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oho #3 - Das Magazin des Fürstentums Liechtenstein

Das neue Liechtenstein-Magazin nimmt Sie mit auf eine Entdeckungsreise. In den Rubriken Kultur/Genuss, Natur/Freizeit, Wirtschaft/Bildung sowie Staat/Fürstenhaus gewähren wir Ihnen Einblick in die kleinen und grossen Geschichten des Mikrokosmos Liechtenstein. Der Themenschwerpunkt in dieser Ausgabe ist das Kulturleben im Fürstentum Liechtenstein.

Das neue Liechtenstein-Magazin nimmt Sie mit auf eine Entdeckungsreise. In den Rubriken Kultur/Genuss, Natur/Freizeit, Wirtschaft/Bildung sowie
Staat/Fürstenhaus gewähren wir Ihnen Einblick in die kleinen und grossen Geschichten des Mikrokosmos Liechtenstein. Der Themenschwerpunkt in dieser Ausgabe ist das Kulturleben im Fürstentum Liechtenstein.

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<strong>oho</strong><br />

<strong>Das</strong> <strong>Magazin</strong> <strong>des</strong><br />

<strong>Fürstentums</strong> <strong>Liechtenstein</strong><br />

<strong>#3</strong> 2016/17<br />

Staat / Fürstenhaus<br />

Wirtschaft / Bildung<br />

Kultur / Genuss<br />

Natur / Freizeit<br />

Erbprinzessin Sophie<br />

im Interview<br />

Grenzüberschreitende<br />

Zusammenarbeit<br />

Bio-Produkte mit dem<br />

gewissen Etwas<br />

Entspannung und<br />

Sport vereint


Für mehr Flexibilität<br />

in der<br />

Prozessabwicklung.<br />

kyberna.com


«hoi metanand»<br />

Brücken schaffen Begegnungen<br />

Auf den folgenden Seiten präsentieren wir Ihnen die neue<br />

Ausgabe <strong>des</strong> <strong>Liechtenstein</strong>-<strong>Magazin</strong>s «<strong>oho</strong>» – eine Ausgabe,<br />

welche unter dem Themenschwerpunkt gutnachbarschaftliche<br />

Beziehungen steht.<br />

Gerade weil sich dieses Thema auf so viele Bereiche unseres<br />

Lebens übertragen lässt, liegt der Fokus bewusst auf<br />

den Menschen im Land und ihrem Engagement. Lange haben<br />

wir über die Kulisse unseres Cover-Shootings sinniert<br />

und uns schliesslich – aufgrund ihrer starken Symbolkraft<br />

– für die Alte Rheinbrücke entschieden. Die 135 Meter lange<br />

Holzbrücke, welche den liechtensteinischen Hauptort Vaduz<br />

mit der Gemeinde Sevelen im Kanton St. Gallen verbindet,<br />

ist die älteste erhaltene Holz-Rheinbrücke im Alpenraum.<br />

Noch bis zum Zollvertrag im Jahre 1923 waren auf<br />

beiden Seiten der Brücke Zollämter stationiert. Heute ist die<br />

Rheinbrücke ein historisches Zeugnis der gemeinsamen<br />

Vergangenheit der Länder und ein Sinnbild der tiefen Verbundenheit.<br />

Brücken bauen verbindet, ermöglicht Begegnungen<br />

und macht Freundschaften möglich. Jeder von uns<br />

kann dazu sicher eine Geschichte erzählen. Überqueren<br />

auch Sie die Brücke und staunen Sie selbst über die vielen<br />

Facetten <strong>des</strong> <strong>Fürstentums</strong> <strong>Liechtenstein</strong>. Es lohnt sich.<br />

Ich wünsche Ihnen eine spannende Lektüre.<br />

<strong>Das</strong> Verbindende steht im Vordergrund<br />

Vom 13. bis 23. Oktober 2016 ist St. Gallen fest in <strong>Liechtenstein</strong>er<br />

Hand: <strong>Das</strong> Fürstentum präsentiert sich als<br />

Ehrengast an der 74. OLMA unter dem sympathischen<br />

Motto «hoi metanand» – dem typischen Gruss in unserem<br />

Land. Nach den Jahren 1952, 1964, 1979 und 1993 wird es<br />

im Jahre 2016 die fünfte Teilnahme <strong>Liechtenstein</strong>s als<br />

Ehrengast an der OLMA sein. Eine ideale Gelegenheit, um<br />

die gute und langjährige Beziehung zwischen <strong>Liechtenstein</strong><br />

und der Schweiz in den Vordergrund zu stellen.<br />

Nicht die Unterschiede, sondern das Verbindende soll im<br />

Mittelpunkt stehen. Wir wollen bei den Besuchern Emotionen<br />

wecken und überraschende Erlebnisse ermöglichen.<br />

<strong>Das</strong> ist der Schlüssel, um in guter und herzlicher Erinnerung<br />

zu bleiben.<br />

Es freut mich sehr, dass sich die vorliegende Ausgabe <strong>des</strong><br />

<strong>Liechtenstein</strong>-<strong>Magazin</strong>s «<strong>oho</strong>» – passend zum OLMA-Auftritt<br />

<strong>Liechtenstein</strong>s – dem Thema «gutnachbarschaftliche<br />

Beziehungen» widmet. Denn diese sind wesentliche Voraussetzungen<br />

für den wirtschaftlichen Erfolg unserer Region.<br />

Es muss unser aller Ziel sein, diese guten Beziehungen zu<br />

unseren Nachbarländern zu pflegen und zu festigen,<br />

sodass <strong>Liechtenstein</strong> weiterhin seiner Rolle als sympathischer<br />

und verlässlicher Partner gerecht wird.<br />

Ernst Risch<br />

Geschäftsführer <strong>Liechtenstein</strong> Marketing<br />

Herausgeber<br />

Marlies Amann-Marxer<br />

Ministerin für Infrastruktur<br />

und Umwelt sowie Sport<br />

3


<strong>oho</strong><strong>#3</strong><br />

Staat/Fürstenhaus<br />

Wirtschaft/Bildung<br />

Interview mit Erbprinzessin Sophie 6<br />

Zollvertrag mit der Schweiz 12<br />

Grenzüberschreitende Polizeiarbeit 14<br />

Blick aus Wien 16<br />

Grenzgänger: Wichtige Arbeitskräfte 18<br />

Bautechnologiekonzern Hilti 22<br />

ThyssenKrupp Presta 23<br />

Duales Bildungssystem 25<br />

Jungunternehmer mit guten Ideen 28<br />

Intamin sorgt für Achterbahngefühl 30<br />

Made in <strong>Liechtenstein</strong> 33<br />

4


Kultur/Genuss<br />

Natur/Freizeit<br />

Innovativer Landwirt 34<br />

Eselfest in Malbun 38<br />

Topevents 2016/2017 40<br />

Walser-Architektur 43<br />

Kulturmomente 45<br />

Nachbarschaftskultur 46<br />

Schriftsteller mit grossen Visionen 48<br />

JUFA Hotel Malbun-Alpin-Resort 50<br />

Träumen und Geniessen 51<br />

Koch mit Leidenschaft 52<br />

Käsknöpfle zum Dahinschmelzen 54<br />

Berg- und Talerlebnisse 56<br />

Fürstliche Wanderung 58<br />

Fünf-Schlösser-Fahrradtour 59<br />

Der Spinnenforscher 62<br />

Liftangestellter mit Promifaktor 64<br />

Skistar Tina Weirather 68<br />

Fussballlegende Mario Frick 72<br />

<strong>Liechtenstein</strong> in Kürze 74<br />

5


Staat/Fürstenhaus<br />

«Ich bewundere den<br />

Erfindergeist der<br />

<strong>Liechtenstein</strong>er»<br />

22 Jahre ist es her, dass sich Ihre Königliche Hoheit Erbprinzessin Sophie<br />

und Seine Durchlaucht Erbprinz Alois ewige Treue geschworen haben.<br />

22 Jahre, in denen die Herzogin vier Kindern das Leben geschenkt, sich in<br />

sozialen Tätigkeiten engagiert und die Herzen der Bürger gewonnen hat. Im<br />

Interview spricht die gebürtige Bayerin über ihr Leben und ihren Einsatz für<br />

eine bessere Welt. Mit dabei: ihre treue Begleiterin, Dackelhündin Tipsy.<br />

Interview: Niki Eder · Fotos: Roland Korner<br />

Königliche Hoheit, Sie sind in Bayern aufgewachsen,<br />

haben dort die Schule besucht und studiert.<br />

Schlägt nach so vielen Jahren Wohnsitz in <strong>Liechtenstein</strong><br />

immer noch das bayerische Herz in Ihnen<br />

oder fühlen Sie sich mittlerweile als «waschechte»<br />

<strong>Liechtenstein</strong>erin?<br />

I. K. H. Erbprinzessin Sophie von und zu<br />

<strong>Liechtenstein</strong>: Natürlich wird das bayerische<br />

Herz immer in mir schlagen. Aber mittlerweile<br />

habe ich es auch zu einem sehr grossen Teil an<br />

<strong>Liechtenstein</strong> verloren.<br />

Schaffen Sie es bei Ihrem gedrängten Terminplan<br />

noch, Familie und Freunde in Bayern zu besuchen?<br />

Den Kontakt zu meinen Verwandten versuche ich<br />

natürlich zu pflegen – und bei einer so grossen<br />

Familie wie der meinen ist man damit bereits gut<br />

beschäftigt. Meine Schulfreundschaften konnten<br />

sich aufgrund <strong>des</strong> Zeitmangels leider nicht halten.<br />

Unterhalten Sie sich eigentlich mit Ihren Eltern<br />

und Geschwistern im bayerischen Dialekt?<br />

Meine Mutter stammt aus Schweden und schon allein<br />

<strong>des</strong>halb haben wir zu Hause nie Bayerisch geredet.<br />

So kann ich auch gut nachvollziehen, wenn meine<br />

Kinder heute zu mir sagen: «Bitte Mami, rede nicht<br />

im <strong>Liechtenstein</strong>er Dialekt. <strong>Das</strong> klingt furchtbar.» Wir<br />

sagten damals genau das Gleiche zu unserer Mutter.<br />

Haben Sie sich irgendwelche bayerischen Traditionen<br />

auf Schloss Vaduz bewahren können?<br />

Typisch bayerische Traditionen fallen mir nicht<br />

ein. Aber ab und zu essen wir gerne Weisswürste<br />

oder einen Schweinsbraten. Wir trinken auch gerne<br />

Bier, schätzen aber ebenso einen guten Wein.<br />

Und was lieben Sie an Ihrer heutigen Heimat<br />

<strong>Liechtenstein</strong> am meisten?<br />

Da gibt es vieles. Die ersten drei Jahre unserer Ehe<br />

wohnten mein Mann und ich in London, wo es zur<br />

6


<strong>oho</strong><strong>#3</strong><br />

7


Johann Baptist Dallinger von Dalling, Detail aus<br />

«Der Hof <strong>des</strong> Reitstallgebäu<strong>des</strong> in Eisgrub», 1819<br />

© LIECHTENSTEIN. The Princely Collections, Vaduz–Vienna<br />

Zeit, Vertrauen in<br />

Leistung umzusetzen.<br />

Wenn Sie Ihre Anlageziele mit einem verlässlichen Partner an Ihrer Seite erreichen möchten.<br />

Nehmen Sie sich Zeit für eine umfassende Beratung: LGT Bank AG, Telefon +423 235 11 22<br />

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8


Staat/Fürstenhaus<br />

<strong>oho</strong><strong>#3</strong><br />

Normalität gehört, dass die Männer bis spät in die Nacht<br />

arbeiten. Gerade nach dieser Zeit genoss ich es sehr, in<br />

<strong>Liechtenstein</strong> leben zu dürfen, wo das Familienleben doch<br />

mehr gepflegt wird. Ich schätze es ausserdem, einfach loslaufen<br />

zu können und gleich direkt in der Natur zu sein.<br />

Ich liebe die Berge. Ich mag das milde Klima und sogar<br />

den Föhn, wenn er nicht zu stark bläst. Und nicht zuletzt<br />

habe ich natürlich die Leute in <strong>Liechtenstein</strong> sehr gerne.<br />

Was genau schätzen Sie denn an den Menschen in<br />

<strong>Liechtenstein</strong>?<br />

Sie sind sehr gradlinig, offen und unkompliziert. Und ich<br />

bewundere ihre Effizienz und ihren Erfindergeist. Der ist<br />

wirklich beeindruckend. <strong>Das</strong> erwähne ich auch immer,<br />

wenn ich im Ausland mit dem Vorurteil konfrontiert werde,<br />

dass es in <strong>Liechtenstein</strong> nur Banken gibt.<br />

Wenn Sie einem Touristen eine Sehenswürdigkeit in<br />

<strong>Liechtenstein</strong> empfehlen müssten, die er sich auf keinen<br />

Fall entgehen lassen darf – welche wäre das?<br />

Steg und Malbun sind auf jeden Fall einen Besuch wert.<br />

Steg ist auch von der Siedlungsgeschichte her sehr interessant.<br />

Wer schwindelfrei ist, dem empfehle ich zudem<br />

die Fürstensteig-Wanderung. Ich selbst kann den Weg leider<br />

nicht mehr gehen.<br />

Nicht mehr?<br />

Ich bin den Fürstensteig nur einmal gegangen. Aber als<br />

ich in die Tiefe blickte, habe ich gemerkt, dass ich das<br />

künftig besser bleiben lasse. Seither bevorzuge ich persönlich<br />

Rundwanderungen wie den Fürstin-Gina-Weg.<br />

uns jetzt grundsätzlich um Frauen in belasteten Situationen.<br />

Somit beschäftigen uns auch Themen wie Fehlgeburt,<br />

Überlastung oder Stress in der Schwangerschaft.<br />

Im Weiteren ist das Abklären sozialrechtlicher Fragen<br />

ein grosses Bedürfnis. Auch das Angebot von love.li in<br />

der Sexualpädagogik wird mit ca. 200 Seminaren pro<br />

Jahr sehr gut angenommen.<br />

Die Beratungsstelle schwanger.li hat sowohl in Schaan,<br />

Buchs wie auch in Feldkirch ein Büro. Was war der Grund,<br />

in allen drei Ländern einen Sitz zu eröffnen?<br />

Die ersten psychosozialen Beratungsstellen eröffneten wir<br />

in Schaan und in Feldkirch – aus dem Grund, da mir die<br />

Kontaktaufnahme im angrenzenden Nachbarland als niederschwelliger<br />

erschien. Ansonsten besteht immer die Gefahr,<br />

dass man der eigenen Nachbarin über den Weg läuft.<br />

Feldkirch ist für <strong>Liechtenstein</strong>erinnen einfach anonymer.<br />

Die Beratungsstelle in Buchs kam dann ein paar Jahre<br />

später hinzu.<br />

Wie viele Frauen nehmen pro Jahr das Angebot wahr?<br />

Ungefähr 700 Frauen und Paare aus der Region liessen<br />

sich im vergangenen Jahr von uns beraten. Darunter gibt<br />

es auch Personen mit Migrationshintergrund sowie die<br />

eine oder andere Flüchtlingsfrau. Je nach Situation erhalten<br />

die Frauen von uns auch finanzielle Unterstützung.<br />

Die Sophie von <strong>Liechtenstein</strong> Stiftung ist nicht Ihr einziges<br />

soziales Engagement. Im Mai 2015 haben Sie von<br />

Fürstin Marie die Präsidentschaft <strong>des</strong> <strong>Liechtenstein</strong>i-<br />

Anfang 2006 gründeten Sie die Sophie von <strong>Liechtenstein</strong><br />

Stiftung für Frau und Kind, welche Frauen, die<br />

ungewollt schwanger werden, eine positive Lebensperspektive<br />

für sich und ihr Kind bieten will. Was hat Sie<br />

zu diesem Engagement bewegt?<br />

In meiner Londoner Zeit wurde mir klar, wie einfach und<br />

unbeschwert mein Leben doch ist. Ich hatte viel Kontakt<br />

zu internationalen Frauen und wir haben uns oft über die<br />

Situation von werdenden Müttern unterhalten sowie über<br />

die Länderunterschiede. Aufgrund dieser Diskussionen<br />

begann ich mich zu fragen, was denn mit all den anderen<br />

Frauen ist, die nicht in so glücklichen Umständen leben<br />

– jenen Frauen, die allein sind oder mit finanziellen Sorgen<br />

zu kämpfen haben. Aus dieser Reflexion heraus entstand<br />

später die Gründung der Stiftung.<br />

Die Stiftung trägt die Beratungsstelle schwanger.li. Mit<br />

welchen Problemen werden Frauen hier unterstützt?<br />

Zu Beginn konzentrierte sich die Stiftung auf Schwangerschaftskonflikte.<br />

In den vergangenen Jahren ist unser Gebiet<br />

allerdings sehr viel breiter geworden. Wir kümmern<br />

9


Staat/Fürstenhaus<br />

schen Roten Kreuzes (LRK) übernommen, womit dieses<br />

Amt nun bereits in dritter Generation in den Händen der<br />

fürstlichen Frauen liegt. Was waren Ihre bisher eindrücklichsten<br />

Erfahrungen?<br />

Es gab bereits einige erinnerungswürdige Momente. Die<br />

Tätigkeit im Roten Kreuz ist sehr intensiv, aber vor allem<br />

auch bereichernd und schön. Zum Beispiel kam die Caritas<br />

vergangenen Herbst mit der Anfrage auf uns zu, einen<br />

gemeinsamen Spendenaufruf für Syrien zu machen – was<br />

wir auch gerne gemacht haben. Die positive Reaktion und<br />

Grosszügigkeit der <strong>Liechtenstein</strong>er war überwältigend.<br />

Sehr beeindruckt hat mich auch die 32. Internationale<br />

Rotkreuz- und Rothalbmond-Konferenz in Genf, an welcher<br />

190 nationale Gesellschaften vor Ort waren. Eine<br />

gute Gelegenheit, um Ansprechpartner zu gewinnen und<br />

künftige Zusammenarbeiten zu diskutieren. Ein gemeinsames<br />

Projekt der europäischen Kleinstaaten wird sich<br />

künftig zum Beispiel mit dem Bau von erdbebensicheren<br />

Häusern in Nepal befassen.<br />

Was ist Ihr persönlich wichtigstes Anliegen, für welches<br />

Sie sich künftig in Ihrem Amt als Präsidentin <strong>des</strong> LRK<br />

einsetzen wollen?<br />

Ich würde mich sehr freuen, wenn es uns gelingen würde,<br />

das Rote Kreuz wieder ein wenig zu «verjüngen» und<br />

bekannter zu machen.<br />

<strong>Das</strong> LRK führt unter anderem das Kinderheim in Schaan,<br />

das vornehmlich Jugendlichen aus den ärmsten Gegenden<br />

Osteuropas ein paar unbeschwerte Tage ermöglichen<br />

will. Besuchen Sie die Kinder auch persönlich?<br />

Zwei Anlässe sind immer fix eingeplant. Einmal werden<br />

die Kinder von Fürstin Marie auf Schloss Vaduz eingeladen.<br />

Und dann besuche ich sie einmal im Kinderheim<br />

Gamander, wo wir zusammensitzen und uns unterhalten.<br />

Da gibt es sehr berührende, aber auch lustige Momente<br />

– zum Beispiel, wenn sie mich fragen, ob ich als Erbprinzessin<br />

eine Krone trage. (schmunzelt)<br />

Verändert der intensive Kontakt mit der Armut und dem<br />

Leid anderer Menschen den Blick auf das eigene Leben?<br />

Dieses Bewusstsein war bei mir eigentlich schon immer<br />

vorhanden. Auch in meiner Verwandtschaft gibt es Menschen,<br />

die von heute auf morgen alles verloren haben. <strong>Das</strong><br />

regt natürlich zum Nachdenken an. Es beginnt bei den<br />

kleinen Dingen im Alltag. Zum Beispiel freue ich mich<br />

immer wieder über unser Badezimmer, das wir nicht mit<br />

zehn anderen teilen müssen. Dann ist es ein enormer Luxus,<br />

aus dem Wasserhahn trinken zu können. Und wie<br />

andere Leute auch frage ich mich oft, ob ich etwas tatsächlich<br />

brauche oder eben nicht. Ich habe ein schlechtes<br />

Gewissen, wenn ich zu viel eingekauft habe und Lebensmittel<br />

wegwerfen muss. <strong>Das</strong> widerstrebt mir zutiefst. Und<br />

was wir uns immer bewusst sein sollten: Es ist nicht<br />

selbstverständlich, in einem Land leben zu dürfen, in welchem<br />

eine Frau ohne Angst alleine im Wald spazieren gehen<br />

kann. Diese Sicherheit bedeutet Lebensqualität.<br />

Ihr Herz schlägt auch für Vierbeiner und Sie sind<br />

Schirmherrin <strong>des</strong> Tierschutzvereins <strong>Liechtenstein</strong>. Seit<br />

einigen Monaten bereichert eine junge Dackeldame, die<br />

Sie ja auch zum Interview begleitet hat, Ihre Familie.<br />

Stellt die kleine Tipsy das Schloss nicht auf den Kopf?<br />

Tipsy hat natürlich schon neues Leben in die Familie gebracht,<br />

aber sie ist zum Glück eine sehr Anständige. Gewisse<br />

«Sicherheitsvorkehrungen» mussten wir natürlich<br />

treffen. Dackel sollten zum Beispiel keine Treppen laufen,<br />

das ist nicht so gut. So wird sie umso häufiger getragen,<br />

was ihr sehr gefällt. Tipsy stammt übrigens aus dem Dackel-Wurf<br />

meiner Schwester. Eigentlich wollte ich aus<br />

Zeitgründen gar keinen Hund. Aber letztendlich konnte<br />

ich ihr nicht widerstehen.<br />

Und jetzt ist Tipsy Ihre ständige Begleiterin?<br />

Wenn es irgendwie möglich ist, ist Tipsy dabei – auch in<br />

den Ferien. Ich geniesse ihre Anwesenheit sehr. Eine<br />

Freundin von mir sagte mal im Scherz: «The last child always<br />

wears fur» ... <strong>Das</strong> hat schon was. (lacht).<br />

Kommen wir zu einem ganz anderen Thema. Als Nachfahrin<br />

der Stuarts werden Sie von den Jakobiten als<br />

Thronprätendentin <strong>des</strong> britischen Throns betrachtet.<br />

<strong>Das</strong> letzte Mal, dass jemand aus dieser Erbfolge Anspruch<br />

auf den Thron erhoben hat, war im 18. Jahrhundert<br />

– somit rechnet niemand damit, dass Sie Ihr Erbe<br />

antreten wollen. Oder überraschen Sie uns vielleicht?<br />

Diese Geschichte war bei uns zu Hause nie ein Thema<br />

und bis zur Abiturreise nach London wusste ich nicht<br />

einmal davon. Ein Bekannter meiner Englischlehrerin<br />

sprach mich damals mit den Worten an: «But you’re a<br />

Stuart.» Und ich dachte nur: Worüber redet der Mann?<br />

Bei unserer Rückkehr fragte ich meine Eltern, die sich<br />

köstlich amüsierten und mich schliesslich aufklärten. Ich<br />

kann also versichern, ich werde den Anspruch auf den<br />

britischen Thron nicht erheben.<br />

Sie sind Herzogin, Ihr Mann Erbprinz. Sie haben damit<br />

den höheren Adelsrang als Ihr Gemahl. Spielten die Titel<br />

beim Kennenlernen eine Rolle?<br />

Überhaupt nicht. Beim Adelsgeschlecht der <strong>Liechtenstein</strong>s<br />

ist nicht definiert, in welchem Rang sie heiraten<br />

dürfen. Beim Adelsgeschlecht der Bayerns existieren<br />

zwar gewisse Vorgaben, aber nicht für die weiblichen<br />

Nachkommen.<br />

10


<strong>oho</strong><strong>#3</strong><br />

Heute sind Sie Mutter von vier Kindern. Viele glauben,<br />

dass adlige Kinder auf einem Schloss völlig anders aufwachsen<br />

als «Normalbürger». Ist der Familienalltag der<br />

Fürstenfamilie tatsächlich so unterschiedlich?<br />

Unsere Kinder wachsen grundsätzlich gleich auf wie alle<br />

anderen Kinder in <strong>Liechtenstein</strong> auch. Sie besuchen die<br />

Schule, können ihre Freunde aufs Schloss einladen und<br />

diese in ihrem Zuhause besuchen. Da gibt es keinen Sonderstatus.<br />

Ihr Sohn Prinz Wenzel ist <strong>Liechtenstein</strong>s künftiger<br />

Thronfolger. Brachte die Vorbereitung Ihres Sohnes auf<br />

seine künftige Aufgabe mit sich, dass er bereits als Kind<br />

eine spezielle Erziehung erfuhr?<br />

Als Kind erhielt Wenzel genau die gleiche Erziehung wie<br />

seine Geschwister. Wir sprechen aber in unserer Familie<br />

grundsätzlich oft über Geschichte und Politik. Mittlerweile<br />

ist Wenzel 21 Jahre alt und studiert Jus. Wenn er in<br />

<strong>Liechtenstein</strong> ist, verbringt er viel Zeit mit seinem Vater,<br />

der ihn über gewisse Dinge und Aufgaben informiert. So<br />

wächst er langsam in seine spätere Aufgabe hinein.<br />

Und was für Themen behandelt Ihr Lesestoff?<br />

Quer durch, von Geschichte über Politik, Religion bis hin<br />

zu Reisebeschreibungen – obwohl ich zugeben muss, dass<br />

ich selbst gar nicht so gerne reise.<br />

Sie reisen nicht gerne? <strong>Das</strong> hört man selten.<br />

Reisen verbinde ich mit Stress. Wenn wir mit der Familie<br />

unterwegs sind, muss ich an so viele Dinge denken und<br />

so viel organisieren. Auspacken – Einpacken. Zu Hause ist<br />

es entspannter. Nur ins Ferienhaus meiner Eltern nach<br />

Portugal fahre ich gerne. <strong>Das</strong> hat aber eigentlich nichts<br />

mit Reisen im eigentlichen Sinne zu tun. Es ist mehr eine<br />

Standortverschiebung, da ich mich dort ja zu Hause fühle.<br />

Gibt es einen versteckten Wunsch, den Sie sich gerne<br />

irgendwann einmal erfüllen wollen?<br />

Ganz ehrlich bin ich momentan wunschlos glücklich. Vielleicht<br />

ist das aber auch so, weil ich gerade nicht die Musse<br />

habe, mich mit dem «Was wäre, wenn ...» zu beschäftigen.<br />

Jetzt geht es darum, etwas zu bewegen. Und da erfüllen<br />

mich meine sozialen Aufgaben sehr.<br />

Welche Werte wollen Sie Ihren Kindern mit auf ihren<br />

Lebensweg geben?<br />

Für mich ist der Glaube sehr wichtig. Ich hoffe, dass wir<br />

ihnen diesen vorleben und auf natürliche Weise vermitteln<br />

konnten. Daraus ergeben sich wieder andere Werte<br />

wie Anstand, Ehrlichkeit oder der Sozialgedanke. Eine<br />

der grössten Herausforderungen in der Kindererziehung<br />

heute sehe ich in der Vermittlung einer gewissen Bescheidenheit,<br />

auch einmal auf etwas warten zu können.<br />

Wir leben in einer Zeit, in welcher «Wunschbefriedigung<br />

auf Klick» an der Tagesordnung liegt. Ein Buch oder Lied<br />

liegt nur einen Klick entfernt – und das 24 Stunden lang.<br />

Dabei ist die Fähigkeit, auf etwas warten zu können, so<br />

wichtig.<br />

Und was wünschen Sie sich, dass Ihre vier Kinder einmal<br />

über ihre Mutter sagen werden?<br />

Ich wünsche mir, dass meine Kinder einmal sagen werden,<br />

dass ihre Mutter immer für sie da war und ein offenes<br />

Ohr für ihre Sorgen und Nöte hatte.<br />

Wo findet eine Erbprinzessin Erholung von ihrem sozialen<br />

Engagement und ihren Aufgaben als Mutter?<br />

Am liebsten tanke ich Energie in der Natur oder beim<br />

Lesen. Momentan steht dank Tipsy natürlich Spazierengehen<br />

hoch im Kurs. Vielleicht war das auch einer der<br />

Gründe für die Anschaffung <strong>des</strong> Hun<strong>des</strong>. Denn für Spaziergänge<br />

wurde die Zeit in den letzten Monaten immer<br />

knapper. Jetzt muss ich raus. Es gibt keine Ausreden<br />

mehr.<br />

11


Staat/Fürstenhaus<br />

Zeugnis einer<br />

tiefen Freundschaft<br />

Nach den Wirren <strong>des</strong> Ersten Weltkriegs musste<br />

sich <strong>Liechtenstein</strong> ein Stück weit neu erfinden.<br />

<strong>Das</strong> Fürstentum wandte sich von Österreich ab,<br />

um eine Zollunion mit der Schweiz einzugehen.<br />

Mit der Unterzeichnung <strong>des</strong> Zollanschlussvertrags<br />

1923 legte <strong>Liechtenstein</strong> den Grundstein für den<br />

wirtschaftlichen Aufschwung der folgenden<br />

Jahrzehnte. Text: Stefan Lenherr<br />

Die engen Bande, die bis heute mit der Schweiz bestehen,<br />

pflegte das Fürstentum <strong>Liechtenstein</strong> ursprünglich<br />

mit dem damaligen Kaisertum Österreich. Ein im<br />

Jahr 1852 geschlossener Zollvertrag eröffnete dem armen<br />

Bauernstaat neue Perspektiven. Der Ausbruch <strong>des</strong><br />

Ersten Weltkriegs stürzte die Partnerschaft jedoch in<br />

eine tiefe Krise. Der liechtensteinische Historiker Rupert<br />

Quaderer-Vogt hat sich intensiv mit den Geschehnissen<br />

dieser Zeit befasst und seine Erkenntnisse in<br />

dem dreibändigen Werk «Bewegte Zeiten in <strong>Liechtenstein</strong><br />

1914 bis 1926» festgehalten. «Man kann von einer<br />

Zäsur sprechen in der liechtensteinischen Geschichte»,<br />

sagt er. Angesichts von Lebensmittel- und Rohstoffknappheit<br />

– zeitweise konnte mangels Kohlenachschub<br />

nicht einmal mehr das Regierungsgebäude in Vaduz<br />

beheizt werden – tat die Bevölkerung ihre Unzufriedenheit<br />

immer lauter kund. Nicht zuletzt verlor auch<br />

das Geld der <strong>Liechtenstein</strong>er rapide an Wert. Die militärische<br />

