ocean7 3/2023
Rund Island – ein Törn bis zum Rande des Polarkreises. Pelješac – die Küste der kroatischen Halbinsel ist reich an vinophilen Schätzen und Austern. Refit – nicht nur klassische Holzboote sind bei Bootbau Recht in Tribuswinkel gut aufgehoben. Der Weg zum Profi-Skipper – welche österreichischen Patente und Ausbildungsmöglichkeiten es gibt. Elan E6 – die derzeit schnellste und leichteste 47-Fuß-Serienyacht auf dem Markt soll sie sein. De Antonio D50 – die Newcomer-Werft aus Barcelona hat die Außenborder des Weekenders innen gut versteckt. Haie im Dienste der Wissenschaft – wie Tigerhaie die Vermessung von Seegraswiesen ermöglichen. Wasser-Fest – Tipps und Tricks für die sichere Wasserung der Yacht zum Saisonstart.
Rund Island – ein Törn bis zum Rande des Polarkreises.
Pelješac – die Küste der kroatischen Halbinsel ist reich an vinophilen Schätzen und Austern.
Refit – nicht nur klassische Holzboote sind bei Bootbau Recht in Tribuswinkel gut aufgehoben.
Der Weg zum Profi-Skipper – welche österreichischen Patente und Ausbildungsmöglichkeiten es gibt.
Elan E6 – die derzeit schnellste und leichteste 47-Fuß-Serienyacht auf dem Markt soll sie sein.
De Antonio D50 – die Newcomer-Werft aus Barcelona hat die Außenborder des Weekenders innen gut versteckt.
Haie im Dienste der Wissenschaft – wie Tigerhaie die Vermessung von Seegraswiesen ermöglichen.
Wasser-Fest – Tipps und Tricks für die sichere Wasserung der Yacht zum Saisonstart.
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YACHTING, REISEN UND MEER<br />
3/<strong>2023</strong> Mai/Juni<br />
www.<strong>ocean7</strong>.at<br />
EIS<br />
LAND<br />
Namensgeber war der Wikinger Flóki Vilgerðarson,<br />
er segelte im 9. Jh. als Siedler von Norwegen in das<br />
heutige ISLAND. 2022 rundete ein Wiener Ehepaar<br />
die nordische Insel. Der Törn? Ein Naturschauspiel.<br />
UNTERRICHT<br />
So geht<br />
Skipper<br />
Tipps für Ausbildung<br />
und Training.<br />
UNTER MOTOR<br />
Stilvoll: De<br />
Antonio D50<br />
Optional mit<br />
Whirlpool.<br />
UNTER SEGELN<br />
Sportlich:<br />
Elan E6<br />
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E-Antrieb.<br />
Mit News der österreichischen<br />
Verbände YCA und MSVÖ
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ClubSwan 36 Yacht bei Regatten in Kroatien, dem Rest Europas und bei der<br />
Swan One-Design Racingliga trainieren und an Wettkämpfen teilnehmen.<br />
Unser Aktivitätenkalender <strong>2023</strong><br />
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Die Kunst des Bootsbaus kehrt heim<br />
Arsenale, 31. Mai — 4. Juni <strong>2023</strong><br />
Main partner<br />
Technical partner<br />
Media partner<br />
Institutional partner
Ich will zur See<br />
Die mir gelegentlich gestellte Frage, wie man Skipper wird, ist nicht so leicht zu beantworten.<br />
Bemüht man den Vergleich mit der Fahrschule, riskiert man ein nautisches Verkehrschaos.<br />
Vom jahrelangen Mitsegeln<br />
hochmotiviert, fragte ich<br />
nach dem Millennium meinen<br />
damaligen Mentor Thomas<br />
Dobernigg, wie ich denn nun zu<br />
meinem eigenen Patent käme.<br />
„Grundausbildung …, A-Schein,<br />
Binnenrevier …“ – Wie bitte? Ich will<br />
doch zur See! Nix da. Der Gründer<br />
von<br />
packte mich, der<br />
ich doch schon so gut wie Kolumbus<br />
war, quasi am Arm und gab mich<br />
an der Alten Donau in Wien in die<br />
Lehre. Diese Ausbildung mitten in<br />
der City führte nicht ins Leere, sondern<br />
zum BFA-Binnen-Segelschein<br />
und vor allem aber zur – für jeden<br />
Skipper ab solut notwendigen –<br />
Demut vor Wind, Boot und Wasser.<br />
Damit war die erste und wichtigste<br />
Hürde zur See genommen. Welche<br />
es schulisch noch zu meistern<br />
gilt, bis an der Küste, auf dem offenen<br />
Meer oder gar über alle sieben<br />
Ozeane auf eigenem Kiel gefahren<br />
werden darf, lesen Sie ab Seite 40.<br />
Sie haben Ihren österreichischen<br />
Schein (Binnen, Meer, Motor, Segel,<br />
welchen auch immer …) bereits im<br />
Seesack und sind vielleicht auch<br />
schon Eigner? Herzlichen Glückwunsch,<br />
dann dürfte Sie womöglich<br />
unsere Checkliste – mit Tipps von<br />
Pantaenius Österreich, um die häufigsten<br />
(Versicherungs-)Schäden<br />
vor und nach dem Wassern zu vermeiden<br />
– interessieren. Ab Seite 52.<br />
Sollten nach dem Check doch<br />
noch Service- oder Reparaturarbeiten<br />
fällig sein, wären Sie beim Bootbauer<br />
Felix Recht in Tribuswinkel<br />
in guten Händen. Sofern er nicht<br />
gerade mit der Restaurierung eines<br />
seltenen Holzbootes wie einer<br />
Sonderklasse Baujahr 1910, einem<br />
Schärenkreuzer (1934) oder einem<br />
Holzmotorboot von Poncelet (1957)<br />
beschäftigt sein sollte. Mehr darüber<br />
ab Seite 36.<br />
Wer weder Eigner noch Salzbuckel,<br />
aber ein Feinschmeck ist,<br />
chartere seine Yacht beispielsweise<br />
ab Split, um quasi entlang der kroatischen<br />
Weinstraße zu den Top-<br />
Winzern und feinen Austern rund<br />
um die Halbinsel Pelješac zu schippern<br />
und auf diesem geschmackvollen<br />
Weg Seemeilen zu sammeln.<br />
Unserem Törnvorschlag können Sie<br />
ab Seite 18 folgen.<br />
Wer als Skipper mit (fast) allen<br />
Wassern gewaschen ist, wird wohl<br />
in der Umrundung Islands (mit<br />
Zielhafen in Norwegen) eine Herausforderung<br />
finden. Solch natürlich<br />
schöne Gelegenheiten, um bis<br />
zum Polarkreis zu cruisen, gibt es<br />
nicht viele, aber sehen Sie selbst<br />
ab Seite 24.<br />
Ich darf Ihnen noch verraten,<br />
dass je nach genanntem Revier auf<br />
dieser Seite bis zu fünf verschiedene<br />
Befähigungsnachweise ihre Gültigkeit<br />
hätten …<br />
FOTO: H. SKRACH<br />
TAHSIN ÖZEN<br />
Journalist, Skipper,<br />
Chefredakteur.<br />
redaktion@<strong>ocean7</strong>.at<br />
„ Wer die Jolle auf der Alten Donau beherrscht,<br />
hat das Segeln im Feinschliff gelernt.“<br />
Wolfgang Irzl, Betreiber der ersten Segelschule (seit 1898) in Wien<br />
3/<strong>2023</strong> 5
Cartoon<br />
ILLUSTRATION: INGA BEITZ, WWW.INGABEITZ.JIMDO.COM<br />
Ihre Methoden sind zwar seltsam, aber die Frage<br />
..<br />
uber den wahren Wind haben Sie richtig beantwortet.<br />
3/<strong>2023</strong> 7
Inhalt<br />
3/<strong>2023</strong><br />
DIE SCHÄTZE DES PELJEŠAC. Weinerfahrungen rund um die Halbinsel 18im Süden Kroatiens, mit Abstecher zu den Austerngärten in Ston.<br />
FOTOS: OPIS ZAGREB/SHUTTERSTOCK, WERFT, ESZTER KONDOR<br />
56<br />
MACHT SIE LEICHT UND SCHNELL! Die Elan E6, das neue Flaggschiff der<br />
slowenischen Werft, hat den Segelspaß schon in der DNA verpasst bekommen.<br />
36<br />
HAND AUFS BOOT. Bei Bootbau Recht in Tribuswinkel meistert man alltägliche<br />
Schiffsarbeiten und außergewöhnliche Restaurationen edler Klassiker mit Bravour.
Mit News der österreichischen<br />
Verbände YCA und MSVÖ<br />
FOTO: GERALD WINKLER<br />
Rubrik<br />
10 SCHAUFENSTER<br />
Das alte Curzola und einer<br />
seiner berühmtesten Söhne.<br />
61 IMPRESSUM<br />
Kolumnen<br />
12 BOBBY SCHENK<br />
Strenge Regeln, gute Freunde:<br />
Wie eine gemeinsame Weltumsegelung<br />
gelingen kann.<br />
16 OCEAN WOMAN<br />
Sicherheit wird auf einem Langfahrtschiff<br />
großgeschrieben.<br />
34 GOTTFRIED RIESER<br />
Wie Bücher den Horizont<br />
eines Skippers erweitern.<br />
74 SKIPPER’S DIARIES<br />
Herbst in Crotone, Italien. Keine<br />
gute Zeit, um Stegnachbarn zu<br />
helfen, findet Poetrist Vassil<br />
Svechtarov.<br />
Reisen<br />
18 PELJEŠAC<br />
Vinophiles Segeln rund um<br />
Kroatiens zweitgrößte Halbinsel.<br />
24 RUND ISLAND<br />
Vulkane, Gletscher, Fjorde: mit<br />
dem Kat durch den arktischen<br />
Hochsommer.<br />
Features<br />
30 DER EINZELKÄMPFER<br />
Mit dem selbst gebauten Katamaran<br />
durchgebrannt: die erstaunliche<br />
Geschichte des Einhandseglers<br />
Henning Obenaus.<br />
Österreichische Post AG | MZ 23Z043777 M | <strong>ocean7</strong>, Feschnigstraße 232, 9020 Klagenfurt<br />
YACHTING, REISEN UND MEER<br />
UNTERRICHT<br />
So geht<br />
Skipper<br />
Tipps für Ausbildung<br />
und Training.<br />
UNTER MOTOR<br />
Stilvoll: De<br />
Antonio D50<br />
Optional mit<br />
Whirlpool.<br />
EIS<br />
LAND<br />
UNTER SEGELN<br />
Sportlich:<br />
Elan E6<br />
Auf Wunsch mit<br />
E-Antrieb.<br />
3/<strong>2023</strong> Mai/Juni € 5,90<br />
Namensgeber war der Wikinger Flóki Vilgerðarson,<br />
er segelte im 9. Jh. als Siedler von Norwegen in das<br />
heutige ISLAND. 2022 rundete ein Wiener Ehepaar<br />
die nordische Insel. Der Törn? Ein Naturschauspiel.<br />
www.<strong>ocean7</strong>.at<br />
Coverfoto: Ankern vor<br />
dem Dynjandi-Wasserfall<br />
in den Westfjorden, Island.<br />
36 KLASSISCHER BOOTBAU<br />
Aus Liebe zu Holz und Handwerk:<br />
Bootbauer Felix Recht wartet und<br />
restauriert in seiner Werft gekonnt<br />
auch historische Boote.<br />
46 HAIE ALS KUNDSCHAFTER<br />
Wie durch mit Kameras ausgestattete<br />
Tigerhaie Seegraswiesen<br />
kartografiert werden.<br />
Service<br />
39 GÜTESIEGEL<br />
Yacht-Pool plant ein Qualitätslabel<br />
für Skipper und Marinas.<br />
40 AUSBILDUNG<br />
Unter Segeln oder Motor: Lernen<br />
und Lehren beim YCA und MSVÖ.<br />
52 SAISONSTART<br />
So wird das Boot fit für die nächste<br />
Saison.<br />
67 YACHTKAUF<br />
Verständlich erklärt: Was beim<br />
Kauf einer Yacht zu beachten ist.<br />
Teil 1: die Kaufanbahnung.<br />
Yachten<br />
56 ELAN E6<br />
Die derzeit schnellste und<br />
leich teste 47-Fuß-Serienyacht<br />
auf dem Markt soll sie sein.<br />
62 DE ANTONIO D50<br />
Das Flaggschiff der Newcomer-<br />
Werft aus Barcelona im Test.<br />
Im Verband<br />
68 MOTORBOOTSPORT UND SEE-<br />
FAHRTS VERBAND ÖSTERREICH<br />
70 YACHT CLUB AUSTRIA<br />
Ihr Kroatien<br />
Spezialist<br />
15 Charter-Basen<br />
von Pula bis Split.<br />
230 Segelyachten<br />
92 Katamarane<br />
30 Motoryachten<br />
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Schaufenster<br />
En garde!<br />
Ein kulturelles Highlight der Insel<br />
Korčula sind die mittelalterlichen<br />
Tänze mit Schwertern. Der Schwert -<br />
tanz Moreška z. B. (dokumentiert seit<br />
1666) wird in der Altstadt von Korčula<br />
ab 1. Juni aufgeführt. Musikalisch<br />
untermalt, wird die Geschichte der<br />
vom Schwarzen König geraubten<br />
Verlobten des Weißen Königs erzählt.<br />
Ob er sie befreien kann? Das Pub likum<br />
fiebert jedenfalls bis zum letzten der<br />
sieben Schwertkämpfe mit!<br />
è www.moreska.hr<br />
FOTO: STJEPAN TAFRA/SHUTTERSTOCK.COM<br />
10 3/<strong>2023</strong>
FOTO: DON MAMMOSER/SHUTTERSTOCK.COM<br />
Curzola<br />
Text TAHSIN ÖZEN<br />
Über 100 Jahre war die Insel<br />
unter der Krone Österreichs<br />
(1815–1918), bis heute ist<br />
sie ein beliebtes Reiseziel geblieben:<br />
Korčula, deren Hauptort zu den am<br />
besten erhaltenen mittelalterlichen<br />
Siedlungen im Mittelmeer zählt.<br />
Die nur wenige Gehminuten von<br />
der ACI Marina entfernte Altstadt<br />
soll auch der Geburtsort von Marco<br />
Polo (1254–1324) sein, das Haus<br />
der Familie ist ein be liebtes Ausflugsziel.<br />
So berühmt er als Weltreisender<br />
auch war, als Schiffsführer machte<br />
der Venezianer in der Seeschlacht<br />
von Curzola (so der alte italienische<br />
Name der Insel) keine gute Figur<br />
und wurde von den Genuesen<br />
gefangen genommen (1298).<br />
Bei einem Spaziergang in den<br />
engen Gassen lohnt sich der Besuch<br />
des Stadtmuseums im Gabrielis-<br />
Palast, wo der traditionelle Schiffbau<br />
und aus dem Meer gehobene<br />
Artefakte Teil der Ausstellung sind.<br />
è www.visitkorcula.eu<br />
3/<strong>2023</strong> 11
In den Wind gesprochen<br />
FOTO: DUDAREV MIKHAIL/SHUTTERSTOCK.COM<br />
Partner fürs Leben sind<br />
meist auch gute Partner<br />
für eine Weltumsegelung.<br />
Geteilte Freud ist<br />
doppeltes Leid Teil 2<br />
Wie in der letzten Ausgabe berichtet, erscheint es oft und nicht selten aus Kostengründen für einige naheliegend,<br />
für eine Weltumsegelung eine Zweckgemeinschaft mit Freunden (oder gar Fremden) einzugehen. Und wie weiters<br />
aus geführt, geht das in der Regel schief – von wüsten Beschimpfungen bis zum Zwangsverkauf der Yacht reicht das<br />
un freundliche Abschiedsszenario. Wie ein solches Unterfangen dennoch gelingen kann, sei hier erörtert.<br />
Warum funktioniert das<br />
Projekt „Weltumsegelung“<br />
eher bei einem<br />
Paar, bei einer Lebensgemeinschaft?<br />
Selbst wenn der spärliche<br />
Raum an Bord durch gemeinsame<br />
Kinder noch kleiner wird?<br />
Weil sich hier die Partner schon<br />
im Vorfeld zu einer Partnerschaft<br />
auf Lebenszeit zusammengeschlossen<br />
und keine Zweckgemeinschaft<br />
zur Durchführung einer Weltumsegelung<br />
gebildet haben. Die Frage<br />
kommt praktisch bei jedem Interview:<br />
„Wenn man auf so engem<br />
Raum so lange zusammenlebt,<br />
kommt es da nicht zu zwischenmenschlichen<br />
Problemen?“ Meine<br />
Antwort im Rückblick auf viele<br />
tausend Meilen mit meiner Frau an<br />
Bord war immer dieselbe: „Nicht,<br />
dass ich wüsste!“<br />
Aber selbst wenn Freunde (oder<br />
bis dahin Fremde) der Meinung<br />
sind, dass das Experiment in ihrem<br />
Fall gelingen wird, sollten sie so<br />
vernünftig sein und es zumindest<br />
in Erwägung ziehen, dass es<br />
irgendwann krachen könnte.<br />
STRENGE REGELN,<br />
GUTE FREUNDE<br />
Die Konsequenz: Glasklare (schriftliche)<br />
Verträge zu den Eigentumsverhältnissen<br />
am gemeinsamen<br />
Schiff und zwingende Regelungen<br />
für den Fall, dass unterwegs die<br />
Gemeinschaft aufgelöst werden<br />
muss. Fehlt eine derartige Vereinbarung,<br />
ist nicht nur der Bruch der<br />
Freundschaft zu erwarten, sondern<br />
wird auch die Weltumsegelung<br />
wohl unvollendet bleiben.<br />
Denn wenn der Partner, der ja<br />
nicht in Frieden scheidet, ausbezahlt<br />
werden muss, geht das meist<br />
nur über den sofortigen Verkauf<br />
der Yacht. Damit ist der Schiffbruch<br />
komplett. Zwingend ist also<br />
ein Vertrag, nachdem die ausscheidende<br />
Partei nicht sofort ihr Eigentum<br />
am Schiff verlangen kann.<br />
BOBBY SCHENK<br />
ist Weltumsegler,<br />
Navigations-Experte<br />
und Buchautor.<br />
kolumne@<strong>ocean7</strong>.at<br />
Man könnte einwenden, eine<br />
Partnerschaft sei zum Scheitern<br />
verurteilt, wenn sich schon zu Beginn<br />
das Misstrauen breitmacht,<br />
welches mit einem Vertrag für den<br />
Fall des Aussteigens eines Partners<br />
verbunden ist.<br />
Nein, wenn das Gehirn vom<br />
Weltumsegelungstraum nicht<br />
ganz vernebelt ist, wird man diese<br />
Notwendigkeit sehen. So wie man<br />
einen Ehevertag schließt, mit dem<br />
ja auch die ewige Liebe in Frage<br />
gestellt wird. Und schließlich verfassen<br />
Vernünftige ja auch ein Testament<br />
und hoffen, dass es nicht<br />
in nächster Zeit schlagend wird.<br />
Es ist wunderbar, wenn man so<br />
viel Vertrauen zu Freunden hat,<br />
um mit ihnen eine gemeinsame<br />
Weltumsegelung anzugehen. Eine<br />
hundertprozentige Sicherheit, dass<br />
sie gelingen wird, gibt es jedoch<br />
nicht. In einigen Fällen aber werden<br />
meine Worte wohl in den Wind<br />
gesprochen sein.<br />
<br />
12 3/<strong>2023</strong>
FOTO: TRABANTOS/SHUTTERSTOCK.COM<br />
Tickets z. B. für den Nationalpark<br />
Mljet über die mySea App buchen.<br />
PANORAMA<br />
Tipps, Trends & Neuheiten<br />
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WACHSTUM. Über das Portal mySea<br />
lassen sich inzwischen bei ca. 90 Prozent<br />
aller privat betriebenen Marinas,<br />
Bojenfeldern oder (Restaurant-)Stegen<br />
in der kroatischen Adria Liegeplätze<br />
im Voraus buchen. Durch die Bestpreisgarantie,<br />
die Buchungssicherheit<br />
und die Möglichkeit, neben Liegeplatzbuchungen<br />
auch Tickets für die<br />
maritimen kroatischen Natur- und<br />
Nationalparks online zum Vorzugspreis<br />
der Vorverkaufsstellen zu erwerben,<br />
ist der Dienst zuletzt ordentlich<br />
gewachsen. Dadurch konnte mySea<br />
nicht nur sein Team erweitern, sondern<br />
hat sein Angebot für <strong>2023</strong> auch<br />
auf italienische Marinas ausgeweitet.<br />
è www.my-sea.com<br />
„ Es liegt im Interesse des Allgemeinwohls, dass es immer Menschen geben<br />
muss, die gegen den Strom schwimmen. Nur weiß das Allgemeinwohl<br />
das meist nicht.“ Seneca (der Jüngere, ca. 4 v. Chr. – 65 n. Chr.), römischer Philosoph<br />
FOTO: LEKKISHA<br />
Drei-Kronen-Krauler<br />
MARATHON-<br />
SCHWIMMEN.<br />
Der österreichische<br />
Freiwasserschwimmer<br />
Michael<br />
Pranckl holte<br />
sich als erster<br />
Kontinentaleuropäer die Australische<br />
Triple Crown im Marathonschwimmen.<br />
Dazu musste der 49-jährige<br />
Wiener im Februar und März den<br />
Derwent River Big Swim (34 km) in<br />
Tasmanien, den Palm Beach to Shelly<br />
Beach-Bewerb (24 km) in Sydney<br />
und schließlich den Port to Pub-<br />
Ultramarathon (25 km) in Westaustralien<br />
bewältigen.<br />
Neben Kälte, Strömungen, Wellen,<br />
Quallen und Haien war für Pranckl<br />
das ärgste Hindernis eine Covid-<br />
Infektion, die ihn Mitte Jänner mit<br />
40 °C Fieber ans Bett fesselte. Das<br />
nächste Projekt ist schon geplant:<br />
Wenn Budget und Kräfte es wieder<br />
erlauben, soll der Ärmelkanal<br />
schwimmend durchquert werden.<br />
è www.derwentriverbigswim.com<br />
Michael Pranckl in seinem<br />
Lieblingselement.<br />
FOTO: M. HERZOG<br />
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FOTO: ALTRENDO IMAGES/SHUTTERSTOCK.COM<br />
Hafen von Palma.<br />
Seehandel<br />
MESSEPROGRAMM. Palma und<br />
Venedig sind im Frühling sehr reizvolle<br />
Reiseziele – um so mehr, als<br />
in beiden historischen Seehandelsstädten<br />
attraktive Bootsmessen stattfinden.<br />
Master Yachting als österreichischer<br />
Importeur und Händler<br />
wird mit seinen Marken auf beiden<br />
Shows vertreten sein.<br />
Auf der Palma International<br />
Boat Show (27.–30. April) liegt der<br />
Schwerpunkt bei den Yachten von<br />
Beneteau. Gezeigt werden gleich vier<br />
Segelyachten (Oceanis Yacht 54,<br />
Die Lagoon Sixty 5 wird in Palma die Mallorca,<br />
die Sanlorenzo SL78 in Venedig zu sehen sein.<br />
Oceanis 51.1, Oceanis 40.1 und<br />
Oceanis 34.1), drei Motorboote<br />
(Grand Trawler 62, Gran Turismo 45<br />
sowie Swift Trawler 41) und mit der<br />
Lagoon Sixty 5 ein Segelkatamaran.<br />
Zum Drüberstreuen stellen die<br />
Wiener auch noch zwei Luxusyachten<br />
von Sanlorenzo (SX76 und<br />
SL106) vor.<br />
Beim Salone Nautico Venezia<br />
(siehe auch rechte Seite) konzentriert<br />
sich Master Yachting auf die Katamarane<br />
(Lagoon 42 und 46) und nutzt<br />
die Gelegenheit, der Sanlorenzo SL78<br />
ein Heimspiel zu geben.<br />
è www.palmainternationalboatshow.com<br />
è www.masteryachting.com<br />
Werftluft<br />
schnuppern<br />
TALENTESUCHE. Der Mangel<br />
an Facharbeitern ist in Italien<br />
natürlich auch im Bootsbau zu<br />
spüren. Die Ferretti Group hat<br />
daher mit der Scuola dei<br />
Mestieri (Schule der Berufe)<br />
ein außerschulisches Praktikum<br />
ins Leben gerufen. Bei<br />
den dreimonatigen praxisnahen<br />
Kursen, die von Werft-<br />
Experten geleitet werden,<br />
sollen 18- bis 30-Jährige ins<br />
Handwerk der Schiffszimmermänner,<br />
Decksmonteure oder<br />
Motorenmechaniker hineinschnuppern<br />
können. Der erste<br />
Kurs wurde im März in Forli<br />
gestartet, weitere sollen im<br />
September in Mondolfo und<br />
Sarnico stattfinden. Bravo!<br />
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Innen und<br />
außen neu<br />
ELEKTROMOTOREN. Seine<br />
Palette an E-Motoren hat<br />
e’dyn um zwei Modelle<br />
erweitert. Der Außenborder<br />
0715 mit einer Leistung<br />
von 7,5 kW ist vor allem für<br />
jene Länder gedacht, die seit<br />
heuer für das Fahren von Sportbooten mit<br />
E-Motoren über 7,5 kW einen Führerschein<br />
verlangen. Interessantes Detail<br />
beim neuen Motor: Er kann mit einem<br />
minimalen Aufpreis auf 11 kW Leistung<br />
aufgerüstet werden.<br />
Die zweite Neuheit der Slowenen ist<br />
der Innenbordmotor 2035i, der in seinem<br />
Design auf dem Außenbordmodell basiert,<br />
bis zu 25 kW Leistung erbringen kann und<br />
sich für Boote bis 6 Meter Länge eignet.<br />
è www.edyn-marine.com
Kesser & kühner<br />
FLAGGSCHIFF. Mit der 435 will<br />
die amerikanische Traditionswerft<br />
Wellcraft, die seit neun Jahren zur Beneteau-Gruppe<br />
gehört, auf dem Cannes<br />
Yachting Festival im September ihr neues<br />
Flaggschiff vorstellen. Viel wurde vom 13,4<br />
m langen Performance-Cruiser noch nicht<br />
verraten, aber das Wenige klingt schon<br />
sehr vielversprechend: Doppel- oder dreifache<br />
Außenborder mit bis zu 1.200 PS,<br />
zwei luxuriöse Kabinen mit Nasszellen und<br />
separaten Duschen sowie Highend-Steuerund<br />
Navigationssysteme.<br />
èwww.wellcraft.com èwww.bootemayer.at<br />
Bald tritt die Wellcraft 435 ins Licht.<br />
31. MAI – 4. JUNI, VENEDIG/ITALIEN<br />
Arsenal an Neuheiten<br />
Venice Boat Show im<br />
historischen Arsenale.<br />
FOTO: FRANCESCO FERRI<br />
BOOTSMESSE. Die vierte Ausgabe des<br />
Salone Nautico Venezia (31. Mai –<br />
4. Juni) findet wieder im Areal des<br />
Arsenals, der historischen Flottenbasis<br />
der ehemaligen Republik Venedig,<br />
statt. Die großen italienischen<br />
Werften haben ihre Anwesenheit mit<br />
zahlreichen Welt premieren bestätigt,<br />
dazu sollen heuer mehr Segelyachten<br />
gezeigt und der traditionelle venezianische<br />
Schiffbau eingebunden werden.<br />
Besonderes Augenmerk gilt den<br />
neuen Hybrid- und Elektromotoren,<br />
dazu passend wird die dritte Ausgabe<br />
der E-Regatta gestartet!<br />
è www.salonenautico.venezia.it<br />
FÜR DIE BESTE ZEIT AUF DEM WASSER<br />
MIT DER QUATIX 7<br />
Übernimm die Kontrolle: Steuere den Autopiloten, streame Daten, bediene Fusion® Entertainmentsysteme und<br />
vieles mehr von überall an Bord. Gezeiteninformationen oder Alarme erhältst du direkt an dein Handgelenk. Die<br />
Steuerung ist dabei so intuitiv wie nie: klassisch über Tasten oder ganz neu per Touchscreen. Zusätzlich stehen<br />
dir Modelle mit AMOLED-Display für eine brillante Auflösung oder mit Solar-Technologie für eine noch längere<br />
Akkulaufzeit zur Wahl.<br />
GARMIN.COM
Ocean Woman<br />
Safety-Check – oder wer hat<br />
die Schokolade gegessen?<br />
Die Segelsaison geht los! Zuerst Boatshow Tulln, dann Auswintern zu Ostern, dann Segeln,<br />
dann Einwintern. Das sind die wahren Jahreszeiten der SeglerInnen!<br />
In Tulln war eigentlich alles wie<br />
immer. Lang vermisste Gesichter,<br />
wunderschöner -<br />
Stand, mittelmäßiges Kaffee-Angebot,<br />
stickige Hallen. Also schnappte<br />
ich immer wieder zwischendurch<br />
Luft. Und siehe da, ich blieb bei der<br />
Vorführung der Sicherheitsfackeln<br />
hängen. Glühendes Rot, viel Rauch,<br />
viele Zuschauer. Ich stand neben<br />
den Toiletten (ganz neu!) und beobachtete<br />
die Outdoor-Vorführung für<br />
Sicherheitsmaßnahmen an Bord.<br />
Der Sicherheitsbeauftragte lächelte,<br />
während er eine Fackel nach der<br />
anderen zündete. Die Zuschauer<br />
applaudierten, die Kinder bekamen<br />
große Augen. Wie wäre das denn<br />
im Ernstfall? Applaus gäb es sicher<br />
keinen.<br />
Auf unserem Weltumsegelungs-<br />
Schiff wird und wurde Sicherheit<br />
natürlich großgeschrieben. Satellitentelefon<br />
und Epirb sind selbstverständlich,<br />
die Rettungsinsel auf<br />
einem Holzkatamaran vielleicht<br />
nicht unbedingt nötig, andererseits:<br />
wenn’s brennt?<br />
Trotz fehlender Schräglage hatten<br />
wir auf den großen Überfahrten<br />
Lifebelts und Sicherheitsgurte. Ungeschriebenes<br />
Gesetz an Bord: kein<br />
Pieseln über die Reling – egal ob<br />
auf Fahrt oder nicht. Segelmanöver<br />
in der Nacht immer zu zweit – ich<br />
würde kein Auge zukriegen in den<br />
Nachtfahrten, würde mein Skipper<br />
das nicht einhalten.<br />
Mit Kind an Bord war auch immer<br />
klar, dass gesagt wurde, wo<br />
man sich an Bord aufhält. Lange<br />
meldete sich Segelkind Finn ab,<br />
wenn er die Toilette aufsuchte –<br />
so auch in der Wiener Wohnung!<br />
SCHUSS IN DEN HOLZSTADEL<br />
Natürlich übten auch wir mit Notraketen<br />
zu schießen, bevor es auf<br />
große Fahrt ging. Ich erinnere mich<br />
noch gut an die bitterkalte, verschneite<br />
Nacht in Tirol im Haus<br />
meiner Schwiegereltern. Wir hatten<br />
abgelaufene Raketen samt Signalpistole<br />
für die Silvesternacht mitgenommen.<br />
Ich zielte in die Luft und durch<br />
den leichten Rückstoß erschrak<br />
ich derart, dass ich wenige Meter<br />
vor mir in einen Holzstadel schoss.<br />
Die Rakete glühte ca. drei Sekunden<br />
– nicht lange genug, um von<br />
einem Tanker gesehen zu werden,<br />
schoss es mir durch den Kopf. Aber<br />
kurz genug, um nicht die Feuerwehr<br />
rufen zu müssen. Also Üben kann<br />
nicht schaden.<br />
Apropos Feuer. Einmal, noch vor<br />
der Reise, platzte das Einlassventil<br />
des Petroleum-Ofens und eine<br />
Stichflamme setzte den Herd in<br />
Brand. Feuerlöscher und Feuerdecke<br />
waren sofort zur Hand, weil<br />
perfekt platziert, der Schaden war<br />
überschaubar. Der Schaum des<br />
Feuerlöschers war allerdings bis in<br />
die kleinsten Ritzen in der Kombüse<br />
verteilt. Heute koche ich auf dem<br />
Gasherd, die Gasflasche ist an Deck<br />
in einer Kiste verstaut. Das Aufund<br />
Zudrehen des Gashahns vor<br />
und nach dem Kochen ist so selbstverständlich<br />
wie der Abwasch.<br />
Das Signalhorn und unser schönes<br />
Conch-Schneckenhorn aus der<br />
Südsee finden oft Verwendung –<br />
zurzeit vor allem in Kroatien im<br />
Falle von „autopilotierten“ Yachten,<br />
deren Skipper unter Deck dösen.<br />
Ohnmachtssichere Rettungswesten,<br />
Bergeschlaufe mit schwimmfähigem<br />
Tau, Baywatch-Boje inklusive rotem<br />
Badeanzug, die Sicherheitsliste ist<br />
lang und lässt sich gut im Internet<br />
recherchieren, aber eines möchte<br />
ich noch erwähnen. Unsere Notfallbox!<br />
Ein wasserdichter Kanister, der<br />
im Fall der Fälle auf die Rettungsinsel<br />
mitzunehmen ist!<br />
Notraketen, Handfackeln, Kompass,<br />
GPS (mit Batteriebetrieb),<br />
Medikamente, Vitamintabletten,<br />
wasserdichte Taschenlampe, Angelzeug,<br />
kleiner Trinkwasseraufbereiter<br />
(geschätzte drei Tropfen Wasser<br />
mit Plastikgeschmack pro Stunde),<br />
Taschenmesser, Handfunkgerät<br />
mit Batteriebetrieb und natürlich<br />
Schokolade!<br />
Als wir in Neuseeland besagte<br />
Notfallbox warteten, öffnete ich<br />
den Schraubdeckel und traute meinen<br />
Augen nicht: Alles war da, nur<br />
nicht die Essensnotration – ein paar<br />
ranzige Erdnüsse ausgenommen.<br />
Hatte der Skipper doch tatsächlich<br />
während einer harten Nachtwache<br />
sämtliche Schokolade und<br />
Müsliriegel verputzt! Da hätten<br />
wir ganz schön gestaunt in der<br />
Rettungsinsel, nicht wahr, mein<br />
Captain? <br />
FOTO: H. SKRACH<br />
ALEXANDRA SCHÖLER<br />
ist Weltumseglerin,<br />
Sängerin, Regisseurin,<br />
Buchautorin und seit<br />
2010 Ocean Woman.<br />
kolumne@<strong>ocean7</strong>.at<br />
Auch das Abfeuern<br />
von Notsignalen will<br />
geübt sein.<br />
16 3/<strong>2023</strong>
REVIER<br />
Tipps, Trends & Neuheiten<br />
FOTO: ALEN SACIPI<br />
Süße Klänge<br />
REVIERTIPP. Ab der Marina Kastela in Split bietet<br />
Trend, Travel & Yachting nicht nur sehr<br />
interessante Charteryachten (wie z. B. einen Lucia-<br />
Kat oder einen Neel-Trimaran) an, sondern hat<br />
auch tolle Ankertipps parat – z. B. die Badebucht<br />
Przina auf der Insel Korčula, die als „Nachtigallbucht“<br />
bekannt ist, da sich diese Vögel hier bis<br />
Juni am Abend einen Singwettstreit liefern. Sollte<br />
es wetterbedingt ungemütlich werden, kann man<br />
sich in die Bucht von Lovište verholen. Konoba-<br />
Tipp: Rato’s Grill auf der Insel Šćedro.<br />
Angebote für Juni/Juli: Katamaran Lucia 40<br />
ab € 4.800,–, Trimaran Neel 47 ab € 5.670,– oder<br />
eine Jeanneau Sun Odyssey 419 ab 2.650,–.<br />
è www.trend-travel-yachting.com<br />
Man segle mit<br />
einem Neel Trimaran<br />
von Trend Travel &<br />
Yachting z. B. zu<br />
Rato’s Grill.<br />
FOTO: RESTAURANT UVALA VELI DOLAC<br />
Vinophil segeln<br />
ADRIA & WEIN. All jenen, die<br />
an den Ufern der kroatischen<br />
Weinanbaugebiete entlangschippern,<br />
bietet Pitter<br />
Yachtcharter mit seinen<br />
Charterbasen in Trogir und<br />
Split zwei ideale Ausgangshäfen.<br />
Neben guten Winzern gibt<br />
es hier besonders schöne Buchten<br />
und Sandstrände, die, wenn<br />
man mit der Familie unterwegs<br />
ist, für viel Abwechslung sorgen.<br />
Die Buchten um Kor čula<br />
z. B. bieten allesamt eine kleinefeine<br />
Infrastruktur. Auch das<br />
gegenüber auf der Halbinsel<br />
Pelješac liegende Orebić ist bei<br />
Yachties sehr beliebt. Ein Taxiboot<br />
und eine Fähre fahren von<br />
hier regelmäßig in die prächtige<br />
Altstadt von Korčula. Angebote:<br />
1 Woche Charter Fountaine<br />
Pajot Astrea 42 im Mai ab<br />
€ 2.532,– oder 1 Woche Dufour<br />
430 im Juni ab € 3.217,–.<br />
è www.pitter-yachting.com<br />
Ab Trogir ab in den Süden.<br />
FOTO: XBRCHX/SHUTTERSTOCK.COM<br />
FOTOS: NÖ WERBUNG/MICHAEL REIDINGER<br />
