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ocean7 3/2023

Rund Island – ein Törn bis zum Rande des Polarkreises. Pelješac – die Küste der kroatischen Halbinsel ist reich an vinophilen Schätzen und Austern. Refit – nicht nur klassische Holzboote sind bei Bootbau Recht in Tribuswinkel gut aufgehoben. Der Weg zum Profi-Skipper – welche österreichischen Patente und Ausbildungsmöglichkeiten es gibt. Elan E6 – die derzeit schnellste und leichteste 47-Fuß-Serienyacht auf dem Markt soll sie sein. De Antonio D50 – die Newcomer-Werft aus Barcelona hat die Außenborder des Weekenders innen gut versteckt. Haie im Dienste der Wissenschaft – wie Tigerhaie die Vermessung von Seegraswiesen ermöglichen. Wasser-Fest – Tipps und Tricks für die sichere Wasserung der Yacht zum Saisonstart.

Rund Island – ein Törn bis zum Rande des Polarkreises.
Pelješac – die Küste der kroatischen Halbinsel ist reich an vinophilen Schätzen und Austern.
Refit – nicht nur klassische Holzboote sind bei Bootbau Recht in Tribuswinkel gut aufgehoben.
Der Weg zum Profi-Skipper – welche österreichischen Patente und Ausbildungsmöglichkeiten es gibt.
Elan E6 – die derzeit schnellste und leichteste 47-Fuß-Serienyacht auf dem Markt soll sie sein.
De Antonio D50 – die Newcomer-Werft aus Barcelona hat die Außenborder des Weekenders innen gut versteckt.
Haie im Dienste der Wissenschaft – wie Tigerhaie die Vermessung von Seegraswiesen ermöglichen.
Wasser-Fest – Tipps und Tricks für die sichere Wasserung der Yacht zum Saisonstart.

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YACHTING, REISEN UND MEER<br />

3/<strong>2023</strong> Mai/Juni<br />

www.<strong>ocean7</strong>.at<br />

EIS<br />

LAND<br />

Namensgeber war der Wikinger Flóki Vilgerðarson,<br />

er segelte im 9. Jh. als Siedler von Norwegen in das<br />

heutige ISLAND. 2022 rundete ein Wiener Ehepaar<br />

die nordische Insel. Der Törn? Ein Naturschauspiel.<br />

UNTERRICHT<br />

So geht<br />

Skipper<br />

Tipps für Ausbildung<br />

und Training.<br />

UNTER MOTOR<br />

Stilvoll: De<br />

Antonio D50<br />

Optional mit<br />

Whirlpool.<br />

UNTER SEGELN<br />

Sportlich:<br />

Elan E6<br />

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Mit News der österreichischen<br />

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ClubSwan 36 Yacht bei Regatten in Kroatien, dem Rest Europas und bei der<br />

Swan One-Design Racingliga trainieren und an Wettkämpfen teilnehmen.<br />

Unser Aktivitätenkalender <strong>2023</strong><br />

Training Camps • Regatta Charter<br />

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Die Kunst des Bootsbaus kehrt heim<br />

Arsenale, 31. Mai — 4. Juni <strong>2023</strong><br />

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Technical partner<br />

Media partner<br />

Institutional partner


Ich will zur See<br />

Die mir gelegentlich gestellte Frage, wie man Skipper wird, ist nicht so leicht zu beantworten.<br />

Bemüht man den Vergleich mit der Fahrschule, riskiert man ein nautisches Verkehrschaos.<br />

Vom jahrelangen Mitsegeln<br />

hochmotiviert, fragte ich<br />

nach dem Millennium meinen<br />

damaligen Mentor Thomas<br />

Dobernigg, wie ich denn nun zu<br />

meinem eigenen Patent käme.<br />

„Grundausbildung …, A-Schein,<br />

Binnenrevier …“ – Wie bitte? Ich will<br />

doch zur See! Nix da. Der Gründer<br />

von<br />

packte mich, der<br />

ich doch schon so gut wie Kolumbus<br />

war, quasi am Arm und gab mich<br />

an der Alten Donau in Wien in die<br />

Lehre. Diese Ausbildung mitten in<br />

der City führte nicht ins Leere, sondern<br />

zum BFA-Binnen-Segelschein<br />

und vor allem aber zur – für jeden<br />

Skipper ab solut notwendigen –<br />

Demut vor Wind, Boot und Wasser.<br />

Damit war die erste und wichtigste<br />

Hürde zur See genommen. Welche<br />

es schulisch noch zu meistern<br />

gilt, bis an der Küste, auf dem offenen<br />

Meer oder gar über alle sieben<br />

Ozeane auf eigenem Kiel gefahren<br />

werden darf, lesen Sie ab Seite 40.<br />

Sie haben Ihren österreichischen<br />

Schein (Binnen, Meer, Motor, Segel,<br />

welchen auch immer …) bereits im<br />

Seesack und sind vielleicht auch<br />

schon Eigner? Herzlichen Glückwunsch,<br />

dann dürfte Sie womöglich<br />

unsere Checkliste – mit Tipps von<br />

Pantaenius Österreich, um die häufigsten<br />

(Versicherungs-)Schäden<br />

vor und nach dem Wassern zu vermeiden<br />

– interessieren. Ab Seite 52.<br />

Sollten nach dem Check doch<br />

noch Service- oder Reparaturarbeiten<br />

fällig sein, wären Sie beim Bootbauer<br />

Felix Recht in Tribuswinkel<br />

in guten Händen. Sofern er nicht<br />

gerade mit der Restaurierung eines<br />

seltenen Holzbootes wie einer<br />

Sonderklasse Baujahr 1910, einem<br />

Schärenkreuzer (1934) oder einem<br />

Holzmotorboot von Poncelet (1957)<br />

beschäftigt sein sollte. Mehr darüber<br />

ab Seite 36.<br />

Wer weder Eigner noch Salzbuckel,<br />

aber ein Feinschmeck ist,<br />

chartere seine Yacht beispielsweise<br />

ab Split, um quasi entlang der kroatischen<br />

Weinstraße zu den Top-<br />

Winzern und feinen Austern rund<br />

um die Halbinsel Pelješac zu schippern<br />

und auf diesem geschmackvollen<br />

Weg Seemeilen zu sammeln.<br />

Unserem Törnvorschlag können Sie<br />

ab Seite 18 folgen.<br />

Wer als Skipper mit (fast) allen<br />

Wassern gewaschen ist, wird wohl<br />

in der Umrundung Islands (mit<br />

Zielhafen in Norwegen) eine Herausforderung<br />

finden. Solch natürlich<br />

schöne Gelegenheiten, um bis<br />

zum Polarkreis zu cruisen, gibt es<br />

nicht viele, aber sehen Sie selbst<br />

ab Seite 24.<br />

Ich darf Ihnen noch verraten,<br />

dass je nach genanntem Revier auf<br />

dieser Seite bis zu fünf verschiedene<br />

Befähigungsnachweise ihre Gültigkeit<br />

hätten …<br />

FOTO: H. SKRACH<br />

TAHSIN ÖZEN<br />

Journalist, Skipper,<br />

Chefredakteur.<br />

redaktion@<strong>ocean7</strong>.at<br />

„ Wer die Jolle auf der Alten Donau beherrscht,<br />

hat das Segeln im Feinschliff gelernt.“<br />

Wolfgang Irzl, Betreiber der ersten Segelschule (seit 1898) in Wien<br />

3/<strong>2023</strong> 5


Cartoon<br />

ILLUSTRATION: INGA BEITZ, WWW.INGABEITZ.JIMDO.COM<br />

Ihre Methoden sind zwar seltsam, aber die Frage<br />

..<br />

uber den wahren Wind haben Sie richtig beantwortet.<br />

3/<strong>2023</strong> 7


Inhalt<br />

3/<strong>2023</strong><br />

DIE SCHÄTZE DES PELJEŠAC. Weinerfahrungen rund um die Halbinsel 18im Süden Kroatiens, mit Abstecher zu den Austerngärten in Ston.<br />

FOTOS: OPIS ZAGREB/SHUTTERSTOCK, WERFT, ESZTER KONDOR<br />

56<br />

MACHT SIE LEICHT UND SCHNELL! Die Elan E6, das neue Flaggschiff der<br />

slowenischen Werft, hat den Segelspaß schon in der DNA verpasst bekommen.<br />

36<br />

HAND AUFS BOOT. Bei Bootbau Recht in Tribuswinkel meistert man alltägliche<br />

Schiffsarbeiten und außergewöhnliche Restaurationen edler Klassiker mit Bravour.


Mit News der österreichischen<br />

Verbände YCA und MSVÖ<br />

FOTO: GERALD WINKLER<br />

Rubrik<br />

10 SCHAUFENSTER<br />

Das alte Curzola und einer<br />

seiner berühmtesten Söhne.<br />

61 IMPRESSUM<br />

Kolumnen<br />

12 BOBBY SCHENK<br />

Strenge Regeln, gute Freunde:<br />

Wie eine gemeinsame Weltumsegelung<br />

gelingen kann.<br />

16 OCEAN WOMAN<br />

Sicherheit wird auf einem Langfahrtschiff<br />

großgeschrieben.<br />

34 GOTTFRIED RIESER<br />

Wie Bücher den Horizont<br />

eines Skippers erweitern.<br />

74 SKIPPER’S DIARIES<br />

Herbst in Crotone, Italien. Keine<br />

gute Zeit, um Stegnachbarn zu<br />

helfen, findet Poetrist Vassil<br />

Svechtarov.<br />

Reisen<br />

18 PELJEŠAC<br />

Vinophiles Segeln rund um<br />

Kroatiens zweitgrößte Halbinsel.<br />

24 RUND ISLAND<br />

Vulkane, Gletscher, Fjorde: mit<br />

dem Kat durch den arktischen<br />

Hochsommer.<br />

Features<br />

30 DER EINZELKÄMPFER<br />

Mit dem selbst gebauten Katamaran<br />

durchgebrannt: die erstaunliche<br />

Geschichte des Einhandseglers<br />

Henning Obenaus.<br />

Österreichische Post AG | MZ 23Z043777 M | <strong>ocean7</strong>, Feschnigstraße 232, 9020 Klagenfurt<br />

YACHTING, REISEN UND MEER<br />

UNTERRICHT<br />

So geht<br />

Skipper<br />

Tipps für Ausbildung<br />

und Training.<br />

UNTER MOTOR<br />

Stilvoll: De<br />

Antonio D50<br />

Optional mit<br />

Whirlpool.<br />

EIS<br />

LAND<br />

UNTER SEGELN<br />

Sportlich:<br />

Elan E6<br />

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3/<strong>2023</strong> Mai/Juni € 5,90<br />

Namensgeber war der Wikinger Flóki Vilgerðarson,<br />

er segelte im 9. Jh. als Siedler von Norwegen in das<br />

heutige ISLAND. 2022 rundete ein Wiener Ehepaar<br />

die nordische Insel. Der Törn? Ein Naturschauspiel.<br />

www.<strong>ocean7</strong>.at<br />

Coverfoto: Ankern vor<br />

dem Dynjandi-Wasserfall<br />

in den Westfjorden, Island.<br />

36 KLASSISCHER BOOTBAU<br />

Aus Liebe zu Holz und Handwerk:<br />

Bootbauer Felix Recht wartet und<br />

restauriert in seiner Werft gekonnt<br />

auch historische Boote.<br />

46 HAIE ALS KUNDSCHAFTER<br />

Wie durch mit Kameras ausgestattete<br />

Tigerhaie Seegraswiesen<br />

kartografiert werden.<br />

Service<br />

39 GÜTESIEGEL<br />

Yacht-Pool plant ein Qualitätslabel<br />

für Skipper und Marinas.<br />

40 AUSBILDUNG<br />

Unter Segeln oder Motor: Lernen<br />

und Lehren beim YCA und MSVÖ.<br />

52 SAISONSTART<br />

So wird das Boot fit für die nächste<br />

Saison.<br />

67 YACHTKAUF<br />

Verständlich erklärt: Was beim<br />

Kauf einer Yacht zu beachten ist.<br />

Teil 1: die Kaufanbahnung.<br />

Yachten<br />

56 ELAN E6<br />

Die derzeit schnellste und<br />

leich teste 47-Fuß-Serienyacht<br />

auf dem Markt soll sie sein.<br />

62 DE ANTONIO D50<br />

Das Flaggschiff der Newcomer-<br />

Werft aus Barcelona im Test.<br />

Im Verband<br />

68 MOTORBOOTSPORT UND SEE-<br />

FAHRTS VERBAND ÖSTERREICH<br />

70 YACHT CLUB AUSTRIA<br />

Ihr Kroatien<br />

Spezialist<br />

15 Charter-Basen<br />

von Pula bis Split.<br />

230 Segelyachten<br />

92 Katamarane<br />

30 Motoryachten<br />

10 Motorkatamarane<br />

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Schaufenster<br />

En garde!<br />

Ein kulturelles Highlight der Insel<br />

Korčula sind die mittelalterlichen<br />

Tänze mit Schwertern. Der Schwert -<br />

tanz Moreška z. B. (dokumentiert seit<br />

1666) wird in der Altstadt von Korčula<br />

ab 1. Juni aufgeführt. Musikalisch<br />

untermalt, wird die Geschichte der<br />

vom Schwarzen König geraubten<br />

Verlobten des Weißen Königs erzählt.<br />

Ob er sie befreien kann? Das Pub likum<br />

fiebert jedenfalls bis zum letzten der<br />

sieben Schwertkämpfe mit!<br />

è www.moreska.hr<br />

FOTO: STJEPAN TAFRA/SHUTTERSTOCK.COM<br />

10 3/<strong>2023</strong>


FOTO: DON MAMMOSER/SHUTTERSTOCK.COM<br />

Curzola<br />

Text TAHSIN ÖZEN<br />

Über 100 Jahre war die Insel<br />

unter der Krone Österreichs<br />

(1815–1918), bis heute ist<br />

sie ein beliebtes Reiseziel geblieben:<br />

Korčula, deren Hauptort zu den am<br />

besten erhaltenen mittelalterlichen<br />

Siedlungen im Mittelmeer zählt.<br />

Die nur wenige Gehminuten von<br />

der ACI Marina entfernte Altstadt<br />

soll auch der Geburtsort von Marco<br />

Polo (1254–1324) sein, das Haus<br />

der Familie ist ein be liebtes Ausflugsziel.<br />

So berühmt er als Weltreisender<br />

auch war, als Schiffsführer machte<br />

der Venezianer in der Seeschlacht<br />

von Curzola (so der alte italienische<br />

Name der Insel) keine gute Figur<br />

und wurde von den Genuesen<br />

gefangen genommen (1298).<br />

Bei einem Spaziergang in den<br />

engen Gassen lohnt sich der Besuch<br />

des Stadtmuseums im Gabrielis-<br />

Palast, wo der traditionelle Schiffbau<br />

und aus dem Meer gehobene<br />

Artefakte Teil der Ausstellung sind.<br />

è www.visitkorcula.eu<br />

3/<strong>2023</strong> 11


In den Wind gesprochen<br />

FOTO: DUDAREV MIKHAIL/SHUTTERSTOCK.COM<br />

Partner fürs Leben sind<br />

meist auch gute Partner<br />

für eine Weltumsegelung.<br />

Geteilte Freud ist<br />

doppeltes Leid Teil 2<br />

Wie in der letzten Ausgabe berichtet, erscheint es oft und nicht selten aus Kostengründen für einige naheliegend,<br />

für eine Weltumsegelung eine Zweckgemeinschaft mit Freunden (oder gar Fremden) einzugehen. Und wie weiters<br />

aus geführt, geht das in der Regel schief – von wüsten Beschimpfungen bis zum Zwangsverkauf der Yacht reicht das<br />

un freundliche Abschiedsszenario. Wie ein solches Unterfangen dennoch gelingen kann, sei hier erörtert.<br />

Warum funktioniert das<br />

Projekt „Weltumsegelung“<br />

eher bei einem<br />

Paar, bei einer Lebensgemeinschaft?<br />

Selbst wenn der spärliche<br />

Raum an Bord durch gemeinsame<br />

Kinder noch kleiner wird?<br />

Weil sich hier die Partner schon<br />

im Vorfeld zu einer Partnerschaft<br />

auf Lebenszeit zusammengeschlossen<br />

und keine Zweckgemeinschaft<br />

zur Durchführung einer Weltumsegelung<br />

gebildet haben. Die Frage<br />

kommt praktisch bei jedem Interview:<br />

„Wenn man auf so engem<br />

Raum so lange zusammenlebt,<br />

kommt es da nicht zu zwischenmenschlichen<br />

Problemen?“ Meine<br />

Antwort im Rückblick auf viele<br />

tausend Meilen mit meiner Frau an<br />

Bord war immer dieselbe: „Nicht,<br />

dass ich wüsste!“<br />

Aber selbst wenn Freunde (oder<br />

bis dahin Fremde) der Meinung<br />

sind, dass das Experiment in ihrem<br />

Fall gelingen wird, sollten sie so<br />

vernünftig sein und es zumindest<br />

in Erwägung ziehen, dass es<br />

irgendwann krachen könnte.<br />

STRENGE REGELN,<br />

GUTE FREUNDE<br />

Die Konsequenz: Glasklare (schriftliche)<br />

Verträge zu den Eigentumsverhältnissen<br />

am gemeinsamen<br />

Schiff und zwingende Regelungen<br />

für den Fall, dass unterwegs die<br />

Gemeinschaft aufgelöst werden<br />

muss. Fehlt eine derartige Vereinbarung,<br />

ist nicht nur der Bruch der<br />

Freundschaft zu erwarten, sondern<br />

wird auch die Weltumsegelung<br />

wohl unvollendet bleiben.<br />

Denn wenn der Partner, der ja<br />

nicht in Frieden scheidet, ausbezahlt<br />

werden muss, geht das meist<br />

nur über den sofortigen Verkauf<br />

der Yacht. Damit ist der Schiffbruch<br />

komplett. Zwingend ist also<br />

ein Vertrag, nachdem die ausscheidende<br />

Partei nicht sofort ihr Eigentum<br />

am Schiff verlangen kann.<br />

BOBBY SCHENK<br />

ist Weltumsegler,<br />

Navigations-Experte<br />

und Buchautor.<br />

kolumne@<strong>ocean7</strong>.at<br />

Man könnte einwenden, eine<br />

Partnerschaft sei zum Scheitern<br />

verurteilt, wenn sich schon zu Beginn<br />

das Misstrauen breitmacht,<br />

welches mit einem Vertrag für den<br />

Fall des Aussteigens eines Partners<br />

verbunden ist.<br />

Nein, wenn das Gehirn vom<br />

Weltumsegelungstraum nicht<br />

ganz vernebelt ist, wird man diese<br />

Notwendigkeit sehen. So wie man<br />

einen Ehevertag schließt, mit dem<br />

ja auch die ewige Liebe in Frage<br />

gestellt wird. Und schließlich verfassen<br />

Vernünftige ja auch ein Testament<br />

und hoffen, dass es nicht<br />

in nächster Zeit schlagend wird.<br />

Es ist wunderbar, wenn man so<br />

viel Vertrauen zu Freunden hat,<br />

um mit ihnen eine gemeinsame<br />

Weltumsegelung anzugehen. Eine<br />

hundertprozentige Sicherheit, dass<br />

sie gelingen wird, gibt es jedoch<br />

nicht. In einigen Fällen aber werden<br />

meine Worte wohl in den Wind<br />

gesprochen sein.<br />

<br />

12 3/<strong>2023</strong>


FOTO: TRABANTOS/SHUTTERSTOCK.COM<br />

Tickets z. B. für den Nationalpark<br />

Mljet über die mySea App buchen.<br />

PANORAMA<br />

Tipps, Trends & Neuheiten<br />

App zum Liegeplatz<br />

WACHSTUM. Über das Portal mySea<br />

lassen sich inzwischen bei ca. 90 Prozent<br />

aller privat betriebenen Marinas,<br />

Bojenfeldern oder (Restaurant-)Stegen<br />

in der kroatischen Adria Liegeplätze<br />

im Voraus buchen. Durch die Bestpreisgarantie,<br />

die Buchungssicherheit<br />

und die Möglichkeit, neben Liegeplatzbuchungen<br />

auch Tickets für die<br />

maritimen kroatischen Natur- und<br />

Nationalparks online zum Vorzugspreis<br />

der Vorverkaufsstellen zu erwerben,<br />

ist der Dienst zuletzt ordentlich<br />

gewachsen. Dadurch konnte mySea<br />

nicht nur sein Team erweitern, sondern<br />

hat sein Angebot für <strong>2023</strong> auch<br />

auf italienische Marinas ausgeweitet.<br />

è www.my-sea.com<br />

„ Es liegt im Interesse des Allgemeinwohls, dass es immer Menschen geben<br />

muss, die gegen den Strom schwimmen. Nur weiß das Allgemeinwohl<br />

das meist nicht.“ Seneca (der Jüngere, ca. 4 v. Chr. – 65 n. Chr.), römischer Philosoph<br />

FOTO: LEKKISHA<br />

Drei-Kronen-Krauler<br />

MARATHON-<br />

SCHWIMMEN.<br />

Der österreichische<br />

Freiwasserschwimmer<br />

Michael<br />

Pranckl holte<br />

sich als erster<br />

Kontinentaleuropäer die Australische<br />

Triple Crown im Marathonschwimmen.<br />

Dazu musste der 49-jährige<br />

Wiener im Februar und März den<br />

Derwent River Big Swim (34 km) in<br />

Tasmanien, den Palm Beach to Shelly<br />

Beach-Bewerb (24 km) in Sydney<br />

und schließlich den Port to Pub-<br />

Ultramarathon (25 km) in Westaustralien<br />

bewältigen.<br />

Neben Kälte, Strömungen, Wellen,<br />

Quallen und Haien war für Pranckl<br />

das ärgste Hindernis eine Covid-<br />

Infektion, die ihn Mitte Jänner mit<br />

40 °C Fieber ans Bett fesselte. Das<br />

nächste Projekt ist schon geplant:<br />

Wenn Budget und Kräfte es wieder<br />

erlauben, soll der Ärmelkanal<br />

schwimmend durchquert werden.<br />

è www.derwentriverbigswim.com<br />

Michael Pranckl in seinem<br />

Lieblingselement.<br />

FOTO: M. HERZOG<br />

Angebot<br />

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Tel: +43/5356 204 33 00<br />

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PANORAMA<br />

Tipps, Trends & Neuheiten<br />

FOTO: ALTRENDO IMAGES/SHUTTERSTOCK.COM<br />

Hafen von Palma.<br />

Seehandel<br />

MESSEPROGRAMM. Palma und<br />

Venedig sind im Frühling sehr reizvolle<br />

Reiseziele – um so mehr, als<br />

in beiden historischen Seehandelsstädten<br />

attraktive Bootsmessen stattfinden.<br />

Master Yachting als österreichischer<br />

Importeur und Händler<br />

wird mit seinen Marken auf beiden<br />

Shows vertreten sein.<br />

Auf der Palma International<br />

Boat Show (27.–30. April) liegt der<br />

Schwerpunkt bei den Yachten von<br />

Beneteau. Gezeigt werden gleich vier<br />

Segelyachten (Oceanis Yacht 54,<br />

Die Lagoon Sixty 5 wird in Palma die Mallorca,<br />

die Sanlorenzo SL78 in Venedig zu sehen sein.<br />

Oceanis 51.1, Oceanis 40.1 und<br />

Oceanis 34.1), drei Motorboote<br />

(Grand Trawler 62, Gran Turismo 45<br />

sowie Swift Trawler 41) und mit der<br />

Lagoon Sixty 5 ein Segelkatamaran.<br />

Zum Drüberstreuen stellen die<br />

Wiener auch noch zwei Luxusyachten<br />

von Sanlorenzo (SX76 und<br />

SL106) vor.<br />

Beim Salone Nautico Venezia<br />

(siehe auch rechte Seite) konzentriert<br />

sich Master Yachting auf die Katamarane<br />

(Lagoon 42 und 46) und nutzt<br />

die Gelegenheit, der Sanlorenzo SL78<br />

ein Heimspiel zu geben.<br />

è www.palmainternationalboatshow.com<br />

è www.masteryachting.com<br />

Werftluft<br />

schnuppern<br />

TALENTESUCHE. Der Mangel<br />

an Facharbeitern ist in Italien<br />

natürlich auch im Bootsbau zu<br />

spüren. Die Ferretti Group hat<br />

daher mit der Scuola dei<br />

Mestieri (Schule der Berufe)<br />

ein außerschulisches Praktikum<br />

ins Leben gerufen. Bei<br />

den dreimonatigen praxisnahen<br />

Kursen, die von Werft-<br />

Experten geleitet werden,<br />

sollen 18- bis 30-Jährige ins<br />

Handwerk der Schiffszimmermänner,<br />

Decksmonteure oder<br />

Motorenmechaniker hineinschnuppern<br />

können. Der erste<br />

Kurs wurde im März in Forli<br />

gestartet, weitere sollen im<br />

September in Mondolfo und<br />

Sarnico stattfinden. Bravo!<br />

è www.ferrettigroup.com<br />

Werner Ober GmbH Werner & Werner Co Ober KG<br />

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Innen und<br />

außen neu<br />

ELEKTROMOTOREN. Seine<br />

Palette an E-Motoren hat<br />

e’dyn um zwei Modelle<br />

erweitert. Der Außenborder<br />

0715 mit einer Leistung<br />

von 7,5 kW ist vor allem für<br />

jene Länder gedacht, die seit<br />

heuer für das Fahren von Sportbooten mit<br />

E-Motoren über 7,5 kW einen Führerschein<br />

verlangen. Interessantes Detail<br />

beim neuen Motor: Er kann mit einem<br />

minimalen Aufpreis auf 11 kW Leistung<br />

aufgerüstet werden.<br />

Die zweite Neuheit der Slowenen ist<br />

der Innenbordmotor 2035i, der in seinem<br />

Design auf dem Außenbordmodell basiert,<br />

bis zu 25 kW Leistung erbringen kann und<br />

sich für Boote bis 6 Meter Länge eignet.<br />

è www.edyn-marine.com


Kesser & kühner<br />

FLAGGSCHIFF. Mit der 435 will<br />

die amerikanische Traditionswerft<br />

Wellcraft, die seit neun Jahren zur Beneteau-Gruppe<br />

gehört, auf dem Cannes<br />

Yachting Festival im September ihr neues<br />

Flaggschiff vorstellen. Viel wurde vom 13,4<br />

m langen Performance-Cruiser noch nicht<br />

verraten, aber das Wenige klingt schon<br />

sehr vielversprechend: Doppel- oder dreifache<br />

Außenborder mit bis zu 1.200 PS,<br />

zwei luxuriöse Kabinen mit Nasszellen und<br />

separaten Duschen sowie Highend-Steuerund<br />

Navigationssysteme.<br />

èwww.wellcraft.com èwww.bootemayer.at<br />

Bald tritt die Wellcraft 435 ins Licht.<br />

31. MAI – 4. JUNI, VENEDIG/ITALIEN<br />

Arsenal an Neuheiten<br />

Venice Boat Show im<br />

historischen Arsenale.<br />

FOTO: FRANCESCO FERRI<br />

BOOTSMESSE. Die vierte Ausgabe des<br />

Salone Nautico Venezia (31. Mai –<br />

4. Juni) findet wieder im Areal des<br />

Arsenals, der historischen Flottenbasis<br />

der ehemaligen Republik Venedig,<br />

statt. Die großen italienischen<br />

Werften haben ihre Anwesenheit mit<br />

zahlreichen Welt premieren bestätigt,<br />

dazu sollen heuer mehr Segelyachten<br />

gezeigt und der traditionelle venezianische<br />

Schiffbau eingebunden werden.<br />

Besonderes Augenmerk gilt den<br />

neuen Hybrid- und Elektromotoren,<br />

dazu passend wird die dritte Ausgabe<br />

der E-Regatta gestartet!<br />

è www.salonenautico.venezia.it<br />

FÜR DIE BESTE ZEIT AUF DEM WASSER<br />

MIT DER QUATIX 7<br />

Übernimm die Kontrolle: Steuere den Autopiloten, streame Daten, bediene Fusion® Entertainmentsysteme und<br />

vieles mehr von überall an Bord. Gezeiteninformationen oder Alarme erhältst du direkt an dein Handgelenk. Die<br />

Steuerung ist dabei so intuitiv wie nie: klassisch über Tasten oder ganz neu per Touchscreen. Zusätzlich stehen<br />

dir Modelle mit AMOLED-Display für eine brillante Auflösung oder mit Solar-Technologie für eine noch längere<br />

