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Taxi Times DACH - 1. Quartal 2022

HAMBURG NEUE SÄULEN Die

HAMBURG NEUE SÄULEN Die Hamburger Innenstadt verfügt jetzt über einen ersten zentral gelegenen Ladepark für ultraschnelles Laden. NEUE VORSTÄNDE Der Hamburger Landesverband Taxen-Union hat mit Jan Grupe und Ayhan Mehter zwei neue Vorsitzende. Vor zahlreichen Gewerbevertretern war das Lade-Hub am Alten Wall feierlich eröffnet und dem Hamburger Taxigewerbe vorgestellt worden. Bereits im Vorfeld hatte der Betreiber CutPower das Taxigewerbe über die Stromkosten und einen exklusiven Taxi-Tarif für die Partner des „Projekts Zukunftstaxi“ informiert. Betrieben werden vier Ladepunkte, die parallel bis 300 kW Ladestrom für die E-Fahrzeuge bereitstellen können. Je nach der verbauten Technologie im Fahrzeug reicht die Leistung aus, um innerhalb von fünf Minuten Strom für die nächsten 100 Kilometer zu laden. CutPower vergleicht deshalb die Ladegeschwindigkeit mit dem Tankvorgang bei einem Verbrenner. Tagsüber wird für eine Kilowattstunde 69 Cent verlangt. Zwischen 20 und 8 Uhr können die Ladepunkte, zunächst exklusiv für E-Taxis, zum „Mondscheintarif“ genutzt werden. Dann sind 59 Cent und somit zehn Cent weniger pro Kilowattstunde fällig. Die Ladekarten der Telekom Tochter Comfort Charge, bei denen ein spezieller Taxitarif (ab 49 Cent) gewährt wird, kann auch an dieser Station genutzt werden. MEHR KOMFORT AN DER LADESÄULE An den CutPower-Ladesäulen werden alle unbaren Bezahlmöglichkeiten akzeptiert. Um in den Genuss des reduzierten Tarifs zu gelangen, ist jedoch eine Ladekarte von CutPower oder die entsprechende App notwendig. Dann hat man auch europaweit Zugriff auf über 400.000 Ladepunkte. Damit der Aufenthalt am Lade-Hub auch möglichst komfortabel ist, sind ein WC und Verkaufsautomaten geplant. Bereits jetzt sind die Ladesäulen teilweise überdacht und für die Sicherheit wird der Platz per Kamera überwacht. CutPower hat derzeit über 100 Standorte von Cottbus bis Wesel und von Sylt bis zum Chiemsee in Bau oder im Betrieb. Bis Ende 2025 will das Unternehmen in Deutschland über 6.000 Ladepunkte für ultraschnelles Laden an 1.000 Standorten installiert haben. sg Zur Eröffnung waren zahlreiche Hamburger Taxifahrer mit ihren E-Taxis erschienen. NOCH MEHR HAMBURGER TAXITHEMEN Am 11. Februar wurden Jan Grupe und Ayhan Mehter in den Vorstand der Taxen-Union Hamburg gewählt. Diese personelle Neubesetzung wurde nach dem Wechsel von Christian Brüggmann zum GVN nach Hannover notwendig. Die Nachfolge von Christian Brüggmann als 1. Vorsitzender tritt fortan der 53-jährige Hamburger Taxiunternehmer Jan Grupe an. Der dreifache Familienvater war zuletzt fünf Jahre lang Vorstand bei Taxi Alstertal, einer der sogenannten „Hamburger Stadtrandzentralen“. Grupe möchte den auch für neue Mitglieder attraktiver machen. „Die Verbandsarbeit unserer Taxenunion war geprägt durch die hervorragende Kompetenz und das perfekte Networking von Christian Brüggmann. Aber Durchschlagskraft als Organisation hast du auch wesentlich durch die Größe, durch die Anzahl der Mitglieder! Wir brauchen mehr Mitglieder!“, betonte er in seiner Antrittsrede. Jan Grupe ES GIBT VIEL ZU TUN Auf seiner Agenda stehen sowohl Themen wie E-Mobilität, die Erhöhung des Mindestlohns, die Kassensicherungsverordnung und die Auswirkungen des neuen Personenbeförderungsgesetzes (PBefG). „Auch das neue Personenbeförderungsgesetz lässt den Genehmigungsbehörden Ayhan Mehter viel Spielraum für die Ausgestaltung des regionalen Mobilitätsangebotes und des Taxenverkehrs. Wir haben mit Dirk Ritter einen obersten Behördenchef, der uns die Mietwagenflotten von Uber & Co. vom Hals hält!“, bekräftigte Grupe bei der Vollversammlung. Unterstützt wird er bei all seinen Vorhaben vom ebenfalls neu gewählten 2. Vorsitzenden Ayhan Mehter. Der 49-Jährige wuchs in Hamburg-Altona auf. Nach seinem Abitur studierte er Chemie. Allerdings zog es ihn weg von den Reagenzgläschen hinein in die Taxibranche. Den P-Schein hat er seit 2008. Mehter ist dem Stadtteil Altona treu geblieben, ist verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder. Seit 2014 ist er als Einzelunternehmer bei Hansafunk organisiert. nu FOTOS: Grupe, Privat 28 1. QUARTAL 2022 TAXI

