LERNEN MIT ZUKUNFT März 2020
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- information - diskussion - innovation - motivation -<br />
Das Österreichische Impuls-Magazin | Dezember 2019<br />
BESUCHEN SIE UNS:<br />
www.facebook.com/lernen.mit.zukunft<br />
HSP im Berufsleben<br />
Hochsensitivität<br />
Erfolgreich durch Social Media?<br />
Die junge Leistungsgeneration<br />
Der Liebe Priorität einräumen?<br />
ALOHA
inhalt & impressum<br />
inhalt & übersicht<br />
Empathie & Selbstvertrauen fördern<br />
Zukunftsperspektiven für Jugendliche<br />
Fastenzeit vor Ostern<br />
Bauch- oder Kopfmensch<br />
HSP im Berufsleben<br />
Sind wir noch zu retten?<br />
Erfolgreich durch Social Media?<br />
Der Liebe Priorität einräumen?<br />
Telomere als Uhr des Lebens<br />
Drei Fragen zum Thema Schule<br />
Ohne Dekotrauma und Konfettikoma<br />
Nachhaltigkeit<br />
Prof. Abakus<br />
Tierpfleger*innen Ausbildung<br />
Wie bin ich Vorbild?<br />
So kann es nicht weitergehen<br />
Wo Kinder über sich hinauswachsen<br />
Eine Bestandsaufnahme/<br />
Sprachförderung<br />
Muttertag<br />
100 Jahre Österreichische Verfassung<br />
04<br />
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Klicken Sie das INFO-Symbol und es öffnen<br />
sich ergänzende Informationen zum Artikel<br />
(pdf-Datei)<br />
Klicken Sie das OHR-Symbol und es öffnet<br />
sich in einer eigenen Browser-Seite der<br />
Audio-Player. Sie hören die Stimme des<br />
Autors mit ergänzenden Informationen.<br />
Klicken Sie das LAUTSPRECHER-Symbol<br />
und es öffnet sich in einer eigenen<br />
Browser-Seite der Audio-Player. Musik<br />
untermalt den Beitrag.<br />
SYMBOLE ZUR HANDHABUNG<br />
DER INTERAKTIVEN ELEMENTE<br />
DES MAGAZINS<br />
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öffnet sich das Mail-Programm.<br />
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öffnet sich der Browser mit einem Video.<br />
Foto © Annalise Batista-pixabay.com<br />
2 | MÄRZ <strong>2020</strong>
editorial & information<br />
impressum<br />
Medieninhaber, Herausgeber<br />
& Verleger <strong>LERNEN</strong> <strong>MIT</strong><br />
<strong>ZUKUNFT</strong>, 1220 Wien,<br />
Mühlwasserpromenade 23/ Haus<br />
13, e-mail: office@LmZukunft.<br />
at, Herausgeber/Grafik: Karl H.<br />
Schrittwieser, Redaktion (Bild/<br />
Text): Birgit Menke,<br />
Titelseite - Foto: © 8926-pixabay.<br />
com<br />
Blattlinie:<br />
Mit unserer Themenvielfalt laden<br />
wir Erwachsene ein, sich für die<br />
Entwicklung unserer Lebenswelt<br />
und für künftige Generationen<br />
einzusetzen.<br />
Dazu geben wir Informationen,<br />
Gedankenimpulse und<br />
Anregungen.<br />
Die AutorInnen übernehmen<br />
selbst die Verantwortung für den<br />
Inhalt ihrer Artikel.<br />
Spannungsfelder:<br />
Fahren Sie gerne mit dem Auto?<br />
ES MUSSTE JA ZUM UNFALL KOMMEN, WEIL ER MIR DIE RÜCKSICHT<br />
NAHM! (Erhard Blanck)<br />
Ein beliebter Aufreger ist das Autofahren, denn als Autofahrer<br />
bin ich verantwortlich. Immer. Verantwortlich auch<br />
für andere Verkehrsteilnehmer. Sowieso. Denn wer hat<br />
schon gerne einen Fußgänger unter seinem rechten<br />
oder linken Vorderreifen liegen, nur weil dieser bei Rot über<br />
die Ampel geht. Oder einfach so auf die Straße tritt, die Augen<br />
hinter dem Handy-Display eingerollt? Die Fahrradfahrer! Auch<br />
so ein Thema. Die, die aus dem Nichts über einen Zebrastreifen<br />
brettern oder waghalsig rechts das Auto überholen und dann<br />
noch den Stinkefinger zeigen, wenn die Situation brenzlig wird.<br />
Nicht zu vergessen, die anderen Autofahrer oder Autofahrerinnen.<br />
Stellt sich die Frage, wann ist ein Mann ein Mann? Beim Reißverschlussverfahren!<br />
Das äußert sich teilweise in einem übertriebenen<br />
Territorialverhalten. Besonders im Frühverkehr ist es anscheinend<br />
für viele unmöglich einem anderen Autofahrer den hart erkämpften<br />
Platz an der Stoßstange des Vorderwagens zu überlassen. Da werden<br />
lieber Einschusslöcher in die Windschutzscheibe gestarrt, als<br />
andere zu beachten. Natürlich auch nicht alle. Unumwunden muss<br />
ich allerdings zugeben, dass die Autofahrerinnen sehr viel kooperativer<br />
sind, aber gewiss auch nicht ausnahmslos.<br />
Gilt nicht Verantwortung und Rücksichtnahme für alle Verkehrsteilnehmer?<br />
Oder vielmehr generell? Was würde sich ändern, wenn<br />
wir alle einen einzigen Tag lang rücksichtsvoll leben würden? Zum<br />
Beispiel zu Hause, in der Arbeit, beim Einkaufen oder in der Freizeit?<br />
Vielleicht ein Thema über das es sich nachzudenken lohnt.<br />
Ich wünsche viel Freude beim Lesen unserer <strong>März</strong>-Ausgabe und<br />
bleiben Sie bitte gesund.<br />
Karl H. Schrittwieser<br />
Obmann und Herausgeber<br />
<strong>LERNEN</strong> <strong>MIT</strong> <strong>ZUKUNFT</strong><br />
Foto © OpenClipart-pixabay.com<br />
3 | MÄRZ <strong>2020</strong>
information & lernen<br />
Integration der Reitpädagogik:<br />
Empathie & Selbstvertrauen fördern<br />
UNTERRICHT AUF EINEM LANDWIRTSCHAFTLICHEN BETRIEB<br />
Karin Stenz<br />
Schulleitung<br />
Scoula Vivante, Schweiz<br />
www.scuolavivante.ch<br />
Die Begegnung mit Pferden stellt<br />
ein optimales Feld für Erlebnisse<br />
dar, denn Aktivitäten um, mit<br />
und auf dem Pferd sprechen<br />
den ganzen Menschen an, wecken seine<br />
Emotionen und geben Raum für Nähe,<br />
Geborgenheit aber auch für Abenteuer.<br />
Kinder und Jugendliche fühlen sich durch<br />
das Lebewesen Pferd aufgefordert zu<br />
agieren und zu interagieren. (Institut für<br />
Pferdegestützte Therapie- IPTH)<br />
Die ersten Pferdebegegnungen finden<br />
jeweils am Boden statt. Man macht sich<br />
bekannt, stellt sich aufeinander ein, geht<br />
in Kontakt und probiert empathisch auf<br />
das Lebewesen Pferd einzugehen. Ganz<br />
klar, dass man hier alleine mit Kraft<br />
nichts erreicht. Das Pferd ist dem Menschen<br />
kräftemäßig weit überlegen. Was<br />
für ein Erlebnis der Selbstwirksamkeit,<br />
wenn man es dann aber schafft, das<br />
Pferd zu führen.<br />
Eine Beobachtung des letzten Hofbesuchs<br />
demonstriert, dass die Pferde<br />
ganz klar unterscheiden können ob man<br />
authentisch ist oder nicht und uns so<br />
helfen, uns selber besser zu reflektieren.<br />
Ein Mädchen der Gruppe fällt mir auf, da<br />
es ungewöhnlich still und zurückgezogen<br />
ist. Ich frage sie, wie es ihr momentan<br />
geht. Sie antwortet, es sei alles prima<br />
und sie wolle endlich anfangen mit<br />
Helene zu arbeiten. Sie will Helene über<br />
einen möglichst komplexen Parcours<br />
führen. Der Parcours steht, das Mädchen<br />
geht an den Start und das Pferd<br />
macht keinen Schritt. Sanft legt die Stute<br />
ihren Kopf in den Nacken des Mädchens<br />
und prustet sie an. Dem Mädchen treten<br />
Tränen in die Augen. Sie umarmt das<br />
Pferd und bittet mich, einen Moment mit<br />
Helene kuscheln zu dürfen. Sie sagt sie sei<br />
gerade sehr traurig. Anstatt des Parcours,<br />
legte sich das Kind dann auf das Pferd,<br />
schloss die Augen und ließ sich trösten.<br />
Die Kinder ziehen sich instinktiv zurück<br />
von dem Team „Pferd und Kollegin“ und<br />
anschließend wählen die Kinder Settings<br />
für sich, die alle tief blicken lassen. Sie<br />
haben, angeregt durch die Situation der<br />
Kollegin, verstanden, dass sie die Gelegenheit<br />
haben, ganz ehrlich mit sich<br />
selber und dem Pferd zu sein und ihm so<br />
zu begegnen, wie sie gerade sind und zu<br />
zeigen, wie es ihnen geht. Führungsqualität<br />
erfordert also adäquat und authentisch<br />
aufeinander eingehen zu können und<br />
die Probleme, die sich stellen, ehrlich zu<br />
lösen.<br />
Nach den Führungstrainings und anderen<br />
reitpädagogischen Lektionen, beobachten<br />
wir im Schulalltag oft, dass die Kinder gelernt<br />
haben, zuerst in Ruhe hinzuschauen<br />
und zu überlegen, was es in den einzelnen<br />
Situationen braucht. Durch die Schulung<br />
der Empathie und das Erlangen von mehr<br />
Selbstsicherheit werden sie verlässlichere<br />
Partner für ihre Mitschüler/innen. Die<br />
Gruppen wirken allgemein trag- und<br />
teamfähiger.<br />
Wir arbeiten seit längerer Zeit mit Dani<br />
Fotos: © Archiv Scoula Vivante<br />
4 | MÄRZ <strong>2020</strong>
information & lernen<br />
Leuener, Landwirt und seiner Lebenspartnerin<br />
Rebecca Rickenbacher, Tierärztin,<br />
zusammen, die uns ihren Bauernhof mit<br />
Pferdepension als Lernort zur Verfügung<br />
stellen.<br />
Zum Quartalsthema Vitality steht die<br />
Anatomie auf unserem Lehrplan. Spannend,<br />
wie das Gelernte aus der Humanmedizin<br />
dann mit Hilfe von Rebecca Rickenbacher,<br />
direkt am Pferd auf die Tiermedizin übertragen<br />
werden kann. Durch das Erkennen von<br />
Unterschieden und Gemeinsamkeiten wird<br />
der Stoff viel besser verinnerlicht und die<br />
Synthese- und Analysefähigkeit (vgl. Taxonomiestufen<br />
nach Bloom) stark gefördert.<br />
So wird Wissen sinnvoll vernetzt, übertragbar<br />
und nachhaltig.<br />
Wir sind sicher, dass uns die Reitpädagogik<br />
als Teil unserer Schule weiterhin viele Lernchancen<br />
bieten wird.<br />
5 | MÄRZ <strong>2020</strong>
information & jugend<br />
Nach den Kriegen:<br />
Zukunftsperspektiven für Jugendliche<br />
REGIONALPROGRAMM IN ALBANIEN, BOSNIEN UND HERZEGOWINA,<br />
KOSOVO UND SERBIEN<br />
Denise Wilfinger, MA<br />
Internationale Programme<br />
Auslandshilfe<br />
Caritas Österreich<br />
www.caritas.at<br />
Fotos © Archiv Caritas<br />
6 | MÄRZ <strong>2020</strong><br />
Bis heute prägen die Auswirkungen<br />
der Kriege im<br />
ehemaligen Jugoslawien die<br />
Lebensbedingungen vieler<br />
Menschen.<br />
Während in Österreich die Jugendarbeitslosigkeit<br />
bei 9,4 Prozent liegt<br />
(Jahr 2018), sieht die Situation nicht<br />
einmal 10 Autostunden weiter südlich<br />
ganz anders aus:<br />
In Albanien, Bosnien und Herzegowina,<br />
Kosovo und Serbien ist die<br />
Jugendarbeitslosenquote verheerend<br />
hoch. Derzeit liegt diese bei einer<br />
Reichweite von 30 bis 60 Prozent,<br />
in einigen ländlichen Gebieten<br />
sogar bei 100 Prozent. Warum?<br />
Nicht an den Arbeitsmarkt angepasste<br />
Bildungssysteme, mangelnde<br />
Möglichkeiten Berufserfahrung zu<br />
sammeln, Vorurteile gegenüber<br />
Minderheiten, Herausforderungen<br />
in der Gleichstellung von Mann und<br />
Frau, und zusätzlich ein hoher Anteil<br />
an Schwarzarbeit und Korruption,<br />
leisten ihren Beitrag an der Gesamtsituation.<br />
Partner berichten sogar,<br />
dass es so weit geht, dass die Gesellschaft<br />
keine Erwartungen mehr<br />
an die Jugend stellt. Mit Hoffnung<br />
auf ein besseres Leben im Ausland,<br />
kehren somit viele Jugendliche dem<br />
eigenen Heimatland und Familien<br />
den Rücken.<br />
„Wenn ein Mensch Zugang zu Arbeit<br />
und Einkommen hat, dann sind<br />
schon 80% seiner sozialen Probleme<br />
gelöst“<br />
(Mitarbeiter der Caritas Kosovo)<br />
Gemeinsam mit Partnern in Albanien, Bosnien<br />
und Herzegowina, Kosovo und Serbien, gefördert<br />
durch Mittel der Austrian Development<br />
