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ocean7 3/2022

Süddalmatien. Bora-Blues und blühende Inseln sind wie Salz und Pfeffer, die das Revier vor Dubrovnik in der Vorsaison verfeinern. Traunsee Woche. Volle Wäsche Sail & Foil zwischen Nieder­- und Oberwind. Pleiten, Pech und Ratten. Segel-Blogger Markus Silbergasser berichtet, was ihm auf den letzten 10.000 Seemeilen auf seiner Yacht passiert ist. Blick in die Sterne. Astronavigation leicht gemacht, auch für Anfänger. So smart geht Kat. Die neue Nautitech 44 Open punktet mit noch mehr Freiluft-Feeling und Langfahrt-tauglicher Segelperformance. So flott geht Boot. Die neue Bavaria SR 36 läutet die Wassersportsaison 2022 ein. Wir haben das Familienboot auf der Ostsee getestet.

Süddalmatien. Bora-Blues und blühende Inseln sind wie Salz und Pfeffer, die das Revier vor Dubrovnik in der Vorsaison verfeinern.
Traunsee Woche. Volle Wäsche Sail & Foil zwischen Nieder­- und Oberwind.
Pleiten, Pech und Ratten. Segel-Blogger Markus Silbergasser berichtet, was ihm auf den letzten 10.000 Seemeilen auf seiner Yacht passiert ist.
Blick in die Sterne. Astronavigation leicht gemacht, auch für Anfänger.
So smart geht Kat. Die neue Nautitech 44 Open punktet mit noch mehr Freiluft-Feeling und Langfahrt-tauglicher Segelperformance.
So flott geht Boot. Die neue Bavaria SR 36 läutet die Wassersportsaison 2022 ein. Wir haben das Familienboot auf der Ostsee getestet.

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YACHTING, REISEN UND MEER<br />

3/<strong>2022</strong> Mai/Juni<br />

www.<strong>ocean7</strong>.at<br />

TÖRN ON<br />

Bora-Blues und blühende Inseln sind wie Salz und Pfeffer,<br />

die das Revier vor Dubrovnik in der Vorsaison verfeinern.<br />

So kostbar ist SÜDDALMATIEN im Frühling.<br />

SEENSWERT<br />

Traunsee<br />

Woche<br />

Volle Wäsche<br />

Sail & Foil.<br />

STERNENKLAR<br />

Astronavigation<br />

Leicht gemacht,<br />

auch für Anfänger.<br />

WASSERFEST<br />

Lebensretter<br />

Das kleine 1 x 1 der<br />

Rettungswesten.<br />

Mit News der österreichischen<br />

Verbände YCA und MSVÖ


Sanlorenzo South Central Europe<br />

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Editorial<br />

Welcher Kurs liegt an?<br />

In Anbetracht der humanitären Katastrophe, der wir in Europa Auge in Auge gegenüberstehen,<br />

ist das wohl eine elementare Frage, die uns die Skipper unserer Nationen zum Wohl der nächsten<br />

Generationen seriös beantworten müssen.<br />

FOTO: HARRI SKRACH<br />

FOTO: MASSIMO TODARO/SHUTTERSTOCK.COM<br />

TAHSIN ÖZEN<br />

Journalist, Segler und<br />

Liebhaber aller Reviere<br />

und Yachten, Skipper,<br />

Chefredakteur.<br />

redaktion@<strong>ocean7</strong>.at<br />

Die Jugend<br />

will Frieden.<br />

Fast zwei Drittel aller ukrainischen<br />

Kinder haben ihr<br />

Zuhause verloren, so die<br />

Schlagzeile des heutigen Tages.<br />

Wie konnte es nur so weit kommen?<br />

Hätten wir im Westen all<br />

dieses Leid verhindern können –<br />

oder trifft uns gar eine Mitschuld<br />

aufgrund einer im Vorfeld fehlgeleiteten<br />

Politik? Das sind die<br />

Fragen, die uns unsere Kinder<br />

eines Tages stellen werden.<br />

Ihre älteren Schwestern und<br />

Brüder sind jetzt schon schwerst<br />

irritiert. Bis tief in den Winter zeigten<br />

mehr als die Hälfte der Schüler<br />

depressive Symptome infolge der<br />

Pandemie, vor allem die Gruppe<br />

der über 16-Jährigen litt unter Zukunftsängsten.<br />

Dann marschierte<br />

Russland in der Ukraine ein …<br />

Was folgte, war ein Stakkato an<br />

Maßnahmen und Gegenmaßnahmen.<br />

Durchwegs gut gemeint, aber<br />

auch gut durchdacht? Die Jugend<br />

ist jedenfalls verunsicherter denn<br />

„Durch der Führer<br />

Unverstand<br />

Liefen oft, gleich<br />

wie ein Schiff<br />

Scheiternd am<br />

Korallenriff,<br />

Ganze Staaten<br />

auf den Sand.“<br />

Moritz Döring (1798–1856),<br />

deutscher Schriftsteller und Dichter<br />

je (+ 20 % unter den 18- bis 25-Jährigen<br />

mit Ängsten, Depressionen oder<br />

gar Suizidgedanken). Man fragt<br />

sich: Ist die (militärische!) Neutra ­<br />

lität, der wir den Aufbau unseres<br />

Wohlstands in Frieden verdanken,<br />

tatsächlich ein „aufgezwungenes“<br />

Übel, wie unser Skipper sagt?<br />

Welchen Eindruck hinterlässt<br />

das, wenn derselbe Skipper, um<br />

russische Energie zu ersetzen, nach<br />

Katar und in die VAE reist, wo es<br />

um die Menschenrechte alles andere<br />

als gut bestellt ist (wie jüngst<br />

auch die Enthüllungen vor der anstehenden<br />

Fußball-WM zeigten)?<br />

Wie will er an den absolut nötigen<br />

Klimazielen festhalten, wenn<br />

sogar der Import von extrem<br />

umweltschädigendem Fracking-<br />

Öl und -Gas über den Atlantik in<br />

Betracht ge zogen wird? Ein K.o.-<br />

Schlag für die Fridays for Future-<br />

Bewegung, die von unseren Jugendlichen<br />

engagiert mitgetragen wurde.<br />

In der Wucht wenigstens abgeschwächt<br />

durch die Einsicht, dass<br />

die bisherige Energiepolitik zu kurzsichtig<br />

war und zu 100 % erneuerbare<br />

Energie das Ziel sein muss.<br />

Wichtige Wegmarken zwar, die<br />

jedoch wertlos sind, wenn der Kurs<br />

nicht stimmt. Das treibt die Unsicherheit,<br />

die Inflation und die Existenzängste<br />

in die Höhe – und hilft<br />

niemandem. Experten aber warnen:<br />

Würde derzeit der Gashahn (es gibt<br />

ja je einen auf beiden Seiten – und<br />

dankbare Abnehmer überall auf<br />

der Welt) abgedreht werden, würde<br />

Europas Industrie sofort in eine<br />

folgenschwere Rezession schlittern.<br />

Brauchen wir aber nicht jede<br />

Power, um uns in die neue Ära<br />

hinaufzuhieven, um der Ukraine<br />

beim Wiederaufbau zu helfen und<br />

um den kommenden Generationen<br />

aller Länder Europas eine hoffnungsfrohe<br />

Perspektive zu geben?<br />

Skipper, hilf in Seenot, gefährde<br />

aber nicht Schiff und Crew!<br />

3/<strong>2022</strong> 5


Die Kunst des Bootsbaus kehrt heim<br />

Arsenale, 28 Mai – 5 Juni <strong>2022</strong><br />

Salone Nautico Venezia @SaloneVenezia<br />

@SaloneNauticoVenezia #SaloneNauticoVenezia<br />

Main partner<br />

Technical partner<br />

Institutional partner


Cartoon<br />

Gemeine Feinde des Seglers ...<br />

ILLUSTRATION: INGA BEITZ, WWW.INGABEITZ.JIMDO.COM<br />

3/<strong>2022</strong> 7


Inhalt 3/<strong>2022</strong><br />

60NAUTITECH 44 OPEN. Der neue Katamaran, der auch weiterhin zum<br />

Freiluft-Wohnen, jetzt aber ganz besonders auch zum Segeln einladen soll.<br />

FOTOS: NAUTITECH, BAVARIA, MARKUS SILBERGASSER<br />

66<br />

BAVARIA SR 36. Die Neue aus Giebelstadt hat das Zeug dazu, ein Klassiker der<br />

Weekender zu werden: Ungemein praktisch, durchdacht und zu einem interessanten Preis.<br />

36<br />

LOGBUCH DES KUMMERS. Große und kleine Pannen, die auf jeder Yacht unter Fahrt, im<br />

Hafen und vor Anker passieren können – Segelblogger Markus Silbergasser erzählt aus der Praxis.


Mit News der österreichischen<br />

Verbände YCA und MSVÖ<br />

Rubrik<br />

10 SCHAUFENSTER<br />

Mitspielen und den druckfrischen<br />

Revier-Kompass Kroatien Süd für<br />

den nächsten Törn gewinnen.<br />

65 IMPRESSUM<br />

Kolumnen<br />

12 BOBBY SCHENK<br />

Signalpistole: überlebenswichtig<br />

oder überflüssig?<br />

18 OCEAN WOMAN<br />

Idunn und Rune aus Norwegen<br />

und ihre traditionelle<br />

Rollenverteilung an Bord.<br />

42 ALLES, WAS RECHT IST<br />

Im Dschungel der Charter-<br />

Bewertungssysteme.<br />

50 GOTTFRIED RIESER<br />

Der Wert einer guten<br />

nautischen Ausbildung.<br />

78 SAILING POETRY<br />

Segeln auf der Themse,<br />

mitten in London.<br />

Reisen<br />

20 SÜDDALMATIEN<br />

Insel-Hopping ab Dubrovnik,<br />

mit und ohne Bora.<br />

30 MOLUKKEN<br />

Weltumsegler Wolfgang Hausner<br />

beglückt die freundlichen<br />

Bewohner der Gewürzinseln<br />

mit Dokumenten.<br />

Features<br />

36 PANNEN-SPECIAL<br />

Über die großen und kleinen<br />

Malheurs des Yachteigners.<br />

44 OFFSHORE-WINDPARKS<br />

Positive und negative<br />

Auswirkungen der marinen<br />

Windparks auf die Umwelt.<br />

52 ASTRONAVIGATION<br />

Sollte das GPS ausfallen, hilft<br />

das aktualisierte Programm<br />

Astro Classic 2.0 weiter.<br />

56 GUT GERÜSTET<br />

Das 1 x 1 der Rettungswesten.<br />

Yachten<br />

60 NAUTITECH 44 OPEN<br />

Dieser Kat ist offen für alle, jetzt<br />

auch für anspruchsvolle Segler.<br />

66 BAVARIA SR 36<br />

Testfahrt des smarten Familien-<br />

Cruisers auf der Ostsee.<br />

Sport<br />

26 TRAUNSEE WOCHE<br />

Volles Programm zwischen<br />

Nieder- und Oberwind.<br />

Im Verband<br />

72 YACHT CLUB AUSTRIA<br />

76 MOTORBOOTSPORT UND<br />

SEEFAHRTS VERBAND<br />

ÖSTERREICH<br />

YACHT-POOL<br />

YACHT-POOL<br />

Versicherungen<br />

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& &<br />

Trendsetter<br />

Pionier<br />

46<br />

der Allgefahrendeckung für<br />

Yachteigner<br />

Erfinder<br />

Charterskipper<br />

Pionier<br />

Yachteigne<br />

der Haftpflichtversicherung für<br />

Charterskipp<br />

Jahre da kann auch kommen auch k<br />

was man man nicht will. nich<br />

FOTO: TRAVEL PROJECTS/SHUTTERSTOCK.COM<br />

Österreichische Post AG | MZ 12Z039473 M | <strong>ocean7</strong>, Feschnigstraße 232, 9020 Klagenfurt<br />

YACHTING, REISEN UND MEER<br />

SEENSWERT<br />

Traunsee<br />

Woche<br />

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Sail & Foil.<br />

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Blick von der Festung Bokar<br />

über Dubrovnik in den Sonnenuntergang<br />

auf dem Meer.<br />

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Schaufenster<br />

An seiner tiefsten Stelle<br />

ist der Salzwassersee mit<br />

Verbindung zum Meer<br />

60 m tief.<br />

Fisch- &<br />

Gemüsemarkt<br />

Bojenfeld der<br />

Marina Frapa<br />

Transitpier,<br />

400 m lang<br />

Festlandsort<br />

Rogoznica<br />

Boots tankstelle,<br />

WT ca. 2,5 m<br />

Marina rezeption &<br />

zentrale Sanitärbereiche<br />

netter<br />

Pool<br />

Tennisplatz<br />

→<br />

Badeleiter<br />

10 3/<strong>2022</strong>


FOTO: MILLEMARI/XBRCHX/SHUTTERSTOCK.COM<br />

Inselort<br />

Rogoznica<br />

Kopara<br />

Lavendel-<br />

Labyrinth<br />

Vorsicht:<br />

unbeleuchtetes<br />

Flach!<br />

Stadtkai Inselort<br />

Rogoznica, 25<br />

Mooringliegeplätze<br />

gute Fischlokale<br />

Einfahrt zur Marina<br />

Frapa Rogoznica<br />

Kurs Trogir,<br />

16 sm<br />

Kroatien im Süden<br />

Der von millemari. veröffentlichte<br />

Revier-Kompass für die<br />

kroatische Küste, bislang nur<br />

für den Norden erhältlich, hat nun<br />

auch einen Band für den Süden erhalten.<br />

Auf doppel seitigen Wimmelbild-Luftaufnahmen<br />

(hier abgebildet<br />

Rogoznica) wird auf informative und<br />

unterhaltsame Weise alles Wissenswerte<br />

und noch viel mehr über Ankerbuchten<br />

und Marinas zwischen<br />

Šibenik und Dubrovnik „sichtbar“<br />

gemacht – inkl. Abstecher nach<br />

Montenegro. Demnächst soll auch<br />

eine Gesamtausgabe folgen. Wir<br />

verlosen drei Exemplare des Revier-<br />

Kompass Süd,<br />

den nördlichen<br />

Band erhalten<br />

Neuabonnenten<br />

als Geschenk!<br />

Revier-Kompass<br />

Kroatien<br />

Süd. millemari.<br />

172 Seiten,<br />

€ 29,95.<br />

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verlost 3 Exemplare des<br />

Revier-Kompass Süd. Einfach eine Mail<br />

mit Betreff-Zeile „Revier-Kompass Kroatien<br />

Süd“ an gewinnen@<strong>ocean7</strong>.at<br />

senden und mit etwas Glück gewinnen!<br />

Ein sendeschluss ist der 22. Mai, die<br />

Gewinner werden per Mail verständigt.<br />

Mit der Teilnahme erklären Sie sich einverstanden,<br />

den<br />

-Newsletter (jederzeit<br />

kündbar) per Mail zu erhalten. Keine<br />

Bar ablöse. Rechtsweg ausgeschlossen.<br />

der unergründliche<br />

Drachenaugensee<br />

Wie tief ist der<br />

Drachensee?<br />

Auflösung oben<br />

links<br />

3/<strong>2022</strong> 11


In den Wind gesprochen<br />

Tradition und<br />

Seenotbewaffnung<br />

Auf eine seegehende Yacht gehört aus Gründen der Sicherheit eine Signalpistole.<br />

Das höre ich seit meinen ersten Seemeilen und dementsprechend waren alle<br />

meine Yachten mit einer Signalpistole samt Munition (weiß, rot) ausgestattet.<br />

Ein Notsignalgeber wie dieser<br />

von Nico gilt nicht als Waffe<br />

und ist für unter 100 Euro<br />

legal zu kaufen.<br />

Warum weiß? Damit im Falle<br />

eines Kollisions kurses<br />

dem Berufsschiff ein weißes<br />

Licht vor den Bug geschossen<br />

werden kann, um zu zeigen: „Hier<br />

bin ich, ein Segler, und ich hab<br />

Vorfahrt!“ Und die rote Fallschirmleuchtrakete,<br />

das haben wir im<br />

Segel­ Grundkurs schon gelernt,<br />

bedeutet offiziell: „Seenot, helft mir“.<br />

Das wissen wir auch seit dem tragischen<br />

Untergang der unsinkbaren<br />

Titanic am 15. April 1912. Was bei<br />

genauem Hinsehen falsch ist, denn<br />

die Titanic hat eben nicht rot geschossen<br />

(weil keine roten Raketen<br />

an Bord waren), sondern weiß. Was<br />

wiederum zunächst auf einem anderen<br />

Schiff in der Nähe (Californian)<br />

als ausgelassene Feier auf der Titanic<br />

interpretiert wurde.<br />

Für den Erwerb der notwendigen<br />

Signalpistole (Kaliber 4) gelten<br />

strenge Vorschriften, die beispielsweise<br />

verlangen, dass nur derjenige<br />

eine Signalpistole (legal) erwerben<br />

kann, der über eine Waffenbesitzkarte<br />

verfügt. Voraussetzungen<br />

sind Zuverlässigkeit/Unbescholtenheit,<br />

Sachkunde (pyrotechnischer<br />

Schein) und der Nachweis, dass für<br />

den Besitz der Waffe (und die Signalpistole<br />

ist eine „Waffe“ im Sinne<br />

des Gesetzes) ein Bedürfnis vorliegt,<br />

was man beim Führen einer Yacht,<br />

die auf hoher See schon mal in Seenot<br />

kommen kann, für gegeben<br />

erachten darf.<br />

Damit nicht genug. Der Gesetzgeber<br />

fordert darüber hinaus auch die<br />

ordnungsgemäße Aufbewahrung<br />

der Signalpistole (in einem Safe)<br />

und der Munition (in einem weiteren<br />

Safe). Schon recht umständliche<br />

Hindernisse dafür, dass wir letztlich<br />

im Seenotfall, der hoffentlich niemals<br />

eintreten wird, eine rote Kugel<br />

oder Fallschirmrakete in die Luft<br />

schießen können und dürfen.<br />

UNNÖTIG BIS TÖDLICH<br />

Nun schreiben wir das Jahr <strong>2022</strong>,<br />

also 110 Jahre nach der Titanic.<br />

Deshalb sei die Frage gestattet, ob<br />

denn eine Signalpistole auf einer<br />

Hochseeyacht, noch dazu in unseren<br />

heimischen Gewässern (Ostsee,<br />

Mittelmeer, Nordsee) wirklich notwendig<br />

ist. Sie dient doch nur dann<br />

dem Zweck, auf die eigene Notlage<br />

die nicht allzu weite Umgebung<br />

(300 Meter hoch können bei Windstille<br />

die Raketen steigen) aufmerksam<br />

zu machen. Wobei auch die<br />

Beobachter in der Lage sein müssen,<br />

die Notlage zu kapieren, und<br />

nicht an ein armseliges Feuerwerk<br />

im Strandhotel denken.<br />

Aber brauchen wir dazu heute<br />

eine Signalpistole? Sind wir nicht<br />

allesamt für den Notfall besser ausgerüstet<br />

als die sendermäßig ziemlich<br />

armselige Titanic? Können wir<br />

nicht viel mehr erreichen, wenn<br />

wir die Seenottaste des UKW-Senders<br />

drücken? Oder ein Mayday<br />

auf Kanal 16 abgeben? Oder mit<br />

dem GSM-Handy den Notruf wählen?<br />

Oder mit dem Satellitenhandy<br />

irgendjemand weltweit im öffentlichen<br />

Telefonnetz um Hilfe rufen?<br />

Oder die Epirb auslösen, die praktisch<br />

weltweit unseren Notfall<br />

kundtut?<br />

BOBBY SCHENK<br />

ist Weltumsegler,<br />

Navigations-Experte<br />

und Buchautor.<br />

kolumne@<strong>ocean7</strong>.at<br />

Alle diese Maßnahmen, die keinerlei<br />

Erlaubnis bedürfen (UKW-<br />

Funk ausgenommen), sind effektiver<br />

als eine rote Kugel am Himmel.<br />

Und wer immer noch einen roten<br />

Feuerwerkskörper für notwendig<br />

erachtet, kann sich einen Nico-Signalgeber<br />

mit roter Munition für ein<br />

paar Euro anschaffen, der den Himmel<br />

rot erleuchtet, zwar nicht so hell<br />

und so hoch wie eine Signalpistole,<br />

dafür aber ohne jede Genehmigung<br />

im Yachtzubehörladen zu erwerben.<br />

Kurzum, eine Signalpistole auf einer<br />

Yacht ist ein höchst überflüssiger<br />

Ausrüstungsgegenstand.<br />

Und was ist mit der Warnfunktion,<br />

also die weiße Kugel vor den<br />

Bug eines potenziellen Kollisionsgegners<br />

geschossen? Eine Rüpelei,<br />

die auch rechtliche Konsequenzen<br />

haben kann – der Anruf auf Kanal<br />

16 („ship in my vicinity“) ist nahezu<br />

immer wirkungsvoller und schafft<br />

mehr Klarheit. Notfalls tut’s auch<br />

ein starker Scheinwerfer in die Segel<br />

oder in Richtung „gegnerische“<br />

Brücke gerichtet. Und die Signalpistole<br />

zum Zwecke der Selbstverteidigung<br />

bei Überfällen? Völlig nutzlos,<br />

ja extrem gefährlich. Denn aus kurzer<br />

Entfernung auf einen Menschen<br />

abgeschossen und getroffen, wäre<br />

das mit großer Wahrscheinlichkeit<br />

tödlich! Eine vorgezeigte Spielzeugpistole<br />

als Warnung tut es ebenso.<br />

Mag sein, dass einige stolze Besitzer<br />

einer Signalpistole anderer Ansicht<br />

sind. Wenn die Tradition zum<br />

Selbstzweck wird (siehe USA), ist<br />

meine Meinung halt in den Wind<br />

gesprochen.<br />

<br />

12 3/<strong>2022</strong>


PANORAMA<br />

Tipps, Trends & Neuheiten<br />

In der Ruhe liegt die Yacht<br />

Marina Veli Rat: gut<br />

geschützt in der Pantera-Bucht.<br />

MARINA. Neben der großen Marina<br />

in Seget Donji bei Split betreibt<br />

Baotić-Yachting einen zweiten,<br />

kleineren Yachthafen auf Dugi Otok<br />

(Fähre ab Zadar). Die Marina Veli<br />

Rat, auf der Nordwestseite der Insel<br />

gelegen, bietet 200 vor Winden und<br />

Meeresströmungen geschützte Liegeplätze.<br />

Trockenliegeplätze, Kran oder<br />

Werkstatt gibt es noch nicht, dafür<br />

aber herrliche Landschaft, Ruhe,<br />

Café, Auto- und Radverleih, Wäscheservice<br />

sowie einen Mini-Markt.<br />

è www.baotic-yachting.com<br />

Urlaub auf drei Rümpfen<br />

TRIMARAN-CHARTER. Eine gute<br />

Nachricht für alle Trimaran-Freunde.<br />

Ab Juni steht eine zweite Neel 43<br />

auf dem Stützpunkt von Trend<br />

Travel & Yachting in Split/<br />

Kaštela für den Charter bereit. Die<br />

brandneue Neel 43 Hvar ist mit<br />

Bugstrahlruder, Solar, elektrischer<br />

Winsch und Wassermacher ausgestattet.<br />

Damit sind in Split zwei<br />

Neel 43 und eine Neel 47 und auf<br />

dem Stützpunkt in Istrien/Pula<br />

eine Neel 45 verfügbar.<br />

è www.trend-travel-yachting.com<br />

Hurra, ein Trimaran!<br />

FOTO: OLIVIER BLANCHET<br />

Flauschige Frauschers<br />

NACHHALTIG TAPEZIERT. Für ihre<br />

Kabinen-Modelle mit über zehn<br />

Metern Länge bietet die Frauscher<br />

Bootswerft künftig exklusive<br />

Recycling-Textilien des Schweizer<br />

Familienunternehmens Christian<br />

Fischbacher an. Benu® Talent FR,<br />

so der Name des neue Gewebes,<br />

besteht zu 70 Prozent aus recycelten<br />

PET-Flaschen und wurde mit einem<br />

Red Dot Award für Product Design<br />

ausgezeichnet. Der strapazierfähige<br />

Velours ist witterungsbeständig,<br />

Edler Stoff, der zu 70 % aus<br />

recycelten PET-Flaschen<br />

hergestellt wird.<br />

lichtecht und entzückt durch<br />

eine anschmiegsame Haptik.<br />

è www.frauscherboats.com<br />

„ Was hin, sei vergessen,<br />

ob Liebe oder Traum.<br />

Ein Meer ist das Leben.<br />

Das Glück ist wie Schaum.“<br />

Klaus Groth (1819–1899), deutscher Schriftsteller<br />

Werner Ober GmbH Werner & Werner Co Ober KG<br />

GmbH Ober & GmbH Co KG& Co<br />

Yachtelektronik<br />

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Wachsende<br />

Stille<br />

NEUE LINIE. Große Neuigkeiten von<br />

Silent Yachts, das jetzt Silent Group<br />

heißt und verschiedene Abteilungen<br />

(Yachtbau, Tender, Resort, Charter,<br />

Makler etc.) umfasst. 2021 feierte man<br />

mit dem Verkauf von 21 solarelelektrischen<br />

Katamaranen ein Rekordergebnis.<br />

Heuer hat man sich mit der türkischen<br />

VisionF Yachts einen neuen Partner an<br />

Die Tuzla Viaport Marina, neuer<br />

Partner der Silent Group.<br />

Land geholt, der in seiner Werft nahe der<br />

Tuzla Viaport Marina u. a. das Sondermodell<br />

Silent VisionF 82 – Hybridantrieb,<br />

Solaranlage am Flybridge-Dach, Aluminiumrumpf<br />

– baut.<br />

è www.silent-yachts.com<br />

Seit 35 Jahren Ihr verlässlicher<br />

und sicherer Partner für<br />

Ihren Yachturlaub<br />

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Eingeschnappt<br />

KROATIEN<br />

15 Basen<br />

TÜRHALTER. Der US-Riese Southco<br />

stellt verschiedenste Verschlusslösungen<br />

her und hat mit seinen neuen M5 Magnetschnäppern<br />

sehr praktische Halter<br />

für Bordtüren, -kästen und -schränke<br />

im Programm.<br />

Die Schnäpper sind für verschiedene<br />

Haltekräfte konfigurierbar, durch ihre<br />

hervorragende<br />

Verarbeitung sehr<br />

korrosionsbeständig<br />

und dämpfen<br />

die Vibration. Gesehen<br />

bei sailtec.de<br />

ab € 73,–.<br />

è www.southco.com<br />

TÜRKEI<br />

GRIECHENLAND<br />

Sonderschnell<br />

RAKETE. „Super Fast Edition“ nennt<br />

Technohull eine Sonderserie seines<br />

Power-Ribs 38 Grand Sport und rechtfertigt<br />

den Namen gleich mit validem<br />

Zahlenmaterial: Drei Mercury 450R<br />

Außenborder sorgen für 1.350 PS, die<br />

das 12-Meter-Schlaucherl auf 100 Knoten<br />

bringen. Wer so viel leistet, ist leider<br />

auch durstig: Der Tankinhalt umfasst<br />

590 Liter, die für knapp 100 Meilen reichen.<br />

Um bei diesem Tempo möglichst<br />

sicher unterwegs zu sein, wurde der<br />

V-förmige Stufenrumpf der Grand Sport<br />

angepasst und in Schlüsselbereichen mit<br />

Kevlar verstärkt.<br />

è www.technohull.com<br />

SLOWENIEN<br />

NIEDERLANDE<br />

ITALIEN<br />

KARIBIK<br />

1.350 PS, 100 Knoten.<br />

Entdecken Sie unsere<br />

Segelreviere!<br />

pitter-yachting.com


PANORAMA<br />

Tipps, Trends & Neuheiten<br />

Edel sei die Yacht<br />

LUXUSMARKE. Die italienische<br />

Werft Sanlorenzo gehört zu den weltweit<br />

renommiertesten Herstellern<br />

von Superyachten. Mit 50 ausgelieferten<br />

Modellen im Jahr stellen die<br />

Italiener sogar die erfolgreichste Einzelmarke<br />

bei den Yachten von 24 bis<br />

62 Metern. Wobei das Augenmerk<br />

bei Sanlorenzo natürlich mehr auf<br />

Design, Qualität, Materialien, Ausführung<br />

und Individualität („Nichts<br />

gleicht Ihrer Sanlorenzo-Yacht. Noch<br />

nicht einmal eine andere Sanlorenzo!“)<br />

liegt als auf Stückzahlen.<br />

Master Yachting mit Sitz<br />

in Wien und die 100 % Master-<br />

Yachting-Tochter Sanlorenzo Adria<br />

mit Sitz in Zagreb haben 2019 den<br />

Vertrieb der Sanlorenzo Yachten<br />

übernommen. Mit den Superyachten<br />

made in Italy haben die Wiener ihr<br />

Portfolio nach oben geschlossen und<br />

bieten nun neben Sportsegel yachten<br />

(Beneteau), Motorbooten (Beneteau,<br />

Frauscher), Segel- und Motorkatamaranen<br />

(Lagoon, Aquila) auch Luxusyachten<br />

nach oben ohne Limit an.<br />

Sanlorenzo Adria hat neben dem<br />

Sitz in Zagreb Verkaufsniederlassungen<br />

in Brünn, Budapest sowie in den<br />

D-Marin-Häfen Marina Dalmacija<br />

in Sukošan und Porto Montenegro.<br />

Master Yachting hat neben dem Sitz<br />

in Wien und dem Sitz der deutschen<br />

Master Yachting-Tochter in Sulzemoos<br />

bei München noch Verkaufsniederlassungen<br />

in Ratingen (Düsseldorf),<br />

Dresden und Zürich.<br />

Eine feine Gelegenheit, sich eine<br />

San lorenzo Superyacht näher anzuschauen,<br />

bietet der Salone Nautico<br />

Venezia vom 28. Mai bis 5. Juni, auf<br />

dem die Werft mit vier Yachten –<br />

SX76, SX88, SL78, SL106 – vertreten<br />

sein wird.<br />

Wer dabei auch etwas Kultur<br />

schnuppern möchte: Sanlorenzo<br />

Yachts ist der Hauptsponsor des<br />

Italienischen Pavillons auf der<br />

Bien nale ARTE <strong>2022</strong> und bietet<br />

nicht nur dafür, sondern auch für<br />

das Peggy Guggenheim Museum<br />

exklusive Besuche während des<br />

Salone Nautico an.<br />

è www.sanlorenzoadria.com<br />

è www.masteryachting.com<br />

è www.salonenautico.venezia.it<br />

Sanlorenzo SX 88 oben,<br />

links San lorenzo SX76,<br />

rechts Sanlorenzo<br />

SL106.<br />

Meister im Kleinen<br />

Oszkár Susany und seine SMS Novara.<br />

SCHIFFSMODELLBAU. Die Santa<br />

Maria, die Bounty, Admiral Nelsons<br />

HMS Victory, die HMS Beagle, auf<br />

der Charles Darwin seine Evolutionstheorie<br />

entwickelte, die SMS Novara,<br />

die von 1857 bis 1859 die Welt umsegelte,<br />

und die 1912 untergegangene<br />

Titanic: Oszkár Susányi hat sich<br />

durch mehrere Jahrhunderte Schiffsgeschichte<br />

gearbeitet. Der in Gyál am<br />

südöstlichen Stadtrand von Budapest<br />

lebende Ungar baut seit 25 Jahren<br />

legendäre Schiffe im Maßstab 1:200<br />

(etwa die Titanic) bis 1:20 (Ruderboot)<br />

bis ins kleinste Detail nach und<br />

hat es darin – meh rere erste Plätze bei<br />

namhaften Wettbe werben beweisen<br />

es – zu großer Meisterschaft gebracht.<br />

Was es dazu braucht, historische<br />

Schiffe so detailgetreu im Kleinen<br />

wieder auferstehen zu lassen? „Präzision,<br />

Geschicklichkeit, Ästhetik, Kreativität,<br />

Spaß, Freude, Geduld, Talent<br />

und Hingabe“, zählt der 66-Jährige auf.<br />

„Wenn man das alles hat, dazu noch<br />

etwas Willenskraft und viel Zeit, kann<br />

so ein Schiffsmodell entstehen.“<br />

Eines der letzten fertig gewordenen<br />

Modelle ist die österreichische Weltumseglerin<br />

SMS Novara – eine im<br />

Auftrag der k. u. k. Marine gebaute<br />

Fregatte, die 1866 auch in der Seeschlacht<br />

bei Lissa zum Einsatz kam.<br />

Das (in 18 Monaten gefertigte) Meisterwerk<br />

wird nun um 9.900 Euro zum<br />

Kauf angeboten, eigene Wunschmodelle<br />

können ebenfalls angefragt werden.<br />

Interessenten wenden sich per<br />

E-Mail (deutsch oder englisch) an<br />

è kondor@kemia.at<br />

16 3/<strong>2022</strong>


Charter und Yachtverkauf –<br />

seit 35 Jahren!<br />

Ein Herz für Kleine<br />

LIEGEPLÄTZE. Die in der Nähe von Zadar<br />

gelegene D-Marin Dalmacija bietet seit<br />

heuer speziell für kleine Yachten geschneiderte<br />

Liegeplatz-Möglichkeiten. So können<br />

Boote bis 8,99 m Länge jetzt einen jährlichen<br />

Liegeplatz am Steg und an Land buchen.<br />

Für Boote bis 6 m, 7 bis 7,99 m und 8 bis<br />

8,99 m steht ein jährlicher Liegeplatz an<br />

Land mit acht kostenlosen Travel-Lift-Operationen<br />

zur Verfügung. Zudem können<br />

Boote unter 10 m von Mai bis Oktober ein<br />

spezielles Mid-Term-Angebotspaket in Anspruch<br />

nehmen.<br />

Zusätzliches Zuckerl: Jeder Gast, der bis<br />

zum 31. Dezember <strong>2022</strong> einen vorausbezahlten<br />

Jahresvertrag mit einer D-Marin Marina<br />

schließt, darf in allen anderen 13 D-Marin<br />

Marinas bis zu sieben Tage kostenlos übernachten.<br />

è www.d-marin.com<br />

Segeln ist Quelle<br />

der Energie, Kraft<br />

und Lebensfreude!<br />

Ihr Partner für Yachtkauf<br />

D-Marin Dalmacija, Sukošan.<br />

Leisetreter<br />

E-ANTRIEB. Die Elektro-Außenborder seiner<br />

für Dingis und Daysailer bis 1,5 Tonnen ausgelegten<br />

Travel-Linie hat Torqeedo noch<br />

einmal leiser gemacht. Das Motorengeräusch<br />

des 1103 C beträgt nur 33 dB, das kommt<br />

menschlichem Flüstern nahe und macht ihn<br />

zum leisesten Motor seiner Klasse. Der Travel<br />

1103 C hat zudem 10 % mehr Leistung bekommen<br />

und entspricht mit seinen 1.100 W<br />

einem 3-PS-Antrieb. Der kleinere 603 liefert<br />

600 W und ist damit einem 2 PS starken Verbrenner<br />

vergleichbar. Beide Elektromotoren<br />

sind solarladefähig und serienmäßig mit<br />

einem Bord computer mit GPS-basierter<br />

Reichweitenberechnung ausgestattet.<br />

è www.torqeedo.com<br />

Flüsterleise unterwegs.<br />

Jeanneau 51, 54, 60, neu: 65<br />

Sun Odyssey 349, 380,<br />

410, 440, 490<br />

1.000 Gründe für eine<br />

Jeanneau-Yacht:<br />

• ultimativer Komfort<br />

• barrierefreies Laufdeck<br />

• einzigartige Cockpit-Sonnenliegen<br />

Neel-Trimarane 43, 47, 51, 65<br />

Charter und Verkauf<br />

Yachten der<br />

Spitzenklasse<br />

Hilfe in der Not<br />

SPENDENAKTION. Für jede im März erfolgte Charterbuchung hat ARGOS Yachtcharter<br />

mit Sitz in Wiesbaden spezielle Familien-Hygiene-Sets für Notsituationen an UNICEF (das Kinderhilfswerk<br />

der Vereinten Nationen) gespendet. Insgesamt kam so ein Betrag von € 4.094,– für<br />

ukrainische Flüchtlinge zusammen. „Wir helfen gerne im Rahmen unserer Möglichkeiten und<br />

wünschen uns, dass die gelebte Solidarität mit den Flüchtlingen auch weiterhin anhält“, sagt<br />