Akkulaufzeit zur Wahl.<br />

GARMIN.COM


Ocean Woman<br />

Safety-Check – oder wer hat<br />

die Schokolade gegessen?<br />

Die Segelsaison geht los! Zuerst Boatshow Tulln, dann Auswintern zu Ostern, dann Segeln,<br />

dann Einwintern. Das sind die wahren Jahreszeiten der SeglerInnen!<br />

In Tulln war eigentlich alles wie<br />

immer. Lang vermisste Gesichter,<br />

wunderschöner -<br />

Stand, mittelmäßiges Kaffee-Angebot,<br />

stickige Hallen. Also schnappte<br />

ich immer wieder zwischendurch<br />

Luft. Und siehe da, ich blieb bei der<br />

Vorführung der Sicherheitsfackeln<br />

hängen. Glühendes Rot, viel Rauch,<br />

viele Zuschauer. Ich stand neben<br />

den Toiletten (ganz neu!) und beobachtete<br />

die Outdoor-Vorführung für<br />

Sicherheitsmaßnahmen an Bord.<br />

Der Sicherheitsbeauftragte lächelte,<br />

während er eine Fackel nach der<br />

anderen zündete. Die Zuschauer<br />

applaudierten, die Kinder bekamen<br />

große Augen. Wie wäre das denn<br />

im Ernstfall? Applaus gäb es sicher<br />

keinen.<br />

Auf unserem Weltumsegelungs-<br />

Schiff wird und wurde Sicherheit<br />

natürlich großgeschrieben. Satellitentelefon<br />

und Epirb sind selbstverständlich,<br />

die Rettungsinsel auf<br />

einem Holzkatamaran vielleicht<br />

nicht unbedingt nötig, andererseits:<br />

wenn’s brennt?<br />

Trotz fehlender Schräglage hatten<br />

wir auf den großen Überfahrten<br />

Lifebelts und Sicherheitsgurte. Ungeschriebenes<br />

Gesetz an Bord: kein<br />

Pieseln über die Reling – egal ob<br />

auf Fahrt oder nicht. Segelmanöver<br />

in der Nacht immer zu zweit – ich<br />

würde kein Auge zukriegen in den<br />

Nachtfahrten, würde mein Skipper<br />

das nicht einhalten.<br />

Mit Kind an Bord war auch immer<br />

klar, dass gesagt wurde, wo<br />

man sich an Bord aufhält. Lange<br />

meldete sich Segelkind Finn ab,<br />

wenn er die Toilette aufsuchte –<br />

so auch in der Wiener Wohnung!<br />

SCHUSS IN DEN HOLZSTADEL<br />

Natürlich übten auch wir mit Notraketen<br />

zu schießen, bevor es auf<br />

große Fahrt ging. Ich erinnere mich<br />

noch gut an die bitterkalte, verschneite<br />

Nacht in Tirol im Haus<br />

meiner Schwiegereltern. Wir hatten<br />

abgelaufene Raketen samt Signalpistole<br />

für die Silvesternacht mitgenommen.<br />

Ich zielte in die Luft und durch<br />

den leichten Rückstoß erschrak<br />

ich derart, dass ich wenige Meter<br />

vor mir in einen Holzstadel schoss.<br />

Die Rakete glühte ca. drei Sekunden<br />

– nicht lange genug, um von<br />

einem Tanker gesehen zu werden,<br />

schoss es mir durch den Kopf. Aber<br />

kurz genug, um nicht die Feuerwehr<br />

rufen zu müssen. Also Üben kann<br />

nicht schaden.<br />

Apropos Feuer. Einmal, noch vor<br />

der Reise, platzte das Einlassventil<br />

des Petroleum-Ofens und eine<br />

Stichflamme setzte den Herd in<br />

Brand. Feuerlöscher und Feuerdecke<br />

waren sofort zur Hand, weil<br />

perfekt platziert, der Schaden war<br />

überschaubar. Der Schaum des<br />

Feuerlöschers war allerdings bis in<br />

die kleinsten Ritzen in der Kombüse<br />

verteilt. Heute koche ich auf dem<br />

Gasherd, die Gasflasche ist an Deck<br />

in einer Kiste verstaut. Das Aufund<br />

Zudrehen des Gashahns vor<br />

und nach dem Kochen ist so selbstverständlich<br />

wie der Abwasch.<br />

Das Signalhorn und unser schönes<br />

Conch-Schneckenhorn aus der<br />

Südsee finden oft Verwendung –<br />

zurzeit vor allem in Kroatien im<br />

Falle von „autopilotierten“ Yachten,<br />

deren Skipper unter Deck dösen.<br />

Ohnmachtssichere Rettungswesten,<br />

Bergeschlaufe mit schwimmfähigem<br />

Tau, Baywatch-Boje inklusive rotem<br />

Badeanzug, die Sicherheitsliste ist<br />

lang und lässt sich gut im Internet<br />

recherchieren, aber eines möchte<br />

ich noch erwähnen. Unsere Notfallbox!<br />

Ein wasserdichter Kanister, der<br />

im Fall der Fälle auf die Rettungsinsel<br />

mitzunehmen ist!<br />

Notraketen, Handfackeln, Kompass,<br />

GPS (mit Batteriebetrieb),<br />

Medikamente, Vitamintabletten,<br />

wasserdichte Taschenlampe, Angelzeug,<br />

kleiner Trinkwasseraufbereiter<br />

(geschätzte drei Tropfen Wasser<br />

mit Plastikgeschmack pro Stunde),<br />

Taschenmesser, Handfunkgerät<br />

mit Batteriebetrieb und natürlich<br />

Schokolade!<br />

Als wir in Neuseeland besagte<br />

Notfallbox warteten, öffnete ich<br />

den Schraubdeckel und traute meinen<br />

Augen nicht: Alles war da, nur<br />

nicht die Essensnotration – ein paar<br />

ranzige Erdnüsse ausgenommen.<br />

Hatte der Skipper doch tatsächlich<br />

während einer harten Nachtwache<br />

sämtliche Schokolade und<br />

Müsliriegel verputzt! Da hätten<br />

wir ganz schön gestaunt in der<br />

Rettungsinsel, nicht wahr, mein<br />

Captain? <br />

FOTO: H. SKRACH<br />

ALEXANDRA SCHÖLER<br />

ist Weltumseglerin,<br />

Sängerin, Regisseurin,<br />

Buchautorin und seit<br />

2010 Ocean Woman.<br />

kolumne@<strong>ocean7</strong>.at<br />

Auch das Abfeuern<br />

von Notsignalen will<br />

geübt sein.<br />

16 3/<strong>2023</strong>


REVIER<br />

Tipps, Trends & Neuheiten<br />

FOTO: ALEN SACIPI<br />

Süße Klänge<br />

REVIERTIPP. Ab der Marina Kastela in Split bietet<br />

Trend, Travel & Yachting nicht nur sehr<br />

interessante Charteryachten (wie z. B. einen Lucia-<br />

Kat oder einen Neel-Trimaran) an, sondern hat<br />

auch tolle Ankertipps parat – z. B. die Badebucht<br />

Przina auf der Insel Korčula, die als „Nachtigallbucht“<br />

bekannt ist, da sich diese Vögel hier bis<br />

Juni am Abend einen Singwettstreit liefern. Sollte<br />

es wetterbedingt ungemütlich werden, kann man<br />

sich in die Bucht von Lovište verholen. Konoba-<br />

Tipp: Rato’s Grill auf der Insel Šćedro.<br />

Angebote für Juni/Juli: Katamaran Lucia 40<br />

ab € 4.800,–, Trimaran Neel 47 ab € 5.670,– oder<br />

eine Jeanneau Sun Odyssey 419 ab 2.650,–.<br />

è www.trend-travel-yachting.com<br />

Man segle mit<br />

einem Neel Trimaran<br />

von Trend Travel &<br />

Yachting z. B. zu<br />

Rato’s Grill.<br />

FOTO: RESTAURANT UVALA VELI DOLAC<br />

Vinophil segeln<br />

ADRIA & WEIN. All jenen, die<br />

an den Ufern der kroatischen<br />

Weinanbaugebiete entlangschippern,<br />

bietet Pitter<br />

Yachtcharter mit seinen<br />

Charterbasen in Trogir und<br />

Split zwei ideale Ausgangshäfen.<br />

Neben guten Winzern gibt<br />

es hier besonders schöne Buchten<br />

und Sandstrände, die, wenn<br />

man mit der Familie unterwegs<br />

ist, für viel Abwechslung sorgen.<br />

Die Buchten um Kor čula<br />

z. B. bieten allesamt eine kleinefeine<br />

Infrastruktur. Auch das<br />

gegenüber auf der Halbinsel<br />

Pelješac liegende Orebić ist bei<br />

Yachties sehr beliebt. Ein Taxiboot<br />

und eine Fähre fahren von<br />

hier regelmäßig in die prächtige<br />

Altstadt von Korčula. Angebote:<br />

1 Woche Charter Fountaine<br />

Pajot Astrea 42 im Mai ab<br />

€ 2.532,– oder 1 Woche Dufour<br />

430 im Juni ab € 3.217,–.<br />

è www.pitter-yachting.com<br />

Ab Trogir ab in den Süden.<br />

FOTO: XBRCHX/SHUTTERSTOCK.COM<br />

FOTOS: NÖ WERBUNG/MICHAEL REIDINGER<br />

Liegeplatzbuchung & Revierführer<br />

Mit Bestpreisgarantie<br />

online buchen<br />

Übers Wasser zum Floh.<br />

Per Boot ins Wirtshaus<br />

FLUSSTRANSFER. Der Floh in Langenlebarn ist<br />

eines der anerkannt besten Wirtshäuser im Wiener<br />

Umland. Von April bis Oktober bietet Vienna<br />

Boat Charter stimmungsvolle Boot-Transfers für<br />

bis zu zehn Personen von Wien zum Wirtshaus<br />

an, das über einen eigenen Steg an der Donau verfügt.<br />

Man kann eine oder beide Strecken nautisch<br />

nobilitieren, die Rückfahrt vom Floh nach Wien<br />

ist auch mit dem Zug oder Taxi möglich.<br />

è www.derfloh.at/boottransfer<br />

Liegeplätze<br />

Tickets für<br />

Nationalparks<br />

App gratis<br />

my-Sea.com


Kroatien/Pelješac<br />

Die Schätze<br />

Die Weine des Pelješac<br />

sind wahre Schätze. Ihre<br />

Trauben reifen noch auf<br />

Weinbergen, die diesen<br />

Namen wahrlich verdienen, sind<br />

sie doch sehr steil und ist das<br />

Terroir so karg, dass sich die<br />

Rebstöcke am blanken Fels festzukrallen<br />

scheinen.<br />

Regen gibt es meist nur im Frühjahr.<br />

Danach knallt die Sonne auf<br />

die nach Süden abfallenden Hänge,<br />

um den Trauben des Mali Plavac<br />

ihren unvergleichlichen Charakter<br />

zu verleihen. Der Ertrag beim<br />

„Kleinen Blauen“ zur Weinlese<br />

ist daher gering, der Zuckergehalt<br />

aber so hoch, dass die Spitzensorten<br />

mit einem Alkoholgehalt<br />

von 15,5 Vol.-% über den Ladentisch<br />

gehen.<br />

Jung sind sie oft rau und kratzig,<br />

erst nach fünf Jahren erreichen sie<br />

ihre volle Reife. Die sechs Flaschen,<br />

die ich für den Törn einkaufe, kosten<br />

mehr als der rest liche Bordproviant.<br />

18 3/<strong>2023</strong>


Altstadt und Hafen<br />

von Orebić.<br />

Mal ehrlich: Wussten Sie, dass vom Pelješac die besten Austern und die bekanntesten<br />

Weine Kroatiens kommen? Und so ganz nebenbei ist die Halbinsel auch noch ein Segelrevier,<br />

das den Vergleich mit anderen in Dalmatiens Inselwelt nicht zu scheuen braucht.<br />

des Pelješac<br />

Text und Fotos CHRISTIAN VON DER HECKEN<br />

Wir wollen zu den Weinen des<br />

Pelješac segeln. Zwar schmiegen<br />

sich zwischen den Häfen Trstenik<br />

und Orebić Dörfer mit so klingenden<br />

Namen wie Dingač, Podobuče<br />

und Postup an die Hänge, doch<br />

Ankermöglichkeiten bieten sie<br />

nicht. Deshalb diese sechs Flaschen.<br />

Mit ihnen soll jeder Segeltag<br />

im Zeichen eines Pelješac-<br />

Weines stehen.<br />

Der Wein des ersten Segeltages:<br />

Plavac Mili, 14,5 Vol.-%, Jahrgang<br />

2012, Traube: Mali Plavac, Weingut:<br />

PZ Stoviš, Ston.<br />

Es ist Mai, wir legen in Shorts von<br />

der ACI-Marina in Dubrovnik ab.<br />

Doch kaum haben wir Kap Lirica<br />

voraus, schiebt sich von achtern<br />

eine weiße Wand heran, die uns<br />

mit vom Wind gepeitschtem Regen<br />

überschüttet. Zwar hatten wir geplant,<br />

heute bis Lovište zu segeln,<br />

doch nun weichen wir doch lieber<br />

nach Žuljana aus. Der Anker hält<br />

und als dann noch die Sonne ver-<br />

3/<strong>2023</strong> 19


Kroatien/Pelješac<br />

steckt hinter dicken Wolken untergeht,<br />

ziehen wir den Korken aus der ersten<br />

Flasche. Der Wein ist aus Ston, wo wir<br />

einen Kaffee-Zwischenstopp einlegen<br />

wollten. Doch bei diesem Jugo in das<br />

enge Fahrwasser einzulaufen, war einfach<br />

zu riskant.<br />

Der Wein des ersten Segeltages wurde vor Žuljana verkostet: Plavac Mili, 14,5 Vol.-%,<br />

Jahrgang 2012, Traube: Mali Plavac, Weingut: PZ Stoviš, Ston.<br />

Fischer in Trpanj.<br />

Wehrdorf Mali Ston.<br />

Der Wein des zweiten Segeltages: Plava, 12,5 Vol.-%, Jahrgang 2017,<br />

Traube: Plavac Mali, Weingut: Skaramuča, Potomje.<br />

Konoba Škojera Trpanj.<br />

Im Kanal von Pelješac.<br />

Austernzucht<br />

bei Mali Ston.<br />

Der Wein des zweiten Segeltages:<br />

Plava, 12,5 Vol%, Jahrgang 2017,<br />

Traube: Plavac Mali, Weingut:<br />

Skaramuča, Potomje.<br />

Am nächsten Morgen flüstert der<br />

Wind nur noch mit sieben bis<br />

acht Knoten. Wir setzen das Groß<br />

und hoffen, so die Motorfahrt etwas<br />

zu beschleunigen. Ab Dingač<br />

bleiben wir dicht unter der Küste,<br />

hinter Orebić klettert die Anzeige des<br />

Windmessers auf 14 Knoten.<br />

Hoffnung kommt auf, doch die<br />

zerschlägt sich, bevor wir noch Kap<br />

Osičac gerundet haben. In der Bucht<br />

von Lovište nehmen wir eine Boje auf<br />

und als die Leinen fest sind, wollen wir<br />

den Ort erkunden. Doch schon bald<br />

müssen wir uns vor dem nächsten<br />

Schauer in eine Kneipe flüchten. Aprilwetter<br />

im Mai!<br />

Dabei macht es durchaus Sinn, so<br />

früh im Jahr zu chartern. Die Yachten<br />

sind günstiger, die Häfen leer, viele<br />

Kneipen ebenso und meist gibt es<br />

besseren Segelwind als im Sommer.<br />

Natürlich kann das Wetter auch einmal<br />

schlecht sein. Dann muss man eben<br />

das Beste daraus machen. Wir halten<br />

uns dabei an den Wein des zweiten<br />

Segeltages, der uns den gemütlichen<br />

Salon unseres Schiffes noch gemütlicher<br />

erscheinen lässt.<br />

Der Wein des dritten Segeltages:<br />

Postup, 14,1 Vol.-%, Jahrgang 2010,<br />

Rebe: Plavac Mali, Weingut: Vinogorje<br />

Pelješac Polozaj, Postup.<br />

Hurra, die Sonne scheint, das Meer hat<br />

uns wieder! Ab Kap Lovište laufen wir<br />

hart am Wind bis unter die Südküste<br />

von Hvar. Dort dreht der Wind auf<br />

Nord und garantiert uns einen – leider<br />

sehr böigen – Anlieger bis Trpanj.<br />

In dem den Yachten vorbehaltenen<br />

Teil des Hafens herrscht Hochbetrieb,<br />

gut abgefendert können wir uns gera-<br />

20 3/<strong>2023</strong>


„Der Dingač trägt seit 1961 das<br />

geschützte Prädikat ,Kakovostno<br />

Vino‘ – herausragender Wein.“<br />

Weingärten in Postup, Wein des dritten Segeltags: Postup, 14,1 Vol.-%, Jahrgang<br />

2010, Rebe: Plavac Mali, Weingut: Vinogorje Pelješac Polozaj Postup.<br />

de noch in eine Lücke pressen. Viele<br />

Häfen des Pelješac liegen noch im<br />

Winterschlaf, nicht so Trpanj. Hier<br />

sind bereits alle Restaurants an der<br />

Wasserfront ausgebucht.<br />

Ein Glück für uns, denn so landen<br />

wir in der Konoba Škojera und<br />

lassen uns von der authentischen<br />

Küche verwöhnen. Der im Krug<br />

servierte Hauswein macht Gusto<br />

auf unseren Wein des dritten Segeltages,<br />

den wir zum guten Schluss<br />

an Bord zu uns nehmen.<br />

Der Wein des vierten Segeltages:<br />

Pošip weiß, Rukatac Cuvée,<br />

13 Vol.-%, Jahrgang 2015, Traube:<br />

Malvazia. Weingut: Madirazza<br />

winery, Potomje.<br />

Erfreulich geht es am nächsten<br />

Morgen weiter, denn statt wie vorhergesagt<br />

aus West auf die Nase<br />

kommt der Wind aus Ost und<br />

schiebt uns achterlich kräftig an.<br />

Am Kap Lovište darf zum Groß<br />

auch die Genua dazu und es geht<br />

flott ab in den Süden, bis uns querab<br />

die Weinberge von Postup grüßen.<br />

Hier sind die Trauben des Weines<br />

für unseren vierten Segeltag gereift.<br />

Ab Dingač steuern wir Trstenik unter<br />

Motor an und mit freundlicher<br />

Unterstützung des Hafenmeisters<br />

liegen wir schnell an der Mole.<br />

Zu Trstenik fällt jedem Weinkenner<br />

unweigerlich Miljenko Grgić<br />

ein. Er war als junger Mann nach<br />

Kalifornien emigriert, wo er sich<br />

mit neuen Methoden zum Weinkeltern<br />

einen guten Ruf aufgebaut<br />

hatte. Schlagartig berühmt wurde<br />

er, als er auf der Pariser Weinausstellung<br />

1976 mit seinem kalifornischen<br />

Chardonnay die gesamte<br />

französische Konkurrenz auf die<br />

hinteren Ränge verwies.<br />

In Trstenik besitzt er ebenfalls ein<br />

Weingut und natürlich haben wir<br />

auch eine Flasche aus seinem Keller<br />

an Bord. Da der schwere (und viel<br />

zu junge) Rotwein nicht zum heute<br />

auf der Speisekarte stehenden Fisch<br />

Oben: Matuško Kellerei<br />

in Potomje (oben) mit<br />

Weinverkauf (links).<br />

Wein des vierten<br />

Segeltages: Pošip<br />

weiß, Rukatac<br />

Cuvée, 13 Vol.-%,<br />

Jahrgang 2015,<br />

Traube: Malvazia.<br />

Weingut: Madirazza<br />

Winery, Potomje.<br />

3/<strong>2023</strong> 21


Weinsegeln auf der Halbinsel Pelješac<br />

Korčula<br />

Das Revier<br />

Im Sommer ein beliebtes Familienrevier, in der Vor- und<br />

Nachsaison kann es anspruchsvoll sein. Wind und Wetter:<br />

Sonnig, heiß und meist vom Maestrale dominiert im Sommer.<br />

In der Vor- und Nachsaison ist auch mit Bora und<br />

Jugo zu rechnen (in den Passagen zwischen den Inseln<br />

kann dann kräftiger Strom laufen. Beste Zeit: Mitte Mai<br />

bis Ende Juni und September bis Anfang Oktober.<br />

è www.croatia.hr<br />

Die Weine<br />

Dingač. Der bekannteste Wein Kroatiens. Das ökologisch<br />

einwandfreie Anbaugebiet ist begrenzt, die Plavac Mali<br />

Traube wird spät und bereits halbtrocken geerntet. Lagerung<br />

in Eichenfässern ist üblich.<br />

Postup. Sehr ähnlich dem Dingač. Ebenfalls gut lagerfähig,<br />

aber meist mit etwas geringerem Alkoholgehalt.<br />

Seine unverwechselbare Charakteristik erhält er durch<br />

eine Restgehalt von unvergorenem Zucker.<br />

Potomje. Ein trockener Rotwein der Winzergemeinschaft<br />

von Potomje, der unter dem Esel-Logo vertrieben werden<br />

darf. Denn bevor es den Tunnel von Potomje gab, mussten<br />

die Trauben auf Eseln verpackt auf steilen Pfaden<br />

über die Berge nach Potomje transportiert werden.<br />

LOVIŠTE<br />

Pelješki-Kanal<br />

OREBIĆ<br />

TRPANJ<br />

Adria<br />

POSTUP<br />

POTOMJE<br />

Pošip/Rukatac: Obwohl der Pelješac ein Rotweingebiet<br />

ist, werden auch gute Weißweine (Malvazia)<br />

aus der Rukatac-Traube gekeltert.<br />

Pelješac. Ein süß-süffiger Wein, als Weiß- und als<br />

Rotwein erhältlich. Auch er wird unter dem Esel-Logo<br />

vertrieben.<br />

Prošek. Dieser Dessertwein ist eine Spezialität Dalmatiens.<br />

Er wird sowohl aus Mali Plavac als auch aus<br />

Rukatac gekeltert.<br />

Charter-Tipps<br />

Zum Nachsegeln dieses Weinerlebnis-Törns bietet Argos<br />

Yachtcharter einen One-Way-Charter von Split nach<br />

Dubrovnik an. Von Split aus wären auch die Inseln Brač,<br />

Hvar, Korčula, Mljet und die Elaphiteninsel Sipan auf dem<br />

Törnplan. Wer einen Rundtörn bevorzugt, findet hier interessante<br />

Tipps: è www.argos-yachtcharter./s/o7-423<br />

Im Charter-Portfolio sind sportliche First-Yachten für<br />

lange Schläge ab Split zu finden. Eine First 44 (Bj. <strong>2023</strong>),<br />

eine First 36 und eine kleine First 27 (jeweils Bj. 2022)<br />

sind noch gut verfügbar. Die First 36 z. B. ist im Mai ab<br />

€ 2.000,– pro Woche zu chartern.<br />

è www.argos-yachtcharter.de<br />

CRKVICE<br />

SRESER<br />

DINGAČ DRAČE<br />

TRSTENIK<br />

ŽULJANA<br />

Lirica<br />

Mljet<br />

DUBA<br />

42° 54‘ N<br />

BRIJESTA<br />

Kroatien<br />

Pelješac-Brücke<br />

Bosnien-Herzegowina<br />

Pelješac<br />

PRAPRATNO<br />

STON<br />

Kroatien<br />

MALI STON<br />

Olipa<br />

Šipan<br />

Die neue Pelješac-Brücke verbindet<br />

seit Juli 2022 grenzenlos<br />

den Südzipfel Kroatiens<br />

mit dem nördlichen Teil.<br />

17° 31‘ E<br />

DUBROVNIK<br />

passt, heben wir ihn uns für den<br />

letzten Tag auf und gönnen uns<br />

eine Flasche Weißwein.<br />

Der Wein des fünften Segeltages:<br />

Dingač, 15 Vol.-%, Jahrgang 2015,<br />

Traube: Plavac Mali, Weingut:<br />

Skaramuča, Potomje.<br />

Die Passage zwischen dem Pelješac<br />

und der Insel Olipa ist zwar eng,<br />

aber überall ausreichend tief. Sie<br />

führt direkt in den Stonski-Kanal,<br />

wo sich dessen Fahrwasser auf wenige<br />

Meter verengt. Stons Hafen<br />

wird gerade ausgebaut, wir dürfen<br />

für eine Nacht an der Mole liegen.<br />

Ohne Wasser und Strom, doch<br />

was soll’s? An den Wällen von Stons<br />

mittelalterlicher Festung kann man<br />

einfach nicht vorbeisegeln. Kilometerweit<br />

ziehen sie sich an den Berghängen<br />

entlang bis zum ehemaligen<br />

Wehrdorf Mali Ston. Hier, fast vor<br />

den Türen der Restaurants, werden<br />

Austern gezüchtet, in Anlagen, die<br />

sich (sehr zum Leidwesen der Segler)<br />

meilenweit den Kanal von Mali<br />

Ston hochziehen.<br />

Die zu den Austern servierten<br />

Weißweine des Pelješac passen gut,<br />

mit unserem roten Dingač an Bord<br />

wird dieser Segeltag perfekt.<br />

Der Wein des sechsten Segeltages:<br />

Plavac Mali, 15 Vol.%, Jahrgang<br />

2016, Traube: Plavac Mali,<br />

Weingut: Grgić Vina, Trstenik.<br />

Dubrovnik, das einstige Ragusa,<br />

wollen wir am letzten Tag unseres<br />

Törns aus einer ganz besonderen<br />

Perspektive betrachten:<br />

von Bord aus.<br />

Zum krönenden Abschluss<br />

unserer Segelreise zu den<br />

Pelješac-Weinen köpfen wir<br />

die letzte Flasche Rotwein,<br />

als die nicht weniger imposante<br />

Kulisse der Altstadt an<br />

uns vorüberzieht. <br />

Der Wein des sechsten<br />

Segeltages: Plavac Mali,<br />

15 Vol.-%, Jahrgang<br />

2016, Traube: Plavac<br />

Mali, Weingut: Grgi ’c<br />

Vina, Trstenik. Verkostet<br />

vor Dubrovnik.<br />

Der Wein des fünften Segeltages: Dingac, 15 Vol.-%, Jahrgang 2015, Traube: Plavac Mali,<br />

