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2013-2 REISE und PREISE

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HONGKONG FÜR FOODIES

HONGKONG FÜR FOODIES Sterne-Restaurant »Hutong«: fein dinieren im 28. Stock mit Skyline-Blick Hier geht es heiß her: Garküche in Hongkongs Downtown ZWISCHEN GARKÜCHE UND GOURMETTEMPEL Rund um die Uhr wird in Hongkong geschnippelt, gebrutzelt und aufgetischt. Keine Frage: Die einstige Kronkolonie ist ein Paradies für Schlemmer. Und Schnäppchenjäger unter den Gourmets dürfen sich auf die preisgünstigsten mit Michelinsternen bekrönten Mahlzeiten der Welt freuen. VON ELKE HOMBURG Zufriedener Gast im »Lin Heung Tea House« Weißbeschürzte Damen schieben im »Lin Heung Tea House« – seit 80 Jahren eine kulinarische Institution in Hongkong – Servierwagen mit Bambuskörben von Tisch zu Tisch und heben für Interessenten den Deckel. Süße Kuchen, frittierte Sesamklöße mit Taro-Füllung, Sagopudding oder Hühnerpastete, Kutteln oder Schweinezunge mit Austern – nur einige der Gerichte im Angebot. Die Gäste wählen aus, was gefällt. Was die Tapas für Spanien, sind Dim Sum in Hongkong – köstliche Kleinigkeiten (pro Korb € 1–2,50), die Hongkong-Chinesen am liebsten zum Frühstück genießen. Freundescliquen, Kollegen und Familien strömen ab 6 Uhr morgens gemeinsam ins Teehaus, denn Essen ist keine einsame Angelegenheit in China, sondern ein Vergnügen, das man gern mit vielen teilt. Und während die Gäste genussvoll schlürfen und schmatzen, wird aus altertümlichen Kesseln kostenlos Jasmintee nachgeschenkt. Mit den Worten »Heute schon gegessen?« begrüßt man sich in Hongkong. Kein Wunder: Essen – am liebsten auswärts – gehört zu den Lieblingsbeschäftigungen der Einheimischen 34 REISE & PREISE 2-2013

