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ocean7 1/2024

Boot Düsseldorf. Die Weltpremieren und Highlights 2024. Dänische Südsee. Slow Cruise durch das Inselmeer zwischen dem deutschen Flensburg und dem dänischen Marstal. Mader Bootswerft. Die bayrische Werft, deren Boote 100 Segler zu Weltmeistern gemacht hat. X-Yachts. Der neue Cruiser Xc 47 der Edelwerft feiert Weltpremiere auf der boot. Fairline Targa 40. Die voll ausgestattete Neuauflage eines Weekender-Bestsellers in der 12-Meter-Klasse. Tropische Wirbelstürme. Aus den Erfahrungen des österreichischen Weltumseglers Wolfgang Hausner – mit vielen Zahlen, Daten, Fakten, Tipps und Tricks. Saronischer Golf. Mit Segel-Blogger Markus Silbergasser unterwegs abseits der Touristenmassen. Best of Boats Awards. Mit der Frauscher 1212 Ghost Air holt sich 2024 auch eine österreichische Werft einen der sieben internationalen Trophäen. Citizen Science. „Sailing for Oxygen“ – ein Mitmach-Projekt für Yachties in der Ostsee im Dienste der Wissenschaft.

Boot Düsseldorf. Die Weltpremieren und Highlights 2024.
Dänische Südsee. Slow Cruise durch das Inselmeer zwischen dem deutschen Flensburg und dem dänischen Marstal.
Mader Bootswerft. Die bayrische Werft, deren Boote 100 Segler zu Weltmeistern gemacht hat.
X-Yachts. Der neue Cruiser Xc 47 der Edelwerft feiert Weltpremiere auf der boot.
Fairline Targa 40. Die voll ausgestattete Neuauflage eines Weekender-Bestsellers in der 12-Meter-Klasse.
Tropische Wirbelstürme. Aus den Erfahrungen des österreichischen Weltumseglers Wolfgang Hausner – mit vielen Zahlen, Daten, Fakten, Tipps und Tricks.
Saronischer Golf. Mit Segel-Blogger Markus Silbergasser unterwegs abseits der Touristenmassen.
Best of Boats Awards. Mit der Frauscher 1212 Ghost Air holt sich 2024 auch eine österreichische Werft einen der sieben internationalen Trophäen.
Citizen Science. „Sailing for Oxygen“ – ein Mitmach-Projekt für Yachties in der Ostsee im Dienste der Wissenschaft.

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YACHTING, REISEN UND MEER<br />

1/<strong>2024</strong> Jänner/Februar<br />

www.<strong>ocean7</strong>.at<br />

RAST LOS<br />

Regatta-Profis wissen: Man segelt besser auf einer statt<br />

gegen eine X-Yacht. Mit der neuen Xc 47 hat die dänische<br />

Werft nun aber auch sportliche Cruiser bedacht.<br />

BOOT<br />

Schau in<br />

die Zukunft<br />

Sehenswert auf der<br />

Messe in Düsseldorf.<br />

WERFT<br />

So sehen<br />

Sieger aus<br />

Mader-Boote<br />

machen Meister.<br />

STURM<br />

Im Auge des<br />

Hurrikans<br />

Aus den Erfahrungen<br />

eines Weltumseglers.<br />

Mit News der österreichischen<br />

Verbände YCA und MSVÖ


29. FEB. - 3. März <strong>2024</strong><br />

östErrEichs BootsMEssE Nr. 1<br />

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einzig artige Auswahl: Von Motorbooten über Luxus yachten bis zum breit ge fächerten<br />

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FOTO: WERFT<br />

Editorial<br />

Bobby Schenk mit Leonhard „Bürschi“ Mader (li.) und<br />

Sohn Andreas Mader (re.) in der Werft in Fisching.<br />

Wahre Werte<br />

Cyberspace, Virtual Reality, Artificial Intelligence – der Siegeszug der Scheinwelten hält an, und das<br />

wird schon seine guten Gründe haben. Lieber ist mir dennoch Sein statt Schein. Umso größer daher<br />

die Freude, wenn ich auf Handwerk stoße, das an Wert allein durch Menschenhand gewinnt.<br />

Wer segelsportlich affin und<br />

mit der österreichischen<br />

Regatta-Szene vertraut<br />

ist, dem werden sehr wahrscheinlich<br />

auch Namen wie Hubert Raudaschl<br />

(zweimal Olympia-Silber)<br />

oder Hans Spitzauer (Welt- und<br />

Europameister) ein Begriff sein.<br />

Doch wer zum Kuckuck sind die<br />

Maders?<br />

Kennengelernt habe ich Leonhard<br />

Mader und seine Frau Herta<br />

bei Bobby Schenks Geburtstagsfeier.<br />

Ich fand ihn auf den ersten<br />

Blick sympathisch. Er war, so wie<br />

ich, ohne Anzug und Krawatte erschienen<br />

– das sagt schon viel,<br />

auch ohne noch ein Wort miteinander<br />

ge wechselt zu haben. Überhaupt<br />

wirkte er, als hätte er bis vor<br />

zehn Minuten noch an etwas<br />

Wichtigem gewerkelt, sich dann<br />

schnell die Hände gewaschen, was<br />

Frisches übergezogen und sei danach<br />

der Einladung gefolgt. Als<br />

Bobby ihn dann noch mit „Bürschi“<br />

ansprach, war meine (im Job<br />

sehr förderliche) Neugier perfekt.<br />

Ich fragte nach – und Bobby fragte<br />

erstaunt zurück: „Kennst du die<br />

Bootswerft Mader nicht?“.<br />

Schande über mich, ich kannte<br />

sie bis dahin tatsächlich nicht.<br />

Doch die Nacht war noch jung,<br />

also erzählte mir das Geburtstagskind<br />

geduldig die fantastische<br />

Geschichte der kleinen Werft im<br />

kleinen Fisching am Waginger See<br />

nahe der bayerisch-österreichischen<br />

Grenze.<br />

1954 gegründet, auf Sportjollen<br />

spezialisiert, dutzende Olympia-<br />

Medaillengewinner (sowie ganz aktuell<br />

den hundertsten Weltmeister)<br />

mit Siegerbooten ausstaffiert – und<br />

trotz internationaler Erfolge bis<br />

heute stets auf dem goldenen<br />

Boden des Handwerks geblieben.<br />

Selbst die Werft ist trotz Vollauslastung<br />

immer noch so unauffällig<br />

geblieben wie in den frühen<br />

1960ern.<br />

Aber machen Sie sich selbst ein<br />

Bild ab Seite 42. Im Internet ist,<br />

wenig überraschend, nicht viel zu<br />

finden.<br />

Fast 800 Kilometer weiter nordwestlich<br />

werden gerade die Hallen<br />

der boot Düsseldorf mit den neuesten<br />

Booten und Yachten aus aller<br />

Welt gefüllt – schließlich will die<br />

boot ihrem Ruf als größte und bedeutendste<br />

Wassersportmesse der<br />

Welt wieder gerecht werden.<br />

Die erste boot ging 1969 über die<br />

Bühne, die Sektkorken zur Eröffnung<br />

der 55. Auflage knallen am<br />

20. Jänner.<br />

Wir aus der -Redak -<br />

tion wünschen Ihnen jetzt schon<br />

viel Glück, Gesundheit und einen<br />

guten Rutsch ins neue Jahr!<br />

FOTO: ESZTER KONDOR<br />

TAHSIN ÖZEN<br />

Journalist, Segler und<br />

Liebhaber aller Reviere<br />

und Yachten, Skipper,<br />

Chefredakteur.<br />

redaktion@<strong>ocean7</strong>.at<br />

1/<strong>2024</strong> 3


Cartoon<br />

..<br />

Neulich vor Dänemark ...<br />

ILLUSTRATION: INGA BEITZ, WWW.INGABEITZ.JIMDO.COM<br />

,,Du hast doch Sudsee gesagt ḷ<br />

..<br />

,,<br />

1/<strong>2024</strong> 5


nhalt 1/<strong>2024</strong><br />

VON ALTEN DÄNEN-KÄHNEN. Marstal auf der Insel Ærø war einst nach Kopenhagen<br />

28Dänemarks wichtigster Seehafen. Die glorreiche Geschichte ist noch heute omnipräsent.<br />

FOTOS: ERIK CHRISTENSEN/WIKIPEDIA, FAIRLINE, VIKKS/SHUTTERSTOCK.COM<br />

68<br />

DIE FAIRVERFEINERUNG IM DETAIL. Mit der Fairline Targa 40 hat die britische<br />

Nobelwerft ihrem Bestseller ein sehr umfangreiches Update zukommen lassen.<br />

32<br />

SO EIN WIRBEL! Der österreichische Weltumsegler Wolfgang Hausner über<br />

tropische Wirbelstürme: Wie sie entstehen und vor allem wie man sie übersteht.


BOOT<br />

Mit News der österreichischen<br />

Verbände YCA und MSVÖ<br />

Rubrik<br />

8 SCHAUFENSTER<br />

Die besten Regatta-Fotos 2023.<br />

61 IMPRESSUM<br />

Kolumnen<br />

10 BOBBY SCHENK<br />

Aussteiger-Träume mit der Yacht<br />

sind meist doch nur Schäume.<br />

16 OCEAN WOMAN<br />

Klar Schiff: Wie eine Weltumseglung<br />

Ordnung lehrt.<br />

23 GOTTFRIED RIESER<br />

Wie trifft man die richtige Entscheidung<br />

für den nächsten Törn?<br />

82 SKIPPER’S DIARIES<br />

Schwer ist es, einem Taugenichts auf<br />

Carriacou sein Glück zu gönnen.<br />

Reisen<br />

18 GRIECHENLAND<br />

Insel- und Küstenfreuden im<br />

Saronischen und Argolischen Golf.<br />

24 DÄNISCHE SÜDSEE<br />

Beschauliches Segeln im Mikrorevier<br />

zwischen Dänemark und Deutschland.<br />

28 MARSTAL<br />

Die dänische Stadt, deren Seefahrtsgeschichte<br />

noch heute allgegenwärtig ist.<br />

Features<br />

32 TROPISCHE WIRBELSTÜRME<br />

Hurrikans, Taifune oder Zyklone:<br />

Wolfgang Hausners Erfahrungen<br />

mit den tobenden Naturgewalten.<br />

38 SCIENCE-SEGELN<br />

Datenangeln für die Wissenschaft –<br />

ein Mitmach-Projekt in der Ostsee.<br />

42 DIE WERFT DER SIEGER<br />

100 Weltmeister! Bobby Schenk über<br />

die Geschichte der Bootswerft Mader.<br />

72 MEMOIREN EINES SEEKADETTEN<br />

Mit der k. u. k. österreichisch-ungarischen<br />

SMS Fasana rund um Südamerika.<br />

Sport<br />

12 AUSGEZEICHNETE SEGLER<br />

Trans-Ocean Awards: große Ehren für<br />

zwei Golden-Globe-Race-Teilnehmer.<br />

60 CLIPPER ROUND THE WORLD RACE<br />

Bericht aus der Kombüse: So wird bei<br />

einer Regatta rund um die Welt gekocht.<br />

81 HOCHSEEMEISTERSCHAFT<br />

Überraschungssieg vom Jugendteam<br />

der Crew Tauern bei der ORC Inshore.<br />

Yachten<br />

58 BEST OF BOAT AWARD 2023<br />

Sieben Siegerboote, eines aus Österreich.<br />

62 X-YACHTS XC 47<br />

Die Hochsee-Cruiser aus der<br />

dänischen Performance-Schmiede.<br />

68 FAIRLINE TARGA 40<br />

Bestseller: So gut ausgestattet kann ein<br />

sportlicher 12-m-Weekender sein.<br />

Service<br />

46 MESSE-AUSBLICK<br />

Vorschau auf die Boot Tulln <strong>2024</strong>.<br />

48 BOOT DÜSSELDORF<br />

Die Trends und die Premieren auf der<br />

weltweit größten Wassersportmesse.<br />

Im Verband<br />

74 MOTORBOOTSPORT UND SEEFAHRTS<br />

VERBAND ÖSTERREICH<br />

76 YACHT CLUB AUSTRIA<br />

Yachtcharter<br />

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Kreuzfahrten<br />

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FOTO: WERFT<br />

Österreichische Post AG | MZ 12Z039473 M | <strong>ocean7</strong>, Feschnigstraße 232, 9020 Klagenfurt<br />

YACHTING, REISEN UND MEER<br />

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Mit der Xc 47 hält nun der zweite<br />

Cruiser Einzug in die X-Yachts-<br />

Flotte. Weltpremiere im Jänner<br />

auf der boot Düsseldorf!<br />

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Schaufenster<br />

Schnappschuss<br />

Text TAHSIN ÖZEN | Foto BRIGI TÖRÖK<br />

Mit dem Mirabaud Yacht Racing<br />

Image Award werden<br />

seit 2010 einmal im Jahr<br />

jene Fotografen geadelt,<br />

denen es gelingt, der Allgemeinheit<br />

das Thema „Yacht Racing“ bildlich<br />

am eindrucksvollsten vor Augen zu<br />

führen.<br />

Ein Kunststück in Anbetracht der<br />

Tatsache, dass man dafür stets auf<br />

Tuchfühlung mit den besten Seglern<br />

auf den härtesten Regatten der Welt<br />

sein muss. Und das nicht nur körperlich<br />

und mental, sondern auch fachlich,<br />

um selbst unter ex tremsten Bedingungen<br />

den Finger zur rechten<br />

Zeit auf dem Auslöser zu haben.<br />

Gelingt dies, so hat man ein Kunstwerk<br />

geschaffen, das den Betrachter<br />

unweigerlich in den Bann zieht und<br />

nicht mehr loslässt.<br />

Wie dieses hier groß im Bild<br />

( aufgenommen während der Mihálkovics<br />

Regatta auf dem Balaton),<br />

mit dem die Ungarin Brigi Török 2023<br />

den zweiten Platz des Public Awards<br />

belegte, für uns aber die Siegerin der<br />

Herzen ist.<br />

Den Hauptpreis des Mirabaud Yacht<br />

Racing Image Award 2023 schnappte<br />

sich der Slowene Samo Vidic (siehe<br />

Kasten rechts). Alle Kategorien, alle<br />

Sieger und ihre Fotos sind online zu<br />

finden unter è www.yachtracingimage.com<br />

8 1/<strong>2024</strong>


The Winner is …<br />

… Samo Vidic, der seit mehr als 20 Jahren<br />

als Sportfotograf tätig ist. „Auf einer<br />

foilenden AC75 im Regatta-Modus und<br />

bei über 40 Knoten Geschwindigkeit mit<br />

an Bord zu sein, war ein ganz besonderes<br />

Privileg“, freut sich der Slowene über<br />

den Mirabaud Yacht Racing Image Award.<br />

Noch ein Grund zur Freude: Nun wurde er<br />

auch als Fotograf des Alinghi Red Bull<br />

Racing Syndicate für den 37. America’s<br />

Cup bestätigt. Na dann: Klick auf, Samo!<br />

è www.samovidic.com<br />

SIEGERFOTO 2023: SAMO VIDIC<br />

1/<strong>2024</strong> 9


In den Wind gesprochen<br />

Abhauen … Teil 2<br />

In der vorherigen Ausgabe erzählte ich von einem Brief, in dem mich ein Leser, Familienvater und Yachteigner um einen<br />

sehr speziellen Tipp bat: Wohin kann man sich in Zeiten wie diesen mit Yacht, Kind und Kegel absetzen und ein neues<br />

Leben beginnen? Welch Träume freiheitsliebende Segler (nicht nur in schweren Zeiten) hegen, hatte ich das letzte Mal<br />

erläutert. Warum diese Träume meist auch nur Schäume sind, lesen Sie hier.<br />

BOBBY SCHENK<br />

ist Weltumsegler,<br />

Navigations-Experte<br />

und Buchautor.<br />

kolumne@<strong>ocean7</strong>.at<br />

Den vielleicht gewichtigsten<br />

Grund darf ich aus eigener<br />

Erfahrung weitergeben: Als<br />

wir vor vielen Jahren mit anderen<br />

Yachties auf Las Palmas zusammengesessen<br />

sind und über das bevorstehende<br />

Atlantikabenteuer gesprochen<br />

haben, sagte der Skipper der<br />

Servabo etwas, das ich nicht vergessen<br />

habe: „Herr Schmitt, der über<br />

den Atlantik segelt, wird in Barbados<br />

auch als Herr Schmitt<br />

ankommen!“. Oder wie schon die<br />

Römer wussten: „Caelum, non animum<br />

mutant, qui trans mare currunt.“<br />

(Wer über See geht, ändert<br />

den Horizont, nicht den Charakter).<br />

Genau das haben wir auch an der<br />

eigenen Person festgestellt. In Moorea,<br />

nach Hiscock die „schönste Insel<br />

der Welt“, wo wir immerhin vier<br />

Jahre im eigenen Haus oder auf der<br />

Thalassa verbrachten, sehnten wir<br />

uns noch immer nach einer süffigen<br />

„Maß“ im Augustiner-Biergarten in<br />

München!<br />

Aus dieser Zeit stammt übrigens<br />

auch ein verlockender Plan eines älteren<br />

deutschen Geschäftsmannes –<br />

jedenfalls glaubten viele Inselsüchtige<br />

hierzulande da ran: Es wird eine<br />

Insel neben Bora Bora gekauft, wohin<br />

dann Aussiedler ziehen können.<br />

Dort findet man zum wahren Leben<br />

zurück und gelebt wird vom Ertrag<br />

aus Muschelnsammeln, Fischen und<br />

Kokosnüssen.<br />

Aus dieser in vielen Medien angepriesenen<br />

Geschichte ist letztlich<br />

nichts geworden, und wohin die<br />

eingezahlten Geldbeträge geflossen<br />

sind, weiß keiner. Aber gibt es denn<br />

nicht irgendwo das Plätzchen, wohin<br />

man flüchten kann, auch wenn<br />

es keine Epidemie und keine Inflation<br />

gibt und kein Krieg ausbricht?<br />

Heute wird es doch noch ein paar<br />

Orte geben, wo man leben, ja sogar<br />

die Yacht registrieren kann?<br />

Ein paar Inselchen gibt es sicher<br />

noch, vielleicht in Indonesien oder<br />

in den Perlas oder auf den Solomons<br />

oder auf Papua-Neuguinea<br />

oder in Fiji, wo lokal die staatliche<br />

Macht praktisch nicht existiert oder<br />

erst gar nicht ausgeübt wird und wo<br />

man von Fischen, Kokoskrabben<br />

und -nüssen leben könnte.<br />

Aber mit Einkaufen ist dann auch<br />

Fehlanzeige, Schule für die Kinder<br />

sowieso und der Doktor sind Vater<br />

und Mutter. Erstrebenswert?<br />

HEIMAT, FREMDE HEIMAT<br />

Nicht verschweigen will ich: Manche<br />

haben es geschafft – so, wie die<br />

ersten europäischen Siedler auf Galapagos,<br />

die Brüder Angermeyer.<br />

Oder der Deutsche Erwin Christian,<br />

der in Bora Bora bezaubernde<br />

Bücher schrieb und Fotos von der<br />

faszinierenden dortigen Landschaft<br />

und vom Tauchen gemacht hat.<br />

Auch der bekannte deutsche Weltumsegler<br />

Peter Kammler zählt<br />

dazu, bestens beschrieben im<br />

Buch „Komm, wir segeln um die<br />

Welt“. Er lebt heute, über ein halbes<br />

Jahrhundert später, als erfolgreicher<br />

Farmer in Neuseeland.<br />

Die meisten derartigen Unternehmungen<br />

gehen jedoch schief. Einer<br />

der Hauptgründe: Man ist und<br />

bleibt Ausländer. Der oben erwähnte<br />

Herr Schmitt wird mindestens<br />

zehn Jahre brauchen, bis aus ihm<br />

ein „Mister Schmitt“ wird.<br />

Von vielen angelaufenen Plätzen<br />

waren Carla und ich so begeistert,<br />

dass wir spontan sagten: „Hier bleiben<br />

wir“. In Moorea machten wir<br />

wie erwähnt Nägel mit Köpfen und<br />

kauften ein Grundstück vom Meer<br />

bis zur Bergspitze hinauf, wo wir<br />

vier Jahre lang segelten, tauchten<br />

und lebten.<br />

Bis uns die Heimat (ist dieser<br />

Ausdruck heute noch politisch korrekt?)<br />

mit ihrem Ruf „Eine Maß im<br />

Augustiner-Biergarten!“ heimsegeln<br />

ließ. Das war jetzt ziemlich in den<br />

Wind gesprochen, oder? <br />

Selbst nach vier Jahren auf<br />

der Südseeinsel Moorea waren<br />

wir immer noch Fremde.<br />

10 1/<strong>2024</strong>


Lichtblick<br />

LEUCHTFEUERVER -<br />

ZEICHNIS. Das von Hans<br />

Schmidt, dem Betreiber der<br />

Informationsstelle Mittelmeer<br />

München, erstellte und kostenlos<br />

zur Verfügung gestellte<br />

Leuchtfeuerverzeichnis Adria/<br />

Ionisches Meer wurde teilweise<br />

überarbeitet. Grund: Für die<br />

albanische Küste wurde vom<br />

staatlichen hydrographischen<br />

Institut ein aktualisiertes<br />

Leuchtfeuerverzeichnis veröffentlicht,<br />

in dem u. a. eine<br />

Vielzahl von Leuchttonnen in<br />

Hafen-Zufahrten und in Küstennähe<br />

neu verzeichnet sind.<br />

Mit dem redigierten Albanien-<br />

Teil umfasst das Verzeichnis<br />

jetzt 232 Seiten, kostenlose<br />

Bestellung unter<br />

è Nautik.Schmidt@t-online.de<br />

Auf Flügeln reiten<br />

JET-SKI PROGRESSIV. Groß<br />

im Trend: Verschiedenste Hydrofoil-Projekte<br />

haben sich in<br />

letzter Zeit auf dem Wassersportmarkt<br />

in Stellung gebracht.<br />

Spannend klingt beispielsweise<br />

das Konzept des<br />

PANORAMA<br />

Tipps, Trends & Neuheiten<br />

Valo Hydrofoil des kalifornischen<br />

Start-ups Boundary<br />

Layer Technologies. Ein elektrisch<br />

betriebener Jet-Ski auf<br />

Stelzen, der auf bis zu 35 Knoten<br />

beschleunigen kann und<br />

bei 27 Knoten eine Reichweite<br />

Märchenhaft foilen.<br />

von 60 Seemeilen haben soll.<br />

Das Valo verfügt über zwei<br />

Kohlefaser-Foils vorne sowie<br />

eines achtern, an dem der<br />

45-kW-Elektromotor hängt.<br />

Damit das Fahrzeug stabil auf<br />

den Stelzen bleibt, justiert eine<br />

Software die Tragflächen rund<br />

hundert Mal pro Sekunde.<br />

Für den Transport lassen<br />

sich die Foils einziehen, das<br />

Gefährt passt dann auf einen<br />

Standardtrailer. Die ersten<br />

Exemplare soll es <strong>2024</strong> geben,<br />

Bestellungen im Wert von<br />

3,3 Millionen Dollar sollen<br />

schon eingetrudelt sein.<br />

è www.ridevalo.com<br />

König der Fischer<br />

NOBLE NISCHE. Mit einem 28 Fuß<br />

großen Powerkat hat Aquila bereits<br />

in der Zielgruppe der Sportangler gefischt,<br />

legt jetzt aber mit der 47 Molokai<br />

noch ein Schäuferl Luxus nach.<br />

Neben der fischereispezifischen Ausrüstung<br />

– Behälter für Köder und<br />

Beute, Steckdosen für elektrische<br />

Angelrollen, mit Kohlefaser verstärktes<br />

Hardtop für Angeln und Ausleger<br />

– wartet die neue Aquila auch mit einem<br />

WC, einer Dusche sowie einer<br />

geräumigen, klimatisierten Kabine<br />

mit einer Queen-Size-Inselkoje auf.<br />

Dazu sorgen noch modernste<br />

Raymarine-Elektronik, ein Fusion-<br />

Audiosystem und zwei bis vier Außenbordmotoren<br />

(1.200 bis 1.600 PS)<br />

für ansprechende Annehmlichkeiten.<br />

è www.aquilaboats.com<br />

Ein feudales Petri Heil!<br />

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Pionier der Allgefahrendeckung<br />

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PANORAMA<br />

Tipps, Trends & Neuheiten<br />

Ein Hoch auf die Hochsegler<br />

Bei der diesjährigen Trans-Ocean-Preisverleihung ging die Haupttrophäe an Michael Guggenberger – für seinen<br />

dritten Platz beim Golden Globe Race. Der Österreicher hatte bei der festlichen Übergabe aber nicht nur einen,<br />

sondern gleich mehrere Auftritte, darunter bei der ersten Übergabe des von Seglerlegende Bobby Schenk<br />

gestifteten Kap Horn Award.<br />

TRANS-OCEAN-PREISE. In Cuxhaven<br />

wurden am 18. November<br />

wieder, und zwar zum 54. Mal, die<br />

Trans-Ocean-Preise für besondere<br />

Leistungen im Hochseesegeln verliehen.<br />

Die Trophäen des mit rund<br />

4.700 Mitgliedern größten deutschsprachigen<br />

Segelvereins gelten auch<br />

international als sehr renommierte<br />

Auszeichnungen.<br />

Der Hauptpreis ging dieses Mal<br />

nach Österreich: Michael Guggenberger<br />

erhielt den Trans-Ocean-Preis<br />

2023 für seinen dritten Platz beim<br />

Golden Globe Race 2022/23. In der<br />

Laudatio wurde betont, dass mit der<br />

Auszeichnung nicht nur der Podestplatz<br />

bei der spektakulärsten Regatta<br />

für Einhandsegler gewürdigt wurde.<br />

Große Anerkennung wurde auch<br />

der Zeit davor gezollt: Durchhaltewillen,<br />

Umgang mit Rückschlägen,<br />

Organisation einer Kampagne,<br />

Ausrüstungssuche, Schiffsvorbereitung<br />

und Sponsorensuche waren<br />

nur die herausragenden Punkte.<br />

MINI-TRANSAT-FREUDEN<br />

Wie wichtig die Planungsphase für<br />

eine solche Regatta ist, machte Guggenberger<br />

dann bei seiner Rede klar<br />

(siehe auch Seite 75). Als Dank für<br />

die praktische und mentale Unterstützung<br />

in der Vorbereitung der Reise<br />

überreichte „Captain Gugg“ seinen<br />

TO-Stander dem sichtlich gerührten<br />

Wolfgang Quix, nicht nur der erste<br />

deutsche Teilnehmer an der ersten<br />

Mini Transat 1977, sondern auch der<br />

erfolgreichste und bekannteste deu t -<br />

sche Hochseesegler bei Einhandund<br />

Zweimannregatten überhaupt.<br />

Quix erhielt übrigens an diesem<br />

Abend auch den Race Award. Unter<br />

seinen Schützlingen, die ihm<br />

dazu gratulierten, war Lisa Berger.<br />

Die Einhandseglerin vom Attersee<br />

sandte ihre Grüße aus Guadeloupe,<br />

wo sie gerade als erste Österreicherin<br />

ihr Mini-Transat-Rennen auf<br />

Rang 45 beendet hatte.<br />

DER ERSTE<br />

KAP HORN AWARD<br />

Zurück zu Michael Guggenberger.<br />

Der durfte bei der Preisverleihung<br />

noch ein zweites Mal auf die Bühne.<br />

Denn erstmals an diesem Abend<br />

wurde der nach seinem Stifter benannte<br />

„Bobby Schenk Kap Horn<br />

Award“ verliehen.<br />

Die Blauwasser-Ikone unterstrich<br />

die enorme He rausforderung, die<br />

eine Kap-Rundung bedeutet, und<br />

den großen Respekt, den Kap Horniers<br />

verdienen. Respekt, der der<br />

ersten Preis trägerin Kirsten Neuschäfer<br />

wohl uneingeschränkt ent-<br />

Michael Guggenberger mit<br />

dem Trans-Ocean-Preis 2023.<br />

GGR- Siegerin Kirsten<br />

Neuschäfer grüßte<br />

aus der Ferne.<br />

gegengebracht wird. Die Gewinnerin<br />

des Golden Globe Race konnte<br />

allerdings nicht aus ihrer Heimat<br />

Südafrika nach Cuxhaven reisen<br />

und schickte eine Grußbotschaft.<br />

An Neuschäfers Stelle nahm<br />

Michael Guggenberger, nicht nur<br />

Konkurrent beim GGR, sondern<br />

auch persönlicher Freund der Siegerin,<br />

die Auszeichnung entgegen.<br />

è www.trans-ocean.org<br />

LISA BERGER,<br />

erste Österreicherin<br />

beim Mini-Transat.<br />

FOTOS: VOLKER KOELLING<br />

FOTO: J. LHOMOND<br />

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So viele<br />

Lorbeeren<br />

NMEA-AWARDS. Zum neunten Mal<br />

in Folge wurde Garmin als NMEA-<br />

Hersteller das Jahres ausgezeichnet.<br />

Verliehen wird der Preis von Händlern,<br />

Technikern und Schiffselektronikherstellern,<br />

die der NMEA (National<br />

Marine Electronics Association)<br />

angehören, die einen einheitlichen<br />

Standard für die Datenübertragung<br />

von Elektronikgeräten in der Schifffahrt<br />

festlegt. Garmin erhielt außerdem<br />

fünf „Product of Excellence“-<br />

Awards in den Kategorien<br />

Multifunktionsdisplay (MFD), Autopilot,<br />

Multimedia-Unterhaltung, automatisches<br />

Identifikationssystem (AIS)<br />

und Sicherheit. Das Marine-Entertainmentsystem<br />

Fusion RA770 gewann<br />

dabei schon zum siebten und<br />

der Reactor Autopilot 40 Hydraulic<br />

Autopilot zum zehnten Mal in Folge<br />

die Auszeichnung. Dagegen geradezu<br />

ein Grünschnabel ist das Vesper Cortex<br />

M1, das die AIS-Wertung für sich<br />

entscheiden konnte. Das weltweit erste<br />

UKW-Funkgerät mit kabellosen<br />

Touchscreen-Handsets und integriertem<br />

SmartAIS-Transponder der Klasse<br />

B sowie Fernüberwachung von<br />

Booten warnt bei Kollisionsgefahr<br />

und liefert wichtige Informationen<br />

zur aktuellen Situation, um die Kommunikation<br />

einfacher und effektiver<br />

zu gestalten.<br />

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Gleich fünf<br />

Garmin-Produkte<br />

erhielten die<br />

Auszeichnung<br />

„Product of<br />

Excellence“.<br />

Birne für<br />

die Birne.<br />

Heller Kopf<br />

MEHR LICHT. Die neue Exposure<br />

Raw Pro 2 ist so etwas<br />

wie die Imoca-Klasse unter den<br />

Stirnlampen. Und tatsächlich<br />

wurde die speziell für den harten<br />

Meereseinsatz entwickelte<br />

Lampe von einigen Teams des<br />

letzten Ocean Race verwendet.<br />

Beeindruckende Daten: wasserdichtes<br />

Alu-Gehäuse, 80 g leicht,<br />

weißes Licht mit bis zu 265 Lumen,<br />

blendfreies rotes Licht mit<br />

bis zu 75 Lumen, Laufzeit bis zu<br />

20 Stunden. Sehr praktisch der<br />

magnetische USB-Anschluss,<br />

der die Lampe in nur 1,5 Stunden<br />

von 0 auf 100 % lädt.<br />

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PANORAMA<br />

Tipps, Trends & Neuheiten<br />

Seekarten der Zukunft<br />

STANDARDISIERUNG. Ab 2026 sollen<br />

Seekarten nicht nur vollständig digitalisiert,<br />

sondern auch dynamisch sein.<br />

Im neuen Interreg-Projekt „Baltic<br />

Sea e-nav“ entwickelt das deutsche<br />

Bundesamt für Seeschifffahrt und<br />

Hydrographie zusammen mit 14 Partnern<br />

aus neun Ländern die nächste<br />

Generation von elektronischen Seekarten<br />

sowie weitere nautische Produkte<br />

am Beispiel der Ostsee. Neben<br />

der Seekarte sollen dabei verschiedene<br />

Informationen schiffs- und situationsabhängig<br />

bereitgestellt werden. So<br />

können z. B. Routen und Beladung<br />

in Echtzeit optimiert und Umweltauswirkungen<br />

reduziert werden.<br />

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Alles kommuniziert mit allem.<br />

FOTO: HEIDI KOIVUNEN<br />

Viel Alu in Helsinki.<br />

9.–18. FEBRUAR <strong>2024</strong>, HELSINKI<br />

Vene 24 Båt<br />

IM HOHEN NORDEN. Nach außen<br />

wird die Vene Båt zwar als „Helsinki<br />

International Boat Show“ proklamiert,<br />

die meisten Besucher kommen<br />

aber aus dem skandinavischen<br />

Raum. Und das kommt nicht von<br />

irgendwoher, so ist z. B. jeder fünfte<br />

Finne im Besitz eines Bootes. Bevorzugt<br />

sind Motorboote aus Alu, weshalb<br />

sich einige skandi navische<br />

Werften genau darauf spezialisiert<br />

und international einen guten Namen<br />

gemacht haben. Das Portfolio<br />

auf der Messe reicht von Arbeitsgerät<br />

mit Landerampe über Daycruiser bis<br />

hin zu luxuriösen Kajütbooten. GfKund<br />

Segelboote gibt’s natürlich auch.<br />

è vene.messukeskus.com<br />

Sportschau<br />

AUSGEZEICHNETE DISPLAYS. Bei den Dame<br />

Design Awards gewannen Raymarines neue<br />

Alpha-Instrumente den Preis in der Kategorie<br />

Navigation und Kommunikation. Die robusten,<br />

7“ und 9“ großen Displays besitzen neben<br />

einer Nano-Beschichtung, die Wasser besonders<br />

leicht abperlen lässt, eine Vielzahl an speziellen<br />

Regatta-Funktionen. Die Jury zeigte<br />

sich besonders beeindruckt von der Leistung<br />

des Displays angesichts des niedrigen Preises,<br />

das hochauflösende Segeldaten im Großformat<br />

einer breiteren Masse<br />

zugänglich macht.<br />

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Alpha-Displays:<br />

preiswürdig<br />

und -wert!<br />

Britischer<br />

Sportsgeist<br />

KÖNIGLICH REGATTIEREN. Die<br />

MCO Sailing Academy, offiziell<br />

anerkanntes RYA-Trainingscenter<br />

unter österreichischer Leitung an<br />

den Ufern des Solent, richtet eine<br />

Racing-Abteilung ein. Gesegelt<br />

wird an der Südküste Englands,<br />

dem wohl weltweit aktivsten und<br />

bekanntesten Regatta-Revier. Geplant<br />

ist, an sechs Regattawochen<br />

Isle of Wight, des Briten liebstes Regatta-Revier.<br />

auf hochklassigen Performance-<br />

Cruisern teilzunehmen. Als besonders<br />

spektakuläre Regatten<br />

scheinen auch die Cowes-Week<br />

und das Round-The-Island-Race<br />

im MCO-Rennkalender auf. Vier<br />

weitere Regattawochen bieten zusätzliche<br />

Trainingsmöglichkeiten<br />

auf RYA-Niveau.<br />

è www.mco-sailing.com<br />

FOTO: EVOCATION IMAGES/SHUTTERSTOCK.COM<br />

14 1/<strong>2024</strong>


Das neue<br />

Restaurant<br />

„Marina“.<br />

FOTO: MIROSLAV SVETOG<br />

FOTO: MIROSLAV SVETOG<br />

Heimat von 1.400<br />

Booten und Yachten.<br />

Hotel<br />

Kanajt.<br />

Seit Jahrzehnten führend in Kroatien<br />

<strong>2024</strong> feiert die Marina Punat ihr sechzigjähriges Bestehen.<br />

