26 PRAXIS EMISSIONSERMITTLUNG während der Prozessschritte Rohstoffgewinnung, Aufbereitung und Transport von Gesteinskörnungen ist die Grundlage für Optimierungen. Der CO₂-Fußabdruck von Baustoffen gewinnt an Bedeutung Umweltanforderungen sind heute geradezu allgegenwärtig und sie halten Einzug in immer mehr Regelwerke. Öffentliche Ausschreibungen ändern sich dahingehend, dass neben dem Preis perspektivisch auch die Emissionen berücksichtigt werden. Erste Forschungsergebnisse liegen vor und es laufen bereits Pilotprojekte. Ab 2027 wird der Ausweis des Treibhauspotenzials von Bauprodukten voraussichtlich verpflichtend für Hersteller. Auch im Hochbau lässt die EU-Taxonomie-Verordnung die Nachhaltigkeitskriterien bei Investoren zunehmend in den Fokus rücken. Aber kennen Sie das Global Warming Potential Ihrer Gesteinskörnungen, beziehungsweise wüssten Sie, wie es berechnet wird? Betriebliche Vorgänge in der Gewinnung und Aufbereitung mineralischer Rohstoffe und auch der Transport zum Kunden oder zur Baustelle sind CO 2 -behaftet. Um den CO₂-Fußabdruck von Gesteinskörnungen zu berechnen, sollten zunächst spezifische Daten aus dem Geschäftsbetrieb systematisch erfasst und mit den CO₂-Äquivalenten der verschiedenen Treibhausgase bewertet werden. Daher spricht man in diesem Zusammenhang vom sogenannten Global Warming Potential, kurz GWP. Durch den Einsatz einer Software mit intelligenten Algorithmen kann dieser Prozess automatisiert, zeit- und kosteneffizient sowie qualitätsgesichert durchgeführt werden. Die Berechnung erfolgt anhand der Life Cycle Assessment (LCA) Methode und basiert auf der DIN EN 15804. Diese „Lebenszyklusanalyse“ umfasst verschiedene Module: A1–A3 = Herstellungsphase, A4–A5 = Errichtungsphase, B1–B7 = Nutzungsphase, C1–C4 = Entsorgungsphase und D = Vorteile und Belastungen außerhalb der Systemgrenzen (Wiederverwendungs-, Rückgewinnungs- oder Recyclingpotenziale). Hier wird deutlich, dass es sich um einen ganzheitlichen Ansatz zur Analyse der Umweltauswirkungen eines Produktes handelt. Produktentwicklung unter Einbindung von Experten ORIS hat in Zusammenarbeit mit dem Bundesverband Mineralische Rohstoffe, MIRO, sowie CIRAIG, einem weltweit führenden LCA-Forschungszentrum, einen CO₂-Kalkulator entwickelt, der spezifisch auf die Anforderungen der Gesteinsindustrie angepasst ist. Die Berechnung erfolgt auf Grundlage von international anerkannten Normen, insbesondere der ISO 14067:2018, der EN 15804:2012+A2:2019 und der ISO 21930:2017. Die erzielten Ergebnisse sind wissenschaftlich fundiert. MIRO hat Mitgliedsunternehmen gebeten, als Testnutzer zu fungieren, um insbesondere die Branchenanforderungen der Gesteinsindustrie entsprechend praxisnah abzubilden. Um den CO₂-Fußabdruck eines Produktes zu minimieren, müssen die betrieblichen Prozesse auf deren CO 2 - Emissionen untersucht werden. Damit bietet sich im Anschluss nicht nur ein ökologisches, sondern auch wirtschaftliches Optimierungspotenzial. Niklas Adeberg, Betriebsleiter Steinbruch Niederwörresbach bei F. L. Juchem & Söhne GmbH & Co. KG, ist mit der Gewinnung und Aufbereitung von Andesit und Quarzit zur Herstellung von Splitten für Asphalt- und Betonmischanlagen befasst. Er bringt es folgendermaßen auf den Punkt: „Effizienz und Nachhaltigkeit gehen miteinander einher. Wenn wir unsere Daten strukturieren und systematisch analysieren, dann erreichen wir in beiden Bereichen gleichermaßen Verbesserungen. Dies ist beispielsweise dann der Fall, wenn wir Transportwege innerhalb der Anlage hinterfragen und optimieren, da dies zum einen die Kosten, zum ande- GESTEINS Perspektiven 8 | 2023
