LERNEN MIT ZUKUNFT Juni 22
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LEBENSRAUM: MENSCH
IMPULSMAGAZIN FÜR ERWACHSENE
Juni 2022
DIE BUNTE WELT DES DARMS
Gesundheit ist alles
FREUDE UND LEICHTIGKEIT IN DER FÜHRUNG
Emotionen erkennen und nutzen
BERUF EINES PSYCHOTHERAPEUTEN
Ausbildungsmöglichkeiten für junge Leute
inhalt & impressum
inhalt
bildung
Schlaf und Träume
Dann mach`doch, was du willst
Beruf eines Psychotherapeuten
entwicklung
Freude und Leichtigkeit in der Führung
Super-Content
gesellschaft
Die bunte Welt des Darms
Mit Musik geht alles leichter
Das echte Wien
umwelt
Almauftrieb
gedanken
Eine Überlebende ritueller Gewalt
Professor Abakus
vielfalt
Charly, unser Oberheizer
Die etwas andere Mentalität
Freund und Wegbegleiter |
Prof. Franz Strohmer
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impressum
Medieninhaber, Herausgeber & Verleger LERNEN
MIT ZUKUNFT, 1220 Wien, Mühlwasserpromenade
23/ Haus 13, e-mail: office@LmZukunft.at
Herausgeber/Grafik: Karl H. Schrittwieser
Redaktion (Bild/Text): Birgit Menke, Tina Cakara
Titelseite - Foto: © Lukasz Siwy | pixabay.com
Blattlinie:
Mit unserer Themenvielfalt laden wir Erwachsene
ein, sich für die Entwicklung unserer Lebenswelt
und für künftige Generationen einzusetzen.
Dazu geben wir Informationen, Gedankenimpulse
und Anregungen.
Die AutorInnen übernehmen selbst die
Verantwortung für den Inhalt ihrer Artikel.
Auflage: 4 mal im Jahr
unterstützung durch
IMPROVE
GEMEINW
GEMEINW
www.imp
www.improve.or.at
2 | JUNI 2022
editorial & information
Eine Vision:
Gemeinwohl-Ökonomie (GWÖ)
EIN ETHISCHES WIRTSCHAFTSMODELL ODER SPINNEREI?
Unser jetziges Wirtschaftssystem steht auf dem Kopf. Das Geld
ist zum Selbst-Zweck geworden, statt ein Mittel zu sein für
das, was wirklich zählt: Ein gutes Leben für alle (Christian
Felber, Autor des Buches "Gemeinwohl-Ökonomie" und
Mitinitiator der Gemeinwohl-Ökonomie-Bewegung)
Derzeit hat die Gemeinwohl-Ökonomie in 35 Staaten 4101 Mitglieder
und in Deutschland, Schweiz und in Österreich 835 zertifizierte Unternehmen.
Die Basis der Gemeinwohl-Ökonomie sind die Menschenwürde, die
Ökologische Nachhaltigkeit, die Solidarität und Gerechtigkeit sowie die Transparenz und
Mitentscheidung.
-Bildung mit Zukunft
OHL-ÖKONOMIE-Bericht &
OHL-ÖKONOMIE-Testat
rove.or.at/akkreditierung.html
Doch wie passen Wirtschaftlichkeit und Gemeinwohl-Ökonomie zusammen? Unternehmen
benötigen Wachstum und Profit, um auf dem Markt bestehen zu können. Derzeit treffen
Kostensteigerungen viele Unternehmen besonders massiv. Trotzdem setzen immer mehr
Firmen auf Nachhaltigkeit und sind bereit, die wirtschaftliche Verantwortung für Mensch,
Natur und das Zusammenleben zu übernehmen.
Den Wert des Gemeinwohls gibt es, seit es Menschen gibt. Er ist in allen Kulturen anzutreffen.
Als Begriff und Bestandteil der Philosophie, Ethik, Staatstheorie und Ökonomie
zieht er sich von Beginn an durch die Geschichte der abendländischen Kultur, einige
Beispiele:
340 - 300 v. Chr.: Platon schreibt in der Politeia: „Das Gemeinwohl stellt dabei die Funktion
und das Ziel der politischen Gemeinschaft dar, in ihm verwirklichen sich die Bedürfnisse,
die Interessen und das Glück aller Bürger durch ein tugendhaftes und gerechtes
Leben.“
1712 – 1778: Jean-Jacques Rousseau führte in seinem Hauptwerk „Vom Gesellschaftsvertrag
oder Prinzipien des Staatsrechtes“ aus, dass die alleinige Grundlage legitimer
politischer Macht nur der Gemeinwille sein kann, der immer das Gemeinwohl anstrebt.
Auch in Europa wurde die Gemeinwohl-Ökonomie bereits integriert: Der Europäische
Wirtschafts- und Sozialausschuss (EWSA) hat die Stellungnahme "Gemeinwohl-Ökonomie
- ein nachhaltiges Wirtschaftsmodell für den sozialen Zusammenhalt" am 15. September
2015 mit 86% Ja-Stimmen angenommen. Der EWSA erachtet die GWÖ als geeignet, in
den Rechtsrahmen der Union und ihrer Mitgliedstaaten integriert zu werden.
Sicher gibt es auch kritische Stimmen. Doch wie sagte Sir William Osler seinerzeit so treffend:
"Der wichtigste Schritt zum Erfolg ist der, sich überhaupt dafür zu interessieren."
Ich wünsche Ihnen eine schöne Sommerzeit,
Ihr
Karl H. Schrittwieser
Obmann und Herausgeber
LERNEN MIT ZUKUNFT
3 | JUNI 2022
information & bildung
Was macht unser Gehirn, wenn wir schlafen?:
Schlaf und Träume
WELCHE FUNKTION HABEN TRÄUME? UNSER GEHIRN ARBEITET IMMER NOCH
KRÄFTIG, WENN UNSER KÖRPER SICH AUSRUHT
Thomas Kolbe
Fachwissenschaftler
für Versuchstierkunde,
Ao. Prof. für die
Service-Plattform
Biomodels Austria
Veterinärmedizinische
Universität Wien
4 | JUNI 2022
Schlaf ist lebensnotwendig. Menschen
können durch Schlafentzug sterben.
Aber was passiert beim Schlafen und
warum ist das für den Menschen so
wichtig?
Computertomographische Aufnahmen
zeigen, dass sich das Gehirn im
Schlaf leicht zusammenzieht, die
flüssigkeitsgefüllten Kanäle und
Ventrikel in diesem Organ weiten
sich und es wird vermehrt Gehirnflüssigkeit
(Liquor) durchgespült.
Man vermutet, dass dabei Abfallstoffe
aus dem Gehirn ausgespült
werden, die bei ausbleibendem
Schlaf früher oder später zu
schwerwiegenden Schäden führen.
Aber obwohl unser Bewusstsein
dabei abgeschaltet ist, ist das
nicht mit einer Ohnmacht oder gar
einer pharmakologisch verursachten
Narkose vergleichbar. Sobald
das Gehirn im Schlaf ein ungewohntes
Geräusch wahrnimmt, ist
man sofort hellwach.
Das Gehirn arbeitet während des
Schlafes durchaus noch kräftig.
Einmal nimmt es die Umwelt
weiter wahr, wie die erwähnten
Geräusche. Aber auch die Position
im Bett wird unbewusst registriert.
Aktive Schläfer, die sich im
Bett hin- und herdrehen, fallen
normalerweise nicht aus dem
Bett. Das Gehirn weiß die Position
des Körpers im Bett und wo die
Kante ist. Daher dreht man sich im
Schlaf nie über die Kante und fällt
hinaus. Außer das Gehirn ist
durch Alkohol oder Drogen außer Funktion
gesetzt.
Zum anderen arbeitet das Gehirn kräftig
nach innen. Besonders bei emotionaler
Unruhe vor dem Schlafengehen verarbeitet
es Erlebtes in Form von Träumen. Diese
lassen im Schlaf entweder sehr realistische
oder absolut surreale Szenen ablaufen.
Dabei hört man im Traum Dinge, spricht,
fühlt und bewegt sich.
Der schlafende Körper zeigt höchstens ein
Zucken der Muskeln in Armen oder Beinen,
mehr nicht. Außer bei den wenigen
Menschen, bei denen diese Sperre nicht
funktioniert und die dann schlafwandeln
gehen.
Dem Träumer werden alle im Wachzustand
möglichen sensorischen Reize als
Simulation eingespielt: Hören, Sehen,
Fühlen, Körperbewegungen. Das ist mehr
als jeder High-Tech-Simulator zu leisten
imstande ist. Grund ist wahrscheinlich,
dass das Gehirn Erlebtes verarbeitet,
bewertet, abspeichert. Das kann man
sich zu Nutze machen, wenn man etwas
lernen will. Wenn man den Stoff vor dem
Schlafengehen durchgeht, beschäftigt sich
das Gehirn im Schlaf noch weiter damit
und verfestigt den gelernten Stoff in Form
von Erinnerungen.
Zwei Tipps noch dazu: Das Lehrbuch
einfach nur unter das Kopfkissen zu
legen, funktioniert nicht. Und am Abend
vor einer Prüfung sollte man nicht bis in
die Nacht lernen, sondern früh schlafen
gehen. Denn erholt ist das Gehirn am
nächsten Tag viel leistungsfähiger als
übermüdet.
Foto: © mnaydenova | pixabay.com
information & gesellschaft
Erziehung ist (k)ein Kinderspiel!
Dann mach‘ doch, was du willst!
WIEVIEL MAN JEMANDEN BEDEUTET, ERKENNT MAN VOR ALLEM AN DER ART
UND WEISE SEINES BEISTANDES UND TROSTES, WENN MAN DURCH SCHWERE
ZEITEN GEHT (Esragül Schönast)
Wenn die Unvernunft der
Jugendlichen mit einer guten
Portion Provokation und
Sturheit einhergeht und sie
auf keinen guten Rat mehr hören wollen,
wissen Eltern oft nur noch eins darauf zu
antworten: „Dann mach‘ doch, was du
willst!“ Scheinbar entlässt dieser Satz in
die Freiheit. In Wirklichkeit enthält er ein
Ultimatum, setzt unter Druck. Jahrelange,
bemühte Erziehungsarbeit endet
mit einem „Götz-Zitat“ – Das war’s!
