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ocean7 6/2023

Von Fethiye bis Göcek. Orientalischer Familientörn von Bucht zu Bucht und Wirt zu Wirt – mit vielen geschmackvollen Erlebnissen. Kaufcharter. Wie man sich mit Chartereinnahmen die eigene Yacht finanziert. Euböa. Ein Törn rund um die zweitgrößte Insel Griechenlands. Karibik. Flott und schick bei der Antigua Sailing Week. Privatgrund. Die Yachts 55 von Jeanneau ist vor allem für Eigner gemacht, die Privatsphäre schätzen. Unter Strom. Was haben die Frauscher Fantom Air und der Porsche Macan gemeinsam? In beiden schlägt ab 2024 ein elektrisches Hightech-Herz aus dem Stuttgarter Rennstall …

Von Fethiye bis Göcek. Orientalischer Familientörn von Bucht zu Bucht und Wirt zu Wirt – mit vielen geschmackvollen Erlebnissen.
Kaufcharter. Wie man sich mit Chartereinnahmen die eigene Yacht finanziert.
Euböa. Ein Törn rund um die zweitgrößte Insel Griechenlands.
Karibik. Flott und schick bei der Antigua Sailing Week.
Privatgrund. Die Yachts 55 von Jeanneau ist vor allem für Eigner gemacht, die Privatsphäre schätzen.
Unter Strom. Was haben die Frauscher Fantom Air und der Porsche Macan gemeinsam? In beiden schlägt ab 2024 ein elektrisches Hightech-Herz aus dem Stuttgarter Rennstall …

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YACHTING, REISEN UND MEER<br />

6/<strong>2023</strong> November/Dezember<br />

www.<strong>ocean7</strong>.at<br />

EAT SAIL LOVE<br />

Die Türkei von ihren schönsten Seiten zu entdecken ist so reizvoll wie<br />

der Meltemi im Sommer – sofern man offenen Geistes seine Segel setzt.<br />

Wir haben das mit Kind und Kegel im GOLF VON FETHIYE erfahren.<br />

KAUFCHARTER<br />

Welche Yacht<br />

darf’s sein?<br />

So wird man mit<br />

der Zeit zum Eigner.<br />

KARIBIK<br />

Regatta<br />

unter Palmen<br />

Und ewig lockt die<br />

Antigua Sailing Week.<br />

E-BOOT<br />

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by Porsche<br />

Frauscher Fantom<br />

unter Strom.<br />

Mit News der österreichischen<br />

Verbände YCA und MSVÖ


Editorial<br />

Hohe Politik?<br />

In dieser Ausgabe lassen wir es knistern, indem wir Griechenland und die Türkei Seite an<br />

Seite als besondere Charterreviere vorstellen. Markus Silbergasser machte die Runde um<br />

die Insel Euböa, ich durfte im Golf von Fethiye auch den Babadağ absegeln.<br />

FOTO: ADEM DEMIR<br />

„ Paragliding<br />

ist ja auch nur<br />

eine Form des<br />

Segelns …!?“<br />

Blick auf den Golf von Fethiye nach dem<br />

geglückten Start vom Babadağ in Ölüdeniz.<br />

D<br />

avor aber hatte ich in den<br />

Buchtenlokalen rund um<br />

Fethiye und Göcek viele<br />

schöne Gelegenheiten, mich mit<br />

den Wirtsfamilien zu unterhalten.<br />

An so mancher Stelle könnten sie<br />

ihren griechischen Nachbarn gegenüber<br />

zuwinken – und tun es<br />

im Herzen auch.<br />

„Wir haben eine Fähre zwischen<br />

Rhodos und Fethiye, immer wieder<br />

sind auch griechische Crews bei<br />

uns im Restaurant zu Gast, und alle<br />

sind natürlich herzlichst willkommen“,<br />

erzählt Wirt Acar, der nebst<br />

Wirtschaft auch eine kleine Landwirtschaft<br />

auf der Insel Ter sane im<br />

Golf von Göcek betreibt.<br />

So oder so ähnlich berichteten<br />

mir alle Wirte, aber Acars Ehefrau<br />

legte mit der Leidenschaft einer<br />

türkischen Bäuerin, die fest anzupacken<br />

weiß, noch eins drauf:<br />

„Wenn es drüben brennt, so bieten<br />

wir unsere Hilfe an, und wenn es<br />

bei uns bebt, so helfen sie auch uns.<br />

Darauf kommt es an. Alles andere<br />

ist nur Politik, mit der ich nichts<br />

anfangen kann. Wir sind doch alle<br />

nur Menschen.“<br />

Für einen langen Moment muss<br />

ich an ihre Worte denken, als ich<br />

an einem Segeltuch in ungewohnter<br />

Stellung in der Luft hänge.<br />

Nur 1.700 Meter über dem Meer<br />

erscheint alles schon so winzig –<br />

hier Ölüdeniz, da Rhodos – und<br />

dazwischen ein bisschen Blau.<br />

Eine Grenze sehe ich nicht.<br />

So erhebend der Abgang vom<br />

Babadağ („Vaterberg“) in Ölüdeniz<br />

(„Totes Meer“) auch war, Paragliding<br />

wird nicht mein Ding. Ich<br />

bleibe lieber bei der horizontalen<br />

Nutzung der Windkraft. Im Golf<br />

von Fethiye ist es der Meltemi,<br />

der uns auf unserem genüsslichen<br />

Familientörn an die Tische fünf<br />

typischer Buchtenwirten in der<br />

Region bringt. Ein Hochgenuss –<br />

aber lesen Sie selbst ab Seite 24.<br />

Unser Mittelmeer-Experte und<br />

Blogger Markus Silbergasser weiß<br />

ebenfalls um die zweitwichtigste<br />

Sache beim Segeln und hat bei<br />

seinem Törn rund um Euböa auch<br />

einen kulinarischen Streifzug gemacht.<br />

Die Insel ist dem Festland so<br />

nahe, dass sie selbst von den einheimischen<br />

Städtern kaum als solche<br />

wahrgenommen wird und vom<br />

internationalen Massentourismus<br />

über weite Strecken verschont geblieben<br />

ist.<br />

Dazu kommt, dass die nach<br />

Kreta zweitgrößte Insel Griechenlands<br />

ein durchaus anspruchsvolles<br />

Segelrevier sein kann (speziell<br />

entlang der schroffen Ostküste).<br />

Jeg licher Landgang in die Taverne<br />

ist daher Seemannspflicht, gilt es<br />

doch die Kraftreserven wieder<br />

aufzufüllen, nicht wahr? Aber<br />

lesen Sie selbst ab Seite 32.<br />

Markus und ich sind uns jedenfalls<br />

einig, dass die Qualität des<br />

Moussaka/Musakka, des Tsatsiki/<br />

Cacık oder der Dolmadakia/Dolma<br />

nicht von der Nationalität, sondern<br />

vom Geschick der Köchinnen und<br />

Köche abhängig ist. Das sollte politisch<br />

keine hohen Wellen schlagen.<br />

Oder doch?<br />

Tahsin Özen, Chefredakteur<br />

6/<strong>2023</strong> 3


Die große Charterumfrage<br />

Bei BAYR YACHTING steht der Kunde im Mittelpunkt!<br />

Dafür launchen wir die 1. österreichische Charter ­<br />

umfrage mit Gewinnspiel.<br />

Wir fragen zum ersten Mal ab, was der österreichische<br />

Charterkunde WIRKLICH WILL, wo ihn der Schuh drückt,<br />

was ihn am meisten stört und was ihn glücklich macht.<br />

Jede(r) Teilnehmer(in) nimmt an unserem Gewinnspiel<br />

mit wertvollen Preisen teil!<br />

Hier geht’s zur<br />

1. österreichischen<br />

Charterumfrage:<br />

Bayr Yachting - Marina Pirovac/Kroatien - www.bayr-yachting.com<br />

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ILLUSTRATION: INGA BEITZ, WWW.INGABEITZ.JIMDO.COM<br />

,,Kundennahe ist alles, Arkadas<br />

,<br />

,,i ..<br />

6/<strong>2023</strong> 5


Inhalt<br />

6/<strong>2023</strong><br />

DIE INSEL MIT DEM NADELÖHR. Euböa liegt teils nur wenige Meter vor dem<br />

32griechischen Festland und hat trotz der Nähe viel von seiner bezaubernden Einsamkeit erhalten.<br />

FOTOS: MARKUS SILBERGASSER, GILLES MARTIN-RAGET, PORSCHE<br />

56<br />

FÜR EIGNER GEEIGNET. Die Jeanneau Yachts 55 will es vom Reißbrett<br />

weg nicht allen recht machen. Sie hat eine ganze bestimmte Zielgruppe vor Augen.<br />

62<br />

POWERED BY PORSCHE. Elektrifizierung der mächtigen Art. Die Frauscher 858 Fantom Air<br />

bekam den Hochvolt-E-Motor vom Porsche Macan. Wir prüften am Gardasee, wie das läuft.


Mit News der österreichischen<br />

Verbände YCA und MSVÖ<br />

Rubrik<br />

8 SCHAUFENSTER<br />

Der schönste Kalender 2024<br />

für Segelenthusiasten.<br />

61 IMPRESSUM<br />

Kolumnen<br />

10 BOBBY SCHENK<br />

Mit der Yacht der Krise davonsegeln:<br />

Gute Idee oder geht nicht gut?<br />

16 OCEAN WOMAN<br />

Was tun, wenn sich Olaf in<br />

der Kühlbox nicht wohlfühlt?<br />

38 GENTE DI MARE<br />

Alexander von Humboldt,<br />

der Vater der Klimaforschung.<br />

52 FRIEDRICH SCHÖCHL<br />

Die Tricks der schwarzen Schafe<br />

in der Charterbranche.<br />

54 GOTTFRIED RIESER<br />

Wie das Festmachen an der Boje<br />

sicher gelingt? Mit dem Lasso!<br />

82 SKIPPER’S DIARIES<br />

Stress und äußerste Ruhe in einem<br />

Supermarkt auf Martinique.<br />

Service<br />

18 KAUFCHARTER-MODELLE<br />

Die eigene Yacht über Chartereinnahmen<br />

finanzieren: Vorzüge<br />

und Grenzen des Yacht-Investments.<br />

60 DAS 1X1 DES YACHTKAUFS<br />

Verständlich erklärt: Was beim<br />

Kauf einer Yacht zu beachten ist.<br />

Teil 3: die Gewährleistung.<br />

Reisen<br />

24 TÜRKEI<br />

Kulinarisch segeln im Golf von Fethiye.<br />

32 EUBÖA<br />

Mit unserem Mittelmeer-Experten rund<br />

um die zweitgrößte Insel Griechenlands.<br />

46 BORNEO<br />

Trotz Piraten und Krokodilen ist die Re ­<br />

gion zwischen Malaysien und den Philippinen<br />

ein paradiesisches Segelrevier.<br />

Features<br />

72 MEMOIREN EINES SEEKADETTEN<br />

Mit der k. u. k. österreichisch-ungarischen<br />

Kriegsmarine um die ganze Welt. Diesmal:<br />

von Gibraltar nach Montevideo.<br />

Sport<br />

40 ANTIGUA SAILING WEEK<br />

Regattawoche, Segelfest und<br />

Entspannungsprogramm in einem.<br />

45 CLIPPER ROUND THE WORLD RACE<br />

Eine Regatta für viele gute Zwecke.<br />

Yachten<br />

56 JEANNEAU YACHTS 55<br />

Die kleinste der großen Jeanneaus ist<br />

kompromisslos auf Eigneryacht gebürstet.<br />

62 FRAUSCHER X PORSCHE 850 FANTOM AIR<br />

E-Power, aber richtig! Wie der Motor des<br />

Porsche Macan in die Fantom Air kam<br />

und was er mit dem Daycruiser macht.<br />

66 X SHORE 1<br />

Das smarte Einsteigermodell aus<br />

Schweden beim Test auf dem Attersee.<br />

71 BEST OF BOATS AWARD <strong>2023</strong><br />

Unter den 23 Finalisten ist auch ein<br />

österreichisches Modell dabei.<br />

Im Verband<br />

74 YACHT CLUB AUSTRIA<br />

78 MOTORBOOTSPORT UND<br />

SEEFAHRTS VERBAND ÖSTERREICH<br />

Ihr Charter<br />

Spezialist<br />

15x Kroatien<br />

4x Griechenland<br />

4x Italien<br />

3x Türkei<br />

Spanien<br />

Slowenien<br />

Niederlande<br />

Karibik<br />

FOTO: ESZTER KONDOR<br />

Österreichische Post AG | MZ 23Z043777 M | <strong>ocean7</strong>, Feschnigstraße 232, 9020 Klagenfurt<br />

YACHTING, REISEN UND MEER<br />

KAUFCHARTER<br />

Welche Yacht<br />

darf’s sein?<br />

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Die Türkei von ihren schönsten Seiten zu entdecken ist so reizvoll wie<br />

der Meltemi im Sommer – sofern man offenen Geistes seine Segel setzt.<br />

Wir haben das mit Kind und Kegel im GOLF VON FETHIYE erfahren.<br />

www.<strong>ocean7</strong>.at<br />

Im Golf von Fethiye: Blick<br />

von „Ali’s Restaurant“ auf die<br />

Coldwater Bay (ab Seite 24).<br />

Wir bieten mehr:<br />

Yachtcharter<br />

Yachtinvest &<br />

Chartermanagement<br />

Yachtservice<br />

pitter-yachting.com


Schaufenster<br />

Action mal 12<br />

Text TAHSIN ÖZEN | Foto TIM WRIGHT/KOSPICTURES.COM<br />

Der 37. America‘s Cup, die<br />

56. Barcolana, die 10. Vendée<br />

Globe, alle eigenen Törns und<br />

Regatten 2024 … Das nächste<br />

Jahr wird wieder voller spannender<br />

Segel events sein, die es sich im Kalender<br />

Rot anzustreichen gilt. Der neue Wandkalender<br />

„Sailing“ bietet dank XL-Format<br />

nicht nur aus reichend Platz dafür,<br />

sondern rückt mit fesselnden Bildern<br />

auch die Emotion des Segelsports<br />

ins ehrwürdige Rampenlicht.<br />

Wie hier im Bild mit einer Szene aus<br />

dem Caribbean 600 des Royal Ocean<br />

Racing Club, glänzt der Kalender mit<br />

12 weiteren Abbildungen im<br />

Poster-Format, die<br />

nicht nur Seglerherzen<br />

berühren.<br />

Gerade in einer so<br />

massiv digitalisierten<br />

und hektischen<br />

Welt, in der man<br />

Kalender im technischen<br />

Sinn vermeintlich nicht mehr<br />

braucht, sind sie still an der Wand hängend<br />

doch ein besonderer Ruhepol für<br />

Auge und Seele.<br />

Wandkalender „Sailing 2024“<br />

von Weingarten, Athesia Verlag.<br />

13 Abbildungen, Format 55 x 46<br />

cm. Preis € 34,– zzgl. € 13,–<br />

Versandkosten nach Österreich.<br />

Infos und Bestellungen<br />

unter:<br />

è www.kalenderhaus.de<br />

8 6/<strong>2023</strong>


6/<strong>2023</strong> 9


In den Wind gesprochen<br />

Abhauen …<br />

Corona-Krise, Krieg in Europa, Wirtschaftsflaute und Inflation: Während die Politik auf ganzer Linie versagt,<br />

kommt so manchem Yachtie der Gedanke, seine „Arche Noah“ in Alarmstartbereitschaft zu versetzen, um sich<br />

im Ernstfall mit seinen Liebsten in ferne Gefilde absetzen zu können.<br />

Lieber Herr Schenk, aktuell bewegen<br />

wir uns nicht auf dem<br />

Wasser, sondern an Land auf<br />

stürmische Zeiten zu. Ich persönlich<br />

gehe davon aus, dass sich viele von<br />

uns noch sehr glücklich schätzen<br />

dürfen, ein Schiff zu haben und dieses<br />

hoffentlich auch langfahrtfähig<br />

zu halten. Meine Frage ist: Wohin,<br />

mit Frau und zwei kleinen Kindern?<br />

Wie würden Sie die nächsten zwei<br />

Jahre planen, bis Klarheit herrscht,<br />

wie es hier weitergeht?<br />

Ich halte es für sehr wahrscheinlich,<br />

dass man hier für einige Zeit<br />

weg muss. Was ist Ihre Einschätzung,<br />

wo man sich sicher aufhalten<br />

kann, auch bezüglich der Mentalität/Kriminalität/Krisensicherheit?<br />

Geld ist für mich nicht entscheidend,<br />

sondern eher die Frage nach<br />

einem ruhigen Platz, wo ich meine<br />

Familie in Sicherheit wissen kann.<br />

Herzliche Grüße von Anonymus<br />

(der Besucher hat um Vertraulichkeit<br />

gebeten).<br />

FOTO: SEUMAS CHRISTIE-JOHNSTON/SHUTTERSTOCK.COM<br />

BOBBY SCHENK<br />

ist Weltumsegler,<br />

Navigations-Experte<br />

und Buchautor.<br />

kolumne@<strong>ocean7</strong>.at<br />

Der Wunsch sich per Yacht in ferne<br />

Gefilde abzusetzen, ist zwar verständlich,<br />

aber auf Dauer meist keine Lösung.<br />

nige wenige ist da auch eine hochseetüchtige<br />

Yacht als Fluchtfahrzeug<br />

in Reichweite, damit sind wir Segler<br />

angesprochen!<br />

Um das mal festzustellen: Jede<br />

hochseetüchtige Yacht eignet sich<br />

dazu, auf große Fahrt zu gehen, deshalb<br />

sind wir Fahrtensegler wohl<br />

die freiesten Menschen, die man<br />

sich vorstellen kann.<br />

Aber wie kommt es dann, dass<br />

viele, ja fast alle Auswanderungsprojekte<br />

schief gehen, wie manche<br />

TV-Formate mit unglaublich hohen<br />

Einschaltquoten immer wieder beweisen?<br />

Zunächst einmal: Rein mechanisch<br />

sind wir als Blauwassersegler<br />

tatsächlich die freiesten Menschen<br />

auf der Welt. Der Camper ist erdund<br />

elektrizitätsgebunden und wird<br />

sich schwer tun, mit seinem Wohnwagen<br />

zur nächsten Insel zu kommen.<br />

Der Flieger ist auf Landepisten<br />

und Benzin angewiesen, was es auf<br />

manchen abgelegenen Inseln gar<br />

nicht gibt. Und der Wanderer kann<br />

theoretisch die ganze Welt besiedeln,<br />

nur bedarf es hierzu einiger<br />

Generationen.<br />

ENDLICHE FREIHEIT<br />

Also nix wie Familie aufs Schiff und<br />

Leinen los? Langsam! Wir können<br />

viel aus der jüngsten Vergangenheit<br />

lernen. Die Corona-Krise hat brutal<br />

und eindrucksvoll bewiesen, dass es<br />

mit der Freiheit auf unseren Yachten<br />

so weit her nicht ist. Da gab es Länder,<br />

die unbarmherzig die Yachties<br />

innerhalb weniger Tage rausgeschmissen<br />

haben – und zwar mit<br />

und ohne Yachten.<br />

Da haben einige Länder, nicht<br />

nur China, sondern z. B. auch Australien,<br />

zugemacht, sodass man die<br />

eigene Yacht nicht mal mehr aufsu­<br />

VERSTÄNDLICHE WORTE<br />

Ja, eine Katastrophe jagt die andere.<br />

Corona, Krieg, Inflation, Versagen<br />

der Politik – da liegt es schon nahe<br />

zu stöhnen: „Ich hab die Nase voll!“<br />

Das tun viele in Europa! Und für eichen<br />

konnte. „Trauminseln“ haben<br />

die Abfahrt von Yachten verhindert.<br />

Aus machen Gebieten, zum<br />

Beispiel Westindien, sind Yachten<br />

nur noch per organisierter Kolonnensegelei<br />

nach Hause gekommen.<br />

Plötzlich war es also vorbei mit<br />

der viel beschriebenen freien Welt<br />

für Blauwassersegler, der großen<br />

„Freiheit hinter dem Horizont“.<br />

FALSCHE ZEIT, FALSCHER ORT<br />

Teufel an die Wand? Man höre heute<br />

die täglichen Nachrichten! Gut,<br />

die Corona-Krise ist vorbei, während<br />

die Wirtschaft immer mehr<br />

zum Erliegen kommt und die hausgemachte<br />

Inflation ohne Gnade an<br />

der Preisspirale dreht. Und wie<br />

schaut es mit dem drohenden Weltkrieg<br />

aus, der ja nicht so weit entfernt<br />

scheint? Ist schon lange her,<br />

aber in Südafrika hat man es damals<br />

zu Zeiten des Burenkriegs vorgemacht:<br />

Zu Beginn des Kriegs fingen<br />

die Engländer alle Ausländer und<br />

potentiellen Feinde ein und steckten<br />

sie in „Concentration Camps“ (so<br />

wortwörtlich!), wo sie dann bis<br />

Kriegsende bleiben mussten.<br />

Das könnte auch manchen Yachties<br />

passieren, wenn sie zur Unzeit<br />

am falschen Ankerplatz sind. Zudem<br />

ist es vorstellbar, dass Yachten<br />

aus der EU als unterstützende Nation<br />

für Kriegsparteien dann außerhalb<br />

Europas nicht so gern gesehen<br />

sind. Umflaggen? Ist nicht nur Steuerflüchtlingen<br />

möglich. Das geht<br />

mancherorts für Yachten recht<br />

schnell und die Schiffspapiere wie<br />

Führerschein etc. sind auch noch<br />

leichter zu bekommen als hier …<br />

Warum Exit-Szenarien wie dieses<br />

dennoch zum Scheitern verurteilt<br />

sind, erzähle ich Ihnen gerne in<br />

der nächsten Ausgabe.<br />

<br />

10 6/<strong>2023</strong>


Mittelmeer<br />

mal anders<br />

REVIERTIPPS. Segeltörns im Mittelmeer<br />

müssen ja nicht immer in der<br />

kroatischen Adria stattfinden. Die<br />

Linzer Agentur Yachtcharter<br />

Müller hat drei sehr unterschiedliche<br />

Tipps, um die mediterrane Welt<br />

auch in anderen Revieren kennenzulernen.<br />

Wer von der Adria aus weiter nach<br />

Süden segelt, kommt ins Ionische<br />

Meer – ein ideales Familienrevier in<br />

Griechenland. Die meisten Charterbasen<br />

sind auf den Inseln Korfu und<br />

Lefkas daheim, aber es gibt mit dem<br />

nur wenige Seemeilen von Lefkas am<br />

Festland liegenden Palairos noch einen<br />

Geheimtipp: ein malerisches Fischerdorf,<br />

das über eine Marina verfügt.<br />

Der italienische Norden lässt<br />

sich gemütlich per Hausboot<br />

ab dem Hafen in Casale sul Sile<br />

entdecken. Von hier ist es möglich,<br />

der Sile entlang die Venezianischen<br />

Inseln zu besuchen. Neben<br />

Murano und Burano stellt<br />

natürlich auch der Markusplatz ein<br />

besonderes Highlight dar.<br />

Auf der anderen Seite des italienischen<br />

Stiefels liegt Elba. Das toskanische<br />

Archipel zeichnet sich im Sommer<br />

nicht nur durch eine optimale<br />

Wetterlage aus, sondern auch durch<br />

PANORAMA<br />

Tipps, Trends & Neuheiten<br />

FOTO: MAJONIT/SHUTTERSTOCK.COM<br />

eine einfache Anreise.<br />

Wer hier<br />

auch noch etwas<br />

ganz Besonderes<br />

erleben<br />

möchte, kann<br />

den Monte Capanne von<br />

Portoferraio aus erkunden oder<br />

nach Korsika übersetzen und das<br />

beste Eis von Bastia genießen.<br />

Passende Törnvorschläge für die<br />

Tipps findet man im Katalog von<br />

Yachtcharter Müller und unter<br />

è www.yachtcharter-mueller.at<br />

Die Sile entlang oder ins<br />

korsische Bastia: Passende<br />

Törns dazu findet<br />

man im Katalog von<br />

Yachtcharter Müller.<br />

Sieg in Sicht<br />

REGATTA-DISPLAYS. Die neuen Alpha-Instrumente<br />

von Raymarine sind für Regatta-<br />

Segler und Performance-Yachten konzipiert.<br />

Die robusten Displays in 7- und 9-Zoll besitzen<br />

eine Nano-Beschichtung, die Wasser<br />

besonders leicht ablaufen lässt. Es gibt eine<br />

Vielzahl an speziellen Regatta-Funktionen,<br />

die dem Benutzer helfen, effektiver zu segeln:<br />

So ist z. B. eine Startlinienfunktion mit Zeit<br />

und Entfernung zur Startlinie ebenso vorhanden<br />

wie eine Grafik der Windrichtung,<br />

um zu sehen, ob ein Luv- oder ein Lee-Bogen<br />

am Raumschenkel gesegelt werden soll.<br />

è www.yachtelektronik.at è www.raymarine.eu<br />

Robustes<br />

für Regattas.<br />

Angebot<br />

anfordern!<br />

YACHT- UND SKIPPERVERSICHERUNGEN<br />

Pionier der Allgefahrendeckung<br />

für Yachteigner<br />

Erfinder der Haftpflichtversicherung<br />

für Charterskipper<br />

YACHT-POOL Deutschland<br />

Tel: +49/89 74 67 34 80<br />

info@yacht-pool.de<br />

YACHT-POOL Österreich<br />

Tel: +43/5356 204 33 00<br />

info@yacht-pool.at<br />

www.yacht-pool.com


PANORAMA<br />

Tipps, Trends & Neuheiten<br />

Durch den wilden Süden<br />

SEGELABENTEUER. Derzeit segelt<br />

eine österreichische Crew auf den<br />

Spuren von Ferdinand Magellan, der<br />

an der Südspitze Südamerikas den<br />

Seeweg nach Westen durch die nach<br />

ihm benannte Straße fand. Während<br />

der portugiesische Seeheld mit einer<br />

Flotte von dreimastigen Naos unterwegs<br />

war, bewegen sich die Österreicher<br />

mit der Santa Maria Australis,<br />

einer 20-Meter-Aluminium-Ketsch<br />

vom Typ Hydra Duo 66, durch die<br />

Inselwelt von Feuerland. „Leinen los“<br />

hieß es Mitte Oktober in Punta del<br />

Este (Uruguay), derzeit kämpfen sich<br />

Ketsch und Crew die unwirtliche<br />

Küste Argentiniens hinab in die<br />

„Roaring Forties“ und „Furious<br />

Fifties“. Ende November werden<br />

die Teilnehmer wieder zurück in<br />

der Heimat erwartet, Ende März soll<br />

die Expedition dann auf großer Leinwand<br />

präsentiert werden.<br />

-Leser müssen<br />

nicht so lange auf einen<br />

Bericht warten: In einer<br />

unseren nächsten Ausgabe<br />

werden wir von der<br />

Reise erzählen. Mitverfolgen<br />

lässt sie sich inzwischen<br />

auf:<br />

è www.instagram.com/<br />

expedition_magellan<br />

FOTO: JACQUES DESCLOITRES, NASA/GSFC/SHUTTERSTOCK.COM<br />

Oh, eine Abkürzung vom<br />

Atlantik in den Pazifik!<br />

Lauter Einser<br />

ZUM SCHMÖKERN. Zum 40-Jahre-<br />

Jubiläum der ACI Marinas hat die<br />

größte Marina-Kette im Mittelmeer<br />

die heurige Ausgabe ihres Firmenmagazins<br />

besonders üppig aufgemacht.<br />

In „ACI No. 1“ findet man nicht nur<br />

einen Katalog mit allen 22 Yachthäfen<br />

und dazugehörige Buchtentipps, sondern<br />

auch Porträts von Persönlichkeiten,<br />

die auf ihrem Gebiet die No. 1<br />

sind, z. B. Tennis-As Carlos Alcaraz,<br />

die vierfache Oscar-Gewinnerin Frances<br />

McDormand, den Küchenchef<br />

Massimo Bottura, den BMW-<br />

Designer Chris Bangle oder den<br />

Trainer der kroatischen Fußball ­<br />

nationalmannschaft Zlatko Dalić.<br />

è www.aci-marinas.com<br />

FOTO: JJ SLATER<br />

Bow & Cat<br />

Links die H6,<br />

rechts die TH-36.<br />

SIND SIE BEREIT<br />

FÜR MEER?<br />

MEHR BERATUNG,<br />

MEHR SERVICE,<br />

MEHR KOMPETENZ.<br />

CANNES-NACHLESE. Die klassischen<br />

Bow-Riders von Four Winns<br />

haben mit der H6 Zuwachs bekommen.<br />

Auf 8 m Länge und 2,54 m<br />

Breite haben dank des offenen Bugs<br />

bis zu 11 Personen Platz. Motorisierbar<br />

ist das neue Modell mit Außenbordern<br />

von 250 bis 350 PS.<br />

Erstmals vorgestellt wurde die H6<br />

heuer beim Yachting Festival in<br />

Cannes, wo sie gleich neben dem<br />

TH-36 lag, dem neuen Motorkatamaran<br />

von Four Winns. Die USamerikanische<br />

Werft gehört seit 2014<br />

zur Beneteau-Gruppe, der Kat zeigt<br />

den Kurs an, den der Traditionsbetrieb<br />

zukünftig einschlagen wird.<br />

Das Zweirumpf-Debüt verlief<br />

sehr erfolgreich: Die TH-36 wurde<br />

vom Multihulls World Magazine<br />

zum „Multihull of the Year“ gewählt,<br />

und bei den Testfahrten in Cannes<br />

haben sich bereits erste Käufer eintragen<br />

lassen.<br />

è www.bootemayer.at<br />

è www.fourwinns.com


Sozial segeln<br />

Das weltgrößte Kinderfriedensprojekt auf See kommt aus<br />

Österreich: Seit fast 30 Jahren setzt sich die Friedensflotte<br />

mirno more für Toleranz und gegen Vorurteile ein. Auch<br />

heuer konnten wieder hunderte benachteiligte oder<br />

körperlich beeinträchtigte Kinder vor Kroatien segeln.<br />

FRIEDLICHES MEER. Es begann 1994<br />

mit der Idee, Kindern aus den kriegsgebeutelten<br />

Gebieten Ex-Jugoslawiens<br />

Erholung am Meer zu ermöglichen.<br />

Drei Schiffe legten damals mit<br />

17 Kindern an Bord ab. Von Beginn<br />

an waren die erfahrenen österreichischen<br />

Skipper mit sozialem Gewissen<br />

überzeugt: Auf einem Schiff<br />

muss die Crew zusammenhalten,<br />

damit man vom Fleck kommt – es<br />

gibt also keinen besseren Ort, um<br />

Kindern Toleranz, Integration und<br />

ein friedliches Miteinander beizubringen.<br />

Die Idee wurde zum weltweit<br />

größten sozialpädagogischen Segelprojekt<br />

für benachteiligte junge Menschen.<br />

Seit der Gründung der Friedensflotte<br />

mirno more wurde mehr<br />

als 12.000 Kindern und Jugendlichen<br />

die Teilnahme am Projekt ermöglicht.<br />

Der Name „mirno more“ bedeutet<br />

„friedliches Meer“ und ist ein<br />

Gruß unter kroatischen Seefahrern.<br />

Jährlich setzen hunderte Menschen<br />

in der Flotte aus zum Teil über<br />

100 Schiffen ein Zeichen für Toleranz,<br />

Solidarität und Frieden. Das<br />

Ziel: Ausgrenzungen überwinden<br />

und Vorurteile über Bord werfen!<br />

Trogir bis zum Strandpicknick in der<br />

Bucht von Kaštela nahmen die Kinder<br />

und Jugendlichen wertvolle Erinnerungen<br />

und Erfahrungen mit. Der<br />

Peace-Talk und das berühmte Friedensfest,<br />

für das Teilnehmer selbst<br />

Auftritte vorbereiteten, waren für<br />

viele das Highlight der Woche.<br />

Mit der Flottenfahrt am World<br />

Peace Day der Vereinten Nationen<br />

am 21. September ging die gemeinsame<br />

Zeit zu Ende, anschließend waren<br />

die teilnehmenden Schiffe noch<br />

individuell zurück in die Heimathäfen<br />

unterwegs.<br />

2024 findet die Flottenwoche von<br />

14. bis 21. September statt – gemeinsam<br />

wird das 30-Jahre-Jubiläum des<br />

wegweisenden Projekts gefeiert.<br />

è www.mirnomore.org<br />

Mirno more ist<br />

Segeln mit benachteiligten<br />

Kindern<br />

und Jugendlichen.<br />

FOTOS: FACEBOOK FRIEDENSFLOTTE MIRNO MORE<br />

GROSSES PROGRAMM UND<br />

VIELE KLEINE ERFAHRUNGEN<br />

Die 29. Ausgabe der Flottenwoche<br />

wurde heuer vom 16. bis 23. September<br />

zwischen Šibenik und Split ausgetragen<br />

und zählte mehr als 900<br />

Teilnehmer auf über 80 Schiffen.<br />

Kriegswaisen, Flüchtlingskinder sowie<br />

Menschen mit unterschiedlichen<br />

Einschränkungen, sozialen, seelischen<br />

und anderen besonderen<br />

Bedürfnissen vergaßen beim Segeln<br />

die Sorgen ihres Alltags.<br />

Von der Willkommensfeier in<br />

Rogoznica über die Segelrallye bei


PANORAMA<br />

Tipps, Trends & Neuheiten<br />

Hochauflösendes High-End<br />

PREMIUM-KARTENPLOTTER.<br />

Mit der GPSMAP 9000-Serie hat<br />

Garmin das neueste Flaggschiff<br />

seiner Kartenplotter vorgestellt.<br />

Die 19-, 22-, 24- und 27-Zoll-<br />

Touchscreen-Displays bieten 4K-<br />

Auflösung und werden dabei von<br />

einem Prozessor angetrieben, der<br />

siebenmal schneller ist als frühere<br />

Generationen. Mithilfe des<br />

neuen Gigabit-Netzwerks Blue­<br />

Net werden gleich mehrere Kartenplotter,<br />

Kameras, Radargeräte<br />

und Echolote mit zehnfacher<br />

Netzwerkgeschwindigkeit verbunden.<br />

Über NMEA 2000 und<br />

NMEA 0183-Netzwerke kann die<br />

GPSMAP 9000er-Serie problemlos<br />

mit bestehenden Bordsystemen,<br />

wie Radargeräten, Autopiloten,<br />

Sensoren und mehr,<br />

verbunden werden. Das integrierte<br />

WiFi ermöglicht über die<br />

ActiveCaptain App zuverlässige<br />

drahtlose Software-Updates auf<br />

einem kompatiblen Smartphone<br />

oder Tablet.<br />

è www.garmin.com<br />

4k hat auch Karten -<br />

plotter erreicht.<br />

www.hofinger-yachtcharter.at<br />

Spezialfinanzierungen für Yachten<br />

und Segelboote<br />

abcfinance macht<br />

meinen Traum vom<br />

eigenen Boot wahr.<br />

Institut für Marktorientierte Unternehmensführung<br />

Kompetenz in Wissenschaft & Management<br />

Institut für Marktorientierte Unternehmensführung<br />

Kompetenz in Wissenschaft & Management<br />

Ob Einsteiger oder erfahrener Yachteigner –<br />

unsere Experten unterstützen Sie in jeder<br />

Phase der Bootsregistrierung. Bei uns<br />

profitieren Sie nicht nur von der passenden<br />

Finanzierungslösung, sondern auch von<br />

nützlichen Erfahrungswerten aus der Praxis.<br />

Lassen Sie sich persönlich beraten:<br />

Robert Schweiger, +43 (0)664 88 90 61 18,<br />

robert.schweiger@abcfinance.at<br />

www.abcfinance.at


Punat prämiert<br />

AUSZEICHNUNG. Als besondere<br />

Anerkennung für ihre Bemühungen<br />

um Qualitätsverbesserung<br />

bekam die Marina<br />

Punat von der kroatischen Tageszeitung<br />

„Jutarnji list“ (Morgenblatt)<br />

einen „Nautical Patrol<br />

Award <strong>2023</strong>“ verliehen. Insbesondere<br />

wurden zwei große<br />

Investitionen gewürdigt, die<br />

Kroatiens ältester Yachthafen<br />

(nächstes Jahr feiert man den<br />

60er) heuer durchzog: Zum einen<br />

die Errichtung eines 500-t-<br />

Lifts, der Ende dieses Jahres in<br />

Betrieb gehen und Motoryachten<br />

mit bis zu 16 m Breite heben<br />

soll. Zum anderen wurde<br />

innerhalb eines Jahres der Neubau<br />

des Restaurants „Marina“<br />

im modernen Design vollzogen,<br />

das jetzt auch über eine<br />

außerge wöhnlich große Küche<br />

mit Holzkohlengrill verfügt<br />

(Peka auf Vorbestellung).<br />

è www.marina-punat.hr<br />

Das neue Marina Restaurant.<br />

WEIL DU<br />

DAS NOCH<br />

DEINEN<br />

ENKEL-<br />

KINDERN<br />

ERZÄHLEN<br />

WILLST<br />

Yachts!<br />

NEUER NAME. Kaum haben<br />

wir in der vergangenen Ausgabe<br />

über die kompakten Motoryachten<br />

von Alfastreet Marine<br />

berichtet, hat die slowenische<br />

Werft aus Sežana schon ihren<br />

Namen geändert. Ab sofort firmiert<br />

sie unter Alfastreet<br />

Yachts. Das Modellprogramm<br />

ist gleich geblieben und umfasst<br />

21 Open, 23 Cabin Evo, 25<br />

Cabin Evo, 28 Cabin, 28 Open<br />

und 32 Cabin. Bei den Motorisierungen<br />

kann man zwischen<br />

In- und Außenbordern sowie<br />

Diesel, Benziner, Elektro oder<br />

Hybrid wählen.<br />

è www.alfastreet-yachts.com<br />

FOTO: ALEN FRANETIC<br />

Alfastreet 28 Cabin.<br />

TAUSEND GRÜNDE,<br />

EIN PARTNER


Ocean Woman<br />

Cool bleiben, Olaf!<br />

Die individuelle Wohlfühltemperatur ist eine sehr persönliche Wahrnehmung und<br />

verbunden mit der Gefahr, dass Verwöhnte sich auch leicht täuschen lassen können.<br />