JUBILÄUM. Die erste Marina an<br />

der Ostküste der Adria, entstanden<br />

als Winterlager für einige<br />

Boote eines deutschen Sportclubs,<br />

ist heute die Heimat von<br />

mehr als 1.400 Yachten, davon<br />

etwa 800 im Wasser und der Rest<br />

in modernen Trockendocks und<br />

der Trockenmarina. Zur internationalen<br />

Atmosphäre tragen<br />

Segler aus mehr als 15 Ländern<br />

bei, vor allem aus Mitteleuropa.<br />

Im Jubiläumsjahr startet die<br />

Marina auf der Insel Krk mit zwei<br />

großen Neuerungen: dem von<br />

Grund auf renovierten Restaurant<br />

„Marina“, das im Herbst eröffnet<br />

hat, und einem neuen Travel<br />

Lift, dem größten seiner Art<br />

an der östlichen Adria. Der moderne<br />

Kran mit einer Tragfähigkeit<br />

von bis zu 50 Tonnen (für<br />

Schiffe von bis zu 16 Metern Breite)<br />

ermöglicht die professionelle<br />

Wartung von mittleren und größeren<br />

Motoryachten.<br />

Zur touristischen Infrastruktur<br />

gehören neben dem neuen Restaurant<br />

das Bistro „9 Bofora“, das<br />

2023 vom Gault&Millau-Führer<br />

empfohlen wurde, und das<br />

4-Sterne-Hotel Kanajt mit<br />

Traumblick auf das Meer. In der<br />

Marina selbst gibt es fünf Sanitärblöcke,<br />

darunter VIP- und Familienbereiche<br />

sowie Badezimmer<br />

für Haustiere. Ein Supermarkt,<br />

ein kleiner Bauernmarkt im Sommer,<br />

ein Nautik- und Ersatzteileladen,<br />

eine Selbstbedienungswäscherei,<br />

Breitbandinternet, Ladestationen<br />

für Elektroautos und<br />

Fahrräder und über 700 Parkplätze<br />

machen das Angebot perfekt.<br />

è www.marina-punat.hr<br />

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Ocean Woman<br />

Ordnung ist das<br />

halbe (Bord-)Leben<br />

Boxen zur Aufbewahrung können jegliche Form haben, nur durchsichtig müssen sie sein.<br />

Und Gedächtnislücken kann man mit einer Stauliste schließen, nur sollte man auch dieser<br />

einen fixen Platz an Bord zuweisen, sonst …<br />

Hattest du nicht mal eine Stauliste?“,<br />

fragte mein Skipper<br />

vorsichtig, als ich klagte,<br />

Müllsäcke für den Bordgebrauch<br />

gekauft zu haben, sie aber nicht zu<br />

finden. Ordnung war noch nie so<br />

mein Ding, aber das Segeln und<br />

Leben auf einem Boot hat dennoch<br />

einen guten Einfluss auf mich!<br />

Ich wusste immer schon, wie<br />

Ordnung aussah – zum Beispiel,<br />

wenn ich verbotenerweise in die<br />

wunderschön geordnete Schreibtischschublade<br />

meines Vaters griff,<br />

um mir einen Faserstift zu schnappen.<br />

Natürlich verschwand der Stift<br />

nach Gebrauch irgendwo im Chaos<br />

des restlichen Haushaltes. So wie die<br />

Müllsäcke an Bord unseres Schiffes,<br />

die ich jedoch am nächsten Tag in<br />

einer selten benützten Backskiste<br />

neben dem kleinen Wassertank<br />

fand. Auch die schon lange verschwundenen<br />

Staubsaugerbeutel lagen<br />

dort, fein säuberlich in einem<br />

verschließbaren Plastiksack. Leider<br />

war der dazugehörige Staubsauger<br />

schon vor Jahren von uns gegangen.<br />

Aber ja, ich hatte mal eine Stauliste<br />

angefertigt. Für unsere Weltumsegelung.<br />

Nur fand ich sie nicht, als<br />

ich checken wollte, wie viele Nudeln<br />

wir noch hatten und wo, nachdem<br />

ich fünf Kilo entsorgen musste. Ich<br />

hatte diese in der Bilge gestaut, welche<br />

aber durch einen Wellenguss<br />

angefeuchtet worden war, was<br />

die Rüsselkäfer in den Spaghetti-<br />

ALEXANDRA SCHÖLER<br />

ist Weltumseglerin,<br />

Sängerin, Regisseurin,<br />

Buchautorin und seit<br />

2010 Ocean Woman.<br />

kolumne@<strong>ocean7</strong>.at<br />

Packungen zwar getötet hatte, aber<br />

die Pasta auch schimmeln ließ.<br />

Vom nächsten Hafen an, der<br />

Teneriffa war und ausgestattet mit<br />

einem großen Ikea, verwendete ich<br />

Plastikbehälter in allen Formen und<br />

keiner Farbe. Soviel hatte ich schon<br />

gelernt. Durchsichtig ist wichtig an<br />

Bord! Ein Blick genügt, und keine<br />

Sucherei beginnt.<br />

Unsere Weltumsegelung hatte<br />

starken Einfluss auf die Verbesserung<br />

meines Ordnungssinnes. An<br />

Deck ging das besonders schnell,<br />

denn verwurschtelte Taue und irgendwo<br />

abgelegte Winschkurbeln<br />

waren dem Captain von Beginn an<br />

ein Dorn im Auge. Heute bin ich<br />

die große Aufräumerin, wenn wir<br />

los segeln – und sei es nur von Bucht<br />

zu Bucht!<br />

KLAR SCHIFF<br />

Ein Zustand, den ich inzwischen<br />

liebe! Eigentlich ist unser Schiff<br />

immer bereit, sofort abzulegen und<br />

loszusegeln. An der Reling hängt<br />

selten etwas! Kommt Wind auf,<br />

schon gar nicht, seit ich einige<br />

Lieblingsbikinis und einen Küchenteppich<br />

opfern musste. Außerdem<br />

verlangt es die Segel etikette,<br />

dass auch keine Fender an der<br />

Bordwand baumeln.<br />

Über Nacht vor Anker werden<br />

Sitzpolster unter Deck geräumt<br />

und Geschirr, Gläser oder Spielkarten<br />

ebenso. Empfehlenswerte Idee,<br />

nachdem ich erst im vergangenen<br />

Sommer nach einer stürmischen<br />

Nacht am Strand diverses Seglergut<br />

finden konnte.<br />

„A place for everything and everything<br />

in it’s place“, schreibt eine<br />

Seglerin zu diesem Thema. Holt<br />

man sich das Hafenhandbuch oder<br />

das Fernglas, kommt es umgehend<br />

wieder an den Platz zurück.<br />

Das Schwalbennest unseres Schiffes,<br />

gleich beim Niedergang, beherbergt<br />

Segelhandschuhe, Notrakete,<br />

Nottröte, Sonnenmilch. Direkt beim<br />

Steuerrad ist ein Messer be festigt –<br />

um notfalls Leinen loszuschneiden<br />

oder anderes. Computer und Fotoapparat<br />

bzw. Handy haben fixe Plätze,<br />

bei längeren Überfahrten kommen<br />

sie in Schutzhüllen. Die<br />

Seenot-Kiste ist immer gefüllt und<br />

griffbereit. Egal, ob Segeln im Mittelmeer,<br />

vor Tonga oder Thailand.<br />

Abwasch machen wir immer gleich<br />

nach dem Essen. Sogar in Wien.<br />

Der „Ich könnte gleich lossegeln“-<br />

Zustand hat sich auch an Land<br />

verfestigt.<br />

Jetzt im Winterlager geht es ans<br />

Ausmisten. Denn je weniger an<br />

Bord, desto klarer das Schiff! Alles<br />

klar? Vielleicht könnte ich die zweite<br />

Salatschüssel doch noch mal<br />

brauchen oder den alten Teekessel?<br />

Und was ist denn das für ein Fach?<br />

Mal sehen, was da drin ist. Nudeln?<br />

Und eine etwas vergilbte Stauliste.<br />

Das ist ja wie Weihnachten! <br />

16 1/<strong>2024</strong>


Segeln<br />

ab Athen<br />

Ankerbucht vor dem Tempelberg<br />

Karthea auf der Insel Kea.<br />

FOTO: TAHSIN ÖZEN<br />

WEIL DEINE<br />

SCHÖNSTEN<br />

ERINNERUNGEN<br />

NICHT AM<br />

SCHREIBTISCH<br />

ENTSTEHEN<br />

SARONISCHER GOLF. Griechenland<br />

boomt, der Trend wird sich<br />

auch <strong>2024</strong> fortsetzen. Als gern<br />

gebuchtes Charterrevier zeigt<br />

sich der Saronische Golf vor den<br />

Toren Athens mit seiner kontrastreichen<br />

Palette von mondänen<br />

Stadthäfen und stillen Naturbuchten.<br />

Besonders beliebte<br />

Ziele sind z. B. die Inseln Ägina<br />

und Poros oder das autofreie<br />

Hydra, dessen Stille und Beschaulichkeit<br />

schon Leonard<br />

Cohen zu schätzen wusste. Mit<br />

einem Tagesschlag kann man<br />

auch die Kykladeninseln Kythnos<br />

und Kea erreichen. Zurück geht<br />

es über das Kap Sounion – oder<br />

man hält sich westlich und setzt<br />

den Argolischen Golf auf den<br />

Törnplan, um die mykenische<br />

Kultur zu erforschen. Detaillierte<br />

(Revier-)Infos auf der Website<br />

von Argos Yachtcharter –<br />

und persönlich, z. B. telefonisch,<br />

oder im Jänner auf der boot Düsseldorf<br />

in Halle 13, Stand B09.<br />

è www.argos-yachtcharter.de<br />

FOTO: BORIS KACAN<br />

Biograd, das nautische Zentrum<br />

von Pitter Yachting in Kroatien.<br />

7 Länder, 600 Yachten<br />

MITEINANDER. Pitter Yachtcharter<br />

wird gemeinsam mit seinen<br />

internationalen Charter-Partnerflotten<br />

im Qualitätsverbund der<br />

Nautic Alliance auf der boot<br />

Düsseldorf vertreten sein, um<br />

das vielfältige Charterangebot<br />

im Dienste der Kunden zu präsentieren.<br />

Rund 600 Yachten<br />

werden <strong>2024</strong> bei Pitter Yachtcharter<br />

auf 30 Basen in sieben<br />

Ländern (Kroatien, Griechenland,<br />

Italien, Spanien, Türkei<br />

sowie in Slowenien und den<br />

Niederlanden am IJsselmeer) zur<br />

Verfügung stehen. Darunter um<br />

die 60 neue Yachten mit Baujahr<br />

<strong>2024</strong> – gut die Hälfte davon in<br />

Kroatien, wie man es sich vom<br />

Kroatien-Spezialisten erwarten<br />

darf. Wer selbst Eigner werden<br />

will, kann sich bei Pitter auf der<br />

boot (Halle 13, Stand C33) im<br />

Jänner auch gleich persönlich<br />

bezüglich Yachtinvest bzw.<br />

Kaufcharter beraten lassen.<br />

Viele Infos gibt‘s zudem online:<br />

è www.pitter-yachting.com<br />

TAUSEND GRÜNDE,<br />

EIN PARTNER


Saronischer und Argolischer Golf<br />

Golfspiele<br />

Gleich südlich von Athen<br />

erstreckt sich ein Segelrevier<br />

mit malerischen<br />

Landschaften, pittoresken<br />

Küsten städten und schönen<br />

Ankerbuchten mit<br />

glas klarem Wasser. Die<br />

Distanzen zwischen den<br />

einzelnen Zielen sind kurz,<br />

die Windverhältnisse<br />

wohlwollend und die<br />

Tavernen zahlreich. Unser<br />

Mittelmeerexperte Markus<br />

Silbergasser verrät seine<br />

Geheimtipps für diese<br />

Region.<br />

Text und Fotos<br />

MARKUS SILBERGASSER<br />

Der Saronische und der südwestlich<br />

davon liegende<br />

Argolische Golf sind ein<br />

abwechslungsreiches Segelrevier<br />

in Griechenland, das sich<br />

zwischen der Halbinsel Attika und<br />

der östlichen Küste des Peloponnes<br />

erstreckt. Die Region ist aus drei<br />

Gründen bei Seglern sehr beliebt:<br />

1. Athen und damit auch der<br />

größte Flughafen Griechenlands<br />

sind nicht weit entfernt.<br />

2. Es gibt im Saronischen Golf<br />

schier unzählige Marinas und damit<br />

auch Chartermöglichkeiten.<br />

3. Die Region wird vom Meltemi<br />

ein wenig verschont und bietet deshalb<br />

auch in den Sommermonaten<br />

ruhigere Gewässer als in den Kykladen.<br />

Ob ihr Ankerplätze in einsamen<br />

Buchten sucht oder historische<br />

Städte mit schönen Häfen erkunden<br />

wollt: Die Region ist mit abwechslungsreichen<br />

Landschaften<br />

gesegnet und bietet eine unvergessliche<br />

Segelerfahrung, die sowohl<br />

für unerfahrene Segler als auch für<br />

Fortgeschrittene geeignet ist.<br />

Für einen gemütlichen einwöchigen<br />

Segeltörn empfehle ich die<br />

beschriebenen Ziele bis zur Insel<br />

Hydra – da werdet ihr dann je nach<br />

Route 100 bis 150 Seemeilen loggen.<br />

Für die weiter entfernten Ziele<br />

bis nach Nafplio sind gut zwei<br />

Wochen mit 180 bis 300 Seemeilen<br />

zu veranschlagen.<br />

SALAMINA<br />

Die Insel ist nur ein paar Seemeilen<br />

von Piräus entfernt, liegt aber komplett<br />

abseits der Touristenströme.<br />

Wir haben Salamina bzw. unsere<br />

Lieblingsbucht Aias im Süden der<br />

Insel vor vielen Jahren entdeckt.<br />

18 1/<strong>2024</strong>


Ein Pflichtbesuch gilt immer der<br />

kleinen Grilltaverne von George.<br />

Der Chef des Hauses grillt gut<br />

und gerne lokale Köstlichkeiten<br />

und versteht es auch, mit seinen<br />

Gästen zu feiern. Richtet ihm liebe<br />

Grüße aus, dann wird er sich bestimmt<br />

ganz besonders um euch<br />

bemühen.<br />

Salamina: Die Insel ist<br />

Piräus so nah und doch<br />

den Massen so fern.<br />

relaxen, schwimmen oder sonnenbaden<br />

kann, erkundet der landaffine<br />

Teil den Tempel. Empfehlenswert<br />

ist ein Besuch entweder am<br />

frühen Vormittag oder kurz vor<br />

Sonnenuntergang – bei bestem<br />

Licht und mit weniger Tagestouristen<br />

aus Athen.<br />

ÄGINA<br />

Rund um die Insel gibt es mehrere<br />

Ankerbuchten und Häfen, die für<br />

Yachties geeignet sind. Entweder<br />

der Hafen von Ägina-Stadt, ein<br />

klassischer griechischer Hafen mit<br />

guter Infrastruktur, oder der gemütliche<br />

Fischerort Perdika mit<br />

KAP SOUNION<br />

Die spektakuläre Landspitze mit<br />

den Ruinen und Säulen des antiken<br />

Poseidontempels und dem<br />

bei Sonnenuntergang malerischen<br />

Blick auf das Meer ist nur wenige<br />

Seemeilen von Lavrion entfernt.<br />

Wir ankern immer in der bei<br />

nördlichem Wind gut geschützten<br />

Ankerbucht mit zwei Tavernen<br />

und bestem Blick auf den Tempel.<br />

Während der gemütlichere Teil<br />

der Crew aufs Boot aufpasst und<br />

Der Poseidontempel hoch<br />

über dem Kap Sounion.<br />

1/<strong>2024</strong> 19


Saronischer und Argolischer Golf<br />

seinem kleinen natürlichen Hafen<br />

im Südwesten der Insel.<br />

Nur ein paar Kabellängen westlich<br />

von Perdika liegt Moni, eine<br />

kleine, nur von Tieren bewohnte<br />

Insel mit rundherum kristallklarem<br />

türkisblauen Wasser. Wir<br />

legen hier immer wieder gerne<br />

einen Stopp ein, um die dort freilaufenden<br />

Damhirsche und Pfaue<br />

zu beobachten.<br />

Perfekt zubereiteter<br />

Thunfisch auf Angistri.<br />

Immobilien auf der Insel<br />

Hdyra sind goldwert.<br />

ANGISTRI<br />

Eine kleine, eher unbekannte Ferieninsel.<br />

An der Nordseite gibt es<br />

zwei kleine griechische Orte (Megalochori<br />

und Skala) mit Anlegemöglichkeiten<br />

in den Häfen bzw.<br />

kann man zwischen den beiden<br />

Ortschaften frei ankern.<br />

Im Südwesten der Insel befindet<br />

sich eine fantastische Fischtaverne,<br />

in der ich den perfekt zubereiteten<br />

Thunfisch und alle weiteren fangfrischen<br />

Fisch- und Meeresfrüchtegerichte<br />

empfehlen kann.<br />

KORFOS (PELOPONNES)<br />

Nachdem ich gerade angesichts<br />

des guten griechischen Essens ins<br />

Schwärmen geraten bin, muss ich<br />

noch mit dem Stavedo Seafood-<br />

Keine Kraftfahrzeuge,<br />

sondern nur Esel auf Hydra.<br />

Mandraki-Bucht, Hydra.<br />

Menschenleer, aber<br />

tierreich: Insel Dokos.<br />

Restaurant von Papa George eine<br />

weitere nahegelegene, herzliche Familientaverne<br />

in Korfos empfehlen.<br />

Hier könnt ihr kostenfrei am Kai<br />

vorm Restaurant anlegen und in<br />

Sichtweite zum Boot vorzüglich<br />

Fisch- und/oder Fleischgerichte<br />

essen.<br />

POROS<br />

Einen Stopp auf Poros macht quasi<br />

jede durchreisende Yacht. Hier findet<br />

man bei allen Windrichtungen<br />

immer eine geeignete Anker- oder<br />

Anlegemöglichkeit entlang der<br />

sehr langen Hafenpromenade. Im<br />

quirligen Hafenort ist am Abend<br />

aufgrund der vielen Yachties immer<br />

viel los.<br />

Wer einen ruhigen Ankerplatz<br />

sucht, kann diesen im Nordosten<br />

der Halbinsel finden. Hier hatten<br />

wir im letzten Jahr selbst in der<br />

Hochsaison einige Starkwindtage<br />

mit nur ganz wenigen anderen<br />

Booten im Umfeld abgewettert.<br />

Zu Fuß ist man trotzdem schnell<br />

in der Stadt.<br />

HYDRA<br />

Die etwa 40 Seemeilen südwestlich<br />

von Athen liegende Insel gehört<br />

bestimmt zu den Highlights der<br />

gesamten Region. Hydra hat die<br />

höchsten Immobilienpreise Griechenlands.<br />

Dies liegt unter anderem daran,<br />

dass die Insel für ihre Schönheit<br />

und unberührte Natur bekannt ist,<br />

und von vielen wohlhabenden Einheimischen<br />

und Ausländern als<br />

Rückzugsort gewählt wird. Auch<br />

die Tatsache, dass es keine Autos<br />

auf der Insel gibt und man sich nur<br />

mit Eseln oder zu Fuß fortbewegt,<br />

trägt zu der exklusiven Atmosphäre<br />

und den hohen Preisen bei.<br />

Der Stadthafen von Hydra ist in<br />

der Regel immer hoffnungslos überfüllt.<br />

Ein Ankersalat ist da täglich<br />

vorprogrammiert. Es wird im kleinen<br />

Hafenbecken in Zweierreihe<br />

mit Buganker und Heckleine an<br />

der Pier festgemacht. Die zweite<br />

Reihe muss ihre Heckleine am Bug<br />

20 1/<strong>2024</strong>


ÜBER<br />

JAHRE<br />

„ Einen Stopp auf Poros macht<br />

quasi jede durchreisende Yacht.“<br />

der Yachten der ersten Reihe festmachen.<br />

Ich habe das tägliche Hafenkino<br />

mehrmals mitgemacht, empfehle<br />

euch daher die Mandraki-Bucht,<br />

die östlich des Hauptortes liegt.<br />

Hier lässt sich entweder in der<br />

Mitte der Bucht frei oder entlang<br />

des Ufers zusätzlich mit Landleine<br />

gesichert ankern. Die Bucht ist auch<br />

in der Hauptsaison noch halbwegs<br />

ruhig, bietet einen kleinen Strand<br />

mit Liegen und eine gemütliche<br />

Taverne.<br />

DOKOS<br />

Nach dem quirligen Aufenthalt auf<br />

Hydra sehnt ihr euch vermutlich<br />

nach Ruhe, und die findet ihr bestimmt<br />

auf Dokos.<br />

Das unbewohnte Eiland hat eine<br />

außergewöhnlich schöne Landschaft<br />

zu bieten – mit mehreren<br />

stillen Ankerbuchten und Stränden<br />

im Nordosten der Insel, die sich<br />

ideal zum Schwimmen, Schnorcheln<br />

und Entspannen abseits der<br />

Massen eignen.<br />

SPETSES<br />

Die pittoreske Stadt auf der gleichnamigen,<br />

ovalen und recht flachen<br />

Insel an der Südostspitze des Argolischen<br />

Golfs zeigt viel Ähnlichkeit<br />

mit den Städten an der italienischen<br />

Riviera.<br />

Das Flanieren durch die Kleinstadt<br />

bzw. entlang der Hafenpromenade<br />

liebe ich genauso wie die<br />

traditionellen Pferdekutschen, die<br />

immer noch als Transportmittel<br />

für Touristen und Einheimische<br />

genutzt werden.<br />

Rund um die Insel gibt es je nach<br />

Windrichtung mehrere gute Ankerplätze<br />

mit traumhaft klarem<br />

Wasser. Wir ankern gerne im Norden<br />

in einer der Ankerbuchten<br />

oder entlang der Ostküste nahe<br />

der Stadt.<br />

Aber Achtung, hier gilt teilweise<br />

striktes Ankerverbot. Und ebenfalls<br />

gut aufpassen im Süden beim<br />

Umrunden der Insel: Zwischen<br />

der Insel Spetses und Spetsopoula<br />

gibt es eine Reihe von gefährlichen<br />

Riffen!<br />

Auf Poros findet<br />

man immer eine geeignete<br />

Anker- oder<br />

Anlegemöglichkeit.<br />

Griechenland<br />

Segeln vor den<br />

Toren Athens im<br />

Saronischen Golf<br />

20.01. - 28.01.<strong>2024</strong><br />

Halle 13, Stand B09<br />

+49 (0) 611 - 66 05 1<br />

mail@argos-yachtcharter.de<br />

www.argos-yachtcharter.de<br />

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24° 3‘ E<br />

Euböa<br />

KORINTH<br />

Salamina<br />

ATHEN<br />

PIRÄUS<br />

Golf von Euböa<br />

37° 42‘ N<br />

KORFOS<br />

Ägina<br />

AngistriMoni<br />

LAVRIO<br />

Makronisos<br />

EPIDAUROS<br />

Saronischer Golf<br />

KAP SOUNION<br />

Kea<br />

NAFPLIO<br />

Peloponnes<br />

Poros<br />

KILADA<br />

ERMIONI<br />

Kithnos<br />

Argolischer<br />

Golf<br />

PORTO HELI Dokos<br />

Spetses<br />

Hydra<br />

„Der Aufstieg auf die Festung<br />

Palamidi führt über eine Treppe<br />

mit 999 Stufen.“<br />

Damhirsch-Fütterung<br />

auf der Insel Moni.<br />

In der Altstadt …<br />

… und auf dem<br />

Markt von Nafplio.<br />

NAFPLIO<br />

Eine sehr schöne Altstadt mit zahlreichen<br />

kleinen Tavernen, Cafés und Bars.<br />

Man legt im großen Hafenbecken mit<br />

viel Kette römisch-katholisch an.<br />

Vom Hafen aus sieht man gut zur Festung<br />

Palamidi hinauf. Sportlichen Crews<br />

empfehle ich den Aufstieg über den von<br />

unten aus gut sichtbaren schmalen Pfad.<br />

Der Aufstieg führt über eine Treppe mit<br />

insgesamt 999 Stufen und ist anstrengend,<br />

man wird aber mit einem super<br />

Ausblick belohnt.<br />

Nahe dem Stadtzentrum gibt es zudem<br />

einen Markt namens „Agora“. Er ist mittwochs<br />

und samstags geöffnet und zieht<br />

viele Einheimische sowie Touristen an,<br />

die sich für die kulinarischen Schätze<br />

dieser Region interessieren. <br />

<br />

Saronischer und Argolischer Golf<br />

Wind und Wetter. Im Saronischen und Argolischen Golf weht der Meltemi im Vergleich<br />

zu den Kykladen nicht so intensiv. Der Meltemi ist ein starker und beständiger Nordwind,<br />

der normalerweise in den Sommermonaten in der Ägäis weht und oft Geschwindigkeiten<br />

von sechs bis neun Beaufort erreichen kann. Aufgrund der Ausrichtung zwischen Attika<br />

und Peloponnes wird die Region jedoch größtenteils von diesem Wind abgeschirmt, die<br />

Aus wirkungen sind daher nicht so stark zu spüren wie in anderen Gebieten.<br />

Empfohlene Revierführer und Seekarten.<br />

„Hafenguide „Griechenland 1“ von Per Hotvedt. Der sehr umfangreiche Hafenguide ist<br />

zwar teuer, aber sein Geld wert. Durch die Luftaufnahmen aller beschriebenen Häfen und<br />

Ankerbuchten und die dazugehörigen Hafenpläne weiß man vorher schon genau, ob der<br />

angestrebte Ort auch den Wünschen von Skipper und Crew entspricht.<br />

Charterführer „Ostpeloponnes“ von Melanie Haselhorst und Kenneth Dittmann. In diesem<br />

erst im Jänner 2018 erschienenen Reiseführer werden ein- und zweiwöchige Törns vorgestellt,<br />

nebenbei wird auf Land und Leute eingegangen.<br />

Reiseführer „Peloponnes“ von Hans-Peter Siebenhaar. Wir schätzen die Reise- und<br />

Wanderführer vom Michael Müller Verlag sehr, speziell deren individuelle Wandertipps.<br />

Seekarten von „Imray“ für das Ionische Meer. G12, G121, G13, G14, G15 und G16 sind<br />

bei uns alle als Back-up neben den elektronischen Seekarten auf dem Schiff vorhanden.<br />

Charter. Individuelle Beratung, Betreuung und maßgeschneiderte Charterangebote für<br />

Griechenland bietet Argos Yachtcharter an. Auf der Homepage stehen je nach Revier<br />

detailreiche Törnvorschläge zur Verfügung (Tipp: „Familientörn im Saronischen Golf“).<br />

Buchungsbeispiele <strong>2024</strong> (ab Mai eine Woche ab Athen): Sun Odyssey 40.1 (4 Ka binen,<br />

Bj. 2022), ab € 2.720,–; Lagoon 40 Katamaran (4+2 Kabinen, Baujahr 2022), ab € 4.545,–.<br />