Geschäftsführer Bora Inceören.<br />

è www.argos-yachtcharter.de<br />

Ihr Partner für Yachtcharter<br />

Jetzt Ferientermine buchen!<br />

Kroatien, Italien, Balearen,<br />

Griechenland, Türkei u. v. a. m.<br />

charter@trend-travel-yachting.com<br />

Tel. +43(0)5332/74291<br />

www.trend-travel-yachting.com


Ocean Woman<br />

Die Frau des Kapitäns<br />

Idunn war ganz froh über die traditionelle Aufgabenteilung an Bord. Sie mischte sich nicht in Runes Abteilung<br />

und er sich nicht in ihre. So machte die Weltumseglerin nicht nur die Lehrerin für die beiden Zwillinge,<br />

sondern die besten norwegischen Schulbrötchen auch gleich dazu.<br />

Die Norwegerin Idunn lässt<br />

ihre Finger zwischen die<br />

Ritzen der Bankpolsterung<br />

vom Salon der Blue Marlin gleiten<br />

und fördert einen Plastikzahnstocher<br />

hervor.<br />

Zähne, die müssen sauber und<br />

gepflegt sein, ansonsten ist ihr<br />

Kosmetik an Bord egal. Zahnstocher<br />

verteilt auf dem Schiff.<br />

Immer griffbereit und auf Vorrat.<br />

Wobei, jetzt sind ihr Mann Rune,<br />

sie und die Zwillinge im Roten<br />

Meer und in wenigen Wochen<br />

wieder zu Hause in Norwegen.<br />

Das wird sich ausgehen!<br />

„Die Skoleboller sind fertig!“<br />

Idunn eilt zum Backofen. Es duftet<br />

nach Milchbrot und Kardamom.<br />

Eine Aura von Zuhause, heimelig,<br />

geborgen umgibt Idunn und die<br />

Blue Marlin, „the wife of the captain“<br />

– wie sie sich selbst bezeichnet.<br />

Sie war ganz froh über die<br />

traditionelle Aufgabeneinteilung<br />

an Bord. Nach einem halben Jahr<br />

auf dem Schiff hatte sie ihr auf<br />

Grund völligen Untalents zum<br />

Segeln angeknackstes Selbstbewusstsein<br />

wieder. Jedem das Seine.<br />

Idunn mischt sich nicht in Runes<br />

Abteilung und er sich nicht in<br />

ihre. Einkaufen, Stauen, Wäsche,<br />

Kochen, Putzen. Sie ist Lehrerin,<br />

Mutter und Ehefrau, nur in den<br />

Nachtwachen auch ein bisschen<br />

Kapitän. Da wacht sie über das<br />

Schiff. Vielleicht mag sie sie deswegen<br />

so gern, die Nachtwachen!<br />

An jeder Hand eines ihrer Zwillingsmädchen<br />

Hedda und Marita,<br />

die eine Woche nach Abfahrt von<br />

Dänemark fragten, ob sie jetzt bald<br />

die Welt umsegelt hätten. „Zeit“<br />

sagt Idunn, ist schwierig zu erklären.<br />

Mit der Schule an Bord wurde<br />

dies dann für die Mädchen auf der<br />

Blue Marlin verständlicher. Da gab<br />

es Ferien und Schulbeginn und<br />

Wochenende!<br />

NICHTS WAR<br />

WIRKLICH SCHLIMM<br />

„Wie wird man eine Seefrau?“, frage<br />

ich Idunn. Sie dachte, alle diese<br />

Frauen müssten unglaublich viel<br />

übers Segeln wissen und würden<br />

ganz speziell aussehen. „Keine<br />

Ahnung!“, sagt sie, und wir müssen<br />

beide sehr lachen. Im Pazifik fühlte<br />

Idunn sich endlich wie eine Seefrau,<br />

dank der anderen Seefrauen,<br />

die alle Geheimnisse gerne teilten!<br />

Idunn verteilt die Skoleboller auf<br />

einem geblümten Tablett, der Kaffee<br />

duftet. Eine Tasse nach dem<br />

Frühstück – das ist Idunn heilig!<br />

Leben wir einen Traum? Die Freiheit,<br />

keinen Boss zu haben oder<br />

Kollegen zufrieden stellen zu müssen,<br />

Jahr für Jahr nur Samstage<br />

und Sonntage, zusammen mit der<br />

Familie. Ja, irgendwie schon.<br />

Heute, nach ihrer Weltumsegelung,<br />

bäckt Idunn die Skoleboller<br />

auch in Südkorea, wo Rune Arbeit<br />

bei einer Oil Company gefunden<br />

hat und sie den Haushalt und den<br />

Alltag organisiert. Die Mädchen<br />

gehen in die internationale Schule.<br />

Ihre Freunde bewundern sie,<br />

dass sie das alles so schafft. Idunn<br />

lacht wieder ihr warmes Lachen:<br />

„Was ist schon Umsiedeln nach<br />

Korea? Da hat man ja alles, fließendes<br />

Wasser, Supermarkt ums Eck,<br />

ist doch alles ganz easy!“ Hatte sie<br />

manchmal Angst? Beim Segeln?<br />

Nein. Meist war das Wetter gut,<br />

nichts war wirklich schlimm.<br />

Zurück auf der Blue Marlin lehnen<br />

wir gemütlich am Mast auf<br />

dem Vorschiff, Kaffeetassen in der<br />

Hand, die Kinder hören wir durch<br />

das Luk kichern. Idunn klopft mit<br />

dem Finger an einer Ritze neben<br />

dem Mast und grinst: Rate mal!<br />

Was?<br />

Zahnstocher!<br />

<br />

FOTO: WOLFGANG SLANEC<br />

ALEXANDRA SCHÖLER<br />

ist Weltumseglerin,<br />

Sängerin, Regisseurin,<br />

Buchautorin und seit<br />

2010 Ocean Woman.<br />

kolumne@<strong>ocean7</strong>.at<br />

Idunn, Frau des Captains Rune,<br />

an Bord der Blue Marlin.<br />

Skoleboller, hier mit Zuckerglasur<br />

und Kokosraspeln.<br />

FOTO: OLGA GORCHINCHKO/SHUTTERSTOCK.COM<br />

Skoleboller – süß und heimelig!<br />

Zutaten: Basic: 100 g Butter, 0,4 l Milch lauwarm, 1 Paket Trockenhefe, 100 g Zucker,<br />

½ TL Kardamom, 1 TL Backpulver, Salz, 750 g Mehl. Creme: 20 ml Milch, 1 EL Weizenmehl,<br />

3 EL Vanillezucker, 1 Ei, 200 g Staubzucker.<br />

Zubereitung: Butter schmelzen, Milch einrühren, leicht anwärmen. Mehl mit Backpulver,<br />

Hefe, Zucker, Kardamom und Salz mischen, Butter-Milch-Masse dem Mehlgemisch beifügen<br />

und zu einem glatten Teig verarbeiten. Den Teig in 10–15 gleich große Kugeln teilen<br />

und in eine mit Mehl bestäubte Backform setzen. 30 Minuten rasten lassen. In die Kugeln<br />

eine Wölbung drücken, mit der Creme füllen und 15 Minuten bei 220 °C backen (Skoleboller<br />

müssen leicht angebräunt sein).<br />

Luxus: Zum Frühstück die Boller ohne Creme frisch backen! Mit Butter und Marmelade<br />

bestreichen und genießen. Dazu einen Milchkaffee – mein Lieblingsfrühstück!<br />

Tipp: Schmecken auch nach einigen Tagen noch gut. Ideale Jause für Schulkinder –<br />

Skoleboller aus dem Norwegischen übersetzt heißt Schulbrötchen!<br />

18 3/<strong>2022</strong>


Bin kurz mal weg<br />

WEIL DU<br />

IM URLAUB<br />

MEHR ALS<br />

FÜNF STERNE<br />

WILLST<br />

KURZCHARTER. Ob zum Kennenlernen<br />

des Segelsports, einer<br />

neuen Mannschaft oder einfach<br />

nur um Energie und Sonne zu<br />

tanken – viele Gründe sprechen<br />

für einen Kurzcharter-Törn.<br />

Doch wo sucht man nach den<br />

besten Angeboten?<br />

Auf der neuen Pitter Yachtcharter-Website<br />

sind diese ganz<br />

leicht zu finden: in der Yachtsuche<br />

unter „Charterdauer“ einfach<br />

„Kurzcharter“ auswählen.<br />

Wenn z. B. im Mai gewünscht,<br />

werden alle Kurzcharter-Termine<br />

dieses Monats gezeigt. „Nicht<br />

immer sind der Wunschtermin<br />

und die Wunschyacht frei, am<br />

besten öfters auf der Website<br />

vorbeischauen oder sich persönlich<br />

im Charterbüro in<br />

Hartberg erkundigen“, empfiehlt<br />

Klaus Pitter.<br />

Alle Kurzcharter-Angebote<br />

gibt es bei Pitter immer Mittwoch<br />

bis Samstag und Samstag<br />

bis Mittwoch.<br />

è www.pitter-yachting.com<br />

Freie Fahrt voraus<br />

ONE WAY. Mit einer Küstenlänge<br />

von über 1.700 km bietet<br />

Kroatien eine Fülle von Törn-<br />

Möglichkeiten.<br />

Für Abenteurer ist ein One-<br />

Way-Törn eine interessante<br />

Alternative zum klassischen<br />

Wochencharter. Das Prinzip:<br />

Man startet seinen Törn in der<br />

einen Marina und beendet<br />

ihn in einer anderen – sehr<br />

beliebt ist z. B. die Strecke<br />

zwischen Dubrovnik und Split.<br />

So hat man die Gelegenheit, in<br />

kurzer Zeit viele Destinationen<br />

zu erkunden, ohne über den<br />

Rückweg nachdenken zu müssen.<br />

Die Yachtcharter-Agentur<br />

GlobeSailor hat sich auf diese<br />

Angebote spezialisiert und<br />

bietet einen guten Überblick.<br />

è www.globesailor.de<br />

FOTO: AJAN ALEN/SHUTTERSTOCK.COM<br />

Paklinski Inseln vor<br />

Hvar, zwischen Split<br />

und Dubrovnik.<br />

TAUSEND GRÜNDE,<br />

EIN PARTNER


Süddalmatien<br />

Bora-Blues<br />

bunte Inseln<br />

FOTO: ZEBRA-STUDIO/SHUTTERSTOCK.COM<br />

Dubrovnik – eines von<br />

vielen Törn-Highlights für<br />

Yachties in Süddalmatien.<br />

20 3/<strong>2022</strong>


und<br />

Harald<br />

Ab Dubrovnik über Koločep bis Sušac:<br />

Insel-Hopping in Süddalmatien ist nicht<br />

nur landschaftlich und kulinarisch,<br />

sondern auch seglerisch ein Hochgenuss –<br />

mit einer kräftigen Prise Salz und Pfeffer<br />

bei Schwarzer und Weißer Bora.<br />

Text und Fotos CHRISTIAN V. D. HECKEN<br />

schwärmt gerne<br />

von jenen Zeiten, als<br />

er, zusammen mit drei<br />

Freunden, auf einem 26<br />

Fuß langen Boot durch Dalmatiens<br />

Inselwelt segelte. Jawohl, segelte!<br />

Denn der Außenborder hing<br />

damals nur am Heck, um leichter<br />

längsseits an die Mole in einem<br />

Fischerhafen gehen zu können.<br />

Was war das für ein Ereignis! Der<br />

halbe Ort lief zusammen, um einmal<br />

eine „Yacht“ zu sehen. Die Konobas<br />

waren urig und unaufgeregt, Speisen<br />

und Weine authentisch.<br />

Nun, Jahrzehnte später, ist er mit<br />

an Bord, als ich einen 42-Fuß-Katamaran<br />

aus der ACI Marina hi naus<br />

in den Fluss Ombla bugsiere. Als<br />

man sie plante, waren Schiffsbreiten<br />

von acht Metern noch un bekannt,<br />

entsprechend eng ist das Fahrwasser<br />

zwischen den Stegen. Unter der<br />

Dubrovnik-Brücke motoren wir<br />

noch durch, dann setzen wir die<br />

S egel nahe jener Mole, an der bereits<br />

ein Kreuzfahrtschiff liegt.<br />

Seine Passa giere stürmen das<br />

mittelalterliche Dubrovnik, dessen<br />

durch Doppelwälle geschützte Festung<br />

einst als unbezwingbar galt.<br />

Auf unserem Törn plan aber stehen<br />

vor allem die Buchten abseits der<br />

touristischen Ströme.<br />

WER SCHAUT DA ZURÜCK?<br />

An der kurzen Hafenmole von<br />

Žuljana liegt zwar schon eine Yacht,<br />

die Bucht haben wir jedoch für uns<br />

allein. Dass unser Kat kein Flautenläufer<br />

ist, haben wir auf dem Schlag<br />

hierher bemerkt; es brauchte schon<br />

einiges an Wind, um ihn zum Laufen<br />

zu bringen. Dafür verwöhnt er<br />

uns vor Anker mit einem Komfort,<br />

den uns keine Monoyacht bieten<br />

kann.<br />

Wir genießen die Ruhe in der<br />

Bucht, richten uns ein und machen<br />

uns mit dem Schiff vertraut. Moderater<br />

SW-Wind schiebt uns am<br />

nächs ten Tag nach Korčula. Dessen<br />

Altstadt ist zwar zu schön, um<br />

ein fach so an ihr vorbeizusegeln,<br />

doch diesmal soll es aus Zeitgründen<br />

einfach nicht sein.<br />

Pržina hingegen schon. Auch<br />

wenn der Wind in die Bucht steht.<br />

Da der Kat den Schwell ignoriert,<br />

bleiben die Kaffeetassen auf dem<br />

Tisch. Der Wetterbericht sagt für<br />

den Nachmittag stark auffrischenden<br />

Wind voraus, daher binde ich<br />

ein Reff ins Groß. Der Himmel<br />

voraus bleibt strahlend blau. Wer<br />

schaut da schon viel zurück?<br />

Zu spät bemerken wir die tiefschwarze<br />

Wand hinter dem Heck.<br />

Nie hätte ich geglaubt, dass sie so<br />

Von der Marina ins Meer<br />

führt der Weg über den<br />

Fluss Ombla und unter<br />

der Brücke durch.<br />

Šipan war einst auch<br />

Zufluchtsort vor Piratenangriffen<br />

auf Dubrovnik.<br />

3/<strong>2022</strong> 21


Süddalmatien<br />

Scrivena Luka – eine<br />

ebenso schöne wie gut<br />

geschützte Bucht im<br />

Süden Lastovos.<br />

FOTO: XBCHX/SHUTTERSTOCK.COM<br />

Der antike Hafen der Festung<br />

Ston, Halbinsel Pelješac.<br />

FOTO: OPIS ZAGREB/SHUTTERSTOCK.COM<br />

Die bezaubernde<br />

Altstadt von Korčula.<br />

Klassisches Borddinner:<br />

Pasta und Wein.<br />

Nächster Halt:<br />

Vela Pržina.<br />

schnell näher kommt! Ich bin noch<br />

nicht im Ölzeug, da peitscht der<br />

Wind schon den Schaum von den<br />

Kronen der Wellen. Augenblicke später<br />

springt er um, der Baum kommt<br />

über; die Genua schlägt wild, als wir<br />

sie wegrollen. Der Windmesser zeigt<br />

steil nach oben: Bei Acht pendelt er<br />

sich ein, in Böen zeigt er Neun an.<br />

Eine „Schwarze Bora“ wie aus dem<br />

Lehrbuch! Wir haben uns von ihr<br />

überraschen lassen.<br />

Bei 13 Knoten auf der Welle wirken<br />

die Regenwände wie ein dunkelgrauer<br />

Vorhang vor Korčulas Küste.<br />

Prižba ist unser heutiges Ziel. Brna<br />

hingegen läge gleich hinter dem<br />

nächsten Kap.<br />

Auch ihre Bucht würde uns guten<br />

Schutz bieten. Was uns der Plotter<br />

aber nicht zeigt, sind all die Bojen,<br />

die überall dort ausliegen, wo sich<br />

brauchbare Ankertiefen anbieten.<br />

Wir nehmen eine auf, danach bekommen<br />

wir Besuch vom „Hafenmeister“,<br />

um einen Obolus in der<br />

Höhe von 60 Euro für eine Nacht<br />

zu kassieren.<br />

POLAČE IST GANZ NACH<br />

UNSEREM GESCHMACK<br />

Am nächsten Morgen hat sich die<br />

Bora ausgeblasen. Wir beschließen,<br />

nach Sušac zu segeln. Das Inselchen<br />

ist nahezu unbewohnt, hat aber eine<br />

sehr reizvolle Bucht, in der wir, gute<br />

Bedingungen vorausgesetzt, in Ruhe<br />

übernachten könnten.<br />

Als wir kurz vor Dol stehen, braut<br />

sich über Lastovo ein drohendes Gewölk<br />

zusammen. Es ist weiß, sieht<br />

aus wie gepresste Watte und zieht<br />

rasch nach Süd. In der Basis hat man<br />

FOTO: PRIVAT<br />

„ Šipan, die größte der Elaphiteninseln, ist unter Nautikern<br />

aufgrund ihrer unmittelbaren Nähe zu Dubrovnik und zugleich<br />

wegen ihrer traumhaften Ruhelage ein Geheimtipp.“<br />

Branimir Tončinić, Direktor der kroatischen Zentrale für Tourismus in Wien<br />

22 3/<strong>2022</strong>


MAESTRALE<br />

BORA<br />

18° 6’ E<br />

Korčula<br />

BRNA<br />

<<br />

PRŽINA<br />

Pelješac<br />

<<br />

ŽULJANA<br />

BORA<br />

<<br />

Sušac<br />

Bijelac<br />

<<br />

Kopište<br />

Lastovo<br />

<<br />

Adria<br />

POLAČE<br />

JUGO<br />

Mljet<br />

<<br />

<<br />

OKUKLJE<br />

BURIN<br />

<<br />

Šipan<br />

Lopud<br />

Koločep<br />

<<br />

42° 38’ N<br />

DUBROVNIK<br />

uns erklärt: „Eine Bora lässt sich<br />

unter Land aussegeln. Draußen baut<br />

sich schnell ein Seegang auf, in dem<br />

eine Yacht schlechte Karten hat“.<br />

Na und erst ein Kat! Somit kein<br />

Kaffee in Sušac, sondern direkter<br />

Kurs nach Lastovo und dort rein in<br />

die Skrivena Luka. Hier lägen wir<br />

geschützt, doch der Anker will<br />

nicht halten. Also zücke ich die<br />

Brieftasche und gehe vor dem<br />

„Porto Rosso“ an den Steg.<br />

Zusätzlich zum Liegeplatz werden<br />

uns hier Strom, Wasser und Sanitäranlagen<br />

angeboten. Für 375 Kuna.<br />

Rund 50 Euro für einen Kat dieser<br />

Größe, das ist ein absolut annehmbarer<br />

Preis. Das Gesparte investieren<br />

wir in ein Steak-Dinner, das zusammen<br />

mit einer Flasche rotem<br />

Hauswein den abenteuer lichen<br />

Segeltag perfekt abrundet. Kurz<br />

nach Mitternacht suchen uns die<br />

Böen einer diesmal „Weißen Bora“<br />

heim, gegen Mittag aber zieht sich<br />

die Starkwindzone gegen Mljet zurück,<br />

wo ihr die Puste schließlich<br />

ganz ausgeht.<br />

Polače ist ganz nach unserem<br />

Geschmack. Erst lassen wir die<br />

Restaurants mit ihren Anlegern<br />

FOTO: NOVAK ELCIC/SHUTTERSTOCK.COM<br />

Strand von Saplunara auf der Insel<br />

Mljet aus der Vogelperspektive.<br />

an Backbord vorüberziehen, dann<br />

in einem Winkel der Bucht den<br />

Anker fallen. Als wir ihn in den gut<br />

haltenden Grund gefahren haben,<br />

liegen wir mit dem Heck so nahe<br />

am Ufer, dass sich eine Landleine<br />

geradezu aufdrängt.<br />

Als ich diese ausbringe, wollen<br />

drei Herren im Schlauchboot die<br />

Nationalparkgebühr kassieren.<br />

Für unsere Bitte, doch später noch<br />

mal zu kommen, weil der Skipper<br />

gerade so „busy“ ist, zeigen sie<br />

Verständnis. Doch dann vergessen<br />

sie auf uns …<br />

SPEISEN OHNE SCHNÖRKEL<br />

Leuchtturm auf Sušac.<br />

IN SAPLUNARA<br />

Als am frühen Morgen die Ausläufer<br />

einer milden Bora ihr Lied über<br />

den Hügeln im Norden zu singen<br />

beginnen, macht sich die Landleine<br />

bezahlt. Wir liegen sicher, also pfeife<br />

ich auf den Wind.<br />

Leider hält er tagsüber nicht,<br />

was er uns nachts versprochen hat.<br />

Selbst unter großer Segelgarderobe<br />

kommen wir kaum voran, schließlich<br />

muss uns der Motor nach<br />

Okuk lje schieben. Als wir einlaufen,<br />

werden vor allen Restaurants die<br />

FOTO: ANDRIJA CARLI<br />

Hallo Frühling!<br />

LEX610<br />

lex-boats.com


Süddalmatien<br />

FOTO: MA-ZVONE/SHUTTERSTOCK.COM<br />

Reich an Restaurants<br />

ist die Bucht Okuklje<br />

auf Mljet.<br />

Die Olivenbäume der Inseln<br />

tragen große Früchte.<br />

Koločep bei Tag, bei<br />

Nacht ist nichts los.<br />

Blick von Korčula auf<br />

die Süddalmatinische<br />

Inselwelt.<br />

Komfortabel cruist man<br />

mit einem Katamaran.<br />

Peka braucht Zeit, Vorbestellung<br />

ist Pflicht.<br />

„Ein Mikrokosmos,<br />

der auf kleinstem Raum<br />

alles bieten kann.“<br />

FOTO: CANVASPIX/SHUTTERSTOCK.COM<br />

Mooringleinen hochgezogen.<br />

Doch so schön die Bucht auch ist,<br />

wir wollen nach einer Kaffeepause<br />

noch weiter. Erst nach Podškolj,<br />

das mir jedoch nach NE zu offen<br />

ist und dessen Ankergrund aus<br />

Fels nicht wirklich überzeugt.<br />

Saplunara hingegen bietet guten<br />

Schutz gegen den nächtlichen<br />

Nordwind. Die Bucht ist mit Bojen<br />

der Restaurants gut gefüllt. Wir<br />

hängen uns an einer an und reservieren<br />

im dazu gehörenden Restaurant<br />

einen Tisch fürs Abend ­<br />

essen. Das Essen im „Franca“ ist<br />

ohne Schnörkel zubereitet, der<br />

Hauswein erfreulich arm an Tanninen.<br />

Die Preise sind absolut in<br />

Ordnung, das Gedeck und die vom<br />

Mond beschienene Terrasse sind<br />

inklusive.<br />

Den letzten Segeltag lassen wir<br />

auf Šipan, Lopud und Koločep ausklingen.<br />

Diese Inseln sind so nahe<br />

bei Dubrovnik, dass sie von Yachties<br />

oft links liegen gelassen werden.<br />

Dabei sind sie ein Mikrokosmos,<br />

der uns auf kleinstem Raum<br />

auch all das bieten kann, was wir<br />

uns in einer sportlichen Woche mit<br />

langen Schlägen ersegelt haben. <br />

Süddalmatinische Inselwelt ab Dubrovnik<br />

Anreise. Mit dem Auto sind es 720 Kilometer ab der Staatsgrenze bei Spielberg bis in<br />

die ACI Marina Dubrovnik. Vom Flughafen Dubrovnik ist die Marina 23 Kilometer entfernt.<br />

è www.aci-marinas.com<br />

Yachtcharter. Die Pressereise wurde von Argos Yachtcharter organisiert. Die Agentur<br />

mit Sitz in Wiesbaden hat ab Dubrovnik Einrumpfyachten von 31 bis 54 Fuß zu Preisen<br />

von € 740,– bis € 7.600,– im Angebot, weiters Katamarane von 40 bis 52 Fuß zu Preisen<br />

von € 1.100,– bis € 13.885,–. Mehr Infos sowie detaillierte Revier-und Törn-Tipps sind<br />

übersichtlich und kostenlos auf der Homepage abrufbar.<br />

è www.argos-yachtcharter.de<br />

Sehenswert. Dubrovnik ist eine der schönsten Städte des Mittelmeeres. Wer die Altstadt<br />

samt Festung noch nicht gesehen hat, sollte sich diese trotz der vielen Touristen nicht<br />

entgehen lassen. Ein Abend in der Altstadt von Korčula ist ein Erlebnis, das nur missen<br />

darf, wer diese Perle der Adria bereits kennt. Die im Mittelmeer einzigartige Befestigungsanlage<br />

Ston auf Pelješac und die Muschelgerichte aus den „vor der Haustür“ liegenden<br />

Zuchtanlagen machen Ston zum Geheimtipp in diesem Segelrevier.<br />

è www.croatia.hr<br />

Wissenswert. Im Sommer ein beliebtes Familienrevier, in der Vor- und Nachsaison kann<br />

das Segeln anspruchsvoll sein. Beste Zeit: Mitte Mai bis Anfang Juli und September bis<br />

Anfang Oktober. Die Inseln Lastovo, Sušac und Teile von Mljet sind National- bzw. Naturparks.<br />

Gebühren: rund 200 Kuna für die Yacht, rund 125 Kuna pro Person. Mit etwas Glück<br />

wird nichts verrechnet, wenn man an Stegen oder Bojen von Konobas festmacht.<br />

è www.mljet.hr<br />

Literatur. Seekarten: Delius Klasing Sportbootkarten Adria, Satz 8, Žirje – Split – Dubrovnik<br />

– Bar. Nautische Literatur: Karl-H. Beständig: „Kroatien, Slowenien & Montenegro.<br />

888 Häfen & Buchten“. Revierführer: Revierkompass Kroatien Süd, siehe Doppelseite 9/10.<br />

Reiseführer: „Mittel- und Süddalmatien“ von Lore Marr-Bieger, Michael Müller Verlag.<br />