MÜNCHEN DOPPEL- SCHULUNG Vor dem Start der ersten elektrischen Inklusionstaxis hat ein Münchner Taxiunternehmer die Fahrer geschult. DOPPELTE VERLIERER Zum Start in München bekommt Bolt von den Medien unkritische PR. Wahre Aufklärung wäre besser gewesen. FOTO: Taxi Times Das Münchner Taxi Zentrum (mtz) hat seine langjährige Jaguar-E-Taxi-Flotte um zwei vollelektrische Mercedes- Benz eVito ergänzt. Sie verfügen über einen Heckausschnitt, der das E-Taxi zu einem Rollitaxi werden lässt. Bevor die Fahrzeuge zu ihren ersten Schichten starteten, wurden die Fahrer*innen auf den Umgang mit den neuen Fahrzeugen geschult. Mit Horst Wiegand als IsarFunk-Inklusionstaxi-Beauftragter war ein Fachmann für Rollitransporte vor Ort. Für alle Belange rund um den Wagen und die E-Mobilität allgemein hatte der mtz-Geschäftsführer Gregor Beiner den freien Produkttrainer Kay Zeumer nach München geholt. Für Zeumer ging es darum, den Workshop-Teilnehmern ein Grundwissen zu vermitteln und sie für (fast) alle Fragen zu wappnen. Was den eVito angeht, sollten beispielsweise die Reichweite und die Akkukapazität zum allgemeinen Grundwissen gehören. TIPPS VOM EXPTERTEN Ausführlich besprochen wurde auch die Energierückgewinnung (Rekuperation). Dieses Wissen konnten die Fahrer*innen bei der anschließenden Schulungsfahrt denn auch gleich praktisch anwenden, wobei ihnen auch gleich die Kehrseite der Medaille deutlich gemacht wurde: Eine zu starke Rekuperation wirkt wie ein abruptes Fahrmanöver. „Gerade mit Rollifahrgästen an Bord sollte man besonders behutsam fahren - im Zweifel auch durch einen Verzicht auf zu starke Rekuperation“, empfiehlt Horst Wiegand.“ Der Inklusionstaxi -Experte erklärte am Fahrzeug den Ablauf, wie eine in einem Rollstuhl sitzende Person sicher im Auto positioniert und verzurrt wird. Um sich ein Bild davon zu machen, wie man die Fahrt in einem Rollstuhl wahrnimmt, musste sich jeder Workshop-Teilnehmer im Rollstuhl sitzend chauffieren lassen. Eine wirklich sehr wertvolle Erfahrung, so der Tenor der zukünftigen E-Inklusionstaxi-Fahrer. sg Diese Fahrer*innen eines Münchner Taxibetriebs bekamen sowohl eine Elektro- als auch eine Inklusionsschulung. NOCH MEHR MÜNCHNER TAXITHEMEN BILLIG FÜR DEN KUNDEN TEUER FÜR DEN FAHRER Bolt ist fein raus: Billigfahrten für Kunden werden vom Fahrer teuer bezahlt. Es waren die üblichen medialen Reflexe: „Die Preise für die Fahrten sollen günstig ausfallen“, schrieb beispielsweise die „Münchner Abendzeitung“ zum Start von Bolt in München Anfang März. Was dort nicht auftauchte: Wie immer, wenn etwas besonders günstig ist, muss es dafür irgendjemanden geben, der diese Dumpingpreise teuer bezahlt. Dies ist nicht etwa Bolt, sondern der selbständige Unternehmer, der sich der Plattform anschließt. Ein Mitspracherecht beim Preis hat der (Schein-)Selbstständige jedoch nicht. Bolt & Co. bestimmen den Fahrpreis und kassieren von diesem Preis eine Vermittlerprovision, die bei entsprechender Marktmacht dann auch mal auf bis zu 30 Prozent hochgeschraubt wird. Es gilt das Prinzip „Masse schlägt Klasse“. Wenn man mit einem um 50 Prozent reduzierten Fahrpreis die dreifache Menge an Fahrten vermitteln kann, ist die Rendite höher. JEDE BILLIGFAHRT IST EIN MINUSGESCHÄFT Die Zeche zahlt der selbstständige Unternehmer, denn bei ihm stößt das Masse-Prinzip an seine natürlichen Grenzen. Selbst wenn sich nacheinander Auftrag an Auftrag reiht, kommen nicht mehr als 30 Euro pro Stunde zusammen. Abzüglich zwanzig Prozent Vermittlungsprovision bleiben davon 24 Euro brutto. Davon muss er seinen Unternehmerlohn finanzieren (oder seinem Fahrer gesetzlichen Mindestlohn bezahlen) und die Betriebskosten seines Fahrzeugs decken. Verlierer Nummer eins ist somit der selbstständige Unternehmer: Jede Billig-Fahrt ist ein wirtschaftliches Minusgeschäft und zwingt dazu, entweder sich oder den Fahrer auszubeuten oder aber an geltenden Gesetzen vorbei zu agieren. Somit wird mit jeder Fahrt ein System unterstützt, das auf die Schaffung prekärer Arbeitsverhältnisse und auf Rechtsbruch ausgelegt ist. Das macht auch jeden Fahrgast zum Mittäter und damit zum Verlierer Nummer 2. Schade, dass man so etwas nicht in den Münchner Medien lesen durfte. jh TAXI 1. QUARTAL 2022 29

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