è www.argos-yachtcharter.de<br />

22 1/<strong>2024</strong>


Wissen und Meer<br />

Auf welchen Kurs<br />

im Winter?<br />

Die Saison ist lange schon zu Ende, die Blätter sind gefallen, der<br />

Schnee liegt nah – für den Skipper beginnt die Winterdepression.<br />

Ach, wie schön war es heuer<br />

auf See – leider viel zu kurz.<br />

Warum habe ich nur so wenig<br />

Zeit? Ich muss in meinem Leben<br />

dringend etwas ändern, die Zeit<br />

läuft mir davon. Jetzt beginnt noch<br />

dazu der Stress in der Arbeit, Jahresabschluss.<br />

Habe ich die Ziele erreicht?<br />

Und so weiter und so fort …<br />

Gott sei Dank liegen in dieser Zeit<br />

auch schon die Charter-Kataloge<br />

fürs nächste Jahr im Postkasten.<br />

Hier beginnt die kommende Saison.<br />

Hier entscheidet sich, wo, wann,<br />

wie und mit wem der nächste Charterurlaub<br />

steigt, hier beginnt der<br />

nächste Segeltörn. Hier endet die<br />

Winterdepression – und der Traum<br />

beginnt.<br />

Jetzt tauchen natürlich viele Fragen<br />

auf. Entlang dieser kommen wir<br />

aber auch zum Ziel. Jeder Skipper,<br />

der hier systematisch vorgeht, erspart<br />

sich viele Rückschläge und<br />

Loops. Je klarer die Fragen beantwortet<br />

werden, desto leichter wird<br />

die Durchführung. Also los geht’s:<br />

ERSTE FRAGE: WOHIN TREIBT<br />

UNS DER WIND IN DER NÄCHS-<br />

TEN SAISON – WELCHES LAND,<br />

WELCHE STADT, WELCHE KÜS-<br />

TE MÖCHTE ICH BESUCHEN?<br />

Das ist die Kernfrage. Nach ihr richtet<br />

sich eigentlich das ganze „Nächstes<br />

Jahr chartern“-Projekt. Wenn ich<br />

Präferenzen für den hohen Norden<br />

habe, kann ich keine Badestopps<br />

anbieten, keine kinderfreundlichen<br />

Pausen einlegen und keine Plattform<br />

für neue Bademode bieten.<br />

Will ich hingegen ruhige Gewässer<br />

und Badebuchten besuchen,<br />

wird mich meine Familie als „Hero<br />

of the Week“ feiern. Übrigens: Ich<br />

war voriges Jahr mit dem Hausboot<br />

in Frankreich und Holland unterwegs.<br />

Es waren tolle Reisen und<br />

einmal ganz andere Destinationen.<br />

ZWEITE FRAGE: WANN<br />

HEISST ES „LEINEN LOS“?<br />

Auch das ist eine spannende Frage,<br />

und ich kenne jetzt schon alle Ferientermine<br />

im nächsten Jahr. Viele<br />

Betriebe machen die grobe Urlaubsplanung<br />

noch im alten Jahr, also<br />

kennen wir die Rahmenbedingungen<br />

wie Betriebsurlaube, Zwickel-/<br />

Fenstertage, absolute betriebliche<br />

Anwesenheitszeiten etc.<br />

Natürlich müssen dabei auch<br />

Reviererfordernisse berücksichtigt<br />

werden. In der Karibik würde ich<br />

zum Beispiel zwischen November<br />

und April segeln.<br />

DRITTE FRAGE:<br />

WER SEGELT MIT MIR?<br />

Jetzt wird es spannend: Wer wagt<br />

sich mit mir als Skipper hinaus in<br />

die Weiten der See? Spreche ich<br />

meine Familie an, dann ist mir bewusst,<br />

dass ich und meine Partnerin<br />

Alleinzahler sind. Wenn meine<br />

Stamm-Crew dabei ist, sind viele<br />

Fragen schon im Vorfeld geklärt.<br />

Dem steht ein Segeltörn mit Neulingen<br />

gegenüber, denen ich die Schönheit<br />

der Natur, des Windes und der<br />

Wellen näherbringen kann.<br />

Nochmals aus meiner sehr persönlichen<br />

Erfahrungskiste: Einen<br />

besonderen Segeltörn habe ich mit<br />

Arbeitskollegen erlebt – wir haben<br />

über die Arbeit reden können, ohne<br />

uns gleich in den Haaren zu liegen,<br />

wir haben uns gut kennen und<br />

FOTO: AERIAL-MOTION/SHUTTERSTOCK.COM<br />

schätzen gelernt. Das hat uns in späteren<br />

Zeiten unendlich viel geholfen.<br />

VIERTE FRAGE:<br />

WELCHE YACHT WOLLEN WIR?<br />

Hier bietet der Markt mittlerweile<br />

eine Riesenauswahl. Unglaublich,<br />

welche Yachten heutzutage angeboten<br />

werden. Von der kleinen<br />

30-Fuß-Yacht bis zum 56er-Cruiser,<br />

von einer Azimut bis hin zur<br />

Princess-Motoryacht, Katamarane<br />

von 36 bis 48 Fuß – alles was das<br />

Herz begehrt, ist dabei. Von Hausbooten<br />

schreibe ich hier aus Platzgründen<br />

nicht, da werde ich bis<br />

morgen nicht fertig.<br />

Eine Menge Fragen, für die es<br />

gilt, gute Antworten zu finden. Eine<br />

der besten Plattformen für die Suche<br />

nach Antworten ist die „Austrian<br />

Boat Show“ in Tulln, <strong>2024</strong> von<br />

29. Februar bis 3. März. Hier findet<br />

die p.t. Leserschaft alle Antworten<br />

bei über 50 Ausstellern zum Thema<br />

Chartern.<br />

Vielleicht treffen wir uns dort? <br />

Meist im Winter fällt die Entscheidung<br />

für den nächsten Sommertörn.<br />

GOTTFRIED TITZL RIESER<br />

ist Commodore des<br />

Yacht Club Austria und<br />

passionierter Fahrtensegler<br />

mit insgesamt<br />

rund 25.000 in seinen<br />

Logbüchern dokumentierten<br />

Seemeilen.<br />

Sein Motto: „Die See ist<br />

der beste Lehrmeister!“<br />

kolumne@<strong>ocean7</strong>.at<br />

1/<strong>2024</strong> 23


Dänische Südsee<br />

In der südwestlichen Ostsee, im deutsch-dänischen Grenzland<br />

und südlich von Fünen, liegt ein wunderschönes Mikrorevier, in<br />

dem das Seglerleben in vielerlei Hinsicht noch sehr beschaulich ist.<br />

Text und Fotos DETLEF JENS<br />

Slow Sailing<br />

FOTO: SNAPSHOT FREDDY/SHUTTERSTOCK.COM<br />

im Inselmeer


Segelboot am Hafeneingang<br />

von Sønderborg, Jütland.<br />

Links: Schloss Sønderborg.<br />

Von Flensburg aus ist es zur<br />

Einstimmung ein kurzer, aber<br />

abwechslungsreicher Törn von<br />

knapp 20 Seemeilen durch geschützte<br />

Gewässer bis nach Sønderborg<br />

in Dänemark. Dabei kreuzen wir um<br />

die tückische und vielleicht deshalb so<br />

genannte „Schwiegermutter“ herum,<br />

die nichts anderes ist als ein ausgedehntes<br />

Flach an der Nordspitze der Halbinsel<br />

Holnis. Wie eine große natürliche<br />

Hafenmole ragt sie von Schleswig-Holstein<br />

aus nach Norden in die Förde hinein<br />

und verwandelt die Innenförde in<br />

einen gigantischen Naturhafen.<br />

Östlich der Halbinsel wird es etwas<br />

rauer, denn hier geht es in die Außenförde<br />

hinein. Aber nun sind schon die<br />

markanten Doppeltürme der Kirche<br />

von Broager deutlich zu sehen, die seit<br />

dem 15. Jahrhundert einen sehr guten<br />

Zweck als Landmarke für Seefahrer erfüllt.<br />

Schon bald können wir abfallen<br />

und direkten Kurs auf den Hafen von<br />

Sønderborg nehmen.<br />

Hier machen wir, wie immer, im alten<br />

Hafen an der Stadtpier südlich der<br />

Klappbrücke fest. Neben einigen anderen<br />

Lokalitäten lockt mich vor allem<br />

das „Bistro Grand-Mère“. „In diesem<br />

Restaurant“, schreiben die Betreiber auf<br />

ihrer Webseite, „fühlen Sie sich wie in<br />

einem französischen Bistro in Paris<br />

oder in einem kleinen Pub in Lyon“.<br />

Das ist eine kühne Ansage, die sich aber<br />

zumindest teilweise und auf an genehme<br />

Art bestätigt. Hier geht es freundlich<br />

und unkompliziert zu, die Karte bietet<br />

mittags ein paar gallische Klassiker wie<br />

Steak frites, Moules frites oder auch einen<br />

sehr leckeren Salat Chèvre Chaud.<br />

Dazu nicht nur guten französischen<br />

Wein, sondern auch, und das ganz<br />

selbstverständlich, einen klassischen<br />

Kir blanc zum Aperitif. Für den Abend<br />

bietet die Karte etwas mehr, da runter<br />

auch Austern, bleibt aber immer noch<br />

angenehm übersichtlich.<br />

ZUM INSELKRUG<br />

Bis nach Marstal an der Südspitze der<br />

Insel Ærø sind es von hier aus keine 30<br />

Meilen, ein guter Tagestörn also. Finden<br />

sollte man die rot-weiße Ansteue-<br />

rungstonne an der Einfahrt zum<br />

schmalen Fahrwasser durch die Flachs<br />

außerhalb von Marstal. Gut betonnt ist<br />

es nicht ohne Grund, denn beiderseits<br />

außerhalb der Tonnen wird man sofort<br />

auflaufen, hier wird es extrem flach. Die<br />

alte Schifferstadt Marstal (mehr darüber<br />

ab Seite 28) hat jedoch einen besonders<br />

großzügigen Hafen, in dem man<br />

selbst im Hochsommer noch einen<br />

Platz finden dürfte.<br />

Marstal liegt an der Schwelle der<br />

„Dänischen Südsee“, oder auch des<br />

„Südfünischen Inselmeeres“, wie es die<br />

Dänen nennen. Hier könnte man etliche<br />

Ziele ansteuern: Kleine Eilande wie<br />

Birkholm oder etwas größere wie Skarø<br />

oder Avernakø, Drejø oder Lyø sind<br />

jede auf ihre Art zauberhaft.<br />

Steht einem jedoch der Sinn nach einer<br />

weiteren lebendigen Provinzstadt,<br />

kann man auch Svendborg ansteuern.<br />

Für unseren einwöchigen Törn wählen<br />

wir jedoch Lyø als nächstes Ziel. Denn<br />

hier gibt es nicht nur einen gemütlichen<br />

kleinen Hafen, sondern auch einen sehr<br />

gastfreundlichen Inselkrug, in dem<br />

man immer gut essen (und trinken)<br />

kann.<br />

Hafen von Skarø,<br />

Spaziergang auf<br />

Ærø, speisen im<br />

Bistro „Grand-Mère“<br />

in Sønderborg.<br />

1/<strong>2024</strong> 25


9°26’E<br />

Fyn<br />

Apenrader Förde<br />

Dänemark<br />

><br />

FLENSBURG<br />

><br />

Holnis<br />

DYVIG<br />

Alsensund<br />

BROAGER<br />

><br />

Flensburger Förde<br />

SØNDERBORG<br />

><br />

><br />

><br />

><br />

><br />

><br />

><br />

Als<br />

><br />

Hørup Hav<br />

Lyø<br />

><br />

Avernakø<br />

><br />

Skarø<br />

Drejø<br />

Ærø<br />

MARSTAL<br />

SVENDBORG<br />

Birkholm<br />

Langeland<br />

54°47’N<br />

„ Nur zwei oder drei Meter<br />

neben der Bord wand ist es<br />

schon so flach, dass dort die<br />

Möwen nicht schwimmen,<br />

sondern stehen.“<br />

Deutschland<br />

MAASHOLM<br />

Kieler Bucht<br />

WO MÖWEN STEHEN<br />

UND KÜHE GLOTZEN<br />

Wir sind jedoch außerhalb der<br />

Hauptsaison unterwegs, der „Lyø<br />

Kro“ hat geschlossen. Dafür empfängt<br />

uns ein paar Schritte weiter<br />

eine Szene wie aus einem romantischen<br />

französischen Film oder einem<br />

impressionistischen Gemälde<br />

von Auguste Renoir. Einige ebenso<br />

fröhliche wie entspannte Menschen<br />

sitzen auf altem, wackelig wirkenden<br />

Gartengestühl in der warmen<br />

Herbstsonne vor der ehemaligen Inselschule,<br />

die nun ein Restaurant<br />

und eine Bar namens „Hly“ ist.<br />

Sie reden, lachen und trinken<br />

Wein, ab und zu kommt jemand<br />

vorbei und setzt sich auf ein Glas<br />

dazu, geht dann wieder seines Weges.<br />

Und immer wieder steht einer<br />

auf, geht ins gemütliche, gelbe<br />

Haus und kommt mit einer frischen<br />

Flasche kühlen Roséweins<br />

zurück.<br />

Als wir unschlüssig etwas entfernt<br />

stehenbleiben, werden wir sofort<br />

eingeladen. Wir könnten etwas später<br />

auch gerne hier essen, bieten uns<br />

die freundlichen Wirtsleute sogar<br />

an. Eigentlich hätten sie nicht geöffnet,<br />

würden aber für ihre dänischen<br />

Freunde und Nachbarn kochen,<br />

und wir könnten gerne dazukommen.<br />

Es folgt ein wunderbarer<br />

Abend, in dessen Verlauf wir auch<br />

Kongeskibet, die Yacht der dänischen<br />

Königsfamilie vor Schloss Sønderborg.<br />

den auf der Insel lebenden deutschen<br />

Bootsbauer kennenlernen,<br />

der wunderschöne offene Holzjollen<br />

nach historischen Vorbildern baut.<br />

Am nächsten Tag weht er immer<br />

noch, der hier eher untypische Ostwind,<br />

der aber ideal ist, um uns<br />

Richtung Flensburg zurück zu pusten.<br />

Wir wählen von Lyø aus den<br />

kleinen Umweg nördlich um die Insel<br />

Als herum und laufen, nach etwa<br />

25 gesegelten Meilen, den vermutlich<br />

schönsten Naturhafen Dänemarks<br />

an. Die Dyvig ist eine komplett<br />

vom hügeligen Land<br />

umschlossene Doppelbucht im<br />

Norden von Als, und wer die extrem<br />

schmale Einfahrt noch nicht<br />

kennt, bekommt bei der Ansteuerung<br />

schon mal Zweifel, ob das alles<br />

so seine Richtigkeit hat. Zwischen<br />

einer Landzunge und einem Bauernhof<br />

geht es durch eine kurze,<br />

aber so schmale Durchfahrt, dass<br />

sich zwei größere Boote dort lieber<br />

nicht begegnen sollten.<br />

Es ist tief, aber nur zwei oder drei<br />

Meter neben der Bordwand schon<br />

so flach, dass dort die Möwen nicht<br />

schwimmen, sondern stehen. Nach<br />

ein paar hundert Metern hat man<br />

26 1/<strong>2024</strong>


FOTO: LGIEGER/SHUTTERSTOCK.COM<br />

Fischereihafen von Bagenkop auf Langeland,<br />

dem großen Eiland östlich der Insel Ærø.<br />

Die Ochseninsel in der Flensburger Förde.<br />

Insel-Shopping.<br />

Auch die Insel Skarø ist<br />

Teil der Dänischen Südsee.<br />

Gastfreundlich die Wirtsleute<br />

des Restaurants „Hly“ auf Lyø.<br />

die Enge allerdings geschafft. Hier<br />

zweigt nach Steuerbord ein kaum<br />

breiteres Fahrwasser ab, in die<br />

ziemlich flache Mejels Vig. Wir fahren<br />

geradeaus weiter und lassen unseren<br />

Anker in der größeren und<br />

vor allem tieferen Dyvig auf etwa<br />

vier Meter fallen. Geschützter als<br />

hier kann man kaum liegen, in der<br />

Karibik würde sich diese Bucht als<br />

sicheres „Hurricane Hole“ qualifizieren<br />

(siehe auch Seite 32).<br />

Wer nicht ankern möchte, kann<br />

anlegen. Entweder am Südufer an<br />

den Stegen des lokalen Segelclubs<br />

oder gegenüber an der Steganlage<br />

des wunderschönen „Dyvig Badehotel“,<br />

einem roten Holzkasten im<br />

norwegischen Stil.<br />

Das bietet nicht nur ein etwas<br />

förmliches Gourmetrestaurant, sondern<br />

vor allem auch ein gemütliches<br />

Bistro, in dem wir auch in unseren<br />

weniger feinen Segelklamotten zuvorkommend<br />

bedient werden – und<br />

die Küche ist sowieso die gleiche<br />

wie für das große Restaurant.<br />

Von hier aus geht es durch den<br />

sehr idyllischen Alsensund nach<br />

Sønderborg zurück. Die Kühe, die<br />

am Nordausgang des schmalen Alsensunds<br />

im Wasser stehen, glotzen<br />

uns gleichgültig an, während wir<br />

nur wenige Meter entfernt an ihnen<br />

vorbeisegeln.<br />

Statt wie am ersten Tag aus Süd,<br />

kommen wir nun von Norden nach<br />

Sønderborg hinein und müssen an<br />

der Klappbrücke „Christian’s X Bro“<br />

eine halbe Stunde warten, bis wir<br />

hindurch können. Und da das Wetter<br />

schön, die Brise handig und der<br />

Tag noch lange nicht vorbei ist,<br />

segeln wir durch Sønderborg hindurch<br />

und hinaus, in das Hørup<br />

Haff hinein, nur ein paar Meilen<br />

weiter südlich.<br />

Auch hier ankern wir in völliger<br />

Ruhe und genießen einen edlen<br />

Sonnenuntergang, während wir<br />

endlich einmal wieder die Bordküche<br />

bemühen (doch, es gibt auch<br />

viele wundervolle Hafenrestaurants<br />

in der Gegend).<br />

EIN HOF IM HAFEN<br />

Am vorletzten Tag legen wir noch<br />

einen kulinarischen Stopp ein, in<br />

der großen und modernen Marina<br />

Minde. Das Restaurant hier heißt<br />

schlicht „Vaerftet“, der Hof. Es liegt<br />

direkt im Yachthafen, von der Ter-<br />

rasse aus können wir auf unser am<br />

Steg festgemachtes Boot schauen.<br />

Die Karte ist klein und übersichtlich,<br />

die dänischen Klassiker von<br />

Fisch und Fleisch finden sich darauf,<br />

alle einwandfrei zubereitet und<br />

liebevoll präsentiert.<br />

Am letzten Tag segeln wir die<br />

Handvoll Meilen bis nach Flensburg<br />

zurück. Ein wahrhaft wunderbares<br />

Revier liegt hier vor der Tür, auch<br />

wenn das Wetter nicht immer optimal<br />

ist: Selbst im Hochsommer<br />

kann es mal regnen oder wehen.<br />

Dafür sind die Entfernungen zwischen<br />

den Häfen und Inseln kurz<br />

und die Gewässer geschützt, obendrein<br />

noch frei von lästigen Dingen<br />

wie Nebel, Gezeiten oder übermäßigem<br />

Schiffsverkehr. <br />

Dänische Südsee<br />

Revier. Das unter Yachties sehr beliebte Revier ist gut geeignet für entspannte Törns mit<br />

Familie und/oder Freunden. Die alte Rum- und Seefahrerstadt Flensburg, ganz am Ende der<br />

Flensburger Förde, ist ein idealer Ausgangspunkt für den Tages-, Wochenend- oder Wochenurlaub<br />

an der Ostsee. Eine beachtliche Flotte von modernen Charteryachten hat hier<br />

ihren Heimathafen. Die nächstgelegenen Flughäfen sind in Hamburg oder Billund (Dänemark),<br />

beide etwa gleich weit entfernt gelegen.<br />

Charter. Das Angebot ab Flensburg ist groß, im Internet aber gar nicht so einfach zu<br />

finden. GlobeSailor als führende Online-Charteragentur in Europa hat folgende Buchungsbeispiele<br />

im Portfolio: 1 Woche ab 15. Juni <strong>2024</strong>: Hanse 388 (Bj. 2021, 3 Kabinen), ab<br />

€ 2.088,–; Dehler 38SQ (Bj. 2021, 3 Kabinen), ab € 2.611,– Bavaria Cruiser 46 (Bj. 2020,<br />

3 Kabinen), ab € 3.323,– è www.globesailor.de<br />

1/<strong>2024</strong> 27


Dänemark/Marstal<br />

Strandhaus von 1931 in Marstal,<br />

dahinter der Yachthafen.<br />

Marstal auf der Insel Ærø in<br />

der Dänischen Südsee war einst<br />

Zentrum der Schifffahrt und nach<br />

Kopenhagen die zweitwichtigste<br />

Stadt Dänemarks.<br />

Text und Fotos ANDREA B. SCHRAMEK<br />

Wir<br />

Glücklichen<br />

Mit unserer Contest 44 segeln<br />

wir, von Norden<br />

kommend, nach Marstal.<br />

Die Zufahrt ist für eine so<br />

bedeutende Seefahrer-Stadt erstaunlich<br />

schmal. Links und rechts vom<br />

Fahrwasser gibt es Untiefen, über denen<br />

unzählige Schwäne schwimmen.<br />

Wir haben zwei Meter Tiefgang<br />

und folgen daher behutsam den Tonnen,<br />

um sicher in den Hafen zu gelangen.<br />

Gleichzeitig haben wir ein<br />

Auge auf die Fähren, die sich in großer<br />

Geschwindigkeit im Fahrwasser<br />

bewegen. Vorbei an Werften, den Anlegestellen<br />

für große Traditionsschiffe<br />

und einem Bereich für Berufsfischer<br />

geht es in den Yachthafen. Auch innerhalb<br />

des gut besuchten Hafens<br />

kennzeichnen rote Spiere, dass das<br />

Wasser an den Rändern sehr seicht<br />

ist, doch haben wir kein Problem,<br />

einen guten Liegeplatz zu finden.<br />

AUF DEN HUND GEKOMMEN<br />

Marstal lebte Jahrhunderte lang von<br />

der Schifffahrt. Hier wurden und<br />

werden Schiffe gebaut und Seeleute<br />

ausgebildet. Heute leben etwa 2.120<br />

Menschen in der aus vielen alten,<br />

liebevoll restaurierten Fachwerkbauten<br />

– meist einstigen „Skipperhäusern“<br />

– bestehenden Stadt. Rund<br />

um die Hauptstraße und den Kirch-<br />

28 1/<strong>2024</strong>


FOTO: ERIK CHRISTENSEN/WIKIPEDIA<br />

platz finden sich Cafés, Restaurants,<br />

ein Gemischtwarenladen, wie ich<br />

ihn aus meiner Kindheit kenne,<br />

und ein Coop-Supermarkt.<br />

Fast bei jedem Haus blicken aus<br />

den Fenstern zwei weiße, langohrige<br />

Hunde aus Porzellan. Manchmal sehen<br />

sie aus dem Fenster, manchmal<br />

blicken sie ins Innere der Räume.<br />

Ursprünglich brachten Seefahrer<br />

diese Hunde aus einer Porzellan-<br />

Manufaktur in England nach Marstal<br />

mit, als Geschenk für ihre Frauen.<br />

Die Hunde sollten das Haus in<br />

der Abwesenheit der Seemänner bewachen.<br />

Blickten sie ins Innere des<br />

Hauses, war der Kapitän zu Hause,<br />

blickten sie nach außen, war er auf<br />

See. Der Legende nach war das<br />

dann auch ein Zeichen für den<br />

einen oder anderen Freier, dass<br />

„die Luft rein war“.<br />

DAS MUSEUM, DER ROMAN<br />

UND VIELE KÜNSTLER<br />

Unweit des Hafens befindet sich das<br />

berühmte Schifffahrtsmuseum, in<br />

dem unzählige Schiffsmodelle, Fotos<br />

und Gebrauchsgegenstände über<br />

die einstige Bedeutung des Schiffsbaus<br />

in Marstal und die Geschichte<br />

der Seefahrt erzählen. Das Museum<br />

beherbergt auch die bedeutendste<br />

Gemäldesammlung des berühmten<br />

Marinemalers Jens Erik Carl Rasmussen,<br />

der 1841 auf Ærø geboren<br />

wurde.<br />

Spätestens seit 2006 und der Veröffentlichung<br />

des Romans „Wir Ertrunkenen“<br />

von Carsten Jensen ist<br />

Marstal auch außerhalb Dänemarks<br />

ein Begriff. „Wenn man den Roman<br />

gelesen hat, versteht man die Menschen<br />

der Insel besser“, sagt die<br />

Dame an der Museumskassa, die<br />

einst „der Liebe wegen“ aus Italien<br />

hierher auf die Insel im Norden gezogen<br />

ist. „Das Meer hat den Frauen<br />

immer wieder die Männer geraubt,<br />

deshalb hassen sie es. Zumindest<br />

im Roman.“<br />

Der französische Filmemacher<br />

und Maler Luc Perez hat sich ebenfalls<br />

vor kurzem auf der Insel angesiedelt<br />

und einen Ausschnitt aus<br />

FOTO: SCHORLE/WIKIMEDIA<br />

Hafen von Marstal auf der dänischen Insel Ærø – Heimat großer Schiffe: Von ca. 1860 bis in die 1920er-Jahre gehörte den Marstaler<br />

R eedern mit 300 Segelschiffen der nach Kopenhagen zweitgrößte Schiffs verband der dänischen Handelsflotte.<br />

„Wir Ertrunkenen“ als preisgekrönten<br />

Animationsfilm aufbereitet. Wir<br />

haben Glück: Im Kulturhaus, „Det<br />

røde pakhus“, das sich in der Nähe<br />

der Anlegestelle für Traditionsschiffe<br />

befindet, wird der Film in Anwesenheit<br />

des Künstlers gezeigt.<br />

Der Saal füllt sich vor allem mit<br />

Inselbewohnern. Es ist ein ganzes<br />

Kollektiv von Künstlerinnen und<br />

Künstlern, die regelmäßig im Kulturhaus<br />

ausstellen oder Veranstaltungen<br />

planen. Man ist stolz auf<br />

den Roman, auf die Geschichte<br />

Die Seefahrer von Marstal<br />

mögen es einfach.<br />

Marstals, auf den Filmemacher<br />

und alle neuen und gebür tigen,<br />

kreativen Bewohner der Insel.<br />

Auf die örtliche Navigationsschule<br />

offenbar nicht mehr so wie einst:<br />

„Die klugen Schüler gehen nach<br />

Svendborg, die weniger intelligenten<br />

nach Marstal“, lästert einer der<br />

Maler und wirft einen abfälligen<br />

Blick auf ein paar Jugendliche, die<br />

in Camouflage-Anzügen durch den<br />

Hafen schlendern.<br />

Andere üben nahe der Hafeneinfahrt<br />

auf einem kleinen, traditionel-<br />

Die MS Samka aus dem Jahre<br />

1956 ist heute ein Museumsschiff.<br />

Traditionelles Segeln<br />

sowie Boote und Schiffe<br />

aus Holz sind in Marstal<br />

zu Hause.<br />

1/<strong>2024</strong> 29


Dänemark/Marstal<br />

len Segelschiff Wende und Halse.<br />

Rund um Mittsommer ist es noch<br />

lange hell.<br />

SVENDBERG ODER SO<br />

Am nächsten Tag fegt ein heftiger<br />

Sturm mit über 30 Knoten in den<br />

Böen über die Insel, kein Schiff<br />

verlässt den Hafen. Das Meer vor<br />

Marstal ist grau und schaumgekrönt.<br />

Die Yachten schaukeln wild<br />

im Hafen, Äste brechen von den<br />

Bäumen. Demütig ist man daran<br />

erinnert, wie viele Gemälde im<br />

Museum Stürme und den Untergang<br />

von Schiffen dokumentieren<br />

und wie viele Männer Marstals<br />

von den oft weiten Seereisen nicht<br />

mehr zurückkamen.<br />

Eine Yacht hatte bei uns festgemacht.<br />

Die drei deutschen Segler<br />

in ihren 60ern scheinen nicht viel<br />

Segelerfahrung zu haben und<br />

erfüllten unsere Bitte nach einer<br />

„Landleine“ nur unwillig. Heute<br />

wollen sie trotz hoher Wellen<br />

hinter der Hafenmole wieder los.<br />

Einerseits sind wir froh, andererseits<br />

aber auch etwas besorgt<br />

„Sie wollen wirklich fahren? Jetzt?<br />

Wohin?“ – „Ach, nach Svendberg,<br />

Svandborg oder so. Vielleicht.“<br />

TODAY IS TODAY<br />

Gerade in Marstal, vor der Geschichte<br />

dieses Ortes, blicke ich<br />

der deutschen Yacht fassungslos<br />

und ungläubig nach, wie sie sich<br />

stampfend aus dem Hafen kämpft<br />

und hinter der Hafenmole verschwindet.<br />

Dann fällt mein Blick<br />

auf eine Konzertankündigung des<br />

Irish Pub. „Today!“ steht da<br />

geschrieben, aber kein Datum.<br />

Das ist verwirrend.<br />

Also betreten wir das gut besuchte<br />

Lokal. „Is today ,today‘?“,<br />

frage ich den Wirt. „Wenn auf dem<br />

Plakat ,heute‘ steht, dann ist es<br />

heute“, antwortet der rüstige Wirt,<br />

während er mir schmunzelnd<br />

ein Glas Bier auf die Theke stellt.<br />

Marstal, ein Ort zum Wohlfühlen,<br />

auch wenn man fremd ist.<br />

Nachdem sich am nächsten<br />

Morgen der Sturm gelegt und das<br />

Meer wieder beruhigt hat, setzen<br />

auch wir dankbar, ehrfürchtig und<br />

beglückt unsere Segel, um eine<br />

weitere Insel im dänischen Süden<br />

zu erkunden – und um eines Tages<br />

wieder hierher zurückzukommen.<br />

Das haben wir jedenfalls vor. <br />

Bunte Strandhäuser<br />

in Eriks Hale.<br />

FOTO: LGIEGER/SHUTTERSTOCK.COM<br />

Hunde schauen raus:<br />

Der Mann ist auf See.<br />

FOTO: RON ZMIRI/SHUTTERSTOCK.COM<br />

„ Marstal, ein Ort zum Wohlfühlen,<br />

auch wenn man fremd ist.“<br />

FOTO: CLAUS NE/WIKIMEDIA<br />

Selbst in der<br />

Kirche von Marstal ....<br />

FOTO: SCHORLE/WIKIMEDIA<br />

FOTO: BENGT OBERGER/WIKIMEDIA<br />

... ist die Schifffahrtsgeschichte<br />

daheim.<br />

Im Schifffahrtsmuseum,<br />

in dem auch Werke ...<br />

... des berühmten Marinemalers<br />

Carl Rasmussen zu sehen sind.<br />

30 1/<strong>2024</strong>


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Tropische Wir<br />

Sturmtaktik<br />

Immer wieder sind Artikel über Hurrikans in Yachtzeitschriften erschienen. Deren Autoren hatten fast<br />

alle etwas gemeinsam: Sie warfen mit viel theoretischem Wissen um sich, die hautnahen, persönlichen<br />

Erfahrungen, die man halt nur schwer hinter einem Schreibtisch sammeln kann, fehlten. Nur wer über<br />

Jahrzehnte immer wieder mit dieser Naturgewalt Bekanntschaft macht, der findet sein eigenes Rezept<br />

und weiß intuitiv, was in welchen Situationen zu tun ist. Ein lehrreicher Tatsachenbericht.<br />

Text WOLFGANG HAUSNER<br />

FOTO: VIKKS/SHUTTERSTOCK.COM<br />

32 1/<strong>2024</strong>


elstürme Teil 1<br />

Im Zentrum eines<br />

Hurrikans kann es zwar<br />

windstill und sonnig<br />

sein, aber das ist nicht<br />

oft der Fall. Am inneren<br />

Rand der Spirale, dem<br />

Wall, treten die höchsten<br />

Windgeschwindigkeiten<br />

auf, die mit ihrer<br />

enormen Kraft sogar<br />

Wellenberge zerfetzen.<br />

Geboren in den Doldrums<br />

in der Nähe des Äquators,<br />

saugen sie gierig die<br />

feuchte Luft in ihren<br />

Schlund, werden größer und entwickeln<br />

bald eine tobende Kraft,<br />

die auf ihrer Bahn Schiffe versenkt<br />

und Inseln verwüstet. Es entstehen<br />

Windgeschwindigkeiten, deren Gewalt<br />

man sich kaum vorstellen und<br />

denen man sich letztendlich nur<br />

beugen kann.<br />

Egal, ob sie jetzt Hurrikans, Taifune<br />

oder Zyklone genannt werden,<br />

alle beginnen sich über dem<br />

Meer unter zwei Voraussetzungen<br />

zu bilden: dem Entstehen einer<br />

Tiefdruckzelle und dem Vorhandensein<br />

von warmer, feuchter Luft,<br />

die aufsteigt und den Wasserdampf<br />

um sich mitzieht. Dieser kondensiert,<br />

sobald er auf kühlere Luftschichten<br />

trifft. Somit entsteht<br />

Energie, die die umgebende Luft<br />

erwärmt und die Strömung nach<br />

oben verstärkt.<br />

Die abgekühlte Luft fließt nach<br />

außen, mehr feuchte, warme Luft<br />

wird von allen Richtungen angesaugt<br />

und schraubt sich von unten<br />

in diesen Schlot, der über zehn Kilometer<br />

hoch werden kann. Das<br />

System beginnt zu arbeiten und<br />

unter günstigen Bedingungen entwickelt<br />

sich diese tropical depression<br />

zu einem tropical storm. Ab 64<br />

Knoten Windgeschwindigkeit wird<br />

dieser dann – je nach Region –<br />

zu einem Hurrikan, Taifun oder<br />

Zyklon.<br />

Im Zentrum des Hurrikans kann<br />

es zwar windstill und sonnig sein,<br />

aber das ist nicht oft der Fall. Während<br />

des Super-Taifuns „Mike“ auf<br />

den Philippinen, bei dem offiziell<br />

Querschnitt eines Orkans<br />

Das Auge (Eye): 5–30 sm im Durchmesser, leichte<br />

Winde, wenig Wolken oder sonnig, konfuse See.<br />

Außenbereich (Fringe)<br />

bis zu 300 sm vom Zentrum starke bis<br />

stürmische Winde, häufiger Regen,<br />

ganz außen manchmal feiner Niesel.<br />

Auge<br />

geringster Luftdruck<br />

stärkste Winde treten hier auf<br />

Innenbereich (Bar)<br />

135 Knoten mittlere Windgeschwindigkeit<br />

gemessen wurden,<br />

lagen wir in der Bucht von Carmen<br />

auf der Insel Cebu. Das Auge zog<br />

direkt über uns hinweg und innerhalb<br />

von zwanzig Minuten drehte<br />

sich der Wind von Nord auf Süd.<br />

In dieser Zeit blies es mit ca. 30<br />

Knoten, was im Vergleich zu den<br />

vorherigen Verhältnissen so wenig<br />

war, dass man es kaum wahrnahm.<br />

Die Zuggeschwindigkeit betrug 12<br />

Knoten, das Auge dürfte also um<br />

die vier Seemeilen im Durchmesser<br />

gehabt haben. Am inneren Rand<br />

dieser Spirale, dem Wall, treten die<br />

höchsten Windgeschwindigkeiten<br />

auf, die mit ihrer enormen Kraft<br />

sogar Wellenberge zerfetzen.<br />

Die Zuggeschwindigkeiten der<br />

Orkane betragen durchschnittlich<br />

acht bis zwölf Knoten, aber auch da<br />

gibt es große Abweichungen. Wir<br />

erlebten einen Taifun, der sich mit<br />

schleppenden vier Knoten näherte<br />

und dann fast stationär wurde.<br />

Selbst auf einem sicheren Ankerplatz<br />

hängt man dann tagelang in<br />

einem Sturm. Andererseits erzählten<br />

uns Einheimische in Mikronesien,<br />

dass Taifune auch ohne<br />

Warnung zuschlagen können:<br />

Innerhalb kurzer Zeit orgelt es mit<br />

90 Knoten über die Lagune. Sechs<br />

Stunden später war wieder alles<br />

vorbei, nur die Verwüstung blieb.<br />

Hurrikane drehen sich auf der<br />

Nordhalbkugel entgegen und in<br />

der südlichen Hemisphäre mit<br />

dem Uhrzeigersinn, was mit der<br />

Erdrotation zusammenhängt. Sie<br />

bewirkt, dass Luftmassen, die sich<br />

über lange Distanzen bewegen, abgelenkt<br />

werden. Der französische<br />

Physiker Gaspard Gustave de Coriolis<br />

hat diesen nach ihm benannten<br />

Effekt bereits 1844 beschrieben.<br />

AUF EL NIÑO FOLGT LA NIÑA<br />

Inseln wie Mindanao auf den<br />

Philippinen oder Madagaskar im<br />

Indischen Ozean stellen für einen<br />

Wirbelsturm kein Hindernis dar.<br />

Was ein Orkan braucht, ist feuchte<br />

Luft, die im oberen Bereich der<br />

Röhre kondensieren kann. Meine<br />

Theorie ist, dass ein Orkan bis zu<br />

einem gewissen Grad selbstversorgend<br />

ist. In seinem unmittelbaren<br />

Umkreis generiert er immense<br />

Wasserdampf kondensiert zu<br />

Wolken und es regnet.<br />

50–100 sm vom Zentrum (je nach Größe des Systems) orkan -<br />

artige Winde, heftiger und konstanter Niederschlag, geringe<br />

oder keine Sicht, gewaltige See.<br />

1/<strong>2024</strong> 33


Sturmtaktik<br />

QUELLE: WIKIPEDIA<br />

Bahnen der Wirbelstürme<br />

2022: links Hurrikans<br />

im Atlantik, rechts<br />

Taifune im Westpazifik.<br />

JUNI–<br />

20°2’ N OKTOBER<br />

20°2’ S<br />

150<br />

MAI–NOVEMBER<br />

Äquator<br />

120 90 60 30<br />

MÄRZ–DEZ.<br />

MAI–<br />

NOV.<br />

OKTOBER–MAI<br />

30 0<br />

30 60 90 120 150 180<br />

Niederschläge, er schiebt sozusagen<br />

einen konstanten Wolkenbruch<br />

vor sich her. Dieses Wasser ergießt<br />

sich zwar über das Land, wird aber<br />

sofort wieder aufgesogen – eine<br />

Art natürliches Recycling.<br />

Im östlichen Teil des Südpazifiks<br />

wird die Bildung von Hurrikans in<br />

manchen Jahren vom El-Niño-Effekt<br />

unterstützt beziehungsweise<br />

erst ermöglicht. Durch einen besonders<br />

starken äquatorialen Gegenstrom<br />

wird eine warme Meeresströmung<br />

hervorgerufen, die an<br />

der Küste von Ecuador nach Süden<br />

abgelenkt wird und noch in Peru<br />

zu spüren ist.<br />

Normalerweise schiebt sich der<br />

eiskalte Humboldtstrom aus der<br />

Antarktis an der südamerikanischen<br />

Westküste hoch und fließt<br />

im späteren Verlauf westwärts in<br />

den Pazifik. Auf den Galapagos-<br />

60<br />

GANZJÄHRIG<br />

Hauptzeiten und<br />

Orte von Wirbelstürmen.<br />

NOVEMBER–<br />

JUNI<br />

60<br />

30<br />

30<br />

0<br />

Inseln sorgt er für angenehm kühle<br />

Temperaturen und ermöglicht so<br />

den Pinguinen ein Leben direkt am<br />

Äquator.<br />

Gleichzeitig verhindert die kühle<br />

Wassertemperatur die Bildung von<br />

Hurrikans. Umgekehrt unterdrückt<br />

die nach El Niño auftretende Gegenspielerin<br />

La Niña die Hurrikan-<br />

Aktivität im zentral- und ostpazifischen<br />

Becken und verstärkt sie im<br />

Atlantik.<br />

VERLOREN IN DER HERDE<br />

Das schadlose Überstehen eines<br />

Wirbelsturms steht in direktem<br />

Verhältnis zum frühzeitigen Handeln.<br />

Dazu sollte man sich weniger<br />

nach dem Verhalten und den Meinungen<br />

anderer Segler richten,<br />

sondern in erster Linie abwägen,<br />

ob es sinnvoller ist, freien Seeraum<br />

und Distanz zum Zentrum des<br />

Wirbelsturms zu gewinnen oder<br />

zu bleiben, wo man ist.<br />

Das Worst-Case-Szenario würde<br />

so aussehen: Mit einer Unzahl von<br />

anderen Yachten in einer Bucht<br />

liegen und auf den Orkan warten,<br />

dessen Bahn nicht eindeutig vorhergesagt<br />

werden kann. Damit ist<br />

man nicht nur dem Sturm, sondern<br />

auch den anderen Ankerliegern<br />

oder unbemannten Yachten voll<br />

ausgeliefert. Besteht obendrein<br />

noch die Möglichkeit, dass bei einer<br />

gewissen Windrichtung Sturmseen<br />

in die Bucht rollen können,<br />

ist das große Desaster wohl nicht<br />

mehr abzuwenden.<br />

Selbst wenn das eigene Ankergeschirr<br />

bei 100 Knoten noch halten<br />

sollte, was mehr als fraglich<br />

und auch vom Ankergrund abhängig<br />

ist, schlieren mit Sicherheit die<br />

Mehrzahl der anderen Yachten,<br />

womit Kollisionen programmiert<br />

sind und alle eigenen Vorbereitungen<br />

auf einen Schlag zunichte gemacht<br />

werden.<br />

Genau das passierte auf der karibischen<br />

Insel St. Martin, als sie im<br />

September 1995 vom Hurrikan<br />

„Luis“ überrollt wurde. Dieses klassische<br />

Beispiel ist schon länger her,<br />

erläutert aber die Situation: Über<br />

1.000 Yachten lagen in der Simpson<br />

Bay, und schon zwei Tage vorher<br />

war es praktisch sicher, dass der<br />

Hurrikan seinen Weg über diese<br />

Insel nehmen würde. Trotzdem<br />

segelten nur wenige Yachten aus<br />

der Bucht, um sich in Sicherheit<br />

zu bringen.<br />

„ Das Worst Case-Szenario würde so aussehen: Mit einer Unzahl<br />

von anderen Yachten in einer Bucht liegen und auf den Orkan<br />

warten, dessen Bahn nicht eindeutig vorhergesagt werden kann.“<br />

34 1/<strong>2024</strong>


FOTO: ELIZAVETA GALITCKAIA/SHUTTERSTOCK.COM<br />

Bei Windstärken über 130 Knoten knicken auch Palmen wie Streichhölzer.<br />

Bucht von Carmen: Der rote Punkt markiert die Position von Taboo III im Taifun.<br />

Der Rest ist Geschichte: Es gab<br />

150 tote Yachties und das Ufer der<br />

Bucht war nach dem Ansturm von<br />

130 Knoten ein Trümmerfeld geborstener<br />

Schiffe.<br />

Es gibt natürlich weitere Beispiele,<br />

die ähnlich verliefen. Sie alle haben<br />

aber eine gemeinsame Nachricht:<br />

Nicht dem Herdendrang zum<br />

Opfer fallen und nicht abwarten,<br />

was die anderen tun! Die verhalten<br />

sich größtenteils genauso, und damit<br />

passiert erst einmal gar nichts.<br />

Außerdem besteht die allgemeine<br />

Wunschvorstellung, dass sich der<br />

Wirbelsturm nicht an die Wettervorhersage<br />

hält und abdrehen wird.<br />

WIE EINE SPINNE IM NETZ<br />

Zugegeben, im Fall eines nahenden<br />

Orkans ist der Gedanke, den ruhigen<br />

Ankerplatz zu verlassen, eher<br />

unangenehm. Aber je länger man<br />

diese Entscheidung aufschiebt und<br />

je näher der Wirbelsturm kommt,<br />

desto schwieriger ist es, sie umzusetzen.<br />

Die Bucht suggeriert eine<br />

trügerische Sicherheit, während die<br />

offene See gefährlich erscheint.<br />

Dabei ist es gerade umgekehrt.<br />

40 oder 60 Knoten Wind in einer<br />

beträchtlichen Entfernung zum<br />

Zentrum sollten für eine Yacht<br />

auf offener See grundsätzlich kein<br />

Problem sein, aber am Ankerplatz<br />

unter Orkanbedingungen können<br />

andere Yachten schnell zu tödlichen<br />

Rammböcken werden.<br />

Mit dem zuvor erwähnten Taifun<br />

„Mike“ war es nicht viel anders.<br />

Die Bucht von Carmen ist im Vergleich<br />

zur Simpson Bay winzig,<br />

bietet aber damit echten Schutz.<br />

Die enge Einfahrt ist durch die vorgelagerten<br />

Riffe so gut geschützt,<br />

dass keine noch so hohen Sturmseen<br />

in die Bucht rollen können.<br />

Ein echtes Hurricane hole. Es bestand<br />

daher keine Notwendigkeit,<br />

den Platz zu verlassen.<br />

Die Skipper der sechs anderen<br />

Yachten waren meinen Ratschlägen<br />

nicht zugänglich und redeten sich<br />

bis zum letzten Tag gegenseitig ein,<br />

dass der Taifun sicherlich nach<br />

Nordwesten abdrehen würde, obwohl<br />

er seit zwei Tagen schnurgerade<br />

auf uns zuhielt. Da sie alle<br />

zusammen noch nie einen Taifun<br />

am eigenen Leib erfahren hatten,<br />

fanden sie die Situation zwar ziemlich<br />

aufregend, aber nicht sonderlich<br />

gefährlich. Das Drama spielte<br />

sich dann so ab: Am späten Nachmittag<br />

nutzten wir das letzte Sonnenlicht,<br />

um uns in eine seichte<br />

Stelle nahe den Mangroven zu<br />

legen, die ich schon vorher ausgekundschaftet<br />

hatte, blieben aber<br />

kurz davor im Schlamm stecken.<br />

Für die anderen sah es aus, als<br />

ob sich Taboo III vor Angst verkriechen<br />

würde, und es wurden<br />

entsprechende Witze gerissen.<br />

Doch alle miteinander sollten<br />

sie ihre Worte später bereuen.<br />

Windlast (N/m 2 )<br />

Schwere Winde – Zahlen, Daten, Fakten<br />

Von Wirbelstürmen betroffene Regionen<br />

Gebiet Saison Hauptzeit Jahresdurchschnitt<br />

Karibik Mai–November September 5<br />

Nordostpazifik Juni–Oktober September 4<br />

Nordwestpazifik ganzjährig Juli–September 25<br />

Südpazifik November–Juni Jänner–März 5<br />

Golf von Bengalen April–Dezember Mai, Oktober, November 5<br />

Arabische See März–Dezember Mai–Juni, Oktober, November 4<br />

Südl. Indischer Ozean Oktober–Mai Dezember–März 6<br />

Diese Tabelle stützt sich auf die Erfahrung der letzten Jahrzehnte. Die durchschnittliche<br />

Häufigkeit ist nur ein Anhaltswert. Abweichungen von bis zu 50 % zwischen zwei Jahren<br />

sind möglich, zudem können auch außerhalb der Saison sporadisch Stürme auftreten.<br />