24 3/<strong>2022</strong>


FOTO: HANS PETER BLECK<br />

Den Heringen nach!<br />

ISLAND-KREUZFAHRT. Seit 111 Jahren<br />

ist der Zweimaster Eye of the Wind<br />

auf den Ozeanen der Welt unterwegs,<br />

Eye of the Wind am Wind.<br />

u. a. einst als Heringsfänger vor Island<br />

und jetzt als historisches Passagierschiff<br />

(siehe unsere Story in Ausgabe 4/21).<br />

Im August <strong>2022</strong> kehrt der Windjammer<br />

nun für vier Wochen zurück in die<br />

Gewässer rund um Island.<br />

Auf dem Reiseplan stehen Hafenbesuche<br />

in Reykjavík, Grundarfjörður<br />

und Ísafjörður. Mitreisende jeden Alters<br />

sind an Bord willkommen, seglerische<br />

Vorkenntnisse sind für eine Törn-Teilnahme<br />

nicht erforderlich. Mit anpacken<br />

darf man aber gerne.<br />

è www.eyeofthewind.net<br />

ÜBER<br />

JAHRE<br />

24. JUNI <strong>2022</strong>, GRADO/ITALIEN<br />

Grado tanzt<br />

SOMMERNACHTSBALL. Der österreichische<br />

Skipper Wolfgang Siebenhandl<br />

organisiert nicht nur Törns in der Adria,<br />

sondern auch diverse Ballveranstaltungen,<br />

ebenfalls an der Adria. Die nächste<br />

steigt am 24. Juni in Grado: Zum 130.<br />

Jahrestag der Erhebung der Stadt zum<br />

Bade- und Kurort wird auf der Terrazza<br />

Fiorita des Grand Hotel Astoria ein<br />

Sommernachtsball gefeiert.<br />

Die Damen sind gebeten, ein langes<br />

Abendkleid zu tragen, die Herren einen<br />

dunklen Anzug. Historische Ballkleidung<br />

Geizen beim Heizen<br />

oder Uniform sind ausdrücklich erwünscht,<br />

und um Mitternacht wird eine<br />

Modenschau historischer Badekostüme<br />

der letzten 130 Jahre präsentiert. Karten<br />

inkl. Platzreservierung zu € 75,– unter<br />

è balloagrado@hotmail.com<br />

è www.segelnundmeer.at<br />

Kroatien-Törn<br />

in Planung?<br />

Fix buchen...<br />

START-UP. Braucht die Welt mehr<br />

Power-Ribs? Ja, braucht sie, meinen<br />

die beiden schwedischen IT-Millionäre<br />

Mattias Wiklund Hedenfalk und David<br />

Giertz und tüfteln seit sechs Jahren<br />

gemeinsam mit Petestep (Rumpf) und<br />

der Bravo Yacht Design Group an einem<br />

eigenen Sportboot, das nun als Fugu 29<br />

das Licht der Welt erblickte. Bemerkenswert<br />

ist weniger die Leistung – bis zu<br />

430 PS aus einem Mercury-Außenborder<br />

sorgen für eine Topspeed von 50 Knoten<br />

– als mehr der Verbrauch: 1 Liter für<br />

eine Meile bei einer Reisegeschwindigkeit<br />

von nicht 4, sondern 40 Knoten!<br />

è www.fugupowerboats.com<br />

Schnellster Kugelfisch.<br />

Istrien<br />

Kornaten<br />

Dalmatien<br />

Dubrovnik<br />

+49 (0) 611 - 66 05 1<br />

mail@argos-yachtcharter.de<br />

www.argos-yachtcharter.de


Himm<br />

Traunsee Woche<br />

26 3/<strong>2022</strong>


el & Hölle<br />

Seit mehr als einem Jahrzehnt hat sich die Traunsee Woche als<br />

Event der Extraklasse einen Namen in der internationalen Segelszene<br />

gemacht. In den vergangenen Jahren konnten an die 10.000 Segler,<br />

Eigner und Teams für die Veranstaltungen auf dem See begeistert<br />

werden. Dieser wird aber geschätzt und gefürchtet zugleich.<br />

Text ANDREA SIKORSKI<br />

Fotos ANDREA SIKORSKI, PROFS MARKETING GMBH<br />

Die Idee entstand 2004 im<br />

Segelclub Ebensee mit<br />

dem Ziel, nach Vorbild<br />

der Kieler Wochen ein<br />

hochwertiges sportliches Programm<br />

mit einem gesellschaftlichen<br />

Rahmenprogramm zu kombinieren.<br />

Kurzerhand wurden alle<br />

fünf am Traunsee ansässigen Segelclubs<br />

eingebunden. So entstand<br />

ein beeindruckendes Regattaprogramm<br />

mit über 20 teilnehmenden<br />

Bootsklassen.<br />

Der Traunsee (Lacus Felix) ist<br />

eines der schönsten Segel- und<br />

Regatta-Reviere in den Alpen.<br />

Eingebettet in eine natürlich<br />

schöne Bergkulisse, erfreut er<br />

seine Gäste mit zuverlässigen<br />

Winden und klarem Wasser.<br />

Das Lied „Am Sonntag will<br />

mein Süßer mit mir segeln geh’n,<br />

sofern die Winde weh’n. Das wäre<br />

wunderschön!“ beschreibt das<br />

romantische Flair und den Hauch<br />

von Abenteuer, die diesen See ausmachen.<br />

Die steilen Felswände am<br />

einen Ufer, die Wiesenlandschaften<br />

im satten Grün am anderen<br />

und das tiefblaue Wasser unter<br />

dem Kiel vermitteln das Gefühl<br />

von Weite und Freiheit, das der<br />

Traunsee Woche ihren ganz besonderen<br />

Raum gibt.<br />

Der See ist zudem ein Thermik-<br />

Spot, dabei spielen zwei Winde<br />

eine entscheidende Rolle: der<br />

Niederwind und der Oberwind.<br />

Gegen 22 Uhr geht der stärkere<br />

Oberwind aus Süden an den Start<br />

und hält bis 10 Uhr am nächsten<br />

Tag durch, 5–6 Beaufort sind keine<br />

Seltenheit. Darauf folgt eine<br />

rund dreistündige Flaute, bis der<br />

„Niederwind“ aus Nordosten mit<br />

3–5 Beaufort bis 18 Uhr zurückweht.<br />

Voraussetzung für beide<br />

Winde ist schönes Wetter.<br />

Es gibt allerdings eine Wettererscheinung<br />

in dieser Idylle, die<br />

schon viele auf dem Wasser das<br />

Fürchten gelehrt hat.<br />

VIECHTAUER, DER<br />

HÖLLISCHE GEWITTERWIND<br />

Untrügliches Vorzeichen dieses<br />

Sturms ist eine gelbliche Wolkenbildung<br />

über der Hochsteinalm.<br />

Kurz darauf stürzt der „Viechtauer“<br />

ins Tal und erreicht nicht selten<br />

mehr als 8 Beaufort. Besonders<br />

gefährlich ist das Ostufer, sicherer<br />

ist man in der Seemitte oder nahe<br />

am Westufer, wo man raumschots<br />

Richtung Ebensee ablaufen kann.<br />

Neun Traunsee-Fischer überlebten<br />

1854 den Sturm nicht, ebenso<br />

eine Hochzeitsgesellschaft, die bei<br />

3/<strong>2022</strong> 27


Traunsee Woche<br />

einem Viechtauer mit Mann und<br />

Maus unterging.<br />

Programm Traunsee Woche <strong>2022</strong><br />

HIMMLISCHE BEGEGNUNGEN<br />

MIT SPORTSGEIST<br />

Weil Segeln auf dem Traunsee wie<br />

eine „Reise durch die Schöpfung“<br />

ist, passt das Christi Himmelfahrt-<br />

Wochenende (heuer vom 26. bis<br />

29. Mai) perfekt ins Bild.<br />

Nach seiner Auferstehung weilte<br />

Jesus noch 40 Tage auf Erden und<br />

erschien mehrfach seinen Jüngern.<br />

Alle waren von seiner Auferstehung<br />

von den Toten überzeugt.<br />

Nur der „ungläubige Thomas“ begehrte,<br />

die Wunden Jesu als Beweis<br />

selbst zu berühren. Jesus tadelt den<br />

Ungläubigen: „Weil du mich gesehen<br />

hast, glaubst du. Selig sind, die<br />

nicht sehen und doch glauben.“<br />

(Joh. 20, 29)<br />

In diesem Jahr wird der Event<br />

bereits zum 18. Mal ausgetragen.<br />

Alle ansässigen Segelclubs, ASKÖ<br />

Gmunden Segeln, Segelclub Altmünster,<br />

Segelclub Traunkirchen,<br />

Segelclub Ebensee und Union<br />

Yacht Club Traunsee, veranstalten<br />

sportlich fordernde Wettfahrten<br />

in insgesamt 18 unterschiedlichen<br />

Bootsklassen.<br />

Am darauffolgenden Wochenende<br />

von 2. bis 6. Juni findet das<br />

<strong>2022</strong> EUROSAF Inclusive European<br />

Championship statt. Hier treten<br />

körperlich beeinträchtigte Segler<br />

mit körperlich nicht beeinträchtigten<br />

ohne Unterschiede in der<br />

25.–29.5. H-Boot IÖSTM Segelclub Ebensee<br />

26.–28.5. Kielzugvogel SP Segelclub Traunkirchen<br />

26.–28.5. Elan Express SP Segelclub Traunkirchen<br />

26.–28.5. 29er SP Segelclub Traunkirchen<br />

21.–22.5. Yngling SP Segelclub Altmünster<br />

26.–28.5. h26 ÖM Segelclub Altmünster<br />

26.–28.5. Shark OÖLVM Segelclub Altmünster<br />

10.–12.6. FD ÖSTM Segelclub Altmünster<br />

26.–29.5. Sportboot-Cup (J70/Lago26) – SP Union Yacht Club Traunsee<br />

26.–29.5. Laser – ÖSTM Union Yacht Club Traunsee<br />

26.–29.5. Laser R – ÖSTM/ÖM Union Yacht Club Traunsee<br />

2.–6.6. EUROSAF Inclusive European Union Yacht Club Traunsee<br />

Championships <strong>2022</strong> (2.4mR & Hansa 303)<br />

26.5. Yardstick ASKÖ Gmunden Segeln<br />

26.–28.5. Surprise OÖLVM ASKÖ Gmunden Segeln<br />

26.–28.5. Splash/Flash KR ASKÖ Gmunden Segeln<br />

27.–29.5. Seascape/First 18 CEC ASKÖ Gmunden Segeln<br />

è www.traunseewoche.at<br />

Das „Wingfoil-Open“ glänzt mit<br />

Race-, Freestlye- und Funbewerben.<br />

Wertung gegeneinander an – die<br />

Freude am Segelsport vereint die<br />

Athleten im Wettkampf.<br />

Die weltbesten Kite-Foiler, mit<br />

den Österreichern Alina Kornelli<br />

und Valentin Bontus, gastieren<br />

von 15. bis 19. Juni in Oberösterreich.<br />

Am Wochenende davor<br />

lockt auch heuer wieder das<br />

„Wingfoil-Open“, bestehend aus<br />

Race-, Freestlye- und Funbewerben.<br />

Ein großartiges Event, denn<br />

Wingfoilen ist ein moderner Mix<br />

aus Kitesurfen, Windsurfen und<br />

Wellenreiten mit dem Drachen in<br />

der Hand.<br />

Gut zusehen können Besucher<br />

auf der „alten Traunkirchnerstraße“,<br />

dem Straßenabschnitt<br />

Vorsicht, Viechtauer im Anrollen!<br />

„ Die weltbesten Kite-Foiler, mit den Österreich<br />

und Valentin Bontus, gastieren von 15. bis 19.<br />

zwischen Ebensee und dem Löwen­<br />

Denkmal (nur zu Fuß oder mit<br />

dem Fahrrad zu erreichen).<br />

Wir wünschen allen Seglern,<br />

Seglerinnen und Zuschauern<br />

spannende Wettfahrten und unvergessliche<br />

Eindrücke am tiefsten<br />

See Österreichs, dessen Seebecken<br />

vor 2,5 Millionen Jahren vom<br />

Traungletscher geschürft wurde.<br />

MIT VOLLDAMPF DURCH<br />

DIE GESCHICHTE<br />

Kleiner Exkurs in die Vergangenheit:<br />

Als es noch keine Eisenbahn<br />

und keinen Tunnel gab, reiste<br />

der Kaiser auf der Fahrt in sein<br />

Sommerdomizil Bad Ischl stets<br />

über den Traunsee. Nur per Schiff<br />

28 3/<strong>2022</strong>


Segeltradition trifft modernen Wassersport<br />

im Rahmen der Traunsee Woche.<br />

Feste feiern<br />

16. JUNI: SEEPROZESSION IN TRAUNKIRCHEN<br />

„Auf dem See – Gott zur Ehr“ – jedes Jahr am zweiten<br />

Donnerstag nach Pfingsten wird das Fronleichnamsfest<br />

am Traunsee gefeiert (9.30–11.30 Uhr).<br />

Eine prächtige Fronleichnamsflotte<br />

mit „Himmelsfuhre“, Gegenfuhre,<br />

Motorbooten und Segelbooten<br />

gleitet unter Gesang und Gebeten<br />

zu den einzelnen Stationen.<br />

Kein anderer Tag im Jahr, an<br />

dem so viele Plätten auf dem See<br />

unterwegs sind! In diesen typischen<br />

Arbeitsschiffen („Fuhren“)<br />

wurde früher Salz aus den Salinen<br />

in Hallstatt und Ebensee nach<br />

Gmunden und in der Hochblüte<br />

im 17. Jahrhundert über die Donau weiter bis zum<br />

Schwarzen Meer transportiert. è www.salzkammergut.at<br />

Wer kein eigenes Boot hat, kann eines mieten, um<br />

an der Prozession auf dem Wasser teilzunehmen.<br />

è www.schifffahrt-traunsee.at è www.bootszeit.at<br />

Die Fronleichnamsprozession<br />

in Traunkirchen<br />

wird seit 1632 zelebriert.<br />

ern Alina Kornelli<br />

Juni am Traunsee.“<br />

war der direkte Weg von Gmunden<br />

nach Ebensee und weiter nach Bad<br />

Ischl möglich. Auf dem Traunsee ist<br />

diese Kaiserzeit noch nicht vorbei!<br />

Der 140 Jahre alte Raddampfer<br />

Gisela, benannt nach einer Tochter<br />

des Kaisers Franz Joseph I., verkehrt<br />

immer noch zwischen Gmunden<br />

und Ebensee. Das Dampfschiff<br />

wurde 1871 bei Wien gebaut. Die<br />

tschechische Dampfmaschine mit<br />

172 PS, mit der man damals das<br />

Schiff bestückte, faucht und stampft<br />

bis heute in seinem Bauch.<br />

Ein Anlegemanöver mit dem 52<br />

Meter langen Dampfer ist übrigens<br />

kein Kinderspiel. 24 Schaufeln bewegen<br />

das Schiff bei jedem Kolbenhub<br />

20 Meter durchs Wasser. <br />

Des Kaisers Wassertaxi:<br />

Raddampfer Gisela (1871).<br />

6. AUGUST: SEEFEST MÄRCHENNACHT<br />

IN DER WINKELBUCHT<br />

Die Märchennacht in Traunkirchen ist die romantischste<br />

Sommernacht (18–23 Uhr) am Traunsee.<br />

Ein Lichtermeer überzieht Ufer, See und Berge.<br />

Feuer auf dem Sonnstein, dem Traunstein und dem<br />

kleinen Schönberg, beleuchtete Boote und mehrere<br />

Feuerwerke entlang der Winkelbucht<br />

schaffen eine märchenhafte<br />

Atmos phäre. Höhepunkt ist das<br />

Schaurudern der Traunseeplätten.<br />

Unter dem Motto „Feuer, Wasser<br />

& Musik“ organisiert die Ortsmusik<br />

Traunkirchen die Veranstaltung.<br />

1844 gegründet, steht in den<br />

Chroniken der Ortsmusik Traunkirchen<br />

geschrieben, dass Seemusik<br />

und Ortsbeleuchtung zum<br />

Kaisergeburtstag am 18. August<br />

bereits vor dem ersten Weltkrieg zelebriert wurden.<br />

Franz Joseph I. liebte den Traunsee und verbrachte<br />

jedes Jahr die Sommerfrische in Bad Ischl. Das<br />

100-jährige Bestehen konnte der Verein nicht feiern,<br />

da der Zweite Weltkrieg tobte. Erst das 105-jährige<br />

Gründungsjubiläum wurde 1949 an einem „Abend<br />

am See wie im Märchen“ gefeiert.<br />

Heute ist die Märchennacht ein Großereignis<br />

im Ortsleben der 1.800-Seelen-Gemeinde Traunkirchen.<br />

è www.maerchennacht.com<br />

FOTO: ORTSMUSIK TRAUNKIRCHEN<br />

Die Märchennacht,<br />

ein jährliches Topevent<br />

am Traunsee.<br />

3/<strong>2022</strong> 29


In den Moluk<br />

Indonesien<br />

Einst als Gewürzinseln hoch im Kurs, sind die Molukken<br />

heute stark von der materiellen Armut der Einwohner<br />

geprägt. Erst aus unmittelbarer Nähe betrachtet zeigt<br />

sich der Reichtum dieser Menschen in einer Form von<br />

Herzlichkeit und Gastfreundschaft, wie man sie in<br />

westlichen Gefilden durchaus als „außerge wöhn lich“<br />

bezeichnen darf. Wir haben sie auf unserem Streifzug<br />

entlang von aktiven Vulkanen, blühenden Nelkenbäumen<br />

und widerspenstigen Strömungen hautnah erlebt. Und<br />

gelernt, wie viel Freude man mit einem Stück Papier<br />

schenken kann.<br />

Text WOLFGANG HAUSNER<br />

Nachdem wir die auf<br />

der Welt einzigartigen<br />

„Komodo-Drachen“ hautnah<br />

erlebt hatten, segelten<br />

wir weiter in den Kleinen Sundainseln.<br />

Wir ankerten bei Padar und<br />

nahmen gerade eine Mahlzeit ein,<br />

als Gerti das Ufer durchs Seitenfenster<br />

rapide vorbeiwandern sah.<br />

Die Tide war gekentert und hatte<br />

den Anker rausgezupft, jetzt rauschten<br />

wir mit vier oder fünf Knoten<br />

auf steile Felswände zu.<br />

30 3/<strong>2022</strong>


ken<br />

Die Leute an der Westseite<br />

Halmaheras sind<br />

scheu, aber freundlich.<br />

FOTO: EJCATT/SHUTTERSTOCK.COM<br />

Blitzschnell starteten wir die Maschine<br />

und verlegten uns an das<br />

Nord ende von Rinca, wo wir uns mit<br />

zwei Ankern an die ebenfalls schräg<br />

abfallende Riffkante krallten. Mit<br />

solchen, meist lokal begrenzten Strömungen<br />

wurden wir schon seit Bali<br />

konfrontiert. Manchmal waren sie<br />

so kräftig, dass Taboo III trotz Segel<br />

und vollem Maschineneinsatz nicht<br />

vom Fleck kam und wir zum jeweiligen<br />

Kap oder zur Riffkante einen<br />

größeren Abstand einhalten mussten.<br />

An vielen kleinen Inseln vorbei<br />

schlängelten wir uns weiter nach<br />

Flores. Die karge und palmenlose<br />

Schönheit dieses Gebietes stand im<br />

krassen Gegensatz zu der sonst üblichen<br />

üppigen Vegetation der Tropen,<br />

obwohl wir uns nur acht Breitengrade<br />

südlich des Äquators befanden.<br />

ERSCHRECKEND ARM<br />

Kein Platz, an dem einem die Früchte<br />

in den Mund fallen, die allgemeine<br />

Dürre macht den Einwohnern das<br />

Leben schwer. Und die sind sowieso<br />

dünn gesät, weniger als zwei Prozent<br />

der indonesischen Bevöl kerung leben<br />

in dieser 1.500 km langen Inselkette<br />

Nusa Tenggara.<br />

Hier stießen wir auf erschreckend<br />

arme Leute, die nicht viel mehr als<br />

das Gewand am Leib, ein windschiefes<br />

Dach über dem Kopf und ein<br />

paar Hühner hatten, uns aber stolz<br />

ihre Gemüsegärten zeigten, ohne<br />

die sie wahrscheinlich schon längst<br />

verhungert wären.<br />

3/<strong>2022</strong> 31


Indonesien<br />

FOTO: LOIDA GONZALES<br />

WOLFGANG HAUSNER<br />

ist Weltumsegler,<br />

Schriftsteller und<br />

<strong>ocean7</strong>-Autor. Derzeit<br />

weilt er mit seiner<br />

Taboo III, einem<br />

18-Meter-Katamaran,<br />

auf den Philippinen<br />

und bietet individuelle<br />

Mitsegel gelegenheiten<br />

an.<br />

wolfgang-hausner.com<br />

Es war wieder eine Gelegenheit,<br />

Kleidung, Schuhe und Haushaltsgegenstände<br />

auf Taboo III auszumustern.<br />

Angesichts dieser bitteren<br />

Armut trennte sich Vaitea gerne<br />

von einigem Spielzeug.<br />

In dem kleinen Ort Labuan Bajo<br />

holte ich mir eine neue Port Clearance,<br />

was wider Erwarten freundlich<br />

und gebührenfrei erledigt wurde.<br />

Unsere nächsten Stopps waren<br />

danach einsame Buchten an der<br />

Nordküste von Flores, in denen bei<br />

Niedrigwasser Horden von langschwänzigen<br />

Affen das Riff nach<br />

Futter absuchten.<br />

Doch obwohl es uns hier gut<br />

gefiel, wollten wir gerade in dieser<br />

Gegend nicht zu lange verweilen.<br />

MANILA<br />

Philippinen<br />

TAMBOBO<br />

CEBU<br />

Hinatuan<br />

Passage<br />

So wie die meisten Taifune die Philippinen<br />

heimsuchen, wird keine<br />

andere Region der Welt so häufig<br />

von Erdbeben geplagt wie der indonesische<br />

Archipel. Im Februar<br />

rüttelte es kräftig auf Sumatra und<br />

kurz danach, während wir noch in<br />

Lombok waren, gab es ein Seebeben<br />

in der Teluk-Bucht von Sulawesi,<br />

gar nicht so weit nördlich von uns.<br />

Flores selbst ist als einer der instabilsten<br />

Flecken der Erde bekannt,<br />

es gibt 14 aktive Vulkane auf der<br />

Insel, die jährlich von Erdbeben<br />

geschüttelt wird. Zwei Jahre zuvor<br />

starben über 3.000 Menschen, als<br />

nach einem Tsunami riesige Flutwellen<br />

die Behausungen an der<br />

Küste überrollten.<br />

ZACKIG SALUTIERT<br />

Die Land- und Seebrise nützend<br />

segelten wir die Küste von Flores<br />

entlang und nahmen danach direkten<br />

Kurs auf Ambon. Zum ersten<br />

Mal seit langer Zeit machten wir<br />

wieder acht Knoten Fahrt, eine willkommene<br />

Abwechslung nach den<br />

häufigen Flauten der letzten Tage.<br />

Im Gegensatz zu den Sundainseln<br />

war auf den Molukken gerade Regenzeit.<br />

Während es wie aus Eimern<br />

schüttete, ankerten wir im Hafen<br />

von Ambon an einem Platz, der<br />

auch von lokalen Prahus frequentiert<br />

wurde. Es war eine Freude zuzusehen,<br />

wenn einer dieser Lastensegler,<br />

die alle keinen Motor hatten,<br />

unter Segel aus dem engen Platz<br />

manövriert wurde. Beim Besuch der<br />

Coast Guard wurde darauf hingewiesen,<br />

dass wir sehr nahe bei der<br />

Society ankerten. Damit waren das<br />

Pfahldorf und etwaige zwielichtige<br />

Elemente direkt vor uns gemeint.<br />

Kein Problem, wir konnten alles<br />

abschließen und sind normalerweise<br />

vor Einbruch der Dunkelheit<br />

wieder zurück an Bord. Die 7.000<br />

Volt des elektrischen Zauns, unser<br />

bester Schutz gegen unerwünschte<br />

Besucher, erwähnte ich nicht, konnte<br />

aber nicht umhin, meinen philippinischen<br />

Coast Guard Ausweis zu<br />

zücken. Daraufhin wurde jedes Mal<br />

beim Hafeneingang zackig salutiert.<br />

Ambon war einst Handelszentrum<br />

der Gewürzinseln. In der Stadt<br />

merkten wir nicht viel davon, aber<br />

auf Obi Latu sahen wir zum ersten<br />

Mal ganze Hügelseiten nur mit Nelkenbäumen<br />

bepflanzt. In der Nacht<br />

regnete es heftig, ein donnerartiges<br />

Grollen riss uns aus dem Schlaf.<br />

Morgens bemerkten wir, dass eine<br />

ganze Hügelseite abgerutscht war.<br />

Schuld waren die Rodungen für<br />

weitere Nelkenplantagen.<br />

FOTOS: WOLFGANG HAUSNER (1); LEILA NIKMAH (1), MUHAMMAD NURUDIN (1), DENIS MOSKVINOV (1), FAKHRI ANINDITA (1)/SHUTTERSTOCK.COM<br />

Sulusee<br />

Brunei<br />

Pazifik<br />

Celebessee<br />

Borneo<br />

Molukkensee<br />

Halmahera<br />

Obi<br />

Sulawesi<br />

Seramsee<br />

128° 10’ E<br />

Seram<br />

AMBON<br />

Papua<br />

Indonesien<br />

Bandasee<br />

ava<br />

Bali<br />

Lombok<br />

Floressee<br />

Komodo<br />

Flores<br />

Timor<br />

3° 42’ S<br />

Arafurasee<br />

Im Hafen von Ambon<br />

liegen Schutz und Gefahr<br />

eng beieinander.


Die lokalen Prahus<br />

sind Segler ohne Motor.<br />

„ In Indonesien sind Leute in offiziellen Funktionen<br />

geradezu süchtig nach abgestempelten Papieren.“<br />

Die lokale Armut gehört<br />

leider zum Alltag.<br />

KOPIERE UND TEILE<br />

An der Westseite von Halmahera<br />

pflügten wir nach Norden. Die<br />

wenigen Leute, die wir trafen,<br />

waren von sich aus zu scheu, um<br />

den Kontakt zu suchen, aber<br />

durchweg freundlich, sobald wir<br />

sie ansprachen. Allerdings war<br />

ich noch nie zuvor in einem Land<br />

mit solchen Verständigungsschwierigkeiten<br />

gewesen.<br />

Neben einsamen Buchten stießen<br />

wir eines Tages unvermutet<br />

auf ein größeres Dorf mit gemauerten<br />

Häusern und einer<br />

Moschee. Am Ufer spielten Kinder,<br />

andere paddelten in kleinen<br />

Kanus herum, hielten aber deutlich<br />

Abstand zu uns.<br />

Bei unserem Landbesuch verursachten<br />

wir einen Menschenauflauf.<br />

Die Siedlung war zwar<br />

abgelegen, hatte aber anscheinend<br />

Verbindung mit der Außenwelt.<br />

Mitten am Dorfplatz starrte<br />

eine große Satellitenschüssel in<br />

den Himmel. Ein alter Mann begrüßte<br />

uns höflich und geleitete<br />

uns zum Bürgermeister.<br />

Dort bekamen wir erst eine<br />

Tasse überzuckerten Tee vorgesetzt<br />

und nach einiger Zeit fragte<br />

er, ob wir irgendwelche Papiere<br />

hätten. Als er das C.A.I.T. mit<br />

den indonesischen Stempeln sah,<br />

wollte er es gleich behalten. Das<br />

war kein Problem, denn durch<br />

vorherige Vorfälle belehrt, hatte<br />

ich generell nur Kopien bei mir,<br />

die ich entbehren konnte.<br />

In Indonesien sind Leute in<br />

offiziellen Funktionen, und seien<br />

diese noch so bedeutungslos,<br />

geradezu süchtig danach, Dokumente,<br />

Bewilligungen oder abgestempelte<br />

Papiere zu sehen und<br />

Boards<br />

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Indonesien<br />

zu behalten. Am schlimmsten war<br />

der Hafenkapitän Hermanto auf<br />

Lombok, meine Mappe mit sämtlichen<br />

Papieren und noch mehr<br />

Kopien übte eine magische Anziehungskraft<br />

auf ihn aus. Jedes Mal,<br />

wenn ich etwas suchte, hatte auch<br />

er seine Finger drinnen, bis ich<br />

ihm draufklopfte.<br />

Mit den drei Dorfältesten stapften<br />

wir durch die Siedlung und<br />

kamen dann wieder beim Strand<br />

an. Sie sagten kein Wort, aber es<br />

war ihnen anzusehen, dass sie vor<br />

Neugierde brannten und liebend<br />

gern mitgekommen wären. Also<br />

luden wir sie ins Dingi und nahmen<br />

das Trio mit an Bord.<br />

Während wir an Deck saßen und<br />

ebenfalls Tee tranken, fragte mich<br />

prompt einer, ob er nicht auch so<br />

ein Papier wie der Bürgermeister<br />

haben könnte. Ich kramte gleich<br />

drei Kopien raus, eine für jeden.<br />

Vor unserer Abreise am nächsten<br />

Morgen kam noch einer von ihnen<br />

vorbei, um ein Geschenk für Vaitea<br />

und Früchte abzuliefern.<br />

Alles in allem sehr nette und<br />

überhaupt nicht aufdringliche<br />

Leute.<br />

BRECHER BIS ZUM MAST<br />

Schon seit einiger Zeit hatten wir<br />

leider eine konstante Meeresströmung<br />

genau gegen uns, die<br />

letztlich gute zwei Knoten betrug.<br />

Es war der Äquatorialstrom, der<br />

auf den philippinischen Archipel<br />

aufprallt und nach dem Süden<br />

abgelenkt wird.<br />

Oben: Einheimische bei der Reisernte. Unten links: Vaitea und der Dorfälteste. Unten rechts:<br />

Typische Einbaum-Boote der Region, die in mühevoller Handarbeit gefertigt werden.<br />

Zweimal ankerten wir an der<br />

Küste von Mindanao, bevor wir<br />

zum nördlichen Ende kamen<br />

und wieder die Abkürzung durch<br />

den Hinatuan Channel nahmen.<br />

Gerti meldete zwar Bedenken an,<br />

schließlich steckten wir dort zwei<br />

Jahre zuvor auf Grund starker entgegengesetzter<br />

Strömungen und<br />

eines nahenden Taifuns bis zum<br />

Mast in Brechern, die das Gurten-<br />

Trampolin am Vordeck aus der<br />

Halterung rissen.<br />

Aber dieses Mal war alles ruhig<br />

und nichts zu befürchten, Ende Juli<br />

ist zwar Taifun-Saison, doch der<br />

jetzige Wirbelsturm hatte gerade<br />

die Philippinen überquert und<br />

machte zurzeit das Südchinesische<br />

Meer unsicher.<br />

Zudem war jetzt ein feinmaschiges<br />

Netz im Bugbereich verspannt,<br />

das im Vergleich zum vorherigen<br />

Gurtengeflecht dem Wasser praktisch<br />

keinen Widerstand bot. Nach<br />

mehreren Stopps klarierten wir in<br />

Cebu City ein und segelten weiter<br />

nach Tambobo auf Negros, wo wir<br />

den Rest des nassen Südwest­<br />

Monsuns verbringen sollten. <br />

FOTOS: WOLFGANG HAUSNER (3), MOHAMMADRIDWAN/SHUTTERSTOCK.COM (1)<br />

„ Ende Juli ist zwar Taifun-Saison,<br />

aber dieses Mal war alles ruhig.“<br />

Taboo III vor Anker auf<br />

Mindanao, der zweitgrößten<br />

Insel der Philippinen.<br />

34 3/<strong>2022</strong>


Oldtimer mit Segeln<br />

SACHBUCH. Die Schönsten der Schönen,<br />

die Ehrwürdigsten der Alten:<br />

Das Fotobuch Festivals der Klassiker<br />

stellt die großen Regatten historischer<br />

Yachten in ganz Europa vor.<br />

Neben spektakulären Bildern von<br />

klassischen Segelyachten enthält der<br />

Band auch viele Tipps für alle, die<br />

mit dem Gedanken spielen, eine der<br />

nächsten Regatten<br />

gleich selbst zu<br />

besuchen.<br />

Nico Krauss: Festivals<br />

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Die Kraft der kalten Küste<br />

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Paolo Verzone, dreifacher Preisträger<br />

des prestigeträchtigen World<br />

Press Photo Awards, nach Spitzbergen,<br />

um die arktische Inselgruppe<br />

ins rechte Licht zu setzen.<br />

Der nun erschienene Bildband<br />

macht die geheimnisvolle Kraft der<br />

„Kalten Küste“ sichtbar und zeigt<br />

Leben, wo man es im Winter nicht<br />

für möglich halten sollte, angepasst<br />

an diese lebensfeindliche Natur, in<br />

Bildern voller fremdartiger Poesie.<br />

Paolo Verzone: Spitzbergen. Mit<br />

Texten von Martina Wimmer.<br />

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schwere Schiff vom Strande hebt.“<br />

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so poetisch wie der holländische<br />

Autor Mathijs Deen. Und keiner<br />

so spannend! In seinem neuesten<br />

Krimi Der Holländer geht es um<br />

einen toten Wattwanderer, um<br />

Kompetenz gerangel zwischen niederländischer<br />

und deutscher Polizei und<br />

natürlich um Dünen, Seegraswiesen,<br />

Muschelbänke,<br />

Möwengeschrei und den<br />

ewigen Wechsel zwischen<br />

Niedrig- und Hochwasser.<br />

Mathijs Deen: Der Holländer.<br />

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Glück und Unglück<br />

Pleiten, Pech<br />

36 3/<strong>2022</strong><br />

Unser Mittelmeer-Experte Markus Silbergasser,<br />

geb. 1969 in St. Johann im Pongau, ist leidenschaftlicher<br />

Fahrtensegler und Segelblogger mit<br />

über 40.000 Seemeilen Erfahrung im Kielwasser.


und Ratten<br />

Blitzschlag, davonschwebendes Leichtwindsegel, unerwünschte Bordtiere etc.: Wer eine Segelyacht<br />

besitzt, kann nicht nur von schönen Naturerlebnissen und Segelabenteuern, sondern auch von<br />

kleineren und größeren Malheurs erzählen. Unser Mittelmeer-Experte Markus Silbergasser<br />

berichtet, was ihm auf den letzten 10.000 Seemeilen auf seiner Yacht passiert ist und was man<br />

aus den Missgeschicken lernen kann.<br />

Fotos MARKUS SILBERGASSER, MONIKA HIERATH UND ROBIN OLU<br />

Mittlerweile besitzen meine<br />

Lebenspartnerin<br />

Monika und ich unsere<br />

Segelyacht Nambawan<br />

seit zehn Jahren, und in der Zeit<br />

haben wir mit ihr gut 30.000 Seemeilen<br />

im Mittelmeer zurückgelegt.<br />

Zu Beginn vorwiegend in der<br />

Adria und im Ionischen Meer, danach<br />

aber auch viele Meilen weiter<br />

östlich bis in die Ägäis oder westlich<br />

bis zum Alborán-Meer.<br />

Auch wenn die schönen Erlebnisse<br />

bei Weitem überwiegen, sorgt<br />

der Besitz eines Boots auch für<br />

Situationen, die mich not amused<br />

zurückgelassen haben. Beim Blättern<br />

durch die Logbücher der letzten<br />

drei Jahre, in denen wir rund<br />

10.000 Seemeilen unterwegs waren,<br />

stoße ich auf Ereignisse, die ich den<br />

Kategorien „Bosheit“ oder „Pech“<br />

zuordnen würde. Dazu gehören<br />

beispielsweise der in einer abgelegenen<br />

griechischen Ankerbucht<br />

gestohlene Außenbord-Motor des<br />

Dingis, die in einer andalusischen<br />

Marina entwendeten Kugelfender<br />

oder der Blitzschlag zu Saisonende<br />

des vorigen Jahres, unter dem die<br />

gesamte Bordelektrik gelitten hat.<br />

DAVONSEGELN<br />

Zum Glück hatten wir es in den<br />

letzten Jahren nicht mit vielen<br />

Ärgernissen zu tun, in die man<br />

mehr oder weniger unverschuldet<br />

hineingerät. Häufiger sind da<br />

schon die Bedienungsfehler oder<br />

einfach nur Unachtsamkeiten, die<br />

zu Scherereien führen.<br />

Beim Segeln an sich passieren<br />

Fehler meist nur, wenn Skipper<br />

oder Crew außerhalb ihrer Komfortzone<br />

weilen oder nur kurz<br />

unaufmerksam sind. Auf einer<br />

Da tat das Vorwindsegel<br />

noch, was es sollte.<br />

Die Yacht als Wäscheleine: 100 m²<br />

Tuch wollen getrocknet werden.<br />

längeren Passage mit achterlichem<br />

Wind zum Beispiel hat einmal das<br />

Großsegel im Bereich der Salinge<br />

schamfilt. Wir hatten einfach die<br />

Großschot zu weit gefiert, sodass<br />

das Segeltuch Tag und Nacht mit<br />

der Saling Kontakt hatte und sich<br />

dadurch das robuste Tuch abscheuerte.<br />

Ich konnte die kleinen<br />

Unser sizilianischer Freund Salvatore half<br />

uns schließlich, das Segel zu warten.<br />

3/<strong>2022</strong> 37


Wenn die See rauer wird und die Yacht krängt, sollten etwaige Festmacherleinen an Deck verzurrt sein.<br />

