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karriereführer ingenieure<br />
2.2013<br />
Top-Thema<br />
Foto: TÜV Rheinland Cert GmbH<br />
„Relativieren Sie<br />
Zur Person<br />
Gabriele Rauße, geboren am 5.10.1967 in<br />
München, studierte Maschinenbau mit<br />
Schwerpunkt Verfahrenstechnik an <strong>de</strong>r<br />
TU Darmstadt. Sie begann ihre Karriere<br />
1992 als Projektingenieurin beim<br />
Ingenieurdienstleister Lahmeyer. Es<br />
folgte <strong>de</strong>r Wechsel zum Zertifizierungsunternehmen<br />
DQS, wo sie zwölf Jahre<br />
lang als Leiterin Key Account Management<br />
tätig war. Von 2007 bis 2011 war sie<br />
Geschäftsführerin von BSI Management<br />
Systems und Umweltgutachterin, bevor<br />
sie Anfang 2012 die Geschäftsführung <strong>de</strong>s<br />
TÜV Rheinland Cert übernahm.<br />
Ihre Leistung nicht“<br />
Gabriele Rauße weiß um ihre Ausnahmeposition: Die studierte<br />
Maschinenbauerin ist Geschäftsführerin von TÜV Rheinland Cert –<br />
und damit verantwortlich für die Geschäfte eines technischen Unternehmens.<br />
Warum die 46-Jährige versucht, einen an<strong>de</strong>ren Führungsstil<br />
vorzuleben, und welche Hür<strong>de</strong>n sie auf <strong>de</strong>m Weg nach oben nehmen<br />
musste, erklärt sie im Interview. Die Fragen stellte André Boße.<br />
Frau Rauße, wie gestaltet sich für Sie<br />
ein durchschnittlicher Arbeitstag?<br />
Mein Tag ist durchgetaktet mit Terminen,<br />
bei <strong>de</strong>nen ich sehr schnell Entscheidungen<br />
treffen muss. Diese<br />
betreffen ganz unterschiedliche strategische<br />
und operative Themen. Sie<br />
reichen von <strong>de</strong>r Abstimmung <strong>de</strong>s Vertriebskonzepts<br />
über die Neukun<strong>de</strong>nakquise<br />
bis hin zur Personalentwicklung.<br />
Diese thematische Vielfalt<br />
bereitet mir sehr viel Freu<strong>de</strong>. Ich muss<br />
mich immer wie<strong>de</strong>r auf neue Situationen<br />
und Aufgaben einstellen. Das<br />
erfor<strong>de</strong>rt Flexibilität. Zu<strong>de</strong>m muss ich<br />
mich schnell in neue Themen einarbeiten<br />
und Zusammenhänge erfassen.<br />
Gleichzeitig ist es wichtig, <strong>de</strong>n<br />
Überblick zu bewahren und zusammen<br />
mit <strong>de</strong>m Team das Gesamtziel<br />
im Fokus zu halten.<br />
Technische Unternehmen beklagen<br />
einen Fachkräftemangel bei Ingenieuren,<br />
an weiblichen Führungskräften<br />
fehlt es beson<strong>de</strong>rs. Was, glauben Sie,<br />
sind die Grün<strong>de</strong> dafür?<br />
Das Ingenieurwesen in Deutschland<br />
ist eine klassische Männerdomäne. In<br />
vielen Län<strong>de</strong>rn Osteuropas ist das<br />
übrigens an<strong>de</strong>rs. Ich <strong>de</strong>nke, Frauen<br />
haben immer noch Scheu, sich in einer<br />
Männerwelt zurechtzufin<strong>de</strong>n und sich<br />
zu behaupten. Auch übernehmen viele<br />
Frauen innerhalb <strong>de</strong>r Familien noch<br />
immer <strong>de</strong>n größeren Part. Sie glauben<br />
dann, <strong>de</strong>n familiären Anspruch nicht<br />
mit einer Führungsposition vereinbaren<br />
zu können. Neben diesen gesellschaftlichen<br />
und familiären Grün<strong>de</strong>n<br />
beobachte ich zu<strong>de</strong>m häufig auch ein<br />
Manko in <strong>de</strong>r weiblichen Selbstdarstellung.<br />
Frauen sind oft sehr gut<br />