Der Segel-Sommer war heiß!<br />

Zwei Bora-Stürme kühlten<br />

uns kurzfristig ab, aber darauf<br />

hätte ich gerne auch verzichtet.<br />

Das Gute am Segeln ist, dass selbst<br />

bei großer Hitze immer mindestens<br />

ein kleines Fahrwindlüftchen weht<br />

– außer in Indonesien, aber das ist<br />

eine andere Geschichte.<br />

Am Ankerplatz funktionierte die<br />

Wasserkühlung wunderbar, alles gut<br />

soweit. Nur Olaf war es zu heiß geworden.<br />

Er streikte und nach einigen<br />

Tagen warf ich ihn über Bord.<br />

Was war passiert? Ich gab der Kühlbox<br />

die Schuld. Olaf hatte zu schimmeln<br />

und stinken begonnen. „Nicht<br />

kühl genug!“, jammerte ich.<br />

Der Skipper zog eine Flasche kaltes<br />

Wasser aus der Box trank einen<br />

großen Schluck und lächelte milde.<br />

Eine Solarzelle mehr und neue<br />

Batterien – so cool war unsere Box<br />

noch nie gewesen! Auf unserer<br />

Weltumsegelung war sie nicht mehr<br />

als ein kleines Accessoire, denn<br />

elektrischer Autopilot, Licht und<br />

Radar gingen vor. Musste Strom<br />

eingespart werden, wurde die Kühlung<br />

reduziert beziehungsweise ausgeschaltet.<br />

Und es war wirklich egal. Wir<br />

aßen frischen Fisch mit Pasta, Brotfrüchte<br />

mit Kokosmilch, Curries aus<br />

Kochbananen, Krautfleckerl und<br />

Kürbissuppe. Selbstgebackene Focaccias,<br />

Pizzen, Vollkornbrot. Ich<br />

schäumte Haltbarmilch zum Cappuccino,<br />

die am Markt gekauften<br />

Eier hielten wochenlang, es gab Palatschinken,<br />

Omeletts, Schokoladenkuchen.<br />

Das Einzige, das es<br />

nicht gab, war Butter. Die fanden<br />

wir zwar in den französischen Supermärkten<br />

der Karibik bzw. der<br />

Südsee, aber verzichteten darauf,<br />

weil sie immer weich und ranzig<br />

wurde – auch wenn sie ganz tief unten<br />

in der Kühlbox ruhte. Im kühlen<br />

Neuseeland genossen wir dann wieder<br />

Butterbrot und frische Milch.<br />

Und Fleisch? Wir trafen amerikanische<br />

Segler mit Tiefkühlern voller<br />

Steaks und Hamburger oder deutsche<br />

Segler mit leidenschaftlich eingekochtem<br />

Gulasch in Gläsern.<br />

Frisch gefangener Thunfisch oder<br />

Dorade standen regelmäßig auf unserem<br />

Speiseplan – also keine Rede<br />

von Verzicht in irgendeiner Form.<br />

Und dann jammerte ich in Kroatien,<br />

weil mein Sauerteig Olaf dem<br />

Poseidon geopfert werden musste!<br />

ALEXANDRA SCHÖLER<br />

ist Weltumseglerin,<br />

Sängerin, Regisseurin,<br />

Buchautorin und seit<br />

2010 Ocean Woman.<br />

kolumne@<strong>ocean7</strong>.at<br />

Sauerteig Olaf braucht<br />

die richtige Pflege –<br />

auch an Bord!<br />

CHAOS IN DER KÜHLBOX<br />

Natürlich wurde weitergebacken.<br />

Wozu gibt es denn Backpulver und<br />

Hefe, aber es kränkte mich in meiner<br />

Bäckerinnen-Ehre. Ich behielt<br />

das Verhalten unserer Kühlbox in<br />

den nächsten Tagen im Auge. Trotz<br />

großer Hitze einwandfrei. Der Skipper<br />

überlegt ja seit einiger Zeit, eine<br />

Kondensatorkühlung mit Luft und<br />

Wasser oder so zu bauen. Das<br />

nächste Projekt nach dem kürzlich<br />

erfolgten Einbau der elektrischen<br />

Ankerwinsch. „Ein Salzwassereinlass<br />

ist nämlich schon vorhanden“,<br />

führte er weiter aus, während ich<br />

noch eine andere Lösung suchte.<br />

Wie verhindert man das Chaos in<br />

der Kühlbox? Braucht man etwas,<br />

ist es garantiert ganz nach unten<br />

gerutscht. Man kramt ewig herum,<br />

und dabei entfleucht sämtliche Kälte<br />

aus der Box. Was wahrscheinlich<br />

Olafs Untergang begünstigt hatte.<br />

„Frag doch das Netz, wie das andere<br />

Segler mit dem Sauerteig machen“,<br />

schlug der Skipper vor. Ich<br />

konnte nur auflachen! Sauerteig<br />

und Segler? Da bin ich doch die<br />

Erste und Einzige!<br />

Ein Irrtum. Einige Websites später<br />

landete ich in einem Seglerforum,<br />

wo tatsächlich über die Wahl<br />

zwischen „Weizen- oder Roggenmehl-Sauerteig“<br />

diskutiert wurde.<br />

Meine liebste Seite war sofort<br />

„Sailing the Bakery – traveling with<br />

few plan, baking with few recipes“.<br />

Gleich im ersten Absatz, unter einem<br />

herrlichen Sauerteig-Bildnis<br />

stand: Wenn kein Kühlschrank vorhanden,<br />

in warmer und feuchter<br />

Umgebung, z. B. in der Karibik, den<br />

Sauerteig alle 8–12 Stunden füttern.<br />

Und siehe da: Es funktionierte!<br />

Warum hatte ich Olaf überhaupt<br />

in den Kühlschrank verbannt? Weil<br />

ich es zu Hause auch so machte?<br />

Habe ich denn gar nichts gelernt aus<br />

unserer Weltumsegelung, oder war<br />

dies ein Zeichen, bald wieder eine<br />

zu machen? In einem Segelmagazin<br />

fand ich das Zitat eines Fahrtenseglers:<br />

„I don’t want cruising to feel<br />

like I’m at home! There has to be an<br />

element of adventure there, and that<br />

element is what draws me to sailing.“<br />

Gut, dass ich einen Teil von Olaf<br />

zu Hause eingefroren hatte. Er ist<br />

wiederbelebt und wird in der nächsten<br />

Segelsaison beweisen, das Kühlschränke<br />

an Bord komplett überbewertet<br />

sind!<br />

<br />

FOTO: SOKOR SPACE/SHUTTERSTOCK.COM<br />

16 6/<strong>2023</strong>


Klick Karibik<br />

FERNDESTINATIONEN. Von den Bahamas<br />

über Kuba, die British Virgin Islands,<br />

die Lee- und Windward-Islands<br />

über das noch zu entdeckende Revier<br />

Belize bis hin zu den US Virgin Islands<br />

hat Argos Yachtcharter alles Wissenswerte<br />

online für seine Kunden zusammengestellt.<br />

Einen bildschönen Überblick kann<br />

man sich über den druckfrischen Ferndestinationen-Katalog<br />

(unter dem Reiter<br />

„Kataloge“) verschaffen. Professionelle<br />

Revier-Tipps mit Informationen<br />

über Klima, Häfen und Ankerplätze<br />

sowie nützliche Literatur-Tipps sind<br />

im Service-Bereich abrufbar. Hier sind<br />

auch die abwechslungsreichen Törnvorschläge<br />

zu finden, die je nach Thema<br />

und Schwierigkeitsgrad sorgfältig<br />

recherchiert und aufbereitet<br />

werden.<br />

Tipp von Geschäftsführer<br />

Bora Inceören: „Wenn die Reise<br />

nicht zwingend in der Hochsaison<br />

über Weihnachten oder Neujahr<br />

bzw. Ostern geplant ist, gibt<br />

es oft sehr günstige Angebote zu den<br />

beliebtesten Karibik-Destinationen –<br />

die dynamisch wechselnden Preise<br />

der Flottenbetreiber machen es möglich.<br />

Für persönliche Beratung und<br />

individuelle Angebote stehen unsere<br />

fachkundigen Mitarbeiter gerne auch<br />

telefonisch zur Verfügung.“<br />

è www.argos-yachtcharter.de<br />

Segeln in der<br />

Karibik: Der<br />

Argos-Katalog<br />

für Ferndestinationen<br />

kennt alle<br />

Reviere.<br />

FOTO: M G PHOTOGRAPHY/SHUTTERSTOCK.COM<br />

YACHTCHARTER | YACHTSALES<br />

Ihr Partner<br />

für Yachtcharter,<br />

Yachtkauf &<br />

Yachthandel<br />

Afrika per Schiff<br />

KABINENCHARTER. Das Angebot seiner<br />

Kreuzfahrten im kleinen Rahmen<br />

nutzt GlobeSailor, um auch außergewöhnliche<br />

Reiseziele anzusteuern. Wie<br />

z. B. Südafrika, den Senegal oder Oman.<br />

Im Rahmen der neuntägigen Safari-<br />

Kreuzfahrt in Südafrika, von Johannesburg<br />

zu den Victoriafällen, wird zwischen<br />

Ausflügen in die Savanne und<br />

Bootsfahrten auf dem Sambesi gewechselt.<br />

Geschippert wird mit der African<br />

Queen, aber nicht mit dem legendären<br />

Schiff Humphrey Bogarts, sondern einer<br />

33 m langen Queen im Kolonialstil.<br />

An Bord des ehemaligen Frachtschiffs<br />

Bou El Mogdad kann man vom<br />

Senegal-Fluss aus tief in die senegalesische<br />

Kultur und Geschichte eintauchen.<br />

Während der Fahrt werden traditionelle<br />

Dörfer, der Nationalpark<br />

Djoudj sowie die Stadt und Insel Saint-<br />

Louis, die zum UNESCO-Weltkulturerbe<br />

zählt, besichtigt.<br />

Eine luxuriöse Kreuzfahrt voller<br />

Überraschungen erwartet die Gäste im<br />

Herzen der Halbinsel Musandam im<br />

Sultanat Oman. Als das kleine Norwegen<br />

Arabiens bezeichnet, eröffnet die<br />

Halbinsel während der viertägigen<br />

Kreuzfahrt auf der Rubba den Zugang<br />

zu Fjorden, Steilküsten und typischen<br />

Siedlungen im Herzen der berühmten<br />

Straße von Hormus.<br />

è www.globesailor.de/kreuzfahrt<br />

Mit eigenen Basen in Kroatien<br />

& Yachtcharter weltweit<br />

FOTOS: SHUTTERSTOCK.COM – ELENA SKA,<br />

MATT ELLIOTT, IWANAMI PHOTOS<br />

Saint Louis, Senegal.<br />

Victoriafälle, Südafrika.<br />

Khasab, Oman.<br />

+43 (0)5332/74291<br />

charter@trend-travel-yachting.com<br />

trend-travel-yachting.com<br />

© Oliver Blanchet/Neel Trimarans


Haben und Nich<br />

Sich mit Chartereinnahmen die eigene Yacht zu (re)finanzieren, ist ein gängiges Geschäftsmodell für<br />

Flottenbetreiber und Eigner (in spe). Aber was kann man sich vom Kaufcharter erwarten und was<br />

nicht? Und wie findet man aus dem großen Angebot das für sich passende heraus? Wir haben uns<br />

dazu über die Besonderheiten von heimischen und internationalen Anbietern schlau gemacht.<br />

Kaufcharter<br />

Text WOLFGANG GEMÜND<br />

Hier die einen, die zwar<br />

gerne eine Yacht besitzen<br />

würden, sich aber nicht<br />

wirklich darum kümmern<br />

möchten. Dort die anderen, die sich<br />

berufsmäßig um Yachten kümmern,<br />

aber nicht alle besitzen müssen.<br />

Treffen die einen auf die anderen,<br />

kommt oft das zustande, was man<br />

Kaufcharter nennt.<br />

Kaufcharter-Modelle funktionieren<br />

prinzipiell so: Man finanziert mittels<br />

Eigenkapital, Kredit oder Leasing<br />

eine Yacht nach eigenen Vorstellungen<br />

und Wünschen und überlässt<br />

diese für eine bestimmte Laufzeit einer<br />

Charterfirma, die sie in ihre Flotte<br />

aufnimmt. Die dabei erzielten Einkünfte<br />

dienen der Yachtfinanzierung<br />

und Deckung der „Betriebskosten“<br />

des Schiffs. Die Yacht wird dabei regelmäßig<br />

professionell gepflegt und gewartet,<br />

zudem kann der Eigner das<br />

Schiff für eine ge wisse Anzahl von Wochen<br />

im Jahr selbst nutzen.<br />

Soweit einige Vorteile für den Yachtbesitzer.<br />

Und was haben die Flottenbetreiber<br />

davon? Matthias Berger, bei der<br />

Dream Yacht Group für den Yachtverkauf<br />

in allen deutschsprachigen und<br />

18 6/<strong>2023</strong>


FOTO: PIXEL-SHOT/SHUTTERSTOCK.COM<br />

thaben<br />

vielen mitteleuropäischen Ländern<br />

zuständig, weiß, „dass bei den großen<br />

und international tätigen Flottenbetreibern<br />

die meisten Yachten<br />

in der Flotte einen fremden Eigner<br />

haben.“<br />

Bei Dream Yacht Worldwide zum<br />

Beispiel gehören etwa 600 der insgesamt<br />

900 Yachten externen Eignern.<br />

„Bei fast allen Anbietern hat das in<br />

erster Linie auch den Hintergrund,<br />

dass ansonsten viel zu viel Kapital<br />

gebunden wäre. Aber natürlich soll<br />

auch das Risiko auf viele Schultern<br />

verteilt sein“, so Berger.<br />

GELD SPAREN, ABER<br />

NICHT VERMEHREN<br />

Eine Win-Win-Situation also, die<br />

beiden Seiten hilft, Geld zu sparen.<br />

Liest man sich die Kaufcharter­<br />

Offerte mancher Anbieter durch,<br />

könnte man sogar auf die Idee kommen,<br />

dass man als Eigner die ganze<br />

Yacht mit Chartereinnahmen finanzieren<br />

und mit dem eingesetzten<br />

Kapital obendrein satte Renditen<br />

erwirtschaften kann. Die Anbieter,<br />

die wir dazu befragt haben, sind da<br />

allerdings skeptisch.<br />

Hannes Grassl von Trend Travel<br />

& Yachting meint zum Beispiel:<br />

„Alle Flottenbetreiber müssen mit<br />

denselben Rahmenbedingungen arbeiten.<br />

Keine Firma bekommt deutlich<br />

bessere Preise in einer Marina,<br />

hat ,günstigere‘ Mitarbeiter oder bekommt<br />

Ersatzteile geschenkt. Deshalb<br />

sollte der Käufer vorsichtig<br />

sein, wenn ein Unternehmen deutlich<br />

höhere Einnahmen verspricht<br />

als andere.“<br />

In dieselbe Kerbe schlägt Matthias<br />

Berger von Dream Yacht:<br />

„Yachteigentums-Programme sind<br />

eine ideale Option, den Traum der<br />

eigenen Yacht zu realisieren. Insbesondere<br />

dann, wenn man sein<br />

Schiff auch wirklich mehrere Wochen<br />

im Jahr selbst nutzen möchte<br />

oder plant, die gekaufte Yacht später<br />

als Eigner zu übernehmen. Wer dagegen<br />

keine Liebe zum Meer und zu<br />

Booten hat und für sein freies Kapital<br />

einfach nur ein Renditeobjekt<br />

sucht, für den gibt es andere Möglichkeiten.“<br />

„Wer für sein freies Kapital einfach<br />

nur ein Renditeobjekt sucht, für den<br />

gibt es andere Möglichkeiten.“<br />

Matthias berger, Dream Yacht è matthias.berger@dreamyachtcharter.com<br />

6/<strong>2023</strong> 19


Kaufcharter<br />

Österreichisch: Mit Pitter<br />

oder Trend Travel & Yachting<br />

zur eigenen Yacht in Kroatien …<br />

DAS OPTIMUM HERAUSSIEBEN<br />

Hat man sich zu einem Kaufcharter<br />

entschlossen, beginnt die Qual der<br />

Wahl. Es gibt nämlich nicht nur ein<br />

Kaufcharter-Modell, sondern eine<br />

Vielzahl – jeder Anbieter hat andere<br />

Präferenzen und entwickelt anhand<br />

dieser eigene Modelle.<br />

Bevor man sich da als Kunde für<br />

ein Modell entscheidet, sollte man<br />

sich einige Fragen in Bezug auf den<br />

Flottenbetreiber und das angebotene<br />

Kaufcharter-Modell stellen:<br />

Möchte ich z. B. prozentual an den<br />

Einnahmen beteiligt werden oder<br />

bevorzuge ich ein garantiertes Jahreseinkommen?<br />

Kann ich meine<br />

Yacht in meinem Wunschrevier<br />

stationieren? Möchte ich auch in<br />

anderen Revieren segeln? Bietet<br />

die Firma meinen favorisierten<br />

Yachthersteller an?<br />

Ist man sich über die eigenen<br />

Anforderungen und Wünsche im<br />

Klaren, kristallisieren sich die passenden<br />

Anbieter und Modelle recht<br />

schnell heraus. Denn jeder Anbieter<br />

hat seine Besonderheiten – etwa<br />

bestimmte Werften und Modelle,<br />

Segel reviere oder die Dauer der<br />

… wie hier in Trogir nahe Split …<br />

… oder hier mit Pitter<br />

in Göcek/Türkei.<br />

Traum-Yacht von Dream Yacht.<br />

„Man hat grundsätzlich freie Wahl<br />

der Yacht und kann sie bei uns nach<br />

eigenen Vorstellungen ausstatten.“<br />

Klaus Pitter, Pitter Yachting<br />

è klaus@pitter-yachting.com è www.pitter-yachting.com<br />

Eigennutzung –, die ihn für Eigner<br />

besonders interessant machen oder<br />

eben auch nicht.<br />

Als erste Orientierungshilfe haben<br />

wir uns bei fünf Anbietern – drei<br />

Local Heroes und zwei internationale<br />

Größen – ganz allgemein umgeschaut.<br />

PITTER YACHTCHARTER<br />

Mit mehr als 500 Eigneryachten<br />

setzt Österreichs größter Flottenbetreiber<br />

beim Kaufcharter auf Vielfalt.<br />

Klaus Pitter: „Grundsätzlich hat der<br />

Kunde bei uns die freie Entscheidung<br />

bei der Wahl der Yacht und<br />

kann seine Wunschyacht aus einem<br />

20 6/<strong>2023</strong>


FOTOS: JÜRGEN BRUNNER (1), CHRISTOPHE DAZARD (1), TAHSIN ÖZEN (1), SHUTTERSTOCK.COM – JIRI FOLTYN(1), PAWEL KAZMIERCZAK (1), MURATTELLIOGLU (1), SEAN PATRICK DORAN (1), DMITRII D (1)<br />

Trend Travel & Yachting hat exklusiv Neel-<br />

Trimarane im Kaufcharter-Programm, …<br />

sehr großen Angebot an verfügbaren<br />

Kaufcharter-Yachtmodellen der verschiedensten<br />

Marken wählen und<br />

nach seinen eigenen Vorstellungen<br />

ausstatten.“<br />

Mit ihren Basen in Kroatien, Griechenland,<br />

Italien und der Türkei haben<br />

die Steirer zudem recht viele Segelreviere<br />

im Angebot. Großer Vorteil:<br />

Es ist möglich, innerhalb der Dauer<br />

der Vercharterung die Yacht in eine<br />

andere Basis zu verlegen, um so auch<br />

andere Segelreviere zu erkunden.<br />

Die Eigennutzung liegt bei vier<br />

Wochen Standard, nach Absprache<br />

ist aber auch mehr möglich. Sehr aufmerksam:<br />

Am Ende des Kaufcharters<br />

übernimmt Pitter auch gerne weiterhin<br />

die Betreuung, Wartung und<br />

Pflege der Yacht.<br />

TREND TRAVEL & YACHTING<br />

Die Tiroler bieten Kaufcharter bei jenen<br />

Schiffen an, die sie auch als Händler<br />

vertreiben, also Segelyachten von<br />

Jeanneau und – ziemlich einzigartig! –<br />

Trimarane von Neel.<br />

Geschäftsführer Hannes Grassl über<br />

das Angebot: „Wir betreiben derzeit<br />

ca. 50 Yachten auf unseren beiden<br />

… Bestseller sind die<br />

Yachten von Jeanneau.<br />

Mit Dream Yacht oder Sunsail und<br />

The Moorings als Eigner in die Karibik.<br />

My Yacht is my Castle.<br />

Basen in Kroatien, und fast alle laufen<br />

in unserem Kaufcharter-Programm.<br />

Wir haben auch einige Eigner,<br />

die bereits die zweite oder dritte<br />

Yacht in unserer Flotte besitzen.“<br />

Die Betreuungsverträge können für<br />

einen Zeitraum von einem Jahr bis<br />

zu zehn Jahren abgeschlossen werden.<br />

Eine Besonderheit der Tiroler:<br />

Es wird auch eine „Minimum-Vercharterung“<br />

angeboten.<br />

Diese ist für Eigner gedacht, die<br />

über die Chartereinnahmen nur die<br />

laufenden Kosten abdecken möchten.<br />

Hannes Grassl: „Die können<br />

schon mit ca. acht Charterwochen<br />

pro Jahr abgedeckt werden. In diesem<br />

Modell hat der Eigner aber<br />

trotz der wenigen Charterwochen<br />

noch vollen Vorsteuerabzug.“<br />

„Die laufenden Kosten<br />

können schon mit ca. acht<br />

Charterwochen pro Jahr<br />

abgedeckt werden.“<br />

Hannes Grassl, Trend Travel & Yachting<br />

è hannes@trend-travel-yachting.com èw ww.trend-travel-yachting.com<br />

MASTER YACHTING<br />

Österreichs Beneteau- und Lagoon-<br />

Importeur bietet sein gesamtes Modellprogramm<br />

samt Motor yachten<br />

ebenfalls als Kaufcharter an. Geschäftsführer<br />

Franz Schillinger sieht<br />

aktuell den idealen Zeitpunkt, um<br />

über ein Yachtinvestment nachzudenken:<br />

„Durch die steigenden<br />

Rohstoffpreise und die hohe Nachfrage<br />

steigen auch die Neupreise<br />

der Yachten, und Gebrauchtyachten<br />

bleiben wertstabil wie schon lange<br />

nicht mehr.“<br />

Als besonderes Modell bieten die<br />

Wiener auch Kaufcharter mit mehreren<br />

Eignern an. Expertin Brigitte<br />

Sperl: „Wenn Sie mit Freunden segeln,<br />

können Sie auch gemeinsam<br />

investieren!“<br />

Auch für Elternzeit, Auszeit,<br />

Job im Homeoffice oder Rente hat<br />

Master Yachting spezielle Yachtinvest-Möglichkeiten<br />

im Programm.<br />

SUNSAIL & THE MOORINGS<br />

Der weltweite Marktführer bei<br />

Charterschiffen hatte die Segel ­<br />

yachten von Beneteau im Kaufcharter-Programm.<br />

Weil sich der französische<br />

Yachtkonzern aber im<br />

großen Stil in den Konkurrenten<br />

Dream Yacht eingekauft hat, wechselt<br />

Sunsail ab 2024 zu Dufour.<br />

The Moorings wiederum besitzt<br />

mit Robertson & Caine seit Jahrzehnten<br />

einen eigenen Haus- und<br />

Hoflieferanten für Katamarane.<br />

Beim Kaufoptions-Programm zahlt<br />

man weniger als die Hälfte des<br />

Kaufpreises und kann nach ca. fünf<br />

Jahren mit weiteren 20 % die Yacht<br />

ganz erwerben. Beim garantierten<br />

6/<strong>2023</strong> 21


Kaufcharter<br />

„ Wenn Sie mit Freunden segeln,<br />

können Sie auch gemeinsam investieren!“<br />

Brigitte Sperl, Master Yachting Österreich è sperl@masteryachting.com è www. masteryachting.com<br />

