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Taxi Times München - 2. Quartal 2022

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WETTBEWERB MEHR LEISTUNG

WETTBEWERB MEHR LEISTUNG BITTE! Das Taxi zählt zu den teuersten Personenbeförderern. Entsprechend muss auch der Fahrgast behandelt werden. München wird seinen Taxitarif anpassen. Damit stehen die Unternehmer und Fahrer noch mehr in der Verantwortung, für den höheren Preis eine noch bessere Leistung abzuliefern. Die coronageplagte Taxibranche hat ihre Reserven aufgebraucht. Das ist eine denkbar schlechte Basis für die seit dem Beginn des Ukraine Krieges in die Höhe geschnellten Energie- und Spritpreise. Um Kostensteigerungen von 50 Prozent und mehr zu kompensieren, werden jetzt die Taxipreise angepasst. Das ist alternativlos für ein Gewerbe, das für seine Dienstleistung ein Auto benötigt und damit im Jahr im Schnitt 70.000 Kilometer zurücklegt. Es ist auch unvermeidlich für eine Branche, die im klassischen Niedriglohnsektor angesiedelt ist, wenn die Politik EURO-TAXI Handels GmbH München Schießstättstr. 12, 80339 München 0 89 - 74 70 145 Öffnungszeiten: Montag-Freitag 08:00 - 18:00 Uhr Kfz- Meisterbetrieb für alle Fabrikate preiswert . schnell . zuverlässig • Reparatur und Pflege • Wartung und Inspektion • Unfallinstandsetzung • Unfallschadenmanagement (Wir rechnen direkt mit der Versicherung ab) • HU & AU im Haus • Diagnostik • Klimaservice • Autoglas Wir wissen worauf es beim Taxi ankommt! den gesetzlichen Mindestlohn um mehr als 22 Prozent anhebt. Unter diesen politisch gewollten (Mindestlohn) bzw. politisch fahrlässig verursachten Vorzeichen (Abhängigkeit vom russischen Öl) muss sich kein Betrieb für eine Preisanpassung entschuldigen. Der Kunde wird murren, aber er wird kaum Alternativen haben. Auch die Angst vieler Taxifahrer, ein zu teures Taxi würde noch mehr Fahrgäste zu Uber & Co. treiben, ist unbegründet. Die Plattformanbieter werden die gestiegenen Kosten ebenfalls weitergeben müssen. All diese Fakten zeigen: Das Taxi ist der Garant für individualisierte Mobilität, es ist trotz aller Alternativen unverzichtbar. Daraus lässt sich das Selbstbewusstsein ableiten, mit dem ein jetzt nötiger Preissprung vollzogen werden muss. Es wäre allerdings arrogant, wenn sich die Akteure der Taxibranche ausschließlich darauf verlassen. EINE SCHIPPE MEHR SERVICE Die Qualität einer (Dienst-)Leistung misst sich nicht nach dem Preis, sondern auch nach der Leistung, die dafür erbracht wird. Der Kunde ist dort am zufriedensten, wo er das beste Preis-Leistungs-Verhältnis bekommt. Wenn das Taxi jetzt notgedrungen und berechtigt an der Preisschraube dreht, muss es auch seine Leistung erhöhen. Es wäre nahezu arrogant, wenn man es nur bei einer Preisanpassung belassen würde. Vielmehr muss es Anlass und Ansporn sein, auch in puncto Service eine Schippe draufzulegen. Taxifahrer, die bargeldlose Zahlung ablehnen, sind ein Relikt des vorigen Jahrhunderts. Taxifahrer, deren Fahrstil Angst und Schrecken verbreitet, sind auf der Gokart-Bahn besser aufgehoben als im Taxi. Fahrgäste, die für eine fünf Kilometer lange Beförderung 20 Euro ausgeben und damit ein Vielfaches als für ein Busticket, haben sich für die teuerste aller Mobilitätsformen entschieden. Sie haben Anspruch auf einen Fahrer mit gepflegter Erscheinung, dürfen zu Recht Höflichkeit und Respekt erwarten. Mindestens 80 Prozent aller Taxifahrer erfüllen diesen Anspruch. Der Rest hat in dieser Branche keine Existenzberechtigung. Es wäre wichtig und hilfreich, wenn das Gewerbe jetzt die Strukturen aufbaut und Mittel einsetzt, mit denen ein angemessenes Qualitätslevel durchgesetzt werden kann. Vielleicht braucht es dazu nicht nur eine Preiserhöhung, die auf Basis gestiegener Kosten und Mindestlöhne kalkuliert ist. jh FOTOS: Pixabay, Adobe Stock / tournee 14 2. QUARTAL 2022 TAXI