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karriereführer ingenieure<br />
2.2013<br />
Redaktionstipp: Vi<strong>de</strong>otraining<br />
Top-Thema<br />
Es ist bekannt: Stille und zurückhalten<strong>de</strong> Menschen<br />
haben es in <strong>de</strong>r dynamischen und lauten Businesswelt<br />
ungleich schwerer als die allseits präsenten und eloquenten<br />
„Tausendsassa“. Als introvertierter Mensch<br />
kann ich aber genauso viel erreichen wie die Lauten,<br />
das ist die zentrale Botschaft von Sylvia Löhken an die<br />
Leisen im Lan<strong>de</strong>. Die promovierte Sprachwissenschaftlerin<br />
zeigt jetzt mit ihrem Vi<strong>de</strong>otraining bei <strong>de</strong>r Pink<br />
University, wie introvertierte Menschen das schaffen<br />
können. Infos unter www.leise-menschen.com.<br />
Bekannte Führungsstile<br />
Hier geht es zum Gratis-Vi<strong>de</strong>o:<br />
Introvertiert – extrovertiert: Wo stehen Sie?<br />
➔<br />
Die Theorien über Führungsstile lassen sich<br />
anhand ihrer dimensionalen Ausrichtung in<br />
drei Teilabschnitte unterglie<strong>de</strong>rn:<br />
1. Eindimensionaler Führungsstil-Ansatz:<br />
Führungskontinuum nach Tannenbaum<br />
und Schmidt<br />
2. Zweidimensionaler Führungsstil-Ansatz:<br />
OHIO-Studien und die<br />
Weiterentwicklung <strong>de</strong>r Aussagen<br />
resultierend aus <strong>de</strong>n OHIO-Studien<br />
in Form <strong>de</strong>s Verhaltensgitters nach Blake<br />
und Mouton<br />
3. Mehrdimensionaler Führungsstil-Ansatz:<br />
- Situationsanalyse von Hersey<br />
und Blanchard<br />
- 3-D-Ansatz nach Reddin<br />
Quelle: www.personaler-online.<strong>de</strong><br />
ausgebil<strong>de</strong>t, fleißig und leistungsorientiert.<br />
Das sind alles Eigenschaften,<br />
mit <strong>de</strong>nen sie gut das mittlere<br />
Management erreichen. Geht es aber<br />
in noch höhere Ebenen, spielen plötzlich<br />
an<strong>de</strong>re Attribute eine große Rolle:<br />
eine gute Selbstdarstellung, Selbstbewusstsein<br />
und Durchsetzungsvermögen.<br />
Ich bemerke dann, dass Frauen<br />
beson<strong>de</strong>rs in Verhandlungssituationen<br />
zu wenig kämpferisch für ihre<br />
I<strong>de</strong>en und Ziele eintreten.<br />
Wenn Sie an Ihren Wer<strong>de</strong>gang<br />
zurück<strong>de</strong>nken, wann mussten Sie als<br />
Frau Hür<strong>de</strong>n überspringen, die Männern<br />
vielleicht nicht im Weg gestan<strong>de</strong>n<br />
hätten?<br />
Extreme Hür<strong>de</strong>n stan<strong>de</strong>n mir bisher<br />
noch nicht im Weg. Als junge Frau<br />
und Managerin hatte ich allerdings<br />
das Gefühl, mich stärker beweisen zu<br />
müssen als Männer. Dies lag an <strong>de</strong>r<br />
zuweilen distanzierten und abschätzen<strong>de</strong>n<br />
Haltung von Kollegen, die sich<br />
zu fragen schienen: „Hat sie überhaupt<br />
die Kompetenz und das Wissen<br />
für Technik und Management?“ Ab<br />
einem gewissen Alter ließ dieser Druck<br />
aber nach. Viele trauten mir dann die<br />
Erfahrungen und technischen Fähigkeiten<br />
zu, die mit einem Maschinenbaustudium<br />
gekoppelt sind.<br />
Versuchen Sie, einen an<strong>de</strong>ren Führungsstil<br />
zu leben als Männer?<br />
Ich pflege einen teamorientierten<br />
und damit weniger patriarchalisch<br />
geprägten Führungsstil. Und ich<br />
<strong>de</strong>nke, dass dieser Stil <strong>de</strong>m Unternehmen<br />