Liegeplatzbuchung & Revierführer<br />
Mit Bestpreisgarantie<br />
online buchen<br />
Übers Wasser zum Floh.<br />
Per Boot ins Wirtshaus<br />
FLUSSTRANSFER. Der Floh in Langenlebarn ist<br />
eines der anerkannt besten Wirtshäuser im Wiener<br />
Umland. Von April bis Oktober bietet Vienna<br />
Boat Charter stimmungsvolle Boot-Transfers für<br />
bis zu zehn Personen von Wien zum Wirtshaus<br />
an, das über einen eigenen Steg an der Donau verfügt.<br />
Man kann eine oder beide Strecken nautisch<br />
nobilitieren, die Rückfahrt vom Floh nach Wien<br />
ist auch mit dem Zug oder Taxi möglich.<br />
è www.derfloh.at/boottransfer<br />
Liegeplätze<br />
Tickets für<br />
Nationalparks<br />
App gratis<br />
my-Sea.com
Kroatien/Pelješac<br />
Die Schätze<br />
Die Weine des Pelješac<br />
sind wahre Schätze. Ihre<br />
Trauben reifen noch auf<br />
Weinbergen, die diesen<br />
Namen wahrlich verdienen, sind<br />
sie doch sehr steil und ist das<br />
Terroir so karg, dass sich die<br />
Rebstöcke am blanken Fels festzukrallen<br />
scheinen.<br />
Regen gibt es meist nur im Frühjahr.<br />
Danach knallt die Sonne auf<br />
die nach Süden abfallenden Hänge,<br />
um den Trauben des Mali Plavac<br />
ihren unvergleichlichen Charakter<br />
zu verleihen. Der Ertrag beim<br />
„Kleinen Blauen“ zur Weinlese<br />
ist daher gering, der Zuckergehalt<br />
aber so hoch, dass die Spitzensorten<br />
mit einem Alkoholgehalt<br />
von 15,5 Vol.-% über den Ladentisch<br />
gehen.<br />
Jung sind sie oft rau und kratzig,<br />
erst nach fünf Jahren erreichen sie<br />
ihre volle Reife. Die sechs Flaschen,<br />
die ich für den Törn einkaufe, kosten<br />
mehr als der rest liche Bordproviant.<br />
18 3/<strong>2023</strong>
Altstadt und Hafen<br />
von Orebić.<br />
Mal ehrlich: Wussten Sie, dass vom Pelješac die besten Austern und die bekanntesten<br />
Weine Kroatiens kommen? Und so ganz nebenbei ist die Halbinsel auch noch ein Segelrevier,<br />
das den Vergleich mit anderen in Dalmatiens Inselwelt nicht zu scheuen braucht.<br />
des Pelješac<br />
Text und Fotos CHRISTIAN VON DER HECKEN<br />
Wir wollen zu den Weinen des<br />
Pelješac segeln. Zwar schmiegen<br />
sich zwischen den Häfen Trstenik<br />
und Orebić Dörfer mit so klingenden<br />
Namen wie Dingač, Podobuče<br />
und Postup an die Hänge, doch<br />
Ankermöglichkeiten bieten sie<br />
nicht. Deshalb diese sechs Flaschen.<br />
Mit ihnen soll jeder Segeltag<br />
im Zeichen eines Pelješac-<br />
Weines stehen.<br />
Der Wein des ersten Segeltages:<br />
Plavac Mili, 14,5 Vol.-%, Jahrgang<br />
2012, Traube: Mali Plavac, Weingut:<br />
PZ Stoviš, Ston.<br />
Es ist Mai, wir legen in Shorts von<br />
der ACI-Marina in Dubrovnik ab.<br />
Doch kaum haben wir Kap Lirica<br />
voraus, schiebt sich von achtern<br />
eine weiße Wand heran, die uns<br />
mit vom Wind gepeitschtem Regen<br />
überschüttet. Zwar hatten wir geplant,<br />
heute bis Lovište zu segeln,<br />
doch nun weichen wir doch lieber<br />
nach Žuljana aus. Der Anker hält<br />
und als dann noch die Sonne ver-<br />
3/<strong>2023</strong> 19
Kroatien/Pelješac<br />
steckt hinter dicken Wolken untergeht,<br />
ziehen wir den Korken aus der ersten<br />
Flasche. Der Wein ist aus Ston, wo wir<br />
einen Kaffee-Zwischenstopp einlegen<br />
wollten. Doch bei diesem Jugo in das<br />
enge Fahrwasser einzulaufen, war einfach<br />
zu riskant.<br />
Der Wein des ersten Segeltages wurde vor Žuljana verkostet: Plavac Mili, 14,5 Vol.-%,<br />
Jahrgang 2012, Traube: Mali Plavac, Weingut: PZ Stoviš, Ston.<br />
Fischer in Trpanj.<br />
Wehrdorf Mali Ston.<br />
Der Wein des zweiten Segeltages: Plava, 12,5 Vol.-%, Jahrgang 2017,<br />
Traube: Plavac Mali, Weingut: Skaramuča, Potomje.<br />
Konoba Škojera Trpanj.<br />
Im Kanal von Pelješac.<br />
Austernzucht<br />
bei Mali Ston.<br />
Der Wein des zweiten Segeltages:<br />
Plava, 12,5 Vol%, Jahrgang 2017,<br />
Traube: Plavac Mali, Weingut:<br />
Skaramuča, Potomje.<br />
Am nächsten Morgen flüstert der<br />
Wind nur noch mit sieben bis<br />
acht Knoten. Wir setzen das Groß<br />
und hoffen, so die Motorfahrt etwas<br />
zu beschleunigen. Ab Dingač<br />
bleiben wir dicht unter der Küste,<br />
hinter Orebić klettert die Anzeige des<br />
Windmessers auf 14 Knoten.<br />
Hoffnung kommt auf, doch die<br />
zerschlägt sich, bevor wir noch Kap<br />
Osičac gerundet haben. In der Bucht<br />
von Lovište nehmen wir eine Boje auf<br />
und als die Leinen fest sind, wollen wir<br />
den Ort erkunden. Doch schon bald<br />
müssen wir uns vor dem nächsten<br />
Schauer in eine Kneipe flüchten. Aprilwetter<br />
im Mai!<br />
Dabei macht es durchaus Sinn, so<br />
früh im Jahr zu chartern. Die Yachten<br />
sind günstiger, die Häfen leer, viele<br />
Kneipen ebenso und meist gibt es<br />
besseren Segelwind als im Sommer.<br />
Natürlich kann das Wetter auch einmal<br />
schlecht sein. Dann muss man eben<br />
das Beste daraus machen. Wir halten<br />
uns dabei an den Wein des zweiten<br />
Segeltages, der uns den gemütlichen<br />
Salon unseres Schiffes noch gemütlicher<br />
erscheinen lässt.<br />
Der Wein des dritten Segeltages:<br />
Postup, 14,1 Vol.-%, Jahrgang 2010,<br />
Rebe: Plavac Mali, Weingut: Vinogorje<br />
Pelješac Polozaj, Postup.<br />
Hurra, die Sonne scheint, das Meer hat<br />
uns wieder! Ab Kap Lovište laufen wir<br />
hart am Wind bis unter die Südküste<br />
von Hvar. Dort dreht der Wind auf<br />
Nord und garantiert uns einen – leider<br />
sehr böigen – Anlieger bis Trpanj.<br />
In dem den Yachten vorbehaltenen<br />
Teil des Hafens herrscht Hochbetrieb,<br />
gut abgefendert können wir uns gera-<br />
20 3/<strong>2023</strong>
„Der Dingač trägt seit 1961 das<br />
geschützte Prädikat ,Kakovostno<br />
Vino‘ – herausragender Wein.“<br />
Weingärten in Postup, Wein des dritten Segeltags: Postup, 14,1 Vol.-%, Jahrgang<br />
2010, Rebe: Plavac Mali, Weingut: Vinogorje Pelješac Polozaj Postup.<br />
de noch in eine Lücke pressen. Viele<br />
Häfen des Pelješac liegen noch im<br />
Winterschlaf, nicht so Trpanj. Hier<br />
sind bereits alle Restaurants an der<br />
Wasserfront ausgebucht.<br />
Ein Glück für uns, denn so landen<br />
wir in der Konoba Škojera und<br />
lassen uns von der authentischen<br />
Küche verwöhnen. Der im Krug<br />
servierte Hauswein macht Gusto<br />
auf unseren Wein des dritten Segeltages,<br />
den wir zum guten Schluss<br />
an Bord zu uns nehmen.<br />
Der Wein des vierten Segeltages:<br />
Pošip weiß, Rukatac Cuvée,<br />
13 Vol.-%, Jahrgang 2015, Traube:<br />
Malvazia. Weingut: Madirazza<br />
winery, Potomje.<br />
Erfreulich geht es am nächsten<br />
Morgen weiter, denn statt wie vorhergesagt<br />
aus West auf die Nase<br />
kommt der Wind aus Ost und<br />
schiebt uns achterlich kräftig an.<br />
Am Kap Lovište darf zum Groß<br />
auch die Genua dazu und es geht<br />
flott ab in den Süden, bis uns querab<br />
die Weinberge von Postup grüßen.<br />
Hier sind die Trauben des Weines<br />
für unseren vierten Segeltag gereift.<br />
Ab Dingač steuern wir Trstenik unter<br />
Motor an und mit freundlicher<br />
Unterstützung des Hafenmeisters<br />
liegen wir schnell an der Mole.<br />
Zu Trstenik fällt jedem Weinkenner<br />
unweigerlich Miljenko Grgić<br />
ein. Er war als junger Mann nach<br />
Kalifornien emigriert, wo er sich<br />
mit neuen Methoden zum Weinkeltern<br />
einen guten Ruf aufgebaut<br />
hatte. Schlagartig berühmt wurde<br />
er, als er auf der Pariser Weinausstellung<br />
1976 mit seinem kalifornischen<br />
Chardonnay die gesamte<br />
französische Konkurrenz auf die<br />
hinteren Ränge verwies.<br />
In Trstenik besitzt er ebenfalls ein<br />
Weingut und natürlich haben wir<br />
auch eine Flasche aus seinem Keller<br />
an Bord. Da der schwere (und viel<br />
zu junge) Rotwein nicht zum heute<br />
auf der Speisekarte stehenden Fisch<br />
Oben: Matuško Kellerei<br />
in Potomje (oben) mit<br />
Weinverkauf (links).<br />
Wein des vierten<br />
Segeltages: Pošip<br />
weiß, Rukatac<br />
Cuvée, 13 Vol.-%,<br />
Jahrgang 2015,<br />
Traube: Malvazia.<br />
Weingut: Madirazza<br />
Winery, Potomje.<br />
3/<strong>2023</strong> 21
Weinsegeln auf der Halbinsel Pelješac<br />
Korčula<br />
Das Revier<br />
Im Sommer ein beliebtes Familienrevier, in der Vor- und<br />
Nachsaison kann es anspruchsvoll sein. Wind und Wetter:<br />
Sonnig, heiß und meist vom Maestrale dominiert im Sommer.<br />
In der Vor- und Nachsaison ist auch mit Bora und<br />
Jugo zu rechnen (in den Passagen zwischen den Inseln<br />
kann dann kräftiger Strom laufen. Beste Zeit: Mitte Mai<br />
bis Ende Juni und September bis Anfang Oktober.<br />
è www.croatia.hr<br />
Die Weine<br />
Dingač. Der bekannteste Wein Kroatiens. Das ökologisch<br />
einwandfreie Anbaugebiet ist begrenzt, die Plavac Mali<br />
Traube wird spät und bereits halbtrocken geerntet. Lagerung<br />
in Eichenfässern ist üblich.<br />
Postup. Sehr ähnlich dem Dingač. Ebenfalls gut lagerfähig,<br />
aber meist mit etwas geringerem Alkoholgehalt.<br />
Seine unverwechselbare Charakteristik erhält er durch<br />
eine Restgehalt von unvergorenem Zucker.<br />
Potomje. Ein trockener Rotwein der Winzergemeinschaft<br />
von Potomje, der unter dem Esel-Logo vertrieben werden<br />
darf. Denn bevor es den Tunnel von Potomje gab, mussten<br />
die Trauben auf Eseln verpackt auf steilen Pfaden<br />
über die Berge nach Potomje transportiert werden.<br />
LOVIŠTE<br />
Pelješki-Kanal<br />
OREBIĆ<br />
TRPANJ<br />
Adria<br />
POSTUP<br />
POTOMJE<br />
Pošip/Rukatac: Obwohl der Pelješac ein Rotweingebiet<br />
ist, werden auch gute Weißweine (Malvazia)<br />
aus der Rukatac-Traube gekeltert.<br />
Pelješac. Ein süß-süffiger Wein, als Weiß- und als<br />
Rotwein erhältlich. Auch er wird unter dem Esel-Logo<br />
vertrieben.<br />
Prošek. Dieser Dessertwein ist eine Spezialität Dalmatiens.<br />
Er wird sowohl aus Mali Plavac als auch aus<br />
Rukatac gekeltert.<br />
Charter-Tipps<br />
Zum Nachsegeln dieses Weinerlebnis-Törns bietet Argos<br />
Yachtcharter einen One-Way-Charter von Split nach<br />
Dubrovnik an. Von Split aus wären auch die Inseln Brač,<br />
Hvar, Korčula, Mljet und die Elaphiteninsel Sipan auf dem<br />
Törnplan. Wer einen Rundtörn bevorzugt, findet hier interessante<br />
Tipps: è www.argos-yachtcharter./s/o7-423<br />
Im Charter-Portfolio sind sportliche First-Yachten für<br />
lange Schläge ab Split zu finden. Eine First 44 (Bj. <strong>2023</strong>),<br />
eine First 36 und eine kleine First 27 (jeweils Bj. 2022)<br />
sind noch gut verfügbar. Die First 36 z. B. ist im Mai ab<br />
€ 2.000,– pro Woche zu chartern.<br />
è www.argos-yachtcharter.de<br />
CRKVICE<br />
SRESER<br />
DINGAČ DRAČE<br />
TRSTENIK<br />
ŽULJANA<br />
Lirica<br />
Mljet<br />
DUBA<br />
42° 54‘ N<br />
BRIJESTA<br />
Kroatien<br />
Pelješac-Brücke<br />
Bosnien-Herzegowina<br />
Pelješac<br />
PRAPRATNO<br />
STON<br />
Kroatien<br />
MALI STON<br />
Olipa<br />
Šipan<br />
Die neue Pelješac-Brücke verbindet<br />
seit Juli 2022 grenzenlos<br />
den Südzipfel Kroatiens<br />
mit dem nördlichen Teil.<br />
17° 31‘ E<br />
DUBROVNIK<br />
passt, heben wir ihn uns für den<br />
letzten Tag auf und gönnen uns<br />
eine Flasche Weißwein.<br />
Der Wein des fünften Segeltages:<br />
Dingač, 15 Vol.-%, Jahrgang 2015,<br />
Traube: Plavac Mali, Weingut:<br />
Skaramuča, Potomje.<br />
Die Passage zwischen dem Pelješac<br />
und der Insel Olipa ist zwar eng,<br />
aber überall ausreichend tief. Sie<br />
führt direkt in den Stonski-Kanal,<br />
wo sich dessen Fahrwasser auf wenige<br />
Meter verengt. Stons Hafen<br />
wird gerade ausgebaut, wir dürfen<br />
für eine Nacht an der Mole liegen.<br />
Ohne Wasser und Strom, doch<br />
was soll’s? An den Wällen von Stons<br />
mittelalterlicher Festung kann man<br />
einfach nicht vorbeisegeln. Kilometerweit<br />
ziehen sie sich an den Berghängen<br />
entlang bis zum ehemaligen<br />
Wehrdorf Mali Ston. Hier, fast vor<br />
den Türen der Restaurants, werden<br />
Austern gezüchtet, in Anlagen, die<br />
sich (sehr zum Leidwesen der Segler)<br />
meilenweit den Kanal von Mali<br />
Ston hochziehen.<br />
Die zu den Austern servierten<br />
Weißweine des Pelješac passen gut,<br />
mit unserem roten Dingač an Bord<br />
wird dieser Segeltag perfekt.<br />
Der Wein des sechsten Segeltages:<br />
Plavac Mali, 15 Vol.%, Jahrgang<br />
2016, Traube: Plavac Mali,<br />
Weingut: Grgić Vina, Trstenik.<br />
Dubrovnik, das einstige Ragusa,<br />
wollen wir am letzten Tag unseres<br />
Törns aus einer ganz besonderen<br />
Perspektive betrachten:<br />
von Bord aus.<br />
Zum krönenden Abschluss<br />
unserer Segelreise zu den<br />
Pelješac-Weinen köpfen wir<br />
die letzte Flasche Rotwein,<br />
als die nicht weniger imposante<br />
Kulisse der Altstadt an<br />
uns vorüberzieht. <br />
Der Wein des sechsten<br />
Segeltages: Plavac Mali,<br />
15 Vol.-%, Jahrgang<br />
2016, Traube: Plavac<br />
Mali, Weingut: Grgi ’c<br />
Vina, Trstenik. Verkostet<br />
vor Dubrovnik.<br />
Der Wein des fünften Segeltages: Dingac, 15 Vol.-%, Jahrgang 2015, Traube: Plavac Mali,<br />
Weingut: Skaramuča, Potomje. Dekantiert in Ston.<br />
22 3/<strong>2023</strong>
So groß wie eine kleine<br />
Keksschachtel.<br />
Versteckte Musik<br />
MARINE-RADIO. Das neue Fusion Marine-Radio<br />
Apollo WB675 von Garmin misst nur 130 x 130 x<br />
56 mm und kann daher platzsparend an Orten wie in<br />
Steuerkonsolen oder auch völlig außerhalb des Sichtfelds<br />
installiert werden. Dank Multi-Zone-Technologie<br />
können bis zu vier Audiozonen separat gesteuert werden.<br />
Die Steuerung erfolgt dabei bequem über Fusion-<br />
Kabelfernbedienungen sowie kompatible Garmin Kartenplotter<br />
oder marinespezifische Smartwatches und<br />
Handgeräte.<br />
è www.garmin.com<br />
ÜBER<br />
JAHRE<br />
Zügig<br />
nach Split<br />
FOTO: IVO BIOCINA<br />
NACHTREISEZUG. Von Mai bis<br />
Anfang Oktober gib es erneut eine<br />
Nachtzugverbindung an die kroatische<br />
Adriaküste. Der Zug fährt mittwochs,<br />
freitags und sonntags auf der<br />
Strecke Bratislava–Wien–Graz–Zagreb–Knin–Split.<br />
Nach dem Einstieg<br />
frühabends in Wien erreicht man<br />
Split am nächsten Morgen. Retour<br />
geht es dann ebenfalls in der Nacht,<br />
jeweils am Donnerstag, Samstag und<br />
Bio-Kraftstoff<br />
GRÜNER DIESEL. Seine Diesel-<br />
Generatoren hat Fischer Panda<br />
für paraffinbasierte alternative<br />
Dieselkraftstoffe freigegeben, die<br />
der europäischen Norm EN15940<br />
entsprechen. Der deutsche Generatorenbauer<br />
verzeichnet eine wachsende<br />
Nach frage, seine Generatoren<br />
mit den alternativen Kraftstoffen zu<br />
betreiben, die einen hohen Anteil an<br />
Bio-Komponenten besitzen, eine mit<br />
Diesel vergleichbare Leistung erreichen<br />
und über das bestehende Kraftstoffnetz<br />
verteilt werden können.<br />
Ob sie weniger CO 2 als fossiler<br />
Montag. Die Mitnahme von Autos<br />
und Motorrädern auf dieser Verbindung<br />
ist von Wien und Bratislava<br />
nach Split und retour auch möglich.<br />
è www.oebb.at<br />
Diesel freisetzen, hängt allerdings<br />
von den Ausgangsstoffen ab, die von<br />
biogenen Rest- und Abfallstoffen<br />
und Pflanzenölen über eigens angebaute<br />
Biomasse bis zu Erdgas und<br />
Kohle reichen.<br />
è www.fischerpanda.de<br />
Ausgeschlafen in<br />
Split ankommen.<br />
Diesel-Generatoren<br />
von Fischer Panda<br />
laufen auch mit<br />
alternativem Diesel.<br />
Dalmatien<br />
Sportlich segeln &<br />
Weine verkosten!<br />
Mehr Info:<br />
argos-yachtcharter.de/s/o7-423<br />
+49 (0) 611 - 66 05 1<br />
mail@argos-yachtcharter.de<br />
www.argos-yachtcharter.de<br />
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Island<br />
Unsere Doucema war in<br />
ihrem Element: Wir zogen<br />
unter Vollzeug mit<br />
zehn Knoten durchs Wasser,<br />
unserem großen Ziel Island<br />
entgegen. Zu Sonnenaufgang hatten<br />
wir das Nordkap der Äußeren<br />
Hebriden, den Butt of Lewis, querab.<br />
Kein Radar- oder AIS-Signal in<br />
der Nähe, wir waren im Nordatlantik<br />
auf 60 Grad Nord unterwegs.<br />
Nun lagen vorerst 200 Seemeilen<br />
zu den Färöer-Inseln und danach<br />
weitere 400 Seemeilen zu den<br />
Westmännerinseln im Südwesten<br />
von Island vor uns. Dabei kreuzten<br />
wir Kurse berühmter Schiffe: die<br />
Erebus, die 1846 im Zuge der tragischen<br />
Franklin-Expedition verloren<br />
ging; die Gjøa, die 1903 mit<br />
Amundsen den Weg in die Nordwestpassage<br />
segelte; die Rehu<br />
Moana, die 1963 als erster Katamaran<br />
mit David Lewis in die<br />
Arktis segelte, die Tzu Hang die<br />
zweimal vor Kap Hoorn durchkenterte,<br />
und viele weitere.<br />
Namensgeber der Insel war der norwegische Wikinger Flóki Vilgerðarson,<br />
der im 9. Jahrhundert mit seiner Familie nach Island segelte, um dort<br />
heimisch zu werden. Als er nach einem kalten Winter auch im Frühling<br />
noch den Fjord Ísafjörður voller Treibeis vorfand, nannte er das ganze<br />
Eiland „Eisland“. Wir sind ihm ein gutes Stück nach- und noch weiter<br />
bis zum Polarkreis gesegelt.<br />
Text und Fotos GERALD WINKLER<br />
Rund<br />
Island<br />
24 3/<strong>2023</strong>
Diese Region ist mit großen Namen<br />
und berühmten Geschichten<br />
verbunden. Und nun segelten wir<br />
hier – mit Respekt. Dank unserer<br />
Langfahrt über die Biskaya, die<br />
Bretagne und die Westküste Irlands<br />
nach Norden im Vorjahr waren wir<br />
auf diesen Abschnitt aber gut vorbereitet.<br />
Obligatorisch der Zwischenstopp<br />
auf den vulkanischen Färöer-Inseln,<br />
danach ging es bei lebhaften<br />
Südwestwinden und ruppiger See<br />
weiter zu den Westmännerinseln,<br />
das letzte Stück entlang der Südküste<br />
Islands.<br />
Unser Wetterfenster hielt, sodass<br />
wir nach vier Tagen bei Sonnenschein<br />
in den Hafen von Heimaey<br />
auf den Westmännerinseln einlaufen<br />
konnten. Erstmals lagen wir an<br />
einer Reifenmauer. Ausgerüstet mit<br />
Fenderbrettern und langen Leinen,<br />
war auch der Tidenhub von vier<br />
Metern gut zu meistern.<br />
Bekanntheit erlangten die West -<br />
männer insel durch den Vulkanaus-<br />
Archaische Einsamkeit<br />
am Hornstrandir.<br />
3/<strong>2023</strong> 25
Island<br />
„ Wanderwege führen hoch hinauf in die steilen<br />
Berge – mit unendlich schöner Aussicht auf<br />
Islands Inseln und Gletscher.“<br />
bruch 1973, bei dem ein Großteil<br />
des Hauptortes und ein Teil der<br />
Hafeneinfahrt unter Lava und<br />
Asche begraben wurden.<br />
Heute zeugt ein beeindruckendes<br />
Museum von dieser Naturkatastrophe,<br />
zudem führen Wanderwege<br />
durch von Lupinen gesäumte Wiesen<br />
bis hoch hinauf in die steilen<br />
Berge – mit unendlich schöner<br />
Aussicht auf die Nachbarinseln<br />
und Islands Gletscher.<br />
ANKERPLATZ WASSERFALL<br />
Nach ein paar Tagen das nächste<br />
Highlight: Reykjavík, die Hauptstadt<br />
an Islands Westküste. Wir fanden<br />
einen perfekten Liegeplatz mitten<br />
in der City, gleich gegenüber der<br />
Harpa-Halle, in deren bunter Glasfront<br />
sich kurz vor Mitternacht die<br />
Sonne in tiefstem Orange spiegelte.<br />
Wir blieben einige Tage und machten<br />
mit einem Mietwagen ausgiebige<br />
Erkundungstouren, um Land<br />
und Leute näher kennenzulernen.<br />
Im Gegensatz zum Süden Islands<br />
sind die Küsten im Westen von<br />
26 3/<strong>2023</strong><br />
sehr großen Buchten und langen<br />
Fjorden geprägt. Der Segelführer<br />
listet nur wenige Ankerplätze auf,<br />
jedoch finden sich mit Hilfe der<br />
Karte und Google Earth meist geeignete<br />
Ankerplätze für die (kurze)<br />
Nacht. Der Atlantik-Schwell ist natürlich<br />
gegeben, war aber auf unserem<br />
Katamaran kaum zu spüren.<br />
In Grundarfjörður, circa 100 Seemeilen<br />
nördlich von Reykjavík,<br />
ließen wir ein heftiges Tiefdruckgebiet<br />
durchziehen – die Fallböen<br />
erreichten in der Nacht 60 Knoten<br />
(11 Beaufort = orkanartiger Sturm).<br />
Eine wilde Nacht, aber hinter einer<br />
hohen Reifenmauer lagen wir gut<br />
geschützt.<br />
Die Westfjorde im Nordwesten<br />
von Island waren unser „stretched<br />
Target“. Viel hatten wir über die<br />
faszinierenden, teils wilden und<br />
einsamen Fjord-Landschaften gelesen.<br />
Hier im entlegensten Teil Islands<br />
sind die Küsten nur durch<br />
die Dänemarkstraße von Grönland<br />
getrennt – das zog uns magisch an.<br />
Im Winter davor hatte ich schon<br />
Arnarfjörður<br />
ein Bild des mächtigen Dynjandi-Wasserfalls<br />
gesehen. Aus einem<br />
spontanen „Da wollen wir<br />
hin!“ wurde eine mehrtägige<br />
Reise bis zum Ende des Arnar -<br />
fjörðurs, wo das Wasser des Flusses<br />
Dynjandisá über zahllose<br />
Stufen gut 100 Meter in die Tiefe<br />
stürzt. Auf dem Weg dorthin zogen<br />
immer wieder Wale und<br />
Delfine an uns vorbei.<br />
Unser Anker fiel unmittelbar<br />
vor dem Wasserfall, sodass wir<br />
uns über einen der beeindruckendsten<br />
Ankerplätze unserer<br />
Hornstrandir<br />
<<br />
ÍSAFJÖRÐUR<br />
DYNJANDI<br />
Atlantik<br />
GRUNDAR -<br />
FJÖRÐUR<br />
><br />
REYKJAVÍK<br />
Westmännerinseln<br />
Grímsey<br />
SIGLUFJÖRÐUR<br />
Hrísey<br />
<<br />
AKUREYRI<br />
Morgenstimmung in<br />
den Westfjorden.<br />
Grönlandsee<br />
><br />
RAUFARHÖFN<br />
Norwegen<br />
<<br />
><br />
21° 53’ W<br />
Färöer<br />
64° 8’ N
YACHTCHARTER | YACHTSALES<br />
Küstenwanderung mit<br />
exklusiver Aussicht.<br />
Festgemacht mitten<br />
in Reykjavík …<br />
Eissturmvögel, kühne Begleiter<br />
bei Tag und Nacht.<br />
Ihr Partner<br />
für Yachtcharter,<br />
Yachtkauf &<br />
Yachthandel<br />
FOTO: BARBARA BEDNARZ/SHUTTERSTOCK.COM<br />
… wo man reichlich Gelegenheit hat,<br />
isländische Biere zu verkosten.<br />
„ Einige Yachten waren auf<br />
dem Weg nach Grönland<br />
oder in die Nordwestpassage,<br />
für andere war in Isafjördur<br />
ihr Ziel erreicht und es ging<br />
wieder retour.“<br />
bisherigen Törns freuen durften.<br />
Wie schon bei anderen Ankerplätzen<br />
in Island stimmten auch hier<br />
die Tiefen in den Buchten nicht mit<br />
der Seekarte überein, so waren uns<br />
Echolot und Forward Sonar eine<br />
große Hilfe.<br />
DAS LEBEN IST SCHWER<br />
Treffpunkt aller Segler in dieser<br />
Ecke ist der Ort Isafjördur. Das<br />
2.700-Seelen-Städtchen ist ein<br />
wichtiger Versorgungspunkt in<br />
der Region. Das erste Mal seit<br />
Reykjavík trafen wir dort wieder<br />
auf andere Yachten. Einige davon<br />
waren auf dem Weg nach Grönland<br />
oder in die Nordwestpassage, für<br />
andere war dort ihr Ziel erreicht<br />
und es ging wieder retour.<br />
Lediglich unsere Doucema und<br />
zwei andere Yachten würden weiter<br />
gegen Osten um Island herumsegeln.<br />
Nach dem Durchzug eines<br />
Tiefs liefen wir wieder aus und<br />
erreichten die Halbinsel Hornstrandir<br />
im äußersten Norden der<br />
Westfjorde. Klimatisch zählt dieses<br />
Revier bereits zur Arktis. Es gibt<br />
keine Straßen, keine Siedlungen,<br />
kein Internet – man ist komplett<br />
auf sich allein gestellt und kann das<br />
150 Seemeilen entfernte Grönland<br />
fast schon riechen.<br />
Diese archaische Einsamkeit genossen<br />
wir bei strahlendem Sonnenschein,<br />
segelten an Gletschern<br />
vorbei, ankerten in teils unkartierten<br />
Fjorden und großen Sandbuchten.<br />
Überall schmolz der Schnee<br />
und eine Unzahl von kleinen und<br />
großen Wasserfällen ergossen sich<br />
um uns ins Meer.<br />
Daher der launige Logbuch-<br />
Eintrag: „Hier in den Westfjorden<br />
ist es unmöglich, einen ruhigen<br />
Ankerplatz zu finden, überall das<br />
Getöse von mindestens drei Wasserfällen<br />
– das Leben ist schwer …“<br />
Charterangebot<br />
Derzeit gibt es nur einen Charter-Stützpunkt in Island (ab<br />
Reykjavík). Buchbar über GlobeSailor ist beispielsweise<br />
eine Bavaria C50 (Bj. 2008) mit fünf Kabinen von 15. bis<br />
22. Juli ab € 8.700,–.<br />
è www.globesailor.de<br />
Mit eigenen Basen in Kroatien<br />
& Yachtcharter weltweit<br />
+43 (0)5332/74291<br />
charter@trend-travel-yachting.com<br />
trend-travel-yachting.com<br />
© Oliver Blanchet/Neel Trimarans
Island<br />
In Begleitung von<br />
Delfinen und Walen.<br />
KLEINE CLOWNS<br />
Nun waren wir mitten im arktischen<br />
Hochsommer angekommen. Zwischen<br />
den Schneefeldern blühten<br />
Blumen und allerlei Kräuter, meist<br />
in Gelb und Blauviolett, umrahmt<br />
von dunkelgrünen Blättern.<br />
Eine Zeit voller Naturgenuss:<br />
Ausflüge mit dem Dingi, Strand -<br />
spazier gänge, Speisen vom Bordgrill<br />
und fantastische Ausblicke in die<br />
arktische Landschaft bei verschiedensten<br />
Lichtstimmungen (von<br />
kräftigem Rot über Orange<br />
und Gold bis zu zarten Pastellfarben)<br />
waren Programm.<br />
Erst als sich das Ende der Schönwetterperiode<br />
ankündigte, segelten<br />
wir weiter. Zwanzig Seemeilen vor<br />
unserem Zielhafen an der Nordküste<br />
Islands erwischten uns stürmische<br />
Ostwinde mit voller Wucht.<br />
Nach ein paar nassen Stunden hart<br />
am Wind konnten wir in den Siglufjörður-Fjord<br />
abfallen und im gleichnamigen<br />
Ort festmachen – ein lebendiger<br />
Ort zum Entspannen mit Pubs,<br />
Pizza, Bier, Schwimmsteg und schönen<br />
Wanderwegen.<br />
Nach Akureyri, wo unsere Tochter<br />
Luise zu uns stieß, besuchten<br />
wir die Inseln Hrísey und Grimsey.<br />
Dort hatten wir das Gefühl, dass die<br />
Zeit stehen geblieben ist: entspannte<br />
Ruhe, freundliche, hilfsbereite Menschen,<br />
laute, riesige Vogelkolonien,<br />
FOTO: GIMAS/SHUTTERSTOCK.COM<br />
Ankern vor dem<br />
Dynjandi-Wasserfall.<br />
Historisches Bäckerei-Auto<br />
am Hauptplatz von Isafjörður.<br />
„ Fast 700 Seemeilen legt man beim letzten Schlag<br />
über das Europäische Nordmeer zurück.“<br />
darunter auch Papageientaucher,<br />
die wie kleine Clowns aussehen.<br />
NORDISCH UND HEITER<br />
Von Grímsey aus ging es für uns<br />
weiter den Polarkreis entlang bis in<br />
das kleine Raufarhöfn im Nordosten<br />
Islands – ein abgelegener, aber guter<br />
Absprunghafen für die Überfahrt<br />
nach Norwegen. Fast 700 Seemeilen<br />
legt man bei diesem letzten Schlag<br />
über das Europäische Nordmeer<br />
zurück, mit gutem Segelwind erreichten<br />
wir nach fünf Tagen die<br />
norwegische Insel Lovund.<br />
Inmitten der vorgelagerten Schären<br />
zog noch eine heftige nächtliche<br />
Gewitterfront durch – was uns nach<br />
all den Abenteuern am Polarkreis<br />
doch recht kalt erwischt hat. <br />
Zwei Wiener auf zwei Rümpfen<br />
Lupinen, so weit<br />
das Auge reicht.<br />
Clownige<br />
Papageientaucher.<br />
Brigitte und Gerald Winkler (segeln schon seit über 40 Jahren zusammen) klarierten 2019<br />
in Kroatien aus und segelten mit ihrer Doucema, einem Lagoon 380 Katamaran, durch<br />
das Mittelmeer nach Gibraltar. 2020 mussten sie im Zuge des Covid-19-Ausbruchs umplanen.<br />
Statt in ihr Zielland Schweden segelten sie über Madeira zu den Azoren und danach<br />
nach Portugal. 2021 ging es von der Algarve über Galicien und die Biskaya in die Bretagne<br />
und weiter entlang der Atlantikküste nach Killybegs in Irland, wo ihr Katamaran den Winter<br />
an Land verbrachte. Im Frühjahr 2022 segelte das Paar über die schottischen Hebriden<br />
via die Färöer-Inseln nach und um Island und schließlich über das Europäische Nordmeer<br />
nach Norwegen. Detaillierte Beiträge, Bilder und Infos gibt es online in ihrem Blog unter<br />
è www.doucema.at<br />
28 3/<strong>2023</strong>
PANORAMA<br />
Tipps, Trends & Neuheiten<br />
Zeit schriften-<br />
Recherche<br />
DATENBANK. Seit 25 Jahren betreut<br />
der deutsche Fahrtensegler<br />
Hans Schmidt in seinem Segel-Club,<br />
dem Deutschen Touring Yacht-Club in<br />
Tutzing am Starnberger See, ein nautisches<br />
Zeitschriften-Archiv, das alle<br />
wesentlichen Magazine im deutschsprachigen<br />
Raum umfasst. Schon das<br />
ist eine Leistung, aber es kommt noch<br />
besser! Schmidt hat zu seinem Archiv<br />
auch ein elektronisches Inhaltsverzeichnis<br />
aufgebaut und dafür über<br />
5.500 Artikel ab 2014 verschlagwortet.<br />
Auf Anfrage (siehe E-Mail-<br />
Adresse) recherchiert er in seinem<br />
Verzeichnis und liefert neben einer<br />
Zusammenstellung der gefundenen<br />
Artikel auch ein ausführliches<br />
Abstract – sehr praktisch! Die<br />
Bearbeitung dauert ein paar Tage,<br />
ist dafür aber kostenlos!<br />
è nautik.schmidt@t-online.de<br />
Nordisch by<br />
Nature<br />
DOKU-TIPP. Der Hamburger Segler,<br />
Filmemacher und Musiker Claus<br />
Aktoprak hat gemeinsam mit seinem<br />
Freund Todde Mohr einen dreimonatigen<br />
Segeltörn durch die Nordsee und<br />
den Nordatlantik unternommen und<br />
dabei die Shetland-Inseln, die Färöer,<br />
die Hebriden, Irland und die schottischen<br />
Highlands erkundet. Herausgekommen<br />
ist dabei die achtteilige<br />
Doku-Serie Freigesegelt, deren erste<br />
Nordsee, Nordatlantik – neue Segeldoku.<br />
drei Folgen frei auf YouTube verfügbar<br />
sind. Die ganze Staffel gibt es dann<br />
zum Download auf ausgewählten<br />
Portalen sowie als Box mit USB-Stick.<br />
è www.luvgier.de<br />
„ Die hohe Flut ist’s, die das<br />
schwere Schiff vom Strande hebt.“<br />
Friedrich von Schiller (1759–1805), deutscher Dichter und Lyriker.