Niederlage Österreich-Ungarns mit ihren Folgekosten<br />

liess die österreichische Krone – das offizielle<br />

Zahlungsmittel in <strong>Liechtenstein</strong> – ins Bodenlose sinken.<br />

«Der Ruf in der Bevölkerung nach einer Abkehr<br />

von Österreich wurde immer lauter», so Quaderer-Vogt.<br />

Im August 1919 löste <strong>Liechtenstein</strong> den Zollvertrag mit<br />

Österreich schliesslich auf.<br />

Am 29. März 1923 wurde der Zollvertrag von Bun<strong>des</strong>rat Giuseppe<br />

Motta und dem fürstlich liechtensteinischen Geschäftsträger in der<br />

Schweiz, Emil Beck, unterzeichnet und trat am 1. Januar 1924 in<br />

Kraft. In der Präambel zum Zollvertrag heisst es, dass der Vertrag<br />

unter anderem geschlossen worden sei, um «… die zwischen der<br />

Schweiz und dem Fürstentum <strong>Liechtenstein</strong> bestehenden freundschaftlichen<br />

Beziehungen fester und inniger zu gestalten …».<br />

(Quelle: Amt für Kultur, Lan<strong>des</strong>archiv)<br />

12


<strong>oho</strong><strong>#3</strong><br />

<strong>Das</strong> Foto zeigt eine Hyperinflations-Banknote zu 500’000 Kronen aus<br />

dem Jahr 1922. (Quelle: Österreichisch-Ungarische Bank)<br />

Doch wie weiter?<br />

«<strong>Liechtenstein</strong> suchte einen neuen Partner mit einer gesunden<br />

Wirtschaft und einer stabilen Währung», sagt Quaderer-Vogt. In<br />

seiner Not streckte <strong>Liechtenstein</strong> die Fühler in Richtung seines<br />

westlichen Nachbarn aus. Die neutrale Schweiz war vom Krieg<br />

verschont geblieben und besass eine gesunde Währung. Allerdings<br />

gab es Vorbehalte angesichts der Avancen <strong>des</strong> kleinen<br />

Nachbarn. «Gegen Ende <strong>des</strong> Krieges und auch danach wurde in<br />

<strong>Liechtenstein</strong> unheimlich viel geschmuggelt», erklärt Quaderer-<br />

Vogt. Einige Stimmen in der Schweiz warnten davor, mit diesem<br />

«verdorbenen Volk» eine Zollunion einzugehen. Und auch in der<br />

direkten Nachbarschaft, in den Gemeinden über dem Rhein, zeigte<br />

man sich von der Idee wenig begeistert. Glücklicherweise hatte<br />

<strong>Liechtenstein</strong> mit dem Bun<strong>des</strong>rat <strong>des</strong> Aussenpolitischen Departements,<br />

Giuseppe Motta, einen prominenten Fürsprecher. «Für einmal<br />

war die Schweiz der grössere Staat, der einem kleinen<br />

Staat gegenüber grosszügig auftreten konnte. Auch aus<br />

diesem Gesichtspunkt heraus sagte Motta, müsse<br />

man diesem armen Staat unter die Arme greifen»,<br />

erklärt Rupert Quaderer-Vogt. Am 1. Januar 1924<br />

trat der Zollanschlussvertrag in Kraft. In der<br />

Präambel heisst es, dass der Vertrag unter anderem<br />

geschlossen worden sei, um «… die zwischen<br />

der Schweiz und dem Fürstentum <strong>Liechtenstein</strong><br />

bestehenden freundschaftlichen<br />

Beziehungen fester und inniger zu gestalten …».<br />

Interview<br />

Einführung <strong>des</strong> Schweizer Franken<br />

Zu diesem Zeitpunkt hatte die <strong>Liechtenstein</strong>er Bevölkerung eine<br />

andere wichtige Weichenstellung längst vorgenommen. Während<br />

auf dem politischen Parkett noch rege über die Einführung einer<br />

eigenen Währung diskutiert wurde, hatte das Volk in der Praxis<br />

längst den Schweizer Franken eingeführt. In seinem Buch veranschaulicht<br />

Quaderer-Vogt die Entwicklung mit einer Anekdote.<br />

In einer Debatte <strong>des</strong> schweizerischen Nationalrats über den Zollanschlussvertrag<br />

mit <strong>Liechtenstein</strong> habe der Präsident der Zolltarifkommission<br />

geschildert, wie man ihm in <strong>Liechtenstein</strong> die<br />

Einführung <strong>des</strong> Schweizer Franken erklärt habe: «Eines Morgens<br />

habe der Schmied in Balzers seinen Kunden, den Bauern, erklärt,<br />

dass er ihre Werkzeuge nur mehr spitze, wenn sie ihm den Lohn<br />

in Frankenwährung auszahlten. Die Bevölkerung habe das einen<br />

Tag lang nicht tun wollen. Da habe ihnen der Schmied erklärt,<br />

dann liege er unter seinen Birnbaum im Lande draussen und<br />

warte, bis die Herrschaften kommen. Am andern Tag seien sie<br />

gekommen und hätten sich einverstanden erklärt, ihm aber die<br />

Gegenbedingungen gestellt, dann müsse auch er ihnen ihre Produkte<br />

in Schweizer Franken zahlen. <strong>Das</strong> sei dann geschehen,<br />

und in kurzer Zeit hätten sich diese Verhältnisse über das ganze<br />

Land verbreitet. Letzten En<strong>des</strong> sei es die Regierung gewesen, die<br />

dann nachgehinkt sei.» Am 26. Mai 1924 schliesslich wurde der<br />

Franken mit Inkrafttreten <strong>des</strong> «Gesetzes betreffend die Einführung<br />

der Frankenwährung» zum offiziellen Zahlungsmittel in<br />

<strong>Liechtenstein</strong> erhoben.<br />

Neuer Aufschwung<br />

In <strong>Liechtenstein</strong> keimte nach den entbehrlichen Jahren während<br />

und nach dem Ersten Weltkrieg dank der beschlossenen Partnerschaft<br />

mit der Schweiz wieder Hoffnung auf. Es stellte sich auch<br />

tatsächlich ein leichter Aufschwung ein. <strong>Das</strong> Wirtschaftswunder,<br />

welches das heutige wohlhabende <strong>Liechtenstein</strong> hervorgebracht<br />

hat, setzte jedoch erst nach dem Zweiten Weltkrieg ein. «Sicher<br />

gründet der heutige Wohlstand auch auf eigener Leistung», resümiert<br />

Quaderer-Vogt, «aber man sollte nicht glauben, dass <strong>Liechtenstein</strong><br />

den wirtschaftlichen Aufschwung auf sich allein gestellt<br />

hätte bewerkstelligen können. Wir haben das Glück, dass uns andere<br />

Länder – allen voran die Schweiz – wohlgewogen sind.»<br />

Der Historiker Rupert<br />

Quaderer-Vogt erklärt im Interview,<br />

wie <strong>Liechtenstein</strong> nach dem<br />

Ende <strong>des</strong> Ersten Weltkriegs einen<br />

Kurswechsel vollzog und sich<br />

stärker der Schweiz zuwandte.<br />

www.liechtenstein.li/zollvertrag<br />

Foto: <strong>Liechtenstein</strong>-Institut<br />

Der liechtensteinische Historiker Rupert Quaderer-Vogt ist Autor <strong>des</strong><br />

dreibändigen Werks «Bewegte Zeiten in <strong>Liechtenstein</strong> 1914 bis 1926».<br />

13


Staat/Fürstenhaus<br />

Gemeinsame Einsätze<br />

Warum die liechtensteinische Lan<strong>des</strong>polizei auf eine enge Kooperation mit<br />

den Nachbarländern setzt. Text: Silke Knöbl<br />

Netzwerken ist wichtig – auch für die liechtensteinische<br />

Lan<strong>des</strong>polizei. Für sie stehen dabei der Informationsaustausch<br />

und die Zusammenarbeit mit<br />

Polizeibehörden aus dem Ausland im Vordergrund.<br />

Insbesondere mit den Kollegen in der Schweiz und<br />

Österreich hält die Lan<strong>des</strong>polizei engen Kontakt.<br />

Wertvolle Synergien<br />

Diese grenzüberschreitende Zusammenarbeit<br />

wird durch einen Polizeikooperationsvertrag geregelt.<br />

«Wir wägen immer ab, ob wir eigene Bereiche<br />

aufbauen oder statt<strong>des</strong>sen mit den Nachbarstaaten<br />

zusammenarbeiten sollen», erzählt Jules Hoch,<br />

Chef der liechtensteinischen Lan<strong>des</strong>polizei. Ein<br />

Beispiel hierfür ist die Kriminaltechnik: Bei Diebstählen<br />

oder Einbrüchen sichert die Lan<strong>des</strong>polizei<br />

die Spuren am Tatort. Für die Auswertung dieser<br />

Daten greift sie auf die Schweizer Polizei zurück.<br />

«Eigene Speziallabore einzurichten würde für uns<br />

keinen Sinn machen», sagt Hoch.<br />

Umgekehrt beteiligt sich die Lan<strong>des</strong>polizei bei<br />

Einsätzen im Ausland. «Wir sind Mitglied im Ostschweizer<br />

Polizeikonkordat», erklärt Hoch. Bei dieser<br />

Organisation haben sich die Polizeikorps der<br />

Ostschweizer Kantone zusammengetan, um sich<br />

in der polizeilichen Arbeit gegenseitig zu unterstützen.<br />

«Deshalb sind wir unter anderem beim<br />

jährlich stattfindenden Weltwirtschaftsforum<br />

in Davos präsent», sagt Hoch. Als Mitglied<br />

von Schengen, Europol und Interpol hilft<br />

die Lan<strong>des</strong>polizei zudem mit, internationale<br />

Fälle aufzuklären.<br />

Hohe Sicherheit und<br />

Lebensqualität<br />

Die Kriminalität im Fürstentum<br />

<strong>Liechtenstein</strong> ist im Vergleich zu anderen<br />

Ländern gering. Der Kleinstaat<br />

zählt <strong>des</strong>halb auch zu den sichersten<br />

Ländern der Welt. «Die ländliche Struktur<br />

spielt dabei eine wesentliche Rolle», erklärt<br />

Hoch. «Wir haben keine Ballungszentren, und die<br />

Bürger sind sehr aufmerksam», ergänzt er. <strong>Das</strong><br />

alles wirke sich positiv auf die Sicherheit <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong><br />

und schliesslich auf die Lebensqualität aus.<br />

Vom Pfarrherrn zum Polizisten<br />

Bis zum 18. Jahrhundert waren Pfarrherren und Landammänner für Ruhe und Sicherheit in den<br />

elf <strong>Liechtenstein</strong>er Gemeinden zuständig. Eine Polizei gab es damals noch nicht. Erst im 19. Jahrhundert<br />

wurden Landweibel und später nebenamtliche Polizeisoldaten damit beauftragt, für<br />

Ruhe, Ordnung und Sicherheit zu sorgen. 1932 wurde das Fürstlich <strong>Liechtenstein</strong>ische Sicherheitskorps<br />

gegründet. Sieben Polizisten verrichteten damals ihren Dienst im Regierungsgebäude.<br />

Heute beschäftigt die Lan<strong>des</strong>polizei inklusive Bereitschaftspolizisten rund 160 Mitarbeitende. Als<br />

einzige polizeiliche Behörde in <strong>Liechtenstein</strong> erfüllt sie zahlreiche Aufgaben und unterhält dazu<br />

verschiedene Kommissariate. Darüber hinaus verantwortet sie den Betrieb <strong>des</strong> einzigen Gefängnisses<br />

in <strong>Liechtenstein</strong>. Da das Fürstentum weder über einen Nachrichtendienst noch über eine<br />

eigene Armee verfügt, ist einzig die Lan<strong>des</strong>polizei für die Gewährleistung der inneren Sicherheit<br />

zuständig. www.lan<strong>des</strong>polizei.li<br />

14


<strong>oho</strong><strong>#3</strong><br />

Jules Hoch<br />

Funktion: Polizeichef<br />

Jahrgang: 1963<br />

Laufbahn: Jules Hoch wurde<br />

1999 Chef der Kriminalpolizei.<br />

2013 ernannte ihn die liechtensteinische<br />

Regierung zum Polizeichef.<br />

Zivilstand: verheiratet, 3 Kinder<br />

Interview<br />

Ein Gespräch mit <strong>Liechtenstein</strong>s<br />

Polizeichef Jules Hoch über die<br />

häufigsten Delikte, die Polizeiausbildung<br />

und warum Polizistinnen<br />

bei der Lan<strong>des</strong>polizei fehlen.<br />

15<br />

www.liechtenstein.li/lan<strong>des</strong>polizei<br />

Fotos: Lan<strong>des</strong>polizei


Staat/Fürstenhaus<br />

Foto: istock<br />

Blick aus Wien<br />

Seit jeher besteht zwischen Österreich und <strong>Liechtenstein</strong> eine enge Beziehung, stammt<br />

doch das liechtensteinische Fürstenhaus, das zu den ältesten Adelsfamilien Europas<br />

gehört, aus dem Raum südlich von Wien. Zudem verbinden die beiden Staaten über 40<br />

Verträge, eine offene Grenze sowie der EWR. Im Interview spricht die <strong>Liechtenstein</strong>er<br />

Botschafterin in Wien, I. D. Maria-Pia Kothbauer, Prinzessin von und zu <strong>Liechtenstein</strong>,<br />

über die nachbarschaftlichen Beziehungen, vergangene Höhepunkte und künftige<br />

Herausforderungen in ihrer Arbeit. Interview: Patrik Schädler<br />

Durchlaucht, Sie sind seit Dezember 1997 residierende<br />

Botschafterin <strong>Liechtenstein</strong>s in Wien. Wie sehen Sie<br />

<strong>Liechtenstein</strong> mit Blick aus der österreichischen Hauptstadt?<br />

Als einen guten und verlässlichen Partner und Freund Österreichs.<br />

Als ein Land, das die gleichen Interessen und Werte<br />

teilt und mit welchem die Zusammenarbeit ungemein vielseitig<br />

ist. Als ein Land, das die Herausforderungen der letzten<br />

Jahre gut gemeistert hat und notwendige Reformen angegangen<br />

ist. Und als ein Land, das es geschafft hat, trotz<br />

Weltwirtschaftskrise schuldenfrei zu bleiben.<br />

<strong>Das</strong> Aufgabengebiet der liechtensteinischen Vertretung<br />

in Wien umfasst vier Bereiche: Sie ist einerseits Botschaft<br />

<strong>des</strong> <strong>Fürstentums</strong> <strong>Liechtenstein</strong> in Österreich und<br />

Tschechien und andererseits Ständige Vertretung bei der<br />

OSZE und den Vereinten Nationen in Wien. Wie bekommen<br />

Sie das alles unter einen Hut?<br />

<strong>Das</strong> ist gewiss eine Herausforderung, hat aber auch sein<br />

Gutes. Der Vorteil ist, dass man rasch lernt, Prioritäten zu<br />

setzen, und vielseitig bleibt. Wir haben ein ausgezeichnetes<br />

Team in Wien, das hilft. Über die Jahre konnten wir in unseren<br />

Aufgabenbereichen Expertise und ein sehr dichtes Beziehungsnetz<br />

aufbauen, auf das wir zurückgreifen können.<br />

Wie beurteilen Sie die aktuelle Beziehung zwischen<br />

Österreich und <strong>Liechtenstein</strong>? In welchen Bereichen gibt<br />

es erhöhten Diskussionsbedarf?<br />

16


<strong>oho</strong><strong>#3</strong><br />

Die Beziehungen sind ausgezeichnet, historisch<br />

gewachsen, freundschaftlich, eng<br />

und belastbar. Es verbinden uns über 40<br />

Verträge, eine offene Grenze und der<br />

EWR. <strong>Liechtenstein</strong> ist ein geschätzter Arbeitgeber<br />

für viele Österreicher. Im Bereich<br />

Steuern und im regionalen Verkehr ist der Austausch<br />

auf Expertenebene intensiv.<br />

Sie sind nun seit achtzehn Jahren Botschafterin in Wien.<br />

Wenn Sie zurückblicken: Welches Ereignis würden Sie<br />

als Ihren persönlichen Höhepunkt bezeichnen?<br />

Höhepunkte gibt es einige: die Eröffnung und der Aufbau<br />

der liechtensteinischen Botschaft in Wien im Jahr 1998, die<br />

Staatsbesuche aus Anlass der Restaurierung der beiden<br />

Palais <strong>Liechtenstein</strong> in Wien in den Jahren 2004 und 2013<br />

sowie der positive Abschluss der Verhandlungen über die<br />

Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen mit der<br />

Tschechischen Republik im Jahr 2009, die während drei<br />

Jahren in Wien geführt wurden. Aber für einen Botschafter<br />

sind es weniger diese Höhepunkte, die einem Genugtuung<br />

geben, sondern vielmehr zu spüren, dass man an der Tragfähigkeit<br />

der Beziehungen zwischen zwei Ländern mitgearbeitet<br />

hat und dass unserem Land in Österreich auch in<br />

schwierigeren Momenten Sympathie entgegengebracht<br />

wird. <strong>Das</strong> war insbesondere im Zusammenhang mit manchen<br />

Finanzplatzthemen der Fall. Negative «Höhepunkte»<br />

sind die Krise in der Ukraine und generell die Sicherheitslage<br />

in Europa, die uns in der OSZE beschäftigen und uns in<br />

der Zusammenarbeit in Europa hemmen.<br />

I. D. Botschafterin Maria-Pia Kothbauer (Mitte) mit Regierungschef<br />

Adrian Hasler und Regierungsrätin Aurelia Frick beim<br />

traditionellen <strong>Liechtenstein</strong>-Empfang der Botschaft 2015 im<br />

Gartenpalais in Wien.<br />

Trotz aller Anstrengungen ist <strong>Liechtenstein</strong><br />

für viele in Österreich noch «Terra<br />

incognita». Wie erklären Sie <strong>Liechtenstein</strong><br />

einem Österreicher in einem Satz?<br />

Einer der acht Nachbarn Österreichs, mit<br />

Vorarlberg landschaftlich und im Wesen verwandt,<br />

eine deutschsprachige konstitutionelle Erbmonarchie<br />

mit einer stark ausgeprägten direkten Demokratie,<br />

wirtschaftsliberal, unternehmerfreundlich und<br />

innovativ, urban und ländlich zugleich, schuldenfrei, ein<br />

Land mit einer sehr hohen Lebensqualität.<br />

<strong>Liechtenstein</strong> befindet sich in einem Strukturwandel.<br />

Wo sehen Sie die Risiken – wo die Chancen?<br />

Die <strong>Liechtenstein</strong>er sind in der Regel selbstkritisch und<br />

pragmatisch. <strong>Das</strong> ist eine gute Ausgangsbasis für Strukturwandel<br />

und Innovation. Die Chancen bestehen darin,<br />

dass wir Schritte früher als andere setzen und damit einen<br />

guten Platz im hart umkämpften Markt finden können.<br />

Bei aller nachvollziehbaren Betonung <strong>des</strong> Wirtschaftsstandortes<br />

scheint es mir wichtig, dass wir uns<br />

nicht zu eindimensional ausrichten und in Zukunft auch<br />

geisteswissenschaftlichen Berufen in unserem Land einen<br />

Platz einräumen. Im sozialen Bereich müssen wir uns den<br />

Zusammenhalt in unserer Gesellschaft bewahren.<br />

Welche «Geheimtipps» würden Sie einem Besucher empfehlen,<br />

der erstmals aus Wien nach <strong>Liechtenstein</strong> reist?<br />

Eine Wanderung durch Schellenberg, den Besuch <strong>des</strong> Russendenkmals<br />

und zum Abschluss Käsknöpfle im «Löwen»<br />

in Hinterschellenberg – am kleinen Grenzübergang zwischen<br />

Österreich und <strong>Liechtenstein</strong>.<br />

Welchen Wert hat für Sie …?<br />

Freiheit: Muss man nützen und verteidigen.<br />

Geld: Gibt einem die Möglichkeit, etwas umzusetzen.<br />

Privatheit: Darüber denke ich nicht sehr viel nach.<br />

Ehrlichkeit: Ein sehr schöner Charakterzug und eine<br />

tägliche Herausforderung.<br />

Familie: Ich bin wirklich froh, eine zu haben.<br />

Politik: Hat mich immer interessiert.<br />

Sport: Da fehlt mir das Selbstbewusstsein von Churchill.<br />

Ich habe immer ein schlechtes Gewissen, wenn ich<br />

daran denke.<br />

Lebensqualität: <strong>Das</strong>, was ich erlebe.<br />

<strong>Liechtenstein</strong>: Steht sehr gut da.<br />

17


Wirtschaft/Bildung<br />

Arbeitsmarkt ohne<br />

Grenzen<br />

Hohe Symbolkraft: Die 1901 gebaute, 135 Meter lange<br />

Holzbrücke zwischen <strong>Liechtenstein</strong> und der Schweiz<br />

symbolisiert die enge Zusammenarbeit beider Nachbarländer<br />

– auch was den Austausch von Arbeitskräften<br />

anbelangt.<br />

18


Der Wirtschaftsstandort <strong>Liechtenstein</strong> bietet annähernd<br />

gleich viele Arbeitsplätze, wie das Land Einwohner<br />

zählt. Der Werk- und Finanzplatz ist <strong>des</strong>halb auf<br />

Fachkräfte aus den Nachbarländern angewiesen. Fast<br />

20’000 Menschen pendeln jeden Tag aus der Schweiz,<br />

Österreich und auch Deutschland zur Arbeit nach<br />

<strong>Liechtenstein</strong>. Text: Stefan Lenherr<br />

Es ist eine meisterliche Quote, die <strong>Liechtenstein</strong> in Sachen Arbeitsplatzdichte<br />

aufweisen kann. Gemäss den aktuellsten Zahlen <strong>des</strong> Amts für Statistik<br />

haben 36’680 Menschen in <strong>Liechtenstein</strong> Arbeit, bei einer ständigen<br />

Bevölkerung von 37’706 – das ergibt eine Quote von satten 98,2<br />

Prozent. Damit liegt <strong>Liechtenstein</strong> im Ländervergleich klar an der Spitze<br />

vor Luxemburg (70,2 Prozent), der Schweiz (59,7 Prozent), Deutschland<br />

(52,6 Prozent) und Österreich (47,9 Prozent). Der Werk- und Finanzplatz<br />

<strong>Liechtenstein</strong> bietet dabei nicht nur der einheimischen Bevölkerung zahlreiche<br />

Möglichkeiten, in den unterschiedlichsten Berufen eine Arbeitsstelle<br />

zu finden, er ist auch ein bedeuten<strong>des</strong> Wirtschaftszentrum für die<br />

gesamte Region. Nicht weniger als 10’500 Arbeitskräfte pendeln täglich<br />

aus der Schweiz und über 8’200 aus Österreich über die Grenze, um in<br />

<strong>Liechtenstein</strong> ihre Brötchen zu verdienen. Rund 600 Menschen nehmen<br />

sogar die Anfahrt aus Deutschland in Angriff.<br />

Die hohe Zahl an Grenzgängern erklärt sich auch damit, dass das Fürstentum<br />

bei der Vergabe von Aufenthaltsbewilligungen angesichts der<br />

knappen Ressource Land zurückhaltend ist. So lassen sich auch viele EU-<br />

Bürger aus Deutschland oder Italien in der unmittelbaren Nachbarschaft<br />

nieder, um in <strong>Liechtenstein</strong> arbeiten zu können. Von dieser Möglichkeit<br />

profitieren nicht zuletzt auch die Unternehmen in <strong>Liechtenstein</strong> selbst,<br />

hätten sie doch einen äusserst schweren Stand, wenn sie die benötigten<br />

Fachkräfte nicht in den Nachbarländern rekrutieren könnten. «Mehr als<br />

die Hälfte der in <strong>Liechtenstein</strong> beschäftigten Arbeitskräfte pendeln jeden<br />