guttut: Ich habe <strong>de</strong>n Eindruck,<br />
dass wir uns während <strong>de</strong>r vergangenen<br />
zwei Jahre meiner Geschäftsführungstätigkeit<br />
immer mehr zu einem<br />
Team formiert haben, das gemeinsam<br />
Ziele verwirklichen will. In <strong>de</strong>r<br />
Zusammenarbeit mit meinen technischen<br />
Mitarbeitern kommuniziere ich<br />
strukturiert, klar und geradlinig. Ich<br />
spreche einfach die Sprache <strong>de</strong>r Techniker.<br />
Sie treten sehr selbstbewusst als<br />
Ingenieurin in Leitungsposition auf.<br />
Sehen Sie sich als Vorbild für junge<br />
und ambitionierte Ingenieurinnen?<br />
Als Geschäftsführerin in einem technikaffinen<br />
Umfeld besitze ich sicherlich<br />
eine Vorbildfunktionen für Frauen.<br />
Allerdings übernehme ich dabei<br />
nicht die männlichen Charakteristika,<br />
um zu <strong>de</strong>monstrieren, wie man sich<br />
auf dieser Managementebene<br />
behaupten kann. Ich möchte Frau<br />
bleiben – und pflege daher einen<br />
charmanten und verbindlichen Stil.<br />
Ich ermuntere Frauen dazu, mutig zu<br />
sein und selbstbewusst zu ihren<br />
Fähigkeiten und Leistungen zu stehen.<br />
Das fängt schon bei Kleinigkeiten<br />
an: Frauen neigen zur verbalen<br />
Beschei<strong>de</strong>nheit. Oft schmälern sie<br />
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Foto: Fotolia/Warren Goldswain<br />
ihren Erfolg und lassen Lob nicht zu.<br />
Wenn ich zu einer Frau sage: „Das<br />
haben Sie gut gemacht!“ – dann quittiert<br />
sie dieses Lob nicht selten mit<br />
einem: „Ja, aber …“. Ich sage dann:<br />
„Relativieren Sie Ihre Leistung nicht!“<br />
Ich hatte bei einem Projekt die Verantwortung<br />
für <strong>de</strong>n Teil eines Kraftwerkes.<br />
Nach<strong>de</strong>m das Geplante<br />
schließlich umgesetzt und verbaut<br />
Anzeige<br />
war, hat mich die gewaltige Konstruktion<br />
beeindruckt. Es war für mich ein<br />
erheben<strong>de</strong>s Gefühl, daran mitgewirkt<br />
zu haben.<br />
Wie för<strong>de</strong>rn Sie konkret weibliche<br />
Ingenieure?<br />
Im Rahmen eines wöchentlichen Jour<br />
fixe biete ich insbeson<strong>de</strong>re jungen<br />
weiblichen Fachkräften meine Unterstützung<br />
an. Wenn sie es wünschen,<br />
nehme ich an ihren Meetings teil und<br />
frage, an welchen Stellen sie meinen<br />
Rat o<strong>de</strong>r meinen aktiven Support<br />
benötigen. Ich übernehme also selbst<br />
Coachingaufgaben, biete <strong>de</strong>n Frauen<br />
aber auch ein externes Coaching an,<br />
da bei gewissen Führungstätigkeiten<br />
externe Coaches sehr hilfreich sind –<br />
zum Beispiel, wenn ein Team zusammengestellt<br />
o<strong>de</strong>r neue Aufgaben<br />
übernommen wer<strong>de</strong>n müssen.<br />
Zum Abschluss: Gibt es ein Erlebnis,<br />
das sinnbildlich dafür steht, dass<br />
Sie seinerzeit das richtige Studium<br />
gewählt und die richtige berufliche<br />
Laufbahn eingeschlagen haben?<br />
Mein Studium hat mir sehr viel Spaß<br />
gemacht, und ich habe nie an meiner<br />
Entscheidung gezweifelt. Nach meinem<br />
Abschluss habe ich in einem Planungsunternehmen<br />
für Gas- und<br />
Dampfturbinenkraftwerke gearbeitet.<br />
Berufsbegleitend<br />
studieren an <strong>de</strong>r HFH<br />
in Ihrer Nähe.<br />
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