Langfahrt<br />
Skipper Hennings<br />
Freud und Leid<br />
Seekrankheit und Schwindelgefühl sind keine guten Begleiter für einen Langfahrtsegler. Von Wolfgang<br />
Hausners Büchern inspiriert, ließ der Kanadier Henning Land und Leiden hinter sich, lernte in Florida<br />
das Segeln, baute einen Kat in Brasilien, lebte viele Jahre auf seinem Schiff in der Karibik und im Pazifik,<br />
landete letztlich auf den Philippinen und lief in der Tambobo Bay jenem Mann über den Weg, mit dem<br />
einst alles begann. Zufall oder Schicksal? Spielt in dieser Geschichte keine Rolle.<br />
Text und Fotos WOLFGANG HAUSNER, HENNING OBENAUS<br />
Vor einigen Jahren war ich<br />
in der Tambobo Bay auf<br />
der philippinischen Insel<br />
Negros, wo ich mich öfter<br />
während des Südwestmonsuns aufhalte.<br />
Die gänzlich gegen Taifune<br />
geschützte Bucht ist ein beliebter<br />
Treffpunkt für Yachten, manche<br />
kommen und gehen, andere hingegen<br />
bleiben für ewig da hängen.<br />
Ich war gerade dabei, meinen Kat<br />
Taboo III an den Strand zu fahren,<br />
damit mein Tischler Delfin in den<br />
nächsten Tagen unbehindert über<br />
eine Bambusleiter an Bord steigen<br />
konnte, um fällige Reparaturen zu<br />
erledigen. Zur selben Zeit umrundete<br />
ein moderner Kat den Sandspitz<br />
nach der Riffeinfahrt und ankerte<br />
bald darauf. An Bord war nur<br />
eine Person zu sehen, was ungewöhnlich<br />
für ein Boot dieser Größe<br />
ist. Kaum hatte ich Taboo III am<br />
Ufer vertäut, kam auch schon der<br />
Skipper angefahren und wir kamen<br />
ins Gespräch. Wir waren fast im<br />
selben Alter und bald merkte ich,<br />
dass wir auf der selben Wellenlänge<br />
schwammen.<br />
Der Deutsch-Kanadier Henning<br />
aus Vancouver erzählte mir später<br />
seine interessante Geschichte –<br />
besonders beeindruckend war, wie<br />
er sein Schiff unter den widrigsten<br />
Umständen in Brasilien gebaut<br />
hatte. Im Laufe der nächsten Jahre<br />
unternahmen wir gemeinsame<br />
Fahrten in der Inselwelt der Philippinen<br />
und des Südchinesischen<br />
Meeres. Hier seine Geschichte.<br />
GELERNT IN FLORIDA<br />
Ich wollte schon immer reisen und<br />
die Welt sehen. Nach 30 Jahren hatte<br />
ich Afrika, Asien, Europa, Nordund<br />
Südamerika kennengelernt,<br />
aber immer per Flugzeug oder über<br />
Land. Schon als Kind war es mein<br />
Traum gewesen, exotische Orte zu<br />
erkunden, die nur mit einem Schiff<br />
zu erreichen wären.<br />
Leider war ich von zwei Phobien<br />
geplagt, nämlich Seekrankheit und<br />
Schwindelgefühl. Das änderte sich<br />
glücklicherweise aus irgendeinem<br />
Grund mit meinem 50. Geburtstag.<br />
Jetzt wusste ich, dass ich über die<br />
sieben Weltmeere segeln konnte,<br />
wie es meine Lieblingsautoren seit<br />
Urzeiten getan hatten.<br />
Ich reiste nach Florida und nahm<br />
Segelunterricht auf einem Katamaran.<br />
Der Inhaber der Segelschule<br />
lud mich ein, bei der Überstellung<br />
einer 50-Fuß-Kieljacht dabei zu<br />
sein. Das war im Jahr 1992 und der<br />
Törn ging von Fort Lauderdale in<br />
Florida nach Spanien. Alle an Bord<br />
außer dem Skipper und mir wurden<br />
seekrank und konnten oder wollten<br />
nicht die zugewiesenen Arbeiten<br />
tun, wie z. B. den Wasserstand in<br />
der Bilge überprüfen oder bei den<br />
Manövern zu helfen.<br />
Weltumsegler Henning<br />
ließ sich von den<br />
Büchern Hausners<br />
inspirieren.<br />
Auf dieser Reise lernte ich viel,<br />
hauptsächlich, was ich nicht auf<br />
meinem zukünftigen Boot haben<br />
wollte. Im Prinzip schwebte mir<br />
eine stabile und unsinkbare Plattform<br />
vor, auf der ich reisen und<br />
leben konnte.<br />
Ich besuchte Bootsmessen in den<br />
USA, in Kanada und Europa, um<br />
meinen idealen Katamaran zu finden.<br />
Die besten Serienboote wurden<br />
in Frankreich gebaut. Sie wendeten<br />
ein modernes Verbundwerkstoff-<br />
Herstellungsverfahren an, in dem<br />
ein Schaum- oder Balsakern zwischen<br />
zwei Glasfaserschichten mit<br />
Polyesterharz laminiert wurde. Damit<br />
waren die Boote zwar unsink-<br />
30 3/<strong>2023</strong>
FOTO: SEAN PAVONE/SHUTTERSTOCK.COM<br />
Florida: In Fort Lauderdale erlernte Henning das Segeln, um gleich im Anschluss an einer Überstellungsfahrt nach Spanien teilzunehmen.<br />
bar, aber auch schwer und obendrein<br />
nicht sonderlich robust.<br />
Bei Rennyachten hingegen wurde<br />
Epoxidharz als Laminiermittel verwendet,<br />
was natürlich teurer war<br />
und auch mehr Arbeitszeit beanspruchte.<br />
Trotzdem war so eine Sandwich-<br />
Bauweise genau das, was ich wollte.<br />
Wenige Werften waren auf diese<br />
Methode ausgerichtet und die teuren<br />
Lohnkosten in Europa und<br />
Nordamerika waren horrend. Also<br />
musste ich einen Weg finden, um<br />
ein kundenspezifisches Boot in<br />
einem Land zu bauen, in dem die<br />
Kosten niedrig waren. Ich durchstöberte<br />
meine Segelbuch bibliothek<br />
und las noch einmal die Bücher von<br />
Wolfgang Hausner.<br />
Danach wusste ich, dass ich alleine<br />
keinen größeren Katamaran bauen<br />
konnte und auch nicht die Kraft<br />
hätte, das Schiff selbstständig zu segeln.<br />
Also kaufte ich Ansichtspläne<br />
von bekannten Schiffsarchitekten<br />
in Groß britannien, Frankreich, den<br />
USA und Australien und entschied<br />
mich schließlich für Kurt Hughes,<br />
der sein Büro in Seattle hatte, nicht<br />
weit weg von meinem Wohnort.<br />
GESTRANDET IN BRASILIEN<br />
Kurt stellte mir ein komplettes Produktions-Set<br />
zur Verfügung und<br />
gab mir auch Anleitungen, wie man<br />
einen zusammengesetzten Rumpf<br />
aus Divinycell-Schaum, unidirektionalem/biaxialem<br />
und triaxialem<br />
Glasfasergewebe mit Epoxidharz<br />
im Vakuumverfahren herstellt.<br />
Ich fand eine Werft in Brasilien,<br />
die von einem sehr engagierten<br />
Architekten geführt wurde. Er überzeugte<br />
mich schon bei meinem<br />
ersten Besuch, dass er einen Hightech-Segelkatamaran<br />
bauen konnte.<br />
Ich verschiffte bald darauf zwei<br />
Container mit den nötigen Materialien<br />
plus eine Decksladung, die<br />
aus dem Mast und der Takelage bestand,<br />
nach Joinville, einer kleinen<br />
Hafenstadt zwischen Rio de Janeiro<br />
und Porto Alegre.<br />
Aber noch vor meiner Ankunft<br />
dort kam es zu einer Katastrophe –<br />
der Architekt kam beim Absturz<br />
eines Privatflugzeugs um sein<br />
Leben. Als ich in Joinville ankam,<br />
hatte sich die Witwe mit zwei neuen<br />
Partnern verbündet –Ingenieure<br />
aus Rio, die mir versprachen, den<br />
ursprünglichen Vertrag einzuhalten.<br />
Nach vier Wochen in der Fabrikshalle<br />
war mir aber klar, dass ich<br />
ständig anwesend sein musste, um<br />
die Arbeit zu beaufsichtigen, da die<br />
neuen Partner es vorzogen, in ihrem<br />
klimatisierten Büro zu hocken.<br />
GESETZLICH GEMOBBT<br />
Die Arbeiten gingen schneller voran,<br />
als die Ingenieure erwartet hatten,<br />
was nicht in ihrem Interesse<br />
war, da die Bezahlung nach Zeit<br />
vereinbart worden war. Nun wollten<br />
sie die Stundenlöhne anheben,<br />
FOTO: DMITRIJS KAMINSKIS/SHUTTERSTOCK.COM<br />
„Baustelle“ der Dream Hunter: die Werft im brasilianischen Joinville.<br />
um die schnellere Produktion auszugleichen.<br />
Dies lehnte ich ab und<br />
argumentierte, dass nicht sie, sondern<br />
ich die Aufsichtsarbeit verrichten<br />
würde.<br />
Folglich hielten sie die Arbeiter<br />
zurück, die ich brauchte, und sagten<br />
mir, dass das Boot nicht innerhalb<br />
der Frist von zwei Jahren für den<br />
Export bereit wäre. Ab dann<br />
müsste ich über 100 % Strafzoll<br />
für alle importierten Güter zahlen.<br />
Dies führte zu einem Rechtsstreit<br />
zwischen der Werft und mir mit<br />
dem Ergebnis, dass ich eine Geldstrafe<br />
zahlen und mein gesamtes<br />
Material aus der Fabrik entfernen<br />
musste.<br />
Da das Gesetz in Brasilien alle<br />
Ausländer ohne einen legalen<br />
Wohnsitz daran hindert, ein Haus<br />
zu mieten, Arbeitnehmer einzustellen<br />
oder ein Auto oder sogar<br />
ein Telefon zu kaufen, dachten die<br />
Ingenieure, ich wäre ihnen nun<br />
ausgeliefert. Durch Zufall traf<br />
3/<strong>2023</strong> 31
Langfahrt<br />
Stapellauf der Dream Hunter.<br />
Argentinien: Puerto Madero, beliebtes Hafenviertel in Buenos Aires.<br />
Mexiko: Blick von der gläsernen Aussichtsplattform<br />
am Mirador Del Faro auf die Skyline von Mazatlán. Im Panamakanal. Muschelernte-Fest auf Fidschi.<br />
ich einen Einheimischen, einen<br />
Deutsch-Brasilianer, der so empört<br />
über dieses betrügerische Verhalten<br />
war, dass er alle legalen Papiere in<br />
meinem Namen unterzeichnete.<br />
Ich fand einen geeigneten Platz<br />
am Fluss, mietete dort ein Haus<br />
und stellte die Arbeiter wieder ein.<br />
Inzwischen sprach ich genug Portugiesisch,<br />
um eine Bootswerft zu<br />
leiten. Das aber war nie meine Absicht<br />
gewesen. Im Gegenteil – ich<br />
hatte vor, das Leben in Brasilien zu<br />
genießen, Samba tanzen zu lernen<br />
und viel Zeit am Copacabana-<br />
Strand zu verbringen.<br />
Tatsächlich aber arbeitete ich<br />
über zwei Jahre lang mindestens<br />
zwölf Stunden pro Tag sechs Mal<br />
die Woche. Das hat sich allerdings<br />
bezahlt gemacht, denn seitdem<br />
kenne ich jeden Quadratzentimeter<br />
meiner Dream Hunter ganz genau.<br />
FLUCHT NACH ARGENTINIEN<br />
Wegen der Unterbrechung der Produktion<br />
verpasste ich dann doch die<br />
zwei-Jahres-Frist für die steuerfreie<br />
Ausfuhr der importierten Materialien,<br />
auch wurden meine Anträge<br />
auf Verlängerung bei den Behörden<br />
abgelehnt.<br />
Ich beschloss, im Schutz der Dunkelheit<br />
abzusegeln, also zu einem<br />
Zeitpunkt, an dem der Hafenkapitän<br />
tief schlafen sollte. Da das<br />
Schiff noch nicht zum Einhandsegeln<br />
bereit war, benötigte ich<br />
zwei Crewmitglieder für diese<br />
Nacht-und-Nebel-Aktion. Meine<br />
Segelfreunde trauten sich nicht,<br />
aber zwei Jagdfreunde stiegen ein.<br />
Durch einen Zufall – die Exportabteilung<br />
der Regierung hatte auf<br />
ein neues Computersystem umgestellt<br />
– druckte ein Angestellter die<br />
erforderlichen Ausfuhrdokumente<br />
aus. Unnötig zu sagen, dass ich<br />
jetzt in Eile war, den Papierkram zu<br />
erledigen, ehe der Zoll auf diesen<br />
Irrtum aufmerksam wurde. Da das<br />
nächste Ausland Argentinien war,<br />
segelten wir, ein US-Amerikaner,<br />
ein Brasilianer und ich, flott nach<br />
Buenos Aires.<br />
QUER DURCH DIE WELT<br />
Mitten in der Nacht hatten wir einen<br />
Sturm, der die Windgeschwindigkeit<br />
in Minuten von 20 auf 60<br />
Knoten hochschnellen ließ. Das<br />
Ablaufen vor dem Umwetter<br />
nahm un sere ganze Konzentration<br />
in Anspruch – wir wechselten uns<br />
beim Steuern alle 30 Minuten ab.<br />
Als der Sturm nachließ, brachten<br />
wir den Fallschirmanker aus und<br />
schliefen für einen ganzen Tag.<br />
Nach einem Monat Aufenthalt<br />
in Buenos Aires segelten wir wieder<br />
nach Brasilien zurück und in<br />
Joinville konzentrierte ich mich<br />
darauf, die restlichen Arbeiten<br />
zu erledigen. Ich wollte meinen<br />
46-Fuß- Katamaran Dream Hunter<br />
aufrüsten, um ihn einhand segeln<br />
zu können.<br />
Ein weiterer Grund dafür war<br />
damals auch, dass nach geltendem<br />
Seerecht ein Besatzungsmitglied<br />
am Ende des Törns das Recht hatte,<br />
vom Kapitän die Zahlung einer<br />
Überfahrt oder eines Fluges ins<br />
Heimatland zu verlangen.<br />
Danach segelte ich in die Karibik,<br />
blieb fünf Jahre dort, durchquerte<br />
den Panamakanal und segelte nach<br />
Mazatlán. Nach drei Jahren wollte<br />
ich die trüben Gewässer der mexikanischen<br />
Westküste verlassen und<br />
das noch weitestgehend unberührte<br />
blaue Wasser von Französisch-<br />
Polynesien erkunden.<br />
Nach drei Wochen auf dem Pazifik<br />
traf ich wohlbehalten, wenn<br />
auch sehr müde auf den Marquesas-Inseln<br />
ein. Ein Maximum von<br />
durchgehend 20 Minuten Schlaf<br />
war die Regel auf dieser Fahrt<br />
gewesen. Die Strapazen der Über-<br />
„ Ich beschloss, im Schutz der Dunkelheit<br />
abzusegeln, also zu einem Zeitpunkt, an<br />
dem der Hafenkapitän tief schlafen sollte.“<br />
FOTO: SHUTTERSTOCK.COM – HENRIK DOLLE (1), ESKYSTUDIO(1), MARRIEDWANDERLUST(1)<br />
32 3/<strong>2023</strong>
Dream Hunter unter<br />
Segeln im Südchine -<br />
sischen Meer.<br />
fahrt wurden mit der Schönheit der<br />
Marquesas, Tuamotus und Bora<br />
Boras weit mehr als nur wettgemacht.<br />
Sechs Monate später segelte ich<br />
nach Tonga und Fidschi, wo ich<br />
fünf Jahre verweilte, unterbrochen<br />
durch Fahrten nach Vanuatu, Australien<br />
und Neukaledonien. Ein<br />
Militärputsch in Fidschi mit neuen<br />
Visabeschränkungen zwang mich<br />
letztlich, Ausschau nach freundlicheren<br />
Gefilden zu halten. Ein<br />
australischer Segelfreund erzählte<br />
über die wirklich großzügigen<br />
Einwanderungsbestimmungen<br />
auf den Philippinen – und ich<br />
segelte sofort los.<br />
AHOI IN DER TAMBOBO BAY<br />
Die Fahrt dorthin verlief ereignislos,<br />
bis mich in der Straße von Surigao<br />
in tiefster Nacht während eines<br />
plötzlichen Sturmes ein Frachter<br />
beinahe kielunter genommen hätte.<br />
Ein Segelmanöver wäre vergebens<br />
gewesen, die beiden Dieselmotoren<br />
sprangen jedoch sofort an, sodass<br />
ich am Teller drehend eine schnelle<br />
90-Grad-Wende direkt unter dem<br />
Bug des Frachters fahren konnte.<br />
Als ich in die Tambobo Bay einlief<br />
und dort den Anker warf, war<br />
ich zwar ziemlich am Ende meiner<br />
Kräfte, aber glücklich, am Leben zu<br />
sein. Kurze Zeit darauf sah ich die<br />
Taboo III auf einen Sandstrand zulaufen.<br />
Ich fuhr hinüber und stellte mich<br />
Wolfgang vor, der mich durch seine<br />
Bücher dazu inspiriert hatte, einen<br />
Katamaran zu bauen und um die<br />
Welt zu segeln. Seitdem sind wir<br />
Freunde.
