FIDSCHI DIE REPORTAGE Ein Hauch von Seychellen: von Felsen gesäumter Sandstrand auf Drawaqa Island (ganz links). Bewohner des Dorfs Bukama auf Yasawa Island bieten ihren Yasawa BEDEUTET HIMMEL Rein optisch kommen die zu Fidschi gehörenden Yasawa-Inseln mit ihren wunderschönen Sandstränden unserer Vorstellung vom Paradies schon recht nahe. Aber auch in der Südsee gibt es Licht und Schatten. VON BERNADETTE OLDERDISSEN 86 REISE-PREISE.de 1-2020
Besuchern Kunsthandwerk an (links). Kuata Island gilt als das Tor zu den Yasawas (Mitte). Ein Junge an Bord eines Fischerbootes hält Ausschau (rechts) Feiner weißer Sand knirscht unter den Füßen, das Wasser schimmert türkisgrün und vom azurblauen Himmel lacht die Südsee-Sonne… Von alledem kann bei Ankunft in Nadi auf Fidschis größter Insel Viti Levu keine Rede sein. Nach dem Aussehen der Menschen könnte man in Neu- Delhi gelandet sein. Abgase steigen in die Nase und Taxifahrer Abinash schimpft: »Ich kann vom Taxifahren nicht meine Familie ernähren, muss abends zusätzlich im Restaurant arbeiten!« Dabei verbreiteten im Terminal eben noch Männer in bunten Hemden, Röcken und mit Gitarren Traumschiff- Ankunftsfeeling. Das Taxi quetscht sich durch eine Straße voller Schnellrestaurants und Geschäfte, die Autoteile und Lottotickets verkaufen. »Das ist unser Tempel Sri Siva Subramaniya Swami«. Abinash deutet aus dem Fenster, wo der größte Hindutempel südlich des Äquators in bunter Pracht erscheinen sollte. Stattdessen zeichnen sich unter grüner Plastikfolie Formen ab, die die Türme des Tempels nur erahnen lassen. »Kein Mensch weiß, wann die Renovierung abgeschlossen ist. Fiji Time halt.« Gleich nach dem Wort Bula – Hallo, Willkommen und Tschüß, wörtlich übersetzt »Leben« – werden Besucher mit dem Konzept von Fiji Time vertraut gemacht. Pünktlich ist hier keiner, Zeit ein dehnbarer Begriff. Trotz der Arbeiten am Tempel strömen Gläubige in den Innenhof. Kein anderer Ort repräsentiert die indische Minderheit besser. Von 1879 bis 1916 hatte die britische Kolonialregierung Inder für die Arbeit auf den Zuckerrohrplantagen ins Land geholt, um den durch eingeschleppte Krankheiten dezimierten Fidschianern die Plackerei auf den Feldern zu ersparen. Viele indische Arbeiter kehrten nie heim. Sie holten ihre Familien nach, so dass 1916 über 60.500 Inder in Fidschi lebten, 1945 bildeten sie sogar die Mehrheit. Zwar durften sie kein Land erwerben, es aber pachten. Vor allem Geschäfte und Transportwesen befinden sich bis heute in indo-fidschianischer Hand. Die daraus resultierenden Spannungen ließen sich nicht immer mit einem lächelnden Bula beseitigen. 1970 wurde Fidschi unabhängig. Die erste Fiji Labour Party galt als indisch dominiert, einheimische Fidschianer fürchteten um ihre politischen Privilegien. Als 1999 der erste indo-fidschianische Premierminister gewählt wurde, gipfelte der Unfrieden 2000 in einer Geiselnahme des Premiers, viele Indo- Fidschianer flohen. Aber immer noch bilden sie eine starke Minderheit von 38 Prozent. Erst 2014 wurde der erste Präsident demokratisch gewählt, seitdem lässt sich bei Fidschi wieder von einer Demokratie sprechen – auch wenn es laut Taxifahrer Abinash »eine etwas wackelige« ist. Mit dem Privatjet nach Yasawa Island Die fidschianische Sprache hat 15 Wörter für »Himmel«, und »Yasawa« ist eins davon. Warum, wird klar, während der Privatjet in Richtung Nordwesten über die türkisfarbene Südsee gleitet. Unten im Ozean rekeln sich auf einer Länge von 90 Kilometern 20 grüne Hügel, eingerahmt von schneeweißen Stränden. Nach 25 Minuten leitet der Pilot den Sinkflug auf Yasawa Island ein, die nördlichste und mit 22 Kilometern Länge größte Insel. Eingeflogen werden nur wir, die Gäste vom »Yasawa Island Resort & Spa«. Eine andere Möglichkeit, das einzige Hotel der Insel zu erreichen, gibt es nicht. ➔ Fotos: Don Mammoser (2)/National Geographic Image Collection/imageBROKER/Alamy Stockfoto, Bernadette Olderdissen Blick über das gebirgige Eiland Wayasewa 1-2020REISE-PREISE.de 87