Tag über die Grenze, um bei uns zu arbeiten», sagt Christian Hausmann,<br />

der Leiter <strong>des</strong> liechtensteinischen Amts für Volkswirtschaft. «Angesichts<br />

solcher Werte liegt es auf der Hand, dass Zupendler für<br />

unseren Wirtschaftsstandort enorm wichtig sind.»<br />

Raluca Voicu, Projektleiterin Business Development Tools<br />

bei Oerlikon Balzers.<br />

«<strong>Liechtenstein</strong> und<br />

Oerlikon Balzers bieten<br />

mir internationales Flair»<br />

Raluca Voicu ist eine von über 10’000 Personen,<br />

die jeden Tag von ihrem Wohnort in der Schweiz<br />

nach <strong>Liechtenstein</strong> pendeln. Die gebürtige Rumänin<br />

wohnt in Feusisberg im Kanton Schwyz und<br />

arbeitet seit drei Jahren bei Oerlikon Balzers. <strong>Das</strong><br />

international tätige Industrieunternehmen beschäftigt<br />

am Hauptsitz in der liechtensteinischen<br />

Gemeinde Balzers über 700 Mitarbeiter aus der<br />

ganzen Welt und geniesst am Markt dank seiner<br />

zahlreichen Innovationen und der hohen Qualität<br />

der Entwicklungen einen hervorragenden Ruf.<br />

Den rund 80 Kilometer langen Anfahrtsweg an<br />

ihren Arbeitsplatz nimmt Voicu dementsprechend<br />

gerne in Kauf.<br />

«<strong>Liechtenstein</strong> und Oerlikon<br />

Balzers bieten mir beide internationales<br />

Flair – und<br />

ein Umfeld, in dem ich<br />

mich wohlfühle und durch<br />

das ich vielfältige Inputs<br />

bekomme», sagt sie, «das<br />

ist für mich sowohl aus beruflicher<br />

als auch privater<br />

Sicht sehr wichtig.» Die rund<br />

50-minütige Autofahrt von ihrem<br />

Wohnort nach Balzers nutzt Voicu, um<br />

sich gedanklich auf anstehende Aufgaben und<br />

Meetings vorzubereiten, über Projekte nachzudenken<br />

oder manchmal auch einfach, um die schöne<br />

Fahrtstrecke den Walensee und Zürichsee entlang<br />

zu geniessen.<br />

Video-Interview<br />

Christian Hausmann, Leiter <strong>des</strong><br />

Amts für Volkswirtschaft, erklärt<br />

das Jobwunder <strong>Liechtenstein</strong> und<br />

die Bedeutung ausländischer Fachkräfte<br />

für den Wirtschaftsstandort.<br />

www.liechtenstein-business.li/<br />

grenzgaenger<br />

19<br />

Foto: Heinz Preute


Aus <strong>Liechtenstein</strong><br />

in die ganze Welt.<br />

Aus der ganzen Welt<br />

nach <strong>Liechtenstein</strong>.<br />

Oerlikon Balzers ist ein weltweit führender Anbieter von Beschichtungen.<br />

Durch unsere innovativen und umweltfreundlichen<br />

Beschichtungslösungen erhöhen wir die Leistungsfähigkeit<br />

von Werkzeugen und Präzisionsbauteilen und verlängern<br />

deren Lebensdauer. Davon profi tieren zum Beispiel die Automobil-<br />

und Luftfahrtindustrie, aber auch die Metall- und<br />

Kunststoffverarbeitung.<br />

Als einziger Anbieter sind wir mit über 100 Beschichtungszentren<br />

in Europa, Asien und Amerika präsent. Die einheitlich<br />

hohe Qualität, für die wir weltweit stehen, erzielen wir<br />

durch standardisierte Fertigungsprozesse – auf der Basis von<br />

Forschung und Entwicklung aus <strong>Liechtenstein</strong>. Mit Oerlikon<br />

Metco bilden wir das Surface Solutions Segment der Oerlikon<br />

Gruppe und haben das Know-How, das Portfolio und die<br />

weltweite Präsenz noch weiter ausgebaut.<br />

Global denken, lokal handeln: Für Oerlikon Balzers von Anfang<br />

an eine Selbstverständlichkeit. So bringen wir unsere Innovationskraft<br />

aus <strong>Liechtenstein</strong> in die ganze Welt. Und das<br />

seit 70 Jahren!<br />

Mehr Infos unter: www.oerlikon.com/balzers<br />

20


Wirtschaft/Bildung<br />

<strong>oho</strong><strong>#3</strong><br />

Attraktive Industriearbeitsplätze<br />

Vor dem Wandel <strong>Liechtenstein</strong>s vom ärmlichen Agrarstaat zum modernen<br />

Wirtschaftsstandort waren es die Einheimischen, die über der Grenze<br />

in Österreich oder der Schweiz auf Arbeitssuche gingen. Doch seit dem<br />

Ende <strong>des</strong> Zweiten Weltkriegs geht es mit der Wirtschaft in <strong>Liechtenstein</strong><br />

steil nach oben. In den vergangenen 20 Jahren hat sich das Bruttoinlandsprodukt<br />

auf aktuell rund 5,3 Milliarden Franken verdoppelt. Dafür ist<br />

nicht nur der international ausgerichtete Finanzplatz verantwortlich. Tatsächlich<br />

sind über 40 Prozent der in <strong>Liechtenstein</strong> beschäftigten Personen<br />

in der Industrie und im Gewerbe tätig – ein im Vergleich zu anderen<br />

mitteleuropäischen Staaten ein beachtlich hoher Wert. Unter den rund<br />

4’300 Unternehmen in <strong>Liechtenstein</strong> finden sich klingende Namen wie<br />

der Bautechnologiekonzern Hilti, der Automobilzulieferer ThyssenKrupp<br />

Presta oder das Industrieunternehmen Oerlikon Balzers. Sie gehören zu<br />

den zehn grössten Unternehmen <strong>Liechtenstein</strong>s, die zusammen rund ein<br />

Viertel aller Arbeitsplätze in <strong>Liechtenstein</strong> stellen. Daneben gibt es allerdings<br />

zahlreiche kleine und mittlere Unternehmen, die oft hoch spezialisiert<br />

sind, in ihrem Bereich zu den besten der Welt gehören und für die<br />

es schlicht Spass macht, zu arbeiten, wie Christian Hausmann die Attraktivität<br />

<strong>des</strong> Wirtschaftsstandorts <strong>Liechtenstein</strong> erklärt. «Natürlich, wir<br />

haben ein hohes Lohnniveau. Aber wir haben auch viele hoch technologisierte<br />

Industriebetriebe, in denen man sich persönlich in seinem Bereich<br />

voll entfalten kann.»<br />

Industriesektor<br />

14’354<br />

Arbeitsplätze<br />

37’706 Einwohner<br />

4’331 Unternehmen<br />

38’363 Arbeitsplätze<br />

Zupendler aus<br />

Deutschland<br />

603<br />

Dienstleistungssektor<br />

23’711<br />

Arbeitsplätze<br />

Zupendler aus<br />

Österreich<br />

8’226<br />

<strong>Liechtenstein</strong>s<br />

Grenzen<br />

<strong>Liechtenstein</strong> ist ein souveräner Staat, der gänzlich<br />

ohne eigene Grenzbeamte auskommt. An der<br />

Grenze zwischen der Schweiz und <strong>Liechtenstein</strong><br />

hätten sie ohnehin nichts zu tun: Seit 1923 bilden<br />

die beiden Nachbarländer eine Zollunion. Bloss die<br />

jeweiligen Lan<strong>des</strong>flaggen und Grenztafeln auf den<br />

Rheinbrücken erinnern daran, dass es sich um<br />

zwei verschiedene Staaten handelt. Auch an der<br />

Grenze zu Österreich können Reisende oder Pendler<br />

auf dem Weg zur Arbeit ihren Pass getrost im<br />

Handschuhfach liegen lassen. Sowohl die Republik<br />

Österreich, die ein EU-Mitgliedsstaat ist, als<br />

auch <strong>Liechtenstein</strong> sind dem Schengener Abkommen<br />

beigetreten, weshalb es an den Grenzübergängen<br />

zwischen den beiden Ländern keine Personenkontrollen<br />

mehr gibt. Die einzige Zollstation<br />

findet sich an der Grenze zu Österreich in Schaanwald.<br />

Diese wird auf liechtensteinischer Seite jedoch<br />

vom Schweizer Grenzwachtkorps betreut.<br />

Zupendler aus<br />

der Schweiz<br />

10’506<br />

Quelle: Amt für Statistik, Stand Ende 2014<br />

Zu den besten zu gehören, ist angesichts hoher Lohnkosten<br />

die einzige wirksame Überlebens- und Wachstumsstrategie<br />

für liechtensteinische Unternehmen. «Die liechtensteinische<br />

Wirtschaft hat sich mit ihren Produkten immer über<br />

Qualitäts- und Technologieführerschaft definiert, nie über<br />

Kostenführerschaft», sagt Hausmann. Deshalb wird es auch<br />

künftig entscheidend sein, die freundschaftlichen Beziehungen<br />

zu den Nachbarländern zu pflegen, damit dank<br />

durchlässiger Grenzen die benötigten Fachkräfte in <strong>Liechtenstein</strong><br />

ihrer Arbeit nachkommen können.<br />

21


Wirtschaft/Bildung<br />

Foto: Hilti<br />

Der Botschafter<br />

mit dem roten Koffer<br />

Meilensteine<br />

Die Meilensteine in der 75-jährigen<br />

Geschichte von Hilti und wie<br />

das neue Innovationszentrum in<br />

<strong>Liechtenstein</strong> die Zukunft <strong>des</strong><br />

Konzerns sichern soll unter:<br />

www.liechtenstein-business.li/<br />

hilti<br />

Die Schweiz hat Swatch, Deutschland Volkswagen – und <strong>Liechtenstein</strong>? <strong>Das</strong> Fürstentum bietet<br />

keineswegs nur Finanzdienstleistungen an, sondern exportiert auch weltberühmte Produkte.<br />

Die bekanntesten: Elektrogeräte <strong>des</strong> Bautechnologiekonzerns Hilti. Text: Stefan Lenherr<br />

Auf Reisen wird dem <strong>Liechtenstein</strong>er erst richtig bewusst, was für<br />

ein Exot er ist. Auf den Flughäfen dieser Welt muss er den Zollbeamten<br />

oft erklären, dass er keineswegs einen Fantasiepass in den<br />

Händen hält, sondern das Land, das er seine Heimat nennt, tatsächlich<br />

existiert. Zur Beweisführung ist im <strong>Liechtenstein</strong>er Pass<br />

praktischerweise eine Landkarte Westeuropas integriert, in der<br />

das kleine Fürstentum eingezeichnet ist. Und glücklicherweise<br />

gibt es die Firma Hilti. Denn überall auf der Welt haben Menschen<br />

plötzlich Bilder von Bohrmaschinen und roten Koffern vor ihrem<br />

inneren Auge, wenn man von Hilti – einem ur-liechtensteinischen<br />

Unternehmen – spricht. Mit seiner Befestigungs- und Abbautechnik<br />

ist der Bautechnologiekonzern einer breiten Öffentlichkeit bekannt.<br />

Heute umfasst das Produktportfolio <strong>des</strong> Systemanbieters<br />

mit eigenem Direktvertrieb unter anderem auch Laser-Messtechnik,<br />

Brandschutzsysteme oder Installationstechnik ebenso wie<br />

technische Beratung, Softwarelösungen und Serviceleistungen.<br />

Hilti ist mit über 1’600 Mitarbeitern am Hauptsitz in <strong>Liechtenstein</strong><br />

einer der wichtigsten Arbeitgeber <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong>. Weltweit beschäftigt<br />

das Unternehmen mehr als 23’000 Mitarbeiter. Als die<br />

Brüder Martin und Eugen Hilti im Jahr 1941 die Maschinenbau<br />

Hilti OHG gründeten, hatten sie noch fünf Mitstreiter. Zu den<br />

Kunden der ersten Stunde zählten die Schweizer Textil- und die<br />

deutsche Automobilindustrie, die in Schaan einzelne Produktteile<br />

fertigen liessen. Doch schon bald machte sich der junge Betrieb<br />

daran, eigene Produkte zu entwickeln. Im Jahr 1967 gelang<br />

schliesslich der ganz grosse Wurf: Der Bohrhammer «Hilti TE 17»<br />

mit elektropneumatischem Schlagwerk eroberte die Baubranche<br />

im Sturm.<br />

Viel Geld für neue Innovationen<br />

Hilti tut einiges dafür, damit der Name auch in Zukunft mit neuen<br />

Lösungen erster Güte in Verbindung gebracht wird. So hat der<br />

Konzern für rund 120 Millionen Franken ein neues Innovationszentrum<br />

am Hauptsitz in Schaan gebaut, um am «Next Big Thing»<br />

zu tüfteln. Mit der neu errichteten Ideenschmiede beweist Hilti<br />

die Verbundenheit mit <strong>Liechtenstein</strong>. Und sie lässt <strong>des</strong>sen Bürger<br />

hoffen, dass sie auch in Zukunft interessierten Ausländern ein<br />

«Aha-Erlebnis» bescheren können, wenn sie erklären, dass die<br />

weltbekannte Firma Hilti eine ur-liechtensteinische ist.<br />

22


<strong>oho</strong><strong>#3</strong><br />

Lenksysteme für<br />

die Autos der Zukunft<br />

In den 75 Jahren seit der Gründung hat sich ThyssenKrupp Presta zu einem global führenden<br />

Zulieferer der Automobilindustrie entwickelt. <strong>Das</strong> Unternehmen ist mit rund 2000 Mitarbeitern<br />

am Hauptsitz in <strong>Liechtenstein</strong> der grösste private Arbeitgeber <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> und will mit neuen<br />

Technologien die automobile Zukunft aktiv mitgestalten. Text: Stefan Lenherr<br />

Am 28. Oktober jährt sich der Gründungstag<br />

der Press- und Stanzwerk AG, die sich<br />

heute ThyssenKrupp Presta nennt, zum<br />

75. Mal. <strong>Das</strong> Unternehmen gehört zu den<br />

Industriepionieren, die den Aufschwung<br />

der liechtensteinischen Wirtschaft nach<br />

dem Zweiten Weltkrieg massgeblich mitprägten,<br />

und zählt heute zu den wichtigsten<br />

Stützen <strong>des</strong> heimischen Werkplatzes.<br />

Allerdings hat die Presta auch sehr<br />

schwierige Zeiten durchlebt. <strong>Das</strong> Unternehmen<br />

produzierte zu Beginn Munitionskomponenten<br />

und später Schrauben in<br />

grossen Mengen. Gegen Ende <strong>des</strong> Zweiten<br />

Weltkrieges gingen die Aufträge jedoch<br />

zurück und in den 1960er-Jahren stand<br />

selbst die Möglichkeit eines Verkauf in die<br />

USA im Raum. Erst der Einstieg ins Automobilgeschäft<br />

brachte die Wende.<br />

Mitarbeiter der ThyssenKrupp Presta<br />

feilen in der Akustikhalle am Hauptsitz<br />

in Eschen an neuen Technologien<br />

für die Automobilindustrie.<br />

Foto: ThyssenKrupp-Presta<br />

Neue Trends als Chance<br />

<strong>Das</strong> Unternehmen erarbeitete sich eine<br />

Stellung als gefragter Zulieferer in der<br />

Autoindustrie und expandierte fortan<br />

mit eigenen Standorten in der ganzen<br />

Welt. Einen kräftigen Wachstumsschub<br />

erfuhr ThyssenKrupp Presta im Jahr<br />

2003 mit der Übernahme <strong>des</strong> Lenkungsgeschäfts<br />

von Merce<strong>des</strong>-Benz. Auf einen<br />

Schlag stieg die Anzahl der Mitarbeiter<br />

um 1’700 Personen und der Umsatz <strong>des</strong><br />

Unternehmens erhöhte sich um satte 300<br />

Millionen Euro. Bis heute ist das Wachstum<br />

der Presta ungebremst. Sie zählt<br />

weltweit zu den erfolgreichsten Herstellern<br />

von Lenksystemen und ist Technologieführer<br />

auf dem Gebiet der Massivumformung.<br />

Am Hauptsitz in Eschen sowie<br />

an seinen Standorten in Europa, Nordund<br />

Südamerika sowie Asien beschäftigt<br />

das Unternehmen aktuell über 7’000<br />

Mitarbeiter, die im vergangenen Jahr einen<br />

Umsatz von 1,9 Milliarden Franken<br />

generierten. <strong>Das</strong> Ende der Fahnenstange<br />

ist dabei längst nicht erreicht, wie CEO<br />

Guido Durrer erläutert: «Da wir direkt<br />

von der Automobilindustrie und den jeweiligen<br />

Märkten abhängig sind, bieten<br />

sich uns aufgrund <strong>des</strong> Marktwachstums<br />

grosse Wachstumsmöglichkeiten.» Durrer<br />

sagt, technologisch würde sich die<br />

Automobilindustrie stärker in Richtung<br />

autonomes Fahren und Elektrifizierung<br />

entwickeln. Und da wittert die Presta<br />

ihre Chance, ganz vorne mitmischen zu<br />

können. «Mit der Lenkung sind wir bezüglich<br />

beider Trends direkt betroffen<br />

und können von diesem Technologiewechsel<br />

profitieren.» Dabei kommt dem<br />

Hauptsitz <strong>des</strong> Unternehmens im liechtensteinischen<br />

Eschen eine entscheidende<br />

Rolle zu. «Hier findet die Entwicklung<br />

der zukünftigen Produkte statt, die dann<br />

im globalen Produktionsnetzwerk mit 16<br />

Standorten produziert werden», sagt<br />

Durrer.<br />

23


Freiheit heisst,<br />

in die Höhe getragen zu werden.<br />

Die VP Bank beeindruckt mit einzigartigen<br />

Kundenerlebnissen. Bei uns sind Enthusiasten<br />

am Werk, die Sie mit Elan weiterbringen.<br />

Denn mit Einsatz ist alles möglich. Sicher voraus.<br />

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Die VP Bank Gruppe ist vertreten in Vaduz, Zürich, Luxemburg, Tortola/BVI,<br />

Singapur, Hongkong und Moskau.<br />

24


Duales SystemDuales System<br />

Wirtschaft/Bildung<br />

<strong>oho</strong><strong>#3</strong><br />

Ausbildung made<br />

in <strong>Liechtenstein</strong><br />

Uni Vaduz, HSG in St. Gallen, oder doch lieber nach Innsbruck oder<br />

Wien? Wohin sollte der Weg nach erfolgreich bestandener Matura<br />

führen? Annina Götz entschied sich im Sommer 2015 für Schaan,<br />

für eine Berufslehre als Kauffrau. Text: Michael Benvenuti<br />

Die Entscheidung von Annina Götz<br />

für eine Lehre war ganz bewusst:<br />

«Ich wollte etwas Praktisches machen<br />

und konkrete Ergebnisse sehen.»<br />

Ausserdem wollte sie ihre Sozialkompetenz<br />

steigern. «Ich habe sehr<br />

ungern telefoniert, scheute den Kontakt<br />

mit Menschen, wusste nicht, wie ich mit Kritik umgehen<br />

sollte, wie man sich präsentiert und Ideen verkauft.»<br />

Heute kann sie es. Die 19-Jährige klingt freundlich und<br />

kompetent am Telefon, ist offen im Gespräch, lacht, gestikuliert<br />

– von Unsicherheit keine Spur.<br />

Auch ihre Angst, dass sie den Anforderungen in der Berufsfachschule<br />

nicht gewachsen sein könnte, ist längst verflogen.<br />

«Ihr Notenschnitt beträgt 5,3», erzählt Ivan Schurte,<br />

Bereichsleiter Berufsbildung bei der Wirtschaftskammer<br />

und zugleich Vorgesetzter von Annina, stolz. Dieser Schnitt<br />

sei <strong>des</strong>halb so bemerkenswert, weil die junge Frau die ersten<br />

vier Semester in einem einzigen Jahr absolvieren muss.<br />

«Way-up» nennt sich diese komprimierte Form der Lehre<br />

und richtet sich speziell an Maturanten. Für Annina Götz<br />

dauert die Ausbildung <strong>des</strong>halb nur zwei Jahre statt deren<br />

drei. Über ihre weitere Karriere hat sich die sympathische<br />

Schellenbergerin zwar noch keine Gedanken gemacht, für<br />

Ivan Schurte steht aber fest: «Am Ende wird sie eine Gewinnerin<br />

sein. Ihr stehen alle Türen offen, ihr Weg ist sehr<br />

nachhaltig.»<br />

den Unternehmern gefordert werden. Dadurch fällt ihnen<br />

der Übertritt in den Arbeitsmarkt oft leichter als Absolventen<br />

allgemeiner Bildungsgänge. Diesen Vorteil streicht<br />

auch <strong>Liechtenstein</strong>s Bildungsministerin Aurelia Frick heraus:<br />

«Der Lernende lernt praxisnah. Konkrete Arbeitsresultate<br />

motivieren und durch Einbindung in den Betrieb lernt<br />

er Verantwortung zu übernehmen. Teamfähigkeit und Sozialkompetenz<br />

eignet er sich in einem realen Arbeitsumfeld<br />

an. <strong>Das</strong> sind Eigenschaften, die am Arbeitsmarkt gesucht<br />

werden.»<br />

Dem kann Ivan Schurte nur zustimmen: «Die duale Berufsbildung<br />

ist ein stabiles Fundament für erfolgreiche Unternehmen.»<br />

Die in anderen Ländern vorangetriebene Steigerung<br />

der Akademikerquote sieht er entsprechend kritisch:<br />

«Ich kann nicht gleich viele Häuptlinge wie Indianer haben.<br />

Foto: Michael Zanghellini<br />

Stabiles Fundament für erfolgreiche Unternehmen<br />

<strong>Das</strong> Modell der Berufslehre ist in <strong>Liechtenstein</strong> seit Jahrzehnten<br />

tief verwurzelt, geniesst in der Gesellschaft ein<br />

sehr hohes Ansehen und ist so simpel wie erfolgreich: Die<br />

Lernenden werden parallel im Lehrbetrieb und in der Berufsfachschule<br />

für einen bestimmten Beruf ausgebildet und<br />

erwerben in der Regel exakt jene Kompetenzen, die von<br />

Annina Götz entschied sich nach der Matura bewusst für eine<br />

Berufslehre als Kauffrau.<br />

25


Wirtschaft/Bildung<br />

Mit «100pro!» dem<br />

Fachkräftemangel<br />

entgegenwirken<br />

Foto: ThyssenKrupp Presta<br />

Auch ThyssenKrupp Presta setzt bewusst<br />

auf die duale Berufslehre.<br />

Hier braucht es einen gesunden Mix.» Hätte denn die duale<br />

Berufsbildung das Zeug zum Exportschlager? «Ja», ist Werner<br />

Kranz, Leiter <strong>des</strong> Amts für Berufsbildung und Berufsberatung,<br />

überzeugt, «die Berufslehre ‹made in <strong>Liechtenstein</strong>› hat<br />

mit Bestimmtheit das Zeug zum Exportschlager. Angesichts<br />

der tiefen Jugendarbeitslosigkeit und <strong>des</strong> hohen Fachkräftebedarfs<br />

ist eine Exportentwicklung der dualen Berufsbildung in<br />

andere Länder mehr als nur spürbar.»<br />

Die Lehre habe zweifellos vielen Unternehmen in <strong>Liechtenstein</strong><br />

massgeblich geholfen, zu Weltmarktführern zu reifen,<br />

betont Schurte. Ob das Bildungsmodell allerdings problemlos<br />

1:1 in beliebige Länder exportiert werden könnte, bezweifelt<br />

er. «Damit es funktioniert, braucht es auch ein entsprechen<strong>des</strong><br />

soziales Umfeld. In der Gesellschaft muss die Einstellung<br />

zu Leistungsbereitschaft und Ehrgeiz verankert sein.»<br />

Um den Stellenwert der dualen Berufslehre weiter zu<br />

erhöhen und Lehrbetrieben wie Lernenden unter die<br />

Arme zu greifen, hat die Wirtschaftskammer <strong>Liechtenstein</strong><br />

die Initiative «100pro!» ins Leben gerufen. <strong>Das</strong><br />

Programm fusst auf drei Pfeilern: dem Lernenden-Coaching<br />

(LC), dem Betriebs-Coaching (BC) und der<br />

Verbundausbildung.<br />

<strong>Das</strong> LC bietet für die Jugendlichen eine ganz praktische<br />

Unterstützung im schulischen Bereich. Neben schulischer<br />

Nachhilfe, Semesterbesprechungen und Lerntypenberatungen<br />

werden auch Hausaufgaben im Rahmen<br />

der Hausaufgaben Lobby (HALO) betreut, um den schulischen<br />

Erfolg der Lernenden zu sichern. Mit dem Betriebscoaching<br />

von «100pro!» werden die Lehrbetriebe<br />

von administrativen Aufgaben wie der Rekrutierung<br />

der Lernenden, der Erstellung von Ausbildungsplänen<br />

oder der Durchführung von Qualifikationsgesprächen<br />

entlastet und können sich so ganz auf die praktische<br />

Ausbildung konzentrieren. Die Verbundlehre soll auch<br />

Kleinbetrieben und spezialisierten Unternehmen die<br />

Möglichkeit bieten, ganzheitliche Ausbildungsplätze zu<br />

schaffen. Die Lernenden werden bei der Wirtschaftskammer<br />

<strong>Liechtenstein</strong> angestellt und absolvieren ihre<br />

fachliche Ausbildung nach einem vorgegebenen Einsatzplan<br />

abwechselnd bei mehreren beteiligten Lehrbetrieben.<br />

Der Verbundvertrag regelt dabei die genaue Zusammenarbeit<br />

zwischen der Wirtschaftskammer und<br />

den einzelnen Unternehmen.<br />

Bildungswege zunehmend individuell<br />

In der Erstausbildung beträgt das Verhältnis zwischen den Abschlüssen in<br />

der beruflichen Grundbildung und der gymnasialen Maturität in <strong>Liechtenstein</strong><br />

rund 70 zu 30. In der beruflichen Grundbildung nehmen der Metallund<br />

Maschinenbau sowie das Bildungsfeld Organisation/Verwaltung/Büro<br />

die Spitzenpositionen ein. Es folgen die technischen Berufe, die Heilbehandlung,<br />

der Verkauf und das Baugewerbe. Die Zahl der Lehrabschlüsse in<br />

<strong>Liechtenstein</strong> bewegt sich seit 2005 auf relativ konstantem Niveau bei rund<br />

300 bis 350. Insgesamt werden von den rund 340 aktiven Lehrbetrieben ca.<br />

1’200 Lernende ausgebildet. Immer mehr werden nach dem Lehrabschluss<br />

Weiterbildungsmöglichkeiten wahrgenommen. Dazu gehören insbesondere<br />

die höheren Fachschulen oder die Fachhochschulen. <strong>Das</strong> liechtensteinische<br />

Bildungssystem bietet damit sehr viele Möglichkeiten für die persönliche<br />

und berufliche Entwicklung, und zwar aus jeder Ausgangsposition.<br />

26<br />

Aktuell betreut «100pro!» 170 Lernende in verschiedenen<br />

Bereichen. 25 absolvieren eine Berufslehre im Verbund<br />

von verschiedenen Betrieben, 60 Lernende kommen<br />

in den Genuss <strong>des</strong> BCs und durchschnittlich 80<br />

Jugendliche werden im LC betreut. «Durch die aktive<br />

Kombination von Fach- und Ausbildungskompetenzen<br />

gelangen erfolgreiche junge Berufsleute auf den Arbeitsmarkt.<br />

So wird dem Fachkräftemangel entgegengewirkt»,<br />

ist Ivan Schurte, Bereichsleiter von «100pro!» bei<br />

der Wirtschaftskammer, überzeugt.<br />

Interview<br />

Für Remo Kluser, Leiter Berufsausbildung<br />

bei der Hilti AG, hat<br />

die duale Berufsbildung das Zeug<br />

zum Exportschlager, wie er im Interview<br />

betont.<br />

www.liechtenstein.li/<br />

berufsbildung


<strong>oho</strong><strong>#3</strong><br />

BACHELOR (BSc)<br />

Architektur<br />

Betriebswirtschaftslehre<br />

MASTER (MSc)<br />

Architecture<br />

Entrepreneurship<br />

Finance<br />

Information Systems<br />

DOCTORATE (PhD)<br />

Architecture and Planning<br />

Business Economics<br />

www.uni.li 27


Wirtschaft/Bildung<br />

Der Selbstlose<br />

Florian Büchel weiss, was er beruflich will. <strong>Das</strong> war<br />

nicht immer so. Deshalb hat er mit zwei Freunden<br />

mychoice.info gegründet. Mit dieser Online-Plattform<br />

hilft er Jugendlichen bei der Lehrstellensuche –<br />

ehrenamtlich. Text: Silke Knöbl<br />

«Früher wollte ich Eishockey-Goalie werden», erzählt Florian Büchel. Warum?<br />

