LERNEN MIT ZUKUNFT Dezember 2020
Themenvielfalt unter dem Thema "Lebensraum MENSCH" Das Impulsmagazin für Erwachsene
Themenvielfalt unter dem Thema "Lebensraum MENSCH"
Das Impulsmagazin für Erwachsene
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LEBENSRAUM: MENSCH
IMPULSMAGAZIN FÜR ERWACHSENE
Dezember 2020
DIE STAATLICH-MEDIALE ANGSTPÄDAGOGIK
Verzicht auf Differenzierung
SEHNSUCHT FAMILIE
Gerade in Krisenzeiten
DAS KLIMAOPTIMIERTE WEIHNACHTSFEST
Food 4 future - Teil 5
inhalt & impressum
inhalt
bildung
Martinstag einmal anders
Perspektiven für Kinder & Jugendliche
Hat Ihr Kind wieder nur gespielt?
entwicklung
Meine Nachrichten Diät
Forschung geht neue Wege
Mehr Chancengleichheit
Verachtet mir die Meister nicht!
Echtheit und Authentizität leben
gesellschaft
Sehnsucht Familie
Die staatlich-mediale Angstpädagogik
Lassen Sie mich ausholen
Danke für den gelungenen Tag
Russland und wir
Eine Befragung im Freundeskreis
Komm, wir schützen das Klima
umwelt
Das klimaoptimierte Weihnachtsfest
gedanken
Raum schaffen
Prof. Abakus | Hoffnung und Mut
Unterstützung für Betroffene
vielfalt
Stiefern am Kamp
Buchtipp
Weihnachten an der Berliner Mauer
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impressum
Medieninhaber, Herausgeber & Verleger LERNEN
MIT ZUKUNFT, 1220 Wien, Mühlwasserpromenade
23/ Haus 13, e-mail: office@LmZukunft.at,
Herausgeber/Grafik: Karl H. Schrittwieser, Redaktion
(Bild/Text): Birgit Menke, Tina Cakara
Titelseite - Foto: © Pixaline | pixabay.com
Blattlinie:
Mit unserer Themenvielfalt laden wir Erwachsene
ein, sich für die Entwicklung unserer Lebenswelt
und für künftige Generationen einzusetzen.
Dazu geben wir Informationen, Gedankenimpulse
und Anregungen.
Die AutorInnen übernehmen selbst die
Verantwortung für den Inhalt ihrer Artikel.
Auflage: 4 mal im Jahr
unterstützung durch
www.improve.or.at
www.2dudes.online
2 | DEZEMBER 2020
editorial & information
Ein besonderes Jahr:
Viel Zeit zum Nachdenken
FÜRCHTE DICH NICHT VOR LANGSAMEN VERÄNDERUNGEN, FÜRCHTE DICH
VOR DEM STILLSTAND (aus Japan)
Nach 12 Jahren Impulsmagazin LERNEN MIT ZUKUNFT hat
sich ein Team, bestehend aus einigen Autor*innen und
unserer Redaktion überlegt, die künftigen Ausgaben
einem optischen Feinschliff zu unterziehen.
Im weiteren Schritt planen wir, vermehrt junge Menschen zu
Wort kommen zu lassen, um ihre Sichtweisen, Gedanken und
Lebenseinstellungen besser kennen zu lernen. Wie sehen junge
Leute ihre Zukunft? Wie stehen sie dem europäischen Gedanken
gegenüber? Was wünschen sie sich und was würden sie ändern,
usw. An dieser Stelle möchte ich unser neues Redaktionsmitglied, Tina
Cakara, begrüßen, die den Bereich der jungen Erwachsenen übernehmen wird.
Wenn Sie auf die zweite Seite schauen, sehen Sie nun einzelne Themenkategorien,
denen wir die Artikel zugeordnet haben, um eine bessere Übersicht zu
ermöglichen.
Auch die digitalen Medien werden in Zukunft vermehrt für den Transport der
Impulse eingesetzt. Lassen Sie sich schon in der nächsten Ausgabe überraschen.
Und damit es auch wirklich in Zukunft nicht mehr übersehen wird, haben wir
den Namen unseres Magazins und unsere Leserzielgruppe visuell
hervorgehoben.
Und nun viel Freude mit der Dezember-Ausgabe
Ich wünsche Ihnen ein heiteres Weihnachtsfest mit lieben Menschen und ganz
viel Herzlichkeit,
Ihr
Karl H. Schrittwieser
Obmann und Herausgeber
LERNEN MIT ZUKUNFT
Foto: © anncapictures | pixabay.com
Foto © Francis Ray | pixabay.com
3 | DEZEMBER 2020
information & gesellschaft
Gerade in Krisenzeiten:
Sehnsucht Familie
DAS JAHR 2020 IST FÜR FAMILIEN ZU EINER BESONDEREN HERAUSFORDERUNG
GEWORDEN
DI Roswitha Wurm
Dipl. Lerndidaktikerin
Lese- und Rechtschreibtrainerin,
Kinderbuchautorin
Interaktive Lesungen
an Schulen buchbar unter:
www.lesenmitkindern.at
Staatlich angeordnet wurden Mutter,
Vater, Kind und alle sonst im Haus
lebenden Familienmitglieder noch
enger aneinandergebunden. Dies
führt zu einer Rückbesinnung auf den Wert
der Familie. Menschen, die den Lockdown
allein in ihren vier Wänden erleben mussten,
wissen wie entmutigend und schlimm das
Alleinsein ohne den sicheren Rahmen einer
Familie mitunter sein kann.
Lebensmodelle verändern sich, so auch die
Familie im klassischen Sinn. Während in
früheren Generationen meist der Mann für
das Einkommen der Familie sorgte und die
Frau schwerpunktmäßig für die Erziehung
der Kinder zuständig war, teilen sich heute
Mutter und Vater die familiären Aufgaben
und meist sind auch beide Elternteile zumindest
zum Teil berufstätig. Wärme, Geborgenheit,
Dazugehören, Lebenssinn – all das
verbinden wir mit dem Begriff Familie. Auch
wenn Glück und Unglück, Freude und Leid
in Familien häufig nah beieinander liegen
– das Lebensmodell Mutter-Vater-Kind ist
noch immer das beliebteste, auch unter jungen
Menschen. So gibt in Umfragen immer
ein großer Prozentsatz der Jugendlichen als
eines ihrer Lebensziele den Wunsch nach
einer eigenen Familie an.
FAMILIE IN ZEITEN DER KRISE
Auf der anderen Seite bringen Quarantäne-
und Lockdownzeiten auch eine große
Herausforderung für das Zusammenleben als
Familie mit sich. Die aktuelle Jugendwertestudie
2020 des österreichischen Instituts für
Jugendkultur und der T-Factory Trendagentur
zum Thema Corona-Lockdown ergab, dass
sich die Spannungen innerhalb der Familie
stark erhöht haben. Von den 1000 befragten
Jugendlichen empfanden besonders die 16
bis 19-jährigen das beengte Zusammenleben
innerhalb der Familie als „nervig“.
Verstärkt wurden die Konflikte innerhalb der
Familie durch Teleworking, Homeschooling
und der daraus resultierenden Mehrfachbelastung
speziell der Mütter. Multitasking
war von einem Tag auf den anderen gefragt.
Haushalt, Home-Office und „Kinder zum
Lernen animieren“ – eine Mammutaufgabe
für Eltern, speziell Mütter. Hier fehlten die
normalerweise täglich vor Ort erfahrene Hilfe
und Unterstützung von Pädagogen in Kindergarten
und Schule.
Hinzu kommt, dass im Covid 19 bedingten
Social Distancing oftmals die ausgleichende
Wirkung und die vermittelten Werte der
älteren Generationen, also der Großeltern
wegfallen.
STABILE WERTE IM WANDEL
DER ZEIT
Genau diese Werte schätzen
junge Menschen noch heute
besonders an dem Phänomen
Familie. Das hat sich trotz all des
Wandels in der äußeren Struktur
der Familie nicht verändert. Die
Hierarchie in der Familie mag sich
zugunsten eines gleichberechtigten
Miteinanders in der Familie und
4 | DEZEMBER 2020
einer Vielfalt an Lebensformen geändert haben, niemals aber die
Grundidee von Familie: nämlich als Ort, an dem Menschen einen im
Normallfall kennen, und trotzdem lieben.
Am Ende des Tages, oder besser gesagt, wenn es hart auf hart
kommt und Familienmitglieder aufeinander angewiesen sind, kommt
trotz aller Konflikte diese Verbundenheit zu tragen und stärkt und
tröstet und hilft uns einander zu ertragen.
Ermutigen und helfen wir dafür in der Vorweihnachtszeit in diesem
pandemiegeplagten Jahr gemeinsam mit (unseren) Kindern (jungen)
Menschen, die nicht das Vorrecht haben in einer Familienstruktur
geborgen zu sein. Das Sammeln kreativer Ideen dafür in Zeiten des
Social Distancing kann zu einem interessanten und verbindenden
Familienprojekt werden.
Foto: © White77 | pixabay.com
5 | DEZEMBER 2020
information & gesellschaft
Verzicht auf Differenzierung:
Die staatlich-mediale Angstpädagogik
ES GIBT KEINEN SCHLECHTEREN RATGEBER ALS DIE ANGST
Gerald Ehegartner
Lehrer, Autor, Naturpädagoge
und Visionssucheleiter
„Akademie für Potentialentfaltung“,
„Lernwelt“
www.geraldehegartner.com
Was waren das noch für
Zeiten, als angehenden
PädagogInnen erklärt
wurde, dass Angst und
Lernen eine äußerst nachteilige Kombination
darstellen würden. Niemand
sollte den Lernenden unnötig Angst
machen, die positive Motivation
sollte im Vordergrund stehen.
Nun sind wir während dieser Pandemie
alle Lernende. Das Paradigma
der Angstlosigkeit wurde aber schon
lange über Bord geworfen.
Seit Monaten spielen Medien und
Politik auf der Klaviatur der Angst.
Die Bedrohung durch einen unsichtbaren
Feind steht neben dem Babyelefanten
wie ein riesiger Elefant im
Raum.
Psychologen, Pädagogen, Neurobiologen
– alle wissen sie um die
zerstörerische Kraft lang andauernder
Angst. Doch Medien und
Politik scheinen freie Spielräume der
Angst zu sein. Neben dem Gebot der
Stunde „Fürchtet euch“, wird nun
auch in mittelalterlich-kirchlicher
Tradition die große Schuld beschworen.
Besonders junge Menschen
in Feierlaune seien schuld an den
Toten, ebenso die nach Kroatien Reisenden,
die Masken- und Abstandsverweigerer.
Die österreichische
Bevölkerung sei einfach zu dumm
– deswegen der erneute Lockdown,
angekündigte Massentests usw. So
einfach sei das.
Wer bei all den Grafiken zu steigenden
Infektionszahlen, aufgestapelten
Särgen vor Krematorien und
künstlich beatmeten Intensivpatienten
nicht in die Knie gegangen ist,
den trifft spätestens jetzt das Gefühl,
irgendwie daran schuld zu sein.
Man hätte vielleicht doch nicht den
guten Freund mit einem Faustschlag
begrüßen sollen. Wer weiß, vielleicht
waren die Viren schnell genug, um
ihn zu befallen und danach eine
Spur des Schreckens exponentiell zu
verbreiten.
Wer nicht alles zu exakt 100 Prozent
befürwortet, was ihm medial vorgesetzt
wird, der darf sich neuestens
auch als Sünder fühlen, ausgeschlossen
aus dem Kreis derer, die die
Wahrheit besitzen.
Wer in guter pädagogischer Tradition
Differenzierung einfordert, wird
als mitgefühlslos gebrandmarkt. Fast
alle müssen den Lockdown erdulden,
das sei eine Frage der Solidarität.
Egal, ob man zur Risikogruppe
gehört, verdächtig ist man allemal,
sogar als Kleinkind. Besonderer
Schutz für Bedürftige wird als Wegsperren
gedeutet, gezielter Schutz
wie Schnelltests vor und in Altersund
Pflegeheimen (noch) nicht
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umgesetzt. So schwebt undifferenzierte Angst über und in den Köpfen der
Menschen. Die einzige Erlösung liegt mittlerweile in der „heiligen Spritze“.
Könnten wir nicht einen neuen Weg gehen, wo man zur Vorsicht mahnt, aber
auch die Angst nach unten fährt? Wo man alles dafür tut, gefährdete Gruppe
zu schützen und Tipps zur Steigerung des Immunsystems gibt? Angst, das
wissen wir alle, schwächt das Immunsystem. Eine pandemische Testeritis,
wie wir sie auch aus dem pädagogischen Feld kennen (z. B. PISA) ist zwar
sündteuer, aber die Gelder massenhafter PCR-Tests könnten wahrscheinlich
zielgerichteter – z. B. für Pflegepersonal - eingesetzt werden.
Das Ziel muss doch sein, gestärkt aus dieser Krise rauszukommen und nicht
völlig geschwächt, individuell und gesellschaftlich.
Die Problematik lässt sich nicht alleine auf eine medizinisch-technische
reduzieren, sie ist mehrdimensional. Es ist meiner Meinung nach Zeit, die
Angst- und Rasenmäherpädagogik (mit einem Schnitt alle Pflänzchen) zu
überdenken, differenzierter zu agieren und den Menschen auch wieder Mut
und Hoffnung zu vermitteln. Gerade dann, wenn das Familienfest Weihnachten
vor der Tür steht.
Foto: © ElisaRiva | pixabay.com
information & entwicklung
Geistige Entwicklung in der Pandemie:
Meine Nachrichten Diät
DIE KUNST DES VERZICHTS
Dipl.-Ing. Alexander Ristic Seit dem Ausbruch der Pandemie
Journalist
im März 2020 hat sich bei mir
vieles verändert. Ich war auf
einmal „nur“ Zuhause. Es gab
keine Trennung zwischen dem Privaten
und Homeoffice. Ich musste sehr viele
Abläufe optimieren und bewusst Rituale und Zeitabschnitte
einführen, um ein ausgeglichenes „kombiniertes“ Leben führen
zu können.