Weingut: Skaramuča, Potomje. Dekantiert in Ston.<br />

22 3/<strong>2023</strong>


So groß wie eine kleine<br />

Keksschachtel.<br />

Versteckte Musik<br />

MARINE-RADIO. Das neue Fusion Marine-Radio<br />

Apollo WB675 von Garmin misst nur 130 x 130 x<br />

56 mm und kann daher platzsparend an Orten wie in<br />

Steuerkonsolen oder auch völlig außerhalb des Sichtfelds<br />

installiert werden. Dank Multi-Zone-Technologie<br />

können bis zu vier Audiozonen separat gesteuert werden.<br />

Die Steuerung erfolgt dabei bequem über Fusion-<br />

Kabelfernbedienungen sowie kompatible Garmin Kartenplotter<br />

oder marinespezifische Smartwatches und<br />

Handgeräte.<br />

è www.garmin.com<br />

ÜBER<br />

JAHRE<br />

Zügig<br />

nach Split<br />

FOTO: IVO BIOCINA<br />

NACHTREISEZUG. Von Mai bis<br />

Anfang Oktober gib es erneut eine<br />

Nachtzugverbindung an die kroatische<br />

Adriaküste. Der Zug fährt mittwochs,<br />

freitags und sonntags auf der<br />

Strecke Bratislava–Wien–Graz–Zagreb–Knin–Split.<br />

Nach dem Einstieg<br />

frühabends in Wien erreicht man<br />

Split am nächsten Morgen. Retour<br />

geht es dann ebenfalls in der Nacht,<br />

jeweils am Donnerstag, Samstag und<br />

Bio-Kraftstoff<br />

GRÜNER DIESEL. Seine Diesel-<br />

Generatoren hat Fischer Panda<br />

für paraffinbasierte alternative<br />

Dieselkraftstoffe freigegeben, die<br />

der europäischen Norm EN15940<br />

entsprechen. Der deutsche Generatorenbauer<br />

verzeichnet eine wachsende<br />

Nach frage, seine Generatoren<br />

mit den alternativen Kraftstoffen zu<br />

betreiben, die einen hohen Anteil an<br />

Bio-Komponenten besitzen, eine mit<br />

Diesel vergleichbare Leistung erreichen<br />

und über das bestehende Kraftstoffnetz<br />

verteilt werden können.<br />

Ob sie weniger CO 2 als fossiler<br />

Montag. Die Mitnahme von Autos<br />

und Motorrädern auf dieser Verbindung<br />

ist von Wien und Bratislava<br />

nach Split und retour auch möglich.<br />

è www.oebb.at<br />

Diesel freisetzen, hängt allerdings<br />

von den Ausgangsstoffen ab, die von<br />

biogenen Rest- und Abfallstoffen<br />

und Pflanzenölen über eigens angebaute<br />

Biomasse bis zu Erdgas und<br />

Kohle reichen.<br />

è www.fischerpanda.de<br />

Ausgeschlafen in<br />

Split ankommen.<br />

Diesel-Generatoren<br />

von Fischer Panda<br />

laufen auch mit<br />

alternativem Diesel.<br />

Dalmatien<br />

Sportlich segeln &<br />

Weine verkosten!<br />

Mehr Info:<br />

argos-yachtcharter.de/s/o7-423<br />

+49 (0) 611 - 66 05 1<br />

mail@argos-yachtcharter.de<br />

www.argos-yachtcharter.de<br />

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Island<br />

Unsere Doucema war in<br />

ihrem Element: Wir zogen<br />

unter Vollzeug mit<br />

zehn Knoten durchs Wasser,<br />

unserem großen Ziel Island<br />

entgegen. Zu Sonnenaufgang hatten<br />

wir das Nordkap der Äußeren<br />

Hebriden, den Butt of Lewis, querab.<br />

Kein Radar- oder AIS-Signal in<br />

der Nähe, wir waren im Nordatlantik<br />

auf 60 Grad Nord unterwegs.<br />

Nun lagen vorerst 200 Seemeilen<br />

zu den Färöer-Inseln und danach<br />

weitere 400 Seemeilen zu den<br />

Westmännerinseln im Südwesten<br />

von Island vor uns. Dabei kreuzten<br />

wir Kurse berühmter Schiffe: die<br />

Erebus, die 1846 im Zuge der tragischen<br />

Franklin-Expedition verloren<br />

ging; die Gjøa, die 1903 mit<br />

Amundsen den Weg in die Nordwestpassage<br />

segelte; die Rehu<br />

Moana, die 1963 als erster Katamaran<br />

mit David Lewis in die<br />

Arktis segelte, die Tzu Hang die<br />

zweimal vor Kap Hoorn durchkenterte,<br />

und viele weitere.<br />

Namensgeber der Insel war der norwegische Wikinger Flóki Vilgerðarson,<br />

der im 9. Jahrhundert mit seiner Familie nach Island segelte, um dort<br />

heimisch zu werden. Als er nach einem kalten Winter auch im Frühling<br />

noch den Fjord Ísafjörður voller Treibeis vorfand, nannte er das ganze<br />

Eiland „Eisland“. Wir sind ihm ein gutes Stück nach- und noch weiter<br />

bis zum Polarkreis gesegelt.<br />

Text und Fotos GERALD WINKLER<br />

Rund<br />

Island<br />

24 3/<strong>2023</strong>


Diese Region ist mit großen Namen<br />

und berühmten Geschichten<br />

verbunden. Und nun segelten wir<br />

hier – mit Respekt. Dank unserer<br />

Langfahrt über die Biskaya, die<br />

Bretagne und die Westküste Irlands<br />

nach Norden im Vorjahr waren wir<br />

auf diesen Abschnitt aber gut vorbereitet.<br />

Obligatorisch der Zwischenstopp<br />

auf den vulkanischen Färöer-Inseln,<br />

danach ging es bei lebhaften<br />

Südwestwinden und ruppiger See<br />

weiter zu den Westmännerinseln,<br />

das letzte Stück entlang der Südküste<br />

Islands.<br />

Unser Wetterfenster hielt, sodass<br />

wir nach vier Tagen bei Sonnenschein<br />

in den Hafen von Heimaey<br />

auf den Westmännerinseln einlaufen<br />

konnten. Erstmals lagen wir an<br />

einer Reifenmauer. Ausgerüstet mit<br />

Fenderbrettern und langen Leinen,<br />

war auch der Tidenhub von vier<br />

Metern gut zu meistern.<br />

Bekanntheit erlangten die West -<br />

männer insel durch den Vulkanaus-<br />

Archaische Einsamkeit<br />

am Hornstrandir.<br />

3/<strong>2023</strong> 25


Island<br />

„ Wanderwege führen hoch hinauf in die steilen<br />

Berge – mit unendlich schöner Aussicht auf<br />

Islands Inseln und Gletscher.“<br />

bruch 1973, bei dem ein Großteil<br />

des Hauptortes und ein Teil der<br />

Hafeneinfahrt unter Lava und<br />

Asche begraben wurden.<br />

Heute zeugt ein beeindruckendes<br />

Museum von dieser Naturkatastrophe,<br />

zudem führen Wanderwege<br />

durch von Lupinen gesäumte Wiesen<br />

bis hoch hinauf in die steilen<br />

Berge – mit unendlich schöner<br />

Aussicht auf die Nachbarinseln<br />

und Islands Gletscher.<br />

ANKERPLATZ WASSERFALL<br />

Nach ein paar Tagen das nächste<br />

Highlight: Reykjavík, die Hauptstadt<br />

an Islands Westküste. Wir fanden<br />

einen perfekten Liegeplatz mitten<br />

in der City, gleich gegenüber der<br />

Harpa-Halle, in deren bunter Glasfront<br />

sich kurz vor Mitternacht die<br />

Sonne in tiefstem Orange spiegelte.<br />

Wir blieben einige Tage und machten<br />

mit einem Mietwagen ausgiebige<br />

Erkundungstouren, um Land<br />

und Leute näher kennenzulernen.<br />

Im Gegensatz zum Süden Islands<br />

sind die Küsten im Westen von<br />

26 3/<strong>2023</strong><br />

sehr großen Buchten und langen<br />

Fjorden geprägt. Der Segelführer<br />

listet nur wenige Ankerplätze auf,<br />

jedoch finden sich mit Hilfe der<br />

Karte und Google Earth meist geeignete<br />

Ankerplätze für die (kurze)<br />

Nacht. Der Atlantik-Schwell ist natürlich<br />

gegeben, war aber auf unserem<br />

Katamaran kaum zu spüren.<br />

In Grundarfjörður, circa 100 Seemeilen<br />

nördlich von Reykjavík,<br />

ließen wir ein heftiges Tiefdruckgebiet<br />

durchziehen – die Fallböen<br />

erreichten in der Nacht 60 Knoten<br />

(11 Beaufort = orkanartiger Sturm).<br />

Eine wilde Nacht, aber hinter einer<br />

hohen Reifenmauer lagen wir gut<br />

geschützt.<br />

Die Westfjorde im Nordwesten<br />

von Island waren unser „stretched<br />

Target“. Viel hatten wir über die<br />

faszinierenden, teils wilden und<br />

einsamen Fjord-Landschaften gelesen.<br />

Hier im entlegensten Teil Islands<br />

sind die Küsten nur durch<br />

die Dänemarkstraße von Grönland<br />

getrennt – das zog uns magisch an.<br />

Im Winter davor hatte ich schon<br />

Arnarfjörður<br />

ein Bild des mächtigen Dynjandi-Wasserfalls<br />

gesehen. Aus einem<br />

spontanen „Da wollen wir<br />

hin!“ wurde eine mehrtägige<br />

Reise bis zum Ende des Arnar -<br />

fjörðurs, wo das Wasser des Flusses<br />

Dynjandisá über zahllose<br />

Stufen gut 100 Meter in die Tiefe<br />

stürzt. Auf dem Weg dorthin zogen<br />

immer wieder Wale und<br />

Delfine an uns vorbei.<br />

Unser Anker fiel unmittelbar<br />

vor dem Wasserfall, sodass wir<br />

uns über einen der beeindruckendsten<br />

Ankerplätze unserer<br />

Hornstrandir<br />

<<br />

ÍSAFJÖRÐUR<br />

DYNJANDI<br />

Atlantik<br />

GRUNDAR -<br />

FJÖRÐUR<br />

><br />

REYKJAVÍK<br />

Westmännerinseln<br />

Grímsey<br />

SIGLUFJÖRÐUR<br />

Hrísey<br />

<<br />

AKUREYRI<br />

Morgenstimmung in<br />

den Westfjorden.<br />

Grönlandsee<br />

><br />

RAUFARHÖFN<br />

Norwegen<br />

<<br />

><br />

21° 53’ W<br />

Färöer<br />

64° 8’ N


YACHTCHARTER | YACHTSALES<br />

Küstenwanderung mit<br />

exklusiver Aussicht.<br />

Festgemacht mitten<br />

in Reykjavík …<br />

Eissturmvögel, kühne Begleiter<br />

bei Tag und Nacht.<br />

Ihr Partner<br />

für Yachtcharter,<br />

Yachtkauf &<br />

Yachthandel<br />

FOTO: BARBARA BEDNARZ/SHUTTERSTOCK.COM<br />

… wo man reichlich Gelegenheit hat,<br />

isländische Biere zu verkosten.<br />

„ Einige Yachten waren auf<br />

dem Weg nach Grönland<br />

oder in die Nordwestpassage,<br />

für andere war in Isafjördur<br />

ihr Ziel erreicht und es ging<br />

wieder retour.“<br />

bisherigen Törns freuen durften.<br />

Wie schon bei anderen Ankerplätzen<br />

in Island stimmten auch hier<br />

die Tiefen in den Buchten nicht mit<br />

der Seekarte überein, so waren uns<br />

Echolot und Forward Sonar eine<br />

große Hilfe.<br />

DAS LEBEN IST SCHWER<br />

Treffpunkt aller Segler in dieser<br />

Ecke ist der Ort Isafjördur. Das<br />

2.700-Seelen-Städtchen ist ein<br />

wichtiger Versorgungspunkt in<br />

der Region. Das erste Mal seit<br />

Reykjavík trafen wir dort wieder<br />

auf andere Yachten. Einige davon<br />

waren auf dem Weg nach Grönland<br />

oder in die Nordwestpassage, für<br />

andere war dort ihr Ziel erreicht<br />

und es ging wieder retour.<br />

Lediglich unsere Doucema und<br />

zwei andere Yachten würden weiter<br />

gegen Osten um Island herumsegeln.<br />

Nach dem Durchzug eines<br />

Tiefs liefen wir wieder aus und<br />

erreichten die Halbinsel Hornstrandir<br />

im äußersten Norden der<br />

Westfjorde. Klimatisch zählt dieses<br />

Revier bereits zur Arktis. Es gibt<br />

keine Straßen, keine Siedlungen,<br />

kein Internet – man ist komplett<br />

auf sich allein gestellt und kann das<br />

150 Seemeilen entfernte Grönland<br />

fast schon riechen.<br />

Diese archaische Einsamkeit genossen<br />

wir bei strahlendem Sonnenschein,<br />

segelten an Gletschern<br />

vorbei, ankerten in teils unkartierten<br />

Fjorden und großen Sandbuchten.<br />

Überall schmolz der Schnee<br />

und eine Unzahl von kleinen und<br />

großen Wasserfällen ergossen sich<br />

um uns ins Meer.<br />

Daher der launige Logbuch-<br />

Eintrag: „Hier in den Westfjorden<br />

ist es unmöglich, einen ruhigen<br />

Ankerplatz zu finden, überall das<br />

Getöse von mindestens drei Wasserfällen<br />

– das Leben ist schwer …“<br />

Charterangebot<br />

Derzeit gibt es nur einen Charter-Stützpunkt in Island (ab<br />

Reykjavík). Buchbar über GlobeSailor ist beispielsweise<br />

eine Bavaria C50 (Bj. 2008) mit fünf Kabinen von 15. bis<br />

22. Juli ab € 8.700,–.<br />

è www.globesailor.de<br />

Mit eigenen Basen in Kroatien<br />

& Yachtcharter weltweit<br />

+43 (0)5332/74291<br />

charter@trend-travel-yachting.com<br />

trend-travel-yachting.com<br />

© Oliver Blanchet/Neel Trimarans


Island<br />

In Begleitung von<br />

Delfinen und Walen.<br />

KLEINE CLOWNS<br />

Nun waren wir mitten im arktischen<br />

Hochsommer angekommen. Zwischen<br />

den Schneefeldern blühten<br />

Blumen und allerlei Kräuter, meist<br />

in Gelb und Blauviolett, umrahmt<br />

von dunkelgrünen Blättern.<br />

Eine Zeit voller Naturgenuss:<br />

Ausflüge mit dem Dingi, Strand -<br />

spazier gänge, Speisen vom Bordgrill<br />

und fantastische Ausblicke in die<br />

arktische Landschaft bei verschiedensten<br />

Lichtstimmungen (von<br />

kräftigem Rot über Orange<br />

und Gold bis zu zarten Pastellfarben)<br />

waren Programm.<br />

Erst als sich das Ende der Schönwetterperiode<br />

ankündigte, segelten<br />

wir weiter. Zwanzig Seemeilen vor<br />

unserem Zielhafen an der Nordküste<br />

Islands erwischten uns stürmische<br />

Ostwinde mit voller Wucht.<br />

Nach ein paar nassen Stunden hart<br />

am Wind konnten wir in den Siglufjörður-Fjord<br />

abfallen und im gleichnamigen<br />

Ort festmachen – ein lebendiger<br />

Ort zum Entspannen mit Pubs,<br />

Pizza, Bier, Schwimmsteg und schönen<br />

Wanderwegen.<br />

Nach Akureyri, wo unsere Tochter<br />

Luise zu uns stieß, besuchten<br />

wir die Inseln Hrísey und Grimsey.<br />

Dort hatten wir das Gefühl, dass die<br />

Zeit stehen geblieben ist: entspannte<br />

Ruhe, freundliche, hilfsbereite Menschen,<br />

laute, riesige Vogelkolonien,<br />

FOTO: GIMAS/SHUTTERSTOCK.COM<br />

Ankern vor dem<br />

Dynjandi-Wasserfall.<br />

Historisches Bäckerei-Auto<br />

am Hauptplatz von Isafjörður.<br />

„ Fast 700 Seemeilen legt man beim letzten Schlag<br />

über das Europäische Nordmeer zurück.“<br />

darunter auch Papageientaucher,<br />

die wie kleine Clowns aussehen.<br />

NORDISCH UND HEITER<br />

Von Grímsey aus ging es für uns<br />

weiter den Polarkreis entlang bis in<br />

das kleine Raufarhöfn im Nordosten<br />

Islands – ein abgelegener, aber guter<br />

Absprunghafen für die Überfahrt<br />

nach Norwegen. Fast 700 Seemeilen<br />

legt man bei diesem letzten Schlag<br />

über das Europäische Nordmeer<br />

zurück, mit gutem Segelwind erreichten<br />

wir nach fünf Tagen die<br />

norwegische Insel Lovund.<br />

Inmitten der vorgelagerten Schären<br />

zog noch eine heftige nächtliche<br />

Gewitterfront durch – was uns nach<br />

all den Abenteuern am Polarkreis<br />

doch recht kalt erwischt hat. <br />

Zwei Wiener auf zwei Rümpfen<br />

Lupinen, so weit<br />

das Auge reicht.<br />

Clownige<br />

Papageientaucher.<br />

Brigitte und Gerald Winkler (segeln schon seit über 40 Jahren zusammen) klarierten 2019<br />

in Kroatien aus und segelten mit ihrer Doucema, einem Lagoon 380 Katamaran, durch<br />

das Mittelmeer nach Gibraltar. 2020 mussten sie im Zuge des Covid-19-Ausbruchs umplanen.<br />

Statt in ihr Zielland Schweden segelten sie über Madeira zu den Azoren und danach<br />

nach Portugal. 2021 ging es von der Algarve über Galicien und die Biskaya in die Bretagne<br />

und weiter entlang der Atlantikküste nach Killybegs in Irland, wo ihr Katamaran den Winter<br />

an Land verbrachte. Im Frühjahr 2022 segelte das Paar über die schottischen Hebriden<br />

via die Färöer-Inseln nach und um Island und schließlich über das Europäische Nordmeer<br />

nach Norwegen. Detaillierte Beiträge, Bilder und Infos gibt es online in ihrem Blog unter<br />

è www.doucema.at<br />

28 3/<strong>2023</strong>


PANORAMA<br />

Tipps, Trends & Neuheiten<br />

Zeit schriften-<br />

Recherche<br />

DATENBANK. Seit 25 Jahren betreut<br />

der deutsche Fahrtensegler<br />

Hans Schmidt in seinem Segel-Club,<br />

dem Deutschen Touring Yacht-Club in<br />

Tutzing am Starnberger See, ein nautisches<br />

Zeitschriften-Archiv, das alle<br />

wesentlichen Magazine im deutschsprachigen<br />

Raum umfasst. Schon das<br />

ist eine Leistung, aber es kommt noch<br />

besser! Schmidt hat zu seinem Archiv<br />

auch ein elektronisches Inhaltsverzeichnis<br />

aufgebaut und dafür über<br />

5.500 Artikel ab 2014 verschlagwortet.<br />

Auf Anfrage (siehe E-Mail-<br />

Adresse) recherchiert er in seinem<br />

Verzeichnis und liefert neben einer<br />

Zusammenstellung der gefundenen<br />

Artikel auch ein ausführliches<br />

Abstract – sehr praktisch! Die<br />

Bearbeitung dauert ein paar Tage,<br />

ist dafür aber kostenlos!<br />

è nautik.schmidt@t-online.de<br />

Nordisch by<br />

Nature<br />

DOKU-TIPP. Der Hamburger Segler,<br />

Filmemacher und Musiker Claus<br />

Aktoprak hat gemeinsam mit seinem<br />

Freund Todde Mohr einen dreimonatigen<br />

Segeltörn durch die Nordsee und<br />

den Nordatlantik unternommen und<br />

dabei die Shetland-Inseln, die Färöer,<br />

die Hebriden, Irland und die schottischen<br />

Highlands erkundet. Herausgekommen<br />

ist dabei die achtteilige<br />

Doku-Serie Freigesegelt, deren erste<br />

Nordsee, Nordatlantik – neue Segeldoku.<br />

drei Folgen frei auf YouTube verfügbar<br />

sind. Die ganze Staffel gibt es dann<br />

zum Download auf ausgewählten<br />

Portalen sowie als Box mit USB-Stick.<br />

è www.luvgier.de<br />

„ Die hohe Flut ist’s, die das<br />

schwere Schiff vom Strande hebt.“<br />

Friedrich von Schiller (1759–1805), deutscher Dichter und Lyriker.


Langfahrt<br />

Skipper Hennings<br />

Freud und Leid<br />

Seekrankheit und Schwindelgefühl sind keine guten Begleiter für einen Langfahrtsegler. Von Wolfgang<br />

Hausners Büchern inspiriert, ließ der Kanadier Henning Land und Leiden hinter sich, lernte in Florida<br />

das Segeln, baute einen Kat in Brasilien, lebte viele Jahre auf seinem Schiff in der Karibik und im Pazifik,<br />

landete letztlich auf den Philippinen und lief in der Tambobo Bay jenem Mann über den Weg, mit dem<br />

einst alles begann. Zufall oder Schicksal? Spielt in dieser Geschichte keine Rolle.<br />

Text und Fotos WOLFGANG HAUSNER, HENNING OBENAUS<br />

Vor einigen Jahren war ich<br />

in der Tambobo Bay auf<br />

der philippinischen Insel<br />

Negros, wo ich mich öfter<br />

während des Südwestmonsuns aufhalte.<br />

Die gänzlich gegen Taifune<br />

geschützte Bucht ist ein beliebter<br />

Treffpunkt für Yachten, manche<br />

kommen und gehen, andere hingegen<br />

bleiben für ewig da hängen.<br />

Ich war gerade dabei, meinen Kat<br />

Taboo III an den Strand zu fahren,<br />

damit mein Tischler Delfin in den<br />

nächsten Tagen unbehindert über<br />

eine Bambusleiter an Bord steigen<br />

konnte, um fällige Reparaturen zu<br />

erledigen. Zur selben Zeit umrundete<br />

ein moderner Kat den Sandspitz<br />

nach der Riffeinfahrt und ankerte<br />

bald darauf. An Bord war nur<br />

eine Person zu sehen, was ungewöhnlich<br />

für ein Boot dieser Größe<br />

ist. Kaum hatte ich Taboo III am<br />

Ufer vertäut, kam auch schon der<br />

Skipper angefahren und wir kamen<br />

ins Gespräch. Wir waren fast im<br />

selben Alter und bald merkte ich,<br />

dass wir auf der selben Wellenlänge<br />

schwammen.<br />

Der Deutsch-Kanadier Henning<br />

aus Vancouver erzählte mir später<br />

seine interessante Geschichte –<br />

besonders beeindruckend war, wie<br />

er sein Schiff unter den widrigsten<br />

Umständen in Brasilien gebaut<br />

hatte. Im Laufe der nächsten Jahre<br />

unternahmen wir gemeinsame<br />

Fahrten in der Inselwelt der Philippinen<br />

und des Südchinesischen<br />

Meeres. Hier seine Geschichte.<br />

GELERNT IN FLORIDA<br />

Ich wollte schon immer reisen und<br />

die Welt sehen. Nach 30 Jahren hatte<br />

ich Afrika, Asien, Europa, Nordund<br />

Südamerika kennengelernt,<br />

aber immer per Flugzeug oder über<br />

Land. Schon als Kind war es mein<br />

Traum gewesen, exotische Orte zu<br />

erkunden, die nur mit einem Schiff<br />

zu erreichen wären.<br />

Leider war ich von zwei Phobien<br />

geplagt, nämlich Seekrankheit und<br />

Schwindelgefühl. Das änderte sich<br />

glücklicherweise aus irgendeinem<br />

Grund mit meinem 50. Geburtstag.<br />

Jetzt wusste ich, dass ich über die<br />

sieben Weltmeere segeln konnte,<br />

wie es meine Lieblingsautoren seit<br />

Urzeiten getan hatten.<br />

Ich reiste nach Florida und nahm<br />

Segelunterricht auf einem Katamaran.<br />

Der Inhaber der Segelschule<br />

lud mich ein, bei der Überstellung<br />

einer 50-Fuß-Kieljacht dabei zu<br />

sein. Das war im Jahr 1992 und der<br />

Törn ging von Fort Lauderdale in<br />

Florida nach Spanien. Alle an Bord<br />

außer dem Skipper und mir wurden<br />

seekrank und konnten oder wollten<br />

nicht die zugewiesenen Arbeiten<br />

tun, wie z. B. den Wasserstand in<br />

der Bilge überprüfen oder bei den<br />

Manövern zu helfen.<br />

Weltumsegler Henning<br />

ließ sich von den<br />

Büchern Hausners<br />

inspirieren.<br />

Auf dieser Reise lernte ich viel,<br />

hauptsächlich, was ich nicht auf<br />

meinem zukünftigen Boot haben<br />

wollte. Im Prinzip schwebte mir<br />

eine stabile und unsinkbare Plattform<br />

vor, auf der ich reisen und<br />

leben konnte.<br />

Ich besuchte Bootsmessen in den<br />

USA, in Kanada und Europa, um<br />

meinen idealen Katamaran zu finden.<br />

Die besten Serienboote wurden<br />

in Frankreich gebaut. Sie wendeten<br />

ein modernes Verbundwerkstoff-<br />

Herstellungsverfahren an, in dem<br />

ein Schaum- oder Balsakern zwischen<br />

zwei Glasfaserschichten mit<br />

Polyesterharz laminiert wurde. Damit<br />

waren die Boote zwar unsink-<br />

30 3/<strong>2023</strong>


FOTO: SEAN PAVONE/SHUTTERSTOCK.COM<br />

Florida: In Fort Lauderdale erlernte Henning das Segeln, um gleich im Anschluss an einer Überstellungsfahrt nach Spanien teilzunehmen.<br />

bar, aber auch schwer und obendrein<br />

nicht sonderlich robust.<br />

Bei Rennyachten hingegen wurde<br />

Epoxidharz als Laminiermittel verwendet,<br />

was natürlich teurer war<br />

und auch mehr Arbeitszeit beanspruchte.<br />

Trotzdem war so eine Sandwich-<br />

Bauweise genau das, was ich wollte.<br />

Wenige Werften waren auf diese<br />

Methode ausgerichtet und die teuren<br />

Lohnkosten in Europa und<br />

Nordamerika waren horrend. Also<br />

musste ich einen Weg finden, um<br />

ein kundenspezifisches Boot in<br />

einem Land zu bauen, in dem die<br />

Kosten niedrig waren. Ich durchstöberte<br />

meine Segelbuch bibliothek<br />

und las noch einmal die Bücher von<br />

Wolfgang Hausner.<br />

Danach wusste ich, dass ich alleine<br />

keinen größeren Katamaran bauen<br />

konnte und auch nicht die Kraft<br />

hätte, das Schiff selbstständig zu segeln.<br />

Also kaufte ich Ansichtspläne<br />

von bekannten Schiffsarchitekten<br />

in Groß britannien, Frankreich, den<br />

USA und Australien und entschied<br />

mich schließlich für Kurt Hughes,<br />

der sein Büro in Seattle hatte, nicht<br />

weit weg von meinem Wohnort.<br />

GESTRANDET IN BRASILIEN<br />

Kurt stellte mir ein komplettes Produktions-Set<br />

zur Verfügung und<br />

gab mir auch Anleitungen, wie man<br />

einen zusammengesetzten Rumpf<br />

aus Divinycell-Schaum, unidirektionalem/biaxialem<br />

und triaxialem<br />

Glasfasergewebe mit Epoxidharz<br />

im Vakuumverfahren herstellt.<br />

Ich fand eine Werft in Brasilien,<br />

die von einem sehr engagierten<br />

Architekten geführt wurde. Er überzeugte<br />

mich schon bei meinem<br />

ersten Besuch, dass er einen Hightech-Segelkatamaran<br />

bauen konnte.<br />

Ich verschiffte bald darauf zwei<br />

Container mit den nötigen Materialien<br />

plus eine Decksladung, die<br />

aus dem Mast und der Takelage bestand,<br />

nach Joinville, einer kleinen<br />

Hafenstadt zwischen Rio de Janeiro<br />

und Porto Alegre.<br />

Aber noch vor meiner Ankunft<br />

dort kam es zu einer Katastrophe –<br />

der Architekt kam beim Absturz<br />

eines Privatflugzeugs um sein<br />

Leben. Als ich in Joinville ankam,<br />

hatte sich die Witwe mit zwei neuen<br />

Partnern verbündet –Ingenieure<br />

aus Rio, die mir versprachen, den<br />

ursprünglichen Vertrag einzuhalten.<br />

Nach vier Wochen in der Fabrikshalle<br />

war mir aber klar, dass ich<br />

ständig anwesend sein musste, um<br />

die Arbeit zu beaufsichtigen, da die<br />

neuen Partner es vorzogen, in ihrem<br />

klimatisierten Büro zu hocken.<br />

GESETZLICH GEMOBBT<br />

Die Arbeiten gingen schneller voran,<br />

als die Ingenieure erwartet hatten,<br />

was nicht in ihrem Interesse<br />

war, da die Bezahlung nach Zeit<br />

vereinbart worden war. Nun wollten<br />

sie die Stundenlöhne anheben,<br />

FOTO: DMITRIJS KAMINSKIS/SHUTTERSTOCK.COM<br />

„Baustelle“ der Dream Hunter: die Werft im brasilianischen Joinville.<br />

um die schnellere Produktion auszugleichen.<br />

Dies lehnte ich ab und<br />

argumentierte, dass nicht sie, sondern<br />

ich die Aufsichtsarbeit verrichten<br />

würde.<br />

Folglich hielten sie die Arbeiter<br />

zurück, die ich brauchte, und sagten<br />

mir, dass das Boot nicht innerhalb<br />

der Frist von zwei Jahren für den<br />

Export bereit wäre. Ab dann<br />

müsste ich über 100 % Strafzoll<br />

für alle importierten Güter zahlen.<br />

Dies führte zu einem Rechtsstreit<br />

zwischen der Werft und mir mit<br />

dem Ergebnis, dass ich eine Geldstrafe<br />

zahlen und mein gesamtes<br />

Material aus der Fabrik entfernen<br />

musste.<br />

Da das Gesetz in Brasilien alle<br />

Ausländer ohne einen legalen<br />

Wohnsitz daran hindert, ein Haus<br />

zu mieten, Arbeitnehmer einzustellen<br />

oder ein Auto oder sogar<br />

ein Telefon zu kaufen, dachten die<br />

Ingenieure, ich wäre ihnen nun<br />

ausgeliefert. Durch Zufall traf<br />

3/<strong>2023</strong> 31


Langfahrt<br />

Stapellauf der Dream Hunter.<br />

Argentinien: Puerto Madero, beliebtes Hafenviertel in Buenos Aires.<br />

Mexiko: Blick von der gläsernen Aussichtsplattform<br />

am Mirador Del Faro auf die Skyline von Mazatlán. Im Panamakanal. Muschelernte-Fest auf Fidschi.<br />

ich einen Einheimischen, einen<br />

Deutsch-Brasilianer, der so empört<br />

über dieses betrügerische Verhalten<br />

war, dass er alle legalen Papiere in<br />

meinem Namen unterzeichnete.<br />

Ich fand einen geeigneten Platz<br />

am Fluss, mietete dort ein Haus<br />

und stellte die Arbeiter wieder ein.<br />

Inzwischen sprach ich genug Portugiesisch,<br />

um eine Bootswerft zu<br />

leiten. Das aber war nie meine Absicht<br />

gewesen. Im Gegenteil – ich<br />

hatte vor, das Leben in Brasilien zu<br />

genießen, Samba tanzen zu lernen<br />

und viel Zeit am Copacabana-<br />

Strand zu verbringen.<br />

Tatsächlich aber arbeitete ich<br />

über zwei Jahre lang mindestens<br />

zwölf Stunden pro Tag sechs Mal<br />

die Woche. Das hat sich allerdings<br />

bezahlt gemacht, denn seitdem<br />

kenne ich jeden Quadratzentimeter<br />

meiner Dream Hunter ganz genau.<br />

FLUCHT NACH ARGENTINIEN<br />

Wegen der Unterbrechung der Produktion<br />

verpasste ich dann doch die<br />

zwei-Jahres-Frist für die steuerfreie<br />

Ausfuhr der importierten Materialien,<br />

auch wurden meine Anträge<br />

auf Verlängerung bei den Behörden<br />

abgelehnt.<br />

Ich beschloss, im Schutz der Dunkelheit<br />

abzusegeln, also zu einem<br />

Zeitpunkt, an dem der Hafenkapitän<br />

tief schlafen sollte. Da das<br />

Schiff noch nicht zum Einhandsegeln<br />

bereit war, benötigte ich<br />

zwei Crewmitglieder für diese<br />

Nacht-und-Nebel-Aktion. Meine<br />

Segelfreunde trauten sich nicht,<br />

aber zwei Jagdfreunde stiegen ein.<br />

Durch einen Zufall – die Exportabteilung<br />

der Regierung hatte auf<br />

ein neues Computersystem umgestellt<br />

– druckte ein Angestellter die<br />

erforderlichen Ausfuhrdokumente<br />

aus. Unnötig zu sagen, dass ich<br />

jetzt in Eile war, den Papierkram zu<br />

erledigen, ehe der Zoll auf diesen<br />

Irrtum aufmerksam wurde. Da das<br />

nächste Ausland Argentinien war,<br />

segelten wir, ein US-Amerikaner,<br />

ein Brasilianer und ich, flott nach<br />

Buenos Aires.<br />

QUER DURCH DIE WELT<br />

Mitten in der Nacht hatten wir einen<br />

Sturm, der die Windgeschwindigkeit<br />

in Minuten von 20 auf 60<br />

Knoten hochschnellen ließ. Das<br />

Ablaufen vor dem Umwetter<br />

nahm un sere ganze Konzentration<br />

in Anspruch – wir wechselten uns<br />

beim Steuern alle 30 Minuten ab.<br />

Als der Sturm nachließ, brachten<br />

wir den Fallschirmanker aus und<br />

schliefen für einen ganzen Tag.<br />

Nach einem Monat Aufenthalt<br />

in Buenos Aires segelten wir wieder<br />

nach Brasilien zurück und in<br />

Joinville konzentrierte ich mich<br />

darauf, die restlichen Arbeiten<br />

zu erledigen. Ich wollte meinen<br />

46-Fuß- Katamaran Dream Hunter<br />

aufrüsten, um ihn einhand segeln<br />

zu können.<br />

Ein weiterer Grund dafür war<br />

damals auch, dass nach geltendem<br />

Seerecht ein Besatzungsmitglied<br />

am Ende des Törns das Recht hatte,<br />

vom Kapitän die Zahlung einer<br />

Überfahrt oder eines Fluges ins<br />

Heimatland zu verlangen.<br />

Danach segelte ich in die Karibik,<br />

blieb fünf Jahre dort, durchquerte<br />

den Panamakanal und segelte nach<br />

Mazatlán. Nach drei Jahren wollte<br />

ich die trüben Gewässer der mexikanischen<br />

Westküste verlassen und<br />

das noch weitestgehend unberührte<br />

blaue Wasser von Französisch-<br />

Polynesien erkunden.<br />

Nach drei Wochen auf dem Pazifik<br />

traf ich wohlbehalten, wenn<br />

auch sehr müde auf den Marquesas-Inseln<br />

ein. Ein Maximum von<br />

durchgehend 20 Minuten Schlaf<br />

war die Regel auf dieser Fahrt<br />

gewesen. Die Strapazen der Über-<br />

„ Ich beschloss, im Schutz der Dunkelheit<br />

abzusegeln, also zu einem Zeitpunkt, an<br />

dem der Hafenkapitän tief schlafen sollte.“<br />

FOTO: SHUTTERSTOCK.COM – HENRIK DOLLE (1), ESKYSTUDIO(1), MARRIEDWANDERLUST(1)<br />

32 3/<strong>2023</strong>


Dream Hunter unter<br />

Segeln im Südchine -<br />

sischen Meer.<br />

fahrt wurden mit der Schönheit der<br />

Marquesas, Tuamotus und Bora<br />

Boras weit mehr als nur wettgemacht.<br />

Sechs Monate später segelte ich<br />

nach Tonga und Fidschi, wo ich<br />

fünf Jahre verweilte, unterbrochen<br />

durch Fahrten nach Vanuatu, Australien<br />

und Neukaledonien. Ein<br />

Militärputsch in Fidschi mit neuen<br />

Visabeschränkungen zwang mich<br />

letztlich, Ausschau nach freundlicheren<br />

Gefilden zu halten. Ein<br />

australischer Segelfreund erzählte<br />

über die wirklich großzügigen<br />

Einwanderungsbestimmungen<br />

auf den Philippinen – und ich<br />

segelte sofort los.<br />

AHOI IN DER TAMBOBO BAY<br />

Die Fahrt dorthin verlief ereignislos,<br />

bis mich in der Straße von Surigao<br />

in tiefster Nacht während eines<br />

plötzlichen Sturmes ein Frachter<br />

beinahe kielunter genommen hätte.<br />

Ein Segelmanöver wäre vergebens<br />

gewesen, die beiden Dieselmotoren<br />

sprangen jedoch sofort an, sodass<br />

ich am Teller drehend eine schnelle<br />

90-Grad-Wende direkt unter dem<br />

Bug des Frachters fahren konnte.<br />

Als ich in die Tambobo Bay einlief<br />

und dort den Anker warf, war<br />

ich zwar ziemlich am Ende meiner<br />

Kräfte, aber glücklich, am Leben zu<br />

sein. Kurze Zeit darauf sah ich die<br />

Taboo III auf einen Sandstrand zulaufen.<br />

Ich fuhr hinüber und stellte mich<br />

Wolfgang vor, der mich durch seine<br />

Bücher dazu inspiriert hatte, einen<br />

Katamaran zu bauen und um die<br />

Welt zu segeln. Seitdem sind wir<br />

Freunde.


Wissen und Meer<br />

FOTO: MATT GIBSON/SHUTTERSTOCK.COM<br />

Lesen ist Abenteuer im Kopf<br />

Wozu denn noch Bücher – es gibt eh genug Videos und PDF im Netz ...<br />

Tatsächlich habe ich diesen<br />

Spruch vor Kurzem in einem<br />

Gespräch aufgeschnappt.<br />

Und ich bekenne freimütig, ich lese<br />

gerne, bei mir zu Hause liegen überall<br />

Bücher herum und ich mag sie.<br />

Bücher können mich ins Thema<br />

hineinzuziehen, ich kann Teil einer<br />

Geschichte werden.<br />

Maritime Themen haben sich<br />

seit jeher in meine Büchersammlung<br />

gemischt, das Buch Kon-Tiki<br />

von Thor Heyer dahl war für mich<br />

als Bub prägend, ich war fasziniert<br />

von dieser Geschichte, meine Phantasie<br />

wurde angeregt, fast könnte<br />

man meinen, ich war dabei bei<br />

diesem Abenteuer.<br />

Zur Klarstellung: Ich werde nicht<br />

mehr auf große Fahrt gehen, ich<br />

werde nicht um die Welt segeln,<br />

das war auch nie mein Ding. Aber<br />

das hindert mich nicht, meine<br />

Gedanken auf Abenteuerreisen<br />

zu schicken, meinen Träumen<br />

Nahrung zu geben. Ein paar Bücher<br />

begleiten mich nun schon Jahrzehnte<br />

und immer wieder greife<br />

ich ins Bücherschapp und nehme<br />

ein Buch heraus.<br />

Eines der wichtigsten Bücher<br />

in meiner Abenteuer-Abteilung<br />

ist Der verschenkte Sieg von<br />

Bernard Moitessier. Eine Ikone<br />

des Segelsports wird menschlich<br />

mit seinen Ängsten, seinen Unsicherheiten<br />

und seinen Stärken.<br />

Seine Gedanken haben mich<br />

zur Antithese geführt: Nein, so<br />

möchte ich meine Seglerei nicht<br />

anlegen. Einen anderen Autor lege<br />

ich der p.t. Leserschaft ans Herz,<br />

Wilfried Erdmann. Er segelte<br />

mehrmals spektakulär um die<br />

Welt. Solo, mit Familie, einmal<br />

mit dem Wind, einmal gegenan.<br />

Zwei Bücher haben es mir<br />

besonders angetan. Einmal Ein<br />

unmöglicher Törn und dann<br />

noch Nordsee-Blicke. Beim Ersteren<br />

beschreibt er eine Atlantiküberquerung<br />

von Cuxhaven nach<br />

New York, um dann mit einer<br />

anderen Crew wieder retour zu<br />

segeln. Eine echt lesenswerte Reise,<br />

vielleicht finden sich ja Nachahmer<br />

für diesen Törn.<br />

Das andere Buch hat meine Affinität<br />

für Törns im Norden geweckt,<br />

die Hebriden an der Westküste<br />

Schottlands oder Loch Scavaig<br />

sind immer wieder Fixpunkte in<br />

meinen Törn-Planungen.<br />

Der berühmteste Weltumsegler<br />

im deutschsprachigen Raum ist<br />

mir besonders ans Herz gewachsen<br />

– Bobby Schenk. Für mich ist<br />

er der größte Segler und seine Biografie<br />

Segeln lebenslänglich<br />

(geschrieben von Judith Duller-<br />

Mayrhofer) ist ein Must-have.<br />

Natürlich kann ich in dieser<br />

Kolumne nicht meine ganze Bibliothek<br />

aufzählen, zwei Namen<br />

müssen aber unbedingt erwähnt<br />

werden. Eigentlich sind es vier: Die<br />

Seenomaden mit Doris Renoldner<br />

und Wolfgang Slanec und dann<br />

noch Heide und Erich Wilts.<br />

Da bin ich auf Menschen wie du<br />

und ich gestoßen, sie haben sich<br />

ins Abenteuer gestürzt und lassen<br />

uns Daheimgebliebenen mit ihren<br />

Büchern und Vorträgen teilhaben.<br />

Aber nicht nur Abenteuer, fremde<br />

Kulturen und gelebte Seemannschaft<br />

finden sich im Bücherregal.<br />

Zum Nachschlagen, zum Informieren<br />

zum Begriffefinden habe ich<br />

auch meine ganz persönlichen<br />

Favoriten.<br />

An erster Stelle steht natürlich<br />

Die Seemannschaft. Ein Universalwerk,<br />

man kann sagen, das Standardwerk<br />

für Segelsportler. Dieses<br />

Buch nehme ich zuallererst in die<br />

Hand, wenn ich mir einen Überblick<br />

über Begrifflichkeiten verschaffen<br />

will oder wenn ich längst<br />

Vergessenes wieder auffrischen<br />

möchte. Zur Vertiefung in die einzelnen<br />

nautischen Themen gehe ich<br />

ans Bobby Schenk-Regal, da habe<br />

ich ungefähr einen Meter geballten<br />

Wissens vor mir.<br />

ZUM LERNEN UND LACHEN<br />

Ich bin ein haptischer Typ, ich brauche<br />

Informationen zum Anfassen,<br />

damit ich im wahrsten Sinne etwas<br />

begreifen kann. Das ist auch einer<br />

der Gründe, warum ich Bücher<br />

bevorzuge. Allerdings ertappe ich<br />

mich in letzter Zeit immer öfter,<br />

dass ich bei Dr. Google oder Professor<br />

Wikipedia um Rat frage …<br />

Eines ist gewiss: So herzlich<br />

lachen und amüsieren wie bei Karl<br />

Vettermanns Schilderungen von<br />

Barawitzka kann man sich nicht<br />

auf YouTube u. ä., da muss man<br />

schon selbst ein Buch in die Hand<br />

nehmen.<br />

<br />

GOTTFRIED TITZL RIESER<br />

ist Commodore des<br />

Yacht Club Austria und<br />

passionierter Fahrtensegler<br />

mit insgesamt<br />

rund 25.000 in seinen<br />

Logbüchern dokumentierten<br />

Seemeilen.<br />

Sein Motto: „Die See ist<br />

der beste Lehrmeister!“<br />

kolumne@<strong>ocean7</strong>.at<br />

34 3/<strong>2023</strong>


BÜCHERSCHAPP<br />

Tipps, Trends & Neuheiten<br />

Der Yachtdetektiv und sein 3. Fall<br />

MARITIMER KRIMI. Fabian Timpe ist so etwas<br />

wie ein deutschsprachiger Philip Marlowe,<br />

also Privatdetektiv und Lebenskünstler zugleich.<br />

Allerdings lebt Timpe nicht im Los Angeles<br />

der 1940er-Jahre, sondern auf einer Segelyacht<br />

in der Gegenwart. Der Autor Detlef<br />

Jens lässt seinen maritimen Schnüffler jetzt<br />

schon im dritten Roman auftreten. Einsatzgebiet<br />

ist diesmal Hamburg, wo Timpe mit<br />

gleich zwei Fällen konfrontiert wird: einer versunkenen<br />

Rennyacht und einer im Bau befindlichen<br />

Megayacht, bei dem ein Unglück auf das<br />

andere folgt. Spannende Lektüre, vor allem für<br />

lange Nachmittage in der Ankerbucht!<br />

Detlef Jens: Im Kielwasser des Geldes. Fabian<br />

Timpes dritter Fall. Taschenbuch, KJM Buchverlag,<br />

320 Seiten, € 16,–.<br />

è www.kjm-buchverlag.de<br />

Die Liebe zum Segeln<br />

SEGLER-BIOGRAFIEN. Logbuch der Leidenschaft<br />

– das klingt ein wenig nach Herz-Schmerz-Heft -<br />

roman im nautischen Bereich. Aber keine Angst,<br />

wenn es in diesem Buch um Liebe geht, handelt es<br />

sich um die Liebe zum Meer. Marc Bielefeld versammelt<br />

in seinem Band die Geschichten von 15<br />

sehr unterschiedlichen Seglerpersönlichkeiten.<br />

Eine exzentrische Baronin aus dem 19. Jahrhundert<br />

steht hier neben dem jungen Matthias Sierck,<br />

der statt des Traumjobs nach dem Studium lieber<br />

das Ruder in die Hand nimmt. Berühmte Segler<br />

wie Bernard Moitessier sind ebenso Teil der<br />

Sammlung wie die windverrückte Suzanne van der<br />

Veeken, die mit „Hitchsailing“ um die Welt trampt.<br />

Marc Bielefeld: Logbuch der Leidenschaft.<br />

Geschichten, die nur das Segeln schreiben kann.<br />

Delius Klasing Verlag, 256 Seiten, € 25,60.<br />

è www.delius-klasing.de<br />

Vergessene<br />

Juwelen<br />

WORT-SCHÄTZE. Palawatsch, Kramuri,<br />

Backfisch, blümerant, pomali, Kombinesch,<br />

Lavoir, Springginkerl … Wissen Sie<br />

noch, was all diese Wörter bedeuten? Peter<br />

Ahorner hat sich für sein Nachschlagewerk<br />

„Vergessene Wörter“ auf die Spur veralteter<br />

Ausdrücke gemacht und so manchen<br />

Schatz geborgen. Hervorragende<br />

Grundlage<br />

für unterhaltsame<br />

Ratespiele unter den<br />

Crewmitgliedern.<br />

Peter Ahorner: Vergessene<br />

Wörter – Österreich.<br />

Ueberreuter<br />

Verlag, 124 Seiten,<br />

€ 16,–.<br />

è www.ueberreuter.at<br />

Sail & run<br />

ABENTEUER. 2016 gaben Extremläufer<br />

Christian Schiester und Lebensgefährtin<br />

Daniela den Startschuss für ihr<br />

Abenteuer „Mit der Segelyacht El Toro<br />

um die Welt“, über 16.500 sm haben sie<br />

seitdem schon hinter sich gelassen.<br />

Nach einem Heimaturlaub im Frühjahr<br />

2020 in Österreich wollten die beiden<br />

wieder zu ihrer Yacht auf die Salomonen<br />

fliegen, doch ein Virus veränderte<br />

die Welt und zwang sie in eine Pause<br />

von fast drei Jahren. Im vierten Band<br />

ihrer „Sail & Run“-Reihe erzählen sie,<br />

wie man mit Rückschlägen umgeht<br />

und sich nicht unterkriegen lässt!<br />

Sail & Run 4<br />

– Die Salomonen<br />

Odyssee.<br />

€ 19,90.<br />

è christianschiester.com<br />

verlost unter allen Teilnehmern drei Exemplare des Buches. Einfach<br />

eine E-Mail mit Betreff-Zeile „sail & run“ an gewinnen@<strong>ocean7</strong>.at senden und<br />

mit etwas Glück gewinnen! Ein sendeschluss ist der 19. Mai <strong>2023</strong>, die Gewinner<br />

werden per E-Mail verständigt.<br />

Mit Ihrer Teilnahme erklären Sie sich einverstanden, den<br />

Newsletter (jederzeit<br />

kündbar) per E-Mail zu erhalten. Ihre Daten werden nicht an Dritte weitergegeben.<br />

Keine Bar ablöse. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.