Weil ihn der Sport fasziniert hat. Gespielt hat er nie. Später wollte er<br />

Landschaftsarchitekt werden. «Die Natur hat mich schon immer begeistert.»<br />

Entschieden hat er sich schliesslich für eine kaufmännische Lehre<br />

bei einer <strong>Liechtenstein</strong>er Bank. «Ich wollte in die Fussstapfen meines Vaters<br />

treten.»<br />

Wer jung ist, weiss vielfach nicht, welchen Beruf er erlernen soll. Viele Berufe<br />

kennt man nicht und bei anderen weiss man nicht genau, was dahintersteckt.<br />

Hinzukommt, dass die Jugendlichen nicht allein entscheiden.<br />

Beeinflusst werden sie von den Lehrern und vor allem auch von den Eltern.<br />

<strong>Das</strong> war auch bei Florian Büchel nicht anders. Deshalb will er Jugendlichen<br />

die Berufswahl mit einem eigenen Projekt erleichtern:<br />

mychoice.info.<br />

Einblick in die Berufswelt<br />

Es ist eine Plattform, auf der verschiedene Berufe mit Videos vorgestellt<br />

werden. Neutral und authentisch. «Die Jugendlichen informieren sich heute<br />

primär im Internet», sagt Florian Büchel. «Und ein multimediales Angebot<br />

dieser Grössenordnung gibt es in der Region noch nicht.» Die Plattform<br />

soll nicht nur Jugendlichen, sondern auch deren Eltern einen Einblick in<br />

die Berufswelt geben.<br />

<strong>Das</strong> Projekt stemmt er in der Freizeit – gemeinsam<br />

mit seinen beiden Jugendfreunden Kevin Gabathuler<br />

und Kevin Frick. Die drei haben ihre Kindheit<br />

im selben Dorf verbracht; sie gingen in dieselbe<br />

Schule und spielten gemeinsam Fussball. Bislang<br />

haben sie über 2’400 Arbeitsstunden in die<br />

Plattform gesteckt.<br />

Lehrberufe<br />

entdecken<br />

Die Videos auf mychoice.info vermitteln<br />

Einblicke in Lehrberufe<br />

verschiedener Branchen.<br />

www.mychoice.info<br />

28


<strong>oho</strong><strong>#3</strong><br />

Florian Büchel gibt Schülern<br />

Einblicke in die selbst entwickelte<br />

Plattform mychoice.info.<br />

Ausgezeichnetes Projekt<br />

Der Aufwand lohnt sich: Die Gründer gewannen<br />

Wettbewerbe, etwa den Ideenkanal<br />

<strong>Liechtenstein</strong> sowie das 11. Interregionale<br />

Jugendprojekt. Zudem erhielten sie<br />

einen Förderpreis in der Höhe von 15’000<br />

Schweizer Franken von einer Stiftung, die<br />

hilft, Bildung und berufliche Weiterbildung<br />

von Jugendlichen und jungen Erwachsenen<br />

in der Region zu fördern.<br />

Fotos: Roland Korner<br />

<strong>Das</strong> Geld fliesst vollumfänglich ins Projekt.<br />

Denn die qualitativ hochwertigen Videos<br />

werden mit Unterstützung einer externen<br />

Firma produziert und sind teuer.<br />

Zudem soll mychoice.info in den nächsten<br />

Monaten auch auf die Schweiz ausgedehnt<br />

werden. «Wir wollen mehr Jugendliche erreichen»,<br />

sagt Florian Büchel.<br />

Um die Aktivitäten voranzutreiben, ist er<br />

regelmässig in Kontakt mit verschiedenen<br />

Berufsverbänden in <strong>Liechtenstein</strong> und der<br />

Schweiz. Florian Büchel ist der Kommunikator<br />

und Finanzchef im Projekt. Die beiden<br />

Rollen liegen ihm. <strong>Das</strong> Wissen und die<br />

Erfahrung hat er sich unter anderem im<br />

Betriebswirtschaftsstudium an der Uni<br />

<strong>Liechtenstein</strong> angeeignet. «Die Ausbildung<br />

war sehr praxisorientiert», erzählt Florian<br />

Büchel. Nicht zuletzt hilft sie ihm auch,<br />

den eigenen Berufsweg weiterzugehen.<br />

Verantwortungsvolle Aufgabe<br />

Der 26-Jährige arbeitet seit September<br />

letzten Jahres bei einem Immobilien- und<br />

Treuhandunternehmen in Vaduz. Die Firma<br />

wird von seinem Vater und zwei weiteren<br />

Partnern geführt. In ein paar Jahren<br />

wird der junge <strong>Liechtenstein</strong>er die Rolle<br />

seines Vaters übernehmen. Eine gute<br />

Nachfolgelösung und eine herausfordernde<br />

Aufgabe, auf die sich Florian Büchel bereits<br />

sehr freut.<br />

mychoice.info wird er weiterhin ehrenamtlich<br />

betreuen. «Es ist nicht unsere Absicht,<br />

Profit damit zu erzielen», sagt der Social<br />

Entrepreneur. «Schliesslich habe ich meinen<br />

Beruf, um Geld zu verdienen.»<br />

Jungunternehmer<br />

unter<br />

sich: v. l. Kevin<br />

Gabathuler,<br />

Kevin Frick,<br />

Florian Büchel<br />

Universität <strong>Liechtenstein</strong><br />

Die staatliche Hochschule ist jung, regional<br />

verankert und international aktiv. Sie bietet<br />

Bachelor-, Master- und Doktoratsstudiengänge<br />

sowie Weiterbildungsprogramme in<br />

den Bereichen Architektur und Raumentwicklung,<br />

Entrepreneurship, Finanzdienstleistungen<br />

und Wirtschaftsinformatik an.<br />

www.uni.li<br />

29


Wirtschaft/Bildung<br />

Rekordhalter der<br />

Vergnügungsbranche<br />

Achterbahnen sind die grossen Attraktionen der zahlreichen<br />

Vergnügungsparks rund um den Globus. Höher, schneller,<br />

spektakulärer: Im Geschäft mit Loopings, Katapultstarts und<br />

Überschlägen mischt mit Intamin Amusement Ri<strong>des</strong> ein<br />

liechtensteinisches Unternehmen ganz vorne mit. Text: Stefan Lenherr<br />

Auch im überschaubaren Wirtschaftsraum <strong>Liechtenstein</strong><br />

gibt es sie noch, die Hidden Champions. So werden Firmen<br />

genannt, die in ihrer Branche zu der absoluten Weltspitze<br />

gehören, aber in der Öffentlichkeit kaum bekannt<br />

sind. Intamin – das Akronym steht für International<br />

Amusement Installations – ist eine davon. Seit der Gründung<br />

1967 zeichnete das Unternehmen bei über 100 Achterbahnen<br />

für die Planung und den Bau verantwortlich<br />

und ist mit seinen Anlagen auf Vergnügungsparks der<br />

ganzen Welt präsent – unter anderem im Disneyland Paris<br />

oder im Europapark Rust. Und doch ist Intamin kein<br />

Name, der ausserhalb der Branche geläufig ist.<br />

Die Werbetrommel rühren, das ist nicht die Sache von Intamin-Chef<br />

Patrick Spieldiener. Und es stört ihn kein bisschen,<br />

wenn die Leute in Paris, London, Las Vegas oder<br />

Abu Dhabi mit einer Achterbahn aus der Intamin-Schmiede<br />

fahren, ohne davon Notiz zu nehmen. «Wir legen da<br />

überhaupt keinen Wert drauf», sagt Spieldiener und erklärt<br />

auch, weshalb. «Kunden, die mit uns neue Bahnen<br />

realisieren, müssen sich sehr stark engagieren. Daher ist<br />

unsere Haltung, dass sie diejenigen sein sollen, die den<br />

Werbeeffekt erzielen und die Lorbeeren einheimsen.» Es<br />

sei für ihn <strong>des</strong>halb auch absolut tabu, über aktuelle oder<br />

anstehende Projekte zu sprechen.<br />

Neue Bestmarken im Visier<br />

Weil Parkbetreiber in Sachen Öffentlichkeitsarbeit naturgemäss<br />

weniger Zurückhaltung an den Tag legen, ist dennoch<br />

zu erfahren, dass Intamin derzeit in Orlando im US-<br />

Bun<strong>des</strong>staat Florida an einem Grossprojekt beteiligt ist.<br />

Der Gründer <strong>des</strong> Unternehmens US Thrill Ri<strong>des</strong>, Bill Kitchen,<br />

plant laut dem Branchenblatt «InPark <strong>Magazin</strong>e» als<br />

Hauptattraktion die rund 300-Millionen-Dollar teure<br />

Attraktion Skyplex inklusive einer Achterbahn, welche<br />

gleich mehrere Bestmarken aufstellen soll. Unter anderem<br />

wird der «Skyscraper», der voraussichtlich im Jahr 2018 in<br />

Betrieb geht, mit 173 Metern die höchste Achterbahn der<br />

Welt sein. Damit das Vorhaben gelingt, vertraut er auf die<br />

Dienste von Intamin. Gegenüber dem «InPark <strong>Magazin</strong>e»<br />

ist Kitchen voll <strong>des</strong> Lobes für die liechtensteinische Firma.<br />

«Wir könnten nicht glücklicher sein, Intamin mit an Bord<br />

zu haben.» Schliesslich sei Intamin dafür bekannt, Rekord-Achterbahnen<br />

zu bauen.<br />

30


<strong>oho</strong><strong>#3</strong><br />

Foto: Jean-Jacques Ruchti<br />

Patrick Spieldiener ist Präsident von Intamin<br />

Amusement Ri<strong>des</strong> und Intamin Transportation,<br />

beide mit Hauptsitz in Schaan, <strong>Liechtenstein</strong>.<br />

Mobilität von morgen<br />

Neben dem Geschäft mit Vergnügungsbahnen<br />

führt Spieldiener eine weitere Firma für Transportlösungen.<br />

In einigen Städten wie Moskau oder<br />

Hamburg sind die Monorail-Systeme, also eingleisige<br />

Hochbahnen, bereits erfolgreich im Betrieb.<br />

Zuletzt hat Intamin Transportation den Auftrag<br />

erhalten, eine Monorail in der italienischen Stadt<br />

Bologna zu bauen. Der sogenannte Marconi Express<br />

soll den Flughafen mit dem Hauptbahnhof<br />

verbinden. Ähnliches schwebt Intamin-Geschäftsführer<br />

Patrick Spieldiener für den <strong>Liechtenstein</strong>er<br />

Hauptort vor. Eine Bahn vom Rheinpark Stadion in<br />

die Innenstadt von Vaduz wäre relativ günstig zu<br />

realisieren und dazu eine Touristenattraktion.<br />

Interview<br />

Die Intamin-Achterbahn<br />

Millennium Force im US-<br />

Bun<strong>des</strong>staat Ohio brach bei<br />

ihrer Eröffnung gleich<br />

mehrere Weltrekorde.<br />

Intamin-Chef Patrick Spieldiener<br />

verrät, welches seine Lieblings-<br />

Achterbahn ist und worauf sich<br />

Besucher von Vergnügungsparks<br />

in Zukunft freuen dürfen.<br />

www.liechtenstein-business.li/<br />

intamin<br />

31<br />

Fotos: Intamin


Publireportage<br />

Schneller als ein Formel-1-Ferrari<br />

Am schnellsten, am höchsten, am spektakulärsten: Superlative<br />

sind in einem gesättigten Markt wie den USA überlebensnotwendig,<br />

um der Konkurrenz ein Schnippchen schlagen zu<br />

können. Und mit Rekorden kennt man sich bei Intamin wahrlich<br />

aus. So zeichnet das Unternehmen auch für die aktuell<br />

schnellste Achterbahn der Welt verantwortlich, die Formula<br />

Rossa im Freizeitpark Ferrari World in Abu Dhabi. Die Besucher<br />

werden hier mithilfe eines 25’000 PS starken hydraulischen<br />

Systems innerhalb von 4,9 Sekunden auf Tempo 240<br />

beschleunigt. Angesichts solcher Werte gerät auch der auf<br />

Understatement bedachte Intamin-Chef ein wenig ins<br />

Schwärmen. «Da stecken schon gewaltige Ingenieursleistungen<br />

dahinter. Solch eine Beschleunigung schafft nicht einmal<br />

ein Formel-1-Ferrari.» Dabei sei das Ende der Fahnenstange<br />

noch längst nicht erreicht. Die technische Entwicklung erleichtert<br />

den Ingenieuren und Designern, mit den Achterbahnen<br />

neue Rekorde aufzustellen. «Der Mensch kann heute<br />

nicht mehr aushalten als vor 100 Jahren, bevor er einen Black<br />

out erfährt», erklärt Spieldiener, «mit den heutigen technischen<br />

Mitteln können wir aber den Beschleunigungsverlauf<br />

viel genauer vorausplanen. Da ist noch vieles möglich.»<br />

Innovation entscheidend<br />

Auch nach fast 50 Jahren im Geschäft werden Spieldiener<br />

und seine weltweit 500 Mitstreiter nicht müde, an neuen Attraktionen<br />

zu tüfteln. Auf den Lorbeeren ausruhen, das kann<br />

man sich bei Intamin ohnehin nicht erlauben. «In unserer<br />

Branche ist Innovation matchentscheidend.»<br />

Je<strong>des</strong> Jahr entwickelt das Unternehmen daher min<strong>des</strong>tens<br />

eine neuartige Anlage. Denn die Konkurrenz schläft nicht.<br />

Im Gegenteil, sie kopiert, was funktioniert. Eine Neuentwicklung<br />

hat eine Halbwertszeit von zwei bis vier Jahren, sagt<br />

Spieldiener, dann ist der Vorsprung dahin und die Mitbewerber<br />

haben dasselbe im Angebot im Programm, bloss günstiger.<br />

«Dann ist es für uns nicht mehr so interessant. Wir<br />

müssen immer einen Schritt voraus sein.»<br />

Und was bringt die Zukunft? «Ein Trend ist sicher, dass man<br />

künftig mit einer Virtual-Reality-Brille auf dem Kopf in die<br />

Achterbahn steigt», sagt Spieldiener. Damit könne man einer<br />

Bahn ein zweites Leben geben, weil sich das Fahrgefühl auf<br />

diese Weise völlig verändert. Wenn Intamin die irdischen<br />

Grenzen einmal ausgereizt haben sollte, bleiben also immer<br />

noch höhere Sphären. «Wenn man etwa das Gefühl der Beschleunigung<br />

synchronisiert mit dem, was man durch die<br />

Brille sieht, erschliessen sich zahlreiche neue Möglichkeiten:<br />

Etwa eine Reise durchs Weltall.»<br />

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32


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33


Kultur/Genuss<br />

Spürsinn für<br />

innovative Ideen<br />

Der Bio-Hof, den Landwirt Franky Willinger mit seiner Frau Leni seit 2009 im<br />

Vaduzer Riet als Pächter betreibt, ist ein Vorzeigehof. Mit viel Tatendrang und<br />

Innovationskraft hat das junge Paar neben der Milchwirtschaft einen Hühnerstall<br />

für Bio-Eier sowie eine Direktvermarktung aufgebaut. Ein Unternehmenskonzept,<br />

bei dem die Liebe zur Natur und zum Tier im Vordergrund steht.<br />

Text: Niki Eder · Fotos: Eddy Risch<br />

34


<strong>oho</strong><strong>#3</strong><br />

4.40 Uhr. Draussen ist<br />

es stockdunkel – und<br />

kalt. Während der<br />

Grossteil der Bevölkerung<br />

noch friedlich<br />

schlummert, heisst es<br />

für Franky und Leni<br />

Willinger Aufstehen.<br />

Ihre 50 Milchkühe<br />

warten schon. Genau<br />

wie Hofhund Tina, der<br />

Herrchen und Frauchen<br />

beim Betreten<br />

<strong>des</strong> Stalls freudig wedelnd<br />

begrüsst. Auf<br />

dem Weg zum Melkstand<br />

krault der 33-jährige Landwirt noch hier und da die<br />

Stirn eines zutraulichen Rinds, dann beginnt die Arbeit. Die<br />

Milchkühe reihen sich schon erwartungsvoll auf. «Je<strong>des</strong><br />

Tier hat seinen eigenen Charakter», sagt Franky Willinger.<br />

«Es gibt echte Persönlichkeiten unter ihnen. Die wachsen<br />

einem dann besonders ans Herz.»<br />

Während der Landwirt seine Kühe melkt, kümmert sich seine<br />

Frau Leni um die Boxen und die Fütterung der Kälber.<br />

Die beiden sind ein eingespieltes Team, arbeiten Hand in<br />

Hand – und haben bereits viel geleistet, bis sie sich um 7.30<br />

Uhr mit ihren zwei Kindern, der 4-jährigen Malin und dem<br />

6-jährigen Björn, an den Frühstückstisch setzen. Die gemeinsame<br />

Zeit mit der Familie ist dem Ehepaar wichtig.<br />

Hier tanken sie neue Kraft und Energie, um sich den Aufgaben<br />

<strong>des</strong> Tages zu stellen. Denn an diesen mangelt es auf einem<br />

Bauernhof nie. Gleich nach dem Frühstück steht die<br />

Arbeit im Hühnerstall an. Und neben den Milchkühen und<br />

Hennen müssen auch noch die 40 Stück Jungvieh sowie die<br />

zwei Esel versorgt werden, die auf dem Hof beheimatet sind.<br />

Einen Jugendtraum verwirklicht<br />

Franky Willinger liebt seinen Beruf. Doch der Weg dahin<br />

gestaltete sich nicht ganz gradlinig. Zwar verbrachte er<br />

schon als Kind jede freie Minute entweder im Schaf- und<br />

Schweinestall seiner Grossmutter oder ansonsten im Kuhstall<br />

<strong>des</strong> Nachbarn, doch es fehlte einfach der eigene Bauernhof,<br />

den er einmal übernehmen konnte – und damit die<br />

Option auf Selbstständigkeit. Als die Berufswahl anstand,<br />

verabschiedete er sich somit von seinem Traum einer Bauernlehre<br />

und trat eine KV-Ausbildung bei einem Triesenberger<br />

Transportunternehmen an. Die Lehre schloss Franky<br />

Willinger auch erfolgreich ab – doch sein Hobby, die Landwirtschaft,<br />

gab er dafür nicht auf. Den grössten Teil seiner<br />

Freizeit half er auf dem Hof <strong>des</strong> Nachbarn mit oder arbeitete<br />

im Sommer auf einer Alp.<br />

Es zeichnete sich<br />

schnell ab: <strong>Das</strong> Büroleben<br />

war auf Dauer<br />

nicht sein Ding. Und so<br />

legte Franky Willinger<br />

mit 20 Jahren eine<br />

Auszeit ein – und reiste<br />

für ein Jahr nach<br />

Kanada, um dort auf<br />

einem Bauernhof zu<br />

arbeiten und nebenbei<br />

Englisch zu lernen.<br />

Eine tolle Erfahrung,<br />

welche ihn zwei Jahre<br />

später erneut nach Kanada<br />

zog. Bei dieser Reise lernte Franky auch seine heutige<br />

Frau kennen. «<strong>Das</strong> war mehr als ein Zufall», erzählt der<br />

Triesenberger. «Ich reiste mit einem Freund quer durch das<br />

Land, als wir in einem Pub auf eine Gruppe Girls aus der<br />

Schweiz trafen, bei der auch Leni dabei war.» Zurück in<br />

<strong>Liechtenstein</strong>, konnte Franky seine neue Bekanntschaft<br />

nicht vergessen – und so fädelte er es geschickt ein, dass er<br />

der in Sax wohnenden Leni eines Abends in einer Bar wieder<br />

über den Weg lief. Von da an waren die beiden unzertrennlich.<br />

Auch Leni, die selbst auf einem Bauernhof aufgewachsen<br />

war und sich zur Köchin ausbilden liess, träumte von einem<br />

Leben auf dem Bauernhof. Und so unterstützte sie ihren<br />

Freund darin, endlich die Lehre als Landwirt zu beginnen.<br />

«Ich bin sicher, dass ich sie irgendwann sowieso gemacht<br />

hätte», so der Triesenberger. «Aber Leni hat diese Entscheidung<br />

sicher beschleunigt.» Zwei Jahre besuchte Franky Willinger<br />

die Landwirtschaftsschule in Salez. Und in den darauffolgenden<br />

Jahren liess er sich berufsbegleitend bis zum<br />

Landwirtschaftsmeister ausbilden. Nun fehlte nur noch der<br />

passende Hof, welchen das junge Paar im Ausland<br />

finden wollte. Die Reise nach Kanada,<br />

um sich dort ein bisschen<br />

umzusehen, war bereits gebucht.<br />

Doch dann kam alles<br />

anders, als sie dachten.<br />

Pacht <strong>des</strong> Riethofs als Chance<br />

Anfang 2008 stiess das junge Ehepaar<br />

auf eine Anzeige, in welcher<br />

die Gemeinde Vaduz den Riethof<br />

im Vaduzer Riet zur Pacht ausschrieb.<br />

«Zwar dachten wir nicht, eine reelle Chance<br />

zu haben, aber wir hatten ja nichts zu verlieren<br />

und so gaben wir unsere Bewerbung ein»,<br />

35


Ihr Erfolg durch unser<br />

kreatives Zusammenspiel<br />

Wir sind Ihr Partner in Sachen Strategie, Kommunikation und Design.<br />

Medienbuero<br />

Oehri & Kaiser AG<br />

Medienbuero Oehri & Kaiser AG · Essanestrasse 116 · 9492 Eschen<br />

T +423 375 90 00 · info@medienbuero.li · www.medienbuero.li<br />

OLIVER HARTMANN › GRAFIK


Kultur/Genuss<br />

<strong>oho</strong><strong>#3</strong><br />

erzählt Franky Willinger. «Als schon wenige Monate später die Zusage<br />

kam, konnten wir es kaum glauben.» Der Triesenberger Landwirt hatte<br />

sich gegen 30 Mitbewerber durchsetzen können. Ein Glücksfall, der alle<br />

Auswandererpläne für die nächsten Jahre in den Hintergrund rücken liess.<br />

Im März 2009 übernahmen Franky und Leni, die mittlerweile geheiratet<br />

hatten, die leeren Gebäude <strong>des</strong> Riethofs. Die Kühe und Maschinen dazu<br />

musste der Landwirt selbst anschaffen. Sein Hunger nach Innovation war<br />

damit allerdings noch nicht gestillt. Und so war der Triesenberger gleich<br />

Feuer und Flamme, als die Anfrage eines Unternehmers aus <strong>Liechtenstein</strong><br />

kam, ob er nicht Bio-Eier für die Region produzieren wolle. «Die Investition<br />

in einen neuen Hühnerstall war eine unserer besten Entscheidungen»,<br />

sagt Franky Willinger. «Bio-Eier aus der Region sind<br />

Mangelware – und so ist die Nachfrage entsprechend gross. Heute beliefern<br />

wir zweimal pro Woche 20 Läden in <strong>Liechtenstein</strong> und im angrenzenden<br />

St. Galler Rheintal mit unseren Eiern und diversen anderen Produkten.»<br />

Eier, die mit gutem Gewissen gegessen werden können. Denn die 500<br />

Hühner auf dem Hof machen einen sichtlich glücklichen Eindruck.<br />

Ihr Federkleid ist prachtvoll und sie können sich frei zwischen Stall und<br />

grosszügigem Aussengehege bewegen. Aufgrund modernster Technologie<br />

erfolgt die Fütterung vollautomatisch und die Eier werden per Förderband<br />

in den Bearbeitungsraum transportiert,<br />

wo Leni oder Franky sie zweimal pro<br />

Tag kontrollieren, putzen, nach Grösse<br />

sortieren und abpacken. Oft werden<br />

sie bei dieser Arbeit auch von Frankys<br />

Vater unterstützt, der mittlerweile<br />

in Pension ist.<br />

Doch der Hühnerstall ist nicht<br />

die einzige Innovation <strong>des</strong> Riethofs.<br />

<strong>Das</strong> Paar hat auch eine Direktvermarktung<br />

aufgebaut, über<br />

die sie neben den Bio-Eiern auch<br />

Fleischwaren, Alpkäse, Fondue, Konfitüre<br />

und vieles mehr anbieten. «Bei der Vermarktung<br />

ist Leni der Chef, und ich helfe, wenn sie Unterstützung<br />

braucht», erklärt Franky Willinger. «Im Stall läuft es andersherum.» Und<br />

als ob all das noch nicht genug Verantwortung wäre, engagiert sich der<br />

Landwirt nebenbei noch in diversen Organisationen wie dem <strong>Liechtenstein</strong>er<br />

Milchverband, der Alpgenossenschaft oder der Bildungskommission<br />

<strong>des</strong> Lehrverbunds St. Gallen-Appenzell-<strong>Liechtenstein</strong>.<br />

Wer das Leuchten in den Augen von Franky Willinger sieht, wenn er von<br />

seiner Arbeit erzählt, weiss: Er ist Landwirt mit Leib und Seele. «Auch<br />

wenn es viele Vorschriften gibt, gefällt mir die Vielseitigkeit an diesem<br />

Beruf. Wenn man innovativ ist und Power hat, gibt es zahlreiche Möglichkeiten,<br />

um etwas auf die Beine zu stellen.» Und so verwundert auch<br />

sein Fazit nicht: «Natürlich ist das Bauernleben streng, aber vor allem ist<br />

es auch schön. Wer kann schon von sich behaupten, sein grösstes Hobby<br />

zum Beruf gemacht zu haben?»<br />

<strong>Liechtenstein</strong> ist<br />

Bio-Weltmeister<br />

In <strong>Liechtenstein</strong> unterstützt der Staat eine nachhaltig<br />

ausgerichtete Landwirtschaft und so produziert jeder<br />

Landwirtschaftsbetrieb innerhalb eines Labelprogramms.<br />

Mehr als 30 Prozent halten sich dabei an die<br />

strengen schweizerischen Richtlinien der Bio-Produktion.<br />

Mit diesen Werten ist <strong>Liechtenstein</strong> im Länderranking<br />

Bio-Weltmeister. Zwar gewinnen nach wie vor die<br />

grossen Länder wie Australien, Argentinien oder die<br />

USA, doch das ändert sich schnell, wenn man den prozentualen<br />

Anteil der Bio-Landwirtschaft an der gesamten<br />

landwirtschaftlichen Produktion betrachtet. Hier<br />

können sich die kleinen Länder profilieren –<br />

allen voran <strong>Liechtenstein</strong>. Mit einem beeindruckenden<br />

Anteil von mehr als 30 Prozent Bio-<br />

Betrieben schneidet das Fürstentum <strong>Liechtenstein</strong><br />

hierbei als Bio-Weltmeister ab.<br />

Unsere Landwirtschaft in Zahlen<br />

• 0,8 % der Beschäftigten in <strong>Liechtenstein</strong><br />

arbeiten in der Land- und Forstwirtschaft.<br />

• 109 Landwirtschaftsbetriebe sind anerkannt.<br />

• Davon sind 33 Bio-Landwirtschafsbetriebe (30,3 %).<br />

• Rund 3’600 ha beträgt die landwirtschaftlich bewirtschaftete<br />

Nutzfläche. Sie nimmt cirka 22 % der<br />

Lan<strong>des</strong>fläche ein.<br />

• Es gibt rund 6’000 Stück Rindvieh, davon 2’800<br />

Kühe. Ein Drittel <strong>des</strong> Rindviehs wird auf liechtensteinischen<br />

Alpen gesömmert.<br />

• Rund 60 Milchbetriebe produzieren 14 Mio.<br />

Kilogramm Milch.<br />

• 48,5 Jahre ist das Durchschnittsalter der<br />

Betriebsleiter.<br />

(Quelle: Amt für Statistik, Landwirtschaftsstatistik 2013)<br />

Foto: Roland Korner<br />

37


Kultur/Genuss<br />

Sturer Esel – von wegen!<br />

Beim legendären Eselfest in Malbun gibt es nur Gewinner.<br />

Doch eine Frage bleibt: Wer ist nun sturer – Mensch oder Tier?<br />

Ein Augenschein beim lustigsten Volksfest Malbuns.<br />

Text und Fotos: Doris Büchel<br />

38


<strong>oho</strong><strong>#3</strong><br />

Sturer Esel! Zu dieser Aussage lässt sich wohl manch ein Zuschauer hinreissen,<br />

wenn jeweils im August das legendäre Eselfest gefeiert wird.<br />

Sturer Esel? Die Frage sei erlaubt: Wer ist nun stur – der Mensch, der da<br />

zieht und schiebt und lockt, um den Esel mit allen (legalen) Mitteln<br />

schnellstmöglich zum Bezwingen <strong>des</strong> Parcours zu bewegen? Oder der<br />