Wissen und Meer<br />
FOTO: MATT GIBSON/SHUTTERSTOCK.COM<br />
Lesen ist Abenteuer im Kopf<br />
Wozu denn noch Bücher – es gibt eh genug Videos und PDF im Netz ...<br />
Tatsächlich habe ich diesen<br />
Spruch vor Kurzem in einem<br />
Gespräch aufgeschnappt.<br />
Und ich bekenne freimütig, ich lese<br />
gerne, bei mir zu Hause liegen überall<br />
Bücher herum und ich mag sie.<br />
Bücher können mich ins Thema<br />
hineinzuziehen, ich kann Teil einer<br />
Geschichte werden.<br />
Maritime Themen haben sich<br />
seit jeher in meine Büchersammlung<br />
gemischt, das Buch Kon-Tiki<br />
von Thor Heyer dahl war für mich<br />
als Bub prägend, ich war fasziniert<br />
von dieser Geschichte, meine Phantasie<br />
wurde angeregt, fast könnte<br />
man meinen, ich war dabei bei<br />
diesem Abenteuer.<br />
Zur Klarstellung: Ich werde nicht<br />
mehr auf große Fahrt gehen, ich<br />
werde nicht um die Welt segeln,<br />
das war auch nie mein Ding. Aber<br />
das hindert mich nicht, meine<br />
Gedanken auf Abenteuerreisen<br />
zu schicken, meinen Träumen<br />
Nahrung zu geben. Ein paar Bücher<br />
begleiten mich nun schon Jahrzehnte<br />
und immer wieder greife<br />
ich ins Bücherschapp und nehme<br />
ein Buch heraus.<br />
Eines der wichtigsten Bücher<br />
in meiner Abenteuer-Abteilung<br />
ist Der verschenkte Sieg von<br />
Bernard Moitessier. Eine Ikone<br />
des Segelsports wird menschlich<br />
mit seinen Ängsten, seinen Unsicherheiten<br />
und seinen Stärken.<br />
Seine Gedanken haben mich<br />
zur Antithese geführt: Nein, so<br />
möchte ich meine Seglerei nicht<br />
anlegen. Einen anderen Autor lege<br />
ich der p.t. Leserschaft ans Herz,<br />
Wilfried Erdmann. Er segelte<br />
mehrmals spektakulär um die<br />
Welt. Solo, mit Familie, einmal<br />
mit dem Wind, einmal gegenan.<br />
Zwei Bücher haben es mir<br />
besonders angetan. Einmal Ein<br />
unmöglicher Törn und dann<br />
noch Nordsee-Blicke. Beim Ersteren<br />
beschreibt er eine Atlantiküberquerung<br />
von Cuxhaven nach<br />
New York, um dann mit einer<br />
anderen Crew wieder retour zu<br />
segeln. Eine echt lesenswerte Reise,<br />
vielleicht finden sich ja Nachahmer<br />
für diesen Törn.<br />
Das andere Buch hat meine Affinität<br />
für Törns im Norden geweckt,<br />
die Hebriden an der Westküste<br />
Schottlands oder Loch Scavaig<br />
sind immer wieder Fixpunkte in<br />
meinen Törn-Planungen.<br />
Der berühmteste Weltumsegler<br />
im deutschsprachigen Raum ist<br />
mir besonders ans Herz gewachsen<br />
– Bobby Schenk. Für mich ist<br />
er der größte Segler und seine Biografie<br />
Segeln lebenslänglich<br />
(geschrieben von Judith Duller-<br />
Mayrhofer) ist ein Must-have.<br />
Natürlich kann ich in dieser<br />
Kolumne nicht meine ganze Bibliothek<br />
aufzählen, zwei Namen<br />
müssen aber unbedingt erwähnt<br />
werden. Eigentlich sind es vier: Die<br />
Seenomaden mit Doris Renoldner<br />
und Wolfgang Slanec und dann<br />
noch Heide und Erich Wilts.<br />
Da bin ich auf Menschen wie du<br />
und ich gestoßen, sie haben sich<br />
ins Abenteuer gestürzt und lassen<br />
uns Daheimgebliebenen mit ihren<br />
Büchern und Vorträgen teilhaben.<br />
Aber nicht nur Abenteuer, fremde<br />
Kulturen und gelebte Seemannschaft<br />
finden sich im Bücherregal.<br />
Zum Nachschlagen, zum Informieren<br />
zum Begriffefinden habe ich<br />
auch meine ganz persönlichen<br />
Favoriten.<br />
An erster Stelle steht natürlich<br />
Die Seemannschaft. Ein Universalwerk,<br />
man kann sagen, das Standardwerk<br />
für Segelsportler. Dieses<br />
Buch nehme ich zuallererst in die<br />
Hand, wenn ich mir einen Überblick<br />
über Begrifflichkeiten verschaffen<br />
will oder wenn ich längst<br />
Vergessenes wieder auffrischen<br />
möchte. Zur Vertiefung in die einzelnen<br />
nautischen Themen gehe ich<br />
ans Bobby Schenk-Regal, da habe<br />
ich ungefähr einen Meter geballten<br />
Wissens vor mir.<br />
ZUM LERNEN UND LACHEN<br />
Ich bin ein haptischer Typ, ich brauche<br />
Informationen zum Anfassen,<br />
damit ich im wahrsten Sinne etwas<br />
begreifen kann. Das ist auch einer<br />
der Gründe, warum ich Bücher<br />
bevorzuge. Allerdings ertappe ich<br />
mich in letzter Zeit immer öfter,<br />
dass ich bei Dr. Google oder Professor<br />
Wikipedia um Rat frage …<br />
Eines ist gewiss: So herzlich<br />
lachen und amüsieren wie bei Karl<br />
Vettermanns Schilderungen von<br />
Barawitzka kann man sich nicht<br />
auf YouTube u. ä., da muss man<br />
schon selbst ein Buch in die Hand<br />
nehmen.<br />
<br />
GOTTFRIED TITZL RIESER<br />
ist Commodore des<br />
Yacht Club Austria und<br />
passionierter Fahrtensegler<br />
mit insgesamt<br />
rund 25.000 in seinen<br />
Logbüchern dokumentierten<br />
Seemeilen.<br />
Sein Motto: „Die See ist<br />
der beste Lehrmeister!“<br />
kolumne@<strong>ocean7</strong>.at<br />
34 3/<strong>2023</strong>
BÜCHERSCHAPP<br />
Tipps, Trends & Neuheiten<br />
Der Yachtdetektiv und sein 3. Fall<br />
MARITIMER KRIMI. Fabian Timpe ist so etwas<br />
wie ein deutschsprachiger Philip Marlowe,<br />
also Privatdetektiv und Lebenskünstler zugleich.<br />
Allerdings lebt Timpe nicht im Los Angeles<br />
der 1940er-Jahre, sondern auf einer Segelyacht<br />
in der Gegenwart. Der Autor Detlef<br />
Jens lässt seinen maritimen Schnüffler jetzt<br />
schon im dritten Roman auftreten. Einsatzgebiet<br />
ist diesmal Hamburg, wo Timpe mit<br />
gleich zwei Fällen konfrontiert wird: einer versunkenen<br />
Rennyacht und einer im Bau befindlichen<br />
Megayacht, bei dem ein Unglück auf das<br />
andere folgt. Spannende Lektüre, vor allem für<br />
lange Nachmittage in der Ankerbucht!<br />
Detlef Jens: Im Kielwasser des Geldes. Fabian<br />
Timpes dritter Fall. Taschenbuch, KJM Buchverlag,<br />
320 Seiten, € 16,–.<br />
è www.kjm-buchverlag.de<br />
Die Liebe zum Segeln<br />
SEGLER-BIOGRAFIEN. Logbuch der Leidenschaft<br />
– das klingt ein wenig nach Herz-Schmerz-Heft -<br />
roman im nautischen Bereich. Aber keine Angst,<br />
wenn es in diesem Buch um Liebe geht, handelt es<br />
sich um die Liebe zum Meer. Marc Bielefeld versammelt<br />
in seinem Band die Geschichten von 15<br />
sehr unterschiedlichen Seglerpersönlichkeiten.<br />
Eine exzentrische Baronin aus dem 19. Jahrhundert<br />
steht hier neben dem jungen Matthias Sierck,<br />
der statt des Traumjobs nach dem Studium lieber<br />
das Ruder in die Hand nimmt. Berühmte Segler<br />
wie Bernard Moitessier sind ebenso Teil der<br />
Sammlung wie die windverrückte Suzanne van der<br />
Veeken, die mit „Hitchsailing“ um die Welt trampt.<br />
Marc Bielefeld: Logbuch der Leidenschaft.<br />
Geschichten, die nur das Segeln schreiben kann.<br />
Delius Klasing Verlag, 256 Seiten, € 25,60.<br />
è www.delius-klasing.de<br />
Vergessene<br />
Juwelen<br />
WORT-SCHÄTZE. Palawatsch, Kramuri,<br />
Backfisch, blümerant, pomali, Kombinesch,<br />
Lavoir, Springginkerl … Wissen Sie<br />
noch, was all diese Wörter bedeuten? Peter<br />
Ahorner hat sich für sein Nachschlagewerk<br />
„Vergessene Wörter“ auf die Spur veralteter<br />
Ausdrücke gemacht und so manchen<br />
Schatz geborgen. Hervorragende<br />
Grundlage<br />
für unterhaltsame<br />
Ratespiele unter den<br />
Crewmitgliedern.<br />
Peter Ahorner: Vergessene<br />
Wörter – Österreich.<br />
Ueberreuter<br />
Verlag, 124 Seiten,<br />
€ 16,–.<br />
è www.ueberreuter.at<br />
Sail & run<br />
ABENTEUER. 2016 gaben Extremläufer<br />
Christian Schiester und Lebensgefährtin<br />
Daniela den Startschuss für ihr<br />
Abenteuer „Mit der Segelyacht El Toro<br />
um die Welt“, über 16.500 sm haben sie<br />
seitdem schon hinter sich gelassen.<br />
Nach einem Heimaturlaub im Frühjahr<br />
2020 in Österreich wollten die beiden<br />
wieder zu ihrer Yacht auf die Salomonen<br />
fliegen, doch ein Virus veränderte<br />
die Welt und zwang sie in eine Pause<br />
von fast drei Jahren. Im vierten Band<br />
ihrer „Sail & Run“-Reihe erzählen sie,<br />
wie man mit Rückschlägen umgeht<br />
und sich nicht unterkriegen lässt!<br />
Sail & Run 4<br />
– Die Salomonen<br />
Odyssee.<br />
€ 19,90.<br />
è christianschiester.com<br />
verlost unter allen Teilnehmern drei Exemplare des Buches. Einfach<br />
eine E-Mail mit Betreff-Zeile „sail & run“ an gewinnen@<strong>ocean7</strong>.at senden und<br />
mit etwas Glück gewinnen! Ein sendeschluss ist der 19. Mai <strong>2023</strong>, die Gewinner<br />
werden per E-Mail verständigt.<br />
Mit Ihrer Teilnahme erklären Sie sich einverstanden, den<br />
Newsletter (jederzeit<br />
kündbar) per E-Mail zu erhalten. Ihre Daten werden nicht an Dritte weitergegeben.<br />
Keine Bar ablöse. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
Handwerk<br />
So ist’s<br />
Recht<br />
Seit<br />
1999 werden in Tribuswinkel bei Baden<br />
Boote gewartet, gepflegt und mit viel Liebe zum<br />
Detail restauriert. Und weil Nomen Omen ist, legt<br />
man bei Bootbau Recht größten Wert auf fachgerechte<br />
und original getreue Arbeit. Was wohl auch ein Grund<br />
dafür sein mag, dass so viele Eigner ihre Schätze von den<br />
weiten großen Seen gerne bis in diesen trockenen Winkel<br />
Österreichs karren lassen.<br />
Text TAHSIN ÖZEN | Fotos ESZTER KONDOR<br />
36 3/<strong>2023</strong>
D<br />
ie Genauigkeit, mit der<br />
hier gearbeitet wird, offenbart<br />
sich schon in der<br />
strengen Auslegung des<br />
Firmennamens „Bootbau Recht“.<br />
„Es heißt ja auch nicht Schiffsbau,<br />
sondern Schiffbau, das Binnen-s<br />
finde ich unschön“, so Felix Recht<br />
(selbst wenn der Duden nachsichtig<br />
„Schiffsbau“ und „Schiffbau“ erlaubt,<br />
aber nur „Bootsbau“ kennt).<br />
Unser Interesse gilt jedoch den<br />
Baustellen, die er zur Zeit hat –<br />
und die sind atemberaubend schön.<br />
Gleich in der ersten Halle erblicken<br />
wir kieloben eine Sonderklasse<br />
Baujahr 1910 vom Wolfgangsee<br />
(ohne Binnen-s).<br />
Gebaut in der Hamburger Hacht-<br />
Werft, ging die 11,25 m lange und<br />
2,23 m breite Frigg (S 18) noch im<br />
selben Jahr bei der Kieler Woche an<br />
den Start und gelangte – über Süddeutschland,<br />
Salzburg und Kärnten<br />
– 1981 an ihr nunmeh riges Ziel<br />
am Wolfgangsee.<br />
Die eleganten Linien dieses<br />
Kunstwerks aus leichtem Cedrela-<br />
Holz überzeugten in weiterer Folge<br />
nicht nur optisch (Mahagoni-Look),<br />
sondern auch sportlich: Die Frigg<br />
gewann unter anderem die „Lange<br />
Wettfahrt“ und das „Blaue Band<br />
vom Wolfgangsee“, ehe sie – das<br />
Schicksal vieler klassischer Holzboote<br />
teilend – für viele Jahre in einen<br />
tiefen Dornröschenschlaf sank.<br />
Die Mühlen der Zeit mahlten<br />
langsam, aber beständig, so nahm<br />
sich vor einigen Jahren die Familie<br />
Mantler (Inhaber der Mantler<br />
Felix Recht ist Bootbauer und Kenner der Branche in Österreich, seine jahrzehntelange Erfahrung bringt er<br />
auch als Sachverständiger für Versicherungen und bei privaten Anfragen ein.<br />
Mühle im Kamptal) der Frigg an.<br />
Dem Klassiker sollte nicht nur neues<br />
Leben eingehaucht, sondern mit<br />
den beiden Töchtern des Hauses<br />
erstmals auch weibliche Schiffsführung<br />
zuteilwerden. So geht<br />
Sonderklasse im 21. Jahrhundert!<br />
BIS INS RÜCKENMARK<br />
Nur der Weg zurück aufs Wasser<br />
ist noch ein weiter, und genau hier<br />
kommt Felix Recht ins Spiel: „Vom<br />
Kiel ausgehend ist sozusagen das<br />
gesamte Rückgrat verfault, da kann<br />
man nicht einfach nur das Holz<br />
tauschen, da sich der Schaden mit<br />
der Zeit auf die gesamte Struktur<br />
ausgewirkt hat.“<br />
Die Baupläne sind zwar ein guter<br />
Indikator für die Operation, „aber<br />
über 100 Jahre wirken extrem auf so<br />
ein Holzboot, die exakte Originalform<br />
ist nicht mehr gegeben und<br />
die Kunst ist dann, die entstandenen<br />
Unebenheiten mit Feingefühl<br />
in den Restaurierungsprozess bis ins<br />
Rückenmark einfließen zu lassen,<br />
damit das Boot nicht verzieht“, sagt<br />
Thomas Pristernik, ebenfalls Bootbauer<br />
und seit 1999 bei Recht mit<br />
an Bord.<br />
„Jedes Holzboot entwickelt seinen<br />
ganz eigenen Charakter über<br />
die Jahre – und genau das schlägt<br />
sich bei der Restauration in vielen<br />
Arbeitsstunden nieder“, ergänzt<br />
Felix Recht.<br />
Wie neu: Das von Recht<br />
restaurierte Ruderboot<br />
des Komponisten Gustav<br />
Mahler vor dessen Villa<br />
am Wörthersee.<br />
3/<strong>2023</strong> 37
Handwerk<br />
22er Schären kreuzer,<br />
Baujahr 1934.<br />
Die Frigg, eine Sonderklasse<br />
Baujahr 1910.<br />
TRADITION TRIFFT<br />
MODERNEN DESIGNER<br />
Ob man im Zuge der Instandsetzung<br />
gleich einiges besser machen<br />
kann als damals? „Diese Boote werden<br />
ja nicht nur zum Spaß, sondern<br />
auch bei Regatten gesegelt. Ein gewisser<br />
Optimierungsgedanke ist<br />
also schon da, nur darf der besagte<br />
Charakter des Bootes dabei nicht<br />
verloren gehen“, sagt Felix Recht.<br />
So wurde die Kielflosse als (für<br />
den Schaden mitverantwortliche)<br />
konstruktive Schwachstelle hydrodynamisch<br />
sanft optimiert und<br />
damit nur eine Kinderkrankheit<br />
behoben – nach 112 Jahren.<br />
Die Zeichnungen dafür lieferte<br />
niemand Geringerer als Harry<br />
Miesbauer. Wie kommt ein<br />
Klassische Boote brauchen<br />
Zeit – und viel Handarbeit.<br />
Thomas Pristernik und Felix Recht vor dem Motorboot<br />
Poncelet 445, das 1957 in Brüssel …<br />
… in Kanubauweise gefertigt<br />
wurde – eine echte Rarität!<br />
„Ein Holzboot ist kein Monolith, sondern eine<br />
lebendige Skelett-Haut-Struktur.“ Felix Recht, Bootbauer<br />
Designer moderner Performance-<br />
Segelyachten (z. B. Scuderia 65) und<br />
Motorboote (z. B. Frauscher 1414<br />
Demon) nach Tribuswinkel? „Wir<br />
sind gemeinsam Libera gesegelt –<br />
vom Salzkammergut bis zum Gardasee,<br />
auch das Modell für seine<br />
Diplomarbeit als Yachtkonstrukteur<br />
ist bei uns in Tribuswinkel entstanden“,<br />
sagt Felix Recht.<br />
Bootbau Felix Recht<br />
BELGISCHE PRALINE<br />
Nur eine Halle weiter liegt mit der<br />
Quixie eine Zwanziger Rennjolle<br />
(Bj. 1936) sozusagen auf dem Behandlungstisch<br />
und will neu beschlagen<br />
werden. In Halle drei dann<br />
ein 22er Schärenkreuzer (Bj. 1934),<br />
in Erwartung eines neuen Vorstevens.<br />
Vor den Hallen aber, weil soeben<br />
fertig- und daher rausgestellt,<br />
er blicken wir ein Schmuckstück von<br />
einem Motorboot – eine Riva?<br />
„Noch viel besser, das ist eine Poncelet<br />
445, eine Belgierin aus dem<br />
Jahr 1957“, sagt Thomas Pristernik.<br />
Eine echte Rarität, da dieses<br />
knapp 4,5 m lange Modell der Brüsseler<br />
Manufaktur (seit 1932), die<br />
auch Holzpropeller für die Luftfahrt<br />
produzierte, nicht im üblichen<br />
skandinavischen, sondern im rassigen<br />
italienischen Stil gebaut wurde.<br />
Mit neuer Beplankung und komplett<br />
neuem Deck steht das in seltener<br />
Kanubauweise gefertigte Boot<br />
da, wie frisch vom Stapel gelaufen.<br />
„Feinstes Khaya-Mahagoni“, sagt<br />
Felix Recht und zeigt damit eines<br />
der größten Probleme der Zukunft<br />
in der Branche auf: knappe Ressourcen.<br />
Qualitätshölzer sind kaum –<br />
und wenn, dann meist zu geschmalzenen<br />
Preisen – erhältlich.<br />
„Nach langer Suche habe ich das<br />
25 Jahre alte Edelholz in Hamburg<br />
gefunden und auf Verdacht gekauft.<br />
Das war ein großes Zittern bei der<br />
Lieferung, aber die Form war wie<br />
maßgeschneidert und die Qualität<br />
erstklassig – das war mein Lotto-<br />
Sechser des Jahres!“<br />
STILPOLIZEI<br />
Weniger glücklich ist Felix Recht,<br />
wenn man „Unmögliches“ von ihm<br />
verlangt. So wollte zum Beispiel vor<br />
einiger Zeit ein Eigner eine Armatur<br />
aus Wurzelholz-Imitat in seinen<br />
italienischen Klassiker montieren<br />
lassen. „Machen wir nicht“, war<br />
die Antwort, denn, so Felix Recht:<br />
„Wir sehen uns da schon fallweise<br />
auch als Stilpolizei.“ Ansonsten<br />
gilt: „Owner’s word is law!“ <br />
Felix Recht absolvierte von 1988 bis 1992 seine Bootbaulehre im Traditions unternehmen<br />
Bootbau Haitzinger am Attersee und hatte das Glück, in dieser Zeit beim Bau eines traditionell<br />
beplankten Dampfschiffs und eines formverleimten Regattaboots das Handwerk von<br />
Grund auf zu erlernen. Danach segelte er viel in Griechenland, studierte Architektur und<br />
hat sich letztlich für den Bootbau entschieden.<br />
In der Werft in Tribuswinkel ist man nicht nur auf Holz- und Regattaboote (inkl. Carbonteile),<br />
sondern auch auf Reparatur, Refit und Generalsanierung (inkl. Teakdeck) von GFK-<br />
Booten spezialisiert. Neben klassischen Service-Arbeiten (inkl. Antifouling) werden auf<br />
Wunsch auch Sonderanfertigungen durchgeführt.<br />
è www.bootbau-recht.at<br />
38 3/<strong>2023</strong>
Versicherung<br />
Zeichen setzen<br />
Nach dem „Checked & Trusted“-Gütesiegel für Charterfirmen lässt Yacht-Pool nun mit zwei<br />
weiteren Labeln aufhorchen: In Arbeit sind ein Siegel für Skipper und eines für Marinas.<br />
Im Wort „Versicherung“ steckt<br />
das Adjektiv „sicher“. Und sicher<br />
können sich Yacht-Eigner oder<br />
Charterer entweder dann fühlen,<br />
wenn man ihnen nach dem Schadensfall<br />
hilft oder – was deutlich<br />
cleverer ist – sie im Vorhinein vor<br />
dem Schaden bewahrt. So oder so<br />
ähnlich mag man bei Yacht-Pool gedacht<br />
haben, als der Versicherungsspezialist<br />
sein Checked & Trusted-<br />
Gütesiegel für Charter-Firmen<br />
entwickelt hat. Das Qualitätslabel<br />
hat sich als großer Erfolg herausgestellt,<br />
bei zahlreichen Unternehmen<br />
ist diese Qualitätsgarantie sehr begehrt.<br />
Was nicht unbedeutend ist –<br />
vor allem, wenn diese Charteragenturen<br />
bzw. Flottenbetreiber ihren<br />
Sitz nicht in Österreich haben und<br />
somit auch nicht zwingend dem<br />
heimischen Recht unterliegen.<br />
Wer als Charter-Unternehmen<br />
oder Flottenbetreiber Checked &<br />
Trusted sein will, muss sich von<br />
Yacht-Pool vor allem einer umfassenden<br />
Prüfung der Bücher unterziehen<br />
lassen. „Denn solide Finanzen<br />
sind Grundvoraussetzung für<br />
perfekt gewartete und gut ausgestattete<br />
Schiffe, absolute Hygiene und<br />
perfekten Service. Alles in allem<br />
ist dies die gesunde Basis für eine<br />
gelungene Charter“, erklärt Yacht-<br />
Pool-Gründer Friedrich Schöchl.<br />
Aufgrund des Erfolgs seines ersten<br />
Gütesiegels geht Yacht-Pool nun<br />
einen Schritt weiter und will zwei<br />
weitere Qualitätslabel entwickeln –<br />
das eine soll in Zukunft ausgebildete<br />
Skipper im Bereich Sicherheit sensibilisieren,<br />
das zweite will man<br />
speziell auf Marinas trimmen.<br />
CHECKED & TRUSTED SKIPPER<br />
„Von vielen namhaften Flottenbetreibern<br />
hören wir in letzter Zeit<br />
sehr oft, dass die Qualität und<br />
Sorgfalt der Skipper im Umgang<br />
mit den Schiffen leider immer<br />
schlechter wird“, erzählt Thomas<br />
Diglas, der seit Jänner die Österreich-Niederlassung<br />
von Yacht-<br />
Pool in Tulln leitet. Mit einem<br />
„Postgraduate“-Skipper-Programm,<br />
das mittels eines elektro -<br />
nischen Abschlusstests absolviert<br />
wird, möchte Yacht-Pool auch hier<br />
in Zukunft Abhilfe schaffen.<br />
„Die Lehrinhalte sollen sich dabei<br />
auf die Information über Risiken<br />
konzentrieren, deren Unterschätzung<br />
wir in Tausenden von kleineren<br />
und größeren Schäden in unserer<br />
täglichen Arbeit immer wieder<br />
feststellen müssen“, so Diglas. „Als<br />
Beispiel sei hier die Erfahrung aus<br />
unserem letzten Brandschaden angeführt,<br />
wo dem Skipper nicht geistesgegenwärtig<br />
klar war, dass bei<br />
Brandgeruch oder Rauchentwicklung<br />
unverzüglich sämtliche Elektrik<br />
auszuschalten ist. So manchen<br />
Brand mit Totalverlust hätte man<br />
damit verhindern können!“<br />
CHECKED & TRUSTED<br />
SECURE MARINA<br />
Die Qualität von Marinas ist mitunter<br />
sehr unterschiedlich. Dies führt<br />
nicht nur immer wieder zu Enttäuschungen<br />
bei Yachteignern und<br />
Charterskippern, sondern auch zu<br />
vermeidbaren Schäden.<br />
Yacht-Pool hat sich deshalb dazu<br />
entschlossen, die Marinas, die für<br />
einen guten Service und damit auch<br />
für die Sicherheit der ihnen anvertrauten<br />
Schiffe in bestmöglicher<br />
Weise sorgen, besonders auszuzeichnen.<br />
Dazu hat Yacht-Pool einen Kriterienkatalog<br />
entwickelt, der von den<br />
Marinas, die dieses Qualitäts-Siegel<br />
FOTO: TRUE TOUCH LIFESTYLE/SHUTTERSTOCK.COM<br />
führen wollen, erfüllt werden muss.<br />
Der Fokus ist dabei vor allem auf<br />
die sicherheitsrelevanten Maßnahmen<br />
gelegt. Das Label wird jeweils<br />
für ein Jahr und nach erfolgreicher<br />
Prüfung für ein weiteres vergeben.<br />
CHARTER FAIRTRAG<br />
Gerade jetzt, wo viele Charterverträge<br />
für die neue Saison über<br />
den Ladentisch gehen, sollte man<br />
übrigens auch genau auf das Kleingedruckte<br />
in den AGBs achten.<br />
„Damit die Vertragsbedingungen<br />
für beide Partner fair bleiben, haben<br />
wir den Charter Fairtrag mit den<br />
„International Yacht-Pool Terms &<br />
Conditions“ geschaffen, der in allen<br />
charterrelevanten Sprachen vorliegt<br />
und von vielen Charterfirmen genutzt<br />
wird“, so Friedrich Schöchl. <br />
è www.yacht-pool.com<br />
Trend Travel Yachting<br />
erhält das Checked<br />
& Trusted-Siegel von<br />
Yacht-Pool. Die Labels<br />
für sichere Skipper<br />
und Marinas sollen<br />
demnächst folgen.<br />
3/<strong>2023</strong> 39
Lizenz zum Le<br />
Skipper-Ausbildung<br />
Bootssport und Yachturlaub sind Freizeitvergnügen für Individualisten, in deren Genuss man oft über<br />
den Familien- oder Freundeskreis kommt. Doch was ist zu tun, wenn man selbst Skipper werden will?<br />
Hier ein kurzer Leitfaden für österreichische Schiffsführer in spe.<br />
Text TAHSIN ÖZEN | Fotos YCA/MSVÖ<br />
Nicht zuletzt haben auch<br />
die Unpässlichkeiten der<br />
letzten Jahre (Stichwort<br />
„Social Distancing“) als<br />
positiven Nebeneffekt eine Welle<br />
von Neueinsteigern in die Welt der<br />
Yachties gespült – schließlich muss<br />
man keinen Schein haben, um<br />
exklusiven Yachturlaub genießen<br />
zu können. „Mittlerweile machen<br />
Charter mit Skipper gut ein Viertel<br />
aller Buchungen aus“, weiß zum<br />
Beispiel Kirsten Richarz von der<br />
Agentur GlobeSailor zu berichten.<br />
Egal ob Chartergast, Crewmitglied<br />
oder einfach nur Mitsegler –<br />
ist man einmal vom Yachting-<br />
Fieber befallen, will man dieses<br />
Sport- und Freizeitvergnügen auch<br />
selbst ausüben können. Und dafür<br />
braucht es einen adäquaten Befähigungsnachweis.<br />
SCHULPFLICHT<br />
Ähnlich wie beim Kfz-Führerschein<br />
gilt es auch beim Bootsführerschein,<br />
sich zunächst einmal<br />
eine passende „Fahrschule“ zu<br />
suchen. Neben vielen gewerblichen<br />
Anbietern (einige namhafte sind ab<br />
Seite 43 kurz vorgestellt) punktet<br />
hier der YCA – Yacht Club Austria<br />
nicht nur mit seinem österreichweiten<br />
Ausbildungsangebot, sondern<br />
da rüber hinaus auch mit seinen<br />
vielfältigen Vereinsaktivi täten<br />
vom Crew-Stammtisch im Wirtshaus<br />
bis zum Club-Törn irgendwo<br />
auf See.<br />
„Mit unserem nautischen Kompetenzzentrum<br />
und den jeweiligen<br />
Bundesländer-Crews haben wir<br />
den Vorteil, eine einheitliche Ausbildung<br />
auf hohem Niveau in ganz<br />
Österreich anbieten zu können“,<br />
sagt Gottfried Rieser, Commodore<br />
des YCA. Und das Portfolio des<br />
gemeinnützigen Vereins kann sich<br />
dabei durchaus sehen lassen.<br />
VOM SEE BIS ZUR HOCHSEE<br />
So setzt man bei der Ausbildung<br />
für Binnenreviere und Wasserstraßen<br />
gleich auf das Schiffsführerpatent<br />
20 m (es gäbe auch ein kleineres<br />
für 10 m), dafür steht mit der<br />
Esperanza auf der Donau in Linz<br />
auch ein eigenes Schulmotorschiff<br />
zur Verfügung.<br />
Hinaus auf den großen Ozean<br />
darf man mit Binnenscheinen<br />
nicht – unterschiedliche Reviere<br />
und Regeln bedürfen unterschiedlicher<br />
Befähigungsnachweise. Die<br />
„Führerscheine“ fürs Meer gibt es<br />
in vier Klassen (FB 1 bis FB 4) von<br />
der küstennahen bis zur weltwei-<br />
40 3/<strong>2023</strong>
FOTO: LOTTA AXING/SHUTTERSTOCK.COM<br />
rnen<br />
ten Fahrt (Details siehe Kasten<br />
rechts).<br />
„Hinzu kommt, dass man zwischen<br />
dem Befähigungsnachweis<br />
,zur Führung von Yachten mit<br />
Motorantrieb‘ und ,zur Führung<br />
von Yachten mit Motor- und Segelantrieb‘<br />
wählen und die entsprechende<br />
Ausbildung samt Prüfung<br />
ab solvieren muss“, sagt Herbert<br />
Rapp, Präsident des MSVÖ –<br />
Motorbootsport und Seefahrts<br />
Verband Österreich.<br />
Ebenfalls gemeinnützig ausgerichtet,<br />
ist der MSVÖ auf die Organisation<br />
und Durchführung von<br />
Prüfungen (FB 1 bis FB 4) sowie die<br />
Ausstellung der jeweiligen Befähigungsnachweise<br />
spezialisiert.<br />
„Das wurde in der amtlichen<br />
Jachtverordnung 2020 neu geregelt<br />
Wer zur Skipper-Prüfung antreten will, muss – wie beim Auto-Führerschein –<br />
zuerst eine Ausbildung in Theorie und Praxis absolvieren.<br />
und macht auch Sinn, denn sobald<br />
eine Segelyacht unter Motor fährt,<br />
gilt sie ja auch als Motoryacht“, ergänzt<br />
Harald Melwisch, Prüfungsreferent<br />
des MSVÖ.<br />
ALLER ANFANG IST DAS A<br />
Ob Binnen oder Meer, Segel oder<br />
Motor – ein gewisses Maß an<br />
Vorkenntnissen ist in jedem Fall<br />
förderlich. Der beste Weg zum<br />
Profi-Skipper beginnt daher mit<br />
Gute Schule: Yacht Club Austria<br />
1972 gegründet, zählt der YCA als größter Yachtclub Österreichs<br />
auch zu den größten Ausbildnern in Theorie und<br />
Praxis auf den heimischen Binnenrevieren und auf See.<br />
Die Angebote kurz im Überblick:<br />
Binnen/Donau/Wasserstraßen<br />
A-Binnenschein Segel<br />
Motor-Schiffsführerpatent<br />
UBI (Funkzertifikat)<br />
Küste/Hochsee<br />
FB 1 (10 m) – Watt- oder Tagesfahrt ab Küste<br />
FB 2 – (24 m) Fahrtbereich ab Küste<br />
FB 3 – Fahrtbereich ab Küste<br />
FB 4 – Weltweite Fahrt<br />
SRC – Short Range Certificate (Funkzeugnis)<br />
LRC – Long Range Certificate (Funkzeugnis)<br />
ab dem 14. Lebensjahr<br />
Länge max. 20 m<br />
max. 3 sm<br />
max. 20 sm<br />
max. 200 sm<br />
Hochsee<br />
dem A-Binnenschein. Den gibt es<br />
zwar nur fürs Segeln, jedoch wird<br />
in dieser „Grundschule“ das große<br />
ABC in Theorie und Praxis vermittelt,<br />
auf dem sowohl zukünftige<br />
Segel- als auch Motorschiffsführer<br />
im Rahmen ihrer jeweiligen „höheren<br />