Handwerk<br />

So ist’s<br />

Recht<br />

Seit<br />

1999 werden in Tribuswinkel bei Baden<br />

Boote gewartet, gepflegt und mit viel Liebe zum<br />

Detail restauriert. Und weil Nomen Omen ist, legt<br />

man bei Bootbau Recht größten Wert auf fachgerechte<br />

und original getreue Arbeit. Was wohl auch ein Grund<br />

dafür sein mag, dass so viele Eigner ihre Schätze von den<br />

weiten großen Seen gerne bis in diesen trockenen Winkel<br />

Österreichs karren lassen.<br />

Text TAHSIN ÖZEN | Fotos ESZTER KONDOR<br />

36 3/<strong>2023</strong>


D<br />

ie Genauigkeit, mit der<br />

hier gearbeitet wird, offenbart<br />

sich schon in der<br />

strengen Auslegung des<br />

Firmennamens „Bootbau Recht“.<br />

„Es heißt ja auch nicht Schiffsbau,<br />

sondern Schiffbau, das Binnen-s<br />

finde ich unschön“, so Felix Recht<br />

(selbst wenn der Duden nachsichtig<br />

„Schiffsbau“ und „Schiffbau“ erlaubt,<br />

aber nur „Bootsbau“ kennt).<br />

Unser Interesse gilt jedoch den<br />

Baustellen, die er zur Zeit hat –<br />

und die sind atemberaubend schön.<br />

Gleich in der ersten Halle erblicken<br />

wir kieloben eine Sonderklasse<br />

Baujahr 1910 vom Wolfgangsee<br />

(ohne Binnen-s).<br />

Gebaut in der Hamburger Hacht-<br />

Werft, ging die 11,25 m lange und<br />

2,23 m breite Frigg (S 18) noch im<br />

selben Jahr bei der Kieler Woche an<br />

den Start und gelangte – über Süddeutschland,<br />

Salzburg und Kärnten<br />

– 1981 an ihr nunmeh riges Ziel<br />

am Wolfgangsee.<br />

Die eleganten Linien dieses<br />

Kunstwerks aus leichtem Cedrela-<br />

Holz überzeugten in weiterer Folge<br />

nicht nur optisch (Mahagoni-Look),<br />

sondern auch sportlich: Die Frigg<br />

gewann unter anderem die „Lange<br />

Wettfahrt“ und das „Blaue Band<br />

vom Wolfgangsee“, ehe sie – das<br />

Schicksal vieler klassischer Holzboote<br />

teilend – für viele Jahre in einen<br />

tiefen Dornröschenschlaf sank.<br />

Die Mühlen der Zeit mahlten<br />

langsam, aber beständig, so nahm<br />

sich vor einigen Jahren die Familie<br />

Mantler (Inhaber der Mantler<br />

Felix Recht ist Bootbauer und Kenner der Branche in Österreich, seine jahrzehntelange Erfahrung bringt er<br />

auch als Sachverständiger für Versicherungen und bei privaten Anfragen ein.<br />

Mühle im Kamptal) der Frigg an.<br />

Dem Klassiker sollte nicht nur neues<br />

Leben eingehaucht, sondern mit<br />

den beiden Töchtern des Hauses<br />

erstmals auch weibliche Schiffsführung<br />

zuteilwerden. So geht<br />

Sonderklasse im 21. Jahrhundert!<br />

BIS INS RÜCKENMARK<br />

Nur der Weg zurück aufs Wasser<br />

ist noch ein weiter, und genau hier<br />

kommt Felix Recht ins Spiel: „Vom<br />

Kiel ausgehend ist sozusagen das<br />

gesamte Rückgrat verfault, da kann<br />

man nicht einfach nur das Holz<br />

tauschen, da sich der Schaden mit<br />

der Zeit auf die gesamte Struktur<br />

ausgewirkt hat.“<br />

Die Baupläne sind zwar ein guter<br />

Indikator für die Operation, „aber<br />

über 100 Jahre wirken extrem auf so<br />

ein Holzboot, die exakte Originalform<br />

ist nicht mehr gegeben und<br />

die Kunst ist dann, die entstandenen<br />

Unebenheiten mit Feingefühl<br />

in den Restaurierungsprozess bis ins<br />

Rückenmark einfließen zu lassen,<br />

damit das Boot nicht verzieht“, sagt<br />

Thomas Pristernik, ebenfalls Bootbauer<br />

und seit 1999 bei Recht mit<br />

an Bord.<br />

„Jedes Holzboot entwickelt seinen<br />

ganz eigenen Charakter über<br />

die Jahre – und genau das schlägt<br />

sich bei der Restauration in vielen<br />

Arbeitsstunden nieder“, ergänzt<br />

Felix Recht.<br />

Wie neu: Das von Recht<br />

restaurierte Ruderboot<br />

des Komponisten Gustav<br />

Mahler vor dessen Villa<br />

am Wörthersee.<br />

3/<strong>2023</strong> 37


Handwerk<br />

22er Schären kreuzer,<br />

Baujahr 1934.<br />

Die Frigg, eine Sonderklasse<br />

Baujahr 1910.<br />

TRADITION TRIFFT<br />

MODERNEN DESIGNER<br />

Ob man im Zuge der Instandsetzung<br />

gleich einiges besser machen<br />

kann als damals? „Diese Boote werden<br />

ja nicht nur zum Spaß, sondern<br />

auch bei Regatten gesegelt. Ein gewisser<br />

Optimierungsgedanke ist<br />

also schon da, nur darf der besagte<br />

Charakter des Bootes dabei nicht<br />

verloren gehen“, sagt Felix Recht.<br />

So wurde die Kielflosse als (für<br />

den Schaden mitverantwortliche)<br />

konstruktive Schwachstelle hydrodynamisch<br />

sanft optimiert und<br />

damit nur eine Kinderkrankheit<br />

behoben – nach 112 Jahren.<br />

Die Zeichnungen dafür lieferte<br />

niemand Geringerer als Harry<br />

Miesbauer. Wie kommt ein<br />

Klassische Boote brauchen<br />

Zeit – und viel Handarbeit.<br />

Thomas Pristernik und Felix Recht vor dem Motorboot<br />

Poncelet 445, das 1957 in Brüssel …<br />

… in Kanubauweise gefertigt<br />

wurde – eine echte Rarität!<br />

„Ein Holzboot ist kein Monolith, sondern eine<br />

lebendige Skelett-Haut-Struktur.“ Felix Recht, Bootbauer<br />

Designer moderner Performance-<br />

Segelyachten (z. B. Scuderia 65) und<br />

Motorboote (z. B. Frauscher 1414<br />

Demon) nach Tribuswinkel? „Wir<br />

sind gemeinsam Libera gesegelt –<br />

vom Salzkammergut bis zum Gardasee,<br />

auch das Modell für seine<br />

Diplomarbeit als Yachtkonstrukteur<br />

ist bei uns in Tribuswinkel entstanden“,<br />

sagt Felix Recht.<br />

Bootbau Felix Recht<br />

BELGISCHE PRALINE<br />

Nur eine Halle weiter liegt mit der<br />

Quixie eine Zwanziger Rennjolle<br />

(Bj. 1936) sozusagen auf dem Behandlungstisch<br />

und will neu beschlagen<br />

werden. In Halle drei dann<br />

ein 22er Schärenkreuzer (Bj. 1934),<br />

in Erwartung eines neuen Vorstevens.<br />

Vor den Hallen aber, weil soeben<br />

fertig- und daher rausgestellt,<br />

er blicken wir ein Schmuckstück von<br />

einem Motorboot – eine Riva?<br />

„Noch viel besser, das ist eine Poncelet<br />

445, eine Belgierin aus dem<br />

Jahr 1957“, sagt Thomas Pristernik.<br />

Eine echte Rarität, da dieses<br />

knapp 4,5 m lange Modell der Brüsseler<br />

Manufaktur (seit 1932), die<br />

auch Holzpropeller für die Luftfahrt<br />

produzierte, nicht im üblichen<br />

skandinavischen, sondern im rassigen<br />

italienischen Stil gebaut wurde.<br />

Mit neuer Beplankung und komplett<br />

neuem Deck steht das in seltener<br />

Kanubauweise gefertigte Boot<br />

da, wie frisch vom Stapel gelaufen.<br />

„Feinstes Khaya-Mahagoni“, sagt<br />

Felix Recht und zeigt damit eines<br />

der größten Probleme der Zukunft<br />

in der Branche auf: knappe Ressourcen.<br />

Qualitätshölzer sind kaum –<br />

und wenn, dann meist zu geschmalzenen<br />

Preisen – erhältlich.<br />

„Nach langer Suche habe ich das<br />

25 Jahre alte Edelholz in Hamburg<br />

gefunden und auf Verdacht gekauft.<br />

Das war ein großes Zittern bei der<br />

Lieferung, aber die Form war wie<br />

maßgeschneidert und die Qualität<br />

erstklassig – das war mein Lotto-<br />

Sechser des Jahres!“<br />

STILPOLIZEI<br />

Weniger glücklich ist Felix Recht,<br />

wenn man „Unmögliches“ von ihm<br />

verlangt. So wollte zum Beispiel vor<br />

einiger Zeit ein Eigner eine Armatur<br />

aus Wurzelholz-Imitat in seinen<br />

italienischen Klassiker montieren<br />

lassen. „Machen wir nicht“, war<br />

die Antwort, denn, so Felix Recht:<br />

„Wir sehen uns da schon fallweise<br />

auch als Stilpolizei.“ Ansonsten<br />

gilt: „Owner’s word is law!“ <br />

Felix Recht absolvierte von 1988 bis 1992 seine Bootbaulehre im Traditions unternehmen<br />

Bootbau Haitzinger am Attersee und hatte das Glück, in dieser Zeit beim Bau eines traditionell<br />

beplankten Dampfschiffs und eines formverleimten Regattaboots das Handwerk von<br />

Grund auf zu erlernen. Danach segelte er viel in Griechenland, studierte Architektur und<br />

hat sich letztlich für den Bootbau entschieden.<br />

In der Werft in Tribuswinkel ist man nicht nur auf Holz- und Regattaboote (inkl. Carbonteile),<br />

sondern auch auf Reparatur, Refit und Generalsanierung (inkl. Teakdeck) von GFK-<br />

Booten spezialisiert. Neben klassischen Service-Arbeiten (inkl. Antifouling) werden auf<br />

Wunsch auch Sonderanfertigungen durchgeführt.<br />

è www.bootbau-recht.at<br />

38 3/<strong>2023</strong>


Versicherung<br />

Zeichen setzen<br />

Nach dem „Checked & Trusted“-Gütesiegel für Charterfirmen lässt Yacht-Pool nun mit zwei<br />

weiteren Labeln aufhorchen: In Arbeit sind ein Siegel für Skipper und eines für Marinas.<br />

Im Wort „Versicherung“ steckt<br />

das Adjektiv „sicher“. Und sicher<br />

können sich Yacht-Eigner oder<br />

Charterer entweder dann fühlen,<br />

wenn man ihnen nach dem Schadensfall<br />

hilft oder – was deutlich<br />

cleverer ist – sie im Vorhinein vor<br />

dem Schaden bewahrt. So oder so<br />

ähnlich mag man bei Yacht-Pool gedacht<br />

haben, als der Versicherungsspezialist<br />

sein Checked & Trusted-<br />

Gütesiegel für Charter-Firmen<br />

entwickelt hat. Das Qualitätslabel<br />

hat sich als großer Erfolg herausgestellt,<br />

bei zahlreichen Unternehmen<br />

ist diese Qualitätsgarantie sehr begehrt.<br />

Was nicht unbedeutend ist –<br />

vor allem, wenn diese Charteragenturen<br />

bzw. Flottenbetreiber ihren<br />

Sitz nicht in Österreich haben und<br />

somit auch nicht zwingend dem<br />

heimischen Recht unterliegen.<br />

Wer als Charter-Unternehmen<br />

oder Flottenbetreiber Checked &<br />

Trusted sein will, muss sich von<br />

Yacht-Pool vor allem einer umfassenden<br />

Prüfung der Bücher unterziehen<br />

lassen. „Denn solide Finanzen<br />

sind Grundvoraussetzung für<br />

perfekt gewartete und gut ausgestattete<br />

Schiffe, absolute Hygiene und<br />

perfekten Service. Alles in allem<br />

ist dies die gesunde Basis für eine<br />

gelungene Charter“, erklärt Yacht-<br />

Pool-Gründer Friedrich Schöchl.<br />

Aufgrund des Erfolgs seines ersten<br />

Gütesiegels geht Yacht-Pool nun<br />

einen Schritt weiter und will zwei<br />

weitere Qualitätslabel entwickeln –<br />

das eine soll in Zukunft ausgebildete<br />

Skipper im Bereich Sicherheit sensibilisieren,<br />

das zweite will man<br />

speziell auf Marinas trimmen.<br />

CHECKED & TRUSTED SKIPPER<br />

„Von vielen namhaften Flottenbetreibern<br />

hören wir in letzter Zeit<br />

sehr oft, dass die Qualität und<br />

Sorgfalt der Skipper im Umgang<br />

mit den Schiffen leider immer<br />

schlechter wird“, erzählt Thomas<br />

Diglas, der seit Jänner die Österreich-Niederlassung<br />

von Yacht-<br />

Pool in Tulln leitet. Mit einem<br />

„Postgraduate“-Skipper-Programm,<br />

das mittels eines elektro -<br />

nischen Abschlusstests absolviert<br />

wird, möchte Yacht-Pool auch hier<br />

in Zukunft Abhilfe schaffen.<br />

„Die Lehrinhalte sollen sich dabei<br />

auf die Information über Risiken<br />

konzentrieren, deren Unterschätzung<br />

wir in Tausenden von kleineren<br />

und größeren Schäden in unserer<br />

täglichen Arbeit immer wieder<br />

feststellen müssen“, so Diglas. „Als<br />

Beispiel sei hier die Erfahrung aus<br />

unserem letzten Brandschaden angeführt,<br />

wo dem Skipper nicht geistesgegenwärtig<br />

klar war, dass bei<br />

Brandgeruch oder Rauchentwicklung<br />

unverzüglich sämtliche Elektrik<br />

auszuschalten ist. So manchen<br />

Brand mit Totalverlust hätte man<br />

damit verhindern können!“<br />

CHECKED & TRUSTED<br />

SECURE MARINA<br />

Die Qualität von Marinas ist mitunter<br />

sehr unterschiedlich. Dies führt<br />

nicht nur immer wieder zu Enttäuschungen<br />

bei Yachteignern und<br />

Charterskippern, sondern auch zu<br />

vermeidbaren Schäden.<br />

Yacht-Pool hat sich deshalb dazu<br />

entschlossen, die Marinas, die für<br />

einen guten Service und damit auch<br />

für die Sicherheit der ihnen anvertrauten<br />

Schiffe in bestmöglicher<br />

Weise sorgen, besonders auszuzeichnen.<br />

Dazu hat Yacht-Pool einen Kriterienkatalog<br />

entwickelt, der von den<br />

Marinas, die dieses Qualitäts-Siegel<br />

FOTO: TRUE TOUCH LIFESTYLE/SHUTTERSTOCK.COM<br />

führen wollen, erfüllt werden muss.<br />

Der Fokus ist dabei vor allem auf<br />

die sicherheitsrelevanten Maßnahmen<br />

gelegt. Das Label wird jeweils<br />

für ein Jahr und nach erfolgreicher<br />

Prüfung für ein weiteres vergeben.<br />

CHARTER FAIRTRAG<br />

Gerade jetzt, wo viele Charterverträge<br />

für die neue Saison über<br />

den Ladentisch gehen, sollte man<br />

übrigens auch genau auf das Kleingedruckte<br />

in den AGBs achten.<br />

„Damit die Vertragsbedingungen<br />

für beide Partner fair bleiben, haben<br />

wir den Charter Fairtrag mit den<br />

„International Yacht-Pool Terms &<br />

Conditions“ geschaffen, der in allen<br />

charterrelevanten Sprachen vorliegt<br />

und von vielen Charterfirmen genutzt<br />

wird“, so Friedrich Schöchl. <br />

è www.yacht-pool.com<br />

Trend Travel Yachting<br />

erhält das Checked<br />

& Trusted-Siegel von<br />

Yacht-Pool. Die Labels<br />

für sichere Skipper<br />

und Marinas sollen<br />

demnächst folgen.<br />

3/<strong>2023</strong> 39


Lizenz zum Le<br />

Skipper-Ausbildung<br />

Bootssport und Yachturlaub sind Freizeitvergnügen für Individualisten, in deren Genuss man oft über<br />

den Familien- oder Freundeskreis kommt. Doch was ist zu tun, wenn man selbst Skipper werden will?<br />