An die Arbeit von Zuhause habe ich mich sehr schnell gewöhnt.
Viel Sport und gesunde Ernährung haben zu meinem Wohlbefinden
beigetragen. In den ersten vier Wochen habe ich auch
sofort feststellen können, welche Freunde „enge und wirkliche“
Freunde sind und welche nur Bekannte waren. Die virtuelle
Kommunikation zu echten Freunden und meine Homeoffice-
Arbeit per eMail, Telefon und virtuelle Konferenzen sind zu einer
harmonischen Routine geworden.
Doch was ist mit meinem Medienkonsum passiert? Ich kann gar
nicht genau sagen, was der Auslöser war. Ich habe gespürt - Hier
stimmt was nicht! Wahrscheinlich war es der omnipräsente Zuwachs
an schlechten Nachrichten, der anfing mir die Stimmung
zu vermiesen.
Es wurde mir auf einmal bewusst, dass ich zu einem „Nachrichten-Junkie“
geworden
bin und wieviel Zeit ich
durch meinen Nachrichtenkonsum
verschwende:
Busunglück in
Indien, Feuersbrunst in
Kalifornien, Totschlag
in Duisburg etc. Ob auf
dem ORF Portal, Radio,
Zeitungen, Facebook,
Internet nur unwichtige
Nachrichten, mit denen
ich nichts anfangen
oder mit denen ich
mein Handeln und mein
Verhalten nicht abstimmen
kann.
Ich beschloss auf „News-Diät“ zu gehen. Ich
verbannte Nachrichten aus meinem Leben!
Ich ging in die Tiefe statt in die Breite und
befasse mich seitdem nur mit Inhalten, die
mich wirklich interessieren.
Die erste Woche meiner Nachrichten-Diät
war sehr schlimm. Die Nachrichten nicht abzurufen,
erfordert viel Disziplin. Am Anfang
habe ich mich etwas ausgeschlossen oder
sogar sozial isoliert gefühlt. Ich war jeden
Tag in Versuchung einen Blick auf meine
Nachrichtenportale im Internet zu werfen.
Ich bin der Versuchung widerstanden und
habe meine radikale Nachrichten-Diät eingehalten.
Nach 30 Tagen ohne Nachrichten
habe ich ein Gefühl der Gelassenheit und
der inneren Ruhe verspürt. Ich hatte auf
einmal viel mehr Zeit Sachen konzentrierter
zu machen und konnte meine Umwelt besser
verstehen.
Ich verschwende weniger Gedanken an
Dinge, die für mich keine Relevanz haben.
Die doch so vermeintlich wichtigen Dinge in
der Weltgeschichte haben in den seltensten
Fällen auch Einfluss auf mein Leben. Mir ist
jetzt erst bewusst geworden, wieviel Zeit ich
vorher durch meinen Nachrichten-Konsum
verschwendet habe. Diese Zeit gehört jetzt
wieder mir.
Es ist erstaunlich auf welch gute Ideen ich
komme, wenn ich mir erlaube aktiv zu denken.
Die Prioritäten sind jetzt klarer.
Endlich kann ich wieder frei denken. Ich
habe seit März 2020 ein harmonisches und
besonnenes Leben!
Foto © Gerd Altmann | pixabay.com
8 | DEZEMBER 2020
information & bildung
Kreativität gefragt:
Martinstag einmal anders
HÄTTEN WIR FÜR ALLE MENSCHEN AUF UNSERER ERDE ETWAS ÜBRIG,
MÜSSTE KEIN MENSCH MEHR VERHUNGERN (Ernst Ferstl)
Der Martinstag, auch Martini
genannt, ist der Gedenktag des
Heiligen Martin von Tours. Besonders
in Österreich hat der 11.
November als Feiertag große Bedeutung.
Im Burgenland, wo der Heilige Martin
Landespatron ist, wird dieser mit einem
Festtag geehrt. Schüler haben frei und
Ämter bleiben geschlossen.
ZUR GESCHICHTE:
Der Feiertag geht auf eine Legende aus
dem Jahr 334 nach Chr. zurück.
Martin als römischer Offizier in Armenien
stationiert. Als er eines Tages einem
frierenden Bettler begegnete, teilte er,
der Offizier, kurzerhand seinen Mantel
mit einem Schwert und gab dem armen
Mann eine Hälfte.
In der folgenden Nacht erschien ihm
Christus im Traum, bekleidet mit der
Hälfte seines Mantels.
DAS BRAUCHTUM:
Durch diese barmherzige Tat ist
St.Martin zu einem Symbol von Demut
geworden. Ein Brauch, der am Martinstag
heute noch gern begangen wird,
ist der Martinsumzug. Kinder ziehen
mit selbst gebastelten Laternen durch
die Straßen und singen Martinslieder.
Anschließend wird die Legende rund um
die Mantelteilung nachgespielt und Martinswecken-
aus Hefeteig und Rosinen
gegessen.
Licht in die November-Dunkelheit bringen.
DIE TRADITION:
Traditionell wird zu und rund um St.Martin in
Österreich das Martinigansl gegessen. Warum
die Gans? Bevor Martin zum Bischof von Tours
geweiht werden sollte versteckte er sich in
einem Gänsestall. Die Gänse schnatterten so
laut, dass der Heilige Martin entdeckt wurde
und dann doch noch zum Bischoff ernannt
wurde. Deswegen werden um diese Zeit die
Gänse verspeist.
Ursula Schoeneich
Direktorin der German
School Campus in Newport
Beach, CA USA
www.germanschoolcampus.
com
DER GÄNSEBRATEN:
Die Martinsgans ist keineswegs ein einfaches Gericht, sondern erfordert
Können und Geschick. Meist wird die Gans gefüllt: Ob mit Semmelwürfel,
Äpfeln, Nüssen oder Maroni. Als Beilage serviert man Kartoffelknödel und
Rotkraut.
Und wie haben wir den Martinstag im Jahr 2020 gefeiert?
Durch die Pandemie war es nicht möglich, einen großen Laternenumzug zu
arrangieren. So hat die German School Campus im Gartenrestaurant mit
einer kleinen Gruppe der jüngsten Schülerinnen und Schüler und deren Familien
ein Martinsfest mit einem Malwettbewerb, Martinslieder und einem
kleinen Rundgang mit den Laternen veranstaltet.
DIE LATERNE:
Die leuchtenden, bunten Laternen beim
Martinsumzug sind ein Ausdruck für
die „strahlende Botschaft“ des heiligen
Martin und sollen, genau wie damals,
Foto: © German School, USA
9 | DEZEMBER 2020
information & gesellschaft
Der Kommunikator - Teil 3:
Lassen Sie mich ausholen
DIE KOLUMNE FÜR ALLE, DIE ETWAS ZU SAGEN HABEN
Mag. Markus Neumeyer
Theater-,Film- und
Medienpädagoge
dipl. Lern/Freizeit &
Vitalcoach
Wir haben wahrscheinlich alle
schon viel über Paul
Watzlawick und sein erstes
Axiom gehört: „Man kann
nicht nicht kommunizieren“. Der gute
Paul hatte aber noch vier weitere großartige
Erkenntnisse über Kommunikation,
die allesamt weltberühmt wurden.
Was mache ich gerade? Ich schreibe
einen Artikel über ein Thema, das mir
ehrlichgesagt sehr am Herzen liegt: Die
Kommunikation. Was mache ich außerdem?
Ich kommuniziere. Sogar auf zwei
Arten.
DOPPELTE KOMMUNIKATION
Es muss zwar nicht extra erwähnt
werden, aber ich sitze jetzt gerade in
meinem Büro und tippe wie wild auf die
Tasten meines Laptops. Damit kommuniziere
ich direkt und zeitverzögert.
Ersteres durch meine Tätigkeit und die
Räumlichkeiten, die ich dafür gewählt
habe. Ich habe die familiäre Wohnung
bewusst verlassen und bin in meinen
Arbeitsraum gegangen. Damit kommuniziere
ich meiner Frau und meinen
Kindern ziemlich eindeutig, dass sie
in den nächsten Stunden nicht mit mir
rechnen können. Ich werde beschäftigt
sein. Würde mich jetzt jemand beobachten,
wäre das sofort offensichtlich.
Ich kommuniziere allerdings auch durch
den Text, den ich verfasse. Der Inhalt
dieser Sätze wird allerdings zeitversetzt
bei Ihnen ankommen (außer Sie sind der/
die Beobachter/in). In dem eben beschriebenen
Vorgang steckt schon sehr
viel von Watzlawicks zweitem Axiom.
JEDE KOMMUNIKATION HAT EINEN
INHALTS- UND EINEN BEZIEHUNGS-
ASPEKT.
Der Inhaltsaspekt erhält die Aufgabe
Informationen zu vermitteln. Der Beziehungsaspekt
gibt Aufschluss darüber,
wie die Beziehung vom Empfänger
aufgefasst wird. Der Zwiespalt zwischen
diesen beiden Aspekten kann leicht zu
Zwietracht führen. In der Marketingkommunikation
wird sogar absichtlich mit
diesem Unterschied gespielt. In der privaten
Kommunikation versuchen wir ihn
meisten so klein wie möglich zu halten.
JEDE KOMMUNIKATION IST IMMER
URSACHE UND WIRKUNG
Das dritte Axiom nenne ich auch
gerne Teufelskreis der Kommunikation.
Watzlawick hat erkannt, dass auf
jede Nachricht eine Reaktion erfolgt.
Ja selbst dann, wenn der Empfänger
nicht reagiert, ist es eine Botschaft. Am
bekanntesten ist wohl das Beispiel vom
Ehepaar mit der nörgelnden Frau und
dem sich zurückziehenden Mann. Die
Frau nörgelt, weil der Mann sich zurückzieht.
Der Mann zieht sich zurück, weil
die Frau nörgelt. Wenn keiner diesen
Kreislauf durchbricht geht das so lange,
bis das der Tod sie scheidet. Denken Sie
nach, ob Sie sich nicht selbst in so einem
Kommunikationsstrudel befinden. Wenn
ja, brechen Sie aus.
MENSCHLICHE KOMMUNIKATION
BEDIENT SICH ANALOGER UND
DIGITALER MITTEL
Heutzutage weiß jeder was mit „analog“
und „digital“ gemeint ist. Als
Watzlawick diese Axiome vor über 50
10 | DEZEMBER 2020
Jahren aufstellte, gab es allerdings
noch kein Web 2.0 für jedermann, keine
Emails und keine sozialen Netzwerke.
Entweder war der gebürtige Villacher ein
Hellseher oder er hat das ganz anders
gemeint.
Mit „digital“ und „analog“ meinte der
Kommunikationswissenschaftler nichts
anderes als erneut den Unterschied
zwischen Inhalt und Beziehung. Die
Elemente aus der unsere Botschaften bestehen,
die Sprache, die Wörter, kurz die
Syntax, sind der digitale Anteil. Unsere
Körpersprache, unser Gesichtsausdruck
oder die Tonalität unsere Botschaft
(schreien wir oder sprechen wir ganz
ruhig) entsprechen dem analogen Teil
unserer Kommunikation. Auch hier haben
sich Medien und Marketing einiges
abgeschaut. Mehrdeutigkeiten werden
oft ganz absichtlich verwendet.
KOMMUNIKATION IST SYMME-
TRISCH ODER KOMPLEMENTÄR
Wie fühlen Sie sich, wenn ihr Vorgesetzter
mit Ihnen schimpft? Oder sind Sie
vielleicht selbst der Chef, der sich über
einen unfähigen Mitarbeiter ärgert?
In so einem Fall ist die Kommunikationssituation
eindeutig komplementär.
Unterhalten Sie sich hingegen mit Ihrer
besten Freundin oder Ihrem allerbesten
Kumpel, wird die Unterhaltung höchstwahrscheinlich
auf einer symmetrischen
Ebene ablaufen.
MERKEN SIE SICH DAS FÜR IHRE ARBEIT
Nicht nur im Privaten, besonders im Berufsleben ist
das Wissen über diese fünf Axiome Gold wert. Es
kann für Ihren beruflichen Erfolg oder Misserfolg
entscheidend sein. Sie glauben mir nicht? Dann
stellen Sie sich folgende Situation vor:
Sie begrüßen einen neuen wichtigen Kunden.
Der Mann hat Geld und würde gern bei Ihnen
investieren, doch Sie haben Watzlawicks Axiome
vergessen. Schon bei der Begrüßung merkt der
potenzielle Kunde, dass Sie nicht ganz bei der
Sache sind. Ihr Händedruck ist lau und Sie können
ihm nicht in die Augen schauen. Sie kommunizieren
Schwäche. Haben Sie vielleicht sogar was zu
verbergen?
Auf Fragen antworten Sie kurz. Bei manchen
Sätzen wird ihre Stimme höher. Manchmal stellen
Sie Gegenfragen, um selber nicht antworten zu
müssen.
Ich kann Ihnen versprechen, dass
dieses Geschäft nie zustande
kommen wird. Am
besten Sie lesen sich
vor jedem wichtigem
Gespräch noch einmal
die fünf Axiome durch.
Nur so als Tipp!
Watzlawick war der Ansicht, dass Beziehungen
immer entweder auf Gleichheit
oder auf Unterschiedlichkeit beruhen.
Bei symmetrischen Beziehungsformen
herrscht Gleichheit und die Kommunikationspartner
versuchen diesen Status gezielt
zu erhalten. Ungleichheiten werden
reduziert oder ausgeglichen. Kommt es
aus irgendeinem Grund zu einer langfristigen
Ungleichheit, ist die Beziehung
kurz- oder längerfristig komplementär
geprägt.