Esel, der nicht wirklich einsieht, wieso es dermassen eilt, wo doch am<br />

Ende <strong>des</strong> Tages so oder so fuderweise Streicheleinheiten und ein Sack<br />

Karotten auf ihn warten? Aber eines nach dem anderen …<br />

Der Esel lässt sich gerne Zeit<br />

Es war ein Prachtstag im August 2015, den sich die Organisatoren rund<br />

um Präsident Normann Bühler zur Austragung <strong>des</strong> 19. Eselfests ausgesucht<br />

hatten. Sattgrüne Wiesen, ein stahlblauer Himmel und ein laues<br />

Lüftlein lockten Hunderte Zuschauer aus dem In- und Ausland nach Malbun,<br />

um sich das Spektakel unterhalb der Friedenskapelle anzusehen.<br />

Enttäuscht wurde dabei keiner: Die Startliste war lang, erstmals waren<br />

auch Lamas und Alpakas am Start. Und entgegen einem gängigen Wettkampf,<br />

bei dem es vor allem um Schneller, Höher und Besser geht, ist<br />

beim Eselfest die Freude der Zuschauer dann am grössten, wenn beim<br />

Parcours nicht alles wie am Schnürchen läuft – was zuweilen der Fall ist.<br />

Doch was der Laie beim Esel gerne als stur und störrisch bezeichnet,<br />

wird dem sanftmütigen und intelligenten Tier nur teilweise gerecht. In<br />

Wahrheit lässt sich der Esel einfach gerne Zeit. Seine Zeit. Unter uns:<br />

Wer sagt denn, dass alles immer schnell und nach Plan verlaufen muss?<br />

Wieso nicht einfach mal einen Moment innehalten, um das wunderbare<br />

Bergpanorama zu geniessen? Einen Happen grünes Gras zu kosten?<br />

Oder einfach so, der puren Freude zuliebe? Eben. Freude hatten am<br />

Schluss übrigens fast alle: Die Zuschauer, die sich köstlich amüsierten,<br />

der Sieger, der den Parcours mit Esel Tommy in lediglich 58 Sekunden<br />

bewältigte, und sogar Esel Sorry, der – passend zum Namen und den<br />

vier komplett verweigerten Hindernissen – ein Vielfaches der Siegerzeit<br />

für die insgesamt sieben Hürden benötigte und somit das Schlusslicht<br />

der Rangliste bildete. Doch Tommy wie auch Sorry war’s einerlei. Denn:<br />

Beim Eselfest Malbun gibt’s am Schluss nur Gewinner und für alle denselben<br />

Preis – einen grossen, prall gefüllten Sack Karotten und massenhaft<br />

Streicheleinheiten.<br />

Wer’s verpasst, ist selber schuld<br />

Übrigens: Nebst dem Hindernisparcours gibt es beim Eselfest auch einen<br />

«Esel Grand Prix». Gewinner ist, wer vor den Augen und Zurufen der vielen<br />

Zuschauer am Wegrand die Strecke vom Alpenhotel Vögeli bis zur<br />

Talstation Sareis und zurück am schnellsten zurücklegt. Auch bei diesem<br />

äusserst unterhaltsamen Rennen zeigt sich, dass sich Esel lieber<br />

überzeugen als dressieren, geschweige denn aus der Ruhe bringen lassen.<br />

Und weil dabei sein beim Eselfest wichtiger ist als Gewinnen, dreht<br />

manch eine Reiterin oder ein Reiter eine Ehrenrunde – nicht immer freiwillig<br />

zwar, aber trotzdem. Egal: Denn am Ende <strong>des</strong> Tages sind sowieso<br />

alle gleich und haben ihren Grund zur Freude: Die Esel, die sich auf den<br />

grünen Weiden ihrer Lieblingsbeschäftigung zuwenden – dem Fressen;<br />

und die Menschen, die den Tag in geselliger Runde im oder rund um das<br />

Festzelt, im Herzen Malbuns, ausklingen lassen.<br />

Eselfest 2016<br />

Gute Nachrichten: Am 6. August 2016 feiert der<br />

Verein Eselfest Malbun Jubiläum. Dann nämlich<br />

geht das beliebte Eselfest bereits zum 20. Mal<br />

über die Bühne. Regelmässig trifft sich <strong>des</strong>halb<br />

das siebenköpfige Organisationskomitee, um erneut<br />

ein abwechslungsreiches und stimmungsvolles<br />

Rahmenprogramm für Jung und Alt auf die<br />

Füsse zu stellen. «Wir laden alle ein, am 6. August<br />

nach Malbun zu kommen und aktiv an unserem<br />

Eselfest dabei zu sein», sagt Normann Bühler, Präsident<br />

<strong>des</strong> Vereins. Dabei hält das OK an seinem<br />

bewährten Konzept fest, bei dem sich alles um die<br />

Esel und die Geselligkeit dreht. Doch keine Bange:<br />

Für alle, die zufällig keine eigenen Esel im Stall<br />

haben, stellen die Vereinsmitglieder ihre eigenen<br />

Tiere zur Verfügung. Und auch die Alpakas und<br />

Lamas werden wieder Teil <strong>des</strong> Familienfestes<br />

sein.<br />

Naturverbundene Jugend<br />

Übrigens: Um Nachwuchs braucht sich der Verein<br />

keine Sorgen zu machen – weder bei den Tieren,<br />

noch bei den Mitgliedern. Der Verein zählt rund<br />

60 Mitglieder und ständig rücken Junge nach.<br />

«Die Triesenberger Jugend ist sehr natur- und tierverbunden»,<br />

so Bühler. Nach so vielen guten Neuigkeiten<br />

steht einem gelungenen 20. Eselfest in<br />

Malbun nichts mehr im Weg.<br />

Online-Video<br />

<strong>Das</strong> Eselfest hautnah erleben?<br />

Ein lustiges Video und weitere<br />

Bilder gibt es unter<br />

www.tourismus.li/eselfest


Kultur/Genuss<br />

Event-Highlights<br />

2016/2017<br />

Egal ob jung oder alt, ausgeflippt oder traditionell – Langeweile ist in <strong>Liechtenstein</strong> tabu.<br />

Und so sorgt das ganze Jahr über eine Vielzahl an Veranstaltungen in allen Gemeinden<br />

für breit gefächerte Unterhaltung. Besucher können regionale und internationale<br />

Theaterproduktionen geniessen, sich bei Lesungen oder beim Filmfest Vaduz in neue<br />

Gedankenwelten entführen lassen oder bei Musikfestivals die Sohlen heisstanzen.<br />

Im Folgenden eine kleine Auswahl an Events in <strong>Liechtenstein</strong>. Die gesamte Liste der<br />

aktuellen Veranstaltungen findet sich unter www.tourismus.li/events.<br />

EM-Meile in Vaduz<br />

10. Juni – 10. Juli 2016, Vaduz Städtle<br />

www.em-meile.li<br />

17. LGT Alpin Marathon<br />

11. Juni 2016, von Bendern bis Malbun<br />

www.lgt-alpin-marathon.li<br />

FL1 Life Festival<br />

1. – 2. Juli 2016, Schaan,<br />

SAL Saal am Lindenplatz<br />

www.fl1.life<br />

Rock around Malbun<br />

2. – 3. Juli 2016, Malbun<br />

www.rockaroundmalbun.li<br />

24. LiGiTa <strong>Liechtenstein</strong>er<br />

Gitarrentage<br />

2. – 9. Juli 2016,<br />

<strong>Liechtenstein</strong>er Unterland<br />

www.ligita.li<br />

2016 CEV Beachvolleyball<br />

20. – 24. Juli 2016, Vaduz Städtle<br />

www.beachvolley.li<br />

Filmfest Vaduz<br />

4. – 8. August 2016, Vaduz,<br />

Peter-Kaiser-Platz<br />

www.filmfest.li<br />

Eselfest in Malbun<br />

6. August 2016, Malbun,<br />

Liftstation Täli<br />

www.eselfest.li<br />

<strong>Liechtenstein</strong>er Staatsfeiertag<br />

15. August 2016, Vaduz<br />

www.staatsfeiertag.li<br />

The Princely <strong>Liechtenstein</strong> Tattoo<br />

1. – 3. September 2016,<br />

Schellenberg, Burgruine<br />

www.princely-tattoo.li<br />

21. LIHGA<br />

(<strong>Liechtenstein</strong>ische Industrie-,<br />

Handels- und Gewerbeausstellung)<br />

2. – 10. September 2016, Schaan,<br />

Messeplatz<br />

www.lihga.li<br />

Golden Fly Series –<br />

Weltklasse-Leichtathletik<br />

8. September 2016, Schaan, Lindenplatz<br />

www.verein-isl.li<br />

Beizafestival<br />

23. September 2016, Schaan<br />

www.beizafestival.li<br />

Triesenberger Wochen –<br />

typisch einheimische Gerichte<br />

14. Oktober bis 20. November 2016,<br />

Triesenberg<br />

www.triesenberger-wochen.li<br />

Saisonstart Skigebiet Malbun<br />

8. Dezember 2016, Malbun<br />

www.bergbahnen.li<br />

Weihnachtsmarkt Vaduz<br />

10. und 11. Dezember 2016,<br />

Vaduz Städtle<br />

www.erlebevaduz.li<br />

Fasnacht<br />

23. – 28. Februar 2017, <strong>Liechtenstein</strong><br />

www.fasnacht.li<br />

slowUp Werdenberg-<strong>Liechtenstein</strong><br />

7. Mai 2017, <strong>Liechtenstein</strong>/Werdenberg<br />

www.slowup-werdenberg-liechtenstein.ch<br />

<strong>Liechtenstein</strong>er Staatsfeiertag<br />

15. August 2017, Vaduz<br />

www.staatsfeiertag.li<br />

40


<strong>oho</strong><strong>#3</strong><br />

Foto: Roland Korner<br />

<strong>Liechtenstein</strong> ist Ehrengast<br />

an der OLMA 2016<br />

Vom 13. bis 23. Oktober 2016 präsentiert sich <strong>Liechtenstein</strong> bereits zum<br />

fünften Mal als Ehrengast an der OLMA, einer der grössten Publikumsund<br />

Konsumgütermessen der Schweiz. <strong>Das</strong> Motto lautet «hoi metanand»<br />

und soll bei den Besuchern Sympathie und Neugier auslösen.<br />

«hoi metanand» – jeder, der in <strong>Liechtenstein</strong> schon zu Besuch war, hat diesen typischen Gruss<br />

min<strong>des</strong>tens schon einmal gehört. Er drückt die der Bevölkerung so eigene Nähe, Offenheit und<br />

Herzlichkeit aus. Und genau dies will auch der Auftritt <strong>Liechtenstein</strong>s an der OLMA vermitteln.<br />

<strong>Das</strong> Land will positiv überraschen und in guter und herzlicher Erinnerung bleiben.<br />

<strong>Liechtenstein</strong> entdecken<br />

<strong>Das</strong> Herzstück <strong>des</strong> Messeauftritts ist die <strong>Liechtenstein</strong>-Sonderschau auf über 600 m 2 Fläche. Die<br />

Besucher haben hier die Möglichkeit, <strong>Liechtenstein</strong> während 10 Tagen in all seinen Facetten zu<br />

entdecken, zu erleben und in direkten Kontakt mit <strong>Liechtenstein</strong> zu treten. Dabei steht die gute<br />

und langjährige Beziehung zwischen <strong>Liechtenstein</strong> und der Schweiz klar im Vordergrund.<br />

Höhepunkt <strong>des</strong> OLMA-Auftritts in St. Gallen ist der Tag <strong>des</strong> Ehrengastes am Samstag, 15. Oktober<br />

2016. <strong>Liechtenstein</strong>er Vereine präsentieren in diesem Rahmen die Vielfalt <strong>des</strong> <strong>Fürstentums</strong><br />

in einem bunten Programm. Während am Vormittag rund 1’000 <strong>Liechtenstein</strong>er in einem fröhlichen<br />

Umzug durch die St. Galler Innenstadt ziehen, findet am Nachmittag auf dem<br />

OLMA-Gelände ein von <strong>Liechtenstein</strong>ern gestaltetes Arenaprogramm statt. Der Tag ist also<br />

ideal, um <strong>Liechtenstein</strong> gemeinsam mit Familie und Freunden ganz persönlich zu erleben.<br />

Auch die beliebte Tierausstellung der OLMA steht 2016 ganz im Zeichen <strong>des</strong> <strong>Fürstentums</strong>.<br />

Sie zeigt die Besonderheit und Leistungsfähigkeit der liechtensteinischen Nutztierzucht<br />

auf. In diesem Sinne: Auf zur OLMA! Ein spannen<strong>des</strong> Erlebnis und so einige Überraschungen<br />

sind garantiert.<br />

Weitere Infos unter: www.olma.li<br />

41


Fürstliche Momente<br />

Museums- und<br />

Erlebnispass<br />

www.erlebnispass.li<br />

<strong>Liechtenstein</strong> erleben.<br />

Mit der «<strong>Liechtenstein</strong> all inclusive»-Karte entdecken Sie über 20 spannende<br />

Attraktionen im Wert von rund 200 Franken und dies zu einem Schnäppchenpreis<br />

von nur 23 Franken!<br />

42<br />

<strong>Liechtenstein</strong> Center<br />

Städtle 39, 9490 Vaduz, <strong>Liechtenstein</strong>, T +423 239 63 63, info@liechtenstein.li, www.tourismus.li


Die Höhensiedlung<br />

auf «Hinder Prufatscheng»<br />

<strong>oho</strong><strong>#3</strong><br />

400 Jahre altes Walserhaus in Triesenberg<br />

Triesenberg ist ein traditionsbewusstes Bergdorf in <strong>Liechtenstein</strong>. Entstanden aus einer Walsersiedlung<br />

im 13./14. Jahrhundert, hat die Gemeinde über all die Jahre ihre Geschichte in Ehren gehalten.<br />

Patrik Birrer, Leiter der Denkmalpflege <strong>Liechtenstein</strong>, hat sich intensiv mit der Architektur<br />

der alten Häuser befasst und erklärt, wie der Walser-Geist nach rund 700 Jahren noch heute in der<br />

Wohnbausiedlung spürbar ist. Interview: Niki Eder<br />

Herr Birrer, oft spricht man davon, dass die<br />

Holzbauweise typisch walserisch ist. Gibt es<br />

tatsächlich eine charakteristische Walserhaus-<br />

Architektur, die sich durch alle Walsersiedlungen<br />

hindurch zieht?<br />

Patrik Birrer: Die Holzbauweise ist aufgrund der<br />

waldreichen Gegenden und <strong>des</strong> vorhandenen Baumaterials<br />

in unserem Alpengebiet seit alters her<br />

die bevorzugte Bauweise. So ist die Holzbauarchitektur<br />

nicht per se typisch walserisch. Aber im<br />

Wissen darum, dass viele Walsersiedlungen erst<br />

aufgrund der Rodungstätigkeit entstanden sind,<br />

macht die Verwendung <strong>des</strong> ausreichend zur Verfügung<br />

stehenden Baumaterials Holz natürlich Sinn.<br />

Hierzulande zeigt sich die Wahl der Baumateria-<br />

lien und der Bautechniken in den drei hauptsächlichen<br />

Anwendungen Mauerwerk, Ständerbau und<br />

Strickbau. In der Nutzung der unterschiedlichen<br />

Holzbautechniken kann eine zeitliche Entwicklung<br />

abgelesen werden. Der Bohlenständerbau<br />

kommt vor dem Strickbau, welcher erst um 1500<br />

nach und nach einsetzte. Vorherrschend war das<br />

zweigeschossige, unterkellerte Holzhaus oder das<br />

Holz-Stein-Haus – z. B. mit gemauerter Küche.<br />

Und wie muss man sich den Innenbereich der<br />

alten Walserhäuser vorstellen?<br />

Wichtig für die Wohnhaustypologie und die Entwicklung<br />

der Raumordnung war stets die Feuerbzw.<br />

Herdstelle als zentraler Ort in einem Haus.<br />

Patrik Birrer,<br />

Leiter der Denkmalpflege<br />

<strong>Liechtenstein</strong><br />

43


Kultur/Genuss<br />

Die Entwicklung von der offenen Feuerstelle bis hin zum geschlossenen,<br />

rauchfreien Eisenherd samt Stubenofen bestimmte die räumliche<br />

Entwicklung im Wohnhaus massgeblich. Bezüglich Raumstrukturen<br />

findet sich im hiesigen Siedlungsgebiet vom ausgehenden<br />

Mittelalter bis nach Ende <strong>des</strong> Ersten Weltkrieges daher derselbe<br />

Wohnraumtyp <strong>des</strong> sogenannten «Drei-Raum-Hauses». Die funktionale<br />

Dreiteilung <strong>des</strong> Erdgeschosses in Stube und Nebenstube mit dazu<br />

quergestellter Küche und mit Kammern im Obergeschoss setzte sich<br />

bereits ab dem Spätmittelalter durch. Von einer eigentlichen «Walser-Architektur»<br />

sprechen wir heute somit nicht mehr. Charakteristisch<br />

sind in Triesenberg die alten, sonnenverfärbten Holzhäuser<br />

mit ihren markanten Giebelfassaden gegen die Talseite aber allemal.<br />

Es gibt viele architektonische Zeitzeugen der alten Walserkultur in<br />

Triesenberg. Welches würden Sie als das bedeutendste Gebäude<br />

bezeichnen?<br />

Von besonderer historischer Bedeutung ist sicher die Kapelle<br />

St. Theodul auf Masescha, die erste Kirchengründung der eingewanderten<br />

Walser am Berg. Der erste Bau wurde wohl um 1300 errichtet<br />

und 1465 wird die Kapelle erstmals schriftlich erwähnt. Im nächsten<br />

Jahr soll die Kapelle übrigens wieder umfassend restauriert werden.<br />

Durch die rege Bautätigkeit seit den 1950er-Jahren hat sich das<br />

Dorfbild sehr geändert und die Weiler wachsen mehr und mehr<br />

zusammen. Wie würden Sie im Sinne der Denkmalpflege die Ortsbildqualität<br />

in Triesenberg bewerten?<br />

Alle Gemeinden in <strong>Liechtenstein</strong> haben sich in den letzten Jahrzehnten<br />

massgeblich verändert. Triesenberg hat aufgrund seiner<br />

typischen Siedlungsstruktur zumin<strong>des</strong>t den Dorfcharakter erhalten<br />

können. Wenn es gelingt, auch künftig eine gesunde Mischung von<br />

alter und neu wachsender Bausubstanz nebeneinander qualitätvoll<br />

bestehen zu lassen, leisten wir einen wesentlichen Beitrag für ein<br />

intaktes Ortsbild. Es gibt in Triesenberg noch zahlreiche Baudenkmäler,<br />

die für die Identität der Gemeinde sowie für <strong>Liechtenstein</strong><br />

von grosser Bedeutung sind und daher gepflegt und geschützt werden<br />

müssen.<br />

<strong>Das</strong> Walsermuseum im<br />

Triesenberger Dorfzentrum<br />

Walser-Kultur<br />

<strong>Das</strong> ausführliche Interview mit<br />

Patrik Birrer und weitere Infos<br />

zum Walsertum gibt es unter:<br />

Wo ist die ehemalige Streusiedlung der<br />

Walser heute noch in der Gemeinde erkennbar?<br />

Prähistorische Streufunde und romanische Flurnamen<br />

wie Guflina, Lavadina usw. weisen vielfach<br />

auf eine vorwalserische Nutzung <strong>des</strong> Gebietes hin. Die<br />

Walser besiedelten zuerst die höheren Lagen und breiteten sich<br />

erst später talwärts aus. Es bildeten sich dabei Siedlungen mit unterschiedlichen<br />

Weilern. Masescha war einer der ersten Siedlungsorte<br />

der Walser, liegt in etwa 1’250 Metern Höhe und gehört heute<br />

noch zu den schönsten Lagen im Land. Trotz reger Bautätigkeit<br />

der letzten Jahrzehnte sind aber auch die anderen Weiler im Dorf<br />

noch gut erkenn- und spürbar. Einen ganz speziellen und beschaulichen<br />

Ort stellt sicherlich die als Rodungsinsel entstandene Höhensiedlung<br />

auf «Hinder Prufatscheng» dar. Geprägt wird der Weiler<br />

durch zwei Wohnbauten aus der Mitte <strong>des</strong> 16. und 19.<br />

Jahrhunderts und mehrere Heuställe. Im 18. Jahrhundert lebten<br />

hier vier Familien, hundert Jahre später noch zwei. Seit 1979 ist<br />

das alte und denkmalgeschützte «Prufatschengerhaus» im Besitz<br />

der Gemeinde Triesenberg, welche das Objekt in der Folge<br />

1983/84 vorbildlich renoviert und teilweise rekonstruiert hat.<br />

www.tourismus.li/walser<br />

In welchen Bereichen spüren Sie persönlich, dass der einstige<br />

Walser-Geist noch in der Gemeinde lebt?<br />

Die «Freien Walser» wurden von den Lan<strong>des</strong>herren für<br />

ihre Rodungstätigkeit mit besonderen Freiheitsrechten<br />

ausgestattet. So besassen sie mit der «Freien<br />

Erbleihe» ein besonders günstiges Besitz- und Nutzungsrecht.<br />

Sie waren von Steuern befreit und<br />

hatten lediglich einen Zins zu entrichten. Im Jahr<br />

1618, unter den Grafen von Hohenems, wurden die<br />

besonderen Rechte der Walser aufgehoben, d. h. sie<br />

wurden wie die anderen Lan<strong>des</strong>bürger leibeigen. Dieses<br />

freie Gedankengut, verbunden mit einer grossen Portion<br />

Stolz, Selbstbewusstsein und sprachlicher Eigenständigkeit<br />

spürt man heute noch. Dies macht die Zusammenarbeit mit den<br />

«Bärgern» mitunter spannend und auch herausfordernd. Im Mainstream<br />

der heutigen Zeit ist der durchaus noch lebendige «Walser-<br />

Geist» daher eine wahrliche Bereicherung unserer Kultur im<br />

Rheintal!<br />

Walser-Tipp<br />

Wer sich für die Sagen, Legenden und Geschichten der<br />

alten Walser interessiert, kommt auf dem WalserSagenWeg<br />

voll auf seine Kosten. Wandernde begegnen auf dem Weg<br />

durch die wunderschöne Kulturlandschaft bizarren Gestalten<br />

wie zum Beispiel den «Wildmannli» oder dem «Feuerroten<br />

Geissbock» und erfahren, was es mit dem «Nachtvolk»<br />

auf sich hat. Ein Abenteuerweg der besonderen Art.<br />

www.tourismus.li/sagenweg<br />

44


Publireportage<br />

<strong>oho</strong><strong>#3</strong><br />

«Alles von Hand –<br />

Bauernarbeit vor 100 Jahren»<br />

<strong>Das</strong> MuseumMura besitzt eine in <strong>Liechtenstein</strong> einzigartige<br />

Sammlung von volkskundlichen Objekten, die sowohl<br />

die Entwicklung <strong>des</strong> Gewerbes wie auch der Landwirtschaft<br />

dokumentieren. Ein Teil seiner Schätze wird in der<br />

aktuellen Ausstellung gezeigt, die sich dem Thema Arbeit<br />

auf den Feldern widmet.<br />

The Princely <strong>Liechtenstein</strong><br />

Tattoo Historische Burgruine Schellenberg<br />

<strong>Das</strong> «Princely Tattoo» feiert 2016 sein 5-Jahre-Jubiläum<br />

auf der historischen Burgruine Schellenberg. Erneut<br />

erwarten die Besucher hochkarätige Militärund<br />

Polizeimusik aus Europa, überregionale<br />

Spitzenformationen, fantastische Stimmung, unvergessliche<br />

Shows und eine eindrucksvolle Atmosphäre.<br />

Fans und Zuschauer schätzen den Anlass vor<br />

allem wegen <strong>des</strong> einzigartigen Charmes, welcher auf<br />

der von Wäldern umgebenen historischen Burgruine<br />

herrscht.<br />

Weitere Informationen & Tickets<br />

1. bis 3. September 2016<br />

300 Teilnehmer / 7 Nationen / rund 5’000 Zuschauer<br />

www.princely-tattoo.li<br />

KULTUR IN LIECHTENSTEIN<br />

Dauer: bis März 2017<br />

Öffnungszeiten: Jeden ersten Sonntag im Monat,<br />

13.30-18 Uhr, Eintritt: frei<br />

Führungen: während der Woche auf Anfrage möglich<br />

www.museummura.li<br />

Themenwege und Lehrpfade<br />

Die beste Art und Weise, Erholung mit Natur und Wissen zu<br />

verbinden? Themenwege und Lehrpfade! In <strong>Liechtenstein</strong> gibt<br />

es 16 Wege, die auf ganz unterschiedliche Weise Informationen<br />

vermitteln. Da gibt es zum Beispiel den Forscherweg in Malbun,<br />

den WalserSagenWeg in Triesenberg, den Historischen Höhenweg<br />

von Bendern nach Schellenberg oder den Kulturweg in<br />

Schaan. Für jeden Geschmack ist etwas dabei. Ein spannen<strong>des</strong><br />

Erlebnis für die ganze Familie ist garantiert.<br />

Weitere Informationen<br />

www.tourismus.li/themenwege<br />

45


Kultur/Genuss<br />

Nachbarschaftskultur<br />

Ein kleines Land wie <strong>Liechtenstein</strong> kann und darf sich nicht abschotten.<br />

Globalisiertes Denken und Handeln bestimmen den Alltag. Und das bereits seit<br />

1806, als <strong>Liechtenstein</strong> seine Unabhängigkeit erlangte. Die Beziehungspflege zu<br />

den unmittelbaren Nachbarn gehört ebenso zum Tagesgeschäft wie die<br />

internationale Ausweitung von politischen und wirtschaftlichen Bemühungen.<br />

Auch die Kultur trägt dazu bei: Sie liefert für die internationale Vernetzung<br />

Anknüpfungspunkte. Text: Elisabeth Huppmann · Illustration: Stephanie Ganahl (Kunstschule)<br />

Jeder weiss, dass eine gute Nachbarschaft viel wert ist. Ein<br />

kleines Land wie <strong>Liechtenstein</strong>, das mit seinen 160 km 2<br />

schnell an seine Grenzen stösst, ist sich seiner Nachbarn<br />

sicherlich stärker bewusst als manch grosses Land. Der<br />

Blick ist unweigerlich nach aussen gerichtet, ohne dabei die<br />

eigenen Besonderheiten aus den Augen zu verlieren. Daraus<br />

resultiert eine konsequente Nachbarschaftspflege.<br />

Ein Nachbar erlebt das Umfeld und somit politische, wirtschaftliche<br />

und soziale Veränderungen gleich. Er sieht sich<br />

mit den gleichen Problemen und Herausforderungen der<br />

heutigen Zeit konfrontiert. Und dennoch sieht und bewertet<br />

er diese anders. Aufgrund unterschiedlicher Erfahrungen<br />

und Fähigkeiten sind unterschiedliche Lösungsansätze<br />

möglich. Um davon profitieren zu können, muss jedoch ein<br />

erster Schritt aufeinander zu gemacht werden. Man muss<br />

sich kennen- und schätzen lernen, Gemeinsamkeiten erkennen<br />

und Unterschiede nicht als abschreckend, sondern als<br />

befruchtend empfinden. Fern von politischem und wirtschaftlichem<br />

Vorteilsdenken schafft die Kultur erste Berührungspunkte,<br />

die zu echten Anknüpfungspunkten werden<br />

können. Eine kulturelle Vernetzung auf internationaler Ebene<br />

ist die Folge.<br />

Grenzenlose Kultur<br />

Denn im Gegensatz zum Staat kennt die Kultur keine Grenzen.<br />

Sie vermittelt dort, wo sprachliche oder gesellschaftskulturelle<br />

Unterschiede den Austausch erschweren. Sie<br />

führt Menschen zusammen, regt zur Diskussion an und<br />

zeigt neue Wege auf. Mit ihren historischen Wurzeln und<br />

Elisabeth Huppmann,<br />

Kulturmanagerin und Kulturbeauftragte<br />

der Gemeinde<br />

Mauren-Schaanwald<br />

ihrer langjährigen Entwicklung trägt sie zudem zu einem<br />

vertieften Identitätsgefühl bei. Ein wichtiger Prozess, dem<br />

sich kein Land entziehen darf – egal, ob gross oder klein.<br />

«Die ganze Kultur ist eine grosse, endlose Zusammenarbeit»,<br />

wie es der schwedische Schriftsteller August Strindberg formulierte.<br />

In dieser Zusammenarbeit gilt es eigene Ideen einzubringen,<br />

andere Meinungen gelten zu lassen und offen für<br />

Neues zu sein. Dies setzt eine gewisse Neugier voraus, die<br />

ein weiteres Wesensmerkmal der Kultur ist.<br />

Die Tatsache, dass sich in <strong>Liechtenstein</strong> über 3’000 Privatpersonen<br />