Hier ein kurzer Leitfaden für österreichische Schiffsführer in spe.<br />

Text TAHSIN ÖZEN | Fotos YCA/MSVÖ<br />

Nicht zuletzt haben auch<br />

die Unpässlichkeiten der<br />

letzten Jahre (Stichwort<br />

„Social Distancing“) als<br />

positiven Nebeneffekt eine Welle<br />

von Neueinsteigern in die Welt der<br />

Yachties gespült – schließlich muss<br />

man keinen Schein haben, um<br />

exklusiven Yachturlaub genießen<br />

zu können. „Mittlerweile machen<br />

Charter mit Skipper gut ein Viertel<br />

aller Buchungen aus“, weiß zum<br />

Beispiel Kirsten Richarz von der<br />

Agentur GlobeSailor zu berichten.<br />

Egal ob Chartergast, Crewmitglied<br />

oder einfach nur Mitsegler –<br />

ist man einmal vom Yachting-<br />

Fieber befallen, will man dieses<br />

Sport- und Freizeitvergnügen auch<br />

selbst ausüben können. Und dafür<br />

braucht es einen adäquaten Befähigungsnachweis.<br />

SCHULPFLICHT<br />

Ähnlich wie beim Kfz-Führerschein<br />

gilt es auch beim Bootsführerschein,<br />

sich zunächst einmal<br />

eine passende „Fahrschule“ zu<br />

suchen. Neben vielen gewerblichen<br />

Anbietern (einige namhafte sind ab<br />

Seite 43 kurz vorgestellt) punktet<br />

hier der YCA – Yacht Club Austria<br />

nicht nur mit seinem österreichweiten<br />

Ausbildungsangebot, sondern<br />

da rüber hinaus auch mit seinen<br />

vielfältigen Vereinsaktivi täten<br />

vom Crew-Stammtisch im Wirtshaus<br />

bis zum Club-Törn irgendwo<br />

auf See.<br />

„Mit unserem nautischen Kompetenzzentrum<br />

und den jeweiligen<br />

Bundesländer-Crews haben wir<br />

den Vorteil, eine einheitliche Ausbildung<br />

auf hohem Niveau in ganz<br />

Österreich anbieten zu können“,<br />

sagt Gottfried Rieser, Commodore<br />

des YCA. Und das Portfolio des<br />

gemeinnützigen Vereins kann sich<br />

dabei durchaus sehen lassen.<br />

VOM SEE BIS ZUR HOCHSEE<br />

So setzt man bei der Ausbildung<br />

für Binnenreviere und Wasserstraßen<br />

gleich auf das Schiffsführerpatent<br />

20 m (es gäbe auch ein kleineres<br />

für 10 m), dafür steht mit der<br />

Esperanza auf der Donau in Linz<br />

auch ein eigenes Schulmotorschiff<br />

zur Verfügung.<br />

Hinaus auf den großen Ozean<br />

darf man mit Binnenscheinen<br />

nicht – unterschiedliche Reviere<br />

und Regeln bedürfen unterschiedlicher<br />

Befähigungsnachweise. Die<br />

„Führerscheine“ fürs Meer gibt es<br />

in vier Klassen (FB 1 bis FB 4) von<br />

der küstennahen bis zur weltwei-<br />

40 3/<strong>2023</strong>


FOTO: LOTTA AXING/SHUTTERSTOCK.COM<br />

rnen<br />

ten Fahrt (Details siehe Kasten<br />

rechts).<br />

„Hinzu kommt, dass man zwischen<br />

dem Befähigungsnachweis<br />

,zur Führung von Yachten mit<br />

Motorantrieb‘ und ,zur Führung<br />

von Yachten mit Motor- und Segelantrieb‘<br />

wählen und die entsprechende<br />

Ausbildung samt Prüfung<br />

ab solvieren muss“, sagt Herbert<br />

Rapp, Präsident des MSVÖ –<br />

Motorbootsport und Seefahrts<br />

Verband Österreich.<br />

Ebenfalls gemeinnützig ausgerichtet,<br />

ist der MSVÖ auf die Organisation<br />

und Durchführung von<br />

Prüfungen (FB 1 bis FB 4) sowie die<br />

Ausstellung der jeweiligen Befähigungsnachweise<br />

spezialisiert.<br />

„Das wurde in der amtlichen<br />

Jachtverordnung 2020 neu geregelt<br />

Wer zur Skipper-Prüfung antreten will, muss – wie beim Auto-Führerschein –<br />

zuerst eine Ausbildung in Theorie und Praxis absolvieren.<br />

und macht auch Sinn, denn sobald<br />

eine Segelyacht unter Motor fährt,<br />

gilt sie ja auch als Motoryacht“, ergänzt<br />

Harald Melwisch, Prüfungsreferent<br />

des MSVÖ.<br />

ALLER ANFANG IST DAS A<br />

Ob Binnen oder Meer, Segel oder<br />

Motor – ein gewisses Maß an<br />

Vorkenntnissen ist in jedem Fall<br />

förderlich. Der beste Weg zum<br />

Profi-Skipper beginnt daher mit<br />

Gute Schule: Yacht Club Austria<br />

1972 gegründet, zählt der YCA als größter Yachtclub Österreichs<br />

auch zu den größten Ausbildnern in Theorie und<br />

Praxis auf den heimischen Binnenrevieren und auf See.<br />

Die Angebote kurz im Überblick:<br />

Binnen/Donau/Wasserstraßen<br />

A-Binnenschein Segel<br />

Motor-Schiffsführerpatent<br />

UBI (Funkzertifikat)<br />

Küste/Hochsee<br />

FB 1 (10 m) – Watt- oder Tagesfahrt ab Küste<br />

FB 2 – (24 m) Fahrtbereich ab Küste<br />

FB 3 – Fahrtbereich ab Küste<br />

FB 4 – Weltweite Fahrt<br />

SRC – Short Range Certificate (Funkzeugnis)<br />

LRC – Long Range Certificate (Funkzeugnis)<br />

ab dem 14. Lebensjahr<br />

Länge max. 20 m<br />

max. 3 sm<br />

max. 20 sm<br />

max. 200 sm<br />

Hochsee<br />

dem A-Binnenschein. Den gibt es<br />

zwar nur fürs Segeln, jedoch wird<br />

in dieser „Grundschule“ das große<br />

ABC in Theorie und Praxis vermittelt,<br />

auf dem sowohl zukünftige<br />

Segel- als auch Motorschiffsführer<br />

im Rahmen ihrer jeweiligen „höheren<br />

Schule“ aufbauen können.<br />

Dieser Grundkurs ist daher auch<br />

der ideale Einstieg für den Nachwuchs,<br />

für Kinder ab sieben Jahren<br />

wurde mit dem Junior-Binnen-<br />

Praxistörns. Begleitend zur Skipper-Ausbildung wird<br />

auch ein umfassendes Angebot an Mitsegel- oder Ausbildungstörns<br />

angeboten. Darunter Meilen-, Langstreckenund<br />

Gezeitentörns sowie Überfahrten und Trainings für die<br />

praktische Seemannschaft.<br />

Spezialseminare. Im Rahmen der laufenden Aus-und<br />

Weiterbildung veranstaltet der YCA spezielle Fachseminare<br />

zu unterschiedlichen Themenbereichen, wie z. B. Astronavigation,<br />

Motorkunde und Elektronik, Törnplanung,<br />

Sicherheit auf See und anderes Spezialwissen.<br />

Mitgliedschaft. Als Clubmitglied genießt man im Verband<br />

viele Vorteile, so stehen z. B. mit der Isabell und mit<br />

der Melges 24 auf dem Attersee zwei Club-Segelyachten<br />

sowie mit der Esperanza eine Club-Motoryacht zur Verfügung.<br />

Neben dem Nautischen Kompetenz-Zentrum in<br />

Linz organisieren die Crews in allen Bundesländern laufend<br />

Veranstaltungen und gemeinsame Aktivitäten.<br />

è www.yca.at<br />

„ Segeln ist eine ganzheitliche Freizeitbeschäftigung,<br />

die alle Sinne anspricht – eine Metapher fürs Leben.“<br />

Gottfried Rieser, Commodore des Yacht Club Austria<br />

3/<strong>2023</strong> 41


Skipper-Ausbildung<br />

Befähigungsnachweis<br />

des MSVÖ. Das IC-Patent<br />

(Abb. hinten).<br />

schein A sogar eine „Vorschulklasse“<br />

geschaffen, die meist in der<br />

Ferienzeit besucht wird.<br />

E WIE E-<br />

LEARNING<br />

Als eine weitere<br />

Folge des<br />

„Social Distancing“<br />

hat<br />

man auch<br />

beim YCA<br />

vielfach auf Online-<br />

Unterricht umgestellt.<br />

„Wir verzeichnen seitdem<br />

mehr als doppelt<br />

so viele Schüler als vor der Pandemie“,<br />

sagt Gerald Truttenberger,<br />

Ausbildungsleiter des YCA.<br />

Die Theorieprüfungen des<br />

MSVÖ werden ebenso wie die<br />

Gute Scheine: Motorbootsport und Seefahrts Verband Österreich<br />

1956 gegründet, stellt der MSVÖ seit 1982 nach bestandener<br />

Theorie- und Praxisprüfung folgende Befähigungsausweise<br />

aus:<br />

A-Binnen (in Österreich kein amtliches und daher auf<br />

privatrechtlicher Basis ausgestelltes Befähigungszeugnis)<br />

Junior A-Binnenschein Segel ab dem 7. Lebensjahr<br />

Segelfläche ungerefft<br />

max. 12 m<br />

Gültig bis zum vollendeten 15. Lebensjahr<br />

A-Binnenschein Segel<br />

Küste/Hochsee<br />

FB 1 – Watt- oder Tagesfahrt ab Küste<br />

FB 2 – Fahrtbereich ab Küste<br />

FB 3 – Fahrtbereich ab Küste<br />

FB 4 – Weltweite Fahrt<br />

ab dem 14. Lebensjahr<br />

max. 3 sm<br />

max. 20 sm<br />

max. 200 sm<br />

Hochsee<br />

„ Mittlerweile sind 90 Prozent der<br />

Prüfungs kandidaten zukünftige<br />

Charterer und nicht mehr Eigner.“<br />

Herbert Rapp, Präsident des MSVÖ<br />

praktischen nach wie vor bei physischer<br />

Anwesenheit von Prüfer<br />

und Schüler abgenommen. „Wer<br />

beide geschafft hat, erhält den<br />

jeweiligen Befähigungsnachweis<br />

und somit die Lizenz zum Lernen“,<br />

sagt Herbert Rapp und rät den<br />

Neuskippern, sich unbedingt je<br />

nach Passion (Charter, Regatta,<br />

Langfahrt usw.) weiterzubilden.<br />

Entsprechende Kurse sind<br />

ebenfalls im Programm des YCA,<br />

weitere Angebote finden Sie auf<br />

den nächsten Seiten.<br />

BFA–Binnen. Da es in Österreich keinen amtlichen<br />

A-Binnenschein Segel gibt, werden alle A-Binnenscheine<br />

Segel in Österreich auf privatrechtlicher Basis ausgestellt,<br />

so auch der A-Binnenschein des MSVÖ.<br />

Küste/Hochsee. Die Patente FB1 bis FB4 werden gem.<br />

geltender Jachtverordnung (JachtVO 2020) zur Führung von<br />

Yachten mit Motorantrieb ODER zur Führung von Yachten<br />

mit Motor- und Segelantrieb ausgestellt.<br />

IC-Patent. Die Patente FB 1 bis FB 4 sind ebenfalls privatrechtliche<br />

Verbandsscheine gem. § 32 der JachtVO. Auf<br />

Wunsch beantragt der MSVÖ das (amtliche, aber nicht<br />

vorgeschriebene) „International Certificate for Operators<br />

of Pleasure Craft“, kurz „IC“, die Ausstellung bei der via<br />

donau – Österreichische Wasserstraßen-Gesellschaft mbH.<br />

Das IC-Patent ist ein durch die Economic Commission for<br />

Europe aufgrund der UN-Resolution Nr. 40 empfohlenes,<br />

jedoch kein verpflichtendes Dokument.<br />

è www.msvoe.at<br />

NEUE WEGE<br />

Die rasanten technischen und<br />

digitalen Entwicklungen stellen<br />

auch die Ausbildung sowie das<br />

Prüfungswesen vor neue Herausforderungen.<br />

Schon jetzt kommt<br />

der Bedienung elektronischer<br />

Geräte wie Kartenplotter, AIS<br />

oder Radar große Bedeutung zu.<br />

„Spätestens wenn die (noch vorgeschriebenen)<br />

Papierkarten aussterben,<br />

wird die Ausbildung an<br />

komplexen Hightech-Systemen<br />

eine zentrale Rolle spielen“, sind<br />

sich Herbert Rapp und Gottfried<br />

Rieser einig. <br />

<br />

Detaillierte Infos zum Er werb<br />

der jeweiligen Befähigungs -<br />

nachweise sind den Homepages<br />

des YCA und des MSVÖ zu entnehmen.<br />

YCA Clubyacht Isabell auf dem Attersee.<br />

YCA Clubyacht Esperanza in Linz an der Donau.<br />

Wer ist der Skipper?<br />

YCA Clubyacht Melges 24 auf dem Attersee.<br />

42 3/<strong>2023</strong>


Skipper-Ausbildung<br />

Online & on board<br />

THEORIE UND PRAXIS. Online-Kurse<br />

daheim und praktische Schulung<br />

an Bord verbinden Blue-2 und<br />

in2TheBlue auf ideale Weise. Als<br />

Marktführer bei interaktiven Lernunterlagen<br />

für den Segelsport stellt<br />

Blue-2 Novizen eine Fülle von Apps<br />

und ein Videoportal nicht nur vor<br />

dem Kurs, sondern auch nach der<br />

Prüfung als Nachschlagewerk zur<br />

Verfügung. Die Online-Kurse (live)<br />

finden auch im Sommer alle zwei<br />

Monate statt und sind sehr beliebt,<br />

da hier mit modernen Tools gearbeitet<br />

wird, um das<br />

Gelernte zu vertiefen.<br />

Das Ziel<br />

ist es, eine gute<br />

Balance zwischen<br />

Theorie und<br />

Praxis zu bekommen,<br />

damit man<br />

sich an Bord auf die Umsetzung des<br />

Gelernten konzentrieren kann.<br />

In2TheBlue übernimmt dann in<br />

Punat, wo man heuer 16 Schiffe – davon<br />

zehn Trainingsschiffe – auf dem<br />

eigenen Stützpunkt hat, die Praxis-<br />

Ausbildungen (von März bis November).<br />

Neu im Programm: In Wördern<br />

kann jetzt auch das Donaupatent 10 m<br />

(Wasserstraßen, Binnengewässer) direkt<br />

an der Donau erworben werden.<br />

è www.blue-2.at è www.in2theblue.com<br />

Zuerst interaktiv zu<br />

Hause lernen, dann<br />

aktiv in Punat das<br />

Gelernte tatkräftig<br />

umsetzen.<br />

FOTO: FRAN KARABAIĆ/F MEDIA<br />

FOTO: TAHSIN ÖZEN<br />

Zum RYA-Yachtmaster in Kroatien.<br />

Auf in die Königsklasse<br />

SEGEL & SEEFUNK. Ihre Basis für<br />

Praxiskurse hat die White Wake<br />

Sailing School in der Marina<br />

Kremik bei Primošten in Kroatien.<br />

Das Angebot umfasst RYA-Theorieund<br />

Praxiskurse – von „Competent<br />

Crew“ bis „Yachtmaster Ocean“ –<br />

auf der schuleigenen Yacht Neda 1<br />

(eine Salona 44) und richtet sich an<br />

Skipper mit Erfahrung, die in die<br />

Königsklasse aufsteigen wollen.<br />

Der Unterricht an Bord findet<br />

möglichst stressfrei und auch mit<br />

einem Auge auf die Umwelt statt.<br />

D ie Theoriekurse werden in Wien<br />

abgehalten oder können bequem von<br />

zu Hause online besucht werden.<br />

Das zweite Standbein sind Kurse<br />

für SRC-Seefunklizenzen, die ebenfalls<br />

im Präsenz- oder Online-Unterricht<br />

absolviert werden können.<br />

è www.white-wake.com<br />

Segelspaß in der Hauptstadt<br />

TRADITIONSBETRIEB. Seit 1898 ist<br />

die Segelschule Wien der Familie<br />

Irzl an der Alten Donau nicht nur als<br />

Segelschule, sondern auch als Bootsvermieter<br />

tätig. Die Segelboote sind<br />

verlängerte O-Jollen aus Holz, die<br />

speziell für den Schulbetrieb gebaut<br />

wurden. Angeboten werden Segelgrundkurse<br />

für Anfänger, aber auch<br />

der BFA-Binnenschein.<br />

Die Kurse sind flexibel aufgebaut<br />

und können neben dem Beruf in der<br />

Freizeit absolviert werden, ohne dass<br />

man sich dafür extra Urlaub nehmen<br />

muss. Zu jedem Kurs gibt es auch ein<br />

Kontingent von Übungsstunden ohne<br />

Lehrer zum verbilligten Mietpreis<br />

von € 6,– pro Stunde und Boot.<br />

Kinder und Jugendliche können<br />

im Sommer bei fünftägigen Ferienkursen<br />

das Segeln lernen.<br />

è www.segelschule-wien.at<br />

Seit 1898 an der<br />

Alten Donau.<br />

3/<strong>2023</strong> 43


Skipper-Ausbildung<br />

Alles an Bord<br />

KURS & PRÜFUNG BEIM TÖRN.<br />

Mit dem integrativen Ausbildungskonzept<br />

„Theorie & Praxis an Bord“<br />

bringt b3onWater die gesamte<br />

Ausbildung FB 2/3/4 in Theorie und<br />

Praxis sowie die komplette Prüfung<br />

aufs Schiff. Bei den Schulungstörns<br />

wird dabei der eigene Qualitätsanspruch<br />

hochgehalten: moderne<br />

Ausbildungsyachten, IC-fähige<br />

Prüfungen, kleine Crews, Rundum-<br />

Betreuung durch das Büroteam und<br />

selbst erstellte Segelliteratur.<br />

Um die Wartezeit zur Segelsaison<br />

zu verkürzen, wird während der<br />

Wintermonate im neu gegründeten<br />

Segelkompetenzzentrum in Korneuburg<br />

ein reichhaltiges Programm an<br />

Weiterbildungen angeboten: Wetterseminar,<br />

Erste Hilfe für Segler, Safety-<br />

Training, Funkkurs SRC u. v. m.<br />

è www.b3-onwater.at<br />

Theorie, Praxis und Prüfung<br />

auf dem Schiff.<br />

Im Osten<br />

die Besten<br />

VIELSEITIGE AUSBILDUNG. Mit Standorten<br />

von Ottenstein im Waldviertel über die<br />

Segelschule Hofbauer in Wien bis Breitenbrunn<br />

am Neusiedler See deckt boats-<br />

2sail die gesamte Ostregion wassersportlich<br />

voll ab. Das Team begleitet in mehreren<br />

Sprachen Segelneulinge vom Erstkontakt<br />

mit Segeln oder Surfen auf Binnengewässern<br />

bis zur kompletten Ausbildung für<br />

Küsten- und Offshore-Fahrten. Digitale<br />

Hilfsmittel wie Lernapps und Videomaterial<br />

unterstützen bei der Theorieausbildung, die<br />

Praxis wird in entspannter Atmosphäre und<br />

mit modernen Methodiken und technischen<br />

Hilfsmitteln wie Funkgeräten auf jedem<br />

Ausbildungsboot unterrichtet.<br />

Den ganzen Sommer über werden Kinder-<br />

und Jugendferienkurse angeboten, zudem<br />

besteht die Möglichkeit, im boats2sail<br />

Yachtclub das ganze Jahr ohne eigenes Boot<br />

in Wien Segelsport zu betreiben.<br />

è www.boats2sail.com<br />

è www.hofbauer.at<br />

Seenot auf dem Lehrplan<br />

SICHERHEIT AUF SEE. Seit 2006 ist<br />

der zweifache Minitransat-Segler<br />

Christian Kargl zertifizierter<br />

Trainer und schöpft nach über 140<br />

Trainings und vielen Erlebnissen<br />

inklusive seiner eigenen Mannüber-Bord-Erfahrung<br />

während<br />

des Minitransat 2005 aus einem<br />

großen Erfahrungsschatz. In seinen<br />

von World Sailing-zertifizierten Kursen<br />

(ISAF) zeigt er Skippern und<br />

Crews den praktischen Umgang mit<br />

Rettungsmitteln wie EPIRB, Pyrotechnik,<br />

Bergesystemen, Rettungsinseln<br />

etc.<br />

Die Portion theoretisches Wissen<br />

hilft dabei, zu verstehen, wie man im<br />

Ernstfall richtig reagiert und für sich<br />

und die Crew sicher das Beste aus<br />

der Situation machen kann, um auf<br />

See zu überleben. Die Kurse finden<br />

in ganz Österreich und im benachbarten<br />

Ausland statt.<br />

è www.2sail.com<br />

Skippertraining in<br />

der Marina Wien.<br />

Bei Christian Kargls Kursen<br />

geht es ans Eingemachte.<br />

„ Denken wir bei heiterem<br />

Himmel an den Sturm<br />

und im Sturm an den<br />

Steuermann!“<br />

Gregor von Nazianz, Patriarch<br />

von Konstantinopel (um 320–390).<br />

44 3/<strong>2023</strong>


WEIL DU BEI DER<br />

SICHERHEIT AUF<br />

ALL-INCLUSIVE<br />

SETZT<br />

FOTOS: HRVOJE DUVANČIĆ – REGATE.COM.HR (2)<br />

Das Boot aus Finnland, die Trainer<br />

aus Kroatien, die Agentur aus der Steiermark.<br />

Segeln im Speed-Modus<br />

Aichfeld Yachting hat jetzt neu die ACI Sail-Trainings mit<br />

der Club Swan 36 im Programm.<br />

RACE-MODUS. Nach einem<br />

erfolgreichen Testlauf im letzten<br />

Jahr auf der ultramodernen und<br />

mit Foils ausgestatteten Club<br />

Swan 36 bietet Aichfeld Yachting<br />

auch heuer wieder Regattatrainings<br />

mit der Rennyacht in der<br />

kroatischen Adria an und festigt<br />

damit sein Renommee als eine<br />

der wenigen Charteragenturen<br />

im deutschsprachigen Raum mit<br />

sportlich/schulisch fittem Ausbildungsprogramm.<br />

Das dürfte<br />

wohl auch der Grund gewesen<br />

sein, warum ACI Sail – die sportliche<br />

Tochter der 22 ACI Marinas<br />

– Aichfeld Yachting als seinen<br />

exklusiven Agenten in Österreich<br />

für Trainings und Regatten<br />

auf der Club Swan 36 ausgewählt<br />

hat. Das Besondere dieser Programme<br />

sind nicht nur die Yachten,<br />

sondern auch das hochqualifizierte<br />

Trainerteam mit Olympia-Erfahrung.<br />

Die Steirer haben damit ab sofort<br />

vier verschiedene Angebote<br />

der rennsportlichen Art im Programm.<br />

TrainingsCamps sind<br />

viertägige Trainings, bei denen<br />

man alles über Bootsvorbereitung,<br />

Riggtrimm, Segeltrimm,<br />

Steuern etc. lernt und die auch<br />

Trainingswettfahrten mit bis zu<br />

sechs Club Swan 36 beinhalten.<br />

Bei den zwei- bis viertägigen<br />

Individual Trainings entscheiden<br />

die Kunden selbst über<br />

die Trainingsinhalte, Dauer und<br />

den Ort, an dem das Training<br />

stattfinden soll. Beim Regattacharter<br />

können die Rennyachen<br />

für Regatten gebucht<br />

werden. Dies können spezielle<br />

Club Swan-Races, wie zum Beispiel<br />

die Swan Croatia Challenge,<br />

aber auch klassische ORC-Regatten<br />

sein. Die Corporate Charter<br />

bietet die Möglichkeit, die<br />

Club Swan 36 samt Crew für<br />

Firmen-Events zu chartern,<br />

sodass auch Segelnovizen den<br />

Adrenalinkick dieser Boote live<br />

erleben können. Zudem ist es<br />

auch möglich, nach Absprache<br />

die Boote für ein eintägiges<br />

Schnuppersegeln zu chartern.<br />

è www.aichfeld-yachting.at<br />

TAUSEND GRÜNDE,<br />

EIN PARTNER


Boten der Meere<br />

Tigerhaie als<br />

Kundschafter<br />

der Wissenschaft<br />

Haie finden sich in den Schlagzeilen der Medien vor allem im Zusammenhang mit dem illegalen Handel von<br />

Haifischflossen oder nach Angriffen auf Wassersportler. In beiden Fällen gehören auch Tigerhaie zu den Opfern<br />

beziehungsweise zu den Tätern. Dass Haie auch für wissenschaftliche Forschungsprojekte als Erkunder der<br />

marinen Unterwasserwelt eingesetzt werden, mag überraschen. Ein Beispiel dafür ist das vorgestellte Projekt,<br />

in dem markierte Tigerhaie die genauere Kartierung von Seegraswiesen ermöglichten.<br />

Text REINHARD KIKINGER<br />

FOTO: TOMAS KOTOUC/SHUTTERSTOCK.COM<br />

46 3/<strong>2023</strong>


Dieser Hai, Galeocerdo<br />

cuvier, erreicht eine Länge<br />

von meist drei bis vier<br />

Metern, wobei Weibchen<br />

die Männchen größenmäßig übertreffen<br />

und auch über fünf Meter<br />

groß werden können.<br />

Der umgangssprachliche Name<br />

leitet sich von der getigerten Zeichnung<br />

der jungen Tigerhaie ab. Mit<br />

zunehmendem Alter wird diese<br />

Zeichnung undeutlicher oder geht<br />

gänzlich verloren. Das weite Verbreitungsgebiet<br />

dieser großwüchsigen<br />

Haiart umfasst tropische, subtropische<br />

und warm gemäßigte<br />

Meere. Der Tigerhai ist möglicherweise<br />

die Haiart mit dem breitesten<br />

Nahrungsspektrum. Das reicht<br />

von Aas und Treibgut über Krebse,<br />

Fische, Tintenfische, Seeschlangen<br />

und Vögel bis zu Meeresschildkröten,<br />

Robben, Dugongs und<br />

Delfinen. Er ist damit einer der<br />

Spitzenprädatoren der marinen<br />

Nahrungskette, kann selbst aber<br />

Orcas zum Opfer fallen.<br />

Charakteristisch ist die Zahnform<br />

des Tigerhais. Seine Zähne sind<br />

gezackt, besitzen an der Basis eine<br />

ebenfalls gezackte Verbreiterung<br />

und sind offenbar besonders gut geeignet,<br />

um zähe und harte Substanzen<br />

wie Panzer von Meeresschildkröten<br />

zu durchtrennen.<br />

DIE ENTDECKUNG DES<br />

WELTWEIT GRÖSSTEN<br />

SEEGRAS-BESTANDES<br />

Zwischen 2016 und 2020 brachte<br />

der Wissenschaftler Dr. Austin<br />

Gallagher Videokameras an Tigerhaien<br />

an. Das Untersuchungsgebiet<br />

war die Region der Bahamas. Die<br />

Bahama Banks sind riesige flache<br />

REINHARD KIKINGER<br />

ist Meeresbiologe und<br />

langjähriger Kursleiter<br />

an der Universität Wien,<br />

an Feldstationen im<br />

Mittelmeer und auf den<br />

Malediven.<br />

FOTO: PRIVAT<br />

Tigerhai und Taucher – eine Begegnung, die für beide Seiten spannend ist. Das Foto verrät uns viele Details.<br />

Der Taucher verhält sich ruhig, hat auf dem Sandboden Position bezogen und beobachtet den Hai, der zwischen<br />

ihm und dem Fotografen durchschwimmt. Der Hai ist ein Weibchen, zu erkennen an den Bauchflossen, die nicht zu<br />

den röhrenförmigen Klaspern der Männchen erweitert sind. Die Begegnung findet im flachen Wasser statt, die<br />

sichtbare Wasseroberfläche, die Sandrippeln und das perfekte Tageslicht zeigen das deutlich. Bleibt die Frage nach<br />

der Größe des Hais. Der Vergleich mit dem Taucher ist nicht hilfreich, weil die Perspektive verzerrt. Aber die beiden<br />

Schiffs halter, die unter dem Hai mitschwimmen, sind ein guter Maßstab. Sie scheinen ausgewachsen zu sein und<br />

sind damit etwa einen Meter lang. Damit ist die Größe des Tigerhais auf gute vier Meter einzuschätzen.<br />

3/<strong>2023</strong> 47


Boten der Meere<br />

Die Bahamas. Diese Inselgruppe südöstlich der Vereinigten Staaten<br />

zählt mehr als 700 Inseln, von denen nur wenige bewohnt sind. Ihr Name<br />

leitet sich von der Benennung durch spanische Seefahrer ab, die diese<br />

Gewässer „Baja Mar“ nannten, ein „flaches Meer“, was die Topographie<br />

dieser Meeresregion sehr gut beschreibt. Im Lauf der Zeit entstand der<br />

gegenwärtige Name „Bahamas“ aus der ursprünglichen Bezeichnung.<br />

Sandbänke, die perfekte Voraussetzungen<br />

für den Aufwuchs von<br />

Seegräsern bieten.<br />

Es war daher schon lange bekannt,<br />

dass es hier große Bestände<br />

von Seegras gibt. Aber deren genaue<br />

räumliche Ausdehnung war unerforscht,<br />

da es sich um ein sehr großes<br />

Gebiet handelt. Auch Satelliten<br />

schaffen es nicht, Seegraswiesen verlässlich<br />

zu kartieren, da sie schwer<br />

von Algenbeständen zu unterscheiden<br />

sind und durch Sedimentation<br />

auch fälschlicherweise als Sandflächen<br />

interpretiert werden können.<br />

Die Videos der Hai-Kameras<br />

zeigten, dass sich die Haie über weite<br />

Flächen dichter Seegraswiesen<br />

bewegten. Nach Auswertung aller<br />

Daten, die auch das Monitoring<br />

vorhergehender Tauchgänge und<br />

Interpretationen von Satellitenbildern<br />

umfassten, stellte sich heraus,<br />

dass die Bahamas über das weltweit<br />

größte Seegras-Ökosystem verfügen,<br />

dessen Ausdehnung etwa<br />

92.000 km 2 beträgt.<br />

LEICHTER GESAGT ALS GETAN<br />

Wie stattet man einen Raubfisch<br />

von drei Meter Länge mit einer<br />

Kamera aus? Wie kann man seine<br />

Wanderungen und Positionen<br />

feststellen? Wie kommt man an<br />

die aufgezeichneten Daten heran?<br />

15 Tigerhaie wurden mit Leine und<br />

Kreishaken gefangen und an der<br />

Tigerhai über Phytalbestand. Algen und Seegräser<br />

finden auf den flachen Sandbänken im lichtdurchfluteten<br />

Wasser der Bahamas beste Lebensbedingungen.<br />

Ein Grund, warum auch für Spitzenprädatoren<br />

wie Tigerhaie dieser Lebensraum interessant<br />

ist, sind Meeresschildkröten. Diese Weidegänger<br />

stehen auf dem Speisezettel der Tigerhaie.<br />

Seite des Forschungsbootes gesichert.<br />

Dort wurden Geschlecht und<br />

die morphometrischen Daten erhoben<br />

sowie Blutproben genommen.<br />

Eine Capture-Recapture-Marke<br />

wurde an der Basis der Rückenflosse<br />

angebracht. Einige der Haie wurden<br />

mit einem akustischen Sender versehen,<br />

der den Aufenthaltsort der<br />

Tiere verriet.<br />

An einigen Haien wurden Popoff-Satellitentags<br />

angebracht, die<br />

Schwimmtiefe und Wassertemperatur<br />

maßen, nach ihrer Ablösung zur<br />

Wasseroberfläche aufstiegen und<br />

Die Grüne Meeresschildkröte, Chelonia mydas, wird bis zu 140 cm lang und<br />

bis zu 200 kg schwer. Sie ernährt sich hauptsächlich von Seegräsern und Algen.<br />

Ihr alter Name Suppenschildkröte weist auf ihre kulinarische Verwendung hin.<br />

Diese Tiere können lange ohne Nahrung überleben und dienten früher als lebender<br />

Schiffsproviant. Ende des 19. Jh. war diese Art durch Bejagung am Rand des<br />

Aussterbens, wozu auch die Haute Cuisine mit der international gefragten Schildkrötensuppe<br />

beitrug. Seit 1988 steht die große Schildkröte durch das Washingtoner<br />

Artenschutz-Übereinkommen unter Schutz und die Bestände erholen sich.<br />

Davon profitieren auch Tigerhaie, da Meeresschildkröten Teil ihrer Nahrung sind.<br />

die Daten an Argos-Satelliten übermittelten.<br />

Auch diese Daten wurden<br />

zur Kalkulation der Aufenthaltsorte<br />

der Haie genützt.<br />

DIE KAMERA<br />

Das Kernstück zur Erfassung der<br />

Ökosystem-Typen, die von den<br />

Haien durchschwommen wurden,<br />

waren die Kameras. Die kleinen<br />

Camcorder, verpackt in auftriebsfähigem<br />

Material, wurden an den<br />

Rückenflossen der Haie befestigt<br />

und so positioniert, dass die Optik<br />

nach vorne gerichtet war.<br />

„ Durch zwei kleine Bohrlöcher in der Rückenflosse<br />

wurden zwei biologisch abbaubare Kabelbinder<br />

gezogen, um die Kamera zu fix ieren.“<br />

48 3/<strong>2023</strong>


Track length (m)<br />

2.000<br />

3.000<br />

4.000<br />

5.000<br />

27<br />

26<br />

FOTO: C. MITTERMEIER, A. GALLAGHER, TIGER SHARK STUDY, KAUST.EDU.SA, GALEOCERDO CUVIER (1), SHUTTERSTOCK.COM – BLUEORANGE STUDIO (1), NICOLASVOISIN44(1), SERGEY NOVIKOV(1)<br />

Seegras-Monitoring auf den Bahamas. Linke Seite: dichter Bestand des Seegrases Thalassia testudinum<br />

und Vermessung einer Erosionskante mit freiliegendem Rhizom. Rechte Seite: Tigerhai über Seegrasbestand<br />

von Syringodium filiforme und Aufnahme einer am Tigerhai montierten Kamera.<br />

Markierter Tigerhai. Daten über Wassertemperatur und Schwimmtiefen werden über Satellit übertragen,<br />

nachdem sich die Sensoren vom Hai gelöst haben und zur Wasseroberfläche aufgestiegen sind. Eine<br />

Stachelmakrele ist nahe der Schwanzwurzel zu sehen. Die raue Haut der Haie ist bei Stachelmakrelen<br />

beliebt, um sich daran zu reiben.<br />

Durch zwei kleine Bohrlöcher in<br />

der Rückenflosse wurden zwei biologisch<br />

abbaubare Kabelbinder gezogen,<br />

um die Kamera zu fix ieren.<br />

Damit sie nach einiger Zeit vom<br />

Tier wieder freikam, wurde ein<br />

Zeitauslöser zwischen Kamera und<br />

Kabelbinder angebracht, der durch<br />

Korrosion nach etwa 24 Stunden<br />

die Verbindung löste. Das Kameragehäuse<br />

stieg durch seinen Auftrieb<br />

an die Wasseroberfläche.<br />

Um dort auch gefunden werden<br />

zu können, war jedes dieser Pakete<br />

mit Antennen versehen, sodass die<br />

driftenden Kameras entweder über<br />

Satelliten oder über UKW-Funk<br />

geortet werden konnten.<br />

Latitude<br />

–79 –78 –77 –76 –75 –74<br />

Longitude<br />

Longitude<br />

Tag ID<br />

Bahama Banks und Tigerhaie. Oben: Startpositionen der mit Kameras<br />

ausgestatten Haie. Unten: Satellitengestützte Auswertung der<br />

Routen, die von den markierten Haien geschwommen wurden.<br />

25<br />

24<br />

23<br />

22<br />

Latitude<br />

181740<br />

181741<br />

181742<br />

181743<br />

181744<br />

n979<br />

n981<br />

n988


Boten der Meere<br />

AUSWERTUNG UND<br />

ERGEBNISSE<br />

Die aufgezeichneten Videosequenzen<br />

der Hai-Kameras hatten eine durchschnittliche<br />

Dauer von 80 Minuten<br />

und wurden genau analysiert. Für die<br />

Abschätzung der Schwimmgeschwindigkeit<br />

wurde die Schlagfrequenz der<br />

Schwanzflosse herangezogen.<br />

Die Schwanzflosse war im Video<br />

nicht zu sehen, weil die an der Rückenflosse<br />

befestigte Kamera ja nach<br />

vorne orientiert war. Es war jedoch<br />

der Kopf ersichtlich, und der bewegt<br />

sich bei jedem Schwanzschlag von<br />

einer Seite auf die andere. Diese<br />

Kopfbewegungen wurden stellvertretend<br />

als Schwanzschläge gezählt.<br />

Aus früheren Untersuchungen<br />

kannte man die durchschnittliche<br />

Relation zwischen Körperlänge und<br />

dem Ausmaß des Schwanzausschlages<br />

und der daraus resultierenden<br />

Schwimmgeschwindigkeit. Multipliziert<br />

mit der Anzahl der Schwanzschläge<br />

pro Minute ermöglichte das<br />

eine Schätzung der zurückgelegten<br />

Strecke.<br />

Die Ausdehnung der Seegraswiesen<br />

wurde über die kumulative Dauer der<br />

Zeit ermittelt, die jeder der Haie laut<br />

Kameraaufzeichnung über diesem<br />

Ökosystem verbrachte. Startpunkt<br />

für die räumliche Zuordnung war<br />

die Position, an der jeder der Haie<br />

markiert und freigelassen wurde.<br />

NEUE ERKENNTNISSE<br />

Die Ergebnisse der Hai-generierten<br />

Videosequenzen wurden in frühere<br />

Schätzungen der Seegrasbestände<br />

Verbreitungsgebiet. Die blau gefärbten Bereiche<br />

zeigen das bestätigte Vorkommen des Tigerhais.<br />

Zusätzlich wird er sporadisch aber auch in anderen<br />

Meeresgebieten angetroffen, z. B. im europäischen<br />

Mittelmeer (© CC BY-SA 4.0).<br />

Früher Tod. Der Albatros ist noch jung und hat die Gefahr nicht<br />

erkannt. Es ist zu spät, um dem Tigerhai noch zu entkommen. Seevögel<br />

sind Teil des breiten Nahrungsspektrums von Tigerhaien.<br />

integriert. Zusammen mit Fernerkundungsdaten<br />

von Satelliten,<br />

Feldforschungen durch Taucher<br />

und auf Schleppbrettern montierten<br />

Kameras ergeben sie ein aktualisiertes<br />

Bild mit dem überraschenden<br />

Ergebnis, dass die Bahama Banks<br />

über das größte Seegras-Ökosystem<br />

der Welt verfügen.<br />

Die Bedeutung von Seegraswiesen<br />

wird im Zusammenhang mit<br />

dem Klimawandel immer deutlicher,<br />

weil sie in der Lage sind, große<br />

Mengen an Kohlenstoff zu speichern,<br />

die der Atmosphäre entzogen<br />

werden. Das Tigerhai-Seegraswiesenprojekt<br />

ist auch deswegen<br />

interessant, weil es künftige Möglichkeiten<br />

zur Erkundung mariner<br />

Lebensräume aufzeigt. Die Technik<br />

der Aufzeichnung sowie die Speicherung<br />

und Datenübertragung<br />

unterschiedlichster Messgrößen<br />

werden zunehmend miniaturisiert,<br />

sodass in Zukunft wahrscheinlich<br />

auch kleinere und fragilere Meeresbewohner<br />

als Kundschafter in Frage<br />

kommen werden.<br />

Ein realistischeres Bild eines<br />

Lebensraumes kann wohl niemand<br />

vermitteln als diejenigen, die auch<br />

tatsächlich dort daheim sind. <br />

Quellen<br />

Charakteristische Zahnform. Die Zähne des Tigerhais sind an<br />

der Basis verbreiterte Dreiecke mit gezähntem Rand. Gut zu<br />

erkennen sind auch die in Reihen angeordneten Reservezähne,<br />

die bei Bedarf verlorengegangene Zähne ersetzen.<br />

Gallagher, A.J., Brownscombe, J.W., Alsudairy, N.A. et al. Tiger sharks support the<br />

characterization of the world’s largest seagrass ecosystem. Nat Commun 13, 6328 (2022).<br />

è https://doi.org/10.1038/s41467-022-33926-1<br />

è https://www.kaust.edu.sa/en/news/<br />

largest-seagrass-meadows-on-earth-found-in-bahamas<br />

Nervenkitzel: Fütterung eines Tigerhais, ebenfalls<br />

im flachen Wasser der Bahamas. Wenn das Verhalten<br />

dieser Tiere richtig eingeschätzt wird, sind<br />

solche Unternehmungen möglich, ein Restrisiko<br />

bleibt aber bestehen. Den Schiffshalter unterhalb<br />

des Tigerhais freut die Aktion, weil auch für ihn<br />

Futterreste anfallen werden.<br />

FOTOS: ILANA NIMZ, NOAA (1), D. ROSS ROBERTSON (1), TOMAS KOTOUC/SHUTTERSTOCK (1)<br />

50 3/<strong>2023</strong>


GREEN MILE<br />

Tipps, Trends & Neuheiten<br />

E-Pionier<br />

ELEKTRIFIZIEREND. Der US-amerikanische<br />

E-Motoren-Hersteller Elco<br />

feiert heuer seinen 130. Geburtstag.<br />

Die ersten Elektroboote der „Electric<br />

Launch Company“ fuhren durch die<br />

künstlichen Lagunen der Weltausstellung<br />

1893 in Chicago (übrigens<br />

zehn Jahre nachdem ein Elektroboot<br />

auf der Internationalen Elektrischen<br />

Ausstellung in Wien auf der Donau<br />

verkehrte).<br />

Elco war damals die Werft der<br />

Reichen und Berühmten, so fuhren<br />

beispielsweise Henry Ford und auch<br />

Thomas Alva Edison die leisen Motorboote<br />

des Herstellers. Nach mehreren<br />

Besitzer- und Branchenwechseln<br />

(so baute man U-Boote und<br />

Flug zeuge) widmet sich Elco seit<br />

1987 wieder seinem ursprünglichen<br />

Be tätigungsfeld und baut E-Motoren.<br />

Heute bieten die Amerikaner eine<br />

vollständige Palette an elektrischen<br />

Innen- und Außenbordmotoren mit<br />

einer Leistung von bis zu 200 PS,<br />

dazu noch Batterien und Zubehör.<br />

è www.elcomotoryachts.com<br />

130 Jahre Firmengeschichte:<br />

Von der<br />

E-Barkasse in Chicago<br />

bis zum modernen<br />

Elektro-Außenborder.<br />

Zhiks Board Shorts gibt es<br />

in Schwarz oder Blau. Blau<br />

ist natürlich nautischer.<br />

Auferstehung<br />

als Hose<br />

GUTER STOFF. Ohne recycelte Materialien<br />

traut sich heute fast kein Hersteller<br />

von Sportgewand mehr auf<br />

den Markt. Meistens betrifft es das<br />

Polyestergewebe, und da ist es wirklich<br />

egal, woher es stammt, den<br />

Unterschied macht nämlich die Beschichtung.<br />

Wie z. B. bei den neuen<br />

Board Shorts von Zhik, die zu 95 %<br />

aus wiederverwertetem Polyester bestehen.<br />

Die superleichten Hosen sind<br />

durch eine PFC-freie Beschichtung<br />

wasserabweisend, dazu atmungsaktiv,<br />

schnell trocknend und schützen<br />

vor ultravioletter Strahlung.<br />

è www.zhik.com<br />

Der Motor aus dem All<br />

HOHE LEISTUNG. Der<br />

englische Elektromotoren-<br />

Hersteller Equipmake hat<br />

mit seinem HP-400 einen<br />

ultraleichten Elektromotor<br />

vorgestellt, der für Hochleistungsanwendungen<br />

in<br />

der Luft- und Raumfahrt<br />

sowie in der Schifffahrt<br />

entwickelt wurde. Ursprünglich<br />

konstruiert<br />

wurde die Einheit als<br />

Hochleistungs-Treibstoffpumpe<br />

für das australische<br />

Eris-Raketenprogramm.<br />

Der HP-400 liefert eine<br />

Spitzenleistung von satten<br />

400 kW, besitzt ein maximales<br />

Drehmoment von<br />

250 Nm und wiegt dank<br />

eines integrierten Siliziumkarbid-(SiC)-Umrichters<br />

insgesamt nur 40 kg.<br />

è www.equipmake.co.uk<br />

Geboren als Raketentreibstoffpumpe.<br />

Frisches Geld für Öko-Kats<br />

Die Zen50 nimmt Kurs<br />

auf Rumpf Nr. 1.<br />

FOSSILFREI. Mit der Zen50 möchte<br />

die in Barcelona ansässige Werft Zen<br />

Yachts einen Hochleistungs-Luxuskatamaran<br />

bauen, der Tag und Nacht<br />

ohne einen einzigen Tropfen fossilen<br />

Treibstoff betrieben werden kann.<br />

Möglich machen sollen das u. a. ein<br />

ultraleichter Rumpf aus Kohlefaser<br />

und ein Hightech-Wingsail von<br />

Ayro. Einen Schritt näher zur Realisierung<br />

des Konzepts ist man jetzt<br />

durch frisches Kapital des Ocean<br />

Zero LLC-Fonds gekommen.<br />

Noch vor dem Debüt, das noch<br />

im Laufe dieses Jahres erfolgen soll,<br />

sollen schon vier Einheiten des<br />

Öko- Kats bestellt worden sein.<br />

è www.zenyachts.com<br />

3/<strong>2023</strong> 51


Saisonstart<br />

Wasser-Fest!<br />

Sie zählen schon die Tage, bis Ihr Boot wieder zu Wasser gelassen werden kann? Doch für einen reibungslosen<br />