Die Türen fallen zu, man hat einander
nichts mehr zu sagen. Ihre Mühe bleibt
unbedankt oder der Dank wird auf den
Pflichtanteil reduziert.
„Dann mach‘ doch, was du willst!“ Bei
diesem Satz kann folgendes zwischen
den Zeilen durchschwingen: Enttäuschung
(Sie meinen es gut, doch man
hört nicht auf Sie), gekränkte Eitelkeit
(Man stellt Ihre Kompetenz in Frage),
Wut („Das tut sie/er nur, um mich zu
ärgern!“), Verzweiflung („Ich weiß mir
nicht mehr anders zu helfen!“), Erpressung
(„Entweder du richtest dich nach
meinen Vorstellungen oder du wirst
sehen, wie du zurechtkommst!“). Durch
den Widerstand Ihres Kindes fühlen Sie
sich persönlich abgelehnt und reagieren
– verzeihen Sie! – genauso pubertär wie
dieses.
momentan auf Sie macht.) Dann senden Sie
eine Ich-Botschaft ohne Machtwort, Vorwurf:
„Mir ist es wichtig, dass du weißt, wie ich
darüber denke... Vor allem möchte ich, dass
du weißt, was du mir bedeutest und dass ich
mir wünsche, dass du den richtigen Weg für
dich findest.“ Wenn Sie solchermaßen loslassen,
dann bleiben Sie Ihrem Kind Stütze und
Orientierungshilfe und geben ihm vor allem
die emotionale Sicherheit. Ins rechte Lot wird
Ihr Sohn/Ihre Tochter dann aus eigener Kraft
finden.
Wir können unsere Kinder nicht vor allem
bewahren und manchmal müssen sie anscheinend
auch schlechte Erfahrungen machen,
aber wir können und sollen die Türen offenhalten.
Wenn sie dann klein und angeschlagen
wiederkommen, ist es wichtig, dass
Sie ihm die Wiedereingliederung ohne
Gesichtsverlust ermöglichen. Kein
belehrendes, süffisantes „Ich hab’s
ja gleich gewusst!“, sondern ehrlich:
„Ich freue mich, dass du wieder da
bist“, „...dass du das einsiehst!“ Eine
ehrliche Aussprache muss in Ruhe erfolgen.
Jugendliche wissen diese Haltung
zu schätzen, wenn sie es auch nicht immer
gleich zugeben. Aber so kann er/sie
aus Fehlern lernen und Ihre Beziehung
wird immer mehr zu einer tragfähigen
Basis für die Zukunft.
Mag. a Maria Neuberger-
Schmidt
Autorin und Gründerin
Verein Elternwerkstatt
Foto: Ingrid Perger
Elternwerkstatt
KLARHEIT OHNE GESICHTSVERLUST
Stattdessen könnte es in etwa so
lauten: „Ich sehe, dass du momentan
nicht bereit bist, auf mich zu hören!“
(Sie sagen, welchen Eindruck Ihr Kind
Foto: © Nicole Miranda | pixabay.com
5 | JUNI 2022
information & gesellschaft
Gesundheit ist alles:
Die bunte Welt des Darms
GESUNDHEIT GEDEIHT MIT DER FREUDE AM LEBEN
Mag. a Julia
Geißler-Katzmann
selbstständige
Ernährungswissenschafterin
Kinesiologin nach Dr. med.
Klinghardt
Vorträge und Workshops
Nähere Informationen unter
www.julika.at
Egal, wo man aktuell liest, stets
findet man Artikel über das
Leben in unserem Darm – das
Darmmikrobiom. Es ist dies die
Gesamtheit unzähliger Bakterien, die
unseren Darm besiedeln. Mittlerweile ist
bekannt, dass der Darm mit dem Hirn
und mit der Leber in Interaktion tritt.
Auch hinsichtlich Zivilisationskrankheiten,
wie Diabetes Typ 2 oder metabolisches
Syndrom, soll die Darmflora
nicht mehr außer Acht gelassen werden.
Es scheint so, dass unser Darm eine viel
wichtigere Rolle in unserer Gesundheit
einnimmt, als die Wissenschaft bisher
angenommen hat. Immer mehr stellt
die medizinische Forschung daher unser
Darmmikrobiom in den Fokus.
KINDER UND IHR IMMUNSYSTEM
Immunzellen des menschlichen Körpers
werden zu 80% im Darm gebildet. Kinder
sind besonders gefordert ihr Immunsystem
zu trainieren. Wo viele Kinder
zusammenkommen, da treffen sich auch
viele Mikroorganismen. Umso wichtiger
scheint es in diesem Zusammenhang
eine gesunde Darmflora vom Säuglingsalter
an über die gesamte Kindheit weg
aufzubauen. Auch zeigen viele kindliche
Hautprobleme, wie zum Beispiel die
Neurodermitis unter anderem ihre Ursache
in der Bakterienzusammensetzung
des Darmmilieus.
Somit kann eine optimale Ernährungsweise
einmal mehr den kindlichen
Organismus in seiner Gesundheit
unterstützen! Wir dürfen den Einfluss des
täglichen Essens nicht unterschätzen, im
Gegenteil: nutzen wir die täglichen Mahlzeiten
als Chance um uns selbst fit zu
halten! Jeder Tag birgt dabei ein großes
Potential und das jeden Tag aufs Neue!
GUTES FUTTER FÜR DIE
KÖRPERMITTE
Der Mund als Tor zu unserem Körper und
die Türe zu unserer Gesundheit! Neben
Bewegung, Stressreduktion, ausreichend
Schlaf und dem Vermeiden von Giftstoffen
(wieder ein Pluspunkt für biologisch
produzierte Ware!), können wir mit
der Nahrung jene Bakterien anfüttern,
die uns optimal unterstützen. Neben
reichlich Gemüse und täglich 2 Portionen
Obst, allen voran blaue oder rote Arten,
wie Rotkraut, Auberginen, Kirschen,
Heidelbeeren, oder Johannisbeeren, sind
Ballaststoffe notwendig, um unseren
Darm fit zu halten. Unter dem Begriff
der „resistenten Stärke“ wird ein ganz
besonderer Ballaststoff gemeint, der das
wahre „Happy Food“ für unsere Körpermitte
darstellt. Dabei handelt es sich
um eine relativ feste, kristalline Struktur,
die nicht ins Blut aufgenommen wird,
sondern direkt in den Dickdarm geht.
So weit, so gut. Muss nur noch geklärt
werden, wie wir sie herstellen, die resistente
Stärke. Hier empfehle ich, jedes
Mal, wenn am Speiseplan Erdäpfel, Reis
6 | JUNI 2022
oder Nudeln stehen schon vorauszudenken
(als „meal prep“ würden das viele
verstehen). Kochen Sie schon die Portion
für den nächsten Tag mit und stellen Sie
diese nach dem Erkalten noch 12 Stunden
in den Kühlschrank. Am nächsten
Tag zu Erdäpfel-, Reis- oder Nudelsalat
verarbeitet machen Sie nicht nur Ihre
Darmflora glücklich, sondern auch Ihren
Blutzuckerspiegel! Dieser steigt durch
die resistente Stärke langsamer an und
sie fühlen sich länger satt. Nebenbei
bemerkt kann der Körper so auch nur die
Hälfte der Kalorien verarbeiten, dadurch
kann dieser Ballaststoff auch bei der
Gewichtsreduktion Erfolge bringen!
SOMMERURLAUBSTIPP: DARM GUT,
ALLES GUT
Gerade im Sommer und in der Urlaubszeit
leidet so mancher Darm durch eine
ungewöhnliche Keimbelastung oder das
„andere Essen“ (Zubereitungsarten).
Manchen macht auch das verunreinigte
Trinkwasser und die Bakterienflora auf
fremden Toilettensitzen oder im Hotel-
Swimmingpool Probleme im Darm.
Das kann so manche Stimmung trüben
und das ist schade.
REZEPT
HAPPY FOOD - SOMMERLICHER REIS-
SALAT
Zutaten:
150 g gekochter Reis (kaltgestellt vom
Vortag), 100 g Schafkäse, 1 roter Paprika, 1
gelber Paprika, 1 große Birne, eine Handvoll
schwarze Oliven, frisches Basilikum, etwas
Liebstöckl.
Für das Dressing: kaltgepresstes Olivenöl (2
EL) und etwas Balsamicoessig mit Zitronenpfeffer
(Sonnentor) und Salz vermischen.
Zubereitung:
Paprika, Schafkäse und die Birne klein würfelig
schneiden und in einer Schüssel vermischen.
Die Oliven halbieren und entkernen.
Die Kräuter fein hacken.
Das Dressing anrühren und unter den Salat
mischen – alles gut durchziehen lassen und
einfach nur genießen!
Darum rate ich hier vorzubeugen,
entweder gezielt mit Präparaten wie
„Omnibiotic Reise“ von Allergosan, die
würde ich schon 2 Wochen vor Reiseantritt
beginnen, und/ oder aber die häufig
zitierte Regel: „Cook it, peal it or leave
it!“ zu beherzigen. Übersetzt bedeutet
das: „Koch es, schäl es oder lass es!“.
Achten Sie in Ihrem Urlaub auch auf
offene Getränke (insbesondere mit Eiswürfeln)
und prüfen Sie die Speisen beim
Buffet, insbesondere auf Inhaltsstoffe
wie rohe Eier (Mayonnaise, Tiramisu)
oder rohen Fisch.
Der Verdauungstrakt wird es Ihnen auf
jeden Fall danken und einem schönen
Sommerurlaub steht somit nichts mehr
im Wege!
Foto: © Archiv Mag. a Geißler-Katzmann
information & entwicklung
Emotionen erkennen und nutzen:
Freude und Leichtigkeit in der Führung
FREUDE AN DER ARBEIT LÄSST DAS WERK TREFFLICH GERATEN.
(Aristoteles)
Elisabeth Rechberger
Unternehmensberaterin
für pädag. Bildungseinrichtungen
Business- und Personalcoach
Elternbildnerin
Elementarpädagogin
www.zusammenwachsen.or.at
Vieles läuft heutzutage streng
nach Plan, auch im Bildungsbereich.
Ziele müssen erreicht
und Dokumentationen gemacht
werden, die Eltern sind stärker eingebunden
und die Kinder sollen bestmögliche
Bildung bekommen. Oft fällt uns gerade
in heutiger Zeit, wo uns Krisen begleiten,
das Zusammenleben und Arbeiten
schwerer. Freude ist vielfach verloren
gegangen. Viele Dinge funktionieren
nicht mehr so wie früher. Es müssen
neue Wege und Möglichkeiten gefunden
werden, wie man trotz dieser herausfordernden
Zeit gute Leistungen erbringen
kann. Denn diese werden nach wie vor
eingefordert.