Ein kommen ist der gesamte Kaufpreis<br />

zu bezahlen, dafür wird ein<br />

jährlich garantiertes Einkommen<br />

(dzt. 8 %) ausgeschüttet. Goodies:<br />

Man kann bis zu zwölf Wochen auf<br />

der eigenen Yacht und weltweit auf<br />

Schwesterschiffen Urlaub machen.<br />

DREAM YACHT<br />

Europas größter international agierender<br />

Vercharterer kann mit dem<br />

umfangreichsten Kaufcharter-Pro­<br />

gramm aufwarten. Der Eigner kann<br />

aus acht Marken (Kielyachten sowie<br />

Motor- und Segelkatamarane) und<br />

über 50 Revieren wählen.<br />

Insgesamt stehen sieben Eigentumsmodelle<br />

zur Auswahl, darunter<br />

eines mit garantiertem Einkommen,<br />

mit Beteiligung am Gewinn,<br />

als Co-Eigentümerschaft oder ein<br />

Modell speziell für Yachten mit<br />

Crews. Zwischen acht und zwölf<br />

Wochen kann man das eigene<br />

Sunsail und The Moorings setzt bei den<br />

Monohulls ab 2024 auf Yachten von Dufour.<br />

SUNSAIL & THE MOORINGS<br />

Jennifer Kärcher und Christoph Barth<br />

è yachteigner@sunsail.com<br />

è www.sunsailyachteigner.de<br />

è www.mooringsyachteigner.de<br />

Schiff selbst nutzen oder auf anderen<br />

Yachten in anderen Stützpunkten<br />

urlauben – gegen eine<br />

Upgrade-Gebühr auch auf einer<br />

größeren.<br />

KOMPROMISSE UND<br />

BEWÄHRTE PARTNER HELFEN<br />

Zwei Tipps zum Schluss: Natürlich<br />

möchte jeder Eigner seine<br />

Traum yacht im Traumrevier zu<br />

Traum bedingungen. In der Realität<br />

wird man aber wohl den einen<br />

oder anderen Kompromiss<br />

schließen müssen – das gilt übrigens<br />

auch für die Vercharterer.<br />

Darum ist es sehr empfehlenswert,<br />

nicht nur deren Prospekte<br />

oder Websites zu stu dieren, sondern<br />

die Anbieter auch direkt zu<br />

kontaktieren und sich individuell<br />

beraten zu lassen (Ansprechpartner<br />

und Kontaktinfos siehe Bilder).<br />

Viele Eigner vertrauen beim<br />

Kaufcharter jenem Flottenbetreiber,<br />

bei dem sie vorher schon<br />

Kunde waren oder bereits sind.<br />

Nicht die schlechteste Idee, man<br />

kennt sich als Geschäftspartner<br />

und ist über die Anforderungen<br />

und Wünsche bestens im Bilde. <br />

FOTOS: JEAN-MARIE LIOT (1), EUGEN SOMMER (1), ADRIATICFOTO/SHUTTERSTOCK.COM (1)<br />

22 6/<strong>2023</strong>


Schule macht Charter<br />

Als Österreichs Seefahrtsschule, die ihre Schüler in Theorie und Praxis<br />

an Bord ausbildet, hat sich b3onwater bereits einen Namen gemacht.<br />

Mit Bayr Yachting setzt man nun den nächsten Schritt, um auch<br />

ausge bil deten Skippern Freude am Segeln in der Adria zu bieten.<br />

Die Crew von<br />

b3onwater bietet<br />

ab 2024 auch<br />

Charter an.<br />

NEUGRÜNDUNG. Klemens Bayr und<br />

sein Sohn Alexander, die Masterminds<br />

von b3onwater, werden mit<br />

ihrem eigenen Yachtcharter-Angebot<br />

in die nächste Saison starten.<br />

Bayr Yachting wird dafür in Pirovac<br />

bei Murter, wo auch b3 onwater<br />

seine Segelkurse in Kroatien durchführt,<br />

fünf neue Charteryachten im<br />

Programm haben: Drei Bavaria der<br />

C-Line – 38, 42 und 45 – in Vollausstattung<br />

mit Solar, Wechselrichter,<br />

Klima und Nespressomaschine sowie<br />

zwei Dufour 460 mit Griller am<br />

Heck. Als Extraservice kann sich der<br />

Kunde bei der Buchung die Art des<br />

Vorsegels aussuchen: Selbstwendefock<br />

oder Genua.<br />

Mit Klemens Bayr als studiertem<br />

Informatiker hat sich das Vater-<br />

Sohn-Gespann intensiv Gedanken<br />

um die Administration und ihre Optimierung<br />

gemacht. Klemens: „Der<br />

Buchungsprozess und vor allem der<br />

Check-in vor Ort haben sich seit<br />

30 Jahren nicht verändert. Den gesamte<br />

Buchungsprozess, den Checkin,<br />

das Hinterlegen des Deposits mit<br />

Kreditkarte, die Kurtaxe, das Buchen<br />

von Add-ons usw., das kann der<br />

Kunde bei uns online durchführen.<br />

Besser gesagt: von zu Hause aus! Der<br />

Kunde kann in Kroatien dann gleich<br />

an Bord seiner gecharterten Yacht!“<br />

Wartung und Instandhaltung der<br />

Schiffe vor Ort übernimmt Alexander<br />

Bayr, Ingenieur und erfahrener<br />

Facility Manager. Alle Wartungsarbeiten<br />

werden IT-gestützt durchgeführt,<br />

mit dem Ziel hundertprozentiger<br />

Einsatzverfügbarkeit und hohem<br />

Werterhalt der Schiffe.<br />

Alexander: „Vorbeugendes Service<br />

ist bei Bayr Yachting das Stichwort.<br />

Wir warten und tauschen aus, bevor<br />

etwas kaputt wird.“ Tankservice,<br />

Aus- und Einparkdienste, Probeschläge<br />

mit dem Charterkunden,<br />

halbtägiges Anlegen-Üben etc. komplettieren<br />

das Angebot von Bayr<br />

Yachting. SUPs, Kühlboxen, Eiswürfelmacher,<br />

Gennaker und Code Zeros<br />

sind für alle Yachten verfügbar.<br />

è www.b3-onwater.at<br />

Fragen Sie nach<br />

Besichtigungen in unserem<br />

Schauraum in Linz direkt<br />

in der Werft oder im<br />

Marine-Test-Zentrum.<br />

Bootshändler • Bootsservice<br />

TopYacht<br />

www.topyacht.eu


Golf von Fethiye<br />

24 6/<strong>2023</strong>


Blick von einer byzantinischen<br />

Ruine der Nikolaus-Insel auf<br />

Strand und Ankerplatz.<br />

Eat Sail<br />

Love<br />

Des einen Freud, des anderen<br />

Leid: Auch die Türkei ist von<br />

der Inflation schwer gebeutelt.<br />

Doch wer mit harter Währung<br />

im vielleicht liebevollsten Revier<br />

der Welt segelt, profitiert nicht<br />

nur von den immer noch relativ<br />

günstigen Preisen, sondern<br />

kommt auch in den Genuss einer<br />

herzlichen Gastfreundschaft und<br />

exzellenten Küche, wie man sie<br />

in anderen Destinationen<br />

mittler weile vergeblich sucht.<br />

Wir haben mit freundlicher<br />

Unterstützung von Argos<br />

Yachtcharter den Golf von<br />

Fethiye besucht.<br />

Text T A H S I N Ö Z E N<br />

Fotos ESZTER KONDOR,<br />

TAHSIN ÖZEN<br />

6/<strong>2023</strong> 25


Golf von Fethiye<br />

Bunt zusammengezimmert, aber<br />

autark: das Restaurant von Can<br />

Özmen in der Karacaören Bucht.<br />

Wirt Can serviert uns gebackenen<br />

Petersfisch aus dem Holzofen.<br />

Ankern bei Strand und Wirt in der<br />

Coldwater Bay (Bestas Liman ).<br />

Indisches Curry in „Ali‘s Restaurant“<br />

über der Coldwater Bay.<br />

Can ist ein Meister der Improvisation:<br />

Er fand eine<br />

schöne Bucht fern der<br />

Zivilisation, zimmerte<br />

so einfach wie nur möglich eine<br />

hölzerne Wirtschaft drauf, bediente<br />

sich der Sonnenenergie und legte<br />

sich sein eigenes Wasserreservoir<br />

an – fertig war das Restaurant (in<br />

türkischer Öko-Bauweise) für<br />

Yachties.<br />

VIER FISCHER UND EIN WIRT<br />

So wie Can machen es viele – auch<br />

ohne Bewilligung. Der Staat drückt<br />

ein Auge zu, solange der Rubel rollt<br />

(obwohl mittlerweile das britische<br />

Pfund die Oberhand gewonnen hat<br />

und russische Gäste aufgrund des<br />

Ukraine-Kriegs etwas rar geworden<br />

sind).<br />

Can hier hat gleich vier Fischer<br />

an der Angel: „Sie beliefern uns<br />

täglich mit frischem Fisch und<br />

Meeresfrüchten – darum sind wir<br />

stolz auf die große Speisekarte und<br />

die kleinen Preise, die wir bieten<br />

können“, so der Wirt.<br />

Uns serviert er eine breite Meze-<br />

Vorspeisenplatte, einen veritablen<br />

Peters fisch aus dem Ofen und viel<br />

Gemüse in jeglicher Form. Die<br />

Rechnung schlägt samt Cola, Wein<br />

und Wasser für fünf Erwachsene<br />

und ein Kind mit 165 Euro zu Buche.<br />

So lässt sich der Ausblick von<br />

der Holzterrasse auf die Bucht mit<br />

Bojenfeld und die lykischen Ruinen<br />

auf der kleinen Insel dahinter<br />

sehr entspannt genießen.<br />

DIE INSEL DES NIKOLAUS<br />

Hatte uns der Meltemi gestern<br />

noch mit sportlichem Pfiff aus<br />

Fethiye gen Süd in die Bucht von<br />

Karaca ören geblasen (15 sm unter<br />

Segel), so legt er sich heute auf die<br />

faule Haut. Was uns trotz der stehenden<br />

Hitze mitten im Juli ziemlich<br />

kalt lässt, denn unser nächstes<br />

Drehen am Teller, um möglichst<br />

rasch zum Speiseteller zu kommen.<br />

26 6/<strong>2023</strong>


GÖCEK<br />

29° 7’ E<br />

TOMB BAY<br />

BOYNUZBÜKÜ<br />

><br />

Göcek<br />

Yassıca<br />

><br />

CIĞLIK KOYU PLAJI<br />

ÜBER<br />

><br />

Tersane<br />

><br />

JAHRE<br />

HAMAM KOYU<br />

Domuz<br />

Mittelmeer<br />

Kızılada<br />

><br />

36° 37’ N<br />

FETHIYE<br />

YACHT CLASSIC<br />

HOTEL MARINA<br />

Etappenziel könnte man zur Not<br />

auch schwimmend erreichen. Gemiler<br />

Adası („Eiland der Schiffe“)<br />

wird den Touristen gern als „Nikolaus-Insel“<br />

verkauft. Der Legende<br />

nach soll der Heilige hier beerdigt<br />

worden sein, ehe er in seine 150<br />

km entfernte Heimatstadt Myra<br />

umgebettet wurde – um dann im<br />

11. Jh. von Italienern geraubt und<br />

nach Bari verfrachtet zu werden.<br />

Tatsächlich ist die von Pfaden gesäumte<br />

(und für ein paar Lira begehbare)<br />

Geister-Insel gespickt voll<br />

mit byzantinischen Kirchenruinen.<br />

Die Aussicht von der auf dem<br />

höchsten Punkt gelegenen und<br />

dem heiligen Nikolaus geweihten<br />

Basilika entschädigt jegliche Aufstiegsanstrengung<br />

in der sommerlichen<br />

Hitze und wird unserer Meinung<br />

nach zu recht „die schönste<br />

weit und breit“ genannt.<br />

HÖHE MACHEN<br />

Noch vor 18 Uhr gilt es die Coldwater<br />

Bay (Beştaş Limanı) zu erreichen,<br />

denn die nahen Ankerplätze<br />

sind rar in dieser von einer frischen<br />

Quelle gespeisten und keine<br />

halbe Meile von der Nikolaus-Insel<br />

entfernten Bucht. Schon bei der<br />

Ansteuerung – und das lieben wir<br />

so an der Türkei – kommen uns<br />

herzlich grüßend zwei Mitarbeiter<br />

des Wirts im Dingi entgegen, weisen<br />

ein, helfen beim Ankern und<br />

übernehmen die Landleinen.<br />

Besonderheit hier: Wir sind<br />

die letzten Gäste, danach wird<br />

die Bucht per Bojenleine abgesperrt.<br />

Ab 18 Uhr müssen Tagesausflügler<br />

und lärmende Touris ­<br />

ten-Gulets draußen bleiben!<br />

><br />

><br />

Ruine der Nikolaus-Basilika<br />

auf der Insel Gemiler.<br />

COLDWATER BAY<br />

ÖLÜDENIZ<br />

KARACAÖREN<br />

Gemiler<br />

Frisches Fladenbrot („Gözleme“, pikant gefüllt)<br />

bietet dieser Familienbetrieb auf dem Wasser an.<br />

„Ali’s Restaurant“ liegt in luftiger<br />

Höhe etwas oberhalb des Strandes<br />

in einem lichten Wald (wie auf<br />

dem Cover dieser Ausgabe zu sehen).<br />

Der Gastgarten ist riesig, die<br />

Speisekarte international.<br />

Meinem heimischen Wolfsbarsch<br />

vom Grill macht das indische Curry<br />

gekonnt Konkurrenz, der Meze-<br />

Vorspeisenteller gehört aber auch<br />

bei Ali (und seiner kellnernden<br />

><br />

><br />

SCHMETTERLINGSTAL<br />

Türkei<br />

Das türkise<br />

Segelparadies<br />

des Mittelmeers.<br />

Argos Katalog<br />

Download:<br />

argos-yachtcharter.de/s/<strong>ocean7</strong>-06<br />

+49 (0) 611 - 66 05 1<br />

mail@argos-yachtcharter.de<br />

www.argos-yachtcharter.de<br />

Powered by


xxxxx xxxx<br />

Tersane, ein schöner<br />

Ort zum Genießen.<br />

Wirts- und Landwirtsfamilie<br />

Acar, Tersane.<br />

Geschmorte Ziege aus<br />

eigener Viehzucht.<br />

Tee und Kaffee<br />

auch zum Frühstück.<br />

Abdrift in der Bucht<br />

C ğl k Koyu.<br />

So muss Oktopus.<br />

Viel Platz am Steg und an Land:<br />

das Boynuzbükü Restaurant.<br />

deutschen Schwiegertochter) dazu.<br />

„Segler sind bei uns immer willkommen,<br />

Eigner von Superyachten<br />

aber nicht“, sagt Ali beim türkischen<br />

Kaffee. „Die erwarten sich<br />

einen Luxus, den wir weder bieten<br />

wollen noch können. Segler aber<br />

wissen unser kleines Paradies sehr<br />

zu schätzen.“<br />

Wer hier noch einen Tag länger<br />

verweilen will, kann über einen<br />

bergigen Pfad (rd. 2 km, ca. 1 Std.<br />

Gehzeit) die berühmte Geisterstadt<br />

Kayaköy, ein bis 1923 von Griechen<br />

besiedeltes Bergdorf besuchen.<br />

Mehr zu diesem Ausflugstipp<br />

siehe Kasten rechts.<br />

VATERBERG UND TOTES MEER<br />

Distanz zwei Meilen, Wind acht<br />

Knoten: Unter Motor ziehen wir<br />

ostwärts und ankern mit unserer<br />

Elfrith, einem äußerst familienfreundlichen<br />

Bali-Katamaran Baujahr<br />

2020, in einer Bucht vis-à-vis<br />

des langen Sandstrandes von Ölüdeniz<br />

(„Totes Meer“).<br />

Namensgebend ist die Lagune<br />

nordwestlich der Bademeile, deren<br />

bezauberndes Bild man aus vielen<br />

Tourismuspros pekten kennt,<br />

die aber für die Schifffahrt<br />

gesperrt ist. Was<br />

uns in den Bann<br />

zieht, sind jedoch<br />

die unzähligen Gleitschirme,<br />

die wie bunte Schneeflocken vom<br />

Himmel schweben. Im Hintergrund<br />

der mächtige Babadağ („Vaterberg“),<br />

der aufgrund seiner Lage<br />

in Kombination mit der Thermik<br />

als Mekka für Paraglider aus der<br />

ganzen Welt gilt.<br />

70 Euro? Okay, ist ja schließlich<br />

auch nur eine Form des Segelns!<br />

Einmal in der Luft, ist das ein unbeschreiblich<br />

erhebendes Gefühl<br />

mit fantastischem Weitblick<br />

– und die für diesen<br />

Törn gesteckte Route<br />

erscheint aus rund<br />

1.700 Metern<br />

28 6/<strong>2023</strong>


Bei den Schmetterlingen.<br />

Vor Anker in der<br />

Schmetterlingsbucht.<br />

Wo Kinder an Bord sind, da ist<br />

auch der Eisverkäufer nicht weit.<br />

„ Beim Anblick des Schmetterlingstals und der sich verengenden Schlucht<br />

wird klar, warum dieses Naturjuwel nur auf dem Wasserweg erreichbar ist.“<br />

Höhe winzig. Mehr zu diesem Ausflugstipp<br />

siehe Kasten unten.<br />

IM TAL DER SCHMETTERLINGE<br />

Kelebekler Vadisi als gestecktes Tagesziel<br />

erreichen wir am späteren Nachmittag.<br />

Beim Anblick des „Schmetterlingstals“<br />

mit seinem weißen Strand<br />

und der sich landeinwärts verengenden<br />

Schlucht wird klar, warum dieses<br />

Naturjuwel nur auf dem Wasserweg<br />

erreichbar ist.<br />

Wie Indiana Jones hanteln wir uns<br />

den markierten Pfad entlang eines<br />

kleinen Baches talaufwärts, bis uns<br />

die gigantischen Felswände am Fuße<br />

eines Wasserfalls den Weg endgültig<br />

abschneiden. Viele der 80 Schmetterlingsarten<br />

hier haben wir gesehen,<br />

auch die wohlgenährten Spinnen in<br />

ihren großen Netzen, die im Reiseführer<br />

aber nicht erwähnt waren.<br />

Deren Anblick tut unserem Appetit<br />

keinerlei Abbruch – im Gegenteil: Das<br />

üppige Open-Air-Buffet des Strandlokals<br />

(als Teil eines Yoga-Camps in<br />

Ufernähe) spannt einen geschmackvollen<br />

Bogen über die türkische Küche.<br />

Wir gönnen uns einen gemischten<br />

Teller und dazu einen fruchtigen<br />

Buzbağ-Weißwein, gekeltert aus den<br />

anatolischen Trauben Emir und Nar ­<br />

ince – alles zusammen zum Bestpreis<br />

(120 Euro) auf diesem Törn.<br />

Paragliding vom Babadağ.<br />

Kayaköy, bekannt aus dem Buch<br />

„Traum aus Stein und Federn“.<br />

Ausflugstipps in und um Fethiye<br />

Babadağ. Von null auf 1.969 m Seehöhe: Der „Vaterberg“<br />

bei Ölüdeniz ist ebenso Wahrzeichen des quirligen Tourismusortes<br />

wie die kleine Lagune. Per Seilbahn kann man auf<br />

1.734 m aufsteigen, mit dem Sessellift kommt man auf über<br />

1.800 m. Reichhaltiges Kultur- und Kulinarikangebot. Das<br />

Ticket fürs Paragliding kann man vorab bei einem der vielen<br />

Anbieter im Ort kaufen (ca. € 70,–). Der Transfer erfolgt<br />

mittels Minibus (es führt auch eine unbefestigte Straße<br />

auf den Vaterberg). è www.babadagteleferik.com.tr<br />

Kayaköy. Das „Felsdorf“, ehemals das griechische Levissi,<br />

ist ein weitläufiges Bergdorf in der Türkei, das von ethnischen<br />

Griechen bewohnt war. Sie wurden 1923 nach den<br />

Bestimmungen des Vertrags von Lausanne vertrieben. Heute<br />

ist die (über die Coldwater Bay erwanderbare) Geisterstadt<br />

ein Freilichtmuseum. Berühmtheit erlangte der Ort 2006<br />

durch den Historienroman „Traum aus Stein und Federn“<br />

von Louis de Bernières. Markierter Pfad, ca. 2 km, Gehzeit<br />

ca. 1 Stunde. è www.turkishmuseums.com<br />

Sommerfrische im<br />

Sakl kent Canyon.<br />

Fischmarkt in der<br />

Altstadt von Fethiye.<br />

Sakl kent. Rund 45 km von Fethiye entfernt bricht der Fluss<br />

Xanthos aus dem felsigen Hochland in einem bis zu 300 m<br />

hohen und 18 km langen Canyon in das Tiefland durch. Die<br />

Klamm ist (mit Wasserschuhen) begehbar. Nach ca. 200 m<br />

erreicht man ein Plateau, wo mehrere Quelltöpfe große Mengen<br />

eiskaltes Wasser ausschütten. Ohne Führer kommt man<br />

noch ca. 800 m tiefer in die (weniger Wasser führende)<br />

Klamm; weiter nur noch mit Führer (nicht mehr kindgerecht).<br />

Buchbar bei zahlreichen Ausflugsanbietern, aber<br />

auch Linienbusse und „Dolmuş“ fahren hin und retour.<br />

è www.nationalparksofturkey.com<br />

Fischmarkt. Zentral in der Altstadt von Fethiye gelegen,<br />

bietet der Fischmarkt alle Früchte des Meeres an. Schauen,<br />

kaufen, in einem der Lokale am Fischmarkt zubereiten lassen<br />

und mit köstlichen Beilagen gleich vor Ort genießen! Wer<br />

keinen Fisch mag oder eine empfindliche Nase hat, erkunde<br />

fünf Gehminuten weiter den modernen Bazar mit vielen kleinen<br />

Läden und Cafés. è www.fethiyebalikpazari.com<br />

FOTO: TATIANA DIUVBANOVA/SHUTTERSTOCK.COM<br />

6/<strong>2023</strong> 29


xxxxx Golf von xxxx Fethiye<br />

FOTO: GOKCENTUNC/SHUTTERSTOCK.COM<br />

UNSERE KLEINE FARM<br />

Endlich Wind und wieder ein weiter<br />

Schlag am nächsten Tag! Mit<br />

rund 8 Knoten Fahrt wechseln wir<br />

über in den Golf von Göcek und<br />

dort ohne Umwege in die Tersane-<br />

Bucht (18 sm) der gleichnamigen<br />

Insel. Familie Acar betreibt hier eine<br />

kleine Landwirtschaft, daher stehen<br />

auf der Karte vor allem Spe zialitäten<br />

des Hauses. Tipp: geschmorte Ziege!<br />

Danach ein Verdauungsspaziergang<br />

zu den kleinen Ruinen und<br />

den Überresten einer Kapelle, allesamt<br />

stumme Zeugen einer langen<br />

griechischen Vorgeschichte auch<br />

hier. Das Frühstück am nächsten<br />

Morgen könnte aber anatolischer<br />

nicht sein: Türkischer Kaffee, Tee,<br />

Menemen (Eierspeise mit Paprika<br />

und Tomaten), Oliven, Ziegenkäse<br />

und frisch gebackenes Brot machen<br />

uns fit für den weiteren Weg.<br />

KURS KARIBIK<br />

Der gestaltet sich schwierig: Die Hamam-Bucht<br />

mit „Kleopatras Bad“<br />

ist ebenso wie die Tomb Bay mit<br />

den lykischen Felsengräbern heillos<br />

überfüllt, sodass wir recht bald am<br />

Restaurant-Steg in der Bucht Boynuz<br />

Bükü anlegen. Der zart gegrillte<br />

Oktopus zum Abendessen stimmt<br />

uns wieder versöhnlich.<br />

Am letzten Tag machen wir in<br />

Göcek nur zum Tanken (und zum<br />

vorgeschriebenen Abpumpen der<br />

Grauwassertanks) Halt. Danach<br />

entfliehen wir dem Stadtrummel<br />

mit Kurs auf die YassIca Islands,<br />

um das karibische Flair dieses Mini-<br />

Archipels vor dem großen Schlag<br />

zurück nach Fethiye (11 sm) zu genießen.<br />

Den letzten Badestopp auf<br />

dem Rückweg legen wir in der<br />

Bucht Çığlık Koyu ein. Dies auf<br />

Anraten unseres Basisleiters Fevzi,<br />

dem wir für diesen Insider-Tipp<br />

sehr dankbar sind.<br />

Denn nach einer Woche Schwelgen<br />

im orientalischen Überfluss tut<br />

es jetzt gut, sich in einer einsamen<br />

Bucht einfach nur auf dem Wasser<br />

treiben zu lassen.<br />

<br />

Karibik-Feeling in den<br />

Yassıca Islands.<br />

Segeln im Golf von Fethiye<br />

Die Yacht Classic Hotel Marina ist der Flottenstützpunkt<br />

von Dream Yacht Charter in Fethiye.<br />

Base-Manager<br />

Fevzi Kaya (unten)<br />

und sein Team.<br />

Bali Catspace:<br />

Dream Yacht für Familien.<br />

Anreise. Beispielsweise mit Turkish Airlines<br />

ab Wien-Schwechat. Direkte Linienflüge sind<br />

selbst in der Hauptsaison rar, meist muss man<br />

in Istanbul umsteigen. Der Flughafen Dalaman<br />

ist rund eine Fahrstunde von Fethiye entfernt.<br />

è www.turkishairlines.com<br />

Charter. Individuelle Beratung, Betreuung<br />

und maßgeschneiderte Charterangebote, auf<br />

Wunsch auch inkl. Flüge und Transfers, bietet<br />

das auf weltweiten Charter spezialisierte Team<br />

von Argos Yachtcharter an. Auf der Homepage<br />

stehen je nach Revier auch alle wichtigen Infos<br />

und detailreiche Törnvorschläge zur Verfügung<br />

(Tipp: „Familiensegeltörn im Golf von Fethiye“).<br />

Buchungsbeispiele zum Saisonstart 2024<br />

(Mitte April eine Woche ab der Yacht Classic<br />

Hotel Marina Fethiye): Sun Odyssey 389 (3 Kabinen),<br />

ab € 1.385,–; Oceanis 51.1 (5 Kabinen),<br />

ab € 3.450,–; Katamaran: Bali 4.1, (4+2 Kabinen,<br />

4 WC), ab € 2.530,–.<br />

è www.argos-yachtcharter.de<br />

Basis. Dream Yacht Charter betreibt seinen<br />

Flottenstützpunkt in der Yacht Classic Hotel<br />

Marina in Fet hiye. Base-Manager Fevzi Kaya ist<br />

ein erfahrener Schifffahrtskapitän, kennt das<br />

Revier wie seine Westentasche und hilft gern<br />

(auch mit Geheimtipps) bei der Optimierung<br />

des Törnplans aus. Die Facilities sind ebenso<br />

modern wie das dazugehörige Yacht Classic<br />

Hotel mit Strand, Pool, Bar und Restaurant.<br />

Ein kleiner Carrefour-Shop ist in Gehweite,<br />

der große Migros Supermarkt bietet alles<br />

inkl. Lieferservice zur Yacht an.<br />

è www.yachtclassichotel.com<br />

Revier. Zwischen Mitte Juni und Ende September<br />

ist der Meltemi der vorherrschende<br />

Wind. Er setzt meist am späten Vormittag ein,<br />

erreicht seine größte Stärke am Nachmittag<br />

(bis zu 6 Bft.) und verabschiedet sich meistens<br />

mit dem Sonnenuntergang. Auf der Westseite<br />

des Golfs können heftige Fallböen auftreten.<br />

Das Klima ist mit seinen trockenen und heißen<br />

Sommern typisch mediterran, wobei die Hitze<br />

durch den Meltemi abgeschwächt wird. Im<br />

Frühjahr und Herbst können Tiefdruckgebiete<br />

durch die Region ziehen, im Herbst heftige Gewitter<br />

auftreten. Beste Segelzeit: Mai bis November.<br />

Literaturtipp: „Hafenführer Türkei“ von<br />

Axel Kramer, 2022, 141 Seiten mit 107 Plänen.<br />

è www. freytagberndt.com<br />

30 6/<strong>2023</strong>


Geburtstagsgeschenke<br />

PANORAMA<br />

Tipps, Trends & Neuheiten<br />

NEUE EIGENTÜMER, NEUE MODELLE.<br />

Heuer 50 Jahre alt geworden, hat<br />

Cantiere del Pardo nun auch<br />

einen neuen Eigentümer: Die Calzedonia-Gruppe,<br />

modebewussten<br />

Yachties als Hersteller von Bade- und<br />

Strumpfwaren bekannt, übernimmt<br />

die Mehrheit der italienischen Nobelwerft,<br />

die mit Grand Soleil Yachts,<br />

Pardo Yachts und VanDutch Yachts<br />

(die erst 2020 von Cantiere del Pardo<br />

selbst erworben wurde) über drei<br />

Marken verfügt. Mit dem frischen Kapital<br />

sollen das Wachstum der Werft<br />

angekurbelt und neue Modelle entwickelt<br />

werden. Beim Cannes Yachting<br />

Festival im September konnten die<br />

Italiener schon zwei neue Projekte<br />

vorstellen. Die Grand Soleil 52 Performance<br />

wurde vom 1987 erschienenen<br />

Vorgängermodell inspiriert, das die<br />

Handschrift von German Frers trug.<br />

Und die VanDutch 75 krönt als neues,<br />

mediterran angehauchtes Flaggschiff<br />

die Motoryacht-Serie. Geplant ist,<br />

Baunummer 1 nächstes Jahr auf der<br />

Messe in Cannes zu präsentieren.<br />

è www.cantieredelpardo.com<br />

Grand Soleil 52 Performance<br />

(li.) und eine Ahnung<br />

der VanDutch75.<br />

Wenn Sportfischer hemmungslos träumen …<br />

Luxusfischer<br />

SPEZIALKAT. Die neue Stellar SF2603<br />

gehört zur äußerst seltenen Spezies der<br />

Luxus-Sportfischer-Katamarane. Die<br />

Langstrecken-Vollaluminiumkonstruktion<br />

wurde auf Reichweite und Top-Speed optimiert.<br />

Fast 20.000 Liter Treibstoffkapazität<br />

sollen für bis zu 2.400 Seemeilen reichen,<br />

zwei Volvo-Diesel mit je 1.200 PS sorgen<br />

für 21 Knoten Höchstgeschwindigkeit.<br />

Der Kat besitzt im riesigen, 44 m² großen<br />

Achtercockpit allerlei Gefrierschränke, Filetiertische<br />

und massig Stauraum für Angelgeräte.<br />

Wirklich gespannt darf man<br />

dann auf das Foiling-Modell sein, an dem<br />

angeblich gerade gearbeitet wird.<br />

è www.stellarpm.com<br />

Siegeruhr<br />

SONDERMODELL. 2024 wird in Barcelona<br />

der nächste America’s Cup ausgefochten,<br />

höchste Zeit also für alle<br />

möglichen Uhrenhersteller, alle möglichen<br />

Sondermodelle auf den Markt zu<br />

bringen. So auch Omega, das seine<br />

„Seamaster Planet Ocean Deep Black<br />

ETNZ Edition“ dem Titelverteidiger aus<br />

Neuseeland gewidmet hat. Als Hommage<br />

an die Crew ist auf dem Gehäuseboden das<br />

Logo des Emirates Team New Zealand mit<br />

Farn in Türkis und weißer Schrift verewigt.<br />

Im Inneren sorgt das Omega Master Chronometer<br />

Kaliber 9900 für die nötige Energie. UVP für den österreichischen<br />

Markt: 14.700 Euro.<br />

è www.omegawatches.com<br />

„ Der Erde Schweiß, das Meer.“<br />

Empedokles von Akragas (490–430 v. Chr.),<br />

griechischer Philosoph, Arzt und Wanderprediger.<br />

Yachtcharter 2024<br />

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Rund um Euböa<br />

Wenn man auf Euböa –<br />

bei den Einheimischen<br />

nur unter Evia<br />

bekannt – auf Touristen<br />

trifft, sind das in der Regel<br />

Griechen aus dem Großraum<br />

Athen, die hier gerne ihre Wochenenden<br />

oder in kleineren einfacheren<br />

Unterkünften ihren Urlaub<br />

verbringen. Aber auch unter den<br />

Griechen hat die Insel touristisch<br />

gesehen keinen leichten Stand.<br />

Zum einen liegt sie nah am Festland<br />

und wird nicht so richtig als<br />

Insel anerkannt. Und zum anderen<br />

macht auf Euböa das gebirgige<br />

Hinterland ein Fortkommen<br />

schwer.<br />

Gut für uns Segler! Von Athen<br />

oder den Nördlichen Sporaden aus<br />

ergeben sich mit ca. 340 Seemeilen<br />

schöne, abwechslungsreiche Zweioder<br />

Mehrwochentörns, auf denen<br />

man das authentische Griechenland<br />

kennenlernen kann. Man wird<br />

in der gesamten Region sogar in<br />

der Hochsaison nur sehr wenige<br />

andere Yachten antreffen, daher ist<br />

Euböa meiner Meinung nach noch<br />

ein echter Geheimtipp!<br />

32 6/<strong>2023</strong>


Improvisiertes Strandglück<br />

in der Bucht von<br />

Agios Dimitrios.<br />

Fast keine<br />

Insel<br />

Die<br />

nach Kreta zweitgrößte Insel Griechenlands ist vom<br />

internationalen Tourismus noch nicht so richtig entdeckt.<br />

Als Segelrevier hat sie aber einiges zu bieten: traumhafte<br />

Ankerbuchten, urige Tavernen, anspruchsvolle Langfahrten<br />

und nicht zuletzt die schmalste Meerenge der Welt.<br />

Text und Fotos MARKUS SILBERGASSER<br />

Ich empfehle, die (nach Kreta)<br />

zweitgrößte griechische Insel im<br />

Uhrzeigersinn zu runden, da beim<br />

hier oft herrschenden Nordwind<br />

(Meltemi) auf der Passage zwischen<br />

der Südspitze Euböas und<br />

der Insel Andros die Durchfahrt<br />

für Segelyachten bei bis zu sieben<br />

Knoten Strömung von Nord nach<br />

Süd schier unmöglich ist.<br />

LAVRIO, DIE OPTIMALE BASIS<br />

Der ideale Ausgangspunkt für diesen<br />

Törn ist das ca. 40 Kilometer<br />

vom Flughafen Athen entfernte<br />

Lavrio, ein quirliges Städtchen, in<br />

dem im Stadthafen oder in der nahen<br />

Olympic Marina jede Menge<br />

Charterbasen und Einkaufsmöglichkeiten<br />

zu finden sind. Zu Beginn<br />

der Rundreise geht es 25 Meilen<br />

Richtung Norden, an der<br />

unbewohnten, ehemaligen Gefängnisinsel<br />

Makronisos vorbei, dann<br />

einige Meilen übers offene Meer.<br />

Kurz vor Euböa taucht die Petalische<br />

Inselgruppe auf, deren Inseln<br />

mit teils sehr schönen Ankerbuchten<br />

und glasklarem Wasser locken.<br />

Wer keine Infrastruktur braucht<br />

und einfach Ruhe und Abgeschie­<br />

6/<strong>2023</strong> 33


VOLOS<br />

24° 3‘ E<br />

PLATANIA<br />

Skiathos<br />

Lichadonisia<br />

AGIOS DIMITRIOS<br />

OREOI<br />

LOUTRA EDIPSOU<br />

AGIOS GEORGIOS LICHADOS<br />

PSAROPOULI<br />

Skyros<br />

THEOLOGOS<br />

POLITIKON<br />

CHALKIDA<br />

ERETRIA<br />

Euböa<br />

PORTO BUFFALO<br />

KORINTH<br />

SCHINIAS BEACH<br />

ATHEN<br />

PIRÄUS<br />

PORTO RAFTI<br />

MARMARI<br />

KARYSTOS<br />

KASTRI<br />

Golf von Euböa<br />

37° 42‘ N<br />

Saronischer Golf<br />

LAVRIO<br />

Die Strandbars auf Euböa sind<br />

manchmal von graziler ja, fast<br />

durchsichtiger Zartheit.<br />

denheit sucht, kann hier die erste<br />

Nacht verbringen. Der Rest fährt<br />

durch die enge Passage zwischen<br />

den Inseln Chersonisi und Euböa.<br />

Vorsicht am Ende der Durchfahrt<br />

beim Great Sand Beach, einem<br />

in der Hochsaison bei Surfern<br />

beliebten Spot: gut freihalten, da es<br />

in dem Bereich teilweise nur einen<br />

Meter Wassertiefe hat.<br />

VON MARMARI ZUM NADELÖHR<br />

Nur eine Meile nordöstlich davon<br />

liegt die kleine Küstengemeinde<br />

Marmari, die mit einer hübschen<br />

Promenade, reizvollen Stränden,<br />

gemütlichen Cafés, Ouzerien,<br />

Fisch- und Fleischrestaurants sowie<br />

Tavernen aufwarten kann.<br />

Sogar bei starkem Meltemi sind<br />

wir hier sicher vor Anker gelegen,<br />

und auch das Segeln entlang der<br />

Küstenlinie geht mit nur kleiner<br />

Chaldika, das nur 40 Meter<br />

breite Nadelöhr fest im Blick.<br />

Welle gut. Man ankert hier südlich<br />

der Ortschaft frei oder nimmt sich<br />

an der Hafenpromenade einen der<br />

wenigen Gastliegeplätze mit Wasser-<br />

und Stromanschluss.<br />

Rund um Euböa funktioniert ein<br />

und dieselbe Karte zum Freischalten<br />

der Strom- und Wassersäulen –<br />

sonst ist in Griechenland leider in<br />

jedem Hafen eine eigene Karte zu<br />

besorgen, und für Restguthaben<br />

bekommt man kein Geld retour.<br />

Über den Schinias National Park<br />

mit seinen Dünen, Pinien und dem<br />

auch bei starkem Nordwind gut geschützten<br />

Ankerplatz, dem gemütlich<br />

in einer kleinen Bucht gelegenen<br />

Porto Buffalo und dem bei<br />

Griechen beliebten Urlaubsort<br />

Eretria geht es Richtung Chalkida.<br />

Zuerst acht Seemeilen nach Westen,<br />

danach ist in der Regel ein oftmaliges<br />

Aufkreuzen in dem teilweise<br />

nur zwei Kabellängen breiten<br />

Meereskanal nötig. Anschließend<br />

lässt man die Chalkis-Schiffswerft<br />

backbord liegen und passiert die<br />

395 Meter breite Schrägseilbrücke.<br />

Mit 36 Metern erlaubter Durchfahrtshöhe<br />

haben wir keine Probleme.<br />

Jetzt noch eine Seemeile gen<br />

Norden und wir sind in Chalkida<br />

und der schmalsten Meerenge der<br />

Welt angekommen.<br />

JETZT WIRD ES ENG<br />

Chalkida ist mit mehr als 100.000<br />

Einwohnern die Hauptstadt Euböas.<br />

Über den Euripos, die nur 40<br />

Meter breite Meerenge zwischen<br />

dem Festland (Attika) und der Insel,<br />

führte bereits 411 v. Chr. eine<br />

Brücke. Eine Besonderheit dieser<br />

berühmten Passage besteht darin,<br />

dass das Meer alle sechs Stunden<br />

seine Strömungsrichtung ändert.<br />

Die Brücke wird nur einmal pro<br />

Tag für die Durchfahrt geöffnet,<br />

und das immer nur während der<br />

Nachtstunden. Nach Ankunft sucht<br />

man in der Nähe der Brücke das<br />

Hafenbüro auf und meldet sich<br />

34 6/<strong>2023</strong>


Yachtcharter<br />

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von äußerster Maritimität.<br />

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Die sieben Inseln von Lichadonisia<br />

sind als die kleinen Seychellen<br />

Griechenlands bekannt.<br />

22 Uhr, Marmari Hauptplatz.<br />

Die Stimmung ist<br />

griechisch gelassen.<br />

„ Eine Besonderheit des Euripos besteht darin,<br />

dass das Meer alle sechs Stunden seine<br />

Strömungsrichtung ändert.“<br />

dort für die Passage an. Schiffspapiere,<br />

Ausweise und Geld (34 Euro)<br />

nicht vergessen! Ab 21 Uhr muss<br />

man auf dem VHF-Kanal 12 auf<br />

Standby so lange lauschen, bis die<br />

detaillierten Durchfahrtsanweisungen<br />

vom Hafenamt Chalkida per<br />

Funk durchgegeben werden.<br />

In der Zwischenzeit kann man<br />

die Stadt erkunden. Neben einer<br />

langen Promenade mit unzähligen<br />

Cafés und Tavernen gibt es auch<br />

einen kleinen Stadtstrand zum Baden<br />

und ein paar nicht sonderlich<br />

attraktive Einkaufsstraßen zum<br />

Shoppen.<br />

Man kann auch die Kajakfahrer<br />

beobachten, die die bis zu sechs<br />

Knoten starke Strömung nutzen<br />

und dort quasi fürs Wildwasser-<br />

Kajaking trainieren. Mit etwas<br />

Glück kann man auch große Wasserschildkröten<br />

durch die Engstelle<br />

treiben sehen.<br />

Die Brücke öffnet dann immer<br />

nachts zur Stillwasserzeit. In welcher<br />

Zeitspanne das sein wird,<br />

kann man tagsüber schon anhand<br />

der elektronischen Anzeigetafeln<br />

neben der Fahrbahn in Brückennähe<br />

einsehen.<br />

Wenn es soweit ist: Positionslichter<br />

und Motorlicht an, Motor starten<br />

und Anker auf- bzw. ablegen<br />

und im offenen Seeraum driften/<br />

kreisen, bis der eigene Bootsname<br />

zur Durchfahrt von der Hafenbehörde<br />

aufgerufen wird. Dann geht’s<br />

durch das Nadelöhr. Wenn die Öffnung<br />

nicht erst ganz spät passiert,<br />

kann man mit vielen Schaulustigen<br />

auf beiden Straßenseiten rechnen.<br />

Ein einmaliges Erlebnis ist es auf<br />

jeden Fall!<br />

GENÜSSLICH PENDELN<br />

Nach Chaldiki kann man je nach<br />

Lust und Laune – bzw. an Wind<br />

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Rund um Euböa<br />

Der grüne Norden von<br />

Skyros. Der Süden<br />

präsentiert sich<br />

wesentlich karger.<br />

und Wetter angepasst – zwischen<br />

Insel und Festland pendelnd seinen<br />

Weg Richtung Norden zu den<br />

Nördlichen Sporaden variieren.<br />

Tipps sind Paralia Politikon (wenn<br />

man nach der Brückendurchfahrt<br />

die Nacht weitersegelt), Theologos<br />

(kleiner Touristenort mit Fischerhafen),<br />

Loutra Edipsou (warme<br />

Thermalquellen), Agios Georgios<br />

Lichados (hübscher Fischerort),<br />

Lichadonisia (das Archipel nennt<br />

„ Skyros strahlt einen ganz<br />

persönlichen Charme aus.“<br />

Einladung zum Essen in der<br />

Bucht von Porto Buffalo.<br />

Mit stark gereffter Genua brachte uns<br />

der Meltemi schnell nach Süden.<br />

man seines türkisfarbenen Wassers<br />

und der schönen Strände wegen<br />

nicht umsonst die kleinen Seychellen<br />

Griechenlands), Oreoi (charmanter<br />

Ferienort mit kleinem<br />

Stadthafen) und Agios Dimitrios<br />

(wir lieben die kleine<br />

Familientaverne dort).<br />

ZURÜCK IN DEN SÜDEN<br />

Da die gesamte Ostküste von Euböa<br />

wenig bis gar keinen Schutz<br />

von Winden aus nördlicher Richtung<br />

bietet, wartet man am besten<br />

während eines Inselhoppings zwischen<br />

den Inseln Skiathos, Skopelos<br />

und Alonnisos auf einem passenden<br />

Wind auf die im Südosten<br />

liegende Insel Skyros.<br />

In der Regel startet man die ca.<br />

40 Meilen lange Passage von Skopelos<br />

oder Alonnisos aus. Noch jedes<br />

Mal hatten wir auf der Strecke<br />

mit einer kurzen, steilen, unangenehmen<br />

Meltemi-Welle zu tun.<br />

Teilweise haben Wellen genau quer<br />

zum Rumpf geschlagen (bei Halbwind)<br />

und unser Cockpit gefährlich<br />

geflutet.<br />

Skyros ist eine sehr schöne und<br />

abwechslungsreiche Insel mit vielen<br />

gut geschützten Ankerbuchten,<br />

aber auch einem der besten Stadthäfen/Marina<br />

(Linaria), die ich in<br />

Griechenland kenne. Es gibt im<br />

Hafenbereich zwar nur ca. 20 Liegeplätze,<br />

bis dato haben wir hier<br />

aber selbst in der Hauptsaison immer<br />

einen Liegeplatz bekommen.<br />

Auf Skyros ist noch alles ein wenig<br />

urtümlich, auch die Gotteshäuser.<br />

Ein oder zwei Tage vorher anzurufen<br />

und einen Platz zu reser vieren,<br />

schadet aber sicher nicht.<br />

Vom Hafenmeister wird man per<br />

Dingi vorm Hafen empfangen und<br />

beim Anlegen wird geholfen. Ein<br />

weiterer Kollege übernimmt die<br />

Heckleinen – es gibt hier sogar<br />

Muringleinen (sehr unüblich für<br />

Griechenland). Auch alle Caféund<br />

Tavernen-Betreiber im Hafenbereich<br />

sind überaus zuvorkommend<br />

– kurzum, die gesamte Insel<br />

strahlt einen ganz persönlichen<br />

Charme aus.<br />

Von Skyros kann man dann<br />

entweder wieder auf die Ostküste<br />

Euböas wechseln, der Großteil der<br />

durchreisenden Yachten segelt von<br />

dort aus aber gleich die 50 Meilen<br />

direkt ans Südende von Euböa<br />

nach Kastri oder Karystos, von wo<br />

aus man gut über Porto Rafti wieder<br />

zum Ausgangspunkt Lavrio<br />

gelangen kann.<br />

<br />

Rund um Euböa<br />

Allgemeines. Superschöne, abwechslungsreiche Umrundung<br />

– noch ein sehr ursprüngliches Segelrevier.<br />

Wind und Wetter. Rund um Euböa ist mit dem vorherrschenden<br />

Nordwind „Meltemi“ zu rechnen. Im Gegensatz<br />

zu den Kykladen weht der Wind zwischen Euböa und Festland<br />

jedoch um einiges gemäßigter.<br />

Der Meltemi kann dann zwar auch in den Nördlichen<br />

Sporaden einige Tage stärker wehen, meistens jedoch<br />

herrschen hier fantastische Segelbedingungen vor. Auf<br />

dem Weg retour Richtung Süden ist der achterliche Wind<br />

(20 bis 30 Knoten) sehr förderlich – unserer Meinung nach<br />

sogar ideal!<br />

Chartermöglichkeiten. Entweder vom Großraum Athen,<br />

vorzugsweise von Lavrio, oder aus dem Revier der Nördlichen<br />

Sporaden von Skiathos bzw. Volos.<br />

36 6/<strong>2023</strong>


Zwillingsgeburt<br />

PANORAMA<br />

Tipps, Trends & Neuheiten<br />

MARKENPREMIERE. Brunswick –<br />

Mutterkonzern von Marken wie Sea<br />

Ray, Boston Whaler oder Quicksilver<br />

– hat auf dem Cannes Yachting<br />

Festival eine weitere Marke aus dem<br />

Hut gezaubert. „Navan by Quicksilver“<br />

ist der nach Kompromissen<br />

schmeckende Name, der wohl bald<br />

auf Navan verschlankt werden<br />

wird. Die beiden ersten Modelle –<br />

S30 und C30 – haben denselben<br />

Rumpf und unterscheiden sich im<br />

Deckslayout: Die S30 verfügt über<br />

ein T-Top und ein begehbares Deck<br />

mit Mittelkonsole, die C30 bietet<br />

eine vollständig geschlossene Kabine<br />

und Kombüse. Motorisierung:<br />

Einzel- oder Doppel-Außenborder<br />

mit bis zu 600 PS.<br />

Hergestellt werden die Boote in<br />

Polen. Zielmarkt ist in erster Linie<br />

Europa, aber auch der US-Markt<br />

soll bedient werden.<br />

è www.navan-boats.com, www.topyacht.eu<br />

Wir stellen vor:<br />

Navan C30 (li.) und S30.<br />

Weiter<br />

stromern<br />

SONDERMODELL. Bei seiner Travel-<br />

Serie hat Torqeedo eine Limited<br />

Edition aufgelegt: Der Travel 903<br />

besitzt eine 14 Prozent größere<br />

Reichweite im Vergleich zum Travel<br />

1103 und auch einen hocheffizienten<br />

Propeller, der bislang als<br />

Zubehör verfügbar war. Mit 900 W<br />

Leistung reicht er für Boote mit bis<br />

zu 1,3 Tonnen. Die Travel-Motoren<br />

haben fünf Jahre Garantie und sind<br />

mit einer Lithium-Ionen-Batterie<br />

und einem integrierten Bordcomputer<br />

ausgestattet, der GPS, Restreichweite<br />

und Ladestatus anzeigt.<br />

è www.torqeedo.com<br />

Reichweitenkönig<br />

bei den Travel-<br />

Motoren.<br />

Hoch im Kurs<br />

KUNDENDIENST. Max Barbera, Geschäftsführer der<br />

Charteragentur Barbera Yachting vermeldet:<br />

„Das Interesse an Fernreise-Destinationen nimmt<br />

wieder zu. Seychellen, die Karibik, Thailand und die<br />

Südsee stehen bei unseren Kundenanfragen hoch im<br />

Kurs.“ In Zusammenarbeit mit einem Partnerreisebüro<br />

bietet die Würzburger Agentur auch Hilfe bei<br />

der Suche nach den günstigsten Flugverbindungen<br />

an. Kritisch ist man bei der Wahl der Flotten partner –<br />

ganz im Dienste der Kunden, wie die Top-Bewertungen<br />

auf namhaften Foren belegen.<br />

è www.barbera-yachting.de<br />

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Thailand im Trend bei<br />

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Mobil: +43 664 2418470<br />

