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Das Österreichische Impuls-Magazin | Dezember 2019
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Das Weihnachtsgeschenk
Babette Reineke
In der Mitte sein
Leben bedeutet stetiger Wandel
SOS-Familientipp
Rat auf Draht zum Thema Geld
inhalt & impressum
inhalt & übersicht
Kopfsprung ins Herz
Kinderrechte und verletzte Kinder
Der Erfolg des Christentums
Manchmal ist ein Neustart am besten
HSP in Beziehungen
Ich habe keine Zeit für Stress
Traum vom eigenen Buch
Versuche mit Tieren, an Tieren,
für Tiere
Der Körper spricht immer
Das Auto hat immer Vorrang
Die SOS-Familientipps
Internationales/interkulturelles Lernen
Prof.Abakus
In der Mitte sein
Zoo- und Wildtierpfleger
Das Recht auf eine Kindheit
Hitzige Debatte
Das Weihnachtsgeschenk
Lebensmittel hinterlassen Fußabdrücke
Chancen zum Innehalten
Wenn das nicht mehr hilft!
Das Kind auf Augenhöhe
Lernen nach dem Lustprinzip
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2 | DEZEMBER 2019
editorial & information
impressum
Medieninhaber, Herausgeber
& Verleger LERNEN MIT
ZUKUNFT, 1220 Wien,
Mühlwasserpromenade 23/ Haus
13, e-mail: office@LmZukunft.
at, Herausgeber/Grafik: Karl H.
Schrittwieser, Redaktion (Bild/
Text): Birgit Menke,
Titelseite - Foto: © Pixabay.com
Blattlinie:
Mit unserer Themenvielfalt laden
wir Erwachsene ein, sich für die
Entwicklung unserer Lebenswelt
und für künftige Generationen
einzusetzen.
Dazu geben wir Informationen,
Gedankenimpulse und
Anregungen.
Die AutorInnen übernehmen
selbst die Verantwortung für den
Inhalt ihrer Artikel.
Auflage: 4 mal im Jahr
Früher war alles besser:
Sehnsucht nach der guten alten Zeit
AUCH IN DER GUTEN ALTEN ZEIT HABEN SICH DIE MENSCHEN NACH
BESSEREN ZEITEN GESEHNT
Man trifft sie überall, die Nostalgiker mit ihrem sehnsuchtsvollen
verzückten Ausdruck, wenn sie in
Erinnerungen schwelgen. Die Musik war besser, die
Menschen gingen anders miteinander um, es durfte
überall geraucht werden und irgendwie war auch alles gemütlicher
und stiller, vor allem zu Weihnachten.
Weihnachten mit Kindern zu erleben ist eine Reise zurück in
die eigene Kindheit, verbunden mit dem Zauber, der schon in der
Adventszeit mit Weihnachtsgeschichten, Kerzenschein, Basteln und
Singen beginnt. Diesen Zauber für die Kinder zu erhalten, mag früher
einfacher gewesen sein. Das lag vermutlich auch an den nicht
vorhandenen Möglichkeiten und Angeboten. Ich erinnere mich,
dass meine Eltern noch beim Greißler eingekauft haben und dort
gab es im August noch kein Lebkuchen oder Windgebäck. Mit uns
Kindern wurde in Ermangelung von Einkaufszentren in Katalogen
gestöbert, um mögliche Vorlieben und Wünsche herauszufiltern.
Die Bescherung fiel in den meisten Familien sehr bescheiden aus.
Ein Höhepunkt neben einem geschmückten Christbaum und der
beheizten Stube war der Festbraten und den konnte
sich auch nicht jeder leisten.
Die gute alte Zeit ist vorbei. Wir leben in der jetzigen
Zeit und seit jeher hat alles zwei Seiten. Ich
bin mir ziemlich sicher, dass auch in Zukunft jede
Generation passend zum Zeitgeist Nostalgiker
hervorbringen wird, die mit glänzenden Augen von
„ihrer Zeit“ schwärmen werden.
Ich wünsche Ihnen ein harmonisches und geruhsames
Weihnachtsfest und ein zauberhaftes Neues
Jahr.
Karl H. Schrittwieser
Obmann und Herausgeber
LERNEN MIT ZUKUNFT
Foto © by-studio-fotolia.com
3 | DEZEMBER 2019
information & vision
Visionssuche und mein Buch:
Kopfsprung ins Herz
ALS OLD MAN COYOTE DAS SCHULSYSTEM SPRENGTE
Gerald Ehegartner
Lehrer, Autor, Naturpädagoge
und Visionssucheleiter
„Akademie für Potentialentfaltung“,
„Lernwelt“;
www.geraldehegartner.com
AUDIO: Fragen
an den Lehrer
Der herrliche Duft von verbranntem
Salbei steigt mir plötzlich in
die Nase. Ich bin an der Schwelle
zu meiner ersten Visionssuche
und aufgeregt.
Meine beiden Guides sprechen Gebete
und fächern mit Federn den Rauch von
Salbei in mein Energiefeld.
Ihre Wörter klingen wie Beschwörungen
aus fernen Zeiten – und doch so nah und
vertraut.
Langsam verlasse ich die Schwelle,
packe meinen Rucksack, zwei Wasserkanister
und meine Unterlagsmatte. Die
Plane habe ich noch in meinem Rucksack
verstaut.
Für mehr ist nicht Platz. Nicht einmal ein
Zelt sollte mit auf die äußere und innere
Reise. Nur ich und die Wildnis. Sogar das
Essen bleibt für die nächsten Tage im
Base-Camp.
Ich schaue mich um. Death Valley hat
seinen ganz besonderen Reiz. Obwohl es
Ende Dezember ist,
scheint an diesem Ort die Sonne kaum
Kraft verloren zu haben. Der Höhepunkt
der Visionssuche hat
nun begonnen!
Wieder stehe ich an der Schwelle – diesmal
in New Mexico.
Ich habe mich entschieden, die Ausbildung
zum „Vision quest guide“ zu
machen.
Die erste Visionssuche hatte mein Leben
verändert. Ich bin zutiefst überzeugt von
der Kraft dieses Rituals.
Vieles hatte ich schon probiert – einiges
hatte auch wunderbare Wirkungen. Nur
– die Visionssuche, die ging tiefer als das
meiste zuvor.
Mein Leben wurde buchstäblich transformiert.
Ich wandere hinaus in die trockene Wildnis
von New Mexico, zwei Geier weisen
mir den Weg.
Vier Tage und vier Nächte begebe ich
mich wieder in diese Intimität. Keine
Ablenkung – nur die Natur und ich, ganz
allein. Kein Baum, der sagt: Tu dies und
mach das. Keine Wolke, die meint, sie
wüsste, was das Beste für mich sei. Die
Natur spricht schweigend zu mir. Kein
Aufdrängen, kein Raumnehmen – sondern
endlose Weite. Ich bin mir wieder ganz
nahe und stolpere über den heiligen Narren
der Indianer des Südwestens: Kojote.
Ein großes Lachen erfasst mich. Ich tanze
– und keiner sieht mich. Ich weiß, was zu
tun ist.
Zurück in Österreich gründe ich mit unbändig-verrückter
Kraft das 1. Naturpädagogik-Wahlpflichtfach
Österreichs, danach
beginne ich an meinem Buch „Kopfsprung
ins Herz – Als Old Man Coyote das Schulsystem
sprengte“ zu schreiben.
Foto: © janlev-fotolia.com
4 | DEZEMBER 2019
information & vision
Old Man Coyote hatte es mir angetan.
2017 wurde das Buch dann auf der
„Frankfurter Buchmesse“ vorgestellt
– und sollte innerhalb kurzer Zeit zum
erfolgreichsten Buch des Verlages werden.
Im Herbst 2019 brachte der Kamphausen
Verlag meinen „verrückten
Roman“ neu heraus. Ich genieße es,
Teil der Autoren rund um Eckhart Tolle,
Dalai Lama usw. zu sein. Aber – so
richtig begonnen hat alles bei meiner
letzten Visionssuche in der Wildnis der
USA….
Und letztendlich stand ich bei beiden
Visionssuchen vor Übergängen. Einmal
in punkto Familie und das zweite Mal
vor einer beruflichen Veränderung.
Der vielleicht größte Übergang im
Leben aber – abgesehen vom Tod – das
ist wohl jener, wenn wir erwachsen
werden.
Nur bieten wir unseren jungen Menschen
genügend Angebote, damit sie
diesen Übergang gelungen bewältigen
können?
Ich denke nicht. In dieses Vakuum
könnte auch vermehrt das Angebot der
„Visionssuche“ stoßen - vielleicht sogar
im schulischen Kontext.
Sie ist ein wunderbares Instrument, um
große und kleinere Übergänge erfolgreich
zu gestalten.
Ich bin unendlich dankbar, diese „Visionssuchen“
erfahren zu haben. Ohne
sie hätte alleine schon „Kopfsprung ins
Herz – Als Old Man Coyote das Schulsystem
sprengte“ wohl nicht das Licht der
Welt erblickt.
ZUR PERSON GERALD EHEGARTNER
Ausgebildeter Lehrer, Theater-, Naturund
Wildnispädagoge, Mitbegründer des
1. Naturpädagogik-Wahlpflichtfaches in
Österreich - sowie „Vision
quest
guide“.
Gerald
Ehegartner
ist Teil des
Lernweltteams“
http://www.
lernwelt.at/
leitung/team/
index.html u
„Ehrlich, witzig und anrührend
- ein zutiefst mystisches
und widerständiges Buch.“
Konstantin Wecker – Musiker,
Liedermacher, Komponist,
Schauspieler, Poet,
Autor
"Welch eine Botschaft -
und welch ein tolles Buch!
Danke!“
Margret Rasfeld – Bildungsinnovatorin,
Mitbegründerin
von „Schule im Aufbruch“,
Vision- und Querdenker-
Award
Kopfsprung ins Herz –
Als Old Man Coyote
das Schulsystem sprengte
Autor: Gerald Ehegartner
5 | DEZEMBER 2019
information & jugend
CONCORDIA Sozialprojekte:
Kinderrechte und verletzte Kinder
UM IHRE EINHALTUNG MUSS JEDEN TAG ERNEUT GEKÄMPFT WERDEN
Ulla Konrad,
geschäftsführender Vorstand
von CONCORDIA
Sozialprojekte
www.concordia.or.at
Foto © Archiv Concordia
6 | DEZEMBER 2019
In diesem Jahr findet ein Jahrestag
statt, der für mich besondere
Bedeutung hat: Am 20. November
1989 verabschiedeten die
Vereinten Nationen 41 Kinderrechte.
Meiner Erfahrung nach gibt es nicht
eines, das nicht verletzt wird.
Wenn ein Kinderrecht verletzt wird,
wird ein Kind verletzt.
Ein weiteres Jubiläum ist für mich in
diesem Zusammenhang sehr wichtig:
Der Fall des Kommunismus. Ich kann
mich an diese Zeit noch zurückerinnern.
In Osteuropa herrschte eine
Stimmung des Aufbruchs und des
Neuanfangs.
Nach dem Kollaps des kommunistischen
Systems lebten viele Waisenkinder
auf der Straße. CONCORDIA
Sozialprojekte nahm sich als eine der
ersten Organisationen der Menschen
an.
30 Jahre später ist etwa Bulgarien
Mitglied der Europäischen Union.
Die Einhaltung der Kinderrechte
sollte in einem Land der EU nicht
mehr zur Debatte stehen. Aus eigener
Erfahrung kann ich Ihnen leider
ganz andere Geschichten erzählen.
Wie zum Beispiel von Angel: Er ist
noch ein Baby, als seine Mutter die
Familie verlässt. Den Grund kennen
wir nicht. Der Vater bemüht sich
redlich, kümmert sich um den Buben,
aber er lebt immer an der Grenze.
Kaum Arbeit, kaum Einkommen. Als
er vor zwei Jahren mit Angel zu uns
kommt sucht er Unterstützung nur
untertags, damit er arbeiten kann.
Bald aber verschwindet er ganz, holt
Angel auch am Wochenende nicht mehr ab.
Bei CONCORDIA betreiben wir familienähnliche
Wohngruppen, wo Kinder so wie Angel abseits der
Familie wieder mit dem Nötigsten versorgt werden.
Hier erfahren sie Stabilität und können sich Zukunftschancen
aufbauen. Mit psychologischer Betreuung
und liebevoller Fürsorge lernen die Kinder wieder zu
vertrauen und auch ihre Schulbildung fortzusetzen.
Kinder haben ein Recht auf Schutz und Fürsorge
durch ihre Eltern, auf eine Identität und Familie.
