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2018-4 REISE und PREISE

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SRI LANKA DIE REPORTAGE

SRI LANKA DIE REPORTAGE Sri Lankas unbekannte Seiten Bonbonfarbene Hindutempel statt buddhistischer weißer Dagobas – im Norden Sri Lankas fühlt man sich eher wie in Indien. Während in Jaffna Besucher noch Exoten sind, sonnen sich an der bildschönen Ostküste die Urlauber. VON ELKE HOMBURG Fotos: Alamy Stockphoto/Ariadne Van Zandbergen/robertharding, Shutterstock/shutterlk/Denis Costille, Elke Homburg Dumpfe Trommeln und schrille Flöten in ohrenbetäubender Lautstärke künden die Tempelzeremonie an. Die Götter müssen taub sein. Der Priester mit nacktem Oberkörper entzündet Fackeln, um Götterbilder zu erleuchten und für einige Minuten zum Leben zu erwecken. Eine kleine Prozession zieht sich durch den Nallur Kandaswamy Kovil – das bedeutendste Hinduheiligtum Jaffnas und der gesamten Nordprovinz. Der Kriegsgott Skanda alias Murugan, der eigenwillige Sohn Shivas, steht im Mittelpunkt der Verehrung. Männer werfen sich zu Boden, Frauen strecken verzückt die Hände zum Himmel. 20 Minuten, dann ist der Zauber vorbei. Dunkle Gesichter strahlen mich an: »Foto, Madam?« Wie durch ein Wunder verschont blieb der Tempel während des Bürgerkriegs, der besonders im tamilischen Norden der Tropeninsel Sri Lanka 25 Jahre wütete – bis 2009. Als Guerilla- Armee kämpften die Tamil Tigers für einen unabhängigen Tamilen-Staat, weil die Regierung in Colombo die tamilische Minderheit benachteiligte. Als die »Tiger« kapitulierten, lebte in Jaffna, einst zweitgrößte Stadt Sri Lankas, nur noch ein Viertel der einstigen Bevölkerung. Wohlhabende und gebildete Tamilen waren ins Ausland gegangen. In Jaffna ist der Alltag eingekehrt Die Kriegstrümmer sind weggeräumt, die Vegetation hat manche Ruine einstiger kolonialer Pracht überwuchert. Man ahnt, dass Jaffna einst eine Schönheit war. Die Neubauten zog man nach Kriegsende schnell und billig im internationalen Allerweltsstil hoch. Unweit des Uhrturms aus britischer Zeit liegt aber noch eine wahre Perle: dieJaffna Public Library– ein Symbol für den Konflikt zwischen Singhalesen und Tamilen. 1981 brannten radikale Singhalesen den Stolz der Jaffna-Tamilen bis fast auf die Grundmauern nieder, das Feuer zerstörte 100.000 kostbare Palmblattmanuskripte. Seit dem Wiederaufbau vor einigen Jahren erstrahlt die Bibliothek, die architektonisch eher an einen Maharadscha-Palast erinnert, wieder in blendendem Weiß. Auch die Lebenslust der Menschen kam mit dem Frieden zurück. Anmutig schreiten Frauen in ihren Saris durch die Straßen, junge Männer fahren ihre Liebsten auf den Lenkstangen ihrer Fahrräder spazieren. Schulmädchen in weißen Uniformen, die dunklen Zöpfe zu Affenschaukeln gebunden, stecken die Köpfe zusammen. Auf dem Markt stapeln sich die berühmten Jaffna-Mangos neben Ananas, Bananen, Fisch, Meeresgetier, Gewürzen. Aber auch Poster hinduistischer Gottheiten und bunte Seidenstoffe werden angeboten. Händler und Käufer schwatzen fröhlich durcheinander. Der Supermarkt, kürzlich eröffnet, kündet von einer neuen Zeit – auch wenn hier bislang nur wenige Besserverdiener ihren Einkaufskorb an Regalen mit Luxusgütern vorbeischieben. Aus den Straßenlokalen duftet es nach würzigen indischen Snacks. Im Restaurant habe ich die Wahl zwischen dünnen Pfannkuchen und dicken Fladen – jeweils mit Kokos-Chutney und chilischarfer Currysoße, die mir die Tränen 40 REISE & PREISE 4-2018

Surfer in der Arugam Bay. Der Strand an der Ostküste ist der beste Surf-Spot Sri Lankas Statue des Hindu-Gottes Shiva im Koneswaram-Tempel in Trincomalee Arugam Bay: Fischer beim Einholen ihrer Boote. Die Bucht ist auch ein beliebter Surfspot in die Augen treibt. Serviert auf einem Bananenblatt – Nachschlag inklusive, aber ohne Besteck. Eine Kunst für sich, die soßigen Fladen unfallfrei in den Mund zu schnippen. Der Kellner wiegt sanft seinen Kopf und drückt der hilflosen Westlerin einen Löffel in die Hand. Fremde sieht man selten in Jaffna – sporadisch kleine Reisegruppen, ein paar versprengte Traveller. Der Banana-Pancake-Trail hat Sri Lankas Norden noch nicht erreicht. Fröhliche Schulmädchen auf dem Heimweg (oben), Straßenszene in Jaffna (unten) Inselhüpfen an Sri Lankas Nordküste Ein paar größere und kleinere Inseln schwimmen in der Palk Strait, die Sri Lanka und den großen Nachbarn Indien trennt, und laden zum Inselhüpfen ein. Rosa Flamingos und Buntstörche staken zusammen mit den Fischern durch die seichte Lagune beiderseits des Damms zur Insel Kayts. Ein kleines Vogelparadies. Hier geht das Leben einen noch gemächlicheren Gang als in Jaffna. Viele der Häuser sind verfallen – verlassen ➔ REISE & PREISE 4-2018 41

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