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Taxi Times München - 3. Quartal 2023

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ISARFUNK TAXIZENTRALE

ISARFUNK TAXIZENTRALE PETER BAYER, LEITER GESCHÄFTSFELD SERVICE + PARKEN, FMG EFFIZIENTER UND KOSTENSPARENDER DANK DIGITALISIERUNG Peter Bayer arbeitet seit fast 30 Jahren für die Flughafengesellschaft FMG. Er ist Leiter des Geschäftsfelds „Service + Parken“ und somit auch für den Taxiverkehr zuständig. Er hatte 2003 die Entscheidung mitgetragen, die Betriebsorganisation des Flughafens von der damaligen Taxivereinigung auf IsarFunk zu übertragen. Im Interview mit Taxi Times spricht Peter Bayer unter anderem über die damalige Entscheidung, die Digitalisierung, die vielen Verlegungen des Taxispeichers und über den Widerstand der Kollegen gegen eine E-Taxi-Spur. TAXI TIMES: Herr Bayer, unter Ihr Geschäftsfeld „Service + Parken“ fallen auch die Taxis am Münchner Flughafen. Welche „Taxi-Aufgaben“ müssen Sie und Ihr Team erfüllen? PETER BAYER: Unsere Aufgabe ist die Sicherstellung des reibungslosen Taxiablaufs am Münchner Flughafen. Für die dafür notwendige Betriebsorganisation bedienen wir uns schon immer professioneller Unterstützung durch kompetente Partner. Das hat früher die Taxivereinigung gemacht. Im Jahr 2003 wurde die Aufgabe an die IsarFunk Taxizentrale übertragen. Können Sie sich noch an die Gründe für den Wechsel erinnern? Ja, sehr gut. Damals wollte die Zusammenarbeit mit den verantwortlichen Vertretern der Taxivereinigung München einfach nicht mehr gelingen. Es lag also nicht an den Taxlern. Zu dem Zeitpunkt hatte sich IsarFunk als erste private Münchner Taxizentrale beworben. Die noch jungen Geschäftsführer Christian Hess und Hubert Schmidt Hess legten uns seinerzeit schon vielversprechende Konzepte in Sachen Kundenorientierung und Servicequalität sowie zur Digitalisierung vor. Wir waren davon überzeugt, in IsarFunk einen leistungsstarken neuen Partner gefunden zu haben, der die notwendige Innovationskraft mitbringt, um das Taxigeschäft am Flughafen dem Zeitgeist entsprechend weiterzuentwickeln und damit künftig entscheidend voranzubringen. Sie schreiben die Organisation des Taxiverkehrs am Flughafen alle vier Jahre aufs Neue aus. Ist das eine rechtliche Vorgabe? Grundsätzlich können wir nach Kartellrecht als marktbeherrschender Vermieter bestimmte Geschäftsmöglichkeiten nicht auf Dauer nur an ein einziges Unternehmen vergeben. Daher schreiben wir solche Geschäftsmöglichkeiten in gewissen Zeitabständen neu aus. Dies halten wir auch bei der Taxi-Organisation so. Wir sehen darin allerdings nicht das „große Geschäft“, sondern mehr eine wichtige Organisationsaufgabe, die idealerweise auch weiterhin aus dem Taxigewerbe selbst mit wahrgenommen werden sollte. Welche Voraussetzungen müssen die Bewerber erfüllen, um den Zuschlag zu erhalten? Der Partner muss vor Ort präsent sein und als Ansprechpartner für die Kunden da sein, um die potenziellen Kunden u. a. über Fahrpreise zu informieren, Sonderwünsche zu bedienen und allerlei sonstige Fragestellungen etc. beantworten zu können. Zudem ist der Taxi Service Point auch eine sehr wichtige Anlaufstelle für die Taxler und Taxlerinnen direkt am Flughafen. »Mit den Festpreisen bekommt der Kunde ein verlässliches und transparentes Angebot.« Zu unseren Vorgaben zählen aber auch Qualitätssicherungsmaßnahmen in der internen Struktur wie ein Monitoring der Taxifahrer durch einen gültigen Fahrerausweis mit Lichtbild, wodurch garantiert wird, dass jeder Fahrer auch einen gültigen Personenbeförderungsschein hat. Welche Bedingungen haben Sie als Flughafen im Bereich der Digitalisierung vorgegeben? Wir unterstützen alle Digitalisierungsprojekte, mit denen die Betriebsorganisation den Taxiverkehr effizienter, kostensparender und nachhaltiger gestalten kann. Seit Neuestem kann der Fahrer oder die Fahrerin jetzt über eine App erkennen, ob es sich aktuell lohnt, den Flughafen überhaupt anzufahren. Auch die Kurzfahrtenregelung wurde vor Kurzem digitalisiert. Mit sol- 20 3. QUARTAL 2023 TAXI