Und: Sie dürfen nicht willkürlich von ihrer Familie
getrennt werden. Das besagen die Kinderrechte
Nummer 2 bis 4. In Bulgarien ist die Not allerdings
oft so groß, dass Eltern nicht selbst für ihre Kinder
sorgen können. Manchmal sind Eltern selbst mit
sozialer Unterstützung nicht in der Lage, sich um ihre
Kinder zu sorgen.
Seit 30 Jahren gibt es die Kinderrechte, aber meine
täglichen Erfahrungen zeigen: Die Arbeit jeder einzelnen
meiner Kolleginnen wird bitter benötigt. Die
Kinderrechte mag es seit 30 Jahren geben, um ihre
Einhaltung muss jeden Tag erneut gekämpft werden.
Bei uns gilt: Wenn ein Kinderrecht geschützt wird,
wird ein Kind geschützt. Dafür machen wir uns stark.
ww
Sie wissen selbst am besten, womit
Sie Ihr Wissen ergänzen wollen!
Stellen Sie Ihr eigenes Ausbildungsprogramm zusammen
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23 | 7 SEPTEMBER | DEZEMBER 2018 2019
information & religion
Religionen der Welt:
Der Erfolg des Christentums
WIE HAT UNS DAS CHRISTENTUM VERÄNDERT
Dipl.-Ing. Alexander Ristic
Internationaler
Länderexperte
Ist vom Christentum die Rede, denken
viele Menschen an Kreuzzüge und
Kolonialisierung. Wir vergessen
dabei, was uns das Christentum als
Religion gebracht hat: Menschenrechte,
Krankenhäuser und Schulbildung sind
Errungenschaften des Christentums.
Es war Martin Luther, der mit seiner
leicht verständlichen Bibelübersetzung
das Licht von Bildung und Freiheit in die
Welt erfolgreich hinaustrug.
Luther war der Mann des vergangenen
Jahrtausends. Wir spüren auch 500 Jahre
später seinen enormen Einfluss, weil er
die Bibel übersetzt und damit Gottes
Wort wieder zurück zu uns Menschen
gebracht hat. Ohne ihn gäbe es keine
universale Bildung, keine individuale
Freiheit und Gleichheit der Menschen.
Demokratie und Wissenschaft würden
nicht heute in dieser Art existieren.
Martin Luther hat verstanden, dass jeder
Einzelne die direkte Verbindung zu Gott
hat und jeder selbst für sein Handeln
verantwortlich ist. Luther folgte seinem
Gewissen und seiner Überzeugung. Er
fühlte sich Gottes Wort verpflichtet und
nicht der Kirche oder der Lehre der Universitäten.
Weil es seine innere Überzeugung
verlangte, stellte er sich gegen die
damalige Obrigkeit.
Mönche führten profitable Unternehmen.
Sie mussten wirtschaftliche Entscheidungen
treffen, um die Klöster finanziell erfolgreich
zu machen. Sie nutzten Technik zur Arbeitserleichterung,
erfanden die Brille und die
Uhr. Sie kümmerten sich um die Kranken,
trugen das bestehende Wissen zusammen
und hielten es in handgeschriebenen Büchern
fest.
Die katholische Kirche gründete Universitäten,
hundert Jahre vor der Reformation
und lehrte, dass die Bibel Gottes Wort ist. An
einer von ihnen war Martin Luther Professor.
Luther studierte die Bibel und stimmte damit
überein. Aber er kam zum Schluss, dass die
Bibel oberste Autorität haben muss und
nicht die Kirche. Er rebellierte erfolgreich.
Der Protestantismus übernahm das Beste
aus dem Leben in den Klöstern und machte
jeden zum Mönch. Die Reformation machte
das, was bis dahin in der Abgeschiedenheit
der Klöster entstand, allen zugänglich.
Die Reformation begann in katholischen Universitäten
und war ein Kampf um die Wahrheit.
Martin Luther stand 1521 in Worms
und sollte widerrufen. Er sagte: „Mein
Gewissen ist in den Worten Gottes gefangen.
Ich widerrufe, wenn ihr mich durch die
Schrift und Logik überzeugt. Ihr könnt mich
zwingen, aber eher sterbe ich.“
Die Luther Bibel hat Europa und die Welt
verändert. Es hat zweihundert Jahre gedauert,
bis sich Martin Luthers Idee der Freiheit
des Individuums durchgesetzt hat. Die
deutsche Reformation war ein Segen für die
Welt.
Foto © pixabay.com
8 | DEZEMBER 2019
information & emotion
Der emotionale Mensch - Teil 22
Manchmal ist ein Neustart am besten
DIE CHANCE KLOPFT ÖFTER AN ALS MAN MEINT, ABER MEISTENS IST
NIEMAND ZU HAUSE. (William Rogers)
Sie kennen das sicher. Wenn der
Computer hängt und nichts mehr
geht, kommt von hinten jemand,
der sich scheinbar besser auskennt
und die magische Frage stellt: „Hast du
ihn schon mal neu gestartet?“ Hat man
das nicht, dann wird es höchste Zeit.
So ein Neustart macht nicht immer alles
gut, aber meistens ist das dringlichste
Problem danach Geschichte. Und soll ich
Ihnen was gestehen: Das klappt im echt
Leben auch. Wenn Sie in einer Sackgasse
stecken und nicht mehr weiter wissen,
werden Sie zuerst probieren an der einen
oder anderen Stellschraube zu drehen,
um wieder weitermachen zu können.
Hilft die Feinjustierung nicht, sollten Sie
sich überlegen, ob eine komplette Neuausrichtung
nicht die bessere Lösungsvariante
wäre.
Sagen wir Ihre Arbeit freut Sie nicht
mehr. Sie stehen jeden Tag mit einem
starken Gefühl des Unwillens auf,
verrichten Ihre Tätigkeiten freudlos, sind
viel zu schnell gereizt und alles in allem
unzufrieden. Klinken Sie sich in so einem
Fall doch einfach einmal aus. Versuchen
Sie sich und Ihre Situation von außen zu
betrachten. Was hält Sie denn noch in
Ihrem Job?
Ist es das gute Gehalt? Ist es die praktische
Nähe zum Wohnort oder sind es
die lieben KollegInnen? Sind das wirklich
gute Gründe in einem unbefriedigenden
Status quo zu verharren, einfach so
weiterzumachen wie bisher?
Ich kann ihnen aus Erfahrung sagen,
dass sie das nicht sind! Es gibt andere
gutbezahlte Stellen und ganz ehrlich:
Lieber mit Spaß an der Arbeit weniger
verdienen, als Monat für Monat ein
dickes Salär mit traurigem Gesicht
entgegennehmen. Lieber ein bisschen
weiter fahren, als unglücklich zu sein.
Die netten Arbeitskollegen lieber einmal
mehr privat treffen als unmotiviert vor
sich hinschuften.
Ich sage es Ihnen nur ungern, aber man
lebt nur einmal. Zu fast jedem ungeschickt
eingeschlagenen Lebensweg gibt
es zumindest eine Alternative. Manche
Menschen findet das Glück, aber die
meisten müssen es selber suchen. Es
wartet darauf entdeckt zu werden, werden
Sie aktiv!
Mag. Markus Neumeyer
Theater-,Film- und
Medienpädagoge
dipl. Lern/Freizeit &
Vitalcoach
www.buchteufel.at
Foto © pixabay.com
9 | DEZEMBER 2019
information & bildung
Deine
Spende
macht mich
klug!
CONCORDIA begleitet Kinder und Jugendliche in ein selbst bestimmtes Leben.
Wir eröffnen Chancen durch Ausbildung und das Erlernen eines Berufes.
Spendenkonto: IBAN: AT66 3200 0000 0703 4499
Fotos: © Archiv SOS-Kinderdorf
www.concordia.or.at
10 | SEPTEMBER 2019
information & bildung
Hochsensitivität:
HSP in Beziehungen
SO VIELFÄLTIG WIE DAS LEBEN SELBST
Hochsensitive Personen (HSP)
nehmen Reize detaillierter
wahr, verarbeiten sie tiefgehender,
sind sehr emotional
und empathisch – und deshalb schneller
reizüberflutet. Diese Faktoren spielen
auch in Beziehungen – beruflich wie
privat – eine Rolle. Speziell introvertierte
HSP brauchen ihren Rückzug, um Reize
zu verarbeiten. Das wird von Nicht-HSP
manches Mal als Liebesentzug gewertet.
Je besser man über sich Bescheid
weiß und seine Hochsensitivität, trotz
der Herausforderungen, als Qualität
und Stärke erlebt, desto unaufgeregter
kann eine HSP zu sich selber und ihren
Bedürfnissen stehen und diese liebevoll
artikulieren.
Treffen zwei HSP aufeinander, kann das
wortlose Verstehen und der Gleichklang
groß sein. Das wird als entspannend
empfunden. Der andere kann die eigene
Welt meist besser nachempfinden, kennt
sie aus eigenem Erleben. Trotzdem
ticken auch nicht alle HSP immer gleich.
Die Sensitivität kann sich unterschiedlich
äußern (verschiedene Sinne und „Übersinne“
betreffen oder verschieden stark
ausgeprägt sein). Beide können sich zu
unterschiedlichen Zeiten reizüberflutet
fühlen. Sind sie es zur selben Zeit,
kann das Konfliktpotential steigen. Das
braucht besonderes Fingerspitzengefühl
und möglicherweise dialogische, strukturierte
Gesprächsformen, die den Stresslevel
senken und deeskalierend wirken.
Extrovertierte HSP suchen die Nähe von
anderen, brauchen aber – wie auch die
vielbegabten, vielseitig interessierten
Scanner oder High Sensation Seeker auf
der Suche nach starken Reizen, noch mehr
Achtsamkeit auf die Balance zwischen Anregung
und Entspannung. Wenn unterschiedlich
veranlagte HSP aufeinandertreffen, ist nicht
immer das Verständnis da, das zwei „gleich
gelagerte“ HSP teilen können. Das braucht viel
Toleranz für die Andersartigkeit des Partners
oder der Partnerin.
HSP in Beziehungen mit Nicht-HSP schätzen
manchmal gerade diese Verschiedenheit, weil
sie im Alltag entlastend sein kann für HSP.
Eine Nicht-HSP tut sich manchmal leichter mit
pragmatischen Alltagsaufgaben, kann der HSP
etwas abnehmen oder ist nicht so schnell
DOWNLOAD
Hochsensitivität in
Liebe und Beziehung
Mag. a Sabine Knoll
Freie Autorin und Trainerin
Gründerin und Obfrau des
„hochsensitiv.netzwerk
von hsp für hsp“
Leiterin des WIFI-Lehrgangs
„Experte/Expertin
für HSP (Hochsensitive/
Hochsensible Personen)“
am WIFI Wien
www.sohreya.net
www.hochsensitiv.net
überreizt, wenn die Wogen mal hochschlagen oder die Kinder Gas geben.
Das richtige gemeinsame Level an Anregung und Entspannung zu finden,
wird vielleicht in dieser Beziehung eine Herausforderung sein.
Beziehungen sind generell sehr individuell, da sind HSP keine Ausnahme.
Es braucht genug Verbindendes und Verständnis für einander, aber auch
Unterschiede, um die positive Spannung auf Dauer aufrecht zu erhalten.
Was HSP zum Gelingen beitragen können, ist, auf ihre Stressbewältigung
ganz besonders gut zu achten. In Stressmustern übernehmen bekanntlich
die älteren Gehirnteile das Kommando, da hilft es auch uns HSP nichts,
dass in einem entspannten Zustand der entwicklungsgeschichtlich jüngere
Frontallappen, wo Empathie und Mitgefühl sitzen, bei uns aktiver ist. Also:
In der Mitte bleiben – oder, wenn wir herausgefallen sind, bald wieder in
die Balance bringen.
11 | DEZEMBER 2019
information & leistungsdruck
Die junge Leistungsgeneration – Teil 1:
Ich habe keine Zeit für Stress
WENN LEISTUNGSDRUCK ZU EINEM STRUDEL WIRD
Tina Čakara
Studentin
Junge Autorin
Es ist 3:06. Ich kann nicht schlafen.
Morgen halte ich eine Präsentation.
Übermorgen muss ich mit
dem Essay anfangen. Ich habe
noch immer kein Thema. Am Mittwoch
ist Zahnarzt. Und morgen Abend wollte
ich ja Nina treffen. Vielleicht sage ich
das lieber ab. Aber ich habe doch schon
so oft abgesagt! Mein Hals kratzt auch
schon wieder. Für Kranksein habe ich
gerade gar keine Zeit. Am Freitag ist ein
Zwischentest. Und Nachhilfe gebe ich
da auch noch! Soll ich doch das Treffen
absagen? Oh Gott, es ist schon 3 Uhr.
