dabei und<br />

etwas Trinkwasser auch. Der taube<br />

Hund von Angélique watschelt von<br />

Busch zu Busch und liest die Hunde<br />

zeitung. Da er von Geburt an<br />

taub ist, hat er auch keinen richtigen<br />

Namen. Er, es ist eine Sie, heißt<br />

„Hund“. Auf Französisch. Für Angélique<br />

und Cédric ist dies die<br />

Muttersprache. Für uns ein erstrebtes,<br />

aber nicht erreichtes Geschick.<br />

Zurück bei den Booten teilen wir<br />

die Beute – ein paar Kokosnüsse.<br />

Ab und zu essen wir gemeinsam<br />

zu Abend. Angélique kocht leidenschaftlich<br />

gern. Mit vollen Bäuchen<br />

sitzen wir dann noch eine Weile zusammen<br />

und spielen Würfel. Cédric<br />

hat eine geheime Technik, immer<br />

Sechser zu würfeln und kann einfach<br />

nicht widerstehen. Er schummelt<br />

andauernd. Wenn das bloß<br />

Gewinn bringen könnte.<br />

Dafür finde ich immer einen Anlass,<br />

mir einen weiteren Rumpunsch<br />

zu mixen und werde gesprächiger.<br />

Nur Inga ist perfekt. Meine Augen<br />

umarmen sie innig.<br />

Mit Angélique und Cédric sind<br />

wir befreundet. Sie sind jung und<br />

bringen eine seltene Bereitschaft an<br />

den Tag, das Leben nicht zu ernst zu<br />

nehmen. Vor allen Dingen sich<br />

selbst nicht. Die Zeit mit ihnen ist<br />

leicht wie die Zitronenfalter über<br />

den Sommerwiesen.<br />

„Bringt mich nach Panama!“ Und<br />

nach kurzer Pause: „Ich bezahle<br />

euch gut!“, sagt Ritchie leise, als wir<br />

ihn auf der Uferstraße treffen. Seine<br />

Augen hinter der Brille sind winzig<br />

und eilen wie dunkle Fischchen in<br />

FOTO: SY MAOLIS<br />

VASSIL SVECHTAROV<br />

Bühnenbildner, Puppenspieler,<br />

Musiker, Autor<br />

und Weltumsegler.<br />

kolumne@<strong>ocean7</strong>.at<br />

Bücher, Musik, Projekte<br />

è www.sturetz.eu<br />

einem runden Aquarium, ständig<br />

auf der Suche nach dem Ausgang.<br />

Was wissen wir über ihn? Darf er<br />

wissen, dass wir wissen?<br />

„Ihr segelt doch nach Panama,<br />

oder?“ Das erbärmliche Hündchen<br />

auf seinem Arm, die schwere goldene<br />

Kette, die gefärbten Locken an<br />

den Schläfen, alles wartet gespannt<br />

auf eine Antwort. „Was meinst du<br />

mit ‚gut‘, Ritchie?“, weiche ich ungeschickt<br />

aus. „Gutes Geld für nichts,<br />

das meine ich. Wie klingen zehntausend,<br />

mh?“<br />

„Unser Boot ist zu klein, Ritchie“,<br />

versucht Inga einen ehrlichen Rückzug.<br />

„Wir überlegen es uns und sagen<br />

dir Bescheid“, schließe ich mit<br />

einer durchsichtigen Lüge ab und<br />

wir verabschieden uns.<br />

Zwei Tage nachdem wir Angélique<br />

und Cédric über Ritchies Angebot<br />

an uns erzählt haben, sind<br />

zwischen den dreien alle Einzelheiten<br />

geklärt und ein gemeinsamer<br />

Abreisetermin gesetzt. In einer<br />

Woche. Am Dienstag soll es sein.<br />

Gleich nachdem er bei der Polizei<br />

seine Unterschrift geleistet hat.<br />

Dann wird bis Freitag keiner nach<br />

ihm fragen und danach kommt ein<br />

langes Wochenende, wegen der Regatta<br />

am Montag.<br />

In der Zeit werden sie schon auf<br />

Guadeloupe sein und bald aus dem<br />

Wasser, um das Schiff auf Vordermann<br />

zu bringen. Und ehe man sich<br />

versehen hat, sind sie schon in der<br />

Dominikanischen Republik. Danach<br />

ist es nur noch ein Kinderspiel,<br />

sagen sie. Wir staunen.<br />

Cédric und ich basteln bis zum<br />

letzten Augenblick an ihrem Lebekahn<br />

rum, damit sie überhaupt auslaufen<br />

können. Alles funktioniert<br />

und wird die Reise durchhalten. Sie<br />

fahren los, und der Ankerplatz ist<br />

öde und leer.<br />

