18 Nachhaltigkeit Interview mit Ines Dragon „Das Gestein und das Bitumen im Ausbauasphalt sind wichtige Ressourcen“ Prof. Dr.-Ing. Ines Dragon ist designierte Geschäftsführerin der Gütegemeinschaft für Aufbereitung und Lagerung von Ausbauasphalt e. V. Nach Gründung der Gütegemeinschaft haben wir mit ihr gesprochen – über die Wiederverwendung von Ausbauasphalt, die Bedeutung seiner sachgemäßen Lagerung und Aufbereitung und die vertrauensbildende Wirkung von RAL-Gütezeichen. Prof. Dr.-Ing. Ines Dragon, designierte Geschäftsführerin der Gütegemeinschaft für Aufbereitung und Lagerung von Ausbau asphalt. (Quelle: DAV) : Frau Dragon, welchen Vorteil hat es, hohe Anteile an Asphaltgranulat zu verwenden? Dragon: Ganz klar die Nachhaltigkeit, Schonung von Ressourcen und Einsparung von Energie. Es liegt ja auf der Hand, dass es sinnvoll ist, einen Baustoff zu nutzen, der gute Eigenschaften hat und sich mit überschaubarem Aufwand wiederverwenden lässt, statt ihn als Abfall auf eine Deponie zu fahren. Länder wie Finnland zeigen, was möglich ist: Dort liegt die Wiederverwendung von Ausbauasphalt seit Jahren bei 100 Prozent. Und das ist wirklich erstrebenswert. Sowohl das Gestein als auch das Bitumen im Ausbauasphalt sind wichtige Ressourcen. Wir schonen die Vorkommen an Gesteinen und Rohöl, wenn wir bei der Asphaltherstellung möglichst hohe Anteile an Asphaltgranulat verwenden. Gleichzeitig sparen wir erhebliche Mengen CO₂ ein, das sonst bei der Gewinnung der Primärrohstoffe anfällt. Außerdem sparen wir viele Transportwege ein, die in Summe länger sind als der Weg des Asphaltgranulats zur Asphaltmischanlage. So wird noch weniger CO₂ ausgestoßen. Aber längst nicht überall in Deutschland sind bereits die Weichen für eine maximale Wiederverwendung von Ausbauasphalt gestellt. Was ist Ihr Eindruck, woran das liegt? Mir scheint, dass einige Straßenbauverwaltungen die alte Gewissheit pflegen und weitergeben, mit Primärbaustoffen auf der „sicheren Seite“ zu sein, was die Langlebigkeit einer Asphaltstraße betrifft. Dagegen setzt sich das Wissen, dass wir Straßen in der gleichen Qualität mit Asphalt bauen können, der hohe Anteile von Asphaltgranulat enthält, nur langsam durch. Dabei ist es nicht neu und seit vielen Jahren in der Forschung gut belegt. Hier gilt es, beharrlich aufzuklären, Vorurteile ab- und Vertrauen aufzubauen. Wie kann die RAL-Gütegemeinschaft für Lagerung und Aufbereitung von Ausbauasphalt der Wiederverwendung mehr Vorschub leisten? An den meisten Asphaltmischanlagen wird aus eigenem Interesse, nämlich um dem Auftraggeber die bestmögliche Qualität zu bieten, bereits heute mehr Aufwand für die Lagerung, Aufbereitung und Überprüfung von Asphaltgranulat betrieben, als im technischen Regelwerk vorgeschrieben ist. Unsere Gütebestimmungen gießen diese Erfahrungen aus der Praxis in Handlungsanweisungen, die Sicherheit schaffen, weil sie einheitlich und überprüfbar sind. Das erleichtert dem Hersteller die eigene Qualitätssicherung und ist mit dem RAL-Gütezeichen auch eine starke vertrauensbildende Maßnahme gegenüber den Auftraggebern. Da sich der politische Wille zu mehr Nachhaltigkeit in Zukunft auch in den Ausschreibungskriterien niederschlagen wird, schafft ein solches Gütezeichen Sicherheit auf beiden Seiten: bei den Asphaltherstellern und bei den ausschreibenden Straßenbauverwaltungen. Sie sind designierte Geschäftsführerin der RAL-Gütegemeinschaft. Was verbinden Sie mit dieser Aufgabe? Ich freue mich sehr, sowohl über das in mich gesetzte Vertrauen als auch auf die anstehenden Aufgaben. Sorgfalt und das Achten auf Qualität waren mir schon immer persönliche Anliegen. Ich denke, das zeigt sich auch in meinem beruflichen Werdegang. Ich bin seit dem Erlangen meines Diplomabschlusses im Bereich der Qualitätssicherung beschäftigt. Zuerst als Prüfingenieurin bei der rabal-Ingenieurgesellschaft für Baustoffprüfungen mbH in Dresden, dann, nach meiner Zeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der TU Dres- 5|2023