Reichen 4 Stunden Schlaf? Ich werde
morgen so müde sein! Und dann wird
die Präsentation schlecht. Und dann fällt
mir kein Thema für den Essay ein. Und
dann… PANIK.
GEDANKENSTRUDEL
Das eben geschilderte Szenario ist nur
eines von unzähligen, die ich entweder
selber erlebt oder aus meinem Freundeskreis
erzählt bekommen habe.
Solche Gedankenstrudel kommen meist
abends, wenn der Körper und das
Gehirn sich endlich entspannen. Ein
einfacher Gedanke reicht aus und der
Strudel wird in Gang gesetzt. Eine Sorge
reiht sich an die nächste und man droht
zu ersticken.
PANIKATTACKEN
Gedankenstrudel führen oft zu einem
Gefühl von Hilflosigkeit. Die Lage
scheint aussichtslos. Der Kampf verloren.
Panik kommt auf. Sie schleicht sich
in ruhigen Momenten in das Gehirn ein,
das eigentlich einen schnelleren Rhythmus
gewöhnt ist und schreit: NEIN!
Keine Pause machen! Weitermachen!
Schneller! Effektiver! Und der Gedankenstrudel
dreht sich weiter.
Gerade die junge Generation, die in die
Schule geht oder studiert, scheint besonders
oft von Gedankenstrudeln und
Panikattacken betroffen zu sein. Wieso
ist das so? Mehr dazu in der nächsten
Ausgabe im März 2020!
Fotos © pixabay.com
12 | DEZEMBER 2019
information & bewusstsein
Autorität gewinnen als Autor/-in:
Traum vom eigenen Buch
JEDE GESCHICHTE, DIE ICH ERSCHAFFE, ERSCHAFFT MICH. ICH SCHREIBE, UM
MICH SELBST ZU ERSCHAFFEN. (Octavia E. Butler)
Was steht noch an in Ihrem
Leben?! – Haus bauen, Baum
pflanzen, Familie gründen …
UND: Buch schreiben. Bei den
ersten drei Dingen bin ich absolut kein
Experte; umso intensiver darf ich das
vierte Feld bestellen. – Und Ihnen Gusto
machen, sich ebenso als Autor/-in zu erproben.
Seit 1991 habe ich nunmehr 25
Bücher selbst geschrieben und herausgebracht.
Fünfmal so viele für andere
Menschen als "Buchgeburtshelfer" - von
Idee/Konzept über Titel-Findung bis zur
Präsentation - in die Öffentlichkeit begleitet.
Die heutigen Möglichkeiten des
„Print on demand“ ebnen den – kostengünstigen
– Weg zum eigenen Buch.
Ausnahmslos alle, die ihr Buchbaby
in Händen halten, sind überglücklich.
Und unbestritten verhilft das Buch der
Autorin, dem Autor zum Expertenstatus,
zur Autorität. Wer etwas zu sagen hat,
schreibt es … Und kann somit zitiert
werden. „Lies doch nach bei X!“
„Das Buch BIN ICH!“
Was jedoch keine/r am Beginn des
Schreibprozesses ahnt, ist die Komponente
der Persönlichkeitsentwicklung.
Alles, was rund um die Entstehung des
Buches, das Auf und Ab, Schreibfluss
und -Blockaden, Zweifel und Enthusiasmus,
Akribie und Verzögerungen
geschieht, ist „typisch“ für die Schreibenden.
Ja, alles lässt sich auf die kurze
Formel reduzieren: „Das Buch BIN ICH!“
Wer lieber im Austausch mit ande-
ren, geborgen in einer exklusiven Runde,
sein Buch entstehen lassen will, ist in der
„9-Monats-Buch-Schwangeren-Gruppe“
bestens aufgehoben, die ich mit meiner
Autoren-Kollegin Sabine Knoll vor vier Jahren
gegründet habe; Dutzende Bücher sind seither
entstanden. Die nächste, bereits fünfte
Gruppe startet am 15. 2. 2020 – und der
zweite Fixtermin ist der 14. 11. 2020, an dem
IHR BUCH öffentlich präsentiert wird … Lust
geweckt? www.buchschwanger.at
Dr. Manfred Greisinger
Autor, Trainer
Buch-Projekt-Begleiter
Vortragender
Selfness-Coach
ICH-Marke-Pionier
www.stoareich.at
„Worte - sobald
sie erstmal gedruckt
sind, führen
sie ein Eigenleben.“
Carol Burnett
Foto: © pixabay.com
13 | DEZEMBER 2019
information & wissenschaft
Das kontroverse Thema:
Versuche mit Tieren, an Tieren, für Tiere
DIE GROSSE BANDBREITE TIEREXPERIMENTELLER FORSCHUNG IST KAUM
JEMANDEM BEWUSST
Thomas Kolbe
Fachwissenschaftler
für Versuchstierkunde,
Ao. Prof. für die
Service-Plattform
Biomodels Austria
Veterinärmedizinische
Universität Wien
Wenn man an Tierversuche
denkt, kommen einem sofort
Bilder aus dem Internet von
Katzen und Affen mit lauter
Elektroden im Kopf in den Sinn.
Aber auch das Anbringen von Sendern
an Fischen ist ein Tierversuch. Dabei
sammeln Fischkundler nicht nur Daten
zum Schutz der Fischbestände, sondern
Informatiker und Verhaltensforscher erkunden
das Schwarmverhalten. Das lässt
sich gut auf das Verhalten von Menschenmassen
übertragen. Diese Erkenntnisse
werden mit Architekten zusammen
für den Bau von Fußballstadien oder mit
Rettungsdiensten für die Organisation
von Großveranstaltungen genutzt, damit
Unglücke wie bei der Love Parade in
Duisburg nicht noch einmal passieren.
Andere Tierversuche dienen der Entwicklung
von Impfstoffen gegen Spulwürmer
bei Schweinen. Die Zunahme von
Outdoor-Haltung bei Schweinen lässt
den Befall mit Spulwürmern bei Schweinen
auf 20-40% in Deutschland und
über 70% in Dänemark steigen. Diese
Spulwürmer sind denen des Menschen
sehr ähnlich. In Asien, Afrika und
Südamerika sind 1,6 Mrd. Menschen
von Spulwürmern befallen, fast 20%
der Weltbevölkerung. Mit der Folge
drastischer Entwicklungsstörungen
vor allem bei Kindern. Ein
an Schweinen entwickelter
und erprobter
Impfstoff wäre mit geringen
Modifikationen
also auch sehr gut
für den Menschen
geeignet.
Fotos © pixabay.com
Ein anderes Einsatzgebiet tierexperimenteller
Forschung ist die Entwicklung
neuer Impfstoffe für Tiere. Vor einigen
Jahren ist in Deutschland ein neuer
Virus aufgetaucht, der befallene Rinder
tötet: Der Schmallenberg-Virus. Benannt
nach dem Ort des ersten Auftretens in
Deutschland. Ohne die Entwicklung
eines Impfstoffes werden die befallenen
Rinder getötet werden müssen oder
elend sterben. Man kann natürlich
abwarten, bis die Natur eine natürliche
Resistenz bei einigen Rindern durch eine
spontane Mutation bildet und diese wenigen
resistenten Rinder dann weltweit
alle anfälligen Rinder ersetzt haben.
Aber das dauert lange…
Wenn wie in den Niederlanden ein
kompletter Ausstieg aus allen gesetzlich
erforderlichen Tierversuchen gefordert
wird (die z.B. als Qualitätskontrolle bei
der Produktion von Impfstoffen und
Medikamenten vorgeschrieben sind),
dann sollten wir uns der weitreichenden
Konsequenzen für die Gesundheit von
Mensch und Tier und vieler anderer
Auswirkungen bewusst sein.
Vielleicht sind streng kontrollierte Tierversuche
durch sachkundige Personen
dann doch das geringere Übel?!
INFO
https://www.tierversuche-verstehen.de/
https://bmbwf.gv.at/forschung/national/
forschungsrecht/tierversuche/nichttechnische-projektzusammenfassungenveroeffentlichung-gemaess-tierversuchsgesetz-2012/
information & emotion
Alles ist Kommunikation:
Der Körper spricht immer mit
DIE SPRACHE IST DIE KLEIDUNG DER GEDANKEN
(Samuel Johnson)
Ja, der Titel ist vielleicht gewagt.
Aber er ist aus einer genauen
Beobachtung entstanden. Ich werde
diese Aussage aber auch mit Fakten
hinterlegen. So hat der berühmte Prof.
Albert Mehrabian in den 70er- Jahren
die Anteile der Gesamtkommunikation
beim Menschen untersucht. Dabei
bewertete er das Kuchensegment der
Körpersprache mit 55%, den der Stimmfärbung
mit 38% und den des Inhaltes
mit lediglich 7%. Wir kommunizieren
also immer, jede Minute.
Ob wir wach sind, oder
nicht. Mit und ohne
unserem Körper. Gut,
was bleibt noch? Die
oft vergessene Objektsprache.
Darunter fällt
die eigene Entscheidung
der Wohnungsgestaltung,
die Einrichtung, die Wahl meines Autos,
die Wahl meiner täglichen Kleidung, die
Wahl von praktisch jedem Gegenstand,
der in meinem Leben vorkommt. Auch
bei unserer Wortwahl demaskieren sich
unsere Gedanken. All das sind Signale,
die ebenfalls zur Kommunikation gehören,
weil sie unsere Intentionen sicht –
und hörbar machen.
Paul Watzlawick hatte mit seinem
berühmten Ausspruch: „Man kann
nicht nicht kommunizieren“ aus meiner
Sicht absolut recht. Wir vergessen
täglich, dass wir mit unseren hunderten
bewussten und unbewussten Entscheidungen
Signale und Botschaften aussenden,
die zumindest intuitiv immer
wahrgenommen werden. Kommunikation
ist also wesentlich mehr,
als der Dialog, oder eine normale
Diskussion. Sie begegnet uns im
Fernsehen, Radio, auf Straßenplakten,
bei der Autofahrt, beim Flirten,
usw. Sie umfasst (beinahe) alles.
Felix Kurmayer
Schauspieler, Studiosprecher
und Kommunikationstrainer
www.felix-kurmayer.at
www.kurmayermedientraining.com/
FELIX KURMAYER
Ergänzende
Erklärungen
15 | DEZEMBER 2019
information & alltag
Primat des Autos:
Das Auto hat immer Vorrang!
ZEIT ZUM NACHDENKEN
Mag. Reinhard Winter
Das Gefahr-Rad heißt Auto - So
betitelte Lisa Mayr ihren Artikel
im Zusammenhang mit dem
furchtbaren Unfall im Sommer
dieses Jahres als ein Autofahrer das
E-Bike einer Mutter mit Radanhänger
übersieht. Zwei Kinder im Fahrradanhänger
sterben.
Und wie berichteten die Medien darüber?
Mayr hat die Reaktionen auf den
schrecklichen Unfall in wenigen Sätzen
zusammengefasst: „Verantwortlich
ist die Mutter, weil der Radanhänger
womöglich mangelhaft beleuchtet war
und die Kinder keinen Helm trugen. Und
was hat ein Fahrrad mit einem solchen
filigranen Teil hintendran überhaupt
auf einer Landstraße verloren? Gleich
mehrere Medien stellen gar die Frage,
wie gefährlich Radanhänger sind, wie
heikel E-Bikes und Fahrräder an sich.
Aus Radanhängern wird da eine "tödliche
Gefahr". Die Gefahr gehe vom
Anhänger aus und nicht etwa
vom Auto.“
Wer sich noch an die Diskussion
erinnert, wird ihr
Recht geben. Das Auto hat immer Vorrang.
Sie glauben das nicht? Zum Beweis ein paar
Beispiele aus meiner Heimatstadt.
FUSSGÄNGERZONE
Wir haben eine Fußgängerzone und rühmen
uns sogar, dass sie eine der ältesten Österreichs
ist. Allerdings wird oftmals darauf
vergessen, zu erwähnen, dass in den Straßen
und auf den Plätzen der Fußgängerzone
täglich mehr Autos fahren als auf mancher
durchaus belebten Landstraße, und das nicht
nur während der gesetzlich erlaubten Ladezeiten.
Die Gründe dafür? Eine Vielzahl von
Ausnahmegenehmigungen einerseits und die
Ignoranz vieler Autofahrer andererseits, die
nach der Devise handeln – Fahrverbote gelten
für mich nicht. Kontrolle – Fehlanzeige.