Für die hohen Windgeschwindigkeiten reicht die Einteilung nach Beaufort nicht aus, da sie<br />

bei 63 Knoten aufhört und alles was danach kommt als Orkan bezeichnet wird. Aus diesem<br />

Grund fand die Saffir-Simpson-Skala Verwendung.<br />

Wirbelsturmstärken nach Saffir-Simpson<br />

Stärke Bezeichnung mittlere Geschwindigkeit<br />

1 schwach 118–153 km/h 64–83 kn<br />

2 mäßig 154–177 km/h 84–96 kn<br />

3 stark 178–209 km/h 97–113 kn<br />

4 sehr stark 210–249 km/h 114–134 kn<br />

5 verwüstend über 250 km/h über 135 kn<br />

Winddruck-Tabelle<br />

Windstärke Windgeschwindig- Windgeschwindig- Winddruck in N/m 2<br />

in Beaufort keit m/s keit km/h<br />

0 0,2 0,7 0,03<br />

bis 1 1,5 5,4 1,4<br />

bis 2 3,3 11,9 6,6<br />

bis 3 5,4 19,4 17,6<br />

bis 4 7,9 28,4 37,6<br />

bis 5 10,7 38,5 68,9<br />

bis 6 13,8 49,7 114,6<br />

bis 7 17,1 61,6 176<br />

bis 8 20,7 74,5 258<br />

Windlast / Windgeschwindigkeit<br />

1.600<br />

300 kg/m 2<br />

1.400<br />

1.200<br />

1.000<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

50 kg/m 2<br />

0<br />

0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50<br />

Windgeschwindigkeit (m/s)<br />

1/<strong>2024</strong> 35


Sturmtaktik<br />

FOTO: TERRY KELLY/SHUTTERSTOCK.COM<br />

Den ganzen nächsten Tag hatte<br />

ich dann Zeit, Vorbereitungen zu<br />

treffen. „Mike“ hielt noch immer<br />

genau auf uns zu, die momentane<br />

Windgeschwindigkeit betrug 135<br />

Knoten (250 km/h) und sollte auf<br />

170 Knoten ansteigen.<br />

Zuerst verholten wir Taboo III<br />

auf den genau richtigen Platz:<br />

seichter Schlammgrund ohne Steine<br />

oder Korallen und geschützt<br />

durch eine Sandzunge, damit niemand<br />

auf uns draufschlieren konnte.<br />

Ich setzte drei Anker, brachte<br />

eine Trosse zu einem Wrack und<br />

weitere drei zu knorrigen Mangrovenbäumen<br />

aus.<br />

Um diese mannsstarken Stämme<br />

schäkelte ich Ketten oder schützte<br />

die Seile durch darüber geschobene<br />

Nylonschläuche. Zum Schluss saß<br />

unser Katamaran wie eine Spinne<br />

in ihrem Netz, sternförmig liefen<br />

überall Seile hin. Wir waren gegen<br />

alle Windrichtungen bestmöglich<br />

abgesichert.<br />

EIN DESASTER BAHNT SICH AN<br />

Der Sonnenuntergang an diesem<br />

Abend war fahl und gelb, genau<br />

wie bei unserem ersten Taifun im<br />

Südchinesischen Meer zehn Jahre<br />

zuvor. Der Wind hatte bereits auf<br />

Nord gedreht, fiel in Böen über die<br />

Berge herunter, riss das Wasser von<br />

der Oberfläche und erzeugte eine<br />

immer schrillere Geräuschkulisse.<br />

Taboo III lag sicher, aber für ihre<br />

Umwelt begann sich ein großes<br />

Desaster abzuzeichnen. Einige der<br />

Fischerboote schlierten zuerst und<br />

rissen andere mit.<br />

Um Mitternacht lagen der Pier<br />

und das Dorf im Dunkeln, aber die<br />

meisten Schiffe hatten Salinglichter<br />

oder Suchscheinwerfer eingeschaltet.<br />

Anhand dieser schemenhaften<br />

Beleuchtung konnte ich verfolgen,<br />

wie sich ein Exodus in Richtung<br />

Hafenausgang aufbaute. Eine Yacht<br />

nach der anderen lief auf den<br />

Strand, das Riff oder auf die Sandbarre<br />

vor uns auf.<br />

Und noch immer nahm der<br />

Wind zu, längst schon hatte ich<br />

meine Taucherbrille auf, um überhaupt<br />

noch etwas sehen zu können,<br />

aber jetzt zogen sich meine Wangen<br />

bereits nach hinten und begannen<br />

zu flattern.<br />

„ Längst schon hatte ich meine Taucherbrille<br />

auf, um überhaupt etwas sehen zu können.“<br />

Wer bei einem nahenden<br />

Wirbelsturm in der<br />

Bucht bleibt, geht oft<br />

ein viel größeres Risiko<br />

ein als beim Versuch,<br />

dem Sturm auf offener<br />

See frühzeitig auszuweichen.<br />

Ein Exodus<br />

in letzter Sekunde ist<br />

jedoch fatal.<br />

EILZUG AUSSER KONTROLLE<br />

Sowie ich den Mund unvorsichtigerweise<br />

öffnete, wurden meine<br />

Lungen wie mit Pressluft aufgeblasen.<br />

Aber mit der Taucherbrille<br />

über der Nase musste ich durch<br />

den Mund atmen und lernte bald,<br />

das bei geschlossenen Zähnen zu<br />

tun. Der Taifun hörte sich an wie<br />

ein Eilzug im Tunnel, der außer<br />

Kontrolle geraten war. Gerti war<br />

munter, aber Vaitea konnte trotz<br />

dieses unbeschreiblichen Krachs<br />

schlafen.<br />

Ohne die Leinen, die ich schon<br />

nachmittags über das ganze Deck<br />

gespannt hatte, wäre es für mich<br />

unmöglich gewesen, das Vordeck<br />

zu erreichen, um regelmäßig die<br />

Trossen zu überprüfen. Trotzdem<br />

bestand die Gefahr, über Bord geweht<br />

zu werden. Der Mast vibrierte<br />

so stark, dass das ganze Schiff erzitterte.<br />

Im Windschatten der Maschinenverkleidung<br />

konnte ich verschnaufen<br />

und fand auch Schutz<br />

vor den Mangrovenblättern und<br />

Ästen, mit denen das Schiff in zunehmendem<br />

Maße bombardiert<br />

wurde.<br />

Ich warf einen Blick in die Runde.<br />

Alle Lichter waren erloschen,<br />

nur das ohrenbetäubende Tosen<br />

des Sturms nahm kein Ende. <br />

FOTO: LOIDA GONZALES<br />

Lesen Sie in der nächsten Ausgabe,<br />

wie der österreichische Weltumsegler<br />

Wolfgang Hausner den Taifun<br />

„Mike“ überstanden hat und welche<br />

Taktik er bei schwerem Sturm empfiehlt.<br />

WOLFGANG HAUSNER<br />

ist Weltumsegler, Schriftsteller<br />

und <strong>ocean7</strong>-Autor.<br />

Derzeit weilt er mit seiner<br />

Taboo III, einem 18-Meter-Katamaran,<br />

auf den<br />

Philippinen und bietet individuelle<br />

Mitsegelgelegenheiten<br />

an.<br />

è wolfgang-hausner.com<br />

36 1/<strong>2024</strong>


Aussteigen für Anfänger<br />

BÜCHERSCHAPP<br />

Tipps, Trends & Neuheiten<br />

WELTENBUMMLER. Die Berliner Claudia<br />

Clawien und Jonathan Buttmann<br />

kündigten vor gut zehn Jahren ihre Jobs,<br />

kauften eine 40 Jahre alte Segelyacht und<br />

machten sich mit wenig Segelerfahrung<br />

und Geld, dafür mit viel Mut auf, die<br />

Welt zu entdecken. Ihre Reise führte sie<br />

über den Atlantik bis nach Panama und<br />

über die Osterinseln (sie berichteten<br />

über diese in<br />

-Ausgabe<br />

1/2020) bis nach Mikronesien. Die<br />

Begegnungen und Erfahrungen, die<br />

sie in den sieben Jahren machten,<br />

sind im Buch „Sieben Farben Blau“<br />

festgehalten, ein packender Erlebnisbericht<br />

mit vielen Fotos im Mittelteil.<br />

Claudia Clawien, Jonathan Buttmann:<br />

Sieben Farben Blau. Delius<br />

Klasing, 256 Seiten, € 28,50.<br />

è www.delius-klasing.de<br />

Nordsee, mon amour<br />

Dänische Inspirationen<br />

REISEFÜHRER. Wer nach dem Lesen<br />

unserer beiden nordischen Reisegeschichten<br />

(„Wir Glücklichen“, Seite 28;<br />

„Slow Sailing im Inselmeer“, Seite 24) in<br />

dieser Ausgabe Appetit auf mehr bekommen<br />

hat, kann sich mit dem Reiseführer<br />

Dänemark aus der Baedeker-Serie weitere<br />

Informationen verschaffen, wie man<br />

das kleinste der skandinavischen Länder<br />

schön bereist. Man findet in dem Führer<br />

viel Wissenswertes über das Land<br />

und seine facettenreichen Reiseziele,<br />

spannende Tourenvorschläge, fundierte<br />

Expertentipps und zahlreiche Empfehlungen<br />

zu Hotels, Restaurants, Shopping<br />

und Entspannung.<br />

Christoph Schumann: Baedeker<br />

Reise führer Dänemark. MairDuMont,<br />

460 Seiten, € 28,95.<br />

è www.thalia.at<br />

KRIMINALROMAN. Die Serie rund<br />

um den Kommissar Liewe Cupido<br />

ist in dieser Rubrik völlig zu Recht<br />

Stammgast. In den vom niederländischen<br />

Autor Mathijs Deen verfassten<br />

Romanen bildet die Nordsee nicht<br />

nur der Schauplatz, sondern spielt<br />

eigentlich auch die Hauptrolle –<br />

man kann das Meer förmlich sehen,<br />

hören und riechen. Im neuesten,<br />

wieder vorzüglich und spannend<br />

geschriebenen Band geht es um<br />

einen mit Handschellen an ein<br />

Wrack gefesselten toten Taucher,<br />

um schwie rige Vater-Sohn-Beziehungen<br />

und ja … wieder einmal<br />

um das atmos phärisch dicht<br />

beschriebene Wattenmeer.<br />

Mathijs Deen: Der<br />

Taucher. Mare, 320<br />

Seiten, € 23,50.<br />

è www.mare.de<br />

„ Bei Schiffbruch ist es zu spät,<br />

schwimmen zu lernen.“<br />

Aus Dänemark<br />

verlost unter allen Teilnehmern<br />

drei Exemplare des Buches<br />

„Der Taucher“. Einfach eine E-Mail<br />

mit Betreff-Zeile „Kommissar Cupido“<br />

an gewinnen@<strong>ocean7</strong>.at senden<br />

und mit etwas Glück gewinnen!<br />

Ein sendeschluss<br />

ist der 21. Jänner <strong>2024</strong>,<br />

die Gewinner werden<br />

per E-Mail verständigt.<br />

Mit Ihrer Teilnahme erklären<br />

Sie sich einverstanden, den<br />

Newsletter<br />

(jederzeit kündbar) per<br />

E-Mail zu erhalten. Ihre<br />

Daten werden nicht an Dritte<br />

weiter gegeben. Keine Barablöse.<br />

Der Rechtsweg ist<br />

ausgeschlossen.<br />

1/<strong>2024</strong> 37


Science-Segeln<br />

Datenangeln für<br />

die Wissenschaft<br />

Ozeanforschung unterstützen und dabei mehr über Meere im Klimawandel lernen:<br />

Das Geomar Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel und der Trans-Ocean – Verein<br />

zur Förderung des Hochseesegelns e. V. laden Seglerinnen und Segler auf der Ostsee ein,<br />

Daten für die Wissenschaft zu sammeln. Im Projekt „Citizen Science: Sailing for Oxygen“<br />

liefen in diesem Sommer erste Pilotmessungen. Ab der kommenden Saison bestehen dann<br />

noch umfangreichere Möglichkeiten für eine Beteiligung.<br />

Text REINHARD KIKINGER<br />

Das neue Projekt „Citizen<br />

Science: Sailing for Oxygen“<br />

wird für drei Jahre<br />

mit rund 150.000 Euro<br />

vom deutschen Bundesministerium<br />

für Bildung und Forschung<br />

(BMBF) gefördert. Es ist das erste<br />

Citizen-Science-Projekt, das einer<br />

Vielzahl von Seglerinnen und Seglern<br />

die Teilnahme ermöglicht.<br />

Geomar verantwortet dabei die<br />

technische und wissenschaftliche<br />

Konzeption sowie die Datenanbindung<br />

und -auswertung. Der Verein<br />

Trans-Ocean e. V. übernimmt die<br />

Aktivierung und Koordination der<br />

Teilnehmenden und bindet weitere<br />

Vereine ein.<br />

Die teilnehmenden Crews leihen<br />

also in ausgewählten Häfen eine<br />

Angel und eine Sonde aus, die Sauerstoff,<br />

Salzgehalt, Temperatur und<br />

Tiefe der Messung erfasst. Aufgestoppt<br />

oder beiliegend wird die<br />

Sonde, die sich an der ebenfalls im<br />

Set enthaltenen Hochsee-Angelrute<br />

befindet, bis zum Grund ins Wasser<br />

gelassen und kurz darauf wieder<br />

aufgeholt. Auf dem Weg nach<br />

unten misst die Sonde kontinuierlich<br />

die Daten. Die Messung dauert<br />

nur wenige Minuten.<br />

VERARBEITUNG DER DATEN<br />

Wieder an Bord geholt, werden die<br />

gemessenen Daten per Bluetooth<br />

ausgelesen und zusammen mit<br />

dem Standort über ein Smartphone<br />

direkt an Geomar verschickt. Dort<br />

sind sie sofort im Daten- Portal<br />

Beluga è https://beluga.geomar.de online<br />

sichtbar. Nach einer Qualitäts kontrolle<br />

stehen die Tiefenprofile für<br />

Forschende weltweit zur Verfügung.<br />

Auch Mitarbeitende von Geomar<br />

werden sie nutzen, um Zufuhr und<br />

Verlust von Sauerstoff abzuschätzen<br />

und Risiken für Fische und<br />

andere Lebewesen zu erkennen.<br />

Das sind wichtige Informationen,<br />

UNKOMPLIZIERTE TEILNAHME<br />

So geht Datenangeln für die<br />

Wissenschaft:<br />

1. Registrieren, Anmeldung unter<br />

è www.sail4oxygen.org<br />

2. Termin abstimmen<br />

3. Sonde im Starthafen an Bord<br />

nehmen<br />

4. Unterwegs möglichst oft messen<br />

5. Sonde am Zielhafen abgeben<br />

Der Neubau des Geomar Helmholtz-Zentrums für<br />

Ozeanforschung auf dem Seefischmarkt in Kiel.<br />

FOTOS: JENS KLIMMECK, SARAH KAEHLERT<br />

38 1/<strong>2024</strong>


„Mit unserem Projekt sammeln wir wichtige<br />

Informationen zum Zustand der Ostsee –<br />

und zwar gemeinsam mit denjenigen, die<br />

dieses Revier kennen und schätzen.“<br />

Dr. Toste Tanhua, Geomar.<br />

z. B. sehr relevant für das Fischereimanagement<br />

in der Ostsee.<br />

Am Ende der Forschungsfahrt<br />

mit der eigenen Yacht wird die<br />

Sonde für weitere Fahrten mit anderen<br />

Crews in einem der teilnehmenden<br />

Häfen rund um das Messgebiet<br />

wieder abgegeben.<br />

SAUERSTOFFMANGEL<br />

IN DER OSTSEE<br />

Die Ostsee ist als Binnenmeer von<br />

Sauerstoffmangel besonders betroffen,<br />

weil nur wenig Austausch mit<br />

dem kühleren und sauerstoffreicheren<br />

Wasser der Nordsee stattfindet.<br />

Die Überdüngung (Eutrophierung)<br />

mit Nährstoffen wie<br />

Stickstoff und Phosphor aus Landwirtschaft,<br />

Kläranlagen und Industrie<br />

ist ein allgemeines Problem<br />

vieler Meeresregionen und betrifft<br />

auch die Ostsee.<br />

Eine Folge der Eutrophierung<br />

sind massive Algenblüten. Nach<br />

ihrem Absterben sinken die Algen<br />

zum Meeresboden und werden<br />

dort von Bakterien zersetzt. Dieser<br />

Prozess verbraucht Sauerstoff, der<br />

Sauerstoffgehalt der bodennahen<br />

Wasserschichten sinkt dadurch ab.<br />

Es kommt im schlimmsten Fall zu<br />

anoxischen Bereichen, die oft als<br />

„Todeszonen“ bezeichnet werden.<br />

Höhere Lebensformen wie Fische,<br />

Krebse, Muscheln oder Seesterne<br />

wandern ab oder sterben.<br />

KLIMAWANDEL UND<br />

WASSERSCHICHTUNG<br />

Die Meereserwärmung durch den<br />

Klimawandel verschärft das Problem<br />

der Sauerstoffarmut, weil wärmeres<br />

Wasser weniger Sauerstoff<br />

enthält als kühles Wasser. In der<br />

Ostsee kommen die negativen Folgen<br />

einer zeitweisen Schichtung<br />

des Wasserkörpers dazu. Durch<br />

Süßwasserzufluss bildet sich eine<br />

salzarme, nährstoffreiche Oberflä-<br />

Als<br />

Dänemark<br />

SØNDERBORG<br />

FLENSBURG<br />

MAASHOLM<br />

Deutschland<br />

ECKERNFÖRDE<br />

KIEL<br />

Fyn<br />

Tåsinge<br />

Ærø<br />

MARSTAL Langeland<br />

BAGENKOP<br />

Kieler Bucht<br />

1/<strong>2024</strong> 39


Science-Segeln<br />

Wieviel Sauerstoff ist in den Tiefen der Ostsee?<br />

Segelcrews können jetzt helfen, diese Frage<br />

wissenschaftlich weiter zu untersuchen.<br />

Ambersail II, eine High-Tech-Rennsegelyacht der VOR65-Klasse, sammelte auf ihrem Weg<br />

zum Ocean Race 2021 Mikroplastikproben. Im Rumpf der Ambersail II sind Geräte verbaut,<br />

mit denen das durchsegelte Meerwasser auf Mikroplastik hin untersucht werden kann. Die<br />

Crew lieferte die ersten Filter zur weiteren Untersuchung beim Geomar Helmholtz-Zentrum<br />

für Ozeanforschung in Kiel ab.<br />

Boris Herrmann auf seinem Boot Malizia. Auch im Rahmen der Vendée-Globe-Regatta<br />

betätigte sich der Extremsegler Boris Herrmann als Datensammler.<br />

chenschicht, die von der darunterliegenden<br />

salzigen Bodenschicht<br />

getrennt ist. Diese Trennung führt<br />

zu einer schlechten Belüftung<br />

des tieferen Wasserkörpers – mit<br />

nachteiligen Konsequenzen für die<br />

Lebensgemeinschaften des Meeresbodens.<br />

BESSERES VERSTÄNDNIS<br />

DURCH MEHR DATEN<br />

Moderne Satellitentechnik liefert<br />

eindrucksvolle Datenmengen über<br />

den Zustand der Ozeane. Dennoch<br />

sind die Meere unzureichend beprobt,<br />

denn an vielen Orten fehlen<br />

Daten aus direkter Ozeanbeobachtung.<br />

Wie viel Sauerstoff enthält die<br />

Ostsee in verschiedenen Wassertiefen?<br />

Wie verändern sich die Konzentrationen<br />

dieses lebensspendenden<br />

Gases im Laufe des Sommers?<br />

Crews von Segelbooten können<br />

im Rahmen von „Citizen Science:<br />

Sailing for Oxygen“ dabei helfen,<br />

möglichst genaue Antworten auf<br />

diese Fragen zu erhalten und Auswirkungen<br />

des Sauerstoffmangels<br />

auf das Leben in der Ostsee besser<br />

abschätzen zu können.<br />

Für dieses Datenangeln für die<br />

Wissenschaft konnten auch Teilnehmer<br />

an den spektakulärsten<br />

Regatten der Welt gewonnen werden,<br />

wie zum Beispiel der Extremsegler<br />

Boris Herrmann. Auf globaler<br />

Ebene werden mit Forschungsfahrten,<br />

Satellitentechnik und<br />

Web-Links<br />

Projekt-Website Citizen Science: Sailing for Oxygen è www.sail4oxygen.org<br />

Trans-Ocean – Verein zur Förderung des Hochseesegelns e. V. è www.trans-ocean.org<br />

Ozeanbeobachtung durch Geomar Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel<br />

è www.geomar.de/entdecken/ozean-und-klima/ozeanbeobachtung<br />

Beluga-Portal è https://beluga.geomar.de<br />

Driftbojen (siehe<br />

5/2022 „Argo – ein Fenster in den<br />

Ozean“) weltweit Daten erhoben.<br />

Auf regionaler Ebene kann das<br />

Projekt „Citizen Science: Sailing for<br />

Oxygen“ zusätzlich ein dichtes Netz<br />

an wertvoller Datenerfassung aufbauen.<br />

<br />

„Viele möchten sich für den Meeres- und<br />

Klimaschutz engagieren, und wir laden<br />

alle ein, das Projekt zu unterstützen.“<br />

Marcus Warnke, Vorsitzender des Trans-Ocean e. V. (siehe auch Seite 12)<br />

FOTOS: MAIKE NICOLAI, JAN STEFFEN, A. AURIOL, JULIA GEHRINGER<br />

40 1/<strong>2024</strong>


Keine<br />

Berührungsängste<br />

E-AUSSENBORDER. Nach seinem Inboarder hat<br />

der deutsche E-Motoren-Hersteller Molabo<br />

nun auch einen 48-V-Außenborder entwickelt.<br />

Der Aries R50 liefert wie sein Pedant an der<br />

Welle 50 kW bei berührungssicheren 48 Volt.<br />

Die Niedervolt-Technologie vereinfacht die<br />

Installation und Wartung und macht Hochspannungssicherheitsmaßnahmen<br />

überflüssig, was<br />

für Bootsbauer eine große Neuerung darstellt.<br />

Darüber hinaus ist der Aries R50 als komplette<br />

Plug&Play-Systemlösung erhältlich, was die<br />

Installation für den Benutzer noch einfacher<br />

macht. Erhältlich ist der Aries in zwei Farben<br />

(weiß und schwarz) und mit zwei Schaftlängen.<br />

è www.molabo.com<br />

Plug&Play<br />

mit 48 V.<br />

GREEN MILE<br />

Tipps, Trends & Neuheiten<br />

Alkohol-Power<br />

KRAFTSTOFFALTERNATIVE.<br />

Der britische, auf Alu-Katamarane<br />

spezialisierte Hersteller<br />

Archipelago Yachts möchte<br />

mit dem Schiffsdesigner<br />

Chartwell Marine eine Expeditionsyacht<br />

entwickeln, die Methanol<br />

als Kraftstoff verwendet.<br />

Ein Methanol-zu-Wasserstoff-<br />

Brennstoffzellensystem soll<br />

Strom für die Hauslasten liefern,<br />

während zwei Methanolmotoren<br />

mit Direkteinspritzung<br />

die Archipelago zero.63<br />

antreiben sollen. 22 Knoten<br />

und eine Reichweite von 2.500<br />

Seemeilen klingen vielversprechend.<br />

Wermutstropfen: Das versprochene<br />

„zero carbon“ wird<br />

schwer einzuhalten sein, denn<br />

Methanol wird derzeit hauptsächlich<br />

aus Erdgas gewonnen.<br />

è www.archipelago-yachts.co.uk<br />

Neue Generation<br />

von Strom<br />

Archipelago zero.63<br />

HYDROGENERATOREN. Strom<br />

lässt sich auf Segelyachten nicht<br />

nur mit Photovoltaik, Windkraft<br />

oder Dieselgeneratoren, sondern<br />

auch durch die Fortbewegung<br />

unter Segel erzeugen. Bei den<br />

Hydroantrieben dreht sich der<br />

Propeller während des Segelns<br />

mit und erzeugt dadurch<br />

Strom. Erfreulicherweise<br />

haben in letzter Zeit<br />

einige Hersteller neue<br />

Systeme entwickelt.<br />

Oceanvolt aus Finn-<br />

land z. B. gewann mit seinem<br />

HighPower ServoProp 25 auf der<br />

Metstrade den Hauptpreis bei<br />

den DAME Awards. Bei einer<br />

Geschwindigkeit von zehn Knoten<br />

soll das 48-V-System eine<br />

Leistung von 5 kW liefern.<br />

Ebenfalls ganz neu ist der Sail-<br />

Pod des italienischen<br />

Start-ups Velettrica.<br />

Die ganze Technik sitzt<br />

in dem 108 kg schweren,<br />

einfach zu installierenden<br />

Pod und braucht – außer<br />

für die Batterien – keinen<br />

Platz im Inneren<br />

des Bootes. Geeignet<br />

für Segelyachten von 40<br />

bis 60 Fuß Länge, soll der<br />

Antrieb wie der finnische Mitbewerber<br />

bis zu 25 kW liefern.<br />

Grosses Maul<br />

Kleines Hirn<br />

è www.oceanvolt.com<br />

è www.velettrica.it<br />

Nettes Team bei Velettrica,<br />

schönes Design bei Oceanvolt.<br />

Jedes Jahr sterben Millionen von Meerestieren an Plastik.<br />

Setzen Sie sich mit uns für saubere und gesunde Ozeane ein:<br />

oceancare.org/plastik


Bootswerft Mader<br />

Große Goldschmiede<br />

im kleinen Fisching<br />

Lang ist es her, mehr als ein halbes Jahrhundert, dass ich am<br />

Waginger See auf meinem neuen Jollenkreuzer war und mich ein<br />

13-jähriger Lausbub, genannt „Bürschi“, der mit seiner Angelrute<br />

auf dem Steg stand, schüchtern fragte, ob er mitfahren dürfe.<br />

Text BOBBY SCHENK<br />

Heute sitze ich dem Bürschi<br />

von damals gegenüber und<br />

muss mir anhören: „Naa,<br />

eine Ahnung vom Segeln hast überhaupt<br />

net ghabt. Du warst a richtigs<br />

Green horn.“ Und er verrät mir ein<br />

Geheimnis: Sein Vater, der Mader<br />

Hartl, der sich in dem kleinen Dorf<br />

Fisching vom Schreiner zum Bootsbauer<br />

gemausert und mir und meinen<br />

Eltern diesen schönen 16er-<br />

Jollenkreuzer gebaut hatte, wies<br />

damals seinen Sohn Bürschi an, den<br />

völlig ahnungslosen Schenks das<br />

Segeln beizubringen. Was weit mehr<br />

als ein Kundenservice war, denn der<br />

Bürschi war Nichtschwimmer und<br />

an und für sich von seinem strengen<br />

Vater mit dem Verbot belegt worden,<br />

überhaupt auch nur runter<br />

zum See zu gehen.<br />

Und so kam es, dass ich vom Bürschi<br />

in die allerersten Geheimnisse<br />

des Segelns eingeweiht wurde. Sie<br />

wissen schon „Luv weicht Lee“ und<br />

so. Schon damals gab es unter Seglern<br />

die Besserwisser, die mir einflüsterten:<br />

Die Lebensdauer eines<br />

Sperrholzbootes, wie meines eines<br />

war, beträgt zehn Jahre.<br />

Jedoch der Gammler, so nannten<br />

wir den 16er, schwimmt immer<br />

noch auf dem Starnberger See –<br />

und zwar in Top-Kondition.<br />

Bobby Schenk mit Leonhard „Bürschi“ Mader li.)<br />

und Sohn Andreas (re.) in der Werft in Fisching.<br />

STARTSCHUSS 1954<br />

Fährt man heute in das immer noch<br />

so kleine Fisching mit seinen 500<br />

Einwohnern, um beim Mader ein<br />

Schiff zu bestellen, so erwartet man<br />

angesichts der guten Verkaufszahlen<br />

doch etwas monumentalere Gebäude<br />

als damals in den 1960ern. Nach<br />

einem Fabriksgelände sucht man allerdings<br />

vergeblich.<br />

Viel, scheint mir, hat sich seit<br />

1965 hier nicht verändert. Für einen<br />

Außenstehenden ist die Werft<br />

ein Kleinbetrieb geblieben – mit<br />

Leonhard Mader, dem damaligen<br />

Bürschi, als Seniorchef, seiner Frau<br />

Herta, seinem Sohn Andreas (siebenfacher<br />

Weltmeister in der Tempest-Klasse)<br />

und dessen Frau, der<br />

Moni, sowie wenigen Angestellten.<br />

Monika Mader, die im Büro<br />

herrscht, hilft auch in der Werkstatt,<br />

insbesondere beim Laminieren. Ein<br />

mit Stolz familiengeführter, echter<br />

Handwerksbetrieb auf dem Land<br />

nahe der österreichischen Grenze<br />

also.<br />

Okay, solche Betriebe gibt es, was<br />

ist an diesem das Besondere? Muss<br />

man deswegen gleich einen Bericht<br />

im<br />

schreiben? Ja, man<br />

Die Bojsen-Møller-<br />

Brüder Jørgen und<br />

Jacob segeln auf der<br />

neuen Mader-FD zum<br />

Weltmeister titel 2023<br />

in Polen.<br />

42 1/<strong>2024</strong>


muss. Und am Ende werden Sie als<br />

begeisterte Segler mir zustimmen.<br />

Die ersten Holzboote entstanden<br />

1954, der erste formverleimte Flying<br />

Dutchman (FD) 1956, die Korsare<br />

1960. Daneben wurde der hölzerne<br />

Zugvogel in der Kielversion vor allem<br />

nach Österreich vertrieben und,<br />

obgleich kein Trapez oder Spinnaker,<br />

besonders im Salzkammergut<br />

schnell heimisch. Später, 1965, wurden<br />

diese beliebten (Wander-)Jollen<br />

sogar in Epoxidharz-Schaumsandwichbauweise<br />

gebaut. Damals, als<br />

man als Segler den Spruch „Dein<br />

ganzer Stolz – ein Boot aus Holz“<br />

auf den Lippen hatte, eine kleine<br />

Sensation.<br />

Daneben wuchs die Anzahl an<br />

verkauften Korsaren, die vor der<br />

Haustüre der Maders im Waginger<br />

See gesegelt und dort auch als Gegenstück<br />

zum Piraten erfunden<br />

und gebaut wurden.<br />

den. Der Beginn einer Rekordserie,<br />

die im internationalen Sport wohl<br />

einzigartig ist.<br />

Für die Olympiade 1976 in Kingston<br />

lieferte die Mader-Werft wieder<br />

fast alle Boote, diesmal für die Tempest-Klasse<br />

– nur ein einziges nicht,<br />

und zwar ausgerechnet das des Fagelwettbewerbe<br />

zu veranstalten. Die<br />

sollten in Kiel stattfinden. Die<br />

Funktionäre des Segelweltverbandes<br />

hatten da eine geradezu<br />

revolutionäre<br />

Idee. Segelregatten<br />

leiden ja<br />

meist unter der<br />

Tatsache, dass kein<br />

Boot dem anderen<br />

bis auf den letzten<br />

Zentimeter gleicht<br />

und deshalb Wettbewerbsverzerrungen<br />

kaum zu vermeiden<br />

sind. So kam man auf die<br />

Idee, in der damaligen Königsklasse,<br />

dem Ein-Mann-Boot Finn-Dinghy,<br />

nur Boote einzusetzen, die alle in<br />

derselben Werft gebaut wurden.<br />

Sie ahnen es: Man wurde beim<br />

Mader Hartl fündig. Welche Aufgabe!<br />

Innerhalb einer kurzen Frist<br />

stellten die Maders die gesamte<br />

Finn-Dinghy-Flotte von unglaublichen<br />

70 Booten rechtzeitig zu den<br />

ersten Regatten in Schilksee fertig.<br />

Überflüssig, darauf hinzuweisen,<br />

dass alle olympischen Medaillen,<br />

also Gold, Silber und Bronze, von<br />

den Mader-Booten gewonnen wur-<br />

16er-Jollenkreuzer auf<br />

dem Waginger See.<br />

1972: Mader baut 70<br />

Finn-Dinghys für die<br />

Olympischen Spiele.<br />

Der schnellste Halbtonner<br />

aus dem Hause Mader.<br />

AUFSTIEG IN DEN OLYMP<br />

1972 dann ein mächtiger Einschnitt<br />

in der Geschichte der kleinen Werft.<br />

Deutschland durfte die Olympischen<br />

Spiele ausrichten und hatte<br />

also auch die Verpflichtung, die Se-<br />

1/<strong>2024</strong> 43


Bootswerft Mader<br />

Aus dem Hause<br />

Mader: Rumpf,<br />

Deck und alle<br />

Laminatarbeiten –<br />

der Endausbau der<br />

österreichischen<br />

Lago 26 erfolgt in<br />

Wiener Neustadt.<br />

voriten aus England. Sie können es<br />

sich schon denken: Dieser Favorit<br />

wurde von den Mader-Booten gnadenlos<br />

niedergesegelt. Nach dem<br />

Zieldurchgang der letzten Regatta<br />

zündete er kurzerhand sein Nicht-<br />

Mader-Boot auf dem Wasser an und<br />

versenkte es auf hoher See. Also<br />

wiederum: Gold, Silber und Bronze<br />

für die kleine Weft in Fisching.<br />

Das zeigt aber auch, dass beim<br />

Segeln, obwohl durch enge Klassenvorschriften<br />

nivelliert, vom jeweiligen<br />

Hersteller optimal gebaute Boote<br />

im Vorteil sind, vergleichbar mit<br />

der Formel1, wo halt zwei bis drei<br />

Rennställe mit ihren Autos die Rennen<br />

bestimmen und gewinnen.<br />

Man kann also die Boote aus Fisching<br />

durchaus mit Red Bull oder<br />

Mercedes vergleichen, solange es<br />

um die Erfolge geht. Übertrieben?<br />

Nein! Denn weitere Olympia-Sensationen<br />

folgten:<br />

• 1980 Tallinn: Gold und Silber im<br />

Star, Bronze im FD.<br />

• 1984 Los Angeles: Silber im Star,<br />

Silber und Bronze im FD.<br />

• 1988 Seoul: Bronze im Star, Gold,<br />

Silber und Bronze im FD.<br />

• 1992 Barcelona: Gold, Silber und<br />

Bronze im FD, Bronce im Star.<br />

• 2008 Peking/Quindao: Gold im<br />

Star mit Iain Percy, England.<br />

NOTRUF VON PERCY<br />

Man muss schon etwas Geduld haben,<br />

wenn man Bürschi nach den<br />

Erfolgen seiner Boote befragt. Nur<br />

bei den Olympischen Spielen 2008<br />

in Peking/Quindao wird er gesprächig.<br />

Da ist was Besonderes passiert:<br />

Zehn Tage vor<br />

Beginn der Regatten<br />

erhielt<br />

er einen Anruf,<br />

einen Hilferuf<br />

aus Peking.<br />

Das<br />

Boot von Iain Percy, ein Star-Boot<br />

vom Mader, war bei der Vermessung<br />

beanstandet worden. Niemand<br />

konnte die angebliche Regelwidrigkeit<br />

beseitigen – außer dem Mader<br />

Leonhard, also dem Bürschi. Aber<br />

nur vor Ort im fernen China – und<br />

Hubert Raudaschl<br />

(2x Olympia-Silber)<br />

am Ruder seiner<br />

selbst gezeichneten<br />

und von Mader<br />

gebauten Mira.<br />

Peggy Hardwiger und<br />

Christina Pinnow, die<br />

deutschen Weltmeisterinnen<br />

1992, auf<br />

einer 470er, verewigt<br />

im Mader-Gästebuch.<br />

„ Mit unserer Lago 26 haben wir vom Start weg auf Mader als Partner<br />

gesetzt, meiner Meinung nach die beste Bootswerft Europas.“<br />

Hans Spitzauer, österreichischer Segelweltmeister und Mastermind der Lago 26<br />

