Aufrufe
vor 7 Jahren

der automechaniker 2016

  • Text
  • Kfz
  • Mechaniker
  • Auto
  • Automechanika
  • Werkstatt
  • Messe
  • Automechaniker
  • Frankfurt
  • Fahrzeug
Die Messezeitung zur automechanika in Zusammenarbeit mit Werkstatt aktuell.

REPORTAGE SCANIA USED

REPORTAGE SCANIA USED PARTS CENTRE sind als Neuteile aus dem unabhängigen Ersatzteilmarkt. Nach nur einem Tag ist die Zugmaschine bereits zur Hälfte zerlegt Die Konkurrenz ist groß, es ist gibt mehrere Händler, die Fahrzeuge selbst ausschlachten und die Teile verkaufen. Hin und wieder versuchen sich auch andere Lkw-Werkstätten daran, einen Lkw zu zerlegen. „Aber dann haben sie Teile von nur einem Lkw auf Lager, die sie eventuell lange Zeit nicht verkaufen können“, berichtet Stef Ooms. Der Vorteil des Used Parts Centres ist die Vielfalt der gelagerten Ersatzteile. „Von A wie Anlasser bis Z wie Zylinderkopf haben wir praktisch alles auf Lager, und das für viele verschiedene Fahrzeuge“, sagt Ooms. Während sich Edward Doekes mittlerweile mit dem Fahrerhaus beschäftigt, löst Alex Vande Weyer den völlig zerstörten Kühler und alle Verbindungen zwischen Motor und Chassis. Auspuff, Gelenkwelle, Hydraulikantrieb, Motorhalterungen, Diesel- und Adblue-Tank – alles wird demontiert, um gleich morgen früh die Motor-Getriebe-Einheit herauszuheben. Am nächsten Morgen geht alles wieder schnell: Alex befestigt die Hebeketten an Motor und Getriebe, hebt beides zusammen aus dem Chassis und parkt den Block auf einer Palette. Außer dem Rahmen und beiden Achsen ist nun nicht mehr viel übrig von der Zugmaschine. In der nächsten Stunde rattert pausenlos der Schlagschrauber. Drucklufttanks, Batteriekasten, Ventile, Stoßdämpfer und Federbälge – alles, was noch mit dem Chassis verschraubt ist, kommt ab. Kurz vor der Mittagspause löst Alex die Achsen vom Chassis und hebt den Rahmen an – ein Kollege nimmt die Achsen mit dem Gabelstapler auf und fährt sie in die Waschhalle. In der Zwischenzeit holen sich die Lagermitarbeiter einzelne Bauteile aus den acht Boxen, die rechts und links neben der Arbeitsfläche von Alex Vande Weyer stehen. In diese hat er alle demontierten Teile gelegt: eine Kiste für Kabel, eine für Plastikteile, eine weitere für diverse Halter und Streben. Die Lageristen nehmen jedes saubere und offensichtlich brauchbare Teil mit ins Lager und untersuchen es auf Schäden. Ist das Teil in Ordnung, wird es im Computer vermerkt und bekommt auf einem Etikett eine Teilenummer und einen Lagerplatz zugewiesen. Zeit für einen Blick ins 9.000 Quadratmeter große und fünf Stockwerke hohe Etwa 60 Motoren hat das Used Parts Centre auf Lager, die meisten davon sofort einsatzbereit. Motor- und Getriebeinstandsetzung Die ausgebauten Motoren und Getriebe werden je nach Laufleistung komplett zerlegt und mit Neuteilen oder geprüften Gebrauchtteilen wieder aufgebaut. 5 Motor und Getriebe werden als Einheit aus dem Chassis gehoben und vorerst an die Seite gestellt. Lager. Hier entsteht der Eindruck, man könnte aus den Einzelteilen einen ganzen Fuhrpark zusammensetzen. Etwa 60 Motoren stehen in den Regalen, gut die Hälfte davon mit einem grünen Zettel: geprüft und bereit zum Verkauf. Die andere Hälfte mit gelben oder roten Zetteln wird nach und nach zerlegt, geprüft und wieder aufgebaut. Auf den Zetteln stehen Laufleistungen von 50.000 bis 950.000 Kilometern. Je nach Motor kauft Ooms Fahrzeuge mit Laufleistungen bis zu einer Million Kilometer. „Bei V8-Motoren ist das gar kein Problem, die laufen nahezu ewig“, sagt Ooms. Allerdings seien diese in den Beneluxländern kaum gefragt, eher in Skandinavien, wo Lkw mit bis zu 60 Tonnen Gesamtgewicht fahren dürfen. Im riesigen Lager gibt es fast jedes Ersatzteil für einen Scania In einem weiteren Hochregal lagern rund 30 Fahrerhäuser in verschiedenen Ausstattungen und Stadien, von der Rohkarosse bis zur komplett ausgestatteten Kabine. Ob Spiegel, Stoßstangen oder Kühlergrills – alle Teile, die bei kleineren Unfällen oft beschädigt werden, verkaufen sich gut. Kurios: Vor allem Türen gehen weg wie geschnitten Brot. „Wenn ich hier heute 100 Türen hätte, wären die garantiert nächste Woche schon alle verkauft“, sagt Ooms. In einem separaten Raum befindet sich das sogenannte High-Value-Lager für besonders teure Bauteile. Die vielen Steuergeräte und Instrumente aus den Fahrerhäusern spülen reichlich Geld in die Kasse. „Ein Steuergerät bringt zwischen 400 und 1.000 Euro, ein Kombiinstrument oder die Klimaanlagenregelung jeweils rund 500 Euro“, sagt Stef Ooms. Alle Steuergeräte werden vor dem Verkauf geprüft. Werkstätten können die Teile bis zu zehn Tage lang umtauschen, wenn sich herausstellt, dass das Teil nicht Ursache für den 32 der automechaniker 1/2016

6 7 8 Mittlerweile ist das Fahrerhaus „nackt“, Edward Doekes hat bündelweise Kabel entfernt. Alles Brauchbare lagert auf seiner Werkbank, von der sich die Lageristen immer wieder Teile holen ... ... und im Lager genau untersuchen, auf Funktion prüfen und im Computer registrieren. Fehler und Werkstattaufenthalt war. Mit den gebrauchten Ersatzteilen spart der Kunde rund 50 Prozent gegenüber einem neuen Originalteil. „Wir haben vielleicht nicht die billigsten Ersatzteile auf dem Markt, aber die besten“, versichert Stef Ooms. Die Gebrauchtteilegarantie beträgt sechs Monate, in den ersten drei Monaten übernimmt Scania alle durch einen Schaden des Ersatzteils entstehenden Kosten. Insgesamt gebe es aber weniger als ein Prozent Garantiefälle. Sicherheitsrelevante Bauteile wie Airbags oder Gurte werden grundsätzlich nicht verkauft, sondern vernichtet. Auch Kleinteile für weniger als 50 Euro lohnen den hohen Demontage- und Lagerverwaltungsaufwand meist nicht. Am Nachmittag des zweiten Tages ist von der Zugmaschine nur noch ein trauriger Rest übrig. Alex Vande Weyer zündet den Schneidbrenner und zertrennt die letzten Traversen zwischen den Längsträgern. Mit dem Kran lädt er die Träger direkt im Schrottcontainer ab. Gleichzeitig verschwindet im Büro von Stef Ooms der Fahrzeugbrief im Schredder – nun existiert der Lkw auch offiziell nicht mehr.

© 2014 by Yumpu