Agency (ADA) und Renovabis, wurde aufgrund<br />
der eingangs genannten Situation ein großangelegtes<br />
Jugendbeschäftigungsprojekt „YourJob“<br />
entwickelt, um jungen Menschen den Einstieg<br />
ins Arbeitsleben zu ermöglichen:<br />
YourJob steht für Youth Overcoming<br />
Unemployment Regionally through Job<br />
Opportunities on the Balkans – ist das nicht eine<br />
schöne Vision für die Zukunft?<br />
Wie? Mit direkten Unterstützungsmaßnahmen<br />
wie Beratungen, Ausbildung, Praktika, Mentoring<br />
und Begleitung der Jugendlichen werden in<br />
einem Zeitraum von 5 Jahren bis zu 15.000 junge<br />
Erwachsene vom Beschäftigungsprogramm<br />
profitieren und dabei unterstützt, persönliche<br />
Perspektiven für eine gelingende Zukunft zu entwickeln.<br />
Durch Informationstage an Schulen und<br />
Sensibilisierungskampagnen über soziale Medien<br />
werden bis zu 60.000 Jugendliche und junge<br />
Erwachsene, vor allem in ländlichen Gebieten,<br />
erreicht. Das größte Problem von erwerbslosen<br />
Jugendlichen in der Region ist oft das Fehlen von<br />
Arbeitserfahrung. Um den Zugang zu<br />
Praktikumsplätzen zu garantieren und Jugendlichen<br />
die Chance zu geben, das Erlernte in die<br />
Tat umzusetzen, arbeitet die Caritas vor Ort mit<br />
lokalen Unternehmen zusammen.<br />
Niemand kann sich aussuchen in welches Land<br />
oder in welche Lebensumstände er oder sie<br />
hineingeboren wird. Trotzdem hat jeder Mensch<br />
das Recht auf Chancengleichheit. Daher ist es<br />
umso wichtiger, Menschen bei der Entwicklung<br />
von Lebensperspektiven zu unterstützen. Helfen<br />
auch Sie mit und schenken wir gemeinsam Jugendlichen<br />
am Westbalkan eine Zukunft:<br />
www.caritas.at/yourjob
Foto © Clker-pixabay.com
information & tradition<br />
Wie das Fasten funktioniert:<br />
Fastenzeit vor Ostern<br />
FASTEN MACHT FIT UND GLÜCKLICH<br />
Dipl.-Ing. Alexander Ristic<br />
Journalist<br />
Foto © Dmitry Abramov-pixabay.com<br />
8 | MÄRZ <strong>2020</strong><br />
Mit dem Aschermittwoch<br />
begann in der Westkirche<br />
traditionell die vierzigtägige<br />
Fastenzeit, die als vorösterliche<br />
Bußzeit auf das wichtigste Fest in<br />
der Christenheit vorbereitet - dem Fest<br />
der Auferstehung von Jesus Christus<br />
(Ostern). Diese Zeit der Buße und<br />
Umkehr soll an das vierzigtägige Fasten<br />
Jesu in der Wüste erinnern, bevor jener<br />
sein öffentliches Wirken begann.<br />
Die Fastenzeit ist geprägt durch Verzicht<br />
= das Fasten. In der Fastenzeit ist jeder<br />
Mensch aufgerufen, sich von Dingen<br />
und Zwängen zu befreien, die uns von<br />
wichtigen Dingen im Leben abhalten.<br />
Die durch den bewussten Verzicht<br />
entstehende geistige und körperliche<br />
Energie soll für ein intensiveres Erleben<br />
und Reflektieren des eigenen Lebens<br />
genutzt werden.<br />
Traditionell drückt sich das Fasten durch<br />
den Verzicht auf Essen aus. Meistens<br />
verzichten die Fastenden auf Fleisch,<br />
Süßes und Alkohol, aber auch auf Internet,<br />
Soziale Medien, Rauchen oder das<br />
Smartphone.<br />
Eine Zeitlang nichts zu essen gehört zu<br />
unserem Menschsein. Wir haben das<br />
Fasten in unseren Genen. Es ist gar nicht<br />
vorgesehen, dass wir wie im Schlaraffenland<br />
leben. Ganz im Gegenteil, wir<br />
sind auf Essenspausen und das Fasten<br />
programmiert. Über Millionen<br />
von Jahren war das eine<br />
Überlebensnotwendigkeit.<br />
Die Nahrung war nicht immer<br />
verfügbar. Unsere Großel-<br />
tern haben am Abend nichts mehr gegessen<br />
und es gab auch keine Zwischenmahlzeiten.<br />
Das haben wir in den vergangenen Jahrzehnten<br />
verlernt und sind „wohlstandsverwahrlost“<br />
geworden.<br />
Das Fasten ist die am stärksten wirksame<br />
Therapiemethode der Naturheilkunde.<br />
Unser Körper aktiviert beim Fasten einen<br />
über Millionen von Jahren perfektionierten<br />
Prozess und schaltet unseren Körper und<br />
alle Prozesse auf Autopilot und beginnt die<br />
Reserven aufzubrauchen. Der Körper verbraucht<br />
die schnell verfügbaren Zuckerreserven<br />
und danach werden die Eiweißvorräte<br />
aufgebraucht. Bereits nach 15 Stunden ohne<br />
Essen werden Fette in der Leber in Ketone<br />
umgewandelt, um unser Herz und Gehirn<br />
mit Energie zu versorgen. Der Körper nützt<br />
diese Phase für einen Selbstreinigungsprozess<br />
in unseren Zellen, den wir Autophagie<br />
nennen. Es wirkt wie ein gesundheitliches<br />
Wundermittel: es verjüngt auf zellulärer<br />
Ebene, steigert unser Wohlbefinden, hilft<br />
beim Abnehmen, kann Rheuma lindern und<br />
Bluthochdruck senken, Demenz und Alzheimer<br />
vorbeugen.<br />
Durch meine Fastenzeit erlebe ich ein neues<br />
Glücksgefühl. Ich habe in der Zeit nie Hunger<br />
und fühle mich danach jünger, gesünder<br />
und gewinne neue Gedanken und Energie.<br />
Beim Fasten trenne ich mich auch von altem<br />
seelischem Ballast. Je länger ich faste, desto<br />
mehr Müll tritt aus meinem Unterbewusstsein<br />
zutage.<br />
LITERATUREMPFEHLUNG<br />
„Fastenglück“ von Martina<br />
Tischen, Goldegg Verlag <strong>2020</strong>
information & emotion<br />
Der emotionale Mensch - Teil 23<br />
Bauch- oder Kopfmensch<br />
MANCHE MENSCHEN TREFFEN REINE VERNUNFT-ENTSCHEIDUNGEN, ANDERE<br />
HÖREN AUF IHR GEFÜHL. UND SIE?<br />
Wenn man mich zum ersten<br />
Mal sieht, denkt man sich<br />
gleich: Das ist ein Bauchmensch.<br />
Daran ist wohl in<br />
erster Linie mein Körperumfang schuld.<br />
Man sagt nicht umsonst, dass körperliche<br />
Merkmale oft auch etwas über den<br />
Charakter oder andere Eigenschaften<br />
eines Menschen aussagen.<br />
Großer Kopf: sehr intelligent.<br />
Durchdringender Blick: hohes Durchsetzungsvermögen.<br />
Durchtrainierter Körper: ausdauernd.<br />
Menschen mit großem Bauch sind natürlich<br />
nicht in erster Linie Bauchmenschen,<br />
sie essen einfach gerne. Bei mir trifft<br />
allerdings beides zu. Glaube ich. Der<br />
Unterschied zwischen Bauch- und Kopfmenschen<br />
ist schnell erklärt: Kopfmenschen<br />
treffen ihre Entscheidungen meist<br />
rational und lassen sich von Emotionen<br />
nur wenig beeinflussen. Sie stellen bei<br />
der Entscheidungsfindung Pro- und<br />
Kontra-Argumente gegenüber, können<br />
gut analytisch Denken und haben oft<br />
eine hohe klassische Intelligenz (IQ).<br />
Sie geraten nicht allzu schnell aus der<br />
Fassung und können häufig gut argumentieren<br />
und Fakten in ihre Argumentationsketten<br />
einflechten.<br />
Bauchmenschen hingegen treffen Entscheidungen<br />
eher intuitiv. Sie brauchen<br />
in der Regel länger, um sich endgültig zu<br />
entscheiden, sind eher mitfühlend und<br />
haben oft eine hohe emotionale Intelligenz<br />
(EQ). Sie verlieren in Extremsituationen<br />
schneller die Nerven, sind leichter<br />
manipulierbar, können aber auch andere<br />
Menschen leichter manipulieren. Es fällt<br />
ihnen leichter ihre Mitmenschen mitzureißen<br />
und für etwas zu begeistern. Das<br />
Interessante ist, Kopf- und Bauchmenschen<br />
können sich in Partnerschaften<br />
oder im beruflichen Umfeld hervorragend<br />
ergänzen.<br />
Wer sich jetzt ganz eindeutig zu einer<br />
dieser beiden Formen zuordnen kann,<br />
zählt allerdings zu den Ausnahmen. Im<br />
Normalfall sind wir eine Mischung, bei<br />
der eine der beiden Formen dominant<br />
auftritt. Wer darunter leidet, extrem<br />
in eine der beiden Richtungen zu<br />
tendieren, dem empfehle ich,<br />
gezielt Eigenschaften von<br />
der anderen Seite heraus<br />
zu picken. Dominiert der<br />
Kopf, versuchen Sie doch<br />
einfach sich besser in<br />
andere Menschen hinein<br />
zu versetzen. Fragen<br />
Sie sich immer, warum<br />
jemand tut, was er tut.<br />
Wissen Sie es nicht,<br />
fragen Sie nach.<br />
Echte Bauchmenschen<br />
können versuchen ihren<br />
rationalen Gedanken<br />
mehr Raum zu geben.<br />
Wenn Sie vor einer schwierigen<br />
Entscheidung stehen,<br />
schreiben Sie doch einfach eine Liste<br />
mit allen Pro- und Kontra-Argumenten<br />
auf. Auch das kann helfen. Wie so oft<br />
im Leben, macht es auch hier die gute<br />
Mischung aus. Das sage ich Ihnen als<br />
Mensch mit großem Bauch.<br />
AUDIO:<br />
Mag. M. Neumeyer<br />
Mag. Markus Neumeyer<br />
Theater-,Film- und<br />
Medienpädagoge<br />
dipl. Lern/Freizeit &<br />
Vitalcoach<br />
www.buchteufel.at<br />
Foto © Katherine Ab-pixabay.com<br />
9 | MÄRZ <strong>2020</strong>
information & bildung<br />
Hochsensitivität:<br />
HSP im Berufsleben<br />
BEREICHERNDE QUALITÄTEN AM RICHTIGEN PLATZ<br />
BUCHTIPP:<br />
Knoll, Sabine; Mätzen<br />
Manuela; Ziegelwang<br />
Marion: „Vom Arbeit<br />
und Leben – Drei Hoc<br />
sitive erzählen“,<br />
BoD 2016.<br />
Mag. a Sabine Knoll<br />
Freie Autorin und Trainerin<br />
Gründerin und Obfrau des<br />
„hochsensitiv.netzwerk<br />
von hsp für hsp“<br />
Leiterin des WIFI-Lehrgangs<br />
„Experte/Expertin<br />
für HSP (Hochsensitive/<br />
Hochsensible Personen)“<br />
am WIFI Wien<br />
www.sohreya.net<br />
www.hochsensitiv.net<br />
Sich in ein Großraumbüro zu setzen,<br />
wird sie auf Dauer zermürben.<br />
Ihren sozialen Qualitäten Raum<br />
zu geben, macht sie hingegen zur<br />
Bereicherung für jede Firma. Hochsensitive<br />
Personen (HSP) haben viel zu bieten.<br />
Sie sind nicht die Sensibelchen, die jeder<br />
Windhauch gleich umbläst, wie manche<br />
glauben. Aber sie sind gut beraten, auf<br />
ihre Grenzen der Kraft zu achten und<br />
sich die Zeit zu nehmen, Reize entspannt<br />
zu verarbeiten.<br />
HSP bringen viele Eigenschaften mit, die unsere neue Zeit jetzt braucht. Sie haben<br />
ein Sensorium für Energien und Menschen, spüren genau, wo ihr Gegenüber steht<br />
und können z. B. in beratenden und begleitenden Berufen Menschen einfühlsam<br />
abholen und unterstützen. Sie haben durch ihr vernetztes Denken kreative Ideen,<br />
die neue Lösungen aufzeigen und die ganzheitlich ansetzen. Körper, Seele und<br />
Geist als Einheit muss man ihnen meist nicht erklären. Sie haben ein Gewahrsein,<br />
oft eine innere Gewissheit, der feinstofflichen Zusammenhänge und des großen<br />
Ganzen.<br />
Wenn sie ihrer Intuition folgen und ihre Gabe erkannt haben, öffnen sich alle<br />
Türen und sie können zum Wohle aller wirksam werden. Wenn sie im Opfersein<br />
verharren, weil sie (noch) nicht gelernt haben mit der detaillierten Reizwahrnehmung<br />
und -verarbeitung in ihrem Alltag umzugehen, verharren sie leider auch<br />
manchmal frustriert von der Welt und den Menschen in ihrem Leiden und schalten<br />
auf Rückzug, wollen an der Welt nicht mehr teilhaben. Es wäre schade um die<br />
Qualitäten, die HSP zu bieten haben, denn wir sind nicht zufällig da.<br />
Es steht ein Entwicklungsschritt für die<br />
Menschen und den Planeten an. Mit dem<br />
Weitblick, dem Wir-Gefühl, das HSP meist<br />
mitbringen, wenn sie mit sich im Reinen sind,<br />
dem Empfinden für soziale Bedürfnisse und<br />
einen nachhaltigen Umgang mit unserem<br />
Planeten sind sie am Puls der Zeit und ganz<br />
genau richtig hier. Auch wenn sie sich oft<br />