BEGEGNUNGSZONE
Wir haben auch eine Begegnungszone, zwar
nur ein kurzes Stück, aber dieses reicht aus,
um sie zu ignorieren. Beschränkung auf 20
Stundenkilometer, Vorrang für Fußgänger
auch auf der Fahrbahn. Das wäre ja noch
schöner, denkt sich offensichtlich so mancher
Autofahrer und ignoriert vorsorglich beides.
FAHRRADSTRASSE
Auch die gibt es bei uns und zwar mehrfach.
An sich ein sehr löbliches Unterfangen dem
Fahrradverkehr den Vorrang einzuräumen
Foto: © pixabay.com
16 | DEZEMBER 2019
information & alltag
und damit die Sicherheit für FahrradfahrerInnen
zu erhöhen. Nützt aber nichts,
wenn die Autofahrer das weitestgehende
Fahrverbot ignorieren, die Fahrradstraße
als Durchzugsstraße missbrauchen
und dies offensichtlich toleriert
wird. Alles nach der Devise eine Straße
hat schließlich für Autos da zu sein.
DURCHZUGSTRASSE
Eigentlich sollte man glauben, dass Verkehrsplaner
versuchen, den Durchzugsverkehr
aus engen Gassen der Innenstadt
fern zu halten. Leider ist dem nicht
so. Engste Gassen meiner Heimatstadt
können völlig legal zur Durchquerung
des inneren Stadtkerns genutzt werden
und werden auch. Das Umfahren würde
ja dem Autofahrer wertvolle 3 Minuten
kosten und das ist augenscheinlich nicht
zumutbar.
GEREGELTE KREUZUNGEN
Kennen Sie das? Sie überqueren mit durchaus forschem Schritt eine Kreuzung,
nachdem Sie brav gewartet haben, dass die Fußgängerampel auf Grün geschaltet
hat. Eigentlich erwarten Sie, dass Sie die Kreuzung auch bei Grün wieder
verlassen. Mitnichten. Längst ehe Sie den anderen Straßenrand erreicht haben,
hat die Ampel schon auf Rot umgeschaltet.
Apropos warten. Vielleicht kennen Sie auch die Kreuzungen, wo Sie als Fußgänger
eine gefühlte Ewigkeit warten, bis die Ampel umschaltet. Ich weiß
einige. Sie warten und warten und warten…
Das waren nur fünf Beispiele aus meiner Heimatstadt, die meiner Meinung
nach sehr deutlich den Primat des Autos aufzeigen. Wenn Sie nun glauben, ich
bin ein Autogegner und nur zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs, mitnichten.
Ich bin sehr oft mit dem Auto unterwegs, nutze aber, wenn es mir möglich
ist, auch gerne öffentliche Verkehrsmittel oder gehe zu Fuß. Wünschen würde
ich mir die Gleichrangigkeit aller möglichen Fortbewegungsarten vor allem
auch in der politischen Planung. Egal ob öffentlicher Verkehr, Auto, Fahrrad
oder Fußgänger - alle haben im jeweiligen Umfeld ihre Berechtigung. Von uns
allen würde ich mir auch ein Gegensteuern gegen den Primat des Autos erhoffen
– sehen wir das Auto als das, was es ist: ein durchaus nützliches Transportmittel
und nicht mehr.
Foto: © Tina Cakara
Foto: © pixabay.com
17 | DEZEMBER 2019
e
r
aber
lig.
istiker
information & pädagogik
Rat auf Draht zum Thema Geld:
Die SOS-Familientipps
DASS GELD NICHT UNBEGRENZT ZUR VERFÜGUNG STEHT, MÜSSEN KINDER ERST
LERNEN
sche
war
kt, aber
alig.
horistiker
Birgit Satke
Leiterin von Rat auf Draht
www.rataufdraht.at
www.sos-kinderdorf.at
Bekomme ich das? … Alle meine
Freunde haben‘s schon! - Wir
sind umgeben von Konsumgütern
und Kinder wissen schnell,
welche davon sie gerne hätten. Doch
wie lernen sie parallel dazu einen guten
Umgang mit Geld? Je früher Kinder die
Bedeutung und den Mechanismus von
Geld begreifen, desto leichter haben sie
es als Erwachsene, vernünftig mit Geld
umzugehen. Man muss kein Finanz-
Genie sein, um seine Kinder langsam an
das Thema Geld heranzuführen.
ERWACHSENE SIND VORBILDER
Lange bevor Kinder den Wert einzelner
Münzen und Scheine einschätzen
können, bekommen sie schon mit, wie
die Eltern damit umgehen. Lassen Sie
Ihr Kind zum Beispiel wissen, dass auch
Sie Wünsche haben, für die Sie sparen
müssen. Auf die Erfüllung von Wünschen
warten zu können ist eine wichtige
Voraussetzung, um sich später in unserer
Konsumwelt gut zurecht zu finden.
GELD WÄCHST NICHT IM BAUCH
DES BANKOMATS
Sprechen Sie mit Ihren Kindern darüber,
was Geld bedeutet und woher es
kommt. Denn Plastikkarten und Bankomat
spielen eine falsche Realität vor.
Kinder verstehen den Geldfluss nur,
wenn man ihnen erklärt, dass Geld mit
Arbeit verbunden und beschränkt ist.
ERSTES TASCHENGELD
Um einen maßvollen Umgang zu lernen,
brauchen Kinder eigenes Geld, über dessen
Verwendung sie selbst entscheiden
dürfen. Regelmäßiges Taschengeld ist ab
dem Schuleintritt sinnvoll, wenn Kinder
schon kleinere Beträge nachrechnen
und den Dingen einen Wert zuordnen
können. Zahlen Sie das Taschengeld
regelmäßig, unaufgefordert und in fester
Höhe aus. Dann ist es für Kinder eine
verlässliche und planbare Größe. Die
Auszahlung sollte zunächst wöchentlich
erfolgen, da unter 10-Jährige noch nicht
so lange planen können, dann monatlich.
HÖHE DES TASCHENGELDES
In Österreich sind Eltern nicht gesetzlich
dazu verpflichtet, ihrem Kind
Taschengeld auszuzahlen. Wie hoch das
Taschengeld ausfällt, liegt daher in der
Verantwortung der Eltern und sollte sich
an der finanziellen Situation der Familie
orientieren. Eine mögliche Staffelung bei
durchschnittlichem Einkommen:
6 - 8 Jahre: 0,50 - 2 Euro wöchentlich
8 - 10 Jahre: 2 - 3 Euro wöchentlich
10 - 12 Jahre: 8 - 14 Euro monatlich
12 - 14 Jahre: 12 - 20 Euro monatlich
14 - 16 Jahre: 18 - 35 Euro monatlich
16 - 18 Jahre: 30 - 60 Euro monatlich
18 - 20 Jahre: 50 - 80 Euro monatlich
Knüpfen Sie an das Taschengeld keine
Bedingungen. Zahlen Sie die Kinder
nicht fürs Brav sein und bestrafen Sie sie
nicht mit dem Entzug von Taschengeld
zB. bei schlechten Noten. Auch wenn
sich Kinder und Jugendliche mit kleinen
Jobs (zB. bei Freunden oder Nachbarn)
etwas dazuverdienen, sollte die Höhe
des Taschengeldes davon unangetastet
bleiben.
Foto: © K.-U.-Häßler-fotolia.com
18 | DEZEMBER 2019
information & & pädagogik forschung
WIR SETZEN IMPULSE
Geben Sie keinen Vorschuss auf Taschengeld.
Wenn der Nachwuchs vor der nächsten Rate
schon pleite ist, besprechen Sie, wie es dazu
kam und wie man es das nächste Mal besser
machen kann.
VERWENDUNG DES TASCHENGELDS
Das Taschengeld sollte nicht für notwendige
Anschaffungen wie Schulsachen, Bekleidung
oder die Jause verwendet werden müssen,
sonst verliert es seinen ursprünglichen Sinn. Es
ist für Dinge da, die Ihr Kind gerne zusätzlich
hätte. Machen Sie das Taschengeld nicht überflüssig,
indem Sie fast alle Wünsche erfüllen.
Sprechen Sie mit Ihrem Kind über die sinnvolle
Verwendung von Geld, lassen Sie es aber über
das Taschengeld frei verfügen. Machen Sie
keine wertenden Urteile über selbstgekaufte
Dinge, wie „sinnvoll“ oder „überflüssig“.
http://magazin.Lmzukunft.at
GELD MACHT NICHT GLÜCKLICH
Zeigen Sie Ihrem Kind, welche kostenfreien
Möglichkeiten es gibt, Spaß zu haben. Nicht
jeder Ausflug muss Geld kosten und nicht
jede Minute Freizeit mit Konsum gefüllt sein.
Gehen Sie zum Beispiel gemeinsam Kastanien
und bunte Blätter sammeln und verbringen Sie
mit Ihren Kindern einen Bastel-Nachmittag.
Oder suchen Sie Second Hand-Läden in Ihrer
Nähe – gebrauchte Bücher und Spielsachen
machen genauso viel Spaß, sie schonen den
Geldbeutel und Kinder lernen, dass gebrauchte
Gegenstände noch immer einen Wert haben.
Rat auf Draht ist Österreichs wichtigste Notrufnummer
für Kinder und Jugendliche. Sie ist
unter 147 rund um die Uhr kostenlos aus ganz
Österreich erreichbar und wird von SOS-Kinderdorf
überwiegend aus Spenden finanziert.
UNSER INFO-SERVICE
WIR INFORMIEREN SIE 4-6 MAL IM JAHR ÜBER NEUIGKEITEN
BEI "LERNEN MIT ZUKUNFT".
RECHTZEITIG INFORMIEREN WIR ÜBER DEN
ERSCHEINIGUNGSTERMIN ERSCHEINUNGSTERMIN DES DES IMPULS-MAGAZINS.
TRAGEN SIE SICH IN DIE VERTEILERLISTE UNSERES INFO-
NEWSLETTER-SERVICES EIN - UND SIE WERDEN
INFORMIERT
EMPFEHLEN SIE UNS IHREN FREUNDEN UND BEKANNTEN.
ANMELDUNG:
http://magazin.Lmzukunft.at/anmeldung.html
19 | DEZEMBER 2019
information & bewusstsein
Art Mile Project:
Internationales/interkulturelles Lernen
TREFFEN-TEILEN-EINIGEN-KREIEREN-REFLEKTIEREN
Karin Stenz
Schulleitung
Scoula Vivante, Schweiz
www.scuolavivante.ch
Atsuko Shiwaku,
Projektidee
Fotos: © Archiv Scoula Vivante
20 | DEZEMBER 2019
Als UNESCO assoziierte Schule
nahm unsere Primarstufe am
«Art Mile Tokyo 2020 Projekt»
der Art Mile Foundation Japan
teil. Das Art Mile Projekt wurde von
Atsuko Shiwaku initiiert und hat zum
Ziel, Frieden und interkulturelles
Verständnis zu fördern und durch den
Austausch mehr Toleranz und gegenseitiges
Verständnis zu erlangen.
So gingen jeweils eine japanische und
eine «ausländische» Schulklasse eine
Partnerschaft ein, die ein Jahr lang für
einen interessanten Austausch sorgte.
Wir, als einzige Schule aus der Schweiz,
unterhielten uns auf Englisch mit unserer
Partnerklasse, der Sherry Englisch
School, aus Japan. Zusammen wollten
wir ein 3.6 m langes und 1.5 m hohes
Gemälde für die Kunstmeile bei den
olympischen Spielen 2020 in Tokyo kreieren.
Eine Hälfte malten die japanischen
Kinder und wir ergänzten dann mit der
zweiten.
Nach einer persönlichen Kennenlernphase
mit kleinen Portraits, die wir uns
sandten, probierten wir einander gegenseitig
unsere Kultur und Traditionen
näher zu bringen.
Wir tauschten Fotos, Videos, Briefe und
Mails aus. Wir schrieben Texte über verschiedene
Feste, kulturelle Spezialitäten
etc. und bemühten uns das, was wir von
unseren Freunden erhielten, zu verstehen
und daraus zu lernen.
Dies legte die Basis für eine gemeinsame
Entscheidung, welche Botschaft wir per
Gemälde zusammen in die Welt tragen
wollten. Diese Botschaft sollte «bildgewaltig»
und machtvoll sein und den
Wunsch nach Frieden und Freundschaft
für alle Völker dieser Welt zeigen. Wir versuchten
eine Weile ganz in die Welt unserer
Freunde einzutauchen, um uns ihnen während
des Projektes nahe zu fühlen. So wurden die
japanischen Schriftzeichen geübt, japanische
Musik gehört und gesungen, Haikus verfasst
und verschiedene Dokumentationen angeschaut.