Leonhard „Bürschi“ Mader bei der<br />

Arbeit am neuen Flying Dutchman (FD).<br />

Die kleine Werft im<br />

kleinen Fisching.<br />

Einer von den rund 3.800<br />

gebauten Mader-Korsaren.<br />

44 1/<strong>2024</strong>


zwar sofort. Und das ist ja für einen Rupertiwinkler,<br />

der aus seinem Landstrich<br />

kaum jemals rausgekommen ist, nicht<br />

ganz so einfach. Ein Ticket für den Flieger<br />

war zwar schnell besorgt. Aber ein<br />

Visum in dieser kurzen Zeit zu ergattern,<br />

war praktisch aussichtslos. Trotzdem:<br />

Bürschi lauerte dem Sachbearbeiter<br />

am Hintereingang vom Konsulat in<br />

München auf und erklärte diesem, dass<br />

es sozusagen um Leben oder Tod ginge<br />

und die Maschine, die in ein paar Stunden<br />

abheben sollte, nicht warten würde.<br />

Bürschi meint, vermutlich weil er gar<br />

so armselig dreing‘schaut hat, saß er<br />

schließlich im Flieger nach dem fernen<br />

Peking. Und tatsächlich trimmten er<br />

und sein Freund trotz Stromsperren<br />

mit nordkoreanischen (!) Arbeitern den<br />

Star so, dass er ohne Beanstandung<br />

starten konnte. Überflüssig zu erwähnen,<br />

wie der Olympiasieger in Peking<br />

2008 in der Starbootklasse hieß: Iain<br />

Percy, England. Wer es nicht glaubt,<br />

leicht nachzuprüfen bei Wiki!<br />

Vor mir liegt das Gästebuch der<br />

Mader-Werft. „Da kimmt nur nei, wer<br />

Weltmeister oder Olympiasieger ist.“<br />

Darin findet sich auch einer der größten<br />

Regattasegler aller Zeiten: Walentin<br />

Grigorjewitsch Mankin, Gold in Mexiko,<br />

Gold in München (Mader-Tempest),<br />

Gold in Moskau (Mader-Star).<br />

Die Mader-Boote gewannen im<br />

Segeln mehr Olympia-Medaillen als<br />

Deutschland oder Österreich, wahrscheinlich<br />

mehr als beide Länder zusammen,<br />

nämlich: achtmal Bronze,<br />

siebenmal Silber und achtmal Gold!<br />

Allein damit ist die Mader-Werft<br />

im kleinen Fisching die erfolgreichste<br />

Segel-Sportboot-Werft der Welt.<br />

USA BIS AUSTRIA<br />

Wir wollen aber nicht die sonstigen<br />

Leistungen der Maders unterschlagen:<br />

Da tauchte eines Tages der große Dennis<br />

Conner aus den USA persönlich am<br />

Waginger See auf. Conner? Ja, er ist der<br />

mehrfache Gewinner des jedem Segler<br />

bekannten America’s Cup. Eine Mader-<br />

Tempest sollte es ein. Und, was sonst,<br />

er wurde damit Weltmeister. Sein Gästebuch-Eintrag:<br />

„For the best Boatbuilders<br />

in the World!“.<br />

Allein 3.800 Korsaren haben die<br />

Maders gebaut und somit tausenden<br />

Amateuren das Bewusstsein vermittelt,<br />

ein Boot aus einer Spitzenwerft zu<br />

segeln. Prominenter Kunde ist z.B. die<br />

österreichische Segel legende Hubert<br />

Raudaschl. Er ist bei der Centomiglia<br />

am Gardasee mit der von ihm konstruierten<br />

und vom Mader gebauten<br />

Mira großartiger Dritter (mit zehn<br />

Mann im Trapez!) geworden. Und<br />

Hans Spitzauer, Österreichs Spitzen-<br />

Segler, lässt beim Mader gerade seine<br />

Lago 26 bauen, einen Daysailer, acht<br />

Meter lang, mit Kajüte. Den Endausbau<br />

macht er dann selbst in Wiener Neustadt.<br />

100-MAL WELTMEISTER<br />

Die Sensation unter den Neubauten ist<br />

der FD 2023, an dem von Andreas Mader<br />

(wie gesagt siebenmaliger Tempest-<br />

Weltmeister) von Grund auf alles neu<br />

gemacht wurde: Vollkarbon, Leichtbauweise<br />

im Vakuum-Infusionsverfahren,<br />

100 kg Gewicht ohne Beschläge. Die<br />

Wandstärke beträgt nur 9 mm, davon<br />

8 mm Schaum und nur 1 mm extrem<br />

harte Kohlefaser, wodurch die Schale<br />

zum Leichtgewicht wird.<br />

Der dänische Spitzensegler Bojsen-<br />

Møller bestellte diesen Boliden (42.000<br />

Euro) für die Weltmeisterschaft heuer<br />

in Polen. Die Maders schleppten das<br />

Boot auf dem Hänger nach Norddeutschland,<br />

wo es von Bojsen-Møller<br />

persönlich gewassert wurde.<br />

Gleich die erste Wettfahrt gewannen<br />

die Bojsen-Møller-Brüder Jørgen (70)<br />

und Jacob (68) mit vier Minuten Vorsprung.<br />

Beide jubelten, obwohl als sehr<br />

zurückhaltend bekannt: „Das ist die<br />

neue Dimension im FD-Segeln!“. Gesamtergebnis<br />

für die Bojsens: Platz 1.<br />

Schon am nächsten Tag hagelte es<br />

schon Bestellungen aus ganz Europa.<br />

Dieser Erfolg hat für die Maders eine<br />

besonderer Bedeutung, ist es doch der<br />

100. Weltmeistertitel in den 70 Jahren<br />

des Bestehens der Werft, der ins kleine<br />

Fisching geht. Sicher wurde er von den<br />

Maders gefeiert, aber so wie ich die<br />

Leut von Waginger See kenne, bestimmt<br />

nicht mit Champagner. <br />

è www.mader-boote.de<br />

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Clipper Round The World Race<br />

Racer oder Cruiser?<br />

Kopfkino nach 14 Stunden Dienst in der Kombüse: Bin ich Regatta-Segler auf einer<br />

70-Fuß-Rennyacht oder Teilnehmer an einer Kreuzfahrt? Immerhin sind mit mir fast<br />

70 Menschen an Bord, jedoch ist unsere Weltreise ganz sicher kein Honigschlecken.<br />

Einige Gedanken über das<br />

Leben an Bord und die Ernährungsgewohnheiten:<br />

1. Vor einigen Monaten habe ich<br />

mich für das „Race of your Life<br />

Round the World“ angemeldet.<br />

Was unsere Essgewohnheiten in<br />

dieser Zeit angeht, habe ich nicht<br />

allzu viel erwartet. Nudeln, Reis,<br />

Protein- und Nährstoffriegel, Trockenmilch,<br />

Elektrolyte und vielleicht<br />

zu Beginn etwas frisches Obst. Nahrung,<br />

mit der man bei einer Regatta<br />

um die Welt rechnet.<br />

2. Ein Gasthaus ist ein Ort, an dem<br />

man Speisen und Getränke bestellt<br />

und der Wunsch des Gastes den<br />

Menüplan bestimmt.<br />

3. Ein Wirtshaus ist ein Ort, an dem<br />

man Speisen und Getränke bestellt,<br />

wo aber der Wirt die Regeln festlegt<br />

und der Gast sich daran halten kann<br />

oder auch nicht. In der Regel ist es<br />

dort ein wenig rustikal, aber auch<br />

gut überschaubar.<br />

Als ich ins Rennen ging, erwartete<br />

ich irgendetwas zwischen 1 und 3<br />

an Bord unseres Racers: ein Menü,<br />

keine Optionen, einfaches, aber<br />

energiereiches Essen, schnelle Zubereitung,<br />

leicht zu reinigen das<br />

Geschirr und der Kochplatz.<br />

Was finde ich vor? Frühstück mit<br />

Porridge (naja, es ist ein britisches<br />

Schiff …), Müsli, täglich frisch gebackenes<br />

Brot, Toast, Marmelade,<br />

Nutella, Marmite (ein herzhafter,<br />

britischer Brotaufstrich auf Basis<br />

von Hefeextrakt), Rosinen oder<br />

Marillen, Kaffee, Tee und sonntags<br />

Ham and Eggs. Mittag- und Abendessen<br />

mit Hähnchenfilets und Gemüse<br />

(nicht alles hat es aufgrund der<br />

verkürzten Haltbarkeit an Bord in<br />

den Kochtopf geschafft, leider).<br />

Natürlich gibt es auch jede Menge<br />

Pasta mit Pesto, Makkaroni mit Kä-<br />

GERT BERGMANN ist der Österreicher in der Crew an Bord der Bekezela. Als Circumnavigator bestreitet er das<br />

Clipper Round the World Race in voller Länge. Wo verbunden, berichtet er für<br />

exklusiv über seine<br />

persön lichen Erfahrungen auf den Weltmeeren. Diesmal – in seiner Funktion als Smutje in der Kombüse (Bild<br />

oben) – über die Ernährung an Bord, z. B. Marmite-Sandwich (links) und Makkaroni mit Käsesauce (rechts).<br />

sesauce, Reis mit Schwammerl usw.<br />

Aber auch ernste Diskussionen darüber,<br />

ob die Muffins mit Orangenoder<br />

Ingwergeschmack sein sollen.<br />

Und wenn es Wetter und Meer<br />

zulassen, werden sogar Geburtstagstorten<br />

gebacken.<br />

RACING ODER CRUISING?<br />

Jedoch: Die Zubereitung des Essens<br />

dauert eine (lange) Weile, das<br />

Reinigen der benutzten Töpfe und<br />

Schüsseln ebenfalls. Und nach dem<br />

Dienst in der Kombüse von 14+<br />

Stunden, in denen Zwiebeln und<br />

Karotten für 20 Personen geschnitten<br />

wurden, ist man stehend k.o.!<br />

Racing oder Cruising? Das ist die<br />

Frage, die man sich dann stellt.<br />

Die Wahrheit liegt wie immer irgendwo<br />

in der Mitte. Unterschiedliche<br />

Menschen haben unterschiedliche<br />

Anforderungen, aber<br />

ein Rennen um die Welt ist keine<br />

Kreuzfahrt. Dennoch wird nur eine<br />

gesunde Crew bei guter Ernährung<br />

in der Lage sein, herausragende<br />

Leistungen zu erbringen.<br />

Und darum genieße letztlich<br />

auch ich die Makkaroni mit Käsesauce<br />

und die Muffins mit welchem<br />

Geschmack auch immer – mens<br />

sana in corpore sano! Auf alle Erlebnisse<br />

in der Kombüse, auf alle<br />

Gast- und Wirtshäuser! Und auf<br />

ein weiterhin spannendes Clipper<br />

Round The World Race! <br />

Team Bekezela<br />

Skipper: David Hartshorn (58), Großbritannien<br />

AQO (First Mate): Masie Bristow (20), Großbritannien<br />

Crew: 49 Männer und 17 Frauen aus 19 Nationen<br />

è www.clipperroundtheworld.com/<br />

team/team- david/team-hub<br />

Alle Race-Infos inkl. Map und Race-Viewer online unter<br />

è clipperroundtheworld.com<br />

UNICEF-Spendensammelaktion des Clipper Race 2023/24<br />

è www.justgiving.com/team/teamcr05<br />

UNICEF-Spendenseite von Gert Bergmann/Team Bekezela<br />

è www.justgiving.com/page/gert-bergmann-<br />

1688643021166<br />

FOTOS: SHUTTERSTOCK.COM – ELENA VESELOVA (1), JABIRU (1)<br />

46 1/<strong>2024</strong>


BEI SUNSAIL IST EIN<br />

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BOOT DÜSSELDORF<br />

20 - 28 JANUAR <strong>2024</strong><br />

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YACHTEIGNERPROGRAMM


oot Düsseldorf <strong>2024</strong><br />

Schau in die Zukunft<br />

Die boot Düsseldorf, die international bedeutendste Yacht- und Wassersportmesse, ist nicht nur ein<br />

beliebter Laufsteg für zahlreiche Weltpremieren bei Motor- und Segelyachten, sondern auch ein Forum,<br />

das den neuesten Trends auf dem Wasser nachspürt. Welche Yachten werden heuer besonders gefragt sein?<br />

Welche Themen sind auf dem Vormarsch? Und wohin entwickeln sich die Fun-Sportarten? boot-Direktor<br />

Petros Michelidakis besuchte uns in Wien, wir begaben uns mit ihm vorab auf Spurensuche.<br />

Fotos MESSE DÜSSELDORF/TILLMANN<br />

Nachdem die boot Düsseldorf<br />

nach einer dreijährigen,<br />

durch die Pandemie<br />

bedingten Zwangspause<br />

2023 wieder Wasser unter den Kiel<br />

bekam, setzt sie <strong>2024</strong> schon zum<br />

Überholen an: Die nächste Ausgabe<br />

soll sogar an das hervorragende<br />

Vor-Corona-Ergebnis anknüpfen.<br />

boot-Direktor Petros Michelidakis<br />

erzählt, dass die auf 16 Hallen verteilten<br />

220.000 m² Ausstellungsfläche<br />

schon Mitte November fast<br />

ausgebucht waren. „Auch Marken,<br />

die 2023 pausiert hatten, können<br />

wir diesen Januar wieder bei uns<br />

begrüßen“, so Michelidakis. „Insbesondere<br />

zeichnet sich eine sehr hohe<br />

Internationalität der Aussteller ab.<br />

So reist zum ersten Mal mit Schaefer<br />

Yachts ein Hersteller aus Brasilien an<br />

und wird gleich drei Motoryachten<br />

in Halle 1 zeigen!“<br />

Auch österreichische Unternehmen<br />

werden auf der im Jänner stattfindenden<br />

Messe fleißig ausstellen.<br />

Gute zwei Dutzend von ihnen geben<br />

sich in Düsseldorf die Ehre, darunter<br />

zum Beispiel Sunbeam Yachts, das<br />

seine 29.1 erstmals vorstellen wird,<br />

oder Frauscher, deren Frauscher x<br />

Porsche Weltpremiere feiern wird.<br />

SPIEGELBILD DER TRENDS<br />

Die mit fast 237.000 Besuchern<br />

aus über 60 Ländern und mehr als<br />

1.500 Ausstellern aus 68 Nationen<br />

(Zahlen aus 2023) weltgrößte Wassersportmesse<br />

ist zu Jahresbeginn<br />

auch so etwas wie ein Spiegelbild der<br />

großen Trends auf dem Bootsmarkt.<br />

Die frische Brise, die in den vergangenen<br />

Jahren Mehrrumpfboote<br />

im Eigner- und Chartersegment erfasst<br />

hat, hält heuer in Düsseldorf<br />

ganz speziell Einzug: Neu auf der<br />

boot <strong>2024</strong> ist das Multihull Village<br />

in Halle 15, in dem Interessenten sowohl<br />

Hersteller von Motor- als auch<br />

Segel-Mehrrumpfbooten finden.<br />

Auch in Halle 13 findet sich mit<br />

den Yachtinvestments ein neuer<br />

Schwerpunkt. Bei führenden internationalen<br />

Brokern wie Sunsail und<br />

The Moorings, Dream Yacht oder<br />

Pitter Yachting können sich Bootsfreunde,<br />

die die eigene Yacht mit<br />

Chartereinnahmen (re)finanzieren<br />

möchten, umfassend informieren.<br />

MEHR NACHHALTIGKEIT,<br />

MEHR TAGESTOUREN<br />

Großes Thema bei den Motorbooten,<br />

die in den Hallen 1 bis 6 ausgestellt<br />

werden, ist „sustainable luxury“,<br />

also nachhaltiger Luxus, wobei<br />

hier nicht nur Antriebstechnolo gien,<br />

sondern auch Ausstattungs lösungen<br />

im Fokus stehen.<br />

Das Thema Umwelt wird auf der<br />

Messe sowieso von Jahr zu Jahr dominanter.<br />

Nach der erfolgreichen<br />

Einführung auf der boot 2023 soll<br />

sich das blue innovation dock (bid/<br />

Halle 10) als Nachhaltigkeitsforum<br />

weiter etablieren. Messechef Petros<br />

Michelidakis erläutert: „Das blue<br />

innovation dock ist als Kind der<br />

48 1/<strong>2024</strong>


oot ein echter Innovationstreiber.<br />

Schon zur boot 2023 konnten wir<br />

die Ideen und Technologien für<br />

den Wassersport, aber auch für das<br />

Betreiben von Marinas und Liegeplätzen<br />

auf der Bühne des bid erleben.<br />

Wir sind in der konkreten<br />

Planung des Programms. Ich verspreche<br />

nicht zu viel, wenn ich<br />

sage, dass uns <strong>2024</strong> eine Fülle an<br />

neuen Entwicklungen, unter anderem<br />

auch bei alternativen Antrieben<br />

oder für einen nachhaltigen<br />

Bootsbau, vorgestellt werden wird.“<br />

Die wachsende Beliebtheit von<br />

Dayboats zeichnet auf der boot<br />

ebenfalls ihre Spuren. Bootsfahrer<br />

nutzen ihre Boote zunehmend für<br />

kurze Tagesausflüge und Marken<br />

wie Pardo/Van Dutch, SAY, Wally,<br />

Fjord oder Jeanneau erfreuen sich<br />

zahlreicher Bestellungen für ihre<br />

Dayboat-Modelle. Der Trend erstreckt<br />

sich sogar in den Luxus-<br />

Bereich in der Größe von 30 bis<br />

50 Fuß – auf der boot <strong>2024</strong> gibt es<br />

eine umfassende Präsentation der<br />

Modelle in der Superboat-Halle 5.<br />

UNTER SEGELN<br />

Die boot präsentiert in den Hallen<br />

15 und 16 die ganze Welt des Segelns<br />

– von kleinen, spritzigen<br />

Jollen über sportliche Segelboote<br />

unter 30 Fuß bis hin zu großen<br />

Yachten für ausgedehnte Törns. Bei<br />

den Neuvorstellungen dominieren<br />

Yachten mit viel Lebensraum an<br />

und unter Deck, die auch von nur<br />

einer Person oder einer kleinen<br />

Crew gesegelt werden können.<br />

Absolutes Highlight wird mit<br />

der 69-Fuß großen, luxuriösen<br />

Touren yacht von Hallberg-Rassy<br />

die größte Segelyacht der Messe<br />

sein, die ebenfalls in Düsseldorf<br />

Weltpremiere feiert. Konzipiert<br />

als ideale Yacht für die Langfahrt<br />

bietet sie sehr viel Stauraum und<br />

eine ausgeklügelte Energie- und<br />

Wasserversorgung, die sie von<br />

den Versorgungsstationen an Land<br />

unabhängig macht. Faktoren, die<br />

sich auch bei den etwas kleineren<br />

Yachten wiederfinden. Etwa bei der<br />

„ Ich verspreche nicht zu viel, wenn ich<br />

sage, dass uns <strong>2024</strong> eine Fülle an neuen<br />

Entwick lun gen, u. a. bei alternativen<br />

Antrieben oder für einen nachhaltigen<br />

Bootsbau, vorgestellt werden wird.“<br />

Petros Michelidakis, Messedirektor der boot Düsseldorf.<br />

X-Yachts Xc-47, deren auf der Messe<br />

zu sehendes Premierenmodell<br />

eine Hybrid-Lösung anbietet (siehe<br />

Vorstellung ab Seite 62).<br />

AUF DIE FOILS, FERTIG, LOS!<br />

Im Surfsport steht dieses Jahr in der<br />

Surfhalle 17 alles im Zeichen des<br />

Foilings. Die kleinen Tragflächen<br />

unter den Brettern beflügeln buchstäblich<br />

den Surfmarkt. In diesem<br />

Jahr sollen Weiterentwicklungen<br />

der Boards und Foils das Auf-dem-<br />

Wasser-Schweben schon bei sehr<br />

leichtem Wind oder sogar Windstille<br />

ermöglichen.<br />

Der Schlüssel hierzu liegt in der<br />

Entwicklung von Downwind-Foils<br />

und Boards. Diese wurden zwar in<br />

erster Linie, wie der Name schon<br />

boot Düsseldorf <strong>2024</strong><br />

sagt, für das Foilen mit Wind und<br />

Wellen von hinten konstruiert,<br />

kommen aber durch ihre gestreckte<br />

Form und effizienten Foils schon<br />

bei geringen Geschwindigkeiten ins<br />

Fliegen. Ebenfalls stark in Düsseldorf<br />

vertreten sind Wingfoils,<br />

Pumpfoilings und das klassische<br />

Windsurfen, die Mutter aller Fun-<br />

Sportarten.<br />

<br />

20.–28. Jänner, Öffnungszeiten: täglich 10–18 Uhr, 1-Tages-Ticket: an der Tageskassa<br />

€ 29,– oder online € 21,–. Mit der kostenlosen boot Düsseldorf App (für Android- und<br />

iOS-Geräte) lässt sich der Messebesuch optimal vorbereiten. Der interaktive Geländeund<br />

Hallenplan ist eine sehr gute Orientierungshilfe auf dem Messegelände. Per Touch<br />

kann man in die einzelnen Hallen springen, dank stufenlosem Zoomen auf einzelne Stände<br />

gehen und dann alle Informationen des Ausstellers sowie die von ihm angebotenen Produkte<br />

einsehen. Per Volltextsuche lassen sich alle Aussteller- und Produktdetails der<br />

gesamten boot-Düsseldorf-Datenbank finden.<br />

è www.boot.de<br />

1/<strong>2024</strong> 49


oot Düsseldorf <strong>2024</strong><br />

Kurz oder lang<br />

Sunbeam 29.1: erst in Düsseldorf und dann in Tulln.<br />

DOPPELDEBÜT. Straffer Kalender<br />

bei Sunbeam: Der Prototyp<br />

der neuen 29.1. feierte im<br />

Herbst Stapellauf, wird auf der<br />

boot Düsseldorf erstmals einem<br />

größeren Publikum vorgestellt<br />

und kann dann im März auf der<br />

Boot Tulln besichtigt werden.<br />

Der Daysailer aus Mattsee gefällt<br />

mit großer Flexibilität<br />

(Schwenkkiel und nachrüstbare<br />

Module für die Einrichtung<br />

unter Deck) und nachhaltigen<br />

Details wie 4-kW-Elektromotor,<br />

Fläche für Solarpaneele und<br />

umweltfreundlichem Decksbelag<br />

aus Resysta.<br />

è www.sunbeam-yachts.com<br />

Vernünftig verdrängen<br />

RAUM UND REICHWEITE. Hinter der<br />

neuen Marke Omikron Yachts steht<br />

die griechische Olympic Marina, die<br />

mit der OT-60 einen erfrischend vernünftigen<br />

Verdränger mit Segelyacht-<br />

Qualitäten entwickelt hat, dessen<br />

Schwerpunkte auf effizientem Betrieb<br />

und großem Platzangebot liegen. Der<br />

Rumpf wurde für eine Reisegeschwindigkeit<br />

von zehn bis zwölf Knoten optimiert,<br />

die beiden 150 PS starken<br />

Yanmar-Diesel verbrauchen dabei nur<br />

1,5 l/sm, was für eine Reichweite von<br />

gut 1.000 sm reicht. Die Eignerversion<br />

verfügt über drei Kabinen, wobei die<br />

Eignersuite die gesamte Breite des<br />

Schiffes einnimmt. Die Charter-Version<br />

hat ein Vier-Kabinen-Layout, die<br />

zwei Doppelkabinen mit eigenem Bad<br />

bietet, während der Eigner mittschiffs<br />

wohnt. Die Vertretung für den<br />

DACH-Raum hat Master Yachting<br />

Österreich übernommen, mit Stand<br />

gleich neben der Omikron OT-60<br />

(Halle 15/B43, siehe auch Seite 52).<br />

è www.masteryachting.com<br />

Verdränger<br />

mit viel Raum.<br />

Luxo<br />

do Brasil<br />

Ein Schaefer aus Brasilien.<br />

PARADE AUS ÜBERSEE. Zum ersten<br />

Mal reist mit Schaefer Yachts<br />

ein Hersteller aus Brasilien zur boot<br />

Düsseldorf an. Die größte Schiffswerft<br />

Brasiliens hat derzeit Modelle<br />

von 26 bis 83 Fuß im Programm,<br />

drei von ihnen wird man in Halle 1<br />

besichtigen können. Welche das sein<br />

werden, stand zu Redaktionsschluss<br />

noch nicht fest, zu rechnen ist aber<br />

wohl mit der neuesten Schaefer 450<br />

Fly – mit einer sehr langen Flybridge,<br />

zwei geräumigen Kabinen, abklappbarem<br />

Schanzkleid, zwei 480 PS starken<br />

Volvo-Penta-D6 als Standardmotorisierung<br />

und einer selbst für<br />

europäische Verhältnisse sehr luxuriösen<br />

Ausstattung. Vielleicht ebenfalls<br />

zu sehen ist die spritzige V33 – ein<br />

Erinnert an mediterrane Dayboats: V33.<br />

Flotte 450 Fly.<br />

Dayboat mit offenem Decklayout<br />

und Walkaround-Konzept, großem<br />

T-Top, In- oder Außenborder, Doppelkabine<br />

und edlen Details.<br />

è www.schaeferyachts.de<br />

FOTO: RAFAEL RIBEIRO<br />

50 1/<strong>2024</strong>


Da kommt was Großes<br />

FLAGGSCHIFF. Die wortwörtlich große<br />

Sensation bei den Segelyachten<br />

wird die Hallberg-Rassy 69 auf<br />

der boot Düsseldorf sein. Das neue<br />

Flaggschiff der Schweden ist 21 Meter<br />

lang, fast sechs Meter breit und wiegt<br />

46,5 Tonnen. Infos und Fotos sind<br />

noch Mangelware, aber dass man<br />

trotz der üppigen Dimensionen keine<br />

große Crew zum Segeln braucht, ist<br />

bei einer Hallberg-Rassy selbstverständlich.<br />

Auf Wunsch hätten zwei<br />

Mann Crew aber trotzdem Platz. Die<br />

Inneneinrichtung befindet sich auf einer<br />

Ebene von vorn bis achtern, wichtig<br />

für die Bewegungsfreiheit.<br />

Angetrieben wird die 69er von einem<br />

6-Zylinder-Volvo-Penta-D6-300<br />

mit 300 PS. Der begehbare Maschinenraum<br />

ist groß und bietet viel Platz<br />

für Technik und Ausrüstung, ist gut<br />

schallisoliert und für Service und<br />

Wartung leicht zugänglich.<br />

è www.hallberg-rassy.com<br />

Besuchen<br />

Sie uns auf der<br />

Boot <strong>2024</strong><br />

20.-28. Jänner<br />

in Düsseldorf<br />

Wir begrüßen Sie auf den Ständen<br />

unserer Markenvertretungen.<br />

Cap Camarat 9.0 WA s2<br />

Cap Camarat 10.5 WA s2<br />

Cap Camarat 10.5 CC<br />

Cap Camarat 12.5 WA<br />

Merry Fisher 895 s2<br />

Merry Fisher 895 Sport<br />

Merry Fisher 1095 Fly<br />

Merry Fisher 1295 Fly<br />

NEW<br />

Halle 1<br />

Stand<br />

B53<br />

NEW<br />

Macht schon als<br />

Modell eine gute<br />

Figur: Hallberg-<br />

Rassy 69.<br />

D10 Sedan<br />

D10 Loung Top<br />

D11 Fly Lounge<br />

Halle 1<br />

Stand<br />

B36<br />

Beim Variieren brillieren<br />

MITTELKLASSE. Eine der wichtigsten<br />

Neuheiten bei den für den Charter-Einsatz<br />

konzipierten Segelyachten<br />

auf der boot Düsseldorf ist die<br />

Dufour 44. Vier Doppelkabinen<br />

mit jeweils einer eigenen Nasszelle<br />

hat in dieser Klasse noch kein Schiff<br />

präsentiert. In der Eignerversion hat<br />

die Masterkabine im Bug einen getrennten<br />

WC- und Duschraum, auch<br />

eine Novität. Und einen sechseckigen<br />

Salontisch, an dem dank dreier Hocker<br />

bis zu zehn Personen Platz haben,<br />

hat man auch noch nicht gesehen.<br />

Beim Layout kann man sich für<br />

eine eher lange Pantry oder eine kürzere<br />

am Großschott entscheiden.<br />

Das Mehr an Ausstattung und<br />

Auswahl setzt sich auch an Deck fort:<br />

Die Segel lassen sich über insgesamt<br />

sechs Winschen<br />

bedienen und neben<br />

einer Selbstwendefock<br />

steht<br />

auch eine überlappende<br />

Genua auf<br />

der Ausstattungsliste.<br />

è www.yachten-meltl.de<br />

Mein Tisch, der hat<br />

sechs Ecken. Und drei Hocker!<br />

H6<br />

TH36 Twinn Hull<br />

DB/37<br />

DB/43<br />

W 355<br />

W 435<br />

NEW<br />

Halle 5<br />

Stand<br />

C19<br />

NEW<br />

Halle 1<br />

Stand<br />

B66<br />

Halle 5<br />

Stand<br />

D20<br />

Für Ihren persönlichen<br />

Besichtigungstermin bitten wir<br />

um Kontaktaufnahme.<br />

www.bootemayer.at


oot Düsseldorf <strong>2024</strong><br />

Sportlich bis<br />

luxuriös<br />

GROSSES PORTFOLIO. Starke Präsenz<br />

mit seinen vertretenen Marken zeigt<br />

Master Yachting auf der boot Düsseldorf.<br />

Hauptaugenmerk bei Beneteau,<br />

das mit elf Segelyachten nach Düsseldorf<br />

anreist, gilt der Oceanis 37.1, die<br />

den Bestseller 38.1 ersetzt. Neben einer<br />

Standardversion mit Selbstwendefock<br />

gibt es auch eine sportlichere First-Ausführung<br />

mit Horngroßsegel und überlappender<br />

Genua. Option: ein 12-kW-<br />

E-Antrieb statt des 40-PS-Diesels.<br />

Bei den Power-Inboard-Motorbooten<br />

von Beneteau dominieren die fünf<br />

GT- und ST-Versionen von 36 bis 48<br />

Fuß Länge, ein Eyecatcher wird aber<br />

auch die fast 19 m lange Grand Trawler<br />

62 sein. Nauta Design hat bei der Entwicklung<br />

dieses Raumwunders (mit<br />

über 1.000 sm Reichweite) viel Liebe<br />

zum Detail bewiesen, in der Eignerkabine<br />

im Mittelteil der Verdränger-Yacht<br />

residiert man wie in einer Hotelsuite.<br />

Aber Master Yachting kann noch<br />

größer und luxuriöser. Zum Beispiel<br />

mit der SL90A aus der italienischen<br />

Werft Sanlorenzo, Marktführer bei den<br />

Yachten über 24 Metern. Das „A“ bei<br />

der SL90 steht für „Asymmetric“ und<br />

so zeigt die fast 28 m lange Luxusyacht,<br />

dass man für modernes Design so<br />

manch alte Tradition gekonnt über<br />

Sanlorenzo SL90A<br />

Beneteau Oceanis 37.1<br />

Bluegame BG54<br />

Bord werfen kann. Bluegame<br />

Yachts, ebenfalls eine italienische<br />

Werft, die 2018 von Sanlorenzo<br />

übernommen wurde und im Markt<br />

der exklusiven Motor yachten unter<br />

25 Metern glänzt, wird mit der<br />

BGX63, BG74 und BG54 gleich<br />

drei Yachten großer Klasse<br />

präsentieren.<br />

Mit den beiden EJET-Tendern 9x<br />

und 4x hat Master Yachting jetzt<br />

auch Elektro-Beiboote im Angebot.<br />

Die EJET 4x feiert Weltpremiere auf<br />

der boot und wird auf dem eigenen<br />

Stand von Master Yachting zu sehen<br />

sein.<br />

Neu im Portfolio ist die OT-60<br />

von Omikron: ein Verdränger, der<br />

sich wie ein Segelschiff anfühlt (siehe<br />

Seite 50).<br />

FOTO: MAURIZIO BALDI<br />

ANMELDUNG ERBETEN<br />

Ansprechpartner Benetau Segelyachten<br />

(Halle 16): Brigitte Sperl. Ansprechpartner<br />

Beneteau Inboard-Motoryachten<br />

(Halle 1): Marvin Schmitz.<br />

Terminvereinbarungen unter office@<br />

master yachting.com oder Tel.<br />

+43 181 444. Ansprechpartner<br />

Sanlorenzo/Bluegame Yachts (Halle 6):<br />

Cornelius Kistler, Terminvereinbarung<br />

unter info@<br />

sanlorenzoadria.com.<br />

Am Master Yachting Stand selbst<br />

(Halle 15/B43) stehen CEO Franz<br />

Schillinger, COO Marcel Glaubacker<br />

sowie die Lagoon Sales Manager Jens<br />

Schönberg und Knut Ehlert für alle<br />

Fragen zum Katamaran-Weltmarktführer<br />

gerne Verfügung.<br />

è www.masteryachting.com<br />

Beneteau Grand Trawler 62<br />

E-Tender Ejet 4x<br />

FOTO: MATIJA KLEMENC<br />

THE SAFE & POWERFUL CHOICE<br />

DER WELTWEIT<br />

STÄRKSTE<br />

48 V<br />

ELEKTROANTRIEB<br />

SAFE-TO-TOUCH<br />

DER WELTWEIT<br />

STÄRKSTE<br />

48 V<br />

ELEKTROANTRIEB<br />

SAFE-TO-TOUCH<br />

THE WORLD‘S MOST<br />

POWERFUL<br />

48 V<br />

ELECTRIC DRIVE<br />

SAFE-TO-TOUCH<br />

THE WORLD‘S MOST<br />

POWERFUL<br />

48 V<br />

ELECTRIC DRIVE<br />

SAFE-TO-TOUCH<br />

NEU: ARIES R50 Außenborder-System<br />

Die perfekte Antriebslösung für Freizeit- und Arbeitsboote bis<br />

zu 8 m (26 ft) oder für größere Boote als Twin-Installation<br />

■ Keine Hochvoltsicherheitsmaßnahmen<br />

■ Einfache Plug & Play-Installation<br />

■ Modulare Batteriekapazität 36 | 48 | 60 kWh<br />

■ Innovatives Design mit integriertem Controller<br />

www.molabo.com


Verschluss-Sache<br />

MODELLÜBERSICHT. Mit<br />

Trend Travel & Yachting<br />

ist der Österreich-Repräsentant<br />

der Jeanneau Segelyachten auf<br />

der boot am Stand der französischen<br />

Werft vertreten. Dort<br />

wird u. a. die Weltpremiere der<br />

Sun Odyssey 350 zu sehen sein<br />

(dzt. noch unter Verschluss),<br />

die die SO 349 ersetzen wird.<br />

Ebenfalls zu besichtigen sind<br />

die beiden Topseller Sun Odyssey<br />

410 und 440 sowie die ganz<br />

großen Fahrtenyachten Jeanneau<br />

Yachts 55 und Jeanneau<br />

Yachts 60, die wir schon ausführlich<br />

vorgestellt haben (siehe<br />

6/2023 und<br />

1/2023).<br />

è www.trend-travel-yachting.com<br />

FOTO: BERTRAND DUQUENNE<br />

IHR EINZIGARTIGES ERLEBNIS<br />

IST ZUM GREIFEN NAH<br />

Ein Strand, an dem die einzigen Fußabdrücke im Sand<br />

Ihre eigenen sind. Ein leckerer Cocktail, in einer Bar, die<br />

nur mit dem Boot erreichbar ist. An Bord Ihrer privaten<br />

Segelyacht legen Sie ab, um Kurs auf geheime Ankerplätze oder<br />

belebte Häfen zu nehmen, ganz nach Ihren Wünschen.<br />

Genießen Sie dieses Jahr wunderbare Auszeiten, inmitten<br />

unberührter Inselparadiese – der Natur ganz nah – und<br />

besuchen Sie traumhafte Orte, die ihre Ursprünglichkeit<br />

bewahrt haben.<br />

Wir beraten Sie gerne unter +49 (0)6101 55 791 518<br />

moorings.com/de<br />

Jeanneaus feine Mittelklasse<br />

Sun Odyssey 440.<br />

Frauscher mit Porsche<br />

KRAFTPAKET. Mit zwei großen<br />

Neuheiten wird Frauscher<br />

in Düsseldorf aufwarten: Zum<br />

einen wird der Öffentlichkeit<br />

zum ersten Mal die mit dem<br />

E-Antrieb aus dem Porsche<br />

Macan ausgestattete 850<br />

eFantom präsentiert (die wir<br />

als erstes Medium auf dem<br />

Gardasee testfahren durften,<br />

Bericht , Ausgabe<br />

6/2023). Zum anderen wird<br />

die 1212 Ghost Air gefeiert.<br />

Der Luxus-Daycruiser hatte<br />

seine Welt premiere schon<br />

in Cannes, wurde aber ganz<br />

aktuell auch mit einem Bestof-Boats-Award<br />

ausgezeichnet<br />

(siehe Seite 58).<br />

è www.frauscherboats.com<br />

Mächtig mit Strom versorgt:<br />

850 eFantom, powered by Porsche.<br />

BESUCHEN SIE UNS AUF<br />

DER BOOT IN HALLE 13, STAND D31


oot Düsseldorf <strong>2024</strong><br />

Klein, fein, rein<br />

Eine neue Faser für einen<br />

neuen Katamaran.<br />

ÖKO-KAT. Norbert Sedlaceks Innovations<br />

Yachts wird in Düsseldorf<br />

erstmals seinen IV Volcat 16 vorstellen.<br />

Der kleine, aber feine Katamaran<br />

wurde speziell für die Verwendung<br />

auf Seen und Flüssen<br />

konzipiert. Wie bei Sedlacek üblich,<br />

wurde bei der Konstruktion<br />

sehr auf Nachhaltigkeit und Recyclingfähigkeit<br />

geachtet. Als<br />

Fasermaterial kommt erstmals<br />

die Isomatex-Vulkanfaser<br />

Tenron zum Einsatz, eine<br />

neue reine Mineralfaser, die <strong>2024</strong> auch<br />

für die Luftfahrt zugelassen werden<br />

soll. Der Kat kann als einziger in seiner<br />

Klasse sehr einfach zerlegt und zusammengebaut<br />

werden. Zudem können<br />

die Rümpfe als Stauraum genutzt<br />

werden, z. B. für zusätzliche Segelausrüstung,<br />

Batterien, Solartechnik, Kühlbox,<br />

Bekleidung, Zeltutensilien etc.<br />

Ausgerüstet wird die Volcat 16 mit<br />

Besegelung und/oder einem E-Motor<br />

bis zu sechs kW.<br />

è www.innovation-yachts.com<br />

Goldene Mitte<br />

DAYBOAT & WEEKENDER. Stilvolle<br />

Verdichtung des Modellprogramms<br />

bei De Antonio: Die neue D32<br />

Open schiebt sich zwischen die D28<br />

und die D36, darüber rangieren noch<br />

die D42 und die D50. Wie die anderen<br />

besitzt auch das neue Familienmitglieder<br />

der spanischen Werft zwei<br />

„versteckte“ Außenborder von je 200<br />

bis 300 PS. Tolle Raumaufteilung für<br />

ein Day- bis Weekender-Boat: viele<br />

Sitz- und Liegeplätze achtern und im<br />

Bug, Walkaround-Deck, eine kleine<br />

Pantry in der Cockpitmitte, drei Sitze<br />

im Pilotenbereich, unter Deck dafür<br />

Platz für zwei Doppelkabinen<br />

und ein Bad.<br />

Knapp vor der Fertigstellung dürfte<br />

das erste E-Boot von De Antonio<br />

sein: Die E23, ein Kat mit<br />

50-kW-Antrieb und<br />

40-kWh-Batterie soll demnächst<br />

in Barcelona Premiere<br />

feiern und später im<br />

Jahr beim America’s Cup als offizielles<br />

Begleitboot eingesetzt werden.<br />

è www.baotic-yachting.com<br />

Die D32 Open verdichtet<br />

Raum und Familie.