Schule“ aufbauen können.<br />
Dieser Grundkurs ist daher auch<br />
der ideale Einstieg für den Nachwuchs,<br />
für Kinder ab sieben Jahren<br />
wurde mit dem Junior-Binnen-<br />
Praxistörns. Begleitend zur Skipper-Ausbildung wird<br />
auch ein umfassendes Angebot an Mitsegel- oder Ausbildungstörns<br />
angeboten. Darunter Meilen-, Langstreckenund<br />
Gezeitentörns sowie Überfahrten und Trainings für die<br />
praktische Seemannschaft.<br />
Spezialseminare. Im Rahmen der laufenden Aus-und<br />
Weiterbildung veranstaltet der YCA spezielle Fachseminare<br />
zu unterschiedlichen Themenbereichen, wie z. B. Astronavigation,<br />
Motorkunde und Elektronik, Törnplanung,<br />
Sicherheit auf See und anderes Spezialwissen.<br />
Mitgliedschaft. Als Clubmitglied genießt man im Verband<br />
viele Vorteile, so stehen z. B. mit der Isabell und mit<br />
der Melges 24 auf dem Attersee zwei Club-Segelyachten<br />
sowie mit der Esperanza eine Club-Motoryacht zur Verfügung.<br />
Neben dem Nautischen Kompetenz-Zentrum in<br />
Linz organisieren die Crews in allen Bundesländern laufend<br />
Veranstaltungen und gemeinsame Aktivitäten.<br />
è www.yca.at<br />
„ Segeln ist eine ganzheitliche Freizeitbeschäftigung,<br />
die alle Sinne anspricht – eine Metapher fürs Leben.“<br />
Gottfried Rieser, Commodore des Yacht Club Austria<br />
3/<strong>2023</strong> 41
Skipper-Ausbildung<br />
Befähigungsnachweis<br />
des MSVÖ. Das IC-Patent<br />
(Abb. hinten).<br />
schein A sogar eine „Vorschulklasse“<br />
geschaffen, die meist in der<br />
Ferienzeit besucht wird.<br />
E WIE E-<br />
LEARNING<br />
Als eine weitere<br />
Folge des<br />
„Social Distancing“<br />
hat<br />
man auch<br />
beim YCA<br />
vielfach auf Online-<br />
Unterricht umgestellt.<br />
„Wir verzeichnen seitdem<br />
mehr als doppelt<br />
so viele Schüler als vor der Pandemie“,<br />
sagt Gerald Truttenberger,<br />
Ausbildungsleiter des YCA.<br />
Die Theorieprüfungen des<br />
MSVÖ werden ebenso wie die<br />
Gute Scheine: Motorbootsport und Seefahrts Verband Österreich<br />
1956 gegründet, stellt der MSVÖ seit 1982 nach bestandener<br />
Theorie- und Praxisprüfung folgende Befähigungsausweise<br />
aus:<br />
A-Binnen (in Österreich kein amtliches und daher auf<br />
privatrechtlicher Basis ausgestelltes Befähigungszeugnis)<br />
Junior A-Binnenschein Segel ab dem 7. Lebensjahr<br />
Segelfläche ungerefft<br />
max. 12 m<br />
Gültig bis zum vollendeten 15. Lebensjahr<br />
A-Binnenschein Segel<br />
Küste/Hochsee<br />
FB 1 – Watt- oder Tagesfahrt ab Küste<br />
FB 2 – Fahrtbereich ab Küste<br />
FB 3 – Fahrtbereich ab Küste<br />
FB 4 – Weltweite Fahrt<br />
ab dem 14. Lebensjahr<br />
max. 3 sm<br />
max. 20 sm<br />
max. 200 sm<br />
Hochsee<br />
„ Mittlerweile sind 90 Prozent der<br />
Prüfungs kandidaten zukünftige<br />
Charterer und nicht mehr Eigner.“<br />
Herbert Rapp, Präsident des MSVÖ<br />
praktischen nach wie vor bei physischer<br />
Anwesenheit von Prüfer<br />
und Schüler abgenommen. „Wer<br />
beide geschafft hat, erhält den<br />
jeweiligen Befähigungsnachweis<br />
und somit die Lizenz zum Lernen“,<br />
sagt Herbert Rapp und rät den<br />
Neuskippern, sich unbedingt je<br />
nach Passion (Charter, Regatta,<br />
Langfahrt usw.) weiterzubilden.<br />
Entsprechende Kurse sind<br />
ebenfalls im Programm des YCA,<br />
weitere Angebote finden Sie auf<br />
den nächsten Seiten.<br />
BFA–Binnen. Da es in Österreich keinen amtlichen<br />
A-Binnenschein Segel gibt, werden alle A-Binnenscheine<br />
Segel in Österreich auf privatrechtlicher Basis ausgestellt,<br />
so auch der A-Binnenschein des MSVÖ.<br />
Küste/Hochsee. Die Patente FB1 bis FB4 werden gem.<br />
geltender Jachtverordnung (JachtVO 2020) zur Führung von<br />
Yachten mit Motorantrieb ODER zur Führung von Yachten<br />
mit Motor- und Segelantrieb ausgestellt.<br />
IC-Patent. Die Patente FB 1 bis FB 4 sind ebenfalls privatrechtliche<br />
Verbandsscheine gem. § 32 der JachtVO. Auf<br />
Wunsch beantragt der MSVÖ das (amtliche, aber nicht<br />
vorgeschriebene) „International Certificate for Operators<br />
of Pleasure Craft“, kurz „IC“, die Ausstellung bei der via<br />
donau – Österreichische Wasserstraßen-Gesellschaft mbH.<br />
Das IC-Patent ist ein durch die Economic Commission for<br />
Europe aufgrund der UN-Resolution Nr. 40 empfohlenes,<br />
jedoch kein verpflichtendes Dokument.<br />
è www.msvoe.at<br />
NEUE WEGE<br />
Die rasanten technischen und<br />
digitalen Entwicklungen stellen<br />
auch die Ausbildung sowie das<br />
Prüfungswesen vor neue Herausforderungen.<br />
Schon jetzt kommt<br />
der Bedienung elektronischer<br />
Geräte wie Kartenplotter, AIS<br />
oder Radar große Bedeutung zu.<br />
„Spätestens wenn die (noch vorgeschriebenen)<br />
Papierkarten aussterben,<br />
wird die Ausbildung an<br />
komplexen Hightech-Systemen<br />
eine zentrale Rolle spielen“, sind<br />
sich Herbert Rapp und Gottfried<br />
Rieser einig. <br />
<br />
Detaillierte Infos zum Er werb<br />
der jeweiligen Befähigungs -<br />
nachweise sind den Homepages<br />
des YCA und des MSVÖ zu entnehmen.<br />
YCA Clubyacht Isabell auf dem Attersee.<br />
YCA Clubyacht Esperanza in Linz an der Donau.<br />
Wer ist der Skipper?<br />
YCA Clubyacht Melges 24 auf dem Attersee.<br />
42 3/<strong>2023</strong>
Skipper-Ausbildung<br />
Online & on board<br />
THEORIE UND PRAXIS. Online-Kurse<br />
daheim und praktische Schulung<br />
an Bord verbinden Blue-2 und<br />
in2TheBlue auf ideale Weise. Als<br />
Marktführer bei interaktiven Lernunterlagen<br />
für den Segelsport stellt<br />
Blue-2 Novizen eine Fülle von Apps<br />
und ein Videoportal nicht nur vor<br />
dem Kurs, sondern auch nach der<br />
Prüfung als Nachschlagewerk zur<br />
Verfügung. Die Online-Kurse (live)<br />
finden auch im Sommer alle zwei<br />
Monate statt und sind sehr beliebt,<br />
da hier mit modernen Tools gearbeitet<br />
wird, um das<br />
Gelernte zu vertiefen.<br />
Das Ziel<br />
ist es, eine gute<br />
Balance zwischen<br />
Theorie und<br />
Praxis zu bekommen,<br />
damit man<br />
sich an Bord auf die Umsetzung des<br />
Gelernten konzentrieren kann.<br />
In2TheBlue übernimmt dann in<br />
Punat, wo man heuer 16 Schiffe – davon<br />
zehn Trainingsschiffe – auf dem<br />
eigenen Stützpunkt hat, die Praxis-<br />
Ausbildungen (von März bis November).<br />
Neu im Programm: In Wördern<br />
kann jetzt auch das Donaupatent 10 m<br />
(Wasserstraßen, Binnengewässer) direkt<br />
an der Donau erworben werden.<br />
è www.blue-2.at è www.in2theblue.com<br />
Zuerst interaktiv zu<br />
Hause lernen, dann<br />
aktiv in Punat das<br />
Gelernte tatkräftig<br />
umsetzen.<br />
FOTO: FRAN KARABAIĆ/F MEDIA<br />
FOTO: TAHSIN ÖZEN<br />
Zum RYA-Yachtmaster in Kroatien.<br />
Auf in die Königsklasse<br />
SEGEL & SEEFUNK. Ihre Basis für<br />
Praxiskurse hat die White Wake<br />
Sailing School in der Marina<br />
Kremik bei Primošten in Kroatien.<br />
Das Angebot umfasst RYA-Theorieund<br />
Praxiskurse – von „Competent<br />
Crew“ bis „Yachtmaster Ocean“ –<br />
auf der schuleigenen Yacht Neda 1<br />
(eine Salona 44) und richtet sich an<br />
Skipper mit Erfahrung, die in die<br />
Königsklasse aufsteigen wollen.<br />
Der Unterricht an Bord findet<br />
möglichst stressfrei und auch mit<br />
einem Auge auf die Umwelt statt.<br />
D ie Theoriekurse werden in Wien<br />
abgehalten oder können bequem von<br />
zu Hause online besucht werden.<br />
Das zweite Standbein sind Kurse<br />
für SRC-Seefunklizenzen, die ebenfalls<br />
im Präsenz- oder Online-Unterricht<br />
absolviert werden können.<br />
è www.white-wake.com<br />
Segelspaß in der Hauptstadt<br />
TRADITIONSBETRIEB. Seit 1898 ist<br />
die Segelschule Wien der Familie<br />
Irzl an der Alten Donau nicht nur als<br />
Segelschule, sondern auch als Bootsvermieter<br />
tätig. Die Segelboote sind<br />
verlängerte O-Jollen aus Holz, die<br />
speziell für den Schulbetrieb gebaut<br />
wurden. Angeboten werden Segelgrundkurse<br />
für Anfänger, aber auch<br />
der BFA-Binnenschein.<br />
Die Kurse sind flexibel aufgebaut<br />
und können neben dem Beruf in der<br />
Freizeit absolviert werden, ohne dass<br />
man sich dafür extra Urlaub nehmen<br />
muss. Zu jedem Kurs gibt es auch ein<br />
Kontingent von Übungsstunden ohne<br />
Lehrer zum verbilligten Mietpreis<br />
von € 6,– pro Stunde und Boot.<br />
Kinder und Jugendliche können<br />
im Sommer bei fünftägigen Ferienkursen<br />
das Segeln lernen.<br />
è www.segelschule-wien.at<br />
Seit 1898 an der<br />
Alten Donau.<br />
3/<strong>2023</strong> 43
Skipper-Ausbildung<br />
Alles an Bord<br />
KURS & PRÜFUNG BEIM TÖRN.<br />
Mit dem integrativen Ausbildungskonzept<br />
„Theorie & Praxis an Bord“<br />
bringt b3onWater die gesamte<br />
Ausbildung FB 2/3/4 in Theorie und<br />
Praxis sowie die komplette Prüfung<br />
aufs Schiff. Bei den Schulungstörns<br />
wird dabei der eigene Qualitätsanspruch<br />
hochgehalten: moderne<br />
Ausbildungsyachten, IC-fähige<br />
Prüfungen, kleine Crews, Rundum-<br />
Betreuung durch das Büroteam und<br />
selbst erstellte Segelliteratur.<br />
Um die Wartezeit zur Segelsaison<br />
zu verkürzen, wird während der<br />
Wintermonate im neu gegründeten<br />
Segelkompetenzzentrum in Korneuburg<br />
ein reichhaltiges Programm an<br />
Weiterbildungen angeboten: Wetterseminar,<br />
Erste Hilfe für Segler, Safety-<br />
Training, Funkkurs SRC u. v. m.<br />
è www.b3-onwater.at<br />
Theorie, Praxis und Prüfung<br />
auf dem Schiff.<br />
Im Osten<br />
die Besten<br />
VIELSEITIGE AUSBILDUNG. Mit Standorten<br />
von Ottenstein im Waldviertel über die<br />
Segelschule Hofbauer in Wien bis Breitenbrunn<br />
am Neusiedler See deckt boats-<br />
2sail die gesamte Ostregion wassersportlich<br />
voll ab. Das Team begleitet in mehreren<br />
Sprachen Segelneulinge vom Erstkontakt<br />
mit Segeln oder Surfen auf Binnengewässern<br />
bis zur kompletten Ausbildung für<br />
Küsten- und Offshore-Fahrten. Digitale<br />
Hilfsmittel wie Lernapps und Videomaterial<br />
unterstützen bei der Theorieausbildung, die<br />
Praxis wird in entspannter Atmosphäre und<br />
mit modernen Methodiken und technischen<br />
Hilfsmitteln wie Funkgeräten auf jedem<br />
Ausbildungsboot unterrichtet.<br />
Den ganzen Sommer über werden Kinder-<br />
und Jugendferienkurse angeboten, zudem<br />
besteht die Möglichkeit, im boats2sail<br />
Yachtclub das ganze Jahr ohne eigenes Boot<br />
in Wien Segelsport zu betreiben.<br />
è www.boats2sail.com<br />
è www.hofbauer.at<br />
Seenot auf dem Lehrplan<br />
SICHERHEIT AUF SEE. Seit 2006 ist<br />
der zweifache Minitransat-Segler<br />
Christian Kargl zertifizierter<br />
Trainer und schöpft nach über 140<br />
Trainings und vielen Erlebnissen<br />
inklusive seiner eigenen Mannüber-Bord-Erfahrung<br />
während<br />
des Minitransat 2005 aus einem<br />
großen Erfahrungsschatz. In seinen<br />
von World Sailing-zertifizierten Kursen<br />
(ISAF) zeigt er Skippern und<br />
Crews den praktischen Umgang mit<br />
Rettungsmitteln wie EPIRB, Pyrotechnik,<br />
Bergesystemen, Rettungsinseln<br />
etc.<br />
Die Portion theoretisches Wissen<br />
hilft dabei, zu verstehen, wie man im<br />
Ernstfall richtig reagiert und für sich<br />
und die Crew sicher das Beste aus<br />
der Situation machen kann, um auf<br />
See zu überleben. Die Kurse finden<br />
in ganz Österreich und im benachbarten<br />
Ausland statt.<br />
è www.2sail.com<br />
Skippertraining in<br />
der Marina Wien.<br />
Bei Christian Kargls Kursen<br />
geht es ans Eingemachte.<br />
„ Denken wir bei heiterem<br />
Himmel an den Sturm<br />
und im Sturm an den<br />
Steuermann!“<br />
Gregor von Nazianz, Patriarch<br />
von Konstantinopel (um 320–390).<br />
44 3/<strong>2023</strong>
WEIL DU BEI DER<br />
SICHERHEIT AUF<br />
ALL-INCLUSIVE<br />
SETZT<br />
FOTOS: HRVOJE DUVANČIĆ – REGATE.COM.HR (2)<br />
Das Boot aus Finnland, die Trainer<br />
aus Kroatien, die Agentur aus der Steiermark.<br />
Segeln im Speed-Modus<br />
Aichfeld Yachting hat jetzt neu die ACI Sail-Trainings mit<br />
der Club Swan 36 im Programm.<br />
RACE-MODUS. Nach einem<br />
erfolgreichen Testlauf im letzten<br />
Jahr auf der ultramodernen und<br />
mit Foils ausgestatteten Club<br />
Swan 36 bietet Aichfeld Yachting<br />
auch heuer wieder Regattatrainings<br />
mit der Rennyacht in der<br />
kroatischen Adria an und festigt<br />
damit sein Renommee als eine<br />
der wenigen Charteragenturen<br />
im deutschsprachigen Raum mit<br />
sportlich/schulisch fittem Ausbildungsprogramm.<br />
Das dürfte<br />
wohl auch der Grund gewesen<br />
sein, warum ACI Sail – die sportliche<br />
Tochter der 22 ACI Marinas<br />
– Aichfeld Yachting als seinen<br />
exklusiven Agenten in Österreich<br />
für Trainings und Regatten<br />
auf der Club Swan 36 ausgewählt<br />
hat. Das Besondere dieser Programme<br />
sind nicht nur die Yachten,<br />
sondern auch das hochqualifizierte<br />
Trainerteam mit Olympia-Erfahrung.<br />
Die Steirer haben damit ab sofort<br />
vier verschiedene Angebote<br />
der rennsportlichen Art im Programm.<br />
TrainingsCamps sind<br />
viertägige Trainings, bei denen<br />
man alles über Bootsvorbereitung,<br />
Riggtrimm, Segeltrimm,<br />
Steuern etc. lernt und die auch<br />
Trainingswettfahrten mit bis zu<br />
sechs Club Swan 36 beinhalten.<br />
Bei den zwei- bis viertägigen<br />
Individual Trainings entscheiden<br />
die Kunden selbst über<br />
die Trainingsinhalte, Dauer und<br />
den Ort, an dem das Training<br />
stattfinden soll. Beim Regattacharter<br />
können die Rennyachen<br />
für Regatten gebucht<br />
werden. Dies können spezielle<br />
Club Swan-Races, wie zum Beispiel<br />
die Swan Croatia Challenge,<br />
aber auch klassische ORC-Regatten<br />
sein. Die Corporate Charter<br />
bietet die Möglichkeit, die<br />
Club Swan 36 samt Crew für<br />
Firmen-Events zu chartern,<br />
sodass auch Segelnovizen den<br />
Adrenalinkick dieser Boote live<br />
erleben können. Zudem ist es<br />
auch möglich, nach Absprache<br />
die Boote für ein eintägiges<br />
Schnuppersegeln zu chartern.<br />
è www.aichfeld-yachting.at<br />
TAUSEND GRÜNDE,<br />
EIN PARTNER
Boten der Meere<br />
Tigerhaie als<br />
Kundschafter<br />
der Wissenschaft<br />
Haie finden sich in den Schlagzeilen der Medien vor allem im Zusammenhang mit dem illegalen Handel von<br />
Haifischflossen oder nach Angriffen auf Wassersportler. In beiden Fällen gehören auch Tigerhaie zu den Opfern<br />
beziehungsweise zu den Tätern. Dass Haie auch für wissenschaftliche Forschungsprojekte als Erkunder der<br />
marinen Unterwasserwelt eingesetzt werden, mag überraschen. Ein Beispiel dafür ist das vorgestellte Projekt,<br />
in dem markierte Tigerhaie die genauere Kartierung von Seegraswiesen ermöglichten.<br />
Text REINHARD KIKINGER<br />
FOTO: TOMAS KOTOUC/SHUTTERSTOCK.COM<br />
46 3/<strong>2023</strong>
Dieser Hai, Galeocerdo<br />
cuvier, erreicht eine Länge<br />
von meist drei bis vier<br />
Metern, wobei Weibchen<br />
die Männchen größenmäßig übertreffen<br />
und auch über fünf Meter<br />
groß werden können.<br />
Der umgangssprachliche Name<br />
leitet sich von der getigerten Zeichnung<br />
der jungen Tigerhaie ab. Mit<br />
zunehmendem Alter wird diese<br />
Zeichnung undeutlicher oder geht<br />
gänzlich verloren. Das weite Verbreitungsgebiet<br />
dieser großwüchsigen<br />
Haiart umfasst tropische, subtropische<br />
und warm gemäßigte<br />
Meere. Der Tigerhai ist möglicherweise<br />
die Haiart mit dem breitesten<br />
Nahrungsspektrum. Das reicht<br />
von Aas und Treibgut über Krebse,<br />
Fische, Tintenfische, Seeschlangen<br />
und Vögel bis zu Meeresschildkröten,<br />
Robben, Dugongs und<br />
Delfinen. Er ist damit einer der<br />
Spitzenprädatoren der marinen<br />
Nahrungskette, kann selbst aber<br />
Orcas zum Opfer fallen.<br />
Charakteristisch ist die Zahnform<br />
des Tigerhais. Seine Zähne sind<br />
gezackt, besitzen an der Basis eine<br />
ebenfalls gezackte Verbreiterung<br />
und sind offenbar besonders gut geeignet,<br />
um zähe und harte Substanzen<br />
wie Panzer von Meeresschildkröten<br />
zu durchtrennen.<br />
DIE ENTDECKUNG DES<br />
WELTWEIT GRÖSSTEN<br />
SEEGRAS-BESTANDES<br />
Zwischen 2016 und 2020 brachte<br />
der Wissenschaftler Dr. Austin<br />
Gallagher Videokameras an Tigerhaien<br />
an. Das Untersuchungsgebiet<br />
war die Region der Bahamas. Die<br />
Bahama Banks sind riesige flache<br />
REINHARD KIKINGER<br />
ist Meeresbiologe und<br />
langjähriger Kursleiter<br />
an der Universität Wien,<br />
an Feldstationen im<br />
Mittelmeer und auf den<br />
Malediven.<br />
FOTO: PRIVAT<br />
Tigerhai und Taucher – eine Begegnung, die für beide Seiten spannend ist. Das Foto verrät uns viele Details.<br />
Der Taucher verhält sich ruhig, hat auf dem Sandboden Position bezogen und beobachtet den Hai, der zwischen<br />
ihm und dem Fotografen durchschwimmt. Der Hai ist ein Weibchen, zu erkennen an den Bauchflossen, die nicht zu<br />
den röhrenförmigen Klaspern der Männchen erweitert sind. Die Begegnung findet im flachen Wasser statt, die<br />
sichtbare Wasseroberfläche, die Sandrippeln und das perfekte Tageslicht zeigen das deutlich. Bleibt die Frage nach<br />
der Größe des Hais. Der Vergleich mit dem Taucher ist nicht hilfreich, weil die Perspektive verzerrt. Aber die beiden<br />
Schiffs halter, die unter dem Hai mitschwimmen, sind ein guter Maßstab. Sie scheinen ausgewachsen zu sein und<br />
sind damit etwa einen Meter lang. Damit ist die Größe des Tigerhais auf gute vier Meter einzuschätzen.<br />
3/<strong>2023</strong> 47
Boten der Meere<br />
Die Bahamas. Diese Inselgruppe südöstlich der Vereinigten Staaten<br />
zählt mehr als 700 Inseln, von denen nur wenige bewohnt sind. Ihr Name<br />
leitet sich von der Benennung durch spanische Seefahrer ab, die diese<br />
Gewässer „Baja Mar“ nannten, ein „flaches Meer“, was die Topographie<br />
dieser Meeresregion sehr gut beschreibt. Im Lauf der Zeit entstand der<br />
gegenwärtige Name „Bahamas“ aus der ursprünglichen Bezeichnung.<br />
Sandbänke, die perfekte Voraussetzungen<br />
für den Aufwuchs von<br />
Seegräsern bieten.<br />
Es war daher schon lange bekannt,<br />
dass es hier große Bestände<br />
von Seegras gibt. Aber deren genaue<br />
räumliche Ausdehnung war unerforscht,<br />
da es sich um ein sehr großes<br />
Gebiet handelt. Auch Satelliten<br />
schaffen es nicht, Seegraswiesen verlässlich<br />
zu kartieren, da sie schwer<br />
von Algenbeständen zu unterscheiden<br />
sind und durch Sedimentation<br />
auch fälschlicherweise als Sandflächen<br />
interpretiert werden können.<br />
Die Videos der Hai-Kameras<br />
zeigten, dass sich die Haie über weite<br />
Flächen dichter Seegraswiesen<br />
bewegten. Nach Auswertung aller<br />
Daten, die auch das Monitoring<br />
vorhergehender Tauchgänge und<br />
Interpretationen von Satellitenbildern<br />
umfassten, stellte sich heraus,<br />
dass die Bahamas über das weltweit<br />
größte Seegras-Ökosystem verfügen,<br />
dessen Ausdehnung etwa<br />
92.000 km 2 beträgt.<br />
LEICHTER GESAGT ALS GETAN<br />
Wie stattet man einen Raubfisch<br />
von drei Meter Länge mit einer<br />
Kamera aus? Wie kann man seine<br />
Wanderungen und Positionen<br />
feststellen? Wie kommt man an<br />
die aufgezeichneten Daten heran?<br />
15 Tigerhaie wurden mit Leine und<br />
Kreishaken gefangen und an der<br />
Tigerhai über Phytalbestand. Algen und Seegräser<br />
finden auf den flachen Sandbänken im lichtdurchfluteten<br />
Wasser der Bahamas beste Lebensbedingungen.<br />
Ein Grund, warum auch für Spitzenprädatoren<br />
wie Tigerhaie dieser Lebensraum interessant<br />
ist, sind Meeresschildkröten. Diese Weidegänger<br />
stehen auf dem Speisezettel der Tigerhaie.<br />
Seite des Forschungsbootes gesichert.<br />
Dort wurden Geschlecht und<br />
die morphometrischen Daten erhoben<br />
sowie Blutproben genommen.<br />
Eine Capture-Recapture-Marke<br />
wurde an der Basis der Rückenflosse<br />
angebracht. Einige der Haie wurden<br />
mit einem akustischen Sender versehen,<br />
der den Aufenthaltsort der<br />
Tiere verriet.<br />
An einigen Haien wurden Popoff-Satellitentags<br />
angebracht, die<br />
Schwimmtiefe und Wassertemperatur<br />
maßen, nach ihrer Ablösung zur<br />
Wasseroberfläche aufstiegen und<br />
Die Grüne Meeresschildkröte, Chelonia mydas, wird bis zu 140 cm lang und<br />
bis zu 200 kg schwer. Sie ernährt sich hauptsächlich von Seegräsern und Algen.<br />
Ihr alter Name Suppenschildkröte weist auf ihre kulinarische Verwendung hin.<br />
Diese Tiere können lange ohne Nahrung überleben und dienten früher als lebender<br />
Schiffsproviant. Ende des 19. Jh. war diese Art durch Bejagung am Rand des<br />
Aussterbens, wozu auch die Haute Cuisine mit der international gefragten Schildkrötensuppe<br />
beitrug. Seit 1988 steht die große Schildkröte durch das Washingtoner<br />
Artenschutz-Übereinkommen unter Schutz und die Bestände erholen sich.<br />
Davon profitieren auch Tigerhaie, da Meeresschildkröten Teil ihrer Nahrung sind.<br />
die Daten an Argos-Satelliten übermittelten.<br />
Auch diese Daten wurden<br />
zur Kalkulation der Aufenthaltsorte<br />
der Haie genützt.<br />
DIE KAMERA<br />
Das Kernstück zur Erfassung der<br />
Ökosystem-Typen, die von den<br />
Haien durchschwommen wurden,<br />
waren die Kameras. Die kleinen<br />
Camcorder, verpackt in auftriebsfähigem<br />
Material, wurden an den<br />
Rückenflossen der Haie befestigt<br />
und so positioniert, dass die Optik<br />
nach vorne gerichtet war.<br />
„ Durch zwei kleine Bohrlöcher in der Rückenflosse<br />
wurden zwei biologisch abbaubare Kabelbinder<br />
gezogen, um die Kamera zu fix ieren.“<br />
48 3/<strong>2023</strong>
Track length (m)<br />
2.000<br />
3.000<br />
4.000<br />
5.000<br />
27<br />
26<br />
FOTO: C. MITTERMEIER, A. GALLAGHER, TIGER SHARK STUDY, KAUST.EDU.SA, GALEOCERDO CUVIER (1), SHUTTERSTOCK.COM – BLUEORANGE STUDIO (1), NICOLASVOISIN44(1), SERGEY NOVIKOV(1)<br />
Seegras-Monitoring auf den Bahamas. Linke Seite: dichter Bestand des Seegrases Thalassia testudinum<br />
und Vermessung einer Erosionskante mit freiliegendem Rhizom. Rechte Seite: Tigerhai über Seegrasbestand<br />
von Syringodium filiforme und Aufnahme einer am Tigerhai montierten Kamera.<br />
Markierter Tigerhai. Daten über Wassertemperatur und Schwimmtiefen werden über Satellit übertragen,<br />
nachdem sich die Sensoren vom Hai gelöst haben und zur Wasseroberfläche aufgestiegen sind. Eine<br />
Stachelmakrele ist nahe der Schwanzwurzel zu sehen. Die raue Haut der Haie ist bei Stachelmakrelen<br />
beliebt, um sich daran zu reiben.<br />
Durch zwei kleine Bohrlöcher in<br />
der Rückenflosse wurden zwei biologisch<br />
abbaubare Kabelbinder gezogen,<br />
um die Kamera zu fix ieren.<br />
Damit sie nach einiger Zeit vom<br />
Tier wieder freikam, wurde ein<br />
Zeitauslöser zwischen Kamera und<br />
Kabelbinder angebracht, der durch<br />
Korrosion nach etwa 24 Stunden<br />
die Verbindung löste. Das Kameragehäuse<br />
stieg durch seinen Auftrieb<br />
an die Wasseroberfläche.<br />
Um dort auch gefunden werden<br />
zu können, war jedes dieser Pakete<br />
mit Antennen versehen, sodass die<br />
driftenden Kameras entweder über<br />
Satelliten oder über UKW-Funk<br />
geortet werden konnten.<br />
Latitude<br />
–79 –78 –77 –76 –75 –74<br />
Longitude<br />
Longitude<br />
Tag ID<br />
Bahama Banks und Tigerhaie. Oben: Startpositionen der mit Kameras<br />
ausgestatten Haie. Unten: Satellitengestützte Auswertung der<br />
Routen, die von den markierten Haien geschwommen wurden.<br />
25<br />
24<br />
23<br />
22<br />
Latitude<br />
181740<br />
181741<br />
181742<br />
181743<br />
181744<br />
n979<br />
n981<br />
n988
Boten der Meere<br />
AUSWERTUNG UND<br />
ERGEBNISSE<br />
Die aufgezeichneten Videosequenzen<br />
der Hai-Kameras hatten eine durchschnittliche<br />
Dauer von 80 Minuten<br />
und wurden genau analysiert. Für die<br />
Abschätzung der Schwimmgeschwindigkeit<br />
wurde die Schlagfrequenz der<br />
Schwanzflosse herangezogen.<br />
Die Schwanzflosse war im Video<br />
nicht zu sehen, weil die an der Rückenflosse<br />
befestigte Kamera ja nach<br />
vorne orientiert war. Es war jedoch<br />
der Kopf ersichtlich, und der bewegt<br />
sich bei jedem Schwanzschlag von<br />
einer Seite auf die andere. Diese<br />
Kopfbewegungen wurden stellvertretend<br />
als Schwanzschläge gezählt.<br />
Aus früheren Untersuchungen<br />
kannte man die durchschnittliche<br />
Relation zwischen Körperlänge und<br />
dem Ausmaß des Schwanzausschlages<br />
und der daraus resultierenden<br />
Schwimmgeschwindigkeit. Multipliziert<br />
mit der Anzahl der Schwanzschläge<br />
pro Minute ermöglichte das<br />
eine Schätzung der zurückgelegten<br />
Strecke.<br />
Die Ausdehnung der Seegraswiesen<br />
wurde über die kumulative Dauer der<br />
Zeit ermittelt, die jeder der Haie laut<br />
Kameraaufzeichnung über diesem<br />
Ökosystem verbrachte. Startpunkt<br />
für die räumliche Zuordnung war<br />
die Position, an der jeder der Haie<br />
markiert und freigelassen wurde.<br />
NEUE ERKENNTNISSE<br />
Die Ergebnisse der Hai-generierten<br />
Videosequenzen wurden in frühere<br />
Schätzungen der Seegrasbestände<br />
Verbreitungsgebiet. Die blau gefärbten Bereiche<br />
zeigen das bestätigte Vorkommen des Tigerhais.<br />
Zusätzlich wird er sporadisch aber auch in anderen<br />
Meeresgebieten angetroffen, z. B. im europäischen<br />
Mittelmeer (© CC BY-SA 4.0).<br />
Früher Tod. Der Albatros ist noch jung und hat die Gefahr nicht<br />
erkannt. Es ist zu spät, um dem Tigerhai noch zu entkommen. Seevögel<br />
sind Teil des breiten Nahrungsspektrums von Tigerhaien.<br />
integriert. Zusammen mit Fernerkundungsdaten<br />
von Satelliten,<br />
Feldforschungen durch Taucher<br />
und auf Schleppbrettern montierten<br />
Kameras ergeben sie ein aktualisiertes<br />
Bild mit dem überraschenden<br />
Ergebnis, dass die Bahama Banks<br />
über das größte Seegras-Ökosystem<br />
der Welt verfügen.<br />
Die Bedeutung von Seegraswiesen<br />
wird im Zusammenhang mit<br />
dem Klimawandel immer deutlicher,<br />
weil sie in der Lage sind, große<br />
Mengen an Kohlenstoff zu speichern,<br />
die der Atmosphäre entzogen<br />
werden. Das Tigerhai-Seegraswiesenprojekt<br />
ist auch deswegen<br />
interessant, weil es künftige Möglichkeiten<br />
zur Erkundung mariner<br />
Lebensräume aufzeigt. Die Technik<br />
der Aufzeichnung sowie die Speicherung<br />
und Datenübertragung<br />
unterschiedlichster Messgrößen<br />
werden zunehmend miniaturisiert,<br />
sodass in Zukunft wahrscheinlich<br />
auch kleinere und fragilere Meeresbewohner<br />
als Kundschafter in Frage<br />