Löcher im Großsegel bis zum Saisonende<br />

mit einem Segeltape provisorisch<br />

stopfen, bis es dann über<br />

das Winterhalbjahr von einem professionellen<br />

Segelmacher fachgerecht<br />

repariert wurde.<br />

Einen größeren Schreck bekamen<br />

wir, als wir von Ustica auf<br />

dem Weg nach Alicudi gemütlich<br />

mit achterlichem Wind unter Wing<br />

aker unterwegs waren. Plötzlich<br />

löste sich das gesamte Leichtwindsegel<br />

vom Masttop und schwebte<br />

quasi in Zeitlupentempo ins Wasser.<br />

Wie ich später feststellte, war<br />

der Block (Umlenkrolle) am Masttop<br />

gebrochen. Wir haben schnell<br />

reagiert, das Boot in den Wind gedreht<br />

und konnten danach das<br />

leichte und dünne Segeltuch unbeschädigt<br />

aus dem Wasser ziehen.<br />

Das Trocknen an Deck gestaltete<br />

sich schwierig, mussten wir doch<br />

sehr achtgeben, dass uns der Wind<br />

nicht unter das 100 m² große Segel<br />

fährt und es wieder zurück ins<br />

Wasser weht. Eine Woche später<br />

in Sizilien half uns unser Freund<br />

und Segelmacher Salvatore, das<br />

Vorwindsegel nochmals ordentlich<br />

mit Süßwasser zu reinigen und danach<br />

gut durchzutrocknen, damit<br />

wir in Zukunft keine Stockflecken<br />

im Segel haben.<br />

FESTMACHER FESTMACHEN!<br />

Nicht immer hatten wir das Glück,<br />

über Bord gegangene Ausrüstung<br />

zu bergen. So mussten wir lernen,<br />

dass es keine gute Idee ist, sich<br />

gleich nach Auslaufen aus dem<br />

Hafen mit befreundeten Yachten<br />

ein Rennen zur nächsten Ankerbucht<br />

zu liefern und dabei die<br />

Festmacherleinen zum Trocknen<br />

ungesichert an Deck zu legen.<br />

Wie so oft mussten wir aufkreuzen,<br />

zuerst bei moderatem Wind,<br />

der aber immer stärker wurde,<br />

sodass wir immer mehr krängten.<br />

Eigentlich wäre es schon längst<br />

Zeit zum Reffen gewesen, aber<br />

wie heißt es doch so schön: „Wer<br />

refft, verliert.“ Immer wilder ritten<br />

wir dem Ziel entgegen – die Böen<br />

wurden stärker und intensiver, bis<br />

ich plötzlich den säuberlich aufgeschossenen<br />

Festmacher übers<br />

Deck ins Wasser fallen sah.<br />

Bei über 100 Meter Wassertiefe<br />

haben wir den schnell untergehenden<br />

Festmacher auch nach einem<br />

sofort eingeleiteten Quickstopp-<br />

Manöver nicht mehr finden können.<br />

Die gesamten Festmacher<br />

zum Trocknen<br />

aufgelegt.<br />

„ Immer wilder ritten wir dem Ziel entgegen – die<br />

Böen wurden stärker und intensiver, bis ich plötzlich<br />

den säuberlich aufgeschossenen Festmacher<br />

übers Deck ins Wasser fallen sah.“<br />

38 3/<strong>2022</strong>


Auch beim Ankern in engen Naturbuchten mit<br />

Bug anker und Heckleinen kann das Nachbarboot<br />

für Schäden sorgen …<br />

Wenn<br />

Anspruch auf<br />

Erfahrung<br />

und Auswahl<br />

trifft…<br />

dann finden Sie die<br />

passende Yacht.<br />

Mit Master Yachting<br />

Select.<br />

Seitdem werden bei mir an Bord<br />

die zum Trocknen aufgelegten<br />

Festmacherleinen immer an Deck<br />

verzurrt und auch bei Match-Races<br />

die Segel früher gerefft …<br />

… zum Beispiel die Halterung und das<br />

Steuerkabel der Windanlage beschädigen.<br />

ANKERSALAT<br />

Vor Anker haben wir über die Jahre<br />

natürlich auch einiges erlebt. Vor<br />

allem, da wir bei unseren Reisen<br />

die Nächte zu über 90 % vor Anker<br />

verbringen, am liebsten an gut geschützten<br />

und möglichst einsamen<br />

Buchten. Diese findet man natürlich<br />

nicht immer, daher müssen wir<br />

hin und wieder Erschwernisse in<br />

Kauf nehmen, wie ungemütlichen<br />

Schwell oder Starkwind, wo dann<br />

sicherheitshalber auch Ankerwache<br />

gehalten wird.<br />

In beliebten und dann meist<br />

überfüllten Ankerbuchten ist man<br />

gezwungen, auf die Nachbarboote<br />

aufzupassen, die ihre Anker oft<br />

nicht richtig einfahren oder viel zu<br />

wenig Kette stecken, weshalb deren<br />

Anker früher oder später slippen.<br />

Meist passiert das leider erst in der<br />

Nacht, dann muss zuerst einmal<br />

der Skipper samt Crew lautstark<br />

und/oder mit Lichtzeichen geweckt<br />

SY Nambawan<br />

Hersteller<br />

Beneteau<br />

Typ Oceanis 400<br />

Material<br />

Länge<br />

Breite<br />

Tiefgang<br />

Motor<br />

zugelassen für<br />

GFK<br />

11,85 m<br />

3,95 m<br />

1,70 m<br />

Yanmar 4JH2E, 50 PS<br />

weltweite Fahrt (FB4)<br />

Markus Silbergasser hat auf seiner SY Nambawan auch Platz für<br />

Mitsegler. Bei den Törns wechseln sich Segeln, Baden, Wandern und<br />

Land-und-Leute-Erkunden ab. Heuer gibt es noch freie Kabinen/Kojen<br />

für Törns in Griechenland:<br />

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Ihr Traumtörn.<br />

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Glück und Unglück<br />

Wir segeln dem aufziehenden<br />

Gewitter<br />

einfach davon.<br />

Beim Blitzeinschlag<br />

erlosch fast die ganze<br />

Bordelektronik.<br />

Umfangreiche Reparaturen<br />

nach dem Blitz.<br />

Leider habe ich nach dem Rattenfang<br />

wie befürchtet einige angekaute<br />

oder sogar durchgebissene<br />

Kabel gefunden. Unglaublich, welch<br />

großen Schaden ein einziges Nagetier<br />

in kürzester Zeit an Bord anrichten<br />

kann. Mehrpoliges Kabel<br />

des Funkgeräts, der Standheizung<br />

und des Motor-Kabelstrangs angebissen,<br />

Kabel und Sicherungselement<br />

vom Navtex sogar ganz abgebissen.<br />

Viel Zeit beanspruchte auch<br />

der restliche Check aller weiteren<br />

Systeme und Leitungsführungen.<br />

Spuren von Urin und Kot waren<br />

vom Bug bis in den Heckbereich zu<br />

finden und mühsam zu beseitigen.<br />

So ein kleines Nagetier kann einen<br />

da schon fast in den Wahnsinn<br />

treiben – und im schlimmsten Fall<br />

das Boot sogar zum Sinken bringen.<br />

Eine Ratte an Bord fangen sich<br />

übrigens weit mehr Segler ein, als<br />

man glauben möchte.<br />

Eine Woche lang hielt<br />

mich die Ratte auf Trab.<br />

Appetit hatte sie auf<br />

Stromkabel aller Art.<br />

werden, damit man auf die drohende<br />

Gefahr hinweisen kann.<br />

In ganz engen Buchten, wo man<br />

bis zum Abend quasi Boot an Boot<br />

wie in einem Hafen liegt, ist ein<br />

Ankersalat programmiert. Auf solchen<br />

Spots bin ich dann oft stundenlang<br />

im Einsatz, um unerfahrenen<br />

Kollegen zu helfen, sich von<br />

fremden Ankerketten wieder zu<br />

befreien. Kurz gesagt geht das so:<br />

Eine am Bug befestigte Leine unter<br />

der fremden Ankerkette vom Nachbarboot<br />

durchziehen, das freie<br />

Leinenende dicht nehmen und an<br />

der zweiten Bugklampe belegen.<br />

Nun den eigenen Anker so weit ablassen,<br />

bis man ihn von der Ankerkette<br />

des Nachbarn befreit hat. Nun<br />

kann man den eigenen Anker an<br />

Bord nehmen und im Anschluss<br />

eines der Leinenenden öffnen, um<br />

die Kette des Nachbarn wieder fallen<br />

zu lassen. Klingt alles einfacher,<br />

als es dann oft ist, ich weiß …<br />

NAGEN UND JAGEN<br />

Im Hafen bzw. in der Marina<br />

glaubt man oft, sehr sicher zu sein,<br />

aber auch hier lauern Gefahren. So<br />

hatte ich mir zu Saisonende letzten<br />

Jahres in Almerimar/Südspanien<br />

eine Ratte an Bord eingefangen.<br />

An Bord gekommen dürfte sie<br />

vermutlich über die Heckleinen<br />

sein. Eine ganze Woche lang<br />

beschäftigte mich der Nager, bis<br />

ich ihn endlich fangen konnte.<br />

„ Unglaublich, welch großen Schaden ein einziges<br />

Nagetier in kürzester Zeit an Bord anrichten kann.“<br />

SCHAUKELSCHADEN<br />

Eine weitere kleine Hafengeschichte,<br />

die man auch fast für unmöglich<br />

halten möchte: Letzten Herbst im<br />

Hafen von Adamas auf der Kykladeninsel<br />

Milos baute sich am<br />

Abend ein so starker Schwell im<br />

Naturhafen auf, dass uns unser<br />

Bootsnachbar mit deutlich größerer<br />

Segelyacht mit deren Achter stag<br />

unsere Windanlage am Masttop<br />

beschädigte.<br />

Dabei wurde durch die rollenden<br />

Yachten das Steuerkabel unserer<br />

Windanlage abgetrennt. Dass das<br />

nicht mehr funktioniert, haben wir<br />

natürlich erst am nächsten Tag auf<br />

offener See festgestellt. Auch hier<br />

hatten wir nach dem römischkatholischen<br />

Anlegemanöver mit<br />

Bug anker und Heckleinen (wie<br />

in Griechenland üblich) darauf<br />

geachtet, dass sich beim Aufschaukeln<br />

der Yachten die Riggs nicht<br />

verheddern können.<br />

Dass auch ein Achterstag eines<br />

liegenden Nachbarschiffs einen<br />

derartigen Schaden verursachen<br />

kann, hätte ich bis dato wirklich<br />

nicht erwartet.<br />

<br />

40 3/<strong>2022</strong>


FOTO: ANDREA MUSCATELLO<br />

Magonis sammelt<br />

Wasser stoff-Erfahrung.<br />

GREEN MILE<br />

Tipps, Trends & Neuheiten<br />

Stoff der Zukunft<br />

BRENNSTOFFZELLE. Zumindest bei<br />

PKW scheint das Match Elektro-Antrieb<br />

versus Brennstoffzelle zugunsten<br />

Ersterem entschieden zu sein. Die Wasserstoff-Brennstoffzellen-Technologie<br />

könnte aber dort, wo große Reichweiten<br />

entscheidend sind, trotzdem noch<br />

Zukunft haben. So ist jetzt Magonis,<br />

der in Barcelona ansässige Hersteller<br />

von reinen Elektrosportbooten, eine<br />

Partnerschaft mit IREC, dem katalanischen<br />

Institut für Energieforschung,<br />

und Eurecat, dem Technologiezentrum<br />

von Katalonien, eingegangen, um eine<br />

maßgeschneiderte Wasserstoff-Brennstoffzellen-Technologie<br />

für seine künftige<br />

Flotte zu entwickeln.<br />

è www.magonisboats.com<br />

Sonnenkleid<br />

SOLARKAT. Auf der Dubai Inter na tional<br />

Boat Show Mitte März fei erte die<br />

Sunreef 80 Eco Weltpremiere und<br />

demonstrierte, wie viele Solarzellen<br />

auf einem 24 Meter langen Katamaran<br />

untergebracht werden können, wenn<br />

beinahe die gesamte Außenfläche damit<br />

bepflastert wird, also auch Rumpf, Aufbauten,<br />

Mast und Baum. Der Luxus-Kat<br />

kommt auf stolze 164 m² Solarzellen,<br />

die bis zu 32 kWp erzeugen.<br />

Gespeichert wird der Strom in Batterien<br />

mit einer Kapazität von 300 kWh.<br />

Zur Stromgewinnung dienen neben der<br />

Sonne ein Hydrogenerator, der beim<br />

Segeln Strom erzeugt, und – man weiß<br />

ja nie – zwei Dieselgeneratoren.<br />

è www.sunreef-yachts-eco.com<br />

Die Sunreef 80 Eco mag viel Sonne.<br />

Meilen und Müll sammeln<br />

ÖKOLOGISCHE TÖRNS. Der deutsche Reiseveranstalter<br />

Sailwithus organisiert seit letztem Jahr mit<br />

seinen Green-Ahoi-Törns Segelreisen, die unter dem<br />

Motto Nachhaltigkeit und Meeresschutz stehen. Bei<br />

den Kroatien-Törns wird natürlich gesegelt, aber bei<br />

jedem Ankerstopp in den Buchten auch Müll gesammelt.<br />

Dabei wird ein Teil der Erlöse, die in der Woche<br />

zustande kommen, in Zusammenarbeit mit Plastic<br />

Ocean Europe an ein Bildungsprojekt gespendet.<br />

è www.sailwithus.de<br />

Segeln und saubermachen<br />

mit Sailwithus.<br />

www.white-wake.com<br />

RYA YACHTMASTER<br />

OFFSHORE IN KROATIEN<br />

22.–29. Oktober / 29. Oktober–5. November <strong>2022</strong><br />

Es muss nicht unbedingt England sein!<br />

Man kann die begehrte Yachtmaster-Ausbildung der Royal<br />

Yachting Assiciation inkl. Prüfung auch im Mittelmeer<br />

absolvieren! Bist du bereit? Dann begleite uns für eine<br />

Woche auf See ab Primošten zur Vorbereitung mit<br />

anschließender Prüfung zum RYA Yachtmaster Offshore!<br />

www.white-wake.com/yachtmaster-offshore<br />

Julius-Berger-Gasse 20<br />

1170 Wien<br />

+43 664 88360842<br />

www.white-wake.com


Alles was Recht ist<br />

FOTO: SEW CREAM/SHUTTERSTOCK.COM<br />

Orientierungshilfen<br />

oder Irrlichter?<br />

Sterne hier, Daumen runter dort, Unabhängigkeitsbekundungen allüberall: Den Durchblick<br />

in der Fülle an Bewertungssystemen zu bekommen, ist speziell für Charterer nicht leicht.<br />

Die Charterbranche ist trotz<br />

Ukraine-Krise guter Dinge.<br />

Von Kundenseite ist jedoch<br />

wieder etwas Verunsicherung in<br />

Bezug auf die allgemeine wirtschaftliche<br />

Entwicklung zu bemerken. So<br />

mancher Charterer hatte ja schon<br />

im Vorjahr hinsichtlich seiner Vorauszahlungen<br />

für <strong>2022</strong> Bedenken.<br />

Denn einem Charterkunden ist es<br />

nahezu unmöglich, eine objektive<br />

und vor allem umfassende Qualitätsbewertung<br />

– sowohl der Charteragenturen<br />

als auch der Flottenbetreiber,<br />

die ja nicht alle ihren Sitz in<br />

Österreich oder in der EU haben –<br />

zu bekommen.<br />

Das war die Stunde der Qualitätssiegel.<br />

Aber welche Bewertungen<br />

sind eine echte Orientierungshilfe?<br />

Hier ein Versuch einer Bewertung<br />

von Bewertungen. Dabei ist grundsätzlich<br />

von drei Betrachtungsweisen<br />

auszugehen:<br />

1. die der wirtschaftlichen<br />

Sicherheit des Anbieters,<br />

2. die der Qualität des Services<br />

sowohl der Agentur als auch des<br />

Flottenbetreibers,<br />

3. die der allgemeinen Bewertungen<br />

im Internet, wie wir sie auch<br />

aus anderen Branchen kennen.<br />

Wir wollen als Beispiel einige<br />

Bewerter, die sich dieser Aufgabe<br />

widmen und sich in der Charterbranche<br />

engagieren, in beliebiger<br />

Reihenfolge näher betrachten:<br />

Internetbewertungen haben<br />

eine eingeschränkte objektive Aussagekraft,<br />

weil sie vom Bewerteten<br />

selbst beeinflusst werden können.<br />

Tripadvisor kommt aus der<br />

Tourismusbranche, wo man mit allgemeinen<br />

Bewertungen anhand von<br />

vergebenen Sternen einen ersten<br />

Eindruck von einem Unternehmen,<br />

das Segelreisen veran staltet, gibt.<br />

Wobei nach unserer Erkenntnis<br />

auf die besondere Thematik eines<br />

Yachtcharters nicht spezifisch eingegangen<br />

wird. Wiewohl jeder<br />

Skipper weiß, dass sich zumindest<br />

der Bareboat-Charter einer Yacht<br />

deutlich von der Miete z. B. eines<br />

Hotels oder Autos unterscheidet.<br />

Trustpilot hat zumindest eine<br />

eigene Kategorie „Yacht-Charter“<br />

und über Key Words können bestimmte<br />

Kriterien wie „Sauberkeit<br />

der Yacht“ gecheckt werden. Wie<br />

weit für den Skipper Bewertungen<br />

à la „Top Team“ oder „perfect and<br />

nice boat“ eine wirkliche Orientierungshilfe<br />

sind, ist fraglich.<br />

FRIEDRICH SCHÖCHL<br />

ist Skipper, Erfinder<br />

der Skipper-Haftpflichtversicherung<br />

und Gründer der Versicherungsgesellschaft<br />

Yacht-Pool.<br />

kolumne@<strong>ocean7</strong>.at<br />

FOTO: YACHT-POOL<br />

Eine Beurteilung der wirtschaftlichen<br />

Sicherheit ist durchgehend nur<br />

schwer abzuleiten und es wird auch<br />

nicht versucht, diese zu bewerten.<br />

Trotzdem haben diese Bewertungsmechanismen<br />

einen hohen<br />

Durchdringungsgrad, weil sich<br />

kein Charterunternehemen diesen<br />

Rezensionen entziehen kann.<br />

Euminia und YachtCheck<br />

gehen da schon deutlicher auf die<br />

relevanten Besonderheiten des<br />

Chartergeschäfts ein. Insbesondere<br />

Euminia entwickelte ein interessantes<br />

Bewertungssystem, indem<br />

sie dem Skipper auf der Basis ein<br />

Smartphone zur Verfügung stellte,<br />

mit dem er zeitnah und anonym<br />

eine Bewertung des Schiffes nach<br />

einem vorgegebenen Fragenkatalog<br />

im Rahmen des Check-out (an<br />

Bord der Yacht oder im Büro des<br />

Vercharterers) vornehmen kann.<br />

Dabei können Sauberkeit des<br />

Schiffes, Preis-Leistungs-Verhältnis,<br />

Service, Übergabe und Einführung<br />

in das Handling der Yacht beurteilt<br />

werden. Über die wirtschaftliche<br />

Sicherheit eines Flottenbetreibers<br />

kann damit aber ebenfalls keine entsprechende<br />

Aussage getroffen werden.<br />

Eine Frage, die für manchen<br />

42 3/<strong>2022</strong>


Alles was Recht ist<br />

FOTO: MAX TOPCHII/SHUTTERSTOCK.COM<br />

Bei achtsamer Vorbereitung steht einem sicheren und unbeschwerten Yachtcharterurlaub nichts im Wege.<br />

Skipper in Zeiten wie diesen allerdings<br />

von relevanter Bedeutung sein<br />

kann. Die allgemeine Zufriedenheit<br />

mit der Serviceleistung des Flottenbetreibers<br />

kann mit diesem System<br />

aber doch recht gut dokumentiert<br />

werden.<br />

VDC, der Verband deutscher<br />

Charterunternehmen, hat in Verbindung<br />

mit E.I.S Insurance ein<br />

Absicherungssystem eingeführt,<br />

das diesem Bedürfnis nahekommt<br />

und mit dem eine Absicherung der<br />

Anzahlungen angeboten wird. Die<br />

versprochene Absicherung der vorausgezahlten<br />

Charter-Anzahlung<br />

erfolgt aufgrund des Vermittlers<br />

E.I.S Insurance, Angaben gemäß<br />

einem slowenischen Versicherer,<br />

der letztlich der Leistungsträger ist<br />

und im Ernstfall die Leistung zu<br />

erbringen hat. Auf Bonitätsprüfung<br />

und somit die wirtschaftliche Beurteilung<br />

der versicherten Firmen<br />

wird verzichtet. Der slowenische<br />

Versicherer beschränkt dafür die<br />

Gesamtleistung aller Schäden eines<br />

Jahres je Agentur bzw. Flottenbetreiber<br />

generell auf insgesamt<br />

100.000 Euro (Kumulgrenze).<br />

Das kann dazu führen, dass bei<br />

Überschreiten dieses Betrags die<br />

Leistung für den einzelnen Betroffenen,<br />

entsprechend der Höhe dieser<br />

Überschreitung, anteilig gekürzt<br />

wird. Das bedeutet, dass der Betroffene<br />

in diesem Fall zu seiner Überraschung<br />

nur einen entsprechend<br />

kleineren Teil seines Schadens ersetzt<br />

bekommt.<br />

Dazu muss man wissen, dass bei<br />

einer vorsichtig geschätzten durchschnittlichen<br />

Charter von 3.000<br />

Euro und einer Mindestanzahlung<br />

von 33 % diese gedeckelte Kumulgrenze<br />

von 100.000 Euro bei einer<br />

kleinen Charterfirma mit z. B. nur<br />

20 Schiffen und einer Auslastung<br />

von nur 20 Wochen bereits bei<br />

einem Viertel der versicherten<br />

Charterflotte erreicht ist, bei einem<br />

Flottenbetreiber mit 40 Schiffen bei<br />

einem Achtel usw.<br />

Dabei sind die 20 Wochen sowie<br />

die Anzahlung, die oft bei 50 %<br />

liegt, vorsichtig gerechnet. Ebenso<br />

vorsichtig die Annahme, dass die<br />

Pleite dann erfolgt, solange nur die<br />

Anzahlungen geleistet sind. Ist bereits<br />

die gesamte Charter bezahlt,<br />

verschlechtert sich das Verhältnis<br />

umso mehr. Darüber wird der<br />

Charterkunde aber ohnehin von<br />

jeder seriösen Agentur, die sich<br />

ihrer Beratungspflicht bewusst ist,<br />

im Vorfeld aufgeklärt.<br />

FAIRE GESAMTLEISTUNG<br />

Yacht-Pool geht mit seinem Qualitätssiegel<br />

CHECKED & TRUSTED<br />

einen völlig anderen Weg. Denn<br />

dieses Siegel, um das sich jeder<br />

Vercharterter bewerben kann, wird<br />

grundsätzlich nur an Firmen vergeben,<br />

die vor allem eine jährliche<br />

Überprüfung ihrer wirtschaftlichen<br />

Verhältnisse zulassen. Somit ist das<br />

Yacht-Pool Qualitätssiegel immer<br />

nur beschränkt auf das Jahr, das auf<br />

dem Qualitätssiegel angegeben ist.<br />

Diese strenge Bonitätsprüfung erachten<br />

wir für unerlässlich, weil wir<br />

der Überzeugung sind, dass es mit<br />

dem Ersatz der verlorenen Charterzahlung<br />

allein nicht getan ist. Weil<br />

darüber hinaus damit eine Reihe<br />

von Folgeproblemen verbunden<br />

sind, wie das Risiko, ein Ersatzschiff<br />

zu finden, verlorene Urlaubstage,<br />

Rückreisekosten u.v.m.<br />

Ziel muss deshalb sein, das Risiko<br />

des Ausfalls einer Charter vorsorglich<br />

zu minimieren. Diese Lehre hat<br />

Yacht-Pool als Pionier und Erfinder<br />

des Yacht-Pool Sicherungsscheins<br />

aus eigener Erfahrung aus der Pleite<br />

von BluBalu gezogen. BluBalu hat<br />

770 Skippern mit ihren Crews den<br />

Charterurlaub geraubt und einen<br />

Schaden von rund einer Million<br />

Euro verursacht, was von Yacht-<br />

Pool in Kooperation mit seinem<br />

deutschen Versicherer rasch und<br />

unbürokratisch ersetzt wurde.<br />

Mit Rücktritt Plus von Yacht-<br />

Pool werden für geprüfte Firmen<br />

sowohl der Ausfall der Charter yacht<br />

wegen Zahlungsunfähigkeit der<br />

Charterfirma als auch die Rücktrittskosten<br />

– einschließlich Corona­<br />

Erkrankung des Charterers und<br />

seiner Crew – übernommen. Eine<br />

Einschränkung der Gesamtleistung<br />

des Versicherers oder eine<br />

Beschränkung der Versicherung<br />

bezüglich der Höhe der Anzahlung<br />

gibt es nicht. Die Versicherungsleistung<br />

beträgt 80 % der Gesamtcharter<br />

oder mehr, wenn ein optionaler<br />

niedriger Selbstbehalt gewählt wird.<br />

Überprüft wird von Yacht-Pool<br />

übrigens nicht nur die Bonität, sondern<br />

auch das sonstige Geschäftsgebaren<br />

wie z. B. Einbehaltepolitik von<br />

Kautionen. Denn mit CHECKED &<br />

TRUSTED wird von den Charterern<br />

auch eine faire Gesamtleistung erwartet.<br />

Ein möglicher Grund, warum<br />

das Qualitätssiegel trotz ausreichender<br />

Bonität in manchen Fällen<br />

nicht ausgegeben werden kann. <br />

3/<strong>2022</strong> 43


FOTO: SSUAPHOTOS/SHUTTERSTOCK.COM<br />

genützt werden. Photovoltaik<br />

und solarthermische<br />

Anlagen werden überwiegend<br />

auf dem Festland<br />

errichtet, dagegen sind<br />

Windräder zunehmend im<br />

Offshore-Bereich mancher<br />

Meeresküsten zu finden.<br />

Green Energy for Blue Economy<br />

Offshore-Wind<br />

Sonne und Wind können für<br />

saubere Energiegewinnung<br />

Blue Economy“. Unterschiedliche<br />

Organisationen verwenden<br />

unterschiedliche<br />

Definitionen für diesen Begriff.<br />

Die Europäische Kommission<br />

versteht darunter alle wirtschaftlichen<br />

Aktivitäten in Bezug auf Ozeane,<br />

Meere und Küsten. Das umfasst<br />

konventionelle Wirtschaftszweige<br />

wie Fischerei, Aquakultur, Seeverkehr,<br />

Tourismus und traditionelle<br />

Nutzungen mariner Ressourcen.<br />

Dazu kommt die Anwendung neuer/künftiger<br />

Technologien wie Bergbau<br />

am Meeresboden und Energiegewinnung<br />

durch Windräder.<br />

Der Meeresbodenbergbau ist mit<br />

massiven Schädigungen der Tiefseeböden<br />

verbunden. Die Windparks<br />

vor den Meeresküsten wecken<br />

dagegen Hoffnungen, auf diese Weise<br />

große Mengen elektrischer Energie<br />

auf umweltfreundliche Art und<br />

Weise erzeugen zu können.<br />

WASSERSTOFF AUS<br />

GRÜNEM STROM<br />

Wasserstoff gilt als ein Hoffnungsträger<br />

der Energiewende, weg von<br />

Öl, Gas und Kohle, hin zu umweltfreundlichen<br />

Energieträgern. Die<br />

Herstellung von Wasserstoff durch<br />

Elektrolyse ist allerdings energieaufwendig<br />

und hat nur Sinn, wenn<br />

der dazu benötigte Strom CO 2 -arm<br />

produziert wird. Damit kommen<br />

Windkraftanlagen ins Spiel.<br />

44 3/<strong>2022</strong>


„Blue Economy“ ist ein Begriff aus der Ökonomie, der sich<br />

im weitesten Sinn auf die Nutzung der Meere bezieht. „Green<br />

Energy“ ist eine unscharfe Bezeichnung für Energie, die mit<br />

umweltfreundlicher Technologie gewonnen wird. Wie kontrovers<br />

dieser Begriff ist, zeigt die aktuelle Taxonomie der EU, in der<br />

Kernenergie und Erdgas als grüne Energieformen gelten sollen.<br />

„Offshore-Windparks“ tragen in ihrem Namen ein mögliches<br />

Missverständnis. Sie sind nämlich nicht im offenen Meer, sondern<br />

in Bereichen der Kontinentalschelfs. Die Vor- und Nachteile<br />

dieser marinen Windparks sollen hier untersucht werden.<br />

Text REINHARD KIKINGER<br />

parks<br />

Gegen deren massiven Ausbau an<br />

Land gibt es aus ästhetischen, ökologischen<br />

und anderen Gründen oft<br />

heftigen Widerstand aus der Bevölkerung.<br />

Es liegt also nahe, solche<br />

Windparks in Regionen zu verlegen,<br />

wo es kaum Widerstand von Anrainern<br />

gibt, genügend Fläche vorhanden<br />

ist und wo vor allem stetiger<br />

Wind für einen guten Wirkungsgrad<br />

der Anlagen sorgt. Diese Voraussetzungen<br />

erfüllt der Kontinentalschelf<br />

vieler Meeresküsten. Der Schelf<br />

ist flach genug, um hier auf großen<br />

Flächen Windparks zu errichten,<br />

die weit genug vom Festland entfernt<br />

sind, um Küsten bewohner<br />

weder akustisch noch optisch allzu<br />

sehr zu stören.<br />

GRÜNDUNG DER WINDRÄDER<br />

Moderne Windräder haben gewaltige<br />

Dimensionen, wobei Offshore-<br />

Windräder größer sind als landbasierte<br />

Anlagen. Neu entwickelte<br />

Offshore-Windräder erreichen Rotordurchmesser<br />

bis 220 Meter, ihre<br />

Nennleistung beträgt mehr als zehn<br />

Megawatt. Transport, Montage und<br />

Verankerung dieser Riesenanlagen<br />

sind dementsprechend aufwendig.<br />

Ähnlich wie Bohrinseln können<br />

Windräder mit speziellen Fachwerkkonstruktionen<br />

auf den Meeresboden<br />

gestellt werden. Oder es werden<br />

Pfähle in den Grund gerammt, die<br />

dann die Windräder tragen. Erprobt<br />

werden auch schwimmende Offshore-Fundamente<br />

mit großen Auftriebskörpern,<br />

Schwerlast-Anker<br />

halten das System in Position.<br />

GROSSE AUSBAUPLÄNE<br />

Vor Schottland und in der Nordund<br />

Ostsee sind große Offshore-<br />

Windparks geplant, Helgoland<br />

könnte zu einem Zentrum der<br />

europäischen Wasserstoffversorgung<br />

werden. Das Bundesamt für Seeschifffahrt<br />

und Hydrographie (BSH)<br />

ist die zentrale maritime Behörde<br />

Deutschlands. Neben den klassischen<br />

Aufgaben aller Aspekte der<br />

Seeschifffahrt und der nautischen<br />

Hydrographie kommen zunehmend<br />

Aufgaben als Genehmigungs- und<br />

Überwachungsbehörde für Offshore-<br />

Windenergieanlagen dazu.<br />

Bei deren Errichtung und Betrieb<br />

ist auf die Vereinbarkeit von Schutz<br />

und Nutzung der Meere zu achten.<br />

Dafür bedarf es umfangreicher<br />

wissenschaftlicher Forschung und<br />

Datenerhebung. Ein Beispiel dafür<br />

ist der Aufbau eines Schallmessnetzes<br />

in Nord- und Ostsee zur<br />

Aufzeichnung für Impulsschall,<br />

der zum Beispiel beim Einsatz von<br />

Rammen im Meeresboden entsteht.<br />

ZUSÄTZLICHE UNTERWASSER-<br />

SCHALLBELASTUNG<br />

Während des Betriebes der Windräder<br />

erzeugen die Rotoren durch<br />

Vibrationen der Trägerkonstruktion<br />

tieffrequenten Unterwasserschall.<br />

Messungen des BSH haben ergeben,<br />

dass dieser Schall schon in geringer<br />

Entfernung der Anlage nicht mehr<br />

3/<strong>2022</strong> 45


Energie-Wende<br />

Die Grafik zeigt schematisch<br />

die stromabführenden<br />

Seekabel.<br />

Sie führen zu Offshore-<br />

Umspann- und Konverter-Stationen<br />

und von<br />

dort an Land. Anders<br />

als in der Grafik dargestellt,<br />

müssen die<br />

Unterwasser-Seekabel<br />

im Meeresgrund vergraben<br />

sein. Das vermindert<br />

die Auswirkungen<br />

ihrer elektromagnetischen<br />

Felder auf die<br />

marine Umwelt und<br />

schützt die Kabel vor<br />

Beschä digungen.<br />

Die Gründung der Windräder erfolgt<br />

durch massive Stahlkonstruktionen,<br />

die auf den Meeresgrund gestellt<br />

werden. Oder es werden Pfähle<br />

als Träger der Windräder tief in<br />

den Meeresboden gerammt. Diese<br />

Strukturen bieten Aufwuchsflächen<br />

für eine reichhaltige Gemeinschaft<br />

mariner Organismen. Allerdings<br />

werden möglicherweise<br />

auch Spurenmetalle aus dem<br />

Korrosionsschutz freigesetzt.<br />

Spezialschiffe sind erforderlich,<br />

um die Offshore-Windräder<br />

zu montieren. Sie können sich<br />

hydraulisch aus dem Wasser<br />

heben und sind in dieser Position<br />

durch ihr Eigengewicht eine<br />

stabile Arbeitsplattform, die vom<br />

Seegang unabhängig ist. Mittels<br />

Schwerlastkran werden die<br />

Windräder in Wassertiefen von<br />

15–40 m errichtet.<br />

vom Hintergrundschall der Wellen<br />

und Bootsmotoren unterscheidbar<br />

ist und daher wohl keine zusätzliche<br />

Belastung für Meerestiere darstellt.<br />

Anders sieht es bei der Errichtung<br />

der Anlagen aus, bei der<br />

schweres Gerät mit entsprechender<br />

Lärmentwicklung eingesetzt wird.<br />

Bei der Rammung von Pfählen<br />

werden Vorhänge aus Luftblasen<br />

rund um die Pfähle eingesetzt, um<br />

die Lärmbelastung zu reduzieren.<br />

Auf dem Grund der Ostsee liegen<br />

Windräder auf<br />

schwimmenden Fundamenten<br />

mit großen<br />

Auftriebskörpern<br />

haben den Vorteil,<br />

dass sie schon im<br />

Hafen montiert werden<br />

können und dann<br />

an ihren Standort<br />

geschleppt werden.<br />

Dort werden sie an<br />

Seilen mit Schwergewichtsankern<br />

in<br />

Position gehalten.<br />

viele Minen aus dem Zweiten Weltkrieg.<br />

Bevor Bauarbeiten in diesen<br />

Gebieten starten können, werden<br />

etwaige Minen gesprengt. Diese<br />

Druckwellen verletzen vor allem<br />

Meeressäuger schwer.<br />

Ein Beispiel: Im August 2019<br />

wurden in der Ostsee 42 britische<br />

Grundminen aus dem Zweiten<br />

Weltkrieg gesprengt. Daraufhin<br />

wurden von September bis November<br />

24 tote Schweinswale (Phocoena<br />

phocoena) an der Küste von Schles­<br />

„Offshore-Windräder haben Rotordurchmesser<br />

bis 220 Meter, ihre Nennleistung<br />

beträgt mehr als 10 Megawatt.“<br />

wig-Holstein gefunden. Ihre Obduktion<br />

ergab: Frakturen der Gehörknöchelchen,<br />

Verletzungen des<br />

Mittelohres, innere Blutungen …,<br />

alles Hinweise auf Folgen der Sprengungen.<br />

Auch darauf wird bei der<br />

Säuberung von Offshore-Arealen<br />

für Windparks zu achten sein.<br />

UW-STROMKABEL UND DEREN<br />

ELEKTROMAGNETISCHE FELDER<br />

Der von den Windrädern erzeugte<br />

elektrische Strom muss verteilt und<br />

in das öffentliche Netz eingespeist<br />

werden. Dafür sorgen stromabführende<br />

Kabel, die von den Windrädern<br />

zu Umspannwerken und<br />

Konvertern führen, die über HGÜ-<br />

Kabel (Hochspannungsgleichstrom-Übertragung)<br />

den Strom<br />

an das Festland leiten.<br />

Die Unterwasser-Stromkabel der<br />

Offshore-Windparks sind viele<br />

Kilo meter lang. Die elektromagnetischen<br />

Felder, die von den stromführenden<br />

Kabeln erzeugt werden,<br />

können eventuell Aktivitätsmuster<br />

und Orientierung von Krebsen,<br />

Fischen und Walen beeinflussen.<br />

Bei der Krabbe Cancer pagurus<br />

wurde das in einem Laborversuch<br />

bereits nachgewiesen, allerdings<br />

bei sehr hohen Feldstärken.<br />

Da die stromabführenden Kabel<br />

in natura in den Meeresboden eingegraben<br />

werden, ist nach Ansicht<br />

des BSH nicht von erheblichen<br />

Auswirkungen auf die Meeresfauna<br />

auszugehen.<br />

GEFAHR FÜR SEEVÖGEL<br />

In der Nordsee sind es vor allem<br />

Arten der Seetaucher (Gaviidae)<br />

und Trottellummen (Alcidae), die<br />

durch Offshore-Windräder beeinträchtigt<br />

werden. Untersuchungen<br />

ergaben, dass Seetaucher die Windkraftanlagen<br />

großflächig vermeiden<br />

und durch bestehende und<br />

geplante Anlagen einen Habitatverlust<br />

von 19 % erleiden. Die Meideeffekte<br />

der Trottellummen sind mit<br />

bis zu 9 km vom Rand der Windparks<br />

noch stärker ausgeprägt.<br />

In der Ostsee stellen die Offshore-<br />

FOTOS UND GRAFIKEN: BILDAGENTUR ZOONAR GMBH (1), DJ MATTAR (1), DAN MANILA (1)/SHUTTERSTOCK.COM, BALTIC TAUCHER (1), XXXXX (1), HTTPS://W2.UNISA.AC.ZA/DE.WIKIPEDIA.ORG/WIKI/DATEI_KARTE_OFFSHORE-WINDKRAFTANLAGEN_IN_DER_DEUTSCHEN_BUCHT.HTML (1)<br />