Mail: mail@aichfeld-yachting.at<br />

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Ausbildung


xxxxx xxxx<br />

Gente di mare<br />

Alles hängt zusammen<br />

Für seine Zeitgenossen war der Weitgereiste ein Nerd im Gehrock. Heute gilt<br />

Alexander von Humboldt als Ökologe der ersten Stunde, der die Auswirkung<br />

menschlichen Handelns auf das Klima bereits vor 200 Jahren erkannte.<br />

Alexander von Humboldt war<br />

ein Rastloser, er fühlte sich<br />

wie „von 10.000 Säuen gejagt“.<br />

Seine Erzieher hatten ihre liebe<br />

Mühe mit ihm: Lange galt der<br />

Sohn des Kammerherren der Prinzessin<br />

von Preußen gar als eher wenig<br />

befähigt. Zu Unrecht.<br />

Zwar tat er sich mit abstraktem<br />

Lernstoff schwer. Doch zeigte er<br />

großes Interesse an Insekten, Steinen<br />

und Pflanzen und entwarf<br />

schon als Zehnjähriger Karten zum<br />

Planetensystem und von Amerika.<br />

Diese Leidenschaft ließ ihn nicht<br />

mehr los. Standesgemäß absolvierte<br />

er nach dem Studium zwar eine<br />

Karriere als Bergbeamter, entwickelte<br />

sogar eine Grubenlampe. Doch<br />

nebenbei beschäftigte er sich mit<br />

Mykologie und Chemie und bereitete<br />

seine erste Forschungsreise vor.<br />

Als er es sich – zum vermögenden<br />

Erben geworden – leisten konnte,<br />

schied er sofort aus dem Staatsdienst<br />

aus, um sich als Wissenschaftler<br />

unabhängig zu machen.<br />

Seine Reisen führten ihn nach<br />

Amerika (1799–1804) und Asien<br />

(1829). Stets auf der Suche nach<br />

neuem Wissen sammelte er überall<br />

Pflanzen, Tiere, meteorologische,<br />

geo- und ozeanographische Datenund<br />

befragte unermüdlich die einheimische<br />

Bevölkerung. In Venezuela<br />

erfuhr er so vom dramatisch<br />

sinkenden Wasserspiegel des Valenciasees<br />

und stellte eine Theorie auf,<br />

die diesen Umstand mit der Abholzung<br />

verband. Später sagte er darauf<br />

DANIELA SCHUSTER<br />

ist freie Journalistin<br />

und schreibt als solche<br />

gerne am und übers<br />

Meer.<br />

kolumne@<strong>ocean7</strong>.at<br />

FOTO: M. SCHMIDT-OTT<br />

Humboldts „Tableau physique des Andes“ als klimatologisches Diagramm aus dem<br />

Jahr 1807. Buchtipp: Mehr über den Vater der Klimaforschung in „Alexander von Humboldt:<br />

Über die Hauptursachen der Temperatur-Verschiedenheit auf dem Erdkörper.“<br />

Hrsg. von Thomas Nehrlich / Michael Strobl. Wehrhahn Verlag, 460 Seiten, € 29,50.<br />

aufbauend voraus, dass menschliche<br />

Eingriffe zu Klimaveränderungen<br />

führen, die das Leben künftiger Generationen<br />

beeinträchtigen.<br />

Insgesamt lieferte Humboldt Forschungsbeiträge<br />

zu 30 Disziplinen –<br />

von Astronomie bis Zoologie –, die<br />

großenteils noch immer gültig sind.<br />

Er beschrieb die Kaltwasserströmung<br />

an der Westküste Südamerikas,<br />

den nach ihm benannten<br />

„Humboldtstrom“, und entwickelte<br />

das Konzept der „Isothermen“ (Zonen<br />

gleicher Durchschnittstemperatur),<br />

das heute aus jedem Wetterbericht<br />

geläufig ist. Durch sein<br />

modernes, ganzheitliches Modell<br />

des Erdklimas gilt er zudem als<br />

Begründer der vergleichenden<br />

Klimatologie. Den globalen Klimawandel<br />

hat er freilich nicht vorhergesehen.<br />

Und falls doch, wäre er<br />

wohl nicht bei „Fridays for Future“<br />

dabei. Als Nerd glaubte er im Sinne<br />

der Aufklärung an technische und<br />

wissenschaftliche Lösungen. Jedoch<br />

betonte er stets: „Alles hängt mit allem<br />

zusammen“. Aus heutiger Sicht<br />

keine spektakuläre Erkenntnis, aber<br />

Anfang des 19. Jahrhunderts brach<br />

sie mit der menschenzentrierten<br />

Sicht der Welt.<br />

Durch seine Reiseberichte, Vorträge<br />

und Artikeln war der Forscher<br />

schon zu Lebzeiten ein Superstar.<br />

Und er ist es bis heute. <br />

<br />

„Das Klima der Kontinente hängt ab von den Veränderungen,<br />

welche der Mensch durch die Entwicklung großer Dampf- und<br />

Gasmassen an den Mittelpunkten der Industrie hervorbringt.“<br />

Alexander v. Humboldt (1769–1859) wies schon 1843 auf den anthropogenen Klimawandel hin.<br />

38 6/<strong>2023</strong>


GREEN MILE<br />

Tipps, Trends & Neuheiten<br />

Echt eco<br />

KLIMANEUTRAL. Das Wort „Eco“ ist derzeit<br />

im Yachtbau etwas inflationär in Verwendung,<br />

darum fällt die neue Werft ECO<br />

Yachts nicht so sehr auf. Aber das Spinoff<br />

des italienischen Verbundwerkstoff-<br />

Spezialisten nlcomp ist der erste Hersteller,<br />

der mit der ecoracer 30 ein recyclebares<br />

und CO 2<br />

-neutrales Segelboot gebaut<br />

hat. Rumpf Nr. 1 ist derzeit in Monfalcone<br />

im Entstehen und soll Ende Oktober ausgeliefert<br />

werden. Ein zweites Modell, das<br />

ebenfalls aus dem wiederverwertbaren<br />

Verbundwerkstoff rComposite hergestellt<br />

werden soll, ist in Planung und wird ein<br />

schneller, 12 m langer Cruiser sein.<br />

è www.eco-yachts.it<br />

Recyclebar und CO 2<br />

-neutral!<br />

Solar-Haut<br />

Supersauberer Kat von Sunreef.<br />

WASSERSTOFFBETRIEBEN. Der polnische<br />

Katamaran-Hersteller Sunreef<br />

hat die ersten Renderings seiner Zero<br />

Cat Superyacht präsentiert. Der über<br />

90 Fuß lange Segelkatamaran, derzeit<br />

noch ein Projekt der Forschungs- und<br />

Entwicklungsabteilung der Werft, soll<br />

in der Lage sein, an Bord Methanol in<br />

Wasserstoff umzuwandeln, der wiederum<br />

mittels Brennstoffzellen den E­<br />

Motor antreibt. Die dazu nötige Energie<br />

soll nachhaltig von einem Hydrogenerator<br />

und Photovoltaikzellen, die als „Solar-Haut“<br />

auf fast allen Oberflächen eingearbeitet<br />

wurden, produziert werden.<br />

è www.sunreef-yachts.com<br />

Wasserstoff statt Diesel<br />

BRENNSTOFFZELLE. Als einer der weltweit<br />

größten Hersteller von Schiffsdiesel<br />

hat Yanmar ein maritimes Wasserstoff-<br />

Brennstoffzellensystem auf den Markt gebracht,<br />

das seit August auch tatsächlich<br />

bestellt werden kann. Das Unternehmen<br />

schlägt den Einbau dieses Systems in verschiedenen<br />

Schiffe vor, darunter Passagierschiffe,<br />

Arbeitsschiffe und Frachtschiffe,<br />

die in küstennahen Gebieten eingesetzt<br />

werden, in denen die Wasserstoffbetankung<br />

leichter zugänglich werden soll.<br />

Das System bringt eine Leistung von<br />

300 kW, ist mit 3,4 x 1,1 x 1,7 m und 3 t<br />

aber noch recht üppig dimensioniert.<br />

è www.yanmar.com<br />

SPINAS CIVIL VOICES<br />

Hui<br />

Pfui<br />

Unsere Ozeane drohen zu gewaltigen Mülldeponien zu werden – mit tödlichen Folgen für ihre Bewohner: oceancare.org<br />

6/<strong>2023</strong> 39


Antigua Sailing Week<br />

Die passende Stärkung für<br />

die Crew findet man auf<br />

dem Markt in Saint John‘s.


61° 51’ W<br />

Karibisches<br />

Meer<br />

Karibisch<br />

feiern,<br />

akribisch<br />

steuern<br />

SAINT JOHN’S<br />

Antigua<br />

FALMOUTH<br />

HARBOUR<br />

ANTIGUA SAILING WEEK<br />

ENGLISH<br />

HARBOUR<br />

17° 7’ N<br />

Gegen Ende der Saison, wenn das Wetter nicht mehr ganz so karibisch ist, werden die<br />

Gäste auf Antigua langsam weniger. Was könnte man also tun, um die Urlauber weiter<br />

auf die Insel der Kleinen Antillen zu locken? Die Antwort: „Den Wind ausnutzen und die<br />

Segler ins Land holen“. Das war vor 56 Jahren die Geburtsstunde der Antigua Sailing<br />

Week – heute eines der größten Segelfeste der Karibik.<br />

Text und Fotos KIRSTEN PANZER<br />

Die Rechnung ist aufgegangen.<br />

Schon bei der Anreise<br />

wundert man sich über den<br />

recht einheitlichen Dresscode der<br />

Fluggäste: An der Passkontrolle<br />

reihen sich Segelschuh an Segelschuh,<br />

Segelshorts an Segelshorts.<br />

Die Teilnehmer der Antigua Sailing<br />

Week nehmen die Karibikinsel ein,<br />

Regattacracks genauso wie Chartersegler.<br />

Nach der Pandemie ist die Anzahl<br />

der angemeldeten Segelyachten<br />

zwar geringer als zu ihren<br />

Glanzzeiten in den 2000er-Jahren,<br />

doch noch immer wehen Clubstander<br />

aus der ganzen Welt auf den<br />

Yachten. Und noch immer schlurfen<br />

Skipper und Crews mit Flip-<br />

Flops in Richtung Segelmacher<br />

oder roter Telefonzelle, wo das<br />

Internet am stabilsten ist – für<br />

den Wetterbericht genauso wie<br />

für „Miss you“-Nachrichten –,<br />

bevor es an die Bar und auf den<br />

Tanzrasen geht.<br />

Einmal im Leben muss man dabei<br />

gewesen sein, ob als passionierter<br />

Segler, als Gewicht auf der Kante<br />

oder als Rum-Punch-Mixer an<br />

Bord. Wenn es um Zentimeter,<br />

Plätze und Sekunden geht, Bug an<br />

Bug die Tonnen gerundet werden<br />

und Flüche nach einem missglückten<br />

Manöver übers Wasser hallen.<br />

Kurz abfallen, dann schnell wieder<br />

die Schoten dicht, hart an den<br />

Wind und … es passt.<br />

SCHWARZ-WEISS-MALEREI<br />

Als Admiral Nelson gegen Ende<br />

des 18. Jahrhunderts in English<br />

Harbour noch ein- und ausging<br />

beziehungsweise königlich segelte,<br />

ging es gemütlicher zu – nicht unbedingt<br />

komfortabler, aber auf alle<br />

Fälle langsamer, zumindest für die<br />

Offiziere. Die Matrosen und Sklaven<br />

dagegen mussten schleppen,<br />

schuften, viel schwitzen. Die Sonne<br />

schien heiß auf der tropischen Insel.<br />

Dort wettsegeln, wo<br />

Atlantik und Karibik<br />

zusammentreffen.<br />

Heiß ist es heute noch immer.<br />

Doch im Gegensatz zur damaligen<br />

Zeit, als zumindest von britischer<br />

Seite die Sklaverei langsam auf ihr<br />

Ende zusteuerte, findet man jetzt<br />

den Unterschied zwischen Schwarz<br />

und Weiß nur noch auf dem Wasser<br />

– dort wo auf der einen Seite<br />

die weißen und auf der anderen<br />

Seite die hochwertigen schwarzen<br />

Regattatücher um die Wette segeln.<br />

„Wenn ihr um euch herum nur<br />

noch schwarze Segel seht, die mit<br />

6/<strong>2023</strong> 41


Antigua Sailing Week<br />

„ Gegen den Bordkoller hilft dann ein Kaffee im<br />

Copper & Lumber Store – am besten allein,<br />

auch wenn man das nicht lange bleiben wird.“<br />

Die Antigua Sailing Week gilt als das<br />

attraktivste Segelereignis der Karibik.<br />

Fruchtbringende Begegnung:<br />

Elaine Francis mit<br />

den süßen Ananas.<br />

Erfahrungsaustausch in<br />

der Katamaran-Klasse.<br />

12 Knoten übers Wasser fegen,<br />

dann seid ihr auf alle Fälle falsch –<br />

dann nix wie weg“, juxt Regattaleiter<br />

Jaime Torres bei der Skipperbesprechung.<br />

An der nimmt auch der Wiener<br />

Karl Pisec teil, der mit seiner Solaris<br />

72 „Black Pearl“ und ihrer<br />

interna tionalen Crew aus Österreichern,<br />

Italienern und Amerikanern<br />

in der höchsten Klasse, der „CSA<br />

Monohull Racing 1“, an den Start<br />

geht und am Ende dort den dritten<br />

Platz belegen wird. Noch lauscht er<br />

aber einmal all den Erklärungen<br />

des Regattaleiters.<br />

„Denkt dran, wir wechseln immer<br />

die Startreihenfolge. Achtet<br />

auf die Flaggen am Startschiff und<br />

die Durchsagen auf Kanal 77, bis<br />

ihr hört, dass alle Starts geglückt<br />

sind und keiner zu früh über die<br />

Startlinie gebrettert ist“, so Jaime<br />

Torres.<br />

Gesegelt wird vor der Südküste<br />

der Insel. „Rund um Antigua“ ist<br />

den schnelleren Regattayachten<br />

vorbehalten.<br />

ALS CREW<br />

ZUSAMMENWACHSEN<br />

Dank Hartmut Holtmann sind<br />

auch deutsche Chartersegler jedes<br />

Jahr dabei. Der Grandseigneur der<br />

deutschen Charterbranche organisiert<br />

seit 1991 mit seiner Agentur<br />

KH+P Reisen zur Antigua Sailing<br />

Week. Viele seiner Gäste sind Wiederholer.<br />

Einmal ist keinmal.<br />

Robby Nitsche, mehrfacher Segelweltmeister<br />

im Achter und Gewinner<br />

der Sailing Week, segelt<br />

schon seit 1998 für KH+P als Skipper<br />

und schwört allabendlich die<br />

Chartercrews auf Sieg ein, gibt<br />

Tipps, motiviert und erklärt. 1996<br />

hat er hier vor English Harbour<br />

zum ersten Mal die Startlinie ge­<br />

42 6/<strong>2023</strong>


YACHTING, REISEN UND MEER<br />

Die erfahrenen Segler<br />

erkennt man an der<br />

Ganzkörper-Bekleidung.<br />

Wo sind die Konkurrenten?<br />

Feiern ist für die Teilnehmer<br />

ebenso Programm wie Segeln.<br />

kreuzt. Seine eigene Crew aus<br />

Einzelbuchern profitiert davon. Sie<br />

hat aufs richtige Pferd (oder besser:<br />

Boot) gesetzt. Am Ende werden<br />

sie in ihrer Klasse Sieger sein<br />

– mit Shaking Hands auf der Bühne,<br />

mit Trophäen und Preisen.<br />

Doch davor müssen sie kämpfen,<br />

Winschen kurbeln, die Segel<br />

trimmen und vor allem als Crew<br />

zusammenwachsen. Das ist nicht<br />

immer leicht. Man ist sich fremd<br />

und lebt doch auf engstem Raum<br />

zusammen. Geschlafen wird an<br />

Bord. Die meisten Chartersegler<br />

sind schon länger unterwegs, haben<br />

die Yachten von anderen Inseln<br />

hierher überführt – knapp<br />

eine Woche sind sie durch die Karibik<br />

gebummelt, bevor es ums<br />

Schnellsegeln geht.<br />

Die Enge an Bord liegt nicht jedem.<br />

Gegen Bordkoller hilft dann<br />

ein Kaffee im Copper & Lumber<br />

Dinghy Race am regattafreien Lay-Day.<br />

Regattapause an<br />

Traumstränden.<br />

Store – am besten allein, auch<br />

wenn man das nicht lange bleiben<br />

wird. Man kennt sich im Nelson’s<br />

Dockyard, bleibt stehen, fachsimpelt<br />

und zieht dann weiter.<br />

WAS ROCHEN SCHMECKT<br />

Und schon ist die „Me-Time“ vorbei.<br />

Wind und Wasser rufen. Die<br />

Crew wartet. Trödeln kann man<br />

später, wenn sich der Adrenalinpegel<br />

wieder senkt, die Segel eingerollt<br />

sind und der Anker fällt.<br />

Dann ist Badezeit. Ein Griff zu<br />

Maske und Schnorchel und ab ins<br />

Meer. Schwimmen mit den Meeresschildkröten.<br />

Wenn sie langsam<br />

weiterziehen, ist es auch Zeit für<br />

die Yachten, den Liegeplatz anzusteuern.<br />

Wer dem Meer und seinen Bewohnern<br />

noch intensiver begegnen<br />

möchte, verzichtet am Lay-<br />

Day auf die Spaßwettkämpfe am<br />

Keine<br />

Ausgabe<br />

mehr<br />

verpassen!<br />

Unterhaltsam informiert in<br />

vielen Bereichen: Yachten,<br />

Reisen, Wassersport, Umwelt<br />

– ein ganzes Jahr lang!<br />

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Auch als<br />

E-Paper<br />

erhältlich!<br />

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www.<strong>ocean7</strong>.at


Antigua Sailing Week<br />

Pigeon Point Beach und fährt zu<br />

den Rochen. Mit ihnen schwimmen<br />

und sie mit Häppchen zu füttern,<br />

zählt zu den Highlights auf<br />

Antigua. Kuscheln mit den Stachelrochen?<br />

„Die stechen doch“,<br />

gibt der Kolumbianer Carlos<br />

Montes zu bedenken. Doch schon<br />

nach dem ersten geglückten Fütterversuch<br />

macht sich ein entspanntes<br />

Lächeln auf seinem Gesicht<br />

breit.<br />

Den nächsten kleinen Tintenfisch<br />

bitte, der Rochen hat noch<br />

Appetit. Die Anspannung ist<br />

spurlos verflogen.<br />

KARIBISCHE EHREN<br />

Die Akkus fürs nächste Rennen<br />

sind aufgeladen. Es geht weiter:<br />

Segel trimmen und an der Tonne<br />

nur ja auf die Vorfahrt beharren,<br />

nicht ausweichen. Wer nachgibt,<br />

verliert. So auch Hartmut Holtmann.<br />

Lächelnd und mit Stolz<br />

wird er später bei der Siegerehrung<br />

im Publikum stehen, zur Kamera<br />

greifen und den Augenblick<br />

für die Ewigkeit festhalten.<br />

Wie viele Segler er auf der Bühne<br />

schon hat stehen sehen? Er<br />

weiß es nicht. Auf alle Fälle aber<br />

so viele, dass Antigua ihm im vergangenen<br />

Jahr einen Orden verliehen<br />

hat. „Den habe ich sicherheitshalber<br />

eingepackt, man weiß<br />

ja nie, was sie für Überraschungen<br />

bereithalten“, schmunzelt er.<br />

Käppi, Shirts und Shorts sind<br />

sein Markenzeichen – dazu passt<br />

kein Orden. Selbst der nicht, den<br />

man sich über all die Jahre im Bemühen<br />

für die Segelei unter karibischer<br />

Sonne verdient hat.<br />

Und so steht Hartmut Holtmann<br />

später ganz ohne Ehrenabzeichen<br />

inmitten all seiner Segler,<br />

blickt beim Barbecue vom legendären<br />

Aussichtspunkt Shirley’s<br />

Heights gleich auf beide Veranstaltungshäfen.<br />

Dazu der Sonnenuntergang<br />

wie aus dem Bilderbuch.<br />

Er freut sich, dass auch in<br />

diesem Jahr seine Crews wieder<br />

auf dem Podest stehen. <br />

Im Regatta-Modus.<br />

Antigua Sailing Week<br />

Windmühle Weatherills.<br />

„Das beste Entspannungsprogramm:<br />

das karibische Flair der Insel genießen.“<br />

Die nächste Antigua Sailing Week findet vom 27. April bis zum 3. Mai 2024<br />

statt. Mit den entsprechenden Zubringertörns werden die Charterreisen<br />

10 bis 16 Tage dauern, noch läuft die genaue Planung. Die Yachtüberführungen<br />

starten ab St. Marten, Guadeloupe und Martinique. Die Chartergebühr<br />

für Einzelbucher wird ab 1.990 Euro kosten, inklusive Skipper<br />

und Regatta-Gebühren. Dazu kommt noch der Beitrag zur Bordkasse.<br />

è www.khp-yachtcharter.com<br />

Anreise. Mit Air France ab Wien über Paris und St. Martin, ca. 1.500<br />

Euro kosten der Hin- und Rückflug. Zur Antigua Sailing Week steigen<br />

die Flugpreise. Rechtzeitige Buchungen sind deshalb von Vorteil.<br />

è www.airfrance.de<br />

Ausflugstipps. Inselrundfahrt mit Abstecher in den Regenwald, wo<br />

man unbedingt die Schwarze Ananas probieren sollte. Die Nationalfrucht<br />

Antiguas wächst auf dem vulkanischen Boden und ist besonders süß.<br />

Wenn es Abend wird<br />

in Shirley’s Heights.<br />

Refiki bietet Reitausflüge an.<br />

Schwimmen mit den Stingrays: è www.stingraycityantigua.com<br />

Übernachtung. Nobel schlafen, dort wo schon Nelson ruhte – im historischen<br />

„The Admiral’s Inn“ in Nelson’s Dockyard.DZ/F ab ca. 190 Euro, während<br />

der Sailing Week ab 267 Euro è www.admiralsinnantigua.com<br />

Fürs Wohnen auf dem Land eignet sich das luxuriöse historische Herrenhaus<br />

aus dem 17. Jahrhundert mit renovierter Zuckerrohrmühle „Weatherills“.<br />

DZ ab 205 Euro, das Frühstück gibt es à la carte ab 10 Euro (Pancakes).<br />

è www.weatherillshotel.com<br />

In Flughafennähe schläft es sich bestens im Hotel „Ocean Point“. Pool<br />

und Meer sorgen für die erste bzw. letzte Erfrischung, DZ/F ca. 215 Euro.<br />

è www.oceanpointantigua.com<br />

Allgemeine Infos zu Antigua: è www.visitantiguabarbuda.com<br />

und zur Antigua Sailing Week: è www.sailingweek.com<br />

44 6/<strong>2023</strong>


Clipper Round The World Race<br />

The Race of your Life Teil 2<br />

Nach vielen Wochen der Vorbereitung, Aufziehen der neuen Segel und Schoten und ein paar handwerklichen<br />

Optimierungen am Racer ging es am 3. September endlich los: Start in Portsmouth unter dem Applaus Tausender<br />

Zuschauer. Die 70-Fuß-Yachten erhielten alle den Namen ihres Team-Partners. Unser Partner ist die Bekezela<br />

Community Fundation, eine Organisation, die sich der Entwicklung der Region der Zulus in Südafrika verschrieben<br />

hat. Es wird spannend, die Region beim Stop-Over in Südafrika selbst kennenzulernen.<br />