Foto © Gerd Altmann | pixabay.com
information & gedanken
Achtsam wahrnehmen:
Raum schaffen
DIE STILLE IST EIN RAUM DER ERKENNTNIS
Roswitha Maderthaner
Kindergartenleiterin
Montessoriepädagogin
Akademische Trainerin
Dipl.Biografiearbeiterin
zur Zeit Studium der
Elementarpädagogik
12 | DEZEMBER 2020
So, wie wahrscheinlich Viele im
Lockdown, habe auch ich die Zeit
dazu genützt, in meinem Wohnraum
Ordnung zu schaffen. Ich
ging systematisch vor. Jeder einzelne
Raum wurde auseinandergenommen.
Kein Kasten, keine Kommode, kein Regal
blieb von mir verschont. Überall wurde
eine Bestandsaufnahme gemacht. Jedes
Ding wurde in die Hand genommen,
überprüft, und dabei abgewogen, ob
es noch eine Daseinsberechtigung hat.
Danach wurde das Urteil gesprochen.
Dabei war ich eine strenge Richterin. Jeder
einzelne Gegenstand in meiner Hand
erzählte mir eine Geschichte. Manche
war kurz, manche lang, manche voller
Emotionen, spannend oder einfach nur
bedeutungslos und langweilig.
Je nachdem, wie gut diese Geschichte
war, sie entschied über das Bleiben oder
Gehen. So gelang es mir neuen Raum zu
schaffen, neue Plätze für Besonderheiten
oder Belanglosem zu finden.
Einige Wohnräume bestanden meine
strenge Prüfung nicht, und so wurden
sie kurzerhand umgestaltet, ich spürte,
sie passten nicht mehr zu mir. Um das
heraus zu finden, muss man Innehalten.
Der chinesische Philosoph Laotse sagte:
„Wer innehält - erhält inneren Halt –
und bleibt sich selbst erhalten.“
Gerade in Zeiten wie diesen, in der man
auf Grund eines Virus angehalten wird,
seinen Bewegungsraum mit Bedacht zu
wählen, bietet es sich an inne zu halten.
Einmal Innehalten, stehen bleiben,
wahrnehmen was ist, was war und was
sein kann. Gerade das, bietet uns eine
Möglichkeit herauszufinden was noch
zu uns passt, wovon wir uns verabschieden
wollen und was noch bleiben darf.
In der Biografiearbeit gibt es dazu verschiedenste
Methoden, um sich diesem
Thema zu widmen. In der Übung: „Das
Haus meines Lebens“ setzt man sich
mit den wichtigen Bereichen seines
Lebens auseinander. Für jeden dieser
Bereiche wird ein passender Raum gestaltet
– zu Papier gebracht, und dabei
folgende Fragen gestellt: Wie sieht er
innerlich aus? Welche Lage, Größe,
Form, Einrichtung usw. hat zum Beispiel
mein innerlicher Arbeitsraum? Sind
die Möbel noch zeitgerecht, ist er hell,
lichtdurchflutet, oder befindet er sich
zurzeit gar im Umbau? Gibt es einen innerlichen
Raum, der mich abbildet? Wie
sieht er aus? Ist er groß, klein, beengt?
Hat er einen Balkon, Fenster, Türen,
Verbindungen usw. Durch das Gestalten
der einzelnen inneren Räume erschafft
man sich die Möglichkeit des Nachdenkens
über die persönliche Gegenwart,
und kann den eigenen, momentanen
Istzustand erkunden.
Genau hier setzt die Biografiearbeit an.
Der Blick wird auf die Gegenwart gerichtet,
was gerade jetzt ist, denn dies
ist in der Vergangenheit entstanden.
Innehalten, um wahrzunehmen. Mit der
Frage, ob die Raumgestaltung noch so
passt, und was verändert werden will,
wird der Blick auf die Zukunft gerichtet.
Die persönliche Zukunft gewinnt somit
an Konturen und Platz wird geschaffen,
um sich selbst neue Räume zu eröffnen.
Foto © Pete Linforth | pixabay.com
13 | DEZEMBER 2020
information & gesellschaft
Ein tiefes Gefühl:
Danke für den gelungenen Tag
NICHT DAS GLÜCKLICHSEIN FÜHRT ZUR DANKBARKEIT, SONDERN DAS
DANKBARSEIN ZUM GLÜCKLICHSEIN. (David Steindl-Rast)
Dr. Manfred Greisinger
Autor, Trainer
Buch-Projekt-Begleiter
Vortragender
Selfness-Coach
ICH-Marke-Pionier
25 Bücher bisher,
druckfrisch:
„Wolfs-Würde“
www.stoareich.at
Foto: © Gernot Blieberger
Der Anruf war mehr als überraschend:
„Ich wollte Dir Danke
sagen für den gelungenen Tag,
den Du mir geschenkt hast
…“ – Ich verharrte für lange Sekunden
stumm; tief berührt, fasziniert, ehe ich
den Dank aus frohem Herzen erwidern
konnte.
Meine über 95-jährige, vitale Nachbarin
war am Telefon. Ich hatte sie am frühen
Nachmittag – an ihr Fenster klopfend
– spontan gefragt, ob sie die wundervolle
Herbstsonne für einen kleinen
Spaziergang mit mir nutzen wolle. „Ich
muss mich nur kurz umziehen“, war ihre
Reaktion – und schon machten wir uns
auf den Weg.
Begeistert und im Intervall von ein paar
Schritten schwärmten wir beide um die
Wette, wie schön die Natur, das goldene
Herbstlaub, unser funkelnder See seien –
und die feine Begleitung. „Mehr braucht
man nicht zum Glücklichsein“, meinte
– ich darf sie so nennen – „Omi“. Und
sie ergänzte: „Heute werde ich ganz gut
schlafen …“
Welch schöne Stunde, waren wir uns
beide einig. Ihr würdigender Anruf
unmittelbar danach rief Entzücken in
mir hervor. Und die Erkenntnis, wie
wir anderen UND uns selbst das Leben
verschönern können. Mit minimalem
Aufwand, nur ein wenig Achtsamkeit.
VON DER ROSE LEBEN …
Mir fällt die schöne Geschichte von
Rainer Maria Rilke in Paris ein: Er begegnete
einer Bettlerin, die um Geld bat. Sie
streckte teilnahmslos die Hand aus, ohne
zu irgendeinem Geber je aufzusehen.
Rilke war klar: „Wir müssen ihrem Herzen
schenken, nicht ihrer Hand.“ Tage
später brachte Rilke eine Rose mit, legte
sie in die Hand der Bettlerin und wollte
weitergehen. Da blickte die Bettlerin auf,
erhob sich, tastete nach der Hand des
fremden Mannes, küsste sie und ging
mit der Rose davon.
Eine Woche lang war die Alte verschwunden.
Dann saß sie wieder wie
früher am gewohnten Platz und bat um
Almosen. Wovon mag sie eine Woche
lang gelebt haben? Rilke war sicher:
„Von der Rose…“
Schenken wir einander – aus dem Moment
heraus – etwas fürs Herz: Der/die
Dankbare ist glücklich!
Foto: © aalmeidah | pixabay.com
14 | DEZEMBER 2020
Sie wissen selbst am besten, womit
Sie Ihr Wissen ergänzen wollen!
Ausbildung für Jung und Alt
• Sie lernen am Ort Ihrer Wahl.
• Sie lernen in Ihrer eigenen Geschwindigkeit
• Sie wählen Ihre eigenen Lernzeiten
FERNLEHRGANG mit interaktiven Elementen
IMPROVE-Bildung mit Zukunft
www.improve.or.at
Fotos © faculty, student, girl | pixabay.com
information & bildung
Ploiesti in Rumänien:
Perspektiven für Kinder und Jugendliche
CONCORDIA SOZIALPROJEKTE ERÖFFNET DIE ERSTE INTEGRATIVE GRUNDSCHULE
Mag. a Ulla Konrad,
Psychologin und
Vorstandsvorsitzende
CONCORDIA Sozialprojekte
Fotos: © Archiv CONCORDIA |
Schickhofer
16 | DEZEMBER 2020
Rumänien ist seit 2007 Mitglied
der EU. Das arme Land verzeichnete
in den letzten Jahren zwar
eine Verbesserung der Wirtschaftszahlen,
jedoch kommen diese aus
vielerlei Gründen nicht bei den Menschen
an. Viele RumänInnen leben nach
wie vor unter widrigen Lebensbedingungen,
die wir uns hier im wohlhabenden
Österreich kaum vorstellen können.
Laut Eurostat lebt in Rumänien fast jede
vierte Person in ihren eigenen vier Wänden
ohne Wasserklosett. Die Armutsgefährdungsquote
für Kinder im Alter von
0 bis 17 Jahren in Familien, in denen die
Eltern höchstens die untere Sekundarstufe
besucht haben, liegt bei 73,8%.
CONCORDIA Sozialprojekte steht seit
fast 30 Jahren in Rumänien von Armut
betroffenen Kindern, Jugendlichen und
Familien mit diversen Unterstützungsprogrammen
zur Seite.
Eine besondere Position nimmt die Arbeit
mit und in den Roma-Communities
ein. Nach wie vor findet Diskriminierung
von Roma und Roma-Kindern im rumänischen
Schulsystem statt.
Als soziale Randgruppe sind
sie besonders gefährdet.
Kinder aus Familien, die in
Armut leben, sind darüber
hinaus von der Pandemie
und ihren Folgen am stärksten
betroffen und zeichnen sich durch
mehrfache Verwundbarkeit aus. Es sind
Kinder, deren Eltern ins Ausland gegangen
sind, um dort zu arbeiten; deren
Eltern ihre Arbeit oder die Erlaubnis zur
Ausübung der Arbeit verloren haben; die
keinen Zugang zu Informationen und
Mehr Infos über
CONCORDIA
Sozialprojekte:
www.concordia.or.at
Dienstleistungen (einschließlich Gesundheit)
haben; Kinder, die in überfüllten Wohnungen/
Häusern leben; Kinder mit Behinderungen.
Unsere Organisation versorgt von Armut betroffene
Eltern mit Lebensmittel- und Hygienesets
und hilft ihnen so, für die Grundbedürfnisse
ihrer Kinder zu sorgen. Besonders wichtig ist
uns dabei, dass wir diese Kinder dabei unterstützen,
eine Schulausbildung zu absolvieren
und fortzusetzen.
Denn wir glauben daran: Bildung ist effektiv der
beste Weg, der Armut zu entkommen.
EINE GROSSE HERAUSFORDERUNG
Es freut uns daher sehr, dass wir trotz der
schwierigen Umstände unsere integrative
Volksschule in Ploiesti – eine Autostunde von
Bukarest entfernt - im September eröffnen
konnten.
Es war wirklich schwierig, die Schule rechtzeitig
zu eröffnen und nicht nur den pädagogischen
Teil gewährleistet zu haben, sondern auch die
notwendigen COVID-Maßnahmen umzusetzen.
Jetzt sind wie aber sehr erleichtert, dass der
Unterricht starten konnte, und wir auch genug
Zeit hatten, um die Kinder im Falle der Notwendigkeit
von Distance Learning gut
vorzubereiten und auszurüsten.
Mit unserer integrativen Schule
wollen wir modellhaft vorzeigen,
wie Kinder aus benachteiligten und
nicht benachteiligten Verhältnissen
gemeinsam lernen können. Sie liegt
der Überzeugung zugrunde, dass
alle Kinder, auch diejenigen aus benachteiligten
Verhältnissen, ein gleiches Recht auf qualitativ
hochwertige Bildung haben.
Die Förderung der Kreativität der Kinder durch
Musik- und Kunstunterricht wird großgeschrieben.
Nachmittagsbetreuung ist ein wesentlicher
Bestandteil des Schullebens. Nicht zuletzt,
weil Kinder aus benachteiligten Verhältnissen
oft keine Unterstützung von zu Hause
erhalten.
Darüber hinaus erhalten die Kinder eine
warme Mahlzeit zu Mittag, die von unseren
Lehrlingen täglich zubereitet wird.
Die Schule ist in den schon bestehenden
CONCORDIA Bildungscampus mit einer
Berufsschule integriert.
UNSER INTEGRATIVES UNTERRICHTS-
KONZEPT
Jede Klasse bietet eine Möglichkeit für
max. 20 SchülerInnen, die sowohl aus sozial
schwachen Verhältnissen (z.B. finanziell
oder sozial benachteiligt, Kinder mit
besonderen körperlichen oder kognitiven
Bedürfnissen) als auch von Eltern kommen,
die sich die jährliche - aber bescheidene -
Schulsteuer leisten können.
Die Zusammenarbeit zwischen den Eltern
spielt eine wichtige Rolle und sie waren
von Anfang an im Rahmen von Workshops
mit LehrerInnen bei der Ausarbeitung des
Schulkonzepts einbezogen. Das „Case-
Management”, ein Modell, das bereits
erfolgreich an der Berufsschule implementiert
wurde, stellt eine innovative Methode
für Rumänien dar: ein multidisziplinäres
Team, das sich aus allen SchulmitarbeiterInnen
(Schulleiter, LehrerInnen, Krankenschwester,
PsychologInnen, usw.) zusammensetzt,
beschäftigt sich mit jedem Kind.
Zusammen mit dem Beitrag der Eltern analysiert
das Team regelmäßig die Entwicklung
jedes Kindes und plant den besten
individuellen Entwicklungspfad, basierend
auf dessen Talenten und Bedürfnissen.
Um den Unterricht an die Klassendynamik
anpassen und die erforderliche individuelle
Unterstützung bieten zu können, werden
jeder Klasse zwei LehrerInnen zugewiesen.
17 | DEZEMBER 2020
r
information & entwicklung
Und es bewegt sich doch etwas:
Forschung geht neue Wege
WARUM NOCH TIERVERSUCHE? GIBT ES KEINE ALTERNATIVEN?
Thomas Kolbe
Fachwissenschaftler
für Versuchstierkunde,
Ao. Prof. für die
Service-Plattform
Biomodels Austria
Veterinärmedizinische
Universität Wien
sche
war
kt, aber mehr infos
alig.
https://www.vetmeduni.
ac.at/de/in-vivo-und-in-vitromodelle/
horistiker
Auf dem Gebiet des Klimaschutzes
gibt es außer Lippenbekenntnissen
nicht wirklich Fortschritte.