Den zwischenmenschlichen Beziehungen
wird von Führungskräften oft weniger
Bedeutung beigemessen, außer die
Arbeit wird nicht entsprechend erledigt.
Dann gibt es meist ein Gespräch, um den
"Fehler" zu besprechen und es folgen
möglicherweise Konsequenzen. Im besten
Falle erledigt das Team seine Arbeit
selbstständig, ohne Drumherum. Einfach
Tun. Die Unternehmensziele (Bildungsziele)
zu erreichen.
Warum ist es als Führungskraft dennoch
so wichtig, auch auf das Zwischenmenschliche
zu achten, so dass das
Team Spaß und Freude hat, an und mit
dem was es tut und all die positiven
Emotionen Platz haben?
Wenn es eine Führungskraft, als
ihre Aufgabe sieht, ihr Team stetig
weiterzuentwickeln und das Beste in
jedem Mitarbeiter zu fördern, dann
sind positive Emotionen die Basis.
In den letzten Jahrzehnten wurde
wissenschaftlich erwiesen, dass
positive Emotionen in der Führung
die Leistung jedes Einzelnen und das
Zusammenspiel des Gesamten günstig
beeinflussen. Es bedeutet auch, dass
ein Team, das positiver kommuniziert,
bessere Leistungen erbringt.
Negative Emotionen haben ungünstigere
Auswirkungen auf die Leistungen.
Menschen beeinflussen sich emotional
gegenseitig, ob sie wollen oder
nicht. Daher ist es wichtig zu beachten,
dass jedes Teammitglied eine
relevante Bedeutung für das gesamte
Team haben kann. Ein einzelnes
Teammitglied kann einen starken
schädlichen Einfluss auf Teamkollegen
und die ganze Gruppe haben, wenn
es sich nicht um die Gruppe bemüht,
oft negative Emotionen zeigt und
zwischenmenschliche Normen des
Teams verletzt.
In jedem Team gibt es Personen die
einen als Führungskraft unangenehm
herausfordern. Hier gilt es zu beachten,
dass Menschen unterschied-
Foto © Gerd Altmann | pixabay.com
8 | JUNI 2022
lich sind und sich auch unterschiedlich
verhalten. In diesem Falle ist es aber die
unbedingte Aufgabe der Führungskraft,
jedem Teammitglied zu verdeutlichen,
dass es mit seinem Verhalten nicht nur
sich selbst, sondern auch das ganze Team
beeinflusst. Und dafür auch die Verantwortung
trägt.
Als Führungskraft ist es daher wichtig
sich selbst zu reflektieren, sich mit neuen
Strategien in der Führung auseinanderzusetzen,
sich der eigenen Kompetenzen
bewusst zu sein und diese zu erweitern
und auch weiterzuentwickeln.
Ein weiterer wichtiger Aspekt positiver
Emotionen ist, dass Teams oder
Unternehmen, in denen auf eine gute
emotionale Stimmung Wert gelegt wird,
loyalere Kunden haben. Im Bildungsbereich
zufriedenere Kinder und Eltern. Die
Kommunikation läuft besser, Probleme
werden direkter angesprochen und der
Fokus wird auf die Lösung gelegt.
Positive Emotionen bedeuten für viele immer
gut gelaunt und freudestrahlend zu
sein und positiv zu denken. Es ist nicht
die Aufgabe der Führungskraft immer
für eine positive Stimmung zu sorgen
und Optimismus zu verbreiten und alles
was schiefläuft oder nicht funktioniert,
mit einem Augenzwinkern abzutun bzw.
unter den Teppich zu kehren. Es geht
darum, dass für beides Platz ist.
In der Praxis ist es oft so, dass das was
funktioniert, selbstverständlich ist und
vorwiegend an dem gearbeitet wird was
nicht funktioniert oder noch zu tun ist.
"Nicht geschimpft ist genug gelobt" Positive
Emotionen brauchen auch ihren Platz,
weil sie eine Vielzahl gewünschter Effekte
bewirken.
ZUM BEISPIEL
• die Teamdynamik positiv unterstützen,
• die Kommunikation fördern,
• Mitarbeiter*innen zufriedener und leistungsfähiger
sind.
• Eine loyale, konstruktive und wertschätzende
Zusammenarbeit mit Eltern, Kinder
und Kunden fördern
DAS KANN EINE FÜHRUNGSKRAFT
TUN, UM POSITIVE EMOTIONEN IN
IHREM TEAM ZU FÖRDERN
• Ein wenig Zeit für Small Talk nehmen -
wo es um angenehme Gesprächsinhalte
geht.
• "Guten Morgen", "Bitte", „Danke" usw.
auch in stressigen Zeiten nicht vergessen
• Freizeit der Mitarbeiter*innen auch als
solche akzeptieren
• Positives und negatives Feedback trennen.
Positives Feedback nicht als Einleitung
für negatives Feedback verwenden.
• Humor
• Expertise wertschätzen – speziell auch
vor anderen
Sich als Führungskraft seiner eigenen
Emotionen bewusst zu sein, ob positiv oder
negativ. Nicht danach zu streben Unannehmlichkeiten
zu beseitigen, sondern zu
lernen, wie man sie wirkungsvoll für seinen
Alltag nützen kann.
9 | JUNI 2022
information & entwicklung
Der Kommunikator – Teil 8:
Super-Content
WOHER NEHMEN, WENN NICHT STEHLEN
Mag. Markus Neumeyer M.A.
Kommunikations-Experte,
Autor, Texter
und Ghostwriter
Gründer der Werbeagentur
"Bunte Feder"
www.buntefeder.at
Autoren-Website und
Reiseblog:
www.maxneumeyer.at
Sie haben noch nie mit Content zu
tun gehabt?
Sie wissen nicht einmal was Content
eigentlich ist?
Kann sein, ist aber äußerst unwahrscheinlich,
wenn Sie nicht gerade in
Pension sind, nichts mit dem Internet am
Hut haben und Smartphones verweigern.
Content ist nämlich nichts anderes als
Inhalt! Manche meinen auch „qualifizierter
Inhalt“, also Content, der etwas
zu sagen hat. Ich sage: kann sein, sollte
sein, muss aber nicht unbedingt so sein.
Schließlich werden wir tagtäglich von
unqualifizierten Inhalten nur so überschwemmt.
Das ist alles Content - wenn
auch in unterschiedlichen Qualitäten!
CONTENT-ARTEN IM ÜBERBLICK
Der Begriff „Content“ ist mit dem wachsenden
Erfolg des Internets groß geworden
und inzwischen zu einer eigenen
Disziplin geworden. Besonders wichtig
ist guter Content für Unternehmen,
Organisationen oder Influencer. Aber
auch Privatpersonen nutzen Content,
um sich (in den sozialen Netzwerken) zu
präsentieren. Manche meinen, Content
gäbe es ausschließlich digital bzw.
online, die Grenzen sind aber nicht leicht
zu definieren, schließlich werden auch
analoge Inhalte fast immer mit digitalen
Hilfsmitteln erstellt (auch ausgedruckte
Texte wurden mit Textverarbeitungs-
Software wie Word geschrieben). Für
mich ist alles Content, was von einem
Content-Produzenten mit einer bestimmten
Absicht veröffentlicht bzw. zur Verfügung
gestellt wird.
Miriam Löffler und Irene Michl haben in
ihrem Standardwerk „Think Content!“
für Content-Interessierte folgende Arten
identifiziert:
• Navigations-Content: z.B. Buttons,
Sitemap, Teaser u.s.w.
• Service- und Hilfe-Content: z.B.
Erklärvideos, FAQ, Kontaktformulare
u.s.w.
• Redaktioneller Content: Ratgebertexte,
Interviews, Podcasts u.s.w.
• Engaging Content: Gamification,
Webinare, Psychotests u.s.w.
• Marketing- und Kommunikations-
Content: Print-Folder, Werbetexte,
PR-Meldungen u.s.w.
• Image-Content: Unternehmensvideos,
Berichte über soziales Engagement
u.s.w.
• Social Media Content: Profilinformationen,
Posts, Livestreams u.s.w
• SEO-Content: Title, Description,
Keywords u.s.w.
• Verkaufs-Content: werbliche Produkttexte,
Herstellerinformationen
u.s.w.
• User-generated Content: Kommentare,
Rezensionen, Blogbeiträge u.s.w.
• Juristischer Content: Impressum,
AGB, Datenschutzerklärung u.s.w.
• Systemischer und funktionaler
Content: Fehlermeldungen, Prozessbeschreibungen
u.s.w.
Wie unschwer zu erkennen ist, sind die
Foto © Albert Ziganshin | fotolia.com
10 | JUNI 2022
Grenzen zwischen den unterschiedlichen
Content-Arten nicht so klar auszumachen
und die verschiedenen Bereiche
überschneiden sich häufig. Dennoch
sollte klar sein, was mit Content gemeint
ist
„The web ist made of content!”
Margot Bloomstein
WIE MAN ZU CONTENT KOMMT
Besonders in der heutigen informationsüberladenen
Zeit ist guter Content für
Unternehmen oft ein überlebenswichtiger
Faktor. Der Kampf um Aufmerksamkeit
ist in den letzten Jahrzehnten
immer heftiger geworden. Nur mit
gutem Content (oder Skandalen) kann
das auch gelingen. Man muss seinen
Zielgruppen einen Mehrwert bieten,
doch woher bekommt man diese wertvollen
Inhalte?
An erster Stelle kann in diesem Fall nur
eine wohlüberlegte Content-Strategie
stehen. Diese Strategie ist der Grundstein
für den Erfolg. Viele Unternehmen
haben bereits großartige Inhalte, wissen
das allerdings gar nicht. Eine Content-
Strategie hilft dabei, diese „Schätze“ zu
bergen und richtig aufzuarbeiten und zu
präsentieren.
DIE CONTENT-STRATEGIE
Am Beginn jeder Content-Strategie
steht die Analyse. Sie soll den aktuellen
Stand der eigenen „Content-Situation“
ans Licht holen. Weitere Punkte sind
die Beschreibung der Zielgruppen, die
Unternehmensziele, die Kommunikationsformen,
die taktischen Maßnahmen
in allen Bereichen sowie die Auswahl
der Erfolgsmessung – das Monitoring.