außerirdisch oder im falschen Film fühlen und<br />
an der Welt zuweilen verzweifeln.<br />
HSP brauchen ein Berufsumfeld, in dem sie in<br />
ihren Qualitäten gesehen und wertgeschätzt<br />
werden. Ein Umfeld, das Raum lässt für<br />
Empfinden und persönliche Zeiteinteilung,<br />
das Selbstständigkeit in der Arbeit ermöglicht<br />
und ein ruhiges Plätzchen für Arbeit und/oder<br />
Rückzug bietet. Es braucht ein Team, das die<br />
soziale Ader von Hochsensitiven schätzt, ohne<br />
ihren Hang zur Selbstausbeutung auszunützen.<br />
Einen kreativen Rahmen, der die Ideen<br />
sprudeln lässt und die Umsetzung unterstützt.<br />
Viele HSP kreieren sich selbst ihr berufliches<br />
Umfeld, weil sie in manche Firmen und<br />
Institutionen leider nicht hineinpassen. Wenn<br />
sie auf HS Unternehmer/-innen treffen, die<br />
sie verstehen, kann die Arbeitszufriedenheit<br />
wachsen. Und sie sind in jedem Fall ein<br />
Gewinn für ein Unternehmen, weil sie, wenn<br />
sie am richtigen Platz sind, die Firma wie<br />
ihre eigene sehen und vollen Einsatz bringen.<br />
Was sie brauchen, ist Sinn und sind Werte,<br />
ist ein ethisches Empfinden. Sie wollen einen<br />
Unterschied machen im Leben von anderen<br />
Menschen und den Planeten schöner zurücklassen,<br />
als sie ihn vorgefunden haben.<br />
Kreieren zum Wohle aller Wesen. Deshalb<br />
sind sie da. HSP sind die Changemaker der<br />
Gegenwart für eine Zukunft, die lebenswert<br />
und für alle erstrebenswert ist.<br />
10 | MÄRZ <strong>2020</strong><br />
Foto: © Annalise Batista-pixabay.com
information & klima<br />
Eine Chance zum Wandel:<br />
Sind wir noch zu retten?<br />
DIE AUSWIRKUNGEN DER KLIMAKRISE WERDEN ZUNEHMEND SICHTBARER<br />
In der Antarktis wurden 18,3 °C<br />
gemessen, die Feuer in Australien lodern<br />
noch immer und uns schmelzen<br />
vor der Haustüre die Gletscher weg.<br />
Doch noch ist es nicht zu spät. Noch<br />
können wir die Erde retten. Aber wie?<br />
Die Klimakrise ist nicht mehr wegzudiskutieren.<br />
Wir sind im Sommer nicht nur<br />
extremer Hitze ausgesetzt, auch andere<br />
Wetterextreme wie Starkregen, Überschwemmungen<br />
und Murenabgänge<br />
gehören vermehrt auch in Österreich<br />
zu unserem Lebensalltag. Die Gletscher<br />
schmelzen, die Wälder vertrocknen.<br />
Was im ersten Moment aussichtslos<br />
klingt, steckt voller Chancen. Denn<br />
noch besteht die Möglichkeit, die Natur<br />
zu schützen und die Menschen und<br />
ihre Umwelt vor einer Katastrophe zu<br />
bewahren. Die nächsten zehn Jahre sind<br />
entscheidend für das Leben der zukünftigen<br />
Generationen.<br />
Dabei geht es nicht nur darum kein<br />
Plastiksackerl zu verwenden und seinen<br />
Müll ordentlich zu trennen. Es geht<br />
vielmehr darum, ein politisches Zeichen<br />
zu setzen und sich offen für den<br />
Klimaschutz auszusprechen. Übersetzt<br />
bedeutet das, auf die Straße zu gehen,<br />
das Klimavolksbegehren unterschreiben<br />
und seine Stimme am Wahltag abzugeben.<br />
Die politische Entscheidung jeder/s<br />
Einzelnen bestimmt nicht nur über die<br />
nächste Legislaturperiode, sondern<br />
gestaltet die Zukunft der folgenden<br />
Generationen mit.<br />
Das sind die Werkzeuge, die der Bevölkerung<br />
in einer Demokratie zur<br />
Verfügung stehen. Mit Engagement<br />
er,<br />
er,<br />
en<br />
hsenkann<br />
ein Zeichen gegen die zu einem großen<br />
Teil auf fossilen Energieträgern beruhenden<br />
Ressourcenpolitik gesetzt werden. Um die<br />
Klimaneutralität bis 2040 zu erreichen, steht<br />
eine Besteuerung von klimaschädlichem<br />
Handeln und die Entlastung von klimafreundlichem<br />
Handeln, sprich Auto statt öffentlichen<br />
Verkehrsmitteln, außer Frage.<br />
EINE STIMME, EINE <strong>ZUKUNFT</strong><br />
Eine Stimme, egal ob am Stimmzettel oder auf<br />
der Straße, kann Einfluss auf die Klimapolitik<br />
haben – Einfluss, der zu einer Entscheidung<br />
führen kann. Die Politik hat die großen Hebel<br />
in der Hand. Es liegt an ihr, diese zu verwenden.<br />
Der Anstoß kommt aus der Bevölkerung.<br />
Um der Klimakrise entgegenzuwirken, müssen<br />
die CO2-Emissionen minimiert werden.<br />
In Österreich ist in den letzten Jahren jedoch<br />
ein Anstieg zu beobachten. Auch hier kann<br />
jede/r Einzelne ihren/seinen Beitrag<br />
leisten, indem auf Flugreisen verzichtet<br />
oder das Auto einmal stehengelassen<br />
wird. Schon einmal in den<br />
Urlaub geradelt oder den Nachtzug<br />
ausprobiert?<br />
Um die Erde zu retten, ist das<br />
Engagement jedes Einzelnen gefragt.<br />
Auf einem toten Planeten<br />
gibt es keine Wirtschaft und auch<br />
keine Arbeitsplätze. Nichtstun<br />
ist fahrlässig. Wir müssen uns<br />
gemeinsam hinsetzten und an<br />
Lösungen arbeiten, die mutig<br />
sind und gleichzeitig niemanden<br />
zurücklassen.<br />
Verena Mischitz<br />
Klimavolksbegehren<br />
www.klimavolksbegehren.at<br />
Ihre Unterschrift für das<br />
Klimavolksbegehren<br />
www.mittagspauseforfuture.at<br />
Foto © Gerd Altmann-pixbay.com<br />
11 | MÄRZ <strong>2020</strong>
information & leistungsdruck<br />
Die junge Leistungsgeneration – Teil 2:<br />
Erfolgreich durch Social Media?<br />
WENN ES NICHT KLAPPT, HAST DU ES NICHT STARK GENUG GEWOLLT<br />
Tina Čakara<br />
Studentin<br />
Junge Autorin<br />
Foto: Fotostudio primephoto<br />
Viele junge Menschen fühlen<br />
sich im Alltag getrieben von<br />
Leistungsdruck und Gedankenstrudeln.<br />
Die Resultate: Überforderung<br />
und Panikattacken. Wo liegen<br />
die Ursachen? Einerseits in den sozialen<br />
Netzwerken, anderseits in der Qual der<br />
Wahl.<br />
ONLINE KANN MAN ALLES<br />
WERDEN<br />
Soziale Netzwerke sind eine Welt, in<br />
der alles möglich ist. Man kann werden<br />
und sein wer man will. Man muss dafür<br />
nur hart an sich selbst arbeiten und es<br />
stark genug wollen. Jeden Tag erscheinen<br />
neue Posts von fast ausschließlich<br />
„erfolgreichen“ Menschen, die es in<br />
den Bereichen, die einen interessieren,<br />
zu etwas gebracht haben. So sieht es<br />
zumindest an der Oberfläche aus.<br />
Im Hintergrund spielen sich ganz andere<br />
Dinge ab, allen voran Selbstmarketing.<br />
Soziale Netzwerke sind auch eine Form<br />
der Werbung und Werbung hat immer<br />
den Zweck etwas in ein gutes Licht zu<br />
rücken. Das ist kein Lügen, das ist ein<br />
Verschieben der Perspektive. Werbung<br />
hängt eng zusammen mit Beziehungen,<br />
Trends und Profit. Wer also in den<br />
sozialen Netzwerken oder durch sie<br />
erfolgreich sein will, braucht mehr als<br />
nur harte Arbeit an sich selbst. Dennoch<br />
versuchen viele dem digitalen Idealbild<br />
auch im realen Leben gerecht zu wer-<br />
den: beruflich, privat und individuell. Ein<br />
ständiges Voranhetzen, an sich Vorbeihetzen,<br />
den Zielen Hinterherhetzen.<br />
Und am Ende erreicht man sie trotzdem<br />
nicht. Dann hat man es wohl nicht stark<br />
genug gewollt. Oder aber man hat<br />
etwas Grundlegendes übersehen: die<br />
eigenen Kapazitäten.<br />
EINE AUSWAHL TREFFEN<br />
Es ist beinahe in Mode gestresst zu sein.<br />
Ist man busy, macht man es richtig.<br />
Ach ja? Wer sagt denn, dass man in<br />
sechs Bereichen gleichzeitig top sein<br />
muss: in zwei Studien, im Nebenjob, im<br />
Sport, im Musikverein, im Sprachkurs.<br />
Nicht einmal auf Social Media haben<br />
es die erfolgreichen Menschen in allen<br />
Bereichen geschafft, sondern meist in<br />
einem. Wenn sie etwas anderes behaupten,<br />
dann hat das mit Selbstmarketing<br />
zu tun.<br />
Die Realität sieht ganz anders aus. Hier<br />
muss man sich entscheiden, wenn man<br />
aus den Gedankenstrudeln endlich herauskommen<br />
will. Das Zauberwort heißt<br />
Prioritäten. Das wird einem schon in der<br />
Schule von den „Erwachsenen“ eingetrichtert.<br />
Nur klingt Prioritäten so streng<br />
und formal. Ich würde es stattdessen<br />
Auswahl nennen. Die Auswahl aus einer<br />
Menge an Möglichkeiten. Welche man<br />
schließlich trifft und wie man sie trifft,<br />
ist keine leichte Entscheidung. Aber eine<br />
Auswahl zu treffen, ist immer eine gute<br />
Entscheidung.<br />
Foto © ElisaRiva-pixabay.com<br />
12 | MÄRZ <strong>2020</strong>
information & bewusstsein<br />
ALOHA:<br />
Der Liebe Priorität einräumen?<br />
LEHRPLÄNE ABSPECKEN – BEZIEHUNGEN STÄRKEN<br />
MACHT brauchst du nur, wenn<br />
du etwas Böses vorhast.<br />
Für alles andere reicht LIEBE,<br />
um es zu erledigen. (Charlie<br />
Chaplin)<br />
„Das Zwischenmenschliche kommt im<br />
Schulsystem leider zu kurz“, resümiert<br />
Gisela, die eine begeisterte Lehrerin war,<br />
ehe sie auf Shiatsu umsattelte. „Es wäre<br />
sinnvoller, die Lehrpläne abzuspecken<br />
und dafür die Beziehungsebenen zu<br />
stärken.“ Der Tages-Erfolg von Schülern<br />
wie Lehrern wäre ihrer Ansicht nach<br />
höher, würden letztere beim Eintritt in<br />
die Klassen nicht sofort mit dem Pauken<br />
beginnen, sondern erstmal fragen: Wie<br />
war Euer Wochenende – wie geht´s<br />
Euch?!<br />
Beziehung statt NUR Inhalt …<br />
Nehmen wir eine Anleihe in Hawaii.<br />
„Aloha“ ist das bestbekannte Wort. Es<br />
kann "hallo" oder "tschüß" bedeuten.<br />
Aloha meint aber vor allem Liebe und<br />
Zuneigung. „Nächstenliebe“, „Mitgefühl“,<br />
„Freundlichkeit“ oder „Sympathie“.<br />
Es kann auch „Liebling“ heißen.<br />
Im gesamten polynesischen Sprachraum<br />
wird damit überall „Freundschaft“<br />
verbunden. Warmherzigkeit, Barmherzigkeit,<br />
Mitleid, Freundlichkeit, Güte,<br />
Anmut.<br />
ALOHA-SPIRIT IN DIE SCHULEN<br />
BRINGEN!<br />
Es kommt von "Alo", was Präsenz bedeutet<br />
und "ha", das für Atem steht. Die wortwörtliche<br />
Bedeutung von Aloha ist "die Präsenz<br />
des Atems" oder "des Atemzugs des Lebens".<br />
Sinngemäß „vom Geist Gottes erfüllt<br />
sein“ oder „seinen Lebensatem eingehaucht<br />
bekommen zu haben“.<br />
Könnte es demnach heißen: Wir alle,<br />
Schüler/-innen und Lehrer/-innen - wir<br />
atmen zusammen … ein und aus … synchron<br />
… Ich bin mit meinem Gegenüber<br />
in Harmonie … „Gemeinsam GLÜCKLICH“<br />
Aloha ist eine Art und Weise zu leben und<br />
sich gegenseitig mit Liebe und Respekt<br />
zu behandeln. Dies beginnt, indem wir<br />
zuerst unser eigenes Wesen lieben<br />
lernen und dann diese Liebe auf andere<br />
übertragen. Aloha ist, eine positive<br />
Energie zu senden und zu empfangen.<br />
- Wenn man den Aloha Spirit lebt,<br />
kreiert man positive Gefühle und<br />
Gedanken, sie multiplizieren sich<br />
und gehen auf andere über.<br />
ALOHA sollte Schule machen …<br />
Dr. Manfred Greisinger<br />
Autor, Trainer<br />
Buch-Projekt-Begleiter<br />
Vortragender<br />
Selfness-Coach<br />
ICH-Marke-Pionier<br />
www.stoareich.at<br />
Foto: © Gernot Blieberger<br />
Wären das nicht allesamt Begriffe, die<br />
unsere Schulen dringend brauchen<br />
(könnten)?!<br />
Dieses 25. Buch von Manfred<br />
Greisinger will in 17 Essays „mindestens<br />
55 Impulse bieten, um die Gnade<br />
und Kostbarkeit dieses Lebens zu<br />
schätzen.“<br />
HEIMKEHR - Liebesgeschichte Leben<br />
ISBN 978-3-99087-043-3 (Hardcover)<br />