Kellnerin im »Lin Heung Tea House« (links). Knusprige Gockel in einer Hähnchenbraterei (Mitte). »Hung’s Delicacies«: sternegekrönte Küche (rechts) und ist für Besucher eine der spannendsten Aktivitäten. Neben der heimischen Kanton- Küche, die Dim Sum zelebriert und auch Entenzungen oder Hühnerkrallen in Leckerbissen verwandelt, locken würzige Sichuan-Küche, höllisch-scharfe Hunan-Küche, gehaltvolle Peking- Küche oder die Shanghai-Küche mit ihrer Vorliebe für Fisch und Meeresfrüchte. Das kulinarische Herz Hongkongs waren traditionell die Garküchen – auf Kantonesisch Dai Pai Dong (»große Lizenz zum Kochen«), die vom Aussterben bedroht sind. Ihre Stelle haben kleine Imbisse eingenommen, die man in den Straßenschluchten des alten Hongkong an jeder Ecke findet. Das Essen ist immer anständig, oft ausgezeichnet und manchmal sogar auf Sterneniveau. Für Pork Buns (Char siu bao), gebackene Brötchen mit gegrilltem Schweinefleisch, oder Garnelenklößchen (Ha Gow) in hauchdünner Teighülle stehen Feinschmecker vor dem »Tim Ho Wa« stundenlang Schlange – vor allem, seit die Profi-Genießer vom »Guide Michelin« das un - scheinbare Lokal in Mongkok mit einem Stern bekrönten. Klapptische und Stühle, Plastikgeschirr und ein paar verblichene Poster an der Wand – elegantes Ambiente kann man hier nicht erwarten – aber wunderbares Essen (für 2 Pers. mit mehreren Gerichten € 10–15). »Mitschelin, wer ist Mitschelin?«, hatte das Ehepaars Lai verwundert gefragt, als der Anruf kam, von dem die meisten Köche ein Berufsleben lang vergeblich träumen. Bis zu diesem Zeitpunkt war »Hung’s Delicacies« ein Geheimtipp gewesen. Seit das kleine Lokal in North Point von »Michelin«-Testern geadelt wurde, ist es mit der Ruhe vorbei. Die Chiu-Chow-Küche im »Hung’s« hält manche Überraschung bereit: Tintenfischpuffer oder eingelegte Entenzungen gehören zu den Höhepunkten (€ 4–10 pro Gericht, Abendessen mit mehreren Gerichten € 10–15). Neuerdings muss man dafür auch nicht mehr nach North Point pilgern: »Hung’s« hat jetzt eine Filiale am Flughafen. Ebenfalls zu den bezahlbaren kulinarischen Freuden gehören Nudeln im Noodleshop – zum Beispiel bei »Mak’s Noodle«, wo seit 1960 rund 900 Schüsseln mit Nudelsuppe (€ 2,50) pro Tag gefüllt werden. Sie werden mit Wan-Tan-Einlage, tortelliniartigen Teigbällchen mit Garnelen-, Hühner- oder Schweinefleisch-Füllung, serviert. Dazu gibt es Eiernudeln aus eigener Produktion, für die der Teig nach geheimem Rezept aus Enteneiern und Reismehl hergestellt wird. Ein Winterklassiker ist Schlangensuppe (ca. € 5), denn Schlangenfleisch wärmt im Winter den INFO HONGKONG GUT SCHLAFEN Hongkong ist ein sehr teures Pflaster. Eine Traumlage in der ersten Reihe am Hafen, kleine, gepflegte Zimmer und einen Pool hat das vergleichsweise günstige »YMCA« (41, Salisbury Rd., Tsim Sha Tsui, Tel. 00852-2268-7888, www.ymcahk.org.hk; EZ/DZ € 136/ab 146 ÜF). Ein solides Cityhotel in sympathischem Wohn- und Geschäftsviertel ist das »Newton Hotel« (218 Electric Rd., North Point, Tel. 00852-2807-2333, www.newtonhk.com; DZ/EZ ab € 176). Das »Knutsford Hotel« ist ein sympathisches kleines Hotel im Ausgehviertel Knutsford Terrace (8, Oberservatory Court, Tsim Sha Tsui, Tel. 00852-2377- 1180, www.acesitehotel.com; EZ/DZ € 1F10/ab 132); mit kleinem Pool. GUT ESSEN Ob Dim-Sum-Frühstück, Mittag- oder Abendessen – niemand bestellt in Hongkong ein Gericht nur für sich allein. Die Tischgesellschaft teilt sich sämtliche Speisen, die auf einer Drehplatte im Zentrum des Tisches kreisen. Als Bestellregel gilt: immer ein Gericht mehr als Esser am Tisch. Wer im Hantieren mit Essstäbchen noch nicht geübt ist, bestellt sich einfach ein Besteck. Traditionell Kultiges Dim-Sum-Lokal: »Lin Heung Tea House«, 160–164, Wellington St., Central. Klassische Suppenküche: »Maks’s Noodle« 77, Wellington Street, Central. Gute Adressen für Schlangensuppe: »She Wong Po«, 34-36 Temple St., Yau Ma Tei, und »Ser Wong Fun’s«, 30 Cochrane Street. Ein beliebtes Hot-Pot-Lokal: »The Glasshouse«, Shop 13, LG/F, 45 Braemar Hill Rd., North Point. Körper, heißt es, und soll zudem die Manneskraft stärken. Köstlich ist das zarte Schlangenfleisch, das geschmacklich an Hühnchen erinnert, auf jeden Fall. Hot Pots, eine Art Fondue (um € 20, abhängig von den Einlagen) sind eine Erfindung der Sichuan-Küche. Man wählt aus verschiedenen Brühen und kauft Zutaten dazu – Fisch und Fleisch, Gemüse oder Tofu. Mutige probieren z. B. Fischmäuler oder Riesenaustern. Sterneküche zum Schnäppchenpreis »Hung’s Delicacies«, Shop 4, 84 Wharf Road, North Point (www. hungsdelicacies.com; Mo und Di geschl.). Als günstigstes Sternelokal der Welt gilt »Tim Ho Wan«, 8 Kwong Wa Street, Mongkok (Filialen: Shop 12a, Hong Kong Station, Level 1, IFC Mall; 9-11 Fuk Wing Street, Sham, Shui Po). Neue China-Küche in schickem Ambiente Die Restaurantkette Lei Garden (www.leigarden.com. hk, 1 Michelin-Stern) bietet ausgezeichnete Dim Sum und Höhepunkte der Kanton-Küche. Experimentierfreudige probieren Hühnerfüße in Abalone-Soße (€ 5). Eine feine Adresse: »Island Tang« (Shop 222, The Galleria Plaza, 9 Queen’s Road Central, www.islandtang. com). Man fühlt sich ins Shanghai der 1920er Jahre zurückversetzt, während man King Prawns mit Hummersoße (€ 27) oder Taube aus dem Wok genießt (kleines Gericht € 20–30). Jakobsmuscheln mit Pomelosegmenten, Soft Shell Crabs mit Chilischoten oder Seegurke aus dem Wok (Hauptgerichte € 14–47) zählen zu den Favoriten im »Hutong« (1, Peking Road, 28/F, Tsim Sha Tsui, 1 Michelin-Stern). Hier wird modern interpretierte nordchinesische Küche in stylischem Ambiente serviert. Gratis dazu: die grandiose Aussicht aus dem 28. Stock auf die Skyline von Hong Kong Island. INFORMATIONEN Hong Kong Tourism Board, www.discoverhongkong.com, »Hongkong City Guide«, Reise Know-How 2013, € 14,80. Fotos: Elke Homburg, mauritius images/Alamy, Restaurants (Hutong, Hung’s Delicacies, Island Tang) REISE & PREISE 2-2013 35

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