Wir stellten neben all den kulturellen,
geografischen und religiösen Unterschieden
auch immer wieder Gemeinsamkeiten fest.
So gab es eine gegenseitige Begeisterung für
Sport. Alle zusammen mochten wir Musik und
hatten Interesse für die Natur. Uns faszinierte
die Küstenlandschaft unserer Partnerklasse,
während diese sich von unserer Bergwelt
faszinieren ließ. So sollten dann diese Gemeinsamkeiten
in ihrer Unterschiedlichkeit
verbunden auf unserem Gemälde sein. Ein
Regenbogen aus den olympischen Kreisfarben
sollte das Zentrum zweier Fussballspielender
Mannschaften umspannen. Ein musikalisches
Feuerwerk und verschiedene Naturphänomene
fanden Platz auf dem Gemälde und
zeigten die Gemeinsamkeit in der Vielfalt.
Neben dem Sprachenlernen und dem interkulturellen
Austausch, entstanden Freundschaften
und viele Ansichten und Einsichten über
die jeweils andere Kultur. Als wir am Schluss
das fertige Gemälde nach Japan sandten
waren wir einerseits freudig gespannt, was
unsere Freunde dazu sagen würden und andererseits
war es plötzlich leer bei uns, ohne das
Bild. Ob wir es wohl irgendwann wiedersehen
werden? Und welche Besucher/innen wohl
unser Schloss Werdenberg, der «Margelchopf»
der Rheinfall und Heidi bekommen
werden?
Danke Atsuko Shiwaku für diese wundervolle
Projektidee und danke den Kindern der Sherry
English School für all das, was wir von und
mit euch lernen durften.
Fertiges Kunstwerk
Art Mile Klasse / Japan
Skizze Japan
21 | DEZEMBER 2019
information & mitgefühl
Professor Abakus:
Einsamkeit und Weihnachtszeit
Ein Beitrag über einen deutschen Musiker hat mich schwer beeindruckt.
Mit Hilfe seiner Familie und Freunde unterstützt Frank Zander
seit 1995 in Berlin Obdachlose und Bedürftige mit einem Weihnachtsessen.
In diesem Jahr werden ungefähr 3000 Gäste erwartet. Und
auch die vielen treuen vierbeinigen Begleiter, die Menschen in schwierigen
Situationen oft Halt geben, werden versorgt. Wie groß muss ein Herz sein,
um überhaupt auf die Idee zu kommen und wie viele helfende Hände werden
benötigt, bis das alles organisiert und finanziert ist. Da muss es schon eine lange
Vorlaufzeit und unendlich viel Begeisterung geben.
Foto: © Mykola Velychko - Fotolia.com
Nicht jeder hat das Glück eine Familie zu haben, mit der ein gemütliches Weihnachtsfest
möglich ist. Bei uns gehören ein Weihnachtsbaum, Vanillekipferl und das Christkind
dazu. Wir trinken Tee, die Kerzen werden angezündet und aus der Küche ziehen
verführerische Düfte an unseren Nasen vorbei.
Auch in unserer Stadt sehe ich immer wieder Menschen auf der Straße sitzen, mit oder
ohne Hund, bei Wind und Wetter. Wo feiern diese Menschen Weihnachten, die in der
Betriebsamkeit der Vorweihnachtszeit und auch im übrigen Jahr oft gar nicht wahrgenommen
werden?
Um diesen Menschen zu helfen gibt es besonders vor Weihnachten Spendenaufrufe
für warme Kleidung, Decken, Winterschuhe, Schlafsäcke, eine warme Mahlzeit, eine
warme Dusche, ein sauberes Handtuch, alles Dinge, die für meine Familie und die
meisten von uns eine Selbstverständlichkeit sind. Was bestimmt genauso wichtig ist,
ist ein Lächeln und ein bisschen Zuversicht, denn der eingeschlagene Weg ist sicher
sehr mühsam und alleine kaum zu schaffen. Aber es gibt sie auch bei uns, die guten
Seelen, die ehrenamtlich in vielen Bereichen für kleine und große Wunder sorgen.
Wenn ich zu entscheiden hätte, würde es für jeden Menschen auf unserer Erde
einen Platz geben, an dem er sich sicher und geborgen fühlen kann. Denn wenn
ich mich in der Welt so umschaue, ist es genau das, wonach sich die meisten
Menschen sehnen. Aber mich fragt ja keiner, wie immer.
Ghostwriter: Birgit Menke
Fotos: © pixabay.com
information & wandel
Leben bedeutet stetiger Wandel:
In der Mitte sein
IN – MITTEN IN INTENSIVEN WANDLUNGSZEITEN
Seit dem Frühjahr 2019 sind wir
astrologisch in einer Zeit mit
neuer Energiequalität, die für 7
Jahre wirkt. Parallel dazu läuft ein
anderer Zyklus zu Ende, um am 12.1.20
neu zu starten und neue Qualitäten für
34 Jahre in unser aller Leben zu bringen.
Es geht einerseits um vollkommen neue,
überraschende Entwicklungen. Andererseits
geht es um Überprüfung, Grenzen,
Macht/Ohnmacht. Da jede Konstellation
in sich neutral ist und es vom jeweiligen
Bewusstsein abhängt, wie es gelebt
wird, geht die Skala im schlechtesten
Falle von totaler Kontrolle bis hin zu - im
besten Falle - dem Thema Authentizität.
In der Selbstverantwortung liegt der
größte Schlüssel für uns als Individuen
und für Firmen, Gesellschaftsstrukturen,
Wirtschaftsstrukturen.
Es ist enorm wichtig, uns den wesentlichen
Themen zuzuwenden:
Was ist in meinem Leben überholt und
darf/ soll/ muss verabschiedet werden?
Das beginnt bei Gedanken über uns
selbst und das Leben bis hin zu Gewohnheiten,
Handlungen, Motivationen,
Zielen. Wofür stehe ich? Wofür lebe ich?
Was soll in meinem Leben auf jeden Fall
stattfinden, bevor ich sterbe? Welche
Spuren will ich hinterlassen?
Was und wie kann ich beitragen zum
höchsten Wohle aller?
Da wir den freien Willen haben, werden
sich natürlich nach wie vor Menschen in
unterschiedlichsten Positionen dafür entscheiden,
den alten Weg auf Biegen und
Brechen durchzusetzen und die Macht
nach wie vor nur für sich zu haben. Im
Übergang erleben wir jetzt schon sehr
intensiv und gleichzeitig das Überholte
und das Zukünftige. Verlieren wir uns
in der Angst, weil das Negative so laut
ist? Können wir auch wahrnehmen, was
gleichzeitig schon jetzt alles an guten
neuen Entwicklungen stattfindet im eigenen
Leben und in der Welt? Selbstverantwortung
und die innere Ausrichtung
auf das höchste Wohl für alle Beteiligten
als Einzelner und als Gruppe (z.B. auch
in Unternehmen) sind die besten Zutaten
für die gemeinsame Zukunft.
„Sei Du selbst die Veränderung, die Du
Dir für diese Welt wünscht“. Dieses Zitat
von M. Gandhi ist topaktuell. Denn das,
was wir mit uns selbst tun, ist – gemäß
der Quantenphysik – ebenso unser
Beitrag für die Welt. In diesem Entwicklungsprozess
können wir uns auch durch
Astrologie, Kinesiologie und systemisches
Wissen sehr gut unterstützen.
Gildis Klaunzer-Binder
ausgebildete Kinesiologin
und Astrologin.
Systeme-in-Balance® Coach,
Gehirn-Integrations-
Kinesiologin.
www.klaunzer-binder.at
Tagesseminar
„Change-Chance: Zeit der Veränderung –
Zeiten neuer Chancen“
an 3 Terminen (wahlweise) 7.12.19,
25.1.20, 22.2.20
Weitere Informationen
office.klaunzer-binder@sbg.at
23 | DEZEMBER 2019
information & berufung
Ein abwechslungsreicher und naturnaher Beruf:
Zoo- und Wildtierpfleger
WER FÜTTERT DIE GIRAFFEN, WER RÄUMT DEN ELEFANTENMIST WEG, WER
LEGT DEM WILDPFERD DEN PEILSENDER UM
Prof. Dr. Yves Moens
Direktor der Tierpflegeschule
an der
VetMedUni Wien
7:00 Uhr morgens. Erwin hat
Hunger. Eigentlich hat Erwin
immer Hunger. Aber er ist gerade
auf Diät. Martin und Diana haben
seinen Speiseplan vorliegen und sind in
der Früh dabei, unter Anweisung ihres
Ausbilders, die Tagesration für Erwin
vorzubereiten. Erwin ist eine Madagaskar-Sumpfschildkröte
und Martin und
Diana absolvieren als Tierpflegeschüler
der Tierpflegeschule der Vetmeduni
Wien eines ihrer Praktika im Zoo Schönbrunn.
Nach der Fütterung im Reptilienhaus
geht es zu den Gehegen der Gazellen
zum Entfernen der Misthaufen, denn die
Besucher wollen die Tiere in sauberen
Gehegen bewundern. Später assistieren
sie dem Zootierarzt bei der Untersuchung
eines Flamingos. Auch ist für
diesen Tag ein Tiertransport angekündigt.
Im Rahmen von Zuchtprogrammen
zur Arterhaltung tauschen Zoos
regelmäßig Tiere untereinander
aus.
In der Presse liest man nur davon,
wenn wieder einmal Pandas aus
China kommen. Dabei sind aber
noch viele andere Tierarten in solchen
Programmen. Zusammen mit ihrem
Ausbilder arbeiten Martin und Diana
für mehrere Monate im Zoo, lernen
dabei praktische Tätigkeiten in ihrem
zukünftigen Berufsfeld, erleben aber
auch die täglich immer gleichen Routinen
wie Füttern und Entmisten. Ein
neues Gehege für Lemuren soll fertiggestellt
werden. Dabei können die beiden
schon einbringen, was sie in der Schule
über die Haltung dieser seltenen Affen
gelernt haben.
Foto: © pixabay.com
Alle Tierpflegeschüler absolvieren im 2. Schuljahr
zwei längere Praktika in den Bereichen
Zoo- und Wildtierpflege, Tierarztassistenz und
Labortierpflege.
Im 3. Schuljahr müssen sie sich nämlich für
einen der drei Aufgabenbereiche entscheiden
und bekommen im letzten Jahr eine intensive
Ausbildung mit bis zu 7 Monaten Praktikum in
genau diesem Bereich. Dadurch sind sie dann
optimal für dieses Berufsfeld vorbereitet.
Für Melanie steht nach einem Praktikum an der
Wildtierkunde am Wilhelminenberg schon fest,
dass sie später im Umweltschutzbereich mit
Wildtieren arbeiten möchte. Alex dagegen mag
die Haustiere lieber. Statt bei einem Tierarzt die
Patienten zu betreuen, möchte er aber lieber in
einem Tierheim oder einer Tierpension arbeiten.
Vielleicht eine Spezialausbildung als Heimtiertrainer
anschließen.
Petra findet die Arbeit im Bereich Biomedizin
mit genetisch veränderten Labortieren spannend.
Bei der Entwicklung neuer Therapien und
Medikamente mitzuhelfen und zugleich die Lebensbedingungen
der Tiere so gut wie möglich
zu gestalten, findet sie sehr sinnvoll.
Egal für welchen Weg sich die Schüler und
Schülerinnen am Ende entscheiden: Die Chancen
stehen gut, dass sie nach erfolgreichem Abschluss
der Schule bald einen Job finden.
INFO
Lehrplan der
Tierpflegeschule
https://www.vetmeduni.ac.at/de/tierpflegeschule/lehrplan/
Partner der
Tierpflegeschule
https://www.vetmeduni.ac.at/de/tierpflegeschule/unsere-partner/
information & wahrnehmung
Schenken
Sie doch heuer
eine Ziege.
Schenken mit Sinn macht mehrfach Freude
Einerseits unterstützen Sie damit Projekte, die notleidenden Menschen
im In- und Ausland helfen. Andererseits kann diese Unterstützung in Form
eines Billets als Geschenk an eine liebe Person weitergegeben werden.
schenkenmitsinn.at
T-SHIRT
DAZU SCHENKEN
© iStockphoto (Antagain)
information & kinderrecht
Andreas Jagersberger ˇ
Kommunikation & Advocacy
RHEP Bildungsprogramm
Caritas Österreich
www.caritas.at
30 Jahre UN Kinderrechtskonvention:
Das Recht auf eine Kindheit
AM 20. NOVEMBER FEIERTE DIE UN KINDERRECHTSKONVENTION IHREN 30.