Zwei Welten,<br />

zwei Hallen<br />

ALLE DA! Große Aufmerksamkeit<br />

auf der boot verschafft sich Bavaria<br />

in zwei großen Hallen: In Halle 1<br />

präsentiert die Motoryacht-Abteilung<br />

alle drei SR-Modelle von 33 bis<br />

41 Fuß. Die neue SR33 wurde inzwischen<br />

für vier Preise nominiert und<br />

der französische „Moteur Boat de<br />

l’Année“-Award ist schon in der Tasche.<br />

Mut zur Vollständigkeit beweist<br />

Bavaria auch in Halle 16 bei den Segelyachten,<br />

wo die komplette C-Linie<br />

(C57, C50, C46, C42, C38) vertreten<br />

ist. Hier gilt das größte Interesse der<br />

C46, die Heimpremiere feiern wird.<br />

è www.bavariayachts.com<br />

Die SR 33 ist in Halle 1 zu Gast …<br />

… und die C46 kann in Halle 16 besichtigt werden.<br />

FOTO: NICOLA BROLLO/FIVESTUDIO.IT<br />

FOTO: BEN SCHEURER<br />

Macht Lust auf Meer<br />

Ocean Tribute Award<br />

MOTORBOOT-VIELFALT. Das Team<br />

von Boote Mayer berät seine Kunden<br />

in Düsseldorf an den Ständen<br />

der von den Linzern vertretenen<br />

Marken, die in den Hallen 1 und 5 zu<br />

finden sind. Bei Jeanneau gibt es mit<br />

der Cap Camarat 9.0 WA s2 und der<br />

Merry Fisher 895 s2 in Halle 1 gleich<br />

zwei Weltpremieren zu feiern.<br />

Wer die größeren DB-Boote der<br />

französischen Werft anschauen<br />

möchte, wechselt in die Halle 5.<br />

Wellcraft präsentiert neben der<br />

W 355 auch die neue W 435, die<br />

wir in<br />

5/2023 vorgestellt<br />

haben. Bei Four Winns kann neben<br />

der H6 auch erstmals im deutschsprachigen<br />

Raum der spannende<br />

Motor-Kat TH36 besichtigt werden.<br />

Delphia zeigt seine Electric-Flotte,<br />

die man aber auch mit Dieselmotor<br />

bestellen kann.<br />

è www.bootemayer.at<br />

Erster Auftritt der<br />

Cap Camarat 9.0<br />

WA Serie 2.<br />

BLUE MOTION. Seit 2017 zeichnet die boot Düsseldorf jährlich umweltschützende Projekte und<br />

technische Innovationen für ein besseres Klima und gesündere Meere aus. 2023 wurde der Österreicher<br />

Norbert Sedlacek für seinen nachhaltigen und komplett recyclefähigen Katamaran IY LBV35<br />

zum Sieger gekürt (siehe auch Beitrag linke Seite oben). Die fünf Finalisten <strong>2024</strong> stehen bereits fest,<br />

der Gewinner wird auf der boot im Jänner verkündet.<br />

è oceantributeaward.boot.de<br />

Besuchen Sie uns:<br />

Boot Düsseldorf<br />

20. – 28. Jänner <strong>2024</strong><br />

Boot Tulln<br />

29. Februar – 3. März <strong>2024</strong><br />

Bootshändler • Bootsservice<br />

TopYacht<br />

www.topyacht.eu


oot Düsseldorf <strong>2024</strong><br />

Stufenlos glücklich<br />

DECKSALON-YACHT. Mit der DS48<br />

stellt Moody das neue mittlere Modell<br />

seiner Decksalon-Reihe in Düsseldorf<br />

vor. Wie ihre größeren und<br />

kleineren Schwestern, die DS41 und<br />

die DS54, verfügt auch die DS48<br />

über das komfortable und sichere<br />

Walkaround-Deck mit hohen<br />

Schanzkleidern und fester Reling.<br />

Das Cockpit ist halb überdacht, besitzt<br />

ein festes Bimini und integriertes<br />

Cabrio-Schiebedach sowie eine<br />

tiefe und geschützte Pflicht. Das<br />

Decksalon-Konzept sorgt für ein<br />

Maximum an natürlichem Licht und<br />

einen 360-Grad-Blick nach draußen.<br />

Und wie alle Moody-Yachten ermöglicht<br />

die neue Blauwasser-Yacht ein<br />

Leben auf einer Ebene, ohne Stufen<br />

zwischen Cockpit und Salon.<br />

è www.moodyboats.com<br />

Hohe Kajüte für<br />

die Hochsee.<br />

Frischer Nordwind<br />

Windy 29 Huracán<br />

TAG- UND NACHTCRUISER. Der norwegische<br />

(aber in Schweden und Polen<br />

produzierende) Hersteller Windy<br />

stellt auf der boot mit der 29 Huracán<br />

eine recht interessante Weltpremiere<br />

vor. Der Sportcruiser zeigt, was in einem<br />

8,91 m langen Inborder alles verpackt<br />

werden kann: ein modulares<br />

Deckkonzept mit Sonnenliege im<br />

Heck, unter Deck ein Salon mit Pantry,<br />

ein Doppelbett und ein Bad. Die<br />

Innenräume wirken sehr hell und<br />

aufgeräumt. Als Motorisierung sind<br />

Diesel von Volvo Penta oder Yanmar<br />

erhältlich.<br />

è www.windyboats.com<br />

Oberklasse aus Oberitalien<br />

GRANDEZZA. Die neue Absolute 52 Fly,<br />

die auch auf der boot Düsseldorf eine<br />

gute Figur machen wird, teilt zwar den<br />

Namen mit ihrer Vorgängerin aus dem<br />

Jahr 2017, ist aber eine völlig neue Yacht.<br />

Die Nobelwerft aus Podenzano hat nicht<br />

nur dem Design innen und außen, sondern<br />

auch vielen technischen Details und<br />

dem Rumpf ein Update zukommen lassen.<br />

Weitere Yachten, die auf dem Absolute-Stand<br />

in der Halle 6 zu sehen sein<br />

werden, sind die Navetta 58 und 52 sowie<br />

die 48 Coupé. Österreich-Importeur Baotic<br />

ist auf der Messe ebenfalls vertreten<br />

und veranstaltet in seiner Marina in Seget<br />

Donji von 18. bis 24. April sogar eine eigene<br />

Boat Show.<br />

è www.baotic-yachting.com<br />

Bekannter Name, aber neue<br />

Yacht: Absolute 52 Fly.<br />

Die Herausforderin<br />

Kann Preis-Leistung: Maxus 35.<br />

EINSTEIGERKLASSE. Die neue<br />

Maxus 35 der polnischen Werft<br />

Northman könnte für die etablierten<br />

Segelyachten-Hersteller ein<br />

ernstzunehmender Mitstreiter in der<br />

10-Meter-Klasse werden. Neben einem<br />

spannenden Preis-Leistungs-<br />

Verhältnis glänzt das neue Flaggschiff<br />

der Polen durch Flexibilität.<br />

So kann zwischen zwei oder drei<br />

Doppelkabinen, kurzem (1,5 m) oder<br />

langem (1,95 m) L-Kiel, Genua oder<br />

Selbstwendefock gewählt werden.<br />

Auch sonst gefällt die Polin: A-Klassifizierung,<br />

moderne Linien, zwei<br />

Steuerräder, heller Salon, große Badeplattform<br />

– alles drin, alles dran.<br />

è www.northman.pl<br />

56 1/<strong>2024</strong>


Yachtkauf<br />

Recht hilfreich<br />

Augen auf – Kauf ist Kauf, so das bekannte Sprichwort. Doch beim Erwerb einer (gebrauchten) Yacht<br />

können vor allem rechtliche Unsicherheiten den Blick trüben. Worauf beim Yacht(ver-)kauf zu achten<br />

ist, verrät ausführlich unser Rechtsexperte Florian Dauser. In der vorherigen Ausgabe wurden die<br />

Gewähr leistungspflichten erläutert, diesmal sind Rechtsbehelfe neben der Gewährleistung das Thema.<br />

Die folgenden Praxistipps<br />

können leicht auch von<br />

Nichtjuristen umgesetzt<br />

werden.<br />

TIPP 1: SCHADENERSATZ<br />

STATT GEWÄHRLEISTUNG<br />

Neben Gewährleistungspflichten<br />

können Verkäufer auch mit Schadenersatzansprüchen<br />

der Käufer<br />

konfrontiert sein. Die Gewährleistungsfrist<br />

beginnt dann nicht ab<br />

Übergabe der Kaufsache zu laufen,<br />

sondern ab Kenntnis des Schadens.<br />

Voraussetzung für den Schadenersatzanspruch<br />

ist jedoch, dass der<br />

Verkäufer den Mangel verschuldet<br />

hat, er den Kaufgegenstand also<br />

wissentlich mit dem Mangel übergeben<br />

hat.<br />

Die heranzuziehenden Rechtsbehelfe<br />

beim Schadenersatz aufgrund<br />

von Mängeln sind aber wie bei der<br />

Gewährleistung primär die Verbesserung<br />

oder der Austausch und sekundär<br />

die Preisminderung oder<br />

die Wandlung (Rückabwicklung<br />

des Kaufvertrags).<br />

TIPP 2: MANGEL-<br />

FOLGESCHÄDEN<br />

Verkäufer haften ebenfalls für<br />

sogenannte Mangelfolgeschäden.<br />

Das sind jene Schäden, die<br />

dadurch entstanden sind,<br />

dass der Kaufgegenstand<br />

mangelhaft war.<br />

Wenn beispielsweise die<br />

Ölpumpe mangelhaft ist<br />

und daraus nach Übergabe<br />

der Yacht ein Motorschaden<br />

resultiert, haftet<br />

der Verkäufer nicht nur<br />

für die mangelhafte Ölpumpe, sondern<br />

auch für den Motorschaden.<br />

TIPP 3: IRRTUMSANFECHTUNG<br />

Ein weiterer Rechtsbehelf ist die<br />

sogenannte Irrtumsanfechtung.<br />

Dabei handelt es sich um die Möglichkeit,<br />

den abgeschlossenen<br />

Kaufvertrag wegen – juristisch gesprochen<br />

– „einer falschen oder<br />

mangelhaften Vorstellung von der<br />

Wirklichkeit“ anzufechten.<br />

Ein Kaufvertrag kann grundsätzlich<br />

nur wegen eines beachtlichen<br />

Irrtums, beispielsweise über Eigenschaften<br />

des Kaufgegenstands oder<br />

über die Person des Vertragspartners,<br />

angefochten werden.<br />

Ein typischer Fall für einen beachtlichen<br />

Geschäftsirrtum würde<br />

vorliegen, wenn im – von Verkäuferseite<br />

übermittelten –<br />

Kaufvertrag ein deutscher<br />

Staatsbürger<br />

als Verkäufer<br />

angeführt wird, der wahre<br />

Eigen tümer und damit Verkäufer<br />

aber eine Gesellschaft mit Sitz in<br />

Malta ist. Weiters können Kaufverträge<br />

angefochten werden, wenn<br />

bestimmte zugesicherte Eigenschaften<br />

einer Yacht in Wahrheit<br />

nicht gegeben sind.<br />

Sogenannte Motivirrtümer, also<br />

Irrtümer über den Beweggrund<br />

des Kaufs, sind hingegen nicht<br />

beachtlich. Ein klassisches Beispiel<br />

hierfür ist der Irrtum über den<br />

Wert einer Yacht.<br />

TIPP 4: VERKÜRZUNG<br />

ÜBER DIE HÄLFTE<br />

Mit „Verkürzung über die Hälfte“<br />

ist in der Rechtswissenschaft das<br />

Konzept gemeint, dass eine Vertragspartei<br />

nicht einmal die Hälfte<br />

dessen erhält, was sie selbst leistet.<br />

Konkret bedeutet das, wenn man<br />

ein Boot beispielsweise um<br />

100.000 Euro kauft und dieses<br />

in Wahrheit nur 49.000 Euro<br />

wert ist, dann kann der Kaufvertrag<br />

angefochten werden.<br />

Dieses Konzept kann auf Verkäufer<br />

und Käufer gleichermaßen<br />

angewendet werden, sodass auch<br />

Verkäufer anfechten könnten,<br />

wenn sie ein Boot viel zu<br />

günstig verkauft haben.<br />

Der Kaufvertrag kann<br />

aber noch „gerettet“ werden,<br />

indem auf den<br />

gemeinen Wert der<br />

Sache aufgezahlt<br />

wird.<br />

<br />

ILLUSTRATION:<br />

BRGFX/SHUTTERSTOCK.COM<br />

FLORIAN DAUSER<br />

ist Rechtsanwalt in<br />

Wien mit Spezialisierung<br />

auf Schifffahrtsund<br />

Seerecht sowie<br />

Versicherungs- und<br />

Arbeitsrecht.<br />

florian.dauser@fwp.at<br />

1/<strong>2024</strong> 57


Best of Boats 2023<br />

BEST FOR PERFORMANCE<br />

Frauscher 1212 Ghost Air (Österreich)<br />

FOTO: RALPH FISCHBACHER<br />

Frauscher,<br />

die Dritte<br />

Bei der zehnten Ausgabe von Europas größtem Motorboot-Award kürte die internationale Jury<br />

die Sieger in insgesamt sieben Kategorien. Über eine Auszeichnung freuen durfte sich auch die<br />

Frauscher Bootswerft, die bereits zum dritten Mal einen Preisträger stellte.<br />

Text WOLFGANG GEMÜND<br />

Die Boot & Fun Berlin war<br />

Ende November bereits zum<br />

zehnten Mal Schauplatz der<br />

Preisverleihung des „Best of Boats“-<br />

Award (BoB). Zu der Fachjury,<br />

deren Mitglieder die Preise übergaben,<br />

gehören 16 Fachjournalisten<br />

– darunter Bernd Hofstätter von<br />

–, die die interessantesten<br />

Modelle der vergangenen zwölf<br />

Monate bei Probefahrten in unterschiedlichen<br />

Fahrrevieren testeten.<br />

Zum ersten Mal wurde ein Award<br />

in der Kategorie „Best for Performance“<br />

an sogenannte „Superboats“<br />

verliehen: besonders luxuriöse<br />

sportliche Boote, die die Jury im<br />

Hinblick auf ihre Schnelligkeit und<br />

Leistung überzeugten – also das<br />

Spezialgebiet der Frauscher Bootswerft<br />

aus dem oberösterreichischen<br />

Ohlsdorf.<br />

BEST FOR PERFORMANCE<br />

Die Performance-Kategorie ging<br />

denn auch folgerichtig an die Frauscher<br />

1212 Ghost Air, das neueste<br />

Modell der Werft mit offenem Bug<br />

und bis zu 880 PS am Heck. Mit der<br />

TimeSquare 20 im Jahr 2021 und<br />

der 1414 Demon Air zwei Jahre davor<br />

konnten die Oberösterreicher<br />

schon zwei BoBs nach Hause holen.<br />

Stefan Frauscher zeigte sich trotz<br />

des gewohnten Gangs zur Trophäen-Überreichung<br />

sehr angetan:<br />

© MESSE BERLIN GMBH<br />

„Wir sind immer wieder aufgeregt<br />

und sehr dankbar, diesen internationalen<br />

Award für uns gewinnen<br />

zu können“, sagte er.<br />

Und jetzt alle: Cheese!<br />

Glückliche Sieger und<br />

zufriedene Jury beim<br />

BoB Award auf der Messe<br />

Boot & Fun in Berlin.<br />

58 1/<strong>2024</strong>


BEST FOR BEGINNERS<br />

Beneteau Flyer 8 (Frankreich)<br />

BEST FOR ELECTRIC<br />

X Shore 1 (Schweden)<br />

BEST FOR FAMILY<br />

De Antonio D50 Coupé (Spanien)<br />

BEST FOR TRAVEL<br />

Prestige M 48 (Frankreich)<br />

BEST FOR FUN<br />

AMT 240 DC (Finnland)<br />

BEST FOR FUTURE<br />

Volvo Penta/Beneteau Hybrid Concept<br />

Boat (Schweden/Frankreich)<br />

BEST FOR ELECTRIC<br />

Auch die „Best Electric“-Kategorie<br />

wurde zum ersten Mal verliehen.<br />

Hier gewann mit der X Shore 1 ein<br />

Newcomer (den wir übrigens in<br />

, Ausgabe 6/2023 porträtiert<br />

haben) die Auszeichnung. Das<br />

vife Einsteigermodell der schwedischen<br />

Jungwerft überzeugte die Jury<br />

mit intelligentem Design, nachhaltigem<br />

Materialmix und dem guten<br />

Preis-Leistungs-Verhältnis.<br />

BEST FOR FAMILY<br />

Auch beim besten Familienboot<br />

kam eine alte Bekannte zum Zug –<br />

den Fahrbericht der De Antonio<br />

D50 Coupé finden Sie in<br />

, Ausgabe 3/2023. Das Flaggschiff<br />

der jungen Werft aus Barcelona<br />

gefiel mit zahlreichen cleveren Detaillösungen,<br />

wie z. B. der Dinghi-<br />

Garage, der großen Badeplattform,<br />

dem Whirlpool im Bug oder den<br />

unter der großen Sonnenliege versteckten<br />

Außenbordermotoren.<br />

BEST FOR BEGINNERS<br />

Als bestes Einsteigermodell wurde<br />

die Beneteau Flyer 8 ausgezeichnet.<br />

Mit ihrer komfortablen Kabine und<br />

den zwei Sonnenliegen in der<br />

Sundeck-Edition, die bei einem<br />

8-Meter-Außenborder eine echte<br />

Ausnahme sind, eignet sie sich sehr<br />

für ausgedehnte Tagesausflüge.<br />

Als Spacedeck erlaubt die Flyer 8<br />

den ungehinderten Zugang zu allen<br />

Bootsbereichen und bietet den Passagieren<br />

völlige Freiheit bei der<br />

Ausübung ihrer Freizeitaktivitäten<br />

auf dem Wasser.<br />

BEST FOR TRAVEL<br />

Die Jeanneau-Tochter Prestige versuchte<br />

sich mit der M 48 zum ersten<br />

Mal an einem Motorkatamaran,<br />

und zog dabei mit dem Gewinn der<br />

Reisekategorie das große Los. Auf<br />

knapp 14,50 m Länge stehen großzügige<br />

130 m² Wohn- und Nutzfläche<br />

zur Verfügung. Die Konstruktion<br />

basiert nicht auf einem<br />

Segelkatamaran, deshalb war es<br />

auch möglich, für die zentrale, ausgesprochen<br />

große Eignerkabine<br />

weit vorne ausreichend Platz zu<br />

finden.<br />

BEST FOR FUN<br />

Die finnische Werft AMT durfte<br />

sich über den Sieg in der Spaß-<br />

Kategorie freuen. Das neue Flaggschiff<br />

240 DC bietet viel Geschwindigkeit,<br />

Luxus und Fahrvergnügen.<br />

Üppige Ausstattung, hervorragende<br />

Qualität und die für skandinavische<br />

Boote charakteristischen pfiffigen<br />

Lösungen im Detail zeichnen dieses<br />

Boot zusätzlich aus.<br />

BEST FOR FUTURE<br />

Bei dem 2019 erstmals vergebenen<br />

Preis in der Kategorie „Best for<br />

Future“ geht es nicht um einzelne<br />

Boote, sondern um zukunftsweisende<br />

Technologien. Heuer ausgezeichnet<br />

wurde eine Zusammenarbeit<br />

zwischen Volvo Penta und der<br />

Beneteau-Gruppe, die gemeinsam<br />

ein Hybridboot als Konzeptstudie<br />

entwickelten. Mit der Preisverleihung<br />

wurde nicht nur das eigentliche<br />

Konzept – die Kombination<br />

eines Elektromotors mit einem<br />

konventionellen Dieselmotor –<br />

geehrt, sondern auch die Tatsache,<br />

das sich zwei Branchenriesen zur<br />

Kooperation gefunden haben, was<br />

der Elektrifizierung des ganzen<br />

Motorbootzweigs einen entscheidenden<br />

Boost geben könnte. <br />

è www.bestofboats.com<br />

1/<strong>2024</strong> 59


Austrian Boatshow – Boot Tulln <strong>2024</strong><br />

Top-Show in Tulln<br />

Im Wettkampf um die größten Yachten oder die meisten Aussteller muss sich die Austrian<br />

Boat Show – Boot Tulln nicht matchen. Sie gewinnt durch ihre Fülle an Qualität.<br />

Fotos FRIEDRICH MICHAEL JANSENBERGER<br />

Das zeigt schon erster Blick auf<br />

die bereits fix angemeldeten<br />

Aussteller. Von Bavaria über<br />

Beneteau, Dufour, Hanse und Jeanneau<br />

sind z. B. bedeutende Schiffsbauer<br />

mit an Bord. Im Bereich der<br />

Family-Cruiser werden viele Yachten<br />

zu sehen sein, die für den Award<br />

„European Yachts of the year“ nominiert<br />

sind. Ebenso werden mit<br />

den Werften wie z. B. De Antonio<br />

oder Galeon edle Motorboote Einzug<br />

in die Messe halten.<br />

Weiter ausbauen konnte die Boot<br />

Tulln zudem ihre Vorreiterrolle bei<br />

der Elektromobilität auf dem Wasser.<br />

„Auf keiner nautischen Fachmesse<br />

gibt es ein größeres und<br />

Auf der Boot Tulln, der<br />

größten Wassersportbühne<br />

Österreichs.<br />

umfassenderes Angebot dieser<br />

Technologie für emissionsfreien<br />

Wassersport“, berichtet Messeleiterin<br />

Michaela Brunner.<br />

WASSERSPORT TOTAL<br />

Getreu dem Motto „Wassersport<br />

total“ kommen natürlich auch Surfer,<br />

Boarder, Taucher und viele weitere<br />

Fun-Sportler nicht zu kurz.<br />

Das Angebot zu den Trendsportarten<br />

Stand up Paddling, Wasserski,<br />

Windsurfen, Kitesurfen, Wingfoilen<br />

über Schlauchboote bis hin zu<br />

Kanu und Kajaks inkl. Funktionskleidung<br />

und Zubehör ist hochkarätig,<br />

das Rahmenprogramm mit<br />

Vorträgen und Workshops breit<br />

gefächert und hochinteressant.<br />

Wohin die nächste Reise gehen<br />

soll, erfährt man aus erster Hand<br />

von den Charterprofis, die gerne<br />

Auskunft über die schönsten Reviere<br />

und besten Charterangebote<br />

<strong>2024</strong> geben.<br />

Touristisch von ihren schönsten<br />

Seiten werden sich zudem neben<br />

Kroatien mit seinen unzähligen<br />

Marinas und abwechslungsreichen<br />

Inseln auch Italien, Griechenland<br />

und andere Traum destinationen<br />

zeigen.<br />

MADE IN AUSTRIA<br />

Neben vielen österreichischen<br />

Händlern sind es ganz besonders<br />

auch die heimischen Bootsbauer<br />

wie Lex Boats oder Marian Boats,<br />

die auf der Austrian Boat Show<br />

glänzen. Die Luxus-Werft Frauscher<br />

wird mit der neuen, von Porsche<br />

elektrifizierten 850 eFantom<br />

(Frauscher x Porsche) ebenfalls<br />

starke Präsenz zeigen.<br />

Ein absolutes Highlight wird<br />

aber die Präsentation der Sunbeam<br />

29.1 sein. Der Weekender vom<br />

Mattsee, wo Familie Schöchl seit<br />

vier Genera tionen Segelyachten<br />

baut, glänzt u. a. mit hydraulischem<br />

Schwertkiel, Elek troantrieb, umweltfreundlichem<br />

Decksbelag und<br />

modernstem Komfort. Mehr über<br />

die Premieren und Highlights <strong>2024</strong><br />

in der nächsten Ausgabe! <br />

Austrian Boatshow – Boot Tulln<br />

Termin <strong>2024</strong><br />

è www.boot-tulln.at<br />

29. Februar bis 3. März<br />

60 1/<strong>2024</strong>


Nautisch<br />

nobilitiert<br />

FOTO: SAILING ENGERGY<br />

SEGELYACHTEN<br />

Tipps, Trends & Neuheiten<br />

FOTO: MARK FAGELSON<br />

INNENDESIGN. Die Zusammenarbeit<br />

von Contest Yachts und Bentley<br />

Motors hat eine Fortsetzung bekommen.<br />

Nachdem der britische Automobil<br />

hersteller schon vor zwei Jahren<br />

das Interieur einer Contest 59CS gestaltet<br />

hat, gelten dieses Mal die Veredlungsmaßnahmen<br />

einer 20 m langen<br />

Contest 67CS. Damit die rautenförmig<br />

gesteppten Lederhäute, die sonst einen<br />

Continental GT oder Bentayga zieren,<br />

in die Yacht passen, wurde viel Aufwand<br />

betrieben. So mussten z. B.<br />

1:1-Modelle von einzelnen Möbelstücken<br />

und 3D-Drucker bemüht werden.<br />

è www.contestyachts.com<br />

Britische Handwerkskunst<br />

in niederländischer<br />

Luxusyacht.<br />

„ Im Meer des Lebens,<br />

Meer des Sterbens,<br />

in beiden müde geworden,<br />

sucht meine Seele den Berg,<br />

an dem alle Flut verebbt.“<br />

Aus Japan<br />

IMPRESSUM<br />

HERAUSGEBER UND EIGENTÜMER: fett und kursiv – die agentur gmbh, Hockegasse 19/23, 1180<br />

Wien, office@fettundkursiv.at, Firmenbuchnummer 294085 d, Handelsgericht Wien, UID ATU<br />

63414200 · ANWENDBARE VORSCHRIFT: Österreichische Ge werbeordnung, Medien gesetz (www.<br />

ris.bka.gv.at) · MEDIENRECHTSINHABER: fett und kursiv – die agentur gmbh · Geschäfts führung:<br />

Tahsin Özen · CHEF REDAKTION: Tahsin Özen, redaktion@<strong>ocean7</strong>.at · ART- DIREKTION: Catharina<br />

Pichler · KORREKTORAT: Daniela Schuster · GRAFISCHES KONZEPT: Thomas Frik, www.viertelbogen.at<br />

· BLATTLINIE: <strong>ocean7</strong> ist das Lifestyle- Magazin für Fahrten- und Blauwassersegler, Motoryachtfahrer<br />

und alle Wassersport-Fans. Die Redaktion berichtet in Zusammenarbeit mit namhaften<br />

Autoren aus dem gesamten deutschsprachigen Raum nicht nur über die neuesten Yachten und<br />

schönsten Reviere weltweit, sondern widmet sich mit besonderem Engagement auch den Themen<br />

Charter, Equipment, Lifestyle, Genuss, Reisen, Umwelt und Meer. <strong>ocean7</strong> erscheint zweimonatlich<br />

als Print- Magazin und ist auch als E-Paper erhältlich. Die laufende Bericht erstattung inkl.<br />

Marketing aktivitäten erfolgt weiters auch über die Homepage www.<strong>ocean7</strong>.at sowie über Social Media<br />

· MIT ARBEITER DIESER AUSGABE: Inga Beitz, Gert Bergmann, Florian Dauser LL.M.,<br />

Mag. Wolfgang Gemünd, Wolfgang Hausner, Bernd Hofstätter, Dr. Reinhard Kikinger, Mag. Eszter<br />

Kondor, Gottfried Rieser, Detlef Jens, Dr. Bobby Schenk, Markus Silbergasser, Alexandra Schöler-<br />

Haring, Andrea B. Schramek, Vassil Svechtarov, Brigi Török, Christian Winkler · PRODUK TION<br />

UND DRUCK: Satz- und Druck-Team GmbH · ANZEIGEN: Bernd Hofstätter +43 664 / 552 09 32, b.<br />

hof staetter@ <strong>ocean7</strong>.at · EINZELVERKAUFSPREIS: Österreich € 5,90 · ABO-PREISE: Bezugs preis<br />

Inland für sechs Print-Ausgaben: € 35,– · ABO- BE STELLUNG: abo@ <strong>ocean7</strong>.at, www.<strong>ocean7</strong>.at ·<br />

VERTRIEB: Presse Großvertrieb Austria Trunk GmbH, St. Leonharder Straße 10, 5081 Anif/Salzburg<br />

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schul den oder wegen Störungen des<br />

Arbeits friedens bestehen keine Ansprüche gegenüber<br />

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Verantwortlich für die Mitteilungen des YCA:<br />

Yacht Club Aus t ria, Generalsekretariat, 4020<br />

Linz, Lederer gasse 88, www.yca.at · Verantwortlich<br />

für die Mitteilungen des MSVÖ: Motor -<br />

bootsport und Seefahrts Verband Österreich,<br />

Forchheimergasse 34/118, 1230 Wien, www.msvoe.at<br />

JURY<br />

Wohnraumerweiterung<br />

SEGELKAT. Die ersten Renderings seines größten<br />

Seriensegelkatamarans hat Lagoon vorgestellt. Die<br />

Lagoon 60 – 18,27 m lang und 9,87 m breit – soll<br />

die Lücke zu den beiden Semi-Custom-Modellen<br />

Sixty 5 und Seventy 7 schließen. Mit dem neuen<br />

Modell entdeckt die französische Werft nun auch<br />

ausklappbare<br />

Rumpfseitenteile,<br />

wobei auch ohne<br />

diese auf dem<br />

Achterdeck enorm<br />

viel Platz zur Verfügung<br />

steht.<br />

Eine weitere<br />

Neuheit befindet<br />

sich im Bug: Es<br />

Mehrrumpf mit mehr Platz.<br />

gibt eine Tür vom<br />

Salon zum vorderen Cockpit. Geplant sind eine<br />

Vier- und eine Fünf-Kabinenversion mit Platz für<br />

acht bis 14 Personen. Der Salon kann mit Küche bestellt<br />

werden oder aber mit Bar. Dann wandert die<br />

Küche in den Backbord-Rumpf.<br />

è www.masteryachting.com


X-Yachts Xc 47<br />

X-quisit<br />

62 1/<strong>2024</strong>


X-Yachts ist für seine sportliche X-Range und seine Performance-Yachten (Xp) bekannt, baut aber auch<br />

eine kleine, feine Serie an hoch karätigen Cruising-Yachten (Xc). Mit der Xc 47 stellen die Dänen nun ein<br />

hochseetaugliches Modell vor, das mit kleiner Crew auf weite Fahrt gehen soll. Mit ihrem Faible für<br />

aufwändige Detaillösungen und extrem hohe Qualität dürfte der Werft dabei ein besonderer Wurf<br />

gelungen sein. Ihre Weltpremiere feiert die Xc 47 im Jänner auf der boot Düsseldorf.<br />