13 | MÄRZ <strong>2020</strong>
information & wissenschaft<br />
Auswirkungen unserer Lebensgewohnheiten:<br />
Telomere als Uhr des Lebens<br />
DER LAUF DER LEBENSUHR IN UNSEREN ZELLEN LÄSST SICH BEEINFLUSSEN<br />
Thomas Kolbe<br />
Fachwissenschaftler<br />
für Versuchstierkunde,<br />
Ao. Prof. für die<br />
Service-Plattform<br />
Biomodels Austria<br />
Veterinärmedizinische<br />
Universität Wien<br />
Tick tack, tick tack. Unweigerlich<br />
läuft die Lebenszeit ab. Und das<br />
findet auf Zellebene statt. Die<br />
Chromosomen aller höheren Organismen<br />
sind an den Enden durch eine<br />
Art Endkappen, sogenannte Telomere,<br />
geschützt.<br />
Diese verhindern, dass die wertvolle<br />
Erbsubstanz von den Enden her durch<br />
Enzyme aufgelöst werden kann. Nur<br />
werden diese Schutzkappen trotzdem<br />
bei jeder Zellteilung ein Stück kürzer.<br />
Und nach ca. 50 Zellteilungen ist definitiv<br />
Schluss und es geht ans Eingemachte,<br />
sprich an die informationstragende DNA.<br />
So dachte man bis Dolly. Als das Klon-<br />
Schaf Dolly 1997 geschaffen wurde,<br />
stammte der Zellkern seines Spenders<br />
von einem Schaf mittleren Alters. Also<br />
vermutete man, dass Dolly nur die<br />
halbe Lebensspanne eines normalen<br />
Schaflebens zur Verfügung stände. Dolly<br />
verstarb zwar relativ früh, aber das hatte<br />
andere Ursachen. Zur Überraschung aller<br />
hatte Dolly bei der Geburt normal lange<br />
Telomere, wie jedes andere neugeborene<br />
Lebewesen auch.<br />
Die Lösung des Rätsels fand man recht<br />
bald: Es gibt Gene im Erbgut aller<br />
Organismen, die produzieren das Enzym<br />
Telomerase und dieses verlängert die<br />
Schutzkappen an den Enden der Chromosomen<br />
wieder. Nur ist die Aktivität<br />
dieses Genes leider von der Umwelt<br />
abhängig, der das Lebewesen ausgesetzt<br />
ist: Je mehr Schadstoffen und Stress ein<br />
Organismus ausgesetzt ist, desto<br />
weniger Telomerase-Aktivität, desto<br />
schneller altern die Zellen. In einer<br />
ganzen Reihe von Studien wurde nachgewiesen,<br />
dass bereits Stress während<br />
der Schwangerschaft zu verkürzten<br />
Chromosomenenden bei Kindern führt.<br />
Gleiches gilt für allgemein ungesunden<br />
Lebenswandel. Die gute Nachricht ist,<br />
dass eine Änderung zu gesünderer Lebensweise<br />
die Aktivität der Telomerase<br />
wieder ankurbelt und die Zellalterung<br />
damit bremst. Da machen sich epistatische<br />
Effekte, also Umwelteinwirkungen<br />
auf Steuerung und Funktion der<br />
Gene bemerkbar. Durch den allgemein<br />
gehobenen Lebensstandard in entwickelten<br />
Ländern und die Wirkung auf die<br />
Telomere erklärt sich zum Teil die seit<br />
Jahrzehnten steigende Lebenserwartung<br />
in diesen Ländern. Fazit: Wer die eigene<br />
Alterung bremsen möchte, sollte weniger<br />
auf Anti-Aging-Salben und dubiose<br />
Wässerchen vertrauen als vielmehr<br />
auf eine ausgeglichene und gesunde<br />
Lebensführung.<br />
INFO<br />
Stress verkürzt Lebenszeit: https://<br />
www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/<br />
PMC534658/<br />
Stress in der Schwangerschaft verkürzt<br />
Telomere: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/<br />
pmc/articles/PMC3158153/<br />
Foto © maja7777- pixabay.com<br />
14 | MÄRZ <strong>2020</strong>
Sie wissen selbst am besten, womit<br />
Sie Ihr Wissen ergänzen wollen!<br />
Stellen Sie Ihr eigenes Ausbildungsprogramm zusammen<br />
Ausbildung für Jung und Alt<br />
• Sie lernen am Ort Ihrer Wahl.<br />
• Sie lernen mit Ihrer eigenen Geschwindigkeit<br />
• Sie wählen Ihre eigenen Lernzeiten<br />
FERNLEHRGANG mit interaktiven Elementen<br />
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23 | 7 SEPTEMBER | DEZEMBER 15 | MÄRZ 2018 2019 <strong>2020</strong>
information & schule<br />
Pisa – und keine Verbesserung:<br />
Drei Fragen zum Thema Schule<br />
ES SOLLTEN DIE EINGEBUNDEN WERDEN, DIE ES AM MEISTEN BETRIFFT<br />
Mag. Reinhard Winter<br />
Vor Weihnachten war es wieder<br />
einmal soweit: die Ergebnisse<br />
der letzten Pisa Studie wurden<br />
präsentiert und sogar mit einem<br />
leichten Anflug von Stolz wurde verkündet,<br />
dass wir uns gar nicht verschlechtert<br />
haben. Nun, das wäre tatsächlich<br />
erfreulich, wenn unsere Ergebnisse im<br />
Spitzenfeld liegen würden. Aber dem ist<br />
leider nicht so. Gerade für einen mittelmäßigen<br />
Durchschnitt reicht es. Und<br />
woran liegt das?<br />
Keine Angst, verehrte Leserin, verehrter<br />
Leser, ich habe nicht die Absicht hier<br />
eine weitere „Expertenmeinung“ kund<br />
zu tun. Ich werde die von mir gestellte<br />
Frage auch nicht mit gut gemeinten Änderungsvorschlägen<br />
beantworten. Auch<br />
möchte ich weder auf die parteiideologisch<br />
belasteten Themen eingehen, die<br />
Sie ohnehin alle kennen. Nicht zuletzt<br />
zeigt das erst kürzlich veröffentlichte<br />
Buch von Susanne Wiesinger, wie sehr<br />
doch in erster Linie Parteilinien und nicht<br />
die bestmögliche Ausbildung unserer<br />
Jugend im Mittelpunkt steht. Leider.<br />
Es liegt mir auch fern, die agierenden<br />
Lehrkräfte in den Mittelpunkt eines kritischen<br />
Ansatzes zu stellen. Nicht zuletzt<br />
deshalb, da ich im Rahmen meiner Tätigkeiten<br />
eine Reihe von sehr engagierten<br />
und aufgeschlossenen Lehrerinnen<br />
und Lehrer kennen gelernt habe.<br />
Nein, ich stelle hier nur drei Fragen<br />
zum Thema Schule.<br />
Frage 1:<br />
Sind unsere Schülerinnen und Schüler individuelle<br />
Charaktere mit unterschiedlichen<br />
Voraussetzungen, Stärken und Schwächen?<br />
Ich denke, diese Frage wird wohl jeder mit Ja<br />
beantworten.<br />
Frage 2:<br />
Ist unser derzeitiges Schulsystem geeignet,<br />
diese jungen Menschen mit allen ihren<br />
Voraussetzungen, Stärken und Schwächen<br />
optimal auszubilden?<br />
Bei dieser Frage gehen die Meinungen wahrscheinlich<br />
schon auseinander. Allerdings<br />
stelle ich es mir selbst für eine sehr engagierte<br />
Lehrkraft schwer vor, bei 25 und mehr<br />
Schülerinnen und/oder Schüler in einer Klasse,<br />
jede einzelne, jeden einzelnen während<br />
zwei bis drei Wochenstunden entsprechend<br />
zu fördern und auch fordern zu können.<br />
Frage 3:<br />
Was muss geändert werden, damit unser<br />
Schulsystem geeignet ist, junge Menschen<br />
mit allen ihren Voraussetzungen, Stärken<br />
und Schwächen, optimal auszubilden?<br />
Ich glaube nicht, dass dafür ein einziger<br />
Ansatz ausreicht. So individuell auch Schülerinnen<br />
und Schüler sind, so individuell sollte<br />
auch die Möglichkeit zur Gestaltung des<br />
Unterrichts sein.<br />
Mir ist durchaus bewusst, dass es viel leichter<br />
ist, Fragen zu stellen als – vor allem zumindest<br />
von der Mehrheit akzeptierte – Ant-<br />
Foto: © chiplanay-pixabay.com<br />
16 | MÄRZ <strong>2020</strong>
worten darauf zu finden. Aber<br />
warum fragen wir nicht jene,<br />
die es am meisten betrifft - die<br />
Schülerinnen und Schüler, was<br />
ihnen hilft, um möglichst viel<br />
vom Unterricht zu profitieren, die<br />
Lehrinnen und Lehrer, was sie für<br />
einen optimalen, den individuellen<br />
Bedürfnissen ihrer Schülerinnen und<br />
Schüler angepassten Unterricht benötigen<br />
und jene Eltern, die sich für ihre<br />
Kinder eine möglichst gute Bildung<br />
wünschen.<br />
Foto: © GraficMama-team-pixabay.com<br />
Foto: © Tina Cakara<br />
Foto: © pixabay.com<br />
17 | DEZEMBER 2019
e<br />
r<br />
aber<br />
lig.<br />
istiker<br />
information & pädagogik<br />
SOS-Familientipps:<br />
Ohne Dekotrauma und Konfettikoma<br />
KINDERFESTE WERDEN IMMER PERFEKTIONISTISCHER – UND ENDEN NICHT SELTEN<br />
IN FRUST UND STRESS<br />
Florian Kochmann,<br />
Pädagogischer Leiter im<br />
SOS-Kinderdorf Hinterbrühl<br />
www.sos-kinderdorf.at<br />
Foto: © OpenClipart-pixabay.com<br />
18 | MÄRZ <strong>2020</strong><br />
Die Torte immer größer, die<br />
Bespaßung immer ausgefallener,<br />
die Geschenke immer teurer: Soziale<br />
Medien suggerieren, dass<br />
Kindergeburtstage ein Event sein müssen.<br />
Es scheint nicht mehr zu reichen,<br />
gemeinsam Kuchen zu essen und mit<br />
Freunden im Garten zu spielen. Oder mit<br />
den Freundinnen in einem erfundenen<br />
Palast „Königin und Prinzessin“ nachzuleben.<br />
Dass es dabei neben Inszenierung<br />
oft gar nicht mehr um die Bedürfnisse<br />
der Kleinsten geht, zeigen hunderttausende<br />
Beispiele auf Instagram und<br />
Co: Es geht um ein Image und was man<br />
seinem Kind bieten kann.<br />
Dabei wollen Lisa und Paul doch<br />
eigentlich nur eins: Einen Tag lang<br />
der oder die Wichtigste sein und<br />
gemeinsam mit allen Freunden<br />
Spaß haben.<br />
1. DIE PASSENDE LOCATION<br />
Es muss nicht der Abenteuerpark mit<br />
teurem Eintritt sein. Der Spielplatz in<br />
der Nachbarschaft, der nächste Turnoder<br />
Veranstaltungssaal oder der eigene<br />
Innenhof reichen völlig. Wichtig ist nur,<br />
dass die Kinder laufen und toben können.<br />
Je jünger, desto mehr Raum sollte<br />
dafür sein.<br />
2. WIE VIEL ZEIT EINPLANEN?<br />
Geburtstagspartys müssen nicht<br />
tagesfüllend sein. Planen Sie zwischen<br />
zweieinhalb bis vier Stunden<br />
ein. Je mehr Bewegung eingeplant<br />
wird, desto kürzer. Nehmen Sie sich Zeit<br />
zum Torte essen und für die Geschenkübergabe.<br />
Denken Sie aber auch an eine<br />
freie Spielzeit gegen Ende, in der sich<br />
die Kinder ihrer Kreativität hingeben und<br />
„auslaufen“ können.<br />
3. LIEBLING, WER HAT MEINE KINDER<br />
ANIMIERT?<br />
Für ein tolles Programm brauchen Sie keinen<br />
Clown oder Zauberer. Kinder freuen<br />
sich, wenn Sie sich mit ihnen beschäftigen<br />
und erwarten nicht die perfekte Show.<br />
Kleinere Kinder wollen laufen und springen<br />
bis ihnen die Puste ausgeht. Ab sechs<br />
Jahren ist es sinnvoll, erste Logik- und<br />
Rätselspiele einzubauen und damit auch<br />
ruhigere Phasen zu gestalten. Halten Sie<br />
dabei die Regeln einfach und leicht verständlich,<br />
sodass Kinder nicht durch die<br />
Komplexität frustriert werden.<br />
4. EIN KINDERSPIEL?<br />
Die Frage aller Fragen: Was soll ich mit<br />
den Kindern spielen? Überlegen Sie mit<br />
Ihren Kindern ein Motto für die Party.<br />
Denn es ist völlig egal, was man spielt,<br />
aber nicht, warum man es spielt. Nutzen<br />
Sie die Fantasie der Kinder und erzählen<br />
Sie eine Geschichte. Wenn Sie den Sesseltanz<br />
erklären, werden viele gelangweilt<br />
wegschauen. Was aber, wenn Sie bei Ihrer<br />
Star Wars-Party die „Reise nach Tatooine“<br />
spielen und man sich einen Platz auf dem<br />
Raumschiff statt auf einem öden Sessel<br />
sichern muss? Die Rahmengeschichte –<br />
egal ob sie sich um Ritter, Dinosaurier,<br />
Magie, Prinzessinnen oder Piraten dreht<br />
– spannen Sie über die gesamte Party. So<br />
machen Sie Fangen, Sesseltanz, Ballspiele,<br />
Topfschlagen, Hindernisparcour oder<br />
Verstecken zum Abenteuer. Die Rutsche<br />
auf dem Spielplatz wird dann zum Aussichtsturm,<br />
das Klettergerüst zur schwer<br />
bewachten Festung und beim Staffellauf<br />
