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LERNEN MIT ZUKUNFT Dezember 2020

Themenvielfalt unter dem Thema "Lebensraum MENSCH" Das Impulsmagazin für Erwachsene

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information & gesellschaft Corona: Eine Befragung im Freundeskreis NICHTS TRÄGT IM GLEICHEN MASS WIE EIN TRAUM DAZU BEI, DIE ZUKUNFT ZU WIE ES STUDIERENDEN WÄHREND DER PANDEMIE GING Mag. Reinhard Winter Tina Čakara Studentin Junge Autorin Foto: Fotostudio primephoto Die Pandemie hat alles verändert. So auch das Studentenleben. Ich habe mich in meinem Freundeskreis umgehört und einiges zu den Höhen und Tiefen des Studierens während Corona erfahren. WAS FIEL IM ONLINE LEARNING AN DER UNI SCHWERER ALS FRÜHER? Schon seit fast einem Jahr läuft der Unterricht an den österreichischen Universitäten online ab. Das ist eine große Veränderung, die nicht immer reibungslos verlief. Die fünf Studentinnen, die ich aus meinem Freundeskreis befragt habe, studieren an der Universität Wien. Sie waren alle mit einigen Problemen konfrontiert. Technische Schwierigkeiten hatten alle. Mara musste häufig mit Verbindungsproblemen bei einem Stream kämpfen: „Auch wenn das nur für ein paar Sekunden passiert, fällt es mir bei diesen Voraussetzungen sehr schwer, mich zu konzentrieren.“ Am schlimmsten war es für sie, in manchen Lehrveranstaltungen ganze Einheiten abbrechen zu müssen. Konzentrationsschwierigkeiten hatte auch Judith: „Vor allem bei Videokonferenzen, bei denen ich meine Kamera nicht eingeschaltet hatte, fiel es mir schwerer, mich die ganzen 1,5 Stunden zu konzentrieren und nicht von anderen Dingen ablenken zu lassen.“ Auch der Austausch mit anderen Studierenden fehlte enorm. „Früher habe ich während der Pausen immer andere Studis getroffen und konnte mich so besser ablenken“, sagte Aylin. „Zufallsbegegnungen sind im Online Learning nicht möglich“, meinte auch Judith. Generell fehlte oft der Ausgleich und die Abwechslung. Aylin lernte früher gerne in unterschiedlichen Bibliotheken. „Jetzt kann ich alles nur noch zuhause erledigen“, sagte sie. WAS HÄTTE DIE UNI BESSER MACHEN KÖNNEN? Hier gehen die Meinungen auseinander. Ariane meinte, die Uni hätte alles getan, was sie konnte. Maria ist da anderer Meinung. Einige der Lehrenden seinen anfangs total ahnungslos gewesen. „Sie haben uns teilweise (mit dem Gedanken "wir sind eh nur zu Hause") viel zu viel zugemutet, was in deren normalen Unterricht so nicht vorgekommen wäre“, argumentiert Maria. Sie fand gerade die Anfangsphase letzten März physisch schwieriger als gedacht: „Diese ganze Ungewissheit und dieses Abwarten und Sehen, wie sie sich organisieren, das gab es halt früher so nicht.“ Auch Judith hätte sich gerade von ihrem Institut mehr direkte Kommunikation gewünscht und, dass alle Lehrenden ihre Vorlesungen aufzeichnen. „Die Uni hätte meiner Meinung nach schon vor der Pandemie mehr in Online Streaming und ähnliches investieren sollen“, fügte Maria noch hinzu. WAS WAR BEIM ONLINE LEARNING POSITIV? Jede Medaille hat ihre Kehrseite, so auch Foto: © Christian Dorn | pixabay.com 30 | DEZEMBER 2020

das Online Learning. Ariane mochte die „flexiblere Zeiteinteilung“ und konnte durch Online Learning die Lernzeiten an ihre Vorlieben anpassen. Das Arbeiten von Zuhause aus fand auch Judith nicht so schlecht: „Das Gute am Online Learning ist, dass der Anfahrtsweg zur Uni wegfällt. Außerdem war es mir so möglich, längere Zeit bei meinem Freund in Bayern zu verbringen, da ich ja auch von Deutschland aus an den Videokonferenzen teilnehmen kann.“ Auch Maria genoss es, später aufzustehen zu können und ihr Doppelstudium leichter unter einen Hut zu bringen: „Es war extrem angenehm, nicht den Stress zu haben von Uni zu Uni oder Unterricht zu Unterricht zu laufen.“ Judith schätzte außerdem das Angebot der Uni Wien sehr: „Ich finde es gut, dass es Blogs und E-Mails von der Hauptuni gibt, die Tipps zum Umgang mit online Prüfungen, dem Distance Learning oder der Zeiteinteilung geben.“ Wandern und erkundete die Wiener Stadtwanderwege. Judiths persönliches Highlight war der Besuch ihres Freundes aus Bayern nach Ostern: „Er blieb einige Monate lang bei mir und meiner Familie zuhause. Ohne der Pandemie und der Umstellung auf Distance Learning hätten wir uns wohl alle zwei Wochen für ein paar Tage gesehen, bevor jeder wieder zu seiner jeweiligen Uni müsste.“ Mara genoss es, viel Zeit mit ihrer neuen Mitbewohnerin zu verbringen, die wenige Monate vor dem Lockdown bei ihr eingezogen war. Durch die intensive Zeit zusammen konnten sie einander viel besser kennenlernen. Maria wiederum entdeckte Home-Workout für sich: „Da ich Asthmatikerin bin, konnte und wollte ich nicht wirklich rausgehen, weshalb ich mir aber vorgenommen habe, jeden Tag Sportübungen zu machen. Dadurch konnte ich mich fit halten, was selbstverständlich auch psychisch gut ist, da mein Alltag dadurch eine Routine hatte.“ Und Ariane schließlich meinte: „Ich habe nicht wegen der Pandemie, sondern trotz der Pandemie schöne und positive Erfahrungen gemacht.“ WORAUF FREUST DU DICH, WENN ALLES „VORBEI“ IST? Der größte Wunsch von allen ist es, FreundInnen und Familie wieder uneingeschränkt sehen zu können und vor allem auch wieder zu umarmen. Aylin freut sich außerdem auf Kulturveranstaltungen und Mara aufs Tanzen gehen. Judith möchte auch das Meer endlich wiedersehen und, dass sich „die allgegenwärtige bedrückende Stimmung in der Öffentlichkeit“ endlich auflöst. WAS HAST DU DEN- NOCH POSITIVES ERLEBT? Aylin entdeckte während des Lockdowns ihre Begeisterung für das Foto: Foto: © Gerd Engin Altmann Akyurt | pixabay.com | pixabay.com 31 | DEZEMBER 2020