Aufrufe
vor 3 Monaten

4 | Schwyz, Ibach, Seewen und Muotathal, Illgau, Ingenbohl-Brunnen, Kloster Ingenbohl, Gersau, Morschach, Stoos 10/2024

  • Text
  • Rosenkranz
  • Kloster
  • Klosterkirche
  • Einsiedeln
  • Gottesdienst
  • Pfarreiblatt
  • Opfer
  • Schwyz
  • Pfarrkirche
  • Eucharistiefeier

Wo fängt der Himmel an?

Wo fängt der Himmel an? Beim Requiem für Altbischof Vitus Huonder ging Bischof Joseph Bonnemain der Frage nach, was die Rolle der Kirche in der heutigen Gesellschaft sei. Hier einige Gedanken daraus. Liebe Schwestern und Brüder, ich wage zu sagen, sein Leben blieb immer von diesen beiden Seiten geprägt: der Sehnsucht nach einer heilen, heiligen Welt und der Mühe, die Realität zu akzeptieren, eine Welt, die erlösungsbedürftig bleibt, anzunehmen. Sein Unbehagen inmitten der Öffnung der Kirche hin zur Welt blieb im Leben von Bischof Vitus eine Konstante. Zweimal wirkte er als Ortspfarrer. Wirklich wohlfühlte er sich dabei nicht. Er suchte nach einer heilen Welt Sein Hadern mit der Welt war spürbar. Der Suchende nach einer heiligen Welt fand schliesslich Ruhe bei der Priesterbruderschaft des hl. Pius X. in Wangs in einer genau vorgeschriebenen Liturgie, wie er sie aus seiner Kindheit schätzte. Wir kennen seinen Entschluss, bei Msgr. Marcel Lefebvre begraben zu werden. Ich würde dies alles als eine letzte Beheimatung in einer heilen Welt seiner Vorstellungen bezeichnen. Beim Propheten Ezechiel finden wir Schafe, Menschen, die sich verirrten und sich nach Sammlung sehnen, nach Heimat und Wohlgefühl. Gott kümmert sich um sie, als guter Hirt. Unser Heiland hat für uns sein Leben hingegeben. Aber nicht, um uns in einer heilen Welt – geschützt vor der gefährlichen Welt – abzusondern, sondern damit wir mitten in unserer Welt, wie sie ist, hier und heute, dank seiner Liebe und Freundschaft mit unserem Leben und unseren Taten Verkündende des Heils sein können. Jede und jeder von uns ist in seinem bestimmten Amt und durch einen eigenen Ruf einerseits dazu berufen, Hirte der anderen zu sein, um die anderen auf gute Weiden zu führen. Andererseits ist jede und jeder von uns gleichzeitig verirrt, zerstreut, verletzt, entmutigt, hungrig nach Liebe. Es ist entscheidend, dass wir alle eine echte, synodale Kirche bilden. Dem anderen zur Seite stehen Eine Kirche, in der wir uns alle gegenseitig sagen: «Du bist kein Knecht, du