GEBURTSTAG. EINE WICHTIGE ERRUNGENSCHAFT FÜR KINDER WELTWEIT,
DENNOCH BLEIBT VIEL ZU TUN
November gilt seither international als
Schutz. Sie dürfen Schulen besu-
Tag der Kinderrechte.
Kinder genießen heute besonderen
chen und müssen keiner körperlichen
Arbeit nachgehen. Sie sind
geschützt vor Ausbeutung und haben
das Recht auf freie Entwicklung. Was für
uns heute in Europa selbstverständlich
klingt, war bis vor nicht allzu langer Zeit
noch undenkbar. Zu Beginn der Industrialisierung,
im späten 18. Jahrhundert,
war es etwa üblich, dass Kinder in
Fabriken und sogar im Untertagbau arbeiten
mussten. Erst schrittweise wurde
dies im Laufe des 19. Jahrhunderts per
Gesetz verboten.
DAS JAHRHUNDERT DER
KINDERRECHTE
Alarmiert durch die katastrophale Situation
von Flüchtlingskindern nach dem
Ersten Weltkrieg legte Eglantyne Jebb,
Gründerin des Save the Children Fund,
die Children's Charter dem Völkerbund
vor. Dieser 1924 als „Genfer Erklärung“
unterzeichnete Text ist das international
erste anerkannte Dokument, das Kindern
eigenständige Rechte wie den Schutz
vor Ausbeutung oder das Recht auf
natürliche Entwicklung einräumt.
24 Jahre und ein furchtbarer Weltkrieg
vergingen, ehe Kinder- und zuallererst
Menschenrechte 1948 wieder international
diskutiert und gestärkt wurden. Die
daraus entstandene Allgemeine Erklärung
der Menschenrechte ist bis heute
gültig und zählt zu den größten humanitären
Errungenschaften des 21. Jahrhunderts.
Eine eigene Erklärung der Rechte
des Kindes wurde allerdings erst am 20.
November 1959 unterzeichnet – der 20.
DIE UN KINDERRECHTS-
KONVENTION
30 Jahre nach der Erklärung der Rechte
des Kindes, am 20. November 1989,
wurde die „UN-Kinderrechtskonvention“
von der Generalversammlung der Vereinten
Nationen angenommen. Damit
erhielten alle Kinder weltweit verbriefte
Rechte auf Schutz, Versorgung und
Mitbestimmung.
Aufgrund der damals wie heute hohen
Bedeutung Kindern besondere Rechte zu
gewähren zählt die UN Kinderrechtskonvention
zu der mit Abstand von den meisten
Staaten ratifizierten Konventionen
der Geschichte – auch wenn einige der
Staaten diese noch nicht verfassungsrechtlich
verankert haben. Zuletzt wurde
die Konvention etwa 2015 vom Südsudan
und Somalia ratifiziert. Damit bleiben
die USA der einzige Staat weltweit,
der diesem bedeutenden Dokument bis
heute seine Ratifizierung verwehrt.
EINE OFT GEBROCHENE
KONVENTION
So groß der Zuspruch der Staatengemeinschaft
zur Kinderrechtskonvention
ist, so häufig wird sie allerdings leider
auch missachtet. Dabei sind es bei weitem
nicht nur Kriege und Katastrophen,
die es Kindern unmöglich machen, ihr
volles Potenzial auszuschöpfen - auch
in Europa werden laufend Kinderrechte
gebrochen. Ein Bericht der National Coalition
Deutschland hält fest, dass trotz
Foto: © pixabay.com
26 | DEZEMBER 2019
information & kinderrecht
Wirtschaftswachstum und sinkender
Arbeitslosigkeit die Kinderarmut seit
Jahren ansteigt – und auch in Österreich,
einem der reichsten Länder der
Welt, ist aktuell fast jedes fünfte Kind
armutsgefährdet.
Die Caritas unterstützt Kinder im Inund
Ausland mit dem Anspruch, dass
Kinderrechte immer und überall eingehalten
werden müssen – besonders in
Krisenzeiten.
Weitere Informationen zu Kinderprojekten
der Caritas finden Sie unter:
www.caritas.at/kinderrechte
Die vier Prinzipien der UN-Kinderrechtskonvention:
1. Das Recht auf Gleichbehandlung:
Kein Kind darf aufgrund seines Geschlechts,
der Herkunft, seiner Sprache,
der Religion Hautfarbe oder einer Behinderung
benachteiligt werden.
2. Das Wohl des Kindes hat Vorrang:
Wann immer Entscheidungen getroffen
werden, die sich auf Kinder auswirken,
muss das Wohl des Kindes vorrangig
berücksichtigt werden.
3. Das Recht auf Leben und Entwicklung:
Jedes Land verpflichtet sich, in
größtmöglichem Umfang die Entwicklung
der Kinder zu sichern.
4. Achtung vor der Meinung des Kindes:
Alle Kinder sollen als Personen ernst
genommen, respektiert und in Entscheidungen
einbezogen werden.
Fotos © Archiv-Caritas
27 | DEZEMBER 2019
information & erziehung
Elternwerkstatt:
Hitzige Debatten
MEHR ZU HÖREN, ALS ZU REDEN – SOLCHES LEHRT UNS DIE NATUR: SIE VER-
SAH UNS MIT ZWEI OHREN, DOCH MIT EINER ZUNGE NUR (Gottfried Keller)
Mag. a Maria Neuberger-
Schmidt
Autorin und Gründerin
Verein Elternwerkstatt
www.elternwerkstatt.at
Foto: Ingrid Perger
Elternwerkstatt
Wie kommt es, dass man bei
Konflikten so leicht laut wird?
Sie versuchen, den anderen zu
überzeugen, doch Ihre Argumente
prallen ab. Auch wenn Sie noch so
überzeugend sind. Der andere ist einfach
wie „zugenagelt“, und gibt stets kontra.
Ganz besonders krass ist es oft gerade
beim Ehepartner oder bei ihren Kindern.
Wenn auf jedes Argument: „Ja, aber…“
folgt, ärgern Sie sich, weil Sie das Gefühl
haben, dass man Ihnen gar nicht wirklich
zuhört.
Im Konfliktfall geht es dann nur mehr
um die Frage: „Wer hat Recht?“ oder
„Wer ist Schuld?“ und man befindet sich
mitten im Machtkampf, ob man es sich
eingestehen will, oder nicht. Besser ist
es, nach Lösungen, statt nach Schuldigen
zu suchen. Wer will denn schon schuld
sein? Aus der eigenen Perspektive gibt
es doch immer eine Begründung oder
eine Rechtfertigung. Steigen Sie aus der
Konfliktspirale aus und fragen Sie lieber:
„Was hältst du davon, wenn…“ Ist die
Stimmung bereits emotional aufgeladen,
werden Sie vielleicht automatisch
„abserviert“, einfach deshalb, weil der
Vorschlag ja von Ihnen ist. Darum ist es
klüger, den anderen aktiv einzubinden:
„Hast du einen Vorschlag, wie wir das
lösen können?“
Dies darf keine rhetorische Frage sein.
Sie führt nur zum Ziel, wenn Sie dann
auch wirklich darauf eingehen und nicht
sofort mit „Ja, aber…“ kontern. Wie-
derholen Sie („Aha, du findest…“) oder
fragen Sie nach („Kannst du mir das
genauer schildern?“ „Wie stellst du dir
das konkret vor?“ „Habe ich dich richtig
verstanden, du meinst, …“) erst wenn
der andere sich ernst genommen fühlt
und verstanden fühlt, wird ein Einlenken
möglich und auch Sie werden angehört,
wenn Sie sagen: „Aus meiner Perspektive
sieht das so aus…“
Manchmal gerät man sogar in einen
Streit, obwohl ursprünglich gar kein
Konflikt im Raum stand. Sie fragen sich:
„Wieso streiten wir jetzt eigentlich?“
Das liegt daran, weil wir Erwachsene
glauben, alles nur auf der rationalen
Ebene abhandeln zu können. Doch
zunächst einmal will man sich erst angenommen
und verstanden fühlen. Wie
wissen Sie, dass der andere Sie versteht?
Indem er Verständnis für Ihre Emotionen
zeigt oder einfach zur Kenntnis nimmt,
wie sich die Situation für Sie darstellt
und auf das eingeht, was Sie sagen.
Wenn stattdessen ein Gegenargument
oder ein ungebetener Rat folgt, gehen
Sie in Verteidigung und der andere
versucht in guter Absicht umso mehr, Sie
zu überzeugen, anstatt zu merken, dass
Sie gerade dies nicht brauchen. Er möge
Ihnen doch einfach nur zuhören!
Ja, werden Sie vielleicht einwenden,
„Mein Partner, meine Partnerin, meine
Kinder, die verstehen das einfach nicht!
Sie sind emotional, stur oder rechthaberisch!“
Es ist schwer, andere zu ändern!
Fotos:© pixabay.com
28 | DEZEMBER 2019
information & erziehung
Doch wie wäre es, Sie fangen damit
an? Auf ihre Gefühle einzugehen, ihre
Argumente zur Kenntnis zu nehmen,
die Situation aus ihrer Perspektive zu
beschreiben…? Vielleicht geht gerade
dann die Tür zu ihrem Herzen auf, und
man hört Ihnen auf einmal wieder zu,
folgt Ihren Argumenten und ein „vernünftiges“
Gespräch wird möglich.
Es gibt nichts Gutes, außer man tut es!
Jeder von uns hat die Freiheit, selbst
damit anzufangen, damit unsere Beziehungen
lockerer, unkompliziert, wertschätzender
werden und wir dadurch die
täglichen Probleme konstruktiver lösen
können.
Familien, in denen man einander zuhört,
sind ein Ort der Geborgenheit. Das ist
Lebensqualität, die man für Geld nicht
kaufen kann. Man braucht sie einander
nur zu schenken!
Foto:© Aamon-fotlia.com
29 | DEZEMBER 2019
information & erinnerung
Babette Reineke:
Das Weihnachtsgeschenk
GÖRMAR BEI MÜHLHAUSEN, THÜRINGEN; 1943
Foto: Buch-Cover
www.zeitgut.de
Unvergessene Weihnachten.
Band 3
36 besinnliche und heitere
Zeitzeugen-Erinnerungen.
192 Seiten, viele Abbildungen,
Ortsregister. Zeitgut Verlag,
Berlin.
Bestellen unter: Tel. 030 70 20
93 14, info@zeitgut.de,
www.zeitgut.com
Taschenbuch, ISBN: 978-3-
86614-122-3
30 | DEZEMBER 2019
Wir schrieben das Kriegsjahr
1943. Dieses Jahr hatte uns
den Vater genommen, oder
waren es die Russen gewesen?
Jedenfalls deckte ihn seit einigen
Wochen russische Erde zu. Mutter ging
es wie so vielen in jener Zeit: Sie stand
mit uns drei unmündigen Kindern allein
da. Es war für uns alle eine traurige Zeit
und trotzdem wurde es Weihnachten!
"Wir werden nur einen Tannenzweig
schmücken", sagte Mamusch, "und
überhaupt wird der Weihnachtsmann
kaum etwas zum Bringen haben!"
Ich konnte das gut verstehen, denn aus
der Schule wußte ich, daß alle Güter an
der Front gebraucht wurden. Mit Phantasie
und bescheidenster Zutaten gab
es dennoch genug Heimlichkeiten in der
Weihnachtszeit.
Es gab aber auch, besonders in den
Nächten, Fliegeralarm. Dann mußten wir
unser warmes Bett mit dem kalten Kohlenkeller
tauschen. Unser Kinderzimmer
stand längst schon leer, fühlten wir uns
doch im elterlichen Schlafzimmer, so
nah bei Mutter, geborgener. Sie hatte
Brüderleins "Gatterbett" herübergeholt,
das Baby schlummerte in seiner
Wiege und ich selbst im Ehebett auf
Vaters Seite - bis Heiligabend.
Eine unerklärliche Sehnsucht nach
meinem Kinderbett erfaßte mich.
Erinnerung an vergangene Weihnachten,
als Pa' solch tolle Einschlafgeschichten
erzählte?