Im Zuge dieser Analyse kommen immer
mehrere Fragen auf. Hier eine kleine
Auswahl:
• Sind die Teams richtig aufgestellt?
• Weiß jeder, was zu tun ist?
• Sind die Bedürfnisse der Zielgruppen
klar definiert?
• Hat man alle notwenden Werkzeuge
parat?
• Reicht das Budget überhaupt aus?
Im Zuge einer Content-Strategie wird definiert, warum welche Inhalte
in welchem Umfang benötigt werden (Think Content!, S.48).
WO MAN ÜBERALL CONTENT FINDEN KANN
Wenn es an die Suche geht, bieten sich den Content-Erstellern jede
Menge Möglichkeiten. Große Unternehmen haben dabei etliche
Vorteile, aber auch Einzelunternehmer gehen nicht leer aus. Gute
Content-Quellen sind:
1. Das Unternehmen selbst:
Es können beispielsweise Arbeitsprozesse vorgestellt werden.
Auch Reports, Berichte aus der Entwicklung, der Markenbildung
oder Guidelines können Content-Zutaten sein.
2. Die Mitarbeiter*innen:
Die Belegschaft ist eine großartige Content-Quelle. Stellen sie
Mitarbeiter*innen vor, holen Sie Menschen ins Rampenlicht und
machen Sie sie zu Botschaftern (auch auf deren eigenen Social
Media Kanälen, auf freiwilliger Basis versteht sich)
3. Die Kunden:
Dasselbe gilt für Kunden. Lassen Sie Ihre Kunden Rezensionen
schreiben, veranstalten Sie Kundenevents und schaffen Sie das
Fundament für eine gesunde pulsierende Community. Tauschen
Sie sich mit Ihrer Zielgruppe aus!
4. Das Internet:
Das Web ist eine wunderbare Quelle. Hier findet man Content
im Überfluss. Schauen Sie sich die Websites der Mitbewerber an,
gehen Sie in Foren Ihrer Zielgruppen und bedienen Sie sich. Damit
ist nicht gemeint, Content Eins zu Eins zu übernehmen, aber die
Kombination von Informationen aus verschiedenen Quellen bietet
durchaus guten Mehrwert (und die Wissenschaft arbeitet seit jeher
genauso).
5. Studien bzw. Typologien:
Lesen Sie Statistiken, Case Studies und Best Practice Beispiele und
suchen Sie nach aktuellen Trends. Hier werden Sie sicher fündig.
6. Datenanalyse:
Stöbern Sie sich durch Ihre gesammelten Daten – diese sind wichtiger
als je zuvor und können auch etwas zu Ihrer Content-Produktion
beisteuern, z.B. Daten aus Kundenbindungs-Programmen oder
dem Customer Relationship Management.
7. Humor:
Und vergessen Sie bei alledem Ihren Humor nicht. Content der
Ihrer Zielgruppe ein Lächeln ins Gesicht zaubert ist unbezahlbar!
Im Zuge eines sogenannten Content-Audits sammeln Sie (und ihr
Team) alle möglichen Content-Inhalte, um diese in Ihre Content-
Strategie zu integrieren. Vergessen Sie nicht, guter Content kann der
Schlüssel zum Erfolg sein.
11 | JUNI 2022
information & gesellschaft
Seelennahrung:
Mit Musik geht alles leichter
DER RICHTIGE UMGANG MIT UNSICHERHEIT UND ANGST
DI Roswitha Wurm
Dipl. Lerndidaktikerin
Lese- und Rechtschreibtrainerin,
Kinderbuchautorin
Interaktive Lesungen
an Schulen buchbar unter:
www.lesenmitkindern.at
Die letzten beiden Jahre waren
für viele Kinder geprägt von
der Pandemie und zuletzt von
Kriegsnachrichten. Als Förderpädagogin
erlebe ich, dass dies nicht spurlos
an den Kindern vorüber gegangen
ist. Umso wichtiger ist es gemeinsam
zu musizieren, denn Musik wird seit
jeher eine heilsame Wirkung zugeschrieben.
Je nach Rhythmus, Tonart,
Klangfarbe, Harmonie oder Tempo
können die Klänge eines Liedes oder
eines instrumentalen Stückes beruhigen,
harmonisieren, erfreuen oder
aktivieren. Musik kann nicht die Welt
retten, aber die Seele heilen. Diesen
Spruch kannten schon unsere
Vorfahren.
GEMEINSAM MUSIZIEREN
MACHT SPASS
„A ram sam sam, a ram sam
sam, guli, guli, guli, guli, ram
sam sam, a rafiq…!“ Begeistert
singen die Kinder das beliebte Lied,
reißen die Hände in die Höhe, kreisen
mit den Armen und wippen mit den
Füßen. Genauso wie es ihnen die
Kindergartenpädagogin vorzeigt.
Die Jungen und Mädchen sind
mit Feuereifer bei der Sache. Auch
wenn die meisten nicht wissen,
dass „guli“ „sag’s mir“ und „a rafiq“
„Freund“ auf Marokkanisch bedeutet,
schult dieses Lied nicht nur das Gehör
und das rhythmische Verständnis,
sondern vermittelt Kindern ein Gemeinschaftsgefühl.
„Aber mein Kind ist nicht musikalisch.
Das hat es bestimmt von mir!“ Dieser Meinung
sind viele Eltern und probieren dann erst
gar nicht gemeinsam mit ihrem Kind Lieder
zu singen. Aber das stimmt nicht! Jedes Kind
reagiert auf Musik, schon sechs Monate alte
Kinder können zur Musik mitwippen und
bereits Jüngere reagieren aufmerksam auf
Töne. Keiner wird unmusikalisch geboren,
sondern verliert die Gabe, wenn sie nicht
angeregt wird. Das menschliche Gehirn
wird durch Musik ganzheitlich stimuliert,
gleichgültig ob aktiv musiziert oder ob
einfach den Klängen eines Liedes oder
eines Musikstückes gelauscht wird. Das
ist einer der Gründe, warum sprechmotorische
Therapien häufig mit Musik untermalt
werden.
Es ist erwiesen, dass der frühe
Bezug eines Kindes zur Musik die
Leistungsfähigkeit des Gehirns
und die Psyche eines Babys positiv
beeinflusst. Daher soll und darf
mit Kindern gesungen werden. Auch
wenn nicht immer jeder Ton getroffen
wird. Auf die Begeisterung kommt es
an! Eltern, die mit ihren Kindern singen,
verbessern die emotionale Beziehung
zu ihrem Kind und schaffen eine gemeinsame
Tätigkeit, die allen Beteiligten
Freude macht.
LEHRMEISTERIN MUSIK
Durch das Singen von Liedern wird die sprachliche
Entwicklung spielerisch und optimal trainiert.
Die Kids lernen ganz nebenbei und mit
Spaß Sprachmelodie, Satzbau und Aussprache.
Texte und Melodien von Kinderliedern
sind meist richtige Ohrwürmer und prägen
sich so leicht ins Gedächtnis ein. Singen
regt die Fantasie an und lässt die Kleinsten
Foto © clker-free-vector-images | pixabay.com
12 | JUNI 2022
kreativ werden. Spaß macht es auch
beim Singen die Vokale zu ersetzen oder
ganze Wörter auszulassen und diese nur
zu deuten. Der Kreativität ist da keine
Grenze gesetzt.
Musik fördert alle Sinne und lädt zum
Tanzen ein. Bewegungslieder machen
nicht nur Spaß, sondern fördern auch
alle Sinne. Viele Kinderlieder laden auch
zum Mitgebärden ein oder zum Geräusche
machen, wie der Klassiker „Old
Mac Donald hat ´ne Farm“.
Kinder lieben Rituale und Strukturen.
Bereits Säuglinge erkennen an der Melodie
ihrer Spieluhr, dass es nun Zeit zum
Schlafen ist. In Kindergartengruppen gibt
es morgens das Begrüßungslied oder ein
spezielles Aufräumlied. Mit einem Zahnputzsong
macht abends das Reinigen der
Zähne mehr Spaß. Musik gibt nicht nur kleinen Kinderherzen
den Halt, der das Leben leichter und unbeschwerter macht.
In meiner Tätigkeit als Förderpädagogin erlebe ich immer wieder
diese Sprachlosigkeit bei meinen Schülerinnen. Wenn ein
Kind zu mir sagt: „Ich kann das jetzt nicht erklären!“, frage
ich es: „Magst du singen, was du sagen möchtest?“ Meistens
steigt das Kind darauf ein und es „singt“ sich seinen Ärger
aus der Seele. Oder wir lernen gewisse Rechtschreibregeln
oder das Einmaleins singend und manchmal auch tanzend.
Das macht nicht nur riesig Spaß, sondern ist ganz nebenbei
auch von Erfolg gekrönt. Denn so kommen dem Kind, wenn
es etwa eine bestimmte Malreihe abrufen soll, nicht nur die
Zahlen, sondern auch die dazu passende Melodie in den Sinn,
die ein besseres Erinnern ermöglicht.
Musik berührt. Musik macht Spaß. Musik verbindet – aktueller
denn je - Generationen und Nationen. Oder wie schon Joseph
Haydn sagte: „Musik ist eine Sprache, die man auf der ganzen
Welt versteht!“
Foto © Gerd Altmann | pixabay.com
13 | JUNI 2022
information & gedanken
In den folgenden
Schilderungen sind die
Namen erfunden.
Auf die Nennung von
Orten und Institutionen
wird bewusst verzichtet.
Sie bleiben zum Schutz
von Leni und ihrer
heutigen Lebensgemeinschaft
im Ungefähren.
Leni:
Eine Überlebende ritueller Gewalt
BITTE SEIEN SIE WACHSAM UND SCHÜTZEN SIE KINDER VOR JEGLICHER
FORM DER GEWALT
Leni ist heute 27 Jahre alt. Sie
konnte einem Martyrium entkommen,
dem sie in ihren ersten 21
Lebensjahren ausgesetzt war. Leni
wurde Opfer sexualisierter und organisierter
ritueller Gewalt, wurde über viele
Jahre psychisch und physisch gequält,
missbraucht und grausamen Ritualen
unterworfen - von ihren eigenen Eltern
in einem Netzwerk von Täter*Innen. 1
Leni führt als junges Mädchen nach
außen hin ein fast normales Leben. Sie
kommt aus einem angesehenen Elternhaus.
