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Taxi Times Berlin - Juni 2016

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KOLUMNE GEBT DIE

KOLUMNE GEBT DIE STRASSEN DENEN, DENEN SIE GEHÖREN! Straßensperren sind ärgerlich. Für Autofahrer, für Taxifahrer. Und doch sehe ich sie positiv. Nicht als Autofahrer, aber als Taxifahrer. Der Karneval der Kulturen: bunt, schrill – und mitten auf der Straße. Jeden zweiten Tag eine Demo, der Karneval der Kulturen, der Marathon, dann das Formel-E-Rennen. Und – oh mein Gott – natürlich das aktuelle Public Viewing der Fußball-EM! Wir Taxifahrer in Berlin haben ja keine Chance mehr, wie eigentlich gefordert, die kürzesten Wege zu fahren. Neben all den Baustellen und den scheinbar völlig ohne Grund verhängten Sperrungen machen einem Feste und Veranstaltungen aller Art immer wieder aufs Neue das Leben schwer. Schlimm genug, dass das alles passiert, aber es gibt ja nicht einmal eine vernünftige Übersicht über wirklich alle Sperrungen. HM, EHRLICH? Und warum all das auf der Straße? Hat die Stadt nicht genügend repräsentative Plätze, Fußgängerzonen, Innenhöfe oder Dachterrassen für all den Mist? Immer sind wir Auto- und besonders die Berufskraftfahrer die Dummen! Man kann die Straße des 17. Juni doch zum Teil gar nicht mehr als Straße bezeichnen. Als Autofahrer kann man zwischen Brandenburger Tor und Großem Stern doch eh nur noch an zwei von drei Tagen durch. Ständig Stau und Ärger wegen ein paar Verrückten! Ich mache meinen Job ja auch gerne stressund störungsfrei und ich bin als Nachtfahrer natürlich auch befangen: Der meiste Stau wegen so was geht an mir vorbei. Aber auch, wenn ich zuletzt bei der Formel E wieder einen Kunden hatte, der sich ärgerte, dass er wegen „dem Kackmist“ jetzt einen Zweier mehr im Taxi zahlen musste, bemühe ich mich doch, all dem auch etwas Positives abzugewinnen. Beispielsweise die zwei Euro des Fahrgastes. BERLIN IST NUN MAL DIE HAUPTSTADT Nein, im Ernst: Obwohl ich sehe, wie wir hier und da von der Politik blödsinnig ausgebremst werden – siehe z. B. Zahl und Standort der Taxihalteplätze vor mancher Location –, bin ich bei der Straßennutzung anderer Meinung. Ungestört sein mögen wir alle, aber ebenso, wie wir Taxifahrer schnell von A nach B wollen, wollen Demonstranten und Marathonläufer eine gute Route, wollen Festbetreiber ihre Feste in der Stadt und nicht auf dem Land austragen. Und ja, das ist in Berlin vielfach der Fall, aber es ist nun mal die Hauptstadt, und Berlin könnte das ohne ein vielfältiges kulturelles und politisches Angebot eben nicht sein. Oder wie es mein Fahrgast – wegen der Kanzlerkarawane im Stau stehend – zynisch an merkte: „Na, wenn die Merkel dem Herrn Sauer jetzt Königsberger Klopse machen muss, dann is dit halt so!“ Veranstaltungen aller Art blockieren die Straßen, ja. Aber sie bringen eben auch unsere Kunden auf genau die Straßen, wo wir sie gerne hätten. Ja, sie locken sogar die Touris von außerhalb an. Und die zahlen anschließend den Mehrpreis für den straßensperrenbedingten Umweg. Da haben wir Taxifahrer doch noch weit mehr Glück als alle anderen im Stau! Anlässlich der Formel E soll sogar die Lichtenberger Straße ausgebessert worden sein. Ich bin auch Taxifahrer, ich meckere auch gern. Gehört zum Beruf wohl dazu. Aber wenn ich wie hier die Wahl habe, auch Vorteile zu sehen, dann mache ich das doch gerne. Und sind wir hier nicht alle froh, unseren Dienst nicht in einem schwäbischen Dorf mit den zwar auch zu wenigen, aber immer gleichen Kunden und Strecken zu verbringen? Manchmal kann man das B halt nicht auslassen, wenn man schon A gesagt hat. sash Der Autor Sascha Bors betreibt als „Sash“ einen eigenen Taxiblog. FOTO: Daniela Incoronato 32 JUNI / 2016 TAXI