Wie dem auch sei, ich begab mich
am Heiligen Abend ins Kinderzimmer
und in
mein angestammtes Bett. Mit meinen
elf Jahren glaubte ich zwar nicht mehr
an den Weihnachtsmann, dennoch
an irgendeine kleine Freude, die der
Weihnachtsmorgen bringen würde. Man
muß wissen, daß in Thüringen erst dann
Bescherung ist, und daß schon vor Tag.
Punkt 5 Uhr nämlich rufen die Glocken
zur Christmette, somit haben daheim
Knecht Ruprecht oder das Christkind
freie Bahn.
Nun lag ich endlich wieder in den eigenen
Federn, ganz schön klamm und kalt
waren sie. Das Fußende war an einer
Ecke hochgeschoben, und die Tür stand
fast immer offen. Kein Wunder, daß die
Kälte reingekrochen war! - Brrrr! - So
langsam kroch sie auch in mir hoch und
ich kroch um so tiefer unter das dicke
Federbett.
Horch! War da nicht eben ein verhaltenes
Weinen?
Sollte es vom Schwesterchen nebenan
gekommen sein?
Unmöglich für mich, es zu hören, steckte
ich doch bis über die Ohren und zusammengerollt
wie ein Igel in meinem Nestchen!
Nun wurde mir schon wärmer.
Wohlig streckte ich meine Füße aus,
doch wie von einer Tarantel gestochen,
zog ich sie sogleich wieder zurück. Was
in aller Welt war das?
Da war etwas Warmes, Weiches gewesen
und bewegt hatte es sich auch. Mir
sträubten sich die Nackenhaare!
War dies ein böser Traum?
Doch da war es wieder, dieses leise
Wimmern, und es kam just vom Fußende
meines Bettes!
Vor Aufregung zitternd schlug ich die
Bettdecke zurück und erblickte, eng
information & erinnerung
aneinandergeschmiegt, fünf fiepende Katzenbabys.
So hilflos und verlassen waren sie und anscheinend
sehr hungrig. Mich dauerte dieser jammervolle
Anblick. Minka! schoß es mir durch den Sinn. Nur
sie konnte die Mutter der Kleinen sein! Wo steckte
sie, unsere getigerte Hauskatze, der Schrecken aller
Mäuse?
Just in diesem Moment war ein leises Kratzen an
der Tür zu hören und Minkas klägliches "Miaaau".
Hurtig ließ ich sie ein: "Du weckst ja noch das
ganze Haus, Minkemau! Und überhaupt, was hast
du dir dabei gedacht? Für uns alle ist das Bett nicht
groß genug!"
Minka schaute mich nur grünäugig an und sprang sofort
zu ihren Jungen aufs Bett. "Miaumaumau", machte
sie und betrachtete wohlgefällig ihre schmatzend an
ihr saugenden Winzlinge. Es war schon ein erhebender
Anblick und nur die Kälte, die höchst unangenehm meine
nackten Beine mit einer Gänsehaut überzog, vermochte
mich davon loszureißen.
"Na gut, weil Weihnachten ist!"
Leise schlich ich aus dem Zimmer und überließ Minka
samt Nachwuchs das Feld.
Danke, Sammetpfötchen, für ein wundervolles Weihnachtsgeschenk,
wie ich es nie wieder bekommen habe!
Mein Bruder und ich vor unserem Haus in
Görmar bei Mühlhausen, Thüringen. Mein Vater
fotografierte uns 1943 vor seinem Rußland-
Einsatz, von dem er nicht zurückkehrte.
Quelle „Zeitgut Verlag/Privatbesitz
des Verfassers
Fotos:© Archiv Zeitgut Verlag und pixabay.com
information & ernährung
Food 4 future – Teil 2:
Lebensmittel hinterlassen Fußabdrücke
SIE LEGEN TEILWEISE VIELE KILOMETER ZURÜCK, BEVOR SIE IN UNSEREM
EINKAUFSWAGEN LANDEN
Mag. a Julia
Geißler-Katzmann/
selbstständige
Ernährungswissenschafterin
& Kinesiologin nach Dr. med.
Klinghardt
www.julika.at
Vorträge und Workshops
www.julika.at
Fotos:© pixabay.com
32 | DEZEMBER 2019
Wie schwer der tatsächliche
CO2-Rucksack unseres
Einkaufs ist, hängt von der
Produktions- und Transportweise
der eingekauften Ware ab.
Letztendlich zählt auch womit (zu Fuß,
Fahrrad, Auto) wir unseren Einkauf nach
Hause bringen…
REGION TRIFFT (MENSCHLICHE)
EMOTION
Lebensmittel aus der Region sind beliebt
und haben weitgehend ein positives
Image. Sie schaffen eine gewisse
Identifizierung mit dem Produkt. Diese
entsteht, da wir uns mit der Herstellungsregion
und deren Erzeuger*innen
solidarisch verbunden fühlen. In der
Regel verknüpfen wir mit regionaler
Wertschöpfung auch Transparenz, eine
gewisse Qualität und erwarten entsprechende
Umwelt-, und Sozialstandards.
REGIONALITÄT IM SUPERMARKT…
Gehen wir in den Supermarkt so scheint
es als wäre kaum etwas in einem
anderen Land produziert. Rot-weiß-rote
Fähnchen oder die Aufschrift „Qualität
aus Österreich“ (und dies selbst bei
Schokobananen oder Schokolade mit
Cashewnüssen) locken durch Irreführung
der Verbraucher*innen.
Auch wenn wir uns natürlich bewusst
sind, dass weder Kakao- noch Cashewbäume
auf österreichischem Boden
wachsen, so schafft die Fahne unseres
Herkunftslandes doch ein wenig Identität
zu dem Produkt.
Wer also wirklich regional kaufen
möchte, der muss schon ein wenig genauer
hinsehen, lesen, nachdenken und
innehalten!
REGIONAL IST NOCH LANGE NICHT
SAISONAL
Streifen wir dann durch das Obst- und
Gemüsesegment, so wird auch hier
schnell sichtbar, dass zwar bei Tomaten
und Erdbeeren im Winter die Regionalität
passt, jedoch mit der Saisonalität
etwas nicht ganz zusammenstimmt
– Klimawandel hin oder her. Natürlich
müssen sich, aufgrund des hohen
Konkurrenzdrucks am Markt auch
Landwirt*innen hierzulande Lösungen
oder Alternativen überlegen und so
kommen oft Projekte zustande, wo
selbst Gemüse- oder Obstsorten, die
längst keine Saison mehr haben fast das
ganze Jahr angeboten werden können.
Manchmal sind diese Projekte auch
punkto Energieeffizienz durchdacht. So
wird die Wärme für die Gewächshäuser
mittels Fernwärme oder Sonnenenergie
gewonnen.
Es liegt auf der Hand, dass Erdbeeren
oder Himbeeren aus Südafrika als
Flugware einen großen ökologischen
Abdruck hinterlassen und so die österreichischen
Früchte die vermeintlich
besseren sind. Jedoch auch beim österreichischen
Produkt gibt es ein Faktum:
Energieinput bleibt Energieinput, egal ob
bei Tomaten, Gurken oder Erdbeeren.
Wenn Sie aktiven Klimaschutz betreiben
wollen, dann bevorzugen Sie saisonale
Ware! Es ist schön, sich im Mai schon
wieder so richtig auf die Erdbeersaison
zu freuen! Dann können wir tatsächlich
auf saisonale und süße Früchtchen
zurückgreifen!
SCHAU AUF´S ETIKETT
Wie sieht es denn rechtlich mit der Her-
information & ernährung
kunftskennzeichnung aus?
Eine Herkunftsangabe ist nur dann auf
der Verpackung notwendig, wenn es
dazu eine ausdrückliche Verpflichtung
gibt oder wenn diese zur Vermeidung
von Irreführung erforderlich ist. Für
natives Olivenöl, Honig, Fisch, unverarbeitetes
Rindfleisch, frisches, gekühltes
sowie gefrorenes Schweine-, Schaf-,
Ziegen- und Geflügelfleisch ist die Herkunftsangabe
zum Beispiel vorgeschrieben.
Auch bei frischen Eiern, frischem
Obst oder Gemüse sowie bei Bioprodukten
muss die Herkunft angegeben
werden.
Aus persönlicher Erfahrung weiß ich,
dass man aber beispielsweise bei Obstund
Gemüse immer besser am Produkt
direkt nachliest, da oftmals die Tafeln im
Supermarkt selbst zu Verwirrtheit führen
können!
So passiert es beispielsweise häufig
bei den Frühkartoffeln, dass österreichische
Ware mit rot-weiß-roter Fahne
auf großen Tafeln angepriesen wird
und direkt darunter ägyptische Ware
einsortiert wurde. Dies weckt bei vielen
Kund*innen Verärgerung, da man
heimische Ware kaufen wollte und dann
zum falschen Produkt gegriffen hat.
Ebenso bei der Eröffnung der Spargelsaison.
Hier lohnt es sich genau nachzukontrollieren!
INFO
Welche Früchte wann Saison haben
können Sie hier auf der website von „die
umweltberatung“ nachlesen. Außerdem
gibt es einen Saisonkalender zum
Bestellen: https://www.umweltberatung.
at/saisonkalender-obst-und-gemuese
33 | DEZEMBER 2019
information & pause
Pausenzeichen:
Chancen zum Innehalten
PAUSEN MACHEN IST EINE KUNST, DIE WIR IN UNSERER
HEKTISCHEN ZEIT ERST WIEDER LERNEN MÜSSEN
DI Roswitha Wurm
Dipl. Lerndidaktikerin
Lese- und Rechtschreibtrainerin,
Kinderbuchautorin
Interaktive Lesungen
an Schulen buchbar unter:
www.lesenmitkindern.at
BUCHTIPP
Anke Willers,
Geht’s dir gut
oder hast du
Kinder in der
Schule?
Heyne Verlag
ISBN 978-3-453-
Das Neujahrskonzert ist weltweit
ein Fixtermin für viele Musikbegeisterte.
Fasziniert blickt die
Fernsehwelt Jahr für Jahr auf das
beeindruckende Orchester der Wiener
Philharmoniker.
Das Zusammenspiel der einzelnen
Musiker funktioniert nur deshalb so gut,
weil alle vom Dirigenten zeitgerecht und
passend ihre Einsatzzeichen erhalten.
Was mich persönlich am meisten fasziniert,
sind die Pausen des Stückes. Man
könnte meinen, dass sich nun Musiker
und Dirigent gemütlich zurücklehnen
und die Zuhörer oder den wunderschönen
Kristallluster an der Decke mustern.
Doch nichts dergleichen geschieht:
Hochkonzentriert klopfen die Streicher
und Bläser unauffällig den Takt, um die
nächsten Noten dann punktgenau und
klar zu treffen – so als hätte es niemals
eine Pause gegeben! Und so kommen
die Zuhörer in den Genuss dieser wundervollen,
meisterlichen Musik.
Auch in unserem Leben gibt es Pausen,
in denen wir meinen, dass der Ablauf
empfindlich gestört ist: wir erleben Terminabsagen,
Lieferverzögerungen, Wartezeiten
und körperliche Ruhepausen
durch Krankheiten oder Verletzungen.
Unser Leben scheint – vergleichbar mit
den Pausenzeichen in einem Musikstück
- zu einem Stillstand gekommen zu sein.
Vor Pausen, die uns das Leben aufzwingt,
bleiben wir nicht verschont.
Diese müssen wir akzeptieren, damit wir
unser Leben weiterführen können.
AKTIV PAUSEN SETZEN
In gewisser Weise sind wir jedoch auch
Komponisten unseres eigenen Lebens.
Deswegen dürfen und sollen wir auch
selbst aktiv Pausenzeichen in unserem
Leben setzen, damit wir nicht ausbrennen.
Und auch damit wir unsere Kinder
dazu anleiten können.
• Eine gute Angewohnheit, die unsere
Psyche gesund hält, ist das Besinnen
auf die guten Dinge in unserem Alltag.
Schreiben Sie jeden Abend drei Dinge
in Ihren Kalender, für die Sie dankbar
sind.
• Machen Sie das Wort „Pause“ zum
Termin in Ihrem Kalender. Fixe Pausenzeiten
sind keine leeren Stellen im
Kalender, die mit anderen Terminen
gefüllt werden dürfen!
• Pausenzeiten auch innerhalb der
Familie planen. Zeiten, in denen kein
Fernseher läuft, die Stereoanlage und
die Mobiltelefone ausgeschalten werden.
Gemeinsam auch einmal „still“
zu sein und warten bis jemand wirklich
etwas zu sagen hat.