kommen werden.<br />
Ein realistischeres Bild eines<br />
Lebensraumes kann wohl niemand<br />
vermitteln als diejenigen, die auch<br />
tatsächlich dort daheim sind. <br />
Quellen<br />
Charakteristische Zahnform. Die Zähne des Tigerhais sind an<br />
der Basis verbreiterte Dreiecke mit gezähntem Rand. Gut zu<br />
erkennen sind auch die in Reihen angeordneten Reservezähne,<br />
die bei Bedarf verlorengegangene Zähne ersetzen.<br />
Gallagher, A.J., Brownscombe, J.W., Alsudairy, N.A. et al. Tiger sharks support the<br />
characterization of the world’s largest seagrass ecosystem. Nat Commun 13, 6328 (2022).<br />
è https://doi.org/10.1038/s41467-022-33926-1<br />
è https://www.kaust.edu.sa/en/news/<br />
largest-seagrass-meadows-on-earth-found-in-bahamas<br />
Nervenkitzel: Fütterung eines Tigerhais, ebenfalls<br />
im flachen Wasser der Bahamas. Wenn das Verhalten<br />
dieser Tiere richtig eingeschätzt wird, sind<br />
solche Unternehmungen möglich, ein Restrisiko<br />
bleibt aber bestehen. Den Schiffshalter unterhalb<br />
des Tigerhais freut die Aktion, weil auch für ihn<br />
Futterreste anfallen werden.<br />
FOTOS: ILANA NIMZ, NOAA (1), D. ROSS ROBERTSON (1), TOMAS KOTOUC/SHUTTERSTOCK (1)<br />
50 3/<strong>2023</strong>
GREEN MILE<br />
Tipps, Trends & Neuheiten<br />
E-Pionier<br />
ELEKTRIFIZIEREND. Der US-amerikanische<br />
E-Motoren-Hersteller Elco<br />
feiert heuer seinen 130. Geburtstag.<br />
Die ersten Elektroboote der „Electric<br />
Launch Company“ fuhren durch die<br />
künstlichen Lagunen der Weltausstellung<br />
1893 in Chicago (übrigens<br />
zehn Jahre nachdem ein Elektroboot<br />
auf der Internationalen Elektrischen<br />
Ausstellung in Wien auf der Donau<br />
verkehrte).<br />
Elco war damals die Werft der<br />
Reichen und Berühmten, so fuhren<br />
beispielsweise Henry Ford und auch<br />
Thomas Alva Edison die leisen Motorboote<br />
des Herstellers. Nach mehreren<br />
Besitzer- und Branchenwechseln<br />
(so baute man U-Boote und<br />
Flug zeuge) widmet sich Elco seit<br />
1987 wieder seinem ursprünglichen<br />
Be tätigungsfeld und baut E-Motoren.<br />
Heute bieten die Amerikaner eine<br />
vollständige Palette an elektrischen<br />
Innen- und Außenbordmotoren mit<br />
einer Leistung von bis zu 200 PS,<br />
dazu noch Batterien und Zubehör.<br />
è www.elcomotoryachts.com<br />
130 Jahre Firmengeschichte:<br />
Von der<br />
E-Barkasse in Chicago<br />
bis zum modernen<br />
Elektro-Außenborder.<br />
Zhiks Board Shorts gibt es<br />
in Schwarz oder Blau. Blau<br />
ist natürlich nautischer.<br />
Auferstehung<br />
als Hose<br />
GUTER STOFF. Ohne recycelte Materialien<br />
traut sich heute fast kein Hersteller<br />
von Sportgewand mehr auf<br />
den Markt. Meistens betrifft es das<br />
Polyestergewebe, und da ist es wirklich<br />
egal, woher es stammt, den<br />
Unterschied macht nämlich die Beschichtung.<br />
Wie z. B. bei den neuen<br />
Board Shorts von Zhik, die zu 95 %<br />
aus wiederverwertetem Polyester bestehen.<br />
Die superleichten Hosen sind<br />
durch eine PFC-freie Beschichtung<br />
wasserabweisend, dazu atmungsaktiv,<br />
schnell trocknend und schützen<br />
vor ultravioletter Strahlung.<br />
è www.zhik.com<br />
Der Motor aus dem All<br />
HOHE LEISTUNG. Der<br />
englische Elektromotoren-<br />
Hersteller Equipmake hat<br />
mit seinem HP-400 einen<br />
ultraleichten Elektromotor<br />
vorgestellt, der für Hochleistungsanwendungen<br />
in<br />
der Luft- und Raumfahrt<br />
sowie in der Schifffahrt<br />
entwickelt wurde. Ursprünglich<br />
konstruiert<br />
wurde die Einheit als<br />
Hochleistungs-Treibstoffpumpe<br />
für das australische<br />
Eris-Raketenprogramm.<br />
Der HP-400 liefert eine<br />
Spitzenleistung von satten<br />
400 kW, besitzt ein maximales<br />
Drehmoment von<br />
250 Nm und wiegt dank<br />
eines integrierten Siliziumkarbid-(SiC)-Umrichters<br />
insgesamt nur 40 kg.<br />
è www.equipmake.co.uk<br />
Geboren als Raketentreibstoffpumpe.<br />
Frisches Geld für Öko-Kats<br />
Die Zen50 nimmt Kurs<br />
auf Rumpf Nr. 1.<br />
FOSSILFREI. Mit der Zen50 möchte<br />
die in Barcelona ansässige Werft Zen<br />
Yachts einen Hochleistungs-Luxuskatamaran<br />
bauen, der Tag und Nacht<br />
ohne einen einzigen Tropfen fossilen<br />
Treibstoff betrieben werden kann.<br />
Möglich machen sollen das u. a. ein<br />
ultraleichter Rumpf aus Kohlefaser<br />
und ein Hightech-Wingsail von<br />
Ayro. Einen Schritt näher zur Realisierung<br />
des Konzepts ist man jetzt<br />
durch frisches Kapital des Ocean<br />
Zero LLC-Fonds gekommen.<br />
Noch vor dem Debüt, das noch<br />
im Laufe dieses Jahres erfolgen soll,<br />
sollen schon vier Einheiten des<br />
Öko- Kats bestellt worden sein.<br />
è www.zenyachts.com<br />
3/<strong>2023</strong> 51
Saisonstart<br />
Wasser-Fest!<br />
Sie zählen schon die Tage, bis Ihr Boot wieder zu Wasser gelassen werden kann? Doch für einen reibungslosen<br />
Saisonstart sollte einiges an Pflege und Inspektion an Bord nicht zu kurz kommen. Hier einige nützliche Tipps,<br />
damit Sie Ihr Boot noch gut auf die nächste Saison vorbereiten können.<br />
Raus aus dem Wasser, rein<br />
in das Wasser. Schön,<br />
wenn es so einfach wäre.<br />
„Unsere Schadenstatistik<br />
belegt jedoch, dass beim Auswintern<br />
böse Überraschungen auf den<br />
Eigner warten können“, erklärt<br />
Barbara Schiesser von Pantaenius<br />
Österreich. „Mindestens 15 Prozent<br />
der bei uns registrierten Schäden,<br />
das sind in Summe etwa<br />
1.000 pro Jahr, lassen sich auf<br />
mangelnde Pflege und Wartung<br />
zurückführen. Die Dunkelziffer<br />
dürfte etwas höher liegen. Den Saisonstart<br />
vernünftig zu vermeiden planen und<br />
Dieselpest<br />
vorzubereiten, halten wir deshalb<br />
für extrem wichtig.“<br />
Leere oder<br />
defekte Batterien<br />
LEERE ODER<br />
DEFEKTE<br />
BATTERIEN<br />
Damit die Probefahrt<br />
im Frühjahr<br />
nicht aufgrund<br />
von Strommangel<br />
ins Wasser fällt, wollen<br />
Bordbatterien ordnungsgemäß<br />
52 3/<strong>2023</strong>
gelagert werden. Gängige Blei-Batterien<br />
sollten nicht einfach aufgeladen<br />
werden und angeschlossen an Bord<br />
verbleiben, sondern mindestens abgeklemmt<br />
werden. Somit wird eine<br />
langsame Entladung durch unbekannte<br />
Verbraucher vermieden, die<br />
die Lebensdauer der Batterie beeinträchtigt<br />
oder sie sogar zerstören<br />
kann.<br />
Hierzu immer zunächst den Minuspol<br />
abklemmen. Für die Lagerung<br />
eignen sich kühle, jedoch unbedingt<br />
trockene Keller- oder La -<br />
gerräume ohne größere Temperaturschwankungen.<br />
Frost sollte<br />
unbedingt vermieden werden.<br />
Sogenannte Erhaltungsladungen<br />
verlängern die Lebensdauer der Batterie<br />
und sorgen dafür, dass die angegebene<br />
Ladekapazität möglichst<br />
lange erhalten bleibt. Hierzu die Batterie<br />
einfach alle 2–3 Monate sowie<br />
kurz vor dem Wiedereinbau an Bord<br />
vollständig aufladen. Grundsätzlich<br />
ist die Entladung unter 50 Prozent<br />
für alle Blei-Batte rien schädlich und<br />
sollte unbedingt vermieden werden.<br />
Auch Lithium-Batterien sollten<br />
mit dem Minuspol zuerst abgeklemmt<br />
und an einem kühlen, jedoch<br />
frost freien und trockenen Ort<br />
gelagert werden. Ein dauerhafter<br />
Anschluss an ein Ladegerät ist unbedingt<br />
zu vermeiden, da die dabei<br />
stattfindenden Ladezyklen im oberen<br />
Kapazitätsbereich genau wie ein<br />
vollständiger Ladezyklus die Lebensdauer<br />
der Batterie verkürzen. Anders<br />
als Blei-Batte rien werden<br />
Lithium-Batterien zum Überwintern<br />
jedoch nicht vollständig ge laden. Die<br />
FOTO: SHCH/SHUTTERSTOCK.COM<br />
Herstellerempfehlungen schwanken<br />
zwischen etwa einem und<br />
zwei Dritteln der Ladekapazität.<br />
Tipp von Barbara Schiesser: Bei<br />
der Kontrolle der Batterie im Frühjahr<br />
immer auch den Sitz der Pol -<br />
klemmen sowie mögliche Korrosionsstellen<br />
prüfen. Wurde im Winter<br />
am Boot gebastelt, sollte zudem<br />
ein ausgeruhter Blick die Verkabelung<br />
begutachten. Sind neue elektrische<br />
Geräte sachgemäß installiert<br />
und Kabelquerschnitte ausreichend<br />
dimensioniert? Hier liegt die<br />
Brandgefahr!<br />
DIESELPEST VERMEIDEN<br />
Im Winterlager kann unter<br />
Umständen das Risiko<br />
steigen, dass das Kraftstoffsystem<br />
von der<br />
sogenannten Dieselpest<br />
befallen wird. Es<br />
handelt sich dabei um<br />
Stoffwechselprodukte<br />
von Mikroorganismen im<br />
Wasser, das sich leicht im Dieseltank<br />
sammeln kann – entweder<br />
als Kondenswasser in einem nur<br />
teilweise gefüllten Tank oder im<br />
Fall von Biodiesel in Form kleinster<br />
Tröpfchen im Kraftstoff selbst.<br />
Der aus geschiedene Bioschlamm<br />
der Mikroorganismen kann<br />
Kraftstofffilter, Einspritzdüsen<br />
und andere Bauteile verstopfen,<br />
was das Risiko eines Motorausfalls<br />
birgt.<br />
Darum sind zwei wichtige Vorkehrungen<br />
am besten schon vor<br />
dem Einwintern zu treffen: Erstens<br />
sollte der Tank vor dem Einlagern<br />
möglichst komplett gefüllt<br />
werden, wenn die Lagerordnung<br />
dies zulässt. Und zweitens sollte<br />
diese letzte komplette Tankfüllung<br />
Achtung Rigg!<br />
Dieselpest<br />
vermeiden<br />
Der langsame Verfall:<br />
Korrosion durch fehlende Anoden<br />
Laufen die Fallen klar? Lösen sich irgendwo Drähte? Sind alle Bolzen mit Splinten<br />
ge sichert und sind die Wantenspanner schadenfrei? Für Segler gehört zum Saisonstart<br />
immer auch eine Sichtprüfung des Riggs. Das klappt am besten bei liegendem Mast.<br />
Auch wer sein Boot im Freilager überwintern lässt, ist gut beraten, den Mast zum Saisonende<br />
legen zu lassen, denn das erleichtert nicht nur die Prüfung, sondern reduziert auch<br />
deutlich die Belastungen für das Material.<br />
Wenn Verschleißerscheinungen, Korrosion oder Risse festgestellt werden, sollte ein<br />
Rigger hinzu gezogen werden. Ohnehin ist es sinnvoll, einen Fachmann in regelmäßigen<br />
Abständen mit einem Rigg-Check zu beauftragen.<br />
Leere oder<br />
defekte Batterien<br />
Wassereinbruch<br />
an Borddurchlässen<br />
3/<strong>2023</strong> 53
Auswintern<br />
vor dem Winter nicht mit Biodiesel<br />
erfolgen. Während der Saison,<br />
wenn der Motor läuft, ist Biodiesel<br />
natürlich unproblematisch.<br />
Um einem Ausfall des Motors<br />
wegen der Dieselpest vorzubeugen,<br />
sollte vor dem Auswintern auf alle<br />
Fälle der Tank geprüft und der bzw.<br />
Dieselpest<br />
die Kraftstofffilter gewechselt vermeiden werden.<br />
Im Zweifel bietet sich eine<br />
Tankreinigung an. Es gibt verschiedene<br />
Möglichkeiten, diese selbst<br />
durchzuführen. Besser ist es, einen<br />
Fachbetrieb zu beauftragen.<br />
Tipp von Barbara Schiesser:<br />
Gegen das Wachstum von Mikroorganismen<br />
und Der Bakterien langsame Verfall: im Tank<br />
Korrosion durch fehlende Anoden<br />
helfen spezielle Additive, die dafür<br />
sorgen, dass die Mikroorganismen<br />
keine Chance zur Vermehrung<br />
haben.<br />
Kühlkreislauf<br />
überprüfen<br />
KÜHLKREISLAUF<br />
ÜBERPRÜFEN<br />
Für die Funk tion des<br />
Motors ist neben<br />
dem Kraftstoffsystem<br />
auch der Kühlkreislauf<br />
wesentlich. Vor<br />
dem Kran- oder Slip -<br />
termin sollten in diesem<br />
Zusammenhang alle Seeventile<br />
auf Verunreinigungen überprüft<br />
werden, die den Seewasserzulauf<br />
des Kühlkreislaufs behindern<br />
könnten. Am besten sollten die<br />
entsprechenden Seeventile schon<br />
an Land auf Funktion überprüft<br />
und gefettet werden.<br />
Weiters sind im Frühjahr alle<br />
Schlauchverbindungen der Motorkühlung<br />
zu prüfen. Rissige Schläuche<br />
müssen unbedingt ausgetauscht<br />
werden. Gleiches gilt für<br />
korrodierte Schlauchschellen.<br />
Tipp von Barbara Schiesser:<br />
Für Außenborder gibt es sogenannte<br />
Flusher, die eine<br />
Spülung des Kühlwassersystems<br />
ganz einfach ermöglichen.<br />
Im Idealfall erfolgt dies<br />
schon vor dem Einwintern,<br />
damit sich etwaige Fremdkörper<br />
über Winter nicht dauerhaft fest -<br />
setzen können.<br />
„ Mindestens 15 Prozent der registrierten<br />
Schäden, das sind etwa 1.000 pro Jahr,<br />
lassen sich auf mangelnde Pflege und<br />
Wartung zurückführen.“<br />
Barbara Schiesser, Managing Director Pantaenius Österreich<br />
Leere oder<br />
defekte Batterien<br />
Wassereinbruch<br />
an Borddurchlässen<br />
BORDDURCHLÄSSE<br />
KONTROLLIEREN<br />
Schon in Vorbereitung<br />
auf den<br />
Slip- oder Krantermin<br />
sollten an<br />
Land sämtliche<br />
Seeventile und Kühlkreislauf<br />
Borddurchlässe einem<br />
letzten Check unterzogen werden.<br />
Wasser in Schläuchen und Seeven -<br />
tilen, das nach der letzten Saison<br />
nicht abgelassen oder nicht mit<br />
Frostschutzmittel versehen wurde,<br />
kann frieren und die entstehenden<br />
Kräfte können das Seeventil beschädigen.<br />
Ein guter Weg, um fortgeschrittene<br />
Korrosion eines Seeventils oder<br />
Borddurchlasses zu überprüfen, ist<br />
der Kratztest, beispielsweise mit<br />
einem Schraubenzieher. Denn häufig<br />
ist Korrosion oberflächlich nicht<br />
zu erkennen. Ist die Kratzstelle<br />
blank, kann das als gutes Zeichen<br />
gewertet werden. Ist der Kratzer<br />
jedoch rötlich gefärbt oder gar bröckelig,<br />
dann hat der Zersetzungsprozess<br />
bereits begonnen.<br />
Tipp von Barbara Schiesser: Un -<br />
bedingt die Borddurchlässe und Seeventile<br />
auf Wassereintritt überprüfen,<br />
solange das Boot noch in den Gurten<br />
hängt bzw. auf dem Slipwagen liegt.<br />
Dieselpest<br />
vermeiden<br />
Leere oder<br />
defekte Batterien<br />
ANODEN RECHTZEITIG<br />
AUSTAUSCHEN<br />
Opferanoden aus<br />
Zink, Magnesium<br />
oder Aluminium<br />
sorgen dafür, dass<br />
Korrosion im Idealfall<br />
Wassereinbruch<br />
nur dort stattfindet.<br />
an Borddurchlässen<br />
Wer also nicht riskieren will,<br />
dass Sail drive, Propeller, Getriebe<br />
oder Borddurchlässe langsam, aber<br />
Der langsame Verfall:<br />
Korrosion durch fehlende Anoden<br />
überprüfen<br />
sicher zerfallen, tut gut daran, im<br />
Frühjahr einen letzten Check an<br />
Land durchzuführen. Das bietet<br />
sich schon deswegen an, weil die<br />
Opferanoden bis auf jene auf<br />
dem Außenborder in der Regel<br />
unterhalb der Wasserlinie angebracht<br />
sind.<br />
Findet zum Frühjahr ein Revierwechsel<br />
statt, sollte geprüft werden,<br />
ob die Art der Opferanoden weiterhin<br />
geeignet ist. In Salzwasser<br />
werden zumeist Zinkanoden eingesetzt.<br />
In Süßwasserrevieren braucht<br />
es Opferanoden aus Magnesium,<br />
da diese eine höhere Potenzialdifferenz<br />
aufweisen.<br />
Tipp von Barbara Schiesser: Nutzen<br />
Sie eine Badepause in der Bucht,<br />
um alle paar Monate die Opfer -<br />
anoden zu prüfen. Denn manchmal<br />
kann Spannung im Wasser rund um<br />
den Liegeplatz oder eine falsche Erdung<br />
von Elektronik den Korrosionsprozess<br />
deutlich beschleunigen. <br />
Kühlkreislauf<br />
überprüfen<br />
Checkliste für Ihr Boot<br />
Vor dem Wassern<br />
sollten die wichtigsten<br />
Checks abgehakt sein.<br />
Eine Liste, die Ihnen einige der wichtigsten Punkte liefert,<br />
die vor dem Wassern unbedingt erledigt sein sollten, finden<br />
Sie als PDF hier è www.pantaenius.at/auswintern<br />
FOTO: PANTAENIUS<br />
54 3/<strong>2023</strong>
Uni-Projekt<br />
SEGELYACHTEN<br />
Tipps, Trends & Neuheiten<br />
MASTERARBEIT. Die 70 Fuß lange<br />
Eve II ist das Abschlussprojekt des<br />
Teams Windiva beim Master-Studium<br />
Yacht-Design am Politecnico di Milano.<br />
Vor allem hinsichtlich wiederverwertbarer<br />
Materialien ist den Studenten<br />
einiges eingefallen. Der Rumpf besteht<br />
aus Basaltfasern und Balsaholz (was wir<br />
schon von den Innovation Yachts des<br />
Österreichers Norbert Sedlacek kennen)<br />
und dank der Verwendung von Elium,<br />
einem thermoplastischen Harz von<br />
Arkema, ist der Verbundstoff re cycelbar.<br />
Das Teakdeck wird durch Kork ersetzt<br />
und für die Polsterung der Möbel werden<br />
Kapokfasern benutzt, die biologisch<br />
abbaubar sind.<br />
è www.polidesign.net<br />
Nachhaltige Eve II.<br />
Regenerativ-sportiv<br />
SWS Nyumba.<br />
SUPERYACHT. Die in Kapstadt beheimatete<br />
Werft Southern Wind stellte mit dem<br />
30 Meter langen Carbon-Cruiser Nyumba<br />
ihr erstes Modell mit Hybridantrieb vor.<br />
Die Performance-Yacht ist Rumpf Nr. 4<br />
der Kleinserie SW96, die auf einen Custom-Aufbau<br />
setzt. Das Energie- und Antriebssystem<br />
wurde in Zusammenarbeit<br />
mit BAE Systems entwickelt und verfügt<br />
über einen HydroGeneration-Modus zum<br />
Aufladen der Lithium-Ionen-Batterien<br />
unter Segeln. Designt wurde die Yacht<br />
sowohl als Fahrtenyacht, die mit kleiner<br />
Crew lange Strecken bewältigen kann, als<br />
auch als Racer für Superyacht-Regatten.<br />
è www.sws-yachts.com<br />
Die Freuden<br />
des Sommers<br />
www.schomacker.de<br />
MEDITERRANES KONZEPT. Das französische Designbüro<br />
Thomas Tison präsentierte auf der Boot Düsseldorf<br />
mit der L’Été das Konzept eines Daysailers, der Geschwindigkeit,<br />
zeitloses Design und eine hochwertige<br />
Konstruktion vereint. Interessanter Materialmix: Der<br />
Rumpf der 12-m-Yacht ist aus Holz, Deck, Kiel und<br />
Ruder sind aus Kohlefaser.<br />
Einsatzgebiete der L’Été sollen Regatten, aber auch<br />
Badetage mit Freunden und Familie sein. Für Letzteres<br />
ist als op tionales Extra eine aufblasbare Plattform gedacht,<br />
die den Zugang zum Schnorcheln erleichtern soll.<br />
è www.thomastison.com<br />
JETZT VERGLEICHEN<br />
L’Été: Schöne Yacht,<br />
schöner Name.
Elan E6<br />
Die Elan E6 ist in vielerlei Hinsicht das Flaggschiff der<br />
technologisch sehr fortschrittlich arbeitenden slowenischen<br />
Werft. Vor allem soll sie die derzeit schnellste und leichteste<br />
47-Fuß-Serienyacht auf dem Markt sein.<br />
Text DETLEF JENS | Fotos JEAN-BAPTISTE D’ENQUIN, JÉRÔ M E<br />
KELAGOPIAN, NICOLAS CLARIS, JULIJAN VIŠ NJEVEC<br />
Die Messlatte lag hoch nach<br />
der Einführung der GT5<br />
vor einigen Jahren und der<br />
etwas größeren GT6 vor<br />
gut einem Jahr. Das aktuelle Flaggschiff<br />
der sportlichen E-Line von<br />
Elan musste schon etwas ziemlich<br />
Besonderes werden.<br />
Humphreys Yacht Design aus<br />
Lymington, Südengland, ist seit vielen<br />
Jahren für die Linien der neuen<br />
Elan Yachten verantwortlich. Rob<br />
Humphreys und sein Sohn Tom<br />
mussten bei der E6 jedoch eine besondere<br />
Herausforderung meistern.<br />
Das Schiff sollte die schnellste und<br />
leichteste 47-Fuß-Serienyacht auf<br />
dem Markt werden. Nach zahlreichen<br />
Computeranalysen und Vergleichen<br />
nahm der Rumpf der E6<br />
allmählich seine Form an.<br />
Tom Humphreys sagt dazu: „Hier<br />
wurde die Segelperformance einer<br />
Serienyacht auf ein neues Level<br />
gehoben. Wichtig dafür war ein<br />
aggressives Einsparen an Gewicht,<br />
was wiederum durch die fortschrittliche<br />
Bautechnologie bei Elan und<br />
das Composite Engineering von<br />
Gurit Composites möglich wurde.<br />
So konnten wir die Verdrängung minimieren,<br />
gleichzeitig die Stabilität<br />
erhöhen und damit auch die Segeltragfähigkeit<br />
ausreizen. Die geringe<br />
Verdrängung bedeutet eine relativ<br />
schmale Wasserlinie, aber an Deck<br />
hat das Schiff deutlich mehr Breite<br />
über alles. Die Chines sorgen für<br />
enorme Stabilität, sowie das Schiff<br />
krängt und sich auf die Chines legt.“<br />
Tatsächlich, dieses riesige, breite<br />
Heck, das so viel Segelpower vor<br />
allem downwind und gleichzeitig<br />
so viel Platz in die Achterkabinen<br />
bringt, kann nur mit sorgfältig ausgefeilter<br />
Linienführung funktionieren.<br />
Ansonsten würde es einfach<br />
nur Widerstand erzeugen. So aber<br />
läuft das Schiff – Humphreys Yacht<br />
Design hat es geschafft.<br />
Die Firma Gurit Composites<br />
spielte eine ebenso wichtige Rolle<br />
bei der Umsetzung des ehrgeizigen<br />
Entwicklungsziels der E6. Die Experten<br />
zum Optimieren hochwertiger<br />
Verbundtechnologie konnten<br />
durch ihre eigene Software die<br />
Laminatpläne für die E6 sorgfältig<br />
überarbeiten, um das bestmögliche<br />
Verhältnis von Festigkeit zu<br />
Gewicht zu erzielen.<br />
Überhaupt erst möglich wurde<br />
dies wiederum durch die bei Elan<br />
schon seit vielen Jahren angewandte<br />
und erprobte Vakuum-Infusions-<br />
Technologie zum Laminieren von<br />
Rümpfen und Decks. Im Falle der<br />
E6 geschieht dies mit hochwertigen<br />
Vinylesterharzen.<br />
E-LEGANTE RACER<br />
Das Designstudio Pininfarina,<br />
bekannt natürlich vor allem als<br />
Ferrari-Designer, wurde für die<br />
Ästhetik und Einrichtung herangezogen.<br />
Das markante Äußere<br />
der E6 und das leichte, moderne<br />
Interieur mit den trapezförmigen<br />
Fenstern trägt unverkennbar die<br />
Handschrift des Studios Pininfarina.<br />
Und schließlich war natürlich das<br />
Team von Elan selbst als übergeordnete<br />
Projektmanager maßgeblich an<br />
der Entwicklung beteiligt.<br />
Die E-Linie von Elan sind sportliche<br />
Yachten mit einem deutlichen<br />
Schwerpunkt auf Performance und<br />
Segelspaß. Darin unterscheiden<br />
sie diese Schiffe vor allem von der<br />
Impression-Linie von Elan, die als<br />
Mit<br />
56 3/<strong>2023</strong>
Elan voran<br />
3/<strong>2023</strong> 57
Elan E6<br />
gute Fahrtenboote bei Eignern<br />
ebenso beliebt sind wie bei Charterkunden.<br />
Denn diese Yachten sind<br />
zwar solide und unkompliziert,<br />
verfügen aber dennoch über<br />
ordentliche Segeleigenschaften<br />
und viel Raum an Bord.<br />
Dann gibt es noch die junge<br />
GT-Line. Deren Abgrenzung zur<br />
E-Linie ist fein, aber auch deutlich:<br />
Während die E-Linie eher etwas für<br />
Regattasegler ist, die auch einigen<br />
Luxus und Familie an Bord haben<br />
möchten, ist die GT-Linie eher für<br />
Fahrtensegler entwickelt, die bei<br />
allem Komfort auch gerne mal<br />
schneller segeln wollen.<br />
EHER NICHT FÜR EINHAND<br />
Sieht man die E6 am Steg liegen<br />
und geht man an Bord, ist der erste<br />
Eindruck vor allem: ein wirklich<br />
großes Schiff. Nicht nur, weil sie ja<br />
15 Meter lang und zumindest an<br />
Deck ziemlich breit ist, auch die<br />
Optik trägt dazu bei. Und das weite<br />
Cockpit, hier ohne die heute sonst<br />
üblichen, fest installierten Tische.<br />
Denn hier gibt es die Option,<br />
diese als demontierbar zu bestellen,<br />
was den nötigen Platz freimacht für<br />
eine vollzählige Crew im Regattamodus.<br />
Beim Familiensegeln können<br />
diese Tische, zwei sind es im<br />
Falle der E6, natürlich auch beim<br />
Segeln installiert bleiben.<br />
Sehr gut gelöst ist die Großschotführung<br />
für die optimale Kontrolle<br />
des Baums. Ein Traveller ist im<br />
Cockpitboden versenkt und läuft,<br />
kurz vor den zwei Steuerständen,<br />
über die volle Länge des hier breiten<br />
Cockpits. Je eine Winsch auf jeder<br />
Schiffsseite für die Großschot ist<br />
von der Steuerperson aus sehr gut<br />
zu erreichen, ebenso die Trimmleine<br />
für den Traveller.<br />
Details wie diese zeigen deutlich,<br />
dass auf diesem Schiff das optimale<br />
Segeln wirklich im Vordergrund<br />
steht. Überhaupt sind die zwei<br />
Steuerstände bestens positioniert<br />
und ausgestattet, inklusive ausklappbarer<br />
und dann angewinkelter<br />
Fußelemente für festen Stand<br />
auch bei Schräglage. Touch-Screen-<br />
Instrumente von B&G und weitere<br />
An zeigen sind bestens erreichbar<br />
und gut ablesbar in die Steuersäulen<br />
integriert.<br />
Zwei große Winschen für das<br />
Vorsegel befinden sich, außerhalb<br />
der Reichweite des Rudergängers,<br />
auf den Cockpitsülls, zwei weitere<br />
Winschen für Fallen und Strecker<br />
beidseitig des Niedergangs. Dieses<br />
Schiff ist zwar nicht für Einhand<br />
gemacht, aber zwei erfahrene Personen<br />
können es gut segeln.<br />
Im Cockpit befinden sich zwei<br />
relativ große Backskisten und ein<br />
weiterer Stauraum ist im Boden<br />
zwischen den Steuerpositionen,<br />
insgesamt gibt es damit genug<br />
Stauraum für Fender, Leinen und<br />
mehr. Optional kann man hinter<br />
den Steuerständen noch zwei<br />
Backskisten einbauen lassen, die<br />
entweder weiteren Stauraum bie-<br />
Bugspriet aus Kohlefaser für<br />
Gennaker oder Code Zero.<br />
Bei raumem Wind<br />
klettert die Geschwindigkeit<br />
sofort in den<br />
zweistel ligen Bereich.<br />
58 3/<strong>2023</strong>
ten – oder aber eine Bar mit Kühlung<br />
auf der einen und einen Grill<br />
auf der anderen Seite. Bei heruntergeklapptem<br />
Spiegel wird die Badeplattform<br />
über dem Wasser auch<br />
gleich zur perfekten Grillterrasse.<br />
Wer mit der E6 schnell und sportlich<br />
segelt, muss auf solche Annehmlichkeiten<br />
nicht verzichten.<br />
Das Deck ist weitgehend frei und<br />
gut begehbar, vor allem dank deutlich<br />
erhöhter Schanz, die vor allem<br />
bei Lage zusätzliche Sicherheit bietet.<br />
Auf den Laufdecks kommt man<br />
gut an den außenstehenden Wanten<br />
vorbei nach vorne.<br />
Ein Bugspriet aus Kohlefaser<br />
bietet die Möglichkeit, Gennaker<br />
oder Code-Segel anzuschlagen.<br />
Die sechs Festmacherklampen sind<br />
versenkbar, was nicht nur optische<br />
Gründe hat: Hier wird sich keine<br />
Schot verhaken.<br />
Traveller vor den Steuerständen,<br />
Stauraum für Nützliches.<br />
E-LEKTRIFIZIEREND<br />
Die Segeleigenschaften erfüllen<br />
die hochgesteckten Erwartungen<br />
spielend. Ich segelte die E6 bei 15<br />
bis 20 Knoten Wind und einer ausgeprägten<br />
Welle und war begeistert.<br />
Auf allen Kursen war sie angenehm<br />
zu steuern, lief wie auf Schienen<br />
geradeaus und reagierte doch<br />
exakt und sofort auf Ruderausschläge.<br />
Wegen der Rumpfform<br />
hat die E6 Doppelruder, die unter<br />
Segel und auch bei Krängung beste<br />
Kontrolle garantieren.<br />
Das Manövrieren unter Maschine<br />
im Hafen ist dagegen etwas Gewöhnungsbedürftig,<br />
ohne Fahrt im<br />
Schiff lässt es sich nicht steuern,<br />
die Ruder werden vom Propeller<br />
des weit entfernt sitzenden Saildrive<br />
nicht angeströmt. Das optionale<br />
Bugstrahlruder (natürlich einziehbar)<br />
schafft Abhilfe.<br />
Interessant in dieser Hinsicht<br />
wäre es, wie sich das Schiff wohl<br />
mit zwei Ocean Volt E-Motoren<br />
manövrieren ließe. Denn Elan ist<br />
eine der ersten, wenn nicht überhaupt<br />
die erste Serienwerft, die alle<br />