FISKALTAXAMETER OHNE FISKALTAXAMETER WIRD ES ENG „Töte nicht den Boten“, sprach Sophokles. Schon bei den alten Griechen wurde der Überbringer schlechter Nachrichten bestraft. Und bei Konfuzius heißt es: »Ein Mann, der die Wahrheit spricht, braucht ein schnelles Pferd.« Ähnlich erging es mir mit meiner Bestandsaufnahme zum Thema Fiskaltaxameter in der letzten Ausgabe der Taxi Times Berlin. Der Referentenentwurf des Bundesministeriums der Finanzen (BMF) vom 18. März 2016 für ein Gesetz zur Manipulationssicherung für Registrierkassen hat große Verwirrung gestiftet. Grundsätzlich ungeeignet, die vom BMF selbst gesteckten Ziele zu erreichen, voller falscher und irreführender Daten und Aussagen, bezeichnet der Entwurf das INSIKA­ Verfahren als ungeeignet und schließt es ausdrücklich aus. Ein preisgünstiges, funktionierendes Verfahren, das längst nachprüfbar die vom BMF formulierten Ziele erreicht hat. Nichts anderes gab ich zu bedenken, doch das Geschrei war laut. Ohne jemandem sagen zu wollen, was er zu tun und zu lassen hat, versuche ich lediglich Hintergründe zu beleuchten, vor denen wir alle unsere unternehmerischen Entscheidungen zu treffen haben. Deshalb werden wir auch in dieser Ausgabe über den neuesten Stand der Entwicklung berichten. Das BMF-Schreiben vom 26. November 2010 (IV A 4 – S 0316/08/10004-07), in dem das Finanzministerium bereits vor fünf Jahren festlegte, dass Unternehmen bis Ende 2016 ihre elektronischen Registrierkassen umrüsten müssen, hat nach wie vor Gültigkeit. Daten müssen ab November 2016 revisionssicher aufgezeichnet werden. Eine entsprechende Anfrage beantwortete das BMF aktuell in einem Schreiben vom 17. Mai eindeutig: „Die Frage der Zumutbarkeit von Einzelaufzeichnungen im Umfang des o. g. BMF-Schreibens stellt sich dagegen nicht, wenn digitale Aufzeichnungsgeräte verwendet werden. Dies gilt auch für Aufzeichnungen, die mittels Taxameter vorgenommen werden.“ Und: „Ab 1. Januar 2017 werden von der Finanzverwaltung Geräte, die die in dem Schreiben vom 26.10.2010 genannten Anforderungen nicht erfüllen, nicht mehr als Indiz für eine korrekte Erfassung der Grundaufzeichnungen anerkannt, was ggf. zu Hinzuschätzungen führen kann.“ Noch mal im Klartext: Ab dem Jahreswechsel wird grundsätzlich jeder Betrieb, der keinen Fiskaltaxameter in seine Taxen eingebaut hat, als verdächtig angesehen. Die Berliner Taxirunde hat ein vollständiges Konzept erarbeitet, wie die dann notwendige Kontrolle von Betrieben, die keine Fiskaltaxameter nutzen, gewährleistet werden kann. Sie bespricht dies zurzeit mit den zuständigen Stellen. Wir werden über die Ergebnisse informieren. sb DIESE SCHLÜSSE ZIEHE ICH FÜR MEIN UNTERNEHMEN Es rettet uns kein FOTO: Wikimedia / Wolfgang Sauber / CC-BY-SA-3.0,2.5,2.0,1.0, sveta / Fotolia • Bis aus dem aktuellen Vorhaben des BMF etwas wird, vergehen noch Jahre. • Bis dahin bin ich gut beraten, INSIKA zu nutzen und Genehmigungsverfahren und Betriebsprüfungen entspannt entgegenzusehen (INSIKA wird am Ende doch zumindest eines der anerkannten Verfahren sein). • Umgehend TIM-Karten für alle noch umzurüstenden Fahrzeuge beantragen (dauert ca. 4 Wochen). • Nach Erhalt der TIM-Karten Termine beim Taxameterdienst machen und umrüsten. • Im Herbst sind alle meine Taxis umgerüstet und 2017 kann kommen. • Warum schon im Herbst? Zum Jahresende wird es eng: zuerst in den Werkstätten, wo man vielleicht keine fristgerechten Termine mehr bekommt, und dann für alle diejenigen Taxiunternehmer, die 2017 keinen Fiskaltaxameter haben. sb höh’res Wesen, kein Gott, kein Kaiser noch Tribun Uns aus dem Elend zu erlösen können wir nur selber tun! Zitat aus „Die Internationale“ TAXI JUNI / 2016 33

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