wird der wertvolle Zauberstab weitergereicht.<br />
Um die Motivation der Kinder zu steigern,
information & & pädagogik forschung<br />
können Sie im Baumarkt Beilagscheiben oder<br />
Ähnliches kaufen und als „Währung“ für<br />
erledigte Aufgaben oder gewonnene Spiele<br />
verteilen. Die Münzen können von den Kindern<br />
gesammelt und am Ende gegen Süßigkeiten<br />
getauscht werden.<br />
WIR SETZEN IMPULSE<br />
5. KEIN BOCK AUF PARTY!<br />
Wenn Kinder nicht mitspielen wollen oder<br />
unkonzentriert sind, geben Sie ihnen Aufgaben,<br />
die sich wichtig anfühlen. Sie könnten<br />
zum Beispiel beim Aufbau eines neuen Spieles<br />
helfen oder der „Hüter der Zeit“ werden. Das<br />
ermöglicht die Integration in die Gruppe, die<br />
Teilhabe am Spiel und „Störenfriede“ werden<br />
so oft zu motivierten AssistentInnen.<br />
6. WIE SOLL DIE DEKORATION<br />
AUSSEHEN?<br />
Kindern ist die Dekoration nicht annähernd<br />
so wichtig wie den Eltern. Statt teurer Accessoires,<br />
die nach der Party im Müll landen,<br />
reichen wenige Merkmale zum Unterstützen<br />
des Mottos. Basteln Sie gemeinsam mit ihren<br />
Kindern ein paar Requisiten – das steigert<br />
gleichzeitig die Vorfreude. Verlieren Sie sich<br />
aber nicht in Details, sondern bleiben Sie beim<br />
Wesentlichen: Es geht um den Spaß und nicht<br />
um einen Schönheitspreis.<br />
7. DAS WICHTIGSTE IST<br />
DAS GEBURTSTAGSKIND!<br />
Vergessen Sie unter all den Vorbereitungen<br />
nicht, wem das Fest gilt: Genau – Ihrem Kind.<br />
Nehmen Sie sich deshalb für zwei Momente<br />
besonders viel Zeit: Zum Torte anschneiden<br />
sowie zur Geschenkeübergabe. Verwenden<br />
Sie zum Beispiel eine Sprühkerze um den<br />
Auftritt der Torte ein wenig zu inszenieren und<br />
stimmen Sie ein Geburtstagslied an. Vielleicht<br />
gibt es ja ein großes Messer zum gemeinsamen<br />
Anschneiden mit Mama und Papa und<br />
man darf den ersten Schnitt mit so richtig viel<br />
Wucht reindrücken? Wenn bei der anschließenden<br />
Geschenkeübergabe alle Partygäste<br />
einzeln ihre Geschenke überreichen, bekommt<br />
Ihr Kind die Möglichkeit, diese auch einzeln<br />
wahrzunehmen und sich zu freuen.<br />
http://magazin.Lmzukunft.at<br />
UNSER INFO-SERVICE<br />
WIR INFORMIEREN SIE 4-6 MAL IM JAHR ÜBER NEUIGKEITEN<br />
BEI "<strong>LERNEN</strong> <strong>MIT</strong> <strong>ZUKUNFT</strong>".<br />
RECHTZEITIG INFORMIEREN WIR ÜBER DEN<br />
ERSCHEINIGUNGSTERMIN ERSCHEINUNGSTERMIN DES DES IMPULS-MAGAZINS.<br />
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Ihr Kind hat Geburtstag und Ihr Kind darf heute<br />
ganz und gar alleine im Mittelpunkt stehen!<br />
19 | MÄRZ <strong>2020</strong>
information & bewusstsein<br />
Nachhaltigkeit:<br />
Was ist das bitte?<br />
"KEINE SCHNEEFLOCKE IN DER LAWINE FÜHLT SICH VERANTWORTLICH"<br />
(Stanislaw Jerzy Lec)<br />
DI Roswitha Wurm<br />
Dipl. Lerndidaktikerin<br />
Lese- und Rechtschreibtrainerin,<br />
Kinderbuchautorin<br />
Interaktive Lesungen<br />
an Schulen buchbar unter:<br />
www.lesenmitkindern.at<br />
20 | MÄRZ <strong>2020</strong><br />
Das Wort Nachhaltigkeit ist in<br />
aller Munde. Nachhaltig leben<br />
bedeutet mehr als ein Naturverständnis<br />
zu entwickeln. Es geht<br />
beim Thema Nachhaltigkeit darum, Flora<br />
und Fauna zu schützen und zu bewahren,<br />
an die Zukunft zu denken sowie ein<br />
bewusstes Konsumverhalten an den Tag<br />
zu legen. Eric Schweitzer, der ALBA Recycling<br />
Company Chef, bringt es auf den<br />
Punkt: „Bei allem was man tut, das Ende<br />
zu bedenken, das ist Nachhaltigkeit.“<br />
Aber wie kann man so einen komplexen<br />
Begriff wie Nachhaltigkeit kindgerecht<br />
erklären?<br />
LEBENSNAH<br />
Am besten gelingt dies mit praktischen<br />
Beispielen, z.B. kann man beim Spaziergang<br />
durch den Wald erklären, dass<br />
man das Holz der Bäume fürs Heizen<br />
im Kachelofen, für Möbel und andere<br />
Holzbauten benötigt. Allerdings wäre<br />
dies alles nicht mehr möglich, wenn man<br />
alle oder die meisten Bäume fällen würde.<br />
Nachhaltigkeit bedeutet in diesem<br />
Zusammenhang: Man darf nur so viele<br />
Bäume fällen, wie auch wieder nachwachsen<br />
können.<br />
Im Supermarkt lässt sich Nachhaltigkeit<br />
besonders gut erklären. Dies auch<br />
deshalb, weil alle Supermarktketten<br />
derzeit stark auf Nachhaltigkeit thematisiert<br />
sind. Es gibt in Österreichs Supermärkten<br />
etwa seit kurzem keine Plastiktragetaschen<br />
mehr. Sie wurden nach<br />
und nach durch Mehrwegtragetaschen<br />
und Mehrwegobst- und Gemüsenetze<br />
ersetzt. Obst und Gemüse wird vermehrt<br />
lose angeboten und Getränke werden in<br />
Mehrwegflaschen verkauft. Wurst und<br />
Käse an der Frischetheke können in<br />
vielen Geschäften mit der eigenen, zum<br />
Einkauf mitgebrachten Dose gekauft werden.<br />
Kinder können im Supermarkt als „Nachhaltigkeitsdetektive“<br />
eingesetzt werden, indem<br />
sie auf die Suche nach umweltfreundlichen<br />
Ressourcen schonenden Bemühungen gehen.<br />
NACHHALTIG KOCHEN<br />
Beim Kochen kann man Kinder aufmerksam<br />
machen, dass man scheinbare „Abfallprodukte“<br />
weiterverwenden kann. Gemüse und<br />
Obst aus Bioanbau müssen vor der Weiterverarbeitung<br />
nicht immer geschält werden.<br />
Die Schalen von Zitrusfrüchten kann man zu<br />
einer leckeren Marmelade, zu Arancini und<br />
getrocknet zu einem Tee verarbeiten. Aus Gemüseresten<br />
lässt sich eine wohlschmeckende<br />
Cremesuppe zubereiten. Wer selbst häufig<br />
Essensreste oder zu viel Gekauftes wegwirft,<br />
darf sich nicht wundern, wenn die eigenen<br />
Kinder ebenfalls achtlos mit Speisen umgehen.<br />
Nachhaltig mit Lebensmitteln umgehen,<br />
bedeutet nicht mehr einkaufen als notwendig,<br />
Reste zu verwerten und Foodsharing (z.B.<br />
www.foodsharing.de) zu betreiben. Verantwortungsvoll<br />
und nachhaltig essen bedeutet<br />
auch, sich die Frage zu stellen: Muss es immer<br />
Fleisch und Fisch sein? Fakt ist: manche Fischarten,<br />
wie Thunfisch, sind derart überfischt,<br />
dass es sie in 40 Jahren nicht mehr geben<br />
wird. Gemeinsam mit Kindern auch fleischlose<br />
Gerichte zu entwickeln, auszuprobieren und<br />
zu kochen sind ein wichtiger Beitrag zum<br />
Thema Nachhaltigkeit. Beim gemeinsamen<br />
Kochen kann man überlegen wie die verschiedenen<br />
Gemüsepflanzen wachsen und woher<br />
Gewürze kommen.<br />
NACHHALTIG REISEN<br />
Muss jede Reise mit dem Flugzeug stattfinden?<br />
Kann man auch einmal mit dem Fahrrad<br />
einen Familienausflug unternehmen statt<br />
mit dem Auto? Kinder fragen häufig selbst
information & bewusstsein<br />
Dinge wie: Woher kommt der Strom, das<br />
Wasser, die Wärme aus der Heizung?<br />
Auch nachhaltig basteln ist möglich, z.B.<br />
mit Recyclingprodukten wie Klopapierrollen,<br />
Schraubverschlüssen, Getränke<br />
Packungen etc. Lassen Sie Ihrer Fantasie<br />
freien Lauf: es ist faszinierend, was man<br />
aus „Abfall“ alles herstellen<br />
kann.<br />
Es ist gar nicht so schwer,<br />
Kindern einen nachhaltigen<br />
Lebensstil zu vermitteln<br />
– Zuhause aber auch als<br />
PädagogIn in Kindergarten<br />
oder Schule. Und es geht<br />
uns alle etwas an oder wie<br />
Mark Twain sagte: „Natürlich<br />
interessiert mich die<br />
Zukunft. Ich will schließlich<br />
den Rest meines Lebens darin<br />
verbringen!“<br />
Foto: © Gordon Johnson-pixabay.com<br />
VIDEO:<br />
Quelle<br />
www.explainity.de<br />
VIDEO:<br />
Quelle<br />
www.zdf.de<br />
21 | MÄRZ <strong>2020</strong>
information & bewusstsein<br />
Professor Abakus:<br />
Schnurrende und wedelnde<br />
Bowlingkugeln<br />
In der Regel führen Katze und Hund in unserem Land ein gutes Leben. Die<br />
Mehrheit wird nach allen Regeln der Kunst verwöhnt und der ein oder<br />
andere Mensch möchte gerne ein Haustier sein. Besonders Tierbabys sind<br />
drollig, knuffelig und zuckersüß mit ihren Knopfaugen, die so lieb schauen<br />
können. Es wird geschmust, ein Platz im eigenen Bett hergerichtet und so<br />
manches Tier hat sein eigenes Set auf dem Tisch und schleckt auch noch die<br />
Teller ab. Und sollte die Fellnase dann plötzlich zu dick werden und bereits nach<br />
Luft schnappen, gibt es die Ernährungsberatung, eine spezielle Diät oder einen<br />
Fitnessplan.<br />
Foto: © Mykola Velychko - Fotolia.com<br />
Für ausgesetzte oder misshandelte Tiere werden Betreuungsplätze und Heimplätze<br />
angeboten, unabhängig von der Herkunft der Tiere. Dort werden sie medizinisch betreut<br />
und liebevoll gepflegt, bis sie ein neues schönes Zuhause gefunden haben. Und<br />
damit diese Tiere auch vermittelt werden können, werden sie in unterschiedlichen Medien<br />
vorgestellt. Besonders beliebt sind Geschichten über das Schicksal einzelner Tiere<br />
im Fernsehen oder in den sozialen Medien. Und davon gibt es genug, schöne und<br />
traurige. Das Mitleid der Zuschauer ist groß und zerreißt<br />
so manches Herz.<br />
Würde sich in unserem Bewusstsein etwas verändern,<br />
wenn wir nicht nur Tierschicksale, sondern auch die Lebensgeschichte<br />
einzelner Menschen vorstellen würden?<br />
Wenn wir bedürftige Menschen aus der Anonymität holen<br />
und ihnen Hilfe, Schutz und unser Mitgefühl geben,<br />
das wir Tieren wie selbstverständlich schenken?<br />
Wenn ich zu entscheiden hätte, würde es zum Thema<br />
„Solidarität leben“ Unterrichtsstunden geben. Ein<br />
starkes Instrument für meine und die nächsten verantwortlichen<br />
Generationen und auch ein schlagkräftiges,<br />
als Grundlage künftiger Entscheidungen. Denn nur eine<br />
Gesellschaft, die auch auf andere schaut, hat verstanden,<br />
dass wir als Menschen aufeinander angewiesen<br />
sind.<br />
Aber ich werde sicher nicht gefragt, wie immer.<br />
Ghostwriter: Birgit Menke<br />
Foto: © Peri Priatna-pixabay.com<br />
22 | MÄRZ <strong>2020</strong>
information & ausbildung<br />
Tierschonende Ausbildung am Tiermodel:<br />
TierpflegerInnen Ausbildung<br />
DIE MÖGLICHKEIT DER NUTZUNG DES SKILLS LAB VETSIMS<br />
Tierschutzgerechter Umgang mit<br />
den zu betreuenden Tieren stehen<br />
für TierpflegerInnen an oberster<br />
Stelle, denn Tierschutz und Tierwohl<br />
bilden die Basis der Tierpflegeausbildung.<br />
Wenn man am Anfang der Ausbildung<br />
steht und noch unerfahren ist bzw. ausschließlich<br />
theoretisches Wissen besitzt,<br />
kann die erste Begegnung und Betreuung<br />
von tierischen Patienten für beide,<br />
SchülerIn wie Tier, einen unnötigen und<br />
unzumutbaren Stress bedeuten.<br />
Ein guter Weg, um diese Situation zu<br />
verbessern, ist das Üben am Model. Am<br />
Campus der VetMedUni Vienna steht für<br />
diesen Zweck ein Simulationsraum – das<br />
Skills Lab Vetsim – auch für angehende<br />
TierpflegerInnen zur Verfügung.<br />
Mehr als 30 Dummies (Hund, Katze<br />
bis zu Plastiken Pferd und Kuh) sowie<br />
Geräte (Ultraschall, Röntgen, Anästhesie)<br />
stehen zu Verfügung und sind als<br />
sogenannte „Übungsstationen“ ausgerichtet.<br />
So kann man zum Beispiel unter<br />
Anleitung das Anlegen von Verbänden<br />
und Herzmassagen für die Reanimation<br />
