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Rotary Magazin 01/2023

Rotary Magazin 01/2023

SCHWERPUNKT – ROTARY

SCHWERPUNKT – ROTARY SUISSE LIECHTENSTEIN – JANUAR 2023ROTARIER IM FOKUS«DA IST ES UM MEINE AUGEN SCHON EEin Ereignis voller Emotionen, unvergesslicher Momente, sportlicherHöhepunkte und logistischer Meisterleistungen: «Wir habenes förmlich gespürt: Die Coronakrise ist vorbei, die Leutehaben wieder Lust, gemeinsam zu feiern, fröhlich zu sein», sagtRot. Thomas Weber, der Baselbieter Regierungsrat und OK-Präsidentdes Eidgenössischen Schwing- und Älplerfestes, das EndeAugust in Pratteln durchgeführt wurde.Im Organisationskomitee und seinen jeacht Abteilungen und Stabsstellen haben153 Personen mitgewirkt, fast alle ehrenamtlich.Lediglich die Geschäftsstelle mitdem Geschäftsführer Matthias Hubelisowie zwei Teilzeitmitarbeitern in denMonaten vor dem Fest war durch angestellteKräfte besetzt. Am Anlass selbststanden mehr als 6000 Helfer im Einsatz.28Der Alltag eines Berufspolitikers ist nichtmit Glücksgefühlen angereichert. Wie guthat es Ihnen getan, als OK-Präsident desESAF 2022 amtieren zu dürfen?Thomas Weber: Sehr gut. Eine solcheAufgabe übernehmen zu dürfen, ist eineeinmalige Gelegenheit. Rein statistischgesehen, findet alle 45 Jahre einmal einEidgenössisches Schwingfest in den beidenBasel statt. Dass ich vom Trägervereinder Schwinger das Vertrauen erhaltenhabe und zusammen mit einer grossenMilizorganisation diese Veranstaltungdurchziehen durfte, war für mich einunvergleichliches Erlebnis.Das Schwingen wird als SchweizerNationalsport bezeichnet. WelcheBedeutung messen Sie diesem Sport zu?Eine hohe. Früher hat man das Schwingenals etwas Exklusives, Abgeschotteteswahrgenommen. Diese Wahrnehmunghat sich im Verlauf der letzten Jahre nichtzuletzt dank der Live-Übertragungendurch das Fernsehen wesentlich verändert.Der Schwingsport geniesst heutesowohl bei bestandenen Jahrgängen alsauch unter jungen Leuten, Frauen undMännern, eine immense Popularität. Dasspürt man besonders in jenen Jahren, inwelchen ein «Eidgenössisches» durchgeführtwird. Das Schwingen verbindet alleSchichten. Tradition und Moderne liegenauf einer Linie.davon 50 900 Zuschauer in der Arena, einGelände mit einer Fläche von über 70Hektaren. Sämtliche Versorgungs- undEntsorgungsleitungen mussten auf dergrünen Wiese extra installiert werden. DerBahnhof Pratteln musste ausgebaut werden,um Schnellzugshalte zu ermöglichen.Unser Nachhaltigkeitsziel, möglichst vieleLeute mit dem ÖV ans Fest zu holen,haben wir erreicht, die Auto-Parkplätzewaren bloss zur Hälfte belegt.«WIR HABEN VON ANFANGAN AUF SOGENANNTEEDELRENTNER GESETZT»Wie viele Personen waren an derVorbereitung und Durchführung IhresFests beteiligt?Wie anspruchsvoll war es, all diese Leutezu rekrutieren?Für die meisten Chargen war das relativeinfach. Wir haben von Anfang anauf sogenannte Edelrentner gesetzt, aufFreiwillige, welche frisch nach ihrer Pen -sionierung motiviert waren, etwas Sinnvolleszu tun, fachliche Kompetenzenausgewiesen haben und auch über dienötigen Zeitreserven verfügten.Diese grossartige Veranstaltung war vonvielen Emotionen geprägt. Was hat Sie imVerlauf dieser Tage am meisten beeindruckt?Zu sehen, wie sich während derWochen und Tage vor dem Fest die positiveStimmung laufend weiterentwickelthat, hat meine Vorfreude gestärkt. WirNennen Sie uns die Eckdaten zumEidgenössischen Schwing- und Älplerfest2022 in Pratteln.Das sind: sechs Jahre Vorbereitungszeit,42 Millionen Franken Budget, rund400 000 Besucher an allen drei Festtagen,«Dass ich vom Schwingerverband das Vertrauen erhalten habe und zusammenmit einer grossen Milizorganisation diese Veranstaltung durchziehen durfte,war für mich ein unvergleichliches Erlebnis», erinnert sich Rot. Thomas Weber,der OK-Präsident des ESAF 2022 in Pratteln (auf dem Bild zusammen mit demfrisch gekürten Schwingerkönig Joel Wicki)

