30 Nachhaltigkeit Asphalt mit Biobitumen im Einsatz beim Bau eines Radwegs in Wildpoltsweiler mit einer Einbautemperatur von 110 °C. (Quelle: STRABAG) Biobitumen Nebenbei CO₂-negativ Das GreenTech-Start-up B2Square ist Partner der STRABAG für die Herstellung und Markteinführung von CO 2 -reduziertem, temperaturabgesenktem Asphalt, der ganz ohne erdölbasiertes Bitumen als Bindemittel auskommt (asphalt berichtete in der vorigen Ausgabe). Frank Albrecht, Gründer und Geschäftsführer von B2Square, hat unlängst auf der DAV-Regionalversammlung in Bayern sein synthetisches Biobitumen vorgestellt. Im Gespräch verrät er: Die CO₂-Reduzierung war nicht der Ausgangspunkt der Produktenwicklung, sondern ein glücklicher Nebeneffekt. : Herr Albrecht, wie sehen Sie das Innovationspotenzial in der Asphalt- Branche? Frank Albrecht: Ich denke, die Branche hat ein hohes Innovationspotenzial. Um es auszuschöpfen, muss man allerdings gewachsene Verfahren und Systeme hinterfragen. Es lohnt sich, out of the box zu denken. Das heißt: Wie würde Asphalt hergestellt, wenn ich ihn mit heutigem Wissen und heutigen technischen Möglichkeiten neu erfinden würde? Das heißt nicht, dass die Regularien, die sich über mehr als 60 Jahre entwickelt haben, schlecht wären. Im Gegenteil: Sie ermöglichen ein gutes, standardisiertes und qualitätssicheres Arbeiten. Doch auf der Suche nach neuen Ansätzen schnüren sie uns auch ein wie ein Korsett. Sie sprachen in Ihrem Vortrag auch davon „Asphalt neu zu denken“. Was konkret ist Ihr Ansatz dabei? Albrecht: Wir haben uns das Bitumen angeschaut. Es ist ein Bindemittel mit hervorragenden Eigenschaften. Wie würden wir das mit heutigen Denkansätzen und technischen Mitteln herstellen? Wenn wir Bitumen neu erfinden müssten, würden wir definitiv nicht anfangen, Raffinerien für die Verarbeitung von Rohöl zu bauen, um dann Bitumen aus den Rückständen zu gewinnen. Wir würden doch nicht 97 Prozent andere Stoffe produzieren, um an unser 6|2023
Nachhaltigkeit 31 gewünschtes Produkt zu kommen. Wir sehen also, dass die Frage vom Anfang konkreter wird: Wie würden wir ein maßgeschneidertes Bitumen zielgerichtet so herstellen, dass wir unsere Ausgangsstoffe möglichst zu hundert Prozent in unser Produkt umsetzen? Die Überlegungen haben uns schließlich zu einem CO₂-negativen, dezentral herstellbaren Produkt geführt, das komplett unabhängig ist von fossilen Rohstoffen und Raffinerien. Frank Albrecht, Gründer und Geschäftsführer von B2Square, das mit seinem Biobitumen ein nicht erdölbasiertes Bitumen vertreibt. Das Argument der CO₂-Einsparung liegt heute ja für jede Neuentwicklung auf der Hand. Aber wieso legen Sie so viel Wert auf die Möglichkeit einer dezentralen Herstellung? Albrecht: Lassen Sie mich dazu ein wenig ausholen: Die Klima-Auswirkung von Bitumen ist natürlich nicht allein darauf beschränkt, was hier in Deutschland geschieht. Um es einmal einzuordnen: Weltweit reden wir von 120 Millionen Tonnen Bitumen pro Jahr, die verbraucht werden. Die prognostizierte Wachstumsrate liegt zwischen drei bis fünf Prozent, die sich hauptsächlich aus dem Bedarf auf der südlichen Erdhalbkugel ergeben. Denn wir haben in unseren Volkswirtschaften ein Niveau der Infrastruktur erreicht, bei dem 80 Prozent der Asphalte in die Erhaltung bestehender Straßen gehen. Außerdem besteht weltweit betrachtet die Herausforderung, dass die Herstellung von Bitumen und von Asphalt jeweils zentral stattfindet, der Asphalt letzten Endes aber dezentral im Straßenbau zum Einsatz kommt. Auch was das betrifft, haben wir in Deutschland den Luxus, dass wir in der Fläche sehr viele Asphaltmischanlagen haben. Jeder Ort in Deutschland ist in relativer Nähe eines Mischwerks und daher gut für Asphalt zu erreichen. Aber auch diese Mischwerke brauchen eine gute und kostengünstige Verfügbarkeit von Bitumen. Ein Bitumen, das sich dezentral aus Instant-Komponenten anmischen lässt, schafft auch hierzulande größere Unabhängigkeit: Die Mischanlage hat dann die Qualität und Verfügbarkeit des Bindemittels selbst in der Hand. Sie haben gesagt, dass die Ortsunabhängigkeit sogar die treibende Idee hinter Ihrer Entwicklung war. Wie ging es von diesem Punkt aus weiter? Albrecht: Ja, wir wollten die Bitumenherstellung vor Ort an die Asphaltmischanlage bringen. Das liegt doch nahe. An Mischanlagen Verband Europäischer Straßenfräsunternehmungen e. V. Europäische Fräsdienstleister aus Deutschland, der Schweiz, Österreich, den BeneluxStaaten, Großbritannien, Italien, Frankreich und Norwegen sowie Maschinenhersteller und Hersteller spezifischer Verschleißteile haben sich im VESF e. V. organisiert. Der Verband • ist die Plattform für regelmäßigen Erfahrungsausstausch in der Fräsbranche • organisiert Fachvorträge und tagungen • vertritt die Fräsunternehmer bei nationalen sowie internationalen Behörden und Gremien. Hier treffen Sie uns: Herbsttagung 2023 26. und 27. Oktober in Leipzig Dass dieser Radweg mit erheblich verringertem CO₂-Fußabdruck gebaut werden konnte, ist ein glücklicher Nebeneffekt der Biobitumen-Produktentwicklung. (Quelle: ALBR3CHT SUPPLY CONCEPTS) VESF e. V. Ringstraße 21 56651 Niederdürenbach Deutschland Telefon: +49 2636 94 19 118 EMail: info@vesfev.com Web: www.vesfev.com 6|2023
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