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Rotary Magazin 01/2023

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ROTARY INTERNATIONAL –

ROTARY INTERNATIONAL – ROTARY SUISSE LIECHTENSTEIN – JANUAR 2023FEATUREHEILUNG IST MÖ48Unterstützt durch Rotarys Programs of Scale Award, bekämpftPartners for a Malaria-Free Zambia eine weltweite Krankheit auflokaler Ebene.Latham Chisanga hatte vor ein paar Jahreneinen Autounfall und kämpfte seither mitden körperlichen Folgen. Als im Februar2020 Rückenschmerzen und Fieber auftraten,ging Chisanga nicht zum Arzt, sondernnahm einfach ein Schmerzmittel.Tage später brach er vor dem Haus einesNachbarn zusammen und fiel ins Koma.Im Krankenhaus fiel sein Malariatest positivaus. Er starb einige Tage später.Seine Mutter, Martha Lungu, fragte sich,wie einem Mitglied ihrer Familie so etwaspassieren konnte. Immerhin war sie dieGeschäftsführerin von Malaria PartnersZambia, dem lokalen Zweig einer internationalenKampagne von Rotary-Mitgliedernzur Bekämpfung von Malaria. Lungu,Mitglied des Rotary Clubs Ndola, wusstenicht, wie sie ihre Arbeit fortsetzen sollte.«Wie konnte ich so versagen?», klagte sie.«Wieso habe ich das nicht richtig gemacht?Und wie soll ich jetzt mit den Menschenüber die Prävention von Malaria sprechen?»Einige Monate später meldeten sichzwei Personen zu Wort. «Sie müssen denTod Ihres Sohnes nutzen, um andere aufzuklären,damit wir nicht noch mehr Lebenverlieren», sagte ein Pfarrer, der an derBeerdigung ihres Sohnes teilgenommenhatte. Und ein Freund überzeugte Lungu,dass der Tod ihres Sohnes ihr mehr Glaubwürdigkeitverleiht, nicht weniger. «Wennes mir passiert ist, kann es jedem passieren»,sagt Lungu heute und gibt damit dieBotschaft ihres Freundes wieder. «Ichweiss, wovon ich spreche. Ich weiss, dassMalaria tödlich ist. Und ich weiss, dassMalaria geheilt werden kann.»Es ist Ende Mai 2022 in Sambias Zentralprovinz,und sechs Personen gehen aufeinem unbefestigten Weg vorbei an Gartenbeeten,einer Kirche und Ziegelhäusernmit Wellblechdächern, bis sie ein Hauserreichen. Im Hof ein paar Hühner, frischgewaschene Wäsche auf einer Leine imMorgenwind. Sie werden von AgnesMukonde begrüsst. Eine Woche zuvorhatte Mukonde schmerzende Gelenke,Kopfschmerzen und Schüttelfrost.Sie hatte schoneinmal Malaria gehabt underkannte die Symptome.Sie liess sich testen:positiv. Glück licherweisestellte ein nahe gelegenesGesundheitszentrum – derOrt, von dem aus diesechsköpfige Gruppe amMorgen aufgebrochen war– Mukonde Medikamen tezur Verfügung, und siefühlte sich innerhalb wenigerTage besser. Jetzt sindihre Besucher hier, um ihreKinder und Nachbarn zutesten – und um herauszufinden,ob sich jemand vonihnen infiziert hat. Mukondessechs Besucher sindStudenten, die im Rameneines ambitioniertenneuen Plans der sambischenRegierung ausgebildetwerden. Der Planbeinhaltet, Malariatestsund -behandlungen zugänglicherzu machen,indem für das Land 36 000 kommunaleGesundheitshelfer bereitgestellt werden –das entspricht etwa einem Mitarbeiter pro500 Menschen. Die nationale Strategieerhält dabei Unterstützung von Partnersfor a Malaria-Free Zambia, einer vonRotary-Mitgliedern gegründeten undgeleiteten Initiative, die die erste 2-Millionen-Dollar-Zuwendungdurch Rotarys«Programs of Scale Award» erhalten hat.Partners for a Malaria-Free Zambia (Partnerfür ein malariafreies Sambia) wird2500 kommunale Gesundheitshelfer inzehn Distrikten in den sambischen Provin-Die Mitarbeiter des Gesundheitswesens in den Gemeindenmüssen oft grosse Entfernungen bis zum nächstenGesundheitszentrum zurücklegen. Nach Abschluss ihrerAusbildung erhalten sie Fahrräder, um die Wege besserbewältigen zu können