Es ist auch schwer zu verkaufen,
dass die Bevölkerung zum Schutz
unseres Klimas ihren Lebensstandard
einschränken muss. Stattdessen werden
weiter E-Roller, E-Bikes, E-Autos propagiert,
Handys, Server-Farmen und Bitcoin-Minen
genutzt. Deutschland kann
Kohle- und Atomkraftwerke abschalten,
solange der fehlende Strom aus tschechischen
und französischen Atomkraftwerken
geliefert wird. Menschen benutzen
den Fahrstuhl und abends trainieren sie
im Fitnessstudio auf den Steppern. Da ist
also noch ein gewaltiger Bewusstseinswandel
notwendig.
Auf einem anderen Gebiet dagegen
gibt es Fortschritte: Die Veterinärmedizinische
Universität in Wien hat den
ersten österreichischen Lehrstuhl für In
vivo- und In vitro-Modelle eingerichtet.
Seit langem schon wird gefordert, Tierversuche
durch Alternativ- oder Ersatzmethoden
zu ersetzen. Auf Gebieten wie
der Grundlagenforschung, der Krebsforschung
oder der Immunologie wird das
auch langfristig nicht ganz möglich sein,
aber auf vielen anderen Gebieten hat
sich außer der Forderung nach Alternativen
nicht viel getan. Allerdings ist
die Ausbildung der Jungforscher durch
intensive Schulungskurse, die in den
letzten Jahren an allen größeren Universitätsstandorten
eingerichtet wurden,
wesentlich verbessert worden. Die Arbeit
mit lebenden Tieren in einem Versuch ist
ein wissenschaftlicher Bereich, der sonst
nirgends im Studium oder in der täglichen
Arbeit im Labor professionell und auf dem
neuesten Stand vermittelt wird. Diese
Lücke konnte also weitgehend geschlossen
werden.
Nachdem es aber nicht einmal mehr ein
nationales Referenzzentrum für Ersatzmethoden
gibt (früher: ZET in Linz), fühlte
sich in Österreich niemand mehr so recht
für die Entwicklung von Alternativmethoden
zuständig oder sie in objektiven Tests
den tierexperimentellen Methoden gegenüberzustellen
und zu beurteilen. Fehlt die
offizielle Anerkennung solcher Methoden,
kann sie keine Pharma-Firma in der Praxis
einsetzen ohne Kunden und Absatzmärkte
zu verlieren. Eine neue Professur an der
Veterinärmedizinischen Universität Wien
wird nun neben der Entwicklung und
Bewertung solcher Methoden auch die
Aufgabe haben, diese in der Forschergemeinschaft
möglichst weithin bekannt zu
machen. Damit wir in Zukunft auf allen
Forschungsfeldern, auf denen Tierversuche
nicht unbedingt notwendig sind,
alternative Methoden und Verfahren einsetzen
können und werden. Zum Wohle
der Versuchstiere und der Patienten.
Foto: © 200 Degrees | pixabay.com
18 | DEZEMBER 2020
information information & gesellschaft & forschung
Neues Buch von Hugo Portisch:
Russland und wir
EINE BEZIEHUNG MIT ZUKUNFT
Hugo Portisch gehört zu den
bedeutendsten Journalisten
Österreichs und hat ein sehr
interessantes Buch mit dem Titel
„Russland und wir“ geschrieben.
Er ist profunder Kenner Russlands und
analysiert sehr eloquent die Wichtigkeit
einer guten Beziehung Europas mit
Russland. Hugo Portisch war sehr oft in
Russland und kennt seit Jahrzehnten das
Land, die Leute und die russische Mentalität.
Er bekundet in seinem neuen Buch
seine sehr persönliche Meinung zu der
aktuellen politischen Situation und dem
Verhältnis zwischen der europäischen
Union und Russland.
Es ist ein sehr guter Streifzug durch
die Geschichte einer Großmacht. Die
Geschichte der östlichsten europäischen
Nation ist ebenso spannend wie kompliziert.
Es ist sehr lernreich zu verstehen,
wie Russland durch eine List China dazu
bewegen konnte, Sibirien Russland zu
überlassen. Sibirien wurde durch die
Kosaken erkundet und besiedelt. Herr
Portisch beschreibt auch die Wichtigkeit
der russisch-orthodoxen Religion und die
Bedeutung der russischen Geistlichen für
die Entwicklung des Landes.
Er postuliert, dass Russland zu Europa
gehört und dass das Gemeinsame
überwiegt und gefördert werden muss.
Beide Seiten können von einer engeren
Zusammenarbeit profitieren. Russland
hat sich auch als eine Ordnungsmacht
im Nahen Osten positioniert.
Hugo Portisch geht gekonnt und mit seiner
politischen Diplomatie auch auf das Thema
der schwierigen internationalen Beziehungen
zwischen Russland und Europa ein. Russland
unter Vladimir Putin macht es seinen
europäischen Nachbarn nicht immer einfach,
vertrauensvolle freundschaftliche Beziehungen
zu pflegen. Militärische Aktionen wie die Annexion
der Krim und die berechtigten Zweifel
an der persönlichen Freiheit russischer Bürger
belasten das Verhältnis.
Dennoch sieht Hugo Portisch keine Alternative
zu einer Kooperation, besonders um sich als
Handelsmacht gemeinsam gegen die Volksrepublik
China zu behaupten.
Dipl.-Ing. Alexander Ristic
Journalist
Foto: © Art Tower | pixabay.com
Foto: © Concordia
19 | SEPTEMBER 2020
information & entwicklung
Es geht um Menschenrechte:
Mehr Chancengleichheit
WIE EIN ESEL DAS LEBEN VON FRAUEN UND MÄDCHEN VERÄNDERT
Marion Burger
Caritas Auslandshilfe
Die 29-jährige Ayantu ist mit
ihrem Eselgespann auf dem Weg
zur Wasserausgabestelle. Acht
leere Kanister hat sie geladen,
zwei für ihre Familie, die anderen sind
für die Nachbarsfrauen aus dem Dorf,
die keinen Esel und keinen Karren
besitzen. Es ist noch nicht lange her,
dass sie den Weg zum Wasserholen zu
Fuß gehen und die vollen Wasserkanister
auf dem Rücken nach Hause schleppen
musste.
Zehn Kilometer – das ist ein langer und
beschwerlicher Weg ohne das Gespann.
Erst am Nachmittag war sie wieder
zurück im Dorf gewesen und hatte während
dessen nicht nur die sechs Kinder
in die Obhut ihrer Mutter geben müssen,
sondern immer auch ein schlechtes Gewissen
gehabt, zu wenig für die Kleinen
da zu sein.
DER ESEL MACHT DAS LEBEN DER
FRAUEN UM VIELES BESSER
Seit sie als Begünstigte das Eselgespann
erhalten hat, hat sich vieles zum Besseren
gewendet: Sie hat jetzt viel mehr Zeit
für ihre Kinder und ist nicht mehr jeden
Abend geschafft und völlig fertig vom
Schleppen der schweren Wasserbehälter.
Für den Transport des Wassers für ihre
Nachbarinnen kann sie sich zudem ein
bisschen etwas dazu verdienen, auch
durch das Verleihen des Gespanns, wenn
sie selber es nicht braucht.
Vor kurzem ist sie der Spargemeinschaft
im Dorf beigetreten. Mit dem kleinen
Kredit, den sie pünktlich zurückzahlt,
konnte sie sechs Hühner anschaffen
und einen kleinen Gemüsegarten anlegen.
Damit plant sie für die Zukunft
ein zusätzliches kleines Einkommen
zu erwerben.
Das Eselgespann hat Ayantus Leben
vollkommen verändert. Es eröffnet
ihr neue Möglichkeiten und sichert
die Ernährung und das Wohlbefinden
ihrer Familie.
DIE HOHE ARBEITSLAST DER
FRAUEN WIRD GEMINDERT UND
IHR ANSEHEN ERHÖHT
Ayantus Geschichte ist kein Einzelfall.
Frauen und Mädchen nehmen in der
äthiopischen Gesellschaft traditionell
eine untergeordnete Rolle ein.
Sie haben weniger Rechte als ihre
männlichen Familienangehörigen und
werden in ihrer Entwicklung und in
ihren Freiheiten stark eingeschränkt.
Sie können in der Regel kein Land
oder größeres Eigentum besitzen, die
Ausnahme sind meist nur Tiere wie
Esel, Ziegen und Hühner.
Sehr viele Frauen sind abhängig von
ihrem Ehemann, zudem erledigen
sie alle Aufgaben im Haushalt. Dazu
zählen auch die aufwändigen Arbeiten
wie das Besorgen von Brennholz
für die Kochstelle und das Trink- und
Brauchwasser.
Die große Arbeitslast bindet viele
Frauen und Mädchen ans Haus und
Fotos: © Michael Zündel | Caritas
20 | DEZEMBER 2020
erschwert ihnen die aktive Teilnahme am
gesellschaftlichen Leben. Das geht sogar
soweit, dass Mädchen oft erst in die
Schule dürfen, wenn sie ihren Teil der
Hausarbeit erledigt haben - eine klare
Benachteiligung gegenüber den Buben.
MIT DEM ESEL UND SCHULUNGEN
WIRD AUCH ANDEREN FRAUEN MUT
GEMACHT
In der Diözese Meki wird die Position der
Frauen und Mädchen durch zahlreiche
Projekte gestärkt.
Die Organisation von Frauen in Kleingruppen
wird besonders gefördert. Die
Frauen erhalten so Zugang zu Alphabetisierungskursen,
Mikrokrediten, Schulungen
im Landbau und in der Tierhaltung.
Esel spielen dabei eine besondere Rolle.
Sie werden in den Dörfern um Meki
schon lange als Last- und Zugtiere
eingesetzt, sind jedoch für arme Familien
nicht finanzierbar.
Für diese Frauen stellen Esel eine
enorme Arbeitserleichterung und eine
mögliche Einkommensquelle dar. Damit
tut sich für sie ein Weg heraus aus Armut
und Abhängigkeit auf.
INFO
„Wie ein Esel das
Leben der Frauen
verändert“
https://shop.caritas.
at/esel-fuer-den-fortschritt
Foto: © Gerd Altmann | pixabay.com
21 | DEZEMBER 2020
information & gedanken
Professor Abakus:
Hoffnung und Mut
Die Wirbelsäule stützt den Körper, das Rückgrat den Menschen, so ein Ausspruch
von Justus Vogt, ein denkender und lebender Dichter.
Auf der ganzen Welt setzen sich Menschen für Demokratie, Selbstbestimmung,
Menschenrechte, Toleranz, soziale Gerechtigkeit und vieles mehr ein. Dabei
nehmen sie oft große persönliche Nachteile in Kauf, wie z.B. Ausgrenzung, Demütigung,
den Verlust der Freiheit oder sogar den Tod. Können wir etwas dagegen tun
und wenn ja, was? Das war eine Frage, die in unserer Familienrunde diskutiert wurde
und zu folgendem Ergebnis führte:
Foto: © Mykola Velychko - Fotolia.com
Gemeinsam können wir ein Zeichen der Solidarität setzen. Viele Organisationen kämpfen
für die Rechte von Menschen. Amnesty International mobilisiert Jahr für Jahr Menschen für die
Teilnahme am Briefmarathon, der auch speziell für Schulen angeboten wird. Um Bewusstsein für
Menschenrechte zu stärken und zu vermitteln, dass wir gemeinsam etwas bewirken können. Personen in über
200 Ländern schreiben Briefe oder E-Mails an Regierungen und unterstützen damit andere Menschen. Somit
müssen sich die politisch Verantwortlichen dem Thema stellen.
Zum Beispiel Germain Rukuki aus Burundi, der zu 32 Jahren Haft verurteilt wurde, nur weil er sich für Menschenrechte
eingesetzt hat. Oder Nassima Al-Sada, die in Saudi-Arabien inhaftiert wurde, weil sie sich für
Frauenrechte engagierte. Das wäre in einem Land wie Österreich undenkbar, wo die Meinungsfreiheit in der
Verfassung festgeschrieben ist und auch bedeutet, nach den eigenen Ansichten leben und handeln zu dürfen.
Wenn ich zu entscheiden hätte, gäbe es gar keine Menschenrechtsverletzungen. Ich weiß, ich bin ein Träumer,
aber wer weiß, wie sich die Menschheit noch entwickeln wird. Bis dahin müssen wir uns noch mit wachsamen
Augen und mit offenem Herzen für den Schutz der Menschenrechte einsetzen und diesen auch aktiv einfordern,
wenn Unrecht geschieht.
Ich werde aber sicher nicht gefragt, wie immer.
Ghostwriter: Birgit Menke
Foto: © Natalia Lavrinenko | pixabay.com
22 | DEZEMBER 2020
Schenken
Sie doch heuer
einen Esel!
Schenken mit Sinn macht mehrfach Freude.
Einerseits unterstützen Sie damit Projekte, die notleidenden Menschen
im In- und Ausland helfen. Andererseits kann diese Unterstützung in Form
eines Billets als Geschenk an eine liebe Person weitergegeben werden.
schenkenmitsinn.at
Jetzt digital
schenken
mit Sinn
© levers2007, iStockphoto
information & vielfalt
Ort der Erinnerung:
Stiefern am Kamp
WAS MAN ALS KIND GELIEBT HAT, BLEIBT BIS INS HOHE ALTER IM BESITZ DES
HERZENS
Kurt Dreyer
Jahrgang 1932
Mitglied des Lyrikkreises
der AWO
Baden im Kamp
Man schrieb das Jahr 1941.
Deutschland wurde von
englischen, später auch von
amerikanischen Bombern
angegriffen. Um seine Jugend davor zu
schützen, schickte sie der „Führer“ in
weniger gefährdete Gebiete.
Das nannte sich Kinderlandverschickung!