üben, das richtige Handbeatmen oder<br />
eine Notfall-Intubation durchführen,<br />
Infusionen aufsetzen, Labortests machen<br />
und vieles mehr. Außerdem sind alle<br />
Übungsstationen so aufbereitet, dass<br />
die angehenden TierpflegerInnen diese<br />
auch im Selbststudium außerhalb der<br />
Unterrichtszeit durchführen können. Mit<br />
den dazugehörigen Anleitungen können<br />
die SchülerInnen auch ohne dass ihnen<br />
jemand auf die Finger schaut und ohne<br />
ständige Begleitung üben, was das<br />
Selbstvertrauen stärkt.<br />
Die Ausbildung am Dummy garantiert<br />
Tierwohl und sichert die tierschutzgerechte<br />
Betreuung der Patienten im<br />
Klinikalltag und gewährleistet eine optimale<br />
Vorbereitung auf das Berufsleben.<br />
Die SchülerInnen fühlen sich durch diese<br />
Maßnahmen deutlich sicherer im Umgang<br />
mit den zu betreuenden Tieren und<br />
es wurde eine wesentliche Verbesserung<br />
der Ausbildung geschaffen.<br />
Prof. Dr. Yves Moens<br />
Direktor der<br />
Tierpflegeschule<br />
an der VetmedUni Wien<br />
INFO<br />
https://www.vetmeduni.<br />
ac.at/de/tierpflegeschule/<br />
https://www.vetmeduni.ac.at/de/infoservice/news/detail/<br />
artikel/2019/09/02/vetmed-02-2019/<br />
Foto: © Alexas-pixabay.com<br />
23 | MÄRZ <strong>2020</strong>
information & erziehung<br />
Erziehung ist (k)ein Kinderspiel:<br />
Wie bin ich Vorbild?<br />
SICH <strong>MIT</strong> DEN EIGENEN GEFÜHLEN, GEDANKEN UND ENTSCHEIDUNGEN<br />
AUSEINANDERSETZEN<br />
Mag. a Maria Neuberger-<br />
Schmidt<br />
Autorin und Gründerin<br />
Verein Elternwerkstatt<br />
www.elternwerkstatt.at<br />
Foto: Ingrid Perger<br />
Elternwerkstatt<br />
Was nützt die ganze Erziehung<br />
– sie machen einem<br />
ja doch alles nach! - Dieser<br />
Ausspruch von Karl Valentin<br />
löst oft Heiterkeit aus und macht klar,<br />
dass es in der Erziehung vor allem auf<br />
das gelebte Vorbild ankommt. Romano<br />
Guardini sagt dazu: „In erster Linie zählt,<br />
was du bist, in zweiter Linie das, was du<br />
tust und erst danach das, was du sagst.“<br />
Wie bin ich Vorbild? Auch Sie haben Fehler<br />
und Schwächen? Keine Angst, es geht<br />
um das Echtsein, nicht um das Perfektsein.<br />
Wichtig ist der Mut zur Wahrheit<br />
und Ihre Bereitschaft, an sich zu arbeiten.<br />
ECHTSEIN GEHT VOR PERFEKTSEIN<br />
Dann geht es darum, Ihrem Kind vorzuleben,<br />
was Sie ihm vermitteln möchten.<br />
Seien Sie wachsam gegenüber Ihrer eigenen<br />
Widersprüchlichkeit. Sie verlangen<br />
von Ihrem Kind, ruhig und beherrscht zu<br />
reagieren, platzen aber vor Zorn, wenn<br />
es widerspricht? Sie predigen Ehrlichkeit,<br />
finden aber nichts dabei, sich gelegentlich<br />
mit einer Notlüge zu behelfen?<br />
Ihr Kind soll schön sprechen, Sie aber<br />
fluchen „wie ein Kutscher“ im Auto?<br />
VORBILD HAT LANGZEITWIRKUNG<br />
Manche Eltern versichern: „Ich bemühe<br />
mich ehrlich, ein gutes Vorbild zu sein.<br />
Trotzdem macht mein Kind genau das<br />
Gegenteil!“ Dazu möchte ich sagen:<br />
Erziehung ist vielschichtig. Jedes Kind<br />
ist anders und reagiert anders. Vielleicht<br />
gibt es Krisen im Familienleben oder<br />
Störungen von außen. Vielleicht hat Ihr<br />
Kind das Gefühl, Sie drängen ihm Ihre<br />
Vorstellungen auf und reagiert deshalb<br />
mit Opposition.<br />
Das rechte Wort zur rechten Zeit hat<br />
eine große Macht und Ihr Kind braucht<br />
klare Worte – sparsam, treffend, Worte<br />
mit Verständnis. Vor allem aber sollten<br />
sie nicht im Widerspruch zu Ihren Taten<br />
und zu Ihrem Sein stehen, sonst stiften<br />
Sie Verwirrung und Ihr Kind verliert die<br />
Achtung vor Ihnen.<br />
Wenn Sie aber wohlwollend, ehrlich<br />
und nach bestem Wissen und Gewissen<br />
reden und handeln, dann werden<br />
Sie die Wirkung nicht verfehlen –<br />
über kurz oder lang.<br />
Illustration: © Eugen Kment<br />
24 | MÄRZ <strong>2020</strong>
information & wahrnehmung<br />
7:00 Uhr morgens. Erwin hat<br />
Hunger. Eigentlich hat Erwin<br />
immer Hunger. Aber er ist<br />
gerade auf Diät.<br />
Schenken<br />
Sie doch heuer<br />
eine Ziege.<br />
Schenken mit Sinn macht mehrfach Freude<br />
Einerseits unterstützen Sie damit Projekte, die notleidenden Menschen<br />
im In- und Ausland helfen. Andererseits kann diese Unterstützung in Form<br />
eines Billets als Geschenk an eine liebe Person weitergegeben werden.<br />
schenkenmitsinn.at<br />
T-SHIRT<br />
DAZU SCHENKEN<br />
© iStockphoto (Antagain)
information & nachhaltigkeit<br />
Food 4 future – Teil 3:<br />
So kann es nicht weitergehen<br />
NOCH IMMER LANDEN VIEL ZU VIELE ESSBARE LEBENS<strong>MIT</strong>TEL IM MÜLL<br />
Mag. ˇ a Julia<br />
Geißler-Katzmann/<br />
selbstständige<br />
Ernährungswissenschafterin<br />
& Kinesiologin nach Dr. med.<br />
Klinghardt<br />
www.julika.at<br />
Vorträge und Workshops<br />
Nähere Informationen unter<br />
www.julika.at<br />
Laut dem österreichischen Ökologieinstitut<br />
entstehen in Österreich<br />
entlang der Wertschöpfungskette<br />
jährlich 577.000 Tonnen<br />
vermeidbare Lebensmittelabfälle. Der<br />
Löwenanteil liegt dabei in den privaten<br />
Haushalten. Obst und Gemüse, bereits<br />
zubereitetes Essen, sowie Brot und Gebäck<br />
haben die Nase vorn im Müll.<br />
IN LEBENS<strong>MIT</strong>TELN STECKT VIEL<br />
ENERGIEINPUT<br />
Entlang der Produktionskette benötigen<br />
Nahrungsmittel viele Ressourcen.<br />
Schon heute übersteigt unser<br />
Lebensstil die Grenzen des Planeten.<br />
Würden alle Menschen so leben wie<br />
wir Österreicher*innen, bräuchten wir<br />
sogar 3 Planeten „Erde“, um unsere<br />
Bedürfnisse in den Bereichen Ernährung,<br />
Wohnen, Mobilität und Konsum zu<br />
decken. Ein Drittel der weltweiten Landwirtschaftsfläche<br />
wird für die Produktion<br />
jener Lebensmittel eingenommen,<br />
die es nie in den Verdauungstrakt der<br />
Menschen schaffen, sondern im Müll<br />
landen. Natürlich landet damit auch ein<br />
beachtlicher Teil an virtuellem Wasser<br />
im Abfall. „Die Lebensmittelverschwendung“<br />
gilt als der drittgrößte<br />
Klimasünder nach den USA<br />
und China.<br />
Die Hauptgründe für weggeworfene<br />
Waren im Haushalt sind:<br />
schlechte Einkaufsplanung, falsche<br />
Lagerung und zu viel Kochen.<br />
LÖSUNGSVARIANTEN, DIE IMMER<br />
NOCH SINN MACHEN:<br />
1) So profan es klingt, schreiben Sie sich<br />
einen Einkaufszettel.<br />
2) Aktionspackungen verleiten ebenfalls<br />
zu unnötigem Kauf. Prüfen Sie genau, ob<br />
Sie diese auch bis zum Ablaufdatum verzehren<br />
können. Vielleicht ist es möglich<br />
einen Teil davon einzufrieren.<br />
3) Vermeiden Sie es hungrig zum Einkaufen<br />
zu gehen, das verleitet dazu viel<br />
zu viel zu kaufen und dann womöglich<br />
später das Mindesthaltbarkeits-datum<br />
(MHD) zu übersehen.<br />
4) Schlichten Sie im Kühlschrank oder in<br />
der Vorratskammer immer jene Produkte<br />
nach vorne, die früher ablaufen.<br />
5) Beeren, Salat, Jungspinat und frische<br />
Pilze sollten sehr schnell nach dem Kauf<br />
verarbeitet und verspeist werden.<br />
6) Apropos MHD: Hier empfiehlt es<br />
sich altbewährte Sinne einzuschalten:<br />
sehen, riechen, schmecken.<br />
Milchprodukte, die über<br />
dem MHD liegen sind<br />
meist noch viel länger<br />
genießbar, vor allem wenn<br />
diese keinen Fruchtanteil<br />
beinhalten. Schütteln sie<br />
diese nicht vor dem Aufmachen.<br />
Lösen Sie den Deckel<br />
vorsichtig, halten Sie nach<br />
Schimmelpilzen Ausschau,<br />
riechen Sie, und zu guter<br />
Letzt probieren Sie eine<br />
kleine Portion.<br />
7) Sind im Supermarkt<br />
Lebensmittel billiger ange-<br />
Foto: © pramit marattha-pixabay.com<br />
26 | MÄRZ <strong>2020</strong>
information & nachhaltigkeit<br />
Foto: © BlackRiv-pixabay.com<br />
priesen, da sie kurz vor dem Ablaufdatum sind, überlegen<br />
Sie, ob Sie diese eventuell tagesaktuell einbauen und<br />
verarbeiten können, dies trägt ebenso zu einer Ressourcenschonung<br />
bei!<br />
8) Die richtige Lagerung hilft mit, dass Nahrungsmittel<br />
länger haltbar sind.<br />
Lagern Sie Bananen und Äpfel lieber separat, da diese ein<br />
Reifegas (Ethylen) abgeben, welches den Reifungsprozess<br />
der daneben gelagerten Früchte ankurbelt.<br />
Kartoffel, Zwiebel und Knoblauch lieben es kühl und dunkel,<br />
brauchen aber dennoch nicht in den Kühlschrank.<br />
Tomaten und Zitrusfrüchte sind kälteempfindlich.<br />
Getreide und Hülsenfrüchte immer trocken und dunkel<br />
lagern und nicht dem Küchendunst ausliefern, dann sind<br />
diese gut zwei Jahre haltbar.<br />
WAS WIR NOCH TUN KÖNNEN: ESSEN<br />
TAUSCHEN STATT ENTSORGEN!<br />
Download der App „to good to go“ da teilen User<br />
ihre Produkte, Speisen, die sie nicht mehr benötigen<br />
und weitergeben wollen.<br />
Foodsharing-Gruppen auf sozialen Netzwerken,<br />
wie facebook:<br />
https://www.facebook.com/wienfoodsharing<br />
Das Fairteiler-Netzwerk für eine solidarische Gesellschaft<br />
https://foodsharing.at/?page=fairteiler&bid=13<br />
Versorgung armutsbetroffener Menschen mit<br />
geretteten Lebensmitteln<br />
http://dietafeln.at/<br />
Fotos © Archiv-Caritas<br />
27 | MÄRZ <strong>2020</strong>
information & lernen<br />
Caritas Lerncafés:<br />
Wo Kinder über sich hinauswachsen<br />
ALTERSGERECHTE AUFGABENBETREUUNG UND <strong>LERNEN</strong> IN DER GRUPPE<br />
Mag. a Nicoleta Balint<br />
Integration, Migration<br />
und Asyl<br />
Projektleitung Lerncafés<br />
www.caritas.at<br />
Samira besucht die zweite Klasse<br />
einer Volksschule, spricht kaum<br />
Deutsch und ist sehr zurückgezogen.<br />
Sie hat Schwierigkeiten dem<br />
Unterricht zu folgen und hat aufgrund<br />
der Sprachbarriere auch kaum Freunde.<br />
Durch individuelle Lern- und Motivationsübungen<br />
in unserem Lerncafé waren<br />
innerhalb kürzester Zeit erste Erfolge<br />
sichtbar. Samira hat mittlerweile nicht<br />
nur ihre Deutschkenntnisse und Noten<br />
verbessert, sondern auch neue Freundschaften<br />
geknüpft.<br />
GEMEINSAM ZUM ERFOLG<br />
Wie Samira’s Eltern, ist es vielen Familien<br />
nicht möglich, ihre Kinder in<br />
schulischen Belangen zu unterstützen.<br />
Die Gründe dafür<br />
sind vielfältig: Beengte<br />
Wohnverhältnisse, mangelnde<br />
Deutschkenntnisse,<br />
Fehlen des notwendigen<br />
Bildungsstandes oder eine<br />
Doppelbelastung von Beruf<br />
und Kindererziehung speziell<br />
bei AlleinerzieherInnen. Oft<br />
fehlt auch einfach das Geld, um den<br />
Kindern Nachhilfestunden oder<br />
eine Nachmittagsbetreuung zu<br />
bezahlen. Der soziale Hintergrund<br />
einer Familie ist leider häufig für<br />
den Bildungsweg eines Kindes<br />
entscheidend.<br />
Um diese soziale Vererbung zu durchbrechen,<br />
bieten wir in 54 österreichweiten<br />
Lerncafés ein kostenloses Lern- und<br />
Betreuungsangebot für PflichtschülerInnen<br />
aus sozial benachteiligten<br />
Schichten. Über 830 Freiwillige und<br />
knapp 90 hauptamtliche Standortverantwortliche<br />
sind bemüht, über 2.100<br />
Kindern neue schulische und berufliche<br />
Perspektiven zu ermöglichen. Neben<br />