46 3/<strong>2022</strong>


QUELLE: HTTPS://W2.UNISA.AC.ZA/DE.WIKIPEDIA.ORG/WIKI/DATEI_KARTE_<br />

OFFSHORE-WINDKRAFTANLAGEN_IN_DER_DEUTSCHEN_BUCHT.HTML<br />

Windkraft in der Deutschen Bucht. Die Karte zeigt in Betrieb befindliche, in Bau befindliche, genehmigte und beantragte Offshore-<br />

Windkraftanlagen. Umspannplattformen, Konverter, Unterwasser-Seekabel für Drehstrom und Hochspannungsgleichstrom,<br />

Fauna-Flora-Habitate und EU-Vogelschutzgebiete sind ebenfalls eingezeichnet.<br />

Windräder vor allem eine Gefahr<br />

für ziehende Landvögel wie Kraniche,<br />

Greifvögel und Gänse, sowie für den<br />

Fledermauszug dar.<br />

Möglicher positiver Effekt: Die<br />

Offshore-Windräder sind auf Fachwerkkonstruktionen,<br />

Pfählen oder<br />

schwimmenden Plattformen gegründet.<br />

Diese Unterwasser-Strukturen<br />

sind begehrtes Substrat für Aufwuchsorganismen.<br />

Algen, Schwämme,<br />

Nesseltiere, Mollusken, Crustaceen,<br />

Tunicaten und zahlreiche andere<br />

Evertebraten können diese Flächen<br />

besiedeln und weitere Konsumenten<br />

mariner Nahrungsnetze, vor allem<br />

Fische, anziehen.<br />

Innerhalb der Offshore-Windparks<br />

ist Fischerei mit grundberührendem<br />

Gerät verboten und die Schifffahrt auf<br />

Bootslängen bis 24 m begrenzt. Das<br />

sind Faktoren, die sich auf die marine<br />

Umwelt innerhalb der Offshore-Windparks<br />

günstig auswirken sollten.<br />

VERSUCH EINER BILANZ<br />

Für die grüne Energiewende sind Offshore-Windparks<br />

wohl unverzichtbar.<br />

Bei deren Ausbau in Nord- und Ostsee<br />

wird neben allen technischen Aspekten<br />

auch der Naturschutz in den Planungen<br />

berücksichtigt. Schall- und Emissionsminderung,<br />

keine Inanspruchnahme<br />

von Naturschutzgebieten und<br />

geschützten Biotopen sowie möglichst<br />

sparsame Flächeninanspruchnahme<br />

gehören zu den Planungsgrundsätzen.<br />

Wie effizient sich damit schädliche<br />

Beeinflussungen von Seehunden,<br />

Kegelrobben, Delfinen und Schweinswalen<br />

verhindern lassen, wird erst<br />

die langfristige Auswertung künftiger<br />

Beobachtungen zeigen. Das Gleiche<br />

gilt für Störungen von rastenden,<br />

Die essbare Krabbe Cancer pagurus erreicht in der Nordsee<br />

Panzerbreiten bis 25 cm. Laborexperimente haben gezeigt, dass<br />

elektromagnetische Felder ihr Mobilitätsverhalten beeinträchtigen.<br />

Die verwendeten Feldstärken lagen allerdings über denjenigen der<br />

Unterwasser-Stromkabel von Offshore-Windparks.<br />

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Energie-Wende<br />

Potenzielle Opfer mariner Windparks: Basstölpel (Morus bassanus), Dreizehenmöwe (Rissa tridactyla), Trottellumme (Uria aalge), Eissturmvogel (Fulmarus glacialis), Sterntaucher (Gavia stellata).<br />

„ Grüner Strom aus Offshore-Windkraftanlagen ist eine energietechnisch<br />

vernünftige und weithin akzeptierte Form der Energiegewinnung, aber<br />

auch sie hat ihren ökologischen Preis.“<br />

nahrungssuchenden und überwinternden<br />

Seevögeln sowie für das<br />

Zugverhalten von Landvögeln und<br />

Fledermäusen. Die Zahl der durch<br />

Rotorschlag getöteten Vögel ist im<br />

Offshore-Bereich wohl nicht exakt<br />

zu quantifizieren, da die Opfer<br />

kaum gefunden werden.<br />

Grüner Strom aus Offshore-<br />

Windkraftanlagen ist eine energietechnisch<br />

vernünftige und weithin<br />

akzeptierte Form der Energiegewinnung,<br />

aber auch sie hat ihren<br />

ökologischen Preis. In diesem Fall<br />

zahlen ihn marine Organismen<br />

des Kontinentalschelfs.<br />

Dieser Preis ist vertretbar, wenn<br />

er möglichst niedrig gehalten und<br />

so schmutzige fossile Energie er ­<br />

setzt wird. Für die Erfüllung fragwürdiger<br />

Wachstumsideologien<br />

und die Herstellung von noch<br />

mehr Wegwerf produkten für<br />

unsere Überkonsumgesellschaft,<br />

die Energie oft gedankenlos verschwendet,<br />

wäre dieser Preis allerdings<br />

nicht zu rechtfertigen. <br />

Quellen:<br />

è www.bsh.de<br />

è www.youtube.com/watch?v=oPDgMqQwuzU<br />

è https://pure.hw.ac.uk/ws/portalfiles/<br />

portal/22910147/EMF_V6_1_.pdf<br />

è https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/34883460/<br />

Die Ohrkapseln der Delfine sind freischwingend und funktionieren wie<br />

Seismographen. Tieffrequente Schallwellen dienen Delfinen hauptsächlich<br />

zur räumlichen Orientierung. Experimente deuten darauf hin, dass sich Delfine<br />

auch am Erdmagnetfeld orientieren. Beide Orientierungsmechanismen werden<br />

im Areal eines Offshore-Windparks möglicherweise beeinträchtigt.<br />

Gewöhnlicher Schweinswal. Dieser kleine Zahnwal, Phocoena phocoena, erreicht maximal<br />

1,9 m Körperlänge. Er lebt im Schelfbereich der Nord- und Ostsee und ernährt sich von Fischen,<br />

Tintenfischen und Krebsen. Er ist durch den zunehmenden Unterwasserlärm in seiner Orientierung<br />

gestört, endet auch als ungewollter Beifang in Stellnetzen und ist Opfer der Meeresverschmutzung<br />

und der Sprengungen alter Seeminen. In der Ostsee zählt er zu den vom Aussterben bedrohten Tieren.<br />

FOTOS: PETER GARRITY (1), FRANK FICHTMÜLLER (1), CHRISTOPH MISCHKE (1), PASCAL HALDER (1), AGAMI PHOTO AGENCY (1), VKILIKOV (1), ELISE V (1)/SHUTTERSTOCK.COM<br />

48 3/<strong>2022</strong>


PANORAMA<br />

Tipps, Trends & Neuheiten<br />

Gewand fürs<br />

Extreme<br />

28. 5.–5. 6. <strong>2022</strong>, VENEDIG<br />

Salone<br />

Nautico<br />

BOOTSMESSE. Die dritte Ausgabe der<br />

Venice Boat Show verspricht neue<br />

Dimensionen. Neben dem 50.000 m 2<br />

großen Wasserbecken im historischen<br />

Arsenale und der 35.000 m 2 großen Ausstellungsflächen<br />

werden, so die Veranstalter,<br />

zusätzliche Anlegestellen gebaut, um<br />

der gestiegenen Nachfrage gerecht zu werden.<br />

Die Gesamtlänge des Messebereiches<br />

wird erstmals mehr als 2,5 km betragen.<br />

Ein Blick auf die Ausstellerliste zeigt,<br />

dass die Ränge gut gefüllt sein werden:<br />

Neben Azimut Benetti, Beneteau und Ferretti<br />

werden heuer u. a. erstmals auch Sunseeker<br />

und Sanlorenzo ihr Debüt geben.<br />

Letztere wird mit vier Luxusyachten vertreten<br />

sein – den Vertrieb hat Sanlorenzo<br />

Adria, eine 100 %-Tochter von Master<br />

Yachting Österreich, inne (siehe Seite 16).<br />

è www.salonenautico.venezia.it<br />

Begehbares Kraftwerk<br />

SOLARDECK. In Zusammenarbeit mit<br />

dem Hightech-Unternehmen Solbian<br />

Solar bietet A-Yachts das Modell<br />

„a27 Solar“ an.<br />

a27 Solar unter<br />

Sonne und Segel.<br />

Das Besondere des Solarmoduls: Die<br />

Photovoltaikanlage wird pass genau und<br />

voll begehbar ins Vordeck der Segelyacht<br />

integriert. Die Struktur der Ober fläche ist<br />

mit einem Anti-Rutsch-Belag versehen<br />

und kann in verschiedenen Optiken und<br />

Farben geordert werden.<br />

340 Wp liefern im Sommer täg lich ca.<br />

1,2–2,0 kWh, das reicht, um die Antriebsbatterie<br />

innerhalb weniger Tage zu laden<br />

oder über einen 230 V-Wechselrichter<br />

Elektrogeräte mit bis zu 1.200 W mit<br />

Strom zu versorgen.<br />

è www.a-yachts.info<br />

KÜSTENKOLLEKTION. Speziell<br />

für Küstenregatten, Nachtfahrten<br />

und ähnlich harte Bedingungen<br />

hat Zhik seine neue CST500-<br />

Kollektion he r ausgebracht.<br />

Gefertigt sind die durchgehend<br />

nahtversiegelten Jacken, Smocks<br />

und Salopetten aus dem hoch<br />

atmungs aktiven, leichten 3-Lagen-Aroshell-Gewebe.<br />

Als Abriebschutz<br />

an Knien und Rücken<br />

dienen äußerst strapazierfähige<br />

Einsätze aus der Eigenentwicklung<br />

Zithane, die die üblichen<br />

schweren Denier-Verstärkungen<br />

ersetzen. Entwickelt und getestet<br />

wurde die Zithane-Technologie<br />

mit dem Team Akzonobel während<br />

des fordernden<br />

Volvo Ocean<br />

Race 2017/18.<br />

è www.zhik.com<br />

Hält trocken und beweglich:<br />

CST500-Jacke.<br />

Wohin im Frühling?<br />

REVIERTIPPS. Wo sind Klima- und<br />

Windverhältnisse ideal, um im Frühjahr<br />

für einen Segeltörn in See zu stechen? Die<br />

Kanarischen Insel locken mit 19 °C warmem<br />

Meer, auf Mallorca klettern die Temperaturen<br />

im April und Mai schon auf<br />

25 °C, und spätestens ab Ende April sind<br />

auch die Adria und Griechenland geeignete<br />

Segelreviere, wenn man den Schwerpunkt<br />

nicht unbedingt auf ausgiebige Badeaufenthalte<br />

legt. Großer Vorteil der<br />

Frühsaison sind die Preise. Master<br />

Yachting Deutschland hat beispielsweise<br />

neuwertige Segelyachten mit 3 Kabinen<br />

in einem Mittelmeerrevier schon<br />

ab € 1.150,–, ein Katamaran für um die<br />

€ 2.000,– im Programm.<br />

è www.master-yachting.de<br />

FOTO: FELIX SEYFERT<br />

3/<strong>2022</strong> 49


Wissen und Meer<br />

Gute Ausbildung ist<br />

Goldes wert!<br />

Dazu<br />

fallen mir auf Anhieb zwei tragische<br />

Begebenheiten ein, die zeigen, warum …<br />

Da war ein österreichischer<br />

Skipper, der das kroatische<br />

Küstenpatent erworben hatte.<br />

Voller Stolz und Freude segelte<br />

er mit seinen Freunden die Adria<br />

rauf und runter. Nach seinem siebten<br />

Segeltörn traute er sich zu, als<br />

Skipper selbst die Verantwortung<br />

zu übernehmen. Und dann nahm<br />

das Desaster seinen Lauf.<br />

Er segelte auf einer Yacht unter<br />

österreichischer Flagge bei einer<br />

ausgeprägten Bora-Wetterlage. Er<br />

segelte ca. eine Stunde nach Erkennen<br />

von Gewitteranzeichen mit<br />

vollen Segeln weiter. Er veranlasste<br />

nicht rechtzeitig die Bergung der<br />

Segel, er startete auch nicht den<br />

Motor, sodass das Boot mit vollen<br />

Segeln von Sturmböen erfasst wurde.<br />

Er überließ seinem unerfahrenen<br />

Sohn das Steuer, der das Schiff<br />

nicht in den Wind stellen konnte.<br />

Als das Schiff von den Sturmböen<br />

erfasst und auf die Wasseroberfläche<br />

gedrückt wurde, kam<br />

Wasser durch die trotz der Gewitteranzeichen<br />

offenen Schiebetüren<br />

in das Schiffsinnere. Das Gericht<br />

stellte fest, dass der Schaden trotz<br />

offener Schiebetüren nicht eingetreten<br />

wäre, wenn der Skipper<br />

rechtzeitig gerefft hätte.<br />

Das Gericht hat in diesem Fall<br />

auffallende Sorglosigkeit konstatiert,<br />

der Skipper musste für den<br />

gesamten Schaden aufkommen.<br />

Er konnte sich nicht auf das kroatische<br />

Küstenpatent berufen, das<br />

ja ohne Überprüfung der Praxisanforderungen<br />

erteilt wird.<br />

Die Gerichte definieren eine<br />

„Maßfigur“. Demnach wird erhoben,<br />

welche Ausbildung ein durchschnittlicher<br />

österreichischer<br />

Schiffsführer absolviert hätte, und<br />

auf den gesetzlich vorgegebenen<br />

hohen Qualitätsstandard verwiesen.<br />

So schnell kann es also gehen …<br />

ZWEI WOCHEN SIND ZU WENIG<br />

Apropos schnell gehen – hier<br />

die zweite, weitaus tragischere<br />

Geschichte: Der Skipper erfüllt<br />

sich seinen Lebenstraum, er kauft<br />

eine stabile hochseegängige Yacht,<br />

er will auf große Fahrt gehen. Seine<br />

Partnerin hat mit Segeln wenig am<br />

Hut, eine Weltumsegelung ist nicht<br />

wirklich ihr großes Lebensziel.<br />

Schlussendlich überwiegt die<br />

Liebe, sie fährt mit, will ihren<br />

Mann nicht alleine lassen.<br />

Eine der Bedingungen war, sie<br />

brauche sich um nichts zu kümmern,<br />

er ist der erfahrene Seebär,<br />

sie kümmert sich um die Pantry.<br />

Die Ausstattung der Yacht ist top,<br />

Autopilot, autonomes Energiemanagement,<br />

Selbststeueranlage,<br />

GPS, was halt alles dazugehört,<br />

wenn man über den großen Teich<br />

segeln will. Die beiden legen ab,<br />

ihre Freunde winken ihnen nach.<br />

Es geht alles gut, bis sie 400 Seemeilen<br />

vor der karibischen Küste<br />

in einen Sturm geraten. Der Gennaker<br />

löst sich und der Skipper<br />

turnt aufs Vorschiff, um das schlagende<br />

Segel zu bändigen. Er trägt<br />

keine Lifeline und keine Rettungsweste<br />

– und es kommt, wie es kommen<br />

muss: Er rutscht aus, geht<br />

über Bord, kann sich gerade noch<br />

an das Segel klammern. Er schreit<br />

um Hilfe, seine Frau weiß nicht,<br />

wie man den Autopilot ausschaltet,<br />

nach zehn Minuten verlassen ihn<br />

die Kräfte, er verschwindet im Kielwasser<br />

…<br />

Der hohe Qualitätsstandard der österreichischen Skipperausbildung ist<br />

die Messlatte, die die heimischen Gerichte für die Beurteilung anlegen.<br />

GOTTFRIED<br />

TITZL RIESER<br />

ist Ausbildungsreferent<br />

des Yacht Club Austria.<br />

Er ist passionierter<br />

Fahrtensegler und hat<br />

insgesamt so um die<br />

20.000 Seemeilen in<br />

seinen Logbüchern<br />

dokumentiert.<br />

Sein Motto: „Die See ist<br />

der beste Lehrmeister!“<br />

kolumne@<strong>ocean7</strong>.at<br />

Im Nachhinein tauchen die Fragen<br />

auf, warum hat die Partnerin<br />

keine nautische Ausbildung, warum<br />

haben sie keine MOB-Manöver<br />

geübt, warum kein Training absolviert<br />

– warum, warum, warum …<br />

Abschließend darf ich auf einen<br />

wichtigen Aspekt hinweisen: Wer<br />

billig kauft, kauft teuer – das gilt<br />

auch in der nautischen Ausbildung!<br />

Eine schnelle und billige Ausbildung<br />

erscheint vordergründig als<br />

sehr verlockend. Aber: Jeder Skipper<br />

muss für seine Crew, für seine<br />

Freunde, seine Familie und für das<br />

Boot geradestehen, wenn etwas<br />

passiert. Er trägt letztendlich die<br />

volle Verantwortung!<br />

Es gibt gute österreichische Ausbildungsstätten,<br />

die den Trainees<br />

und angehenden Skippern ausreichend<br />

Zeit und Gelegenheiten<br />

anbieten, um sich das notwendige<br />

Know-how anzueignen. Aber<br />

glauben Sie mir, in zwei Wochen<br />

geht sich das beim besten Willen<br />

nicht aus.<br />

<br />

50 3/<strong>2022</strong>


Wasserlicht<br />

SCHEINWERFER. Erstausstatter bei<br />

mehr als 50 Yachtherstellern ist Ocean<br />

LED mit seinen Unterwasserleuchten.<br />

Mit der Explore E2 hat der englische<br />

Hersteller nun eine besonders kompakte<br />

XFM-Leuchte im Programm, die für<br />

Wartungs- oder Aufrüstungsarbeiten<br />

ausmontiert werden, ohne dass die Yacht<br />

aus dem Wasser geholt werden muss. Je<br />

nach gewünschtem Effekt kann zwischen<br />

einem breiten, elliptischen Abstrahlwinkel<br />

von 90° x 20° oder einer schmalen,<br />

kreisförmigen Laser-Abstrahlform mit<br />

20° gewählt werden. Gesehen im Onlineshop<br />

waterloft.de um € 1.299,95.<br />

è www.oceanled.com<br />

PANORAMA<br />

Tipps, Trends & Neuheiten<br />

Forschernachwuchs<br />

Alu-Rumpf und -Aufbauten.<br />

MINI-EXPLORER. Arksen, britischer<br />

Hersteller von Explorer-Yachten, will<br />

heuer gleich zwei Modelle seines<br />

neuen Flaggschiffs 85 ausliefern.<br />

Mit 27,30 m Gesamtlänge ist die<br />

Alu-Yacht eine eher kompakte Vertreterin<br />

ihrer Klasse, kann aber trotzdem<br />

bis zu 7.000 Meilen in einem<br />

Stück zurücklegen. Weitere Besonderheiten:<br />

Hybridantrieb (E-Motor<br />

mit 7 kW, 2 x 246 kW-Diesel), Solarmodule,<br />

Rumpf und Aufbauten aus<br />

recyceltem Aluminium sowie bevorzugte<br />

Nutzung weiterer wiederverwertbarer<br />

Materialien.<br />

è www.arksen.com<br />

Passt das Sweatshirt,<br />

freut sich der Hund.<br />

Werftkollektion<br />

LIFESTYLE-SHOP. Die türkische<br />

Luxuswerft Sirena Yachts hat eine<br />

eigene Lifestyle-Kollektion entworfen,<br />

die von Seglergarderobe über<br />

Accessoires bis zur Haustier-Bekleidung<br />

reicht. Sehr gefragt sind auch<br />

die von der Künstlerin Ada Tuncer<br />

gestalteten Tassen, die den historischen<br />

Stätten und dem künstlerischen<br />

Erbe Istanbuls gewidmet sind.<br />

è www.store.sirenayachts.com<br />

Einer für alle<br />

STEUERZENTRALE. Mit dem<br />

Garmin Boat Switch können<br />

mit nur einem zusätzlichen<br />

Gerät bis zu 20 elektronische<br />

Bordfunktionen wie Kabinenbeleuchtung,<br />

Signalhorn, Tanküberwachung<br />

etc. direkt von<br />

einem kompatiblen Kartenplotter<br />

der ECHO MAP- und<br />

Bis zu 20 Schaltkreise<br />

kommen hier zusammen.<br />

GPSMAP-Serien gesteuert und<br />

kontrolliert werden. Die Steuerzentrale<br />

soll dabei dank im<br />

Lieferumfang enthaltener, farbcodierter<br />

Kabelbäume einfach<br />

nachrüstbar sein und kein<br />

Spezialwerkzeug oder spezielle<br />

Konfiguration benötigen.<br />

è www.garmin.com<br />

3/<strong>2022</strong> 51


Astronavigation<br />

FOTO: NJAJ/SHUTTERSTOCK.COM<br />

Blick in die Sterne:<br />

Astro Classic 2.0<br />

2001 brachte der YACHT-Verlag Delius Klasing Bobby Schenks Astro-Software „Astro Classic“ auf den Markt,<br />

tausende Exemplare wurden seitdem verkauft. Das Programm, unter anderem auch von der deutschen Bundeswehr<br />

auf Atlantikflügen getestet, wurde für fehlerfrei befunden. Vor allem aber hat Bobby Schenk mit dieser Software<br />

alle seine Törns (auch um die Welt) durchgeführt. Das zu einer Zeit, als noch keine Satelliten den Weg wiesen und<br />

der Navigator allein auf die Gestirne angewiesen war. Nach zweijähriger Arbeit haben nun Bobby Schenk und<br />

sein Team das Programm auf den neuesten Stand der Elektrotechnik gebracht und den Bedienungskomfort für<br />

die heute leistungsfähigeren Computer optimiert.<br />

52 3/<strong>2022</strong>


Vorweg stellt sich die Frage:<br />

„Wer braucht das Programm<br />

in Zeiten von GPS, Plotter<br />

& Co noch? Nun, im Grunde jeder<br />

Hochseesegler, der außerhalb der<br />

Küstensicht unterwegs ist, jeder<br />

Besitzer eines Sextanten, jeder Ausbildner<br />

oder Schüler in Astronavigation.<br />

Wer braucht das Programm<br />

nicht? Segler, die nur an der Küste<br />

entlang fahren oder sich blind auf<br />

die Elektronik verlassen – was fa tale<br />

Folgen haben kann. So vermeldete<br />

beispielsweise Finnland kürzlich<br />

erst lang anhaltende Störungen<br />

des Global Positioning System im<br />

Grenzgebiet zu Russland.<br />

Skipper, die auf Astronavigation<br />

setzen (wie sie in Österreich z. B.<br />

für den Fahrtenbereich 4 – weltweite<br />

Fahrt – vorgeschrieben ist)<br />

und Astro Classic 2.0 anwenden<br />

möchten, werden überrascht sein:<br />

Das auch in der Raumfahrt vom<br />

Wissenschaftsastronauten Reinhard<br />

Furrer angewendete Programm ist<br />

kinderleicht zu bedienen und benötigt<br />

keinerlei Tafeln.<br />

Astro Classic 2.0 wird auf einem<br />

USB-Stick geliefert, von dem das<br />

Programm auf den PC installiert<br />

wird und dort zum Abspielen von<br />

Astro Classic 2.0 dient. So kann das<br />

Programm zusätzlich auch auf das<br />

Notebook an Bord übertragen werden.<br />

Zwecks besseren Handlings<br />

ist das Programm nicht kopiergeschützt<br />

(zur Vermeidung von<br />

Raubkopien wird Astro Classic 2.0<br />

für jeden rechtmäßigen Benutzer<br />

personalisiert).<br />

Wenn an Bord die Elektronik<br />

(und damit auch das Notebook)<br />

ausfällt, können Astro-Tafeln (zum<br />

Beispiel die NO 249) benutzt werden.<br />

Die dann unbedingt nötigen<br />

Ephemeriden liefert der – ebenfalls<br />

mittels Astro Classic 2.0 verfügbare<br />

– vorsorgliche Ausdruck die<br />

benötigten Jahrbuchseiten.<br />

Der weltweite Erfolg dieser Software<br />

ist vor allem darauf zurückzuführen,<br />

dass allergößter Wert auf<br />

das unkomplizierte Ermitteln eines<br />

Schiffsortes gelegt wurde. So kann<br />

jeder Laie seine Schiffsposition<br />

(oder eine Standlinie) auf einfache<br />

Art bestimmen, indem er lediglich<br />

einen ganz ungefähren Schiffsort<br />

(kann auf hunderte Meilen ungenau<br />

sein), Uhrzeit mit Datum und den<br />

gemessenen Winkel eines Gestirns<br />

(Sonne, Mond, Planeten oder Sterne)<br />

eingibt. Ein großer Vorteil dieses<br />

Programms ist die Einbindung<br />

aller Navigationsgestirne. Der Mond<br />

ist bespielweise untertags die ideale<br />

Ergänzung für eine Sonnenmessung.<br />

Auch die oft am Tage sichtbaren<br />

Planeten (Jupiter, Venus –<br />

Morgenstern, Abendstern) erlauben<br />

eine hochgenaue Ortsbestimmung<br />

ohne fehlerträchtige Versegelung.<br />

Die Eingabe eines gegissten<br />

Schiffsorts ist in einem seriösen<br />

Astro-Programm unerlässlich, denn<br />

zwei Messungen (zwei Standkreise)<br />

würden auch zwei Schnittpunkte<br />

(= Schiffsorte) ergeben, wovon nur<br />

der in der Nähe der auf vielen Meilen<br />

geschätzte der einzig richtige<br />

sein kann.<br />

Bewusst wurde das Programm<br />

von Bobby Schenk so optimiert,<br />

dass auch im Ernstfall der vielleicht<br />

seekränkelnde Navigator an Bord<br />

in Sekundenschnelle den Schiffsort<br />

bestimmen kann.<br />

Zur astronomischen Navigaton<br />

wird lediglich ein Sextant benötigt,<br />

das kann ein „edler“ vom deutschen<br />

Hersteller Cassens & Plath sein<br />

(wie viele davon schlummern wohl<br />

bei Yachteignern zu Hause, weil<br />

sie mangels eines geeigneten Programms<br />

nicht zum Einsatz kommen?)<br />

oder ein preiswerter aus Plastik,<br />

sogar ein selbst gebauter Sextant<br />

aus Karton für rund 20 Euro eignet<br />

sich mit diesem Programm zur<br />

(vorsichtigen) Standortbestimmung<br />

mit der Sonne.<br />

GPS, GLONASS, GALILEO –<br />

BRAUCHEN WIR DA NOCH<br />

DIE ASTRONAVIGATION?<br />

Nun sind schon hunderte Weltumsegelungen<br />

gemacht worden, ohne<br />

dass ein Sextant benutzt wurde.<br />

Was allerdings nichts heißt, denn<br />

BESTIMMUNG EINER STANDLINIE ODER EINER SCHIFFSPOSITION. So einfach<br />

geht das: Ganz grob geschätzten Schiffsort, Datum, Uhrzeit und gemessenen<br />

Winkel von einem x-beliebigen Gestirn eingeben (Sonne, Mond, Stern oder<br />

Pla neten), und schon ist die astronomische Standlinie (LOP = Line of Position,<br />

also eine Linie, auf der sich die Yacht befindet) fertig berechnet. Merke, schon<br />

eine Standlinie kann eine wertvolle Navigationshilfe sein, wir wissen das aus<br />

der Anfängernavigation (Kompasspeilung, Tiefenlinie, Abstandsmessung usw.)<br />

Eine Messung kann nur eine LOP ergeben, das ist ein Naturgesetz, auch wenn<br />

immer wieder im Internet „Querdenker“ eine Methode erfinden, mit der man<br />

vermeintlich mit einer einzigen Messung eine Position feststellen könne.<br />

Wenn eine zweite Messung von einem anderen oder vom selben Gestirn ein<br />

paar Stunden später eingegeben wird, ist der Schiffsort, der Fixort gegeben!<br />