bist mein Freund, meine Freundin, ihr seid meine Geschwister. Ich bin gerne bereit, mein Leben für euch einzusetzen.» Die Kirche kennt eine Hierarchie, es gibt verschiedene Ämter, aber es gibt gleichzeitig ein gemeinsames Priestertum aller Gläubigen und ich würde sagen, ein gemeinsames Hirtentum. Wenn wir so geschwisterlich leben, brauchen wir keine Angst vor der Heidenwelt zu haben, sondern spüren vielmehr die Freude, für diese Welt, in dieser Welt und mit dieser Welt in die ewige Heimat unterwegs zu sein. Wir hoffen, dass Bischof Vitus diese nun bereits geniesst. Ich würde gerne wissen, ob das Heil und Heilige so aussieht, wie er es sich vorgestellt hat. Auch unsere Vorstellungen könnten alle einmal verblassen angesichts der Realität. Aber etwas können wir jetzt schon erahnen: Der Himmel ist nichts anderes als die Verwirklichung des Auftrags des Herrn: «Liebt einander, wie ich euch geliebt habe». Bischof Joseph Maria Bonnemain/gas Fernsehsendungen Wort zum Sonntag 4.5.: Ines Schaberger; 11.5.: Manuel Dubach; 18.5.: Pled sin via Samstag, 19.55 Uhr, SRF 1 Fernsehgottesdienste Kath. Gottesdienst aus Hérémence (VS) 9.5., 11 Uhr, SRF 1 Kath. Gottesdienst aus Küsnacht (ZH) 19.5., 10 Uhr, SRF 1 Radiosendungen Radiopredigten 5.5.: Pastorin Regula Knecht, Zürich 9.5.: Pfarrerin Claudia Buhlmann, Münchenbuchsee 12.5.: Diakonin S. Cappus, Muttenz BL 19.5.: Pfarrer Karl Wolf, Küsnacht (ZH) 10 Uhr, Radio SRF 2 Kultur Guete Sunntig – Wort zum Sonntag 5.5.: P. Markus Steiner, Einsiedeln 9.5.: Viktor Hürlimann, Rothenthurm 12.5.: Walter Arnold, Altdorf 19.5.: Bruno Werder, Amsteg Sonn- und Festtage: 8.15 Uhr, Radio Central Wöchentliche Radiorubriken Ein Wort aus der Bibel: Sonntag 6.42 + 8.50 Uhr, Radio SRF 1; 7.10 Uhr, Radio SRF 2 Kultur Stichwort Religion: Sonntag 9.30 Uhr, Radio SRF 1; Samstag 7.20 Uhr, Radio SRF Musikwelle Perspektiven: Sonntag 8.30 Uhr, SRF 2 Liturgischer Kalender Zerbrechlich ist unser Leben – und braucht Schutz und Zuwendung. Bild: Eler 5.5.: 6. So der Osterzeit Apg 10,25–26.34–35.44–48; 1 Joh 4,7– 10; Joh 15,9–17 9.5.: Christi Himmelfahrt Apg 1,1–11; Eph 1,17–23 oder 4,1–13; Mk 16,15–20 12.5.: 7. Sonntag der Osterzeit Apg 1,15–17.20a.c–26; 1 Joh 4,11–16; Joh 17,6a.11b–19 19.5.: Pfingsten Apg 2,1–11; 1 Kor 12,3b–7.12–13 oder Gal 5,16–25; Joh 20,19–23 oder Joh 15,26–27; 16,12–15 4 · Pfarreiblatt Schwyz Nr. 10 · 2024