der gezielten Lernhilfe bei den Hausaufgaben<br />
sowie der Vorbereitung auf<br />
Schularbeiten und Test stehen die Stärkung<br />
der Deutschkenntnisse sowie der<br />
Lesekompetenz und das Vermitteln von<br />
Freude am Lernen im Fokus. Darüber<br />
hinaus lernen die Kinder, ihre Talente<br />
und Stärken zu entfalten und allfällige<br />
Defizite auszugleichen.<br />
EINE NACHHALTIGE INVESTITION<br />
IN DIE <strong>ZUKUNFT</strong><br />
Die hohe Angebotsqualität und die<br />
Nachhaltigkeit unserer Lerncafés zeigen<br />
sich nicht nur anhand der positiven<br />
Schulabschlüsse von 97% im letzten<br />
Schuljahr.<br />
Viele ehemalige TeilnehmerInnen haben<br />
ihre Lehrabschlussprüfung erfolgreich<br />
abgeschlossen und stehen bereits<br />
im Arbeitsleben, andere haben maturiert<br />
und studieren erfolgreich. Aber<br />
Foto © Annalise Batista-pixabay.com<br />
28 | MÄRZ <strong>2020</strong>
information & lernen<br />
immer noch warten über 860 Kinder auf einen<br />
freien Platz. Öffentliche FördergeberInnen und<br />
Unternehmen machen das Bildungsangebot in<br />
allen neun Bundesländern möglich.<br />
Jede weitere Spende ist eine sinnvolle Investition<br />
in die Zukunft der Kinder.<br />
Spenden können Sie für das Projekt „Gesunde<br />
Jause für Lerncafés“ auf<br />
www.schenkenmitsinn.at.<br />
Fotos:© Archiv Caritas<br />
29 | MÄRZ <strong>2020</strong>
information & integration<br />
Sprachförderung in einer Zuwanderungsgesellschaft:<br />
Eine Bestandsaufnahme<br />
IN DER SPRACHE SPIEGELT SICH DIE SEELE EINES VOLKES (Paul Schibler)<br />
Dr. in Karin Steiner<br />
zuständig für<br />
pädagogische Entwicklungen<br />
und Bildungskooperationen<br />
bei den<br />
Wiener Kinderfreunden<br />
Foto: Felix Zangerl<br />
Foto: © Clker-Free-pixabay.com<br />
30 | MÄRZ <strong>2020</strong><br />
Kinder bringen von Geburt an das<br />
Potenzial mit, sprechen zu lernen.<br />
Sie möchten kommunizieren<br />
mit Worten, Blicken und Berührungen.<br />
Und sie verlangen – unabhängig<br />
von ihrer sozialen und kulturellen Herkunft<br />
– nach sprachlicher Anregung.<br />
Obwohl alle Kinder diese angeborene<br />
Sprachfähigkeit mitbringen, stellt sich<br />
die Sprachentwicklung von mehrsprachigen<br />
Kindern als eine der größten<br />
Herausforderungen in der aktuellen<br />
bildungspolitischen Diskussion heraus.<br />
Die Auswirkungen dieser österreichischen<br />
Sprachpolitik sind fatal: ohne<br />
vorhandene Erfahrungen aufzuarbeiten,<br />
ohne den Stand der Wissenschaften und<br />
der Sprachdidaktik abzufragen, werden<br />
Maßnahmen verordnet, von denen wir<br />
aus (sprach-)pädagogischer Perspektive<br />
eher nachteilige Auswirkungen (für einen<br />
Teil der Kinder) befürchten müssen.<br />
Dazu rechne ich die frühe punktuelle<br />
„Sprachtesterei“, die frühe Segregation<br />
und Schulreifefeststellung von Kindern<br />
anhand der Unterrichtssprache, welche<br />
fatale Auswirkungen auf Bildungsaspiration<br />
und die Entwicklung von Teilhabe<br />
und Zugehörigkeit von jungen Menschen<br />
haben.<br />
Mit diesen sprachpolitischen Vorgaben<br />
fühlen wir PädagogInnen uns zunehmend<br />
unwohl. Gleichzeitig steigt der<br />
Druck auf die Fachwelt, Kinder gut<br />
sprachlich zu begleiten. Nur die Antwort<br />
auf das „WIE“ bleibt offen.<br />
Denn was bzw. wer soll sich eigentlich<br />
entwickeln?<br />
• Die sprachlichen Fähigkeiten von<br />
Kindern (einschließlich L1) ?<br />
• Die Kompetenzen der PädagogInnen<br />
im Bereich (gesamt)sprachlicher<br />
Bildung?<br />
• Die Bildungspolitik im Umgang mit<br />
Herausforderungen im Bereich der<br />
Sprache?<br />
• Unsere Wissensgesellschaft wegen<br />
erheblicher Wissenslücken und Berührungsängste<br />
mit sprachlicher Vielfalt?<br />
Und verstoßen wir mit diesem nationalsprachlichen<br />
Agieren letztendlich nicht<br />
sogar gegen die kulturellen Menschenrechte<br />
(Artikel 5), wenn wir mehrsprachige<br />
Kinder zwingen, einsprachig zu<br />
werden oder einsprachigen Kindern<br />
durch unseren monolingualen Habitus<br />
verwehren an der zunehmend mehrsprachigen,<br />
globalen Welt teilhaben zu<br />
können?<br />
Die Not einsprachiger PädagogInnen in<br />
mehrsprachigen Gruppen (sprachliches<br />
mismatch) besteht häufig darin, dass sie<br />
sich mit der Aufgabe überfordert sehen,<br />
Kindern die Bildungssprache Deutsch in<br />
einer spracherwerbstheoretisch nachweislich<br />
zu kurzen Zeitspanne vermitteln<br />
und sie altersgerecht sprachlich fördern<br />
zu müssen. Schlechte Rahmenbedingungen<br />
erschweren die sprachbildende<br />
Arbeit zusätzlich.<br />
Hinzu kommt, dass PädagogInnen von<br />
ihrer Ausbildung her (und hier gehöre<br />
es verankert) nur wenig darüber wissen,<br />
wie ein mehrsprachiges Kind sich<br />
sprachlich entwickelt. Dieses Unwissen<br />
zeigt sich auch darin, dass von »Sprach-
information & integration<br />
losigkeit«, »Halbsprachigkeit« und »Sprachproblemen«<br />
der Kinder die Rede ist, wenn mangelnde<br />
Deutschkenntnisse gemeint sind. Ein Kind kann<br />
geringe Deutschkenntnisse haben, ist aber deswegen<br />
nicht »sprachlos«, denn es kann sich in der<br />
Erstsprache altersgemäß verständigen und hat bis<br />
dato auch eine normale sprachliche Entwicklung<br />
vollzogen.<br />
Sprachenförderung sollte daher von den Potenzialen<br />
und der Sprachentwicklung der Kinder her gedacht<br />
und geplant werden. Das bedeutet, nicht nur<br />
auf die Zweitsprache Deutsch zu schauen, sondern<br />
den Reichtum kindlicher Spracherfahrungen und<br />
Entwicklungsmöglichkeiten in den Blick zu nehmen<br />
und mehrsprachige Kinder ihr gesamtes sprachliches<br />
Potential zum Lernen nutzen zu lassen.<br />
Der Gesamtsprachenansatz ist der Schlüssel zu<br />
einer erfolgreichen (mehr-)sprachigen Bildungsbiographie<br />
von jungen Menschen und wird den<br />
Bildungsprinzipien einer Pädagogik des 21. Jahrhunderts<br />
gerecht.<br />
Die Wiener Kinderfreunde stellen sich mit der Pilotierung<br />
des neuen Mehrsprachigkeitsansatzes in ihren Piloteinrichtungen<br />
dieser Aufgabe. Wie dies gelingt, erfahren Sie<br />
in der nächsten Ausgabe.<br />
Diese Tatsache sollte beim Deutschlernen nicht nur<br />
Rechnung getragen, sondern auch genutzt werden.<br />
Denn das Aufgreifen der Erstsprache hat nicht nur<br />
positive Effekte beim Erlernen der neuen Sprachstruktur,<br />
sondern vielmehr noch eine „hochgradig<br />
angstmindernde Wirkung“ (Brizic, 2007, 69 ff.) auf<br />
Kinder beim Erwerb der neuen Sprache.<br />
Denn fühlen sich mehrsprachige Kinder vor Eintritt<br />
in die Bildungsinstitutionen noch kompetent in<br />
ihren Sprache(n), verlieren sie dieses sprachliche<br />
Selbstbewusstsein im Kindergarten und ganz<br />
besonders in der Schule dann oft. Dort erleben<br />
sie sich als „sprachschwache“ Kinder, die nicht<br />
»richtig« mit der PädagogIn und den anderen<br />
Kindern kommunizieren können. Über die Sprache<br />
erleben sie Situationen von Ausgrenzung und Diskriminierung.<br />
Solche Demütigungen tun weh und<br />
führen dazu, dass Kinder sich (zum Selbstschutz des<br />
permanenten Erlebens des Andersseins) körperlich<br />
wehren, die Lust am Lernen verlieren, resignieren<br />
oder sprachlich sogar verstummen. Sie können ihre<br />
vorhandenen sprachlichen Kompetenzen kaum zeigen<br />
und sich auch kognitiv nicht weiterentwickeln,<br />
wenn sie die Botschaft bekommen, dass ihre bisherig<br />
verwendete Sprache zum Lernen nicht mehr<br />
wichtig ist. Dies alles hat fatale Folgen nicht nur<br />
für die Gesamtentwicklung des einzelnen Kindes,<br />
sondern der Gesellschaft per se.<br />
Fotos:© Archiv Zeitgut Verlag und pixabay.com<br />
Fotos: © Archiv Wr. Kinderfreunde<br />
31 | MÄRZ <strong>2020</strong>
information & erinnerung<br />
Hildegard Strauß:<br />
Muttertag<br />
[ORTELSBURG), MASUREN, OSTPREUSSEN; 1937<br />
Hildegard Strauß<br />
aus dem Buch<br />
"Momente des Erinnerns"<br />
Vorlesebücher<br />
für die Altenpflege<br />
Band 4.<br />
128 Seiten<br />
mit vielen Abbildungen,<br />
Fadenheftung,<br />
größere Schrift,<br />
Zeitgut Verlag, Berlin.<br />
ISBN 978-3-86614-186-5<br />
32 | MÄRZ <strong>2020</strong><br />
Jeden Morgen gehe ich auf meinem<br />
Schulweg an dem großen Modegeschäft<br />
mit den schönen Kleidern<br />
und Mänteln vorbei. Seit Wochen<br />
liegt ganz vorne im Schaufenster ein<br />
wunderschöner blauer Chiffonschal mit<br />
weißen Tupfen. Es muß der gleiche sein,<br />
den Olga Tschechowa – sie war damals<br />
eine große Filmschauspielerin – in ihrem<br />
letzten Film trug.<br />
In fünf Wochen ist Muttertag. Mutter ist<br />
sehr krank und kann nicht mehr aufstehen,<br />
aber mit ihren schönen schwarzen<br />
Haaren und den großen blauen Augen<br />
würde sie mit diesem Schal wunderschön<br />
aussehen, wie Olga Tschechowa!<br />
Ich bin zehn Jahre alt. Günter, mein älterer<br />
Bruder, hat sicher schon ein tolles<br />
Geschenk. Im Gegensatz zu mir spart<br />
er immer fleißig. Doch auf diesen Schal<br />
ist er bestimmt nicht gekommen. Mein<br />
Geschenk würde ganz bestimmt das<br />
schönste sein.<br />
1,80 RM kostet der Schal. Mein Taschengeld<br />
beträgt 20 Pfennig pro Woche.<br />
Das ergibt in den fünf Wochen<br />
bis zum Muttertag eine Mark. 40<br />
Pfennig habe ich noch. Dann fehlen<br />
mir immer noch 40 Pfennig.<br />
Jeden Morgen auf dem Schulweg<br />
werfe ich einen Blick ins Schaufenster.<br />
Ob er noch da ist?<br />
Nur noch eine Woche, dann ist Muttertag,<br />
und mir fehlen immer noch 40<br />
Pfennig! Wenigstens Blumen brauche ich<br />
nicht zu kaufen, die Tränenden Herzen<br />
und der Goldlack blühen schon im<br />
Garten. Wie komme ich nur zu den 40<br />
Pfennigen?<br />
Ich könnte natürlich eine Eins im Diktat<br />
schreiben, dann bekäme ich vielleicht<br />
10 Pfennig, aber auch nur vielleicht!<br />
Eigentlich ist die Anstrengung viel zu<br />
groß für 10 Pfennig! Aber ich könnte die<br />
Briefe für unseren Hausbesitzer zur Post<br />
bringen. Manchmal gibt er mir 10 Pfennig<br />
dafür, aber auch nur manchmal!<br />
Nur noch zwei Tage bis zum Muttertag.<br />
Der Schal liegt nach wie vor im Schaufenster<br />
und mir fehlen die 40 Pfennig<br />
immer noch. In meinem Nachttisch<br />
müßten eigentlich noch 20 Pfennig<br />
liegen, die ich als Schmerzensgeld für<br />
meine Halsschmerzen bekommen habe.<br />
Ich muß gleich mal nachsehen.<br />
Es ist der letzte Tag vor Muttertag. Ich<br />
stehe vor dem Schaufenster. Meine<br />
Hand ist feucht und ganz fest um das<br />
kleine Portemonnaie gepreßt. Darin sind<br />
1,60 RM.<br />
Ich nehme all meinen Mut zusammen<br />
und gehe in den Laden hinein. „Ich<br />
hätte gerne den blauen Schal mit den<br />
weißen Punkten, aber ich habe nur 1,60<br />
RM. Könnte ich den Rest abzahlen?“<br />
frage ich forsch.<br />
Die Blicke, die zwischen den beiden Verkäufern<br />
hin- und hergehen, lassen mich<br />
schon viel weniger forsch dastehen.<br />
„Ich brauche ihn ganz dringend“, sage<br />
ich nun schon viel bescheidener. Mein<br />
Herz klopft bis zum Hals. Wenn sie nun<br />
nein sagen? Was mache ich dann?