3/<strong>2022</strong> 53


Astronavigation<br />

„ Das auch in der Raumfahrt von Wissenschaftsastronauten angewendete<br />

Programm ist kinderleicht zu bedienen und be nötigt keinerlei Tafeln.“<br />

auch Rettungsinsel, Feuerlöscher,<br />

Signalpistole etc. wurden oft nicht<br />

einmal eingesetzt …<br />

Ein eherner Grundsatz, von allen<br />

ernsthaften Lehrern in der Welt der<br />

Navigation gelehrt, lautet: Es muss<br />

immer ein Backup-System da sein!<br />

Verlässt sich der Skipper allein<br />

auf die Elektronik – und das tut er<br />

auf hoher See ohne einen Sextanten<br />

–, verstößt er gegen diesen<br />

Grundsatz der Hochseenavigation.<br />

Dementsprechend hat ein deutsches<br />

Obergericht unlängst nach einem<br />

Schiffsunfall geurteilt, dass ein Skipper<br />

„grob fahrlässig“ gehandelt hat,<br />

weil er sich ausschließlich auf seine<br />

elektronische Karte verlassen hat.<br />

Bei „grober Fahr lässigkeit“ zahlt die<br />

Schiffsversicherung in der Regel<br />

nicht, und bei Personenschäden<br />

gibt es eine erhebliche Verurteilung.<br />

Aber ist das nicht ein wenig übertrieben,<br />

wo wir neben dem amerikanischen<br />

GPS noch das europäische,<br />

das chinesische und das russische<br />

System in unserem Plotter (oder<br />

auch im Smartphone) haben? Hierzu<br />

folge man zahlreichen Beiträgen<br />

im Internet, wo eine ganze Reihe<br />

wahrer Begebenheiten von Seglern<br />

geschildert werden, bei denen ein<br />

Blitz nachhaltig und natürlich unerwartet<br />

die ganze Elektronik ausge­<br />

NAUTISCHE GESTIRNDATEN (NAUTISCHES JAHRBUCH). Nachdem<br />

das deutsche Nautische Jahrbuch nicht mehr verlegt wird, ist dieses<br />

Programm mit einem ähnlich übersichtlichen Layout wie das ehemalige<br />

deutsche Jahrbuch ein unersetzlicher Schatz. Anders als<br />

gedruckte Jahrbücher, die nur für ein Jahr gelten, stimmen diese<br />

„Epehemeriden“ (= Gestirndaten) ein Leben lang. Es zeigt alle für<br />

die Hochseenavigation wichtigen Gestirne an, also die Sonne, den<br />

besonders wichtigen Mond, die Planeten Venus, Jupiter, Saturn und<br />

Mars. Die betreffenden Seiten des Nautischen Jahrbuchs können<br />

vor einem langen Törn ausgedruckt werden, sodass selbst beim<br />

Ausfall der Navigationselektronik die astronomische Navigation mit<br />

Hilfe von Tafeln (zum Beispiel den gedruckten Pub.No.249, die ja<br />

mit den Gestirndaten gefüttert werden müssen) noch möglich ist.<br />

Der Skipper kann so z. B. auch nach einem schweren Blitzeinschlag<br />

ohne jegliche Elektronik noch seinen Schiffsort bestimmen.<br />

schaltet hat. Und in Kriegszeiten<br />

wäre es nicht das erste Mal, wenn<br />

die Parteien sich auch per Cyberattacken<br />

bekämpfen. Eine gestörte<br />

Navigation trifft den Feind ziemlich<br />

hart.<br />

Nicht umsonst ist Astronavigation<br />

sowohl beim deutschen Hochsee-<br />

Schein (SHS-Schein) als auch beim<br />

österreichischen Schein für weltweite<br />

Fahrt (FB4) und beim international<br />

hoch anerkannten Yachtmaster<br />

Prüfungsfach. In Landnähe ist alles<br />

kein Problem. Aber auf hoher See?<br />

Ohne Landsicht? Bei einer Atlantiküberquerung?<br />

Auf Weltumsegelung?<br />

KINDERLEICHT NACH DEN<br />

STERNEN NAVIGIEREN<br />

Eindrucksvoll der Hinweis des<br />

deutschen Raumfahrers Alexander<br />

Gerst, dass bei der berühmten Beinahe-Katastrophe<br />

(„Houston, we<br />

have a problem“) wohl nur der mitgeführte<br />

Sextant eine Rückkehr der<br />

Apollo 13 zur Erde ermöglicht hat.<br />

Voraussetzung für die Navigation<br />

mit Astro Classic ist neben einem<br />

Sextanten nur, dass man einen<br />

Schiffsort in eine (papierene) Seekarte<br />

eintragen oder auslesen kann.<br />

Astro Classic 2.0 ist speziell dahingehend<br />

programmiert worden, dass<br />

es allen Anforderungen gerecht<br />

STERNENHIMMEL. Besser, schneller und zuverlässiger<br />

als bei jedem Sternfinder (Starfinder) wird hier nach<br />

Eingabe von Ort, Datum und Uhrzeit der aktuelle Himmel,<br />

wie er sich exakt am eingegebenen Ort und zur<br />

eingegebenen Zeit darstellt, mit insgesamt über 500<br />

Himmelskörpern gezeigt – auf Wunsch mit Sternzeichen.<br />

Per Maus können die einzelnen Gestirne mit<br />

Namen und kurzer Beschreibung abgerufen werden.<br />

Der „Tageslauf“ zeigt fortwährend den Ablauf und die<br />

Veränderung des Firmaments für den ganzen Tag auf<br />

gegebener Position. Per Klick kann der aktuelle Sternenhimmel<br />

für die beste Messzeit am Abend und am<br />

Morgen aufgerufen werden. Der Sternenhimmel kann<br />

jeweils ausgedruckt werden, was in den einsamen<br />

Nächten auf einer Atlantiküberquerung auch Laien die<br />

Bestimmung oder das Suchen der einzelnen Sterne und<br />

deren Zeichen zu einem ganz besonderen und spannenden<br />

Erlebnis machen kann.<br />

54 3/<strong>2022</strong>


YACHTING, REISEN UND MEER<br />

SEXTANT-TECHNIK. Was helfen die<br />

besten Rechenergebnisse, wenn der<br />

Navigator mit seinem Sextanten das<br />

Gestirn falsch misst, sei es, weil auch<br />

der teure Metallsextant nicht justiert<br />

ist, sei es, weil der Skipper die notwendige<br />

präzise Messtechnik nicht<br />

beherrscht? Mit Hilfe von erklärenden<br />

Videos und Zeichnungen wird der Navigator<br />

in der Lage sein, mit Bordmitteln<br />

alle Spiegelfehler zu korrigieren. Denn<br />

fast immer, wenn der Schiffsort nicht<br />

auf 2 oder 3 Meilen genau ist, liegt<br />

ein Messfehler vor.<br />

WEGPUNKTE. Hier können vorsorglich<br />

aufrufbare Wegpunkte (zum Beispiel<br />

gegisster Schiffs ort, das Ziel oder die<br />

berechneten Fixe) eingegeben und<br />

mit Namen au f gerufen werden.<br />

ASTROSTATUS. Nach Eingabe des ganz ungefähren Schiffsorts (auf hundert<br />

Meilen genau oder besser, kann auch aus der Wegpunktdatei übernommen<br />

werden), Datum und UTC-Zeit werden hier sofort die (Schiffs-)Mittagszeit,<br />

die besten Zeiten zum Messen am Abend und am Morgen sowie die sichtbaren<br />

Gestirne mit Winkel über dem Horizont und deren Richtung angezeigt.<br />

Ein ideales Programm, um das Messen zu üben, denn für jede Sekunde gibt<br />

das Programm an, welchen Winkel das Gestirn hat. Und unverzichtbar, um<br />

Sterne durch Voreinstellung zu identifizieren und anschließend zu messen.<br />

Wie die Erfahrung zeigt, ist das der einzig prakti -<br />

kable Weg, um in der kurzen zur Verfügung<br />

stehenden Zeit in der Dämmerung<br />

(wo man die Kimm und gleichzeitig den<br />

Stern sehen muss) Schiffsorte durch<br />

Sternenmessungen festzustellen.<br />

FOTO: UMOMOS/SHUTTERSTOCK.COM<br />

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Bereichen: Yachten, Reisen, Wassersport,<br />

Umwelt – ein ganzes Jahr lang!<br />

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6 Ausgaben<br />

€ 29,–<br />

Auch als<br />

E-Paper<br />

erhältlich!<br />

€ 19,99/Jahr<br />

wird, die ein Skipper auf Hochseefahrt<br />

stellt, um die Astronavigation<br />

unter Bordbedingungen kinderleicht<br />

und mit hoher Präzision bewerkstelligen<br />

zu können. In dieser Software<br />

steckt die jahrzehntelange Erfahrung<br />

von Bobby Schenk, den dieses Programm<br />

zuverlässig beispielsweise<br />

durch die erst auf kurze Distanz<br />

optisch erkennbaren Riffeinfahrten<br />

in die entlegensten Lagunen der<br />

Welt geführt hat.<br />

Bobby Schenks Astro Classic 2.0<br />

Das Programm läuft mit Windows XP, 7, 8, 10 und 11 und benötigt keinen Internetanschluss<br />

(zum Beispiel am Ankerplatz). Die Hardware-Anforderungen sind so gering,<br />

dass alle Windowsrechner sehr gut mit dieser Software zurechtkommen.<br />

Die Software ist auf USB erhältlich für € 198,–, im Preis inkludiert ist eine exklusive<br />

Beratung per E-Mail für ein ganzes Jahr. Ausschließlich zu bestellen über<br />

è mail@bobbyschenk.de<br />

è www.bobbyschenk.de<br />

Astro Classic 2.0 beinhaltet sechs<br />

Programme, die alle für eine sichere<br />

und fehlerfreie Navigation notwendig<br />

sind, um möglichst sicher,<br />

schnell und ohne jede Vorkenntnisse<br />

(auch ohne Sternenkenntnisse)<br />

zu einer genauen Standlinie und zu<br />

einem präzisen Schiffsort zu kommen.<br />

Zu den einzelnen Hauptprogrammen<br />

(siehe Abbildungen) wird<br />

jeweils auf einen Klick eine leicht<br />

verständliche Hilfe angeboten. <br />

Ihr Revier-Kompass<br />

Kroatien Nord, jetzt<br />

als Abo-Geschenk!<br />

Mit dem Revier-Kompass Kroatien Nord ist<br />

im millemari.-Verlag ein erfrischend kompakter,<br />

hilfreicher und unterhaltsamer Führer<br />

zur slowenischen und kroa tischen Küste<br />

zwischen Koper und Kornaten erschienen.<br />

Der Revierführer ist<br />

jetzt auch in einer<br />

limitierten <strong>ocean7</strong>-<br />

Edition erhältlich –<br />

und wird an alle<br />

Neuabonnenten<br />

gratis zugeschickt!*<br />

*Angebot gültig, solange der<br />

Vorrat reicht. Gültig auch für<br />

E-Paper-Abonnenten bei<br />

Neuabschluss eines<br />

Jahresabonnements unter<br />

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www.<strong>ocean7</strong>.at


Gut gerüstet<br />

Das 1 x 1 der<br />

Rettungsweste<br />

Von der Jolle bis zur Superyacht<br />

gehört die passende Rettungsweste<br />

zur absoluten Standardausrüstung<br />

an Bord – so sollte es zumindest sein.<br />

Antworten zu den wichtigsten Fragen<br />

rund um das Thema Auswahl, Funktion<br />

und War tung gibt es viele, die<br />

aufschlussreichsten sind hier kurz<br />

zusammen gefasst.<br />

Text, Illustrationen und Foto PANTAENIUS<br />

Heureka!“ soll Archimedes<br />

von Syrakus gerufen haben,<br />

als er beim Baden<br />

ganz zufällig das Prinzip<br />

des Auftriebs entschlüsselte. „Ich<br />

habe es gefunden!“ Auch wenn der<br />

Wissenschaftler wohl anderes im<br />

Sinn hatte, als eine Rettungsweste<br />

zu entwickeln, die Vorarbeit war<br />

getan. Dank des archimedischen<br />

Prinzips ist klar: Ob ein Gegenstand<br />

auf dem Wasser schwimmt, hängt<br />

vom Verhältnis zwischen Auftrieb<br />

und Gewichtskraft ab. Dieser Auftrieb<br />

ist dann groß genug, wenn<br />

das verdrängte Volumen größer ist<br />

als das Volumen des Wassers, das<br />

dem Gewicht des Gegenstandes<br />

entspricht. Das kommt nicht nur<br />

Booten und Yachten zugute, sondern<br />

sorgt auch dafür, dass Rettungs<br />

westen ihren Zweck erfüllen.<br />

Bis Bootseigner ihren persönlichen<br />

Heureka-Moment erleben,<br />

kann heutzutage jedoch schon mal<br />

einiges an Zeit vergehen, denn der<br />

Markt bietet eine fast unüberschaubare<br />

Menge an Rettungswesten, die<br />

dann auch noch unterschiedlich<br />

klassifiziert sind.<br />

56 3/<strong>2022</strong>


WELCHE WESTE WOFÜR?<br />

Generell werden folgende Kategorien<br />

unterschieden: 100 Newton,<br />

150 Newton und 275 Newton.<br />

Zumindest aus dem Physikunterricht<br />

dürfte auch Laien diese Einheit<br />

ein Begriff sein. Sie steht für<br />

Kraft und beschreibt demnach die<br />

Auftriebskraft.<br />

Viele Hersteller werben heute<br />

mit anderen Auftriebsangaben<br />

als den hier vorgestellten Auftriebsklassen,<br />

diese beziehen sich<br />

jedoch lediglich auf den sogenannten<br />

realen Auftrieb, der erzielt werden<br />

kann. Eine mit 180 Newton<br />

beworbene Weste fällt somit ebenfalls<br />

in die Kategorie 150 Newton.<br />

Tatsächlich beschreiben die drei<br />

Kategorien nämlich lediglich den<br />

Mindestauftrieb, der von einer Rettungsweste<br />

geleistet werden muss.<br />

Die erste Frage, die gestellt werden<br />

sollte, lautet: Wozu brauche<br />

ich die Rettungsweste? Möchte ich<br />

mit der Jolle aufs Wasser, will ich<br />

auf einer Fahrtenyacht in Küstengewässern<br />

segeln oder will ich zum<br />

Angeln mit dem Motorboot ganz<br />

weit raus?<br />

Der Markt bietet mittlerweile<br />

sehr spezifisch auf verschiedene<br />

Formen des Wassersports zugeschnittene<br />

Lösungen, die mitunter<br />

durch sinnvolle Schnitte und Aufrüstmöglichkeiten<br />

den Bordalltag<br />

angenehmer und den Einsatz effizienter<br />

machen.<br />

Die zweite Frage, die unabhängig<br />

von ihrer ersten Antwort gestellt<br />

werden sollte, lautet: Welche Kleidung<br />

werde ich bei meiner Aktivität<br />

tragen? Sommerliche Temperaturen<br />

erlauben den Einsatz von<br />

Rettungswesten mit weniger Auftrieb<br />

und weniger Volumen.<br />

Wenn Schlechtwetterbekleidung<br />

getragen wird, dann muss mehr<br />

Auftrieb gewährleistet werden,<br />

denn gerade Lufteinschlüsse unter<br />

wasserdichter Kleidung verändern<br />

das Drehverhalten einer Rettungsweste<br />

schnell nachteilig und sorgen<br />

so womöglich dafür, dass eine<br />

150 Newton-Rettungsweste nicht<br />

wirklich ausreicht.<br />

KINDERWESTEN<br />

Für die Kleinsten gibt es heute geeignete<br />

Feststoffwesten, die sehr<br />

leicht produziert werden und bereits<br />

für Kleinkinder ab 5 kg Körpergewicht<br />

geeignet sind. Automatische<br />

Rettungswesten sind etwa ab<br />

15 kg Körpergewicht erhältlich.<br />

Hier ist der Tragekomfort natürlich<br />

deutlich größer und es bieten<br />

sich außerdem Möglichkeiten, über<br />

ein Harness-System mit D-Ring<br />

zum Beispiel eine Sorgleine anzubringen,<br />

um das Überbordgehen<br />

eines Kindes zu verhindern.<br />

Achtung: Schwimmhilfen und<br />

Rettungswesten sind, wie der Name<br />

schon sagt, unterschiedliche Ausrüstungsgegenstände.<br />

Schwimmhilfen<br />

unterstützen, bieten jedoch<br />

nur maximal 50 Newton Auftrieb,<br />

sodass der Träger selbst mitschwimmen<br />

muss. Sie sind somit keinesfalls<br />

als Rettungsmittel geeignet.<br />

PASSFORM UND RICHTIGE<br />

ANWENDUNG<br />

Steht die Kategorie fest, geht es<br />

an die Feinheiten. Viele Anbieter<br />

liefern online gute Orientierungshilfen.<br />

Wer sich nicht auskennt, ist<br />

jedoch im Fachhandel besser beraten,<br />

denn „die“ beste Rettungsweste<br />

gibt es nicht. Ob und wie eine<br />

Rettungsweste passt, wie man sich<br />

darin fühlt und wie konsequent<br />

man sie im Umkehrschluss an Bord<br />

zu tragen bereit ist, hängt von sehr<br />

individuellen Punkten ab.<br />

Erst angelegt und richtig eingestellt<br />

zeigt sich in der Regel, ob<br />

die Rettungsweste zum Körperbau<br />

und dem Bordalltag passt.<br />

Die Rettungsweste ist grundsätzlich<br />

wie eine Jacke anzuziehen und<br />

sollte möglichst eng eingestellt<br />

werden, ohne dabei einzuschnüren.<br />

Passen gerade noch zwei Finger<br />

zwischen den Verschluss des Leibgurtes<br />

und den Körper des Trägers,<br />

sitzt die Rettungsweste in der Regel<br />

richtig.<br />

Besonders wichtig ist darüber<br />

hinaus der Sitz des Schrittgurtes.<br />

Dieser sollte möglichst stramm<br />

angezogen werden, sodass die<br />

Rettungsweste im Einsatz nicht<br />

verrutschen kann. Ohne den<br />

korrekt sitzenden Schrittgurt<br />

kann keine sichere Wasserlage<br />

gewährleistet werden und zudem<br />

sorgen lose herunterhängende<br />

Gurte an Deck für ein erhöhtes<br />

Sturzpotenzial.<br />

100 NEWTON:<br />

Ab einem Auftrieb von<br />

100 Newton bieten<br />

Rettungswesten einem<br />

durchschnittlichen<br />

Erwachsenen den<br />

Auftrieb, der benötigt<br />

wird, um in geschützten<br />

Bereichen und<br />

Binnenrevieren ohne<br />

starken Wellengang<br />

auf Hilfe zu warten.<br />

100-Newton-Modelle<br />

existieren als Feststoff-<br />

und als Automatikweste.<br />

Achtung:<br />

Rettungswesten<br />

dieser Kategorie sind<br />

nur eingeschränkt<br />

ohnmachtssicher.<br />

150 NEWTON:<br />

Diese Westen sind in<br />

der Regel ohnmachtssicher<br />

und drehen die<br />

über Bord gegangene<br />

Person somit in eine<br />

sichere Schwimmlage,<br />

die ohne eigenes Zutun<br />

beibehalten werden<br />

kann. Für die meisten<br />

Küsten- und Seereviere<br />

bieten sich diese Westen<br />

an. 150-Newton-<br />

Modelle existieren<br />

fast ausschließlich als<br />

Automatikweste. In der<br />

Berufsschifffahrt werden<br />

zum Teil auch Feststoffwesten<br />

verwendet,<br />

wobei diese Modelle<br />

den Bewegungsradius<br />

der tragenden Person<br />

stark einschränken.<br />

275 NEWTON:<br />

Rettungswesten der<br />

leistungsfähigsten<br />

Kategorie verfügen<br />

über einen Auftrieb<br />

von 275 Newton, der<br />

auch dann noch reicht,<br />

wenn schwere Kleidung<br />

wie zum Beispiel<br />

Ölzeug getragen wird.<br />

Für Hochseesegler<br />

und extreme Wetterbedingungen<br />

die<br />

erste Wahl, da diese<br />

Rettungs westen zudem<br />

mit einer sogenannten<br />

Spray Hood ausgerüstet<br />

werden können,<br />

die das Auskühlen des<br />

Kopfs verlangsamt und<br />

auch bei Überspülen<br />

in schwerer See das<br />

Atmen ermöglicht.<br />

3/<strong>2022</strong> 57


Gut gerüstet<br />

„ Rettungswesten erhalten vom Hersteller<br />

eine Lebensdauerangabe von 10 Jahren,<br />

regelmäßige Wartung vorausgesetzt.“<br />

Sollte die Weste über einen Life ­<br />

belt verfügen, muss dieser nach<br />

DIN EN ISO 12401 zertifiziert<br />

sein. Ein entsprechender Hinweis<br />

findet sich dann auf dem Gurt.<br />

Verfügt die Rettungsweste zwar<br />

über einen D-Ring, jedoch nicht<br />

über den Nachweis der Zertifizierung,<br />

ist der D-Ring unter keinen<br />

Umständen zum Einpicken an<br />

Bord zu verwenden, da davon<br />

ausgegangen werden muss, dass er<br />

der Belastung durch das Körpergewicht<br />

einer Person nicht standhält.<br />

Sind zwei D-Ringe vorhanden,<br />

müssen in jedem Fall sicherheitshalber<br />

beide zusammen genutzt<br />

werden.<br />

Natürlich muss auch das andere<br />

Ende der Lifeline oder Sorgleine<br />

stets an einer sicheren und festen<br />

Stelle an Bord eingepickt sein. Dazu<br />

eignen sich spezielle Ösen an Bord,<br />

die Haltegriffe an der Steuersäule<br />

oder an Deck, spezielle Strecktaue<br />

oder Wanten und Stage. Relingsdrähte<br />

eignen sich keinesfalls, da<br />

hier die große Gefahr besteht, beim<br />

Überbordgehen gegen die Außenhaut<br />

zu schlagen. Fallen, Schoten<br />

oder Steuerrad sind logischerweise<br />

aufgrund ihrer Beweglichkeit auszuschließen.<br />

WARTUNG VON<br />

AUTOMATIKWESTEN<br />

Rettungswesten erhalten vom Hersteller<br />

eine Lebensdauerangabe von<br />

zehn Jahren. Darüber hinaus droht<br />

eine Materialermüdung der kunststoffbeschichteten<br />

Gewebe und<br />

Formteile, die im Zweifel Leben<br />

retten müssen.<br />

Diese Frist setzt jedoch verpflichtend<br />

eine regelmäßige Wartung im<br />

Abstand von jeweils maximal zwei<br />

Jahren voraus. Mitgliedsfirmen<br />

stellen Service-Plaketten aus, die<br />

Monat und Jahr der nächsten fälligen<br />

Wartung dokumentieren und<br />

nicht nur zufällig an eine TÜV­<br />

Plakette erinnern.<br />

Ab dem zehnten Jahr ist für<br />

Rettungswesten nur noch eine<br />

jährliche Verlängerung der Service-<br />

Plakette zulässig. Ist die Weste<br />

14 Jahre alt, gibt es offiziell die<br />

letzte Wartung – danach hat sie<br />

ausgedient. Diese Wartungstermine<br />

nach Ablauf der Zehnjahresfrist<br />

können jedoch nur noch vom<br />

Hersteller selbst und von keinen<br />

Fremdfirmen mehr übernommen<br />

werden.<br />

Achtung: Der Auslösemechanismus<br />

einer Automatikweste<br />

wird von einer beim Kontakt mit<br />

Feuchtigkeit zerfallenden Tablette<br />

gesteuert. Hohe Luftfeuchtigkeit<br />

über einen längeren Zeitraum<br />

kann dieser Tablette zusetzen.<br />

Langzeitsegler sollten daher auch<br />

in wartungsfreien Jahren mindestens<br />

einmal die Tablette überprüfen,<br />

Austauschtabletten sind<br />

für wenig Geld im Fachhandel erhältlich.<br />

Problematisch kann auch<br />

das Trocknen einer nass gewordenen<br />

Rettungsweste in der Sonne<br />

sein. Hierdurch kann die Tablette<br />

schrumpfen oder brüchig werden.<br />

Die korrekte Packweise bei<br />

einer aufblasbaren Rettungsweste<br />

ist von essenzieller Bedeutung für<br />

das ordnungsgemäße Auslösen<br />

im Notfall. Wenn eine unfreiwillig<br />

ausgelöste Rettungsweste also<br />

wieder klargemacht werden soll,<br />

bietet die Bedienungsanleitung<br />

detaillierte Hinweise. Bei Unsicherheit<br />

wende man sich an seinen<br />

Fachhändler, der die Weste<br />

gegen geringe Gebühr für Materialkosten<br />

klarmacht.<br />

SCHWIMMT DIE NOCH<br />

ODER KANN DIE WEG?<br />

Re- und Upcycling ist ein Thema,<br />

dem sich erfreulicherweise<br />

viele Menschen auf dem Wasser<br />

verpflichtet fühlen. Einige Hersteller<br />

bieten die Möglichkeit,<br />

Schutzhülle und Schwimm körper<br />

separat voneinander zu kaufen<br />

bzw. zu ersetzen. Das schont<br />

Ressourcen und spart am Ende<br />

des Tages sogar den einen oder<br />

anderen Euro.<br />

<br />

Checkliste zum Rettungswesteneinkauf<br />

· Geplanter Einsatz: 100/150/275 Newton<br />

· Feststoff oder aufblasbar<br />

· Benötigte Passform und Bewegungsfreiheit<br />

· Möglichkeit zur Befestigung von Schrittgurt und Lifeline<br />

· Möglichkeit zur Integration von Seenotsendern<br />

Weitere nützliche Informationen rund um das Thema<br />

Sicherheit an Bord auf der Pantaenius-Homepage:<br />

è www.pantaenius.com/at-de<br />

58 3/<strong>2022</strong>


Höchstseeyacht<br />

SEGELYACHTEN<br />

Tipps, Trends & Neuheiten<br />

NEUES FLAGGSCHIFF I. Mit der<br />

Ocea nis Yacht 60 stellt Beneteau<br />

beim Cannes Yachting Festival im<br />

September sein neues Blauwasser-<br />

Flaggschiff vor. Die neue Hochseeyacht<br />

ersetzt die Oceanis 62, soll aber<br />

trotz der fehlenden 70 cm Außenlänge<br />

dieselben Innenraummaße<br />

haben. Das Außendesign ist dem der<br />

Oceanis Yacht 54<br />

sehr ähnlich, einschließlich<br />

des<br />

standardmäßigen<br />

Großschotbogens,<br />

des niedrigen Freibords und<br />

des flachen Kajütdachs. Die Werft<br />

konzentriert sich auf ein Layout mit<br />

drei Kabinen und drei Badezimmern,<br />

bietet diese aber in zwei Ausführungen<br />

an: Nussbaum (Standard) und<br />

helle Eiche (Option).<br />

è www.masteryachting.com<br />

Auf großem Fuß mit<br />

der Oceanis Yacht 60.<br />

Chefkat<br />

NEUES FLAGGSCHIFF II. Die Luxus-<br />

Katamaran-Werft Privilège rundet<br />

mit der Signature 650 seine luxuriöse<br />

Modellreihe nach oben hin ab. Das<br />

neue Flaggschiff ersetzt die Serie 640<br />

und wartet mit einem neuen Deckdesign<br />

und Interieur auf. So wurde<br />

z. B. das Cockpit tiefer und auf eine<br />

Stufe mit dem Salon gelegt, die Flybridge<br />

vergrößert und das Rigg mit<br />

einem 50 cm höheren Mast und einem<br />

30 cm längeren Baum versehen.<br />

Erhältlich ist der 19,50 m lange<br />

Luxuskat mit vier oder fünf Kabinen<br />

mit jeweils separater Nasszelle.<br />

è www.hanseyachtsag.com/privilege/<br />

Mit 19,5 m die<br />

größte Signature.


Nautitech 44 Open<br />

So smart<br />

geht Kat<br />

Nautitech aus Frankreich hat mit der Nautitech 44 Open einen neuen, aufregenden<br />

Katamaran entwickelt. Vor allem für anspruchsvolle Segler, die mit zeitgemäßem<br />

Komfort schnell und sicher lange Reisen segeln möchten.<br />

Text DETLEF JENS | Fotos WERFT<br />

Die Nautitech 44 Open ist<br />

markant, in mehr als nur<br />

einer Hinsicht. Und sie ist<br />

vom Styling her ganz unverkennbar<br />

die größere Schwester<br />

der so erfolgreichen Nautitech 40<br />

Open. Die 44er aber geht noch<br />

einen Schritt weiter.<br />

Sie unterscheidet sich optisch<br />

deutlich von den Mainstream­<br />

Katamaranen, die überwiegend so<br />

wirken, als seien sie vor allem als<br />

schwimmende Ferienwohnungen<br />

gedacht. Obwohl die Nautitech 44<br />

Open von Seglern als Segel- und<br />

Fahrtenyacht konzipiert und entwickelt<br />

wurde, ist sie doch deutlich<br />

komfortabler und wohnlicher als<br />

so mancher Mitbewerber.<br />

Ein guter, solider Kompromiss<br />

also, mit leichter Gewichtung auf<br />

Segeleigenschaften und Seetauglichkeit.<br />

Und damit in gewisser<br />

Weise die logische Weiterentwicklung<br />

des mit der Nautitech 40 eingeläuteten<br />

„Open“-Konzepts von<br />

Nautitech. Ihr Designer Marc<br />

Lombard drückt es so aus: „Wir<br />

haben das Konzept ausgeweitet<br />

und das Design entsprechend entwickelt.“<br />

In seinen Augen ist es vor<br />

allem eine Synthese aus allen Innovationen,<br />

die Nautitech mit Werftsitz<br />

in Rochefort an der Atlantikküste<br />

seit Gründung auf den Markt<br />

gebracht hat.<br />

„Es war notwendig geworden,<br />

einige Designelemente zu erneuern,<br />

denn diese entwickeln sich<br />

natürlich mit der allgemeinen Entwicklung<br />

im Yachtbau mit. Der<br />

Schlüsselbegriff für die Nautitech<br />

44 Open war, die bestmögliche<br />

Verbindung von sehr guten Segeleigenschaften<br />

mit einem hohen<br />

Komfort an Bord zu finden. Die<br />

Lösung lag vor allem in der Form<br />

der Unterwasserlinien. Diese sind<br />

dazu ausgelegt, den Kompromiss<br />

von Performance unter Segeln und<br />

Komfort, eben auch in den Rümpfen<br />

selbst, zu ermöglichen.“<br />

GRANDS VOYAGEURS<br />

Der Markt, so die Wahrnehmung<br />

der Nautitech-Entwickler, sei immer<br />

mehr abgedriftet in Richtung<br />

maximaler Raum und Komfort.<br />

Was jedoch, so Lombard, guten<br />

Segeleigenschaften direkt entgegenstehe.<br />

„Mit der Nautitech 44<br />

Open bringen wir beides wieder<br />

miteinander in Einklang.“<br />

Was auch durch die grundsätzliche<br />

Entscheidung möglich wurde,<br />

eben keinen typischen Charterkatamaran<br />

zu entwickeln. Zwar<br />

könne man natürlich auch mit der<br />

Nautitech 44 Open gut chartern,<br />

doch vor allem ist sie als Eigneryacht<br />

gedacht. Für das Fahrtenund<br />

Familiensegeln samt Fä higkeit<br />

und Seetauglichkeit, auch Ozeane<br />

zu überqueren und um die Welt<br />

zu segeln. Also auch für „Grands<br />

Voyageurs“ und „Liveaboards“.<br />

Nachdem dies einmal geklärt<br />

war, dauerte die eigentliche Entwicklung<br />

rund 18 intensive Mo nate.<br />

60 3/<strong>2022</strong>


Designer Marc Lombard: Die<br />

44 Open ist eine Synthese aus<br />

allen Innovationen, die Nautitech<br />

auf den Markt gebracht hat.


Nautitech 44 Open<br />

„ Erstmals wurde Virtual Reality<br />

Design eingesetzt, um Neuheiten<br />

virtuell zu testen.“<br />

Dem „Open“-Konzept der 40er<br />

konnte auf der 44er sichtlich<br />

mehr Raum gegeben werden.<br />

Die beiden Steuerstände in<br />

den Hecks der Rümpfe sind<br />

Nautitech-Markenzeichen.<br />

Navigationstisch muss<br />

sein, hier mit freiem<br />

Blick nach vorne.<br />

Eine (von bis zu vier) Kabinen<br />

plus zwei Nasszellen.