WAS WIR WUSSTEN<br />

Ein weißer Mann, der besagte Richie,<br />

geht mit seinem Hündchen<br />

Gassi. Das Hündchen scheint nur<br />

ihm sympathisch zu sein, jedenfalls<br />

ist es bissig, nervös und schlecht erzogen.<br />

Es versucht seine Zähnchen<br />

an einem dunklen einheimischen<br />

Bein. Das Bein schnellt zurück, das<br />

Hündchen quiekt enttäuscht und<br />

trippelt mit eingezogenem Schwanz<br />

nach Hause.<br />

Der weiße Mann wartet auf die<br />

Dämmerung und geht die Gassi-<br />

Strecke nochmals zurück. Jetzt ist<br />

er allein. In seiner Tasche, um seine<br />

Faust geschmiegt, ein Schlagring.<br />

Der Eigner des gebissenen Beines<br />

wacht eine Woche später im Krankenhaus<br />

auf.<br />

Der weiße Hündchen-Mann<br />

wird dafür büßen müssen. In Ketten,<br />

wie die Vorfahren des gebissenen<br />

und geschlagenen Mannes,<br />

wird er nicht gelegt, aber im Bau<br />

wird er auch auf andere Weise das<br />

Bereuen erlernen müssen.<br />

Nur wird er leider nicht direkt<br />

dahin verfrachtet, weil er vermögend<br />

ist. Während noch Untersuchungen<br />

laufen, verkauft er alles,<br />

was er besessen hat: Wohnung,<br />

Boot, Auto, Seele.<br />

Jetzt reist er erste Klasse nach<br />

Panama, wo er weiterhin sein hässliches<br />

Fifi, unter schwarzen Beinen,<br />

spazieren führen kann. Unsere<br />

Freunde sind wegen seines Geldes<br />

auf der Flucht.<br />

<br />

82 5/<strong>2023</strong>


Des Seglers Kunst<br />

PANORAMA<br />

Tipps, Trends & Neuheiten<br />

Das Meer tut gut – und: Gutes. Denn im Rahmen<br />

einer Benefiz-Auktion kann unter anderem dieses<br />

Gemälde von Sax Impey ersteigert werden.<br />

SAX IMPEY<br />

blickt von seinem Atelier<br />

in St. Ives auf die<br />

See. Inspiration findet<br />

er aber auf dem Meer –<br />

als RYA-Yachtmaster.<br />

MEER INSPIRATION. Seine Werke<br />

tragen Titel wie „Squall“ (Sturmböe),<br />

„Night Wave“ oder „38° N, 69° W“.<br />

Seine Ausstellungen nennt er „Atlantic“,<br />

„Pacific“ oder „Storm“. Die Namensgebung<br />

ist Programm: Seit 2005<br />

hat der britische Künstler Sax Impey<br />

in seinem Atelier in St. Ives, Cornwall,<br />

fast ausschließlich Arbeiten geschaffen,<br />

die auf seine Erfahrungen<br />

auf See zurückgehen. Als qualifizierter<br />

RYA-Yachtmaster ist er viele Tausend<br />

Seemeilen gesegelt und hat<br />

Yachten rund um die Welt ausgeliefert.<br />

Diese ausgedehnten Törns haben<br />

sein Leben und Arbeiten tiefgreifend<br />

beeinflusst. 2018 führte ihn<br />

z. B. eine 5.000 Meilen und 60 Tage<br />

lange Reise von Panama über die Ga-<br />

lapagos-Inseln nach Rapa Nui (Osterinsel).<br />

Seine Eindrücke hielt der<br />

Künstler in Gemälden, Zeichnungen<br />

und einem Film fest.<br />

Am 5. Oktober wird eines seiner<br />

Werke, „Squall Study 2“ (siehe oben),<br />

im Rahmen einer Benefiz-Kunstauktion<br />

versteigert. Der Erlös geht an<br />

Desideria Care. Der Verein baut damit<br />

seine Coachingangebote für Angehörige<br />

von Demenzkranken im<br />

DACH-Raum aus, um sie in ihrem<br />

herausfordernden Pflegealltag zu unterstützen.<br />

Neben Sax Impey haben<br />

200 weitere Künstlerinnen und<br />

Künstler aus 53 Ländern Gemälde,<br />

Fotografien und Skulpturen für die<br />

Auktion gespendet. Der Katalog mit<br />

allen zur Versteigerung stehenden<br />

Werken und Infos zum Mitsteigern –<br />

es können auch schriftliche oder telefonische<br />

Gebote abgegeben werden –<br />

finden sich auf:<br />

è https://desideriacare.de/benefizauktion<br />

Entdecken Sie Ihre Traumyacht in unserem<br />

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