Saisonstart sollte einiges an Pflege und Inspektion an Bord nicht zu kurz kommen. Hier einige nützliche Tipps,<br />

damit Sie Ihr Boot noch gut auf die nächste Saison vorbereiten können.<br />

Raus aus dem Wasser, rein<br />

in das Wasser. Schön,<br />

wenn es so einfach wäre.<br />

„Unsere Schadenstatistik<br />

belegt jedoch, dass beim Auswintern<br />

böse Überraschungen auf den<br />

Eigner warten können“, erklärt<br />

Barbara Schiesser von Pantaenius<br />

Österreich. „Mindestens 15 Prozent<br />

der bei uns registrierten Schäden,<br />

das sind in Summe etwa<br />

1.000 pro Jahr, lassen sich auf<br />

mangelnde Pflege und Wartung<br />

zurückführen. Die Dunkelziffer<br />

dürfte etwas höher liegen. Den Saisonstart<br />

vernünftig zu vermeiden planen und<br />

Dieselpest<br />

vorzubereiten, halten wir deshalb<br />

für extrem wichtig.“<br />

Leere oder<br />

defekte Batterien<br />

LEERE ODER<br />

DEFEKTE<br />

BATTERIEN<br />

Damit die Probefahrt<br />

im Frühjahr<br />

nicht aufgrund<br />

von Strommangel<br />

ins Wasser fällt, wollen<br />

Bordbatterien ordnungsgemäß<br />

52 3/<strong>2023</strong>


gelagert werden. Gängige Blei-Batterien<br />

sollten nicht einfach aufgeladen<br />

werden und angeschlossen an Bord<br />

verbleiben, sondern mindestens abgeklemmt<br />

werden. Somit wird eine<br />

langsame Entladung durch unbekannte<br />

Verbraucher vermieden, die<br />

die Lebensdauer der Batterie beeinträchtigt<br />

oder sie sogar zerstören<br />

kann.<br />

Hierzu immer zunächst den Minuspol<br />

abklemmen. Für die Lagerung<br />

eignen sich kühle, jedoch unbedingt<br />

trockene Keller- oder La -<br />

gerräume ohne größere Temperaturschwankungen.<br />

Frost sollte<br />

unbedingt vermieden werden.<br />

Sogenannte Erhaltungsladungen<br />

verlängern die Lebensdauer der Batterie<br />

und sorgen dafür, dass die angegebene<br />

Ladekapazität möglichst<br />

lange erhalten bleibt. Hierzu die Batterie<br />

einfach alle 2–3 Monate sowie<br />

kurz vor dem Wiedereinbau an Bord<br />

vollständig aufladen. Grundsätzlich<br />

ist die Entladung unter 50 Prozent<br />

für alle Blei-Batte rien schädlich und<br />

sollte unbedingt vermieden werden.<br />

Auch Lithium-Batterien sollten<br />

mit dem Minuspol zuerst abgeklemmt<br />

und an einem kühlen, jedoch<br />

frost freien und trockenen Ort<br />

gelagert werden. Ein dauerhafter<br />

Anschluss an ein Ladegerät ist unbedingt<br />

zu vermeiden, da die dabei<br />

stattfindenden Ladezyklen im oberen<br />

Kapazitätsbereich genau wie ein<br />

vollständiger Ladezyklus die Lebensdauer<br />

der Batterie verkürzen. Anders<br />

als Blei-Batte rien werden<br />

Lithium-Batterien zum Überwintern<br />

jedoch nicht vollständig ge laden. Die<br />

FOTO: SHCH/SHUTTERSTOCK.COM<br />

Herstellerempfehlungen schwanken<br />

zwischen etwa einem und<br />

zwei Dritteln der Ladekapazität.<br />

Tipp von Barbara Schiesser: Bei<br />

der Kontrolle der Batterie im Frühjahr<br />

immer auch den Sitz der Pol -<br />

klemmen sowie mögliche Korrosionsstellen<br />

prüfen. Wurde im Winter<br />

am Boot gebastelt, sollte zudem<br />

ein ausgeruhter Blick die Verkabelung<br />

begutachten. Sind neue elektrische<br />

Geräte sachgemäß installiert<br />

und Kabelquerschnitte ausreichend<br />

dimensioniert? Hier liegt die<br />

Brandgefahr!<br />

DIESELPEST VERMEIDEN<br />

Im Winterlager kann unter<br />

Umständen das Risiko<br />

steigen, dass das Kraftstoffsystem<br />

von der<br />

sogenannten Dieselpest<br />

befallen wird. Es<br />

handelt sich dabei um<br />

Stoffwechselprodukte<br />

von Mikroorganismen im<br />

Wasser, das sich leicht im Dieseltank<br />

sammeln kann – entweder<br />

als Kondenswasser in einem nur<br />

teilweise gefüllten Tank oder im<br />

Fall von Biodiesel in Form kleinster<br />

Tröpfchen im Kraftstoff selbst.<br />

Der aus geschiedene Bioschlamm<br />

der Mikroorganismen kann<br />

Kraftstofffilter, Einspritzdüsen<br />

und andere Bauteile verstopfen,<br />

was das Risiko eines Motorausfalls<br />

birgt.<br />

Darum sind zwei wichtige Vorkehrungen<br />

am besten schon vor<br />

dem Einwintern zu treffen: Erstens<br />

sollte der Tank vor dem Einlagern<br />

möglichst komplett gefüllt<br />

werden, wenn die Lagerordnung<br />

dies zulässt. Und zweitens sollte<br />

diese letzte komplette Tankfüllung<br />

Achtung Rigg!<br />

Dieselpest<br />

vermeiden<br />

Der langsame Verfall:<br />

Korrosion durch fehlende Anoden<br />

Laufen die Fallen klar? Lösen sich irgendwo Drähte? Sind alle Bolzen mit Splinten<br />

ge sichert und sind die Wantenspanner schadenfrei? Für Segler gehört zum Saisonstart<br />

immer auch eine Sichtprüfung des Riggs. Das klappt am besten bei liegendem Mast.<br />

Auch wer sein Boot im Freilager überwintern lässt, ist gut beraten, den Mast zum Saisonende<br />

legen zu lassen, denn das erleichtert nicht nur die Prüfung, sondern reduziert auch<br />

deutlich die Belastungen für das Material.<br />

Wenn Verschleißerscheinungen, Korrosion oder Risse festgestellt werden, sollte ein<br />

Rigger hinzu gezogen werden. Ohnehin ist es sinnvoll, einen Fachmann in regelmäßigen<br />

Abständen mit einem Rigg-Check zu beauftragen.<br />

Leere oder<br />

defekte Batterien<br />

Wassereinbruch<br />

an Borddurchlässen<br />

3/<strong>2023</strong> 53


Auswintern<br />

vor dem Winter nicht mit Biodiesel<br />

erfolgen. Während der Saison,<br />

wenn der Motor läuft, ist Biodiesel<br />

natürlich unproblematisch.<br />

Um einem Ausfall des Motors<br />

wegen der Dieselpest vorzubeugen,<br />

sollte vor dem Auswintern auf alle<br />

Fälle der Tank geprüft und der bzw.<br />

Dieselpest<br />

die Kraftstofffilter gewechselt vermeiden werden.<br />

Im Zweifel bietet sich eine<br />

Tankreinigung an. Es gibt verschiedene<br />

Möglichkeiten, diese selbst<br />

durchzuführen. Besser ist es, einen<br />

Fachbetrieb zu beauftragen.<br />

Tipp von Barbara Schiesser:<br />

Gegen das Wachstum von Mikroorganismen<br />

und Der Bakterien langsame Verfall: im Tank<br />

Korrosion durch fehlende Anoden<br />

helfen spezielle Additive, die dafür<br />

sorgen, dass die Mikroorganismen<br />

keine Chance zur Vermehrung<br />

haben.<br />

Kühlkreislauf<br />

überprüfen<br />

KÜHLKREISLAUF<br />

ÜBERPRÜFEN<br />

Für die Funk tion des<br />

Motors ist neben<br />

dem Kraftstoffsystem<br />

auch der Kühlkreislauf<br />

wesentlich. Vor<br />

dem Kran- oder Slip -<br />

termin sollten in diesem<br />

Zusammenhang alle Seeventile<br />

auf Verunreinigungen überprüft<br />

werden, die den Seewasserzulauf<br />

des Kühlkreislaufs behindern<br />

könnten. Am besten sollten die<br />

entsprechenden Seeventile schon<br />

an Land auf Funktion überprüft<br />

und gefettet werden.<br />

Weiters sind im Frühjahr alle<br />

Schlauchverbindungen der Motorkühlung<br />

zu prüfen. Rissige Schläuche<br />

müssen unbedingt ausgetauscht<br />

werden. Gleiches gilt für<br />

korrodierte Schlauchschellen.<br />

Tipp von Barbara Schiesser:<br />

Für Außenborder gibt es sogenannte<br />

Flusher, die eine<br />

Spülung des Kühlwassersystems<br />

ganz einfach ermöglichen.<br />

Im Idealfall erfolgt dies<br />

schon vor dem Einwintern,<br />

damit sich etwaige Fremdkörper<br />

über Winter nicht dauerhaft fest -<br />

setzen können.<br />

„ Mindestens 15 Prozent der registrierten<br />

Schäden, das sind etwa 1.000 pro Jahr,<br />

lassen sich auf mangelnde Pflege und<br />

Wartung zurückführen.“<br />

Barbara Schiesser, Managing Director Pantaenius Österreich<br />

Leere oder<br />

defekte Batterien<br />

Wassereinbruch<br />

an Borddurchlässen<br />

BORDDURCHLÄSSE<br />

KONTROLLIEREN<br />

Schon in Vorbereitung<br />

auf den<br />

Slip- oder Krantermin<br />

sollten an<br />

Land sämtliche<br />

Seeventile und Kühlkreislauf<br />

Borddurchlässe einem<br />

letzten Check unterzogen werden.<br />

Wasser in Schläuchen und Seeven -<br />

tilen, das nach der letzten Saison<br />

nicht abgelassen oder nicht mit<br />

Frostschutzmittel versehen wurde,<br />

kann frieren und die entstehenden<br />

Kräfte können das Seeventil beschädigen.<br />

Ein guter Weg, um fortgeschrittene<br />

Korrosion eines Seeventils oder<br />

Borddurchlasses zu überprüfen, ist<br />

der Kratztest, beispielsweise mit<br />

einem Schraubenzieher. Denn häufig<br />

ist Korrosion oberflächlich nicht<br />

zu erkennen. Ist die Kratzstelle<br />

blank, kann das als gutes Zeichen<br />

gewertet werden. Ist der Kratzer<br />

jedoch rötlich gefärbt oder gar bröckelig,<br />

dann hat der Zersetzungsprozess<br />

bereits begonnen.<br />

Tipp von Barbara Schiesser: Un -<br />

bedingt die Borddurchlässe und Seeventile<br />

auf Wassereintritt überprüfen,<br />

solange das Boot noch in den Gurten<br />

hängt bzw. auf dem Slipwagen liegt.<br />

Dieselpest<br />

vermeiden<br />

Leere oder<br />

defekte Batterien<br />

ANODEN RECHTZEITIG<br />

AUSTAUSCHEN<br />

Opferanoden aus<br />

Zink, Magnesium<br />

oder Aluminium<br />

sorgen dafür, dass<br />

Korrosion im Idealfall<br />

Wassereinbruch<br />

nur dort stattfindet.<br />

an Borddurchlässen<br />

Wer also nicht riskieren will,<br />

dass Sail drive, Propeller, Getriebe<br />

oder Borddurchlässe langsam, aber<br />

Der langsame Verfall:<br />

Korrosion durch fehlende Anoden<br />

überprüfen<br />

sicher zerfallen, tut gut daran, im<br />

Frühjahr einen letzten Check an<br />

Land durchzuführen. Das bietet<br />

sich schon deswegen an, weil die<br />

Opferanoden bis auf jene auf<br />

dem Außenborder in der Regel<br />

unterhalb der Wasserlinie angebracht<br />

sind.<br />

Findet zum Frühjahr ein Revierwechsel<br />

statt, sollte geprüft werden,<br />

ob die Art der Opferanoden weiterhin<br />

geeignet ist. In Salzwasser<br />

werden zumeist Zinkanoden eingesetzt.<br />

In Süßwasserrevieren braucht<br />

es Opferanoden aus Magnesium,<br />

da diese eine höhere Potenzialdifferenz<br />

aufweisen.<br />

Tipp von Barbara Schiesser: Nutzen<br />

Sie eine Badepause in der Bucht,<br />

um alle paar Monate die Opfer -<br />

anoden zu prüfen. Denn manchmal<br />

kann Spannung im Wasser rund um<br />

den Liegeplatz oder eine falsche Erdung<br />

von Elektronik den Korrosionsprozess<br />

deutlich beschleunigen. <br />

Kühlkreislauf<br />

überprüfen<br />

Checkliste für Ihr Boot<br />

Vor dem Wassern<br />

sollten die wichtigsten<br />

Checks abgehakt sein.<br />

Eine Liste, die Ihnen einige der wichtigsten Punkte liefert,<br />

die vor dem Wassern unbedingt erledigt sein sollten, finden<br />

Sie als PDF hier è www.pantaenius.at/auswintern<br />

FOTO: PANTAENIUS<br />

54 3/<strong>2023</strong>


Uni-Projekt<br />

SEGELYACHTEN<br />

Tipps, Trends & Neuheiten<br />

MASTERARBEIT. Die 70 Fuß lange<br />

Eve II ist das Abschlussprojekt des<br />

Teams Windiva beim Master-Studium<br />

Yacht-Design am Politecnico di Milano.<br />

Vor allem hinsichtlich wiederverwertbarer<br />

Materialien ist den Studenten<br />

einiges eingefallen. Der Rumpf besteht<br />

aus Basaltfasern und Balsaholz (was wir<br />

schon von den Innovation Yachts des<br />

Österreichers Norbert Sedlacek kennen)<br />

und dank der Verwendung von Elium,<br />

einem thermoplastischen Harz von<br />

Arkema, ist der Verbundstoff re cycelbar.<br />

Das Teakdeck wird durch Kork ersetzt<br />

und für die Polsterung der Möbel werden<br />

Kapokfasern benutzt, die biologisch<br />

abbaubar sind.<br />

è www.polidesign.net<br />

Nachhaltige Eve II.<br />

Regenerativ-sportiv<br />

SWS Nyumba.<br />

SUPERYACHT. Die in Kapstadt beheimatete<br />

Werft Southern Wind stellte mit dem<br />

30 Meter langen Carbon-Cruiser Nyumba<br />

ihr erstes Modell mit Hybridantrieb vor.<br />

Die Performance-Yacht ist Rumpf Nr. 4<br />

der Kleinserie SW96, die auf einen Custom-Aufbau<br />

setzt. Das Energie- und Antriebssystem<br />

wurde in Zusammenarbeit<br />

mit BAE Systems entwickelt und verfügt<br />

über einen HydroGeneration-Modus zum<br />

Aufladen der Lithium-Ionen-Batterien<br />

unter Segeln. Designt wurde die Yacht<br />

sowohl als Fahrtenyacht, die mit kleiner<br />

Crew lange Strecken bewältigen kann, als<br />

auch als Racer für Superyacht-Regatten.<br />

è www.sws-yachts.com<br />

Die Freuden<br />

des Sommers<br />

www.schomacker.de<br />

MEDITERRANES KONZEPT. Das französische Designbüro<br />

Thomas Tison präsentierte auf der Boot Düsseldorf<br />

mit der L’Été das Konzept eines Daysailers, der Geschwindigkeit,<br />

zeitloses Design und eine hochwertige<br />

Konstruktion vereint. Interessanter Materialmix: Der<br />

Rumpf der 12-m-Yacht ist aus Holz, Deck, Kiel und<br />

Ruder sind aus Kohlefaser.<br />

Einsatzgebiete der L’Été sollen Regatten, aber auch<br />

Badetage mit Freunden und Familie sein. Für Letzteres<br />

ist als op tionales Extra eine aufblasbare Plattform gedacht,<br />

die den Zugang zum Schnorcheln erleichtern soll.<br />

è www.thomastison.com<br />

JETZT VERGLEICHEN<br />

L’Été: Schöne Yacht,<br />

schöner Name.


Elan E6<br />

Die Elan E6 ist in vielerlei Hinsicht das Flaggschiff der<br />

technologisch sehr fortschrittlich arbeitenden slowenischen<br />

Werft. Vor allem soll sie die derzeit schnellste und leichteste<br />

47-Fuß-Serienyacht auf dem Markt sein.<br />

Text DETLEF JENS | Fotos JEAN-BAPTISTE D’ENQUIN, JÉRÔ M E<br />

KELAGOPIAN, NICOLAS CLARIS, JULIJAN VIŠ NJEVEC<br />

Die Messlatte lag hoch nach<br />

der Einführung der GT5<br />

vor einigen Jahren und der<br />

etwas größeren GT6 vor<br />

gut einem Jahr. Das aktuelle Flaggschiff<br />

der sportlichen E-Line von<br />

Elan musste schon etwas ziemlich<br />

Besonderes werden.<br />

Humphreys Yacht Design aus<br />

Lymington, Südengland, ist seit vielen<br />

Jahren für die Linien der neuen<br />

Elan Yachten verantwortlich. Rob<br />

Humphreys und sein Sohn Tom<br />

mussten bei der E6 jedoch eine besondere<br />

Herausforderung meistern.<br />

Das Schiff sollte die schnellste und<br />

leichteste 47-Fuß-Serienyacht auf<br />

dem Markt werden. Nach zahlreichen<br />

Computeranalysen und Vergleichen<br />

nahm der Rumpf der E6<br />

allmählich seine Form an.<br />

Tom Humphreys sagt dazu: „Hier<br />

wurde die Segelperformance einer<br />

Serienyacht auf ein neues Level<br />

gehoben. Wichtig dafür war ein<br />

aggressives Einsparen an Gewicht,<br />

was wiederum durch die fortschrittliche<br />

Bautechnologie bei Elan und<br />

das Composite Engineering von<br />

Gurit Composites möglich wurde.<br />

So konnten wir die Verdrängung minimieren,<br />

gleichzeitig die Stabilität<br />

erhöhen und damit auch die Segeltragfähigkeit<br />

ausreizen. Die geringe<br />

Verdrängung bedeutet eine relativ<br />

schmale Wasserlinie, aber an Deck<br />

hat das Schiff deutlich mehr Breite<br />

über alles. Die Chines sorgen für<br />

enorme Stabilität, sowie das Schiff<br />

krängt und sich auf die Chines legt.“<br />

Tatsächlich, dieses riesige, breite<br />

Heck, das so viel Segelpower vor<br />

allem downwind und gleichzeitig<br />

so viel Platz in die Achterkabinen<br />

bringt, kann nur mit sorgfältig ausgefeilter<br />

Linienführung funktionieren.<br />

Ansonsten würde es einfach<br />

nur Widerstand erzeugen. So aber<br />

läuft das Schiff – Humphreys Yacht<br />

Design hat es geschafft.<br />

Die Firma Gurit Composites<br />

spielte eine ebenso wichtige Rolle<br />

bei der Umsetzung des ehrgeizigen<br />

Entwicklungsziels der E6. Die Experten<br />

zum Optimieren hochwertiger<br />

Verbundtechnologie konnten<br />

durch ihre eigene Software die<br />

Laminatpläne für die E6 sorgfältig<br />

überarbeiten, um das bestmögliche<br />

Verhältnis von Festigkeit zu<br />

Gewicht zu erzielen.<br />

Überhaupt erst möglich wurde<br />

dies wiederum durch die bei Elan<br />

schon seit vielen Jahren angewandte<br />

und erprobte Vakuum-Infusions-<br />

Technologie zum Laminieren von<br />

Rümpfen und Decks. Im Falle der<br />

E6 geschieht dies mit hochwertigen<br />

Vinylesterharzen.<br />

E-LEGANTE RACER<br />

Das Designstudio Pininfarina,<br />

bekannt natürlich vor allem als<br />

Ferrari-Designer, wurde für die<br />

Ästhetik und Einrichtung herangezogen.<br />

Das markante Äußere<br />

der E6 und das leichte, moderne<br />

Interieur mit den trapezförmigen<br />

Fenstern trägt unverkennbar die<br />

Handschrift des Studios Pininfarina.<br />

Und schließlich war natürlich das<br />

Team von Elan selbst als übergeordnete<br />

Projektmanager maßgeblich an<br />

der Entwicklung beteiligt.<br />

Die E-Linie von Elan sind sportliche<br />

Yachten mit einem deutlichen<br />

Schwerpunkt auf Performance und<br />

Segelspaß. Darin unterscheiden<br />

sie diese Schiffe vor allem von der<br />

Impression-Linie von Elan, die als<br />

Mit<br />

56 3/<strong>2023</strong>


Elan voran<br />

3/<strong>2023</strong> 57


Elan E6<br />

gute Fahrtenboote bei Eignern<br />

ebenso beliebt sind wie bei Charterkunden.<br />

Denn diese Yachten sind<br />

zwar solide und unkompliziert,<br />

verfügen aber dennoch über<br />

ordentliche Segeleigenschaften<br />

und viel Raum an Bord.<br />

Dann gibt es noch die junge<br />

GT-Line. Deren Abgrenzung zur<br />

E-Linie ist fein, aber auch deutlich:<br />

Während die E-Linie eher etwas für<br />

Regattasegler ist, die auch einigen<br />

Luxus und Familie an Bord haben<br />

möchten, ist die GT-Linie eher für<br />

Fahrtensegler entwickelt, die bei<br />

allem Komfort auch gerne mal<br />

schneller segeln wollen.<br />

EHER NICHT FÜR EINHAND<br />

Sieht man die E6 am Steg liegen<br />

und geht man an Bord, ist der erste<br />

Eindruck vor allem: ein wirklich<br />

großes Schiff. Nicht nur, weil sie ja<br />

15 Meter lang und zumindest an<br />

Deck ziemlich breit ist, auch die<br />

Optik trägt dazu bei. Und das weite<br />

Cockpit, hier ohne die heute sonst<br />

üblichen, fest installierten Tische.<br />

Denn hier gibt es die Option,<br />

diese als demontierbar zu bestellen,<br />

was den nötigen Platz freimacht für<br />

eine vollzählige Crew im Regattamodus.<br />

Beim Familiensegeln können<br />

diese Tische, zwei sind es im<br />

Falle der E6, natürlich auch beim<br />

Segeln installiert bleiben.<br />

Sehr gut gelöst ist die Großschotführung<br />

für die optimale Kontrolle<br />

des Baums. Ein Traveller ist im<br />

Cockpitboden versenkt und läuft,<br />

kurz vor den zwei Steuerständen,<br />

über die volle Länge des hier breiten<br />

Cockpits. Je eine Winsch auf jeder<br />

Schiffsseite für die Großschot ist<br />

von der Steuerperson aus sehr gut<br />

zu erreichen, ebenso die Trimmleine<br />

für den Traveller.<br />

Details wie diese zeigen deutlich,<br />

dass auf diesem Schiff das optimale<br />

Segeln wirklich im Vordergrund<br />

steht. Überhaupt sind die zwei<br />

Steuerstände bestens positioniert<br />

und ausgestattet, inklusive ausklappbarer<br />

und dann angewinkelter<br />

Fußelemente für festen Stand<br />

auch bei Schräglage. Touch-Screen-<br />

Instrumente von B&G und weitere<br />

An zeigen sind bestens erreichbar<br />

und gut ablesbar in die Steuersäulen<br />

integriert.<br />

Zwei große Winschen für das<br />

Vorsegel befinden sich, außerhalb<br />

der Reichweite des Rudergängers,<br />

auf den Cockpitsülls, zwei weitere<br />

Winschen für Fallen und Strecker<br />

beidseitig des Niedergangs. Dieses<br />

Schiff ist zwar nicht für Einhand<br />

gemacht, aber zwei erfahrene Personen<br />

können es gut segeln.<br />

Im Cockpit befinden sich zwei<br />

relativ große Backskisten und ein<br />

weiterer Stauraum ist im Boden<br />

zwischen den Steuerpositionen,<br />

insgesamt gibt es damit genug<br />

Stauraum für Fender, Leinen und<br />

mehr. Optional kann man hinter<br />

den Steuerständen noch zwei<br />

Backskisten einbauen lassen, die<br />

entweder weiteren Stauraum bie-<br />

Bugspriet aus Kohlefaser für<br />

Gennaker oder Code Zero.<br />

Bei raumem Wind<br />

klettert die Geschwindigkeit<br />

sofort in den<br />

zweistel ligen Bereich.<br />

58 3/<strong>2023</strong>


ten – oder aber eine Bar mit Kühlung<br />

auf der einen und einen Grill<br />

auf der anderen Seite. Bei heruntergeklapptem<br />

Spiegel wird die Badeplattform<br />

über dem Wasser auch<br />

gleich zur perfekten Grillterrasse.<br />

Wer mit der E6 schnell und sportlich<br />

segelt, muss auf solche Annehmlichkeiten<br />

nicht verzichten.<br />

Das Deck ist weitgehend frei und<br />

gut begehbar, vor allem dank deutlich<br />

erhöhter Schanz, die vor allem<br />

bei Lage zusätzliche Sicherheit bietet.<br />

Auf den Laufdecks kommt man<br />

gut an den außenstehenden Wanten<br />

vorbei nach vorne.<br />

Ein Bugspriet aus Kohlefaser<br />

bietet die Möglichkeit, Gennaker<br />

oder Code-Segel anzuschlagen.<br />

Die sechs Festmacherklampen sind<br />

versenkbar, was nicht nur optische<br />

Gründe hat: Hier wird sich keine<br />

Schot verhaken.<br />

Traveller vor den Steuerständen,<br />

Stauraum für Nützliches.<br />

E-LEKTRIFIZIEREND<br />

Die Segeleigenschaften erfüllen<br />

die hochgesteckten Erwartungen<br />

spielend. Ich segelte die E6 bei 15<br />

bis 20 Knoten Wind und einer ausgeprägten<br />

Welle und war begeistert.<br />

Auf allen Kursen war sie angenehm<br />

zu steuern, lief wie auf Schienen<br />

geradeaus und reagierte doch<br />

exakt und sofort auf Ruderausschläge.<br />

Wegen der Rumpfform<br />

hat die E6 Doppelruder, die unter<br />

Segel und auch bei Krängung beste<br />

Kontrolle garantieren.<br />

Das Manövrieren unter Maschine<br />

im Hafen ist dagegen etwas Gewöhnungsbedürftig,<br />

ohne Fahrt im<br />

Schiff lässt es sich nicht steuern,<br />

die Ruder werden vom Propeller<br />

des weit entfernt sitzenden Saildrive<br />

nicht angeströmt. Das optionale<br />

Bugstrahlruder (natürlich einziehbar)<br />

schafft Abhilfe.<br />

Interessant in dieser Hinsicht<br />

wäre es, wie sich das Schiff wohl<br />

mit zwei Ocean Volt E-Motoren<br />

manövrieren ließe. Denn Elan ist<br />

eine der ersten, wenn nicht überhaupt<br />

die erste Serienwerft, die alle<br />

Modelle auch mit voll ausgereiftem<br />

E-Antriebskonzept anbietet.<br />

Doch zurück zum Segeln. Bei<br />

20 Knoten Wind mit einem Reff im<br />

Großsegel und dem kaum überlappenden<br />

Vorsegel marschierte die<br />

E6, von den Seen ganz unbeeindruckt,<br />

mit acht Knoten Speed und<br />

scheinbarer Leichtigkeit gegenan.<br />

Sobald der Wind raumer kommt<br />

und man vielleicht auch die Segelfläche<br />

wieder vergrößert, klettert<br />

die Geschwindigkeit sofort in den<br />

zweistelligen Bereich. Immerhin<br />

ist dieses große Schiff dazu ausgelegt,<br />

bei entsprechenden Bedingungen<br />

auch ins Gleiten zu kommen.<br />

Auf der anderen Seite überzeugen<br />

auch die Leichtwindeigenschaften,<br />

dank großzügig<br />

bemessener Segelfläche und geringer<br />

Verdrängung.<br />

Ein schnelles Schiff, ganz ohne<br />

Frage, das aber dank des kontrollierten<br />

Steuerns selbst bei höherem<br />

Speed keinen Stress verursacht. Bei<br />

gutem Wind wird die E6 locker ihre<br />

acht Knoten auch über längere Strecken<br />

im Durchschnitt laufen können.<br />

Wie bequem es dann auf Dauer<br />

für die Besatzung an Bord ist, hängt<br />

vom Seegang ab, der sich ja mit zunehmender<br />

Schiffsgeschwindigkeit<br />

auch deutlicher bemerkbar macht.<br />

Aber: Die Elan E6 ist eher keine<br />

Blauwasseryacht für extreme Strecken<br />

über Ozeane, sondern zum<br />

schnellen, sportlichen Segeln mit<br />

Elan E6<br />

Länge ü. a.<br />

Rumpflänge<br />

Wasserlinie<br />

Breite<br />

Tiefgang <br />

Tiefgang optional<br />

<br />

Verdrängung<br />

Motor<br />

E-Motorisierung (optional)<br />

<br />

15,30 m<br />

14,10 m<br />

13,68 m<br />

4,49 m<br />

2,80 m<br />

2,40 oder 2,95 m (in Verbindung<br />

mit höherem Karbonmast)<br />

11.250 kg<br />

Yanmar Diesel (Standard)<br />

Ocean Volt,<br />

ein oder zwei Motoren<br />

Großsegel 68,56 m 2<br />

Vorsegel 53,71 m 2<br />

Gennaker 201,70 m 2<br />

Basispreis netto € 464.900,–<br />

Händler: Blue Sailing GmbH, Tel. +49 421 346 60 250<br />

è www.blue-yachting.de<br />

Vorbildlich aufgeräumtes<br />

Vorschiff, in die Steuersäulen<br />

integrierte Instrumente,<br />

sportliches Segeln<br />

mit Doppelruder-Anlage.<br />

3/<strong>2023</strong> 59


Elan E6<br />

Bugkabine in<br />

der Eignerversion.<br />

Es muss nicht immer<br />

Regattasegeln sein.<br />

Hell und loftartig<br />

der große Salon.<br />

Skippertisch<br />

muss sein.<br />

Mehr als nur<br />

eine Nasszelle.<br />

„ Vom Konzept und vom Geist her stellt die Elan E6 eher eine<br />

Rückkehr zu unseren Wurzeln dar.“ Marko Škrbin, Direktor Elan Segelyachten<br />

„Family and Friends“ im Urlaub<br />

gemacht. Dann allerdings profitiert<br />

man von einem, dank der höheren<br />

Geschwindigkeit, deutlich erhöhten<br />

Radius auch an Wochenenden oder<br />

auf kürzeren Törns.<br />

EIN KÖNIGREICH FÜR EIGNER<br />

Unter Deck überzeugt die Elan E6<br />

durch ein helles und modernes<br />

Design mit viel Weiß und hellem<br />

Eichenholz. Das Layout ist eher<br />

konservativ, aber dafür in vielen<br />

Details gut ausgearbeitet – mit<br />

einer besonders großen Küche, gut<br />

dimensionierten Nasszellen und<br />

viel Stauraum auch in den Bilgen.<br />

Das Schiff ist mit drei oder vier<br />

Kabinen erhältlich; die beiden Achterkabinen<br />

sind in jedem Fall groß<br />

und luftig; die Eignerkabine im<br />

Vor schiff ist, bei der Drei-Kabinen-<br />

Version, geradezu riesig. Deutlich<br />

kleiner wird es hier in der Vier-<br />

Kabinen-Version. Das sind dann<br />

zwei Einzelbetten übereinander zwischen<br />

Hauptschott und Doppelbett<br />

vorne in einer eigenen, abgetrennten<br />

Kammer. Unabhängig davon bleibt<br />

der Salon immer luftig und groß,<br />

auch das U-Sofa an Steuerbord lässt<br />

sich in ein XL-Doppelbett umbauen.<br />

Kann man eine Segelyacht immer<br />

wieder neu erfinden? Einerseits teilt<br />

die E6 wesentliche Merkmale im<br />

Rumpfdesign mit einigen Mitbewerbern:<br />

Breit und flach achtern,<br />

daher auch ausgeprägte Chines im<br />

hinteren Schiffsbereich, dazu Doppelruder<br />

und einen tiefer T-Kiel.<br />

Aber die Feinheiten machen den<br />

Unterschied aus. Bei der Elan E6<br />

sind dies die handwerkliche Sorgfalt<br />

bei der Entwicklung und im Bau<br />

sowie die kreative Würze in Design<br />

und Detail. Und von den inneren<br />

Qualitäten einmal abgesehen, unterscheidet<br />

sich die E6 ja auch optisch<br />

deutlich von anderen Yachten.<br />

ECHTER SEGELSPASS<br />

Die E6 ist gemacht für schnelles,<br />

sportliches Segeln, für die gelegentliche<br />

Regatta mit reellen Chancen<br />

Neuer Cruiser: Elan Impression 43<br />

Auf der Boot <strong>2023</strong> in Düsseldorf feierte die neue Elan Impression<br />