SCHWERPUNKT – ROTARY SUISSE LIECHTENSTEIN – JANUAR 2023TWAS FEUCHT GEWORDEN»haben es förmlich gespürt: Die Coronakriseist vorbei, die Leute haben wiederLust, gemeinsam zu feiern, fröhlich zusein. Besonders bewegend war der Einmarschder Aktiven am Samstagmorgenvor voll besetzten Zuschauertribünen.Alle haben die Nationalhymne gesungen,auch das war ein Hühnerhautmoment. ImFestakt vor 50 000 Menschen reden zudürfen, kommt nicht alle Tage vor. Da istes um meine Augen schon etwas feuchtgeworden. Während des Schlussgangeshatte ich die Ehre, den Kampf zwischenMatthias Aeschbacher und Joel Wickizuvorderst am Schwingplatz 7 verfolgenzu dürfen. Wie sich der Berner und derLuzerner gegenseitig gefordert haben,war etwas vom Faszinierendsten an diesemSchwingfest.«LETZTLICH BRAUCHT ESABER AUCH EINE GROSSEPORTION GLÜCK ODER BES-SER GESAGT: VORSEHUNG,DAMIT ALLES RUND LÄUFT»Wie gross war Ihre Erleichterung amSchluss des Anlasses, der ohne gravierendeZwischenfälle abgelaufen ist?Sehr gross. Zwar kann man vieles planen,Szenarien simulieren. Letztlichbraucht es aber auch eine grosse PortionGlück oder besser gesagt: Vorsehung,damit alles rund läuft. Eine gewisse Leerein den Tagen danach will ich nicht bestreiten.Man hat sich während Jahren auf eingrosses Ereignis fokussiert, eine hoheDosis Adrenalin und Endorphine mobilisiert,Spannung aufgebaut. Da braucht esschon einige Zeit, um wieder herunterzufahren.Mitte November wurde bekannt, dasESAF 2022 werde allenfalls rote Zahlen inKauf nehmen müssen.Wir sahen in der Hochrechnung eineDiskrepanz zwischen dem Aufwand unddem Ertrag in der Höhe von fünf bis zehnProzent. Es gab Faktoren, die im Vorausnicht ersichtlich waren oder die wir unterschätzthatten. Zum Beispiel musste für dieSicherheit mehr aufgewendet werden, alsursprünglich vorgesehen war. Mehr alsbudgetiert, mussten wir in die Infrastrukturauf dem Festgelände und dem Bahnhofinvestieren. Anderseits blieben dieEinnahmen in einzelnen Bereichen unterunseren Erwartungen, obwohl sie nachdem Fest fast genauso hoch waren wiediejenigen am ESAF 2019 in Zug. DieseSituation wirkte bedrückend, sie ärgerteuns. Wir waren und sind stark gefordert,aber auch zuversichtlich, bis im März eineausgeglichene Rechnung vorzulegen. Zudiesem Zweck führen wir Verhandlungenmit den Lieferanten, mit den Sponsoren,mit Privatpersonen, mit dem Kanton undmit dem Eidgenössischen Schwingerverband,um eine für alle faire, solidarischeLösung zu finden.Ein Anlass wie das ESAF 2022 hat einenbedeutenden volkswirtschaftlichenStellenwert für eine ganze Region.Dem ist so. Rund um eine solche Veranstaltunggeneriert das Gewerbe zusätzlicheUmsätze. Das Baselbiet konnte sichals touristisches Entdeckerland profilieren.Viele Gäste aus der Ostschweiz oder ausdem Bernbiet haben mir erklärt, Prattelnund seine Umgebung bisher nicht gekanntzu haben und bei anderen Gelegenheitenunsere Region wieder besuchen zu wollen.Überdies beweist auch eine hoheLeistungsfähigkeit, Offenheit und Innovationskraft,wem es gelingt, einen Anlasswie das «Eidgenössische» zur Zufriedenheitaller Beteiligter durchzuführen.Vor etwas mehr als 25 Jahren sind in denRC Sissach-Oberbaselbiet Rotarieraufgenommen worden. Wie wichtig ist esfür Sie, Rotarier zu sein?Die damalige Anfrage dieses Clubs hatmich sehr gefreut, ich habe das Rotary-Rädchen mit Stolz entgegengenommen.Rotary ist international aktiv, verbindetBerufe und Generationen, öffnet Türen.Das halte ich für wichtig und wertvoll. AlsClubmitglied und langjähriger Vizepräsidentder clubeigenen Stiftung Oedenburg,welche als Symbol für Zusammenhalt undPEOPLE OF ACTIONThomas Weber, geboren am 23. November1961, ist diplomierter BauingenieurETH. An der FachhochschuleAargau bildete er sich zum Mediator inWirtschaft, Umwelt und Verwaltungweiter. Seine Berufskarriere startete erals Assistent von Professor ChristianMenn. Anschliessend war er in Ingenieurbürosin Zermatt und Muttenz, ineiner Bauunternehmung in Zofingensowie beim Tiefbauamt Basel-Landschaftund ab 2007 beim Bund alsFilialchef für die Autobahn- InfrastrukturNordwestschweiz und Zentralschweiztätig. Er ist seit 1997 Mitglieddes RC Sissach-Oberbaselbiet. Rot.Weber wurde 2011 als Vertreter derSVP in den Landrat, 2013 in den Regierungsratdes Kantons Basel-Landschaftgewählt. In der kantonalenExekutive, der er 2016/17 und 2021/22als Regierungspräsident vorstand,amtiert er als Vorsteher der Volkswirtschafts-und Gesundheitsdirektion.2017 wurde er zum Präsidenten desOrganisationskomitees des EidgenössischenSchwing- und Älplerfests 2022Pratteln im Baselbiet ernannt. DerOberst i. Gst. wohnt in Buus, ist seit1987 mit Edith Weber-Thommen verheiratet,hat drei erwachsene Söhneund vier Enkel.«Hands on» steht, leiste ich gerne meinenrotarischen Beitrag. Und ich hoffe, ab Juli2023 nach meinem Rücktritt als Regierungsratwieder etwas mehr Zeit fürClubaktivitäten und die Teilnahme anClubmeetings reservieren zu können.K PDG Paul Meier | A Bruno RöösliVERSION FRANÇAISE29

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