KLV. Ich gehörte auch dazu. Im Frühjahr
war es dann soweit. Der Abschied vom
Elternhaus fiel wohl allen sehr schwer.
So brachten mich meine Eltern zum hannoverschen
Bahnhof, wo schon ein Sonderzug
der Reichsbahn auf uns wartete.
Wir Kinder waren schon sehr aufgeregt
und jedes Kind trug ein Schildchen um
den Hals, mit Namen und Adresse der
künftigen Pflegeeltern.
Die Reise ging nach Österreich. Wir
waren lange unterwegs, weil der Zug an
fast jedem Ort hielt. Aber langsam leerte
sich der Zug, da immer mehr Kinder
ihren Zielort erreicht hatten.
Ich selbst fand mein neues Zuhause in
der Wachau, in dem kleinen entlegenen
Ort „Stiefern.“ Da musste ich aussteigen,
denn so stand es auf meinem
Schild. Meine Pflegeeltern erwarteten
mich schon neugierig am Bahnsteig. Da
standen sie nun. Eine junge Frau, eine
alte Dame, und was soll ich sagen, zwei
Hunde waren auch dabei. Der Bruder der
jungen Frau saß auf einem Motorrad mit
Beiwagen. Er begrüßte mich auf seine
Art, denn er war querschnittsgelähmt.
Die Familie bewohnte ein hübsches Haus
mit einem großen Garten und einem
überdachten Innenhof. Direkt am Haus
stand ein großer Marillenbaum, dessen
Früchte ich erst im Sommer genießen
konnte. In diesem Innenhof hatte man
extra für mich eine „Hutsche“ (Schaukel)
angebracht. Ich bekam ein schönes
Zimmer, das bisherige Musikzimmer, das
mit verschiedenen Musikinstrumenten
ausgestattet war. Ein eigenes Zimmer.
Welch ein Traum!
In der ersten Nacht schlief ich fest wie
ein Murmeltier und bemerkte nicht, dass
die Hunde, „Tip und Lili“ es sich auf
meinem Bett gemütlich gemacht hatten.
Das wurde dann zur Gewohnheit und
meist gesellte sich noch eine Katze dazu,
was ich natürlich toll fand. Diese Ruhe,
ohne Fliegeralarm und Bomben, schien
wie aus einer anderen Welt. Zu essen
gab es reichlich, im Stall tummelten sich
Ziegen und Hühner.
Nach ein paar Tagen der Eingewöhnung
wurde ich in der Schule angemeldet.
Es gab nur eine Klasse, gemischt mit
Jungen und Mädchen. Das war für mich
neu, aber ich fand es nicht schlecht.
Nach einigen Tagen tauchte ein weiterer
deutscher Schüler auf. Er kam auch aus
Hannover, sogar aus meinem Wohnbezirk
und hieß Karl-Heinz
Schlüter. Bald waren wir unzertrennlich
und verbrachten viel Zeit miteinander.
Wir tollten in den Wäldern umher,
Fotos: © Kurt Dreyer und Elisabeth Perteneder (Stiefern)
24 | DEZEMBER 2020
adeten im „Kamp“, jenen Fluss, der
direkt durch Stiefern lief und streiften
durch die schöne Landschaft.
Der Marillenbaum trug bald die ersten
Früchte. Nie wieder fand ich so saftige
honiggelbe Marillen, wie die in meiner
Kindheitserinnerung. Noch heute kaufe
ich die originale Marillenmarmelade aus
der Wachau.
Blick vom Kalvarienberg
Im Laufe der Zeit hatte ich mir den
dortigen Dialekt angewöhnt, was zur
Folge hatte, dass mich meine Eltern
nicht mehr verstanden. Ganz zu schweigen
von meinem Deutschlehrer, der mir
klarmachte, gefälligst richtiges Deutsch
zu reden.
Nach dem Krieg war ich noch oft in
Österreich und habe mit meiner Familie
auch meine Pflegeeltern besucht. Ich bin
heute noch dankbar für die schöne Zeit,
die ich in Österreich erleben durfte. Sie
hat mein ganzes Leben geprägt.
Kampbad
Kirche
information & entwicklung
Die Aufwertung des Handwerks:
Verachtet mir die Meister nicht
DIE HÖCHSTE STUFE DER BERUFLICHEN AUSBILDUNG WIRD SICHTBAR
Mag. Reinhard Winter ˇ
Gütesiegel
„Meisterbetrieb“
26 | DEZEMBER 2020
Wahrscheinlich von vielen unbemerkt
hat es beim traditionellen
Handwerksmeister in
den letzten zwei Jahren zwei
wesentliche Änderungen gegeben. Beide
sind nicht zuletzt auch ein Ausfluss der
Bedeutung des Handwerks/Gewerbes
für die österreichische Wirtschaft. Eine
Bedeutung, die nicht nur als nachhaltige
Antwort auf die Massenproduktion
globaler Märkte und überbordenden
Konsum, sondern auch im Hinblick auf
ein sinnvolles und aussichtsreiches
Ausbildungs- und Berufsangebot für
kommende Generationen gesehen werden
kann. Immerhin wurden im Gewerbe
und Handwerk 2019 österreichweit
über 46.000 Lehrlinge ausgebildet, das
sind über 42 Prozent aller ausgebildeten
Lehrlinge Österreichs (Quelle: Lehrlingsstatistik
2019 der WKO).
EINTRAGUNG IM NQR
Die erste der angesprochenen Änderungen
erfolgte bereits 2018. Mit 21.
09. 2018 wurde die Meisterprüfung für
Handwerke auf Stufe 6 im Qualifikationsregister
des Nationalen Qualifikationsrahmen
(NQR) öffentlich gemacht.
Im achtstufigen Qualifikationsregister
bedeutet dies, dass damit der Bachelorund
der Meister-Abschluss vom Niveau
her gleichwertig sind. Meisterinnen und
Meister verfügen gemäß NQR über fortgeschrittene
Kenntnisse und Fertigkeiten
in ihrem jeweiligen Fachbereich, haben
einen hohen Handlungs- und Entscheidungsspielraum
bei der Durchführung
ihrer Aufgaben und können komplexe
Projekte leiten. Von ihrer inhaltlichen
Ausrichtung sind Bachelor und Meister
aber unterschiedlich.
FÜHRUNG DES MEISTERTITELS IM
NAMEN
Die zweite Änderung erfolgte mit 21.
August dieses Jahres. Erst seit heuer
sind Meisterinnen und Meister berechtigt,
den Meistertitel auch vor dem
Namen zu führen. Dies kann in der
ausgeschriebenen Form, also Meisterin
oder Meister oder aber auch in Kurzform
Mst.in oder Mst. erfolgen. Mit
dieser Qualifikationsbezeichnung zeigen
die Meisterinnen und Meister ihren
Kunden, dass sie in ihrem Beruf mit der
Meisterprüfung die höchste Qualifikation
erworben haben. Damit wird aber
auch in der Öffentlichkeit deutlich: Die
Meisterausbildung ist jedenfalls gleich
viel wert wie eine akademische Ausbildung.
Wundern Sie sich also nicht, wenn
Ihnen Ihre Handwerksmeisterin, Ihr
Handwerksmeister, demnächst eine
Visitenkarte überreicht, wo vor dem
Namen ein Mst.in oder Mst. steht. Dass
dies immer öfter der Fall sein wird zeigt
vor allem die Statistik. 2019 haben
österreichweit über 15.000 meist junge
Menschen den fachlichen Teil einer
Meisterprüfung abgelegt (Quelle: Prüfungsstatistik
2019 der WKO). Es bleibt
zu hoffen, dass trotz der schwierigen
Zeiten der Zuzug zur Meisterprüfung
nicht einbricht. Denn gerade die vielen
Handwerksbetriebe sind es, die Beachtliches
zur positiven Entwicklung eines
Landes beitragen. Aber nicht nur das.
Gerade in schwierigen Zeiten lernt man
erst oft schätzen, dass der kompetente
Partner für notwendige Arbeiten oder
Dienstleistungen nicht weit entfernt,
sondern oftmals nur „ums Eck“ ist.
information & vielfalt
Mit WÜRDE gegen das Virus der Angst
26. Buch von Manfred Greisinger nimmt Anleihe beim Wolf
Das bislang einzige wilde, freie Wolfsrudel Österreichs lebt im Umfeld von
Allentsteig, am Truppenübungsplatz, im Herzen des Waldviertels. Der All ent steiger
Autor Manfred Greisinger erinnert in diesen herausfordernden Krisen-Zeiten mit
seinem neuen Buch "WOLFS-WÜRDE" die Leserinnen und Leser an ihre eigene Wildheit,
Wachheit, Verantwortung und Autonomie, an ihre Würde!
In der Edition Stoareich erschienen. Erhältlich als Paperback oder Hardcover im
Buchhandel oder – mit Signatur und persönlicher Widmung – im Online-Bookshop
der Edition Stoareich
www.stoareich.at
„Feuer ins Herz – Wie ich lernte, mit der Angst zu tanzen“ ist eine Geschichte,
die in einer erkaltenden Welt das Herz wie ein Lagerfeuer zu wärmen vermag.
Die Abenteuer der Hauptperson Noah, der sich im Lockdown wiederfindet, mit dem
Trickster Old Man Coyote führen aus der Illusion der trennenden Angst – und hinein
in eine neue Verbundenheit mit allem Lebendigen.
Der Dystopie einer rein verstandesorientierten Welt mit dem heraufdämmernden Gespenst
der Technokratie, des Transhumanismus und eines Überwachungsstaates wird
eine Utopie der Verbindung von Intellekt und Spiritualität gegenübergestellt.
Die Vision einer neuen Ganzheit ist die Kernbotschaft dieses Buches. Ein brisanter,
hochaktuell gesellschaftskritischer Roman, der die Angst als das gefährlichste Virus
entlarvt und neue Wege der Heilung aufzeigt.
von Gerald Ehegartner
Kamphausen.Media-Verlag | erscheint Anfang Jänner 2021
RUSSLAND UND WIR, von Hugo Portisch.
Es ist ein außergewöhnliches Sachbuch, das von der jahrzehntelangen journalistischen
Erfahrung seines Autors profitiert: Mit großer Expertise erklärt Hugo
Portisch die komplizierten historischen Verstrickungen und stellt die Notwendigkeit
eines Dialogs zwischen EU und Russland dar! Nur so kann eine harmonische
und belastbare bilaterale Beziehung ausgebaut werden.
Das Buch ist sehr kurzweilig geschrieben und kann jedem politisch interessierten
Leser empfohlen werden.
ISBN-13 9783711002747
144 Seiten/12,0x20,0 cm
Ecowin
27 | DEZEMBER 2020
information & gedanken
Das macht mir Angst:
Unterstützung für Betroffene
WIE KANN ICH MEINEM KIND HELFEN, SCHRECKLICHE EREIGNISSE
ZU VERARBEITEN?
Mag. a Daniela Gasser-Pranter
Erziehungsberaterin
Wiener Kinderfreunde
Foto: © Privat
Die unangenehmen Gefühle und
Ängste, die nach einem Ereignis
wie dem Terroranschlag in Wien
in den meisten Menschen aufkommen,
hallen lange nach. Vor allem
Kinder und junge Menschen benötigen in
der Auseinandersetzung damit unbedingt
Hilfe. Wie können Eltern ihren Kindern
– aber auch sich selbst – bei der Bewältigung
dieser Ausnahmesituation helfen?
WIE VERHALTE ICH MICH AM BESTEN
MEINEM KIND GEGENÜBER?
Für Kinder ist eine ruhige, wenig aufgeregte
Haltung ihrer Eltern in so einer
Situation hilfreich. Damit Kinder keine
bedrohlichen Fantasien und Ängste
entwickeln, wenn sie etwas von den
Nachrichten, aus Gesprächen oder im
Spiel mit Freunden aufschnappen, ist es
von Bedeutung, die Kinder altersentsprechend
und in kindlicher Sprache aufzuklären.
Wichtig ist es, bei der Schilderung
der Ereignisse weder zu übertreiben noch
zu bagatellisieren. Kinder können gut
mit der Wahrheit umgehen. Sie sehen
das viel pragmatischer als wir Erwachsene.
Bei Ängsten oder Sorgen der Kinder
signalisieren Sie Offenheit und Interesse,
bieten Sie Gespräche an, zeigen Sie, dass
Sie da sind und beruhigen Sie Ihre Kinder
u.a. auch durch Körpernähe. Wenn Eltern
das Gespräch mit ihren Kindern suchen,
erleben die Kinder, dass sie sich auch von
sich aus an ihre Eltern wenden können.
WIE KANN ICH MEINEM KIND IM
UMGANG MIT SEINEN GEFÜHLEN
HELFEN?
Kinder verarbeiten Ängste und Sorgen
auf unterschiedliche Weise. Vielleicht
zeigen sie weinerliches, anklammerndes
oder wütendes Verhalten. Gemeinsame
Aktivitäten, wie Gespräche,
Spielen, Malen und Bilderbücher
anschauen können zu einem Zugang
zu den unterschiedlichen Gefühlen der
kindlichen Welt verhelfen. So werden
diese besser besprechbar und verstehbar.
Machen Sie sich keine Sorgen, wenn Ihr
Kind das Ereignis nachspielt. Besonders
jüngere Kinder verarbeiten im Spiel Erfahrungen,
Sorgen, Stimmungen, Ängste,
Emotionen, Nicht-Einordenbares,
Fantasien und vieles mehr.
Genauso kann es vorkommen, dass Ihr
Kind von dem Attentat erzählt, eine
Frage stellt und dann wieder ganz
unaufgeregt weiterspielt oder sich
anderen Dingen zuwendet. Auch das ist
ganz normal.
Wenn Ihr Kind sich Sorgen macht, unsicher
oder ängstlich ist, ist es wichtig,
dass Sie ihm das Vertrauen vermitteln,
dass es beschützt wird – einerseits von
Ihnen aber auch von Polizisten, die für
die Sicherheit in der Stadt sorgen oder
Rettungssanitätern, die die Verletzten
versorgen.