Nach dem Auslaufen aus<br />

Portsmouth am 3. September<br />

führte uns die neuntägige<br />

Passage zuerst durch den Kanal zwischen<br />

England und Frankreich,<br />

dann entlang des Kontinents in<br />

Richtung Puerto Sherry an der sonnigen<br />

spanischen Küste. Warum<br />

hatten wir beim Gedanken „Puerto<br />

Sherry“ bloß so ein klares Bild vor<br />

Augen …?<br />

Bei der Annäherung an die<br />

Bucht von Cádiz trafen uns morgens<br />

die afrikanischen Passatwinde<br />

aus dem Osten, die Levante genannt<br />

werden, und die am Nachmittag<br />

oft der westlichen Meeresbrise,<br />

dem Poniente, weichen.<br />

Entgegen den üblichen Winden zu<br />

dieser Jahreszeit hatten wir im Kanal<br />

einen tollen Ost- und dann im<br />

Atlantik aber einen Südwind: Ein<br />

Kreuzkurs auf fast 1.000 Meilen war<br />

unausweichlich. Material und Personen<br />

zahlten den Tribut.<br />

Am Sonntag und am Montagabend<br />

einige technische Probleme,<br />

wie zwei gebrochene Spinnaker-<br />

Umlenkblöcke. Mit der Folge, dass<br />

wir weit über acht Stunden lang<br />

nicht so performten. Tatsächlich<br />

waren wir sechs Stunden in negativer<br />

VMG (entgegen unserer Richtung)<br />

unterwegs. Aber wenn es<br />

passte, waren wir schnell.<br />

Am 12. September erreichten wir<br />

den Yachthafen im Bezirk El Puerto<br />

de Santa María, wo unsere Yachten<br />

ihren ersten Halt beim Clipper<br />

<strong>2023</strong>/24 Race machten.<br />

Wir wurden zwar nur Zehnter,<br />

sind aber trotzdem glücklich, da die<br />

Crew hervorragend im Team gearbeitet<br />

und nur die Technik eine bessere<br />

Platzierung verhindert hat. So<br />

ist eben Hochseesegeln. Gewonnen<br />

hat die Yacht Perseverance, mit der<br />

holländischen Skipperin Ineke van<br />

der Weijden.<br />

EINE GUTE SACHE<br />

Im Zuge des Clipper Race segeln<br />

aber nicht nur 700 Enthusiasten um<br />

die Wette und um den Globus. Clipper<br />

versucht über diese Regatta<br />

auch Geld für diejenigen einzusammeln,<br />

die unsere Hilfe am dringendsten<br />

be nötigen – die Kinder<br />

dieser Welt. Jedes Team ist angehalten,<br />

mindestens 50.000 Euro für die<br />

UNICEF einzusammeln (siehe Kasten<br />

rechts).<br />

Jedes Team hat einen „Fund<br />

Raising“-Verantwortlichen, die z. B.<br />

Veranstaltungen organisieren, den<br />

Verkauf von T-Shirts ankurbeln<br />

FOTO: IMAGECOMMS<br />

GERT BERGMANN,<br />

geboren 1964, ist als<br />

Restrukturierungs-<br />

Experte weltweit tätig.<br />

Erste Erfahrungen im<br />

Hochseesegeln sammelte<br />

er in Hongkong<br />

und bei der Überstellung<br />

einer Tayana 53<br />

von Taiwan nach Europa.<br />

In der Crew von<br />

Christian „Kletzi“ Bayer<br />

(ÖSV) gewann er 2013<br />

den österreichischen<br />

Hochseesegel-Staatsmeistertitel.<br />

oder auch Haare sammeln, die dann<br />

zu Perücken verarbeitet werden.<br />

Alles für einen guten Zweck. In<br />

den ersten zwei Wochen des Rennens<br />

wurden übrigens schon über<br />

200.000 Euro gespendet. Und Weihnachten<br />

kommt bald.<br />

<br />

Team Bekezela<br />

Skipper: David Hartshorn (58), Großbritannien<br />

AQO (First Mate): Masie Bristow (20), Großbritannien<br />

Crew: 49 Männer und 17 Frauen aus 19 Nationen<br />

è www.clipperroundtheworld.com/<br />

team/team- david/team-hub<br />

Alle Race-Infos inkl. Map und Race-Viewer online unter<br />

è clipperroundtheworld.com<br />

UNICEF Spendensammelaktion des Clipper Race <strong>2023</strong>/24<br />

è www.justgiving.com/team/teamcr05<br />

UNICEF Spendenseite von Gert Bergmann/Team Bekezela<br />

è www.justgiving.com/page/gert-bergmann-<br />

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Sabah<br />

Land unter<br />

dem Wind<br />

Borneo wird deshalb so genannt, weil es im Gegensatz zu den Philippinen<br />

von Taifunen verschont bleibt. Man kann hier ausspannen, ohne dauernd<br />

ein argwöhnisches Auge auf die Wettersituation haben zu müssen.<br />

Text und Fotos WOLFGANG HAUSNER<br />

Am westlichen Ende der<br />

Sulusee segelten wir<br />

durch die Balabac-Straße,<br />

ließen die gleichnamige<br />

Insel hinter uns und steuerten Pulau<br />

Tiga an, das bereits zu Malaysien<br />

gehört. Ein winziges Eiland, auf<br />

dem wir bei vorherigen Besuchen<br />

immer die Bajaus, oder Seezigeuner,<br />

angetroffen hatten, die entweder<br />

auf ihren Booten oder am Riff<br />

in Stelzenhütten leben.<br />

Dieses Volk von braungebrannten<br />

Männern, Frauen und Kindern<br />

lebt äußerst frugal, ernährt sich<br />

hauptsächlich von Meeresfrüchten<br />

und trocknet Fische, Oktopusse<br />

und Seegurken auf den Dächern<br />

seiner Boote. Diese Produkte können<br />

dann jederzeit in der nahen<br />

Stadt Kudat gut verkauft werden.<br />

Als wir uns dieses Mal der Insel<br />

näherten, sahen wir weder Boote<br />

noch Leben in den zerfallenen Behausungen.<br />

Anscheinend sind sie<br />

von den Behörden permanent ausquartiert<br />

worden.<br />

Kein Wunder, niemand besitzt<br />

einen Pass und als philippinische<br />

Minderheit aus dem Sulu-Archipel<br />

sind sie in Malaysien eher unerwünscht.<br />

Die Bajaus sind allerdings ein<br />

friedliches Volk, im Gegensatz zu<br />

den kämpferischen Tausugs, die ihr<br />

Stammquartier auf Jolo in den Sulu-Inseln<br />

haben. Diese sind schon<br />

immer Piraten gewesen, und vor<br />

ca. fünfzehn Jahren hatte sich die<br />

Terroristengruppe Abu Sayyaf aus<br />

ihnen gebildet.<br />

KROKODILE UND<br />

STURMGEWEHRE<br />

Nur ein paar Meilen weiter befand<br />

sich die große Insel Balambangan,<br />

wo wir vor einem meilenlangen<br />

Sandstrand ankerten. Alles sah so<br />

friedlich aus, der Wind säuselte in<br />

den immergrünen Casuarinas, kein<br />

Mensch war zu sehen.<br />

Wir verzichteten auf einen<br />

Sprung ins klare Wasser, seit unserem<br />

letzten Besuch wussten wir,<br />

dass sich Krokodile in der Gegend<br />

festgesetzt hatten. Noch vor wenigen<br />

Jahren gingen meine Mitsegler<br />

46 6/<strong>2023</strong>


und ich bedenkenlos Schnorcheln,<br />

aber zwischenzeitlich hatten sich<br />

die Reptilien auf Menschen spezialisiert,<br />

griffen manchmal im knietiefen<br />

Wasser an und waren für<br />

eine Handvoll Todesfälle verantwortlich.<br />

Keiner weiß genau, woher sie gekommen<br />

sind, aber mittlerweile<br />

sind alle Inseln nördlich von Borneo<br />

betroffen, ebenso das südliche<br />

Palawan auf den Phi lippinen.<br />

Am nächsten Ankerplatz besuchte<br />

uns, wie schon einmal vorher,<br />

ein Schnellboot der Antiterroreinheit,<br />

deren Crew sich in kugelsicheren<br />

Westen abschwitzte und mit<br />

vollautomatischen Gewehren behangen<br />

war. Sie patrouillieren regelmäßig<br />

im Grenzgebiet zu den<br />

Philippinen und den nahen Sulu-<br />

Inseln, auf denen sich die Abu<br />

Sayyaf im Dschungel praktisch<br />

unauffindbar verschanzt hat.<br />

Die Truppe warnte uns vor den<br />

Krokodilen, was aber nicht nötig<br />

war, denn kurz zuvor hatten wir eines<br />

gesehen, das gemächlich über<br />

die Bucht schwamm.<br />

STURM AUF MARAWI –<br />

KEINER HAT ÜBERLEBT<br />

Die Parallele zwischen den Krokodilen<br />

und den Terroristen ist nicht<br />

zu übersehen: Beide versuchen sich<br />

auszubreiten. Die Reptilien haben<br />

keine natürlichen Feinde, aber die<br />

Abu Sayyaf schon.<br />

Das philippinische Militär hat<br />

ihr einen erbarmungslosen Kampf<br />

erklärt und die Regierung eine Prämie<br />

für jeden getöteten Terroristen<br />

Stelzenhütten der Bajau<br />

(Seezigeuner) auf der<br />

Insel Pulau Tiga.<br />

FOTO: SHUANG CHEN520/SHUTTERSTOCK.COM FOTO: JOSEPHINE JULIAN/SHUTTERSTOCK.COM<br />

6/<strong>2023</strong> 47


Sabah<br />

Das Denkmal an der nördlichsten Ecke von Borneo.<br />

FOTO: YUMIK/SHUTTERSTOCK.COM<br />

Unberührter Strand auf Pulau Tiga.<br />

Nashorn-Vogelpaar im<br />

Urwald von Borneo.<br />

„ Im Urwald selbst war es nie ruhig. Immer raschelte etwas, Warane<br />

bewegten sich langsam durch das Unterholz, Makaken turnten in den<br />

Bäumen herum und ab und zu flatterte ein Nashornvogel vorbei.“<br />

ausgesetzt. Auch ist sie nicht an<br />

Gefangenen interessiert, die nur<br />

Probleme machen und obendrein<br />

verpflegt werden müssen.<br />

Das war bereits das Motto in Marawi<br />

auf Mindanao gewesen. Diese<br />

Stadt hat eine fast ausschließlich<br />

muslimische Bevölkerung und die<br />

Abu-Sayyaf-Gruppe wollte, mit<br />

Unterstützung der ISIS, dort in einem<br />

Anfall von Größenwahn ein<br />

Kalifat ausrufen.<br />

Die Stadt wurde von den Rebellen<br />

über Nacht eingenommen, aber<br />

der Befreiungskampf der Regierungstruppen,<br />

um sie zurückzugewinnen,<br />

dauerte Monate. Nicht<br />

einer der kolportierten 920 Terroris<br />

ten überlebte.<br />

SCHLAMMBAD IM DSCHUNGEL<br />

Vorbei an der nördlichsten Ecke<br />

von Borneo, die mit einem riesigen<br />

Denkmal gekennzeichnet ist, segelten<br />

wir weiter nach Süden. Nahe<br />

der Hauptstadt Kota Kinabalu befindet<br />

sich der Tunku Abdul Rahman<br />

National Park, bestehend aus<br />

einer Gruppe von mehreren kleinen<br />

Inseln.<br />

Tagsüber sind sie von Ausflüglern<br />

überlaufen, da ist ein stetiges<br />

Kommen und Gehen der Touristenboote,<br />

aber spätestens ab fünf<br />

Uhr nachmittags legt sich der<br />

Rummel und es kehrt wieder Ruhe<br />

ein. Wir ankerten in einer der vielen<br />

Buchten von Pulau Gaya und<br />

waren ungestört.<br />

Pulau Tiga ist eine Insel 35 Meilen<br />

südlich von Kota Kinabalu,<br />

nicht zu verwechseln mit der<br />

gleichnamigen Insel, die wir zuvor<br />

im Norden besucht hatten. Es ist<br />

ein Platz, den ich in guter Erinnerung<br />

hatte, als ich mich noch mit<br />

Taboo III hauptsächlich in Borneo<br />

aufhielt.<br />

Dichter Urwald säumt die weißen<br />

Strände und aus dem Inneren<br />

der Insel ist immer das Gekreische<br />

von Affen zu hören. Wir ankerten<br />

in drei Meter Wassertiefe und<br />

konnten auf dem Sandgrund Seesterne<br />

und viele Muscheln erkennen.<br />

Bei der Wanderung auf der Insel<br />

kamen wir auch bei dem Becken<br />

eines Schlammvulkans vorbei, in<br />

dem sich gerade lokale Touristen<br />

suhlten. Ab und zu blubberte es,<br />

Blasen stiegen auf, was gleich ein<br />

Gekreische der jungen muslimische<br />

Frauen zur Folge hatte, die<br />

sich in voller Bekleidung in der<br />

grauen Suppe vergnügten.<br />

Im Urwald selbst war es nie ruhig.<br />

Immer raschelte etwas, Warane<br />

bewegten sich langsam durch<br />

das Unterholz, Makaken turnten in<br />

den Bäumen herum und ab und zu<br />

flatterte ein Nashornvogel vorbei,<br />

der trotz seines riesigen schweren<br />

Schnabels das Gleichgewicht halten<br />

kann. Pulau Tiga war immer noch<br />

ein geruhsamer Platz, an dem man<br />

es einige Tage aushalten konnte.<br />

JEDER TAG ZÄHLT<br />

Bei der Einreise nach Malaysien<br />

hatte ich als Österreicher eine<br />

dreimonatige Aufenthaltserlaubnis<br />

bekommen, Loida aber mit ihrem<br />

philippinischen Pass nur 30 Tage.<br />

48 6/<strong>2023</strong>


FOTO: MATYAS REHAK/SHUTTERSTOCK.COM<br />

Tagsüber gut besucht: Die Inseln des<br />

Tunku Abdul Rahman National Parks<br />

nahe der Hauptstadt Kota Kinabalu.<br />

Eine Makrele hat<br />

angebissen.<br />

Fische werden …<br />

… am Strand getrocknet.<br />

Also war es an der Zeit, wieder<br />

nach den Philippinen zurückzusegeln.<br />

Als wir allerdings bei der Immigration<br />

in Kudat vorsprachen,<br />

gab es Schwierigkeiten. Loida hatte<br />

ihren Aufenthalt um einen Tag<br />

überzogen. Wie kam das? Ganz<br />

einfach, die Beamten zählten den<br />

Tag der Ankunft und der Abreise<br />

als je einen Tag, womit ich nicht<br />

gerechnet hatte.<br />

Sofort wurde der Chief gerufen,<br />

der nur den Kopf schüttelte und<br />

was von einem echten Problem faselte.<br />

Nach einer halben Stunde erklärte<br />

er sich bereit, diesen Lapsus<br />

meinerseits zu übersehen, er würde<br />

dafür die volle Verantwortung<br />

übernehmen, denn in Wirklichkeit<br />

hätte uns ja eine Strafe gebührt.<br />

Wir zeigten uns dankbar und nach<br />

fast zwei Stunden dieses Kasperltheaters<br />

hatten wir unsere Ausreisestempel<br />

und durften das Land<br />

unbehelligt verlassen. Gerade<br />

rechtzeitig genug, um noch nach<br />

Banggi zu segeln, ab dann war<br />

keine Eile mehr angesagt.<br />

Südchinesisches Meer<br />

Pulau Gaya<br />

TUNKU ABDUL RAHMAN PARK<br />

Pulau Tiga<br />

Balabac<br />

Balabacstraße<br />

Pulau Tiga<br />

Balambangan<br />

Pulau Banggi<br />

<<br />

<<br />

<<br />

<<br />

KUDAT<br />

KOTA KINABALU<br />

Sabah<br />

9° 36’ N<br />

Palawan<br />

<<br />

Sulusee<br />

Cagayan-Inseln<br />

<<br />

Panay<br />

Negros<br />

TAMBOBO<br />

Mindanao<br />

2° 30 S<br />

123° 77’ E


Sabah<br />

QUALLE IM TARNKLEID<br />

Wir blieben noch ein paar Tage bei<br />

den Inseln nördlich von Kudat, ehe<br />

wir durch eine der Riffpassagen der<br />

Balabac-Straße wieder in die Sulusee<br />

segelten und die Cagayan-Inseln<br />

ansteuerten. Kurz bevor wir<br />

uns durch die Riffeinfahrt schlängelten,<br />

biss eine Makrele an.<br />

Diese abgelegene Inselgruppe ist<br />

reich an Fisch. Am Ufer wurde ein<br />

Fang direkt vor unseren Augen auf<br />

dem Korallengeröll getrocknet, um<br />

die Fische haltbar zu machen.<br />

Am Weg zurück bemerkte ich<br />

im knietiefen Wasser eine kleine,<br />

quadratisch aussehende Qualle.<br />

Ich musste gleich an die tödliche<br />

Würfelqualle (Box Jellyfish) denken,<br />

die ja überwiegend in tropischen<br />

und subtropischen Meeren<br />

vorkommen.<br />

Würfelquallen haben Augen,<br />

sind Fleischfresser und jagen aktiv<br />

Beute. Sie fressen kleine Fische,<br />

Krebstiere, Würmer und<br />

auch ihre Artgenossen. Mit einer<br />

Geschwindigkeit von bis zu 7,5<br />

Kilometern pro Stunde katapultieren<br />

sie sich mit Hilfe ihrer pulsierenden<br />

Glocke durch das Wasser<br />

und bei Berührung mit der<br />

Beute schießen sie winzige Harpunen<br />

aus den unzähligen Nesselkapseln<br />

der Tentakeln, um sie<br />

zu betäuben.<br />

Dieser Qualle fehlten jedoch<br />

die Nesselfäden und somit war sie<br />

ungefährlich. Mit anderen, aber<br />

nicht lebensgefährlichen Arten,<br />

hatte ich im Lauf der Jahre schon<br />

öfter Bekanntschaft gemacht.<br />

Ich kann mich gut erinnern, als<br />

meine Tochter Vaitea in jungen<br />

Jahren von den Nesselfäden einer<br />

Qualle im Gesicht berührt wurde.<br />

Die roten Striemen verschwanden<br />

erst nach ein paar<br />

Tagen. Essig lindert den Schmerz<br />

und neutralisiert auch die Tentakel,<br />

die an der Haut haften bleiben.<br />

Es war der Beginn der Taifunsaison,<br />

auf der Fahrt zu den Cagayan-Inseln<br />

schlugen wir uns<br />

mit schwachen, launigen Winden<br />

herum, jetzt aber schraubte sich<br />

ein tropischer Sturm durch die<br />

nörd lichen Philippinen.<br />

Er war zu weit weg, um uns in<br />

Mitleidenschaft zu ziehen, sorgte<br />

aber für einen willkommenen<br />

südwestlichen Wind, der uns im<br />

Nu nach Negros blies. In der<br />

Tambobo Bay wollten wir für<br />

die nächste Zeit bleiben. <br />

Keine Würfel-, eher<br />

eine Wurzelmundqualle.<br />

„Die abgelegene Inselgruppe<br />

Cagayan ist reich an Fisch.“<br />

Wandern auf<br />

Pulau Tiga.<br />

Wohnen auf<br />

Pulau Banggi.<br />

FOTO: JOSEPH SEOW/SHUTTERSTOCK.COM<br />

50 6/<strong>2023</strong>


Learning<br />

by doing<br />

SELBER MACHEN.<br />

Laminieren, lackieren,<br />

schleifen, ausbessern,<br />

erneuern, abdichten,<br />

verkleben oder verschönern<br />

– an Booten ist immer<br />

was zu tun. Die<br />

Frage ist: Wie stelle ich<br />

das an? Stephan Boden<br />

hat bereits viele Refits hinter sich gebracht,<br />

Boote verschönert und ehemalige Schrottkähne<br />

wieder zum Leben erweckt. In diesem<br />

Buch erzählt er anschaulich und leicht<br />

verständlich über seine Arbeiten mit GFK,<br />

Holz, Stahl und vielem mehr.<br />

Stephan Boden: REFIT! Arbeiten am<br />

Boot – einfach erzählt. Taschenbuch,<br />

152 Seiten, € 13,90.<br />

è www.bodensbuecher.com<br />

BÜCHERSCHAPP<br />

Tipps, Trends & Neuheiten<br />

Zeit der Kokosnüsse<br />

verlost unter allen Teilnehmern drei Exemplare des Buches. Einfach<br />

eine E-Mail mit Betreff-Zeile „Coconut-Time“ an gewinnen@<strong>ocean7</strong>.at senden<br />

und mit etwas Glück gewinnen! Ein sendeschluss ist der 19. November <strong>2023</strong>, die<br />

Gewinner werden per E-Mail verständigt.<br />

Mit Ihrer Teilnahme erklären Sie sich einverstanden, den<br />

Newsletter<br />

(jederzeit kündbar) per E-Mail zu erhalten. Ihre Daten werden nicht an Dritte weitergegeben.<br />

Keine Bar ablöse. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />

Höher, schneller, weiter<br />

REISEBERICHT. Drei Jahre war Stefanie<br />

Greiter gemeinsam mit ihrem Mann<br />

und ihren zwei Söhnen auf einem Segelboot<br />

in der Südsee unterwegs. In<br />

ihrem jetzt erschienen Buch „Coconut-<br />

Time“ berichtet sie nicht nur über die<br />

drei erlebnisreichen Jahre, sondern<br />

auch über die intensive Zeit der Vorbereitung<br />

und wie es ist, schließlich wieder<br />

nach so einer langen Zeit zurück<br />

nach Hause zu kommen. Ebenfalls interessant<br />

ist es zu erfahren, welchen<br />

Einfluss die Reise auch noch zwanzig<br />

Jahre später auf die Familie hat.<br />

Stefanie Greiter:<br />

Coconut-Time –<br />

1 Boot, 2 Kinder,<br />

3 Jahre Südsee.<br />

Buchschmiede,<br />

Paperback, 392<br />

Seiten, € 29,90.<br />

è www.buchschmiede.at<br />

REKORDE. Was macht das Buch der Rekorde<br />

im Bücherschapp eines Yachtmagazins?<br />

Es macht sich gut! Denn die 2024er-<br />

Ausgabe von Guinness World Records<br />

legt unter dem Slogan „Der blaue Planet“<br />

ihren Schwerpunkt auf mensch liche und<br />

tierische Höchstleistungen im, auf dem,<br />

am und unter Wasser. So liest man z. B.<br />

über die österreichische Ruderin Lisa<br />

Farthofer, die als Mitglied eines sechsköpfigen<br />

Ruderteams das Südpolarmeer<br />

durchquerte, wo der größte Paddleboard-<br />

Yoga-Kurs stattfand oder wer die weiteste<br />

Schwimmstrecke unter Eis mit nur einem<br />

Atemzug zurückgelegt hat.<br />

Guinness World Records 2024. Ravensburger,<br />

256 Seiten, € 22,70.<br />

è www.ravensburger.de<br />

Risikominimierung<br />

RATGEBER. Im Notfall macht Wissen<br />

den entscheidenden Unterschied. Denn<br />

besser aufgeklärt können Kapitän und<br />

Crew nicht nur schneller reagieren –<br />

viele Unfälle würden gar nicht erst passieren!<br />

Deswegen analysiert der erfahrene<br />

Segel lehrer Jan-Erik Kruse in seinem<br />

neuen Buch typische Segelyacht-Unfälle,<br />

deren Ursachen und Verläufe. Auf<br />

Grundlage von weltweit ausgewerteten<br />

Unfallberichten werden in dem Band<br />

die hauptsächlichen Unfalltypen an Fallbeispielen<br />

vorgestellt: Patenthalsen,<br />

Mensch über Bord, Kollisionen …<br />

Jan-Erik Kruse: Yachtunfälle. Gefahren<br />

erkennen. Risiken minimieren. Delius<br />

Klasing, 240 Seiten, € 29,90.<br />

è www.delius-klasing.de<br />

6/<strong>2023</strong> 51


ILLUSTRATION: ARISYS/SHUTTERSTOCK.COM<br />

Die ausklingende Chartersaison hat unseren Erfahrungs -<br />

schatz (und den so manchen Charterskippers) erneut um<br />

so manche skurrile Begebenheit erweitert. Die meisten<br />

Charter törns gingen reibungsfrei übers Wasser, einige<br />

waren aber besonders „abenteuerlich“.<br />

Denn sie wissen nicht,<br />

was sie tun! Oder doch?<br />

Hier die Gutgläubigkeit der<br />

Skipper, die sich auf ihren<br />

Chartertörn freuen. Da die<br />

Anbieterseite, die sich um das Wohl<br />

und die Sicherheit der Chartergäste<br />

bemüht. Und dazwischen ein paar<br />

schwarze Schafe, die – oft mit der<br />

Bestpreis-Falle – Kunden an locken,<br />

um sie mit kleineren und größeren<br />

Tricksereien abzuzocken.<br />

ANZAHLUNG SICHERN<br />

So zum Beispiel myboatrent.com.<br />

Eine Online-Agentur mit ansprechender<br />

Homepage, dazu viele positive<br />

Bewertungen bei Trustpilot<br />

(werden angeblich nicht kontrolliert,<br />

aber eben möglicherweise manipuliert),<br />

und los geht’s!<br />

Yachten werden zu unglaublichen<br />

Schnäppchen-Preisen gechartert,<br />

An- und Restzahlungen überwiesen.<br />

Dann kurz vor der Anreise die<br />

Info, dass die Yacht wegen einer Havarie<br />

oder einem ähnlichen Grund<br />

nicht zur Verfügung steht, man aber<br />

eine Lösung finden werde.<br />

Schließlich meldet sich auch noch<br />

der Flottenbetreiber und informiert,<br />

dass die vereinbarte Anzahlung<br />

nicht erfolgt ist oder überhaupt keine<br />

Buchung vorliegt. In diesem Fall<br />

ging es so weit, dass in der letzten<br />

Phase sogar unser Logo widerrechtlich<br />

kopiert wurde, um den Eindruck<br />

einer geprüften Firma vorzutäuschen.<br />

Die Aufforderung, das<br />

Logo innerhalb von 24 Stunden unter<br />

Klagsandrohung zu entfernen<br />

und eine Information an unsere<br />

Skipper-Community führten dazu,<br />

dass die Homepage gesperrt wurde.<br />

Bisher sind uns 16 Charterer bekannt,<br />

die ihr Geld verloren haben.<br />

Das waren aber auch die, die<br />

glaubten, bei einer unbekannten<br />

Agentur mit Sitz in London (wo<br />

man per Mausklick Gesellschaften<br />

mit einem Euro Eigenkapital gründen<br />

kann), die billigste Charter unter<br />

den vermeintlich 20.000 Schiffen<br />

im Angebot zu finden. Die Anbieterseite<br />

wusste offensichtlich, was<br />

sie tat, die Nachfragerseite offensichtlich<br />

nicht.<br />

Diese Wissensdifferenz ist die<br />

Grundlage jedes kleinen und größeren<br />

Betruges. Und dies ist kein Einzelfall,<br />

die Charteragentur Yachtfinder<br />

mit Sitz in Berlin beispielsweise<br />

arbeitete schon vor Jahren mit gleicher<br />

Masche.<br />

Es ist daher jeder Charterer gut<br />

beraten, auf das Rating der Agentur,<br />

bei der er buchen will, im Hinblick<br />

auf die Weiterleitung der Anzahlungen<br />

an den Flottenbetreiber zu achten.<br />

Agenturen wie Flottenbetreiber,<br />

die sich um unser Qualitätssiegel<br />

bewerben, müssen jährlich ihre<br />

Bilanzzahlen bei uns einreichen<br />

und erhalten das Siegel CHECKED &<br />

TrUSTED nur bei positiver Prüfung<br />

(aktuelle Liste unter www.charterfairtrag.de/charterfirmen-checkedand-trusted).<br />