Nachhaltigkeit 19 den, als Laborleiterin der Materialprüfungs- und Vertriebsgesellschaft für Straßenbaustoffe mbH in Ottendorf-Okrilla und anschließend als Bereichsleiterin Bereich Ost und Prüfstellenleiterin des Standortes Leipzig TPA GmbH, Gesellschaft für Qualitätssicherung und Innovation. Seit 2019 führe ich im Auftrag der bupZert GmbH Inspektionen an Asphaltmischanlagen, Kieswerken und Steinbrüchen durch. Was sind die Stellschrauben bei Lagerung und Aufbereitung von Ausbauasphalt, um die Qualität des Granulats positiv zu beeinflussen. Es ist wichtig, das Ausbaumaterial ab Anlieferung möglichst sortenrein nach Herkunft getrennt und gekennzeichnet zu lagern, um ein möglichst homogenes Granulat mit gleichmäßigen Eigenschaften zu bekommen. Da oft auch Material gleicher Herkunft in der Halde nicht gleichmäßig durchmischt ist, sollte der Radladerfahrer schon bei der Entnahme zum Brechen unterschiedliche Stellen am Haufwerk anfahren. Das ist ein nächster Schritt zur Homogenisierung. Nach dem Brechen und Sieben wird das Asphaltgranulat erneut sortenrein gelagert und gekennzeichnet. Auch eine trockene Lagerung ist wichtig, um den Feuchtigkeitsgehalt im Granulat möglichst niedrig zu halten. Denn viel Feuchtigkeit erhöht den Energieverbrauch beim Erwärmen des Materials in der Asphaltmischanlage und damit auch den CO₂-Ausstoß deutlich. Eigentlich sollte die Homogenisierung bereits beim Fräsen beginnen, indem der Asphalt schichtweise gefräst wird, statt zum Beispiel die Asphaltdeck- und -binderschicht auf einmal auszubauen. Hier geht der Appell allerdings an die Auftraggeber, die die Maßnahmen entsprechend ausschreiben sollten. Frau Dragon, Sie forschen auch auf dem Gebiet der Aufbereitung von Ausbauasphalt. Welchen Ansatz verfolgen Sie? Welches Verfahren könnte die Wiederverwendbarkeit des Asphaltgranulats weiter verbessern? In einem gemeinsamen DAI-Forschungsvorhaben des ZAFT e.V. c/o HTW Dresden und der Universität Wuppertal, welches vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) über die AiF Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen „Otto von Guericke“ e. V. mit öffentlichen Mitteln gefördert wird, untersuchen wir, ob sich die Aufbereitung von Asphaltgranulat durch den Einsatz eines Rotorschleuderbrechers verbessern lässt. Diese innovative Methode spaltet Ausbauasphalte in einen bindemittelreichen Asphaltmörtel und in bindemittelarme grobe Gesteinskörnungen auf. Die bindemittelarmen groben Gesteinskörnungen können anschließend in beliebige Fraktionen durch Absieben aufgeteilt und wie frische Gesteinskörnungen über die Weißtrommel unter Berücksichtigung der besonderen Anforderungen der Sieblinie zur Herstellung nachhaltiger und resilienter Asphalte hinzugegeben werden. Eine Zugabe des bindemittelreichen Asphaltmörtels von 30 Abraservice Deutschland ist Ihr Partner, wenn es um den Einsatz von verschleissfesten Stählen geht. Mit unserem modernen Maschinenpark und kompetenten Serviceleistungen realisieren wir Ihre Produktanforderungen von Halbzeugen bis hin zu fertigen Baugruppen. Als europäischer Marktführer in verschleissfesten Stählen und hochverschleissfesten Sonderwerkstoffen bietet Abraservice seinen Kunden auch Komplettlösungen an. Von der Beratung, über die Bedarfsanalyse, bis hin zur Lieferung fertiger und bearbeiteter Teile, bereit für den Einsatz in stark beanspruchten Umgebungen. Haben Sie Fragen? Rufen Sie uns an. Gerne beantworten wir auch Ihre Fragen per E-Mail oder in einem persönlichen Gespräch. Wir freuen uns auf Sie. Abraservice Deutschland GmbH a.deutschland@abraservice.com T. +49 (0)211 99550-0 Zertifiziertes Qualitätsmanagementsystem nach DIN EN ISO 9001:2015 Zertifizierter Schweißfachbetrieb nach DIN EN ISO 3834-2 www.abraservice.de M.-% ermöglicht eine Reduzierung des Frischbitumens um bis zu 90 %. Bei Verwendung dieser Aufbereitungsmethode könnten Mischanlagen eine Wiederverwertungsrate von Asphaltgranulat bis zu 100 % ohne eine zusätzliche Ausstattung der Anlagen mit Paralleltrommeln deutschlandweit erreichen. Einen ersten Zwischenbericht werden wir voraussichtlich bei den Dresdener Asphalttagen im Dezember geben. Vielen Dank für das Gespräch! Dazu zählen • Stahlproduktion • Bergbau und Steinbrüche • Zementwerke • Baggerarbeiten • Recycling • Handhabung • Heben und Transport von Schüttgütern • Asphaltindustrie • Zuckerraffinerien • Landwirtschaftliche Maschinen • Stationäre und mobile Shredderanlagen 5|2023 A20-de-Abraservice Deutchland-V4-2022-A plus M
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