Ihre Mutter ist Sozialpädagogin.
Ihr Vater, ein Universitätsprofessor,
nimmt sie oft mit auf Reisen. Lenis
große Leidenschaft ist das Voltigieren.
Alles sieht nach einer heilen Welt aus.
Niemand ahnt zunächst, was sich hinter
dieser Fassade verbirgt. Als Leni auffällig
wird, sorgen die Eltern für eine gefälschte
Diagnose: „Autismus“. Ihr Verhalten
scheint erklärt. Sie besucht fortan als
Inklusions-Schülerin ein privates Mädchengymnasium.
Der wahre Grund für
ihre Leiden bleibt verborgen.
Nur Paula, ihre Voltigier-Trainerin ahnt
nach einiger Zeit, dass etwas nicht
stimmt mit der Diagnose. Während des
Trainings hat Leni immer wieder einmal
Aussetzer, kippt um und ist außer sich.
Wie in einem anderen Bewusstseinszustand
erzählt sie dann von Horrorerlebnissen.
Paula wird klar, dass das keine
erfundenen Geschichten eines autistischen
Mädchens sein können, sondern
Schilderungen und Zeugnisse von erlittenem
Leid und einer bitteren Realität.
Sie verschafft Leni kleine Einblicke in
eine andere, normale Welt, ermutigt
sie, sich Hilfe zu holen, um aus dem
Täterkreis auszubrechen. Vor 10 Jahren
beginnt damit für Leni ein beispielloser
Irr- und Leidensweg. In nur drei Jahren
durchläuft sie 14 unterschiedliche Stationen:
Beratungsstellen, Mädchenhäuser,
Wohngruppen, Kliniken, teils geschlossene
psychiatrische Einrichtungen. Einer
Diagnose folgt die nächste. Leni wird mit
Psychopharmaka still gestellt. Niemand
glaubt ihr. Viel schlimmer noch, Leni
bleibt im Netz der organisierten rituellen
Gewalt gefangen. Auch hinter
den Kliniktoren ist sie im Zugriff von
Täter*Innen. Mit 18 wird sie für ein Jahr
in eine geschlossene Abteilung verlegt.
Als sie entlassen wird, ist sie keineswegs
„geheilt“. Sie sucht auf eigene Faust
nach Hilfe und findet sie.
DISSOZIATIVE PERSÖNLICHKEITS-
STRUKTUR
Die schweren traumatischen Erlebnisse
haben tiefe Spuren hinterlassen. Manchmal
reichen kleine Auslöser. So kann es
beispielsweise sein, dass ein bestimmtes
Geräusch, ein Geruch oder eine versehentlich
verschlossene Autotür Leni in
einen anderen Bewusstseinszustand
versetzen. „Alles ist dann furchtbar“
schildert Leni selbst. Manchmal schreit
sie einfach oder schlägt um sich. Sie
fühlt sich losgelöst von sich selbst, erlebt
ihr Verhalten als nicht zu sich gehörend.
Es kommt vor, dass sie sich danach an
nichts erinnern kann.
Die wiederholte Anwendung schwerer
körperlicher und psychischer Gewalt hat
multiple Traumata zur Folge, die zu einer
14 | JUNI 2022
information & gedanken
16 | JUNI 2022
„Dissoziativen Identitätsstörung“ führen können – so der
Fachbegriff. Organisierte, sexualisierte Gewalt erzwingt „eine
gezielte Aufspaltung der kindlichen Persönlichkeit. Die entstehenden
Persönlichkeitsanteile werden für bestimmte Zwecke
trainiert und benutzt.” 2 Die Opfer werden regelrecht abgerichtet
und gefügig gemacht. In einer gewaltvollen Wirklichkeit
erfüllt die Dissoziation, also die Abspaltung des Erlebten für
die Opfer, eine existentielle Schutzfunktion. Sie hilft bei der
seelischen Verarbeitung des Ungeheuerlichen und stellt eine
überlebenswichtige Anpassungsleistung der Opfer dar. 3
FEHLENDE ERINNERUNGEN,
UNGESTRAFTE TÄTER*INNEN
Kinder und später dann Erwachsene mit
multiplen Persönlichkeitsstrukturen sind in
der Regel nicht in der Lage, ihre Erlebnisse
bis ins letzte Detail schlüssig und nachvollziehbar
darzustellen. So erinnern sie
sich beispielsweise zwar an Opferrituale,
können sich aber nicht an den Ort erinnern
- was zum Wesen der Dissoziation gehört.
Das macht die Verfolgung der Täter*Innen
sehr schwierig oder erstickt sie im Keim.
Die Aussagen der Opfer sind juristisch
nicht beweiskräftig und in den Augen von
Polizei und Staatsanwaltschaft bisweilen
auch unglaubwürdig, vielleicht weil sie so
ungeheuerlich und unfassbar sind. Die Fälle
werden oft nicht konsequent verfolgt oder
als nicht justiziabel zu den Akten gelegt. Die
Täter*Innen bleiben ungestraft.
Oft kommt es nicht einmal zu einer Anzeige,
weil Opfer schlichtweg Angst haben
vor der Verfolgung durch die Täter*Innen.
In rituellen Gewaltstrukturen gilt ein
striktes Schweigegebot. Das macht es
Aussteiger*Innen - Opfern wie Täter*Innen
- besonders schwer. Sie werden von den
Täter*Innen unter Druck gesetzt und verfolgt.
LEBEN IN SICHERHEIT
Leni lebt heute unter anderem Namen und mit einer neuen
Identität, einem neuen Ausweis. Sie ist unter ihrer alten Identität
nicht mehr auffindbar. Das schützt sie vor den Täter*Innen.
Schutz hat Leni auch in ihrer neuen Familie gefunden. Hier
lebt sie seit fünf Jahren. Ihr Irrweg hat ein Ende. Die Einrichtung
bietet komplex traumatisierten jungen Menschen
mit höchstem Betreuungsbedarf eine therapeutische Lebensgemeinschaft.
Ganzjährig und rund um die Uhr leben ein, zwei oder
drei junge Menschen in Familien und werden traumapädagogisch
betreut. Achtsamkeit, Resilienz, neue Erfahrungen jenseits von Gewalt
und vor allem die Schaffung eines sicheren Ortes sind zentrale
Anliegen. Der amerikanische Psychiater, Neuropsychologe und einer
der renommiertesten Kindertraumatologen Bruce D. Perry schreibt,
dass es bei der Heilung eines Traumas „um das Wiederherstellen
von Vertrauen, das Wiedererlangen von Zuversicht, die Rückkehr
zu einem Gefühl von Sicherheit und die Wiederverbindung mit der
Liebe“ geht.
Diesen Ansatz verfolgen die traumatologisch ausgebildeten Pädagogen
und Therapeuten, die als externe Mitarbeiter Lenis neue
Familie mit Fachkenntnis bei der Bewältigung des Alltags und mit
traumapädagogischen Projekten unterstützen. Es ist diese engagierte
Arbeit, die zur Rettung aus einer unmenschlichen Vergangenheit
einen winzig kleinen Teil beiträgt. Wie lange Leni in ihrer neuen
Familie bleibt, ist offen. Womöglich für immer, denn der konzeptionelle
Ansatz der Einrichtung schließt das nicht aus. Sie hat inzwischen
eine sozialpädagogische Ausbildung begonnen. Das Studium
meistert sie mit Bestleistungen und einer außerordentlichen Intelligenz.
Aber ohne begleitende Betreuung schafft sie weder die täglichen
Fahrtwege noch die Teilnahme an den Lehrveranstaltungen.
Zu groß sind die Ängste, zu schwer lastet die Vergangenheit.
1
An dieser Stelle wird auf eine ausführlichere
Schilderung des Martyriums
verzichtet. Empfohlen sei die zweiteilige
Filmdokumentation „Höllenleben“ von Liz
Wieskerstrauch, die auf Youtube zu finden
ist.
2
Aus der 2018 erschienen Studie „Sexualisierte
Gewalt in organisierten und rituellen
Gewaltstrukturen“ des gleichnamigen
Arbeitskreises beim Bundesministerium
für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.
Hierin finden sich zahlreiche Empfehlungen
an Politik und Gesellschaft mit dem
Ziel der Aufklärung.
3
Zum Thema „Dissoziative Identitätsstörung“
gibt es u.a. Beiträge der ZEIT Online
Redaktion ze.tt auf YouTube. Ein Beispiel:
https://youtu.be/olCeiUXrARw
Zeichnungen: © privat
17 | JUNI 2022
information & bildung
Ausbildungsmöglichkeiten für junge Leute:
Beruf eines Psychotherapeuten
GEISTIGE LANDKARTEN NEU AUSRICHTEN
Dipl.Ing. Alexander Ristic
Associated Press Austria
info
https://www.psychotherapie.at/
Wenn Sie einen Psychotherapeuten
bitten, in wenigen
Worten zu erklären, was er
macht, erhalten Sie blumenreiche
Umschreibungen, abstrakte
Begriffe und vergleichende Bilder zu
hören: „Wir helfen Menschen, sich
selbst zu finden“ oder „das Unbewusste
bewusstmachen“ oder „Hilfe zur
Selbsthilfe“ oder „die Probleme erkennen
und meistern“ oder „die Potentiale
entwickeln“ oder „völlige Selbstaktualisierung“.
Medien berichten, dass jetzt nach der
Pandemie der Bedarf nach Unterstützung durch Psychotherapeuten
enorm gestiegen ist. Ich bekomme das Gefühl, dass es
den Psychotherapeuten gelungen ist, geheim zu halten, was
sie wirklich machen.
Ich möchte es vereinfachen und erklären was diesen Beruf
ausmacht.
Bei der Definition des Psychotherapeutenberufs wird deshalb
so gern in Abstraktionen gesprochen, weil er sehr komplex
ist. Wenn man das Berufsbild konkret und vereinfacht ausdrücken
will, kann man sagen: Jeder Mensch hat gewissermaßen
eine Landkarte im Kopf, auf der seine früheren Erfahrungen
und Gewohnheiten eingezeichnet sind. Mit dieser Landkarte
orientiert er sich, ohne dass ihm das bewusst ist. Landkarten
dienen dazu, sich in unbekanntem Gebiet zurechtzufinden.