Text TAHSIN ÖZEN | Fotos WERFT<br />

1/<strong>2024</strong> 63


X-Yachts Xc 47<br />

Gute Geschichten beginnen<br />

gerne mit einem Knalleffekt,<br />

und im Falle von<br />

X-Yachts verlief er so:<br />

Drei junge dänische Sportsegler –<br />

die Brüder Niels und Lars Jeppesen<br />

sowie Birger Hansen – bauten 1979<br />

ihr erstes Regattaboot, das sie X-79<br />

nannten. 79 wegen des Baujahrs und<br />

der Länge (exakt 7,90 m), X deshalb,<br />

weil ihnen kein Name einfiel und sie<br />

daher provisorisch einen Platzhalter<br />

einsetzten.<br />

Die X-79 gewann gleich bei ihrem<br />

ersten Einsatz die damals größte Regatta<br />

der Welt, die Sjælland Rundt,<br />

und zwar mit Riesenvorsprung. Der<br />

Prototyp wurde dann gleich nach<br />

Beendigung des Rennens an einen<br />

anderen Regattateilnehmer verkauft,<br />

der etwa sechs Stunden später als die<br />

X-79 durchs Ziel ging.<br />

Von der X-79 wurden insgesamt<br />

500 Einheiten gebaut, und die Werft<br />

machte sich mit weiteren, allesamt<br />

von Niels Jeppesen gezeichneten<br />

Performance-Seglern dank der tollen<br />

Segelleistung, den durchdachten<br />

Details und der herausragenden<br />

Qualität einen guten Namen. 2008<br />

lockerten die Dänen ihr strenges<br />

Regatta-Regiment etwas und stellen<br />

seither mit der Xc-Reihe auch luxuriöse<br />

Cruising-Yachten her, von<br />

denen sie bislang gut 300 Stück<br />

verkauft haben.<br />

NEUES TEAM, NEUES DESIGN<br />

Die Xc 47, die auf der boot Düsseldorf<br />

Weltpremiere feiern wird, stellt<br />

eine kleine Zäsur dar. Sie ist die erste<br />

X-Yacht, die nicht von Niels Jeppesen<br />

konstruiert wurde.<br />

Die Xc 47 ist zudem auch die erste,<br />

explizit für Blauwasserfahrten mit<br />

kleiner Crew konzipierte Segelyacht<br />

der Dänen und das erste Modell mit<br />

einem Semi-Deckssalon – einem<br />

gegenüber den übrigen X-Yachten<br />

deutlich erhöhten Aufbau.<br />

Das neue Designteam um Thomas<br />

Mielec hat auf Bewährtem aufgebaut.<br />

Die Rumpflinien haben die<br />

tiefen V-förmigen Bugabschnitte,<br />

den großzügigen Rocker und den<br />

höheren Hecküberhang der früheren<br />

Xc-Modelle beibehalten. Neu ist<br />

allerdings die breitere Heckpartie<br />

mit einer subtilen, weichen Kimm,<br />

die für zusätzliche Formstabilität,<br />

verbesserte Leistung am Wind und<br />

mehr Platz in den Achterkabinen<br />

sorgt.<br />

Rumpf und Deck bestehen aus<br />

hochqualitativem GFK, das mit E-<br />

Glass und Epoxidharz im Vakuum-<br />

Infusionsverfahren hergestellt wird.<br />

Ein für X-Yachts charakteristischer<br />

Stahlrahmen verstärkt im Rumpf die<br />

Bodengruppe. Zudem sind Bereiche,<br />

die hohen Belastungen ausgesetzt<br />

sind, mit Karbonfasern verstärkt.<br />

KÄRNTNER AN BORD<br />

Und weil wir gerade bei den Neuigkeiten<br />

sind: Die X-Yachts Marine in<br />

Bottighofen am Schweizer Bodenseeufer<br />

ist zwar nach wie vor Importeur<br />

und Händler der feinen Bootsware<br />

aus Dänemark, hat mit Julian<br />

Kircher aber einen neuen Österreich-Repräsentanten.<br />

Der Kärntner<br />

– vielfacher Segelstaatsmeister und<br />

Inhaber der In2 theBlue Sailing<br />

„Die erste X-Yacht mit einem<br />

erhöhten Semi-Deckssalon,<br />

der der Blauwasseryacht<br />

viele Vorteile bringt.“<br />

Viel Licht, viel Holz und viele<br />

gute Ideen (E-Herd) unter Deck.<br />

Saubere Lösung<br />

vorneweg: Bugspriet<br />

mit Ankerhaltung.<br />

64 1/<strong>2024</strong>


Academy – segelt privat auch eine<br />

X-Yachts und stellt diese für Regatta-Trainings<br />

der Segelschule zur<br />

Verfügung. Er hat also aus seiner<br />

Passion einen Beruf gemacht: „X-<br />

Yachts sind für mich derzeit einfach<br />

die besten Boote, die es auf dem<br />

Markt gibt. Meine Xp 44 ist zehn<br />

Jahre alt, aber wenn du jemanden<br />

erzählst, sie sei zwei Jahre alt, wird<br />

er es auch glauben. Zeitloses Design,<br />

absolut hohe Qualität und ein unschlagbarer<br />

Wiederverkaufswert<br />

sind nur einige Argumente. Und<br />

die Segeleigenschaften sowieso.<br />

Du glaubst nicht, dass du mit einer<br />

Yacht segelst. Sie hat die Vollblut-<br />

Eigenschaften eines Sportbootes.“<br />

MY COCKPIT IS MY CASTLE<br />

Heutzutage segeln die meisten Menschen<br />

– sogar Blauwasserfahrer –<br />

mit einer kleinen Besatzung, meist<br />

nur ein Paar. Das wurde bei der Entwicklung<br />

der Xc 47 berücksichtigt.<br />

Das Layout des Cockpits ist so konzipiert,<br />

dass der Steuermann das<br />

laufende Gut alleine bedienen kann.<br />

Vier Winden – zwei auf jeder Seite<br />

– sind vor den beiden Steuerrädern<br />

positioniert. Alle Steuerleinen<br />

werden achtern vom Mastfuß in<br />

Kanälen unter dem Deck zu den<br />

Doppelrudern geführt.<br />

Der Traveller wurde aus dem<br />

Cockpit in eine Position vor der<br />

Sprayhood verlagert. Diese Anordnung<br />

schafft nicht nur einen effizienten<br />

Arbeitsbereich, sondern lässt<br />

auch Platz für einen komfortablen<br />

Wohnbereich. Am hinteren Ende<br />

des Cockpits bietet ein Achterdeck<br />

hinter den Steuerrädern einen Sitzplatz<br />

über die gesamte Breite sowie<br />

einen Bereich zum Sonnenbaden.<br />

Wie es sich bei einer echten Offshore-Yacht<br />

gehört, liegt das Cockpit<br />

tief und gut geschützt und wird<br />

von einem hohen Heckspiegel nach<br />

hinten abgeschlossen.<br />

DIE VORTEILE DER HÖHE<br />

Der erhöhte Kajütaufbau bringt<br />

eine Reihe von Vorteilen: Man hat<br />

zum Beispiel unter Deck eine bessere<br />

Aussicht nach außen, wesentlich<br />

mehr natürliches Licht im<br />

Inneren und mehr Platz unter<br />

den Bodenbrettern. Dort haben<br />

die Dänen große Teile der Bordtechnik<br />

untergebracht – von den<br />

Batterien über die Tanks, Pumpen<br />

und Watermaker bis zum Kühlschrankkompressor.<br />

Das sorgt<br />

wiederum für einen niedrigeren<br />

Schwerpunkt der Yacht, weniger<br />

Technikgeräusche im Inneren und<br />

vor allem für mehr Stauraum in<br />

Pantry, Salon und Kabinen.<br />

Das Kabinenlayout folgt dem<br />

Standard: Vorne die Eignerkabine<br />

mit großem Doppelbett, viel Stauraum<br />

und eigenem Bad, hinten zwei<br />

Gästekabinen, die sich eine Nasszelle<br />

teilen. Die achterlichen Kabinen<br />

sind sehr gut belüftet und verfügen<br />

über recht viel Stehhöhe sowie<br />

Einzelkojen, die sich schnell und<br />

einfach in ein Doppelbett umbauen<br />

lassen.<br />

Wer glaubt, mit einer Gästekabine<br />

auszukommen, kann die andere als<br />

Wirtschaftsraum ordern, in dem<br />

z. B. eine Waschmaschine Platz hat.<br />

Das Holzmodell in Originalgröße<br />

konnte bis zu 20 Grad<br />

gekippt werden.<br />

Achtern wird der Rumpf schmäler – sieht<br />

man bei neuen Yachten nicht mehr so oft.<br />

Viele Stauräume im Gästebad und in<br />

der Kajüte, dort auch unter den Betten.<br />

Im Zeichen des Sechsecks. Fast alle<br />

Öffnungen sind hexagonal ausgeführt.<br />

1/<strong>2024</strong> 65


X-Yachts Xc 47<br />

X-Yachts Xc 47<br />

Rumpflänge<br />

Breite<br />

Tiefgang<br />

Verdrängung<br />

Motor (Yanmar Diesel)<br />

E-Antrieb<br />

Dieseltank<br />

Wassertank<br />

14,30 m<br />

4,5 m<br />

2,30 m (Standard) oder 2 m (Kurzkiel)<br />

14.500 kg<br />

80 PS<br />

30 kW mit 46,4 kWh Batterie<br />

500 l<br />

640 l<br />

Kabinen2–3<br />

CE-KategorieA<br />

Preis netto ab € 798.800,–<br />

Händler: X Yachts Marine GmbH, CH-8598 Bottighofen<br />

èwww.x-yachts.at<br />

Repräsentanz Österreich: Julian Kircher, In2theBlue,<br />

julian@in2theblue.com<br />

Eine feste Burg sei<br />

die Yacht, vor allem<br />

bei Hochseefahrten.<br />

EIN 1:1-MODELL<br />

Bei der Entwicklung des Innenausbaus<br />

haben die Dänen großen Aufwand<br />

betrieben. So wurde z. B. in<br />

der Werft ein Holzmodell in Originalgröße<br />

gebaut, das bis zu 20 Grad<br />

gekippt werden konnte.<br />

Entwicklungschef Thomas Mielec:<br />

„Soweit ich weiß, sind wir die<br />

einzige Werft, die das jemals getan<br />

hat. Die Möglichkeit, sich in einer<br />

realen Umgebung zu bewegen, ersparte<br />

uns zahlreiche langwierige<br />

Diskussionen, da jeder sofort spüren<br />

und fühlen konnte, wie die richtige<br />

Lösung aussehen musste. Und<br />

das nicht nur unter den Bedingungen,<br />

wie sie im Hafen herrschen,<br />

sondern auch, wie die Dinge während<br />

des Segelns funktionieren,<br />

wenn das Boot gekrängt ist.“<br />

Das Interieur unterstreicht seine<br />

skandinavischen Wurzeln: klar, zeitlos,<br />

freundlich und mit den überall<br />

zu findenden Sechsecken (die Fenster,<br />

die Türöffnungen der Schränke<br />

und Schapps) auch ein wenig verspielt.<br />

Ikea at its best – nur viel, viel<br />

hochwertiger!<br />

Besonders bemerkenswert: Der<br />

pfiffig zu vergrößernde Tisch im<br />

Salon und der Induktionsherd<br />

samt E-Backrohr in der Pantry.<br />

WAS IHR VOLT<br />

Dass man in der Küche elektrisch<br />

(ohne Gas) kochen kann, liegt auch<br />

an der Antriebslösung von Baunummer<br />

1. Die erste Xc 47 wurde<br />

als Hybrid-Yacht gebaut und mit einem<br />

30 kW E-Antrieb von Oceanvolt<br />

(30 kW Spitzenleistung, 25 kW<br />

Dauerleistung), einem 11 kW<br />

Gleichstrom generator und einem<br />

46,4 kWh Lithium-Akku bedacht.<br />

Einmal vollgeladen, ermöglicht<br />

der Akku eine Reichweite von gut<br />

30 Seemeilen bei einer Geschwindigkeit<br />

von sechs Knoten. Angst,<br />

nicht weiterzukommen, braucht<br />

man definitiv nicht zu haben, denn<br />

die Batteriebank lässt sich entweder<br />

über den Generator oder während<br />

des Segelns durch den Hydro-<br />

Generator laden, also durch die<br />

Propellerrota tion. Wer clever segelt,<br />

kann also unter Umständen energieautark<br />

unterwegs sein.<br />

Alle Batterien sind sicher in<br />

Aluboxen unter dem Schiffsboden<br />

untergebracht, was die Stabilität<br />

der Yacht erhöht und ein sicheres<br />

Feuerlöschsystem ermöglicht.<br />

Die von X-Yachts gewählte Lösung<br />

ist wohl eine der modernsten<br />

derzeit verfügbaren E-Antriebe.<br />

Wer trotzdem traditionell unterwegs<br />

sein möchte, muss aber nicht<br />

traurig sein: Der schon in Bau<br />

befindliche Rumpf Nr. 2 wird auf<br />

Wunsch des Kunden mit einem<br />

Yanmar 80 PS-Diesel motorisiert. <br />

„ Die Xc 47 ist einfach mehr als gelungen. Für mich<br />

mit Abstand das beste Boot, das derzeit gebaut wird –<br />

weil alte Werte nicht vergessen wurden, aber dort auf<br />

Innovation gesetzt wurde, wo es auch sinnvoll ist.“<br />

Julian Kircher, Österreich-Repräsentant X-Yachts<br />

66 1/<strong>2024</strong>


Diesel mit<br />

Strom<br />

Alles bleibt cool<br />

MOTORYACHTEN<br />

Tipps, Trends & Neuheiten<br />

SKANDINAVISIERUNG. Mit der<br />

neuen Numarine 30XP folgt die<br />

Werft aus Istanbul zwei aktuellen<br />

Trends: Zum einen ist die Super -<br />

yacht die erste der Türken, die über<br />

einen Hybridantrieb (Diesel und<br />

Elektro) verfügt. Und zum anderen<br />

ist die 30XP „skandinavisch“ eingerichtet,<br />

was in diesem Fall die Verwendung<br />

von viel hellem Holz bei<br />

klaren Linien bedeutet. Sonst folgt<br />

die Neue alten türkischen Tugenden,<br />

also richtig viel Platz für maximal<br />

zehn Passagiere und fünf Crewmitglieder,<br />

riesige Fensterflächen<br />

und eine üppige Reichweite von bis<br />

zu 3.000 Seemeilen.<br />

è www.numarine.com<br />

NEUER EINSTIEG. Die Powerboot-<br />

Abteilung der Hanse Werft bekommt<br />

mit der Fjord 39 ein neues<br />

Einstiegsmodell, das die Nachfolge<br />

der Fjord 38 antritt. Vom Start weg<br />

werden zwei Varianten angeboten:<br />

Die XL als Innenbordversion mit<br />

zwei Volvo-Penta-Motoren mit bis<br />

zu 440 PS sowie die XP als Außenbordversion<br />

mit zwei 400 PS starken<br />

Mercury Verado V10. Markantes<br />

Außenmerkmal: der offene Decksplan<br />

mit Walkaround-Anordnung<br />

und dem größten Hardtop seiner<br />

Klasse. Unterdeck eine Doppelkabine<br />

mit Nasszelle und einem von vier<br />

optionalen Kühlschränken. Die drei<br />

anderen befinden sich, genauso wie<br />

die beiden Pantry-Blöcke, an Deck.<br />

è www.fjordboats.com<br />

Die 30XP kennt auch den Trick<br />

mit der aufklappbaren Bordwand.<br />

Fjord 39 XL, die von<br />

innen Angetriebene.<br />

FOTO: NICO KRAUSS<br />

Schlankheitswahn<br />

BIS ZU 2.500 PS. Noch<br />

nie kam ein Speedboot<br />

einem Pfeil so nahe:<br />

Technohull Alpha 50,<br />

das neue Flaggschiff des<br />

griechischen Powerrib-<br />

Herstellers, ist bei 14,95 m<br />

Länge gerade einmal<br />

4,72 m breit. An Deck gibt<br />

es Liege- und Sitzflächen<br />

satt (max. 16 Passagiere),<br />

unter Deck eine recht<br />

geräumige Doppelkabine<br />

mit Bad und unter der<br />

aufklappbaren Sonnenliege<br />

im Bug noch eine Art Kabine.<br />

Motorisieren lässt<br />

sich die Alpha in- oder<br />

outboard, wobei zu den<br />

zwei Inbord-Dieseln wohl<br />

nur die wenigsten Käufer<br />

greifen werden, lassen sich<br />

doch außen am Heck bis<br />

zu fünf (!) 500 PS starke<br />

Mercurys montieren.<br />

è www.technohull.com<br />

Powerrrrrib!<br />

„ Bis zum Meer für einen<br />

Bruder. Durch das Meer<br />

für eine Geliebte.“<br />

Verfasser unbekannt<br />

Superyacht aus dem Drucker<br />

Superillusorisches für Superreiche.<br />

„VISIONÄR“. Noch ein Superyacht-Konzept,<br />

das spannend klingt, aber in dieser<br />

Form wohl kaum realisiert werden wird.<br />

Die 88 Meter lange Pegasus, ein Projekt<br />

des Yacht brokers Denison Yachting,<br />

soll in einem 3D-Druckverfahren hergestellt<br />

werden, um ein Gitterwerk zu<br />

schaffen, das sowohl den Rumpf als<br />

auch die Aufbauten inte griert. Antrieb<br />

wäre ein Solar-Elektro-/Wasserstoff-<br />

Hybrid-Aggregat ohne Emissionen.<br />

An Bord gäbe es einen mehrstöckigen,<br />

hydroponen (also ohne Erde) „Tree of<br />

Life“-Garten, der für frische Lebensmittel<br />

und Luftreinigung sorgen soll.<br />

è www.denisonyachtsales.com<br />

1/<strong>2024</strong> 67


Fairline Targa 40<br />

68 1/<strong>2024</strong>


Die Fairfeinerung<br />

im Detail<br />

Die britische Nobelwerft Fairline präsentiert auf der boot Düsseldorf mit<br />

dem neuen Einstiegsmodell der Targa-Reihe ein Upgrade ihres Bestsellers.<br />

Optisch wie frisch aus dem Fitnessstudio zeigt die Targa 40, wie gut<br />

ausgestattet ein sportlicher Weekender der 12-m-Klasse sein kann.<br />

Text WOLFGANG GEMÜND | Fotos WERFT<br />

Fairline ist im deutschsprachigen<br />

Raum ein nicht sehr<br />

vertrauter Name, dabei<br />

reicht die Geschichte der<br />

britischen Werft bis ins Jahr 1967<br />

zurück. Die sportlichen, recht luxuriösen<br />

Motorboote zwischen 10<br />

und 20 Metern Länge besitzen eine<br />

eingeschworene Fangemeinde und<br />

einzelne Modelle genießen sogar<br />

einen regelrechten Kultstatus.<br />

Dem Bekanntheitsgrad und<br />

den Stückzahlen von Fairline tut es<br />

hierzulande und auch in der Adria<br />

bestimmt gut, dass sich Boote<br />

Riedl vor gut einem Jahr der Marke<br />

angenommen hat. Der Kärntner<br />

Motorboot-Spezialist hat ja nicht<br />

nur mit der Vertretung von Bavaria,<br />

Numarine und Bayliner viel<br />

Erfahrung in Sachen sportlicher<br />

Fortbewegung auf dem Wasser,<br />

sondern besitzt auch eigene Stützpunkte<br />

in Kroatien.<br />

NEXT GENERATION<br />

Zu den beliebtesten Fairline-Modellen<br />

zählen die kleineren Targas,<br />

einst offene, sehr schnittige Yachten<br />

mit starken Antrieben und guter<br />

Ausstattung, die dann später<br />

mit einem großen Schiebedach<br />

ausstaffiert wurden. Von der Targa<br />

40 wurden von 2000 bis 2007 rund<br />

300 Boote gebaut, und dieselben<br />

Verkaufszahlen erreichte auch ihre<br />

Nachfolgerin, die Targa 38. Für<br />

genau diese sitzt die Nachfolgerin,<br />

wieder Targa 40 genannt, jetzt in<br />

den Startlöchern – erste Renderings<br />

kursierten vor eineinhalb<br />

Jahren, die Weltpremiere mit Baunummer<br />

1 ist für die boot Düsseldorf<br />

geplant.<br />

Die Einführung einer neuer Generation<br />

ist bei beliebten Modellen<br />

immer etwas heikel. Zum einen<br />

müssen Design und Technik neuen<br />

Entwicklungen und Trends Rech-<br />

Weltpremiere<br />

in Düsseldorf:<br />

Fairline Targa 40.<br />

1/<strong>2024</strong> 69


Fairline Targa 40<br />

Die Rumpfverglasung<br />

ein einziger schwarzer<br />

Streifen, das Schanzkleid<br />

ausklappar,<br />

der Salon mit voller<br />

Ausstattung, der Tisch<br />

auszieh- und absenkbar<br />

und 1,98 m die Stehhöhe<br />

in der Eignerkabine.<br />

„ Bei der Motorisierung macht Fairline den Trend zu<br />

Außen bordern nicht mit, sondern vertraut auf Bewährtes.“<br />

nung tragen, zum anderen möchte<br />

man aber bloß nicht zu viel am<br />

Rezept ändern, das zum Erfolg<br />

geführt hat. Bei der Erneuerung<br />

der kleinen Targa wurde daher<br />

nicht mit dem Hammer, sondern<br />

mit der Feile gearbeitet.<br />

BIZEPS ZEIGEN<br />

Am Grundprinzip des Designs<br />

wurde nicht gerüttelt. Die Targa 40<br />

verfügt über ein offenes Cockpit-<br />

Layout mit einer Hardtop- Abdeckung<br />

und einem elektrisch bedienbaren<br />

Schiebedach, welches<br />

das gesamte Oberdeck öffnet.<br />

Optisch spannt das neue Modell<br />

aber noch mehr den Bizeps an als<br />

das alte.<br />

Die Formen wirken runder und<br />

dynamischer, die Vergrößerung<br />

und Verdunklung der Fensterflächen<br />

im zentralen Cockpit und die<br />

in einem schwarzen Streifen eingefasste<br />

Rumpfverglasung tragen<br />

viel zur coolen Pose bei.<br />

Kaum ein neues Modell traut<br />

sich heutzutage ohne aufklappbares<br />

Schanzkleid auf den Markt, und<br />

auch die Targa 40 verfügt an Steuerbord<br />

über ein solches, das den<br />

Heckbereich erheblich verbreitert.<br />

Modulare Sitz- und Liegekombinationen<br />

im achterlichen Cockpit<br />

sind ebenfalls en vogue, bei der<br />

neuen Fairline sorgen hier verstellbare<br />

Rückenlehnen bei beiden Einheiten<br />

für viel Flexibilität beim Essen,<br />

Ausruhen oder Sonnenbaden.<br />

70 1/<strong>2024</strong>


Unter der Backbord-Liege wartet<br />

eine nette Überraschung: Die ganze<br />

Einheit lässt sich nach oben kippen<br />

und gibt achtern eine Tendergarage<br />

frei, in der ein 2,70 m langes Beiboot<br />

Platz finden soll. Mittschiffs,<br />

und zwar hinter den beiden Sitzen<br />

am Steuerstand und gegenüber dem<br />

C-förmigen Essbereich, befindet<br />

sich ein praktischer Getränkekühlschrank.<br />

Die Steuerkonsole wird von zwei<br />

Garmin-Touchscreen-Multifunktionsdisplays<br />

dominiert, über die alle<br />

wichtigen Bordsysteme gesteuert<br />

werden können. Auf dem Vorschiff<br />

macht sich schließlich eine ausgedehnte<br />

Sonnenliege breit, die über<br />

zwei schmale Sidewalks erreicht<br />

werden kann.<br />

BRITISCHE GEDIEGENHEIT<br />

Die 2-Kabinen-Aufteilung im<br />

Unterdeck wurde beibehalten. Die<br />

Eigner-Kabine im Bug besitzt ein<br />

großes Doppelbett und bietet eine<br />

Stehhöhe von 1,98 m sowie einen<br />

direkten Zugang zum einzigen<br />

Badezimmer, das über eine weitere<br />

Tür in den Salon verfügt. Die Gästekabine<br />

in der Mitte der Motoryacht<br />

hat zwei Einzelkojen, die sich auch<br />

zu einem Doppelbett zusammenschieben<br />

lassen.<br />

Zwischen den Kabinen wurde natürlich<br />

auch ein Salon untergebracht,<br />

wenngleich hier ein wenig mit dem<br />

Schuhlöffel nachgeholfen werden<br />

musste. Aber eine kleine Galley mit<br />

Kochgelegenheit und Spülbecken,<br />

der Essbereich und ein großer Bildschirm<br />

haben doch Platz gefunden.<br />

Der Tisch lässt sich einerseits aufklappen<br />

und andererseits auf Sofahöhe<br />

absenken, so erhält man noch<br />

einen weiteren Schlafplatz.<br />

Für die Ausstattung setzt Fairline<br />

auf helle Textilien und dunkle Hölzer,<br />

was einen sehr gediegenen Eindruck<br />

hinterlässt.<br />

KRAFT, DIE VON INNEN KOMMT<br />

Bei der Motorisierung machen die<br />

Briten den Trend zu Außenbordern<br />

nicht mit, sondern vertrauen auf<br />

Bewährtes aus dem Hause Volvo<br />

Penta. Man hat die Wahl zwischen<br />

zwei Inbord-Sechszylindern, dem<br />

D6-340 mit 680 PS oder dem<br />

D6-380 mit 760 PS, die Höchstgeschwindigkeiten<br />

werden mit<br />

32 bzw. 36 Knoten angegeben.<br />

Gute Voraussetzungen also, dass<br />

nicht nur das fesche Äußere, sondern<br />

auch das Fahren für Freude<br />

sorgen werden. Zu sehen ist die<br />

neue Targa 40 erstmals im Jänner<br />

auf der boot Düsseldorf. Dort stellt<br />

die britische Werft in Halle 6 neben<br />

dem Targa-Einstiegsmodell als<br />

Welt debüt auch das neue Flybridge-Modell<br />

Squadron 58 als<br />

Europa premiere aus.<br />

<br />

Fairline Targa 40<br />

Länge ü. a.<br />

Breite<br />

Tiefgang<br />

Höhe<br />

Motorisierung<br />

oder optional<br />

Kraftstofftank / Wassertank<br />

11,99 m<br />

3,90 m<br />

1,13 m<br />

4,24 m<br />

2 x Volvo Penta D6-340 (680 PS)<br />

D6-380 (760 PS)<br />

950 l / 250 l<br />

Kabinen/Schlafplätze2/5<br />

CE-KlassifikationB12<br />

Preis netto ab Werk ab € 725.000,–<br />

Händler: Boote Riedl, Schrödingerstraße 55a, 9020 Klagenfurt,<br />

Tel. +43 463 320312, office@boote-riedl.at<br />

è www.boote-riedl.com<br />

Große Tendergarage am<br />

Heck, elektrisches XL-<br />

Schiebedach, modulare<br />

Sitz- und Liegekombinationen<br />

im achterlichen<br />

Cockpit.<br />

1/<strong>2024</strong> 71


Dampf und Segel<br />

Jänner und Februar 1890:<br />

Von Montevideo<br />

nach Valparaiso<br />

Aus den Reisebriefen von Onkel Alfred. In den Briefen an die Familie berichtet<br />

der Seekadett jeweils über die vergangenen Tage und Wochen. Die Originalschreibweise<br />

ist beibehalten, der Text beschränkt sich auf Ausschnitte.<br />

WIENER MODESCHMUCK<br />

UND STIERKAMPF<br />

Ende Dezember 1889 hat die SMS<br />

Fasana vor Montevideo den Anker<br />

in der 12 Meilen breiten Flussmündung<br />

des Rio de la Plata gesetzt.<br />

Während das Schiff für die lange<br />

Strecke in den Pazifik ausgerüstet<br />

wird, hat Seekadett Alfred Winkler<br />

in seiner Freizeit ausreichend Gelegenheit,<br />

die Stadt zu erkunden.<br />

Sie hat im Jahr 1889 rund 250.000<br />

Einwohner, die größte Bevölkerungsgruppe<br />

stellen eingewanderte<br />

Spanier. Überraschend in Alfreds<br />

Bericht ist das Warenangebot:<br />

„Die Auslagen der Geschäfte sind mit<br />

einem Geschmack und Reichtum zusammengestellt,<br />

der namentlich bei<br />

der glänzenden Beleuchtung abends<br />

an Wien erinnert. Diese Erinnerung<br />

wird dadurch verstärkt, dass alle Bijouterien,<br />

Spielerei- und Kunstwaren<br />

größtenteils Wiener Artikel sind.“<br />

Der Stab der<br />

SMS Fasana.<br />

Wie schon in Bahia und Rio ist<br />

also der Stab der Fasana auch in<br />

Montevideo in den Kreisen eines<br />

reichen Bürgertums unterwegs<br />

und hat keinen Kontakt zur breiten<br />

und großteils armen Bevölkerung.<br />

Nur beim Stierkampf sind alle<br />

Schichten vereint, wie unser Seekadett<br />

unter der Überschrift „Ein<br />

spanisches Stiergefecht“ schildert:<br />

„Die Gesellschaft war, wie überhaupt<br />

in Amerika, sehr gemischt. Da saßen<br />

der Kutscher und der Soldat neben<br />

dem Millionär, häufig wechselte das<br />

Gemisch auch Worte miteinander.“<br />

Die blutigen Details der Tierquälerei<br />

nehmen mehrere Seiten eines<br />

Briefes in Anspruch, wobei Alfred<br />

das Spektakel als grausam zusammenfasst.<br />

Die Abfahrt der SMS Fasana aus<br />

Montevideo verzögert sich wegen<br />

eines weiteren Pampero-Sturms,<br />

der drei Tage andauert und vor Anker<br />

abgewettert wird. Am 7. Jänner<br />

1890 läuft die SMS Fasana dann<br />

aber aus, und weil sie durch die Magellan-Straße<br />

und die patagonischen<br />

Kanäle nur unter Dampf fahren<br />

wird, „wurde massenhaft Kohle eingeschifft<br />

und selbe überall hin, sogar<br />

auf Deck gestaut. Wir hatten 363<br />

Tonnen Kohle an Bord.“<br />

VON FEUERLAND DURCHS<br />

GLETSCHEREIS IN DEN PAZIFIK<br />

Zwei Wochen segelt die SMS Fasana<br />

entlang der flachen argentinischen<br />

Küste in immer kühlere Gefilde,<br />

bis sie am 21. Jänner unter Dampf<br />

in die Magellan-Straße einfährt.<br />

„Am Abend erreichten wir unseren<br />

ersten Ankerplatz: „Punta Arenas“.<br />

Der südlichste Ort der Erde ist eine<br />

chilenische Niederlassung von 1400<br />

Einwohnern, unter welchen sich einige<br />

deutsche Familien befinden, überhaupt<br />

sind alle Nationalitäten vertreten.<br />

Die Leute finden ihren Erwerb<br />

im ausgedehnten Handel mit Robben-,<br />

Seehunds-, Otter-, Guanakofellen<br />

und so weiter. Zu diesem<br />

B ehufe kommt monatlich ein Indianerstamm<br />

nach Punta Arenas, woselbst<br />

nur Weiße wohnen, und bietet<br />

die Felle zum Tausche an.“<br />

Am Ankerplatz wird der obere<br />

Teil der Takelage abgebaut, um<br />

dem bei Feuerland fast immer herrschenden<br />

starken Westwind möglichst<br />

wenig Widerstand zu bieten.<br />

Nach Aufnahme eines ortskun digen<br />

Piloten (die Seekarten sind mangelhaft)<br />

wird am 24. Jänner der Anker<br />

gelichtet.<br />

Die Fasana dampft den Kordillieren<br />

(Anden, Anm.) entgegen, die<br />

Gegend wird gebirgig. Wegen der<br />

schwierigen Navigation in den patagonischen<br />

Kanälen fährt das Schiff<br />

nur bei Tageslicht und ankert über<br />

Nacht. So einen Ankerplatz in der<br />

Wildnis beschreibt Seekadett Alfred<br />

in einem Brief wie folgt:<br />

„Um 3 Uhr nachmittags liefen wir<br />

unter strömendem Regen in die<br />

Chiurruca Bai ein. Diese war die<br />

schönste von allen und ich muss<br />

72 1/<strong>2024</strong>


zugeben, dass ich selten so schöne Gebirgspartien<br />

gesehen habe. Die Einfahrt<br />

ist sehr schmal und gewunden und<br />

überall fallen 1000 bis 3000 Meter hohe<br />

Berge fast senkrecht in die See hinab.<br />

In einer Schlucht liegt tief eingezwängt<br />

ein azurblauer Gletscher und von den<br />

schneebedeckten Bergen stürzt das<br />

Schmelzwasser in unzähligen Fällen ins<br />

Meer. Der Wind zerstäubte das Wasser,<br />

sodass es den Anschein hat, als siede es.<br />

Wir waren von dem schönen Anblick<br />

ganz hingerissen. In der Bai fischten<br />

wir sehr erfolgreich und holten mit dem<br />

Grundnetz die merkwürdigsten Pflanzen<br />

und Tiere vom Meeresboden herauf,<br />

welche in Spiritus eingelegt für das<br />

Museum in Wien aufbewahrt werden.“<br />

Trotz dem an Bord befindlichen<br />

Piloten fährt die Fasana mitunter<br />

in einen falschen Meeresarm hinein,<br />

in einem Fall dampft sie auf einen<br />

kalbenden Gletscher zu, was sich<br />

durch immer zahlreicher werdende<br />

Eisschollen zeigt: „… und die Fasana<br />

konnte bei der geringen Geschwindigkeit,<br />

die sie hatte, trotzdem sie ausgezeichnet<br />

steuert, nicht immer ausweichen.<br />

Dann fuhr der scharfe Bug<br />

unbarmherzig in die Eismasse hinein,<br />

es gab ein furchtbares Krachen, die<br />

Scholle wurde in der Mitte gebrochen,<br />

die Fasana aber erhielt einen furchtbaren<br />

Stoß, der uns fast umwarf und<br />

blieb stehen. Das Eis aber wurde in<br />

dem gebildeten Strudel herumgedreht<br />

und die einzelnen Teile wurden vom<br />

Bug des Schiffes auf die Seite geschoben<br />

und majestätisch setzte die Fasana die<br />

Fahrt fort.“<br />

Einige Male kommt es unterwegs<br />

zu Begegnungen mit patagonischen<br />

Indianern, die Alfred, der damaligen<br />

europäischen Arroganz entsprechend,<br />

herablassend wie folgt beschreibt:<br />

„Die „Wilden“ (sic!) schrien und kreischten<br />

und machten einen Höllenlärm.<br />

Es entspann sich sofort ein lebhafter<br />

Tauschhandel. Da wurden Röcke,<br />

Tabak, Zündhölzchen und Zwieback<br />

gegen Felle und Waffen eingetauscht.<br />

Der Kommandant gab dem Oberhaupt<br />

einen Uniformrock, den dieser triumphierend<br />

anzog und vor Freude im<br />

Kanu herumsprang. Der wilde Fregattenkapitän<br />

sah sehr komisch aus und<br />

erregte große Heiterkeit. Ich erhandelte<br />

gegen 10 Zweikreuzer-Tabakpakete<br />

einen Bogen mit zwei Pfeilen …“<br />

Am nördlichen Ende der patagonischen<br />

Kanäle, in Eden Harbour, wird<br />

das Rigg des Schiffes wieder komplett<br />

aufgebaut. Mit günstigem Südwind<br />

segelt die Fasana weiter nach Norden<br />

und trifft am 8. Februar in Valdivia<br />

ein. Das ist laut Alfred eine deutsche<br />

Ansiedlung von 4.000 Einwohnern,<br />

die alle Spanisch und Deutsch sprechen,<br />

was Gelegenheit für zahlreiche<br />

Besuche und Gegenbesuche an Bord<br />

und an Land ergibt.<br />

Der erste größere Hafen, den die<br />

Fasana bei weiterhin günstigem Südwind<br />

am 16. Februar erreicht, ist<br />

Valparaiso – das paradiesische Tal.<br />

Hier ist ein längerer Aufenthalt nötig,<br />

„… da an Bord vieles zu tun war. Die<br />

Fasana wurde frisch kalfatert, da die<br />

Fugen des Decks durch den Seegang<br />

undicht geworden waren und nach<br />

durchgreifender Reinigung wurde das<br />

Schiff frisch angestrichen.“ <br />

In der nächsten Ausgabe:<br />

In den Clubs von Valparaiso, die<br />

Folgen des Salpeterkrieges, die falsche<br />

Leiche im Sarg von Pizzaro und der<br />

fluchende Papagei des Kochs.<br />

Hafen von Montevideo,<br />

Muelles-de-la-Aduana, Uruguay.<br />

Effektenpflege.<br />

In den Kanälen<br />

Patagoniens.<br />

Brief an die Heimat.<br />

Patagonischer Indianer.<br />

CHRISTIAN WINKLER ist Fahrtensegler und Autor. Der Vortrag zu seiner neuen<br />

Vortragsreihe „1890: Mit Dampf und Segel um die Welt – aus den Reisebriefen<br />

von Onkel Alfred (Teil 1)“ dauert eineinhalb Stunden und enthält neben Originalpassagen<br />

auch historische Bilder, Hintergrundinfos, Grafiken, Anekdoten u. v. m.,<br />

Infos: www.moresail.at<br />

Gefechtsübung mit<br />

dem Landungsboot.<br />

1/<strong>2024</strong> 73


M<br />

V<br />

S<br />

Ö<br />

MOTORBOOTSPORT UND SEEFAHRTS VERBAND ÖSTERREICH<br />

News Jänner/Februar <strong>2024</strong><br />

Quo vadis Klubleben?<br />

Der Motorboot und Seefahrts Verband Österreich steht auch im Dienste seiner Klubs!<br />

Text HERBERT RAPP | Fotos MSVÖ<br />

Seit 1956 ist der MSVÖ<br />

Dachverband für viele Wassersportklubs<br />

in Österreich.<br />

Das umfasst Motorbootklubs, Segelklubs,<br />

Wasserschiklubs – also<br />

alles, was Wassersport betrifft. Der<br />

Mitgliedsbeitrag, den diese Klubs<br />

pro Person bezahlen, ist klein, derzeit<br />

sind es sieben Euro pro Jahr.<br />

Das ist schon einmal deutlich weniger<br />

als der Wert des Jahreabonnements<br />

der Zeitschrift ,<br />

das darin enthalten ist.<br />

Der MSVÖ fördert darüber hinaus<br />

das Klubleben seiner Klubs<br />

finanziell. Klubfeste, Regatten,<br />

Ausfahrten und der Schwerpunkt<br />

Jugendbetreuung werden unterstützt.<br />

Jährlich werden auch die<br />

„Fahrten skipper“ gewählt und geehrt,<br />

die die meisten Seemeilen auf<br />

dem Meer bzw. die meisten Kilometer<br />

auf Binnengewässern zurückgelegt<br />

haben. Auch langjährige<br />

Mitglieder werden geehrt. Um<br />

eine solche Ehrung anzumelden,<br />

genügt schon eine E-Mail an<br />

è msvoe@msvoe.at<br />

Leider verzeichnen wir vom<br />

MSVÖ in den letzten Jahren einen<br />

Rückgang, sowohl bei der Anzahl<br />

der beigetretenen Klubs als auch<br />

bei der Anzahl der gemeldeten<br />

Personen. Auch die Anträge auf<br />

Förderungen nehmen eher ab.<br />

Warum ist das so? Hat sich vielleicht<br />

die Art des Klublebens geändert?<br />

Findet das Klubleben jetzt<br />

auf den „Social Media“-Kanälen<br />

statt? Früher haben Bootsbesitzer<br />

das Wochenende miteinander in<br />

der Marina oder im Klubhaus<br />

verbracht. Geschieht das noch,<br />

oder geht das Interesse heute in<br />

eine andere Richtung? Haben die<br />

erhöhten Pachtkosten der Marinas<br />

negative Auswirkungen? Wo gibt<br />

es noch Klubs mit aktivem Klubleben,<br />

wo kann noch mit kleinen<br />

Förderungen ausgeholfen werden?<br />

Das Team des MSVÖ ist dankbar<br />

für alle Hinweise von Seiten der<br />

Klubs. In der Hoffnung, dass das<br />

verbindende „Klubleben“ im Wassersport<br />

noch lange hochgehalten<br />

werde, freuen wir uns auf ein<br />

„aktiveres“ Jahr <strong>2024</strong>.<br />

HERBERT RAPP<br />

Präsident des MSVÖ<br />

74 1/<strong>2024</strong>


Ein Weltumsegler<br />

in Guntramsdorf<br />

Vortrag von Michael Guggenberger am 26. Jänner <strong>2024</strong>.<br />

YACHTING, REISEN UND MEER<br />

Text HARALD MELWISCH | Foto PETRA RAUTENSTRAUCH<br />

Der Guntramsdorfer<br />

Segelklub „King<br />

Yachting Club“ hat<br />

Weltumsegler Michael<br />

Guggenberger nach<br />

Guntramsdorf eingeladen.<br />

Michael hat das „Golden Globe<br />

Race 2022/23“ als Dritter beendet<br />

(siehe auch Seite 12). Diese Segelregatta<br />

hat eine Besonderheit, die<br />

sie zum Abenteuer macht: Die<br />

Teilnehmer müssen mit der Technik<br />

von vor 50 Jahren die Welt<br />

umsegeln. Am 26. Jänner <strong>2024</strong><br />

wird Michael von diesem Abenteuer<br />

im Musikheim Guntramsdorf<br />

(am Tabor 3) berichten. Einlass<br />

ist ab 17 Uhr, Vortragsbeginn<br />

um 18 Uhr.<br />

è www.kyc.at<br />

Allein um die Welt<br />

P. P. € 15,–, Kartenreservierung online unter<br />

è https://michael_guggenberger_kyc.<br />

eventbrite.at<br />

Keine<br />

Ausgabe mehr<br />

verpassen!<br />

Unterhaltsam informiert in<br />

vielen Bereichen: Yachten,<br />

Reisen, Wassersport, Umwelt<br />

– ein ganzes Jahr lang!<br />

Jahres-Abo Print<br />

6 Ausgaben<br />

€ 35,–<br />

Auch als<br />

E-Paper<br />

erhältlich!<br />

€ 24,99/Jahr<br />

FOTO: PATRYK KOSMIDER/SHUTTERSTOCK.COM<br />

„ Das Team des MSVÖ wünscht<br />

allen Wassersport-Fans viel<br />

Freude im neuen Jahr! “<br />

www.<strong>ocean7</strong>.at


YACHT CLUB AUSTRIA<br />

News Jänner/Februar <strong>2024</strong><br />

FOTO: ALEXANDRE ROSA/SHUTTERSTOCK.COM<br />

Crew bei der Arbeit.<br />

Hotspot im Solent: In Portsmouth laufen<br />

sowohl Segel- und Motoryachten als auch<br />

Fracht- und Marineschiffe ein und aus.<br />

Sightseeing in Lymington.<br />

YCA-AUSBILDUNG<br />

Ärmelkanal: Channel Crossin<br />

In Portsmouth startete unser Segelabenteuer durch den Ärmelkanal nach Frankreich und retour.<br />

