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2009-3 REISE und PREISE

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GRIECHENLAND SANTORÍNI

GRIECHENLAND SANTORÍNI Logenplatz der Ägäis Weiße Häuser kleben an einer kargen Felswand, die sich 300 Meter aus dem Blau der Ägäis reckt. Von oben schaut man in den Schlund eines meerwassergefüllten Vulkankraters. Ein Blick, der schwindelig macht und die Kykladeninsel zu einem der Plätze, die auf der Romantikskala weltweit ganz oben stehen. VON ELKE HOMBURG Als die Erde auf Santoríni am 9. Juli 1956 zum letzten Mal heftig bebte, war Yannis Renieris ein kleiner Junge. Hunderte von Häusern in Firá und Oía fielen wie Spielzeugbauten zusammenund begruben Dutzende Menschen unter sich. Glücklicherweise lebte Familie Renieris in einer Höhlenwohnung, die – in den porösen Bimsstein gegraben – den Naturgewalten trotzte. Harmlos waren die Erschütterungen damals jedoch im Vergleich zu dem Vulkanausbruch, der vor knapp 4.000 Jahren der Inselwelt sein Gesicht gab. Ein urzeitlicher Feuerberg explodierte, seine Wände stürzten ein und hinterließen einen Einbruchkessel, die Caldera, die sich mit Meerwasser füllte. Santoríni in seiner heutigen Form war entstanden: Die Hauptinsel Thira und das kleine Thirassía gegenüber sind Teile des Kraterrands, im Meer dazwischen ließen vulkanische Kräfte im 18. Jh. neue Vulkanspitzen wachsen – die Inselchen Paléa Kaméni und torini populärer als in Europa«, wundert sich Hotelier Yannis. Tatsächlich ist Santoríni für Hoang und Crispy aus Hongkong neben Paris der einzige Platz, die sie auf ihrer Europareise besuchen. Ein Auto werden sie nicht buchen, haben sie beschlossen. Sie werden zwei Tage auf der Terrasse vor ihrer Wohnhöhle sitzen und sich am Blick berauschen. Yannis hat die passende Musik für diese Momente ausgewählt: Arien der griechischen Operndiva Maria Callas, die schon in den 1970er-Jahren romantische Stunden auf Santorini verbrachte. 0 Thirassía O 3 Oía r m o s O r m o M o u s 6 km Finikia K a s a k i Néa Kaméni. Für die Nachfahren entpuppte sich die Jahrtausendkatastrophe im Nachhinein als Glücksfall: Santoríni, das 70 Quadratkilometer kleine Inselchen, ist für viele die schönste der Kykladeninseln, die zwischen Athen und Kreta in der Ägäis liegen. Sicher ist sie die landschaftlich spektakulärste und Strände hat sie auch noch zu bieten, was ihr seit den 1950er Jahren wachsende Besucherzahlen garantiert und so manchen Bewohner zum wohlhabenden Immobilienbesitzer machte. So wurde auch aus der Höhlenwohnung der Familie Renieris ein kleines Hotel, das langsam wuchs und heute zu den besten Adressen der Insel zählt. Luxus ist hier vor allem die einzigartige Lage am Kraterrand, denn von den Hotelterrassen überblickt man die gesamte Caldera. Ein Lieblingsplatz von Hochzeitspaaren – die aus Japan, Amerika und neuerdings aus Indien und China anreisen. »In Asien ist San- Vourvoúlos Manolás Imerovigli Kontochori Firostefáni Firá Katerados Monólithos Nea Kaméni Paléa Kaméni Messaria Athinios Exo Gonia Pirgos Megalochori Profitis Ilias Kamári 565m Akrotíri Emporio Períssa i o i n s Porí Ägäis Türkei Griechenland Mittelmeer Santorin 30 REISE & PREISE 3/2009 Vlicháda