– bei einer Bevölkerung von rund 37’500 Personen<br />

– in Verbänden, Vereinen oder als Kulturschaffende betätigen,<br />

macht deutlich, dass das Kulturengagement hierzulande<br />

eine lange Tradition hat. Dieses Privatengagement wird<br />

46


<strong>oho</strong><strong>#3</strong><br />

vom allgemeinen Wohlstand begünstigt und von der öffentlichen und<br />

wirtschaftlichen Seite gefördert. Darüber hinaus setzen sich zahlreiche<br />

Institutionen, die auch ausserhalb der Lan<strong>des</strong>grenzen einen guten<br />

Ruf geniessen, für Kultur ein. Anders ist es wohl auch nicht zu<br />

erklären, dass zahlreiche Stiftungen kulturfördernde Ziele verfolgen.<br />

Dank dem langjährigen kulturellen Engagement aller kann – und<br />

muss – <strong>Liechtenstein</strong> längst nicht mehr nur als Finanz- und Wirtschaftsstandort,<br />

sondern auch als Kulturland angesehen werden. Kulturpolitische<br />

Bemühungen der letzten Jahre, wie z. B. Kulturabkommen<br />

mit der Schweiz und Österreich, verdeutlichen das Anliegen,<br />

dieses Bild auch im Ausland zu vermitteln. Und was auf politischer<br />

Ebene mit Abkommen zum Ausdruck gebracht wird, findet im Kulturbereich<br />

mittels grenzüberschreitenden Projekten und Gastspielen<br />

statt. Dabei reicht die Palette von klassischen Kulturprojekten wie<br />

dem Kooperationsprojekt «Reiseziel Museum» (Zusammenarbeit mit<br />

Vorarlberg), dem Kunst-Wettbewerb «Heimspiel» (Zusammenarbeit<br />

mit der Ostschweiz und Vorarlberg) über Gastspiele <strong>des</strong> Wiener Burgoder<br />

Volkstheaters, <strong>des</strong> Deutschen Theaters Berlin<br />

oder <strong>des</strong> Schauspielhauses Zürich im TAK<br />

Theater <strong>Liechtenstein</strong> bis hin zu gemeinsam<br />

finanzierten Sammlungsankäufen<br />

für das Kunstmuseum<br />

<strong>Liechtenstein</strong><br />

(Sammlung Ricke, 2006).<br />

Kulturaustausch<br />

Ergebnisse der kulturellen<br />

Beziehungspflege<br />

sind aber nicht nur<br />

Aktionen im eigenen<br />

Land. Regelmässig ist<br />

<strong>Liechtenstein</strong> an der<br />

Frankfurter und Leipziger<br />

Buchmesse vertreten, ist Teil<br />

ausländischer Kulturfestivals<br />

(Poolbar) und präsentiert sich an internationalen<br />

Kulturgrossanlässen (Biennale<br />

von Venedig). <strong>Das</strong> <strong>Liechtenstein</strong>ische Lan<strong>des</strong>museum<br />

und das Kunstmuseum <strong>Liechtenstein</strong> pflegen<br />

einen intensiven Austausch auf regionaler und internationaler Ebene.<br />

Ein Engagement, das beiderseitigen Nutzen mit sich bringt, wie die<br />

Vermittlung der Ausstellung «Matheliebe» ins Ägyptische Museum<br />

München und zahlreiche bereits realisierte Gemeinschaftsausstellungen<br />

belegen. Eine Besonderheit <strong>Liechtenstein</strong>s ist es, dass dabei auch<br />

die lokale Nachbarschaftspflege nicht vergessen geht. Sieben der elf<br />

politischen Gemeinden betreiben eigene Kulturinstitutionen und fast<br />

jede Gemeinde trägt durch ihre Kulturgütersammlungen zur Heimatund<br />

Brauchtumspflege bei.<br />

Kultur als Brückenbauerin<br />

All dies belegt eindrücklich, wie intensiv <strong>Liechtenstein</strong> gutnachbarschaftliche<br />

Beziehungen pflegt. Egal, ob auf lokaler, regionaler<br />

oder internationaler Ebene. Die Vergangenheit hat bewiesen,<br />

dass Kultur eine wichtige Brückenbauerin ist. In einem Land, das<br />

von Bergen und dem Rhein begrenzt wird, ein nicht zu unterschätzender<br />

Faktor. Die Kultur vermittelt zwischen Kommunen,<br />

Regionen und Ländern, agiert grenzüberschreitend und völkerverständigend.<br />

Sie trägt dazu bei, dass Nachbarschaft nicht nur<br />

als «Gemeinschaft <strong>des</strong> Ortes» (nach der soziologischen Theorie<br />

Ferdinand Tönnies) verstanden wird. Kultur schafft Nähe, weckt<br />

Neugier, bietet Unterstützung, zeigt Gemeinsamkeiten und Unterschiede<br />

auf, schärft den Blick, stärkt das Identitätsbewusstsein<br />

und bringt soziokulturelle Grenzen zum Wanken.<br />

Mit dem Engagement im Aussenbereich wird auch das Eigene<br />

deutlicher. «Wenn wir uns mit den Augen der Nachbarn betrachten<br />

könnten, würden wir uns oft beneiden»,<br />

bringt es der Schweizer Journalist<br />

Walter Ludin auf den Punkt.<br />

<strong>Liechtenstein</strong> kennt den<br />

Wert einer positiven<br />

Aussensicht. Und so<br />

ist die Pflege der<br />

nachbarschaftlichen<br />

Beziehungen<br />

– egal, ob<br />

auf politischer,<br />

wirtschaftlicher,<br />

sozialer<br />

oder kultureller<br />

Ebene – längst<br />

Bestandteil heimischer<br />

Kultur geworden.<br />

Der Kultur eines<br />

kleinen Lan<strong>des</strong>, das um seine<br />

Grenzen weiss, diese jedoch<br />

nicht nur als Hindernis, sondern als<br />

Chance wahrnimmt. Wird der Kultur der Stellenwert<br />

beigemessen, der ihr gebührt, kann sie einen wichtigen<br />

Beitrag zur gutnachbarschaftlichen Beziehungspflege, zum Miteinander<br />

in Zeiten der zunehmenden Isolation, zum Gedankenaustausch<br />

in Zeiten der scheinbar unüberwindbaren Gegensätze<br />

leisten. Und wenn – wie es der österreichische Dramatiker<br />

Johann Nepomuk Nestroy formulierte – «die Kultur im Herzen<br />

je<strong>des</strong> Einzelnen beginnt», dann trägt jeder zur Pflege der gutnachbarschaftlichen<br />

Beziehungen bei. Eben echte Nachbarschaftskultur!<br />

47


Kultur/Genuss<br />

Ein Land zwischen<br />

zwei Buchdeckeln<br />

Historische und unterhaltsame Kriminal- und<br />

Abenteuerromane sind sein Ding. So blickt Armin<br />

Öhri, preisgekrönter Autor und Gründer <strong>des</strong><br />

<strong>Liechtenstein</strong>er Literatursalons, in seinem neuesten<br />

Werk auch auf die Geschichte <strong>Liechtenstein</strong>s<br />

zurück. Auf einen Kaffee mit einem, der so gar<br />

nicht dem Klischee eines Schriftstellers entspricht<br />

und doch schreibt, weil er nicht anders<br />

kann. Text: Doris Büchel · Fotos: Roland Korner<br />

48


<strong>oho</strong><strong>#3</strong><br />

«<strong>Liechtenstein</strong> – Roman einer Nation» lautet der bescheidene Titel<br />

seines neuesten Werks. «Mein Ziel war, das Land <strong>Liechtenstein</strong> zu<br />

porträtieren», sagt der Ruggeller Armin Öhri, der 1978 geboren<br />

wurde und heute mit seiner Familie in Grabs lebt, auf der anderen<br />

Seite <strong>des</strong> Rheins. So erschuf er einen umfangreichen Roman, eine<br />

Art Nationalepos über die Geschichte seiner Heimat von den<br />

1920er-Jahren bis heute. «Ich tat dies, indem ich meinen Protagonisten,<br />

der 1921 geboren wurde, durch sein Leben begleite. Anhand<br />

seiner Schicksalsschläge erfährt der Leser einiges über die Geschichte<br />

<strong>Liechtenstein</strong>s.» Die Rheinüberschwemmung von 1927 –<br />

die schlimmste Naturkatastrophe, die das Land je heimgesucht<br />

hat – wird dabei ebenso thematisiert wie etwa der<br />

Kampf ums Frauenstimmrecht oder der Wandel<br />

<strong>des</strong> Bauernstaats zur Industrienation.<br />

Es ist nicht das erste Mal, dass Öhri in<br />

einem Buch Fiktion mit geschichtlichen<br />

Fakten auf seine ganz eigene Weise<br />

vermischt. Im Gegenteil: Der 38-Jährige<br />

orientiert sich gern an den Klassikern<br />

<strong>des</strong> 19. Jahrhunderts, die dem<br />

Abenteuer- und Kriminalgenre zuzuordnen<br />

sind. Besonders angetan ist er von<br />

dicken Schmökern wie Tolstojs «Krieg und<br />

Frieden», Victor Hugos «Elenden» oder Robert<br />

Musils «Mann ohne Eigenschaften». Als<br />

«etwas vom Genialsten auf dem Buchmarkt»<br />

bezeichnet Öhri allerdings «The Life and<br />

Times of Scrooge McDuck» von Don Rosa. «Selten<br />

habe ich ein Buch gelesen, das derart ausgefeilt<br />

ist und in einer solchen Fülle Querverweise<br />

auf alle möglichen Bücher, Kunstwerke<br />

und historische Fakten gibt.»<br />

Ein dicker Schinken<br />

Mittwochmorgen, Café Kunstmuseum, Vaduz. Armin Öhri bestellt<br />

Latte Macchiato und Croissant. Ist ein Interviewtermin um neun<br />

Uhr nicht zu früh für einen Schriftsteller – ein Beruf, dem das Klischee<br />

nachsagt, bis mittags zu schlafen, sich den Nachmittag mit<br />

Nebensächlichkeiten zu vertrödeln, den Abend abzuwarten, um<br />

sich dann die Nacht mit Schreiben um die Ohren zu schlagen? Er<br />

lacht. Tatsächlich ist das Gegenteil der Fall, folgt Öhris Alltag doch<br />

einem ziemlich straffen Zeitplan: Der Vater eines vierjährigen Sohnes,<br />

Berufsschullehrer und Dozent für wissenschaftliches<br />

Schreiben, übt die Literatur als Nebenberuf aus. «Ich würde gern<br />

viel mehr schreiben. Doch es ist für mich ein Hobby, dem ich auf<br />

professioneller Ebene nachgehe.» Öhri schreibt, weil er nicht anders<br />

kann, wenn möglich abends, wenn die Familie schläft. Er erinnert<br />

sich: «Schon im Gymnasium faszinierten mich die alten<br />

Römer. So setzte ich mich nachts vor den Computer und schrieb<br />

meine Geschichten auf. Natürlich tat ich dies in erster Linie für<br />

«<strong>Das</strong> ist mein Traum als<br />

Schriftsteller – irgendwann<br />

diesen Riesenschinken<br />

zu veröffentlichen.»<br />

mich, doch im Hinterkopf hatte ich schon damals, eines Tages ein<br />

Buch über die Zeit Cäsars zu veröffentlichen.» Dieses Vorhaben hat<br />

der engagierte Autor zwar noch nicht in die Tat umgesetzt, doch<br />

arbeitet er bis heute daran. Hunderte von Originalquellen habe er<br />

bereits gelesen und Hunderte von römischen und lateinischen Werken<br />

studiert. «<strong>Das</strong> ist mein Traum als Schriftsteller – irgendwann<br />

diesen Riesenschinken mit mehr als tausend Seiten zu veröffentlichen.»<br />

Bevor es jedoch so weit ist, begeistert er seine Leserschaft<br />

mit Werken wie der bisher dreiteiligen historischen Kriminalroman-Serie<br />

um Julius Bentheim. Für «Die dunkle Muse» – Bentheims<br />

erstem Fall – wurde er 2014 mit dem Literaturpreis der<br />

Europäischen Union ausgezeichnet.<br />

Absolute Weltspitze<br />

Armin Öhri ist einer von vielen Autoren, die<br />

das Land <strong>Liechtenstein</strong> bis heute hervorgebracht<br />

hat. Die heimische Literaturszene<br />

bezeichnet der Initiator <strong>des</strong> Literatursalons<br />

und Präsident der «IG Wort – Autorenverband<br />

<strong>Liechtenstein</strong>» <strong>des</strong>halb als<br />

«sehr lebendig». «Es gibt derzeit mehrere<br />

Schriftsteller, die kontinuierlich veröffentlichen.<br />

2014 war das erste Jahr, in dem wir<br />

min<strong>des</strong>tens elf belletristische Publikationen<br />

bei angesehenen Verlagen vorweisen konnten.<br />

<strong>Das</strong> macht im Schnitt auf jede <strong>Liechtenstein</strong>er<br />

Gemeinde eine. Wir sind in diesem Bereich<br />

also absolute Weltspitze.» Seit der Gründung<br />

<strong>des</strong> Literatursalons im Jahr 2011 laden die Veranstalter<br />

in regelmässigen Abständen bekannte<br />

und unbekannte Schreibende und neuerdings<br />

auch Blogger aus der Region ein mit dem<br />

Ziel, die bestehende Literaturszene noch besser<br />

untereinander zu vernetzen. «Wir helfen einander,<br />

tauschen uns aus, bieten Jungliteraten eine Bühne und gehen<br />

unseren Weg gemeinsam», so Öhri. Vermehrt gebe es jetzt auch die<br />

Möglichkeit, an internationalen Buchmessen wie Frankfurt oder<br />

Leipzig aufzutreten. «So machen wir nicht nur für uns und unsere<br />

Bücher Werbung, sondern auch für das Land <strong>Liechtenstein</strong>.»<br />

Kultur-Tipp<br />

<strong>Das</strong> Fürstentum <strong>Liechtenstein</strong> setzt auf heimisches Kulturschaffen und<br />

inspiriert die Seele mit einer Vielzahl an Museen, Kulturdenkmälern<br />

und internationalen Kulturausstellungen. Schlechtwetter-Programm<br />

gesucht? Ein Besuch der Museumsmeile in Vaduz holt mit Sicherheit<br />

die Sonne zurück in die Herzen. Im Bereich der Literatur bietet das<br />

Literaturhaus <strong>Liechtenstein</strong> einheimischen und ausländischen Autoren<br />

eine Plattform.<br />

www.tourismus.li/museen, www.literaturhaus.li<br />

49


Kultur/Genuss<br />

Publireportage<br />

Alpin-Resort mit Ausblick<br />

Die Höhenlage soll gleichermassen inspirieren, beruhigen und erholen – das verspricht das mit<br />

drei Sternen ausgezeichnete JUFA Hotel Malbun-Alpin-Resort seinen Gästen. Eines steht jedenfalls<br />

fest: Im neuen JUFA Hotel mangelt es nicht an Angeboten für die Stunden nach einem<br />

Urlaubstag, einer Tagung oder einem Ausflug.<br />

Im Februar 2016 eröffnete die österreichische JUFA-Hotelkette das<br />

erste Hotel im Fürstentum <strong>Liechtenstein</strong>. <strong>Das</strong> JUFA Hotel Malbun-<br />

Alpin-Resort auf 1’600 Metern direkt am Skilift wurde von Beginn<br />

an gut angenommen. Nach dem ersten Winter startet das Team<br />

nun voller Elan in die Sommersaison. Neben Naturliebhabern,<br />

Outdoor-Junkies und Familien setzt das Alpin-Resort auch auf<br />

Firmenkunden. Die Lage inmitten der liechtensteinischen Alpen<br />

bietet das ideale Umfeld für Seminare, Workshops oder Teambuilding-Einheiten.<br />

Von den Seminarräumen <strong>des</strong> JUFA Hotels aus<br />

gibt’s einen fantastischen Ausblick auf die Berggipfel. Durch die<br />

Höhenlage können auch Allergiker aufatmen, zumal die Luft frei<br />

ist von Pollen. Auch Milben haben auf 1’600 Metern keine Chance.<br />

Neben zwei Seminarräumen im Hauptgebäude, die bei Bedarf auch<br />

zu einem grossen umgestaltet werden können, steht mit der<br />

«JUFA-Kleinsporthalle» noch ein grosser Raum mit 10 ×18 Metern<br />

zur Verfügung. Die Arena ist prä<strong>des</strong>tiniert für Vorträge oder<br />

grosse Firmengruppen ab 80 Personen. Alle Seminarräume sind<br />

mit modernster Tagungstechnik ausgestattet. Für die Seminarpausen<br />

sowie das Mittag- und/oder Aben<strong>des</strong>sen steht das Team<br />

der «Pradameestuba», so heisst das Restaurant im JUFA Hotel,<br />

bereit. Tagespauschalen im Seminarbereich gibt’s im JUFA Hotel<br />

Malbun-Alpin-Resort schon ab CHF 59.– pro Person.<br />

Und wenn der Workshop länger dauert? Dann stehen 66 moderne<br />

Hotelzimmer zur Verfügung. Für die Zeit nach dem Seminar hält<br />

das Hotel viel bereit: Im Alpin-Wellness-Bereich mit drei verschiedenen<br />

Saunen können die Gäste wieder Energie tanken oder sich<br />

zuvor im Fitnessraum noch ordentlich auspowern. Auch ein gemeinsames<br />

Fussballmatch in der JUFA-Arena ist möglich. Der<br />

Abend klingt jedenfalls an der Bar <strong>des</strong> JUFA Hotels aus, um den<br />

Tag noch einmal Revue passieren zu lassen und sich im Gespräch<br />

vielleicht Ideen für den nächsten Workshop-Tag zu holen.<br />

Einrichtungen wie Pradameestuba, Wellness-Oase, Restaurant,<br />

Sporthalle oder die Kinderspiel-Bereiche können auch genutzt<br />

werden, ohne im JUFA Hotel Malbun-Alpin-Resort zu nächtigen.<br />

Zimmer<br />

Pradameestuba<br />

www.jufa.eu/malbun<br />

50<br />

Seminarräume


Publireportage<br />

<strong>oho</strong><strong>#3</strong><br />

kommod – Hotel & Restaurant<br />

Stilvoll, bodenständig und speziell<br />

<strong>Das</strong> Restaurant ist Herzstück und Treffpunkt im «kommod». Es bietet<br />

direkt neben dem wunderbaren Grün <strong>des</strong> Ruggeller Riets für<br />

rund 100 Personen Platz. Alle sind herzlich willkommen – bereits<br />

zum Frühstück oder später zum Kaffee trifft man sich im kommod-<br />

Restaurant. <strong>Das</strong> vielseitige und schmackhafte Buffet mit Selbstbedienung<br />

bietet den Gästen – seien dies Arbeiter, Geschäftsleute,<br />

Hotelgäste, Seminar-Gruppen oder Jung und Alt aus der Gemeinde<br />

sowie der Region – ein breit gefächertes Angebot mit frischen Produkten.<br />

Gemütlich, bodenständig und preiswert.<br />

kommod – Hotel & Restaurant<br />

Industriering 14, Ruggell<br />

T +423 377 37 77, www.kommod.li, info@kommod.li<br />

Sücka – urchiges Berggasthaus<br />

Urchig, gemütlich, das ist das Berggasthaus Sücka in Steg. <strong>Das</strong><br />

ideale Haus für Familienfeste wie Geburtstagsfeiern oder einfach<br />

ein Ort, um die Hektik <strong>des</strong> Alltags zu vergessen und ein bisschen<br />

Alpenluft zu schnuppern. Hier geniessen Besucher einen herrlichen<br />

Ausblick über das Saminatal und lassen sich mit feinen,<br />

möglichst regionalen Produkten aus Küche und Keller verwöhnen.<br />

Auf die Gäste freuen sich Monika und Werner Schädler.<br />

Berggasthaus Sücka, Triesenberg/Steg<br />

T +423 263 25 79<br />

www.suecka.li<br />

info@suecka.li<br />

<strong>Das</strong> Superior Familienhotel<br />

Turna in Malbun<br />

Drei Generationen sorgen sich im Hotel Turna im Sommer und Winter<br />

um ihre Gäste. Mit dem neu erreichten Standard der ***Superior<br />

bietet das Hotel einen erstklassigen Familienurlaub inmitten <strong>des</strong> Naturschutzgebietes.<br />

Für Wanderer und Skifahrer gibt es gleich neben<br />

der Türe den Sessellift. Entspannung findet man in der Wellness-<br />

Oase mit herrlichem Blick auf die Bergwelt. Kulinarische Köstlichkeiten,<br />

die höchstpersönlich vom Hotelier zubereitet werden, runden<br />

das umfassende Angebot im Ferienparadies ab. Unser Saal steht für<br />

bis zu 120 Personen für Familienanlässe, Firmenanlässe, Hochzeiten<br />

usw. zur Verfügung. <strong>Das</strong> ganze Haus ist rollstuhlgängig.<br />

Hotel Turna, Triesenberg/Malbun<br />

T +423 265 50 40, www.turna.li<br />

TRÄUMEN UND GENIESSEN<br />

51


Kultur/Genuss<br />

«Ich koche puristisch<br />

und mit Leidenschaft»<br />

Ruben Brunhart, Sie haben mit 37 Jahren Ihre Zelte in Wien abgebrochen,<br />

um in Ihre Heimat zurückzukehren. Wie kam es dazu?<br />

Ruben Brunhart: Meine Patin, Erika «Ricki» Vogt, führte 28 Jahre lang das<br />

Restaurant Zentrum in Balzers gemeinsam mit ihrem Mann Rudolf, der mittlerweile<br />

leider verstorben ist. Als sie sich entschieden hatten, sich aus dem<br />

Geschäft zurückzuziehen, fragten sie mich, ob ich ihr Nachfolger werden<br />

möchte.<br />

Regionale Gerichte mit Wiener<br />

Einschlag: Der Haubenkoch<br />

Ruben A. Brunhart lernte sein<br />

Handwerk in <strong>Liechtenstein</strong>,<br />

bevor es ihn für 14 Jahre nach<br />

Österreich zog, wo er vornehmlich<br />

in renommierten Häusern<br />

kochte. Nun ist er zurück in der<br />

Heimat. Seit Februar 2015 führt<br />

er das Restaurant Zentrum in<br />

Balzers. Ein Gespräch über die<br />

Herausforderung, als Gourmetkoch<br />

ein familienfreundliches<br />

Speiserestaurant mit Dorfcharakter<br />

zu führen. Text: Doris Büchel<br />

Wie leicht oder schwer fiel Ihnen die Entscheidung?<br />

Im Grunde fällte ich sie recht schnell. Mir war schon längere Zeit klar, dass<br />

ich wohl früher oder später mit meiner Familie nach <strong>Liechtenstein</strong> und zu<br />

meinen Wurzeln zurückkehren würde.<br />

Wie sieht die Bilanz nach einem Jahr aus?<br />

Da ich hier aufgewachsen bin, wusste ich ungefähr, worauf ich mich einlasse.<br />

(lacht) Im Ernst, es ist auf jeden Fall ein Vorteil, dass mich die Leute bereits<br />

kennen. So waren die Berührungsängste am Anfang sicherlich geringer. Zwar<br />

hiess es hie und da noch, man wolle aus dem Zentrum ein exklusives Speiserestaurant<br />

machen, doch diese Bedenken haben sich mittlerweile zerstreut.<br />

Was wäre schlimm daran, als exklusives Speiselokal wahrgenommen zu<br />

werden?<br />

Mir war wichtig, den Charakter <strong>des</strong> Zentrums beizubehalten. Wir sind qualitativ<br />

ein gehobenes Restaurant, aber nicht exklusiv. Jeder soll gerne zu uns<br />

kommen, egal, ob er sich nach einem Sonntagsspaziergang einen Glace-Coupe<br />

gönnt, zu einem gediegenen Aben<strong>des</strong>sen oder Businesslunch vorbeikommt<br />

oder am Stammtisch einen Jass klopft. Deswegen habe ich nur moderat<br />

renoviert. So konnten sich unsere treuen Gäste weiter wohlfühlen. <strong>Das</strong><br />

war mir sehr wichtig.<br />

52


<strong>oho</strong><strong>#3</strong><br />

Kommt da nicht Ihre Kreativität zu kurz? Schliesslich sind Sie ein aufstrebender<br />

Haubenkoch.<br />

Ich bin in der Gastronomie gross geworden und war immer in Speiserestaurants<br />

tätig. Mir gefällt die Mischung hier. Ausserdem: In ein Dorf wie<br />

Balzers gehört ein Restaurant wie das Zentrum. Wir sind nicht in<br />

Wien, wo täglich Tausende anonyme Menschen an deinem Lokal<br />

vorbeilaufen. Wir leben hier auf dem Land, man kennt sich und<br />

weiss viel besser, was die Leute wollen. Meine Kreativität kommt<br />

in diesem Rahmen nicht zu kurz. Man arrangiert sich, für mich<br />

ist das kein Problem. Mir ist wohl, so wie es ist.<br />

Sie sind in doppelter Hinsicht ein ausgezeichneter Koch.<br />

Ja, dabei habe ich auch als Küchenmeister immer viel Wert auf<br />

Weiterbildung gelegt. Ich bin diätetisch geschulter Koch und<br />

habe auch Prüfungen im Bereich Tourismus und Wirtschaft absolviert.<br />

<strong>Das</strong> ist wichtig, denn das Gewerbe ist in den letzten Jahren<br />

nicht einfacher geworden. Die Gastronomie und vor allem das<br />

Kochen ist ein Knochenjob!<br />

Sie sind mit 13 Gault-Millau-Punkten ausgezeichnet. Viele würden an<br />

Ihrer Stelle damit Werbung machen. Sie hingegen stapeln in dieser Hinsicht<br />

eher tief.<br />

Diese Ehre freut mich zwar, aber wichtiger als meine Haube ist mir, meinen<br />

Gästen eine ausgezeichnete Küche in einer angenehmen und ungezwungenen<br />

Atmosphäre zu bieten. Natürlich bin ich stolz auf meine Auszeichnungen,<br />

aber diese müssen nicht unbedingt an der Aussenfassade <strong>des</strong> Restaurants<br />

sichtbar sein. <strong>Das</strong> Zentrum ist und bleibt ein Dorflokal.<br />

Was zeichnet Ihre Küche aus?<br />

Die Speisekarte wechselt häufig, da die Küche stark saisonal ausgerichtet ist.<br />

Die Natur bietet so viele Möglichkeiten, die ich ausschöpfen möchte. Auch<br />

wenn ich so oft es geht regionale Produkte verwende, ist der österreichische<br />