Eine Segelwoche im September, die alle Erwartungen übertraf!<br />

Text DOMINIK HAGMÜLLER | Fotos WOLFGANG HURCH<br />

Als stolzes Mitglied der sechsköpfigen<br />

Crew – mit Ursula,<br />

Frauke, Claudia und Simone,<br />

unter der erfahrenen Führung<br />

unseres Skippers Wolfgang – kann<br />

ich nur einen Bruchteil von Eindrücken<br />

einer unvergesslichen<br />

Reise wiedergeben, die uns durch<br />

den herausfordernden Ärmelkanal<br />

führte und uns dabei die atemberaubende<br />

Schönheit des Segelns<br />

erleben ließ.<br />

Schon bei der Abfahrt spürten<br />

wir die Aufregung und Vorfreude,<br />

die diesen Törn begleiteten. Die Segel<br />

gesetzt, den Wind in den Haaren<br />

und das Rauschen des Wassers<br />

in unseren Ohren – es gibt nichts<br />

mit dieser Freiheit auf offener See<br />

Vergleichbares.<br />

Der Ärmelkanal forderte auch<br />

unser aller Können und unsere<br />

Entschlossenheit bald heraus. Die<br />

erste Überquerung dieser Meeresstraße<br />

erfolgte bei Nacht und hohem<br />

Wellengang. Hier mussten<br />

wir uns den wechselnden Winden,<br />

starken Strömungen und Wetterveränderungen<br />

stellen.<br />

Doch genau in diesen Momenten<br />

des Adrenalins und der Anspannung<br />

trug jeder an Bord dazu bei,<br />

dass wir sicher und erfolgreich<br />

durch diese anspruchsvollen Gewässer<br />

navigierten und alles um<br />

uns herum immer im Blick hatten.<br />

Auch der Schlaf fiel aufgrund des<br />

hohen Wellenganges alles andere<br />

als leicht.<br />

Die Küste Frankreichs war der<br />

absolute Höhepunkt unserer Reise<br />

– nach 23 Stunden hatten wir endlich<br />

die Überquerung geschafft.<br />

Müde und stolz lagen wir schließlich<br />

in unseren Kajüten und genossen<br />

unseren Erfolg.<br />

Nur ein Abendessen und ein<br />

Frühstück später ging es aber<br />

auch schon wieder zurück. Für die<br />

Rückfahrt hatte der YCA „keine<br />

Kosten und Mühen“ gescheut und<br />

Crew mit Skipper<br />

Wolfgang Hurch.<br />

76 1/<strong>2024</strong>


YACHT CLUB AUSTRIA<br />

GENERALSEKRETARIAT<br />

Estermannstraße 6, 4020 Linz<br />

+43(0)732 781086, office@yca.at<br />

www.yca.at<br />

Dominik am Steuer.<br />

Racer der Round<br />

The World Races.<br />

Ebbe in Southampton.<br />

Seglerdorado Cowes<br />

auf der Isle of Wight.<br />

FOTO: GARY LE FEUVRE/SHUTTERSTOCK.COM<br />

COMMODORE<br />

Gottfried „Titzl“ Rieser<br />

+43(0)664 3706027<br />

gottfried.rieser@yca.at<br />

CREW WIEN, NÖ, BURGENLAND<br />

Crew-Commander<br />

Franz A. Schalk<br />

+43(0)664 2107472<br />

franz.schalk@yca.at<br />

CREW SALZBURG<br />

Crew-Commander<br />

Gabi Monz<br />

+43(0)699 11415177<br />

gabi.monz@yca.at<br />

g<br />

CREW OBERÖSTERREICH<br />

Crew-Commander<br />

Thomas Hickersberger<br />

+43(0)676 3067224<br />

thomas.hickersberger@yca.at<br />

sogar Delphine „bestellt“, die uns<br />

unvergesslich freudige Momente<br />

bescherten.<br />

Zurück in England war unser Ziel<br />

für die restliche Woche der Solent,<br />

ein Segelparadies, das Cowes auf der<br />

Isle of Wight einschließt. Hier haben<br />

wir in der Bucht von Lymington intensiv<br />

trainiert.<br />

Die Crew arbeitete eng zusammen,<br />

um Manöver zu perfektionieren und<br />

dabei die Kenntnisse in Navigation,<br />

Strom- und Tideberechnungen zu<br />

vertiefen. Immer wieder hörten wir<br />

dieselben Worte unseres Skippers<br />

„Do you have a plan?“ und „Read the<br />

damned manual!“. Es war erstaunlich,<br />

mitzuerleben, wie wir als Team zusammenwuchsen<br />

und all die Herausforderungen<br />

meisterten.<br />

Die Rückkehr nach Portsmouth<br />

brachte ein Gefühl der Erfüllung<br />

und Dankbarkeit. Unsere Reise hatte<br />

uns nicht nur die Kunst des Segelns<br />

nähergebracht, sondern auch echte<br />

Freundschaften innerhalb der Crew<br />

geschaffen. Unser erfahrener Skipper<br />

führte uns sicher und souverän<br />

durch jede Herausforderung und<br />

lehrte uns dabei die Werte des Teamworks,<br />

aber auch den Mut und die<br />

Entschlossenheit, Entscheidungen<br />

zu treffen.<br />

Unsere Crew und der Yacht Club<br />

Austria planen bereits weitere aufregende<br />

Abenteuer. Ich persönlich<br />

kann es kaum erwarten, wieder auf<br />

das Meer hinauszufahren, um neue<br />

Horizonte zu erkunden und die Freiheit<br />

des Segelns aufs Neue zu erleben.<br />

„Fahrten wie diese<br />

machen süchtig!“<br />

FOTO: STUDIO46.AT FOTO: TANJA GÜTTERSBERGER<br />

CREW TIROL UND VORARLBERG<br />

Crew-Commander<br />

Gabi Gunda<br />

+43(0)650 2602805<br />

gabi.gunda@yca-tirol.at<br />

CREW KÄRNTEN<br />

Crew-Commander<br />

Daniel Kirchmeier<br />

+43(0)664 2131805<br />

daniel.kirchmeier@yca.at<br />

www.yca-crew-ktn.at<br />

CREW STEIERMARK<br />

Crew-Commander<br />

Mike Hecker<br />

+43(0)676 6086035<br />

mike.hecker@yca.at<br />

AUSBILDUNG<br />

YCA-Ausbildungsleiter<br />

Gerald Truttenberger<br />

+43(0)664 2253313<br />

gerald.truttenberger@yca.at<br />

NAUTISCHES<br />

KOMPETENZ-ZENTRUM<br />

Generalsekretär<br />

Wolfgang Hurch<br />

+43(0)732 781086<br />

wolfgang.hurch@yca.at<br />

1/<strong>2024</strong> 77


YACHT CLUB AUSTRIA<br />

News Jänner/Februar <strong>2024</strong><br />

YCA – SOZIALES ENGAGEMENT<br />

Friedliches Meer<br />

Ein YCA-Skipperteam begleitete acht vor dem Krieg in der Ukraine<br />

geflüchtete Jugendliche bei der „friedensflotte mirno more 2023“.<br />

Text KATHARINA HAASE | Fotos FRIEDENSFLOTTE MIRNO MORE, KATHARINA HAASE<br />

Wir blicken auf eine unvergessliche<br />

Woche zurück:<br />

Skipper Alexander, YCA-<br />

Schatzmeister, und Co-Skipperin<br />

Katharina hatten die Ehre und das<br />

Vergnügen, acht aus der Ukraine<br />

nach Wien geflüchtete Jugendliche<br />

zwischen 11 und 16 Jahren im Rahmen<br />

der „friedensflotte mirno more<br />

2023“ zu begleiten und ihnen in<br />

Kroatien eine unbeschwerte Zeit auf<br />

einem Segelschiff zu ermöglichen.<br />

Betreuerin Julia, Pädagogin und<br />

Therapeutin aus Graz, die seglerisch<br />

auf dem Attersee groß geworden<br />

war, komplettierte unser Team. Gemeinsam<br />

waren wir für die Sicherheit<br />

„unserer“ Kids und natürlich<br />

nicht zuletzt den Spaß an Bord<br />

verantwortlich.<br />

Die Flottenwoche im September<br />

war gespickt mit einem bunten und<br />

abwechslungsreichen Programm für<br />

die insgesamt 580 teilnehmenden<br />

Kinder und Jugendlichen mit unterschiedlichen<br />

Einschränkungen.<br />

Das Organisations team von mirno<br />

more hatte sich zahlreiche Akti -<br />

vitäten im Zeichen von Frieden,<br />

Toleranz, Freundschaft, Inklusion<br />

und Gemeinschaft einfallen lassen.<br />

Die beiden Höhepunkte waren aber<br />

zweifelsohne das Friedensfest in der<br />

Marina Kaštela – mit Showeinlagen<br />

der teilnehmenden Crews selbst –<br />

und die abschließende Friedensfahrt<br />

aller Schiffe in der Bucht von Split,<br />

passenderweise am World Peace Day<br />

(Weltfriedenstag) der Vereinten Nationen.<br />

Insgesamt hatten an der diesjährigen<br />

mirno more rund 100 Schiffe<br />

mit unterschiedlichsten Projekten<br />

teilgenommen: Kinder und Jugendliche<br />

im Rolli, psychisch oder physisch<br />

beeinträchtigte Kids, Kriegswaisen<br />

und Flüchtlingskinder,<br />

Kinder mit Transplantat oder junge<br />

Dialysepatienten, allesamt begleitet<br />

von erfahrenen Skipperinnen und<br />

Skippern und medizinischen sowie<br />

psychologischen Betreuern.<br />

An Bord unserer Blue Angel, einer<br />

Jeanneau 54, hatten wir eine intensive,<br />

lehrreiche und bewegende Zeit.<br />

Die anfänglichen Unsicherheiten<br />

waren schnell vergessen und die<br />

Kids, die einander vorher kaum<br />

kannten, tauten rasch auf und wurden<br />

zu einer lebhaften und eingeschworenen<br />

Crew. Schwimmen,<br />

angeln, „buchteln“, Spiele an Bord,<br />

gemeinsames Kochen und die<br />

mirno-more-Aktivitäten – von der<br />

Schiffsrätselrallye über das gemeinsame<br />

Flaggenmalen, die Disco und<br />

das Strand-Picknick bis hin zur<br />

Ausbildung zum „Junior Skipper“<br />

– fanden großen Anklang.<br />

Die Freude war groß, als Alexander<br />

und Katharina, YCA-Funktionär<br />

und einstige YCA-FB2-Schülerin,<br />

beim letzten gemeinsamen Frühstück<br />

vor der Heimreise die „mirnomore<br />

Junior Skipper“-Pässe überreichten.<br />

Natürlich hatten alle<br />

bravourös bestanden und viel gelernt<br />

in puncto Sicherheit an Bord, Knotenkunde,<br />

Segelsetzen und -bergen<br />

oder Steuern unter Motor und unter<br />

Segeln.<br />

Nach der mirno more ist vor der<br />

mirno more: Für Katharina und<br />

Alexander steht außer Frage, dass<br />

auch <strong>2024</strong> – zum Jubiläum „30 Jahre<br />

mirno more“ – wieder eine YCA-<br />

Crew mit dabei sein muss. Mit dem<br />

kroatischen Seglergruß „mirno<br />

more“, „Friedliches Meer“, freuen<br />

wir uns jetzt schon sehr darauf.<br />

78 1/<strong>2024</strong>


YCA-REGATTA<br />

Save the Date:<br />

Langstrecken-Regatta<br />

„Croatia 300“ <strong>2024</strong><br />

Text GOTTFRIED „TITZL„ RIESER, YCA-COMMODORE |<br />

Foto YCA-ARCHIV<br />

Der Yacht Club Austria<br />

hat den Zuschlag für die<br />

Durchführung der Hochseemeisterschaft<br />

Offshore bekommen.<br />

Das Team des YCA ist<br />

stolz darauf, vom Österreichischen<br />

Segelverband mit der<br />

Durchführung betraut worden<br />

zu sein. Also: Save the date,<br />

14. bis 18. Oktober <strong>2024</strong>!<br />

Der Start dieser neuen Langstrecken-Regatta<br />

findet am<br />

Montag, 14. Oktober, statt. Es<br />

werden ca. 300 Seemeilen gesegelt.<br />

Der Zieleinlauf ist für<br />

Donnerstagmittag bis Freitagvormittag<br />

vorgesehen, die Siegerehrung<br />

findet am Freitag<br />

um 12 Uhr statt.<br />

Austragungsort ist die Marina<br />

Hramina im kroatischen<br />

Murter. Wir freuen uns auf die<br />

Meldung von Charter- und<br />

Eigner yachten gleichermaßen!<br />

è www.hochseemeisterschaft.at/<strong>2024</strong>/<br />

CRO 300<br />

Die Hochseemeisterschaft<br />

Offshore <strong>2024</strong> wird<br />

vom YCA durchgeführt!<br />

Ausbildung und Events<br />

Ausbildungen in Theorie und Praxis<br />

9. Jänner Zoom online STMK FB3 Vorbereitungskurs<br />

9. Jänner Zoom online OÖ FB3 Vorbereitungskurs<br />

11. Jänner Linz, VH Ebelsberg OÖ FB4 Theorie-Präsenz-Kurs<br />

12. Jänner 8130 Frohnleiten STMK FB3 Theorie-Präsenz-Kurs<br />

12. Jänner Linz, VH Ebelsberg OÖ FB3 Theorie-Weekend-Kurs<br />

15. Jänner Zoom online STMK FB4 Theorie-Kurs<br />

24. Jänner Zoom online OÖ FB3 Theorie-Kurs<br />

26. Jänner Klagenfurt KTN FB3 Theorie-Ausbildung, 3Tage<br />

26. Jänner Innsbruck T-V FB4 Theorie-Präsenz-Kurs<br />

27. Jänner Linz, VH Ebelsberg OÖ Pyrotechnik Kat. P2<br />

15. Februar Graz STMK Pyrotechnik Kat. P2<br />

16. Februar Frohnleiten STMK SRC-Funk, 2 Tage<br />

1. März Linz, VH Pichling OÖ FB2 Theorie-Ausbildung<br />

8. März Linz, VH Pichling OÖ Präsenz-Tidal-Training<br />

8. März Linz, VH Dornach OÖ SRC-Funk, 2 Tage<br />

Törn, Events und Clubabende<br />

9. Jänner Wien, GH Pistauer WNB Club „Non-Stop-Solo“, M. Guggenberger<br />

31. Jänner Linz OÖ Kepler Sternwarte, Sonderführung<br />

9. Jänner Zoom online Generalversammlung Segelsport<br />

13. Februar Wien, GH Pistauer WNB Club „1890 Dampf und Segel“, C. Winkler<br />

16. Februar St. Gilgen Klausur YCA Bildungsausschuss, 2 Tage<br />

17. Februar St. Gilgen Klausur YCA Trainerkader, 2 Tage<br />

18. Februar Frohnleiten STMK „Funken und GMDSS“, Conny Schifter<br />

29. Februar Boot Tulln Austrian Boat Show Messe, 4 Tage<br />

9. März Innsbruck T+V „Wetterkunde advanced“, G. Grabner<br />

9. März Linz, VH Dornach OÖ „Alles übers Fotografieren“<br />

16. März St. Leonhard/Gröding 52. Generalversammlung YCA<br />

13. April Murter „Skipper Spezial Training“, H. Reicher, 4 Tage<br />

21. April Raum Murter GSC <strong>2024</strong> Regatta, 5 Tage<br />

26. Mai Punat AASW und Austria Cup <strong>2024</strong>, 5 Tage<br />

7. Juni London „Von London nach Nieuwpoort“, 8 Tage<br />

22. Juni Mallorca Clubtörn ab Palma de Mallorca, 8 Tage<br />

Allfällige Änderungen vorbehalten.<br />

Sämtliche Veranstaltungen tagesaktuell abrufbar unter<br />

è www.yca.at/vereinonline<br />

Crew Kärnten: Clubabende 14-tägig, siehe è www.yca-crew-ktn.at<br />

Falls „ausgebucht”, bitte auf die Warteliste setzen – es gibt laufend Ausfälle!<br />

YCA-Services und -Vorteilspartner<br />

Wir bauen laufend unser Netzwerk zu<br />

starken Partnern aus. Damit können<br />

wir unseren YCA-Mitgliedern<br />

attraktivste<br />

Konditionen in vielen<br />

Bereichen anbieten,<br />

siehe unsere Service-/<br />

Vorteilspartner auf<br />

è www.yca.at<br />

Marinas: Sondertarif für Tages- bzw.<br />

Jahres-Liegeplätze. Italien: Marina Certosa<br />

(Venedig), Marina Aprilia Marittima<br />

(Lignano*). Kroa tien: Marina Vrsar, Marina<br />

Funtana, Marina Punat, Marina Frapa in<br />

Rogoznica und Dubrovnik. Spanien: Marine<br />

Project Iberia (Barcelona).<br />

Service: MEC-Energietechnik, SeaHelp,<br />

Seemannsladen.at, Thomas Pernsteiner,<br />

Charter: Müller Yachtcharter, Pitter Yachtcharter,<br />

My SeaTime Yachtcharter d.o.o.<br />

(Kroa tien), Ionian Charter (Griechenland),<br />

four seasons yachting GmbH (Deutschland).<br />

Schiffs-Sachverständiger, -Magazin,<br />

Marina-Buchungsplattform seasy.at<br />

Versicherung: Pantaenius.<br />

YCA-Stützpunkte: Alle Marinas wie links<br />

angeführt + Ionian Charter.<br />

Interessierten Sponsoren und Partnern<br />

bieten wir gerne attraktive Kooperationsformen<br />

und Möglichkeiten für eine<br />

erfolgreiche Zusammenarbeit. Wir freuen<br />

uns auf Ihre Anfragen und Vorschläge:<br />

è marketing@yca.at<br />

* In Kooperation mit der Agenzia Adrianautica und Agenzia Immobiliare-Nautica & Yachting San Marco.<br />

1/<strong>2024</strong> 79


YACHT CLUB AUSTRIA<br />

News Jänner/Februar <strong>2024</strong><br />

YCA-SPONSOREN<br />

Sponsoring im<br />

Hochsee-Segelsport<br />

Der YCA veranstaltet große Regatten in der Adria: Der Gebirgssegler-Cup bringt die größte Einheitsklasse<br />

aufs Wasser, die Alpe Adria Sailing Week führt mit dem „Austria-Cup“ die traditionsreichste Regatta<br />

Österreichs durch. <strong>2024</strong> wird auch die Österreichische Hochseemeisterschaft Offshore vom YCA durchgeführt.<br />

Ohne die Vielzahl freiwil liger<br />

Helfer ist das nicht zu stemmen.<br />

Aber auch die finanzielle<br />

Unterstützung von Sponsoren<br />

ist gefragt. Zwei dieser Sponsoren,<br />

Stefan Eder von Pantaenius und<br />

Christian Hofer von Hoval,<br />

erzählen stellvertretend für unsere<br />

großzügigen Unterstützer, warum<br />

sie das Engagement in diesem Bereich<br />

für so wichtig erachten.<br />

PERSÖNLICHE MOTIVE<br />

Stefan Eder setzt auf persönliche<br />

Integration: Die Philosophie von<br />

Pantaenius ist, dass die Mitarbeiter<br />

selbst begeisterte Segler sind. Das<br />

schafft von Beginn an ein gewisses<br />

Verständnis für die Kunden. „Wenn<br />

wir Regatten unterstützen, sind wir<br />

wenn möglich auch immer selbst<br />

vor Ort – quasi mitten drin im<br />

Geschehen.“<br />

Christian Hofer stellt Segeln als<br />

Teamsport in den Mittelpunkt. Dadurch<br />

ergeben sich wesentliche Parallelen<br />

zur Philosophie von Hoval:<br />

„Wir setzen auch im Unternehmen<br />

auf starke, eingespielte Teams<br />

ebenso wie auf respektvolle Zusammenarbeit“.<br />

Zudem ist Hoval<br />

mit dem Segelsport eng verbunden:<br />

Der bekannte Einhandsegler<br />

Christian Kargl war bei einer Produkteinführung<br />

das Testimonial.<br />

„Beim Heizen wie beim Segeln<br />

geht es schließlich um Top-Equipment,<br />

modernste Technologie und<br />

ein effizientes Zusammenspiel aller<br />

Komponenten“, so Hofer.<br />

FORM DES SPONSORING<br />

Pantaenius setzt in erster Linie auf<br />

finanzielle Unterstützungen, weil<br />

der Veranstalter nicht alle Kosten<br />

an die Teilnehmer der Regatta weitergeben<br />

kann. Aber auch Sachspenden<br />

sind gefragt. So haben<br />

kreative Kollegen aus der Marketingabteilung<br />

einen Pokal entworfen.<br />

„So ein Kunstwerk bei der Siegerehrung<br />

dann überreichen zu<br />

dürfen, ist auch für uns ein schönes<br />

Erlebnis“, freut sich Eder.<br />

Hoval unterstützt vorwiegend<br />

mit Sachspenden und bewirbt beispielsweise<br />

den Gebirgssegler-Cup<br />

über die Social-Media-Kanäle.<br />

WIN-WIN SITUATION<br />

Stefan Eder setzt auf langjährige<br />

Partnerschaften: „Wir versuchen<br />

unser Sponsoring so zu platzieren,<br />

dass beide Seiten langfristig davon<br />

profitieren. Für uns als Sponsor ist<br />

damit die Kundenbindung leichter<br />

zu messen.“<br />

Christian Hofer von Hoval ergänzt:<br />

„Wir pflegen die Marke und<br />

bringen sie bei Regatten mit unseren<br />

Kernwerten – familiär, technologiebegeistert,<br />

verantwortungsbewusst<br />

und lösungsorientiert – in<br />

Verbindung.“<br />

Abschließend unser Resümee:<br />

Sponsoring ist extrem wichtig für<br />

alle Regatta-Events, wir als Veranstalter<br />

können Qualität sicherstellen<br />

und unsere Partner werden in<br />

unserem Segment sichtbar. Also<br />

eine echte Win-win-Situation!<br />

CHRISTIAN HOFER<br />

von Hoval stellt Segeln<br />

als Teamsport in den<br />

Mittelpunkt.<br />

STEFAN EDER,<br />

Pantaenius-Mitarbeiter<br />

und selbst begeisterter<br />

Segler.<br />

FOTO: GÜNTER PACHSCHWÖLL<br />

FOTO: ANDREA SIKORSKI<br />

YCA Gebirgssegler-Cup 2023. YCA Alpe Adria Sailing Week 2023.<br />

80 1/<strong>2024</strong>


Regatta<br />

Sie kamen, segelten, siegten<br />

Bei der heurigen Hochsee-Staatsmeisterschaft ORC inshore gab es mit der Crew Tauern ein sehr<br />

überraschendes und sehr junges Siegerteam. Die Pinzgauer waren mit einem Jugendschiff vertreten,<br />

das sich mit Akribie und alles fordernden Motivationstechniken vorbereitete.<br />

Die Österreichische Hochsee-<br />

Staatsmeisterschaft fand vom<br />

21. bis 25. Oktober 2023 in<br />

der Marina Kastela, Kroatien, statt.<br />

Im Bereich ORC inshore waren<br />

zwölf Crews gemeldet, die auf eine<br />

bunte Mischung von Yachten setzten<br />

– viele Salonas (38 bis 46) und jeweils<br />

ein Bavaria-, Dufour-, Elan-,<br />

Hanse- und Dehler-Modell.<br />

Auf letzterem, einer Dehler 38,<br />

segelte das jüngste Team der Regatta.<br />

Die Crew Tauern schickte nämlich<br />

ihre Jugendauswahl nach Kastela, die<br />

sich aus dem Steuermann sowie Taktiker<br />

Clemens Kübber, der Taktikerin<br />

Alba Heiss, dem Großsegel-Trimmer<br />

Lukas Wimmer, dem Vorschoter Niklas<br />

Haberl, dem Mastmann Lukas<br />

Eder, der Bugfrau Sarah Wimmer<br />

und dem Pitman Ralph Klabacher<br />

zusammensetzte.<br />

VORBEREITUNG IST ALLES<br />

Um auf alle Windbedingungen vorbereitet<br />

zu sein, wurde die Dehler<br />

mit zahlreichen Segeln, drei Focks<br />

und zwei Spinnakern ausgerüstet.<br />

Zusätzlich wurde das Boot von der<br />

Crew bestmöglich optimiert: Leinen<br />

wurden getauscht, unnötiger Ballast<br />

abgeworfen und sogar das Unterwasserschiff<br />

per Hand poliert. Das Team<br />

um Clemens Kübber absolvierte im<br />

Vorfeld der Staatsmeisterschaft ein<br />

intensives, zweitägiges Training und<br />

spielte sich perfekt aufeinander und<br />

die verschiedenen Manöver ein.<br />

Die Vorgabe des Skippers an die<br />

Crew lautete: „Spinnaker bergen<br />

unter einer Minute, sonst gibt es<br />

kein Bier!“. Das fast unmenschliche<br />

Druckmittel zeigte Wirkung, und es<br />

wurde mit vollem Einsatz um jede<br />

Sekunde gekämpft. Nach langem<br />

und kräftezehrendem Training gab<br />

es schließlich eine neue Bestzeit:<br />

59 Sekunden!<br />

AUF UND AB. UND AUF<br />

Die Regatta wurde in mehreren<br />

Wettfahrten pro Tag im Up-&-<br />

Downwind-Kurs gesegelt. Schon am<br />

ersten Tag überraschten die jungen<br />

Salzburger mit Topplatzierungen –<br />

Rang 3 in der ersten Wettfahrt und<br />

sogar Rang 1 in der zweiten.<br />

Der zweite Renntag verlief weniger<br />

glücklich. Aufgrund eines verheerenden<br />

Materialschadens musste die<br />

Crew Tauern w.o. geben. Das Team<br />

blieb ratlos zurück, und ein vorzeitiges<br />

Ausscheiden stand im Raum.<br />

Aber nach einer Nachtschicht, in<br />

der die Schäden an Rigg, Segel und<br />

Rumpf repariert wurden, konnte der<br />

dritte Renntag doch noch in Angriff<br />

genommen werden.<br />

Vor dem vierten und letzten Wettkampf<br />

lag die Crew Tauern auf dem<br />

fünften Rang, zwölf Punkte hinter<br />

dem führenden Team rund um Routinier<br />

Franz Reischer. Doch durch<br />

einen weiteren Sieg in der letzten<br />

Wettfahrt konnten die Pinzgauer die<br />

vier vor ihr liegenden Teams noch<br />

abfangen: Fünf Punkte, aber ein Sieg<br />

mehr als das punktgleiche Team um<br />

Reischer brachten schließlich den<br />

Staatsmeistertitel.<br />

VORBEREITUNG IST ALLES<br />

Die Crew Tauern ist ein Segelverein<br />

in den Hohen Tauern, dessen<br />

Schwerpunkt in der Ausbildung von<br />

diversen Segel- und Motorpatenten<br />

sowie in der Jugendförderung im<br />

Bereich des Hochseesegelns liegt. Im<br />

Zentrum steht dabei der jährliche Jugendtörn<br />

in den Osterferien, bei dem<br />

in einer Flottille von fünf und mehr<br />

Booten Jugendliche im Alter zwischen<br />

12 und 18 Jahren tiefgreifende<br />

praktische Erfahrungen und theoretisches<br />

Wissen sammeln. <br />

è www.crew-tauern.at<br />

1/<strong>2024</strong> 81


Skipper’s Diaries<br />

Simon<br />

ILLUSTRATION: INGA BEITZ<br />

Carriacou: Von plagenden Antifouling-Arbeiten auf dem<br />

Trockendock und faulen Menschen unter der karibischen<br />

Sonne über betucht wirkende und winkende Amerikaner<br />

bis zum glücklichsten Menschen der Welt, der unendlich<br />

wütend auf sich selbst zu sein hat.<br />

Im kleinen, maroden Kunststoffboot<br />

sitzen zwei walrossbeleibte<br />

Männer und fluchen lautstark<br />

auf Kreolisch. Ob sie auf den armen<br />

Außenborder, den sie vergeblich zu<br />

starten versuchen, auf das morsche<br />

Boot oder auf einander schimpfen,<br />

ist nicht klar.<br />

Sie machen in den Pausen zwischen<br />

den Startversuchen jedenfalls<br />

nichts anderes als Fluchen. Sie sind<br />

ihrer Beschäftigung ergeben. Der<br />

hässlichere von ihnen heißt Simon<br />

und ist offenbar der Rangältere –<br />

oder zumindest sind seine Stimmbänder<br />

ausgeprägter.<br />

Simon und sein Kumpel arbeiten<br />

nicht auf der Werft, sie hängen hier<br />

nur oft rum. Eines frühen Morgens<br />

kommt Simon mit einem weißen<br />

Farbeimer voller Korallenfische,<br />

die keiner essen mag, in der Hand.<br />

„Braucht ihr Fisch?“, brüllt er zu<br />

mir, als ob ich oben auf der Mastspitze<br />

wäre. „Nein, danke.“ „Braucht<br />

ihr ein Taxi?“, fragt er weiter, während<br />

ich mit dem Hammer erfolglos<br />

ein Stück Rohr erziehe. „Nein, danke.<br />

Wir sind Vegetarier!“ Damit ist<br />

unsere Liebesbeziehung besiegelt. Er<br />

entfernt sich schlurfend auf seinen<br />

formlosen nackten Plattfüßen.<br />

ARBEITSREICHE TAGE<br />

Wir sind schon seit einem Monat<br />

auf der Insel und haben, mit wenigen<br />

Ausnahmen, etwa zwölf Stunden<br />

pro Tag an unserem Boot gearbeitet.<br />

Farbe und Antifouling<br />

abgekratzt, geschliffen, grundiert,<br />

gestrichen, den in den Kapverden<br />

beschädigten Bugkorb und Ankerbeschlag<br />

abgeschraubt, repariert<br />

und angebracht, Logge installiert …<br />

Wenn ich hier nicht aufhöre, wird<br />

aus dieser Geschichte nichts als eine<br />

ewige Aufzählung.<br />

Neben einem Wasserhahn, ein<br />

paar durchgerosteten Barrels und<br />

einigen alten, schweren Dalben bietet<br />

die Werft keinen weiteren Luxus.<br />

Die Toilettenräume befinden sich in<br />

einem verlassenen Herbergsgebäude<br />

nebenan. Um die Kakerlaken, Mücken<br />

und das sonstige tropische<br />

Kleinvolk fernzuhalten, lassen wir<br />

die Netze an Luken und Niedergang<br />

durchgehend dran.<br />

Das breite Lächeln der bitterschokoladenbraunen,<br />

jugendlichen Arbeiter<br />

und die Sonne, die auf uns<br />

scheint, sind es, die den Aufenthalt<br />

hier dennoch so liebenswert gemacht<br />

haben. Eines Tages wässern<br />

wir, und die Jungs fassen das Boot<br />

wie ein Juwel an. Es sind ihr Respekt<br />

für uns und ihre Liebe für die See,<br />

die sie die Krangurte sorgfältig in<br />

saubere Tücher verpacken und unser<br />

schwimmendes Zuhause behutsam<br />

in seine Wiege legen lassen.<br />

Wir nehmen diese Stimmung mit<br />

auf den Ankerplatz.<br />

„Braucht ihr Austern“, röhrt es aus<br />

der Nähe. Ich lächele und winke ab.<br />

Kurze Zeit später leitet Simon eine<br />

riesige Charteryacht mit sechsköpfiger,<br />

amerikanischer Crew zur<br />

nächstliegenden Boje. Wir sitzen<br />

an Deck und staunen. Simon steckt<br />

schnell wie ein Zauberer fünfzig<br />

Dollar ein und sogar der nackte<br />

Außenborder scheint sich auf die<br />

Heimfahrt zu freuen.<br />

Keiner würdigt uns eines Blickes.<br />

Wir staunen, denn von unserem<br />

reparierten Bugkorb aus könnten<br />

wir mit den Amerikanern in ihrem<br />

Cockpit zum Sundowner anstoßen,<br />

so dicht liegen sie vor uns. Wir staunen,<br />

denn wir wissen, dass am anderen<br />

Ende ihrer Bojenleine ein rostiger<br />

Dieselmotor den Sandgrund<br />

schmückt, der gerade mal Simons<br />

Dingi als Anker dienen könnte.<br />

Alles harmlos, die Chartercrew<br />

ist umgänglich, der schwache Wind<br />

ist günstig. Ich gebe zwanzig Meter<br />

Kette mehr, alle schlafen gut.<br />

GÖNNEN KÖNNEN<br />

Der nächste Tag zwitschert und<br />

kräht uns durch verschiedene Vogelkehlen<br />

früh aus den Kojen. Die<br />

Amerikaner fahren und winken<br />

fröhlich. Wir machen uns an die<br />

Arbeit. Systematisch haken wir die<br />

To-Do-Liste Punkt für Punkt ab –<br />

den ganzen Tag lang. Kurz vor Sonnenuntergang,<br />

mit einem Rum-<br />

Punsch in der Hand, fragt mich Inga<br />

etwas besorgt: „Wo ran denkst du,<br />

Schatz?“. „An Simon!“, antworte ich.<br />

Seit heute Morgen denke ich unentwegt<br />

an ihn. Ich kann es nicht<br />

lassen und bin so wütend auf mich.<br />

Immer wieder fällt er mir ins Auge,<br />

wie er irgendwo in der Bucht in seinem<br />

Boot sitzt, einer Warzen-Qualle<br />

gleich. Und tut nichts! Ab und zu<br />

startet er den Motor und fährt an<br />

eine andere Stelle, wo er noch weniger<br />

zu tun hat.<br />

Ich dachte, er angelt, beobachtet<br />

oder liest was. Aber nein, er sitzt.<br />

Oder versucht sich höchstens hinzulegen,<br />

aber es ist nicht genug Platz<br />

für seine Schwarte da. Er tut den<br />

ganzen Tag absolut gar nichts. Und<br />

ich, der glücklichste Mann der Welt,<br />

was mache ich? Ich kann es ihm<br />

nicht gönnen!<br />

<br />

FOTO: SY MAOLIS<br />

VASSIL SVECHTAROV<br />

ist Bühnenbildner,<br />

Puppenspieler, Musiker,<br />

Autor, Weltumsegler.<br />

kolumne@<strong>ocean7</strong>.at<br />

Bücher, Musik, Projekte<br />

è www.sturetz.eu<br />

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