Modelle auch mit voll ausgereiftem<br />
E-Antriebskonzept anbietet.<br />
Doch zurück zum Segeln. Bei<br />
20 Knoten Wind mit einem Reff im<br />
Großsegel und dem kaum überlappenden<br />
Vorsegel marschierte die<br />
E6, von den Seen ganz unbeeindruckt,<br />
mit acht Knoten Speed und<br />
scheinbarer Leichtigkeit gegenan.<br />
Sobald der Wind raumer kommt<br />
und man vielleicht auch die Segelfläche<br />
wieder vergrößert, klettert<br />
die Geschwindigkeit sofort in den<br />
zweistelligen Bereich. Immerhin<br />
ist dieses große Schiff dazu ausgelegt,<br />
bei entsprechenden Bedingungen<br />
auch ins Gleiten zu kommen.<br />
Auf der anderen Seite überzeugen<br />
auch die Leichtwindeigenschaften,<br />
dank großzügig<br />
bemessener Segelfläche und geringer<br />
Verdrängung.<br />
Ein schnelles Schiff, ganz ohne<br />
Frage, das aber dank des kontrollierten<br />
Steuerns selbst bei höherem<br />
Speed keinen Stress verursacht. Bei<br />
gutem Wind wird die E6 locker ihre<br />
acht Knoten auch über längere Strecken<br />
im Durchschnitt laufen können.<br />
Wie bequem es dann auf Dauer<br />
für die Besatzung an Bord ist, hängt<br />
vom Seegang ab, der sich ja mit zunehmender<br />
Schiffsgeschwindigkeit<br />
auch deutlicher bemerkbar macht.<br />
Aber: Die Elan E6 ist eher keine<br />
Blauwasseryacht für extreme Strecken<br />
über Ozeane, sondern zum<br />
schnellen, sportlichen Segeln mit<br />
Elan E6<br />
Länge ü. a.<br />
Rumpflänge<br />
Wasserlinie<br />
Breite<br />
Tiefgang <br />
Tiefgang optional<br />
<br />
Verdrängung<br />
Motor<br />
E-Motorisierung (optional)<br />
<br />
15,30 m<br />
14,10 m<br />
13,68 m<br />
4,49 m<br />
2,80 m<br />
2,40 oder 2,95 m (in Verbindung<br />
mit höherem Karbonmast)<br />
11.250 kg<br />
Yanmar Diesel (Standard)<br />
Ocean Volt,<br />
ein oder zwei Motoren<br />
Großsegel 68,56 m 2<br />
Vorsegel 53,71 m 2<br />
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Vorbildlich aufgeräumtes<br />
Vorschiff, in die Steuersäulen<br />
integrierte Instrumente,<br />
sportliches Segeln<br />
mit Doppelruder-Anlage.<br />
3/<strong>2023</strong> 59
Elan E6<br />
Bugkabine in<br />
der Eignerversion.<br />
Es muss nicht immer<br />
Regattasegeln sein.<br />
Hell und loftartig<br />
der große Salon.<br />
Skippertisch<br />
muss sein.<br />
Mehr als nur<br />
eine Nasszelle.<br />
„ Vom Konzept und vom Geist her stellt die Elan E6 eher eine<br />
Rückkehr zu unseren Wurzeln dar.“ Marko Škrbin, Direktor Elan Segelyachten<br />
„Family and Friends“ im Urlaub<br />
gemacht. Dann allerdings profitiert<br />
man von einem, dank der höheren<br />
Geschwindigkeit, deutlich erhöhten<br />
Radius auch an Wochenenden oder<br />
auf kürzeren Törns.<br />
EIN KÖNIGREICH FÜR EIGNER<br />
Unter Deck überzeugt die Elan E6<br />
durch ein helles und modernes<br />
Design mit viel Weiß und hellem<br />
Eichenholz. Das Layout ist eher<br />
konservativ, aber dafür in vielen<br />
Details gut ausgearbeitet – mit<br />
einer besonders großen Küche, gut<br />
dimensionierten Nasszellen und<br />
viel Stauraum auch in den Bilgen.<br />
Das Schiff ist mit drei oder vier<br />
Kabinen erhältlich; die beiden Achterkabinen<br />
sind in jedem Fall groß<br />
und luftig; die Eignerkabine im<br />
Vor schiff ist, bei der Drei-Kabinen-<br />
Version, geradezu riesig. Deutlich<br />
kleiner wird es hier in der Vier-<br />
Kabinen-Version. Das sind dann<br />
zwei Einzelbetten übereinander zwischen<br />
Hauptschott und Doppelbett<br />
vorne in einer eigenen, abgetrennten<br />
Kammer. Unabhängig davon bleibt<br />
der Salon immer luftig und groß,<br />
auch das U-Sofa an Steuerbord lässt<br />
sich in ein XL-Doppelbett umbauen.<br />
Kann man eine Segelyacht immer<br />
wieder neu erfinden? Einerseits teilt<br />
die E6 wesentliche Merkmale im<br />
Rumpfdesign mit einigen Mitbewerbern:<br />
Breit und flach achtern,<br />
daher auch ausgeprägte Chines im<br />
hinteren Schiffsbereich, dazu Doppelruder<br />
und einen tiefer T-Kiel.<br />
Aber die Feinheiten machen den<br />
Unterschied aus. Bei der Elan E6<br />
sind dies die handwerkliche Sorgfalt<br />
bei der Entwicklung und im Bau<br />
sowie die kreative Würze in Design<br />
und Detail. Und von den inneren<br />
Qualitäten einmal abgesehen, unterscheidet<br />
sich die E6 ja auch optisch<br />
deutlich von anderen Yachten.<br />
ECHTER SEGELSPASS<br />
Die E6 ist gemacht für schnelles,<br />
sportliches Segeln, für die gelegentliche<br />
Regatta mit reellen Chancen<br />
Neuer Cruiser: Elan Impression 43<br />
Auf der Boot <strong>2023</strong> in Düsseldorf feierte die neue Elan Impression<br />
43 ihre Weltpremiere. Mit der Impression-Linie setzt die<br />
Werft auf Decksalon-Yachten mit viel Komfort bei einfachem<br />
Handling, was diese Serie auch für Flottenbetreiber besonders<br />
attraktiv macht.<br />
Länge ü. a.<br />
Rumpflänge<br />
Wasserlinie<br />
Breite<br />
Tiefgang <br />
Tiefgang optional<br />
Verdrängung<br />
Motor<br />
E-Motorisierung (optional)<br />
13,32 m<br />
12,82 m<br />
12,20 m<br />
4,25 m<br />
1,95 m<br />
1,70 m<br />
11.100 kg<br />
45 PS Yanmar Diesel (Standard)<br />
Oceanvolt electric TBQ<br />
Großsegel 46,68 m 2<br />
Selbstwendefock 34,10 m 2<br />
Gennaker 118 m 2<br />
è www.elan-yachts.com<br />
auf einen Podestplatz und, vor<br />
allem, das Segeln mit Familie und<br />
Freunden. Für echten Segelspaß,<br />
und das kombiniert mit einem ausgeprägten<br />
Luxus an Bord, denn das<br />
lässt sich heute sehr gut miteinander<br />
vereinen – die Elan E6 beweist<br />
das recht eindrücklich.<br />
Marko Škrbin, Direktor der Segelyachtsparte<br />
bei Elan, drückte es so<br />
aus: „Die E6 hat unsere Fähigkeiten<br />
wirklich herausgefordert und die<br />
Grenzen in Bezug auf Technologie<br />
und Design verschoben. Aber vom<br />
Konzept und vom Geist her stellt<br />
diese Yacht eher eine Rückkehr zu<br />
unseren Wurzeln dar!“<br />
<br />
Zwar ist diese Schiene von Elan nicht neu, doch mit<br />
der Impression 43 wurde nun tatsächlich eine<br />
komplette Neuentwicklung vorgestellt. Federführend<br />
waren dabei wie bei der Elan E6<br />
die Studios Humphreys Yacht<br />
Design und Pininfarina.<br />
Multitalent. Serienmäßig<br />
wird der neue Cruiser mit<br />
einer Selbst wendefock geliefert,<br />
eine überlappende Genua ist<br />
ebenso Option wie ein Rollgroß.<br />
Standard ist auch die Dreikabinen-Ver<br />
sion mit zwei Nasszellen, vier<br />
Kabinen gehen sich mit Stockbetten (in der vierten Kabine<br />
vorschiffs) auch aus. Die beiden Tische im Cockpit sind absenk-<br />
und zu Sonnenliegen wandelbar, die Badeplattform in<br />
der Basisversion überschaubar (aber optional auch in X-Large<br />
erhältlich). Bis zu zehn Personen finden an Bord Platz, das<br />
Schiff zu führen ist aber ab zwei Personen schon gut möglich.<br />
Hinter den Steuerständen sind zwei Backskisten integriert<br />
und dienen gleichzeitig als Sitzbereich für Skipper und Crew<br />
am Heck. Statt der Backskisten können auch ein Kühlschrank<br />
und ein Griller geordert werden.<br />
60 3/<strong>2023</strong>
YACHTING, REISEN UND MEER<br />
Kat-Schnitten<br />
NEUVORSTELLUNG. In erstaunlich<br />
flottem Tempo präsentiert Sunreef<br />
stets völlig neue Modelle, und die<br />
polnische Luxuskatamaranwerft enttäuscht<br />
da auch heuer nicht: Sunreef<br />
Ultima heißt eine neue Modellreihe,<br />
die sehr schnittige Hightech-Hybridkats<br />
mit halboffenem Decksplan und<br />
24 Zylinder<br />
in Serie!<br />
aufklappbaren Schanzkleidern umfasst.<br />
In Bau sind eine 45- sowie eine 55-Fuß-<br />
Version, zwei größere Modelle sind in<br />
Planung. Antriebe sind noch keine bekannt,<br />
aber das Wörtchen Hybrid und<br />
die Solarpaneele am Dach der Boote<br />
lassen die Richtung erkennen.<br />
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Ansicht der neuen Fjord 41 XP ist<br />
sicherlich die von hinten: Die von der<br />
41 XL abgeleitete Außenborder-Version<br />
wird als erste Serienyacht der Welt<br />
von zwei 600 PS starken V12-Mercury-<br />
Verado-Motoren angetrieben. Wie bei<br />
der Powerboat-Marke des Hanse-Konzerns<br />
üblich, kombiniert die 41 XP den<br />
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von der Hecken, Bernd Hofstätter, Detlef Jens, Jérôme Kelagopian,<br />
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De Antonio D50<br />
Mit Ecken<br />
62 3/<strong>2023</strong>
Die spanische Werft aus Barcelona mit Produktion in Polen und Spanien hat den Spagat aus den<br />
trendigen Außenbordmotoren und sportlichem Design optimal geschafft. Diese werden unter der<br />
Sonnenliege versteckt und bieten viele Varianten der Motorisierung. Die von uns getestete neue<br />
D50 Coupé glänzt mit einigen interessanten Innovationen.<br />
und Kanten<br />
Text BERND HOFSTÄTTER | Fotos WERFT<br />
3/<strong>2023</strong> 63
De Antonio D50<br />
Vor mittlerweile zehn Jahren<br />
haben der ehemalige<br />
Regattasegler Marc De<br />
Antonio und der Schweizer<br />
Stanislas Chmielewski die Werft<br />
De Antonio gegründet.<br />
Der Start war schon recht sportlich.<br />
Im Juli 2012 gegründet, das<br />
erste Boot (D23) in einer Garage<br />
gebaut, im Oktober im Wasser und<br />
im Jänner 2013 auf der Boot Düsseldorf.<br />
Die Nachfrage war groß,<br />
das Gesamtkonzept hat sofort am<br />
Markt eingeschlagen. 2022 wurden<br />
rund 85 Boote gebaut, für <strong>2023</strong><br />
sind rund 100 in Planung. Bis auf<br />
die D 36, die in Spanien gebaut<br />
wird, kommen alle De Antonio<br />
Yachten mittlerweile aus Polen.<br />
Wir konnten die neue D50<br />
Coupé als größte Yacht des Hauses<br />
De Antonio (Weltpremiere war im<br />
Jänner in Düsseldorf) Mitte März<br />
im Rahmen eines Best of Boats-<br />
Tests auf Herz und Nieren vor<br />
Málaga testen.<br />
VON DER SONNENLIEGE ZUM<br />
WHIRLPOOL IN NUR 5 MINUTEN<br />
Die De Antonio D50 Coupé ist die<br />
junge Schwester der 2021 vorgestellten<br />
D50 Open. Beide Modelle<br />
haben den identischen Rumpf und<br />
auch unter Deck gleichen sie sich<br />
wie ein Ei dem anderen.<br />
Die interessanten Unterschiede<br />
sind aber sofort an Deck sichtbar.<br />
Zum einen die Coupé-Version mit<br />
einem geschützten Steuerstand,<br />
zum anderen die Open, etwas<br />
zugiger, da nur mit Front-Windschutzscheibe<br />
und Carbon-Top<br />
versehen.<br />
De Antonio hat übrigens eine<br />
innovative Lösung gefunden, den<br />
Trend zu Außenbordmotoren zu<br />
nutzen, diese aber stilvoll zu verstecken,<br />
um das sportlich-elegante<br />
Gesamtbild nicht zu stören. Mehr<br />
dazu später.<br />
Der Steuerstand punktet mit zwei<br />
12”-Simrad-Screens, viel Carbon<br />
und bequemen Sitzen. Bequem<br />
auch die Steuerung dank Joystick<br />
Piloting System von Mercury.<br />
Das Deck als Walk around ist<br />
ohne Stufen ausgelegt, nur eine<br />
kleine Stufe zum Steuerstand gibt<br />
es. Nicht zu übersehen ist das hohe<br />
Freibord – als Sicherheitselement<br />
für Familien mit Kindern an Bord<br />
einerseits und als Designelement<br />
andererseits (durch das hohe Bord<br />
zeigt das Boot eine schöne eigenständige<br />
Seitenlinie).<br />
An Deck sind die Unterschiede<br />
zwischen den beiden Modellen<br />
leicht zu erkennen. Die Coupé verfügt<br />
über eine bis hinter die Sitzreihe<br />
mit vier Plätzen reichende<br />
Kabine mit Küchenzeile und zwei<br />
Kühlschränken seitlich des mittigen<br />
Durchgangs. Bei der Open-<br />
Die beiden Seitentische<br />
lassen sich zu einem<br />
großen aufklappen.<br />
Stauraum für Fender<br />
und Wasserspielzeug.<br />
Steuerstand mit<br />
spurstabilen Sitzen.<br />
Version zieht sich die Küchenzeile<br />
mit Grillplatte in einer klaren Linie<br />
durch.<br />
Die beiden Tische können zu<br />
einem großen Tisch für bis zu<br />
zwölf Personen aufgeklappt werden.<br />
Unter der Sitzbank verstecken<br />
sich backbords und steuerbords je<br />
zwei Hocker, die weitere Sitzgelegenheiten<br />
am Tisch bieten.<br />
Der Bugbereich hat eine große<br />
Sonnenliege, die durch einen<br />
Whirlpool ersetzt werden kann.<br />
Eine gern genommene Option, da<br />
das Becken binnen fünf Minuten<br />
mit 900 l Meerwasser gefüllt und<br />
leer ebenfalls als Sonnenliege genutzt<br />
werden kann.<br />
Hier zwei Außenborder, möglich<br />
sind aber auch drei oder vier.<br />
„ De Antonio<br />
einfach unte<br />
am Heck ver<br />
Cabrio-Feeling auf der<br />
Open-, heimelig ist es<br />
auf der Coupé-Version.<br />
64 3/<strong>2023</strong>
WO DIE AUSSENBORDER<br />
F RIEDLICH SCHLUMMERN<br />
Unter Deck führt der erste Weg in<br />
die Bugkabine mit mittigem Doppelbett,<br />
das beidseits flankiert von<br />
viel Stauraum ist. Auf der Matratze<br />
liegt man etwas hart, diese kann<br />
aber optional gegen eine gemütlichere<br />
ausgetauscht werden. Toilette<br />
und Dusche sind auch da, ebenso<br />
eine Küchenzeile beim Niedergang.<br />
Die Kabine unter dem Steuerstand<br />
ist sehr opulent als „ Living<br />
Room“ eingerichtet, kann aber bei<br />
Bedarf auf ein Schlafzimmer (mit<br />
Doppelbett) umgelegt werden. Wer<br />
noch mehr Kojen haben will, wähle<br />
die Dreikabinen-Variante.<br />
Wieder an Deck, schreiten wir<br />
zur anfangs erwähnten Innovation:<br />
De Antonio hat die Außenbordmotoren<br />
einfach unter der großen<br />
Sonnenliege am Heck verschwinden<br />
lassen. Auf dem Testboot<br />
haben wir es da gleich mit zwei<br />
Mercury V12 Varado (je 600 PS)<br />
zu tun.<br />
Möglich wären auch drei dieser<br />
Motoren bzw. vier mit je 300 oder<br />
350 PS. Also mächtig Dampf für<br />
die knapp 15 m lange Yacht.<br />
Das offene Heck bietet eine<br />
große Badeplattform, die optional<br />
hydraulisch absenkbar ist und für<br />
JetSky und Co. genutzt werden<br />
kann. Zwischen Steuerstand und<br />
De Antonio D50<br />
Länge<br />
Breite <br />
Tiefgang<br />
14,90 m<br />
4,4 m<br />
0,70 m<br />
Max. Pers. 12<br />
Kabinen2<br />
Dusche1<br />
Gewicht <br />
11.500 kg<br />
Preis netto (ohne Motoren) ab € 595.000,–<br />
Händler: Baotić Yachting GmbH, Edisonstraße 6, D-60388<br />
Frankfurt, Tel. +49 69 829 78 80, info@baotic-yachting.de<br />
è www.baotic-yachting.de<br />
hat die Außenbord motoren<br />
r der großen Sonnenliege<br />
schwinden lassen.“<br />
Kühlschrank und<br />
Küche gleich hinter<br />
dem Steuerstand.<br />
Sportlich elegant die<br />
seitliche Carbonstange.<br />
Walkaround bei<br />
hohem Freibord.<br />
3/<strong>2023</strong> 65
De Antonio D50<br />
Der Living Room kann<br />
auch als Schlafzimmer<br />
genutzt werden.<br />
Cleverer Stauraum<br />
auch im Niedergang.<br />
Blick in die Bugkabine<br />
mit mittigem Doppelbett.<br />
Auf Wunsch gibt es einen<br />
Whirlpool statt Sonnenliegen.<br />
„ Ins Gleiten kommt der zweistufige Rumpf innerhalb von sechs<br />
Sekunden bei rund 4.500 U/min und 20 Knoten Fahrt.“<br />
Sonnenliege versteckt sich eine<br />
vertikale Dingi-Garage, in der Beiboote<br />
bis 2,5 m Platz finden – oder<br />
eben Fender und anderes Wasserspielzeug.<br />
Der Heckbereich unter<br />
Wasser erinnert an einen Katamaran<br />
und soll bei flotten Kurvenfahrten<br />
noch mehr Stabilität bieten.<br />
Zu den weiteren Innovationen<br />
zählen die seitliche Carbonstange –<br />
ein Eye-Catcher, der abgenommen<br />
werden kann, will man den seitlichen<br />
Einstieg erleichtern; bemerkenswert<br />
auch die Fender-Haken<br />
an der Innenseite des Freibords,<br />
die das Ausbringen der Fender<br />
zum Kinderspiel machen.<br />
ZU PERFEKTE BEDINGUNGEN<br />
Der tiefe V-Rumpf der beiden D50<br />
ist identisch, die 500 kg mehr der<br />
Coupé-Version fallen beim Fahren<br />
kaum ins Gewicht. Dank der großzügigen<br />
Motorisierung beschleunigt<br />
die Coupé innerhalb von 29<br />
Sekunden auf 44 Knoten Höchstgeschwindigkeit.<br />
Erwartungsgemäß<br />
hält sich der Geräuschpegel im<br />
Vergleich zu offenen Outbordern<br />
in Grenzen.<br />
Bei unserem Test waren die<br />
Bedingungen fast zu perfekt: Kein<br />
Wind, glatte See, aber immerhin<br />
acht Personen an Bord. Die De<br />
Antonio mag langgezogene Kurven,<br />
Fahrten durch die eigene Welle<br />
steckt der Rumpf locker weg, bei<br />
ganz engen Kurven ist ein leichtes<br />
gravitierendes Gurgeln aus dem<br />
Heckbereich zu vernehmen.<br />
Generell liegt das Boot aber sehr<br />
stabil im Wasser, reagiert genau<br />
auf Lenkbewegungen und vermittelt<br />
somit auch im höheren Tempobereich<br />
ein gutes Gefühl von Sicherheit<br />
und Kontrolle. Der Wenderadius<br />
liegt übrigens bei rund<br />
2,5 Bootslängen.<br />
Ins Gleiten kommt der zweistufige<br />
Rumpf innerhalb von sechs<br />
Sekunden bei rund 4.500 U/min und<br />
20 Knoten, die Cruising Speed liegt<br />
bei 26 Knoten und 4.000 U/min.,<br />
der Verbrauch liegt dann bei etwa<br />
83 Litern pro Stunde.<br />
GROSSE ZUKUNFT<br />
Gerade erst im Jänner hat die De<br />
Antonio D50 Coupé in Düsseldorf<br />
Weltpremiere gefeiert, schon<br />
wird am nächsten, noch größeren<br />
Modell getüftelt: Mit der MY 65<br />
soll eine weitere Produktlinie (mit<br />
Innenbordmotoren) entstehen.<br />
Key- Features: absenkbare Seitenwände,<br />
Flybridge-Sonnenliegen,<br />
großer Whirlpool und mehr.<br />
Ein weiteres Projekt könnte beim<br />
America’s Cup 2024 in Barcelona<br />
für Aufsehen sorgen: Elektrische<br />
De Antonio Begleitboote mit viel<br />
Power für die Formel 1 im Segelsport<br />
sind zwar im Gespräch, aber<br />
derzeit noch nicht in trockenen<br />
Tüchern. <br />
<br />
66 3/<strong>2023</strong>
Yachtkauf<br />
Anzahlung, Angeld?<br />
Augen auf – Kauf ist Kauf, so das bekannte Sprichwort. Doch beim Erwerb einer (gebrauchten) Yacht können<br />
vor allem rechtliche Unsicherheiten den Blick trüben. Worauf beim Yachterwerb unbedingt zu achten ist, verrät<br />
ausführlich und daher verteilt auf sieben Kapitel Experte Florian Dauser. Kapitel 1: die Kaufanbahnung.<br />
In der Praxis wird der Kauf oder<br />
Verkauf einer privaten Yacht oft<br />
ohne Begleitung eines versierten<br />
Rechtsanwalts abgewickelt. Das<br />
kann auch dann zu Problemen führen,<br />
wenn die Yacht schon längst<br />
übergeben wurde. Dieser Beitrag<br />
soll Erklärungen und Praxistipps<br />
bei der Kaufanbahnung aus meinem<br />
professionellen Umfeld bieten,<br />
die auch für Nichtjuristen leicht<br />
verständlich sind.<br />
TIPP 1: VERKAUFSINSERAT<br />
Verkäufer sollten bei der Gestaltung<br />
ihrer Inserate darauf achten,<br />
dass Angaben über den Zustand<br />
ihrer Yacht im Zweifel Vertragsgegenstand<br />
werden können. Angaben<br />
insbesondere bei einem Gebrauchtboot<br />
wie beispielsweise „technisch<br />
neuwertig und im einwandfreien<br />
Zustand“ sollten daher nicht verwendet<br />
werden. Zumal – und das<br />
sollte jedem Wassersportler bekannt<br />
sein – keine Yacht gänzlich<br />
frei von Mängeln ist.<br />
TIPP 2: MÜNDLICHER VERTRAG<br />
Allgemein hat sich durchgesetzt,<br />
dass Verträge schriftlich abgeschlossen<br />
werden. Rechtlich<br />
kommt es aber nicht darauf an,<br />
ob ein schriftlicher Vertrag unterzeichnet<br />
wurde.<br />
Sobald sich Verkäufer und Käufer<br />
mündlich über Kaufsache und<br />
Kaufpreis einig sind und beide<br />
ihren Kauf- bzw. Verkaufswillen<br />
zum Ausdruck gebracht haben, ist<br />
ein gültiger Kaufvertrag zustande<br />
gekommen, dessen Einhaltung auch<br />
eingeklagt werden kann. Es sollte<br />
daher – von beiden Seiten – immer<br />
zum Ausdruck gebracht werden,<br />
FLORIAN DAUSER<br />
ist Rechtsanwalt in<br />
Wien mit Spezialisierung<br />
auf Schifffahrtsund<br />
Seerecht sowie<br />
Versicherungs- und<br />
Arbeitsrecht.<br />
florian.dauser@fwp.at<br />
dass man sich zwar grundsätzlich<br />
einig ist, aber noch ein schriftlicher<br />
Vertrag aufgesetzt werden muss.<br />
Mündlich gemachte Angaben<br />
werden im Zweifel Vertragsinhalt,<br />
egal ob ein schriftlicher oder ein<br />
mündlicher Kaufvertrag vorliegt.<br />
Insbesondere Verkäufer sollten daher<br />
mit Angaben über den Zustand<br />
ihrer gebrauchten Yacht zurückhaltend<br />
sein und die Yacht selbst für<br />
sich sprechen lassen.<br />
Angaben über durchgeführte<br />
Wartungs- und Reparaturarbeiten<br />
sind mangels Zusicherung eines<br />
bestimmten Zustands jedoch unproblematisch.<br />
TIPP 3: BESICHTIGUNG<br />
Bei der Besichtigung einer Yacht<br />
sollte immer eine sachkundige Person<br />
anwesend sein, damit man als<br />
Käufer später keine bösen Überraschungen<br />
erlebt. Verkäufern ist<br />
zu raten, dass bei der Besichtigung<br />
hervortretende Unregelmäßigkeiten<br />
dokumentiert werden, damit<br />
diese später in den Kaufvertrag<br />
aufgenommen werden können.<br />
So kann sich ein Käufer nicht<br />
darauf berufen, dass ihm etwas<br />
verschwiegen wurde, was während<br />
der Besichtigung aber<br />
ohnehin zutage<br />
getreten ist oder<br />
offenkundig war.<br />
TIPP 4: VOR -<br />
VERTRAG<br />
Wollen sich beide Seiten<br />
verpflichten,<br />
den<br />
Yachtkauf<br />
abzuwickeln,<br />
aber es<br />
ist noch kein Kaufvertrag vorbereitet,<br />
macht es Sinn, einen Vorvertrag<br />
zu verfassen. In diesem verpflichten<br />
sich beide Seiten, einen Kaufvertrag<br />
zu den vorab besprochenen<br />
und im Vorvertrag vereinbarten<br />
Bedingungen abzuschließen.<br />
Auch der Umgang mit einer allfälligen<br />
Anzahlung kann und sollte<br />
im Vorvertrag geregelt werden.<br />
TIPP 5: ANZAHLUNG<br />
Wird keine ausdrückliche Vereinbarung<br />
getroffen, könnte eine Anzahlung<br />
beispielsweise als sogenanntes<br />
Angeld angesehen werden.<br />
Bei einem Angeld verliert der Käufer<br />
seine vorab geleistete Anzahlung,<br />
wenn von seiner Seite kein<br />
Kauf zustande kommt, bei einer<br />
Anzahlung nicht.<br />
Weiters muss der Verkäufer<br />
einen Betrag in Höhe des Angelds<br />
an den Käufer zahlen, wenn von<br />
seiner Seite aus kein Kauf zustande<br />
kommt. Um Rechtssicherheit zu<br />
schaffen, sollte daher ausdrücklich<br />
geregelt sein, wie mit einer Anzahlung<br />
zu verfahren ist.<br />
<br />
Nächste Ausgabe: Kapitel 2, der<br />
Kaufvertrag.<br />
ILLUSTRATION: ARTYU STUDIO/SHUTTERSTOCK.COM<br />
3/<strong>2023</strong> 67
M<br />
V<br />
S<br />
Ö<br />
MOTORBOOTSPORT UND SEEFAHRTS VERBAND ÖSTERREICH<br />
News Mai/Juni <strong>2023</strong><br />
Chapeau!<br />
1956 gegründet, ist der Erfolg des Motorbootsport und Seefahrts Verband Österreich dem großen<br />
Engagement vieler Mitglieder geschuldet. Wie jedes Jahr gab es auch heuer zahlreiche Ehrungen<br />
für besondere Verdienste.<br />
MSVÖ FAHRTENSKIPPER 2022<br />
Auch 2022 waren einige MSVÖ-<br />
Mitglieder auf den Binnen- oder<br />
Küstengewässern unterwegs und<br />
haben sich eine Anerkennung für<br />
ihre sportliche Leistung verdient.<br />
Der MSVÖ hat die Fahrtenskipper<br />
in den verschiedenen Bereichen<br />
geehrt:<br />
Fahrtenskipper Motoryacht<br />
BinneN: 1. Cornelia und Stefan<br />
Umathum (742 km), 2. Lothar<br />
und Barbara Müller (580 km).<br />
Fahrtenskipper Motoryacht<br />
See: keine Einreichung.<br />
Fahrtenskipper Segelyacht<br />
See: Harald Neumayer (951 sm).<br />
SILBERNES EHRENZEICHEN<br />
Für die 15-jährige ununterbrochene<br />
aktive Mitgliedschaft oder zehnjährige<br />
erfolgreiche Ausübung<br />
einer Funktion in einem Club des<br />
MSVÖ wurden folgende Mitglieder<br />
der MSVÖ-Mitgliederclubs<br />
mit dem Silbernen Ehrenzeichen<br />
geehrt: Martina Thür (Bootsclub<br />
Lilienfeld), Manfred Hasicka<br />
(ÖAMTC Motorboot Club Vindobona),<br />
Peter Kutzka (ÖAMTC<br />
Motorboot Club Vindobona),<br />
Bernhard Rezac (ARBÖ Wasserski<br />
und Motorboot Club Wien),<br />
Hans Steinbach (ARBÖ Wasserski<br />
und Motorboot Club Wien).<br />
GOLDENER PROPELLER<br />
MIT BRILLANTEN<br />
Für besondere Verdienste im<br />
Motorbootsport wurde der Goldene<br />
Propeller mit Brillanten an<br />
Helmut Apfelbeck (Motorbootclub<br />
St. Pölten) verliehen.<br />
GOLD MIT BRILLANTEN<br />
Im Anschluss an bereits erfolgte<br />
Ehrungen, u. a. das Goldene Ehren-<br />
Nachrichten für die Schifffahrt der OSB<br />
Fluss Donau – Strom-km 1916.0 bis 1934.0,<br />
Beschränkung bis 31. Dezember <strong>2023</strong>, 23:59 Uhr:<br />
Durchgehend Verzögerung höchstens 1 Stunde.<br />
Zusätzliche Meldepflicht über UKW-Kanal 10,<br />
Polizei Wien. Ergänzende Infos: http://nts.<br />
doris.bmk.gv.at/Download?attachement=<br />
2006000510000000363. Talfahrer bei Strom-km<br />
1934 haben sich auf UKW-Kanal 10 bei der Polizei<br />
zu melden, Bergfahrer bei Strom-km 1916.<br />
Talfahrer aus dem Donaukanal, die einen Grenzübertritt<br />
zur Slowakei vorhaben, haben sich<br />
ebenfalls auf UKW-Kanal 10 bei der Polizei zu<br />
melden! Passagier- und Besatzungslisten (Excel-<br />
Format) zu Gunsten der Kontrollzeit vorweg an<br />
LPD-W-LVA-Wasserpolizeiinspektion-Wien@<br />
polizei.gv.at<br />
zeichen des Landes Niederösterreich,<br />
überreichte der Motorbootsport<br />
und Seefahrts Verband<br />
Österreich dem Präsidenten des<br />
Motorbootlandesverbands Niederösterreich,<br />
Franz Hebenstreit, den<br />
„Goldenen Propeller mit Brillanten“<br />
für seine außerordentlichen<br />
Verdienste. Zahlreiche Verdienste<br />
im Motorbootsport sowie Funktionärsarbeit<br />
in Clubs und Vereinen<br />
begleiteten seine Erfolge.<br />
Die Verleihung erfolgte zusammen<br />
mit der Urkunde im Rahmen<br />
des Neujahrsempfanges im Tullner<br />
Rathaus durch den Binnenreferenten<br />
des MSVÖ. Pandemiebedingt<br />
fand der Empfang erstmals wieder<br />
am 19. Jänner dieses Jahres statt.<br />
Unter den geladenen Gästen waren<br />
der Tullner Vizebürgermeister<br />
Harald Schinnerl, Stadtrat Franz X.<br />
Hebenstreit, Vertreter von Behörden,<br />
Land NÖ, Wasserrettung,<br />
Präsidenten(-innen) von Motorbootclubs<br />
und Verbänden zahlreich<br />
erschienen. Sie gratulierten<br />
alle herzlich mit Applaus.<br />
Ein kleiner Auszug der Leistungen<br />
und Erfolge der letzten Jahrzehnte<br />
von Franz Hebenstreit:<br />
Gründungsobmann Wasserski club<br />
Tulln seit 1985, österreichischer<br />
Staatsmeister im Wasserski-Racing<br />
1993, Vorstand im Wasserski-<br />
Landesverband NÖ seit 1998,<br />
Präsident des Motorbootclubs<br />
Tulln seit 2001, European-Racing-<br />
Council-Member (Wasserski) seit<br />
2004, Präsident MLVNÖ seit 2017.<br />
Schleuse Aschach, rechte Kammer, Donau<br />
km 2162.8, Beschränkungen vom 4. August 2022<br />
durchgehend: Besondere Vorsicht und Verzögerung<br />
im ganzen Bereich. Wegen technischen<br />
Gebrechens beim Stemmtor Außenmauer ist ab<br />
sofort die rechte Schleusenkammer nur noch<br />
