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Taxi Times DACH - 4. Quartal 2023

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INTERNATIONAL

INTERNATIONAL Free-Now-Präsident Alexander Mönch: erstaunlich selbstkritische Worte Startseite der südkoreanischen Mobilitätsplattform Kakao Mobility WIRD FREE NOW VON KOREANERN ÜBERNOMMEN? Kakao Mobility, der größte Taxidienstanbieter in Südkorea, träumt von der mobilen Weltherrschaft und arbeitet unter anderem an der Übernahme der europäischen Plattform Free Now. Kakao Mobility hat einen Anteil von mehr als 90 Prozent am südkoreanischen Taxidienst-Markt und ist zudem in Japan, Dubai, Großbritannien und weiteren Ländern aktiv. Derzeit bemühen sich die Manager um eine Ausweitung auf Australien, Taiwan, die Vereinigten Arabischen Emirate, Jordanien und Kuwait. In den USA soll die Präsenz durch eine Partnerschaft mit Lyft verstärkt werden. Auch in der EU wollen die Koreaner ganz oben mitspielen. Die Verhandlungen zum Kauf von 80 Prozent der Anteile an Free Now sind nach Meldungen internationaler Medien bereits weit vorangeschritten. Die Muttergesellschaft ist allerdings im Visier der Strafverfolgungsbehörden. Kürzlich sind führende Manager wegen Aktienkursmanipulation angeklagt worden. Darüber hinaus war der Konzern wegen der Benachteiligung von Taxifahrern, die keine kostenpflichtige Mitgliedschaft abgeschlossen hatten, zu einer Geldstrafe von 27,1 Milliarden Won (19,3 Millionen Euro) verurteilt worden. Das Gerücht um die Übernahmepläne kam im November überraschend, denn Free Now hatte verlauten lassen, nach vier Jahren offensiver Orientierung in Richtung Mietwagen jetzt wieder mehr auf das Taxi setzen zu wollen. Man habe damals der aggressiven Expansion internationaler Plattformen etwas entgegensetzen wollen. Heute sehe man das „Ride-Angebot“ kritischer. „Billiger“ dürfe nicht alle Mittel heiligen. „Durch den pandemiebedingten Fahrermangel und den Wegfall der Ortskenntnisprüfung ist die durchschnittliche Qualität der Taxiservices nicht besser geworden. Bei Free Now sind wir überzeugt: Eine Taxifahrt muss sich wieder deutlicher von einer Mietwagenfahrt unterscheiden!“ Auf Nachfrage von Taxi Times bestätigt Free-Now-Präsident Alexander Mönch, dass die Dualität von Taxi und taxiähnlichem Mietwagen nicht nur ein ungleicher und damit unfairer Wettbewerb ist, sondern auch den Städten keinen Mehrwert gebracht habe. „Dem Taxi gehen Touren verloren und Betriebe geraten in die Existenzkrise. Der Mietwagen kann ohne die Anreizsysteme der Plattformen nicht wirtschaftlich überleben. Auch dann nicht, wenn er durch eine aggressive Preispolitik regelmäßig mehr Touren pro Stunde absolviert.“ MÜNCHNER UNTERNEHMER UNZUFRIEDEN Free Now gibt an, bereits seit Anfang 2023 wieder deutlich mehr in die Taxivermittlung zu investieren und diesen Weg spürbar fortsetzen zu wollen. „Wir setzen uns in den Städten laut und deutlich für das Mindestbeförderungsentgelt nach § 51a, PBefG ein, damit das Level-playing-Field endlich etabliert wird und wir uns dann wieder einem Qualitätswettbewerb stellen können. Zudem ist das Hamburger Modell für uns Maß und Vorbild.“ Ob das die Partner überzeugt? In München brodelte es, weil Free Now bei den Festpreisen im Rahmen des Tarifkorridors den Kunden einen höheren Betrag abnahm, als man den Partnern verrechnete. „Der Kunde bestellt über die App Free Now eine Taxifahrt zum Festpreis von 30 Euro“, berichtet ein Taxi Times-Leser. „Der Fahrer erhält den Auftrag lediglich zum Preis von 27 Euro.“ Das führe zu Diskussionen über die Diskrepanz zwischen Taxameter und App. „Der Fahrtenvermittler erhält nicht nur die Kommission vom Unternehmer, sondern zusätzlich auch die Differenz vom Kunden.“ Für den erbosten Münchner Taxler gibt es daher nur eine Konsequenz: „Als Unternehmer kann ich lediglich den Kunden aufklären und die Nutzung der Taxi Deutschland-App empfehlen.“ ar/jh Erst mytaxi, dann Free Now: Der Konzern entzog dem Taximarkt Kunden, um sie in die Mietwagen zu schicken. FOTOS:Axel Rühle, 36 4. QUARTAL 2023 TAXI