«Das ganze Leben ist ein Rhythmus» Regula Eiberle ist gehörlos. Sie hört zwar fast nichts, aber sie spürt den Rhythmus. Und sie fühlt die Musik in sich und singt sie in Gebärdensprache mit. Auch im Chor mit anderen. Von Beatrix Ledergerber-Baumer Ich stehe an der Haustüre und überlege mir, wie die gehörlose Regula Eiberle im ersten Stock wohl auf mein Klingeln aufmerksam wird. Später zeigt sie es mir: Ein Sensor lässt es in jedem Zimmer blinken. «Manchmal allerdings auch dann, wenn ich nahe beim Sensor staubsauge», erklärt sie mir lachend. Wir verstehen einander, wenn wir die Lippen gut bewegen. Regula hat die Lautsprache schon als Kind gelernt, obwohl sie bereits damals wenig hören konnte. Zunächst noch 20 Prozent, später gar nichts mehr. Umso erstaunter bin ich, dass in ihrer hellen Stube ein Klavier steht. «Soll ich etwas vorspielen?» Ihre Augen funkeln. Sie setzt sich hin und öffnet die Noten. Klänge erfüllen den Raum, fliessend, zart, dann wieder laut und kräftig. Es sei eigentlich ein vierhändiges Stück. Sie spiele das jeweils mit einer Kollegin. «Ich spiele die unteren Töne, die spüre ich besser, weil die dickeren Saiten mehr vibrieren. Wir spielen Bach, Haydn, Mozart.» Ihre Begeisterung ist unübersehbar. «Ich spüre die Vibration der Töne an den Klaviertasten, das geht durch die Knochen und die Haut», erklärt sie. Regula ist ein Mensch voller Musik. Sie bewegt sich wie eine Tänzerin, Gestik und Mimik kommen aus ihrer Mitte. «Als Jugendliche habe ich Eistanz gemacht in einem Club. Das hat Spass gemacht», sagt sie und ihre Augen funkeln erneut. «Ich habe immer irgendeinen Rhythmus im Kopf, ich spiele auch sehr gerne Djembe. Das ganze Leben ist ein Rhythmus.» Dreidimensional singen und beten Drei Tage später treffen wir uns in einem Raum unter der Kirche Maria Lourdes in Zürich Seebach. Die Frauen eines kleinen Chores wollten die zu den Liedern gehörenden Gebärden lernen. Regula zeigt sie ihnen. «Leben und Freude haben die gleiche Gebärde», staunt Rahel Wannenmacher. «Die Gebärde für Hoffnung finde ich auch so bedeutungsvoll: Zwei Finger halten sich, um anzudeuten, dass Hoffnung entsteht, wenn wir einander helfen.» Gebärdensprache beansprucht den ganzen Körper. «Bis jetzt habe ich das Vaterunser immer nur gebetet. Aber wenn ich es singe und dazu noch gebärde, dann geht es viel, viel tiefer», meint Rebecca Wietlisbach. «Papa war mein Ohr» Dass Regula Eiberle musizieren kann, verdankt sie ihren Eltern. «Als Papa sah, wie ich meiner Schwester beim Klavierspielen zuguckte, da hat er mich auch in die Klavierstunde geschickt.» Allerdings sei die Klavierlehrerin dann gar nicht auf ihre Hörbeeinträchtigung eingegangen. Deshalb habe ihr Vater dann selbst mit ihr Klavier gespielt. «Papa war mein Ohr.» Er habe ihr alles gezeigt, gemeinsam hätten sie musiziert. «Zu Beginn hörte ich noch ganz schwach, was ich spielte.» Später haben mehrere Mittelohrentzündungen auch noch dieses Wenige zunichtegemacht. «Wäre ich nicht gehörlos, ich wäre bestimmt Musikerin geworden.» Einen kurzen Augenblick lang wirkt sie wehmütig. «Aber ich vermisse nichts, ich habe andere Möglichkeiten bekommen, um mich auszudrücken.» In ihrer Jugend gab es für Gehörlose nur wenig Auswahl an Ausbildungen, hauptsächlich handwerkliche ohne Kundenkontakt. So lernte sie Damenschneiderin «Haute Couture», wie sie betont. Allerdings fand sie das nicht besonders aufregend. Später bildete Regula sich zur Gebärden- Sprachlehrerin weiter. In ihrer Jugend sei das Gebärden für Gehörlose verboten gewesen, weil man fürchtete, sie würden sonst die Lautsprache nicht lernen. Zuletzt war sie zehn Jahre bei der katholischen Behindertenseelsorge angestellt. Regula besuchte Pfarreien, um sie dafür zu sensibilisieren, beeinträchtigte Menschen in den Gottesdienst miteinzubeziehen. Gehörlos – und dennoch musikalisch. Dass sie den Weg zur Musik fand, verdankt Regula Eiberle der Aufmerksamkeit ihres Vaters. Bild: Christoph Wider/ Forum Gemeinsam Schritt für Schritt In Maria Lourdes setzt sich Maria Bomann ans Klavier, Regula Eiberle umfängt den Resonanzkasten und nimmt die Vibration auf, dann stellt sie sich in die Reihe der Frauen und gebärdet das Lied, leicht wippend, von innen strahlend. Am Sonntag danach stehen alle Frauen zusammen vorne in der Kirche. «Schritt für Schritt, de Bärg duruuf», singt der Gebärdenchor. Dieses Lied ist das Gottesdienst-Thema. Niemand ist zu klein oder zu schwach, um mutig voranzugehen. «Das Leben setzt sich durch, wie die Schneeglöckchen, die jetzt schon blühen», betont Pfarrer Martin Piller. Und der Chor gebärdet: «Und chunnt en Stei, stohni druf und schrei: Ich gibe sicher nöd uf!» (Erstveröffentlicht im «Forum. Pfarrblatt der kath. Kirche im Kanton Zürich», Nr. 6/2024) Pfarreiblatt Schwyz Nr. 10 · 2024 · 5

Pfarreiblätter 2024

Pfarreiblätter 2023

Pfarreiblätter 2022

Pfarreiblätter 2021

Verbandspräsident

Notker Bärtsch
Telefon 055 442 38 73
not.baertsch@martin-b.ch

Mantel-Redaktion

Eugen Koller
Telefon 041 360 71 66
pfarreiblatt@kath.ch