ISARFUNK TAXIZENTRALE nach der Landung schnell ein Taxi nehmen können. Deshalb stellen wir auch an bester Stelle, direkt an den Terminals, vergleichsweise viele Stellplätze zur Verfügung. Das ist im Vergleich zu anderen Flughäfen eher außergewöhnlich. In Kombination mit der guten Organisation durch IsarFunk sind wir der Flughafen mit einer der kürzesten Fahrgastwartezeiten. Meist können die Fahrgäste sofort in eines der insgesamt über 108 Taxen an unseren 10 Taxiständen einsteigen. Dafür haben die Kollegen die längsten Wartezeiten unter allen (deutschen) Flughäfen. Das trifft tatsächlich außerhalb der nachfragestarken Zeiten zu. In den nachfragestarken Zeiten sieht das aber vollkommen anders aus, dann brummt das Geschäft und wir benötigen die großen Taxenspeicher. Wir hoffen, dass durch die vor Kurzem eingeführte digitale Taxensteuerung eine Verbesserung zum Vorteil der Taxler eintritt. FOTO: Taxi Times chen Technologien ist IsarFunk im Taxigewerbe an den Airports wettbewerbsfähig aufgestellt, was uns sehr freut. Für die Taxler sind die vielen Fahrten vom und zum Airport ein wichtiger Umsatzgarant. Wie wichtig sind die Taxler für den Flughafen? Der Taxiverkehr hat am Flughafen München seit Jahren einen Verkehrsaufkommensanteil von etwa acht Prozent. Diesen Wert ermitteln wir anhand einer Befragung von abfliegenden Fluggästen. Wer für den Weg zum oder vom Flughafen das Taxi nimmt, entscheidet sich für ein Transportmittel mit hohem Komfort und kommt damit ohne lästige Wartezeiten direkt und schnell ans gewünschte Ziel. Vom Flughafen zur Messe und rund um den Hauptbahnhof gibt es Festpreise. Ist das auch in ihrem Interesse? Ja. Leider gab es vor einigen Jahren immer wieder Taxifahrer, die große Umwege gefahren sind. Die Folge waren massive Kundenbeschwerden, was für das gesamte Taxigewerbe sicherlich nicht geschäftsfördernd war. Mit den Festpreisen bekommt der Kunde jetzt ein verlässliches und transparentes Angebot. Dies ist uns als Flughafen ganz besonders wichtig. Taxis definieren sich als 24/7-Dienstleister. Am Flughafen ist aber irgendwann der letzte Flieger nachts gelandet und dann haben manche Kollegen Pech, wenn Sie dann keinen Fahrgast mehr abbekommen … Deshalb haben wir mit IsarFunk die Regelung getroffen, dass abends ab 23.30 Uhr bis 3.00 Uhr die Durchfahrt nichts mehr kostet. Als Flughafen ist uns wichtig, dass unsere Fluggäste Während der Corona-Pandemie war der Flughafen komplett lahmgelegt. Was bedeutete das für die FMG? Es gab während der Lockdowns tatsächlich ein Zeitfenster, da zählten wir nicht einmal mehr fünf Prozent vom Verkehrsaufkommen des Rekordjahres 2019. Auch der Flughafen musste damals seine Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken und hat trotzdem hohe Schulden aufgebaut. In den Terminals stellten viele Geschäfte und Gastronomieeinheiten den Betrieb temporär ein. Auch der Taxischalter am Flughafen war dann geschlossen und die Kollegen hatten kaum noch Fahrten. Entsprechend hatten wir am Flughafen auf Bitte von IsarFunk das Nutzungsentgelt von 0,20 Euro auf 0,01 Euro pro Durchfahrt entgegenkommenderweise stark reduziert und die Möglichkeit geschaffen, dass die Taxifahrer ihre Fahrerausweise in der Parkleitzentrale aufladen konnten. Diesen Service übernahmen wir seinerzeit übrigens kostenlos für die Taxler. Der damalige Taxispeicher an der Wartungsallee wurde während dieser Zeit auch nicht mehr benötigt. Das ist richtig. Leider hat das dazu geführt, dass diese Flächen einer anderen Nutzung zugeführt werden mussten. Das war sehr bedauerlich, denn der Taxispeicher war dort im Masterplan als Dauerlösung vorgesehen. Also ist man wieder zum GAT-Speicher umgezogen … Diese Lösung ist allerdings nicht langfristtauglich, sodass der Taxispeicher demnächst neuerlich umgezogen wird. Warum mussten die Flughafen-Taxler so oft umziehen in den letzten Jahren? Das ist dem allerorten ansteigenden Flächenbedarf des wachsenden Flughafens geschuldet. Erst kürzlich wurde beispielsweise u TAXI 3. QUARTAL 2023 21

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