INTERNATIONAL KAMPF GEGEN UBERS EU-REKLAME- TERROR Uber gibt viel Geld für Propaganda in belgischen sozialen Medien aus und streut dabei auch Mythen. AMSTERDAM SCHÜTZT TAXIUNTERNEHMER Uber wehrt sich dagegen, als Arbeitgeber zu gelten und Fahrer fair bezahlen und versichern zu müssen. Dennis Radtke (CDU), Mitglied des Europäischen Parlaments, beklagt, dass Plattformen wie Uber eine teuflische und raffinierte Lobbykampagne führen in Bezug auf die EU-Plattformarbeitsrichtlinie, indem sie bei EU-Institutionen Verwirrung stiften. Seit dem 25. September hat Uber in den sozialen Medien in Belgien über 100 Anzeigen geschaltet, um die EU-Richtlinie zur Plattformarbeit zu schwächen, wie die Anzeigenbibliothek von Meta (Facebook) zeigt. Auch auf der EU-politischen Website „Politico“ war Uber äußerst aktiv. Inzwischen fordern die Gewerkschaften die Politik auf, der Lobbyarbeit der Plattformunternehmen die Stirn zu bieten und echte Rechte für Zusteller, Taxifahrer, Betreuer und andere Arbeitnehmer durchzusetzen. Das Gig-Unternehmen hat seit 2013 bereits mehr als fünf Millionen Euro für Lobbyarbeit bei der EU ausgegeben, und der jüngste Vorstoß erfolgte vor den Verhandlungen über den endgültigen Text der Taxi- Richtlinie am 9. November. Der Europäische Gewerkschaftsbund (EGB) hat im Herbst mit einer Videoanzeige auf „X“ (vormals Twitter) zurückgeschlagen, in der er Ubers aggressive Lobbytaktiken anprangert und eine strenge Plattformarbeitsrichtlinie fordert. Über dem Video steht auf englisch: „Uber sollte aufhören, Geld für Werbung zu bezahlen, die die Plattform-Richtlinie torpediert, und anfangen, seine Mitarbeiter angemessen zu bezahlen“. wf Anti-Uber-Aktion auf der Plattform X NOCH MEHR INTERNATIONALE TAXITHEMEN Die Stadt Amsterdam hat Pläne bekanntgegeben, die lokale Unternehmer vor unlauterem Wettbewerb durch kommerzielle Plattformunternehmen schützen sollen. Uber wehrt sich seit Langem, als Arbeitgeber behandelt zu werden. Die Pläne der Stadtverwaltung stellen eine neue politische Vision für die lokale Wirtschaft dar, für die die Gemeinde in den nächsten vier Jahren mehr als 23 Millionen Euro bereitstellen wird. Taxis in Amsterdam Laut Gemeinderatsmitglied Sofyan Mbarki müssen Amsterdams kleine und mittlere Unternehmen „widerstandsfähiger“ gegen „die übermäßigen Marktkräfte“ und insbesondere gegen die „Exzesse der Plattformwirtschaft“ gemacht werden. Hedy Borreman, Direktorin der Taxi Centrale Amsterdam (TCA), ist allerdings skeptisch und sagte gegenüber Taxi Times: „Dieses System gibt es bereits, da TCA eine solche Genossenschaft ist. Solche Ideen sorgen für Unruhe, indem sie möglicherweise falsche Konkurrenz schaffen.“ Die Gemeinde solle lieber eine Gesetzesänderung unterstützen. Das ist bereits im Gange. Amsterdam verstärkt seine Lobbyarbeit für zusätzliche Gesetze im Plattformbereich sowohl in Den Haag als auch bei der EU in Brüssel. Nicht nur in den Niederlanden, sondern EU-weit wird an Initiativen gearbeitet, um Plattformarbeiter vor Scheinselbständigkeit zu schützen. Diese lokalen, nationalen und internationalen Initiativen müssen sich gegenseitig verstärken. wf FOTOS: Wim Faber, Screenshot, Axel Rühle KEIN STEUERERLASS MEHR FÜR E-AUTO-BESITZER IN DER SCHWEIZ Ab Januar gibt es in der Schweiz keinen Steuererlass für E-Autos mehr. Der Verband der Importeure warnt vor einem Rückschritt auf dem Weg zur emissionsfreien Mobilität. Wie das Online-Portal electrive.net vorrechnet, musste die Schweiz allein 2022 durch den Steuererlass für E-Fahrzeuge auf rund 78 Millionen Franken (81 Millionen Euro) an Steuereinnahmen verzichten. Waren es 2018 lediglich 18.000 importierte E-Fahrzeuge, denen man die Steuer erließ, wurden 2022 bereits 45.000 in der Schweiz zugelassen. Den steilen Aufwärtstrend verdeutlichen die Zahlen von diesem Jahr. Allein im ersten zugelassen. Das entspricht einer Steigerung im Vergleich zum Vorjahreszeitraum von 68 Prozent. Würde die Steuerbefreiung bis 2030 weiterlaufen, so drohte ein Steuerverlust von zwei bis drei Milliarden Franken. So gesehen ist in der Schweiz das E-Auto zum Opfer des eigenen Erfolgs geworden. Dabei soll der CO2-Ausstoß von Neuwagen in der Schweiz bis 2040 um bis zu 57 Prozent gesenkt werden. Zusätzlich wird eine jährliche KFZ-Steuer fällig. Der Betrag ist aber nahezu in jedem Kanton anders geregelt. In Deutschland bleiben neu zugelassene Stromer noch bis zum Jahre 2030 Halbjahr wurden 30.400 neue E-Autos von der KFZ-Steuer befreit. sg TAXI 4. QUARTAL 2023 37

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