Von Firá am Rande des Kraters sind fantastische Ausblicke garantiert (gr. Bild). In den kleinen Gassen des Hauptortes findet man Shops dicht an dicht (oben). FIRÁ UND DER NORDEN AM RAND DER CALDERA Fast jeden Morgen gleiten weiße Kreuzfahrtschiffe in den meerwassergefüllten Krater und ankern vor Firá (Thíra). Mit Maultieren und seit einigen Jahren mit einer Seilbahn werden die Massen in den Inselhauptort befördert, der sich ganz und gar dem Tourismus verschrieben hat. Am schönsten ist es dort ab dem späten Nachmittag, wenn die Kreuzfahrer wieder an Bord in ihren Deckchairs liegen. Die orthodoxe Kathedrale, bildhübsche kleine Kapellen mit blauen Kuppeln und das katholische Viertel wurden nach dem Erdbeben 1956 sorgsam restauriert – doch in Besichtigungsstress gerät niemand. Se - henswert sind vor allem das Gesamtkunstwerk der Gassen, die kühn in den Fels gebauten Häuser und natürlich immer wieder der Blick, der Blick, der Blick. Wem Firá zu rummelig ist, der läuft einfach auf dem Kraterweg in nördlicher Richtung. Firo - stefáni und Imerovígli sind fast mit dem Hauptort zusammengewachsen, aber immer noch viel ruhiger und damit ideales Wohnquartier am Kraterrand. Vier Stunden wandert man von Firá am Kraterrand entlang zur zweiten Inselperle: Oía ist ein Kykladendorf wie aus dem Bilderbuch. Ebenso verwegen wie Firá wurde der kleine Ort in den Fels gebaut, gibt sich aber eleganter. Statt billiger Souvenirshops dominieren Kunsthandwerkerläden, Galerien und trendige Restaurants – viele in restaurierten Kapitänshäusern. Und wer zum Hafen Ammoúdia hinuntersteigt, findet sogar Fischtavernen und Badeplätze zwischen den Felsen. Oías große Stunde aber schlägt zum Sonnenuntergang, wenn rund um das Lóntza-Kastell Menschentrauben mit Weinflaschen und Bierdosen auf Mauern und Stufen hocken. Sie rammen Stative in den Boden oder blitzen mit ihren Handykameras der Sonne entgegen. Ehrfürchtige Stille herrscht, bis der rote Sonnenball ins Meer plumpst. Abend für Abend. Stilvoll wohnen Firostefáni: Eine typische blau-weiße Anlage im Dorfstil ist »Vallas Apartments« (Tel. 0030-22860-22050, Fax -22142, www.vallas. gr, Apt. ab € 100); minimalistisch eingerichtete Apartments mit Balkon/Terrasse und tolle Aussichtsterrasse (Calderablick) mit kleinem Pool. Oía: In einem alten Kapitänshaus untergebracht ist das »Museum Hotel« (Tel. 0030- 22860-71515, Fax -71509, www.santoriniresorts.com, Studio ab € 115). Relativ kleine Zimmer, aber Pool im Innenhof und nettes Spa. In Weiß und Flieder erstrahlt das kleine Boutiquehotel »Armeni Village« (Tel. 0030-22860-71439, Fax -27193, www.arme nivillage.com, Studio ab € 220); 12 Studios und Suiten, Jacuzzi und Minipool. Zimmer, Apartments und Höhlenwohnungen, alle mit Balkon und Calderablick, gehören zum »Scirocco« in Firá (Tel. 0030-22860-22855, Fax -23774, www.scirocco.gr, DZ ab € 98); eine sympathische kleine Hotelanlage mit Pool in ruhiger Lage, betrieben von einem herzlichen griechisch-deutschen Ehepaar. Eine Toplage am Calderarand hat das traumhafte 28- Zimmer-Hotel »Honeymoon Petra Villas« in Imerovígli (Tel. 0030-22895-22050, Fax -23059, www.honeymoonpetra-santorini. com, Studio ab € 274; pauschal 1 Wo ÜF ab € 1.379, Thomas Cook). Die höhlenartigen Suiten sind schlicht und geschmackvoll eingerichtet, die Terrassen begeistern durch Traumblicke. Ab 4 Nächten Gratis-Segeltörn. Mini-Kreuzfahrt im Vulkan Riesige schwarze Lavabrocken türmen sich übereinander, es dampft aus Erdspalten und stinkt nach Schwefel. Keine Frage: Hier sind vulkanische Kräfte am Werk. Auf der Insel Néa Kaméni meldete sich der Vulkan zuletzt 1950 ernsthaft zu Wort – seitdem ist Néa Kaméni eine schlafende Schönheit. Die Insel ist die erste Station des Dreimasters »Odysseus«, der im Hafen von Athinós ablegt. Weiter geht es zur Insel Paléa Kaméni, wo heiße Quellen ins Wasser locken. Dritte Station ist Thirassía, wie die Hauptinsel Thira Teil des Kraterrandes und doch eine andere Welt. Die meisten Kreuzfahrtgäste bleiben in den Tavernen am Hafen hängen, diejenigen die über steilen Stufen zum Ort hinaufsteigen, erleben Santoríni wie vor 50 Jahren. Schiffsfahrten in der Caldera sind in allen Reisebüros in Firá oder Oía buchbar (je nach Länge, Route und Schiff € 20–35). Drei perfekte Fischtavernen Fisch ist rar geworden in der Ägäis, zumindest in der Hochsaison muss aus anderen Weltmeeren zugekauft werden. Doch es gibt noch die Fischtavernen in Familienhand, wo der Fang morgens frisch aus dem Meer gezogen wurde und Zukäufe klar ausgewiesen werden. Drei Favoriten der Einheimischen: Die Besitzerin des »Kyra Katini« in Ammoúdia steht seit rund 40 Jahren in ihrer Küche – eine Institution in der santorinischen Restaurantlandschaft. Besonders lecker: Oktopus vom Grill (€ 12), dazu Fava (Bohnenbrei, € 6) und Tomatokeftedes (Tomatenküchlein, € 6). Das »Delphinia« bei Akrotiri am Red Sand Beach ist ein Familienbetrieb direkt am Wasser. Das Boot der Familie liegt in Sichtweite. Ein wunderbarer Mittagssnack: gebratener Tintenfisch (€ 7) mit Santorini- Salat (€ 6,50). Auch das »Skaramagas« am Monólithos Beach an der Ostküste ist fest in Familienhand. Frischer Ägäis-Fisch (€ 20–40 pro Kilo). REISE & PREISE 3/2009 31

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