Einschlag in meinen Gerichten unverkennbar. Da gibt es zum Beispiel das<br />

Backhendl, das sehr gut ankommt. Dafür verzichte ich auf das typische Wienerschnitzel<br />

– das gibt es schliesslich überall. Sehr wichtig ist mir ein gutes<br />

Preis-Leistungs-Verhältnis. Ich koche nicht mit viel Schnickschnack, sondern<br />

lieber puristisch und mit Leidenschaft.<br />

Welches sind für Sie als Koch die grössten Unterschiede zwischen Wien<br />

und Balzers?<br />

Während man in Wien einen starken Einfluss der kaiserlich-königlichen Zeit<br />

mit böhmischem Einschlag und traditionell verwurzelten Gerichten wie zum<br />

Beispiel Beuschel und Gulyas merkt, sind es hier eher die klassischen alpenländischen<br />

Gerichte. Gemeinsam ist beiden Orten, dass meine Arbeit dort<br />

und hier nicht nach acht Stunden erledigt ist. 13-, 14-Stunden-Tage sind die<br />

Regel. Ob in Wien oder Balzers – die meiste Zeit stehe ich in der Küche.<br />

(lacht) Klar, in der Freizeit bietet Wien sicherlich vielfältigere Möglichkeiten<br />

als Balzers. Aber wie gesagt, ich wusste, worauf ich mich einlasse, und habe<br />

die Herausforderung gerne angenommen.<br />

Ruben A. Brunhart<br />

Ruben A. Brunhart ist 1977 in Balzers geboren. Seine<br />

Kochlehre absolvierte er im Restaurant Adler in<br />

Vaduz. Darauf folgten zwei Jahre im legendären Hotel<br />

Real in Vaduz, bevor der Jungkoch zu Martin Sieberers<br />

Trofana Royal in Ischgl wechselte. Auf Ischgl<br />

folgte Wien, wo Brunhart während 14 Jahren in renommierten<br />

Häusern kochte, unter anderem in seinem<br />

eigenen Lokal Rubens im Palais <strong>Liechtenstein</strong>.<br />

Zwar kehrte er Wien schon einmal den Rücken, um<br />

bei Martin Real in der Heuwiese in Weite zu arbeiten,<br />

doch zog es ihn erneut zurück nach Wien. Im Februar<br />

2015 übernahm Haubenkoch Brunhart von seiner<br />

Patentante das Restaurant Zentrum im Balzers.<br />

Dieses besticht durch eine ausgewogene Mischung<br />

aus Tradition und Moderne. Besonderen Wert legt<br />

Brunhart, der 2015 mit 13 Gault-Millau-Punkten ausgezeichnet<br />

wurde, auf ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis<br />

sowie eine abwechslungsreiche, saisonale<br />

Speisekarte mit Wiener Einschlag.<br />

53


Kultur/Genuss<br />

So ein Käse …<br />

einfach himmlisch!<br />

Allein der Gedanke an dieses Gericht weckt bei den meisten <strong>Liechtenstein</strong>ern<br />

die Vorfreude auf ein wunderbares Essen – und ist gleichzeitig Grundlage für<br />

angeregte Diskussionen. Denn Käsknöpfle sind nicht gleich Käsknöpfle.<br />

Text: Michael Benvenuti · Fotos: Oliver Hartmann<br />

54<br />

Jede Familie hat ihr eigenes Rezept, das wie ein kostbarer<br />

Schatz gehütet und an die nächste Generation weitergegeben<br />

wird. Wobei das Geheimnis weniger in der Zubereitung<br />

<strong>des</strong> Teigs liegt als vielmehr in der Käsemischung, die<br />

mit den Knöpfle vermengt wird. Als besonders gelungen<br />

und schmackhaft gilt seit Jahrzehnten die Käsemischung<br />

der Familie Biedermann von der «Wirthschaft zum Löwen»<br />

in Hinterschellenberg. Für viele sind die Käsknöpfle sogar<br />

die besten weit und breit.<br />

«Die besten?» Othmar Oehri lacht herzhaft und<br />

schüttelt den Kopf. Obwohl seine Käsknöpfle<br />

weit über die Lan<strong>des</strong>grenzen hinaus bekannt<br />

sind, gibt sich der gebürtige<br />

Ruggeller ganz bescheiden: «<strong>Das</strong> eine<br />

«Frische regionale Zutaten von<br />

bester Qualität: Die Grundlage<br />

unserer Rezepte …»<br />

Rezept gibt es nicht. Den einen<br />

schmecken sie so, den anderen so.»<br />

Oehri, ein Quereinsteiger als Koch,<br />

steht nicht gerne im Rampenlicht.<br />

«Wenn es den Gästen so gut geschmeckt<br />

hat, dass sie uns weiterempfehlen, ist das für<br />

mich Lob genug. Zufriedene Gäste sind die schönste<br />

Anerkennung.» Ausserdem sei es gar nicht «sein» Käsknöpfle-Rezept,<br />

betont Othmar Oehri und lenkt den Blick<br />

auf seine Gattin Myriam. «Es kommt von ihrer Mutter. Und<br />

sie hat es von ihrer Mutter übernommen.»<br />

Seit Generationen wird das Rezept von der Mutter an die<br />

Tochter vererbt, mit Othmar Oehri ist nun erstmals ein<br />

Mann im Besitz <strong>des</strong> lukullischen Geheimnisses. Geändert<br />

haben sich Zutaten und Zubereitung seither nicht, das Gericht<br />

wurde nur leicht an die heutigen Essgewohnheiten<br />

angepasst. «Weshalb sollte ich das Rezept ändern?», fragt<br />

Othmar Oehri mit einem breiten Grinsen. «Den Leuten<br />

schmecken die Käsknöpfle genau so, wie sie seit Jahrzehnten<br />

zubereitet werden.» Tradition verpflichtet eben.<br />

Wäre dieser Leitspruch nicht schon so abgedroschen,<br />

müsste er gross über der Eingangstür der 1847 eröffneten<br />

«Wirthschaft zum Löwen» im beschaulichen Hinterschellenberg<br />

prangen. Der vor mehr als 450 Jahren erbaute<br />

einstige Bauernhof wurde 1975 aufwendig und geschmackvoll<br />

restauriert und steht mittlerweile unter<br />

Denkmalschutz. <strong>Das</strong> Restaurant verfügt über drei heimelige<br />

Stuben mit insgesamt 75 Sitzplätzen und zwei Terrassen<br />

mit weiteren 60 Plätzen. Von der einladenden, grossen<br />

Terrasse aus schweift der Blick über das Ruggeller Riet hinüber<br />

ins Schweizer Rheintal und weiter nach Vorarlberg,<br />

die grüne Grenze ist mit freiem Auge erkennbar.<br />

«Im Sommer bei föhnigem Wetter<br />

sehen wir bis ins Allgäu», erklärt<br />

Othmar Oehri und zeigt auf eine Stelle<br />

zwischen Oberriet, Rhein und Kummenberg:<br />

«Sogar der Bodensee ist manchmal<br />

zu erkennen, wenn auch nur als schmaler, silberner Streifen.»<br />

Von Frühjahr bis Herbst ist der «Löwen» ein beliebter<br />

Einkehrtreff für Wanderer und Radfahrer.<br />

Am häufigsten verlangen die Gäste nach den urtypischen<br />

Käsknöpfle, besonders beliebt sind aber auch Schwartenmagen<br />

und verschiedenste Innereien wie die zarten, gerösteten<br />

Kalbsleberle. Neben bodenständiger Hausmannskost<br />

bietet der «Löwen» aber auch abwechslungsreiche,<br />

saisonale, moderne Kost. Verantwortlich dafür ist Karl-<br />

Heinz «Charly» Kirschner. Der gebürtige Oberösterreicher<br />

war 34 Jahre in den besten Häusern auf der ganzen Welt<br />

tätig, ehe er vor wenigen Jahren in Schellenberg landete.<br />

Zusammen mit Myriam und Othmar Oehri versucht Karl-<br />

Heinz den Spagat zwischen Tradition und Moderne. Was<br />

allen Speisen gemein ist: frische regionale Zutaten von<br />

bester Qualität.


Löwen-Rezept<br />

für Käsknöpfle<br />

<strong>oho</strong><strong>#3</strong><br />

Zubereitung<br />

Zutaten für 8 Portionen<br />

600 g Mehl<br />

8 Eier<br />

1 dl Wasser<br />

Pfeffer, Salz und Muskat<br />

Appenzeller Käse<br />

Gereifter Sauerkäse<br />

Zwiebel<br />

Butter<br />

Aus Mehl, Eiern, Wasser, Pfeffer,<br />

Muskat und Salz einen Teig herstellen<br />

und diesen ca. 15 Minuten ruhen lassen.<br />

Der Teig wird durch einen Knöpflehobel<br />

ins kochende Salzwasser getrieben.<br />

Die Knöpfle gut aufwallen lassen und<br />

dann zusammen mit geriebenem<br />

Appenzeller Käse und Sauerkäse in eine<br />

Schüssel geben und gut vermischen.<br />

Zwiebelringe in Butter goldgelb rösten<br />

und auf das Gericht geben.<br />

Käsknöpfle mit Blattsalat, Kartoffelsalat<br />

oder Apfelmus servieren.<br />

Tipp: Sollten die Käsknöpfle zu trocken<br />

sein, dann etwas Brühwasser dazugeben,<br />

bevor sie mit dem Käse vermischt werden.<br />

55


Der Vorder-Grauspitz ist mit<br />

2’599 m der höchste Gipfel <strong>Liechtenstein</strong>s<br />

Natur/Freizeit<br />

Naturschönheit<br />

verleiht<br />

Höhenflüge<br />

Aus geografischer Sicht könnte man sagen: <strong>Liechtenstein</strong> lebt auf «hohem»<br />

Fuss. Ungefähr die Hälfte <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> liegt im Gebirge. Genau das macht die<br />

Besonderheit der Landschaft aus. Denn durch die unterschiedlichen Höhenlagen<br />

der Vegetation beheimatet <strong>Liechtenstein</strong> verschiedenste Lebensräume<br />

für eine artenreiche Tier- und Pflanzenwelt. Ein kleiner Foto-Exkurs in die<br />

Schönheit <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> – vom tiefsten Punkt im Ruggeller Riet (430 m ü. M.)<br />

bis hin zur höchsten Erhebung, dem an der Grenze zu Graubünden gelegenen<br />

Grauspitz (2’599 m ü. M.). Ein Naturschauspiel der Sonderklasse.<br />

56


<strong>oho</strong><strong>#3</strong><br />

Grenzenlose Aussicht bieten die <strong>Liechtenstein</strong>er Alpen.<br />

Erholung im Naturschutzgebiet Ruggeller Riet.<br />

Wander-Tipp:<br />

Wer das Stichwort «Route 66» hört, denkt im<br />

ersten Moment sicher nicht an Berge. Doch es<br />

gibt sie wirklich, eine offiziell ausgeschilderte<br />

«Route 66», die als Wanderung durch ein ganzes<br />

Land führt. In drei Tagesetappen geht es<br />

mit Wanderschuhen quer durch das Fürstentum<br />

<strong>Liechtenstein</strong> – vom südlich gelegenen Berggebiet<br />

Malbun bis zur nördlichsten Gemeinde<br />

Ruggell. Ein unbezahlbares Naturerlebnis, das<br />

Lust auf mehr macht.<br />

www.tourismus.li/route66<br />

Die «Route 66» führt durch ganz <strong>Liechtenstein</strong>.<br />

57<br />

Fotos: Franz Josef Meier (Grauspitz), Heidi Solèr, Zoom Photoclub


Natur/Freizeit<br />

Die Wanderung über den Fürstensteig und<br />

die Drei Schwestern ist die klassische<br />

Bergtour schlechthin – für trittsichere<br />

Wanderer ein unvergessliches Bergerlebnis<br />

auf gesicherten Felssteigen.<br />

«Wo sonst nur die Gemse sprang und <strong>des</strong> Menschen Fuss<br />

sich scheute – da führt ein kühner Steg jetzt heute – die<br />

schwielige Hand den Fels bezwang». So schrieb Rudolf<br />

Schädler nach seiner Erstbegehung <strong>des</strong> Fürstensteigs<br />

1897 in ein Gästebuch. Ein Jahr später wurde der Fürstensteig<br />

auch für andere Bergsteiger zugänglich gemacht<br />

und gilt heute als eine der schönsten Touren in <strong>Liechtenstein</strong>.<br />

Schwindelfreiheit vorausgesetzt<br />

Der Fürstensteig und die Drei Schwestern gelten als kühne<br />

und grossartig angelegte Bergsteige, welche durch einen<br />

wunderschönen und aussichtsreichen Gratweg verbunden<br />

sind. Der Kuhgrat (2’123 m), der höchste Punkt<br />

dieser abwechslungsreichen Bergwanderung, bietet eine<br />

hervorragende Aussicht auf den Rätikon und zu den<br />

Schweizer und Vorarlberger Bergen. Unvergesslich sind<br />

auch der Blick hinab zu den Dörfern entlang dem Rhein<br />

bis zum Bodensee sowie die prächtige Schuttflora.<br />

Was Wanderer wissen sollten: Die Wanderung über den<br />

Fürstensteig und die Drei Schwestern ist anspruchsvoll<br />

und erfordert Trittsicherheit sowie Schwindelfreiheit. Innerhalb<br />

von vier bis fünf Stunden reiner Gehzeit werden<br />

rund 850 Höhenmeter zurückgelegt. Adrenalin im Körper<br />

ist garantiert. Der Steig bietet neben kleinen Brücken, Leitern<br />

und Stufen aus Holz auch einige ausgesetzte Stellen,<br />

die mit Geländern und Drahtseilen gesichert sind. Die<br />

grösste Herausforderung liegt dabei wohl darin, bei der<br />

spektakulären Aussicht auf den Weg zu achten.<br />

Aussicht mit<br />

Adrenalinkick<br />

58<br />

Die Wanderroute: Gaflei - Fürstensteig - Gafleisattel -<br />

Kuhgrat - Garsellikopf - Drei Schwestern - Sarojasattel<br />

- Gafadurahütte - Planken<br />

Wandertouren<br />

<strong>Liechtenstein</strong> ist ein wahres Eldorado<br />

für Wanderfreunde und hat für<br />

je<strong>des</strong> Niveau die richtige Tour zu<br />

bieten. Wer sich einen Überblick<br />

über die verschiedenen Touren verschaffen<br />

will, kann dies hier tun:<br />

www.wanderbar.li


<strong>oho</strong><strong>#3</strong><br />

Fünf-Schlösser-Tour<br />

Auf den Spuren der Adelsgeschlechter<br />

Velo-Tipp<br />

Im <strong>Liechtenstein</strong> Center im Herzen von Vaduz können<br />

E-Bikes gemietet werden. Sie sind die perfekten Begleiter,<br />

um die Fünf-Schlösser-Tour in vollen Zügen zu<br />

geniessen. Dank der Unterstützung der Elektrobikes<br />

werden auch leichte Steigungen ohne Anstrengung<br />

zurückgelegt.<br />

www.tourismus.li/bike<br />

59


Natur/Freizeit<br />

Buchs<br />

Die Etappen der Fahrrad-Tour<br />

Wie der Name der Fahrrad-Tour bereits verspricht,<br />

führt die 45 Kilometer lange Strecke vorbei an fünf<br />

Schlösser und Burgen in <strong>Liechtenstein</strong> und der Schweiz.<br />

Ausgangspunkt für die Schlösser-Tour ist Vaduz, der<br />

Hauptort <strong>des</strong> <strong>Fürstentums</strong> <strong>Liechtenstein</strong>. <strong>Das</strong> Schloss<br />

Vaduz ist das Wahrzeichen <strong>des</strong> <strong>Fürstentums</strong> und thront<br />

seit etwa 700 Jahren über Vaduz. Seit 1938 ist es Wohnsitz<br />

der fürstlichen Familie. Von Vaduz geht es weiter<br />

nach Schaan, wo über die Energiebrücke der Rhein<br />

überquert wird und die Strecke nach Buchs führt. <strong>Das</strong><br />

Schloss und das Städtchen Werdenberg sind grösstenteils<br />

noch im Originalzustand aus dem 13. Jahrhundert.<br />

Die anschliessende Steigung zur Burgruine Wartau<br />

lässt sich mit einem E-Bike leicht bewältigen. Damit ist<br />

der grösste Anstieg geschafft und nach einer kleinen<br />

Pause geht es weiter zum Schloss Sargans. Bereits von<br />

Weitem ist die Burg Gutenberg in Balzers zu erkennen,<br />

die ebenfalls aus dem 13. Jahrhundert stammt und welche<br />

auf einem über 70 Meter hohen Felssporn thront.<br />

Sie ist das letzte geschichtliche Highlight der Fünf-<br />

Schlösser-Tour. Von hier aus geht es auf gemütlichen<br />

Radwegen wieder zurück zum Ausgangspunkt.<br />

Schweiz<br />

Wartau<br />

Rhein<br />

Sargans<br />

60


<strong>oho</strong><strong>#3</strong><br />

Schaan<br />

Vaduz<br />

<strong>Liechtenstein</strong><br />

Balzers<br />

Photos: Martin Walser<br />

Toureninfos<br />

Weitere Informationen zur<br />

Fünf-Schlösser-Tour:<br />

www.tourismus.li/<br />

schloessertour<br />

61


Natur/Freizeit<br />

Ins Netz<br />

gegangen<br />

550 bis 600 Spinnenarten wurden in<br />

<strong>Liechtenstein</strong> bisher entdeckt. Die kleinste<br />

misst nur 1 Millimeter Körperlänge, die<br />

grösste immerhin 2 Zentimeter. Giftig sind<br />

sie alle, für den Menschen gefährlich<br />

aber keine. Text: Michael Benvenuti<br />

Fotos: R. & A. Kühnis-Buchmann<br />

Kleines Spinnen-Abc<br />

Arachnophobie leitet sich aus dem Altgriechischen<br />

ab (arachne = Spinne und phobos = Angst) und bedeutet<br />

Angst vor Spinnen.<br />

<strong>Das</strong> Habitat (Lateinisch habitat «[es] wohnt») bezeichnet<br />

den charakteristischen Aufenthaltsbereich<br />

einer bestimmten Tier- oder Pflanzenart.<br />

Spinnenseide ist, bezogen auf ihr Gewicht, viermal<br />

so belastbar wie Stahl und kann um das Dreifache<br />

gedehnt werden, ohne zu reissen.<br />

Spinnen sind keine Insekten, sondern sogenannte<br />

Chelicerata, eine den Insekten nahe verwandte, aber<br />

ältere Gruppe der Gliedertiere. Gift produzieren fast<br />

alle der über 45’000 bekannten Spinnenarten.<br />

62


«PFUI SPINNE?» Nein, dieser Ausdruck <strong>des</strong> Ekels würde Holger Frick<br />

niemals über die Lippen kommen. Während bei manchen die haarigen<br />

Achtbeiner Angst und Panik auslösen, üben sie auf den 36-jährigen Balzner<br />

eine geradezu magische Anziehungskraft aus. «Besonders spannend<br />

finde ich, dass Spinnen die Welt völlig anders erleben als wir. Während<br />

bei uns Menschen die Wahrnehmung hauptsächlich visuell abläuft, geschieht<br />

dies bei Spinnen über Vibrationen.» Als äusserst reizvoll empfindet<br />

er zudem, dass über Spinnen noch relativ wenig bekannt sei. Zwar<br />

würden in den Medien regelmässig die klassischen Horrorgeschichten<br />

aufgewärmt, die faszinierende Seite der Spinnen bleibe aber unerwähnt.<br />

«So gibt es Arten, bei denen die Männchen zur Paarungszeit vor den<br />

Weibchen tanzen. Andere ahmen den Duft weiblicher Nachtfalter nach,<br />

um die Männchen anzulocken und sie mit Lassos zu fangen. Wieder andere<br />

haben unglaublich geformte Köpfe, die an Elefantenschädel und<br />

Froschköpfe erinnern, Höcker, Stiele oder Hörner haben.» Diese Vielfalt<br />

beeindruckt ihn.<br />

Ein weiterer Aspekt seiner Leidenschaft für Spinnentiere sei der wissenschaftliche,<br />

erläutert Frick: «Es warten noch viele Arten auf ihre Entdeckung,<br />

die Stammesgeschichte der Spinnen ist sehr lang und zum Teil völlig<br />

unklar.» Holger Frick ging selbst schon als Entdecker in die Geschichte<br />

ein. 2009 erlangte er internationale Bekanntheit, als er auf der Alp Flix in<br />

Graubünden eine neue Spinnenart fand und sie auf den Namen «Zamonische<br />

Zwergspinne» taufte – benannt nach dem fiktiven Kontinent Zamonien<br />

aus den Romanen von Walter Moers. Wissenschaft dürfe eben auch eine<br />

unterhaltsame Seite haben, lacht Frick. 2012 beschrieb er dann in Italien<br />

eine weitere bisher unbekannte Zwergspinnenart (Diplocephalus guidoi)<br />

und benannte sie nach seinem inzwischen verstorbenen Grossvater, «<strong>des</strong>sen<br />

Faszination für die Natur auf mich abgefärbt hat».<br />

Bekannter Spinnenforscher und begeisterter Comicleser:<br />

Holger Frick aus Balzers in <strong>Liechtenstein</strong>.<br />

Bild: Jean-Jacques Ruchti<br />

Eine Spinne, die ausschliesslich in <strong>Liechtenstein</strong> lebt, wurde bisher nicht<br />

gefunden, mit 550 bis 600 Spinnenarten verfügt das kleine Fürstentum<br />

aber über eine immense Artenvielfalt. Der Grund dafür ist, dass in <strong>Liechtenstein</strong><br />

sehr viele verschiedene Höhenstufen auf kleinstem Raum zu finden<br />

sind und entsprechend viele verschiedene Habitate pro Höhenlage anzutreffen<br />

sind.<br />

Zu den grössten in <strong>Liechtenstein</strong> ansässigen Arten gehören die Wespenspinne,<br />

die Gartenkreuzspinne und die Gerandete Jagdspinne mit einer<br />

Körperlänge von rund 2 Zentimetern. Die kleinsten Exemplare<br />

sind mit freiem Auge hingegen kaum zu erkennen. So misst die<br />

Zwergspinne Glyphesis servulus nur 1 Millimeter Körperlänge. Gift<br />

produzieren übrigens alle heimischen Spinnen. «Aber nur wenige<br />

können die Haut eines Menschen durchdringen. Die Bisse sind in der<br />

Regel nicht gefährlicher als Wespenstiche», gibt Frick Entwarnung.<br />

Eine Welt ohne Spinnen kann sich der Biologe nicht vorstellen, auch wenn<br />

diese Vorstellung für jeden Phobiker paradiesisch klinge. «Ohne Spinnen<br />

sähe es bei uns ziemlich ungemütlich aus. Sie stehen in der Nahrungskette<br />

ebenso wie Wölfe oder Adler ganz oben und zählen in der nördlichen Hemisphäre<br />

zu den wichtigsten Raubtieren überhaupt.» So fressen allein die<br />

Spinnen in <strong>Liechtenstein</strong> Tausende Tonnen Insekten pro Jahr. «<strong>Das</strong> ergäbe<br />

eine 10 bis 20 Zentimeter dicke Schicht», rechnet Frick vor. Auch keine<br />

schöne Vorstellung. Selbst für Arachnophobiker nicht.<br />

Gelbe Spinne<br />

Vierfleck Kreuzspinne<br />

Wespenspinne<br />

63


Natur/Freizeit<br />

Wenn Thury Meier<br />

frühmorgens als Erster<br />

mit dem Täli-Lift<br />

in seine Bergstation<br />

fährt, geniesst er die<br />

schöne Aussicht und die<br />

Ruhe vor dem Sturm.<br />

64


<strong>oho</strong><strong>#3</strong><br />

Wenn die<br />

Bergstation ruft<br />

Er ist ein echtes Original: Thury Meier. Seit 16 Jahren arbeitet der<br />

bärtige 65-Jährige als Liftangestellter der Bergstation Täli im<br />

<strong>Liechtenstein</strong>er Skigebiet. Jeder kennt sein verschmitztes Lachen,<br />

jeder schätzt sein Pflichtbewusstsein. Ein Malbun ohne Thury?<br />

Undenkbar! Text: Niki Eder · Fotos: Martin Walser<br />

«Hoi Thury», ertönt es im regelmässigen Abstand von wenigen<br />

Sekunden – und das von morgens 9 Uhr bis nachmittags<br />

4 Uhr. Genauso oft kommt ein fröhliches «Hoi» zurück,<br />

gepaart mit einem breiten, bärtigen Grinsen. Thury<br />

Meier gehört wahrscheinlich zu den meistgegrüssten Menschen<br />

<strong>Liechtenstein</strong>s – zumin<strong>des</strong>t während der Wintersaison.<br />