43 ihre Weltpremiere. Mit der Impression-Linie setzt die<br />

Werft auf Decksalon-Yachten mit viel Komfort bei einfachem<br />

Handling, was diese Serie auch für Flottenbetreiber besonders<br />

attraktiv macht.<br />

Länge ü. a.<br />

Rumpflänge<br />

Wasserlinie<br />

Breite<br />

Tiefgang <br />

Tiefgang optional<br />

Verdrängung<br />

Motor<br />

E-Motorisierung (optional)<br />

13,32 m<br />

12,82 m<br />

12,20 m<br />

4,25 m<br />

1,95 m<br />

1,70 m<br />

11.100 kg<br />

45 PS Yanmar Diesel (Standard)<br />

Oceanvolt electric TBQ<br />

Großsegel 46,68 m 2<br />

Selbstwendefock 34,10 m 2<br />

Gennaker 118 m 2<br />

è www.elan-yachts.com<br />

auf einen Podestplatz und, vor<br />

allem, das Segeln mit Familie und<br />

Freunden. Für echten Segelspaß,<br />

und das kombiniert mit einem ausgeprägten<br />

Luxus an Bord, denn das<br />

lässt sich heute sehr gut miteinander<br />

vereinen – die Elan E6 beweist<br />

das recht eindrücklich.<br />

Marko Škrbin, Direktor der Segelyachtsparte<br />

bei Elan, drückte es so<br />

aus: „Die E6 hat unsere Fähigkeiten<br />

wirklich herausgefordert und die<br />

Grenzen in Bezug auf Technologie<br />

und Design verschoben. Aber vom<br />

Konzept und vom Geist her stellt<br />

diese Yacht eher eine Rückkehr zu<br />

unseren Wurzeln dar!“<br />

<br />

Zwar ist diese Schiene von Elan nicht neu, doch mit<br />

der Impression 43 wurde nun tatsächlich eine<br />

komplette Neuentwicklung vorgestellt. Federführend<br />

waren dabei wie bei der Elan E6<br />

die Studios Humphreys Yacht<br />

Design und Pininfarina.<br />

Multitalent. Serienmäßig<br />

wird der neue Cruiser mit<br />

einer Selbst wendefock geliefert,<br />

eine überlappende Genua ist<br />

ebenso Option wie ein Rollgroß.<br />

Standard ist auch die Dreikabinen-Ver<br />

sion mit zwei Nasszellen, vier<br />

Kabinen gehen sich mit Stockbetten (in der vierten Kabine<br />

vorschiffs) auch aus. Die beiden Tische im Cockpit sind absenk-<br />

und zu Sonnenliegen wandelbar, die Badeplattform in<br />

der Basisversion überschaubar (aber optional auch in X-Large<br />

erhältlich). Bis zu zehn Personen finden an Bord Platz, das<br />

Schiff zu führen ist aber ab zwei Personen schon gut möglich.<br />

Hinter den Steuerständen sind zwei Backskisten integriert<br />

und dienen gleichzeitig als Sitzbereich für Skipper und Crew<br />

am Heck. Statt der Backskisten können auch ein Kühlschrank<br />

und ein Griller geordert werden.<br />

60 3/<strong>2023</strong>


YACHTING, REISEN UND MEER<br />

Kat-Schnitten<br />

NEUVORSTELLUNG. In erstaunlich<br />

flottem Tempo präsentiert Sunreef<br />

stets völlig neue Modelle, und die<br />

polnische Luxuskatamaranwerft enttäuscht<br />

da auch heuer nicht: Sunreef<br />

Ultima heißt eine neue Modellreihe,<br />

die sehr schnittige Hightech-Hybridkats<br />

mit halboffenem Decksplan und<br />

24 Zylinder<br />

in Serie!<br />

aufklappbaren Schanzkleidern umfasst.<br />

In Bau sind eine 45- sowie eine 55-Fuß-<br />

Version, zwei größere Modelle sind in<br />

Planung. Antriebe sind noch keine bekannt,<br />

aber das Wörtchen Hybrid und<br />

die Solarpaneele am Dach der Boote<br />

lassen die Richtung erkennen.<br />

è www.sunreef-yachts.com<br />

Flache Flundern auf zwei Rümpfen.<br />

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POWER-YACHT. Die spannendste<br />

Ansicht der neuen Fjord 41 XP ist<br />

sicherlich die von hinten: Die von der<br />

41 XL abgeleitete Außenborder-Version<br />

wird als erste Serienyacht der Welt<br />

von zwei 600 PS starken V12-Mercury-<br />

Verado-Motoren angetrieben. Wie bei<br />

der Powerboat-Marke des Hanse-Konzerns<br />

üblich, kombiniert die 41 XP den<br />

IMPRESSUM<br />

HERAUSGEBER UND EIGENTÜMER: fett und kursiv – die agentur<br />

gmbh, Hockegasse 19/23, 1180 Wien, office@fettundkursiv.at, Firmenbuchnummer<br />

294085 d, Handelsgericht Wien, UID ATU 63414200 ·<br />

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und kursiv – die agentur gmbh · Geschäfts führung: Tahsin Özen ·<br />

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Frik, www.viertelbogen.at · BLATTLINIE: <strong>ocean7</strong> ist das Lifestyle-<br />

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mit namhaften Autoren aus dem gesamten deutschsprachigen Raum<br />

nicht nur über die neuesten Yachten und schönsten Reviere weltweit,<br />

sondern widmet sich mit besonderem Engagement auch den Themen<br />

Charter, Equipment, Lifestyle, Genuss, Reisen, Umwelt und Meer.<br />

<strong>ocean7</strong> erscheint zweimonatlich als Print- Magazin und ist auch als<br />

E-Paper erhältlich. Die laufende Bericht erstattung inkl. Marketingaktivitäten<br />

erfolgt weiters auch über die Homepage www.<strong>ocean7</strong>.at<br />

sowie über Social Media · MIT ARBEITER DIESER AUSGABE: Daniela<br />

Schuster, Inga Beitz, Nicolas Claris, Florian Dauser LL.M., Jean-Baptiste<br />

D‘Enquin, Mag. Wolfgang Gemünd, Wolfgang Hausner, Christian<br />

von der Hecken, Bernd Hofstätter, Detlef Jens, Jérôme Kelagopian,<br />

Dr. Reinhard Kikinger, Mag. Eszter Kondor, Henning Obenaus, Gottfried<br />

Rieser, Dr. Bobby Schenk, Alexandra Schöler- Haring, Vassil<br />

Svechtarov, Julijan Višnjevec, Gerald Winkler · PRODUK TION UND<br />

DRUCK: Satz- und Druck-Team GmbH · ANZEIGEN: Bernd Hofstätter<br />

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4020 Linz, Lederer -<br />

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für die Mitteilungen<br />

des MSVÖ: Motor -<br />

bootsport und Seefahrts Verband<br />

Österreich, Forchheimergasse<br />

34/118, 1230 Wien,<br />

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De Antonio D50<br />

Mit Ecken<br />

62 3/<strong>2023</strong>


Die spanische Werft aus Barcelona mit Produktion in Polen und Spanien hat den Spagat aus den<br />

trendigen Außenbordmotoren und sportlichem Design optimal geschafft. Diese werden unter der<br />

Sonnenliege versteckt und bieten viele Varianten der Motorisierung. Die von uns getestete neue<br />

D50 Coupé glänzt mit einigen interessanten Innovationen.<br />

und Kanten<br />

Text BERND HOFSTÄTTER | Fotos WERFT<br />

3/<strong>2023</strong> 63


De Antonio D50<br />

Vor mittlerweile zehn Jahren<br />

haben der ehemalige<br />

Regattasegler Marc De<br />

Antonio und der Schweizer<br />

Stanislas Chmielewski die Werft<br />

De Antonio gegründet.<br />

Der Start war schon recht sportlich.<br />

Im Juli 2012 gegründet, das<br />

erste Boot (D23) in einer Garage<br />

gebaut, im Oktober im Wasser und<br />

im Jänner 2013 auf der Boot Düsseldorf.<br />

Die Nachfrage war groß,<br />

das Gesamtkonzept hat sofort am<br />

Markt eingeschlagen. 2022 wurden<br />

rund 85 Boote gebaut, für <strong>2023</strong><br />

sind rund 100 in Planung. Bis auf<br />

die D 36, die in Spanien gebaut<br />

wird, kommen alle De Antonio<br />

Yachten mittlerweile aus Polen.<br />

Wir konnten die neue D50<br />

Coupé als größte Yacht des Hauses<br />

De Antonio (Weltpremiere war im<br />

Jänner in Düsseldorf) Mitte März<br />

im Rahmen eines Best of Boats-<br />

Tests auf Herz und Nieren vor<br />

Málaga testen.<br />

VON DER SONNENLIEGE ZUM<br />

WHIRLPOOL IN NUR 5 MINUTEN<br />

Die De Antonio D50 Coupé ist die<br />

junge Schwester der 2021 vorgestellten<br />

D50 Open. Beide Modelle<br />

haben den identischen Rumpf und<br />

auch unter Deck gleichen sie sich<br />

wie ein Ei dem anderen.<br />

Die interessanten Unterschiede<br />

sind aber sofort an Deck sichtbar.<br />

Zum einen die Coupé-Version mit<br />

einem geschützten Steuerstand,<br />

zum anderen die Open, etwas<br />

zugiger, da nur mit Front-Windschutzscheibe<br />

und Carbon-Top<br />

versehen.<br />

De Antonio hat übrigens eine<br />

innovative Lösung gefunden, den<br />

Trend zu Außenbordmotoren zu<br />

nutzen, diese aber stilvoll zu verstecken,<br />

um das sportlich-elegante<br />

Gesamtbild nicht zu stören. Mehr<br />

dazu später.<br />

Der Steuerstand punktet mit zwei<br />

12”-Simrad-Screens, viel Carbon<br />

und bequemen Sitzen. Bequem<br />

auch die Steuerung dank Joystick<br />

Piloting System von Mercury.<br />

Das Deck als Walk around ist<br />

ohne Stufen ausgelegt, nur eine<br />

kleine Stufe zum Steuerstand gibt<br />

es. Nicht zu übersehen ist das hohe<br />

Freibord – als Sicherheitselement<br />

für Familien mit Kindern an Bord<br />

einerseits und als Designelement<br />

andererseits (durch das hohe Bord<br />

zeigt das Boot eine schöne eigenständige<br />

Seitenlinie).<br />

An Deck sind die Unterschiede<br />

zwischen den beiden Modellen<br />

leicht zu erkennen. Die Coupé verfügt<br />

über eine bis hinter die Sitzreihe<br />

mit vier Plätzen reichende<br />

Kabine mit Küchenzeile und zwei<br />

Kühlschränken seitlich des mittigen<br />

Durchgangs. Bei der Open-<br />

Die beiden Seitentische<br />

lassen sich zu einem<br />

großen aufklappen.<br />

Stauraum für Fender<br />

und Wasserspielzeug.<br />

Steuerstand mit<br />

spurstabilen Sitzen.<br />

Version zieht sich die Küchenzeile<br />

mit Grillplatte in einer klaren Linie<br />

durch.<br />

Die beiden Tische können zu<br />

einem großen Tisch für bis zu<br />

zwölf Personen aufgeklappt werden.<br />

Unter der Sitzbank verstecken<br />

sich backbords und steuerbords je<br />

zwei Hocker, die weitere Sitzgelegenheiten<br />

am Tisch bieten.<br />

Der Bugbereich hat eine große<br />

Sonnenliege, die durch einen<br />

Whirlpool ersetzt werden kann.<br />

Eine gern genommene Option, da<br />

das Becken binnen fünf Minuten<br />

mit 900 l Meerwasser gefüllt und<br />

leer ebenfalls als Sonnenliege genutzt<br />

werden kann.<br />

Hier zwei Außenborder, möglich<br />

sind aber auch drei oder vier.<br />

„ De Antonio<br />

einfach unte<br />

am Heck ver<br />

Cabrio-Feeling auf der<br />

Open-, heimelig ist es<br />

auf der Coupé-Version.<br />

64 3/<strong>2023</strong>


WO DIE AUSSENBORDER<br />

F RIEDLICH SCHLUMMERN<br />

Unter Deck führt der erste Weg in<br />

die Bugkabine mit mittigem Doppelbett,<br />

das beidseits flankiert von<br />

viel Stauraum ist. Auf der Matratze<br />

liegt man etwas hart, diese kann<br />

aber optional gegen eine gemütlichere<br />

ausgetauscht werden. Toilette<br />

und Dusche sind auch da, ebenso<br />

eine Küchenzeile beim Niedergang.<br />

Die Kabine unter dem Steuerstand<br />

ist sehr opulent als „ Living<br />

Room“ eingerichtet, kann aber bei<br />

Bedarf auf ein Schlafzimmer (mit<br />

Doppelbett) umgelegt werden. Wer<br />

noch mehr Kojen haben will, wähle<br />

die Dreikabinen-Variante.<br />

Wieder an Deck, schreiten wir<br />

zur anfangs erwähnten Innovation:<br />

De Antonio hat die Außenbordmotoren<br />

einfach unter der großen<br />

Sonnenliege am Heck verschwinden<br />

lassen. Auf dem Testboot<br />

haben wir es da gleich mit zwei<br />

Mercury V12 Varado (je 600 PS)<br />

zu tun.<br />

Möglich wären auch drei dieser<br />

Motoren bzw. vier mit je 300 oder<br />

350 PS. Also mächtig Dampf für<br />

die knapp 15 m lange Yacht.<br />

Das offene Heck bietet eine<br />

große Badeplattform, die optional<br />

hydraulisch absenkbar ist und für<br />

JetSky und Co. genutzt werden<br />

kann. Zwischen Steuerstand und<br />

De Antonio D50<br />

Länge<br />

Breite <br />

Tiefgang<br />

14,90 m<br />

4,4 m<br />

0,70 m<br />

Max. Pers. 12<br />

Kabinen2<br />

Dusche1<br />

Gewicht <br />

11.500 kg<br />

Preis netto (ohne Motoren) ab € 595.000,–<br />

Händler: Baotić Yachting GmbH, Edisonstraße 6, D-60388<br />

Frankfurt, Tel. +49 69 829 78 80, info@baotic-yachting.de<br />

è www.baotic-yachting.de<br />

hat die Außenbord motoren<br />

r der großen Sonnenliege<br />

schwinden lassen.“<br />

Kühlschrank und<br />

Küche gleich hinter<br />

dem Steuerstand.<br />

Sportlich elegant die<br />

seitliche Carbonstange.<br />

Walkaround bei<br />

hohem Freibord.<br />

3/<strong>2023</strong> 65


De Antonio D50<br />

Der Living Room kann<br />

auch als Schlafzimmer<br />

genutzt werden.<br />

Cleverer Stauraum<br />

auch im Niedergang.<br />

Blick in die Bugkabine<br />

mit mittigem Doppelbett.<br />

Auf Wunsch gibt es einen<br />

Whirlpool statt Sonnenliegen.<br />

„ Ins Gleiten kommt der zweistufige Rumpf innerhalb von sechs<br />

Sekunden bei rund 4.500 U/min und 20 Knoten Fahrt.“<br />

Sonnenliege versteckt sich eine<br />

vertikale Dingi-Garage, in der Beiboote<br />

bis 2,5 m Platz finden – oder<br />

eben Fender und anderes Wasserspielzeug.<br />

Der Heckbereich unter<br />

Wasser erinnert an einen Katamaran<br />

und soll bei flotten Kurvenfahrten<br />

noch mehr Stabilität bieten.<br />

Zu den weiteren Innovationen<br />

zählen die seitliche Carbonstange –<br />

ein Eye-Catcher, der abgenommen<br />

werden kann, will man den seitlichen<br />

Einstieg erleichtern; bemerkenswert<br />

auch die Fender-Haken<br />

an der Innenseite des Freibords,<br />

die das Ausbringen der Fender<br />

zum Kinderspiel machen.<br />

ZU PERFEKTE BEDINGUNGEN<br />

Der tiefe V-Rumpf der beiden D50<br />

ist identisch, die 500 kg mehr der<br />

Coupé-Version fallen beim Fahren<br />

kaum ins Gewicht. Dank der großzügigen<br />

Motorisierung beschleunigt<br />

die Coupé innerhalb von 29<br />

Sekunden auf 44 Knoten Höchstgeschwindigkeit.<br />

Erwartungsgemäß<br />

hält sich der Geräuschpegel im<br />

Vergleich zu offenen Outbordern<br />

in Grenzen.<br />

Bei unserem Test waren die<br />

Bedingungen fast zu perfekt: Kein<br />

Wind, glatte See, aber immerhin<br />

acht Personen an Bord. Die De<br />

Antonio mag langgezogene Kurven,<br />

Fahrten durch die eigene Welle<br />

steckt der Rumpf locker weg, bei<br />

ganz engen Kurven ist ein leichtes<br />

gravitierendes Gurgeln aus dem<br />

Heckbereich zu vernehmen.<br />

Generell liegt das Boot aber sehr<br />

stabil im Wasser, reagiert genau<br />

auf Lenkbewegungen und vermittelt<br />

somit auch im höheren Tempobereich<br />

ein gutes Gefühl von Sicherheit<br />

und Kontrolle. Der Wenderadius<br />

liegt übrigens bei rund<br />

2,5 Bootslängen.<br />

Ins Gleiten kommt der zweistufige<br />

Rumpf innerhalb von sechs<br />

Sekunden bei rund 4.500 U/min und<br />

20 Knoten, die Cruising Speed liegt<br />

bei 26 Knoten und 4.000 U/min.,<br />

der Verbrauch liegt dann bei etwa<br />

83 Litern pro Stunde.<br />

GROSSE ZUKUNFT<br />

Gerade erst im Jänner hat die De<br />

Antonio D50 Coupé in Düsseldorf<br />

Weltpremiere gefeiert, schon<br />

wird am nächsten, noch größeren<br />

Modell getüftelt: Mit der MY 65<br />

soll eine weitere Produktlinie (mit<br />

Innenbordmotoren) entstehen.<br />

Key- Features: absenkbare Seitenwände,<br />

Flybridge-Sonnenliegen,<br />

großer Whirlpool und mehr.<br />

Ein weiteres Projekt könnte beim<br />

America’s Cup 2024 in Barcelona<br />

für Aufsehen sorgen: Elektrische<br />

De Antonio Begleitboote mit viel<br />

Power für die Formel 1 im Segelsport<br />

sind zwar im Gespräch, aber<br />

derzeit noch nicht in trockenen<br />

Tüchern. <br />

<br />

66 3/<strong>2023</strong>


Yachtkauf<br />

Anzahlung, Angeld?<br />

Augen auf – Kauf ist Kauf, so das bekannte Sprichwort. Doch beim Erwerb einer (gebrauchten) Yacht können<br />

vor allem rechtliche Unsicherheiten den Blick trüben. Worauf beim Yachterwerb unbedingt zu achten ist, verrät<br />

ausführlich und daher verteilt auf sieben Kapitel Experte Florian Dauser. Kapitel 1: die Kaufanbahnung.<br />

In der Praxis wird der Kauf oder<br />

Verkauf einer privaten Yacht oft<br />

ohne Begleitung eines versierten<br />

Rechtsanwalts abgewickelt. Das<br />

kann auch dann zu Problemen führen,<br />

wenn die Yacht schon längst<br />

übergeben wurde. Dieser Beitrag<br />

soll Erklärungen und Praxistipps<br />

bei der Kaufanbahnung aus meinem<br />

professionellen Umfeld bieten,<br />

die auch für Nichtjuristen leicht<br />

verständlich sind.<br />

TIPP 1: VERKAUFSINSERAT<br />

Verkäufer sollten bei der Gestaltung<br />

ihrer Inserate darauf achten,<br />

dass Angaben über den Zustand<br />

ihrer Yacht im Zweifel Vertragsgegenstand<br />

werden können. Angaben<br />

insbesondere bei einem Gebrauchtboot<br />

wie beispielsweise „technisch<br />

neuwertig und im einwandfreien<br />

Zustand“ sollten daher nicht verwendet<br />

werden. Zumal – und das<br />

sollte jedem Wassersportler bekannt<br />

sein – keine Yacht gänzlich<br />

frei von Mängeln ist.<br />

TIPP 2: MÜNDLICHER VERTRAG<br />

Allgemein hat sich durchgesetzt,<br />

dass Verträge schriftlich abgeschlossen<br />

werden. Rechtlich<br />

kommt es aber nicht darauf an,<br />

ob ein schriftlicher Vertrag unterzeichnet<br />

wurde.<br />

Sobald sich Verkäufer und Käufer<br />

mündlich über Kaufsache und<br />

Kaufpreis einig sind und beide<br />

ihren Kauf- bzw. Verkaufswillen<br />

zum Ausdruck gebracht haben, ist<br />

ein gültiger Kaufvertrag zustande<br />

gekommen, dessen Einhaltung auch<br />

eingeklagt werden kann. Es sollte<br />

daher – von beiden Seiten – immer<br />

zum Ausdruck gebracht werden,<br />

FLORIAN DAUSER<br />

ist Rechtsanwalt in<br />

Wien mit Spezialisierung<br />

auf Schifffahrtsund<br />

Seerecht sowie<br />

Versicherungs- und<br />

Arbeitsrecht.<br />

florian.dauser@fwp.at<br />

dass man sich zwar grundsätzlich<br />

einig ist, aber noch ein schriftlicher<br />

Vertrag aufgesetzt werden muss.<br />

Mündlich gemachte Angaben<br />

werden im Zweifel Vertragsinhalt,<br />

egal ob ein schriftlicher oder ein<br />

mündlicher Kaufvertrag vorliegt.<br />

Insbesondere Verkäufer sollten daher<br />

mit Angaben über den Zustand<br />

ihrer gebrauchten Yacht zurückhaltend<br />

sein und die Yacht selbst für<br />

sich sprechen lassen.<br />

Angaben über durchgeführte<br />

Wartungs- und Reparaturarbeiten<br />

sind mangels Zusicherung eines<br />

bestimmten Zustands jedoch unproblematisch.<br />

TIPP 3: BESICHTIGUNG<br />

Bei der Besichtigung einer Yacht<br />

sollte immer eine sachkundige Person<br />

anwesend sein, damit man als<br />

Käufer später keine bösen Überraschungen<br />

erlebt. Verkäufern ist<br />

zu raten, dass bei der Besichtigung<br />

hervortretende Unregelmäßigkeiten<br />

dokumentiert werden, damit<br />

diese später in den Kaufvertrag<br />

aufgenommen werden können.<br />

So kann sich ein Käufer nicht<br />

darauf berufen, dass ihm etwas<br />

verschwiegen wurde, was während<br />

der Besichtigung aber<br />

ohnehin zutage<br />

getreten ist oder<br />

offenkundig war.<br />

TIPP 4: VOR -<br />

VERTRAG<br />

Wollen sich beide Seiten<br />

verpflichten,<br />

den<br />

Yachtkauf<br />

abzuwickeln,<br />

aber es<br />

ist noch kein Kaufvertrag vorbereitet,<br />

macht es Sinn, einen Vorvertrag<br />

zu verfassen. In diesem verpflichten<br />

sich beide Seiten, einen Kaufvertrag<br />

zu den vorab besprochenen<br />

und im Vorvertrag vereinbarten<br />

Bedingungen abzuschließen.<br />

Auch der Umgang mit einer allfälligen<br />

Anzahlung kann und sollte<br />

im Vorvertrag geregelt werden.<br />

TIPP 5: ANZAHLUNG<br />

Wird keine ausdrückliche Vereinbarung<br />

getroffen, könnte eine Anzahlung<br />

beispielsweise als sogenanntes<br />

Angeld angesehen werden.<br />

Bei einem Angeld verliert der Käufer<br />

seine vorab geleistete Anzahlung,<br />

wenn von seiner Seite kein<br />

Kauf zustande kommt, bei einer<br />

Anzahlung nicht.<br />

Weiters muss der Verkäufer<br />

einen Betrag in Höhe des Angelds<br />

an den Käufer zahlen, wenn von<br />

seiner Seite aus kein Kauf zustande<br />

kommt. Um Rechtssicherheit zu<br />

schaffen, sollte daher ausdrücklich<br />

geregelt sein, wie mit einer Anzahlung<br />

zu verfahren ist.<br />

<br />

Nächste Ausgabe: Kapitel 2, der<br />

Kaufvertrag.<br />

ILLUSTRATION: ARTYU STUDIO/SHUTTERSTOCK.COM<br />

3/<strong>2023</strong> 67


M<br />

V<br />

S<br />

Ö<br />

MOTORBOOTSPORT UND SEEFAHRTS VERBAND ÖSTERREICH<br />

News Mai/Juni <strong>2023</strong><br />

Chapeau!<br />

1956 gegründet, ist der Erfolg des Motorbootsport und Seefahrts Verband Österreich dem großen<br />

Engagement vieler Mitglieder geschuldet. Wie jedes Jahr gab es auch heuer zahlreiche Ehrungen<br />

für besondere Verdienste.<br />

MSVÖ FAHRTENSKIPPER 2022<br />

Auch 2022 waren einige MSVÖ-<br />

Mitglieder auf den Binnen- oder<br />

Küstengewässern unterwegs und<br />

haben sich eine Anerkennung für<br />

ihre sportliche Leistung verdient.<br />

Der MSVÖ hat die Fahrtenskipper<br />

in den verschiedenen Bereichen<br />

geehrt:<br />

Fahrtenskipper Motoryacht<br />

BinneN: 1. Cornelia und Stefan<br />

Umathum (742 km), 2. Lothar<br />

und Barbara Müller (580 km).<br />

Fahrtenskipper Motoryacht<br />

See: keine Einreichung.<br />

Fahrtenskipper Segelyacht<br />

See: Harald Neumayer (951 sm).<br />

SILBERNES EHRENZEICHEN<br />

Für die 15-jährige ununterbrochene<br />

aktive Mitgliedschaft oder zehnjährige<br />

erfolgreiche Ausübung<br />

einer Funktion in einem Club des<br />

MSVÖ wurden folgende Mitglieder<br />

der MSVÖ-Mitgliederclubs<br />

mit dem Silbernen Ehrenzeichen<br />

geehrt: Martina Thür (Bootsclub<br />

Lilienfeld), Manfred Hasicka<br />

(ÖAMTC Motorboot Club Vindobona),<br />

Peter Kutzka (ÖAMTC<br />

Motorboot Club Vindobona),<br />

Bernhard Rezac (ARBÖ Wasserski<br />

und Motorboot Club Wien),<br />

Hans Steinbach (ARBÖ Wasserski<br />

und Motorboot Club Wien).<br />

GOLDENER PROPELLER<br />

MIT BRILLANTEN<br />

Für besondere Verdienste im<br />

Motorbootsport wurde der Goldene<br />

Propeller mit Brillanten an<br />

Helmut Apfelbeck (Motorbootclub<br />

St. Pölten) verliehen.<br />

GOLD MIT BRILLANTEN<br />

Im Anschluss an bereits erfolgte<br />

Ehrungen, u. a. das Goldene Ehren-<br />

Nachrichten für die Schifffahrt der OSB<br />

Fluss Donau – Strom-km 1916.0 bis 1934.0,<br />

Beschränkung bis 31. Dezember <strong>2023</strong>, 23:59 Uhr:<br />

Durchgehend Verzögerung höchstens 1 Stunde.<br />

Zusätzliche Meldepflicht über UKW-Kanal 10,<br />

Polizei Wien. Ergänzende Infos: http://nts.<br />

doris.bmk.gv.at/Download?attachement=<br />

2006000510000000363. Talfahrer bei Strom-km<br />

1934 haben sich auf UKW-Kanal 10 bei der Polizei<br />

zu melden, Bergfahrer bei Strom-km 1916.<br />

Talfahrer aus dem Donaukanal, die einen Grenzübertritt<br />

zur Slowakei vorhaben, haben sich<br />

ebenfalls auf UKW-Kanal 10 bei der Polizei zu<br />

melden! Passagier- und Besatzungslisten (Excel-<br />

Format) zu Gunsten der Kontrollzeit vorweg an<br />

LPD-W-LVA-Wasserpolizeiinspektion-Wien@<br />

polizei.gv.at<br />

zeichen des Landes Niederösterreich,<br />

überreichte der Motorbootsport<br />

und Seefahrts Verband<br />

Österreich dem Präsidenten des<br />

Motorbootlandesverbands Niederösterreich,<br />

Franz Hebenstreit, den<br />

„Goldenen Propeller mit Brillanten“<br />

für seine außerordentlichen<br />

Verdienste. Zahlreiche Verdienste<br />

im Motorbootsport sowie Funktionärsarbeit<br />

in Clubs und Vereinen<br />

begleiteten seine Erfolge.<br />

Die Verleihung erfolgte zusammen<br />

mit der Urkunde im Rahmen<br />

des Neujahrsempfanges im Tullner<br />

Rathaus durch den Binnenreferenten<br />

des MSVÖ. Pandemiebedingt<br />

fand der Empfang erstmals wieder<br />

am 19. Jänner dieses Jahres statt.<br />

Unter den geladenen Gästen waren<br />

der Tullner Vizebürgermeister<br />

Harald Schinnerl, Stadtrat Franz X.<br />

Hebenstreit, Vertreter von Behörden,<br />

Land NÖ, Wasserrettung,<br />

Präsidenten(-innen) von Motorbootclubs<br />

und Verbänden zahlreich<br />

erschienen. Sie gratulierten<br />

alle herzlich mit Applaus.<br />

Ein kleiner Auszug der Leistungen<br />

und Erfolge der letzten Jahrzehnte<br />

von Franz Hebenstreit:<br />

Gründungsobmann Wasserski club<br />

Tulln seit 1985, österreichischer<br />

Staatsmeister im Wasserski-Racing<br />

1993, Vorstand im Wasserski-<br />

Landesverband NÖ seit 1998,<br />

Präsident des Motorbootclubs<br />

Tulln seit 2001, European-Racing-<br />

Council-Member (Wasserski) seit<br />

2004, Präsident MLVNÖ seit 2017.<br />

Schleuse Aschach, rechte Kammer, Donau<br />

km 2162.8, Beschränkungen vom 4. August 2022<br />

durchgehend: Besondere Vorsicht und Verzögerung<br />

im ganzen Bereich. Wegen technischen<br />

Gebrechens beim Stemmtor Außenmauer ist ab<br />

sofort die rechte Schleusenkammer nur noch<br />

eingeschränkt benutzbar und es werden nur noch<br />

Einzelfahrer geschleust, welche eher in der Mitte<br />

der Schleusenkammer oder nahe der Mittelmauer<br />

in die Schleuse ein- bzw. aus der Schleuse ausfahren<br />

müssen. Es kann auch zu kurzfristigen<br />

Sperren der rechten Schleusenkammer kommen.<br />

Die Nachrichten können unter<br />

è https://nts.doris.bmk.gv.at abgerufen<br />

und als E-Mail abonniert werden.<br />

Franz Hebenstreit<br />

(MLVW), C.M. Vogt<br />

(MSVÖ).<br />

FOTO: PETRA LUX<br />

68 3/<strong>2023</strong>


Schneller, schärfer, heller<br />

DISPLAY & CO. Das norwegische<br />

Start-up Orca stellt spannende Nischenprodukte<br />

im Bereich maritimer<br />

Navigation her – z. B. ein verstärktes,<br />

wasserdichtes, wärmeresistentes und<br />

mit spezieller Software ausgestattetes<br />

Tablet, das als 10-Zoll-Kartenplotter<br />

verwendet wird. Jetzt gerade erschienen<br />

ist die verbesserte Version Orca<br />

Display 2, die mit einem ultrahellen<br />

Bildschirm, Full-HD-Auflösung,<br />

8-Kern-CPU und einem Dual-Core-<br />

Grafikprozessor ausgestattet ist.<br />

Außerdem im Programm: Ein<br />

Smart Navigation Hub, der es mit<br />

einer ebenfalls von Orca entwickelten<br />

App möglich macht, mit der Apple<br />

Watch den Autopiloten und andere<br />

Funktionen an Bord zu kontrollieren.<br />

è www.getorca.com<br />

PANORAMA<br />

Tipps, Trends & Neuheiten<br />

Mit dem Tablet oder<br />

der Apple Watch<br />

alles im Blick und<br />

Griff haben.<br />

FOTO: JIRI FOLTYN/SHUTTERSTOCK.COM<br />

Dinghy bringt’s<br />

LIEFERSERVICE. Pizza aufs Schiff<br />

in der Badebucht? Die App Dinghy<br />

macht’s möglich. Ob Lebensmittel,<br />

Speisen, Getränke oder andere Güter<br />

wie z. B. Medikamente – vieles kann<br />

man sich über diese App in Buchten<br />

oder zu Liegeplätzen in der kroatischen<br />

Adria liefern lassen.<br />

Entwickler ist ein kroatisches<br />

Start-up in Split, der Service funktioniert<br />

daher auch zu den nahe gelegenen<br />

Inseln am besten. Die Lieferung<br />

wird übrigens auch über Land in die<br />

Marina angeboten, man könnte also<br />

gleich nach der Ankunft ablegen.<br />

è https://dinghyeu.com<br />

boats.com<br />

BOOTSHANDEL. Als<br />

ein führender Betreiber<br />

von Online-Bootsbörsen,<br />

zu dem zehn Online-Marktplätze<br />

gehören,<br />

hat Boats Group<br />

einen interaktiven und<br />

kostenfreien Nachfrage-Tracker<br />

veröffentlicht,<br />

der Einblick in<br />

die Nachfragesituation<br />

bezüglich spezifischer<br />

Boots- und Preisklassen in unterschied lichen<br />

europäischen Märkten gewährt.<br />

Mit dem Tool möchte man nicht nur Händlern<br />

und Verkäufern ermöglichen, ihre Bootsklassen<br />

in dafür passenden Märkten zu vermarkten.<br />

Der Tracker ist auch für Privatkunden<br />

interessant, die wissen möchten, auf welchem<br />

Gebrauchtmarkt ihr Boot – je nach Typ – besonders<br />

gesucht ist.<br />

è www.boot24.com<br />

Wo wird welche Bootsklasse<br />

am meisten<br />

nachgefragt?<br />

Norbert Leifeld,<br />

Chief Operating Officer.<br />

Hands on!<br />

MANAGEMENT. Mit Norbert Leifeld ist seit<br />

Anfang April auch ein Chief Operating Officer<br />

an Bord von Bavaria. Verantwortlich für Produktentwicklung<br />

und Operationsbereich, repräsentiert<br />

er zusammen mit CEO Marc Diening<br />

die Geschäftsführung. Das Timing ist gut, denn<br />

es herrscht Hochbetrieb: 18–20 Yachten laufen<br />

pro Woche vom Band – und für die erst im Jänner<br />

in Düsseldorf vorgestellte C46 liegen auch<br />

schon über 100 Bestellungen auf dem Tisch.<br />

è www.bavariayachts.com<br />

Bavaria-Werft<br />

in Giebelstadt.<br />

FOTOS: CHRISTIAN SCHNEIDER/BAVARIA<br />

3/<strong>2023</strong> 69


YACHT CLUB AUSTRIA<br />

News Mai/Juni <strong>2023</strong><br />

YCA-AKTUELL<br />

Frauen mit Power<br />

Die Mitglieder haben gewählt und für schöne Überraschungen gesorgt: In zwei Bundesländern<br />

haben nun Frauen das Sagen. Die Crew Tirol/Vorarlberg und die Crew Salzburg werden von<br />

erfahrenen Seglerinnen geführt: Gabriele „Gabi“ Gunda übernimmt das Ruder in der Crew<br />