Auch im täglichen Leben müssen wir uns immer wieder zu-
rechtfinden, wenn wir neue Leute kennenlernen,
eine neue Ausbildung beginnen,
einen neuen Arbeitsplatz haben, etwas
Ungewohntes tun wollen.
Man könnte also sagen, dass sich Psychotherapeuten
mit menschlichen Landkarten
beschäftigen. Dieses Bild stammt
von Alfred Korzybsky, dem Begründer der
Kybernetik.
Manche Personen haben eine uralte
Landkarte im Kopf, welche noch von ihren
Eltern stammt, in der weder die vierspurige
Autobahn noch der neue Flughafen
eingezeichnet sind. Manche haben eine
verkehrte Karte und wundern sich, dass sie
nie ans Ziel kommen. Es ist für den Außenstehenden
durchaus verwunderlich, wenn
sich jemand mit einer Straßenkarte von
Wien in Salzburg zurechtfinden möchte und
die Karlskirche sucht!
Die psychotherapeutische Arbeit besteht
darin, die Landkarte im Kopf auf einen
neuen Stand zu bringen oder gegen eine
nützlichere und modernere auszutauschen,
so dass neues Verhalten möglich wird. Das
Verändern der Landkarten kann man auch
als Sichtwechsel verstehen. Dieser Sichtwechsel
führt zum Kurswechsel, dass heißt,
eine veränderte Sicht der Dinge führt zu
einem veränderten Verhalten. So definiert,
beschäftigen sind die Psychotherapeuten
mit dem Sicht- und Kurswechsel anderer
Menschen.
Durch einen Sicht- und Kurswechsel kann
man sein Leben neu definieren und ein
besseres und harmonisches Miteinander
erleben.
18 | JUNI 2022
Foto: © Gerd Altmann | pixabay.com
Sie wissen
selbst am
besten,
womit Sie
Ihr Wissen
ergänzen
wollen!
IMPROVE-Bildung mit Zukunft
eines von 835 Unternehmen
(in Deutschland, Österreich und Schweiz), das
„GEMEINWOHL-ÖKONOMIE“ zertifiziert ist.
Wir stehen gerne für Ihre persönliche
Weiterbildung zur Verfügung.
https://www.improve.or.at
19 | JUNI 2022
Foto © B_Me | pixabay.com
information & gesellschaft
Abenteuer Müllplatz:
Das echte Wien
ABFALL IST DAS, WAS IM EINZELNEN ABFÄLLT UND DANN
IN RAUEN MENGEN ANFÄLLT (Brigitte Fuchs)
Patrick Rusch, MA
Familienvater, Angestellter
Milizoffizier aD
der Schweizer Armee
Lebt in Wien
infos
über den autor
Patrick Rusch, geboren 1967 in
Luzern (Schweiz). Familienvater,
Angestellter, bekennender
Kästnerianer. Unabhängig,
kritisch, gut gelaunt. Studium
an der Universität Bern
(Rechtswissenschaften) und
an der Fachhochschule Wiener
Neustadt (Entrepreneurship &
Applied Management). Seine
Passionen sind seine Familie,
gute Bücher, Geschichte und
klassischer Jazz.
Wo lernt man das echte Wien
am authentischsten kennen?
Wenn man in der Staatsoper
eine Vorstellung besucht, bei
einem Spaziergang auf dem Graben, in
einem Kaffeehaus im Ersten Bezirk?
Als ich selbst vor 16 Jahren in Wien
Wohnsitz nahm und zu arbeiten begann,
lernte ich viel über Wien und die Wiener
in den einschlägigen Kaffeehäusern im
Ersten Bezirk. Wie jeder Gast eine Figur
verkörpert und in der gerade laufenden
Vorstellung «Das Kaffeehaus» spielt.
Die mitunter doppelbödige Freundlichkeit
von Kellnern, die möglicherweise
gerade den am meisten auf die Schippe
nehmen, den sie jetzt am freundlichsten
servicieren. Einige dieser Kaffeehäuser,
besuche ich heute nicht mehr, weil ich
sie inzwischen als zu touristisch besetzt
wahrnehme. Was vermutlich, Hand aufs
Herz, ein vollkommen ungerechtfertigtes
Vorurteil ist. Wie ich kürzlich zufällig
selbst erleben durfte, strahlen auch die
touristischsten Kaffeehäuser Wiens einen
tollen Charme aus. Die Kellner bieten
einen ausgezeichneten Service und die
Speisen und Getränke sind von hoher
Qualität zu einem fairen Preis.
Besuche von kulturellen Veranstaltungen
bieten gute Zugänge zu Wien und den
Wienern. Dabei ist es unerheblich, vielleicht
sogar eher nachteilig, für Kultur
ausschliesslich ihre obersten Repräsentanten
zu konsultieren. An einer eher
versteckten Veranstaltung lernte ich
zum Beispiel meine Frau und inzwischen
Mutter meiner Kinder kennen. Wenn ich
an diesem Abend im Burgtheater und
nicht ebendort, wo ich sie singen hörte,
gewesen wäre, säße ich heute vielleicht
nicht mehr in Wien, sondern wieder in
Zürich oder Bern.
Authentisches Wien lässt sich zur Sommerszeit
in einem der zahlreichen Bäder
der Stadt erleben. Mitunter ist das,
was man dort sieht, nicht jedermanns
Geschmack. Tattoos sind offenbar vor
allem eine Frage der Quantität. Allerdings
macht es den besonderen Reiz
Wiens aus, dass an Orten wie diesem,
jeder nach seiner Façon glücklich werden
kann.
Kürzlich kam mir die Erleuchtung, dass
der leibhaftigste Ort, Wien und die
Wiener in purer Essenz kennenzulernen,
der Müllplatz ist. An einem Samstagmorgen
lautete die Mission, zwei gefüllte
WÖLIs zum nahegelegenen Müllplatz zu
bringen und gegen zwei neue WÖLIs einzutauschen.
Die Ouvertüre des Besuchs
eines Müllplatzes ist der Eingangsbereich.
Hier werden Sie von einem qualifizierten
Mitarbeiter empfangen, dem Sie
zu benennen haben, was für Müll Sie zu
entsorgen wünschen. Der kompetente
Mitarbeiter vor Ort berät Sie, wo Sie
den mitgeführten Müll idealer Weise
(– gefälligst –) zu platzieren haben. Der
Empfang erscheint ihnen möglicherweise
leicht raunzig. Tatsächlich ist er immer
kompetent und wenn Sie sich bereits auf
Wiener Schmäh verstehen, wird es Ihnen
leichtfallen, ihn auch bei der Ansprache
durch die Eingangskontrolle eines Wie-
20 | JUNI 2022
ner Mistplatzes ohne Schwierigkeiten zu detektieren.
So ein Wiener Müllplatz kann groß sein. Es gibt verschiedene
Stationen, wo sie alle Arten von Müll deponieren
können. Aber es gibt auch Bereiche, wo sie zum Beispiel
Kompost für den Garten, torffreie Erde oder sogar gelesene
Bücher – mitnehmen können. Wenn sie wollen. Weil
ein Müllplatz umsichtig organisiert ist, muss auch darauf
geachtet werden, dass alle Personen, die etwas auf den
Mistplatz bringen oder von dort holen wollen, für sich und
ihr Deponiervorhaben genug Platz haben und einander
nicht in die Quere kommen.
Die beste aller Ehefrauen (nicht nur gelernte, sondern
auch geborene Österreicherin) fand den Platz der WÖLIs,
gemäß der Unterweisung der Eingangskontrolle, auf
Anhieb. Weil das Fahrzeug, mit dem die WÖLIs hingeführt
wurden, nicht leichthin abzustellen war, parkte sie es
direkt auf der markierten Fahrspur. Ich befürchtete schon
das Schlimmste. Doch als der nächstanfahrende Lenker
fraglichen Engpass erreichte, wich er hinderungsfrei über
den Raum aus, der für das Einparken eines mittelgrossen
Pkw zu klein bemessen war. Gelernt: Live and let live ist
keine leere Parole. Am Mistplatz lässt jeder jeden leben.
Kleinere Regelverstöße werden mit der gebotenen Toleranz
großzügig übersehen. Das Abladen von Müll wird mit
der gebotenen Ruhe und Sorgfalt erledigt. Dabei kommt
es vor, dass an sich unbekannte Menschen, miteinander
locker ins Gespräch finden. Ob sich daraus auch schon
tiefergehende Freundschaften entwickelt haben, entzieht
sich meiner Kenntnis. Ausschließen kann und will ich es
nicht.
Überhaupt macht die MA48 und ihre Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter nicht nur auf ihren 13 Mistplätzen in
Wien einen hervorragenden Job. Die MA48 sorgt ebenfalls
dafür, dass in ganz Wien jede Woche mindestens einmal
der Hausmüll zur ordnungsgemäßen Entsorgung abgeholt
wird. Im Sommer ebenfalls die Gartenabfälle, und
dass wöchentlich die Sammelstationen für Papier, Plastik
und Glas korrekt geleert werden. 450.000 Abfallbehälter
bieten jedem Wiener und überhaut allen, die sich in
Wien aufhalten, die Chance, dass kein Restmüll auf der
Strasse landen muss. Nur Gedankenlosigkeit und/oder
Faulheit stehen dem Projekt «korrekte Abfallentsorgung»
im individuellen Fall entgegen. 40 Waste Watcher der
MA48 überwachen täglich zu beliebigen Zeiten, die Verschmutzung
des öffentlichen Raums. Wo es die Situation
erfordert, ordnen sie die Beseitigung von Müll an. Um
das im Einzelfall durchzusetzen, dürfen
sie auch Organstrafen aussprechen. Auf
diese Weise gelang es zwischen 2008
und 2021, illegal deponierten Sperrmüll
um 50% und illegal entsorgte Kühlgeräte
um 60% zu reduzieren. Daneben
galt und gilt es auch, 100.000 gefüllte
Sackerl mit Hundekot pro Tag(!) und
geschätzten jährlich 868 Millionen
Zigarettenstummel auf Straßen, Kanälen
und Grünflächen, Herr zu werden.
Meine besondere Wertschätzung gilt
den Müllmännern und Müllfrauen, die
täglich überall und bei jedem Wetter in
der Stadt unterwegs sind, um weggeworfenen
Kleinmüll mit Schaufel und
Besen der korrekten Entsorgung zuzuführen.