information & erinnerung<br />
„Wann würdest du denn den Rest bezahlen?“<br />
fragt der eine Verkäufer.<br />
„In der nächsten Woche könnte ich den<br />
Rest von meinem Taschengeld bezahlen,<br />
ich bekomme 20 Pfennig pro Woche“,<br />
antworte ich schnell und schon wieder<br />
viel lauter.<br />
Der Verkäufer packt sehr langsam den<br />
Schal ein, sieht mich ernst an und sagt:<br />
„Dann bis zur nächsten Woche.“<br />
„Ja“, sage ich und sehe ihn genauso<br />
ernst an und verspreche: „Bis zur nächsten<br />
Woche.“<br />
Auf dem Nachhauseweg presse ich das<br />
kleine Päckchen ganz fest an mich, als<br />
ob es der kostbarste Schatz der Welt<br />
wäre. Was wird Mutter wohl dazu<br />
sagen?<br />
Es ist soweit. Muttertag. Günter steht<br />
schon vor der Schlafzimmertür, als ich<br />
mit meinem kleinen Päckchen ankomme.<br />
Wir dürfen immer erst zu Mutter, wenn<br />
sie von der Krankenschwester gewaschen<br />
und gekämmt worden ist. Günter<br />
hat einen großen verpackten Gegenstand<br />
vor sich zu stehen. Was mag da<br />
wohl drin sein?<br />
nicht vor, ich muß erst meine Tränen abwischen, es ist sowieso<br />
alles egal. Was ist schon mein Schal gegen seinen<br />
Frühstückstisch?<br />
Mutter sieht schön aus wie immer. Wir stehen an ihrem Bett,<br />
Günter stellt seinen Tisch darauf und sagt in seiner korrekten<br />
Art: „Ich gratuliere dir zum Muttertag.“<br />
Mutter streicht mit ihrer kranken Hand über den Tisch. „Der ist<br />
schön, nun kann ich endlich bequem essen, ich danke dir.“<br />
Ich bin todunglücklich. Wie konnte ich nur auf die Idee mit dem<br />
Schal kommen? Vielleicht sollte ich ihn fallen lassen und nur die<br />
Tränenden Herzen schenken?<br />
Der Günter ist so gemein ...<br />
Nun bin ich dran. Ich lege mein kleines Päckchen auf Mutters<br />
Bett und sage: „Liebe Mutti, ich wünsche mir ... nein, ich wünsche<br />
dir, daß du bald wieder gesund wirst.“<br />
Mein Herz klopft, als sie ganz langsam das Päckchen auspackt.<br />
Sie breitet den Schal aus, hebt leicht ihren Kopf und legt ihn um.<br />
„Hol mir bitte einen Spiegel“, sagt sie.<br />
Ich halte ihr den Spiegel hin, sie zupft hier und da und freut<br />
sich: „Ist der schön! Ich habe noch nie einen so schönen Schal<br />
besessen. Den werde ich niemals wieder ablegen.“<br />
Ich sitze vor ihrem Bett, den Tisch sehe ich nicht mehr. Mutter<br />
sieht so schön mit dem Schal aus – wie Olga Tschechowa! Ich<br />
bin glücklich.<br />
Ich halte mein kleines Päckchen mit dem<br />
Schal auf dem Rücken versteckt.<br />
„Was hast du denn?“ frage ich ihn neugierig.<br />
„Pack’ es doch mal aus, Mutter<br />
kann es in ihrem Bett sowieso nicht.“<br />
Sein triumphierender Blick läßt nichts<br />
Gutes ahnen, als er ganz langsam den<br />
Packbogen löst. Ich traue meinen Augen<br />
nicht: ein kleiner Tisch, ein Tisch, den<br />
man auf das Bett stellen konnte, damit<br />
Mutter bequem essen kann. Genau das,<br />
was Mutter braucht!<br />
Und ich habe einen sinnlosen, lächerlichen<br />
Schal, den sie nie umbinden wird!<br />
Die Tränen laufen mir über die dicken<br />
Wangen. Dieser Günter!<br />
„Das ist gemein!“, schreie ich und bin<br />
gerade dabei, voller Wut meine kleinen<br />
Fäuste in seine Seite zu schieben, als<br />
Mutter „Herein!“ ruft. Ich drängele mich<br />
Foto: © JL G-pixabay.com<br />
33 | MÄRZ <strong>2020</strong>
information & geschichte<br />
Notwendigkeit des Erinnerns:<br />
100 Jahre österreichische Verfassung<br />
HANS KELSEN ALS ARCHITEKT DER BUNDESVERFASSUNG<br />
Dipl.-Ing. Alexander Ristic<br />
Journalist<br />
Die österreichische Bundesverfassung<br />
feiert heuer ihren 100.<br />
Geburtstag. Sie ist damit eine<br />
der ältesten noch in Geltung<br />
stehenden Verfassungen Europas.<br />
Die Habsburgermonarchie geht in der<br />
Katastrophe des Ersten Weltkrieges<br />
unter. Das massenhafte Sterben an der<br />
Front, der Hunger der Zivilbevölkerung<br />
und das rigorose Vorgehen gegen<br />
KritikerInnen zerstören auch das letzte<br />
Vertrauen in das habsburgische Herrscherhaus.<br />
Die Sehnsucht nach Frieden<br />
ist groß. Tausende Soldaten desertieren.<br />
Zu Hause treten Arbeiter und vor allem<br />
Arbeiterinnen in den Streik. Versuche,<br />
das Vielvölkerreich in einen Staatenbund<br />
umzubauen, misslingen.<br />
Der Weltkrieg hat in Österreich zur<br />
wirtschaftlichen Erschöpfung geführt.<br />
Der einst wirtschaftliche Großraum der<br />
Monarchie, der 53 Millionen Menschen<br />
umfasst hat, ist in viele kleine Nationalstaaten<br />
zerfallen.<br />
Die Republik, die durch die Siegermächte<br />
erst zur Selbständigkeit gezwungen<br />
werden musste, war nicht das Ergebnis<br />
einer Revolution, sie war auch nicht das<br />
Produkt politischer Planung. Sie fiel den<br />
sozialdemokratischen, den christlichsozialen,<br />
den deutschnationalen Abgeordneten<br />
als Restmasse quasi in den Schoß.<br />
Aber diese Abgeordneten machten aus<br />
diesem fremdbestimmten Staat etwas<br />
Vernünftiges: Sie ließen eine Konstituierende<br />
Nationalversammlung wählen (bei der auch<br />
erstmals Frauen stimmberechtigt waren)<br />
und arbeiteten eine Verfassung aus. Dass<br />
diese Verfassung von 1920 auch noch <strong>2020</strong><br />
die Verfassung der Republik ist, zeigt die<br />
Belastungsfähigkeit eines Regelwerkes und<br />
die Kompromissfähigkeit der republikgründenden<br />
Parteien.<br />
Es waren die Parteien, die aus einer von<br />
niemandem so gewollten Situation das Beste<br />
gemacht hatten. Sie waren - im Jahre 1920<br />
- in der Lage, sich in der politischen Mitte<br />
zu treffen. Sie gaben der demokratischen<br />
Republik ein parlamentarisches System, eine<br />
bundesstaatliche Struktur und eine Verfassungsgerichtsbarkeit.<br />
Sie sicherten demokratische<br />
Wahlen, deren Ergebnisse von allen<br />
Parteien respektiert wurden.<br />
Nach dem Zusammenbruch der Monarchie<br />
wurde Kelsen von Staatskanzler Karl Renner<br />
mit der Arbeit an einer Bundesstaatsverfassung<br />
für die junge Republik beauftragt.<br />
Baron Charles Montesquieu, ein französischen<br />
Denker, Aufklärer und Staatsphilosoph,<br />
gilt als geistiger Vater der modernen<br />
Verfassung eines Staates, der die Gewaltenteilung<br />
in Exekutive = Regierung, Legislative<br />
= Parlament und Judikative = Gerichtsbarkeit<br />
(Justiz) als die drei wesentlichen Säulen<br />
eines Staatswesens vorsah und vordachte.<br />
Aufbauend auf seine Theorie formulierte<br />
der österreichische Jurist Hans Kelsen die<br />
neue österreichischen Bundesverfassung.<br />
Er entwickelte das – später so bezeichne-<br />
34 | MÄRZ <strong>2020</strong>
te – österreichische Modell der<br />
Verfassungsgerichtsbarkeit, das<br />
weltweit Nachahmung fand. Er<br />
schreibt den österreichischen<br />
Staat als bundesstaatliche Republik<br />
mit ausgeprägtem Parlamentarismus<br />
fest.<br />
Das Original umfasst 19 Seiten und<br />
152 Artikel.<br />
Bald 100 Jahre alt, etwas größer und breiter als DIN A4 und im Österreichischen Staatsarchiv aufbewahrt:<br />
Das ist die Originalversion der Österreichischen Bundesverfassung.<br />
Unser Bundespräsident Alexander<br />
Van der Bellen hat die Österreichische<br />
Verfassung für ihre „Eleganz<br />
und Schönheit“ gelobt.<br />
Der Jurist Hans Kelsen wurde<br />
1881 in Prag geboren. Er wuchs in<br />
Wien in einer deutschsprachigen<br />
jüdischen Familie auf. Sein Vater<br />
war ein erfolgreicher Lusterfabrikant.<br />
Kelsen, der von 1918 bis<br />
1930 Professor an der Universität<br />
Wien war, erlangte vor allem für<br />
seine Beiträge zur Rechtstheorie<br />
und zur Politischen Theorie<br />
internationale Bekanntheit. Er gilt<br />
heute als einer der bedeutendsten<br />
Rechtsgelehrten des 20. Jahrhunderts.<br />
Diese Demokratiequalität ist<br />
heute gesichert — im hundertsten<br />
Jahr der Republik. Deshalb<br />
ist die Geschichte der Republik<br />
eine Erfolgsgeschichte. Aus der<br />
Geschichte kann man lernen. Die<br />
Republik Österreich macht dies<br />
vor.<br />
Konstituierende Sitzung der Provisorischen Nationalversammlung für Deutschösterreich am 21. Oktober<br />
1918 im Niederösterreichischen Landhaus in der Wiener Herrengasse © ÖNB<br />
Die Nationalversammlung war aus 106 deutschnationalen Abgeordneten verschiedener Parteien<br />
sowie 65 christlich-sozialen und 39 sozialdemokratischen Mandataren zusammengesetzt.<br />
35 | MÄRZ <strong>2020</strong>
Erscheinungsort Wien<br />
<strong>LERNEN</strong> <strong>MIT</strong> <strong>ZUKUNFT</strong>, 1220 Wien, Mühlwasserpromenade 23/Haus 13, Austria<br />
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http://magazin.Lmzukunft.at<br />
Umfangreiches Archiv bis 2010 zur Nachlese.<br />
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