Für Kinder, wie auch für uns Erwachsene
ist es hilfreich zu erleben, dass die
Welt noch genauso funktioniert wie
zuvor. Daher ist es wichtig, den Alltag
gut zu strukturieren, die Dinge so zu
machen, wie sonst auch. Schmieden
Sie gemeinsame Pläne, planen Sie
28 | DEZEMBER 2020
Dinge, auf die man sich freuen kann usw. Das ist zwar momentan
ein wenig schwierig, aber mit Ausflügen, Spiele- oder
Bastelnachmittagen oder einem gemütlichen Filmabend daheim,
kann man sich auch jetzt helfen. Das gibt uns und den Kindern
Sicherheit.
Für die Kinder ist es auch wichtig, den Kindergarten und die
Schule zu besuchen. Das sind für die Kinder sichere Orte, an
denen alles genauso stattfindet wie immer.
Achten Sie zudem darauf, neben den Kindern keine Nachrichten
zu sehen. Die Bilder und Berichte in den Medien
sind für Kinder sehr stark verängstigend und verstörend.
Kinder im Kindergartenalter können zwischen Realität
und Fantasie noch nicht ausreichend unterscheiden. Auch
für ältere Kinder sind die ungefilterten Bilder und Meldungen
erschreckend.
Ihr Kind sieht und spürt, wie es Ihnen geht. Kinder machen
sich automatisch Gedanken und Sorgen darüber, was mit
ihren Eltern los sein könnte. Auch hier können Sie entängstigen
in dem Sie Ihrem Kind mitteilen, dass sie z.B. weinen, weil
sie über das Geschehene so traurig sind. Auch Eltern dürfen
Gefühle zeigen.
Sich nach schlimmen Ereignissen überfordert zu fühlen, ist
vollkommen normal.
Zögern Sie darum nicht, Unterstützung in Anspruch zu nehmen.
• Psychologischer Dienst und Telefonseelsorge
(24h-Hotline): 142
• Notfallpsychologischer Dienst Österreich (24h-Hotline):
0699 188 554 00
• Psychiatrische Soforthilfe für Wien (24h-Hotline): 01 31330
• Caritas Plaudernetz (12-20 Uhr): 05 1776 100
Für Kinder, Jugendliche und Eltern:
• Rat auf Draht: 147 (24h-Hotline):
• Servicetelefon der Kinder- und Jugendhilfe: 01 4000 8011
• Die Möwe- Kinderschutzzentrum: 01 532 1414
• Die Familienberatungsstellen der Wiener Kinderfreunde:
01 401 25 33 www.wien.kinderfreunde.at/Familienberatung
Illustration: © Karin Blum / Kinderfreunde
29 | DEZEMBER 2020
information & gesellschaft
Corona:
Eine Befragung im Freundeskreis
NICHTS TRÄGT IM GLEICHEN MASS WIE EIN TRAUM DAZU BEI, DIE ZUKUNFT ZU
WIE ES STUDIERENDEN WÄHREND DER PANDEMIE GING
Mag. Reinhard Winter Tina Čakara
Studentin
Junge Autorin
Foto:
Fotostudio primephoto
Die Pandemie hat alles verändert.
So auch das Studentenleben. Ich
habe mich in meinem Freundeskreis
umgehört und einiges zu
den Höhen und Tiefen des Studierens
während Corona erfahren.
WAS FIEL IM ONLINE LEARNING AN
DER UNI SCHWERER ALS FRÜHER?
Schon seit fast einem Jahr läuft der
Unterricht an den österreichischen Universitäten
online ab. Das ist eine große
Veränderung, die nicht immer reibungslos
verlief. Die fünf Studentinnen, die
ich aus meinem Freundeskreis befragt
habe, studieren an der Universität Wien.
Sie waren alle mit einigen Problemen
konfrontiert.
Technische Schwierigkeiten hatten alle.
Mara musste häufig mit Verbindungsproblemen
bei einem Stream kämpfen:
„Auch wenn das nur für ein paar
Sekunden passiert, fällt es mir bei diesen
Voraussetzungen sehr schwer, mich zu
konzentrieren.“ Am schlimmsten war es
für sie, in manchen Lehrveranstaltungen
ganze Einheiten abbrechen zu müssen.
Konzentrationsschwierigkeiten hatte
auch Judith: „Vor allem bei Videokonferenzen,
bei denen ich meine Kamera
nicht eingeschaltet hatte, fiel es mir
schwerer, mich die ganzen 1,5 Stunden
zu konzentrieren und nicht von anderen
Dingen ablenken zu lassen.“
Auch der Austausch mit anderen Studierenden
fehlte enorm. „Früher habe ich
während der Pausen immer andere Studis
getroffen und konnte mich so besser ablenken“,
sagte Aylin. „Zufallsbegegnungen sind
im Online Learning nicht möglich“, meinte
auch Judith. Generell fehlte oft der Ausgleich
und die Abwechslung. Aylin lernte früher
gerne in unterschiedlichen Bibliotheken.
„Jetzt kann ich alles nur noch zuhause erledigen“,
sagte sie.
WAS HÄTTE DIE UNI BESSER MACHEN
KÖNNEN?
Hier gehen die Meinungen auseinander.
Ariane meinte, die Uni hätte alles getan,
was sie konnte. Maria ist da anderer Meinung.
Einige der Lehrenden seinen anfangs
total ahnungslos gewesen. „Sie haben uns
teilweise (mit dem Gedanken "wir sind eh
nur zu Hause") viel zu viel zugemutet, was
in deren normalen Unterricht so nicht vorgekommen
wäre“, argumentiert Maria. Sie
fand gerade die Anfangsphase letzten März
physisch schwieriger als gedacht: „Diese
ganze Ungewissheit und dieses Abwarten
und Sehen, wie sie sich organisieren, das
gab es halt früher so nicht.“
Auch Judith hätte sich gerade von ihrem
Institut mehr direkte Kommunikation gewünscht
und, dass alle Lehrenden ihre Vorlesungen
aufzeichnen. „Die Uni hätte meiner
Meinung nach schon vor der Pandemie mehr
in Online Streaming und ähnliches investieren
sollen“, fügte Maria noch hinzu.
WAS WAR BEIM ONLINE LEARNING
POSITIV?
Jede Medaille hat ihre Kehrseite, so auch
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30 | DEZEMBER 2020
das Online Learning. Ariane mochte die
„flexiblere Zeiteinteilung“ und konnte
durch Online Learning die Lernzeiten
an ihre Vorlieben anpassen. Das Arbeiten
von Zuhause aus fand auch Judith
nicht so schlecht: „Das Gute am Online
Learning ist, dass der Anfahrtsweg zur
Uni wegfällt. Außerdem war es mir so
möglich, längere Zeit bei meinem Freund
in Bayern zu verbringen, da ich ja auch
von Deutschland aus an den Videokonferenzen
teilnehmen kann.“
Auch Maria genoss es, später aufzustehen
zu können und ihr Doppelstudium
leichter unter einen Hut zu bringen: „Es
war extrem angenehm, nicht den Stress
zu haben von Uni zu Uni oder Unterricht
zu Unterricht zu laufen.“ Judith schätzte
außerdem das Angebot der Uni Wien
sehr: „Ich finde es gut, dass es Blogs
und E-Mails von der Hauptuni gibt, die
Tipps zum Umgang mit online Prüfungen,
dem Distance Learning oder der
Zeiteinteilung geben.“
Wandern und erkundete die Wiener Stadtwanderwege.
Judiths persönliches Highlight war der Besuch ihres
Freundes aus Bayern nach Ostern: „Er blieb einige
Monate lang bei mir und meiner Familie zuhause. Ohne
der Pandemie und der Umstellung auf Distance Learning
hätten wir uns wohl alle zwei Wochen für ein paar Tage
gesehen, bevor jeder wieder zu seiner jeweiligen Uni
müsste.“
Mara genoss es, viel Zeit mit ihrer neuen Mitbewohnerin
zu verbringen, die wenige Monate vor dem Lockdown
bei ihr eingezogen war. Durch die intensive Zeit
zusammen konnten sie einander viel besser kennenlernen.
Maria wiederum entdeckte Home-Workout für sich:
„Da ich Asthmatikerin bin, konnte und wollte ich nicht
wirklich rausgehen, weshalb ich mir aber vorgenommen
habe, jeden Tag Sportübungen zu machen. Dadurch
konnte ich mich fit halten, was selbstverständlich auch
psychisch gut ist, da mein Alltag dadurch eine Routine
hatte.“
Und Ariane schließlich meinte: „Ich habe nicht wegen
der Pandemie, sondern trotz der Pandemie schöne und
positive Erfahrungen gemacht.“
WORAUF FREUST DU DICH, WENN
ALLES „VORBEI“ IST?
Der größte Wunsch von allen ist es,
FreundInnen und Familie wieder uneingeschränkt
sehen zu können und vor
allem auch wieder zu umarmen. Aylin
freut sich außerdem auf Kulturveranstaltungen
und Mara aufs Tanzen gehen.
Judith möchte auch das Meer endlich
wiedersehen und, dass sich „die allgegenwärtige
bedrückende Stimmung
in der Öffentlichkeit“
endlich auflöst.
WAS HAST DU DEN-
NOCH POSITIVES ERLEBT?
Aylin entdeckte während des
Lockdowns ihre Begeisterung für das
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Engin
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Akyurt
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31 | DEZEMBER 2020
information & bildung
Die beste Förderung:
Hat Ihr Kind wieder nur gespielt?
SPIELEN – DIE REINSTE FORM DES LERNENS
GEDANKEN UND IMPULSE
Patricia Weiner
Nah am Leben Coaching
& Beratung e.U.
www.nah-am-leben.at
Die Gesellschaft von heute hat
offensichtlich keine Zeit zu
verlieren. „Die Welt“ ist schnelllebig
wie nie zuvor, überholt,
sobald wir mit der Wimper zucken und
ausgerichtet auf die Notwendigkeit des
Vorankommens jedes Einzelnen. Wer
nicht mitkommt, hat einen Nachteil.
Dieser Trend zur ständigen Optimierung
sowie der Drang zur Entwicklung
ist längst auch in den Kinderzimmern
angekommen.
Die Angst sitzt Eltern im Nacken, ihr Kind
könnte sich nicht ausreichend schnell
entwickeln, dadurch Nachteile haben
und später einmal zurückbleiben.
Die Förderung des Kindes beginnt
oftmals schon im Babyalter, damit das
Kleine im Vergleich zu anderen nicht
zurückbleibt und keine Nachteile im Hinblick
auf die spätere „Schulreife“ hat.
Die Frage, ob ich mein Kind in jeder
Entwicklungsstufe mit den entsprechenden
Kurs- und Materialangeboten
ausreichend fördere, quält viele Eltern.
Die zahlreichen Angebote, jedes für sich
legitim und sinnvoll, suggerieren schließlich,
was Kinder alles zum Lernen und
Entwickeln brauchen.
Das Vorschul-Arbeitsblatt steht für die
ultimative Vorbereitung des Kindes auf
die kommende Schulzeit und soll die
Basis für das anstehende Lernen sein.
Und spätestens im Alter der Vorschul-
Arbeitsblätter darf Lernen maximal noch
eine homöopathische Dosis von spielerisch
aufweisen, denn schließlich ist
Lernen eine ernsthafte Tätigkeit. Alles
andere, Beschäftigung in der Freizeit.
Überspitzt formuliert.
Der Freibildungsexperte André Stern
drückt es in seinem Buch „Spielen, um
zu fühlen, zu lernen und zu leben“ so
aus: „Wir haben die Synonyme Spielen
und Lernen nicht nur getrennt, sondern
an entgegengesetzte Enden der Ernsthaftigkeitsskala
positioniert.“
Und das ist schade. Denn gerade das
Spielen ist die ganz spezielle Art und
Weise des Kindes die Welt zu begreifen.
Sehen, Hören, Fühlen, Probieren,
BeGreifen, Nachahmen, Verarbeiten –
im Spiel entwickelt ein Kind intuitiv und
frei seine Persönlichkeit, Sozialkompetenzen,
Alltagsfähigkeiten, motorische
und kognitive Fähigkeiten. Ein Kind
experimentiert spielend, wenn es beim
Hände waschen herumplanscht, sich
beim Sessel runterhängen lässt oder
Muster in den Grießbrei zeichnet und
lernt sich beim Experimentieren auch
an Spielregeln zu halten.
Es sammelt Erfahrungen, wenn es bei
den alltäglichen Hausaufgaben hilft
und aktiver Bestandteil des familiären
Geschehens ist. Das Kind lernt und
entwickelt sich mit jeder Tätigkeit,
jeder Beschäftigung, jeder Erfahrung,
jedem Gespräch, jeder Situation – es
lernt und entwickelt sich ständig. Aber
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ei Langeweile und beim „Nichts tun“? – Lernt es kreative Ideen zu entwickeln, sich mit
sich selbst zu beschäftigen und zu entspannen. Und im Schlaf? Verarbeitet es Gelerntes
auch noch.
Das Spiel – die intuitive Beschäftigung des Kindes mit sich und der Welt – ist also die
reinste und ursprünglichste Form des Lernens. Was es dazu braucht? Viel unverplante Zeit,
in einem entspannten Rahmen und die Erlaubnis einfach zu Spielen.
Dieser Blick auf das Sein im Moment und die Sinnhaftigkeit des Spielens in jeglicher Form,
ermöglicht Freude am Lernen.
Denn wie André Stern schreibt: „Wenn man Kinder in ihrem Element, dem Spiel, lässt,
sind sie ausnahmslos genial.“
Und das ist die Basis für Erfolg, in der Schule und im Leben.
Foto: © AnnaliseArt | pixabay.com
33 | DEZEMBER 2020
information & entwicklung
Energogik:
Echtheit und Authentizität leben
FREUDE, LEICHTIGKEIT, DANKBARKEIT UND LIEBE - SCHENKE DIR EIN STÜCK
DAVON UND SEI DABEI!
