ocean7 5/2023

Gente di mare FOTO: MAX

Gente di mare FOTO: MAX PRIESTER 5.000 Flaschen, 1 Mission Am 14. Juli 1864 machte sich vor Kap Hoorn eine Flaschenpost auf den Weg. Ins Meer hatte sie aber nicht ein Schiffbrüchiger geworfen, sondern der Geophysiker und Polarforscher Georg von Neumayer – mit der Bitte um Rücksendung. Es war der Beginn der maritimen Strömungsforschung. Georg von Neumayer – der Name des Polarforschers aus der Pfalz wäre außerhalb der Wissenschaft sicher fast vergessen, trüge nicht eine For schungs station in der Antarktis seinen Namen. Dabei darf er als Begründer der maritimen Strömungsforschung gelten und als Lehrmeister des Südpol-Pioniers Roald Amundsen. Und ganz nebenbei hat er im 19. Jh. auch noch jene Kriterien festgelegt, nach denen noch heute das Wetter beobachtet wird. 1826 als fünftes von acht Kindern eines Notars in Kirchheimbolanden geboren, war Georg von Neumayers späterer Lebensweg alles andere als vorgezeichnet. So war er bereits 24, als er zum ersten Mal das Meer sah. Die Faszination für die See, die ihn dort ergriff, ließ ihn nicht mehr los. Gerne wäre er in die Kriegsmarine eingetreten. Doch das blieb ihm versagt. Also heuerte er als Volontär auf dem Handelsschiff Luise7 an und unternahm seine erste Seereise nach Brasilien. Es war die erste Etappe eines bewegten Lebens, in dem er sich unter anderem auf den Goldfeldern Australiens als Lehrer für deutsche Auswanderer betätigte und auf zahlreichen Expeditionen das Innere des Kontinents vermaß. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland wurde er erster Direktor der Deutschen Seewarte in Hamburg, Hydrograph der Admiralität in Berlin und schließlich auch Vorsitzender der Internationalen Polarkommission. So war er wesentlich am Zustandekommen des Ersten Internationalen Polarjahres 1882/83 sowie des Antarktischen Jahres 1901 beteiligt, einem gemeinsamen Forschungsunternehmen europäischer Staaten und den USA zur Erforschung der Polargebiete. RETURN TO SENDER Bei allen klingenden Titeln war Georg von Neumayer aber vor allem eines: sehr geduldig. Diese Eigenschaft machte ihn schließlich zum Begründer der modernen Meeresströmungsforschung. Nicht weniger als drei Jahre dauerte es nämlich, bis er aus Australien Antwort erhielt auf seine erste Flaschenpost, die er am 14. Juli 1864 vor Kap Hoorn ins Meer geworfen hatte. Mit Korken und Siegellack gut verschlossen, hatte sich darin ein datiertes Formular mit einer Bitte auf die Reise durch die Weltmeere gemacht. Der Finder solle es doch an die, damals noch Norddeutsche, Seewarte in Hamburg zurück- senden und mitteilen, wann und wo die Flasche gestrandet war. 5.000 Rumflaschen schickte der Forscher insgesamt auf Reisen, indem er sie Kapitänen und Passagieren mitgab, um sie an festgelegten Punkten in die See zu werfen. Über 600 Antworten, die er auf seine schwimmenden Botschaften erhielt, hat er in Alben festgehalten und den Weg der Flaschen in Strö mungs - karten eingetragen. Mit eindrucksvollem Ergebnis: Auf einer solchen Karte aus dem Jahr 1897 ist deutlich der Golfstrom zu erkennen. Kleiner Nebeneffekt: Die größte Flaschenpostsammlung der Welt kam so auch in Hamburg zusammen, wo sie noch immer liegt. Heutzutage werden Meeresströmungen natürlich ohne Rumflasche erforscht. Treibkörper funken ihre aktuelle Position nach Hause und geben auch gleich Auskunft über die Erwärmung der Ozeane. DANIELA SCHUSTER ist freie Journalistin und schreibt als solche gerne am und übers Meer. kolumne@ocean7.at Buchtipp: Mehr über Georg von Neumayers Strömungsforschung in „Flaschenpost. Ferne Botschaften, frühe Vermessungen und ein legendäres Experiment“, von Wolfgang Struck. Mare Verlag, € 38,50. FOTO: M. SCHMIDT-OTT 42 5/2023

FOTO: FELIX DIEMER Herbstmessen In Friedrichshafen findet im Herbst die größte deutsche maritime Herbstmesse statt. Eines der vielen Highlights: die Surf-Days auf der fünf Meter breiten Welle. Wasser marsch! Vom Surfbrett bis zum Familienkreuzer, von Bekleidung bis hin zu Accessoires und dazu reichlich Action-Programm: Die Interboot präsentiert auf dem Messegelände in Friedrichshafen zu Wasser und zu Lande auch heuer wieder neuesten Wassersport in all seinen Facetten. Neben Fachvorträgen und Seminaren mit Tiefgang gibt es Schnupper segeln auf dem Messe- See und zahlreiche weitere Mitmach angebote. Der Interboot- Hafen am Bodensee ist wieder fester Bestandteil der Messe. Eine Vielzahl an Booten kann direkt vor Ort von den Besuchern Probe gefahren werden. Auch das Thema Nachhaltigkeit wird in diesem Jahr großgeschrieben: Ein „Sustainability Trail“ auf dem gesamten Gelände, bei dem alle teilnehmenden Stände deutlich sichtbar markiert sind, soll die Themenvielfalt erlebbar machen. KURZ UND GUT Heuer wird die große Herbstmesse zum letzten Mal an neun Tagen stattfinden. Bei einer Befragung der Aussteller stimmte die große Mehrheit für eine Verkürzung der Dauer, daher ist die Interboot ab 2024 auf fünf Tage angesetzt. Interboot 2023 23. September bis 1. Oktober 2023, Messe Friedrichshafen. Geöffnet von Montag bis Donnerstag von 10 bis 17 Uhr, Freitag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr. Tagesticket online (€ 14,–) oder vor Ort (€ 18,–), ermäßigt € 11,– bzw. € 13,–. è www.interboot.de Schöne Aussichten DRUCKFRISCH. Auf der Interboot in Frie - drichshafen präsentiert Argos Yachtcharter mit weltweitem Charterangebot seinen brandneuen Katalog. Dieser beinhaltet viele informative Neuerungen für Familiencrews und passionierte Segler. Törnvorschläge, Revierhighlights sowie Links zu Preisen und Destinationen werden nun ausführlich zur Verfügung gestellt. Erstmals ist am Messestand FW11 im Foyer-West auch das Partnerunternehmen SamBoat mit Zusatzangeboten wie RIB- oder Tages-Charter mit dabei. è www.argos-yachtcharter.de Über 150 Boote vor Ort Ständige Messe kommen Sie zu uns! Jeden Samstag bis 16.00 Uhr geöffnet 5/2023 43