Und worauf ich mich persönlich
sehr freue, ist, dass «mein» Mistplatz
demnächst mit einer Filiale des 48er-
Tandlers aufgewertet wird. Dort können
gebrauchte Gegenstände, die die MA48
aus Abgaben an ihren Mistplätzen
gewinnt, erworben und für ein
second life genutzt werden.
Aus einem Wiener
Mistplatz kann man
nicht allein
schließen, wie
Wien lebt
und wie
die Wiener
miteinander
umgehen.
Er ist auf
jeden Fall die
Spitze des Eisbergs,
der täglich und rund
um die Uhr dafür
sorgt, dass Wien
eine saubere und vor
allem lebenswerte
Stadt ist. Und bleibt.
Foto: © Darkmoon_Art | pixabay.com
21 | JUNI 2022
information & gedanken
Verständlich und einfach erklärt:
Professor Abakus
Prof. Abakus ist ein aufgeweckter Junge. Er erzählt von
Erlebnissen und Beobachtungen aus seiner kleinen
Welt und bezieht das Verhalten Erwachsener mit ein.
Verträumt, idealistisch und mit einem Augenzwinkern
beschäftigt er sich, fast philosophisch, mit der Welt von
heute und morgen.
Und da gibt es in seinen Augen einiges zu tun.
• "Meine Opa-Verleih-Firma" ist eine Geschichte über eine
originelle Idee der Nachhilfe für Schüler*innen
Zu finden sind alle HÖR | IMPULSE auf unserer Homepage:
http://magazin.LmZukunft.at/podcasts.html
Aber auch auf Youtube und SoundCloud finden Sie Professor
Abakus, geben Sie einfach „Professor Abakus“ ein.
Foto: © Mykola Velychko - Fotolia.com
Foto © Angel Glen | pixabay.com
22 | JUNI 2022
Symbolfoto © Daniel Gollner, Caritas Kärnten
Freude am Lernen
mit einer gesunden
Jause!
Schenken Sie eine gesunde Jause
Die Lerncafés der Caritas sind ein kostenloses Angebot für SchülerInnen. Österreichweit
gibt es 54 Lerncafés in denen vergangenes Jahr rund 2.100 Kinder auf
dem Weg zu einem positiven Schulabschluss unterstützt wurden. Mit Ihrer Spende
finanzieren Sie diesen Kindern eine gesunde Jause. Durch die Jause wird den
Kindern auch das Thema gesunde Ernährung mit auf den Weg gegeben.
schenkenmitsinn.at
Die Welt für
20 €
besser machen
information & umwelt
Im Haus des Meeres:
Almauftrieb
NICHT WEIDEPFLANZEN, SONDERN MUSCHELN, SCHNECKEN, KRABBEN
UND ANDERE KREBSTIERE STEHEN AUF DEM SPEISEPLAN
Direktor Dr. Michael Mitic
Geschäftsführung
Haus des Meeres/Wien
AQUA TERRA ZOO
www.haus-des-meeres.at
Zwei neue Kuh-Nasen-Rochen
durften vor wenigen Tagen ihren
„Stall“, die Eingewöhnungsstation
im Backstage-Bereich, verlassen
und auf ihre neue „Weide“, das Atlantiktunnel-Aquarium
im Erdgeschoss zu
ihrem Artgenossen. Die beiden Jungtiere
wurden im Sea Life Center-Aquarium in
Konstanz geboren und sind vor einigen
Monaten nach Wien übersiedelt, wo sie
zunächst im geschützten Bereich aufwachsen
konnten. Die jungen Stars des
Atlantik-Tunnels scheinen sich in ihrem
neuen Zuhause sehr wohlzufühlen.
Den Namen verdanken diese Tiere ihrer
breiten Stirn, die an die Nase einer Kuh
erinnert. Beim Schwimmen bewegen
sie die Brustflossen ähnlich den Flügeln
eines Vogels. Dadurch entsteht der
Eindruck, dass sie durch das Wasser
„fliegen“ – so wie ihre Verwandten, die
weitaus größeren Manta-Rochen. Der
körperlange, stabförmige Schwanz dient
möglicherweise als Sensor-Antenne
und schützt den Fisch vor Angriffen von
hinten.
Manche Populationen der Kuh-Nasen-
Rochen wachsen stark an – heutzutage
eine Seltenheit bei Knorpelfischen. Als
Ursache für diese Vermehrung wird vermutet,
dass große Haie, die natürlichen
Feinde der Kuh-Nasen-Rochen, durch
den Menschen bereits stark dezimiert
wurden.
Kuh-Nasen-Rochen schwimmen die
meiste Zeit ihres Lebens, nur zur Nahrungsaufnahme
suchen sie den Meeresboden
auf. Dort zerquetschen sie
mit ihren flachen Mahlzähnen harte
Schalentiere. Muscheln zählen zu ihren
Lieblingsspeisen – in West-Atlantischen
Austernzuchten sind die Feinschmecker
daher recht ungebetene Gäste.
Fotos: © Haus des Meeres
24 | JUNI 2022
INFO
Books4Life ist ein Netzwerk
karitativer Second-Hand-Buchläden,
die sich dem Verkauf und
der Aufwertung von Büchern
verschrieben haben.
Unsere Vision ist
• Armut zu bekämpfen
• Bildung zu fördern
• Umwelt zu schonen und
• literaturbegeisterte
Menschen zu vernetzen
Unser Verein besteht ausschließlich
aus Freiwilligen.
Somit ist es uns möglich, 90%
des Umsatzes unkompliziert
und direkt an unsere Spendenpartner
weiterzugeben.
DER SOZIALE
BUCHLADEN IN WIEN
BÜCHER KAUFEN
& SPENDEN
Die einfachste Möglichkeit, uns zu
unterstützen, ist mit einem Bücherkauf!
Shop: Schlösselgasse 8 / 1080 Wien
Online-Shop: http://shop.b4l-wien.at
Bücherspenden nehmen wir auch
gern - bitte nur nach Absprache über
info@b4l-wien.at!
Du willst uns unterstützen? So geht‘s:
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feilen mit euch am Poetryslam und
bieten Schreiberlingen eine Bühne.
Zwei der Spendenempfänger
werden jährlich neu gewählt.
Unsere beiden fixen Partner sind:
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du dich im Shop, im Marketing,
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ANDERE VON UNSERER IDEE BEGEISTERN
information & vielfalt
Ernst Haß:
Charly, unser Oberheizer
IM MITTELMEER, ZWISCHEN ITALIEN UND AFRIKA, 1943
In schweren Zeiten braucht man
Glück
23 Zeitzeugen erzählen
1939 bis 1952.
Zeitgut-Original,
192 Seiten mit vielen Abbildungen,
Ortsregister, Zeitgut Verlag, Berlin.
Gebundene Ausgabe
ISBN 978-3-86614-215-2
Viel habe ich schon über die Zeit meiner
Seefahrt geschrieben. Meistens
waren das erbauliche Geschichten,
denn von den schlimmen Erlebnissen
im Krieg wollte keiner etwas wissen. Aber
diese hier, die Geschichte von unserem Oberheizer
Charly, sie muß erzählt werden. Es ist
mir ein Herzensbedürfnis, eines Menschen zu
gedenken, der zwölf Leben auf See gerettet
hat, indem er sich selbst opferte.
Wir hatten den Zweiten Weltkrieg, ich fuhr
im Auftrag der Kriegsmarine-Dienststelle,
kurz KMD genannt, 1943 als Bootsmann
im Mittelmeer auf einem Blockadebrecher,
einem Transporter. Insgesamt sieben Schiffe
habe ich in den Kriegsjahren verloren und
bin nur einmal trocken an Land gekommen!
Bei diesen Schiffsverlusten sah ich große und
starke Menschen mit einem noch größeren
Mundwerk, auf den Knien liegend unseren
Herrgott um Hilfe bitten. Tränen liefen ihnen
über das Gesicht. Manche jammerten und
schrien, anstatt sich eine Schwimmweste
umzubinden. Ein anderer saß still in der
Ecke und war zu keiner Bewegung fähig vor
Angst. Der konnte uns nicht helfen, ein Boot
oder Floß ins Wasser zu bringen, während
das Schiff am Sinken war. Andere fürchteten
sich, ins Wasser zu springen, mit oder ohne
Schwimmweste, weil sie befürchteten, vom
Sog des sinkenden Schiffes in die Tiefe gerissen
zu werden.
Gewiß, die Chance ist klein, denn oft wurde
noch, wenn die Leute den Sprung ins Wasser
überlebt hatten, auf sie geschossen. Dennoch,
im Wasser ist ein Strohhalm ein Riesenbalken,
der bei der Rettung helfen kann!
Bei jener Fahrt 1943 im Mittelmeer
nun hatten wir zwei Torpedotreffer
abbekommen, bei Luke 2 und bei Luke
5. Beide waren voller Fässer mit Flugzeugbenzin.
Wir hatten keine Zeit mehr
gehabt, die Boote ins Wasser zu bringen,
denn nach zwei Explosionen lagen wir
gleich alle „im Bach“. Ich hatte Glück
und ein Floß erwischt, an dem ich mich
festhalten konnte. Auf mein Rufen hin
kamen einige von der Besatzung angeschwommen.
Alle klammerten sich am
Floß fest, einem französischen Modell
aus Eisenrohren. Einer schwamm an uns
vorbei, der lag mit dem Oberkörper auf
einem hölzernen Lukendeckel. Ich selbst
trug eine Flieger-Schwimmweste auf
dem nackten Körper, die ich in Italien,
wo viele deutsche Flieger waren, gegen
Zigaretten eingetauscht hatte.
Es war zwischen zwei und vier Uhr
nachts und stockfinster. Die Windstärke
schätzte ich zwischen vier und fünf –
und am Floß hielten sich 16 Leute fest!
Ich hatte mich daran angetüdert (festgebunden),
um bei meinen Leuten zu bleiben,
das Wasser war kalt. Die Schwimmer
waren müde und steif geworden
– drei waren mit einem Mal weg!
Das Floß war aber nur für zwölf Personen
zugelassen, es war immer noch
einer zuviel. Mit meiner Schwimmweste
war ich etwas besser dran und hob auf
einer Seite das Floß noch mit aus dem
Wasser. Immer wieder rief ich den Leuten
zu, sie sollten sich bewegen.