Damit konnten wir in<br />

den vergangenen 25 Jahren so manchen<br />

Charterkunden vor bösen<br />

Überraschungen bewahren.<br />

KAUTION SCHÜTZEN<br />

Ein heißes Eisen war in der vergangenen<br />

Saison aber auch das Thema<br />

„Kautionen“. Es gibt sie, die Flottenbetreiber,<br />

die ihre Chartereinnahmen<br />

durch ungerechtfertigte Kautionseinbehalte<br />

aufgrund vermeint ­<br />

licher Schäden aufbessern wollen<br />

und damit nicht nur ihre Kunden<br />

verärgern, sondern ein allgemeines<br />

FRIEDRICH SCHÖCHL<br />

ist Skipper, Erfinder<br />

der Skipper-Haftpflichtversicherung<br />

und Gründer der Versicherungsgesellschaft<br />

Yacht-Pool.<br />

kolumne@<strong>ocean7</strong>.at<br />

52 6/<strong>2023</strong>


Vertrauensverhältnis im Charter-<br />

Business massiv schädigen.<br />

Sofern bei uns versichert, sind<br />

wir in der Lage, entsprechend einzuschreiten.<br />

Manche Flottenbetreiber<br />

bieten aber eine Kautionsversicherung<br />

in Eigenregie an, was auf den<br />

ersten Blick für manchen Skipper<br />

ganz attraktiv aussieht, aber nicht<br />

auf den zweiten.<br />

Denn je nach Gestaltung geht es<br />

dabei einerseits um die Legalität,<br />

denn ein Charterbetreiber ist keine<br />

Versicherung. In manchen Fällen<br />

handelt es sich nicht primär um eine<br />

Versicherung, sondern um eine versteckte<br />

Erhöhung der Charterprämie.<br />

Wobei es jeder Firma natürlich<br />

unbenommen sein muss, ihre Preise<br />

zu bestimmen. Das Problem ist aber<br />

die mangelnde Transparenz dessen,<br />

was angeboten wird.<br />

In der Praxis sieht das dann so aus:<br />

Eine Agentur bietet eine Charter eines<br />

Flottenbetreibers an, in dessen<br />

Charterpreis die „Kautionsversicherung“<br />

bereits enthalten ist. Der Skipper<br />

reist mit seiner Crew an, um den<br />

gecharterten Katamaran zu übernehmen.<br />

In der Marina bittet man ihn,<br />

das Schiff in das seichte Gewässer zu<br />

verlegen, weil man das tiefere für die<br />

Monohulls brauche. Die seichte Stelle<br />

war leider zu seicht, sodass dabei<br />

die Ruderblätter beschädigt wurden.<br />

Der Vercharterer behauptete nun,<br />

dass diese Handlung „grob fahrlässig“<br />

war und daher vom Versicherungsschutz<br />

ausgeschlossen sei –<br />

kleine Bemerkung am Rande: Ver ­<br />

sicherungsbedingungen wurden<br />

dem Skipper nie vorgelegt. Die<br />

Crew wurde aufgefordert, die Kau ­<br />

tion von 4.000 Euro umgehend zu<br />

hinterlegen, ansonsten hätte sie nicht<br />

auslaufen dürfen. Zähneknirschend<br />

wurde bezahlt. Zurück zu Hause<br />

hatte der Skipper Klage eingereicht,<br />

die aber ergebnislos verlief.<br />

Es ist für Skipper in jüngster Zeit<br />

nicht mehr ganz leicht selbst zu entscheiden,<br />

wie sie ihr Risiko absichern<br />

wollen. Denn manche Flottenbetreiber<br />

bestehen auf eine obligatorisch<br />

bei ihnen abzuschließende „Versicherung“.<br />

Problem: Es gibt keine Beschreibung,<br />

für welchen Schaden<br />

und bei welchem Verschulden wie<br />

viel zu bezahlen ist. Denn nach all ­<br />

gemeinem Rechtsempfinden und<br />

dem, was das Gesetz sagt, haftet man<br />

nur für Schäden, die man anderen<br />

schuld haft zufügt. Also z. B. nicht für<br />

einen Konstruktionsfehler oder einen<br />

Schaden mangels Wartung, auch<br />

nicht für Schäden aufgrund höherer<br />

Gewalt (z. B. Blitzschlag).<br />

Im Grunde wird mit dieser Methode<br />

das unternehmerische Risiko<br />

zur Gänze auf den Kunden abgewälzt.<br />

Das ist an sich nicht verboten.<br />

Aber ob sich jeder Kunde des Risikos<br />

bewusst ist, das er damit eingeht, ist<br />

sehr fraglich.<br />

Diese „Kautionsversicherungen“<br />

sind zudem im Vergleich mit der von<br />

uns seit Jahren gleichbleibend angebotenen<br />

deutlich teuerer und gelten<br />

so gut wie immer nur für eine Charter.<br />

Bei Yacht-Pool gilt sie grundsätzlich<br />

für 12 Monate.<br />

VERSICHERUNGEN<br />

VERGLEICHEN<br />

Aber auch Versicherer, die die Angebote<br />

von Yacht-Pool mehr oder<br />

weniger gut kopiert haben, haben<br />

mitunter einige Tricks zur Hand.<br />

So heißt es bei Yacht-Pool z. B.: „Versichert<br />

ist die Kaution oder der geringere<br />

Schaden“. Von Mitbewerbern<br />

wird der kleine Nachsatz „… oder<br />

der geringere Schaden“ weggelassen.<br />

Ein kleiner Unterschied mit großer<br />

Wirkung im Schadensfall.<br />

Ein Beispiel: Kaution 3.000 Euro.<br />

Bei einem „geringeren“ Schaden von<br />

z. B. 500 Euro beträgt der Selbstbehalt<br />

bei Yacht-Pool 5 % des „geringeren<br />

Schadens“ (25 Euro), beim Mitbewerber<br />

sind es 10 % der Kaution<br />

(300 Euro). Yacht-Pool übernimmt<br />

also 475 Euro des Schadens, während<br />

der Mitbewerber lediglich 200<br />

Euro abdeckt.<br />

Wissen die Vermittler solcher Versicherungen,<br />

was sie tun? Der gutgläubige<br />

Skipper weiß – wie uns die<br />

Praxis zeigt – nicht, was er tut. Das<br />

erkennt er erst im Schadensfall.<br />

VERTRÄGE GENAU PRÜFEN<br />

Aber auch in der Interpretation<br />

der eigenen Bedingungen sind manche<br />

Charterversicherer verblüffend<br />

„kreativ“. Das Thema, dass die arg ­<br />

losen Skipper fast alles an Charter ­<br />

verträgen unterschreiben, was ihnen<br />

vorgelegt wird (darunter auch giftige<br />

Klauseln), habe ich bereits in meiner<br />

Kolumne der Ausgabe 2/2018 näher<br />

erläutert.<br />

Grundsätzlich sollte der Versicherungsumfang<br />

in jedem Versicherungsvertrag<br />

eindeutig geregelt sein.<br />

Das Problem ist aber, dass die Formulierungen<br />

nicht immer so gewählt<br />

sind, dass sie auch Laien klar verstehen.<br />

So z. B. im Fall einer Insolvenz-<br />

Versicherung eines Mitbewerbers, der<br />

die Schadenzahlung im Falle einer Insolvenz<br />

des Vercharterers garantierte.<br />

Als aber ein italienischer Anbieter, bei<br />

dem der Skipper gechartert hatte, seine<br />

Firma wegen Zahlungsunfähigkeit<br />

schloss, lehnte der Versicherer – formal<br />

berechtigt – die Leistung (2.000<br />

Euro) ab, weil gegen den Vercharterer<br />

kein Insolvenzverfahren eröffnet wurde.<br />

Darum heißt es bei Yacht-Pool<br />

seit langem, dass die Leistung „… bei<br />

Insolvenz oder Zahlungsunfähigkeit<br />

…“ geleistet wird. Mittlerweile<br />

wurde auch diese Formulierung –<br />

wie viele andere – von vielen unserer<br />

Mitbewerbern übernommen.<br />

Die Insolvenzen in der Wirtschaft<br />

mehren sich leider und werden voraussichtlich<br />

weiter zunehmen, wie<br />

man den Medien entnehmen kann.<br />

Die Charterbranche wird dabei keine<br />

Ausnahme machen. Denn während<br />

der Corona-Jahre konnten sich Firmen<br />

mit schlechtem Management in<br />

den Schutz der großzügigen staatlichen<br />

Unterstützungen begeben, die<br />

es nun nicht mehr gibt.<br />

Eine vernünftige Insolvenz-Ver ­<br />

sicherung muss daher so gestaltet<br />

sein, dass das versicherte Risiko,<br />

für das man ja schließlich<br />

seine Prämie bezahlt, im Fall<br />

der Zahlungsunfähigkeit<br />

einer Agentur oder eines<br />

Flottenbetreibers auch vor ­<br />

behaltlos abgedeckt ist. <br />

6/<strong>2023</strong> 53


Wissen und Meer<br />

Lasso-Werfen für Nautiker<br />

Was soll das jetzt heißen? Gehen wir Segler nun unter die Cowboys?<br />

FOTO: THOMAS ROELL/SHUTTERSTOCK.COM<br />

Tatsächlich ist das Lasso laut<br />

Wikipedia eine Seilschlinge<br />

zum Einfangen von Tieren,<br />

die üblicherweise von Hirten verwendet<br />

wird. Es ist ein langes, mehr<br />

oder weniger steifes Leder- oder<br />

Hanfseil mit einer sich selbst zuziehenden<br />

Schlinge am Ende, die den<br />

Tieren entweder über den Hals, die<br />

Hörner oder über ein oder mehrere<br />

Beine geworfen wird.<br />

Nein, keine Sorge, wir werden<br />

keine Tiere einfangen. Hier beschreibe<br />

ich nur eine sehr komfortable<br />

Methode, unsere Leinen im<br />

Hafen oder an der Boje zu bedienen.<br />

Ich war unlängst in der Adria in<br />

einer Bucht an einer Boje verheftet<br />

und bekam gratis, sozusagen erste<br />

Reihe fußfrei, ein wunderschönes<br />

Schauspiel zu sehen, wie kompliziert<br />

so ein Bojen-Manöver sein<br />

kann: Der Wind steht mit 18 Knoten<br />

in die Bucht und ein Segler nähert<br />

sich einer Boje. Ein Crewmitglied<br />

steht auf dem Vorschiff, den<br />

Bootshaken in der Hand, die Vorleine<br />

liegt parat. Der Rudergänger<br />

stoppt bei der Boje auf, das Crew­<br />

GOTTFRIED TITZL RIESER<br />

ist Commodore des<br />

Yacht Club Austria und<br />

passionierter Fahrtensegler<br />

mit insgesamt<br />

rund 25.000 in seinen<br />

Logbüchern dokumentierten<br />

Seemeilen.<br />

Sein Motto: „Die See ist<br />

der beste Lehrmeister!“<br />

kolumne@<strong>ocean7</strong>.at<br />

mitglied fängt die Boje mit dem<br />

Bootshaken. So weit, so gut.<br />

Jetzt kommt der spannende Teil<br />

des Hafen-, respektive des Buchtenkinos.<br />

Der Wind drückt den Bug<br />

weg, die Hände der Vorschiffscrew<br />

werden immer länger, der ganze<br />

Körper stemmt sich gegen den<br />

Wind, es nützt alles nichts, der<br />

Bootshaken wird losgelassen und<br />

versinkt in den Fluten. (Wussten<br />

Sie, dass Bootshaken nicht schwimmen<br />

können?). Ein richtiger Skipper<br />

gibt aber nicht auf, instruiert<br />

die Vorschiffscrew und die Boje<br />

wird neu angefahren. Nun legt sich<br />

die Crew flach aufs Vorschiff und<br />

will mit der Hand die Leine durch<br />

den Bojenring durchfädeln.<br />

Ich sage es gleich: Ist auch nicht<br />

gutgegangen, das Freibord einer<br />

46er Sun Odyssey ist vorne einfach<br />

zu hoch, die Arme sind zu kurz, der<br />

Wind ist zu stark. Die Idee, mit<br />

dem Heck gegen den Wind zur<br />

Boje zu fahren, ist in diesem Buchtenkino<br />

nicht vorgekommen, der<br />

Hauptdarsteller hat die Bucht mit<br />

hochrotem Kopf und Vollgas verlassen.<br />

Das Lasso fängt die Boje.<br />

VORSCHIFFSCREW DANKT<br />

Also zurück zur Wurftechnik,<br />

denn das ist ja das Lasso-Werfen:<br />

Wenn ich eine Boje ansteuere, belegt<br />

die Vorschiffscrew die Leine<br />

mit dem einen Ende an der Klampe,<br />

auf dem anderen Ende steht<br />

man mit einem Bein. Nun wird die<br />

Leine in große Buchten vor bereitet<br />

und in der Mitte geteilt, so dass<br />

man in beiden Händen etwa gleich<br />

große Buchten hält.<br />

An der Boje wirft man nun die<br />

Leine wie ein Fischernetz über die<br />

Boje und nun kann diese große<br />

Bucht dichtgeholt werden. Man<br />

hängt jetzt an der Boje fest und<br />

man kann in aller Ruhe die Festmacherleine<br />

durch den Bojenring<br />

führen und damit das Boot sicher<br />

an die Boje hängen.<br />

Übrigens, dieses Manöver funktioniert<br />

im Hafen an jedem Poller.<br />

Wenn ich römisch-katholisch vor<br />

Muring anlegen möchte, ist es mir<br />

am liebsten, wenn ein Marinero<br />

mir nicht zuerst die Muringleine<br />

in die Hand drücken will. Manchmal<br />

sage ich sogar: „Just training,<br />

I don’t need the mooring.“<br />

Die Crew an den beiden Heckleinen<br />

bereiten die Buchten wie<br />

oben beschrieben vor, werfen ihr<br />

Lasso über den Poller, holen dicht<br />

und ich kann in aller Ruhe mit<br />

Vorwärtsschub das Boot stabilisieren.<br />

Natürlich ist die Luvleine<br />

die wichtigste und erste Adresse,<br />

aber das ist eine andere Geschichte.<br />

Nun kann man sich in aller<br />

Ruhe die Muringleinen greifen<br />

und vorne belegen.<br />

Ich empfehle der p. t. Leserschaft,<br />

diese Methode auszuprobieren<br />

und zu üben (falls nicht<br />

schon bekannt). Sie werden überrascht<br />

sein, wie einfach das geht –<br />

und die Vorschiffs crew wird es<br />

Ihnen danken.<br />

<br />

54 6/<strong>2023</strong>


Spiel mit dem Kiel<br />

DAYSAILER. Die junge belgische<br />

Werft Domani Yachts stellt recht<br />

schlanke und fesche Daysailer her. Die<br />

S32 Lounge ist das neueste Modell und<br />

das erste mit zwei Steuerrädern, die<br />

weit nach achtern gerückt sind und<br />

damit Platz für ein großes Cockpit<br />

schaffen. Auch der Rest klingt für eine<br />

SEGELYACHTEN<br />

Tipps, Trends & Neuheiten<br />

knapp 10-m-Segelyacht im Binnenrevier-Einsatz<br />

interessant: ziemlich große<br />

Kabine, Festkiel mit 1,8 m oder Hubkiel<br />

mit 1,2 bis 2 m Tiefgang, Fallen<br />

und Schoten in bequemer Reichweite<br />

der Steuerräder und ein Sonnendeck<br />

mit integrierter Badeleiter.<br />

è www.domaniyachts.com<br />

Flacher Segler für Flachgewässer.<br />

FOTO: BERTEL KOLTHOF<br />

Solides aus Alu<br />

Klassisch, elegant und sehr robust.<br />

GEDIEGEN. Etwas Robustes für extreme<br />

Blauwasserfahrten: Mit der Hutting<br />

46 Explorer hat das holländische<br />

Familienunternehmen eine neue<br />

Aluyacht im Programm, die schon rein<br />

äußerlich einen äußerst soliden Eindruck<br />

macht. Kein Badedeck, dafür<br />

aber eine mit hohem Süllrand ausgestattete<br />

Badewanne von einem Cockpit,<br />

dazu ausgeprägter Decksprung –<br />

klassischer Segelyachtbau für die<br />

Hochsee. Hutting baut Semi-Custom-<br />

Yachten, die Wünsche der Kundschaft<br />

fließen bei der Ausstattung und beim<br />

Innenausbau mit ein.<br />

è www.hutting-yachts.com<br />

Wolf im Schafspelz<br />

CUSTOM-BAU. Die derzeit in der<br />

Rockport Marine in Maine in Bau befindliche<br />

95-Fuß-Custom-Yacht Ouzel<br />

ist ein interessanter Mix aus Alt und<br />

Neu. Oberhalb der Wasserlinie ist sie<br />

eine aktuelle Interpretation eines klassischen<br />

Pilothouse-Kutters, aber unterhalb<br />

der Wasserlinie hat sie ein modernes<br />

Unterwasserschiff mit einem hoch<br />

aufragenden Ruder und einem großzügigen<br />

Kiel mit 3,65 m Tiefgang.<br />

Die Yacht wird in kaltgeformter<br />

Holzbauweise hergestellt. Um aber dem<br />

weiten Segelplan Stand zu halten, wird<br />

der Mittelteil aus hochfestem Carbon<br />

ausgeführt. Geplante Auslieferung des<br />

Schmuckstücks ist Juli 2025.<br />

è www.rockportmarine.com<br />

Außen unscheinbar, innerlich aber ein Racer.<br />

Variabel & formidabel<br />

Nächstes Frühjahr wird sie<br />

fertig: Contest 63CS.<br />

PERFORMANCE-CRUISER. Das renommierte<br />

Designbüro judel/vrolijk<br />

& co hat die niederländische Werft<br />

Contest Yachts mit dem Entwurf<br />

seines neuen, im Frühjahr 2024 erstmals<br />

vom Stapel laufenden Performance-Cruisers<br />

63CS beauftragt.<br />

Die elegante 19-m-Yacht bietet eine<br />

außergewöhnliche Auswahl an Kabinenlayouts,<br />

um den individuellen Vorlieben<br />

bei der Unterbringung an Bord<br />

gerecht zu werden. Auch bei Rigg und<br />

Segelplan gibt es viele Optionen. Ungewöhnlich<br />

in diesem Segment ist die<br />

Möglichkeit von identischen VIP-Gästekabinen<br />

im Vorschiff und die Option<br />

einer separaten Crew-Kabine.<br />

è www.contestyachts.com<br />

6/<strong>2023</strong> 55


Privatgru<br />

Jeanneau Yachts 55<br />

56 6/<strong>2023</strong>


Das kleinste Modell von Jeanneaus großer Fahrtenyachtsreihe ist auch das<br />

ungewöhnlichste. Die Yachts 55 ist so kompromisslos wie kein anderes Boot<br />

in diesem Segment als Eigneryacht entworfen worden. Kurz nach dem<br />

Stapellauf des Schiffes hatten wir die Gelegenheit zu prüfen, wie sie sich<br />

auf dem Wasser verhält.<br />

Text TAHSIN ÖZEN | Fotos GILLES MARTIN-RAGET<br />

nd<br />

Die großen Fahrtenyachten<br />

bei Jeanneau sind durch<br />

die Yachts-Reihe vertreten<br />

– die Yachts 60 und 65 –,<br />

die vor allem durch zwei Tugenden<br />

glänzt: viel Platz und viel Variabilität.<br />

Mit der Yachts 55 stellte die<br />

Werft aus der Vendée vergangenen<br />

Jänner das dritte Modell der Reihe<br />

vor, und wer sich dachte: „Aha, die<br />

kleine Schwester wird wohl ähnlich<br />

wie die großen konzipiert sein“, der<br />

lag einigermaßen falsch.<br />

Die Yachts 55 wird nämlich in<br />

genau einem Kabinenlayout angeboten,<br />

das dazu höchst ungewöhnlich<br />

ist. Fast Dreiviertel des Bootes<br />

sind für das Eignerpaar bestimmt,<br />

das über eine riesige Wohnung verfügt,<br />

die von mittschiffs bis zum<br />

Bug reicht. Ein Salon mit geräumigem<br />

Essbereich, eine wirklich große<br />

und toll ausgestattete Kombüse,<br />

Kabine mit Doppelbett, erwachsenem<br />

Kleiderschrank, Sofa und<br />

Schreibtisch, dahinter ein Bad mit<br />

separater Duschkabine. Es gibt<br />

Stadtappartements der luxuriösen<br />

Art, auf dem Wasser steht diesen<br />

die Yachts 55 um nichts nach.<br />

VIELE WEGE FÜR DIE GÄSTE<br />

Gästekabinen sind natürlich auch<br />

vorhanden, diese lassen sich aber<br />

nicht wie üblich über den Salon<br />

betreten. Die VIP-Kabine an der<br />

Steuerbordseite und die Doppelkabine<br />

an der Backbordseite sind<br />

über zwei getrennte Niedergänge<br />

im Cockpit zu erreichen.<br />

Beide Kabinen sind recht groß<br />

und mit Doppelbetten, Schränken<br />

und Badezimmern vollwertig ausgestattet.<br />

Die VIP-Kabine ist etwas<br />

länger und besitzt ein zusätzliches<br />

Sofa.<br />

So viel Privatsphäre gab in dieser<br />

Klasse jedenfalls noch nie. Jeanneau<br />

hat hier nicht eine Yacht entworfen,<br />

die es allen recht machen<br />

will, sondern die eine ganz bestimmte<br />

Zielgruppe im Visier hat:<br />

Eignerpaare, die lange Törns genießen<br />

und nur gelegentlich Freunde<br />

oder Familie an Bord empfangen.<br />

Gut möglich, dass die Yachts 55<br />

6/<strong>2023</strong> 57


Jeanneau Yachts 55<br />

Zwei große Liegeflächen im Heck und<br />

trotzdem bleibt ein breiter Durchgang.<br />

Die beiden Steuerstände<br />

liegen recht weit vorne.<br />

Die VIP-Kabine ist die<br />

Gästekabine auf Steuerbord.<br />

So kommt man in die/<br />

aus der Gästekabine.<br />

Viel Platz in der Pantry<br />

und im Essbereich.<br />

Navigationsstand und Liege<br />

im Hard-Top-Bereich.<br />

auch Charterfirmen gefällt, die Kabinencharter<br />

anbieten. Die dafür<br />

nötige Crew-Kajüte kann (einzige<br />

Ausnahme des nicht modularen<br />

Layouts) statt der Segellast in der<br />

Vorpiek eingerichtet werden.<br />

EIN COCKPIT, DREI BEREICHE<br />

Auch in den Außenbereichen präsentiert<br />

sich die neue Jeanneau<br />

sehr eigenständig. Die beiden großen<br />

Steuerräder mit komfortablen<br />

Steuerständen befinden sich recht<br />

weit vorne, sodass alle elektrisch<br />

betriebenen Winschen und Navigationsgeräte<br />

in Reichweite des<br />

Steuermanns liegen.<br />

Achtern vom Steuerstand machen<br />

sich zwei große multifunktionale<br />

Dinetten über das ganze Heck<br />

breit, die sich in Essbereiche oder<br />

Sonnenliegen verwandeln lassen.<br />

Bis zu ein Dutzend Leute sollen<br />

hier Platz finden. Vielleicht ein<br />

bisschen viel für eine Yacht, die<br />

eigentlich für sechs Personen<br />

ausgelegt ist?<br />

Der Cockpitbereich vor den<br />

Steuerständen ist durch ein optionales<br />

Hard-Top vor Wind, Wasser<br />

und Sonne geschützt, das bei Bedarf<br />

noch durch ein zusätzliches<br />

Falt-Bimini ergänzt werden kann.<br />

Warum sind eigentlich Segelyachten<br />

mit einer so praktischen Bedeckung<br />

eher selten zu sehen? Der<br />

Yachts 55 steht sie jedenfalls ganz<br />

gut.<br />

Unter dem Hard-Top befindet<br />

sich eine Art zusätzlicher, externer<br />

Salon mit einer U-förmigen Couch<br />

und einem Tisch auf der einen Seite<br />

und einer Navigationsstation auf<br />

der anderen, die mit einem Raymarine-Kartenplotter-Bildschirm<br />

und<br />

einer Autopilot-Steuerung ausgestattet<br />

ist. Ein perfekter Ort, um in<br />

einer lauen Nacht Wache zu halten.<br />

Für zusätzlichen Komfort ist es<br />

möglich, diesen Raum vor dem<br />

Steuerstand komplett zu verschließen.<br />

AUF DEM PRÜFSTAND<br />

Während der Tests, die in Cannes<br />

stattfanden, hatten wir leider kein<br />

Glück mit dem Wetter. Es war<br />

bewölkt und regnerisch, und der<br />

maximale Wind, den wir während<br />

des Segelns vorübergehend registrierten,<br />

betrug 10 Knoten.<br />

Mit der Genua konnten wir eine<br />

Höchstgeschwindigkeit von 7 Knoten<br />

erreichen, was für eine Fahrtenyacht<br />

dieser Größe ein recht<br />

gutes Ergebnis ist.<br />

58 6/<strong>2023</strong>


„ Die Yachts 55 ist leicht zu steuern, ja sogar mit Fock<br />

und Genua durchaus einhand-tauglich.“<br />

Die Jeanneau Yachts 55 ist mit<br />

einem Bug- und einem Heckstrahlruder<br />

ausgestattet, was das Manövrieren<br />

in einem engen Yachthafen<br />

doch erheblich erleichtert. Angetrieben<br />

wird das Boot von einem 110 PS<br />

starken Yanmar-Diesel mit gerader<br />

Welle und einem Faltpropeller.<br />

Die Höchstgeschwindigkeit unter<br />

Motor beträgt 9,5 Knoten, bei einer<br />

Reisegeschwindigkeit von etwa 8,5<br />

Knoten liegt der Kraftstoffverbrauch<br />

bei 11 l/h, also etwas mehr als ein<br />

Liter pro Meile – ein gutes Ergebnis<br />

für ein 17-Meter-Schiff mit einem<br />

Gewicht von 18,5 Tonnen.<br />

GUTMÜTIG UND GUT ZU SEGELN<br />

Die Yachts 55 ist leicht zu steuern, ja<br />

sogar einhand-tauglich. Das Rollgroß<br />

lässt sich flüssig aus und in den Mast<br />

rollen, neben einer Genua glänzt auf<br />

unserer Testyacht auch eine Selbstwendefock.<br />

Alle Fallen sind sauber und direkt<br />

zum Cockpit und zu den Winschen<br />

geführt. Die großzügig dimensionierten<br />

Winschen, zwei auf jeder<br />

Seite, können auf Wunsch elektrisch<br />

betrieben werden und sind auf<br />

Knopfdruck reversibel.<br />

Das Großsegel und die Genua<br />

sind rasch gesetzt, auch zum Wenden<br />

braucht man nicht zwingend<br />

eine zweite Person. Beim Segeln<br />

(und auch unter Motor) hält die<br />

Jeanneau Yachts 55 perfekt ihren<br />

Kurs und gleitet wie auf Schienen –<br />

ein wirklich erhabenes Gefühl und<br />

eine Freude für jeden Rudergänger.<br />

Seglerisch hat die neue Jeanneau<br />

jedenfalls insgesamt viel zu bieten.<br />

So kann die Yachts 55 mit Rollgroß,<br />

Lattengroß sowie einem höheren<br />

Mast ausgestattet werden.<br />

Auch ein zweites Vorstag für eine<br />

Fock (besagte Selbstwendefock) ist<br />

zu haben.<br />

Trotz des schwachen Windes haben<br />

wir überprüft, wie schnell das<br />

Wechselspiel zwischen Fock und<br />

Genua gelingt. Ohne die Genua zu<br />

bergen, haben wir auf Knopfdruck<br />

das Vorsegel ausgerollt, das die Genua<br />

überlappt. Sobald die Genua<br />

an Kraft verlor, konnten wir die<br />

Fock einfach und schnell wieder<br />

einfahren, ohne die Position zu<br />

verlassen.<br />

Gesamte Manövrierzeit? Maximal<br />

zwei bis drei Minuten und das<br />

alles ohne Geschwindigkeitsverlust,<br />

ohne Ruckeln und in aller Ruhe.<br />

Ein wirklich effektives und einhand-freundliches<br />

System! <br />

Jeanneau Yachts 55<br />

Länge ü. a.<br />

Breite<br />

Gewicht<br />

Tiefgang<br />

Flachkiel<br />

16,93 m<br />

4,99 m<br />

18,5 t<br />

2,55 m<br />

1,98 m<br />

Segelfläche am Wind (Standard) 130,1 m²<br />

Segelfläche am Wind (optionaler längerer Mast) 159 m²<br />

Gennaker 250 m²<br />

Motorisierung<br />

Yanmar 110 PS/ Wellenantrieb<br />

Kabinen3<br />

Dieseltank <br />

Wassertank <br />

230 l<br />

760 l<br />

CE-KategorieA<br />

Preis netto ab Werft ab € 696.900,–<br />

Händler: Trend Travel & Yachting, Kirchbichl, Achenstr. 6,<br />

Tel. +43 5332 / 742 91, office@trend-travel-yachting.com<br />

è www.trend-travel-yachting.com<br />

6/<strong>2023</strong> 59


Yachtkauf<br />

Wenn Mangel herrscht<br />

Augen auf – Kauf ist Kauf, so das bekannte Sprichwort. Doch beim Erwerb einer (gebrauchten)<br />

Yacht können vor allem rechtliche Unsicherheiten den Blick trüben. Worauf beim Yacht(ver-)kauf<br />

zu achten ist, verrät ausführlich unser Rechtsexperte Florian Dauser. Bisher erläutert wurden<br />

Kaufanbahnung, An zahlung, Kauf vertrag und etwaige Schadenersatzpflichten. Dieses Kapitel<br />

behandelt die Gewährleistung.<br />

Diese drei Praxistipps können<br />

leicht auch von Nichtjuristen<br />

umgesetzt werden.<br />

TIPP 1: GEWÄHRLEISTUNG<br />

Gewährleistung ist – juristisch gesprochen<br />

– die verschuldensunabhängige<br />

Haftung für Mängel an einem<br />

Kaufgegenstand.<br />

Verschuldensunabhängig bedeutet,<br />

dass es nicht darauf ankommt, dass<br />

der Verkäufer von den Mängeln<br />

weiß. Mit dem Begriff „Mangel“<br />

sind Abweichungen von dem vertraglich<br />

vereinbarten oder – falls<br />

nichts Konkretes vereinbart wurde<br />

– gewöhnlich vorausgesetzten Zustand<br />

gemeint, wobei es auf den<br />

Zustand zum Zeitpunkt der Übergabe<br />

ankommt.<br />

Entgegen der landläufigen Meinung<br />

trifft grundsätzlich jeden Verkäufer<br />

eine Gewährleistungspflicht,<br />

auch Privatpersonen. Im Unterschied<br />

zu Unternehmern können<br />

Privatpersonen jedoch immer einen<br />

Gewährleistungsausschluss mit ihrem<br />

Gegenüber vereinbaren.<br />

Auch dann gilt es aber vorsichtig<br />

zu sein, da ausdrücklich oder<br />

schlüssig zugestandene Eigenschaften<br />

der Kaufsache nicht von dem<br />

Gewährleistungsausschluss gedeckt<br />

sind.<br />

TIPP 2: MÄNGELRÜGE<br />

Bei der Gewährleistung ist eine bestimmte<br />

Reihenfolge von Behelfen<br />

vorgesehen, derer man sich bedienen<br />

kann. Primär steht die Verbesserung<br />

(Mängelbehebung) oder der<br />

Austausch zu. Ein Austausch<br />

kommt jedoch nicht in Betracht,<br />

wenn ein bestimmtes Boot gekauft<br />

wird, was regelmäßig bei jedem<br />

Gebrauchtbootkauf der Fall sein<br />

wird. Weiters darf ein Austausch<br />

nicht mit einer unverhältnismäßigen<br />

Belastung des Verkäufers<br />

einhergehen, sodass bei einem<br />

vorbestellten Neuboot kein Austausch<br />

vorgenommen werden<br />

muss.<br />

In der Praxis sind daher Verbesserungsansprüche<br />

des Käufers die<br />

Regel. Um jedoch tatsächlich einen<br />

Verbesserungsanspruch darauf<br />

zu haben, muss man den Verkäufer<br />

auf die Mängel aufmerksam<br />

machen und ihn gleichzeitig zur<br />

Verbesserung der Mängel auffordern.<br />

Kommt der Verkäufer dieser<br />

Aufforderung nicht nach, können<br />

die Mängel selbst verbessert werden<br />

und der Verkäufer haftet für<br />

die dafür auflaufenden Kosten.<br />

Werden Mängel hingegen ohne<br />

eine Mängelrüge behoben, kann<br />

der Verkäufer einwenden, dass<br />

nur die angemessenen Kosten für<br />

die Mängelbehebung ersetzt werden.<br />

Weist der Verkäufer somit<br />

nach, dass ihm selbst die Mängelbehebung<br />

günstiger gekommen<br />

wäre, dann kann man nur diesen<br />

Betrag von ihm verlangen. Aus<br />

diesem Grund sollte im Vorfeld<br />

immer eine Mängelrüge gemacht<br />

werden.<br />

TIPP 3: BEWEISSICHERUNG<br />

In der Regel wollen Käufer Mängel<br />

zeitnah beheben lassen, um ihr<br />

Boot nutzen zu können. Im Zuge<br />

eines Gerichtsverfahrens gegen<br />

den Verkäufer hat der Käufer aber<br />

FLORIAN DAUSER<br />

ist Rechtsanwalt in<br />

Wien mit Spezialisierung<br />

auf Schifffahrtsund<br />

Seerecht sowie<br />

Versicherungs- und<br />

Arbeitsrecht.<br />

florian.dauser@fwp.at<br />

unter anderem zu beweisen, dass<br />

die Mängel bei der Übergabe bereits<br />

vorgelegen sind. Gerichtsverfahren<br />

dauern hingegen verhältnismäßig<br />

lange und somit<br />

können mehrere Monate vergehen,<br />

bis ein vom Gericht bestellter<br />

Sachverständiger die Mängel<br />

begutachten würde.<br />

Käufer, die nicht auf eine Begutachtung<br />

durch gerichtlichen Sachverständigen<br />

warten möchten und<br />

die Mängel zeitnah beheben lassen<br />

wollen, sollten die Mängel<br />

selbst durch Fotos und Videos –<br />

bestenfalls durch ein selbst beauftragtes<br />

Privatgutachten – dokumentieren<br />

(lassen)! Weiters sollten<br />

Mechaniker und Techniker Berichte<br />

über den Mangel und die<br />

Reparaturarbeiten erstellen, damit<br />

dies als Beweismittel verwertet<br />

werden kann.<br />

<br />

ILLUSTRATION: PRO SYMBOLS/SHUTTERSTOCK.COM<br />

60 6/<strong>2023</strong>


Maxdor<br />

MOTORYACHTEN<br />

Tipps, Trends & Neuheiten<br />

NEUES FLAGGSCHIFF. Der Newcomer Saxdor, der in<br />

Finnland entwerfen und in Polen bauen lässt, hat mit der<br />

400 GTO sein neuestes und auch größtes Modell vorgestellt.<br />

Das Flaggschiff wird von zwei Außenbordern angetrieben,<br />

soll dank Vakuuminfusionstechnik besonders<br />

leicht sein und mit dem Kraftstoff sparsam umgehen. Unter<br />

Deck erwartet die Gäste eine Doppelkabine im Vorschiff,<br />

ein separates Bad sowie die Option für eine Kinderkabine<br />

oder eine Doppelkabine mittschiffs.<br />

Sehr nett und in dieser Klasse noch nicht oft zu sehen:<br />

die beiden klappbaren Seitenbalkone, die den Platz im<br />

Cockpit erheblich vergrößern.<br />

è www.saxdoryachts.com<br />

Schlank und leicht: Saxdor 400 GTO.<br />

Missing Link<br />

LÜCKENFÜLLER. Zwischen der<br />

wallytender48 und der wallypower58<br />

sah die italienische<br />

Lifestyle-Werft WALLY noch<br />

einen Bedarf für ein weiteres<br />

Modell und eccola: Da ist sie<br />

auch schon, die wallypower50.<br />

Die schnittige Italienerin<br />

bietet viele Sitz- und Liegemöglichkeiten<br />

(man spekuliert<br />

auf den Einsatz als Luxustender)<br />

und fast genauso viele<br />

Die wallypower50 motort außen oder innen.<br />

Möglichkeiten zur Motorisierung.<br />

Als Inborder ist die wallypower50<br />

mit zwei Volvo-Penta-IPS650-Motoren<br />

ausgestattet, aber richtig zur<br />

Sache geht es mit den Außenbordern.<br />

Dann heißt das Modell<br />

wallypower50X: Hier sind<br />

4 x 500 PS möglich, die eine<br />

Höchstgeschwindigkeit von 50<br />

Knoten ermöglichen sollen.<br />

è www.wally.com<br />

Luxus aus dem<br />

3D-Drucker<br />

FOTO: ALBERTO COCCHI<br />

STARK, SCHÖN, SCHNELL. Frische Luxusware aus der<br />

Ferretti-Gruppe: Die 35 m lange Pershing GTX 116<br />

eröffnet eine neue Modellreihe mit extrem großen Außenbereichen<br />

und einem 8-Kabinen-Layout (fünf für<br />

Gäste, drei für die Crew). Besonderheiten: Motorisiert<br />

wird die Superyacht mit drei Jet-Antrieben, denen bis zu<br />

2.000 PS starke Zwölfzylinder Dampf machen – Top-<br />

Speed soll bei über 35 Knoten liegen. Und: Ferretti hat<br />

bei der Produktion der Lüftungsgitter und des Windschilds<br />

erstmals einen 3D-Drucker verwendet.<br />

è www.pershing-yacht.com<br />

Fast so schnell wie eine Rakete: Pershing GTX 116.<br />

IMPRESSUM<br />

HERAUSGEBER UND EIGENTÜMER: fett und kursiv – die agentur gmbh, Hockegasse 19/23, 1180<br />

Wien, office@fettundkursiv.at, Firmenbuchnummer 294085 d, Handelsgericht Wien, UID ATU<br />

63414200 · ANWENDBARE VORSCHRIFT: Österreichische Ge werbeordnung, Medien gesetz (www.<br />

ris.bka.gv.at) · MEDIENRECHTSINHABER: fett und kursiv – die agentur gmbh · Geschäfts führung:<br />

Tahsin Özen · CHEF REDAKTION: Tahsin Özen, redaktion@<strong>ocean7</strong>.at · ART- DIREKTION: Catharina<br />

Pichler · KORREKTORAT: Daniela Schuster · GRAFISCHES KONZEPT: Thomas Frik, www.viertelbogen.at<br />

· BLATTLINIE: <strong>ocean7</strong> ist das Lifestyle­ Magazin für Fahrten- und Blauwassersegler, Motoryachtfahrer<br />

und alle Wassersport-Fans. Die Redaktion berichtet in Zusammenarbeit mit namhaften<br />

Autoren aus dem gesamten deutschsprachigen Raum nicht nur über die neuesten Yachten und<br />

schönsten Reviere weltweit, sondern widmet sich mit besonderem Engagement auch den Themen<br />

Charter, Equipment, Lifestyle, Genuss, Reisen, Umwelt und Meer. <strong>ocean7</strong> erscheint zweimonatlich<br />

als Print­ Magazin und ist auch als E-Paper erhältlich. Die laufende Bericht erstattung inkl.<br />

Marketing aktivitäten erfolgt weiters auch über die Homepage www.<strong>ocean7</strong>.at sowie über Social Media<br />

· MIT ARBEITER DIESER AUSGABE: Inga Beitz, Gert Bergmann, Florian Dauser LL.M., Mag.<br />

Wolfgang Gemünd, Wolfgang Hausner, Bernd Hofstätter, Mag. Eszter Kondor, Rainhard Lehninger,<br />

Gilles Martin-Raget, Kirsten Panzer, Gottfried Rieser, Dr. Bobby Schenk, Dr. Friedrich Schöchl, Markus<br />

Silbergasser, Alexander Scheuber, Alexandra Schöler­ Haring, Daniela Schuster, Vassil Svechtarov,<br />

Christian Winkler, Tim Wright · PRODUK TION UND DRUCK: Satz- und Druck-Team GmbH ·<br />

ANZEIGEN: Bernd Hofstätter +43 664 / 552 09 32, b.hof staetter@ <strong>ocean7</strong>.at · EINZELVERKAUFS-<br />

PREIS: Österreich € 5,90 · ABO-PREISE: Bezugs preis Inland für sechs Print-Ausgaben: € 35,– ·<br />

ABO- BE STELLUNG: abo@ <strong>ocean7</strong>.at, www.<strong>ocean7</strong>.at · VERTRIEB: Presse Großvertrieb Austria<br />

Trunk GmbH, St. Leonharder Straße 10, 5081 Anif/Salzburg · Diese Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen<br />

Bei träge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außer halb<br />

der engen Grenzen des Urheberrechts gesetzes bedarf der Zustimmung des Herausgebers. Die Ver ­<br />

wendung von Zitaten aus Berichten für Anzeigen ist möglich. Durch Annahme eines Manuskripts<br />

erwirbt der Herausgeber das ausschließliche Recht zur Veröffent lichung. Für unverlangt eingesandte<br />

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von Bei trägen nach § 44 Abs. 1 u. 2 Urheber schutz ­<br />

gesetz, sind durch den Herausgeber genehmigungspflichtig.<br />

Bei Nicht belieferung ohne Herausgeber-Ver<br />

schul den oder wegen Störungen des<br />

Arbeits friedens bestehen keine Ansprüche gegenüber<br />

dem Herausgeber.<br />

Verantwortlich für die Mitteilungen des YCA:<br />

Yacht Club Aus t ria, Generalsekretariat, 4020<br />

Linz, Lederer gasse 88, www.yca.at · Verantwortlich<br />

für die Mitteilungen des MSVÖ: Motor ­<br />

bootsport und Seefahrts Verband Österreich,<br />

Forchheimergasse 34/118, 1230 Wien, www.msvoe.at<br />

JURY<br />

6/<strong>2023</strong> 61


Frauscher x Porsche 850 Fantom Air<br />

Unter<br />

Strom<br />

Was haben die Frauscher Fantom Air und der Porsche Macan gemeinsam?<br />

In beiden schlägt ab 2024 ein elektrisches Hightech-Herz aus dem Stutt -<br />

gar ter Rennstall. Wie sie einander gefunden haben und was der Bolide<br />

zu Wasser kann, erfuhren wir am Gardasee.<br />

Text TAHSIN ÖZEN | Fotos ALEXANDER SCHEUBER, PORSCHE<br />

62 6/<strong>2023</strong><br />

Die eFantom ist schon<br />

in Fahrt, der Macan<br />

electric folgt 2024.


Elektroboote sind ja eigentlich<br />

die Spezialität des<br />

Hauses Frauscher. 1927<br />

gegründet, fertigt die Edelwerft<br />

in Ohlsdorf am Traunsee seit<br />

1955 Boote mit E-Antrieb. Und die<br />

Edelschmiede aus Stuttgart hat sich<br />

1959 mit dem Porsche Marine Engine<br />

Type 729 auch schon einmal aufs<br />

Wasser gewagt.<br />

Neben der geografischen Nähe<br />

(Porsche Design Zell am See) verbindet<br />

die beiden Häuser auch ein<br />

freundschaftliches Naheverhältnis,<br />

doch nichts davon hatte Einfluss darauf,<br />

dass man nun auch in einem<br />

gemeinsamen Boot sitzt.<br />

PROFIS AM WERK<br />

Vielmehr hat man bei Porsche an<br />

einem völlig neuen Hochvolt-Elektroantrieb<br />

getüftelt, um auch den<br />

Macan mit möglichst viel Strom auf<br />

die Straße zu bringen. Das Ergebnis<br />

war so stark, dass die Chefstrategen<br />

das enorme Potenzial der Kraft fürs<br />

Wasser erkannten. Also machten<br />

sich die Profis auf die Suche nach<br />

dem passenden Seelenverwandten<br />

am und zur See. Und fanden ihn<br />

nach einem Insidertipp in Ohlsdorf.<br />

Dort war man von der Idee, eine<br />

Frauscher mit Macan-Power und<br />

im Porsche-Design aufs Wasser zu<br />

bringen, sehr angetan. „Für mich<br />

stand fest, dass nur die Frauscher<br />

858 Fantom Air dafür in Frage<br />

kommt. Dieses Modell wollte ich<br />

schon lange elektrifiziert sehen,<br />

doch alles bisher auf dem Markt<br />

Gewesene war nicht stark genug,<br />

um unseren Ansprüchen auch nur<br />

annähernd gerecht zu werden“, so<br />

Geschäftsführer Michael Frauscher.<br />

Das war jetzt anders, und so gingen<br />

ab 2021 die Profis der beiden<br />

Häuser gemeinsam ans Werk.<br />

KEINE KOMPROMISSE<br />

Herausforderungen gab es einige<br />

zu meistern. Die schwierigste war<br />

wohl, wie man das komplette E-Antriebssystem<br />

von Porsche ins Heck<br />

packen konnte, ohne an den grazilen<br />

Frauscher-Linien des Rumpfes<br />

zu kratzen. Und jegliche Änderung<br />

am perfekt austarierten Unterwasserschiff<br />

kam für Michael Frauscher<br />

ohnehin nicht in Frage.<br />

Also wurde alles neu vermessen<br />

(von Yacht designer Harry Miesbauer),<br />

ausgehöhlt und nach unten<br />

abgesenkt, was ging. Und siehe da:<br />

Das System inklusive Lithium-Ionen-Batterie<br />

fand samt Aufhängung<br />

im Tragrahmen Platz (mehr zu dieser<br />

Aufhängung später im Fahrbericht),<br />

und aus der 858 Fantom Air<br />

wurde die 850 eFantom.<br />

Aber auch so einfache Dinge wie<br />

beispielsweise das Lenkrad (man<br />

darf es so nennen, es ist das Original<br />

aus dem Macan) bereitete Kopfzerbrechen.<br />

Die Porsche-Designer,<br />

die den kompletten Steuerstand auf<br />

ihre Linie zu bringen hatten, wollten<br />

es 1:1 übernehmen. Dass man aber<br />

mit feinstem Leder an Bord eines<br />

sportlich-offenen Daycruisers nicht<br />

lange Freude haben wird, konnte<br />

Michael Frauscher letztlich doch<br />

plausibel erklären. Es wurde durch<br />

hochwertiges und schiffstaugliches<br />

Kunstleder ersetzt.<br />

Die kleinen und großen Unterschiede<br />

zwischen Auto- und Bootsbau<br />

trieben aber keinen Keil zwischen<br />

die Teams – „im Gegenteil,<br />

sie schweißten uns zusammen“.<br />

Im Sommer <strong>2023</strong> war es dann soweit,<br />

Baunummer 1 war fertig und<br />

startklar (und ist bereits verkauft).<br />

Als Teststrecke wählte man den<br />

Gardasee, aus guten Gründen: Einerseits,<br />

weil groß und bei entspre­<br />

chend Wind und Wetter dem Seegang<br />

küstennaher Meeresgewässer<br />

sehr ähnlich. Andererseits, weil mit<br />

Partner Nautica Feltrinelli (eigenes<br />

Hafenbecken mit Kran in Gargnano)<br />

eine perfekte Infrastruktur samt<br />

Lade station gegeben war.<br />

SCHATZ AM GARDASEE<br />

Wie beeindruckend die Impres sionen<br />

der Frauscher- und Porsche-<br />

Führungskräfte zuvor auch gewesen<br />

Frauscher x Porsche 850 Fantom Air (eFantom)<br />

Länge / Breite<br />

Tiefgang bei Trimm hoch / nieder<br />

Gewicht<br />

Batteriekapazität<br />

Ladeleistung DC / AC<br />

Dauer- / Spitzenleistung E-Motor<br />

Höchstgeschwindigkeit<br />

Crusing Speed – Reichweite<br />

Mix-Reichweite je nach Fahrprofil<br />

CE-Kategorie<br />

8,67 / 2,49 m<br />

0,5 / 0,9 m<br />

2.800 kg<br />

100 kWh<br />

> 250 / 11 kW<br />

170 / 400 kW<br />

85 km/h<br />

41 km/h – 45 km<br />

2–3 h<br />

C (Küstennahe Gewässer)<br />

Personen an Bord max. 9<br />

Preis netto ab Werft ab € 561.700,–<br />

Frauscher Bootswerft, Ohlsdorf am Traunsee,<br />

Tel. + 43 7612/636 55-0, frauscher@frauscherboats.com<br />

è www.frauscherboats.com<br />

Von Frauscher<br />

die Eleganz, von<br />

Porsche die Power.<br />

6/<strong>2023</strong> 63


Frauscher x Porsche 850 Fantom Air<br />

„ Alles bisher auf dem<br />

Markt Gewesene war<br />

nicht stark genug, um<br />

unseren Ansprüchen<br />

auch nur annähernd<br />

gerecht zu werden.<br />

Das ist jetzt anders.“<br />

Michael Frauscher, Geschäftsführer<br />

sein mögen: Anfang Oktober hatten<br />

wir als erste Medienvertreter die<br />

Gelegenheit, unsere eigenen Erfahrungen<br />

vor Ort zu machen.<br />

Auf den ersten Blick vom (Bug<br />

nach achtern) ist die Frauscher klar<br />

als Fantom Air zu erkennen, nur die<br />

Porsche-Logos auf den beiden Lederstühlen<br />

hinter dem Steuerstand<br />

lassen erahnen, dass in diesem<br />

Meisterwerk viel mehr steckt als<br />

PORSCHE E-PER-<br />

FORMANCE AUF SEE: ohnehin bei Frauscher üblich.<br />

In der Frauscher Fantom<br />

Air schlägt das Herz des<br />

Macan electric. Beide<br />

gehen ab 2024 gemeinsam<br />

an den Start.<br />

Auto-Ladebüchse für Gleichstrom<br />

und Wechselstrom<br />

Steuergerät<br />

Z-Antrieb<br />

Elektromotor<br />

64 6/<strong>2023</strong><br />

Hochvolt-Batterie inkl.<br />

Management-System<br />

Geht man über Heck an Bord,<br />

fällt der Blick erneut auf das<br />

Porsche-Logo, diesmal aber glänzt<br />

es vom schwarzen Lenkrad. Die<br />

Hauptkonsole mit Schubhebel und<br />

integriertem 12-Zoll-Multifunktionsdisplay<br />

wurde von Porsche<br />

komplett neu gestaltet. Dahinter die<br />

rahmenlose Windschutzscheibe aus<br />

getöntem Acrylglas, die seitlichen<br />

Enden sind als Winglets ausgebildet<br />

– stilistisch eine Reminiszenz an<br />

den 911er und zugleich ein<br />

praktischer Haltegriff.<br />

Ebenfalls Porschetypisch<br />

die analogen<br />

Rundinstrumente<br />

sowie die Start-Taste<br />

links vom Lenkrad –<br />

rechts dahinter sitzt<br />

die Steuerung für das<br />

Bugstrahlruder.<br />

Der Fahrmodus-Schalter,<br />

der anders als beim Macan nicht<br />

ins Lenkrad, sondern unter dem<br />

Schubhebel platziert wurde, bietet<br />

vier Wahlmöglichkeiten – von<br />

„Docking“ bis „Sport Plus“.<br />

VOLLE KRAFT VORAUS<br />

Strahlender Sonnenschein an diesem<br />

Vormittag, die Thermik hat<br />

bereits eingesetzt und bringt ca.<br />

drei Windstärken sowie einen halben<br />

Meter Welle auf den Gardasee –<br />

ideale Bedingungen also.<br />

Als wir leise aus dem Hafen surren,<br />

muss ich unweigerlich an den<br />

V8-Benziner in der klassischen<br />

Frauscher 858 Fantom denken: Hier<br />

brüllt kein Löwe, hier schnurrt eine<br />

Katze. Also warum den Gas hebel<br />

nicht gleich ganz umlegen?<br />

Weil (im Sport-Modus) nach nur<br />

einer Verzögerungssekunde fast die<br />

volle Kraft der 400 kW aus dem<br />

Macan-Motor in die Schraube<br />

schießt! „So einen Katzensprung<br />

schafft kein Löwe“, wird mir klar<br />

und ich bin dankbar, dass die Sitze<br />

perfekten Halt bieten.<br />

Trotz des geballten Schubs lässt<br />

sich die eFantom nicht aus der Ruhe<br />

bringen, bleibt auf Kurs und behält<br />

die Nase erstaunlich weit unten. Das<br />

ist nicht zuletzt der ausgeklügelten<br />

Schwerpunkt-Platzierung der über


Hochgezogene Rückenlehnen<br />

mit integrierten Kopfstützen.<br />

Cool bleiben auch<br />

die Getränke an Bord.<br />

Kommandozentrale im<br />

Porsche-Design und<br />

mit Macan-Lenkrad.<br />

E-Power aus dem Macan<br />

unter der Motorhaube.<br />

GF Stefan Frauscher<br />

beim Schnelladen<br />

(80 % in 30 Min.).<br />

Wo kein Verbrenner<br />

brüllt, da liegt es sich<br />

fein.<br />

800 kg schweren Lithium-Ionen-<br />

Batterie geschuldet, die zudem mit<br />

Drahtseildämpfern am (zuvor erwähnten)<br />

Tragrahmen versehen ist.<br />

So werden die Stöße, die bei schneller<br />

Fahrt und Wellengang unweigerlich<br />

entstehen, elegant absorbiert.<br />

Bei 5.000 Umdrehungen erreichen<br />

wir beim Test 80 km/h und<br />

saugen dabei 440 Ampere aus dem<br />

E-Tank. In Gleitfahrt sind wir bei<br />

2.300 Umdrehungen, rund 40 km/h<br />

und ca. 90 Ampere. Zurück geht es<br />

im Range-Modus, wo der ideale<br />

Mix aus Speed und Verbrauch für<br />

maximale Reichweite laufend ermittelt<br />

wird. Sehr entspannend!<br />

START MIT LIMIT<br />

Sowohl der Porsche Macan electric<br />

als auch die Frauscher x Porsche<br />

850 Fantom Air werden ab 2024<br />

verfügbar sein. „Wir in Ohlsdorf<br />

planen zunächst einmal eine exklusive<br />

First Edition von 25 Booten,<br />

der Basispreis wird bei 560.000<br />

Euro liegen“, so Geschäftsführer<br />

Stefan Frauscher.<br />

Ideal aufgestellt sieht er die eFantom<br />

vor allem auf Seen, aber auch<br />

in küstennahen Gewässern und als<br />

Tender auf großen Yachten – und<br />

damit liegt er bestimmt richtig. Jetzt<br />

gilt es nur noch, jene Enthusiasten<br />

zu erreichen, die locker über die<br />

Preisdifferenz von rund 150.000<br />

Euro zum V8-Modell hinwegsehen.<br />

Der Porsche-Schriftzug an beiden<br />

Flanken der neuen E-Königin<br />

macht es wohl leichter. Reservierungen<br />

sind jedenfalls schon möglich<br />

unter è www.frauscherxporsche.com. <br />

Familienbetrieb:<br />

Mauro Feltrinelli<br />

mit Neffe Diego<br />

und Nichte Dora.<br />

Frauscher in Italien<br />

Cantiere Nautico Feltrinelli. Mauro Feltrinelli unterstützte Frauscher bereits 2003<br />

beim Testen und Optimieren der ersten Motorboote auf dem Gardasee. Heute ist Nautica<br />