Petra Susanne Kreuzer
Dipl. Pädagogin
Erfinderin des Wortes
ENERGOGIK.
www.petrakreuzer.at
www.energogikaustria.at
Ohne Kreativität wäre ich heute
nicht da, wo ich bin. Ich habe
mir den spielerischen Zugang zur
Welt, so beschreibe ich die Kreativität,
bis heute erhalten. Dadurch war
es mir möglich, dass ich vergangenen
Herbst auch zur Erfinderin der Energogik
geworden bin.
Energogik ist die Lehre energetischer
Gesetzmäßigkeiten in Verbindung mit der
Wissenschaft der Erziehung und Bildung
nicht nur der Kinder, sondern – seit dem
Vordringen der Pädagogik in viele Bereiche
der Gesellschaft – auch
der Erwachsenen in unterschiedlichen
pädagogischen
Feldern wie Familie, Schule,
Freizeit und Beruf.
Nun habe ich ein neues Feld
kreiert. Eine Pflanzschule,
wenn ich das so bezeichnen
darf, wodurch es mir möglich
ist, manches neu zu definieren
und vieles neu zu formulieren
- nach meinem Spüren
und Wissen. Wenn man diese
zwei Bereiche vereint, entsteht
ein dritter, neuer Bereich und
das ist die Energogik. Durch
das Vereinen von Wissen und
Spüren ist eine neue Sichtweise auf die
Welt möglich. Nur zu Wissen, im Sinne
der Ratio, der linken Gehirnhälfte, ist zu
wenig. Es gibt immer zwei Pole. Die Energogik
beschreibt eine Haltung, weniger
ein Konzept, und diese Haltung ist man,
im wahrsten Sinne des Wortes, selbst.
"Du übernimmst
die Verantwortung
für dein
Fahrzeug. Wenn
man ein funktionierendes
Fahrzeug haben
möchte, muss
man auch
etwas dafür tun.
Dies ist deine
Sache."
Petra S. Kreuzer
Beziehe ich den Bereich des Spürens mit
ein, wird die Wahrnehmung erweitert.
Leider wurden wir darauf konditioniert,
vermehrt auf unseren Intellekt zu hören.
Niemand hat uns je beigebracht, wie
man spürt. Kinder haben diesen Zugang
noch. Sie nehmen in Bruchteilen von
Sekunden die Person wahr, die vor ihnen
steht. Jeder kennt das aus seiner eigenen
Schulzeit oder aus Begegnungen im
Alltag. Wir nehmen auf einer unbewussten
Ebene alles wahr.
In meiner Arbeit im Team werden gezielt
Angebote gesetzt, wo der
bewusste Umgang mit dem Körper,
Geist und Seele erfahren
werden kann. Eines der Highlights
in unserem Programm
ist die Verbindung von Sprache
und Kreativität. Unsere Obfrau
von Energogik Austria, Florentina
Kreuzer, hat dafür ein neues
Angebot kreiert.
Auf den ersten Blick scheint das
Konzept sehr einfach zu sein,
die Beobachtungen, die wir in
Verbindung mit den Workshops
gemacht haben, überraschen
uns jedoch immer wieder aufs
Neue.
Florentina Kreuzer kreiert Malworkshops
in Verbindung mit Literatur. Diese haben
sich als eine energetisch spannende und
hochwertige Sache erwiesen. Kinder
reagieren auf die Geschichten und die
Energie, die von unserem Team bewusst
in den Raum miteingebracht wird, unglaublich
schnell. Erwachsene reagie-
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en mit allmählicher Entspannung, die
sich als Wohlgefühl beschreiben lässt,
ohne aber etwas sichtlich dafür getan
zu haben. Florentina Kreuzer wählt
dafür Literatur aus ihrer Bibliothek aus.
Fantasyliteratur von Brezina bis Tolkien
dient uns an diesen Nachmittagen oder
Abenden als Katalysator.
Die Energogik setzt vermehrt Angebote
für Kinder und Erwachsene, wo Spüren
wieder gelernt werden kann. Kinder
sollen bestärkt werden, ihrem Bauchgefühl
zu vertrauen und dies auf klare Art
und Weise kommunizieren zu können.
Den Erwachsenen wollen wir das Spüren
wieder in Erinnerung rufen.
Leider haben wir den Zugang zu unserem
verlässlichen Bauchgefühl vergessen.
Wir haben gelernt, Informationen zu
konsumieren, mehr dem Sichtbaren zu
vertrauen und das Bauchgefühl wegzuschalten.
Nachrichten werden beispielsweise
ohne Hineinspüren konsumiert um
uns anschließend danach zu richten.
Was spürst du? Wo spürst du? sind zwei
der Schwerpunkte in meiner Praxis.
Durch meine Art zu arbeiten, kann
Information auf unmittelbare Weise von
jedem gespürt werden. Da Energie aber
neutral ist, haben wir dafür oftmals kein
Vokabular und sind vorerst sprachlos.
Je mehr man sich jedoch angewöhnt,
die Ebene des Spürens in das persönliche
Vokabular miteinfließen zu lassen,
bekommt unsere Wahrnehmung einen
"Drive", den wir bis dato nicht gekannt
haben. Wie kann ich das üben? Was
kann ich konkret tun um zu spüren?
Kann das jeder? All das sind jene Fragen,
mit denen ich in den letzten Jahren
oft konfrontiert worden bin.
möglich macht, draußen - also hör auf etwas
zu wollen! Möchtest du in einen Zustand
kommen, wo Spüren für dich möglich wird,
dann atme!" Bewusstes Ein- und Ausatmen
bringt dich augenblicklich in einen Zustand
der Präsenz. Während der letzten Jahre
konnte ich an mir selbst als auch bei meinen
Klientinnen und Klienten die Qualität des
Atmens beobachten und meine Schlüsse
daraus ziehen.
Unsere Körper haben keine Einschalt-,
Umschalt- oder gar Ausschaltknöpfe. Trotz
allem ist der feste Körper unser Fahrzeug hier
auf Erden. Damit unser Fahrzeug überhaupt
fahrtauglich ist, haben wir die Fähigkeit der
Atmung bekommen. Wird in einer guten
Qualität geatmet, kann das Welten und Dimensionen
öffnen, unbewusstes Atmen kann
aber auch das Gegenteil bewirken.
In den regelmäßigen Atemmeditationen
beschreibe ich einfachste Atemübungen oder
zeige, wie sich bewusstes Atmen anspürt.
Konsequenz und Disziplin - dies jeden Tag zu
tun - sind Voraussetzungen.
Die Kunst bei all diesen Dingen liegt in der
Einfachheit. "Die Natur ist nicht kompliziert"
hat einmal ein befreundeter Energetiker zu
mir gesagt. Das stimmt. Unser Kopf tendiert
gerne dazu, etwas zu verkomplizieren,
deswegen scheitern wir kläglich an scheinbar
einfachen Sachen, wie jeden Tag in einer
guten Qualität zu atmen. Ich wünsche Ihnen
weiterhin alles Gute - und bleiben Sie im
Spüren!
Ein Leitsatz von mir lautet: "Sobald du
etwas willst oder unbedingt möchtest,
bist du aus dem Zustand, der Spüren erst
Foto: © AnnaliseArt | pixabay.com
35 | DEZEMBER 2020
information & umwelt
Food 4 future - Teil 5:
Das klimaoptimierte Weihnachtsfest
WAS KOMMT BEI IHNEN AUF DEN TISCH?
Mag. a Julia
Geißler-Katzmann/
selbstständige
Ernährungswissenschafterin
& Kinesiologin nach Dr. med.
Klinghardt
www.julika.at
Vorträge und Workshops
Nähere Informationen unter
www.julika.at
Foto: © Gaby Stein | pixabay.com
36 | DEZEMBER 2020
2020 hat Vieles durcheinandergewürfelt
und uns alle vor Herausforderungen
gestellt, nicht nur
beim Auffinden der Germ im
Supermarkt.
Doch Lockdown hin oder Viren her, eines
ist auch 2020 fix: Weihnachten steht vor
der Tür.
Das gemeinsame Essen an den Feiertagen
ist in unserem Kulturkreis ein wichtiges
Ritual. Wie wir es klimaoptimieren
können, möchte ich hier beleuchten.
VORSPEISE: TAUSCHE SHRIMPS
GEGEN RÄUCHERSAIBLING
Ob an Weihnachten oder zu Silvester der
Shrimpscocktail erfreut sich immer wieder
an großer Beliebtheit. Durch die meist
küstennahen Shrimpszuchten sind bereits
eine Million Hektar Mangrovenwald
zerstört worden. Antibiotikarückstände,
Wachstumshormone und Exkremente
gelangen meist ungeklärt in Wasser
und Boden. Daher müssen die Anlagen
regelmäßig in neuen Regionen aufgebaut
werden. Die stark verschmutzen Flächen
bleiben zurück und gefährden
das Leben der Bevölkerung.
Grund genug nicht nur an Feiertagen
lieber auf ein Stückchen vom heimischen,
geräucherten Biosaibling
zurückzugreifen und diesen
auf Vogerl-Apfelsalat zu betten.
APROPOS SALAT: PIMP IT!
Verleihen Sie den Festtagen einen
gesundheitlichen Mehrwert und fügen
Sie noch wahre Vitaminbomben hinzu –
Sprossen machen´s möglich!
Durch den Keimungsprozess steigt der
Vitamingehalt im Samen enorm an!
Zum Sprossenziehen eignen sich vor allem
Getreide, wie Hafer, Weizen oder Gerste,
doch auch Bockshornklee, Linsen, Kresse oder
Mungbohnen verleihen ihrem Wintersalat ein
Gesundheitsplus. Die Inhaltsstoffe verändern
sich allein in 5 Tagen Keimung schon enorm!
So misst man beim Hafer, nach 5 Tagen Keimzeit
einen um 500% erhöhten Vitamin B1 und
um 600% erhöhten Vitamin C Wert. Hygiene
ist dabei aber oberstes Gebot. Spülen Sie die
Sprossen dreimal täglich gut durch, dann haben
Mikroorganismen keine Chance!
Vor allem im Winter, wenn das regionale
Angebot sinkt, werten Keimlinge Salate auf
und machen sie schmackhafter! Doch sie finden
auch Verwendung in Suppen, Pfannengerichten,
Aufstrichen oder Eintöpfen. Bitte aber
immer nur als Topping verwenden und nicht
mitkochen.
ES GIBT FISCH!
Zum Hauptgericht darf an Weihnachten bei
vielen Familien der Fisch nicht fehlen.
Keine Frage: Fisch ist ein beliebtes und vor
allem gesundes Lebensmittel. Er liefert uns
Eiweiß, Jod, wertvolle Vitamine und gesunde
Fettsäuren bei geringem Gesamtfettgehalt. Es
ist also nicht verwunderlich, dass Ernährungsgesellschaften
ein- bis zweimal pro Woche
Fisch empfehlen.
Doch die Lage der Meeresfische ist verheerend,
so gelten mehr als 60 Prozent der weltweiten
Fischbestände als maximal genutzt und haben
kein weiteres Steigerungspotenzial mehr. Im
Mittelmeer werden nach Angaben der EU-Kommission
sogar 96% der EU-Bestände überfischt.
REGIONALE ALTERNATIVEN NUTZEN!
Somit dürfte klar sein, dass wir den Konsum
an Meeresfisch stark zurückschrauben und für
uns hinterfragen sollten. Nutzen wir
das österreichische Angebot. Wir leben
glücklicherweise in einem Land der Seen
und Teiche. Fische, wie Karpfen, Schleie,
Zander, Hecht, Wels, Forelle und andere
Saiblinge werden bei uns gezüchtet.
Auf regionalen Märkten, Forstämtern
oder über die Bundesforste, sowie bei
Anglern oder Seefischereien können
heimische Fische bezogen werden. Wer
seinen Fisch lieber aus biologischer Bewirtschaftung
kauft, dem empfehle ich
einen Blick zur ARGE Biofisch.
ZURÜCK ZUM FEIERTAGSBRATEN
Wer als Weihnachtsessen lieber Pute
kredenzt, dem sei auch hier der Griff
zum heimischen Bioprodukt nahegelegt.
Wer klimafreundlich denkt, der hält die
Fleischportionen zu Gunsten saisonaler
Beilagen am Teller klein! Dadurch kann
man beim Hauptgang sicherlich am meisten
CO2 – Äquivalente einsparen.
Feiertagsbraten lässt sich aber auch gut
aus Getreide und Pilzen machen, als vegetarische
oder gar vegane Alternative!
MEHR BEILAGEN BITTE!
Auch im Winter bieten heimische
Betriebe vitaminreiches Gemüse wie
Karotten, Pastinaken, Rüben und die
verschiedensten Kraut- und Kohlarten.
Vitamin C-Bomben sind z. B. Lauch,
Kohlsprossen, Rote Rüben und Schwarzwurzeln.
Lebensmittel aus der Region
werden reif geerntet, brauchen nicht
weit transportiert werden und enthalten
mehr Aromastoffe und Vitamine als weit
gereiste Importfrüchte.
Frisch oder als Lagergemüse sind derzeit
erhältlich:
Chinakohl, Endiviensalat, Erdäpfel, Kohl,
Kohlsprossen, verschiedene Kürbisarten,
Maroni, Pastinaken, Petersilwurzeln,
Porree (Lauch), rote Rüben, gelbe Rüben,
Rotkraut, Schwarzwurzel, Sellerie,
Vogerlsalat, Walnüsse, Weißkraut und
andere mehr.
CYCLE IT UP!
Am 24.12. können die meisten keine Kekse mehr sehen, das Lebkuchenhaus
hat ausgedient und die letzten Reste von Spekulatius liegen trist in den
Dosen. Hier kann man noch Resteverwertung betreiben. Die Keks-Reste
einfach zerstampfen und als Basis in ein Glas schichten. Dann folgt ein
winterliches Apfel-Kürbismus (mit Vanille und Zimt würzen) und einer feinen
Joghurtcreme als Topping. Alles nacheinander (in erkaltetem Zustand) in ein
schönes Dessertglas schichten, ein paar Stunden im Kühlschrank durchziehen
lassen, mit Zimt oder Kakao dekorieren – fertig ist die weihnachtliche
Nachspeise!