ROTARY INTERNATIONAL – ROTARY SUISSE LIECHTENSTEIN – JANUAR 2023GLICHzen Central und Muchinga ausbilden undausrüsten. Durch die Zusammenarbeit mitWorld Vision U. S. und der Bill & MelindaGates Foundation, die jeweils weitere 2Millionen Dollar zu dem Projekt beisteuern,wird erwartet, dass das Programm dieZahl der Malaria-Infektionen und die Zahlder schweren und potenziell tödlichenFälle deutlich verringern wird.«Die Mitglieder von Rotary solltenstolz auf sich sein, dass sie sich im Kampfgegen Malaria engagieren», sagt Lungu,die den Vorsitz im Programmausschussinnehat. (Einige Monate nach dem Todihres Sohnes übernahm sie auch die Rolleder Geschäftsführerin von Malaria PartnersZambia) «Stellen Sie sich vor, wie vieleLeben sie dank der Gesundheitshelfer, diesie ausgebildet und eingesetzt haben,retten werden.»Unter den Auszubildenden ist CleopatraChikanzo, eine 32-Jährige, die einorangefarbenes Rotary / World Vision-T-Shirt trägt. Sie ist an Malaria erkrankt undkennt viele andere in ihrer Gemeinde, diedaran erkrankt sind. «Ich wollte Gesundheitshelferinwerden, um das Wohlergehenmeiner Gemeinde zu verbessern»,sagt die Mutter von drei Kindern.Mit Mukondes Einverständnis nehmendie Auszubildenden jedem ihrer vierKinder einen Tropfen Blut ab, um es mithilfevon Teststreifen zu testen. Sie stelleneinen Timer ein und warten 15 Minuten.Wie bei einem Test auf COVID-19 ist dasErgebnis negativ, wenn eine Linieerscheint; erscheinen zwei Linien, ist dasErgebnis positiv.Etwa zwei Wochen zuvor war einerder Söhne von Mukonde in die ProvinzLuapula im Norden Sambias gereist. Erhatte über Schüttelfrost geklagt, seineMutter dachte, der Junge reagiere nur aufdas kühlere Wetter zu Hause. Als die 15Minuten um sind, kommen die Ergebnissezurück: zwei Linien für ihn und ein zusätzlicherpositiver Test für einen zweitenSohn.Von den fünf Arten der die Malariaverursachenden Parasiten ist die in Afrikaam weitesten verbreitete Art auch dietödlichste. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation(WHO) gab es imJahr 2020 weltweit schätzungsweise 241Millionen Malariafälle; 95 Prozent dieserFälle – und 96 Prozent der 627 000 Todesfälledurch die Krankheit – traten in derRegion Afrika auf. Im Jahr 2020 warenrund 80 Prozent aller Malaria-Todesfälle inder WHO-Region Afrika auf Kinder unterfünf Jahren zurückzuführen.Malaria kann sich zu einer schwerenKrankheitsform entwickeln, mit Komplikationenwie Organversagen und Anomalienim Blut oder Gehirn. Aber es mussnicht so weit kommen. Es gibt eineBehandlung für Malaria. Das Problembesteht darin, Tests und Behandlungen zuden Menschen zu bringen, die sie brauchen,aber vielleicht zu weit von einerGesundheitseinrichtung entfernt wohnen,um sie zu bekommen – oder dievielleicht nicht einmal wissen, dass siegetestet werden müssen.«Glauben Sie mir, wenn mein Sohn aufMalaria getestet worden wäre, bevor seinFall kompliziert wurde, wäre er jetzt hier»,sagt Lungu. «Die Behandlung ist einfachund leicht zugänglich. Wir hätten es nureinfach rechtzeitig wissen müssen.»Nachdem die Söhne von Mukondepositiv getestet wurden, konsultieren dieauszubildenden Gesundheitshelfer ihreDosierungstabellen. Sie befinden sich amfünften Tag des sechstägigen Schulungsprogramms,das von Partners for a Malaria-FreeZambia unterstützt wird. NachAbschluss des Programms werden siesechs Wochen lang von Mitarbeitern undMitarbeiterinnen ihrer örtlichen Gesundheitseinrichtungbetreut, bevor sie in ihrenGemeinden selbstständig arbeiten können.Sie alle erhalten ein Fahrrad – daswird für sie besonders nützlich sein.Nachdem die Auszubildenden denSöhnen von Mukonde die entsprechendenMedikamente gegeben haben, gehensie zu einer Gruppe von Nachbarn, die aufMatten in einem Innenhof zwischen denHäusern sitzen. Zwei Frauen nähen Fussmatten,während ein Topf mit Katapa(Maniokblätter) auf einer kleinen Feuerstellekocht. Chikanzo sitzt auf der Treppeeines Hauses und spricht mit dem Hausherrn.Einige Kinder weinen, als sie erfahren,dass ihnen Blut aus dem Fingerabgenommen wird.Die Untersuchung der Familie ist einlangsamer, methodischer Prozess. DieAuszubildenden werden bei ihrer Arbeitvon Emmanuel und John Banda, Gesundheitsbeamtenaus Chibombo, einemBezirk in der Zentralprovinz, beaufsichtigt.Letztendlich wird der Bezirk 42 Gesundheitshelferhaben.Die Gesundheitsbeamten sagen, dassin den medizinischen Zentren in ihremGebiet 400 Malariafälle pro Woche auftreten.Der Bezirk liegt zwischen denbeiden Grossstädten Lusaka und Kabweund ist anfällig für Krankheitsausbrüche,da er ein Durchgangsgebiet für Menschenist, die in der Landwirtschaft und im Handeltätig sind. «Wenn die Gemeindegesundheitshelfergeschult sind, wird diesdazu beitragen, dass weniger Menschendie Gesundheitseinrichtung aufsuchen,sodass diese sich auf andere Krankheitenkonzentrieren kann», sagt John Banda.Die gemeindenahe Gesundheitsversorgungbietet auch wirtschaftliche Vorteile:Wenn die Menschen in der Nähe ihresZuhauses behandelt werden können,müssen sie nicht für den Transport aufkommenoder sich von der Arbeit freistellenlassen.Im Inneren des Palastes von HäuptlingChamuka steht ein riesiger Lederthron,auf dessen Kopfstütze ein Löwe geschnitztist, der fast die Decke berührt. Vor demThron liegt ein Teppich, auf dem dieFlagge Sambias abgebildet ist, und dahinterstehen in Halbkreisen angeordneteStühle, die mit den Köpfen von Zebras,49

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