Feltrinelli Importeur für Frauscher-Yachten in Italien und bietet auch Bootsservice an.<br />

Strom tanken. Die Werft Nautica Feltrinelli mit Hafenbecken und Krananlage liegt in<br />

Gargnano am Westufer des Gardasees. Hier hat man für den Testlauf eine Gleichstrom-<br />

Schnellladestation installiert, an der die eFantom dank 800-Volt-Technik von Porsche<br />

mit über 250 kW Gleichstrom aufgeladen werden kann (ca. 80 % in 30 Minuten). Laden<br />

(Voll laden über Nacht) mit Wechselstrom an herkömmlichen Haushalts- und Starkstrom-<br />

Anschlüssen wird vorerst noch der häufigste Use Case sein, weil diese Infrastruktur in den<br />

meisten Marinas verfügbar ist. Ein 11-kW-AC-Lader ist serienmäßig an Bord.<br />

Den Gardasee sehen die Partner als ideales Beispiel dafür, dass Verbrenner- durch E-Boote<br />

auch auf großen Revieren ersetzt werden können. „Mit nur fünf Schnellladestationen wäre<br />

der gesamte Gardasee für E-Boote erschlossen“, so Mauro Feltrinelli.<br />

è www.nauticafeltrinelli.it è www.frauscher.it<br />

6/<strong>2023</strong> 65


X Shore 1<br />

66 6/<strong>2023</strong>


Junger<br />

Schwede<br />

Mit neuer Technologie, intelligentem Design, nachhaltigen Materialien und einem sehr pfiffigen<br />

Chef gehört der schwedische Newcomer X Shore zu den heißesten Aktien auf dem Elektroboot-<br />

Markt. Die X Shore 1 übernimmt dabei innerhalb der Marke die Rolle des vifen Einsteigermodells.<br />

Und das gelingt ihr, wie sich bei der -Testfahrt auf dem Attersee gezeigt hat, sehr gut.<br />

Text WOLFGANG GEMÜND, BERND HOFSTÄTTER | Fotos WERFT<br />

Dass man rund um den<br />

derzeitigen Hype bei den<br />

Elektrobooten sehr oft<br />

auf den Namen X Shore,<br />

stößt, liegt vor allen Dingen an<br />

Konrad Bergström. Der 52-jährige<br />

Schwede ist in seiner Heimat so etwas<br />

wie ein Superstar, eine Ikone<br />

des Unternehmertums. Nach seiner<br />

(ziemlich erfolglosen) Karriere als<br />

Profi-Surfer gründete er Zound Industries<br />

und war u. a. für die Marshall-Lautsprecher<br />

und die legendären<br />

Urbanears-Kopfhörer verantwortlich.<br />

Urbanears gilt nach<br />

wie vor als am schnellsten gewachsenes<br />

schwedisches Unternehmen<br />

aller Zeiten, und das in dem Land,<br />

in dem Spotify zuhause ist.<br />

Vielleicht war Bergström des<br />

lautstarken Audio-Business müde,<br />

als er sich ab 2012 vermehrt seinem<br />

X-Shore-Projekt widmete, mit<br />

dem er im großen Stil Elektroboote<br />

6/<strong>2023</strong> 67


X Shore 1<br />

Gut bedacht ist man nur<br />

mit der Top-Version.<br />

Die Lehne der Sitzbank kann nach<br />

vorne oder hinten geschoben werden.<br />

Die Decks sind nicht mit Teak oder<br />

Kunststoff, sondern mit Kork belegt.<br />

produzieren will. Sein großer Vorteil<br />

neben dem gesunden finanziellen<br />

Background: Er weiß, wie man<br />

Lifestyle-Produkte vermarktet.<br />

Dazu gesellen sich noch ein gutes<br />

Gespür für Technik, Design und<br />

die richtigen Partner.<br />

Schon beim ersten, 2018 vorgestellten<br />

Modell, der acht Meter langen<br />

Eelex 8000, waren Bosch (Motor)<br />

und der Mühlviertler<br />

Batterie-Spezialist Kreisel an Bord.<br />

Beide Hightech-Unternehmen sind<br />

auch bei den weiteren Modellen<br />

dabei, der 2022 Premiere feiernden<br />

X Shore 1 (von der hier die Rede<br />

sein wird) und der erst in diesem<br />

September präsentierten X Shore<br />

Pro, die auf der Eelex 8000 basiert<br />

und für den professionellen maritimen<br />

Sektor (also z. B. Küstenwachen<br />

oder Fährdienste) gedacht ist.<br />

SMARTE SECHSEINHALB<br />

METER<br />

Die X Shore 1 also. Sie ist 6,50 m<br />

lang, 2,20 m breit und wird seit Juli<br />

diesen Jahres zu einem Grundpreis<br />

von 99.000 Euro (ohne Steuern)<br />

ausgeliefert. Damit kostet die kleine<br />

Schwester weniger als halb so<br />

viel wie die Eelex 8000. Freilich:<br />

Der Motor ist nicht so stark (125<br />

statt 170 kW), und statt zwei Kreisel-Batterien<br />

hat die X Shore 1 nur<br />

eine mit 63 kWh. Aber sie ist auch<br />

um 900 kg leichter und kommt daher<br />

mit gut 30 Knoten knapp an<br />

die Höchstgeschwindigkeit der Eelex<br />

heran. Wasserski-Tauglichkeit<br />

ist also gegeben.<br />

Was man auf 6,50 Meter unterbringt:<br />

eine sehr schmale, mit Kork<br />

belegte Badeplattform. Dahinter,<br />

über einer großen Backskiste, befindet<br />

sich eine clevere Sitzbank<br />

mit einer schienengebundenen<br />

Rückenlehne, die nach hinten oder<br />

vorne geschoben und damit auch<br />

als Sonnenliege genutzt werden<br />

kann. Es folgt ein abnehmbarer<br />

Tisch, dann der Steuerstand mit<br />

zwei Einzelsitzen.<br />

Das Amaturenbrett ist aufgeräumt<br />

wie Finis feine Küche nach<br />

dem Sonntagsputz. Knöpfe oder<br />

Schalter? So gut wie keine. Nur am<br />

Lenkrad, das 1:1 aus einem Auto<br />

stammen könnte, finden sich ein<br />

paar. Der Rest der Bedienung erfolgt<br />

von einem zentralen Garmin-<br />

Gerät mit Touchscreen aus.<br />

Ausnahme ist der „Gashebel“ an<br />

der Seite: ein vertikal angeordneter<br />

Drehschalter, der für Beschleunigung<br />

nach vorne gedreht wird,<br />

zum Bremsen nach hinten. Vorteil:<br />

68 6/<strong>2023</strong>


Clever: Becherhalter<br />

in der Rückenlehne.<br />

Gashebel ade: Strom<br />

gegeben wird mit dem<br />

Drehschalter.<br />

Der Aufstieg und Ausgang<br />

zum Vorderdeck.<br />

Die Mitte der Windschutzscheibe<br />

gibt den Weg zum Bug frei.<br />

„Dank des hohen<br />

Freibords im Bug<br />

hat hier eine kleine<br />

Kajüte mit zwei Kojen<br />

Platz gefunden.“<br />

Er lässt sich fein dosieren und liegt<br />

angenehm in der Hand.<br />

Gestartet werden kann die<br />

X Shore 1 übrigens über eine spezielle<br />

Skipper-Armbanduhr, auf der<br />

eine eigene App zahlreiche Funktionen<br />

an Bord steuert. Sehr schlau:<br />

Falls man mit der Armbanduhr<br />

über Bord fällt, stoppt die Mannüber-Bord-Funktion<br />

das Boot automatisch.<br />

Geschützt wird das Cockpit in<br />

der Open-Version von einer recht<br />

niedrigen Windschutzscheibe. Besser<br />

vielleicht, man greift gleich zur<br />

überdachten Top-Variante, die mit<br />

einem aufklappbaren Segeltuch<br />

ausgestattet ist.<br />

Eine feine Überraschung bietet<br />

der Bug: Dank des hohen Freibords<br />

hat hier eine kleine Kajüte mit zwei<br />

Kojen Platz gefunden. Als Option<br />

6/<strong>2023</strong> 69


X Shore 1<br />

„ Das maximale Drehmoment ist sofort<br />

da, die Beschleunigung daher extrem.“<br />

werden auch ein Kühlbehälter und<br />

eine Chemietoilette angeboten.<br />

Zum Vordeck selbst gelangt man<br />

über drei Stufen und durch die<br />

zu öffnende mittlere Windschutzscheibe<br />

hinauf. Auch hier findet<br />

sich ein Korkdeck, das wesentlich<br />

nachhaltiger als Teak ist und sich<br />

bei direkter Sonneneinstrahlung<br />

nicht so schnell aufheizt.<br />

Reling gibt es auf dem minimalistischen<br />

Vordeck keine, dafür ein<br />

Gestänge, das einen Zitteraal darstellen<br />

soll, der ja wiederum für<br />

Elektrizität steht. Der Kopf des<br />

Aals ist übrigens aus Bronze, das<br />

sich mit der Zeit mit einer grünen<br />

Patina überzieht – nette Idee!<br />

IN DER RUHE LIEGT<br />

DIE KRAFT<br />

Beim Fahren herrscht vor allem<br />

eines: Ruhe! Sollte der E-Motor<br />

irgendwelche Geräusche produzieren,<br />

gehen sie im Rauschen der<br />

Hecksee unter. Durch die optimale<br />

Rumpfgestaltung liegt das Boot gut<br />

im Wasser, bei Kurvenfahrten gibt<br />

es keine Drifts, keine Vibrationen.<br />

Die Drehmomentkurve erinnert<br />

an den Tafelberg, die Beschleunigung<br />

ist extrem. Bei Topspeed geht<br />

der 63 kWh starken Batterie naturgemäß<br />

schnell der Saft aus. Wer es<br />

gemütlicher angeht und mit rund<br />

6 Knoten unterwegs ist, kommt<br />

aber gute 50 Seemeilen weit. Das<br />

Laden der Batterie geht rasch und<br />

einfach – mit einem Schnellladegerät<br />

in 50 Minuten auf 80 % und mit<br />

einem dreiphasigen Anschluss, wie<br />

ihn heutzutage die meisten Yachthäfen<br />

haben, in etwa drei Stunden.<br />

Für den Betrieb auf heimischen<br />

Seen zeigt sich die X Shore 1 damit<br />

sehr alltagstauglich. Dazu kommt<br />

noch, dass man sich jedes Mal<br />

freut, das hübsche Boot zu betreten.<br />

Das Design ist erfrischend<br />

klar, die Verarbeitung und die Materialien<br />

machen einen hochwertigen<br />

Eindruck.<br />

Natürlich sind wie im Automobilbereich<br />

vergleichbare Verbrenner<br />

günstiger zu haben, aber bei<br />

ungleich höheren laufende Kosten<br />

– E-Motoren sind ja praktisch wartungsfrei.<br />

Man muss also nicht<br />

Nostradamus sein, um vorherzusagen,<br />

dass die kleine Schwedin in<br />

den Ländern, in denen sie angeboten<br />

wird (neben Skandinavien sind<br />

das vor allem die USA und der<br />

DACH-Raum), auch Erfolg haben<br />

wird. Und womit? Mit Recht! <br />

E-Motorboot X Shore 1<br />

Länge ü. a.<br />

Breite<br />

Tiefgang<br />

Leergewicht<br />

Motorisierung<br />

Batteriekapazität<br />

Reichweite bei max. 6 kn<br />

Reisegeschwindigkeit / Top-Speed<br />

6,50 m<br />

2,23 m<br />

0,65 m<br />

1.700 kg<br />

125 KW (170 PS)<br />

63 kWh<br />

50 sm<br />

20 / 30 kn<br />

CE-KategorieC/5<br />

Preis netto ab Werk ab € 109.000,–<br />

Händler: TopYacht Handels- und Service GmbH, 4020 Linz,<br />

Tel. +43 732 770 581, info@topyacht.eu<br />

è www.topyacht.eu<br />

70 6/<strong>2023</strong>


Best of Boats Award <strong>2023</strong><br />

Beim Best of Boats Award <strong>2023</strong><br />

geht’s ans Eingemachte: Aus allen<br />

Motorboot-Neuerscheinungen des<br />

Jahres wurden 23 Finalisten aus -<br />

ge sucht, aus denen wiederum in<br />

sechs Kategorien die jeweiligen<br />

Sieger gewählt werden. Eine<br />

Finalistin ist die österreichische<br />

Frauscher 1212 Ghost Air.<br />

Die Sieger kür mit Galaabend<br />

findet am 30. November auf<br />

der Boot & Fun Berlin statt.<br />

Text WOLFGANG GEMÜND<br />

Foto RAINHARD LEHNINGER<br />

Performer<br />

Bereits zum zehnten Mal werden<br />

in Berlin die besten Motorboote<br />

Europas ausgezeichnet.<br />

Das Besondere des Best of Boats<br />

Awards: Der Zuschnitt der Kategorien<br />

orientiert sich nicht an der Bootslänge,<br />

sondern am Einsatzzweck und<br />

somit an den zukünftigen Nutzern.<br />

Weitere wichtige Kriterien, die den<br />

BoB Award einzigartig machen: Nur<br />

Boote, die von mehreren Juroren getestet<br />

wurden, werden für die Auswahl<br />

berücksichtigt. Dies alles sowie<br />

die Intensität und der Umfang der<br />

Testfahrten machen den Preis zu<br />

einem Gütesiegel für die besondere<br />

Qualität der ausgewählten Boote.<br />

SECHS SIEGER GESUCHT<br />

Die 14-köpfige Fachjury, bestehend<br />

aus Chefredakteuren und Motorboot-Testchefs<br />

aus ganz Europa und<br />

den USA, hat aus allen neuen Bootsmodellen<br />

des Jahres <strong>2023</strong> die 23 Finalisten<br />

ausgesiebt. In den nächsten<br />

Wochen werden in sechs Kategorien<br />

die Siegermodelle gesucht: Best for<br />

Beginners, Best for Family, Best for<br />

Fun und Best for Travel.<br />

In der neuen Kategorie Best for<br />

Performance werden besonders leistungsstarke,<br />

schnelle und luxuriöse<br />

Sportboote ausgezeichnet. Erstmals<br />

als eigenständige Kategorie ist Best<br />

for Electric für rein elektrisch und<br />

hybrid angetriebene Boote dabei.<br />

Mit dem Award in der Kategorie<br />

Best for Future wird von der Fachjury<br />

ein wegweisendes Konzept in<br />

der Bootsindustrie ausgezeichnet.<br />

FRAUSCHER 1212<br />

GHOST AIR IM FINALE<br />

Aus österreichischer Sicht sorgt das<br />

Abschneiden der Frauscher 1212<br />

Ghost Air für Spannung. Die oberösterreichische<br />

Nobelwerft hat schon<br />

vor vier Jahren mit der 1414 Demon<br />

Air die Fun-Kategorie gewonnen,<br />

nun rittert das neueste Modell mit<br />

offenem Bug und bis zu 880 PS am<br />

Heck (siehe Bild oben) um den Sieg<br />

bei den Performance-Booten.<br />

è www.bestofboats.com<br />

Best of Boats-Finalisten <strong>2023</strong><br />

Best for Beginners<br />

Bayliner M19<br />

Beneteau Flyer 8<br />

O‘boats 550<br />

Quicksilver 805 Open<br />

Best for Family<br />

Bavaria SR 33<br />

De Antonio D50 Coupé<br />

Parker 100 Sorrento (Askeladden C97)<br />

Targa 32<br />

Best for Fun<br />

AMT 240 DC<br />

Navan C30<br />

Quarken 27<br />

Saxdor 270<br />

Sea Ray SLX 260<br />

Best for Performance<br />

Jeanneau Cap Camarat 10.5 CC<br />

Frauscher 1212 Ghost Air<br />

Sterk 31 RC<br />

XO DFNDR 8<br />

Best for Travel<br />

Northman 1050 Trawler<br />

Prestige M 48<br />

Sargo 45 Explorer<br />

Best Electric<br />

Axopar 25 Electric<br />

Sialia 57<br />

X-Shore 1<br />

6/<strong>2023</strong> 71


Dampf und Segel<br />

November und Dezember 1889:<br />

Von Gibraltar<br />

nach Montevideo<br />

Aus den Reisebriefen von Onkel Alfred. In den Briefen an die Familie berichtet<br />

der Seekadett jeweils über die vergangenen Tage und Wochen. Die Originalschreibweise<br />

ist beibehalten, der Text beschränkt sich auf Ausschnitte.<br />

Den Nordostpassat erreichten<br />

wir nach 2 bis 3 Tagen, was<br />

wir daran erkannten, dass der<br />

Wind von damals an bis in die Nähe<br />

des Äquators seine Richtung und<br />

Stärke durchaus gleich beibehielt. Es<br />

war ein schönes Fahren, das Schiff<br />

lag ziemlich ruhig vor dem Winde,<br />

die Temperatur überschritt nicht das<br />

Maß des Angenehmen und die Nächte<br />

waren so schön, dass es beinahe<br />

ein Vergnügen war, Wache zu halten<br />

…<br />

Schon bald erwartet unseren Seekadetten<br />

Alfred Winkler in der Mitte<br />

des Ozeans ein beeindruckendes<br />

Spektakel: die Äquatortaufe. Auf<br />

den Schiffen der k. u. k. Kriegsmarine<br />

folgte das Spektakel einem standardisierten<br />

Ritual, die Fasana hatte<br />

eigens dafür sogar einen einachsigen<br />

Wagen (!) mit an Bord.<br />

DIE ÄQUATORTAUFE<br />

Am nächsten Tag, es war der 16. November,<br />

passierten wir um 2 Uhr<br />

15 Minuten den Äquator, das Fest<br />

begann kurz zuvor. Um 2 Uhr marschierte<br />

Neptun mit Gefolge auf. Auf<br />

einem Wagen saßen Neptun (der<br />

Bootsmann) und Amphitrite (ein<br />

Schiffsjunge). Ersterer mit dem Dreizack<br />

und wallendem Bart. Hinter<br />

dem Wagen kam das Gefolge: Triton,<br />

der Doktor Neptuns, sein Kommissär,<br />

der Barbier, der Astronom und hinter<br />

allen ein Handelsjud (sic!)*, der seine<br />

Sache vortrefflich machte. Allen voran<br />

marschierte eine Negermusikbande<br />

(sic!)* und spielte den Gigerlmarsch<br />

…, Neptun begab sich mit<br />

Amphitrite und seinem Gefolge auf<br />

die Kommandobrücke und begrüßte<br />

den ganzen dort versammelten Stab.<br />

* Der Verfasser Christian Winkler<br />

distanziert sich ausdrücklich von<br />

diesen Worten und der ihnen zugrunde<br />

liegenden Weltanschauung.<br />

Rassismus und Antisemitismus waren<br />

im 19. Jahrhundert leider weit<br />

verbreitet und durchaus gesellschaftsfähig.<br />

Das zu dokumentieren,<br />

gehört ebenso zu dieser Geschichte<br />

wie die spannenden Abenteuer, die<br />

wir mit Onkel Alfred noch erleben<br />

werden.<br />

Die Schilderung der Äquatortaufe<br />

erstreckt sich über mehrere Seiten.<br />

Kurz zusammengefasst: Neptuns Astronom<br />

ermittelt mit einer Zwiebel<br />

als Uhr und einem hölzernen Sextant-Imitat<br />

die Position und lässt<br />

dann den diensthabenden Navigationsoffizier<br />

durch ein Rohr schauen,<br />

über dessen Ende ein Stück Spagat<br />

(Schnur) gespannt ist, dies wäre der<br />

„Gleicher“, also die Linie = Äquator.<br />

In der Folge werden alle Täuflinge<br />

(die noch nie den Äquator passiert<br />

haben) vom Barbier mit Mehlbrei<br />

Auslaufen der<br />

SMS Fasana<br />

aus Gibraltar.<br />

Äquatortaufe. Der Arrest. Im Passat. Kadetten bei der Positionsbestimmung.<br />

72 6/<strong>2023</strong>


eingeseift, mit großem Holzwerkzeug<br />

rasiert und dann in einen Schaumbottich<br />

geworfen, danach müssen<br />

sie ein Gewitter aus der Takelage<br />

über sich ergehen lassen (Knallerei<br />

mit Wassergüssen von oben aus der<br />

Takelage), und am Ende überreicht<br />

ihnen Neptun ein Dokument, das<br />

die Passage bestätigt.<br />

Alles endet in einem Trinkgelage,<br />

die weitere Fahrt bis nach Bahia verläuft<br />

ohne besondere Ereignisse.<br />

REVOLUTION IN BRASILIEN<br />

Die Ankunft in Bahia (heute: Salvador<br />

de Bahia) schildert Seekadett<br />

Alfred Winkler in einem Brief, der<br />

mit 4. Dezember 1889 datiert ist:<br />

In Bahia einlaufend passierten wir<br />

ein brasilianisches Schiff, welches allen<br />

Regeln des See-Zeremoniells entgegen<br />

seine Flagge nicht zeigte. Wir konnten<br />

uns dies nicht erklären. Als wir den<br />

Anker warfen, kam ein Boot vom Brasilianer<br />

mit einem Offizier an Bord,<br />

welcher unseren Kommandanten bekomplimentierte<br />

und sich entschuldigte,<br />

dass die Flagge nicht gezeigt worden<br />

war, aber es sei die Republik<br />

proklamiert worden und an Bord<br />

herrschen Zwistigkeiten zwischen<br />

Monarchisten und Republikanern.*<br />

Am nächsten Tag ging ich Nachmittag<br />

um 4 Uhr an Land. Ohne mich<br />

viel umzusehen, denn ich wollte zunächst<br />

die Umgebung sehen, suchte<br />

ich eine Tramway. Zu diesem Behufe<br />

musste ich die obere Stadt erreichen.<br />

Dazu benützt man einen Elevator<br />

oder Aufzugsmechanismus, den man<br />

in einem eigens erbauten Turm installiert<br />

hat. Beim Aufsteigen (es geht<br />

ziemlich schnell) genießt man ein<br />

schönes Panorama über das untere<br />

Bahia und die Reede*(Anm.: Ankerplatz<br />

der Schiffe). In drei Minuten<br />

waren wir oben. Wir hatten 100 Reis<br />

(Anm.: Wert: rund 12 Kreuzer, nach<br />

heutigem Geld 1,40 Euro) bezahlt.<br />

* Kaiser Pedro II., Sohn von<br />

Leopoldine Habsburg, war kurz<br />

vor Ankunft der Fasana durch einen<br />

Militärputsch gestürzt worden.<br />

DIE ERSTEN DESERTEURE<br />

Der Aufenthalt der SMS Fasana in<br />

Bahia endet am 2. Dezember 1889.<br />

In der Folge geht es nach Rio de<br />

Janeiro, wo die Fasana am 8. Dezember<br />

anlegt. Rio de Janeiro macht<br />

ebenso wie Bahia großen Eindruck<br />

auf Seekadett Alfred Winkler. Er beschreibt<br />

wortreich die Schönheiten<br />

der Stadt. Während sich allerdings<br />

der Stab der Fasana am gesellschaftlichen<br />

Leben der Stadt erfreut, haben<br />

viele der einfachen Matrosen offenbar<br />

genug von der Schinderei – und<br />

bei der Rückkehr vom Theaterbesuch<br />

erwartet Alfred eine Überraschung:<br />

Wir gingen zu dem Boote, wo uns<br />

der Kadett, der im Dienst war, mit<br />

scharf geladenem Revolver erwartete.<br />

Bei einer früheren Warterei war nämlich<br />

ein Mann (Anm.: vermutlich ein<br />

Ruderer) aus dem Boot an Land gesprungen<br />

und desertiert. Zwei weitere<br />

Deserteure wurden eingebracht und<br />

mit Kerker und Dienstverlängerung<br />

bestraft.<br />

WEIHNACHTEN IM PAMPERO<br />

Am 19. Dezember verlässt die Fasana<br />

Rio und nimmt Kurs auf Montevideo.<br />

Die Fahrt verläuft bei teils<br />

stürmischem Wetter, was die ohnehin<br />

spartanische Weihnachtsfeier<br />

im „Karree“, dem Aufenthaltsraum<br />

der Kadetten, weiter beeinträchtigt:<br />

Auf dem weiß gedeckten Tisch war<br />

ein selbst fabrizierter Christbaum<br />

befestigt worden. Der Baum bestand<br />

aus baumartigem Gefüge aus Holzspänen,<br />

welche, mit Papierschnitzeln<br />

beklebt, grün angestrichen wurden.<br />

Ein paar mühsam aufgebrachte Bonbons<br />

und Flittersachen dienten dem<br />

armseligen Baume, der sogar acht<br />

Kerzen trug, zum Schmucke. Zu beiden<br />

Seiten dieser Fälschung wurden<br />

auf zwei wohl angebundenen Tassen<br />

Geschenke befestigt.<br />

Der Weihnachtsabend ist bei heftigem<br />

Rollen des Schiffes kurz und<br />

turbulent, er endet mit der Gewissheit,<br />

dass die Fasana in einen „Pampero“<br />

geraten ist – laut Onkel Alfred<br />

„… ein Orkan, der von den Pampas<br />

kommt“. Die Fasana übersteht den<br />

Sturm unbeschadet und trifft am<br />

27. Dezember in Montevideo ein. <br />

In der nächsten Ausgabe: Tauschhandel<br />

mit den Ureinwohnern von<br />

Feuerland, durch Gletschereis und<br />

patagonische Kanäle in den Pazifik,<br />

Besuch in den Clubs von Valparaiso.<br />

CHRISTIAN WINKLER ist Fahrtensegler und Autor.<br />

Der Vortrag zu seiner neuen Vortragsreihe „1890:<br />

Mit Dampf und Segel um die Welt – aus den Reisebriefen<br />

von Onkel Alfred (Teil 1)“ dauert eineinhalb<br />

Stunden und enthält neben Originalpassagen<br />

auch historische Bilder, Hintergrundinfos, Grafiken,<br />

Anekdoten u. v. m., Infos: www.moresail.at<br />

Ringkampf zum Aggressionsabbau. Pferdetramway in Bahia Sklaven in Brasilien.<br />

6/<strong>2023</strong> 73


YACHT CLUB AUSTRIA<br />

News November/Dezember <strong>2023</strong><br />

YCA-SEGELN SPEZIAL<br />

Stockholmer Schärengürtel<br />

Die See rund um Stockholm ist ein forderndes Segelrevier, dem man sich selbst bei<br />

strahlendem Sonnenschein im Juni nicht ohne Ölzeug stellen sollte. Rückt man an<br />

Bord alles ins richtige Licht, ist es bis tief in die Nacht eine helle Freude, hier zu sein.<br />

Text und Fotos GERHILD DENGG, YCA-TRAINERIN<br />

Am 3. Juni ist es endlich soweit.<br />

Unsere YCA-Crew<br />

Oberösterreich mit Heli,<br />

Charmaine, Christian, Petra, Thomas<br />

und mir sitzt im Flieger nach<br />

Stockholm. In der „Morningside<br />

Marina“ östlich von Stockholm<br />

übernehmen wir unsere Bavaria<br />

C45. Anders als wir es bisher aus<br />

Kroatien oder Griechenland gewohnt<br />

sind, ist schon der Einkauf<br />

eine Herausforderung. Nachdem<br />

wir alles bekommen haben, was<br />

wir brauchen, sitzen wir beim<br />

Abendessen um 21.30 Uhr noch<br />

im hellen Sonnenschein. Bis 3 Uhr<br />

früh ist es dämmrig und danach<br />

wieder hell. Die Rollos an den<br />

Luken machen wirklich Sinn.<br />

Nach dem Frühstück geht es los.<br />

Vorbei an typisch schwedischen<br />

Anwesen fahren wir bei tollem Segelwind<br />

durch einen engen Kanal,<br />

in dem man das markierte Fahrwasser<br />

auf keinen Fall verlassen<br />

sollte, nach Ängö.<br />

Dort angekommen legen wir das<br />

erste Mal an einer Schäre an (runder<br />

Felsen, der steil ins Wasser abfällt).<br />

Es braucht eine Weile, bis wir<br />

den Heckanker setzen und uns<br />

ganz langsam dem Felsen nähern.<br />

Über den Bug muss jemand aussteigen<br />

und die Vorleine entweder<br />

an einem geeigneten Baumstamm<br />

oder Felsen oder mit einem Schärennagel<br />

in einer Felsspalte festmachen.<br />

Das Anlegemanöver wird<br />

uns aber durch das zweite YCA-<br />

Schiff erleichtert. Dieses liegt schon<br />

sicher und wir können aufs „Päckchen“<br />

gehen.<br />

Nach der Mittagspause legen wir<br />

ab und segeln gemütlich Richtung<br />

Süden zur Insel Ornö, unserem<br />

heutigen Etappenziel. Mittlerweile<br />

hat sich die Bewölkung verzogen<br />

und die Sonne strahlt am tiefblauen<br />

Himmel. Doch sie trügt etwas,<br />

die Ostsee hat nur 13 Grad, und die<br />

Luft misst auch nur maximal 15.<br />

Ölzeug und Rettungsweste sind<br />

also ein Muss, auch im Juni.<br />

Über den Bug, in dem die Badeleiter<br />

eingehängt wird, klettern wir<br />

an Land und suchen uns durch<br />

dichten Bewuchs einen Weg zum<br />

höchsten Punkt – ein herrlicher<br />

Blick auf unsere beiden Schiffe und<br />

die Bucht ist der Lohn dafür. Man<br />

fühlt sich hier, als ob man ganz allein<br />

auf diesem Planeten wäre.<br />

Die nächsten Tage bieten uns<br />

feinstes Segelwetter. Tiefblauer<br />

Himmel, stetiger Wind, beeindruckende<br />

Landschaftsformen<br />

Marina Sandhamn.<br />

Naturreservat Bullerön.<br />

In den Schären.<br />

Gamla Stan, die Insel-Altstadt von Stockholm.<br />

FOTO: SERGII FIGURNYI/SHUTTERSTOCK<br />

Viel Sonnenschein<br />

bis in die Nacht hinein.<br />

Vasa-Museum auf der<br />

Insel Djurgården.<br />

FOTO: A. TOLSTYKH/SHUTTERSTOCK.COM<br />

74 6/<strong>2023</strong>


und typisch schwedische Häuser<br />

lassen uns immer wieder staunen.<br />

Wir besuchen den Nationalpark<br />

Lökskär, unser südöstlichster<br />

Punkt. Hier ist das freie Wasser gut<br />

zu sehen. Was bin ich froh, einen<br />

Plotter und Navionics mit an Bord<br />

zu haben! Hier kann man keine<br />

zwei Minuten die Augen von den<br />

Navigationshilfen lassen. Felsen<br />

knapp unter und über Wasser<br />

machen den Törn zu einer anspruchsvollen<br />

Herausforderung.<br />

Eigentlich wollten wir in der<br />

Sandhamn Marina übernachten,<br />

dann entscheiden wir uns aber<br />

doch gegen die Zivilisation und<br />

für eine Bucht für uns allein –<br />

wie auch die Tage davor.<br />

Zuerst erkunden wir noch gemeinsam<br />

das Gebiet, danach trennen<br />

wir uns und genießen die Stille.<br />

Am Morgen ist dann aber das<br />

Verlangen nach einer warmen<br />

Dusche und die Notwendigkeit<br />

des Nachbunkerns größer und wir<br />

entscheiden uns, doch Sandhamn<br />

anzulaufen, den Sommersitz der<br />

schwedischen Königin.<br />

WO PIPI LANGSTRUMPF<br />

BADEN GEHT<br />

Im Naturreservat Bullerön mit seinen<br />

entzückenden roten Häusern<br />

und diesen unglaublichen Felsformationen<br />

überkommt mich das<br />

Gefühl, als würde hier Pipi Langstrumpf<br />

herumlaufen.<br />

Vorbei an Vaxholm segeln wir<br />

auf direktem Kurs nach Stockholm<br />

in die Wasahamnen Marina. Das<br />

Vasa-Museum ist nur einen Steinwurf<br />

entfernt und muss natürlich<br />

unbedingt besucht werden! Ein<br />

Spaziergang durch Stockholm lässt<br />

mich sicher sein, dass ich hier zwar<br />

das erste Mal, aber ganz bestimmt<br />

nicht das letzte Mal gesegelt bin.<br />

Am letzten Morgen unseres<br />

Törns machen wir eine Rundfahrt<br />

durch den Hafen von Stockholm<br />

und bestaunen noch einmal alles,<br />

was wir zu Fuß erkundet hatten –<br />

so auch die Eagle, einen Dreimaster<br />

der US-Coastguard. Unter Motor<br />

geht es zurück in die Marina. Am<br />

Ufer baden lachende Kinder, die<br />

uns zuwinken. Ich war dreimal<br />

notwendigerweise im Wasser, zum<br />

Lachen oder gar Winken war mir<br />

dabei aber bestimmt nicht zumute.<br />

Nach 130 Seemeilen im Kielwasser<br />

macht sich beim Anlegen in<br />

der Heimatmarina Wehmut breit.<br />

Ich hätte nie gedacht, dass ich so<br />

begeistert davon wäre, eine Woche<br />

im Ölzeug bei strahlendem Sonnenschein<br />

zu segeln.<br />

Der Törn war seglerisch zwar<br />

sehr anspruchsvoll, aber dafür von<br />

so vielen wunderbaren Erlebnissen<br />

begleitet, dass es eine wahre Freude<br />

war, dabeigewesen zu sein.<br />

Suchst du noch Mitsegler für deinen nächsten<br />

Törn? Möchtest du ein Boot kaufen oder<br />

verkaufen? Auf unseren YCA-Service-<br />

Seiten gibt’s die „Crew börse“ und das<br />

„Schwarze Brett“!<br />

Gerhild, Heli,<br />

Charmaine, Christian,<br />

Petra und Thomas.<br />

FOTO: STUDIO46.AT FOTO: TANJA GÜTTERSBERGER<br />

YACHT CLUB AUSTRIA<br />

GENERALSEKRETARIAT<br />

Estermannstraße 6, 4020 Linz<br />

+43(0)732 781086, office@yca.at<br />

www.yca.at<br />

COMMODORE<br />

Gottfried „Titzl“ Rieser<br />

+43(0)664 3706027<br />

gottfried.rieser@yca.at<br />

CREW WIEN, NÖ, BURGENLAND<br />

Crew-Commander<br />

Franz A. Schalk<br />

+43(0)664 2107472<br />

franz.schalk@yca.at<br />

CREW SALZBURG<br />

Crew-Commander<br />

Gabi Monz<br />

+43(0)699 11415177<br />

gabi.monz@yca.at<br />

CREW OBERÖSTERREICH<br />

Crew-Commander<br />

Thomas Hickersberger<br />

+43(0)676 3067224<br />

thomas.hickersberger@yca.at<br />

CREW TIROL UND VORARLBERG<br />

Crew-Commander<br />

Gabi Gunda<br />

+43(0)650 2602805<br />

gabi.gunda@yca-tirol.at<br />

CREW KÄRNTEN<br />

Crew-Commander<br />

Daniel Kirchmeier<br />

+43(0)664 2131805<br />

daniel.kirchmeier@yca.at<br />

www.yca-crew-ktn.at<br />

CREW STEIERMARK<br />

Crew-Commander<br />

Mike Hecker<br />

+43(0)676 6086035<br />

mike.hecker@yca.at<br />

AUSBILDUNG<br />

YCA-Ausbildungsleiter<br />

Gerald Truttenberger<br />

+43(0)664 2253313<br />

gerald.truttenberger@yca.at<br />

NAUTISCHES<br />

KOMPETENZ-ZENTRUM<br />

Generalsekretär<br />

Wolfgang Hurch<br />

+43(0)732 781086<br />

wolfgang.hurch@yca.at<br />

6/<strong>2023</strong> 75


YACHT CLUB AUSTRIA<br />

News November/Dezember <strong>2023</strong><br />

Ausbildung und Events<br />

Ausbildungen in Theorie und Praxis<br />

3. November Klagenfurt FB2-Ausbildung in 60 Einheiten<br />

10. November Linz, VH Ebelsberg OÖ Basis Theorie und Praxis Kurs<br />

20. November Zoom online FB2-Ausbildung mit 60 Einheiten<br />

2. Dezember Linz, VH Pichling Pyrotechnik Prüfung<br />

2. Dezember Linz, VH Ebelsberg FB2-Theorieprüfung<br />

2. Dezember Innsbruck Pyrotechnik-Prüfung<br />

5. Dezember Graz Pyrotechnik-Prüfung<br />

9. Dezember Klagenfurt FB2-Theorieprüfung<br />

9. Dezember Wien, MS Humboldt FB2-Theorieprüfung<br />

16. Dezember Linz, VH Pichling Pyrotechnik-Prüfung<br />

16. Dezember Klagenfurt Pyrotechnik-Prüfung<br />

16. Dezember Linz, VH Pichling FB2-Theorieprüfung<br />

9. Jänner Zoom online Stmk. FB3-Vorbereitungskurs<br />

9. Jänner Zoom online OÖ FB3-Vorbereitungskurs<br />

Törn, Events und Clubabende<br />

31. Oktober Linz, VH Dornach Club: „Ans Ende der Welt“, C.&J. Kirchberger<br />

15. November Linz, GH Bratwurstgl. OÖ-Stammtisch<br />

16. November Salzburg Club: „Top 8 der Boots- & Yachtschäden“<br />

17. November St. Gilgen Seminar für YCA-Funktionäre, 3 Tage<br />

21. November Zoom online „Meteorologie & Wetterkarten“, Christian Kargl<br />

27. November Zoom online „Wetterrouting & Grib files“, Christian Kargl<br />

28. November Linz, VH Dornach „Golden Globe Race 2022“, Michael Guggenberger<br />

1. Dezember Graz, S’Reindl Stmk.-Weihnachtsfeier<br />

6. Dezember Linz, Winterhafen OÖ Esperanza Advent-Spezial<br />

7. Dezember Krumpendorf Ktn-Crew Weihnachtsfeier<br />

14. Dezember Salzburg Club: „Windgetrieben – von Pula bis Kapstadt“<br />

20. Dezember Linz, Domplatz OÖ-Crew Weihnachtsmarkt- & -feier<br />

9. Jänner Wien, GH Pistauer Club: „Non-Stop-Solo“, Michael Guggenberger<br />

16. März St. Leonhard/Gröding 52. Generalversammlung YCA<br />

21. April Raum Murter 5 Tage GSC 2024 Regatta, 5 Tage<br />

Allfällige Änderungen vorbehalten.<br />

Sämtliche Veranstaltungen tagesaktuell abrufbar unter<br />

è www.yca.at/vereinonline<br />

Crew Kärnten: Clubabende 14-tägig, siehe è www.yca-crew-ktn.at<br />

Falls „ausgebucht”, bitte auf die Warteliste setzen – es gibt laufend Ausfälle!<br />