Tirol/Vorarlberg, das Salzburger Team leitet schon seit Anfang Februar Gabi Monz.<br />

Das Interview führte GOTTFRIED „TITZL“ RIESER, YCA-COMMODORE<br />

Wir bitten nun das Führungsduo vor<br />

den Vorhang, die zentrale Frage an<br />

beide Powerfrauen: Wie seid ihr zum<br />

Segeln und zum YCA gekommen?<br />

Gabi Gunda: Bereits 1983 habe ich<br />

den A-Schein auf dem Neusiedler<br />

See erworben. Danach waren meine<br />

Urlaube überwiegend dem Segeln<br />

gewidmet. Sogar meinen Partner<br />

habe ich mir danach ausgesucht,<br />

ob er segelt! (lacht) Zur Vorbereitung<br />

auf meinen ersten Törn<br />

auf dem Meer wollte ich eine fundierte<br />

Ausbildung und da kam für<br />

mich nur eine Ausbildung beim<br />

Yacht Club Austria in Frage. Mittlerweile<br />

hab ich über 14.000 Seemeilen<br />

Erfahrung und besitze den<br />

FB4-Schein.<br />

Gabi Monz: Eine Arbeitskollegin<br />

überredete mich zum FB2-Kurs<br />

beim YCA. Meine ersten Segelerlebnissen<br />

habe ich durch eine Schulveranstaltung<br />

am Zeller See erlebt<br />

und dadurch meinen Grundschein<br />

bekommen. Der A-Schein am<br />

Mondsee folgte. Durch meinen<br />

Mann lernte ich das Segeln auf dem<br />

Meer kennen. Mit unseren Kindern<br />

haben wir Törns in Kroatien, Elba<br />

und Korsika unternommen.<br />

Was sind eure seglerischen<br />

Höhepunkte?<br />

Gabi Monz: Ich liebe die Bretagne,<br />

das Segeln mit den Gezeiten, das<br />

besondere Revier und die französische<br />

Mentalität.<br />

Gabi Gunda: Ich habe an diversen<br />

Regatten wie dem Gebirgssegler<br />

Cup und dem „Sagenhaft“ Cup teilgenommen.<br />

Tolle Erfahrungen waren<br />

die Yachtüberstellungen von<br />

der griechischen Insel Samos bzw.<br />

von Alexandria (Ägypten) nach<br />

Kroatien.<br />

Welche Schwerpunkte sind euch als<br />

neuen Crew-Commandern wichtig?<br />

Gabi Gunda: Ich möchte die Kontakte<br />

zur Segel-Community in Tirol/Vorarlberg<br />

pflegen. Unsere Binnenreviere<br />

Achensee und Bodensee<br />

sind gerade für jüngere Personen<br />

ein guter Einstieg in den Segelsport.<br />

Eine Verjüngung der Mitgliederstruktur<br />

wird uns sicherlich<br />

gut tun! Das Miteinander, das Generationen-<br />

und Club-Verbindende<br />

ist mir bei diesen Vorhaben sehr<br />

wichtig.<br />

Gabi Monz: Unser besonderes<br />

Augenmerk in Salzburg liegt in<br />

der Ausbildung und Jugendarbeit.<br />

Zusätzlich zu den Clubabenden<br />

wollen wir Online-Seminare und<br />

Vorträge weiter ausbauen, damit<br />

sich sämtliche YCA-Mitglieder in<br />

ganz Österreich besser vernetzen.<br />

Welche persönlichen Ziele habt ihr für<br />

die kommende Zeit?<br />

Gabi Gunda: Die Funktion des<br />

Crew-Commanders füllt jetzt<br />

schon einen guten Teil meiner<br />

Freizeit aus. Mein Ziel ist es, in den<br />

Trainerkader des YCA aufgenommen<br />

zu werden, die Trainerausbildung<br />

zu absolvieren und dabei<br />

mein seglerisches Knowhow weiter<br />

auszubauen.<br />

Gabi Monz, Crew-Commander der YCA-Crew Salzburg.<br />

Gabi Gunda, Crew-Commander der YCA Crew Tirol-Vorarlberg.<br />

Gabi Monz: Wenn ich das alles<br />

jetzt aufzähle, sitzen wir morgen<br />

auch noch da. Ich möchte jedenfalls<br />

die Crew Salzburg wieder<br />

zu jener Stärke bringen, die wir<br />

vor Jahren hatten – mit meinem<br />

jungen Team sind wir auf dem<br />

rich tigen Weg dorthin.<br />

70 3/<strong>2023</strong>


YACHT CLUB AUSTRIA<br />

GENERALSEKRETARIAT<br />

Estermannstraße 6, 4020 Linz<br />

+43(0)732 781086, office@yca.at<br />

www.yca.at<br />

COMMODORE<br />

Gottfried „Titzl“ Rieser<br />

+43(0)664 3706027<br />

gottfried.rieser@yca.at<br />

CREW WIEN, NÖ, BURGENLAND<br />

Crew-Commander<br />

Franz A. Schalk<br />

+43(0)664 2107472<br />

franz.schalk@yca.at<br />

CREW SALZBURG<br />

Crew-Commander<br />

Gabi Monz<br />

+43(0)699 11415177<br />

gabi.monz@yca.at<br />

YCA-RÜCKBLICK<br />

Die große Show<br />

Boot Tulln <strong>2023</strong>: Für den Yacht Club Austria war sie die mit Abstand<br />

erfolgreichste Messe bisher. Zu den bestehenden 2.600 Mitgliedern gab<br />

es ein deutliches Plus an neuen Mitgliedern zu feiern. 45.000 Besucher<br />

ließen sich die Boot Tulln <strong>2023</strong> nicht entgehen.<br />

Text JOSEF WAGNER | Fotos WOLFGANG HURCH, KOMPETENZZENTRUM<br />

Publikumsmagnet auf unserem<br />

YCA-Stand war die täglich flotte<br />

Mittagsküche von Melanie<br />

Swatosch mit „Hühnerfilet-Nockerln<br />

aus Istrien“ und Präsentation ihres<br />

neuen Buches „Gourmet auf Reisen“.<br />

Seine Künste im Knotenflechten<br />

zeigte Harald Schwanzer, YCA-Ausbildungsreferent<br />

in der Steiermark,<br />

und wie perfekte Soft-Schäkel zu<br />

spleißen sind.<br />

Die YCA Regatta-Organisatoren<br />

Mike Hecker (Gebirgssegler Cup),<br />

Daniel Kirchmeier und Fritz Abl<br />

(Alpe Adria Sailing Week) standen<br />

interessierten Besuchern für alle<br />

Anfragen und Informationen zur<br />

Verfügung. So konnten am Samstag<br />

auch die Yachten der Einheitsklasse<br />

für den Alpe Austria Cup <strong>2023</strong> verlost<br />

werden.<br />

Die Boot Tulln bewies erneut, dass<br />

sich Taucher, Segler und Motorbootfahrer<br />

unter einem Dach zusammenfinden<br />

können, um gemeinsam die<br />

Welt des Wassersports zu beflügeln.<br />

Die ganze Welt<br />

des YCA war<br />

auf der Boot<br />

Tulln hautnah<br />

zu erleben.<br />

FOTO: STUDIO46.AT FOTO: TANJA GÜTTERSBERGER<br />

CREW OBERÖSTERREICH<br />

Crew-Commander,<br />

Generalsekretär<br />

Thomas Hickersberger<br />

+43(0)676 3067224<br />

thomas.hickersberger@yca.at<br />

CREW TIROL UND VORARLBERG<br />

Crew-Commander<br />

Gabi Gunda<br />

+43(0)650 2602805<br />

gabi.gunda@yca-tirol.at<br />

CREW KÄRNTEN<br />

Crew-Commander<br />

Daniel Kirchmeier<br />

+43(0)664 2131805<br />

daniel.kirchmeier@yca.at<br />

www.yca-crew-ktn.at<br />

CREW STEIERMARK<br />

Crew-Commander<br />

Mike Hecker<br />

+43(0)676 6086035<br />

mike.hecker@yca.at<br />

AUSBILDUNG<br />

YCA-Ausbildungsleiter<br />

Gerald Truttenberger<br />

+43(0)664 2253313<br />

gerald.truttenberger@yca.at<br />

NAUTISCHES<br />

KOMPETENZ-ZENTRUM<br />

Wolfgang Hurch<br />

+43(0)732 781086<br />

wolfgang.hurch@yca.at<br />

3/<strong>2023</strong> 71


YACHT CLUB AUSTRIA<br />

News Mai/Juni <strong>2023</strong><br />

YCA-TIPP<br />

Seglerparadies Balaton<br />

BALATONFŰZFŐ<br />

Nachdem das „Meer der Wiener“, der Neusiedler See, den tiefsten Wasserstand<br />

seit 1965 erreicht hat und kaum noch befahrbar ist, hat der YCA<br />

einen Blick über die ungarische Grenze zum Plattensee geworfen.<br />

Plattensee<br />

TIHANY<br />

BALATONFÖLDVÁR<br />

Text JOSEF WAGNER, MARKETING<br />

Der schmale, flache Balaton<br />

erstreckt sich 80 km in westöstlicher<br />

Richtung, ist zwischen<br />

3 und 12 km breit und mit<br />

594 km 2 fast doppelt so groß wie<br />

der Neusiedler See. Nördlich vor<br />

der Halbinsel Tihany misst der See<br />

über 12 m Tiefe.<br />

Die vorherrschende Windrichtung<br />

am Plattensee ist N und NW.<br />

Ein Südwind kündigt (meist zwei<br />

Tage vorher) eine Schlechtwetterfront<br />

an. Zwischen Mai und September<br />

warnt ein gelbweißes Blitzlicht<br />

an 24 Uferstellen vor Sturm.<br />

Die windreichsten Monate sind<br />

April, Mai, September und Oktober,<br />

die windschwächeren Monate sind<br />

eher Juli und August. Das zwar an<br />

BAD HÉVÍZ<br />

KESZTHELY<br />

BALATONGYÖRÖK<br />

Mineralien reiche, aber nicht salzhaltige<br />

Wasser ist sehr sauber. Es<br />

ist oft ganz seidig, zumindest vermittelt<br />

die Haut diese Wirkung.<br />

Nicht von ungefähr: Man könnte es<br />

als stark verdünntes Mineralwasser<br />

bezeichnen.<br />

Viele historische Städte, Burgruinen<br />

und Weinberge locken mit<br />

1001 Attraktionen zum Verweilen.<br />

Einige der schönsten Orte und<br />

Strände liegen rund um den Plattensee.<br />

Bad Héviz mit seinem Thermalbad,<br />

Tihany mit seiner Halbinsel,<br />

die weit in den See hineinragt,<br />

Keszthely mit dem Schloss Festetics,<br />

Balatonföldvár für Sport und Erholung,<br />

Balatongyörök mit angeblich<br />

schönstem Strand und Panoramablick,<br />

Lido-Strand Vonyarcvashegy<br />

mit Wassersport und Badevergnügen.<br />

Ruhe und Entspannung sind<br />

am Szigligeter Strand zu finden.<br />

Fast alle 60 Häfen (laut Balaton<br />

Pilot-Hafenhandbuch) haben Liegeplätze<br />

für 1–2 Nächte frei. Fast<br />

alle Marinas wurden erst vor Kurzem<br />

renoviert und verfügen über<br />

Stromanschluss (220 V) und gute<br />

Sanitäranlagen.<br />

Die Hafengebühren belaufen sich<br />

auf ca. 5.000 HUF (ca. 20 Euro) pro<br />

Nacht für 25-Fuß-Boote. Fast alle<br />

Hafenmeister sprechen Deutsch<br />

oder Englisch.<br />

FOTOS: SHUTTERSTOCK – ANDRAS CSONTOS, ALES LISKA, FEELTHEDRONE, BOTOND HORVATH, JANOSSY GERGELY, VVVITA<br />

Blick von der Halbinsel<br />

Tihany auf den Plattensee.<br />

Hévíz, der einzigartige natürliche<br />

Thermalsee nahe dem Balaton.<br />

Blick durch das Schilf auf<br />

den Sonnenuntergang.<br />

Marina von Balatonfűzfő.<br />

Schloss Festetics in Keszthely.<br />

Fast alle 60 Häfen am See haben<br />

Liegeplätze für 1–2 Nächte frei.<br />

72 3/<strong>2023</strong>


YCA-AKTUELL<br />

Kroatien und der Euro<br />

Lang ersehnt, heiß erwähnt: Gute Nachrichten für Kroatien-Segler<br />

und Urlauber – mit Jänner <strong>2023</strong> wurde der Euro eingeführt.<br />

Text JOSEF WAGNER, MARKETING<br />

Der offizielle Wechselkurs<br />

beträgt 7,53450 Kuna für<br />

einen Euro. Der Umtausch<br />

alter Kunabestände auf Banken<br />

sollte bis zum Jahresende <strong>2023</strong><br />

erfolgen. Ab 2024 ist der Umtausch<br />

nur noch zeitraubend in<br />

der Zentralbank möglich. Seit<br />

Jänner gehört Kroatien auch zum<br />

Schengen-Raum – es gibt somit<br />

grundsätzlich keine Grenzwarte<br />

zeiten mehr und man er -<br />

spart sich das lästige Ein- und<br />

Ausklarieren bei einer Überfahrt<br />

nach Ita lien, sofern man als<br />

Schiffsführer das „Permit“ und<br />

die Bestätigung über die entrichtete<br />

Kurtaxe zur Hand hat.<br />

Falls du noch Mitsegler für deinen<br />

nächsten Törn suchst: Unsere Crew -<br />

börse steht dir unter „Service“ auf<br />

unserer Homepage www.yca.at<br />

gerne zur Verfügung!<br />

FOTO: ANDRZEJ ROSTEK/SHUTTERSTOCK<br />

Ausbildung und Events<br />

20. April Murter/HR Regatta-Training mit Siegfried Vössner, 2 Tage<br />

21. April Portsmouth/UK Channel Crossing mit Wolfgang Hurch<br />

22. April Attersee SY Isabell-Schiffseinweisung, 9–12<br />

22. April Linz, Winterhafen Seehund-Ausbildung Modul 4 „1. Bootsfahrt”<br />

22. April Murter/HR GSC <strong>2023</strong> Damencrew, 8 Tage<br />

24. April Murter/HR GSC <strong>2023</strong> Gebirgssegler Cup, 5 Tage<br />

25. April Linz-Dornach „Griechenland” Clubabend Alex Stummvoll<br />

29. April Attersee Basis-Ausbildung/Praxis-Tag (SY Isabell)<br />

29. April Attersee SY Melges-Schiffseinweisung<br />

30. April Attersee Basis-Ausbildung/Praxis Tag (SY Isabell)<br />

3. Mai Izola/SLO Skipper-Training in Motor, Ankern und Segeln, 4 Tage<br />

6. Mai Graz, Heimgartl SRC Funk Var B 1-Tages-Kurs<br />

6. Mai Nussdorf, Attersee Gennaker & Spi-Training<br />

6. Mai Innsbruck 51. Generalversammlung YCA<br />

6. Mai Linz, Winterhafen Seehund Ausbildung Mod 5 „Motorbooot Offizier“<br />

9. Mai Wien, Pistauer „Geschichte der Leuchttürme“ Harald Melwisch<br />

11. Mai Salzburg, Wastelwirt „Alleine nach Alexandria“ Clubabend<br />

12. Mai Solent/UK Gezeiten, Stromrevier im Solent, 8 Tage<br />

14. Mai Punat/HE AASW Alpe Adria Sailing Week <strong>2023</strong>, 5 Tage<br />

26. Mai Wien, Humboldt SRC Funk Var A 2-Tages Kurs<br />

30. Mai Linz-Dornach „Rund Europa“, Doris und Roman Pötschner<br />

31. Mai Hooksiel/NL Nordsee – Helgoland – Wattenmeer, 9 Tage<br />

3. Juni Stockholm/SWE Schweden, Stockholmer Schärengürtel, 8 Tage<br />

3. Juni Linz, Winterhafen Seehund Ausbildung Mod 5 „Motorboot Offizier“<br />

15. Juni Wien, Alte Donau Sommer-Segeln mit Regatta beim Irzl<br />

24. Juni Elba/IT Clubtörn <strong>2023</strong>, 8 Tage<br />

29. Juni Genua/IT Zum Finale des Ocean Race, 4 Tage<br />

1. Juli Biograd, Kornati/HR „Urlaub unter Freunden“, 8 Tage<br />

1. Juli Biograd/HR FB2-Trainingstörn Trainer STMK, 8 Tage<br />

12. August Biograd/HR Jugendtörn Crew, 7 Tage<br />

Allfällige Änderungen vorbehalten.<br />

Sämtliche Veranstaltungen tagesaktuell abrufbar<br />

unter è www.yca.at/vereinonline<br />

Crew Kärnten: Clubabende 14-tägig,<br />

siehe è www.yca-crew-ktn.at<br />

Falls „ausgebucht”, bitte auf die Warteliste<br />

setzen – es gibt laufend Ausfälle!<br />

YCA-Services und -Vorteilspartner<br />

Wir bauen laufend unser Netzwerk zu<br />

starken Partnern aus. Damit können<br />

wir unseren YCA-Mitgliedern<br />

attraktivste<br />

Konditionen in vielen<br />

Bereichen anbieten,<br />

siehe unsere Service-/<br />

Vorteilspartner auf<br />

è www.yca.at<br />

Marinas: Sondertarif für Tages- bzw.<br />

Jahres-Liegeplätze. Italien: Marina Certosa<br />

(Venedig), Marina Aprilia Marittima<br />

(Lignano*). Kroa tien: Marina Vrsar, Marina<br />

Funtana, Marina Punat, Marina Frapa in<br />

Rogoznica und Dubrovnik. Spanien: Marine<br />

Project Iberia (Barcelona).<br />

Charter: Müller Yachtcharter, Pitter Yachtcharter,<br />

My SeaTime Yachtcharter d.o.o.<br />

(Kroa tien), Ionian Charter (Griechenland),<br />

four seasons yachting GmbH (Deutschland).<br />

Service: MEC-Energietechnik, SeaHelp,<br />

Seemannsladen.at, Thomas Pernsteiner,<br />

Schiffs-Sachverständiger, <strong>ocean7</strong>-Magazin,<br />

Marina-Buchungsplattform seasy.at<br />

Versicherung: Pantaenius.<br />

YCA-Stützpunkte: Alle Marinas wie links<br />

angeführt + Ionian Charter.<br />

Interessierten Sponsoren und Partnern<br />

bieten wir gerne attraktive Kooperationsformen<br />

und Möglichkeiten für eine<br />

erfolgreiche Zusammenarbeit. Wir freuen<br />

uns auf Ihre Anfragen und Vorschläge:<br />

è marketing@yca.at<br />

* In Kooperation mit der Agenzia Adrianautica und Agenzia Immobiliare-Nautica & Yachting San Marco.<br />

3/<strong>2023</strong> 73


Skipper’s Diaries<br />

Spät dran<br />

Crotone, Italien. Es ist Oktober, die letzten bissigen Ostwinde treiben dichte Wolken, beladen mit<br />

bleiernen Schauern. Über dem hohen Wellenbrecher sehen wir hin und wieder eine Windhose<br />

in der Ferne wüten und sind dankbar, nicht auf See sein zu müssen.<br />

Wir liegen im Kommerzhafen<br />

Porto Nuovo, kostenlos.<br />

Zwischen rostigen<br />

Service-Barkassen, ausrangierten<br />

Fischerkähnen, Schleppern und<br />

allerlei Tauwerk kreuz und quer.<br />

Vier Mächte machen sich die<br />

Herrschaft über den dreckigen<br />

Hafen streitig: die Polizia Locale,<br />

die Carabinieri, die Douane und die<br />

Guardia Costiera. Die einen netter<br />

als die anderen, mit gebügelten Uniformen,<br />

mit polierten Knöpfen, mit<br />

großen Motorbooten und Maschinenpistolen.<br />

Wir sind sicher.<br />

Von unserer Werkstatt aus sieht<br />

man die Burg, das Fischerviertel,<br />

unseren Mast über den Salingen<br />

und den Vorhafen mit den konfiszierten<br />

Schiffen, die auf die Einschmelzung<br />

warten. Der italienische<br />

Staat will sie nicht wieder verkaufen,<br />

um die Gefahr weiteren Schmuggels<br />

zu verringern. Sie werden von ihren<br />

Wächtern geplündert und unter der<br />

Hand verhökert. Schraube für<br />

Schraube, Tag für Tag. Die Sonnenbrillen<br />

der Mächtigen haben viel zu<br />

dunkle Gläser, um Licht auf diese<br />

Spiele zuzulassen.<br />

Der krummbeinige Nachbar von<br />

der dreck-orange-farbenen Serviceplattform<br />

lächelt freundlich und<br />

zeigt mir seine Raucherzähne, oder<br />

was von ihnen übrig ist. Ob wir was<br />

bräuchten? Nein, danke. Ich bin der<br />

Meinung, dass die obere Hälfte des<br />

Mastes vom konfiszierten Segler,<br />

der an seinem Kahn fest ist, mit<br />

dem nächsten stärkeren Wind auf<br />

seine Schlafstätte runterknallen<br />

wird. Er guckt hin und es scheint,<br />

als ob er die knarzenden sieben Meter<br />

Aluminium, die durch die Gegend<br />

wedeln, zum ersten Mal sieht.<br />

Als wir am Nachmittag einen<br />

blauen Riss in der Wolkendecke<br />

FOTO: SY MAOLIS<br />

VASSIL SVECHTAROV<br />

Bühnenbildner, Puppenspieler,<br />

Musiker, Autor<br />

und Weltumsegler.<br />

kolumne@<strong>ocean7</strong>.at<br />

Bücher, Musik, Projekte<br />

è www.sturetz.eu<br />

und drei Sonnenstrahlen mit einem<br />

Kaffee feiern, hält er es nicht mehr<br />

aus und bittet uns um Hilfe. Die<br />

Angst hat ihn gepackt und da ich<br />

dies unwollend in die Wege geleitet<br />

habe, fühle ich mich irgendwie verantwortlich.<br />

Wir sind doch Segler,<br />

gibt es denn nicht einen Weg? Können<br />

wir denn nichts tun? Er sei zu<br />

schwer und unbeholfen, aber wir<br />

seien doch Profis. Wir schauen uns<br />

an, es ist keine große Sache.<br />

Inga sichert mich, ich klettere,<br />

haben wir oft so gemacht. Der<br />

Nachbar trippelt aufgeregt umher.<br />

Wir dürfen uns dann auch nehmen<br />

was wir brauchen, sagt er.<br />

Ich bin schnell oben an der Saling.<br />

Die hängenden Stücke Hauptwant<br />

verlängere ich mit Seilen und<br />

Inga spannt unten am Deck.<br />

Es muss ja nicht gesegelt werden.<br />

Kaum mit der Steuerbordseite<br />

fertig, steht am Ufer die Guardia<br />

Costiera und winkt mich charmant<br />

herunter. Der Nachbar ist verschwunden<br />

wie altes Geld aus dem<br />

Umlauf. Kontrolle! Sind wir hier angemeldet?<br />

Wann? Papiere, Stempel.<br />

Was habe ich da oben verloren?<br />

Es scheint alles in Ordnung zu<br />

sein, denn sie entfernen sich rasch.<br />

Wieder im Mast, Backbordseite.<br />

Die Spiere steht wie angewurzelt.<br />

Wir vertrauen dem russischen Stahlkahn<br />

noch, denn jedes schwimmende<br />

Schiff verdient Respekt, auch<br />

wenn damit hungrige Emigranten<br />

geschmuggelt wurden. Fertig.<br />

Das kahlrasierte Deck bietet nicht<br />

viel Lohn und mir ist nicht nach<br />

Werkeln. Ah, zwei Blöcke. Kahn,<br />

auch wenn man dich einschmilzt,<br />

wirst du mit uns weiter über die<br />

Weltmeere segeln.<br />

VOM PROFI ZUM BANDITO<br />

Früh am nächsten Morgen spleiße<br />

ich im Cockpit eine Leine zum<br />

Frühstück, als mich das Gefühl einnimmt,<br />

dass ich beobachtet werde.<br />

Die Raucherzähne. Blutunterlaufene<br />

Augen zeugen von nächtlicher Feier.<br />

Er muss da länger gestanden haben<br />

und muss wohl etwas überlegen.<br />

Was? Dann zeigt er auf einen der<br />

Blöcke und auf sich – mein!<br />

Ich staune. Er wird ungeduldig<br />

und ungemütlich. Das Grau der<br />

Wolken ist nichts gegen die Farbe<br />

meiner Gedanken: Wem werden die<br />

Mächte hinter den Sonnenbrillen<br />

wohl glauben, wenn er erzählt, dass<br />

er mich nicht in den Mast geschickt<br />

hat? Wo würden sie suchen, wenn<br />

er eine Liste der an Bord der russischen<br />

Yacht fehlenden Gegenstände<br />

und Ausrüstung vorlegt? Wie könnten<br />

wir nachweisen, dass unsere lieben<br />

Winschen auch wirklich die unseren<br />

sind? Ich gebe ihm den Block<br />

hoch, er entfernt sich watschelnd<br />

und murmelnd: „… Banditi“.<br />

Eine Stunde später scheint die<br />

Sonne in unsere Segel. Die alten<br />

Schoten summen vergnügt unter<br />

ihren Fetzen. Wir sind spät dran. <br />

74 3/<strong>2023</strong>


PANORAMA<br />

Tipps, Trends & Neuheiten<br />

Frische Charter-Ware<br />

Sportlich chartern?<br />

Beneteau First 36!<br />

NEUZUGÄNGE. Im Portfolio von<br />

1a Yachtcharter finden sich ab<br />

diesem Frühjahr gleich vier brandneue<br />

Modelle frisch ab Werft. Schon<br />

fast ein Oldie unter den Neuen ist<br />

der 2021 auf den Markt gekommene<br />

Segelkat Bali 4.4., der z. B. in Athen<br />

stationiert ist. Wer Sportlichkeit bevorzugt,<br />

aber Komfort nicht missen<br />

möchte, wird möglicherweise auf<br />

Beneteaus neuer First 36 sein Glück<br />

finden, die ab Split gebucht werden<br />

kann. Die 10-m-Neuheit Dufour 37<br />

kreuzt bei 1a Yachtcharter an der<br />

Côte d’Azur. Und die ebenso flotte<br />

wie familientaugliche Elan Impression<br />

43 legt in Pula ab.<br />

è www.1a-yachtcharter.de<br />

Deutsche Sauberkeit<br />

SOLARKAT. Bei Alva Yachts geht es nun<br />

zur Sache. Zur Erinnerung: Die junge deutsche<br />

Werft hat sich auf autarke Solarkatamarane<br />

spezialisiert, die Luxus und Nachhaltigkeit<br />

vereinen sollen. Als erstes Modell soll<br />

nun im September beim Cannes Yachting<br />

Festival eine Ocean Eco 60 Weltpremiere<br />

feiern. Allüberall an Deck sieht man Solarpaneele<br />

blitzen, der Elektroantrieb ist bei<br />

6 Knoten für 100 Seemeilen gut, auf einen<br />

Dieselgenerator als Range-Extender verzichtet<br />

man dennoch nicht. Einen Händler für die<br />

Adria gibt es auch schon: Yachtwerk kann<br />

eine Ocean Eco 60 im 4. Quartal 2024 ausliefern<br />

und in Verbindung mit dem Partner-<br />

Charterunternehmen Splendid Yachting<br />

ab 2025 ein Modell im Charter anbieten.<br />

è www.alva-yachts.com è www.yacht-werk.de<br />

Solarpaneele stehen ihr gut:<br />

Alva Ocean Eco 60.<br />

Recht verständlich<br />

ÜBERSETZUNG. Wenig überraschend<br />

hat Kroatien ein eigenes Seerecht und<br />

natürlich ist dieses auf Kroatisch abgefasst.<br />

Skippertrainer und Autor Rudi<br />

Czaak hat das kroatische Seerecht für<br />

Boote und Yachten mit Unterstützung<br />

des kroatischen Marine-Ministeriums,<br />

der Juridischen Fakultät Wien sowie<br />

eines kroatischen Übersetzers mit<br />

juridischem Hintergrund als deutschsprachiges<br />

Taschenbuch publiziert.<br />

Zu beziehen um € 20,– über die Website<br />

des Autors.<br />

è www.czaak.at<br />

FAQ<br />

INFOSYSTEM. Eine gute Idee für Charterfirmen<br />

und ihre Gäste: Das kroatische Start-up<br />

C.I.G.O. hat ein Online-Tool entwickelt, das<br />

Charterkunden nach der Übernahme der<br />

Yacht alle möglichen Infos auf dem Smartphone<br />

zur Verfügung stellt – man muss also<br />

nicht mehr wegen jeder Frage ins Büro oder<br />

den Base-Manager anrufen. Das System hilft<br />

mittels Beschreibungen, Bildern und Videos<br />

bei den häufigsten Anliegen der Charter-<br />

Gäste bezüglich technischer Dinge an Bord,<br />

liefert aber auch Wetterberichte und Sturmwarnungen,<br />

eine Übersicht über alle Marinas<br />

und Tankstellen, Revier-Infos und vieles mehr.<br />

Derzeit ist das neue System in der Marina<br />

Rogoznica im Einsatz, mit weiteren Flottenbetreibern<br />

ist man bereits im Gespräch.<br />

è www.c-i-g-o.com


WELT-<br />

PREMIERE <strong>2023</strong><br />

BAVARIA<br />

C46<br />

Passion made<br />

BAVARIA<br />

C42<br />

BAVARIA C38 BAVARIA C42 BAVARIA C45<br />

BAVARIA C46 BAVARIA C50 BAVARIA C57<br />

bavariayachts.com

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