WETTBEWERB ALLER SCHLECHTEN DINGE SIND DREI Mit dem Start von Bolt hat München nun drei Plattformbetreiber, die taxiähnliche Fahrten vermitteln. Die »Münchner Abendzeitung« findet das gut, doch sie sollte bei diesem Thema deutlich kritischer berichten. FOTO: Bolt Mit der App „Bolt“ mischt seit Anfang März nach Uber und Free Now nun ein weiterer Taxi-Konkurrent auf dem Markt der gewerblichen Personenbeförderung mit. Der Dienst war bis dahin als Vermieter der mintgrünen E-Scooter bekannt. Nun kann man die App auch nutzen, um eine Fahrt in einem Mietwagen zu buchen. Damit konkurriert Bolt hauptsächlich mit den beiden anderen Plattformen Uber und Free Now – sowohl um deren Kunden als auch um deren Mietwagenfahrer. Das lässt sich auch aus dem Statement von Laurent Koerge interpretieren, welches der Bolt-Deutschland-Manager zum Start gegenüber der „Münchner Abendzeitung“ verlauten ließ: Es würden keine zusätzlichen Autos in die Stadt gebracht werden, sondern die Fahrdienste würden von Münchner Taxi- und Mietwagenunternehmen geleistet werden. KUNDENFANG MIT RABATTEN Koerge wollte damit wohl die Gemüter der staugeplagten Münchner beruhigen. Und er wollte ihnen natürlich den Bolt-Start schmackhaft machen, indem er den üblichen Reflex anwandte: „Die ersten zehn Fahrten kriegen die Kunden zum halben Preis“, versprach er – und beruhigte gleich mal die teilnehmenden Mietwagenpartner: „Die Fahrer bezahlen wir natürlich normal.“ Möglich werden diese Rabatte durch horrende Investorengelder, mit denen Bolt protzen darf. Doch ebenjenen Investoren ist man irgendwann auch verpflichtet und was dann passiert, verrät ein Blick nach Berlin, wo Bolt schon seit vielen Monaten aktiv ist. In der Bundeshauptstadt nimmt der Uber- und Free-Now-Konkurrent den Mietwagenunternehmen seit Ende Februar für jede vermittelte Fahrt inzwischen satte 20 Prozent Provision ab. Darüber schreibt die „Münchner Abendzeitung“ in ihrem Beitrag allerdings nichts. Sie hinterfragt auch nicht, wie ein Mietwagenunternehmer die „billige Alternative für Zuerst Uber, dann Free Now – und jetzt auch noch Bolt. Taxifahrten“ eigentlich wirtschaftlich darstellen kann. Da könnte man jetzt sagen, den Leser einer Abendzeitung interessiert das nicht, da er als Kunde nur am günstigen Fahrpreis interessiert ist und es ihm egal ist, wie sich der ausführende Unternehmer bzw. dessen Fahrer davon ernähren will. Es sollte den Kunden allerdings interessieren, denn für Bolt & Co. gilt das Prinzip „Masse schlägt Klasse“. Je mehr Kunden man mit einem Dumping-Fahrpreis locken kann, umso höher ist die Rendite. Die Zeche zahlt der angeschlossene Unternehmer, denn bei ihm stößt das Masse-Prinzip an seine natürlichen Grenzen. Eine Innenstadtfahrt kostet bei Bolt beispielsweise zehn Euro. Sie dauert inklusive Abholzeit und unter Berücksichtigung des Verkehrs zwanzig Minuten. Selbst wenn der angeschlossene Unternehmer ohne Pause mit Aufträgen „gefüttert“ wird, kann er pro Stunde maximal 30 Euro einfahren, abzüglich 20 Prozent Vermittlungsprovision bleiben davon 24 Euro brutto. Davon muss er seinen Unternehmerlohn finanzieren (oder seinem Fahrer den gesetzlichen Mindestlohn bezahlen) und die Betriebskosten seines Fahrzeugs decken. DIE FAHRGÄSTE AUFKLÄREN Die Schlussfolgerung liegt klar auf der Hand: Jede Billig-Fahrt ist ein wirtschaftliches Minusgeschäft und der Unternehmer wird gezwungen, entweder sich oder seinen Fahrer auszubeuten oder aber an geltenden Gesetzen vorbei zu agieren. Somit muss also jedem Fahrgast klar sein, der sich über günstige Fahrpreise bei Bolt, Uber und Free Now freut: Mit jeder Fahrt wird ein System unterstützt, das auf die Schaffung prekärer Arbeitsverhältnisse und auf Rechtsbruch ausgelegt ist. Wie bereits oben erwähnt: Genau dies sollte den Kunden (beispielsweise den Leser der „Münchner Abendzeitung“) interessieren. Folglich wäre es die ethische und gesellschaftspolitische Verantwortung jeder Tageszeitung und jedes Nachrichtenportals, den Leser immer wieder darüber aufzuklären und sich nicht damit zu begnügen, die fertige PR-Mitteilung des Plattformanbieters ungeprüft zu übernehmen. jh TAXI 2. QUARTAL 2022 15

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