NACH KATEGORIEN lässt sich das Global Warming Potential passgenau berechnen, wie hier am Beispiel zu sehen. GANZHEITLICHER ANSATZ: Die LCA- Methode analysiert die Umweltauswirkungen eines Produktes. Fotos und Grafiken: Oris ERGEBNIS SCHWARZ AUF WEISS: Ein CO 2 - Zertifikat weist den Fußabdruck des jeweiligen Produktes aus. ren aber auch die Emissionen reduziert. Der CO₂-Kalkulator hat uns einen guten Anstoß gegeben und gezeigt, wo wir mal genauer hinschauen könnten.“ Gemeinsam Herausforderungen begegnen Gerade in den Branchen mit großem Energiebedarf sollten Einsparpotenziale sorgfältig identifiziert werden. „Dazu müssen wir aber zunächst einmal die Energieverbräuche messen, darstellen und systemisch abbilden. Dies kann eine wertvolle Grundlage für zukünftige Investitionsentscheidungen sein. Nichtsdestotrotz ist es aufgrund der sehr unterschiedlichen Gegebenheiten in verschiedenen Produktionsstätten schwierig, Vergleiche zwischen Werken zu ziehen”, so Niklas Adeberg weiter. Die Erfassung der Verbesserungspotenziale schafft letztlich die Informationsgrundlage, um Energieverbrauch, Emissionen und Kosten zu senken. Zudem werden Investitionen in nachhaltige Technologien wie Photovoltaik-Anlagen oder E-Muldenkipper in einem reduzierten CO₂-Fußabdruck sichtbar. Öffentliche Auftraggeber wie die Autobahn GmbH des Bundes erproben aktuell bereits neue Ausschreibungsmodelle, bei denen ökologische Faktoren stärker gewichtet werden als bisher. Ein Trend, der sich voraussichtlich fortsetzt und mit einem erhöhten Informationsbedarf einhergeht. CO₂-Kalkulation demokratisiert Die wissenschaftlich fundierte Berechnung des CO₂-Fußabdrucks eines Produktes ist komplex und gerade KMU haben oft keinen „LCA-Ingenieur“ im eigenen Haus. Beratungsfirmen wiederum sind sehr kostenintensiv. Oris möchte die CO₂-Kalkulation demokratisieren, um die Dekarbonisierung aktiv voranzutreiben. Niklas Adeberg berichtet aus seiner Erfahrung: „Einerseits ist die Berechnung des CO₂-Fußabdrucks unserer Produkte natürlich mit einem gewissen Aufwand bei der Datenerhebung verbunden. Andererseits war es aber auch eine gute Gelegenheit, unsere Daten zu hinterfragen und systematisch zu digitalisieren. Die Kalkulation der weiteren Produkte wird dadurch deutlich vereinfacht.” Als Ergebnis wird ein Zertifikat erstellt, das den CO₂-Fußabdruck des jeweiligen Produktes aufweist, verbunden mit einem ausführlichen Hintergrundbericht. Idealerweise ist dies aber nicht das Ende, sondern der Startpunkt hin zu einem CO 2 -optimierten Unternehmen. Niklas Adeberg beschreibt das Ergebnis sowie die Zusammenarbeit wie folgt: „Der CO₂-Kalkulator hat uns gezeigt, wo in unseren Prozessen die meisten Emissionen entstehen, und uns damit die Chance gegeben, diese zu hinterfragen und effizienter zu gestalten. Die Zusammenarbeit mit dem Team von ORIS war sehr gut, und auf spezifische Anfragen bei Sonderfällen in meinem Werk wurde umfassend eingegangen.“ Worauf warten Sie noch? Kalkulieren Sie los! Ein Beitrag von Isabelle Armani, Senior Sales Manager Germany, Oris Materials Intelligence, und Léa Fischer, LCA Engineer, ORIS Materials Intelligence. www.oris-connect.com Unsere Siebmaschinen sieben wie die sieben Zwerge arbeiten – Präzise, effizient und stets gründlich
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