TIPPS FÜR ÜPPIGE FESTE
Es empfiehlt sich eher kleinere Portionen zu essen, langsam zu genießen
und reichlich Gemüse und Salat als Beilagen auf dem Teller anzuhäufen. Die
zahlreichen Ballaststoffe in Gemüse und Salat tragen zu einer schnelleren
Sättigung bei und stärken ein gesundes Darmmikrobiom.
Lange Spaziergänge an der frischen Luft bringen nicht nur Sauerstoff für die
Zellen, sondern fördern ebenso die Darmperistaltik.
Trinken sie zwischendurch ausreichend Wasser oder ungesüßten Kräutertee.
Nun wünsche ich Ihnen, liebe Leser*innen, ein schönes Weihnachtsfest und
angenehme Festtage, bleiben Sie gesund!
LINKS ZU HEIMISCHEN FISCHEN:
www.biofisch.at
www.wildfang-naturfisch.at
www.vielfaltfisch.at
Weitere Informationen zum Thema Fisch und vor allem
welchen Fisch man im Supermarkt noch kaufen kann,
findet man bei Greenpeace oder dem WWF. (www.wwf.
at/meere, https://www.greenpeace.de/sites/www.greenpeace.de/files/publications/20160120_greenpeace_
fischratgeber_2016_0.pdf)
Mehr Anregungen zu vegetarischem Essen finden Sie
bei Kochbüchern aus dem Löwenzahnverlag (www.
loewenzahn.at).
Im Kochbuch „Superfood – regional und einfach“ finden
Sie beispielsweise einen Getreidebraten bei „Gemüseliebe“
viele Gerichte für Gemüseliebhaber*innen, oder
die, die es noch werden möchten!
information & vielfalt
Dagmar Göstel:
Weihnachten an der Berliner Mauer
BERLIN-CHARLOTTENBURG – BERLIN-WEISSENSEE; 25. DEZEMBER 1964
Unvergessene
Weihnachten. Band 14
31 besinnliche und heitere
Zeitzeugen-Erinnerungen
192 Seiten mit vielen
Abbildungen,
Zeitgut Verlag, Berlin.
Klappenbroschur
ISBN: 978-3-86614-280-0
www.zeitgut.com
Fotos: © Zeitgut-Verlag
38 | DEZEMBER 2020
Die Gefühle rund um das Weihnachtsfest
im Berlin meiner
Kindheit waren geprägt von der
Teilung der Stadt in West und
Ost. Die 1961 gebaute Berliner Mauer
bedeutete nicht nur einen Riß quer durch
Berlin, sondern auch mitten durch unsere
Familie. Meine Eltern, meine jüngere
Schwester Manuela und ich lebten im
Westteil, unsere Großeltern und unsere
Lieblingstante im Ostteil der Stadt. Da
machte sich bei aller weihnachtlichen
Vorfreude gerade in der Adventszeit
zugleich immer eine gewisse Traurigkeit
über die Trennung breit. So sicher
Lametta unseren Weihnachtsbaum
schmückte, so sicher gehörte der erste
Weihnachtsfeiertag meinen Großeltern
und meiner Tante „drüben“. Das bedeutete
sehr frühes Aufstehen an jedem 25.
Dezember, dann stundenlanges Warten
an der Grenze. Die „Vopos“ beäugten
uns kritisch – oder kam es uns nur so vor,
weil meine Eltern immer verbotene Dinge
dabei hatten?
Wurst und Fleisch für Omas Kochkünste,
West-Zeitungen für Opa, eine Schallplatte
für meine Tante – nach menschlichem
Ermessen zwar alles sicher versteckt und
gut getarnt in Tüten und Taschen, aber
man wußte ja nie ...
Der Trick bestand darin, die Tüten und
Taschen sofort bereitwillig und geöffnet
dem jeweiligen Kontrolleur unter die
Nase zu halten, noch bevor er uns dazu
aufforderte. Diese „freiwillige Offenheit“
wurde meistens mit nur oberflächlicher
Taschenkontrolle belohnt, die nie in die
Tiefe ging. Ich erinnere mich, wie mein
Vater einmal, sehr zum Vergnügen von
uns Kindern, eine Fleischwurst in der Innentasche
seiner Anzugjacke versteckte. Puuuuh,
war diese Hürde genommen, konnten
wir schon bald Oma, Opa und unsere Tante
in ihrer ofengeheizten Stube in Weißensee
in die Arme schließen und bei Kerzenlicht,
Dresdner Stollen und Omas heißgeliebtem
Rosinenkuchen für ein paar Stunden so tun,
als gäbe es keine trennende Mauer ...
Am Abend dann, alle Jahre wieder, das Ganze
rückwärts: Ausgestattet mit Geschenken
meiner Großeltern, führte der Heimweg zurück
zur Grenze. Da passierte zu Weihnachten
1964 am Grenzübergang Bornholmer
Straße die Fast-Katastrophe: Meine Mutter
reichte unsere Ausweise dem Grenzsoldaten.
Der guckte, stutzte, guckte wieder, blätterte
wild in den Ausweisen herum und schnauzte
schließlich: „Sie sind heute Morgen mit nur
einem Kind in die DDR eingereist, also reist
jetzt auch nur eines wieder aus!“
Meine Mutter war eine zierliche Frau, aber
sie wurde in diesem Moment – zumindest
stimmlich – zur Riesin. Ich habe ihre Antwort
in schönstem Berliner Dialekt noch heute,
über fünf Jahrzehnte später, im Ohr: „Sie,
junger Mann, wir sind mit zwee Mädels
anjekommen und nehmen ooch beede wieder
mit zurück – und wenn ick hier steh’, bis der
letzte Schnee jetaut is’!“
Ungerührt rief man uns aus der Warteschlange
und ließ uns abseits stehen. Es war
fast stockdunkel, ein paar Grenzlaternen
gaben kaum Licht, vielmehr tauchten sie die
Szenerie in Unheimlichkeit. Wir waren allein,
standen ohne Ausweise mitten in der Grenzanlage.
Es gab kein Vor und kein Zurück. Wir
warteten. Minuten. Eine Stunde.
Die Angst kroch ganz langsam überallhin –
und die winterliche Eiseskälte hinterher. Bald
kämpfte meine Mutter mit den Tränen, was
sie zwar zu verbergen suchte, aber ihr Kinn
gehorchte ihr nicht, es zitterte verdächtig.
Noch heute höre ich meinen Vater beruhigend
auf sie einreden, aber der flatterige
Schatten seiner Hand, als er an seiner Zigarette
zog, verriet auch ihn. Kindern entgeht
so etwas nicht!
Meine kleine Schwester war sechs und ich
war acht Jahre alt. Die Eltern hatten also
Angst, das bedeutete echte Gefahr.
Plötzlich, wie aus dem Nichts, trat ein paar
Meter weiter ein junger Grenzsoldat aus dem
Dunkel seines Wachhäuschens. In Zeitlupe
kam er auf uns zu, ein Gewehr auf dem
Rücken, und umrundete uns ein ums andere
Mal. Dabei ging er immer ganz nah an meine
Eltern heran und flüsterte Ihnen unaufhörlich
zu: „Haben Sie keine Angst, es wird ihnen
nichts passieren, Sie werden ganz bestimmt
beide Kinder wieder mitnehmen.“
Das ist mein Vater Klaus Göstel mit meiner Schwester Manuela, daneben
meine Mutter Waltraud Göstel mit mir. Das muss Weihnachten
1963 oder 1964 gewesen sein.
Das entspannte unsere Lage kolossal,
Mutters Kinn zitterte nicht mehr, während
es für den Soldaten sicher sehr ungemütlich
geworden wäre, hätte man ihn dabei erwischt,
uns zu trösten und überhaupt mit uns
zu sprechen.
Nach einer Ewigkeit winkte man uns heran,
drückte meinem Vater die Papiere in die
Hand und entließ uns alle vier tatsächlich
mit einem „Frohe Weihnachten noch!“ in
die Freiheit. Keine Erklärung, keine Entschuldigung,
aber das war jetzt auch egal. Wir
wollten nur noch weg.
Als wir dann endlich in einem geheizten
Berliner Bus den Heimweg in Richtung
Charlottenburg antraten und meine Eltern
meine Schwester und mich wortlos an sich
drückten, sagte meine kleine Schwester: „Der
Mann mit dem Gewehr kam mir vor wie ein
Engel.“
Naja, „Engel“ war sicher etwas übertrieben,
aber dieser junge Grenzsoldat gab dem
Ganzen – zumindest für uns an diesem Weihnachtstag
– ein menschlicheres Gesicht und
so wurde er zu unserem ganz persönlichen
Weihnachtsengel.
Meine Patentante Inge Seek (leider nur seitlich) nach der weihnachtlichen
Bescherung ca 1960. Ich stehe links, meine Schwester am
Klnderwagen vor unserer Tante.
39 | DEZEMBER 2020
information & gesellschaft
Nachhaltigkeit im Familienalltag:
Komm, wir schützen das Klima!
KINDER UND JUGENDLICHE WÜRDEN GERNE MEHR FÜR DEN KLIMASCHUTZ
TUN
tipps
Christiane Erber
Sozialpädagogin in der
Wohngruppe
mit acht Kindern und
Jugendlichen
SOS-Kinderdorf
Hinterbrühl
Zum Familienleben: www.soskinderdorf.at/familientipps
Alle Ergebnisse der repräsentativen
Klima-Umfrage unter 11-18-Jährigen,
für SOS-Kinderdorf durchgeführt
vom Institut für Jugendkulturforschung:
www.sos-kinderdorf.at/klima
Laut einer aktuellen Studie von SOS-
Kinderdorf finden 56 % aller Kinder
und Jugendlichen, in ihrer Familie
würde zu wenig für den Klima- und
Umweltschutz getan. Und 57 % möchten
gerne mehr tun, wissen aber nicht wie.
Viele Eltern glauben, nachhaltig zu leben
sei anstrengend oder bringe großen Verzicht
mit sich. Dabei ist es oft umgekehrt:
Es macht Spaß, mit Kindern gemeinsam
saisonales Gemüse zu verkochen, aus Altem
Neues zu machen oder Strecken mit
dem Rad, statt mit dem Auto zu fahren.
Man kann alleine vielleicht nicht die Welt
retten. Aber auch im Kleinen kann man
einen Beitrag für einen gesünderen Planeten
leisten. Unsere Tipps helfen dabei:
KINDER SIND WISSBEGIERIG
Besprechen Sie mit Ihrem Kind, dass Rohstoffe
nicht unbegrenzt zur Verfügung
stehen. Wer mit Ressourcen achtsam
umgeht, tut der Welt etwas Gutes. Wenn
Kindern erst einmal bewusst ist, dass
man Plastik vermeiden oder Wasser
sparen sollte, werden sie oft zu eifrigen
Klima-Detektivinnen und -Detektiven, die
genau darauf achten, was man besser
machen kann.
AUS ALT MACH NEU
Kaputte Gegenstände zu reparieren oder
sie umzufunktionieren schont nicht nur
die Umwelt, sondern macht auch Spaß
und liefert spannende Unikate. Zum
Beispiel können alte Jeans zu stylischen
Taschen oder kreativen Federschachteln
umgenäht werden. Und alte Paletten
werden mit etwas Geschick zu gemütlichen
Möbeln für Balkon oder Terrasse,
auf die die ganze Familie stolz ist.
WAS HAT GERADE SAISON?
Besprechen Sie mit dem Nachwuchs,
welches Obst oder Gemüse in Ihrer Region
wächst und überlegen Sie, wie Sie es
gemeinsam nutzen können. Ihre Kinder
lieben Apfel-Chips und Holler-Saft?
Beides kann man leicht selber machen
und schmeckt dann sogar noch besser!
Im Internet finden sich zahlreiche
Rezepte dafür.
AUF DIE RÄDER, FERTIG, LOS!
Vermeiden Sie Autofahrten für kurze
Wege und erkunden Sie die Radwege
in Ihrer Gegend: Welche Strecken kann
man gut mit Kindern fahren? Erledigungen
mit dem Rad oder zu Fuß sparen
die oft lästige Parkplatzsuche und
bringen gleichzeitig Frischluft und Bewegung.
Auch ein Ausflug mit dem Zug
oder Bus ist für viele Kinder ein Highlight
und verbindet das Nützliche mit dem
Angenehmen.
EIN ZWEITES LEBEN FÜRS MATCH-
BOX-AUTO
Kinder haben viele Wünsche. Aber
muss es immer ein neues Spielzeug
sein? Nutzen Sie Tauschbörsen und
Second-Hand-Möglichkeiten in beide
Richtungen: motivieren Sie Ihr Kind,
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egelmäßig Spielsachen auszumustern, mit denen es nicht mehr spielt. Wenn Sie diese zum Flohmarkt
bringen oder auf Willhaben stellen, kann sich Ihr Kind stattdessen etwas anderes Gebrauchtes aussuchen,
wenn es möchte. Auch bei Kleidung lohnt sich Second-Hand! Wenn Ihr Kind allzu schnell aus der
neuen Hose wieder rauswächst und diese noch gut erhalten und sauber ist, freut sich sicher ein anderes
Kind darüber.
AKTIV WERDEN
Wenn alle an einem Strang ziehen, wird vieles leichter. Erkundigen Sie sich, ob es in Ihrer Gegend
Klimaschutzprojekte gibt. Vielleicht wird ja eine Müllsammelaktion organisiert, an der Sie sich mit der
Familie beteiligen möchten? Oder es findet eine Aktion von Fridays for Future statt? Es ist wichtig, zu
sehen, dass sich auch andere Leute für Klimaschutz einsetzen, um nicht zu verzagen und motiviert zu
bleiben.
Foto: © Gerd Altmann | pixabay.com
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