Pantaenius<br />

Yachtversicherungen<br />

Ihre Vorteile als Yacht Club Austria-Mitglied.<br />

Auf dem Wasser zu<br />

Hause! Bei Pan ­<br />

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Service: MEC-Energietechnik, SeaHelp,<br />

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Charter: Müller Yachtcharter, Pitter Yachtcharter,<br />

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(Kroa tien), Ionian Charter (Griechenland),<br />

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Marina-Buchungsplattform seasy.at<br />

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YCA-Stützpunkte: Alle Marinas wie links<br />

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76 6/<strong>2023</strong>


YCA-NACHRUF<br />

Kapitän<br />

Metaxa ist<br />

nicht mehr<br />

Nachruf auf den Ehren-Commodore Klaus Czap.<br />

Text GOTTFRIED TITZL RIESER,<br />

COMMODORE DES YACHT CLUBS AUSTRIA<br />

Klaus Czap hat den Yacht Club<br />

Austria seit Jahrzehnten geprägt<br />

und mitgestaltet, der YCA<br />

war seine nautische Heimat:<br />

• Er war in verschiedenen Funktionen<br />

tätig, sei es als Crew-Commander<br />

in Oberösterreich, als Vorstandsmitglied<br />

im Gesamtverein<br />

oder als Ausbildungsleiter für ganz<br />

Österreich.<br />

• Er gehört zur Gründergeneration<br />

und ist am 1. März 1976 dem mittlerweile<br />

größten Yacht Club Österreichs<br />

beigetreten. Auf seine niedrige<br />

Mitgliedsnummer 291 war er<br />

besonders stolz.<br />

• Seine Leistungen wurden stets<br />

hoch honoriert und er wurde auch<br />

zum Ehren-Commodore des Yacht<br />

Club Austria ernannt – die höchste<br />

Auszeichnung, die der YCA zu vergeben<br />

hat.<br />

Sein Schwerpunkt war die nautische<br />

Ausbildung. Im Laufe der<br />

Jahrzehnte hat er weit über tausend<br />

Schiffsführerinnen und -führer<br />

ausgebildet, die Trainings- und<br />

Prüfungstörns auf seinen Yachten<br />

Inschallah waren legendär. Sein<br />

Credo galt der Sicherheit auf hoher<br />

See. Dieses Thema hat ihn sein<br />

Leben lang begleitet, und er hat es<br />

mit Leidenschaft an uns Skipper<br />

weiter gegeben.<br />

Sein Wissen und seine profunde<br />

Seemannschaft hat er publizistisch<br />

weitergereicht. So hat er das Standardwerk<br />

im deutschsprachigen<br />

Raum über die seemännische Praxis<br />

„Hafenmanöver für Profis“ veröffentlicht,<br />

mittlerweile ist dieses<br />

Buch in der zweiten Auflage. Seine<br />

Kolumnen in den YCA-News und<br />

im -Magazin unter seinem<br />

Pseudonym „Kapitän Metaxa“ sind<br />

legendär.<br />

Auch auf den Hochsee-Regatten<br />

war er zu Hause und auf den begehrten<br />

Sieg beim „Ecker-Cup“ war<br />

er besonders stolz. Hier zeigte sich<br />

auch seine hohe soziale Kompetenz<br />

als Skipper und als Teamplayer.<br />

Als Prüfer beim MSVÖ und<br />

beim OeSV hat er Maßstäbe ge­<br />

setzt. Bis zuletzt war er im Einsatz<br />

und Trainer sowie Prüflinge schätzten<br />

seine Expertise. Prüfungen verstand<br />

er als Teil der Ausbildung,<br />

er sagte immer wieder zu seinen<br />

Kandidaten: „Nützt die Prüfung als<br />

letzte Chance, unter Aufsicht noch<br />

dazuzulernen!“.<br />

Er war ein Seemann mit Ecken<br />

und Kanten und hat seine Meinung<br />

und Haltung konsequent vertreten.<br />

Oft genug gab es Differenzen, aber<br />

Klaus war auch ein Mensch, der am<br />

Ende immer wieder die Größe hatte,<br />

um bei einem Seidel zu sagen:<br />

„Samma wieda guat!“<br />

Schweren Herzens nehmen wir<br />

den Lauf des Lebens zur Kenntnis<br />

und rufen unserem Ehren-Commodore<br />

ein letztes „Farewell!“ zu.<br />

„ Das Meer ist einer der letzten Orte, wo wir die unbegrenzte Freiheit<br />

erleben können. Schützen wir es, damit das auch in Zukunft so bleibt!“<br />

Klaus Czap, Ehren-Commodore des Yacht Club Austria.<br />

6/<strong>2023</strong> 77


M<br />

V<br />

S<br />

Ö<br />

MOTORBOOTSPORT UND SEEFAHRTS VERBAND ÖSTERREICH<br />

News November/Dezember <strong>2023</strong><br />

FOTO: FER GREGORY/SHUTTERSTOCK.COM<br />

Ankern mit dem<br />

Taschenrechner<br />

Die Berechnung der nötigen Kettenlänge.<br />

Text HARALD MELWISCH<br />

Ich habe mich in den vergangenen<br />

20 Jahren mit der Mathematik der<br />

Ankerketten beschäftigt und seit 15<br />

Jahren verschiedene Artikel über nötige<br />

Ankerkettenlängen geschrieben.<br />

Trotzdem geistert der unverantwortliche<br />

Ratschlag „3- bis 5-fache Wassertiefe<br />

stecken“ noch immer in Lehrbüchern<br />

und Skripten herum.<br />

Zum Teil gibt es natürlich eine Zeitkonstante,<br />

mit der falsche Tatsachen<br />

verschwinden, zum anderen Teil ist<br />

es leider so, dass die Wahrheit über<br />

Ankerkettenlängen nicht in einer einfachen<br />

Faustregel auszudrücken ist.<br />

Ketten nehmen immer die Form von<br />

Kettenlinien an, und die sind schwierig<br />

zu berechnen. Ich werde oft gefragt, ob<br />

es nicht einfachere Formeln gibt, die<br />

man mit dem Taschenrechner berechnen<br />

oder in eine einfache Anker-App<br />

einbauen kann. Hier eine Methode, die<br />

mit dem Taschenrechner klappt, nur<br />

Wurzelrechnung muss er können.<br />

KAPITEL 1: WELCHE KRAFT AM<br />

ANKER MUSS ICH ERWARTEN?<br />

Das ist die erste Frage, die man sich<br />

stellen muss beim Ankern. Ohne eine<br />

Antwort auf diese Frage ist die Länge<br />

der nötigen Ankerkette nicht zu bestimmen.<br />

Hier die Überlegung dazu:<br />

Abgesehen von dynamischen Effekten<br />

bei Windstößen und Wellen ist die Horizontalkraft,<br />

welche auf die Kette vom<br />

Schiff her wirkt, die Widerstandskraft<br />

des Windes. Schiffe sind komplizierte<br />

Gebilde aus vielen Einzelteilen, die<br />

dem Wind ausgesetzt sind. Jedes Teilchen<br />

hat eine Querschnittsfläche „A“<br />

und einen Widerstandsbeiwert „Cw“,<br />

die in Summe den Windwiderstand<br />

ausmachen. Für jedes Schiff muss daher<br />

eine komplizierte Addition aller<br />

dieser Einzelwiderstände vorgenommen<br />

werden. Dementsprechend haben<br />

Tabellen, die man so im Internet findet,<br />

unterschiedliche Werte. Allen Berechnungen<br />

ist aber gleich, dass beim Ankern<br />

das Schiff nicht von vorne zählt,<br />

sondern seitlich schwoiend bei ca. 30°.<br />

Beispiele: Aus Unterlagen der Firma<br />

Plastimo (auch Ankerlieferant) lässt<br />

sich für eine 12 Meter lange Segeljacht<br />

(30° im Wind) ermitteln: Windwiderstand<br />

327 kp bei Bft 6.<br />

Bei dem Franzosen Alain Fraysse<br />

findet man für eine 12 Meter Segeljacht<br />

(30° im Wind): Windwiderstand<br />

204 kp bei Bft 6.<br />

Zu diesen Unterschieden kommt<br />

noch, dass Segeljachten auch unterschiedlich<br />

gebaut sind. Wir können<br />

also entweder unser Schiff selbst vermessen<br />

oder einen brauchbaren Erfahrungswert<br />

wählen. Es könnte sein, dass<br />

die Firma Plastimo Sicherheitsmargen<br />

eingebaut hat. Die Werte von Alain<br />

Fraysse finde ich für die Freizeitschifffahrt<br />

einen ganz guten Erfahrungswert.<br />

Die obigen Werte waren für 12 Meter<br />

lange Segeljachten, für ähnliche Schiffslängen<br />

kann man den Windwiderstand<br />

etwa mit dem Quadrat der Schiffslänge<br />

korrigieren. Die Formel, welche wir<br />

also für übliche Segeljachten (Slup)<br />

als Anhaltspunkt nehmen können, ist<br />

daher (nach den Werten von Alain<br />

Fraysse):<br />

Berechnung Windwiderstand (Slup 30° im Wind):<br />

H (Kraft in Kilopond) = 1,42 · v² · L² / 144<br />

„v“ = Windgeschwindigkeit in Meter pro Sekunde<br />

„L“ = Schiffslänge in Metern<br />

Die Windgeschwindigkeit kann man<br />

selbst messen oder vom Wetterbericht<br />

für die Dauer des Ankerns nehmen.<br />

Böen sind natürlich auch am Anker<br />

wirksam. Aber es gibt noch verschiedene<br />

Schiffstypen:<br />

· Für Katamarane bitte mit 1,6<br />

multiplizieren.<br />

· Für Motorboote bitte mit 1,3<br />

multiplizieren.<br />

Ein Beispiel: Mit meiner 14 Meter langen<br />

Slup erwarte ich Windstöße von<br />

Bft 6. Ich nehme also v = 12 m/s und L<br />

= 14 m. Ergebnis der Rechnung:<br />

278 Kilopond. Bei einem gleich langen<br />

Katamaran: 445 Kilopond. Das sind<br />

schon ziemlich große Kräfte, die Kette<br />

und Anker da wegzustecken haben.<br />

78 6/<strong>2023</strong>


Y<br />

KAPITEL 2: BERECHNUNG DER<br />

NÖTIGEN KETTENLÄNGE AUS<br />

DER WINDKRAFT AM SCHIFF<br />

Bei den Überlegungen zur Kettenlänge<br />

geht es darum, dass Ketten,<br />

solange sie nicht ganz vom Grund<br />

abgehoben sind, angenehm federn<br />

und den Ankerschaft horizontal<br />

belasten. Der Anker wird dadurch<br />

keiner plötzlichen Ruckbelastung<br />

ausgesetzt und ist in seiner besten<br />

Lage belastet, nämlich parallel zum<br />

Grund.<br />

Ist die Kette aber ganz vom<br />

Grund abgehoben, dann ist sehr<br />

schnell Schluss mit lustig. Nach wenigen<br />

weiteren Zentimetern kommt<br />

die Kette steif, federt gar nicht mehr<br />

und hebt den Ankerschaft vom<br />

Grund. Daher ist es anzuraten, soviel<br />

Kette zu stecken, dass das völlige<br />

Abheben vom Grund auch bei<br />

der maximal zu erwartenden Kraft<br />

am Schiff vermieden wird.<br />

Zur Berechnung dieser nötigen<br />

Kettenlänge brauche ich die maximale<br />

Horizontalkraft „H“, die auf<br />

das Schiff einwirken wird. Es spielen<br />

noch mit: Die Wassertiefe (plus<br />

Höhe Bugbeschlag) „t“ in Metern<br />

und das Gewicht der Kette pro Meter<br />

„q“ in kg/m. Das Gewicht von<br />

verschiedenen Ankerketten ist redlich<br />

gleich, nur abhängig vom<br />

Durchmesser der Glieder. Beispiele:<br />

Glieder 8 mm: 1,35 kg/m, Glieder<br />

10 mm: 2,25 kg/m.<br />

Für andere Durchmesser kann<br />

man folgende Abschätzung verwenden:<br />

Gewicht pro Meter in Kilogramm<br />

= 0,022 . (Durchmesser in<br />

Millimeter)².<br />

Allerdings: Unter Wasser ist die<br />

Kette leichter als oben. Da der meiste<br />

Teil der Kette unter Wasser ist,<br />

sollten wir diese Werte noch mit<br />

0,87 multiplizieren.<br />

Wasserlinie<br />

t … Wassertiefe + Höhe Bug<br />

H<br />

gesteckte Kettenlänge<br />

H<br />

X = Xh<br />

X<br />

H<br />

„Ich wünsche eine angenehme<br />

Nachtruhe vor Anker.“<br />

DI Harald Melwisch, Präsident des „King Yachting Club“,<br />

Prüfungsreferent des MSVÖ und lang jähriger Experte auf dem<br />

Gebiet der Berufs- und Freizeitschifffahrt.<br />

Die Formel für die Länge der Kette,<br />

die bei der vorgegebenen Kraft voll<br />

abgehoben wird vom Grund, ist<br />

ausnahmsweise keine komplizierte<br />

Kettenlinie. Man braucht nur einen<br />

Rechner, der Wurzelziehen kann:<br />

s = Wurzel aus ( 2. t . H / q + t²)<br />

Dabei ist:<br />

„s“ Die Länge der zu<br />

steckenden Kette in Meter<br />

„H“ Horizontalkraft am Bug in<br />

Kilopond<br />

„q“ das Gewicht pro 1 Meter Kette<br />

in kg/m (im Wasser)<br />

„t“ Wassertiefe plus Höhe<br />

Bugbeschlag in Meter<br />

Man sieht auf einen Blick, dass das<br />

Verhältnis Kettenlänge zu Wassertiefe,<br />

das in manchen Lehrbüchern<br />

angeführt wird, kein expliziter Parameter<br />

ist.<br />

Bemerkung: Die nötige Kettenlänge<br />

hängt annähernd von der Wurzel aus<br />

der Wassertiefe ab, nicht linear von<br />

der Wassertiefe. Doppelte Wassertiefe<br />

braucht nur 1,4-fache Kettenlänge,<br />

aber halbe Wassertiefe braucht doch<br />

noch 0,7-fache Kettenlänge.<br />

DYNAMISCHE EFFEKTE<br />

In der Praxis ist noch das Problem<br />

der dynamischen Kräfte zu beachten:<br />

Wird die gesamte Masse des<br />

Schiffes durch einen Windstoß oder<br />

Wellen beschleunigt, dann muss die<br />

federnde Kette diese Bewegungsenergie<br />

abbauen.<br />

Ist die Beschleunigung so groß,<br />

dass die Kette die Energie nicht voll<br />

aufnehmen kann, dann schlägt das<br />

durch auf den Anker, und zwar mit<br />

steifgekommener Kette. Dabei entstehen<br />

noch größere Ruckkräfte als die<br />

eigentliche Windkraft.<br />

Wenn dieses dynamische „Steifkommen“<br />

der Kette passiert, dann<br />

hebt die steifgekommene Kette den<br />

Ankerschaft in die Höhe und das<br />

quittieren alle Anker mit dem Absinken<br />

der Haltekraft. Mehr als 10 Grad<br />

sollte der Schaft bei keinem Anker<br />

angehoben werden. Daher ist die<br />

Faustregel für diesen dynamischen<br />

Überlastungsfall: Nie weniger als<br />

sechsfache Wassertiefe setzen, 1/6<br />

entspricht nämlich 10 Grad.<br />

Für diese „Notmaßnahme“ gilt<br />

ausnahmsweise als Faustformel eine<br />

lineare Abhängigkeit von der Wassertiefe.<br />

Damit haben wir folgende Rechen -<br />

regel: Die zu setzende Kettenlänge ist<br />

s = Wurzel aus ( 2 · t · H / q + t²)<br />

Sollte das weniger als sechsfache<br />

Wassertiefe sein, dann sechsfache<br />

Wassertiefe.<br />

Zurück zu unserem Beispiel. Mit<br />

meiner 14 Meter langen Slup erwarte<br />

ich Windstöße von Bft 6. Da ich unruhiges<br />

Wetter (Windstöße und Wellen)<br />

erwarte, ankere ich auf 8 Meter<br />

Wassertiefe. Die Kette kann nämlich<br />

bei größeren Wassertiefen mehr<br />

Energie abbauen als bei kleinen Wassertiefen.<br />

Meine Kette hat 10 mm dicke<br />

Glieder und wiegt 2,25 kg/m<br />

ober und 1,96 kg/m unter Wasser.<br />

Vorher habe ich berechnet: Bft 6<br />

macht bis zu 278 kp Kraft am Anker.<br />

Ergebnis der Rechnung: 48 Meter<br />

Kette zu stecken. Die Regel für den<br />

Überlastungsfall, mindestens 6-fache<br />

Wassertiefe, ist also gerade erfüllt.<br />

Zum Schluss noch eine wichtige<br />

Bemerkung: Speziell bei unruhigen<br />

Verhältnissen durch Windstöße oder<br />

Wellen muss die Energie der gesamten<br />

Tonnage des Schiffes abgefangen<br />

werden. Das erzeugt wesentlich größere<br />

Kräfte am Anker als der statische<br />

Wind und ist in den meisten<br />

Fällen der Grund für losgerissene<br />

Anker. Mehr Kette stecken ist also<br />

immer sicherer!<br />

6/<strong>2023</strong> 79


M<br />

V<br />

S<br />

Ö<br />

MOTORBOOTSPORT UND SEEFAHRTS VERBAND ÖSTERREICH<br />

News November/Dezember <strong>2023</strong><br />

Jederzeit einsatzfähig,<br />

jederzeit einsatzbereit<br />

Das ist nicht nur das Motto der Österreichischen Wasserrettung – es ist Programm. Mit dem<br />

obersten Ziel, Menschen vor dem „nassen Tod“ zu bewahren. Der wichtigste Punkt, um dieses<br />

Ziel zu erreichen, ist die Prävention.<br />

Text DANIEL FLEISCHHACKER| Fotos ÖSTERR. WASSERRETTUNG<br />

Die Österreichische Wasserrettung<br />

(ÖWR) ist mit über 115<br />

Stützpunkten in allen neun<br />

Bundesländern des Landes vertreten.<br />

Zahlreiche Schwimmkurse für Kinder<br />

und Jugendliche – vom Nichtschwimmer<br />

über Anfänger bis zum<br />

Fortgeschrittenen – werden landesweit<br />

angeboten. Zudem wird bei Sicherheitstagen<br />

und bei Vorträgen an<br />

Schulen über die Gefahren des Wassers<br />

aufgeklärt. Klarerweise ersetzen<br />

jegliche präventive Bemühungen<br />

nicht den Eigenantrieb bzw. die<br />

Selbstverantwortung.<br />

Wenn eine Person dennoch in Not<br />

gerät, ist der Einsatzdienst der Wasserrettung<br />

gefragt. Sturm- bzw. Unwetterereignisse,<br />

Hochwässer, Vermisstensuchen,<br />

Taucheinsätze und<br />

vieles mehr fordern die Einsatzkräfte<br />

an den heimischen Gewässern. Das<br />

Einsatzmittel erster Wahl ist oft das<br />

Boot, da der Einsatzort in der Regel<br />

am oder auf dem Wasser liegt. Innerhalb<br />

der Wasserrettung stehen verschiedenste<br />

Typen je nach Art des<br />

Gewässers, Unfallorts und -geschehens<br />

zur Ver fügung. Die Bandbreite<br />

reicht dabei von Rafts und Schlauchkanadiern<br />

für den Einsatz im Wildwasser<br />

über Hochwasserboote,<br />

motorisierte Schlauchboote bis zu<br />

mittleren und großen Einsatzund<br />

Arbeitsbooten, die an den Seen<br />

und Flüssen Verwendung finden.<br />

Plötzlich auftretende Stürme, die<br />

meist die Vorboten einer schweren<br />

Unwetterfront sind, überraschen immer<br />

wieder Badegäste und Wassersportler.<br />

Einsatzkräfte der ÖWR rücken<br />

dann mit den Booten aus, um<br />

die Personen vor Schlimmerem zu<br />

bewahren.<br />

Sollte man ein Extremwetterereignis<br />

am See bemerken, ist unmittelbar<br />

das Ufer aufzusuchen. Auf dem Wasser<br />

besteht bei Gewitter große Gefahr.<br />

Zudem bereiten hohe Wellen,<br />

Starkregen, teilweise Hagel und<br />

Windböen den Stand-up-Paddlern<br />

große Schwierigkeiten. Um keine unnötigen<br />

Suchaktionen wegen herrenlos<br />

treibender SUP-Boards auszulösen,<br />

empfiehlt die ÖWR dieses mit<br />

seinen Kontaktdaten zu kennzeichnen.<br />

Nicht selten begeben sich die<br />

Einsatzkräfte auch selbst in Gefahr,<br />

um andere Menschen zu retten.<br />

Schwimmbojen fördern die Sichtbarkeit<br />

und bieten die Möglichkeit,<br />

sich bei Schwäche anzuhalten.<br />

Starke, langanhaltende Regenfälle<br />

führten heuer in Teilen Österreichs<br />

zu Überschwemmungen und Murenabgängen.<br />

Auch hier war die<br />

Von Schlauchüber<br />

Einsatz- bis zu<br />

Arbeitsbooten reicht<br />

der Wasserfahrzeugpark<br />

der ÖWR.<br />

FOTO: ALEXANDER WILHELM<br />

FOTO: E. RASSINGER<br />

80 6/<strong>2023</strong>


Wasserrettung gefordert, um in Not<br />

geratenen Personen zu helfen. Eine<br />

eigens ausgebildete Katastrophenhilfseinheit<br />

steht auch für internationale<br />

Hochwassereinsätze bereit.<br />

KOMM AN BORD UND WERDE<br />

TEIL DES RETTUNGSTEAMS<br />

Um all diesen Anforderungen gerecht<br />

zu werden, ist die ÖWR trotz<br />

begrenzter finanzieller Mittel bestrebt,<br />

das Equipment auf dem<br />

Stand der Zeit und Technik zu halten.<br />

Des Weiteren erfordern<br />

Extrem(wetter)ereignisse auch gut<br />

ausgebildete Einsatzkräfte. Über<br />

700 Schiffsführer stehen der Wasserrettung<br />

österreichweit zur Verfügung,<br />

um im Ernstfall auszurücken.<br />

Stetes Training, angepasst an<br />

neue Rahmenbedingungen, sorgen<br />

für einen effizienten und sicheren<br />

Einsatzablauf.<br />

Die ÖWR freut sich immer über<br />

neue Mitglieder, die sich ehrenamtlich<br />

engagieren möchten. Die verschiedenen<br />

Möglichkeiten innerhalb<br />

der Rettungsorganisation<br />

bieten ein großes Potenzial für die<br />

eigene Mitarbeit. Vom Schwimmlehrer<br />

über den Schiffsführer bis<br />

zum Einsatztaucher u. v. m. erstreckt<br />

sich das Betätigungsfeld. Die Kontaktdaten<br />

der ÖWR-Landesverbände<br />

finden Sie auf der Homepage der<br />

ÖWR-Bundesleitung: è www.owr.at<br />

PANORAMA<br />

Tipps, Trends & Neuheiten<br />

Bjørn to windsurf<br />

FILMTIPP. Derzeit in den Kinos zu<br />

sehen: Born to Windsurf, die aufwändige<br />

Dokumentation über Windsurf-Star<br />

Bjørn Dunkerbeck, mit<br />

42 Weltmeistertiteln der erfolgreichste<br />

Profisportler aller Zeiten, und seinen<br />

Sohn Liam. Der Film erzählt die<br />

Lebensgeschichte der Sportlegende<br />

über drei Generationen von Windsurfern<br />

und versucht gleichzeitig<br />

Audio-Zwerg<br />

herauszufinden, was<br />

den Menschen hinter<br />

dem Jahrhundertsportler,<br />

der nach<br />

drei Jahrzehnten<br />

Profikarriere immer<br />

noch in der Weltspitze<br />

der Speedsurfer<br />

ist, ausmacht und<br />

antreibt.<br />

MARINE-RADIO. Neu und ultrakompakt:<br />

Marine-Radio CMM10i mit DAB2 von<br />

Clarion ist die ideale Lösung, wenn<br />

erstens wenig Montageplatz zur Verfügung<br />

steht und zweitens härteste maritime<br />

Bedingungen herrschen. Der CM­<br />

M10i ist wasserfest nach IP66-Norm und<br />

hat einen weltweit funktionierenden, digitalen<br />

AM/FM-Tuner mit RDS-Info am<br />

Display, Bluetooth Audio Streaming und<br />

einen USB2-Eingang mit Ladefunktion.<br />

Wem der eingebaute Verstärker mit<br />

80 Watt nicht ausreicht, kann über den<br />

2-Kanal-Line-Out einen externen Verstärker<br />

anschließen.<br />

è www.yachtelektronik.at<br />

So klein, so stark:<br />

Clarion CMM10i.<br />

Save the date:<br />

MSVÖ-Generalversammlung<br />

<strong>2023</strong><br />

Die MSVÖ-Generalversammlung<br />

mit Neuwahlen findet am<br />

24. November ab 17.30 Uhr in<br />

Traismauer statt.<br />

Die Einladung und Formulare<br />

für die Neuwahlen werden<br />

zeitgerecht an alle Mitglieder-<br />

Clubs per E-Mail versandt.<br />

ILLUSTRATION: RAWPIXEL/SHUTTERSTOCK.COM<br />

See-<br />

Spielzeug<br />

E-PROJEKT. Mit Carbon-Sportbooten<br />

unter acht Metern mit E-Antrieb<br />

reüssieren möchte das Start-up<br />

Nero-Yachts aus München. Neu<br />

im Programm: die Nero 777 Evolution,<br />

die mit Evoy-Motoren von 60 bis<br />

300 kW ausgestattet werden kann.<br />

Die Mischung „leicht und stark“<br />

sorgt für interessante Fahrwerte (z. B.<br />

Top Speed über 50 Knoten), was das<br />

Projekt aber wirklich auszeichnet,<br />

sind sehr durchdachte Details, wie<br />

Neros 777 cm lange Evolution mit<br />

ausgebreiteten Flügeln.<br />

die aufklappbaren Seitenwände, eine<br />

variable Sitz-Liege-Einheit im Heck<br />

sowie eine kleine Kabine im Bug mit<br />

zwei Kojen, einem WC und einer<br />

Kühllade. Man darf jedenfalls auf das<br />

erste gebaute Boot im nächsten Jahr<br />

gespannt sein.<br />

è www.nero-yachts.com<br />

6/<strong>2023</strong> 81


Skipper’s Diaries<br />

Ein Tröpfchen Schuld<br />

Weihnachten auf Martinique steht an. Ebenso der hungrige und durstige Körper im Laden in der<br />

Schlange vor den Kassen. Einzig der Mann neben mir nicht. Er ist aus Granit gemeiselt und tropft.<br />

FOTO: SY MAOLIS<br />

VASSIL SVECHTAROV<br />

ist Bühnenbildner,<br />

Puppenspieler, Musiker,<br />

Autor, Weltumsegler.<br />

kolumne@<strong>ocean7</strong>.at<br />

Bücher, Musik, Projekte<br />

è www.sturetz.eu<br />

Ortszeit 10 Uhr morgens. Im<br />

Supermarkt ist der Bär los –<br />

es ist das letzte Weihnachten<br />

der Welt. Zumindest benehmen sich<br />

alle so. Inga hat mit ihrer pragmatischen<br />

und einkaufssicheren Art den<br />

kürzeren gezogen. Sie ist mittendrin<br />

im Getöse, während ich, die klebrige<br />

Zeit an mir vorbei fließen lassend,<br />

beobachten darf.<br />

Obwohl die Umsatz-Gipfel gestürmt<br />

werden, bleiben die Mitarbeiter<br />

ihrer unmotivierten Langsamkeit<br />

und kreolischen Eleganz<br />

treu. Gut für mich, denn so stehen<br />

die Kunden lange in den fünf<br />

Schlangen an, und ich kann sie beobachten.<br />

Gut auch für die Kunden,<br />

denn sie haben die Chance,<br />

plötzlich noch etwas sehr Wichtiges<br />

zu holen und verlieren dabei<br />

ihren Platz an der Kasse nicht. Am<br />

besten ist es aber fürs Geschäft.<br />

Alle sind heute hier. Die Mürrischen<br />

und die Freundlichen, die<br />

Verliebten und die noch Wartenden,<br />

die Geizigen und ihre nicht<br />

verstandenen Nachbarn. Alle gereizt<br />

und ungeduldig. Alle sind die<br />

Zellen ein und desselben hungrigen<br />

und durstigen Körpers an<br />

der Schwelle des Urlaubs.<br />

Neben mir, auf der winzigen Bank<br />

hinter der ersten Kasse, sitzt ein<br />

ILLUSTRATION: INGA BEITZ<br />

großer Mann. Zusammengesackt,<br />

das Kinn tief auf der Brust, die<br />

schweren Pranken zwischen den<br />

Knien – der Anziehungskraft überlassen.<br />

An seiner Unterlippe bildet<br />

sich immer wieder langsam ein kleiner<br />

Tropfen milchig-trüber Flüssigkeit<br />

und fällt, nach einigen angsterfüllten<br />

Momenten, zitternd in eine<br />

Hosenfalte runter.<br />

Ein Kehrblech stürzt in nächster<br />

Nähe auf den Boden. Ein Glas Erdbeermarmelade<br />

aus erschrockener<br />

Hand folgt und explodiert. Der<br />

hungrige und durstige Körper zuckt<br />

auf. Einzig der Mann neben mir<br />

rührt sich nicht. Er ist aus Granit<br />

gemeißelt. Seine Starrheit ist so auffallend,<br />

dass sie die Blicke wie ein<br />

Goldkrümel auf sich zieht. Tropf!<br />

Teilnahmslos wie ein leerer Koffer<br />

wischt die hübscheste Mitarbeiterin<br />

in Zeitlupe die Erdbeeren vom Boden.<br />

Einige müssen noch länger<br />

warten. Mancher Platz hinter den<br />

Kassen wird strittig. Der große Körper<br />

wird an diesem Ende nervös,<br />

wie von einer Wespe gestochen.<br />

Durch die Glasschiebetür kommt<br />

eine Frau, die mit ihrer Physis die<br />

Antwort auf die Frage gibt, wa rum<br />

die Türen immer zwei Flügel haben.<br />

Sie segelt schwer in die Gänge hinein,<br />

den Einkaufskorb unterm Arm,<br />

winzig wie ein Haarnetz.<br />

Die Erdbeeren sind weg, der<br />

Gang wieder frei. Bewegung an der<br />

Kasse macht Hoffnung auf gewonnene<br />

Zeit. Der Urlaub naht. Nur<br />

mein Nachbar macht nicht mit.<br />

Immer mehr Blicke streifen ihn.<br />

Seine beständige Bewegungslosigkeit<br />

wird immer auffälliger. Und immer<br />

unerwünschter. Trrrropf! Aus<br />

der Tiefe der Kühlabteilung kommt<br />

mit der Selbstverständlichkeit einer<br />

Teerwalze die große Frau zurück.<br />

Aus Angst oder anderem Mitgefühl<br />

wird sie an „unserer“ Kasse vorgelassen.<br />

Sie zahlt mit Karte und geht.<br />

Einen Augenblick lang scheint die<br />

Zeit zu stehen, bevor sie, vom Gewicht<br />

der Tasche mitgezogen, langsam<br />

und weich zu Boden abrollt.<br />

In ihrer ganzen Länge mitten aufs<br />

frisch Gewischte. Der gereizte Körper<br />

hält den Atem an. Nicht mein<br />

Nachbar. Tropf und ein leichter<br />

Schnarch sind das Einzige, was<br />

er von sich gibt.<br />

Die Riesenfrau verweigert mit<br />

aggressiver Entschlossenheit jede<br />

Hilfe. Es kostet sie enorme Anstrengung,<br />

wieder auf die Beine zu<br />

kommen. Eine Konservendose wandert<br />

als letzte in die Einkaufstasche<br />

und der Koloss gleitet einsam aus<br />

dem Supermarkt. Der Körper seufzt<br />

sichtlich erleichtert auf. Natürlich<br />

nicht der Mann neben mir.<br />

„Sie!“ Der Stiefel des Sicherheitsangestellten<br />

klopft unsanft auf die<br />

Sandale des Mannes. „Hallo?!“<br />

Tropf. Schulter schüttelnd und lauter:<br />

„Sie!“. Der Mann kommt langsam<br />

zu sich. „Verlassen Sie den<br />

Laden!“ Der Mann hebt langsam<br />

seinen unschuldigen Blick. „....? ....,<br />

aber, ich will einkaufen?!“ „Dann<br />

kaufen Sie ein! Jetzt! Oder verlassen<br />

Sie den Laden!“<br />

Als hätte er die Schuld an allem,<br />

was in der letzten Stunde auf der<br />

Welt schief gegangen ist, richtet sich<br />

der Mann auf. Einen Kopf größer<br />

als der Guard, fügt er sich, selbstbewusst<br />

wie ein Kind, das eine Fünf<br />

nach Hause bringt, brav in den<br />

Kreislauf des Körpers ein. Ich bleibe<br />

allein auf der Bank. Die Blicke streifen<br />

mich – jetzt bin ich der Einzige,<br />

der nicht mitmacht. Der nächste<br />

Schuldige.<br />

Inga ist an der Reihe und zahlt.<br />

Wir dürfen raus. Wir werden ausgeschieden.<br />

Ich bin gerettet. <br />

82 6/<strong>2023</strong>


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