Fotos: © Zeitgut-Verlag/Privatbesitz des Verfassers
26 | JUNI 2022
Der Älteste war unser Heizer Charly. Er war 62 Jahre
alt, Nichtschwimmer und hatte sich freiwillig für die
Blockadebrecherfahrt gemeldet. Charly hatte seine
Familie bei einem der Fliegerangriffe auf Hamburg
verloren.
Die Uhr ging auf sieben zu, und das Floß war immer
noch unter der Wasseroberfläche. Es war nach wie
vor mit einer Person mehr belastet, als es tragen
konnte. Ich schwamm nebenher und rief: „Wir
müssen abstimmen! Charly ist der Älteste, er soll
entscheiden, wer loslassen muß, damit wir nicht alle
ersaufen!“
lachen und sich des Glücks freuen, das wir
gehabt hatten. Ich selber goß mir tüchtig
einen auf die Lampe, weil ich an Charly
denken mußte. Es war zwischen Italien und
Afrika.
Mir ist nun besser, weil mir diese Geschichte
immer am Herzen gelegen hat. Charly
ist auf die große Reise gegangen und hat
damit zwölf Menschenleben gerettet, eine
Rettungsmedaille hat er dafür nie erhalten!
„Nee, ick nich, de Bootsmann hett dat segg ‘n!“
entgegnete Charly mit leiser Stimme.
Nun mußte ich entscheiden. Du lieber Gott, was
sollte ich machen?
Herr, steh mir bei, hilf mir, dachte ich in dieser
furchtbaren Situation. Bei unserem Palavern hatten
wir nicht bemerkt, daß plötzlich unser Floß aus dem
Wasser herausgekommen war. Wohl aber hieß es
plötzlich, Charly, unser Oberheizer, ist weg!
Später habe ich gehört, daß Charly zum Nebenmann
gesagt hatte: „Ick bün oold un hebb keen Minsch’n
mehr op de Welt. Hoffentlich kommt ji alle an Land!“
(„Ich bin alt und habe keinen Menschen mehr auf
der Welt, hoffentlich kommt ihr alle an Land!“) – und
dann hat er sich losgelassen. Ja so war es, so hat es
mir Krischan Niemeyer aus Bremerhaven berichtet.
In jenem Moment auf dem Floß liefen mir und den
anderen Tränen aus den Augen. Charly hatte sich für
uns geopfert!
Die See wurde eigenartigerweise auch ruhiger. Einer
sagte: „Das hat Charly gemacht!“
Und das glaubten wir alle ganz fest!
Gegen zehn Uhr entdeckte uns eine Arado-Flugmaschine,
eine Stunde später zog uns die Besatzung
eines Schnellboots aus diesem verdammten Wasser.
Im Boot waren Wolldecken, aber auch Bier und Vino,
was viel wichtiger war. Einige konnten schon wieder
Das Foto zeigt
mich 27jährig im
Oktober 1940.
Zu dieser Zeit war
ich bei der 40.
Minensuchflottille
in Lorient-Bretagne
in Frankreich, dort
befand sich ein
deutscher U-Boot-
Stützpunkt.
27 | JUNI 2022
information & vielfalt
Harry Banaszak:
Die etwas andere Mentalität
HINGABE AN DEN AUGENBLICK WIRKT WIE ZUWENDUNG ZU SICH SELBST
(Else Pannek)
Harry Banaszak
geb. 1931 in Berlin
Blauer konnte der Himmel nicht sein
als in Giniginamar, und die Sonne
nicht freundlicher, und das Meer
nicht überwältigender. Hans K. war
Tourist und mit seinem Mietwagen auf Tour.
Er hatte den Ort auf dieser Insel nur durch
einen Zufall entdeckt.
Giniginamar, lag am Ende der Straße zwischen
zwei Höhen ganz dicht am Wasser. Es
gab kein Hotel, nur ein paar einfache weiße
Häuser, ein paar Palmen und Büsche und
eine Kirche, dann noch eine Gastwirtschaft,
wo es guten Fisch zu essen gab, und eine
Bodega mit zwei Tischen vier Stühlen und
einer riesigen Theke.
In der Bucht von Giniginamar plätscherten
kleine Wellen unterhalb der Häuser, die unwahrscheinlich
dicht am Strand standen, so
dicht, als gäbe es hier keine Stürme, keine
bedrohliche See. Auf dem kurzen Strand
aus Kieselsteinen lagen zwei Fischerboote,
daneben aufgetürmte Netze.
Dahinter, auf einem Stuhl, der auch
schon mal bessere Zeiten gesehen
haben mochte, saß Pedro, ein alter
Mann, der frühere Fischer des Ortes
und blinzelte entspannt in die Sonne.
Hans K. war auch schon älter und als Tourist
düste er ruhelos, um ja nichts zu versäumen,
von einer Ecke der Welt zur anderen. Immer
auf der Suche nach Sehenswürdigkeiten.
Schließlich hatte er dafür bezahlt.
Aber hier auf dieser Insel, an diesem Ort,
der außer dieser friedlichen Idylle nichts
weiter zu bieten hatte, entdeckte er
etwas ganz Besonderes; plötzliche Ruhe,
und er fand Zeit den weißen Möwen,
die verspielt durch die Lüfte segelten,
nachzublicken.
„Hallo“, sagte Hans K. „Hola“, antwortete
Pedro und er wusste sofort, dass er
einen deutschen Urlauber vor sich hatte,
und er freute sich deutsch sprechen zu
können, denn in dieses abgelegene Nest
hier verirrten sich nur selten Fremde.
Pedro, der früher auf deutschen Schiffen
über die Weltmeere gesegelt war, hatte
dabei nicht nur die englische, sondern
auch die deutsche Sprache gelernt.
So fragte er auf Deutsch, schob seine
Mütze aus dem Gesicht und ließ seine
lachenden Augen sehen: Na, wie gefällt
das Wetter?“ „Gut, gut“, sagte Hans K.
erstaunt, deutsche Laute zu hören.
Die Ruhe, die von diesem alten Dorfbewohner
ausging, steckte an. Plötzlich
fühlte sich Hans K. entspannt und wusste
sofort, dass er die schönste Entdeckung
des Tages gemacht hatte.
„Nicht immer umherjagen, besinnlich
auf´s Meer gucken, dabei Glück empfinden“,
sagte Pedro, als hätte er Hans
K´s innere Wandlung erahnt, „wir haben
doch lange genug gearbeitet, nun ist
Zeit für die Ruhe.“
Hans K. setzte sich neben Pedro auf einen
Stein, blickte zu ihm auf und sagte:
„Ich weiß, vielleicht lernen wir es noch.
Denn Sie haben recht: Man sollte den
Sommer genießen, hier und jetzt.“
Foto: © Дарья Яковлева | pixabay.com
28 | JUNI 2022
Wir erinnern an Professor Franz Strohmer:
Freund und Wegbegleiter
LANGJÄHRIGER AUTOR UND FÖRDERER DES MAGAZINS LERNEN MIT ZUKUNFT
Geboren am 15. Jänner 1941 |
gestorben am 29.01.2022
Sternzeichen Steinbock, Aszendent Skorpion
(ideale Berufe: Künstler, Mediziner,
Manager, Schriftsteller, Pädagoge)
BILDUNG, AUSBILDUNG
Volksschule, humanistisches
Gymnasium, Medizin, Pharmazie,
Theaterwissenschaft, Kulturpädagogik,
Diplomprüfung/
Lehrbefähigung Schauspiel und
Regie
SPÄTER TATSÄCHLICH
AUSGEÜBTE BERUFLICHE
TÄTIGKEITEN
Schauspieler und Regisseur,
Krankenpfleger und Sanitäter,
Medizinjournalist (Fachartikel
in medizinischen Zeitungen und
Gesundheitsmagazinen), Theaterleiter,
Geschäftsführer (Kulturmanager), Pädagoge
an Konservatorien u. Schauspielschulen,
Autor (Lyrik, Kurzgeschichten,
Dramatische Werke)
Sprecher Radio Wien, Filmproduktionsleiter
und Assistent, Regieassistent
Seespiele Mörbisch, Schauspieler und
Regisseur Burgenländische Landesbühne,
Schauspieler und Regisseur Basel,
Dir. Assistent von Prof. Rolf Kutschera
und Abendregisseur Theater an der
Wien, Regisseur und Autor Wiener Festwochen,
Produktionsleiter für sämtliche
Festwochenproduktionen unter Intendant
Prof. Ulrich Baumgartner, Studioleiter
„Arena" Wiener Festwochen,
Gründer und Autor des Original Wiener Straßentheaters
der Wiener Festwochen, Gründer und Errichter des Theaters
„Zentrum 22" in der Donaustadt (heute Orpheum),
Mitbegründer und Künstler. Leiter des „Theaterring für
Bildung und Unterhaltung „(Niederösterr. Schul- und
Jugendtheater, Kfm. Dir. Jörg Maria Berg) Künstler. Leiter
der Aktion „Ins Theater nebenan" der AK NÖ
(Niederösterr. Kammertheater), Geschäftsführender
Generalsekretär des Wiener
Volksbildungswerkes (Verband für
Freizeit und Kultur), Gesamtbevollmächtigter
für die Wiener Bezirksfestwochen,
Wiedererrichter und
Gesamtleiter der „Original Wiener
Stegreifbühne, vormals Tschauner"
Lehraufträge an Kunstschulen in
Schauspiel, Regie, Theatergeschichte,
Bewegungslehre und Theaterfechten,
Berufstitel Professor
REGISSEUR (SCHAUSPIEL, OPER,
OPERETTE, MUSICAL)
Basel, Zürich, Kammeroper Wien,
Holländische Nationaloper, Wiener
Festwochen, Berlin, Tiroler Landestheater,
Stadttheater St. Pölten, Stadttheater Baden, Stadttheater
Klagenfurt, Wiener Volkstheater, Pygmaliontheater Wien,
Industriefestspiele Wetzlar, Wiener Bezirksfestwochen,
Grazer Oper, Theatersommer Bad Kissingen u.a.
Die ganze Welt ist ein Theater
und jeder spielt verschiedene Rollen.
Vom Kind an bis zum Urgroßvater
und viele spielen, was sie wollen.
Nur über eines kann man lachen,
das ist gerecht auf dieser Welt.
Man kann die größten Faxen machen,
es geht vorbei – der Vorhang fällt.
Karl H. Schrittwieser
Obmann
LERNEN MIT ZUKUNFT
Foto © abogawat | pixabay.com
29 | JUNI 2022
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