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2014-1 REISE und PREISE

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KANADA NORTHWEST

KANADA NORTHWEST TERRITORIES ARKTISCHE ABENTEUER Prärien voller Büffelherden, Moschusochsen in der Tundra, Eisberge im Polarmeer: Der echte, wilde Norden liegt in Kanadas Northwest Territories. Begegnungen mit Inuit und Indianern sind inklusive. VON OLIVER GERHARD Jetzt! Es ist Mitternacht«, ruft Jerry Kisoun. Ungläubig blicken alle auf ihre Uhren. Die Sonne wirft noch immer ein warmes, weiches Licht auf die struppigen Nadelbäume an den Ufern des Mackenzie River. Adler kreisen in der Luft, ein Regenbogen spannt sich wie eine leuchtende Brücke über den Fluss – Vorbote eines nahenden Gewitters. Besucher aus Europa brauchen ein paar Tage, um sich an den immerwährenden Sonnenschein des arktischen Sommers zu gewöhnen. Für Fotografen ist es ein Traumzustand: 24 Stunden täglich perfektes Licht, um die Tundra und Tierwelt der Northwest Territories abzulichten. Rund 40.000 Einwohner verlieren sich hier in einem Gebiet, in dem Deutschland dreimal Platz fände. Es reicht von den arktischen Inseln im Nordpolarmeer über den Great Slave Lake und 54 REISE & PREISE 1-2014

Landendes Wasserflugzeug im Hafen von Yellowknife, dem Knotenpunkt der Northwest Territories Zahllose kleine und größere Seen säumen den Flusslauf im Delta des Mackenzie River (großes Bild). Straßenszene in Fort Good Hope am Mackenzie River (unten links) YELLOWKNIFE Tor zur Wildnis Die wichtigste »Verkehrsampel« der Northwest Territories steht auf einem Hügel über der Hauptstadt Yellowknife: Wenn das Licht blinkt, schwebt gerade ein Wasserflugzeug ein – das bedeutet »Rot« für alle anderen Maschinen in der Luft. Vom Hafen der 20.000-Einwohner- Stadt kann man den Buschfliegern beim Starten und Landen zusehen. In den kaum erschlossenen NWT bildet das Flugzeug nach wie vor das wichtigste Transportmittel. Die Schokoladenseite von Yellowknife ist die Old Town: Hier legen Fischerboote ab und Shuttles zu den bunten Hausbooten, die auf dem Great Slave Lake dümpeln. Hier sind die Häuser am schönsten und die Immobilienpreise am höchsten. Der Reichturm wurde der Stadt in die Wiege gelegt – unter der Erde liegen Diamanten. Etwas abseits liegt die »Ragged Ass Road«. Einst Spitzname für ein Armenviertel, erlebt man hier noch den Charme verwunschener kleiner Gärten und alter Holzhäuser. Doch neue Apartmentblocks rücken bedrohlich näher. Auch Künstler haben in den Seitenstraßen nahe dem Hafen ihre Ateliers: Holzschnitzer, Keramiker, Goldschmiede. NETT WOHNEN, GUT ESSEN Die Kleinstadt hat ein paar Hotels, Motels und Bed & Breakfasts. Frühzeitig reservieren sollte man das »Yellowknife Bay Floating B&B«, ein Doppelzimmer auf einem luxuriösen Hausboot (ab € 89 ÜF, Tel. 001-867-445, www.ykbayfloating bnb.com). Originellstes Restaurant ist das »Wildcat Café«, untergebracht in einer Blockhütte. Tipp: Saibling mit Polenta für € 10. den Great Bear Lake bis zu schneebedeckten Gipfeln und bizarren Salzebenen im Süden. Jerry Kisoun führt eine der spannendsten Exkursionen des Territoriums: Mit dem Flugzeug geht es von Inuvik, der Hauptstadt der Inuit, an die Küste des nördlichen Eismeeres. Eine Stunde in der Luft, ohne eine einzige Siedlung oder Straße zu sehen. Stattdessen unendliches Grün. Dazwischen Flüsse, Bäche, Seen. Kurz vor dem Polarmeer kommen skurrile Erhebungen in Sicht, die wie Napfkuchen aus der sonst flachen Landschaft ragen. Bis zu 1.400 dieser Pingos soll es geben – der Dauerfrost lässt die erdbedeckten Eishügel aus dem Land wachsen. Bald nach der Landung steht die Gruppe auf einem von ihnen und lässt den Blick über Tuktoyaktuk schweifen, eine verschlafene Inuit- Gemeinde an der Küste. »Na, wer traut sich?«, fragt Jerry und deutet auf den von Treibholz gesäumten Strand, an dem eine Inuit-Familie gerade genüsslich badet. »Vor ein paar Wochen war hier nur Packeis«, sagt der stämmige Kanadier, und sieht grinsend zu, wie seine Gäste vorsichtig die Zehen ins eiskalte Wasser tauchen. Eishügel und Baden im Polarmeer, solche arktischen Erlebnisse machen die Northwest Territories zu einem der exotischsten Trips, die man in Kanada unternehmen kann. Ausgangspunkt für die meisten Touren ist die kleine Hauptstadt Yellowknife. Von hier aus kann man mit Motorhome oder Mietwagen in den Süden zu den Nationalparks Wood Buffalo und Nahanni aufbrechen. Die arktische Küste um Tuktoyaktuk und Inseln wie Victoria Island sind nur per Flugzeug erreichbar – ein nicht billiges, aber sehr ausgefallenes Abenteuer. ‘ Bison- Bulle im Wood Buffalo Nationalpark REISE & PREISE 1-2014 55

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