Seit 16 Jahren ist der gebürtige Luzerner Liftangestellter<br />

der Bergstation Täli und jeder, der in Malbun sein<br />

Skiglück versucht, kennt sein kantiges Gesicht und seine<br />

liebenswürdige, direkte Art. «Natürlich kann ich mir nicht<br />

alle Namen der Skifahrer merken», schmunzelt der 65-Jährige.<br />

«Aber ich bin gut darin, mir Gesichter und Stimmen<br />

einzuprägen.»<br />

Wetterfest und kälteerprobt<br />

Eigentlich wäre Thury Meier ja bereits seit einem Jahr im<br />

Pensionsalter. Aber das Nichtstun liegt ihm nicht. Und die<br />

Bindung zur Täli-Station ist einfach zu gross. «Zu meinem<br />

Glück wollten mir meine Kollegen bei den Bergbahnen<br />

Malbun noch nie meinen Arbeitsplatz streitig machen»,<br />

schmunzelt Thury. «Vielleicht<br />

schreckt es sie ab, dass die Sonne es erst sehr spät<br />

bis zur Bergstation schafft.» Spät ist hier durchaus im<br />

wörtlichen Sinne <strong>des</strong> Wortes gemeint. Erst Anfang Februar<br />

schaffen es die Sonnenstrahlen über die Bergkuppe. Der<br />

65-Jährige weiss haargenau, wann: «Seit der moderne<br />

Sechsersessellift im Jahr 2006 in Betrieb genommen wurde,<br />

zeigt sich die Sonne am 14. Februar. Bei der ehemaligen<br />

Zweiersessel-Station, die etwas tiefer lag, tauchte sie<br />

schon zwischen dem 8. und 9. Februar auf.»<br />

Vermisst hat Thury Meier die wärmenden Sonnenstrahlen<br />

allerdings nie. Er mag keine «Hitze» und eigentlich kann<br />

es ihm gar nicht kalt genug sein. «Früher waren die Temperaturen<br />

noch viel extremer», erzählt er. «Da stand ich bei<br />

minus 24 Grad am Lift und hatte nur ein kleines Kastenhäuschen,<br />

um mich aufzuwärmen.» Nicht zu vergleichen<br />

mit dem grosszügigen Raum, der ihm heute zur Verfügung<br />

steht. Doch trotz allen Komforts steht Thury immer<br />

noch am liebsten draussen, direkt am Lift. «Mir macht der<br />

Kontakt zu den Leuten einfach Spass.»<br />

Die Täli-Station vor dem Bau<br />

<strong>des</strong> modernen Sechsersessellifts.<br />

65


«Um klar zu sehen,<br />

genügt oft ein Wechsel<br />

der Blickrichtung.»<br />

Antoine de Saint-Exupéry<br />

Landstrasse 153, 9494 Schaan<br />

Niederlassung Unterland<br />

Haldenstrasse 5, 9487 Bendern<br />

www.bvd.li<br />

66


Natur/Freizeit<br />

<strong>oho</strong><strong>#3</strong><br />

Ursprünglich war mal angedacht, dass der Angestellte von<br />

seinem Platz hinter der Glasfront aus die Technik kontrollieren<br />

sollte. Doch da Thury im Freien arbeiten wollte, hat<br />

man ihm extra ein Kabel nach draussen verlegt und einen<br />

Abstellknopf für den Lift montiert.<br />

Ein bewegtes Leben<br />

Thury Meier ist ein Mann mit 1’000 Geschichten. In jungen<br />

Jahren erlernte er den Beruf <strong>des</strong> Konditors – einen Beruf,<br />

den er nach Abschluss der Lehre gegen denjenigen <strong>des</strong><br />

Lastwagenfahrers eintauschte. Um die mangelnde Arbeit<br />

im Winter zu kompensieren, begann er mit 37 Jahren als<br />

Pistenfahrzeugfahrer in Brigels, wo die Verantwortlichen<br />

schnell das Potenzial <strong>des</strong> jungen Mannes erkannten. Neben<br />

der Verantwortung für die Pisten wurde ihm kurzerhand<br />

auch die Bewirtschaftung einer Schneebar auf 2’100 m ü. M.<br />

anvertraut. Und so hiess es für ihn die nächsten 12 Winter:<br />

Frühmorgens mit dem Pistenfahrzeug rauf in die Berge –<br />

und anschliessend ab an die Schneebar.<br />

Als Thury Meier schliesslich auf die Stellenausschreibung<br />

für einen Liftangestellten in Malbun stiess, dachte er, dass<br />

die Zeit für eine Veränderung reif sei. Er bewarb sich, überzeugte<br />

und durfte bereits wenige Wochen später seine neue<br />

Stelle in <strong>Liechtenstein</strong> antreten. Seither ist er für den Betrieb<br />

der Täli-Bergstation verantwortlich – eine Aufgabe,<br />

der er sich noch heute mit dem gleichen Engagement widmet<br />

wie damals. Später wurde er zusätzlich als Pistenfahrzeugfahrer<br />

eingesetzt und für rund fünf Jahre hatte er sogar<br />

eine Ganzjahresanstellung bei den Bergbahnen<br />

Malbun.<br />

Der «Tüpflischiisser»<br />

Thury Meier ist ein lockerer Typ. Nur wenn es um seine<br />

Täli-Bergstation geht, dann bezeichnet er sich selbst als<br />

«Tüpflischiisser» – bzw. als den «pingeligsten Liftbetreiber»<br />

überhaupt. «Wenn ich einen Tag freihabe und bei meiner<br />

Rückkehr nicht alles genau so vorfinde, wie ich es haben<br />

will, werde ich eklig», sagt er – und für einen kurzen Moment<br />

verdüstert sich seine Miene. «Ich weiss nun mal, wie<br />

alles sein muss, damit es reibungslos läuft.» An Aufgaben<br />

mangelt es ihm nicht. Gerade, wenn ein Föhnsturm durch<br />

die Berge fegt, ist der Aufwand gross, den Ausstieg an der<br />

Liftstation perfekt zu präparieren. «Bei dieser Arbeit merke<br />

ich mittlerweile, dass ich nicht mehr der Jüngste bin», gibt<br />

Thury Meier zu. «Früher habe ich den Schnee allein beiseitegeschaufelt.<br />

Heute muss ich meinen Kollegen bei der Talstation<br />

funken und sie um Hilfe bitten, wenn die Schneeverwehungen<br />

zu stark sind.<br />

Es ist «seine» Täli-Bergstation, «sein» Malbun. Thury Meier<br />

liebt seinen Arbeitsort auch nach 16 Jahren so sehr, dass es<br />

ihn selbst in seiner Freizeit hierher zieht – zumin<strong>des</strong>t in<br />

Thury Meier – ein Gesicht, das in Malbun<br />

jeder kennt.<br />

den Wintermonaten. «Es ist einfach ein schöner Ort»,<br />

schwärmt er. «<strong>Das</strong> Skigebiet ist klein, übersichtlich und familiär.<br />

Bei uns geht niemand verloren. Egal, auf welcher<br />

Piste er fährt, irgendwann kommt er wieder ins Zentrum<br />

zurück.» Zu früheren Zeiten war er auch selbst gerne auf<br />

den Skiern unterwegs, aber nach zwei Hüftoperationen<br />

nimmt es Thury Meier etwas ruhiger. «Wenn ich heute freihabe,<br />

nehme ich den Lift ins Bergrestaurant Sareis, wo ich<br />

mich mit ein paar Senioren in einer gemütlichen Runde<br />

treffe. Wir haben immer eine Gaudi.» Und gegen Abend,<br />

wenn die anderen die Skier anschnallen, geht es für ihn<br />

einfach wieder mit dem Lift nach unten.<br />

Und was macht ein Thury Meier im Sommer? Mit Sicherheit<br />

nicht faulenzen. Dann unterstützt er einen befreundeten<br />

Landwirt bei der Bewirtschaftung der Bergalp Maiensäss.<br />

«Im Tal ist es sowieso viel zu heiss. Da zieht es mich in die<br />

Höhe», erzählt er. «Ich liebe die Bergluft.» Vor allem die<br />

Bergluft, die nach Schnee riecht. Und so kribbelt es ihn<br />

schon wieder in den Fingern, sobald der Herbst einkehrt.<br />

Dann ruft ihn seine Täli-Bergstation – und diesem Ruf<br />

konnte Thury Meier noch nie widerstehen.<br />

Malbun-Tipp:<br />

Neben seinen 23 Kilometern Skipisten hat das Wintersportgebiet<br />

Malbun noch viel mehr zu bieten. So warten<br />

15 Kilometer Langlaufloipen, romantische Winterwanderwege,<br />

ein Eisplatz sowie ein Eiskletterturm darauf, von<br />

ambitionierten Sportlern und Erholung suchenden Familien<br />

erobert zu werden. In Kombination mit dem familiärherzlichen<br />

Ambiente ist Malbun damit der beste Ort, um<br />

sein persönliches Wintermärchen zu erleben.<br />

www.tourismus.li/winter<br />

67


Natur/Freizeit<br />

Tinas Gespür für<br />

Schnee<br />

Geboren in eine Familie von Olympiasiegern und Weltmeistern, ist Tina<br />

Weirather mittlerweile selbst ein Star im internationalen Skizirkus und<br />

trägt seit Jahren die Hoffnungen der liechtensteinischen Fans auf Weltcupsiege<br />

und Medaillen. Text: Michael Benvenuti<br />

<strong>Das</strong> Talent wurde Tina bereits in die Wiege gelegt. Mutter Hanni Wenzel ist<br />

zweimalige Olympiasiegerin, vierfache Weltmeisterin, Gesamtweltcupsiegerin<br />

1978 und 1980. Papa Harti Weirather holte 1981 den Abfahrtsweltcup und krönte<br />

sich 1982 in Schladming zum Abfahrtsweltmeister. Tina sei so schlau gewesen<br />

und habe sich von beiden Elternteilen nur das Gute ausgesucht, lacht Mama<br />

Hanni: «Vom Papa hat sie die Begeisterung für die Abfahrt und die Geschwindigkeit,<br />

von mir das Gespür für den Schnee.»<br />

Ihre ersten Schwünge zog Tina, die eigentlich Christina heisst, im zarten Alter<br />

von zweieinhalb Jahren in den Schnee. «Es war beim Skikurs der ‹Roten Teufel›<br />

in Kitzbühel», erinnert sich Hanni Wenzel. Es war der Beginn einer grossen Leidenschaft.<br />

«Tina hat nichts lieber getan, als Ski zu fahren. Beim Mittagessen zog<br />

sie die Skischuhe nicht aus, um keine Zeit zu verlieren, und sie war vom<br />

frühen Morgen bis zur letzten Liftfahrt auf der Piste.» 1992 war<br />

Klein-Tina als Vorläuferin beim «Hanni Wenzel Cup» zu bestaunen,<br />

zwei Jahre später startete sie in ihren ersten Skirennen<br />

durch und liess schnell etwaige Zweifler an<br />

ihrem besonderen Talent verstummen.<br />

68


<strong>oho</strong><strong>#3</strong><br />

Fotos: GEPA pictures/Harald Steiner<br />

Verletzungsteufel als treuer Begleiter<br />

Kein Wunder, könnte man daher denken, dass Tina Weirather<br />

mittlerweile schon 6 Weltcuprennen gewonnen hat,<br />

insgesamt 26-mal auf dem Po<strong>des</strong>t stand und den Gesamtweltcup<br />

2015/16 als ausgezeichnete Vierte abschloss.<br />

Doch so reibungslos verlief die Entwicklung vom einstigen<br />

Wunderkind zur absoluten Spitzenfahrerin nicht. Die<br />

heute 27-Jährige musste auf ihrem Weg zum Gipfel viele<br />

tiefe Täler durchschreiten und etliche Rückschläge verkraften<br />

– denn der Verletzungsteufel war lange ihr ungebetener,<br />

aber umso treuerer Begleiter. <strong>Das</strong> erste Mal<br />

schlug er zu, als Tina 17 war und frisch gekürte Junioren-<br />

Weltmeisterin in der Abfahrt. Beim Training zur Weltcupabfahrt<br />

in Lenzerheide kam die Athletin <strong>des</strong> Skiclubs<br />

Schaan schwer zu Sturz und zog sich Kreuzbandrisse in<br />

beiden Knien zu. Ein Jahr später folgte bei einem Trainingssturz<br />

im Pitztal der nächste Kreuzbandriss, und im<br />

Januar 2010, in der Abfahrt von Cortina d’Ampezzo,<br />

Kreuzbandriss Nummer vier.<br />

Die ersten beiden schweren Bänderverletzungen nahm<br />

Tina noch relativ locker, die dritte war zäh, der vierte<br />

Kreuzbandriss dann «ein Weltuntergang», wie sie es einmal<br />

im Gespräch mit dem ehemaligen liechtensteinischen<br />

Skirennfahrer Marco Büchel beschrieb: «Ich musste mir<br />

echt lange überlegen, ob es noch Sinn macht. Irgendwann<br />

habe ich entschieden, es nochmals zu probieren.» Entscheidend<br />

war letztlich ein Praktikum bei einer Lebensversicherung.<br />

Da wurde ihr klar, «Skifahren ist einfach<br />

das Geilste. Wenn du die Chance hast, diese Trainings zu<br />

erleben, in einer Mannschaft zu sein, zu reisen, viele Leute<br />

kennenzulernen, in der Natur zu sein, deine Grenzen<br />

jeden Tag auszuloten, also wenn du diese Chance hast –<br />

die kriegen ja vielleicht nur zwei von hundert –, musst du<br />

69


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Natur/Freizeit<br />

<strong>oho</strong><strong>#3</strong><br />

sie packen.» So tauschte sie Bürojob und Computerarbeit wieder<br />

gegen frische Natur, Schnee und Skier ein. Übrigens sehr zum<br />

Leidwesen ihre Vaters Harti Weirather, der ihr den Rücktritt nahegelegt<br />

hatte und auch heute noch mit einem mulmigen Gefühl<br />

die Karriere seiner Tochter verfolgt. «Als Vater einer Tochter wür<strong>des</strong>t<br />

du am liebsten vom Start bis ins Ziel alles in Watte verpacken.<br />

Oder dir wünschen, dass sie lieber Langlauf betreibt.»<br />

Wie die Mutter, so die Tochter<br />

Langlaufen stand für Tina Weirather allerdings nie zur Debatte.<br />

Journalistin wollte sie mal werden. Plan A war aber immer schon<br />

Skiprofi. Bis sie elf war, spielte sie in den Sommermonaten noch<br />

regelmässig Tennis, trainiert von Melanie Molitor, der Mutter der<br />

Schweizer Tennisausnahmekönnerin Martina Hingis. Dann hatte<br />

sie genug von zwei Sportarten, wollte sich nur noch aufs Skifahren<br />

konzentrieren. Mama Hanni Wenzel akzeptierte die Entscheidung<br />

ihrer Tochter: «Ich versuchte in erster Linie, meinen Kindern<br />

die Begeisterung für den Sport weiterzugeben.» <strong>Das</strong> ist ihr<br />

gelungen. Ausserdem nahm sie ihrer Tochter den immensen<br />

Druck, in die riesigen Fussstapfen der Eltern treten zu müssen.<br />

«Mir war es von Anfang an wichtig, dass Tina ihre eigene Persönlichkeit<br />

entwickelt. Als Tochter von Hanni und Harti stand sie seit<br />

frühester Kindheit unter Druck und besonderer Beobachtung –<br />

das war unangenehm. Deshalb sagten wir ihr immer wieder:<br />

‹Egal, wer wir sind, du bist du. Deine Bedürfnisse stehen im Mittelpunkt,<br />

nicht unsere.›» Sie spüre tatsächlich keinen Druck, sagt<br />

Tina. Im Gegenteil: «Ich bin stolz auf meine Eltern und froh, so erfahrene<br />

Menschen um mich zu haben.»<br />

Auch wenn bei Hanni und Tina das Sprichwort «Wie die Mutter,<br />

so die Tochter» in vielerlei Hinsicht zutrifft, vom Naturell her sind<br />

sie doch verschieden. War Hanni eher die introvertierte Sportlerin,<br />

ist Tina eine ausgesprochene Teamplayerin, fühlt sich in einer<br />

Mannschaft richtig wohl und hat im Skizirkus viele enge<br />

Freundinnen, darunter Anna Veith (ehemalige Fenninger) und<br />

Lara Gut, ihre direkten Konkurrentinnen um Weltcupsiege und<br />

Medaillen. Aber anders als Fenninger, Gut oder US-Superstar<br />

Lindsey Vonn ist Tina Weirather keine Sportlerin, die polarisiert<br />

und den Medien Stoff für Sensationsgeschichten liefert. «Ich bin<br />

vielleicht langweilig», lacht sie. Sie beleidige weder Leute, noch<br />

sei sie anderen ihre Erfolge neidisch.<br />

Mit Papa Harti gleichgezogen<br />

Wobei sie Letzteres auch nicht muss, denn Tina Weirather hat<br />

selbst zahlreiche Erfolge vorzuweisen: In der Saison 2011/12 war<br />

sie hinter Lindsey Vonn die zweitbeste Abfahrerin der Welt. Am<br />

1. März 2013 feierte sie schliesslich im Super-G von Garmisch-<br />

Partenkirchen ihren Premierensieg im Weltcup und war damit<br />

die erste Tochter einer ehemaligen Weltcupsiegerin, die ebenfalls<br />

einen Weltcupsieg einfahren konnte. In der darauffolgenden Saison<br />

bestätigte Weirather ihre Topform in den Speeddisziplinen<br />

und stiess auch im Riesenslalom an die Weltspitze vor. Als Lohn<br />

für den Triumph im Riesentorlauf von Val d’Isère führte sie eine<br />

Mit ihrem Super-G-Erfolg beim Weltcupfinale in St. Moritz machte Tina Weirather<br />

das halbe Dutzend voll und zog an Weltcupsiegen mit Papa Harti Weirather<br />

gleich. Foto: GEPA Pictures/Harald Steiner<br />

Woche lang das Weltcup-Gesamtklassement an. Es folgten der<br />

Sieg in der Abfahrt von Garmisch-Partenkirchen im März 2015<br />

und der Erfolg im Super-G von La Thuile im Februar 2016. Beim<br />

Weltcupfinale Mitte März 2016 in St. Moritz triumphierte Tina<br />

Weirather im Super-G, machte damit das halbe Dutzend an Weltcupsiegen<br />

voll und zog damit mit Papa Harti Weirather gleich.<br />

Gleichzeitig übertraf sie als Gesamtweltcup-Vierte die magische<br />

1’000-Punkte-Marke und nährte die Hoffnungen vieler Skifans,<br />

dass Tina einmal die grosse Kugel ins kleine Fürstentum bringen<br />

wird – wie dereinst ihre Mama Hanni Wenzel.<br />

Tina Weirather<br />

Geboren: 24. Mai 1989<br />

Geburtsort: Vaduz<br />

Verein: SC Schaan<br />

Weltcupdebüt: 22. Dezember 2005<br />

Weltcupsiege: 6<br />

Gesamtweltcup: 4. (2015/16)<br />

Abfahrtsweltcup: 2. (2011/12)<br />

Super-G-Weltcup: 2. (2015/16)<br />

Weitere Erfolge: RTL-Juniorenweltmeisterin 2006,<br />

Abfahrts-Juniorenweltmeisterin 2007<br />

71


Natur/Freizeit<br />

<strong>Das</strong> Barometer<br />

der Nati<br />

Nach dem ersten internationalen Pflichtspiel lagen sich<br />

die Akteure der liechtensteinischen Fussball-Nationalmannschaft<br />

freudentrunken in den Armen und feierten<br />

ihren triumphalen Auftritt: Eine 1:4-Niederlage in Belfast<br />

beim «grossen» Nordirland. Doch diese Zeiten sind<br />

vorbei, Ansprüche und Niveau im Fürstentum<br />

sind gestiegen, der einstige<br />

Fussballzwerg ist erwachsen geworden.<br />

Text: Michael Benvenuti<br />

Foto: Roland Korner · Bildcomposing: Büro für Gebrauchsgraphik, Vaduz<br />

72<br />

FL-Fussball-Nationalmannschaft<br />

Erstes Länderspiel, 9. 3. 1982, in Balzers<br />

<strong>Liechtenstein</strong> – Schweiz 0 : 1<br />

Höchster Sieg, 13. 10. 2004, in Luxemburg<br />

Luxemburg – <strong>Liechtenstein</strong> 0 : 4<br />

Höchste Niederlage, 9. 11. 1996, in Eschen<br />

<strong>Liechtenstein</strong> – Mazedonien 1 : 11<br />

Rekordspieler: Mario Frick (125)<br />

Rekordtorschütze: Mario Frick (16)


<strong>oho</strong><strong>#3</strong><br />

Niemand könnte die Entwicklung der Fussball-Nati, wie sie in<br />

<strong>Liechtenstein</strong> genannt wird, besser beschreiben als Mario Frick.<br />

Der mittlerweile 41-jährige Balzner ist Rekordteamspieler (125<br />

Partien) und Rekordtorschütze (16 Treffer), er stand 1994 beim<br />

allerersten internationalen Pflichtspiel <strong>Liechtenstein</strong>s auf dem<br />

Platz und bestritt 2015 auch das bisher letzte. «Mario Frick ist<br />

das Barometer der Nati», sagt Radio-L-Sportchef<br />

Chrisi Kindle über<br />

den heutigen Spielertrainer <strong>des</strong><br />

FC Balzers. «Kein anderer verkörpert<br />

den Weg vom damaligen Kanonenfutter<br />

zur heutigen Mannschaft<br />

so gut wie er.»<br />

Nach 60 Minuten stehend k. o.<br />

Kanonenfutter. Prügelknabe. Punktelieferant.<br />

<strong>Das</strong> waren die gebräuchlichsten<br />

Ausdrücke für<br />

<strong>Liechtenstein</strong> in den Anfängen der<br />

internationalen Auftritte. Aber zu<br />

Recht, wie Mario Frick erzählt.<br />

«Wir waren eine Amateurmannschaft,<br />

eine sehr schlechte Amateurmannschaft.»<br />

<strong>Das</strong> Leistungsgefälle<br />

in der Mannschaft sei riesig<br />

gewesen, «spätestens nach 60 Minuten waren wir stehend k. o.».<br />

Die Erwartungshaltung war dementsprechend tief, so wurden<br />

selbst Niederlagen mitunter euphorisch gefeiert. Wie das 1:4 am<br />

20. April 1994 im Windsor-Park in Belfast gegen Nordirland.<br />

«Wir sassen im Whirlpool und bejubelten die Niederlage wie einen<br />

Sieg. Im ersten Pflichtspiel das erste Tor – es war fantastisch.»<br />

Torschütze war der eingewechselte Daniel Hasler, heute<br />

Co-Trainer beim FC Vaduz.<br />

Bevor Mario Frick das erste Mal für <strong>Liechtenstein</strong> traf, dauerte es<br />

noch einige Jahre. 1997 bei der 1:8-Schlappe gegen Rumänien<br />

netzte der wieselflinke Stürmer zum zwischenzeitlichen 1:7 ein.<br />

Bis zum Karriereende am 12. Oktober 2015 beim 0:3 in Wien gegen<br />

Österreich scorte Frick, der über die Schweiz den Weg nach<br />

Italien fand und dort sogar in der Serie A erfolgreich auf Torejagd<br />

ging, weitere 15-mal für <strong>Liechtenstein</strong>. Auch wenn er sich an alle<br />

seine Treffer bis ins kleinste Detail erinnert, den schönsten Moment<br />

erlebte Mario Frick am 7. September 2010, als er just an seinem<br />

36. Geburtstag im legendären Hampden-Park gegen Schottland<br />

die 1:0-Führung für <strong>Liechtenstein</strong> erzielte. Unvergessen bleibt<br />

auch sein Tor zum 2:2-Ausgleich am 7. Juni 2000 in Freiburg gegen<br />

Deutschland. Am Ende war es freilich zu wenig, Goliath fegte<br />

den müden David dank 5 Toren in den letzten 10 Minuten mit 8:2<br />

vom Platz.<br />

Gegen Portugal für Furore gesorgt<br />

Es habe ihm nicht immer Spass gemacht, für sein Heimatland die<br />

Schuhe zu schnüren, gesteht Mario Frick. «Die ersten Jahre waren<br />

harzig.» Vor allem für einen Spieler wie Frick, für den nur zwei<br />

Die Idee vom Doppellibero<br />

In 22 Jahren im Nationalteam erlebte Mario Frick<br />

natürlich einiges, vor allem viele verschiedene<br />

Trainer. Einer blieb ihm dabei besonders in Erinnerung,<br />

der Österreicher Alfred Riedl mit seinen<br />

oft spontanen Einfällen. «Eines Tages kam er wenige<br />

Stunden vor dem Anpfiff zu uns und sagte:<br />

‹Jungs, ich habe eine Idee, wir spielen heute mit<br />

Doppellibero.›» Die eigene Mannschaft, die diese<br />

Variante im Training nie zuvor geübt hatte, war<br />

von Riedls Coup wohl mehr überrascht als der<br />

Gegner – Rumänien gewann 8:0.<br />

Dinge zählten: Tore schiessen und Gewinnen. «Mit dem olympischen<br />

Gedanken «Dabeisein ist alles» konnte ich noch nie etwas<br />

anfangen.» Spürbar aufwärts sei es 2003 unter Trainer Walter Hörmann<br />

gegangen, betont Frick: «Er modernisierte unser Spielsystem.»<br />

Alles wurde professioneller, Trainingsmöglichkeiten, Analysen,<br />

die Spieler selbst. Unter Hörmanns Nachfolger Martin<br />

Andermatt – ein ausgewiesener<br />

Taktikfuchs – sorgte <strong>Liechtenstein</strong><br />

dann international für Furore. Am<br />

9. Oktober 2004 trotzte <strong>Liechtenstein</strong><br />

in der WM-Qualifikation<br />

2006 Portugal mit den Superstars<br />

Cristiano Ronaldo, Deco und Pauleta<br />

zu Hause ein 2:2 ab, was bis<br />

dato als grösster Erfolg für die<br />

Nati bezeichnet werden kann. Es<br />

war der erste Punkt <strong>Liechtenstein</strong>s<br />

in einer WM-Qualifikation.<br />

Vier Tage später fertigte die LFV-<br />

Auswahl Luxemburg auswärts mit<br />

4:0 ab und feierte den ersten Auswärtssieg<br />

überhaupt. <strong>Das</strong> Image<br />

<strong>des</strong> Prügelknaben war endgültig<br />

abgelegt. Galt <strong>Liechtenstein</strong> früher<br />

als willkommener Aufbaugegner, mauserte sich die Mannschaft in<br />

den vergangenen Jahren zu einem gefährlichen Aussenseiter, der<br />

auch so manchem gegnerischen Trainer den Job kostete. «Einige<br />

gingen freiwillig oder mussten gehen, weil sie gegen uns nicht gewinnen<br />

konnten», erinnert sich Frick.<br />

Comeback als Teamtrainer<br />

Trotz der vielen Niederlagen – Mario Frick ist der erste Spieler<br />

überhaupt, der in 100 Länderspielen als Verlierer vom Platz ging<br />

– denkt er gerne an seine Einsätze im Teamdress zurück: «Es war<br />

eine wunderschöne Zeit, die mich fürs Leben geprägt hat. Ich habe<br />

viel gelernt und wurde reifer.» Und mit ihm das Team.<br />

Mit dem EM-Qualifikationsspiel am 12. Oktober 2015 in Wien gegen<br />

Österreich (0:3) beendete Mario Frick, der mittlerweile als gelernter<br />

Stürmer in der Innenverteidigung zum Einsatz kam, seine<br />

Teamkarriere. Für immer? «Nach heutigem Stand schon», antwortet<br />

er mit einem verschmitzten Lächeln. «Aber sag niemals nie.»<br />

Denn ein bestimmtes Spiel würde ihn besonders reizen: auswärts<br />

gegen Italien, im Rahmen der WM-Qualifikation 2018. Italien ist<br />

Fricks zweite Heimat, hier spielte und lebte er von 2000 bis 2009.<br />

Am Widerstand <strong>des</strong> aktuellen Nationalteamtrainers René Pauritsch<br />

würde ein Comeback von Mario Frick wohl nicht scheitern, im Gegenteil.<br />

Pauritsch habe ihm schon mehr als einmal angeboten, zurückzukehren,<br />

erzählt Frick. Wobei eine Rückkehr zum LFV für<br />

den sympathischen Balzner ohnehin fix eingeplant ist: «Ich habe<br />

schon vor vielen Jahren erklärt, dass es ein grosses Ziel von mir<br />

ist, eines Tages die Nationalmannschaft zu trainieren.»<br />

73


Stuttgart<br />

270 km<br />

Fürstentum<br />

<strong>Liechtenstein</strong><br />

Deutschland<br />

München<br />

240 km<br />

Basel<br />

190 km<br />

Bern<br />

230 km<br />

Zürich<br />

110 km<br />

Bodensee<br />

Österreich<br />

Innsbruck<br />

170 km<br />

Schweiz<br />

Italien<br />

Mailand<br />

250 km<br />

<strong>Liechtenstein</strong> in Kürze<br />

Fläche: 160 km 2<br />

Einwohnerzahl: 37’366<br />

Staatsform: Konstitutionelle Erbmonarchie auf demokratischer<br />

und parlamentarischer Grundlage<br />

Gemeinden: 11, Hauptort: Vaduz<br />

Topografie: Tiefster Punkt: Ruggeller Riet<br />

430 m ü. M., höchste Erhebung: Grauspitz 2’599 m ü. M.,<br />

Grösste Ausdehnung: 24,8 km lang und 12,4 km breit<br />

Beschäftigte nach Wirtschaftssektor: 38,8 % Industrie,<br />

0,8 % Landwirtschaft und 60,4 % Dienstleistung<br />

Währung: Die in <strong>Liechtenstein</strong> gültige Währung ist der Schweizer<br />

Franken (CHF). Euro werden an den meisten Orten akzeptiert.<br />

Staatsfeiertag: 15. August<br />

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Telefon-Vorwahl: +423<br />

Quelle: Amt für Statistik, Bevölkerungsstatistik 31.12.2014<br />

Impressum<br />

Herausgeber: <strong>Liechtenstein</strong> Marketing, Äulestrasse 30, 9490 Vaduz · Konzept: <strong>Liechtenstein</strong> Marketing, Medienbuero Oehri &<br />

Kaiser AG, Eschen · Redaktionskoordination: <strong>Liechtenstein</strong> Marketing · Grafik/Layout: Medienbuero Oehri & Kaiser AG<br />

Lithografie: PREPAIR Druckvorstufen AG, Schaan · Akquise und Distribution: Allmedia AG, Schaan Druck: BVD Druck+Verlag,<br />

Schaan Auflage: 18’000 Exemplare (deutsche Ausgabe) · Erscheinung: Juni 2016<br />

Shooting: Alte Rheinbrücke Vaduz–Sevelen · Fotograf: Roland Korner · Modelle: Alexandra Lanter und Philip Skaro (Titelseite),<br />

Malin und Björn Willinger (Seiten 37 und 41)<br />

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