Gemeinsam mit dem Büro Lombard<br />

und der Design- und Engineering-Abteilung<br />

von Nautitech<br />

selbst, aber auch mit 12 erfahrenen<br />

Eignern von Nautitech 40<br />

Open und 46 Open Kats, die wiederum<br />

ihre Ideen und Anregungen<br />

für ihr perfektes Boot mit<br />

einbrachten. Außerdem wurde<br />

erstmals Virtual Reality Design<br />

eingesetzt, um einige der Neuheiten<br />

virtuell zu testen.<br />

Ein intensiver und fruchtbarer<br />

Prozess, der aber auch immer wieder<br />

Änderungen mit sich brachte.<br />

Schließlich war es die Suche nach<br />

der besten Balance, die dieses<br />

Projekt angetrieben hat. Marc<br />

Lombard jedenfalls hat ihn offenbar<br />

ziemlich gut hinbekommen,<br />

den Spagat zwischen Performance<br />

und Komfort.<br />

Mit einer Leerverdrängung von<br />

10,5 Tonnen sollte dieser Katamaran<br />

auch die anspruchsvollsten<br />

Segler begeistern. Dabei wurde<br />

auch die Höhe des Brückendecks<br />

über dem Wasser maximiert, für<br />

gute Segeleigenschaften und sanfte<br />

Bewegungen in rauer See ohne das<br />

gefürchtete „Slamming“. Dies ist<br />

eine Grundvoraussetzung für ein<br />

komfortables, aber auch sicheres<br />

Segeln auf See.<br />

OPTION KOHLEFASERMAST<br />

Zu den frühen Markenzeichen von<br />

Nautitech gehören die zwei Steuerstände,<br />

jeweils in den Hecks der<br />

Rümpfe. Dieses Prinzip wurde behalten,<br />

denn das Designteam zeigte<br />

sich davon überzeugt, dass dies die<br />

ideale Position ist, von der aus man<br />

den besten Überblick über Schiff,<br />

Segel und Umgebung hat.<br />

Allerdings wurden die Steuerstände<br />

für die Nautitech 44 Open<br />

völlig neu entworfen, passend<br />

zum Stil des Katamarans, aber vor<br />

allem sind hier alle notwendigen<br />

Funktionen vereint. Gleichzeitig<br />

sind die Steuerpositionen dicht<br />

am Cockpit, um nicht den Kontakt<br />

zu anderen Crewmitgliedern zu<br />

verlieren.<br />

Alle Manöver sollen mit so wenig<br />

Reibungsverlust wie möglich<br />

ausgeführt werden können. Der<br />

Aufbau wurde so entworfen, dass<br />

sämtliche Fallen sichtbar sind, was<br />

eine visuelle Überprüfung jederzeit<br />

ermöglicht. Alle Beschläge und<br />

Leinen sind direkt ohne Hindernisse<br />

erreichbar, sollte es notwendig<br />

sein, etwas zu reparieren oder<br />

zu ersetzen.<br />

Dieses Thema zieht sich durch<br />

das ganze Boot, auch bei der Installation<br />

der Technik unter Deck:<br />

Eine professionelle Implementierung<br />

und gute Erreichbarkeit<br />

sind die Schlüssel zu vernünftiger<br />

Wartung und Reparatur. Dies wiederum<br />

ist ja auch auf einem Schiff,<br />

das wie dieses auch für Langfahrttauglichkeit<br />

entworfen wurde, von<br />

besonderer Bedeutung.<br />

Klassisch ist auch die Positionierung<br />

des Travellers auf dem hinteren<br />

Beam am Ende des Cockpits.<br />

Auch dies erleichtert alle Manöver<br />

und den Trimm des Großsegels,<br />

denn hier ist der Traveller und<br />

seine Position immer gut sichtbar.<br />

Gleichzeitig konnte der Baum tiefer<br />

am Mast und dichter über dem<br />

Cockpitdach angebracht werden.<br />

Dies erhöht die Effektivität des<br />

Großsegels und sorgt für einen<br />

niedrigeren Segelschwerpunkt,<br />

wodurch man das volle Segel länger<br />

tragen kann, bevor gerefft werden<br />

muss – was wiederum mehr<br />

Performance bedeutet. Schließlich<br />

kann man bei dieser Konfiguration<br />

ganz einfach den Großbaum und<br />

den Lazybag erreichen, um das<br />

Segel zu verstauen.<br />

In der Standardversion ist eine<br />

Selbstwendefock vorgesehen.<br />

Wer jedoch gleich auf maximale<br />

Geschwindigkeit setzt, kann natürlich<br />

eine Genua fahren oder jedes<br />

Downwind-Vorsegel wie z. B. einen<br />

Gennaker oder Code 0. Sogar eine<br />

Option für einen Kohlefasermast<br />

soll es geben.<br />

Nautitech Catamarans<br />

Nautitech, seit mehr als zehn Jahren in Rochefort an der Biskaya ansässig, entwirft,<br />

entwickelt und baut in seiner Werft qualitativ hochwertige Katamarane. Die zu 100 %<br />

in Frankreich hergestellten Mehrrumpf-Yachten werden in die ganze Welt geliefert.<br />

Nautitech hat sich vor allem auf die Produktion von Kleinserien spezialisiert, um rasch<br />

und effizient auf neueste Entwicklungen (auch unter Einbindung der Eigner-Community)<br />

reagieren zu können.<br />

Nautitech in Zahlen:<br />

Geboten wird eine Linie von 5 Katamaranmodellen.<br />

Die Produktion liegt bei 50 bis 70 Booten pro Jahr.<br />

Etwa 130 Mitarbeiter werden beschäftigt.<br />

Vertrieb über 57 Händler in 30 Ländern.<br />

è www.nautitechcatamarans.com<br />

Die Nautitech 44 Open<br />

ist als Eigner yacht<br />

gedacht. Fürs Fahrtenund<br />

Familiensegeln<br />

samt Fä higkeit und<br />

Seetauglichkeit, auch<br />

Ozeane zu überqueren<br />

und um die Welt zu<br />

segeln.<br />

3/<strong>2022</strong> 63


„ Tatsächlich sind ja fast<br />

alle Katamarane für ein<br />

statisches Erleben entworfen,<br />

im Hafen oder vor Anker,<br />

während unsere Yachten<br />

bereits in ihrer DNA für ein<br />

dynamisches Segelerlebnis<br />

ausgelegt sind.“<br />

MY SMART ROOM<br />

Auch die Innenräume, allesamt hell<br />

und luftig, stecken voller guter und<br />

innovativer Ideen. „Wir haben den<br />

Navigationstisch neu entworfen,<br />

nun kann man von dort aus in<br />

Fahrtrichtung nach draußen aufs<br />

Wasser blicken. Das ist gegen den<br />

derzeitigen Trend, Kartentische<br />

Nautitech 44 Open<br />

Architekt<br />

Designer<br />

Länge ü. a.<br />

Breite ü. a.<br />

Tiefgang<br />

Verdrängung <br />

Motoren<br />

Kraftstoff<br />

Frischwasser<br />

Marc Lombard<br />

Christophe Chedal-Anglay<br />

13,30 m<br />

7,36 m<br />

1,45 m<br />

10,7 t<br />

2 x 30 PS Volvo Penta, Diesel, Saildrive<br />

2 x 250 l<br />

2 x 300 l<br />

Kabinen 2–4<br />

Kojen 4–8<br />

Großsegel 72,5 m 2<br />

Selbstwende-Fock 33,6 m 2<br />

Preis netto ab Werft „Comfort“ € 566.680,-<br />

Händler: Yachten Meltl, 83233 Bernau am Chiemsee,<br />

Tel. +49 8051/965 53 0<br />

è www.yachten-meltl.de<br />

möglichst ganz zu vermeiden. Tatsächlich<br />

sind ja fast alle Katamarane<br />

für ein statisches Erleben entworfen,<br />

im Hafen oder vor Anker,<br />

während unsere Yachten bereits in<br />

ihrer DNA für ein dynamisches<br />

Segel erlebnis ausgelegt sind.<br />

„Es sind eben Segelyachten“, erklärt<br />

Maya Gautier, die Marketing<br />

Managerin von Nautitech. Solch<br />

ein großer Navigationsplatz gibt<br />

aber auch ein ausgezeichnetes Büro<br />

ab: „Die neue Generation von Seglern<br />

bzw. Eignern bringt ihre professionelle<br />

Welt mit an Bord. Sie<br />

arbeiten, verschicken Mails, halten<br />

Konferenzen ab usw.“<br />

Eine Art Bar in der Mitte des<br />

Salons neben dem Navigationsbereich<br />

hat eine trennende und verbindende<br />

Funktion. Rein optisch<br />

werden dadurch einzelne Funktionsbereiche<br />

voneinander getrennt,<br />

gleichzeitig ist dies aber<br />

auch ein kommunikativer und<br />

daher verbindender Ort.<br />

Ebenso innovativ ist „My Smart<br />

Room“, der auf die Ideen vor allem<br />

der beteiligten Eigner zurückgeht.<br />

Im Grunde ist dies eine Art „Hauswirtschaftsraum“,<br />

ein multifunktionaler<br />

Bereich, der vor allem<br />

für Liveaboards und Langfahrtsegler<br />

sehr praktisch ist. Hier<br />

könnte man eine Waschmaschine<br />

unterbringen – oder eine kleine<br />

Werkstatt.<br />

Man kann ihn auch einfach als<br />

großen, begehbaren Stauraum<br />

nutzen, als Vorratskammer oder<br />

für sperrige Dinge wie Fahrräder<br />

oder SUP-Boards. Wie auch immer:<br />

Genutzt wird er in jedem Fall, weil<br />

erfreulicherweise da.<br />

Weitere Optionen für die energieautarke<br />

Langfahrt sind Solarpaneele<br />

mit bis zu 1.760 W Leistung<br />

oder modernste Lithium-Batterien.<br />

Alle Innenräume sind vollständig<br />

mit furniertem Holz verkleidet und<br />

die Luft im Raum zwischen Rumpf<br />

und Innenverkleidung sorgt für<br />

eine gute Isolierung gegen Hitze<br />

oder Kälte.<br />

Vier Layouts stehen zur Auswahl,<br />

aber welches davon man auch<br />

wählt: Gemeinsam ist ihnen das<br />

moderne und ansprechende Styling<br />

und das wohnliche Ambiente, wie<br />

man es von Nautitech kennt. <br />

64 3/<strong>2022</strong>


MOTORYACHTEN<br />

Tipps, Trends & Neuheiten<br />

Ausweitung der Komfortzone<br />

SUPERYACHTEN. Mit frischem Elan<br />

und brandneuen Modellen startet<br />

Azimut in das noch junge Jahr.<br />

Neben dem Langstrecken-Trawler<br />

Magellano 30 Metri sollen heuer die<br />

beiden Superyachten Grande 26M<br />

und Grande 36M Weltpremiere<br />

feiern, geplant ist dafür das Cannes<br />

Yachting Festival im September.<br />

Die 26M wird als Innovation<br />

über eine aufklappbare See-Terrasse<br />

verfügen, die durch das Öffnen der<br />

Heckklappe entsteht. Die größere<br />

Schwester 36M hat auf ihrem Oberdeck<br />

einen Rundgang, der sich über<br />

eine einzige Ebene fast bis zur Spitze<br />

des Bugs erstreckt.<br />

è www.azimutyachts.de Grande Erweiterung: 26M und 36M.<br />

Sport am Wörthersee<br />

Nina und Christian Lex (unten)<br />

vertreten jetzt auch Malibu.<br />

HÄNDLER. Die junge Bootsmanufaktur<br />

Lex Boats aus Maria Wörth<br />

am Wörthersee hat sich auf handgefertigte<br />

Sportboote spezialisiert, die<br />

mit Elektroantrieb oder Verbrenner<br />

ausgestattet werden können. Das<br />

Know-how und die Infrastruktur<br />

sind also vorhanden, warum nicht<br />

in ein weiteres Projekt investieren?,<br />

dachten sich Nina und Christian Lex<br />

und haben einen besonders großen<br />

Fisch an Land gezogen: Die Werft<br />

in Maria Wörth betreut ab sofort die<br />

Wasserski- und Wakeboard-Modelle<br />

von Malibu, dem größten Hersteller<br />

von Sportbooten überhaupt.<br />

Zu fahren und zu vergleichen sind<br />

die Lex- und Malibu-Modelle (hier<br />

besonders die LSV23 und Axis<br />

T220) bei den Testtagen, die am 6.,<br />

7., 20., 21., 24., 25., 27. und 28. Mai<br />

sowie am 10. und 11. Juni mit limitierter<br />

Personenanzahl stattfinden.<br />

è www.lex-boats.at<br />

IMPRESSUM<br />

HERAUSGEBER UND EIGENTÜMER: Satz- und Druck-Team GmbH, Feschnig straße 232, 9020 Klagenfurt,<br />

Tel. +43 463/461 90 25, www.<strong>ocean7</strong>.at, redaktion@<strong>ocean7</strong>.at, office@<strong>ocean7</strong>.at, Firmenbuchnummer 105347<br />

y, Landes gericht Klagenfurt, UID ATU 25773801 · ANWENDBARE VORSCHRIFT: Österreichische Gewerbeordnung,<br />

Medien gesetz (www.ris.bka.gv.at) · MEDIENRECHTSINHABER: Satz- und Druck-Team GmbH ·<br />

Geschäfts führung: Wolfgang Forobosko · CHEF REDAKTION: Tahsin Özen, 1180 Wien, redaktion@<strong>ocean7</strong>.at ·<br />

ART-DIREKTION: Catharina Pichler · GRAFISCHES KONZEPT: Thomas Frik, www.viertelbogen.at ·<br />

BLATTLINIE: <strong>ocean7</strong> ist das Lifestyle-Magazin für Fahrten- und Blauwassersegler, Motoryachtfahrer und<br />

alle Wassersport-Fans. Die Redaktion berichtet in Zusammenarbeit mit namhaften Autoren aus dem gesamten<br />

deutschsprachigen Raum nicht nur über die neuesten Yachten und schönsten Reviere weltweit, sondern<br />

widmet sich mit besonderem Engagement auch den Themen Charter, Equipment, Lifestyle, Genuss, Reisen,<br />

Umwelt und Meer. <strong>ocean7</strong> erscheint zweimonatlich als Print­ Magazin und ist auch als E-Paper erhältlich. Die<br />

laufende Bericht erstattung inkl. Marketingaktivitäten erfolgt weiters auch über die Homepage www.<strong>ocean7</strong>.at<br />

sowie über Social Media · MIT ARBEITER DIESER AUSGABE: Inga Beitz, Mag. Wolfgang Gemünd, Stefan<br />

Gerhard, Wolfgang Hausner, Christian von der Hecken, Monika Hierath, Bernd Hofstätter, Detlef Jens, Dr.<br />

Reinhard Kikinger, Robin Olu, Pantaenius, Gottfried Titzl Rieser, Dr. Bobby Schenk, Dr. Friedrich Schöchl,<br />

Alexandra Schöler­ Haring, Andrea Sikorski, Markus Silbergasser, Dr. Alfred Zellinger · PRODUK TION UND<br />

DRUCK: Satz- und Druck-Team GmbH · ANZEIGEN: Bernd Hofstätter +43 664 / 552 09 32, b.hof staetter@<br />

<strong>ocean7</strong>.at · EINZELVERKAUFSPREIS: Österreich € 4,90 · ABO-PREISE: Bezugs preis Inland für sechs Ausgaben:<br />

€ 29,– · ABO- BE STELLUNG: abo@ <strong>ocean7</strong>.at, www.<strong>ocean7</strong>.at · VERTRIEB: Presse Großvertrieb Austria<br />

Trunk GmbH, St. Leonharder Straße 10, 5081 Anif/Salzburg · Diese Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen<br />

Bei träge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außer halb der engen Grenzen<br />

des Urheberrechtsgesetzes bedarf der Zustimmung des Herausgebers. Die Ver wendung von Zitaten aus<br />

Berichten für Anzeigen ist möglich. Durch Annahme eines Manuskripts erwirbt der Herausgeber das<br />

ausschließliche Recht zur Veröffent lichung. Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos wird keine<br />

Haftung übernommen. Alle Rechte, auch die Übernahme von Bei trägen nach § 44 Abs. 1 u. 2 Urheberschutz ­<br />

gesetz, sind durch den Herausgeber genehmigungspflichtig. Bei Nicht belieferung ohne Heraus geber-<br />

Ver schul den oder wegen Störungen des Arbeits friedens bestehen keine Ansprüche gegenüber dem Herausgeber.<br />

Verantwortlich für die Mitteilungen des YCA: Yacht Club Austria, Generalsekretariat, 4020 Linz,<br />

Lederer gasse 88, www.yca.at · Verantwortlich für die Mitteilungen des MSVÖ: Motor bootsport und Seefahrts<br />

Verband Österreich, Forchheimergasse 34/118, 1230 Wien, www.msvoe.at<br />

JURY<br />

Alte Werte<br />

LANGSTRECKE. US-amerikanische Wurzeln,<br />

Hauptsitz Singapur, Werft in Malaysia: Grand<br />

Banks baut seit über 60 Jahren sehr konservativ<br />

gezeichnete, aber recht innovativ gebaute Trawler.<br />

Mit der GB 85 hat man jetzt ein neues Flaggschiff<br />

vorgestellt, das Superyacht-Maße besitzt. Das<br />

Langstreckenboot ist sowohl mit geschlossener<br />

Sky-Lounge als auch mit offener Flybridge erhältlich.<br />

Je nachdem, wie und wo es eingesetzt werden<br />

soll, können die Eigner zwischen einem traditionellen<br />

Wellenantrieb oder Pods wählen.<br />

è www.grandbanks.com<br />

26 Meter Verdränger-Klassik.<br />

3/<strong>2022</strong> 65


Bavaria SR 36<br />

So flott geht<br />

66 3/<strong>2022</strong>


Boot<br />

Die neue Bavaria SR 36 läutet die Wassersportsaison<br />

<strong>2022</strong> ein. Wir waren mit dem<br />

Familienboot auf der Ostsee unterwegs.<br />

Text STEFAN GERHARD | Fotos WERFT<br />

Ziemlich genau eintausend<br />

Arbeitsstunden stecken in<br />

jeder der neuen 36-Fuß-<br />

Motor yachten, die bei<br />

Bavaria gebaut werden. Die ersten<br />

Exemplare der Bavaria SR 36<br />

laufen in den nächsten Tagen in<br />

Giebelstadt vom Band, um von da<br />

aus an Eigner vor allem in Europa<br />

verteilt zu werden. Wir hatten die<br />

Gelegenheit, Baunummer 1 des<br />

neuen Familienboots ausführlich<br />

in der Lübecker Bucht zu fahren.<br />

Startpunkt für den allerersten<br />

Pressetest gemeinsam mit Kollegen<br />

des Best of Boats Awards ist die<br />

Mitte März fast bootfreie ancora<br />

Marina Neustadt. Schon in wenigen<br />

Tagen wird hier Boot an Boot<br />

liegen, für die internationale Test-<br />

Crew hat heute nur die Neuheit am<br />

Steg festgemacht.<br />

Nach der ersten Vorschau in<br />

der Werft im Oktober war klar:<br />

Die neue Motoryacht von Bavaria<br />

folgt einem einfachen Konzept:<br />

maximales Platzangebot an Bord,<br />

mit Fokus auf Sicherheit und viel<br />

Komfort – also ein Boot, das für<br />

Fami lien gemacht ist.<br />

3/<strong>2022</strong> 67


Bavaria SR 36<br />

SOCIAL AREAS FÜR<br />

DIE LIEBSTEN<br />

Wir erinnern uns an die Einführung<br />

letzten Herbst in Giebelstadt:<br />

Die Zielgruppe sind Familie und<br />

Freunde. Das Zauberwort von<br />

Projektleiter Norbert Leifeld lautet<br />

„Social Areas“.<br />

Auch in Neustadt begrüßt er uns<br />

am Steg, um uns zu zeigen, wie aus<br />

dem Mockup ein Boot wurde. Mit<br />

an Bord ist Bavaria-Pressesprecher<br />

Marcus Schlichting: Für den Lübecker<br />

ist der sonnige Testtag mit der<br />

Bavaria SR 36, die leise summend<br />

am Steg warmläuft, ein Heimspiel.<br />

Auf das Boot geht es wahlweise<br />

seitlich oder über die breite Heck-<br />

Badeplattform. Schon stehen wir<br />

im offenen Cockpit, das – unser<br />

dänischer Kollege fragte danach –<br />

auch mit dreiteiliger Tür geordert<br />

werden kann.<br />

Über zwei breite Gangbords<br />

geht es ganz nach vorne zum Bug –<br />

wirklich sehr sicher, da überall<br />

Handgriffe. Hinter der E-Ankerwinde,<br />

die unter dem Sprungund<br />

Ausstiegsbrett liegt, ist für<br />

drei Sonnengäste extrabreit Platz.<br />

Bei aktuell sechs Grad Wassertemperatur<br />

ist Badengehen für uns<br />

aber keine Option.<br />

Liegewiese auf dem<br />

Vorschiff hinter der<br />

E-Ankerwinsch; Relax-<br />

Zone achtern vor der<br />

Badeplattform; Steuerstand<br />

mit Sportlenkrad,<br />

gleich daneben der<br />

Beifahrersitz mit<br />

Blick über alle(s).<br />

EDELSTAHL STATT<br />

DACHSÄULEN AUS GFK<br />

Auch wenn es Mitte März mit<br />

Bootsschuhen etwas fußkalt an<br />

Bord ist: Die Sonne scheint mit<br />

Wucht. Wir sehen, dass wir rundum<br />

durchblicken, während wir<br />

zwischen Steuerstand und U-Sitzgruppe<br />

im großen Cockpit stehen.<br />

Die Säulen, die das schneeweiße<br />

Dach tragen, sind erstaunlich<br />

schmal geschnitten.<br />

Am hinteren Ende des GFK-<br />

Hardtops hat der Designer aber<br />

zwei wuchtige Edelstahlträger<br />

eingesetzt, auf denen das Gewicht<br />

der Deckenkonstruktion samt<br />

Webasto-Schiebedach ruht. Dafür<br />

stört keine sonst übliche breite<br />

GFK-Säule achtern.<br />

Auch am Steuerstand ist der<br />

Rundumblick sehr gut. Der Skipper<br />

hat alles im Blick bis hinten zur<br />

zweiten Sitzreihe am Heck. Dort<br />

68 3/<strong>2022</strong>


„ Von null bis Gleitfahrt<br />

in 13, maximum Speed<br />

nach 36 Sekunden.“<br />

lässt sich, auf der Position der<br />

Liegewiese, bei Bedarf auch ein<br />

Tisch aufschlagen für den Apéro<br />

am Ankerplatz. Am Dinnertisch<br />

selbst haben mindestens sechs,<br />

eher acht Personen Platz. Alles,<br />

was nicht dem Schlaf gewidmet<br />

ist, spielt sich auf Deck ab.<br />

Die Vorschiffskabine, stand ­<br />

ardmäßig per Vorhang abgetrennt,<br />

kann auch mit festem<br />

Schott bestellt werden. So ent ­<br />

stehen zwei wirklich gleichwer ­<br />

tige Kabinen – und die allermeisten<br />

Käufer haben auch genau<br />

dafür optiert.<br />

Es ist an Bord noch geräumiger<br />

als im Mockup versprochen,<br />

und auch unter Deck ist es überall<br />

hell. Ein Grund dafür ist im<br />

Mini­ Salon und Flur das große<br />

Dachfenster, in den Kajüten sind<br />

es die breiten, in den Rumpf eingelassenen<br />

Fenster mit gutem<br />

Blick auf die Wasserlinie.<br />

KOMFORTABEL<br />

Eine der vielen „Social<br />

Areas“ an Bord.<br />

Vorschiffskabine mit<br />

Raum, Licht, Komfort.<br />

Vollwertige Nasszelle<br />

mit eigenem Fenster.<br />

DURCH DIE KURVEN<br />

Wir legen bequem mit dem Joystick<br />

ab, der die beiden Volvo-Diesel<br />

ansteuert. Dann schweben wir<br />

durch die Tonnen dem Mittagslicht<br />

entgegen aufs offene Wasser. Unser<br />

Testschiff ist mit zwei Volvo Penta<br />

D4-300 mit je 300 PS ausgestattet.<br />

Playtime!<br />

Die starken Motoren, die unsichtbar<br />

und gut isoliert vor dem Z-Antrieb<br />

arbeiten, ziehen gut an. Sie<br />

sind bei bis zu 21 Knoten Marschfahrt<br />

unauffällig – auch akustisch.<br />

Das elektrisch gesteuerte Sportlenkrad<br />

ist eine Wonne an Präzision und<br />

systembedingter Leichtgängigkeit.<br />

Im Tempobereich um 11 Knoten<br />

vibriert die Bavaria reproduzierbar.<br />

Aber das ist auch alles, was das<br />

Boot zum Thema Motor zurückmeldet.<br />

Geht der Hebel zurück zur<br />

Bummelfahrt, ist es so leise, dass<br />

Wind und Welle den Ton angeben.<br />

Erst fahren wir Kurven für die<br />

Fotocrew, dann für uns selbst. Sehr<br />

gemütlich legt sich die Bavaria SR<br />

36 in die Kurven und pariert auch<br />

selbst erzeugte Wellen mit sanfter<br />

Gleichmut. Der Durchblick im<br />

Fahrstand bei Krängung bleibt<br />

angesichts der hoch gezogenen<br />

Fenster sehr gut.<br />

Auch wenn wir dem Boot beim<br />

starken Einlenken die Sporen geben,<br />

gibt es keinerlei Versatz. Die<br />

Bavaria SR 36 bremst dann um<br />

rund zwei Knoten ab und kehrt<br />

anschließend wieder zum Normaltempo<br />

zurück.<br />

Für Statistiker: Von null bis zur<br />

Gleitfahrt braucht das Boot rund<br />

13 Sekunden, bis zum Tempomaximum<br />

sind es 36 Sekunden. Das<br />

Limit mit den bis knapp unter<br />

3.000 U/min tourenden Dieseln<br />

liegt am Testtag bei 31 Knoten.<br />

Schneller waren auch die Bavaria-<br />

Werksfahrer einige Tage zuvor auf<br />

dem Main nicht.<br />

DER BESTE PLATZ<br />

Auch auf diesem Boot gibt es einen<br />

Platz, wo ich am liebsten bin, wenn<br />

ich nicht fahre. Bei der Bavaria SR<br />

36 ist es der kleine Beifahrersitz.<br />

Er ist unterhalb der langen Liege<br />

an Backbord nahe dem Niedergang<br />

platziert – direkt gegenüber dem<br />

Steuerstand.<br />

Andere mögen sich zum Entspannen<br />

draußen den Fahrtwind<br />

um die Nase wehen lassen: Ich<br />

finde den mit Bedacht im Salon<br />

eingefügten Kompaktsitz bestens.<br />

Wer dem Steuermenschen Gesellschaft<br />

leisten und außerdem alles<br />

an Bord im Blick behalten will,<br />

ist hier richtig. Und genau dafür,<br />

so Norbert Leifeld, hat Bavaria<br />

diesen Lieblingssitz ins Boot<br />

konzipiert.<br />

DER NEUE WEG ZUM<br />

KLASSIKER<br />

Gut, dass wir bei unserem Testtag<br />

zwei Bavaria-Motoryachten sehen,<br />

wenn auch zufällig. Denn unser<br />

Fotoboot, eine ältere E 40, und die<br />

3/<strong>2022</strong> 69


Bavaria SR 36<br />

„ Mit einem Einstiegspreis von 230.000 Euro reklamiert Bavaria für sich,<br />

das im Vergleich günstigste Angebot auf dem Markt zu haben.“<br />

brandneue SR 36 zeigen anschaulich,<br />

wie deutlich Bavaria seit dem<br />

Werft-Neustart einen neuen Kurs<br />

eingeschlagen hat.<br />

Die 2015 erstmals angekündigte<br />

E 40 war, so unsere Einschätzung<br />

damals, eine Art Zwitter aus Motorboot<br />

und Segelboot, um Segler<br />

zum Wasserwandern auf Binnengewässer<br />

zu bewegen. Heute ist das<br />

Boot von der Werft-Website verschwunden.<br />

OKKASION BIS INVESTITION<br />

Unser Testboot hingegen ist schon<br />

jetzt zeitlos. Als klassischer Familien-Cruiser<br />

für Küstengewässer<br />

bietet das <strong>2022</strong>er-Modell wenig<br />

Revolution bei sehr viel Evolution.<br />

Vom größeren Schwestermodell<br />

Bavaria SR 41 werden <strong>2022</strong> mindestens<br />

100 Exemplare ausgeliefert,<br />

für die kompakte 36-Fuß-Motoryacht<br />

sind allein in dieser Saison<br />

„deutlich mehr“ geplant.<br />

Den Begriff „bewährt“ in jeder<br />

Hinsicht positiv aufzuladen, ist den<br />

Projektmanagern gelungen. Großer<br />

Aufwand ging dabei in die Detailarbeit.<br />

Die SR 36 wirkt optisch,<br />

technisch und ergonomisch aktuell<br />

– und sie fährt sich dabei bestens.<br />

Die Weltpremiere fand – nach<br />

dem Ausfallen der boot Düsseldorf<br />

im Jänner – auf der Palma Boat<br />

Show im April statt. Mit einem<br />

Einstiegspreis von 230.000 Euro<br />

netto reklamiert Bavaria für sich,<br />

das im Vergleich preisgünstigste<br />

Angebot auf dem Markt zu haben.<br />

Unser Testexemplar – mit allem inklusive,<br />

was möglich ist – zeugt mit<br />

mehr als 400.000 Euro netto schon<br />

von einer großen Investition.<br />

Die ersten 25 Exemplare sind<br />

bereits an die Bavaria-Vertragshändler<br />

verkauft. Man hört, dass<br />

ein Exemplar der Bavaria SR 36<br />

wieder an unserem Testort zu<br />

sehen sein wird – zum Yachtfestival<br />

in der ancora Marina in<br />

Neustadt.<br />

Bavaria SR 36<br />

Länge ü. a.<br />

mit Badeplattform<br />

Rumpflänge<br />

Breite<br />

Höhe über Wasserlinie<br />

Tiefgang<br />

Schlafplätze<br />

Crewgröße<br />

CE-Kategorie<br />

<br />

11,44 m<br />

12,28 m<br />

10,87 m<br />

3,85 m<br />

4,12 m<br />

0,97 m<br />

4+1 in zwei Kajüten<br />

max. 10 Personen<br />

B (küstenferne Gewässer)<br />

Preis netto ab Werft „Open Top“ ab € 229.500,–<br />

Preis netto ab Werft „Hard Top“ ab € 234.900,–<br />

Händler: Boote Riedl, Wiegelegasse 15, 9020 Klagenfurt<br />

am Wörthersee, Tel. +43 (0) 463 / 320 312.<br />

è www.boote-riedl.com<br />

Die ersten 25 Bavaria SR 36 sind bereits<br />

an die Bavaria-Vertragshändler verkauft.<br />

70 3/<strong>2022</strong>


PANORAMA<br />

Tipps, Trends & Neuheiten<br />

Einfach segeln<br />

Am Polarkreis cruisen<br />

NORDNORWEGEN-TÖRN. Einen Abenteuertörn<br />

jenseits der klassischen Segelreviere<br />

bietet Franco Del Fabbro, RYA Instructor<br />

und Leiter der Segelschule White Wake:<br />

eine Woche Norwegen, nördlich des Polarkreises,<br />

atemberaubende Landschaften und<br />

Ausblicke, wilde Tiere und vielleicht auch<br />

das Nordlicht. Gesegelt wird mit einer<br />

Swan 44 und einer Delia 40. Der Törn im<br />

Juni ist schon ausgebucht, für jenen vom<br />

10. bis 18. Oktober gibt es noch freie Kojen.<br />

è www.white-wake.com<br />

Go North!<br />

VORSCHAU. Bente versorgt<br />

uns mit Nachrichtenhäppchen<br />

zur neuen Bente 28,<br />

die sich zwischen den schon<br />

vorhandenen Modellen 24<br />

und 39 einnisten soll. Im Jänner<br />

wurde mit dem Formbau<br />

in der CNC-Fräse begonnen,<br />

mit dem ersten Schiff im<br />

Wasser ist in der zweiten<br />

J ahreshälfte <strong>2022</strong> zu rechnen.<br />

Bestellungen werden ab Anfang<br />

2023 angenommen, die<br />

Launch-Edition soll segelfertig<br />

in der Grundausstattung<br />

rund 100.000 Euro kosten.<br />

Das Layout unter Deck ist<br />

auch schon fertig: Doppelkoje<br />

im Bug, Einzelkoje achtern<br />

und die beiden Salonbänke<br />

sind als Klappkojen ausgelegt<br />

– fünf Schlafplätze auf<br />

8,55 m, das ist ordentlich!<br />

è www.benteyachts.com<br />

Bente in<br />

der Mitte.<br />

www.alfastreet-marine.com | info@alfastreet-marine.com


YACHT CLUB AUSTRIA<br />

News Mai/Juni <strong>2022</strong><br />

YCA-JUBILÄUM<br />

50 Jahre YCA (1972–<strong>2022</strong>)<br />

Im Februar ist bereits eine eigene <strong>ocean7</strong>-Sonderausgabe zum 50-Jahre-Jubiläum<br />

erschienen. Nach Absage der Tullner Messe wurde in kürzester Zeit für den 5. März<br />

<strong>2022</strong> eine „virtuelle YCA Hausmesse“ von Gottfried Rieser und Harald Schwanzer<br />

organisiert, die auf YouTube abrufbar ist. Aber die Höhepunkte der Feierlichkeiten<br />

werden nun in Linz, am Achensee und auch in der Adria stattfinden!<br />

Text GOTTFRIED RIESER, YCA-AUSBILDUNGSLEITUNG<br />

Am 14. Mai wird das 50. Geburtstagsfest<br />

des Yacht Club<br />

Austria in Linz auf dem<br />

Dampfschiff Schönbrunn beim „Ars<br />

Electronica Center“ von 13 bis 21 Uhr<br />

zelebriert. Ab 15.30 Uhr beginnt die<br />

Donaufahrt stromaufwärts durch das<br />

malerische Mühlviertel. Unterwegs<br />

kann den Vorträgen bekannter Persönlichkeiten<br />

aus der nautischen<br />

Welt gelauscht werden – unter ihnen<br />

Bobby Schenk, Heide und Erich<br />

Wilts, Michael Guggenberger und die<br />

„Seenomaden“ Doris und Wolfgang.<br />

Um 17 Uhr wird das Buffet eröffnet,<br />

um gegen 19.30 Uhr wieder im Linzer<br />

Stadthafen anzulegen.<br />

Damit allen Gästen auch eine<br />

angenehme Zeit in Linz bereitet<br />

wird, empfehlen wir den Besuch des<br />

Pöstlingbergs von 9 bis 12 Uhr. Das<br />

Treffen findet am Linzer Hauptplatz<br />

um 8.45 Uhr statt, wo die steilste<br />

„Ad häsionsbahn“ Europas, die Pöstlingbergbahn,<br />

bereits wartet.<br />

Führungen in Linz durch die Wallfahrtsbasilika,<br />

eine Fahrt mit der<br />

Grottenbahn durch das „Zwergenreich“<br />

sowie der Besuch der Aussichtsplattform<br />

mit Blick über Linz<br />

runden das Festprogramm ab.<br />

FESTTAG AM ACHENSEE<br />

Am 25. Juni lädt die Crew Tirol &<br />

Vorarlberg anlässlich der Feierlichkeiten<br />

alle Freunde des Segel- und<br />

Motorbootsports auf eine Rundfahrt<br />

am Achensee (beim Achenseehof/<br />

Die Donau und der<br />

Pöstlingberg in Linz, der<br />

Achensee in Tirol und die<br />

kroatische Adria geben die<br />

Festbühnen zur Feier des<br />

50 Jahre YCA Jubiläums.<br />

Leuchtturm) ein. Anschließend<br />

wird beim Segelclub YES südlich<br />

des Leuchtturms ab 15 Uhr ein<br />

Grillfest veranstaltet.<br />

250 MEILEN IN DER ADRIA<br />

Von 22. bis 29. Oktober findet eine<br />

„50 Jahre Langfahrt“ statt: Die Crew<br />

Steiermark hat aus diesem feierlichen<br />

Anlass einen 250-Meilen-<br />

Törn in zwei Etappen ab Rogoznica<br />

(Marina Frapa) nach Dubrovnik<br />

für „ALLE“ ausgeschrieben. Ideal<br />

auch für angehende Skipper, als<br />

Meilentörn inkl. Nachtfahrt. Mit<br />

einem geringen Spesenanteil gibt<br />

es eine große gesellige Abschlussfeier<br />

am Donnerstag!<br />

Eigner starten mit ihrer Yacht,<br />

für Crews stehen alle verfügbaren<br />

Schiffe auf Abruf bereit. Für Einzelpersonen<br />

gibt es reichlich Platz<br />

auf den Clubyachten! Anmeldungen<br />

via Homepage oder direkt bei<br />

Mike Hecker:<br />

è www.yca.at è mike.hecker@yca.at<br />

Zur „50 Jahre Langfahrt“ startet<br />

auch eine „Damencrew“ ab Rogoznica<br />

mit Melanie Swatosch und<br />

Gerhild Dengg am Sonntag Vormittag.<br />

Anstelle des regattamäßigen<br />

Startschusses heißt es dann<br />

„gemütlich Segel setzen“. Für alle<br />

Frühbucher zur „50 Jahre Langfahrt“<br />

bis Ende Mai gibt es auch<br />

eine kleine Überraschung,<br />

Alle diese und viele neue Events<br />

und Berichte gibt es aktuell auf<br />

unserer Homepage. Wir freuen<br />

uns schon jetzt auf eure Anmeldung<br />

und eure Teilnahme!<br />

FOTOS: OÖ TOURISMUS/MARKO MESTROVIC (1), LINZ TOURISMUS/ALEX SIGALOV (1), BIRGIT MACHTINGER (1), PAWEL KAZMIERCZAK/SHUTTERSTOCK.COM (1)<br />