eingeschränkt benutzbar und es werden nur noch<br />
Einzelfahrer geschleust, welche eher in der Mitte<br />
der Schleusenkammer oder nahe der Mittelmauer<br />
in die Schleuse ein- bzw. aus der Schleuse ausfahren<br />
müssen. Es kann auch zu kurzfristigen<br />
Sperren der rechten Schleusenkammer kommen.<br />
Die Nachrichten können unter<br />
è https://nts.doris.bmk.gv.at abgerufen<br />
und als E-Mail abonniert werden.<br />
Franz Hebenstreit<br />
(MLVW), C.M. Vogt<br />
(MSVÖ).<br />
FOTO: PETRA LUX<br />
68 3/<strong>2023</strong>
Schneller, schärfer, heller<br />
DISPLAY & CO. Das norwegische<br />
Start-up Orca stellt spannende Nischenprodukte<br />
im Bereich maritimer<br />
Navigation her – z. B. ein verstärktes,<br />
wasserdichtes, wärmeresistentes und<br />
mit spezieller Software ausgestattetes<br />
Tablet, das als 10-Zoll-Kartenplotter<br />
verwendet wird. Jetzt gerade erschienen<br />
ist die verbesserte Version Orca<br />
Display 2, die mit einem ultrahellen<br />
Bildschirm, Full-HD-Auflösung,<br />
8-Kern-CPU und einem Dual-Core-<br />
Grafikprozessor ausgestattet ist.<br />
Außerdem im Programm: Ein<br />
Smart Navigation Hub, der es mit<br />
einer ebenfalls von Orca entwickelten<br />
App möglich macht, mit der Apple<br />
Watch den Autopiloten und andere<br />
Funktionen an Bord zu kontrollieren.<br />
è www.getorca.com<br />
PANORAMA<br />
Tipps, Trends & Neuheiten<br />
Mit dem Tablet oder<br />
der Apple Watch<br />
alles im Blick und<br />
Griff haben.<br />
FOTO: JIRI FOLTYN/SHUTTERSTOCK.COM<br />
Dinghy bringt’s<br />
LIEFERSERVICE. Pizza aufs Schiff<br />
in der Badebucht? Die App Dinghy<br />
macht’s möglich. Ob Lebensmittel,<br />
Speisen, Getränke oder andere Güter<br />
wie z. B. Medikamente – vieles kann<br />
man sich über diese App in Buchten<br />
oder zu Liegeplätzen in der kroatischen<br />
Adria liefern lassen.<br />
Entwickler ist ein kroatisches<br />
Start-up in Split, der Service funktioniert<br />
daher auch zu den nahe gelegenen<br />
Inseln am besten. Die Lieferung<br />
wird übrigens auch über Land in die<br />
Marina angeboten, man könnte also<br />
gleich nach der Ankunft ablegen.<br />
è https://dinghyeu.com<br />
boats.com<br />
BOOTSHANDEL. Als<br />
ein führender Betreiber<br />
von Online-Bootsbörsen,<br />
zu dem zehn Online-Marktplätze<br />
gehören,<br />
hat Boats Group<br />
einen interaktiven und<br />
kostenfreien Nachfrage-Tracker<br />
veröffentlicht,<br />
der Einblick in<br />
die Nachfragesituation<br />
bezüglich spezifischer<br />
Boots- und Preisklassen in unterschied lichen<br />
europäischen Märkten gewährt.<br />
Mit dem Tool möchte man nicht nur Händlern<br />
und Verkäufern ermöglichen, ihre Bootsklassen<br />
in dafür passenden Märkten zu vermarkten.<br />
Der Tracker ist auch für Privatkunden<br />
interessant, die wissen möchten, auf welchem<br />
Gebrauchtmarkt ihr Boot – je nach Typ – besonders<br />
gesucht ist.<br />
è www.boot24.com<br />
Wo wird welche Bootsklasse<br />
am meisten<br />
nachgefragt?<br />
Norbert Leifeld,<br />
Chief Operating Officer.<br />
Hands on!<br />
MANAGEMENT. Mit Norbert Leifeld ist seit<br />
Anfang April auch ein Chief Operating Officer<br />
an Bord von Bavaria. Verantwortlich für Produktentwicklung<br />
und Operationsbereich, repräsentiert<br />
er zusammen mit CEO Marc Diening<br />
die Geschäftsführung. Das Timing ist gut, denn<br />
es herrscht Hochbetrieb: 18–20 Yachten laufen<br />
pro Woche vom Band – und für die erst im Jänner<br />
in Düsseldorf vorgestellte C46 liegen auch<br />
schon über 100 Bestellungen auf dem Tisch.<br />
è www.bavariayachts.com<br />
Bavaria-Werft<br />
in Giebelstadt.<br />
FOTOS: CHRISTIAN SCHNEIDER/BAVARIA<br />
3/<strong>2023</strong> 69
YACHT CLUB AUSTRIA<br />
News Mai/Juni <strong>2023</strong><br />
YCA-AKTUELL<br />
Frauen mit Power<br />
Die Mitglieder haben gewählt und für schöne Überraschungen gesorgt: In zwei Bundesländern<br />
haben nun Frauen das Sagen. Die Crew Tirol/Vorarlberg und die Crew Salzburg werden von<br />
erfahrenen Seglerinnen geführt: Gabriele „Gabi“ Gunda übernimmt das Ruder in der Crew<br />
Tirol/Vorarlberg, das Salzburger Team leitet schon seit Anfang Februar Gabi Monz.<br />
Das Interview führte GOTTFRIED „TITZL“ RIESER, YCA-COMMODORE<br />
Wir bitten nun das Führungsduo vor<br />
den Vorhang, die zentrale Frage an<br />
beide Powerfrauen: Wie seid ihr zum<br />
Segeln und zum YCA gekommen?<br />
Gabi Gunda: Bereits 1983 habe ich<br />
den A-Schein auf dem Neusiedler<br />
See erworben. Danach waren meine<br />
Urlaube überwiegend dem Segeln<br />
gewidmet. Sogar meinen Partner<br />
habe ich mir danach ausgesucht,<br />
ob er segelt! (lacht) Zur Vorbereitung<br />
auf meinen ersten Törn<br />
auf dem Meer wollte ich eine fundierte<br />
Ausbildung und da kam für<br />
mich nur eine Ausbildung beim<br />
Yacht Club Austria in Frage. Mittlerweile<br />
hab ich über 14.000 Seemeilen<br />
Erfahrung und besitze den<br />
FB4-Schein.<br />
Gabi Monz: Eine Arbeitskollegin<br />
überredete mich zum FB2-Kurs<br />
beim YCA. Meine ersten Segelerlebnissen<br />
habe ich durch eine Schulveranstaltung<br />
am Zeller See erlebt<br />
und dadurch meinen Grundschein<br />
bekommen. Der A-Schein am<br />
Mondsee folgte. Durch meinen<br />
Mann lernte ich das Segeln auf dem<br />
Meer kennen. Mit unseren Kindern<br />
haben wir Törns in Kroatien, Elba<br />
und Korsika unternommen.<br />
Was sind eure seglerischen<br />
Höhepunkte?<br />
Gabi Monz: Ich liebe die Bretagne,<br />
das Segeln mit den Gezeiten, das<br />
besondere Revier und die französische<br />
Mentalität.<br />
Gabi Gunda: Ich habe an diversen<br />
Regatten wie dem Gebirgssegler<br />
Cup und dem „Sagenhaft“ Cup teilgenommen.<br />
Tolle Erfahrungen waren<br />
die Yachtüberstellungen von<br />
der griechischen Insel Samos bzw.<br />
von Alexandria (Ägypten) nach<br />
Kroatien.<br />
Welche Schwerpunkte sind euch als<br />
neuen Crew-Commandern wichtig?<br />
Gabi Gunda: Ich möchte die Kontakte<br />
zur Segel-Community in Tirol/Vorarlberg<br />
pflegen. Unsere Binnenreviere<br />
Achensee und Bodensee<br />
sind gerade für jüngere Personen<br />
ein guter Einstieg in den Segelsport.<br />
Eine Verjüngung der Mitgliederstruktur<br />
wird uns sicherlich<br />
gut tun! Das Miteinander, das Generationen-<br />
und Club-Verbindende<br />
ist mir bei diesen Vorhaben sehr<br />
wichtig.<br />
Gabi Monz: Unser besonderes<br />
Augenmerk in Salzburg liegt in<br />
der Ausbildung und Jugendarbeit.<br />
Zusätzlich zu den Clubabenden<br />
wollen wir Online-Seminare und<br />
Vorträge weiter ausbauen, damit<br />
sich sämtliche YCA-Mitglieder in<br />
ganz Österreich besser vernetzen.<br />
Welche persönlichen Ziele habt ihr für<br />
die kommende Zeit?<br />
Gabi Gunda: Die Funktion des<br />
Crew-Commanders füllt jetzt<br />
schon einen guten Teil meiner<br />
Freizeit aus. Mein Ziel ist es, in den<br />
Trainerkader des YCA aufgenommen<br />
zu werden, die Trainerausbildung<br />
zu absolvieren und dabei<br />
mein seglerisches Knowhow weiter<br />
auszubauen.<br />
Gabi Monz, Crew-Commander der YCA-Crew Salzburg.<br />
Gabi Gunda, Crew-Commander der YCA Crew Tirol-Vorarlberg.<br />
Gabi Monz: Wenn ich das alles<br />
jetzt aufzähle, sitzen wir morgen<br />
auch noch da. Ich möchte jedenfalls<br />
die Crew Salzburg wieder<br />
zu jener Stärke bringen, die wir<br />
vor Jahren hatten – mit meinem<br />
jungen Team sind wir auf dem<br />
rich tigen Weg dorthin.<br />
70 3/<strong>2023</strong>
YACHT CLUB AUSTRIA<br />
GENERALSEKRETARIAT<br />
Estermannstraße 6, 4020 Linz<br />
+43(0)732 781086, office@yca.at<br />
www.yca.at<br />
COMMODORE<br />
Gottfried „Titzl“ Rieser<br />
+43(0)664 3706027<br />
gottfried.rieser@yca.at<br />
CREW WIEN, NÖ, BURGENLAND<br />
Crew-Commander<br />
Franz A. Schalk<br />
+43(0)664 2107472<br />
franz.schalk@yca.at<br />
CREW SALZBURG<br />
Crew-Commander<br />
Gabi Monz<br />
+43(0)699 11415177<br />
gabi.monz@yca.at<br />
YCA-RÜCKBLICK<br />
Die große Show<br />
Boot Tulln <strong>2023</strong>: Für den Yacht Club Austria war sie die mit Abstand<br />
erfolgreichste Messe bisher. Zu den bestehenden 2.600 Mitgliedern gab<br />
es ein deutliches Plus an neuen Mitgliedern zu feiern. 45.000 Besucher<br />
ließen sich die Boot Tulln <strong>2023</strong> nicht entgehen.<br />
Text JOSEF WAGNER | Fotos WOLFGANG HURCH, KOMPETENZZENTRUM<br />
Publikumsmagnet auf unserem<br />
YCA-Stand war die täglich flotte<br />
Mittagsküche von Melanie<br />
Swatosch mit „Hühnerfilet-Nockerln<br />
aus Istrien“ und Präsentation ihres<br />
neuen Buches „Gourmet auf Reisen“.<br />
Seine Künste im Knotenflechten<br />
zeigte Harald Schwanzer, YCA-Ausbildungsreferent<br />
in der Steiermark,<br />
und wie perfekte Soft-Schäkel zu<br />
spleißen sind.<br />
Die YCA Regatta-Organisatoren<br />
Mike Hecker (Gebirgssegler Cup),<br />
Daniel Kirchmeier und Fritz Abl<br />
(Alpe Adria Sailing Week) standen<br />
interessierten Besuchern für alle<br />
Anfragen und Informationen zur<br />
Verfügung. So konnten am Samstag<br />
auch die Yachten der Einheitsklasse<br />
für den Alpe Austria Cup <strong>2023</strong> verlost<br />
werden.<br />
Die Boot Tulln bewies erneut, dass<br />
sich Taucher, Segler und Motorbootfahrer<br />
unter einem Dach zusammenfinden<br />
können, um gemeinsam die<br />
Welt des Wassersports zu beflügeln.<br />
Die ganze Welt<br />
des YCA war<br />
auf der Boot<br />
Tulln hautnah<br />
zu erleben.<br />
FOTO: STUDIO46.AT FOTO: TANJA GÜTTERSBERGER<br />
CREW OBERÖSTERREICH<br />
Crew-Commander,<br />
Generalsekretär<br />
Thomas Hickersberger<br />
+43(0)676 3067224<br />
thomas.hickersberger@yca.at<br />
CREW TIROL UND VORARLBERG<br />
Crew-Commander<br />
Gabi Gunda<br />
+43(0)650 2602805<br />
gabi.gunda@yca-tirol.at<br />
CREW KÄRNTEN<br />
Crew-Commander<br />
Daniel Kirchmeier<br />
+43(0)664 2131805<br />
daniel.kirchmeier@yca.at<br />
www.yca-crew-ktn.at<br />
CREW STEIERMARK<br />
Crew-Commander<br />
Mike Hecker<br />
+43(0)676 6086035<br />
mike.hecker@yca.at<br />
AUSBILDUNG<br />
YCA-Ausbildungsleiter<br />
Gerald Truttenberger<br />
+43(0)664 2253313<br />
gerald.truttenberger@yca.at<br />
NAUTISCHES<br />
KOMPETENZ-ZENTRUM<br />
Wolfgang Hurch<br />
+43(0)732 781086<br />
wolfgang.hurch@yca.at<br />
3/<strong>2023</strong> 71
YACHT CLUB AUSTRIA<br />
News Mai/Juni <strong>2023</strong><br />
YCA-TIPP<br />
Seglerparadies Balaton<br />
BALATONFŰZFŐ<br />
Nachdem das „Meer der Wiener“, der Neusiedler See, den tiefsten Wasserstand<br />
seit 1965 erreicht hat und kaum noch befahrbar ist, hat der YCA<br />
einen Blick über die ungarische Grenze zum Plattensee geworfen.<br />
Plattensee<br />
TIHANY<br />
BALATONFÖLDVÁR<br />
Text JOSEF WAGNER, MARKETING<br />
Der schmale, flache Balaton<br />
erstreckt sich 80 km in westöstlicher<br />
Richtung, ist zwischen<br />
3 und 12 km breit und mit<br />
594 km 2 fast doppelt so groß wie<br />
der Neusiedler See. Nördlich vor<br />
der Halbinsel Tihany misst der See<br />
über 12 m Tiefe.<br />
Die vorherrschende Windrichtung<br />
am Plattensee ist N und NW.<br />
Ein Südwind kündigt (meist zwei<br />
Tage vorher) eine Schlechtwetterfront<br />
an. Zwischen Mai und September<br />
warnt ein gelbweißes Blitzlicht<br />
an 24 Uferstellen vor Sturm.<br />
Die windreichsten Monate sind<br />
April, Mai, September und Oktober,<br />
die windschwächeren Monate sind<br />
eher Juli und August. Das zwar an<br />
BAD HÉVÍZ<br />
KESZTHELY<br />
BALATONGYÖRÖK<br />
Mineralien reiche, aber nicht salzhaltige<br />
Wasser ist sehr sauber. Es<br />
ist oft ganz seidig, zumindest vermittelt<br />
die Haut diese Wirkung.<br />
Nicht von ungefähr: Man könnte es<br />
als stark verdünntes Mineralwasser<br />
bezeichnen.<br />
Viele historische Städte, Burgruinen<br />
und Weinberge locken mit<br />
1001 Attraktionen zum Verweilen.<br />
Einige der schönsten Orte und<br />
Strände liegen rund um den Plattensee.<br />
Bad Héviz mit seinem Thermalbad,<br />
Tihany mit seiner Halbinsel,<br />
die weit in den See hineinragt,<br />
Keszthely mit dem Schloss Festetics,<br />
Balatonföldvár für Sport und Erholung,<br />
Balatongyörök mit angeblich<br />
schönstem Strand und Panoramablick,<br />
Lido-Strand Vonyarcvashegy<br />
mit Wassersport und Badevergnügen.<br />
Ruhe und Entspannung sind<br />
am Szigligeter Strand zu finden.<br />
Fast alle 60 Häfen (laut Balaton<br />
Pilot-Hafenhandbuch) haben Liegeplätze<br />
für 1–2 Nächte frei. Fast<br />
alle Marinas wurden erst vor Kurzem<br />
renoviert und verfügen über<br />
Stromanschluss (220 V) und gute<br />
Sanitäranlagen.<br />
Die Hafengebühren belaufen sich<br />
auf ca. 5.000 HUF (ca. 20 Euro) pro<br />
Nacht für 25-Fuß-Boote. Fast alle<br />
Hafenmeister sprechen Deutsch<br />
oder Englisch.<br />
FOTOS: SHUTTERSTOCK – ANDRAS CSONTOS, ALES LISKA, FEELTHEDRONE, BOTOND HORVATH, JANOSSY GERGELY, VVVITA<br />
Blick von der Halbinsel<br />
Tihany auf den Plattensee.<br />
Hévíz, der einzigartige natürliche<br />
Thermalsee nahe dem Balaton.<br />
Blick durch das Schilf auf<br />
den Sonnenuntergang.<br />
Marina von Balatonfűzfő.<br />
Schloss Festetics in Keszthely.<br />
Fast alle 60 Häfen am See haben<br />
Liegeplätze für 1–2 Nächte frei.<br />
72 3/<strong>2023</strong>
YCA-AKTUELL<br />
Kroatien und der Euro<br />
Lang ersehnt, heiß erwähnt: Gute Nachrichten für Kroatien-Segler<br />
und Urlauber – mit Jänner <strong>2023</strong> wurde der Euro eingeführt.<br />
Text JOSEF WAGNER, MARKETING<br />
Der offizielle Wechselkurs<br />
beträgt 7,53450 Kuna für<br />
einen Euro. Der Umtausch<br />
alter Kunabestände auf Banken<br />
sollte bis zum Jahresende <strong>2023</strong><br />
erfolgen. Ab 2024 ist der Umtausch<br />
nur noch zeitraubend in<br />
der Zentralbank möglich. Seit<br />
Jänner gehört Kroatien auch zum<br />
Schengen-Raum – es gibt somit<br />
grundsätzlich keine Grenzwarte<br />
zeiten mehr und man er -<br />
spart sich das lästige Ein- und<br />
Ausklarieren bei einer Überfahrt<br />
nach Ita lien, sofern man als<br />
Schiffsführer das „Permit“ und<br />
die Bestätigung über die entrichtete<br />
Kurtaxe zur Hand hat.<br />
Falls du noch Mitsegler für deinen<br />
nächsten Törn suchst: Unsere Crew -<br />
börse steht dir unter „Service“ auf<br />
unserer Homepage www.yca.at<br />
gerne zur Verfügung!<br />
FOTO: ANDRZEJ ROSTEK/SHUTTERSTOCK<br />
Ausbildung und Events<br />
20. April Murter/HR Regatta-Training mit Siegfried Vössner, 2 Tage<br />
21. April Portsmouth/UK Channel Crossing mit Wolfgang Hurch<br />
22. April Attersee SY Isabell-Schiffseinweisung, 9–12<br />
22. April Linz, Winterhafen Seehund-Ausbildung Modul 4 „1. Bootsfahrt”<br />
22. April Murter/HR GSC <strong>2023</strong> Damencrew, 8 Tage<br />
24. April Murter/HR GSC <strong>2023</strong> Gebirgssegler Cup, 5 Tage<br />
25. April Linz-Dornach „Griechenland” Clubabend Alex Stummvoll<br />
29. April Attersee Basis-Ausbildung/Praxis-Tag (SY Isabell)<br />
29. April Attersee SY Melges-Schiffseinweisung<br />
30. April Attersee Basis-Ausbildung/Praxis Tag (SY Isabell)<br />
3. Mai Izola/SLO Skipper-Training in Motor, Ankern und Segeln, 4 Tage<br />
6. Mai Graz, Heimgartl SRC Funk Var B 1-Tages-Kurs<br />
6. Mai Nussdorf, Attersee Gennaker & Spi-Training<br />
6. Mai Innsbruck 51. Generalversammlung YCA<br />
6. Mai Linz, Winterhafen Seehund Ausbildung Mod 5 „Motorbooot Offizier“<br />
9. Mai Wien, Pistauer „Geschichte der Leuchttürme“ Harald Melwisch<br />
11. Mai Salzburg, Wastelwirt „Alleine nach Alexandria“ Clubabend<br />
12. Mai Solent/UK Gezeiten, Stromrevier im Solent, 8 Tage<br />
14. Mai Punat/HE AASW Alpe Adria Sailing Week <strong>2023</strong>, 5 Tage<br />
26. Mai Wien, Humboldt SRC Funk Var A 2-Tages Kurs<br />
30. Mai Linz-Dornach „Rund Europa“, Doris und Roman Pötschner<br />
31. Mai Hooksiel/NL Nordsee – Helgoland – Wattenmeer, 9 Tage<br />
3. Juni Stockholm/SWE Schweden, Stockholmer Schärengürtel, 8 Tage<br />
3. Juni Linz, Winterhafen Seehund Ausbildung Mod 5 „Motorboot Offizier“<br />
15. Juni Wien, Alte Donau Sommer-Segeln mit Regatta beim Irzl<br />
24. Juni Elba/IT Clubtörn <strong>2023</strong>, 8 Tage<br />
29. Juni Genua/IT Zum Finale des Ocean Race, 4 Tage<br />
1. Juli Biograd, Kornati/HR „Urlaub unter Freunden“, 8 Tage<br />
1. Juli Biograd/HR FB2-Trainingstörn Trainer STMK, 8 Tage<br />
12. August Biograd/HR Jugendtörn Crew, 7 Tage<br />
Allfällige Änderungen vorbehalten.<br />
Sämtliche Veranstaltungen tagesaktuell abrufbar<br />
unter è www.yca.at/vereinonline<br />
Crew Kärnten: Clubabende 14-tägig,<br />
siehe è www.yca-crew-ktn.at<br />
Falls „ausgebucht”, bitte auf die Warteliste<br />
setzen – es gibt laufend Ausfälle!<br />
YCA-Services und -Vorteilspartner<br />
Wir bauen laufend unser Netzwerk zu<br />
starken Partnern aus. Damit können<br />
wir unseren YCA-Mitgliedern<br />
attraktivste<br />
Konditionen in vielen<br />
Bereichen anbieten,<br />
siehe unsere Service-/<br />
Vorteilspartner auf<br />
è www.yca.at<br />
Marinas: Sondertarif für Tages- bzw.<br />
Jahres-Liegeplätze. Italien: Marina Certosa<br />
(Venedig), Marina Aprilia Marittima<br />
(Lignano*). Kroa tien: Marina Vrsar, Marina<br />
Funtana, Marina Punat, Marina Frapa in<br />
Rogoznica und Dubrovnik. Spanien: Marine<br />
Project Iberia (Barcelona).<br />
Charter: Müller Yachtcharter, Pitter Yachtcharter,<br />
My SeaTime Yachtcharter d.o.o.<br />
(Kroa tien), Ionian Charter (Griechenland),<br />
four seasons yachting GmbH (Deutschland).<br />
Service: MEC-Energietechnik, SeaHelp,<br />
Seemannsladen.at, Thomas Pernsteiner,<br />
Schiffs-Sachverständiger, <strong>ocean7</strong>-Magazin,<br />
Marina-Buchungsplattform seasy.at<br />
Versicherung: Pantaenius.<br />
YCA-Stützpunkte: Alle Marinas wie links<br />
angeführt + Ionian Charter.<br />
Interessierten Sponsoren und Partnern<br />
bieten wir gerne attraktive Kooperationsformen<br />
und Möglichkeiten für eine<br />
erfolgreiche Zusammenarbeit. Wir freuen<br />
uns auf Ihre Anfragen und Vorschläge:<br />
è marketing@yca.at<br />
* In Kooperation mit der Agenzia Adrianautica und Agenzia Immobiliare-Nautica & Yachting San Marco.<br />
3/<strong>2023</strong> 73
Skipper’s Diaries<br />
Spät dran<br />
Crotone, Italien. Es ist Oktober, die letzten bissigen Ostwinde treiben dichte Wolken, beladen mit<br />
bleiernen Schauern. Über dem hohen Wellenbrecher sehen wir hin und wieder eine Windhose<br />
in der Ferne wüten und sind dankbar, nicht auf See sein zu müssen.<br />
Wir liegen im Kommerzhafen<br />
Porto Nuovo, kostenlos.<br />
Zwischen rostigen<br />
Service-Barkassen, ausrangierten<br />
Fischerkähnen, Schleppern und<br />
allerlei Tauwerk kreuz und quer.<br />
Vier Mächte machen sich die<br />
Herrschaft über den dreckigen<br />
Hafen streitig: die Polizia Locale,<br />
die Carabinieri, die Douane und die<br />
Guardia Costiera. Die einen netter<br />
als die anderen, mit gebügelten Uniformen,<br />
mit polierten Knöpfen, mit<br />
großen Motorbooten und Maschinenpistolen.<br />
Wir sind sicher.<br />
Von unserer Werkstatt aus sieht<br />
man die Burg, das Fischerviertel,<br />
unseren Mast über den Salingen<br />
und den Vorhafen mit den konfiszierten<br />
Schiffen, die auf die Einschmelzung<br />
warten. Der italienische<br />
Staat will sie nicht wieder verkaufen,<br />
um die Gefahr weiteren Schmuggels<br />
zu verringern. Sie werden von ihren<br />
Wächtern geplündert und unter der<br />
Hand verhökert. Schraube für<br />
Schraube, Tag für Tag. Die Sonnenbrillen<br />
der Mächtigen haben viel zu<br />
dunkle Gläser, um Licht auf diese<br />
Spiele zuzulassen.<br />
Der krummbeinige Nachbar von<br />
der dreck-orange-farbenen Serviceplattform<br />
lächelt freundlich und<br />
zeigt mir seine Raucherzähne, oder<br />
was von ihnen übrig ist. Ob wir was<br />
bräuchten? Nein, danke. Ich bin der<br />
Meinung, dass die obere Hälfte des<br />
Mastes vom konfiszierten Segler,<br />
der an seinem Kahn fest ist, mit<br />
dem nächsten stärkeren Wind auf<br />
seine Schlafstätte runterknallen<br />
wird. Er guckt hin und es scheint,<br />
als ob er die knarzenden sieben Meter<br />
Aluminium, die durch die Gegend<br />
wedeln, zum ersten Mal sieht.<br />
Als wir am Nachmittag einen<br />
blauen Riss in der Wolkendecke<br />
FOTO: SY MAOLIS<br />
VASSIL SVECHTAROV<br />
Bühnenbildner, Puppenspieler,<br />
Musiker, Autor<br />
und Weltumsegler.<br />
kolumne@<strong>ocean7</strong>.at<br />
Bücher, Musik, Projekte<br />
è www.sturetz.eu<br />
und drei Sonnenstrahlen mit einem<br />
Kaffee feiern, hält er es nicht mehr<br />
aus und bittet uns um Hilfe. Die<br />
Angst hat ihn gepackt und da ich<br />
dies unwollend in die Wege geleitet<br />
habe, fühle ich mich irgendwie verantwortlich.<br />
Wir sind doch Segler,<br />
gibt es denn nicht einen Weg? Können<br />
wir denn nichts tun? Er sei zu<br />
schwer und unbeholfen, aber wir<br />
seien doch Profis. Wir schauen uns<br />
an, es ist keine große Sache.<br />
Inga sichert mich, ich klettere,<br />
haben wir oft so gemacht. Der<br />
Nachbar trippelt aufgeregt umher.<br />
Wir dürfen uns dann auch nehmen<br />
was wir brauchen, sagt er.<br />
Ich bin schnell oben an der Saling.<br />
Die hängenden Stücke Hauptwant<br />
verlängere ich mit Seilen und<br />
Inga spannt unten am Deck.<br />
Es muss ja nicht gesegelt werden.<br />
Kaum mit der Steuerbordseite<br />
fertig, steht am Ufer die Guardia<br />
Costiera und winkt mich charmant<br />
herunter. Der Nachbar ist verschwunden<br />
wie altes Geld aus dem<br />
Umlauf. Kontrolle! Sind wir hier angemeldet?<br />
Wann? Papiere, Stempel.<br />
Was habe ich da oben verloren?<br />
Es scheint alles in Ordnung zu<br />
sein, denn sie entfernen sich rasch.<br />
Wieder im Mast, Backbordseite.<br />
Die Spiere steht wie angewurzelt.<br />
Wir vertrauen dem russischen Stahlkahn<br />
noch, denn jedes schwimmende<br />
Schiff verdient Respekt, auch<br />
wenn damit hungrige Emigranten<br />
geschmuggelt wurden. Fertig.<br />
Das kahlrasierte Deck bietet nicht<br />
viel Lohn und mir ist nicht nach<br />
Werkeln. Ah, zwei Blöcke. Kahn,<br />
auch wenn man dich einschmilzt,<br />
wirst du mit uns weiter über die<br />
Weltmeere segeln.<br />
VOM PROFI ZUM BANDITO<br />
Früh am nächsten Morgen spleiße<br />
ich im Cockpit eine Leine zum<br />
Frühstück, als mich das Gefühl einnimmt,<br />
dass ich beobachtet werde.<br />
Die Raucherzähne. Blutunterlaufene<br />
Augen zeugen von nächtlicher Feier.<br />
Er muss da länger gestanden haben<br />
und muss wohl etwas überlegen.<br />
Was? Dann zeigt er auf einen der<br />
Blöcke und auf sich – mein!<br />
Ich staune. Er wird ungeduldig<br />
und ungemütlich. Das Grau der<br />
Wolken ist nichts gegen die Farbe<br />
meiner Gedanken: Wem werden die<br />
Mächte hinter den Sonnenbrillen<br />
wohl glauben, wenn er erzählt, dass<br />
er mich nicht in den Mast geschickt<br />
hat? Wo würden sie suchen, wenn<br />
er eine Liste der an Bord der russischen<br />
Yacht fehlenden Gegenstände<br />
und Ausrüstung vorlegt? Wie könnten<br />
wir nachweisen, dass unsere lieben<br />
Winschen auch wirklich die unseren<br />
sind? Ich gebe ihm den Block<br />
hoch, er entfernt sich watschelnd<br />
und murmelnd: „… Banditi“.<br />
Eine Stunde später scheint die<br />
Sonne in unsere Segel. Die alten<br />
Schoten summen vergnügt unter<br />
ihren Fetzen. Wir sind spät dran. <br />
74 3/<strong>2023</strong>
PANORAMA<br />
Tipps, Trends & Neuheiten<br />
Frische Charter-Ware<br />
Sportlich chartern?<br />
Beneteau First 36!<br />
NEUZUGÄNGE. Im Portfolio von<br />
1a Yachtcharter finden sich ab<br />
diesem Frühjahr gleich vier brandneue<br />
Modelle frisch ab Werft. Schon<br />
fast ein Oldie unter den Neuen ist<br />
der 2021 auf den Markt gekommene<br />
Segelkat Bali 4.4., der z. B. in Athen<br />
stationiert ist. Wer Sportlichkeit bevorzugt,<br />
aber Komfort nicht missen<br />
möchte, wird möglicherweise auf<br />
Beneteaus neuer First 36 sein Glück<br />
finden, die ab Split gebucht werden<br />
kann. Die 10-m-Neuheit Dufour 37<br />
kreuzt bei 1a Yachtcharter an der<br />
Côte d’Azur. Und die ebenso flotte<br />
wie familientaugliche Elan Impression<br />
43 legt in Pula ab.<br />
è www.1a-yachtcharter.de<br />
Deutsche Sauberkeit<br />
SOLARKAT. Bei Alva Yachts geht es nun<br />
zur Sache. Zur Erinnerung: Die junge deutsche<br />
Werft hat sich auf autarke Solarkatamarane<br />
spezialisiert, die Luxus und Nachhaltigkeit<br />
vereinen sollen. Als erstes Modell soll<br />
nun im September beim Cannes Yachting<br />
Festival eine Ocean Eco 60 Weltpremiere<br />
feiern. Allüberall an Deck sieht man Solarpaneele<br />
blitzen, der Elektroantrieb ist bei<br />
6 Knoten für 100 Seemeilen gut, auf einen<br />
Dieselgenerator als Range-Extender verzichtet<br />
man dennoch nicht. Einen Händler für die<br />
Adria gibt es auch schon: Yachtwerk kann<br />
eine Ocean Eco 60 im 4. Quartal 2024 ausliefern<br />
und in Verbindung mit dem Partner-<br />
Charterunternehmen Splendid Yachting<br />
ab 2025 ein Modell im Charter anbieten.<br />
è www.alva-yachts.com è www.yacht-werk.de<br />
Solarpaneele stehen ihr gut:<br />
Alva Ocean Eco 60.<br />
Recht verständlich<br />
ÜBERSETZUNG. Wenig überraschend<br />
hat Kroatien ein eigenes Seerecht und<br />
natürlich ist dieses auf Kroatisch abgefasst.<br />
Skippertrainer und Autor Rudi<br />
Czaak hat das kroatische Seerecht für<br />
Boote und Yachten mit Unterstützung<br />
des kroatischen Marine-Ministeriums,<br />
der Juridischen Fakultät Wien sowie<br />
eines kroatischen Übersetzers mit<br />
juridischem Hintergrund als deutschsprachiges<br />
Taschenbuch publiziert.<br />
Zu beziehen um € 20,– über die Website<br />
des Autors.<br />
è www.czaak.at<br />
FAQ<br />
INFOSYSTEM. Eine gute Idee für Charterfirmen<br />
und ihre Gäste: Das kroatische Start-up<br />
C.I.G.O. hat ein Online-Tool entwickelt, das<br />
Charterkunden nach der Übernahme der<br />
Yacht alle möglichen Infos auf dem Smartphone<br />
zur Verfügung stellt – man muss also<br />
nicht mehr wegen jeder Frage ins Büro oder<br />
den Base-Manager anrufen. Das System hilft<br />
mittels Beschreibungen, Bildern und Videos<br />
bei den häufigsten Anliegen der Charter-<br />
Gäste bezüglich technischer Dinge an Bord,<br />
liefert aber auch Wetterberichte und Sturmwarnungen,<br />
eine Übersicht über alle Marinas<br />
und Tankstellen, Revier-Infos und vieles mehr.<br />
Derzeit ist das neue System in der Marina<br />
Rogoznica im Einsatz, mit weiteren Flottenbetreibern<br />
ist man bereits im Gespräch.<br />
è www.c-i-g-o.com
WELT-<br />
PREMIERE <strong>2023</strong><br />
BAVARIA<br />
C46<br />
Passion made<br />
BAVARIA<br />
C42<br />
BAVARIA C38 BAVARIA C42 BAVARIA C45<br />
BAVARIA C46 BAVARIA C50 BAVARIA C57<br />
bavariayachts.com