72 3/<strong>2022</strong>


YACHT CLUB AUSTRIA<br />

GENERALSEKRETARIAT<br />

Estermannstraße 6, 4020 Linz<br />

+43(0)732 781086, office@yca.at<br />

www.yca.at<br />

COMMODORE<br />

Christian Schifter<br />

+43(0)664 5315353<br />

cschifter@yca.at<br />

YCA-AUSBILDUNG<br />

Im Herbst ist die beste Zeit, um<br />

die Kanaren vom Meer aus zu<br />

erkunden, zumal der Passat-<br />

Windgürtel einen beständig wehenden<br />

Nordost-Passat bringt. So<br />

werden wir ca. 800–900 Meilen in<br />

15 Tagen unter dem Kiel ersegeln.<br />

Manche Schläge werden sich<br />

über 2–3 Tage erstrecken. Nachtfahrten<br />

inklusive, wobei wir nur<br />

fallweise eine Marina anpeilen werden.<br />

Der Langfahrt-Schwerpunkt<br />

des Trainings besteht in Vorbereitung<br />

von Crew und Schiff, Wachplan,<br />

Proviant, Sicherheit, Beste<br />

Route und Startzeit, Besonderheiten<br />

des Zielhafens, Zeitfenster,<br />

Gefahren auf der Route, die es<br />

zu beachten gilt, Beurteilung des<br />

Wetterberichts, ein Plan B …<br />

Las Palmas/Gran Canaria<br />

Die Umrundung der Kanaren<br />

Vom 25. September bis 9. Oktober kann man „Tidenmeilen“ sammeln<br />

beim „Roundabout“ der Kanaren zur schönsten Jahreszeit.<br />

Text und Fotos CHRISTIAN SPERNER, RYA YACHTMASTER AUSBILDUNG<br />

Ein Vorbereitungstag wird als<br />

Clubservice organisiert, an dem die<br />

relevanten Törn-Anforderungen<br />

(Strom- und Tidenberechnungen,<br />

Navigation, Passage planning, Pilotage<br />

etc.) aufgefrischt und durchgearbeitet<br />

werden. Belegung: sechs<br />

Teilnehmer und ein Skipper.<br />

Dieser Törn ist ideal für Skipper,<br />

die den RYA Yachtmaster Offshore<br />

erwerben und den Atlantik kennenlernen<br />

wollen, Tidenmeilen<br />

brauchen, Praxis in der Astronavigation<br />

sammeln wollen oder<br />

einfach nur Lust auf eine Langfahrt<br />

in einem fantastischen Segelrevier<br />

haben.<br />

Anmeldungen via Homepage<br />

oder direkt bei Christian Sperner:<br />

è www.yca.at è christian.sperner@yca.at<br />

Fischerhafen auf Gran Canaria.<br />

CREW WIEN, NÖ, BURGENLAND<br />

Crew-Commander<br />

Günther Holzinger<br />

+43(0)664 2108020<br />

guenther.holzinger@yca.at<br />

CREW SALZBURG<br />

Crew-Commander<br />

Hubert Kraft<br />

+43(0)664 9645011<br />

hubert.kraft@yca.at<br />

CREW OBERÖSTERREICH<br />

Crew-Commander,<br />

Generalsekretär<br />

Thomas Hickersberger<br />

+43(0)676 3067224<br />

thomas.hickersberger@yca.at<br />

CREW TIROL UND VORARLBERG<br />

Crew-Commander<br />

Johannes Lindig<br />

+43(0)660 5208136<br />

j.lindig@tsn.at<br />

CREW KÄRNTEN<br />

Crew-Commander<br />

Daniel Kirchmeier<br />

+43(0)664 2131805<br />

daniel.kirchmeier@yca.at<br />

www.yca-crew-ktn.at<br />

CREW STEIERMARK<br />

Crew-Commander<br />

Mike Hecker<br />

+43/(0)0676 6086035<br />

mike.hecker@yca.at<br />

AUSBILDUNG<br />

YCA-Ausbildungsleiter<br />

Gottfried „Titzl“ Rieser<br />

+43(0)664 3706027<br />

gottfried.rieser@yca.at<br />

Langfahrt auf RYA-Niveau:<br />

die geplante Route rund<br />

um die Kanarischen Inseln.<br />

NAUTISCHES<br />

KOMPETENZ-ZENTRUM<br />

Wolfgang Hurch<br />

+43 (0)732 781086<br />

wolfgang.hurch@yca.at<br />

3/<strong>2022</strong> 73


YACHT CLUB AUSTRIA<br />

News Mai/Juni <strong>2022</strong><br />

FOTO: UDO REICHMANN<br />

YCA-REGATTA<br />

Regatta-Luft schnuppern<br />

Du willst an einer Regatta teilnehmen? Du hast Lust, die frische Brise der Adria oder des Attersees zu<br />

schmecken und das Adrenalin bei der Wettfahrt zu spüren, hast aber keine Mannschaft und kein<br />

Schiff? Wir stellen dir gerne Regatta-erfahrene Skipper und flotte Boote zur Verfügung!<br />

Text JOSEF WAGNER, MARKETING-TEAM<br />

Warum also nicht an einem<br />

der nächsten Regatta-<br />

Events des Yacht Club<br />

Austria teilnehmen, wo auch die<br />

gesellige Zeit mit Gleichgesinnten<br />

nicht zu kurz kommt? Auch als<br />

„Neuling“ bist du immer voll dabei,<br />

in einer netten Crew, die dich<br />

mit Begeisterung und mit offenen<br />

Armen aufnimmt. Starte am besten<br />

gleich hier beim YCA deine glänzende<br />

Regatta-Karriere!<br />

REGATTATRAININGS<br />

Auf dem Attersee bieten wir vor<br />

Beginn der Regatta-Saison Gennaker-Trainings<br />

an, welche wir auch<br />

als ideale Vorbereitung empfehlen:<br />

14. Mai mit Big Boat (Marina 36),<br />

21. Mai und 2. Juli mit einer<br />

Melges 24, 11. Juni mit Big Boat<br />

(Marina 36). Anmeldung auf<br />

è www.yca.at<br />

21. bis 22. Mai: Regattatraining in<br />

Breitenbrunn am Neusiedler See,<br />

für alle, die ihre Segelfähigkeiten<br />

unter kompetitiven Bedingungen<br />

verbessern wollen, bei Interesse<br />

bieten wir auch die Möglichkeit,<br />

von Boats2Sail nach dem „Lizensieren“<br />

Boote zu Chartern –Anmeldung<br />

auf è www.yca.at bzw. bei<br />

è harald.schwanzer@yca.at<br />

YCA-REGATTEN<br />

22.–26. Mai: Alpe Adria Sailing<br />

Week (AASW) <strong>2022</strong>. Gesegelt wird<br />

der 32. „Austria Cup“ in der Elan<br />

E4 Einheitsklasse sowie in einer<br />

offenen Klasse der „Alpe Adria<br />

Cup“ und die „Kärntner Cruising<br />

Trophy“ (für Charterer und<br />

Schiffs-Eigner). Eröffnung am<br />

Sonntag, den 22. Mai in der Marina<br />

Punat (Insel Krk/Kroatien),<br />

Sieger ehrung mit Galadinner am<br />

Donnerstag, den 26. Mai. Noch<br />

sind Last-Minute-Anmeldungen<br />

möglich! Am besten gleich direkt<br />

bei è daniel.kirchmeier@yca.at (Nachfolger<br />

von Fritz Abl) oder auf<br />

è www.aasw.at<br />

1.–8. Oktober. Alpe Adria Challenge<br />

(AAC) <strong>2022</strong>. Gesegelt wird<br />

mit jeweils 3 Booten pro Club, wobei<br />

jener Club mit der besten Gesamtzeit<br />

aller Boote den Wanderpokal<br />

erhält. Neu für <strong>2022</strong> ist, dass<br />

auch weitere Clubs/Teams mit jeweils<br />

3 Booten teilnehmen können.<br />

Die Wettfahrt wird über 160 Meilen<br />

durchgeführt. Strecke: Biograd –<br />

Vis – Hvar – Biograd, die ideale Gelegenheit,<br />

auch für die FB2 und<br />

FB3-Prüfung Meilen und Nachtfahrten<br />

zu sammeln. Boote stehen<br />

für Trainings auch 1–2 Tage davor<br />

zur Verfügung. Anmeldungen direkt<br />

bei è guenther.holzinger@yca.at<br />

Kurz nach Drucklegung wurde übrigens<br />

der bereits 15. Gebirgssegler<br />

Cup (GSC, 10.–14. April) im Raum<br />

Šibenik mit sechs Wettfahrten an<br />

vier Tagen abgeschlossen. Anmeldungen<br />

für den Gebirgssegler<br />

Cup 2023 werden bereits angenommen:<br />

è mike.hecker@yca.at<br />

Detaillierte Infos und Anmeldemöglichkeiten<br />

siehe YCA-Homepage.<br />

Tipp: Falls ein Event bereits<br />

als „ausgebucht“ aufscheint, bitte<br />

trotzdem vormerken lassen, es<br />

werden immer wieder Plätze frei!<br />

è www.yca.at<br />

74 3/<strong>2022</strong>


YCA-AUSBILDUNG<br />

Um die Wette segeln<br />

An vier Abenden im Februar <strong>2022</strong> hat die Crew Oberösterreich mit<br />

OSI Gerhard Hutsteiner zu einem Regatta-Seminar eingeladen.<br />

Text GÜNTHER REICHEL, CREW OÖ | Foto<br />

UYCAS/GERT SCHMIDLEITNER<br />

Die Theorie des Regattasegelns<br />

war gespickt mit der langjährigen<br />

Erfahrung aus<br />

unzähligen absolvierten Regatten.<br />

Egal ob als Teilnehmer, Wettfahrtleiter<br />

oder als Zuseher: Gerhard hat<br />

dieses Interesse an Aerodynamik,<br />

Trimm und Taktik bei jeder Ausfahrt<br />

begleitet und dabei hat er<br />

groß artiges Material für dieses<br />

hoch karätige Seminar gesammelt.<br />

Alles wurde durch Skizzen und<br />

Fotos untermauert – oder auch<br />

durch kleine Modellboote, die auf<br />

dem Whiteboard in den Zweikampf<br />

an Startlinie oder Luv­<br />

Tonne gingen. Inklusive Regeln,<br />

die dabei zu beachten sind. Dazu<br />

die Vorbereitung, über langes Training<br />

und Üben bis zum Ablauf am<br />

Regattatag mit Beobachtung der<br />

Mitbewerber.<br />

Vor allem haben wir gelernt,<br />

dass Segeln ein Teamsport ist. Es<br />

geht dabei nicht nur um den Sieg,<br />

sondern um das konsequente Umsetzen<br />

und das gemeinsame Erreichen<br />

von Zielen. Weitere Seminartermine<br />

auf unserer Homepage<br />

è www.yca.at<br />

Regatta-Segeln:<br />

Von der Theorie<br />

in die Praxis mit<br />

OSI Hutsteiner.<br />

YCA-Events und -Veranstaltungen<br />

7. Mai Weyregg OÖ Schiffseinweisungen<br />

Melges 24, 1–2 Tage<br />

7. Mai Breitenbrunn NS Competent Crew, Mitsegeln 1, 2 Tage<br />

14. Mai Linz, MS Schönbrunn 50 Jahre<br />

YCA-Jubiläumsveranstaltung<br />

21. Mai Breitenbrunn Regattatraining 1.1, 1–2 Tage<br />

22. Mai Punat/HR AASW <strong>2022</strong> Alpe Adria<br />

Sailing Week, 5 Tage<br />

28. Mai Breitenbrunn NS Competent Crew, Mitsegeln 2, 2 Tage<br />

3. Juni Tromsø Norwegen, Segeln Spezial, 8 Tage<br />

4. Juni Saint-Malo/FRA Kanalinseln GB + Kanalküste<br />

France, 8 Tage<br />

18. Juni Venedig/I Clubtörn Lagune von Venedig, 8 Tage<br />

25. Juni Achensee 50 Jahre YCA Crew Tirol & Vlbg<br />

9. Juli Biograd Crew OÖ Langstrecken-Törn, 8 Tage<br />

15. Juli Solent/GBR Gezeiten-Stromrevier,<br />

Segeln Spezial, 8 Tage<br />

16. Juli Kroatien Competent Crew,<br />

Theorie + Praxis, 8 Tage<br />

25. Juli Attersee/Nußdorf Bfa Binnen Einstieg zum Segeln,<br />

5 Tage<br />

20. August Oban – Isle of Skye Schottland & Hebriden, 8 Tage<br />

27. August Punat/HR Crew SBG Langstrecken-Törn,<br />

8 Tage<br />

10. September Südbretagne/FRA Tidenrevier Segeln Spezial, 10 Tage<br />

10. September Breitenbrunn NS Regattatraining Nachtsegeln 2,<br />

2 Tage<br />

25. September Kanaren Tidenmeilen Langstrecke,<br />

15 Tage<br />

1. Oktober Biograd AAC Alpe Adria Challenge <strong>2022</strong>,<br />

8 Tage<br />

22. Oktober Rogoznica 50 Jahre Langfahrt, 8 Tage<br />

Allfällige Änderungen vorbehalten.<br />

Clubabende<br />

Sämtliche YCA-Clubabende (online oder real), Aus- und Weiterbildungs-<br />

Möglichkeiten tagesaktuell abrufbar unter è www.yca.at/vereinonline<br />

Falls es einmal „bereits ausgebucht“ heißt, bitte trotzdem vormerken<br />

lassen, es werden immer wieder Plätze frei!<br />

Crew Kärnten: Clubabende 14-tägig, siehe è www.yca-crew-ktn.at<br />

Gäste und Freunde sind an den YCA-Clubabenden ebenfalls willkommen!<br />

YCA-Services und -Vorteilspartner<br />

Wir bauen laufend unser Netzwerk zu<br />

starken Partnern aus. Damit können wir<br />

unseren YCA-Mitgliedern attraktivste<br />

Konditionen in vielen Bereichen anbieten,<br />

siehe unsere Service-/Vorteilspartner<br />

auf è www.yca.at<br />

Marinas: Sondertarif für Tages- bzw.<br />

Jahres-Liegeplätze. Italien: Marina Certosa<br />

(Venedig), Marina Aprilia Marittima<br />

(Lignano*). Kroa tien: Marina Vrsar, Marina<br />

Funtana, Marina Punat, Marina Frapa<br />

* In Kooperation mit der Agenzia Adrianautica und Agenzia Immobiliare-Nautica & Yachting San Marco.<br />

in Rogoznica und Dubrovnik. Spanien:<br />

Marine Project Iberia (Barcelona).<br />

Charter: Müller Yachtcharter, Pitter<br />

Yachtcharter, My SeaTime Yachtcharter<br />

d.o.o. (Kroa tien), Ionian Charter (Griechenland),<br />

four seasons yachting GmbH<br />

(Deutschland).<br />

Service: MEC-Energietechnik, SeaHelp,<br />

Seemannsladen.at, Thomas Pernsteiner,<br />

Schiffs-Sachverständiger, <strong>ocean7</strong> Magazin,<br />

Marina-Buchungsplattform seasy.at<br />

Versicherung: Pantaenius.<br />

YCA-Stützpunkte: Alle Marinas wie links<br />

angeführt + Ionian Charter.<br />

Interessierten Sponsoren und Partnern<br />

bieten wir gerne attraktivste Kooperationsformen<br />

und Möglichkeiten für eine<br />

erfolgreiche Zusammenarbeit. Wir freuen<br />

uns auf Ihre Anfragen und Vorschläge:<br />

è marketing@yca.at<br />

3/<strong>2022</strong> 75


M<br />

V<br />

S<br />

Ö<br />

MOTORBOOTSPORT UND SEEFAHRTS VERBAND ÖSTERREICH<br />

News Mai/Juni <strong>2022</strong><br />

Mayday, Mayday, Mayday<br />

Die Nacht vom 7. auf den 8. Oktober war eine kurze Nacht. Ein schneller Stopp auf der Insel Silba,<br />

ausschlafen und dann frühmorgens wieder in das Ölzeug schlüpfen. So fuhren wir gegen vier Uhr aus<br />

dem Hafen, setzten die Segel, um unseren Weg in der stockdunklen Nacht fortzusetzen. Wunderschönes<br />

Wetterleuchten über der Adria, die Blitze waren aus der Distanz ein beeindruckendes Naturspektakel.<br />

Doch genauso blitzartig riss uns der Alarm des Funkgeräts aus der idyllischen Träumerei.<br />

Text und Fotos HARALD SCHWANZER<br />

Mir pochte das Herz bis zum<br />

Hals, als ich die Meldung<br />

notierte. Blechern tönte es<br />

über den Lautsprecher: „Mayday,<br />

May…, Ma…, Board Posit …“<br />

Ich erinnere mich nicht mehr an<br />

alle Details, den Funkspruch konnte<br />

ich mehr schlecht als recht verstehen.<br />

Gut in Erinnerung habe ich das Gefühl<br />

der Verzweiflung. Denn als ich dem<br />

Maritime Rescue Coordination Center<br />

(MRCC) den Erhalt des Mayday Relay<br />

bestätigte, war die genaue Positionsermittlung<br />

des Unfalls schwierig auszumachen.<br />

Gefühlte zehn Mal hörte<br />

ich den geduldigen Operator in Rijeka<br />

die Position übermitteln. Im Eifer des<br />

Gefechts ist eine einfache Koordinatenübermittlung<br />

eine Herkulesaufgabe.<br />

Doch es muss nicht immer gleich<br />

ein Notruf sein. Auf einem Törn passieren<br />

auch ohne erschwerte Bedingungen<br />

allerhand Pannen wie z. B.<br />

ein klemmendes Großsegel, eine<br />

gebrochene Steuerungskette, eine<br />

unklare Ankerwinsch. Kleine Probleme,<br />

die aber rasch zum Notfall für<br />

Schiff und Crew werden können.<br />

Der Seefunk ist der heiße Draht,<br />

über den man Hilfe anfordern kann.<br />

Mit einem einzigen Knopfdruck kann<br />

man die Rettungskette in Gang setzen.<br />

Doch wie oft kommt es vor, dass man<br />

den roten Knopf drücken muss?<br />

Ich wünschen jedem, dass dies stets<br />

nur zu Übungszwecken geschieht,<br />

ohne Stress und Not. Die Kommunikation<br />

zur Küstenfunkstelle bleibe<br />

ein Stiefkind. Der Distress-Knopf ein<br />

Tabu. Und wie sieht es mit der übrigen<br />

Verwendung des Seefunks aus? Hand<br />

aufs Herz!<br />

Wer nie selbst in eine Notsituation<br />

als Helfer geraten ist, kann<br />

schwer abschätzen, wie er persönlich<br />

reagieren würde. Die Amygdala<br />

lässt grüßen! Sie ist ein Teil unseres<br />

limbischen Systems. Der Mandelkern,<br />

wie er auch genannt wird,<br />

übernimmt in gefährlichen Situationen<br />

die Kontrolle.<br />

Ein uralter Mechanismus – Angriff,<br />

Flucht oder Totstellen ist das<br />

Basisprogramm. Wir sind dann<br />

selbst Passagier unseres eigenen<br />

Handelns. Dem können wir mit<br />

Übung von Routinen begegnen.<br />

Und diese Routine ist es leider, die<br />

uns beim Funk meist fehlt.<br />

Wüsstest du z. B. auf Anhieb, wie<br />

man einen PAN PAN absetzt? Und<br />

wie sieht es mit deiner Crew aus?<br />

Schulst du sie bei der Sicherheitseinweisung<br />

am Funk ein?<br />

Oft ist der Skipper der einzige<br />

zertifizierte Funker an Bord, doch<br />

im Notfall hat er andere Agenden,<br />

als einen Funkspruch abzusetzen.<br />

Wäre es da nicht besser, noch einen<br />

„fähigen“ Funker dabei zu haben?<br />

So nah und doch zu weit weg für rasche Hilfe.<br />

Mayday Relay – unter<br />

Stress sind einfache Überlegungen<br />

Schwerstarbeit.<br />

Übe und frische dein<br />

Wissen nach der Prüfung<br />

stressfrei auf!<br />

KLEINE SCHRITTE,<br />

GROSSE WIRKUNG<br />

Oft helfen kleine Schritte zur sukzessiven<br />

Verbesserung:<br />

1. Spiele unterschiedliche Notfälle<br />

im Kopf durch – schreib ein kleines<br />

Drehbuch in deinen Gedanken,<br />

beim nächsten längeren<br />

Schlag. Du hast Zeit, kannst die<br />

Situation auf das jeweilige Schiff<br />

und die verfügbare Crew anpassen.<br />

Wem würdest du welche<br />

Notrolle zuordnen/zutrauen?<br />

Natürlich kannst bzw. solltest du<br />

76 3/<strong>2022</strong>


Nachrichten für die<br />

Schifffahrt der OSB<br />

„ Was öffentliche Kommunikation genannt<br />

wird, ist häufig nur das Rauschen, das die<br />

Verständigung verhindert.“<br />

Prof. Querulix (*1946), deutscher Satiriker<br />

diese Rolle für konkrete Notfälle auch<br />

schon vorab verschriftlichen.<br />

2. Mach dir einen Spickzettel und verwende<br />

ihn – Erlerntes von einem Zettel<br />

abzulesen ist noch einfacher als<br />

Unbekanntes oder Neues. Im Internet<br />

gibt es genügend Vorlagen, man muss<br />

das Rad nicht neu erfinden.<br />

3. Baue Berührungsängste ab – verwende<br />

das Funkgerät so oft wie möglich,<br />

funke die Marinas für den Liegeplatz<br />

an, mache einen Radiocheck mit der<br />

Küstenfunkstelle, übe Routinecalls,<br />

wenn du andere Schiffe in der Umgebung<br />

kennst.<br />

4. Frische deinen Funkkurs auf – ohne<br />

Prüfungsstress lernt man doch viel<br />

besser.<br />

5. Motiviere deine Crew, einen Funkschein<br />

zu machen – der Aufwand ist<br />

überschaubar, der Nutzen groß!<br />

Zurück in die frühen Morgenstunden<br />

des 8. Oktober. Als die Koordinaten<br />

übermittelt waren, trug ich sie in die<br />

Karte ein. Wir waren nur 20 Meilen von<br />

dem Ort entfernt, boten unsere Hilfe an.<br />

Die Küstenstation forderte uns auf, die<br />

Fahrt fortzusetzen.<br />

Natürlich unternahmen wir später<br />

Recherchen, um uns über das Geschehene<br />

zu informieren. Ein junger Mann<br />

war in der Nacht über Bord eines Trimarans<br />

gegangen. So nahe der Küste,<br />

dennoch konnte er nie gefunden<br />

werden und gilt als vermisst.<br />

MSVÖ Fahrtenskipper 2021<br />

Auch 2021 waren einige MSVÖ-Mitglieder auf den Binnen- oder Küstengewässern<br />

unterwegs und haben sich eine Anerkennung für ihre sportliche Leistung verdient.<br />

Der MSVÖ hat die Fahrtenskipper in den verschiedenen Bereichen geehrt.<br />

Fotos MSVÖ<br />

Fahrtenskipper Motoryacht Binnen<br />

1. CORNELIA UND STEFAN UMATHUM, 638 km<br />

2. LOTHAR UND BARBARA MÜLLER, 580 km<br />

Fahrtenskipper Motoryacht See<br />

1. ROBERT OELINGER, 1.837 sm<br />

2. WOLFGANG WALLNER, 600 sm<br />

Fahrtenskipper Segelyacht See<br />

1. HARALD NEUMAYER, 2.119 sm<br />

2. MICHAEL HECKER, 1.382 sm<br />

Silbernes Ehrenzeichen<br />

Stefan und Cornelia Umathum<br />

Robert Oelinger<br />

Harald Neumayer<br />

Für die 15-jährige ununterbrochene aktive Mitgliedschaft oder zehnjährige erfolgreiche<br />

Ausübung einer Funktion in einem Club des MSVÖ wurden im September 2021 folgende<br />

Mitglieder der Seefahrervereinigung Strongbow mit dem Silbernen Ehrenzeichen geehrt:<br />

• Rene Bazala<br />

• Walter Endl<br />

• Christian Schwarz<br />

BAUARBEITEN<br />

Wiener Donaukanal, Franzensbrücke<br />

in Österreich, Strom-km 7.4 bis 7.0 – Beschränkung<br />

bis 30. November <strong>2022</strong>: Besondere<br />

Vorsicht, Sog und Wellenschlag vermeiden.<br />

Generalsanierung Franzensbrücke, Wiener<br />

Donaukanal km 7.3, dabei wird diese auch<br />

in mehreren Schritten eingerüstet. Schifffahrt<br />

ist behindert, Hinweis auf verringerte Durchfahrtshöhe<br />

bei HSW von 6,63 Meter mit einer<br />

Durchfahrtsbreite von 14 Meter. Brückendurchfahrt<br />

mit Schifffahrtszeichen gemäß<br />

WVO bezeichnet. Der Bereich ist mit sicherer<br />

Geschwindigkeit zu durchfahren. Ausdrück ­<br />

licher Hinweis auf die Verpflichtung des Bergfahrers,<br />

dem Talfahrer bei der Brücke Vorrang<br />

zu geben!<br />

Linz, Fluss Donau, Strom-km 2137.0 bis<br />

2136.0 – bis 31. Juli <strong>2022</strong>, Mo–Fr 6–20 Uhr:<br />

Besondere Vorsicht. Seilzugarbeiten im Zuge<br />

der Errichtung der A26-Straßenbrücke bei<br />

Strom-km 2136.500. Ggf. Verkehrsregelung<br />

durch die Schifffahrtsaufsicht Linz, Schifffahrt<br />

grundsätzlich nicht behindert.<br />

Linz, Liegestelle Donau, Strom-km 2136.5 bis<br />

2136.7 – bis 31. Dezember <strong>2022</strong>: Stillliegeverbot.<br />

Aufgrund von Bauarbeiten am rechten<br />

Ufer steht die öffentliche Lände „Linz-Obere<br />

Donaulände“ der Schifffahrt nicht zur Verfügung.<br />

LOKAL GÜLTIGE VERKEHRSVOR-<br />

SCHRIFTEN – VERZÖGERUNG<br />

Donau, Strom-km 1916.0 bis 1934.0 – Schifffahrtsaufsicht<br />

Wien – bis 31. Dezember <strong>2022</strong>:<br />

Zusätzliche Meldepflicht über UKW-Kanal 10,<br />

Polizei Wien. Talfahrer bei Strom-km 1934<br />

haben sich auf UKW-Kanal 10 bei der Polizei<br />

zu melden, ebenso Bergfahrer bei Strom-km<br />

1916. Talfahrer aus dem Donaukanal, die einen<br />

Grenzübertritt zur Slowakei vorhaben, haben<br />

sich ebenfalls auf UKW-Kanal 10 bei der Polizei<br />

zu melden! Die Wasserpolizei ersucht, dass<br />

Passagier- und Besatzungslisten (Excel-Format)<br />

zu Gunsten der Kontrollzeit vorweg an die<br />

E-Mail-Adresse PI-W-02-Handelskai-Wasserpolizei@polizei.gv.at<br />

gesendet werden, Verlängerung<br />

der NfB bis 31.12.<strong>2022</strong>. Ergänzende<br />

Infos: http://nts.doris.bmk.gv.at/Download?<br />

attachement=2006000510000000363<br />

Die Nachrichten können unter<br />

è https://nts.doris.bmk.gv.at abgerufen<br />

und als E-Mail abonniert werden.<br />

3/<strong>2022</strong> 77


Sailing Poetry<br />

FOTO: PAJOR PAWEL/SHUTTERSTOCK.COM<br />

London Sailing und Neues<br />

vom Cityfuchs auf der Shard<br />

Diese Segelsaison beginne ich wieder auf der Themse mitten in London, im Schatten der Tower Bridge.<br />

Und die Fabel vom Cityfuchs auf der Shard wird fortgesetzt.<br />

ALFRED ZELLINGER<br />

ist Schriftsteller und<br />

erlernte das Segeln in<br />

der O-Jolle des Vaters<br />

auf dem Traunsee. Dort<br />

segelt er heute einen<br />

30er-Schärenkreuzer,<br />

auf dem Meer eine<br />

46er Grand Soleil.<br />

kolumne@<strong>ocean7</strong>.at<br />

Zum Shadwell Segelclub ist es<br />

in London nicht weit, von der<br />

Station „Bank“ in der City –<br />

ja, die Banker haben hier eine eigene<br />

Station – mit der Dockland Light<br />

Railway. Auch heuer trifft man sich<br />

hier (zwischen 1. 4. und 30. 9.) zum<br />

gemeinsamen „Evening-Segeln“; als<br />

Gast mit einem geringen Kostenbeitrag<br />

für die begleitenden Motorboote;<br />

mein Tipp: Fragen Sie nach<br />

dem „Down the River Sail“: Abhängig<br />

von der Tide geht es nach Greenwich,<br />

wo es Strände gibt, Pubs und –<br />

zwecks Justierung seiner Navigation<br />

– den Null-Meridian. Hier das<br />

Programm: è www.shadwellsailing.com<br />

Man darf sein Boot, eine 3-Personen-Jolle,<br />

genannt „Wayfarer-<br />

Dinghy“, selbst „helmen“, ein Clubmitglied<br />

ist aber stets mit an Bord.<br />

Wir setzen über zu den Bojen, an<br />

denen die Jollen festgemacht sind;<br />

der Wind frischt auf, Böen von<br />

20 Knoten, durchschnittliches<br />

Wetter also für London. Die Boote<br />

tragen am Masttop „Crewsaver<br />

Mastfloats“, luftgefüllte Schläuche,<br />

die ein Durchkentern verhindern –<br />

ja, es gibt hier gefährliche Kreuzseen,<br />

etwa wenn man das Fahrwasser<br />

der schnellen Klipper kreuzt …<br />

Groß und Genua sind gesetzt, wir<br />

machen los; der Moment, in dem<br />

der Wind in die Segel fährt, ist immer<br />

erhebend, egal auf welchem<br />

Gewässer. Und was gibt es Schöneres,<br />

als bei gutem Wind mit einer<br />

Jolle auf der Themse durch London<br />

zu brettern.<br />

NEUES VOM FUCHS<br />

AUF DER SHARD<br />

Backbords grüßt des Architekten<br />

Renzo Pianos 310 Meter hohe Glasscherbe,<br />

genannt „Shard“, momentan<br />

das höchste Bauwerk Westeuropas,<br />

wo wir gestern im 31. Stock in<br />

der Aqua-Bar saßen und des Londoner<br />

Stadtfuchses gedachten, der<br />

es während des Baus bis in den<br />

72. Stock geschafft hatte, wohl über<br />

den Lastenaufzug; den die Arbeiter<br />

dann fütterten, ihm des nahen<br />

Shakespeare Globe Theatres wegen<br />

den Namen Romeo gaben, ihn einfingen,<br />

impften und, da Füchse<br />

nicht gerade geschaffen sind für ein<br />

Leben auf Wolkenkratzern, zurück<br />

auf Ground Zero brachten.<br />

Schöne Geschichte, wenn auch<br />

dieses Hoch-hinaus-Wollen dem<br />

Menschen gefährlich werden kann:<br />

Machte der Fuchs nicht dasselbe,<br />

weswegen der Mensch angeblich<br />

einst das Paradies verlor? Ich mag<br />

Füchse, die den Menschen gleichen<br />

/ in ihrem Streben / überall die<br />

Spitze zu erreichen. Was mich an<br />

Hemingways schöne Geschichte<br />

„Schnee auf dem Kilimandscharo“<br />

erinnert, die so beginnt: „Dicht<br />

unter dem westlichen Gipfel liegt<br />

das gefrorene Gerippe eines Leoparden.<br />

Niemand weiß, was der<br />

Leopard in jener Höhe suchte.“<br />

Romeo und ich wissen es …<br />

Von unserem Wolkenkratzerfuchs<br />

gibt es inzwischen Neues:<br />

Er wird gelegentlich auf Londoner<br />

Doppeldecker-Bussen beobachtet,<br />

wo er an Rundfahrten teilnimmt.<br />

Ohne Ticket selbstverständlich.<br />

Indessen ist der Wind abgeflaut,<br />

die Ebbe zieht zurück nach Osten.<br />

Wir denken an eine hier übliche Regattatechnik:<br />

Schläft der Wind ein,<br />

wirft man von den Booten aus den<br />

Anker und wartet auf bessere Zeiten<br />

– regelkonform. Für uns aber ist<br />

es Zeit für die Rückfahrt zum Clubhaus,<br />

dank der Ebbe im Eiltempo.<br />

Es gibt in London noch andere<br />

Clubs, die das Segeln auf der Themse<br />

mit Gästen pflegen, etwa die<br />

„Westminster Boating Base“, ein<br />

im Westen von London schön gelegener<br />

Club, mit einem stilvollen<br />

Clubhaus; hier gilt: Pay per session,<br />

d. h. pro Segeleinheit, man muss<br />

keinen ganzen Kurs buchen:<br />

è www.westminsterboatingbase.co.uk <br />

Im nächsten Sailing Poetry, meine<br />

Damen und Herren, verbringen wir<br />

einige Tage in der eleganten Yachtmarina<br />

St. Katherine Docks mitten<br />

in London und auf der Terrasse<br />

des Dickens Inn gedenken wir des<br />

erfolgreichsten britischen Seglers:<br />

Admiral Nelson.<br />

78 3/<strong>2022</strong>


WELTPREMIERE <strong>2022</strong><br />

Passion made<br />

BAVARIA<br />

SR36<br />

BAVARIA SR36<br />

BAVARIA SR41<br />

www.bavariayachts.com

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