• Setzen Sie sich aufs Sofa und horchen
Sie auf die Stille. Zunächst mag
das ungewohnt erscheinen, aber dann
„hören“ Sie vermutlich plötzlich leise
„Geräusche“, die Sie schon lange nicht
mehr wahrgenommen haben. Diese
Pausenzeit kann unser angestrengtes,
überfordertes Gehirn entlasten und für
neue Aufgaben vorbereiten.
Fotos:© pixabay.com
34 | DEZEMBER 2019
information & pause
• Atmen Sie bewusst mehrmals am
Tag tief ein und aus. Auch kurze
Atempausen können unsere Lebensmelodie
neu beleben und uns neue Kraft
schenken.
• Machen Sie zur Erholung Routinearbeiten
wie Wäscheaufhängen,
Sockenpaare suchen und sortieren oder
Unterlagen ordnen. In diesen scheinbar
langweiligen Zeiten des Alltags liegt
die Kraft von Pausenzeichen verborgen.
• Machen Sie abends vor dem Schlafengehen
einen Spaziergang – ohne
Handy und falls Sie zu zweit oder mit
der ganzen Familie marschieren, lassen
Sie Konflikte und Sorgen ganz einfach
bewusst zu Hause.
Pausenzeiten ermöglichen unserem
Körper, unserer Seele und unserem Geist
zur Ruhe zu kommen, um danach umso
schwungvoller und kräftiger in einen
neuen Tages- oder Lebensabschnitt zu
gehen. Fortissimo – wie die Musiker im
Orchester. Denn Leben ist anstrengend
– wie das Musizieren. Aber nach einer
Pause lassen sich auch die schnellsten
Rhythmen scheinbar leicht spielen…in
der Musik und im Leben.
35 | DEZEMBER 2019
information & wünsche
Wünschen:
Wenn das nicht mehr hilft!
ÜBER WÜNSCHE, DIE NICHT ERFÜLLT WERDEN MÜSSEN UND WÜNSCHE, DIE
KEINE SEIN SOLLTEN.
Roswitha Maderthaner
Kindergartenleiterin
Montessoriepädagogin
Akademische Trainerin
Dipl.Biografiearbeiterin
zur Zeit Studium der
Elementarpädagogik
Foto:© pixabay.com
36 | DEZEMBER 2019
Karo weint. Eben wurde sie von
ihrer Mutter in den Kindergarten
gebracht, nur leider mit dem
falschen Kleidchen. Denn als sie
ihre Freundin mit dem Eisprinzessinnenkleid
sieht, entsteht auch bei Karo der
Wunsch nach dem Kleid mit der Prinzessin
darauf. Nur leider hängt dieses nun
zu Hause im Schrank. Ihre Mutter ist
verzweifelt, das Mädchen so traurig zu
sehen, und die Pädagogin kann sie gerade
noch davon abhalten, nach Hause
zu fahren und das gewünschte Kleid zu
holen.
Sommerfest im Kindergarten: Die Eltern
sind dazu angehalten einen Kuchen
für das Fest mitzubringen. Toms
Mutter bringt einen mit. Als sie ihn
der Pädagogin übergibt wundert
sich diese über das Loch in der
Mitte des Kuchens. Entschuldigend
erzählt die Mutter, dass doch Tom
so gerne ein Stückchen des Kuchens
kosten wollte, und dieses Stück sollte
just aus der Mitte der Backware sein.
Die Geschwister Julia und Paul werden
vom Kindergarten abgeholt. Sie freuen
sich schon, denn heute dürfen sie
gleich zur Oma fahren, und dort übernachten.
Die Mutter fragt die Kinder:
„Darf ich noch ein Weilchen bei der Oma
bleiben und einen Kaffee trinken?“ Die
Kinder verneinen. Darauf die Mutter:
„Ach Bitte, ich will so gerne.“
Szenen wie diese spiegeln so manche
Hilflosigkeit beim Umgang mit den
Wünschen bzw. der Bedürfnisse von
Kindern. Oftmals werden Wünsche der
Kinder erfüllt aus einer Angst heraus.
Sei es Angst davor dem Kind durch die
Nichterfüllung Schaden in seiner Entwicklung
zuzufügen, oder aber auch
Angst vor den Folgen eines unerfüllten
Wunsches. Je nach Temperament und
Alter des Kindes können diese Proteste
sehr heftig ausfallen. Es kann aber
auch sein, dass die Eltern ein schlechtes
Gewissen gegenüber den Kindern haben
und dieses mit der optimalen Wunscherfüllung
versuchen, zu erleichtern. Da
wird oftmals auch in Kauf genommen,
eigene Wünsche zu Gunsten des Kindes
aufzugeben. Wie also umgehen mit all
den Wünschen, Forderungen der Kinder,
die täglich mehrmals auf einen einwirken
und die die Erziehung der Kinder
häufig so mühsam erscheinen lassen?
Welche Wünsche sollten erfüllt werden
und welche Forderungen muss man
nicht nachkommen, um das Kind nicht
in der Entwicklung seiner Persönlichkeit
zu schaden? Kann es vielleicht auch
Schaden nehmen, wenn ich ihm jeden
Wunsch von den Augen ablese? Und,
muss ich bei den Kindern um Erlaubnis
fragen, wenn ich bei meiner Mutter noch
einen Kaffee trinken möchte?
Helmuth Figdor, Kinderpsychoanalytiker
und Erziehungsberater unterscheidet
kindliche Bedürfnisse und kindliche Entwicklungsbedürfnisse.
Demnach müssen
die kindlichen Entwicklungsbedürfnisse
erfüllt werden, wenn Erziehung gelingen
soll. Dazu zählt unter anderem das Bedürfnis
geliebt zu werden, sicher zu sein,
sich geborgen zu fühlen, respektiert zu
werden, Gefühle zeigen zu dürfen und
sich als wertvoll zu empfinden. Dies alles
sollte sich in der Haltung des Erziehers wiederspiegeln.
Eine Haltung, die es ermöglicht sich in das Kind
hineinzufühlen, und, obwohl die Bedürfnisse, Wünsche
der Eltern nicht mit denen der Kinder übereinstimmen,
das Kind so zu akzeptieren wie es ist. Figdor
spricht dahingehend von der sogenannten „Haltung
der verantwortlichen Schuld.“ Obwohl ich als Erzieher,
Elternteil weiß, dass ich mich durch die nicht Erfüllung
der kindlichen Bedürfnisse an dem Kind schuldig mache,
kann ich diese Schuld verantworten, weil ich mir
darüber im Klaren bin, dass das Kind dadurch nicht
geschädigt wird, denn es wird auf die Entwicklungsbedürfnisse
des Kindes geachtet. (Figdor, 2006)
So gesehen, könnte Karos Mutter auf den Wunsch
nach dem Prinzessinnenkleid wie folgt reagieren.
„Karo, obwohl ich sehe, dass du darüber traurig bist,
muss ich von dir verlangen, mit diesem Kleid vorlieb
zu nehmen.“ Mit dieser Haltung signalisiert sie, dass
sie Karo versteht, und ihre Traurigkeit akzeptiert.
Somit ist das Entwicklungsbedürfnis nach Gefühlen
zeigen und wertvoll zu sein erfüllt, aber das momentane
kindlichen Bedürfnis nicht befriedigt.
Ähnlich verhält es sich beim Kuchenstück aus der
Mitte. „Ich verstehe, dass du gerne ein Stück Kuchen
haben möchtest, und es schwierig für dich ist darauf
zu warten, aber leider muss ich von dir verlangen,
dass du auf das Stück in der Mitte verzichtest.“
Mit dieser Haltung im Hintergrund können die Eltern
den möglicherweise aufkeimenden Ärger, der entsteht,
wenn eigene Wünsche, mit denen des Kindes
kollidieren, vermeiden. Dies setzt eine Auseinandersetzung
mit den eigenen Bedürfnissen und das Hineinfühlen
in das Kind voraus. So können laut Figdor Grenzen
in einer wertschätzenden, nicht entwicklungsschädigenden
Beziehungsatmosphäre eingefordert werden.
Und der Wunsch nach einem Kaffeeplausch mit der
eigenen Mutter kann mit gutem Gewissen nach gegangen
werden.
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BEIM SPEZIALISTEN
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WARUM IMMER ICH ?!
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information & erziehung
Schönbrunner Schule Teil 2:
Das Kind auf Augenhöhe
100 JAHRE REFORMPÄDAGOGIK NACH OTTO FELIX KANITZ UND DEM
SCHÖNBRUNNER KREIS
Dr. in Karin Steiner
zuständig für pädagogische
Entwicklungen und Bildungskooperationen
bei
den Wiener Kinderfreunden
Foto: Felix Zangerl
Julya Rabinowich
Prof. Armin Bernhard
Junge, engagierte Kinderfreunde-
PädagogInnen rund um Otto Felix
Kanitz waren bereits 1919 überzeugt,
dass Bildung und Erziehung
die Bedürfnisse des Kindes in den
Mittelpunkt stellen müssen. Mit der
„Schönbrunner Erzieher-Schule“ und
dem angeschlossenen Kinderheim in 84
Sälen des Schlosses Schönbrunn boten
sie diese innovative humanistische Ausbildung
an und führten das Kinderheim
nach ihrer Maxime: Bildung und Kultur
für alle Kinder, Hinwendung zum Kind
als zukünftiger „neuer Mensch“ auf
Augenhöhe, gewaltfreie Erziehung ohne
Autorität und Mitbestimmung der Kinder
in allen sie betreffenden Belangen.
Im Fachsymposium „100 Jahre Schönbrunner
Schule“ beleuchteten namhafte
Fachleute, warum der reformpädagogische
Ansatz der Schönbrunner Schule
heute hochaktuell und für das Fortbestehen
unserer Gesellschaft dringend zu
fokussieren ist.
RAUS AUS DEM FRIERENDEN UNZU-
HAUSE (Armin Bernhard)
Prof. Dr. Armin Bernhard, Professor für
Allgemeine Pädagogik an der Universität
Duisburg-Essen erörterte, dass die
sozialistische Erziehung „eine kreative
und zugleich äußerst mutige Antwort
auf die dramatisch prekäre Lage von Kindern
aus der Arbeiterklasse“ war. Aus
gesellschaftlicher Perspektive betrachtet,
sieht Bernhard heute Trends zur „Entdemokratisierung,
Rebarbarisierung und
Verrohung“, weshalb er erörterte, in
welcher Hinsicht Kanitz‘ Überlegungen
zukunftsrelevant sind. Bernhard: „Die
neoliberale Bildungsindustrie schreibt
uns gegenwärtig eine auf lebenslängliche
Anpassung angelegte Konsensädagogik
vor. Einige der zentralen
Erziehungsprinzipien Kanitz‘ werden mit
diesen herrschaftsförmigen Entwicklungen
im Erziehungs- und Bildungsbereich
kontrastiert.“
Er sieht in der sozialistischen Gefühlsbildung
eine Antwort auf die aktuelle
Systemkälte, die er in Anlehnung an
Ernst Bloch als „frierendes Unzuhause“
bezeichnet. Ein wesentlicher Aspekt
dieser Systemkälte ist das massive
Konkurrenzdenken und Ellbogensystem
(im aktuellen Bildungssystem), das zu
Angst und Minderwertigkeitsgefühlen
führt und den Lebensplan des Kindes
vereitelt. Solidarität und die Kultivierung
der Gefühlswelt der Kinder wären daher
als Prinzipien von Bildungsprozessen
wieder aufzunehmen. Von Kanitz zu
lernen heißt für Prof. Bernhard, Kinder
zu kritischen, widerständigen, mutigen
Menschen zu erziehen, indem wir ein
offenes, warmes gesellschaftliches Zuhause
schaffen.
Prof. Heinz Weiss führt durch die Ausstellung
information & erziehung
WER EINEM KIND DIE CHANCEN
NIMMT, NIMMT SIE DER GANZEN
GESELLSCHAFT (Julya Rabinowich)
Nach Meinung der österreichischen
Schriftstellerin und Botschafterin im
Rahmen des „Europäischen Jahres zur
Bekämpfung von Armut und sozialer
Ausgrenzung“ Julya Rabinowich ist
eine offene Gesellschaft – wie sie der
Schönbrunner Kreis anstrebte – die beste
Antwort auf die Frage, welche Gesellschaften
wir zukünftigen Gesellschaften
bieten möchten. Rabinowich: „Freie
Gedanken sind das beste Gegenmittel zu
autoritären Strukturen. Es ist in Verruf
geraten, solidarisch zu sein. Es ist unbeliebt
geworden, Verantwortung zu übernehmen.
Es ist nicht in, die Schwächsten
zu schützen. In ist es, die gestählten
Ellbogen auszufahren und mit ihnen in
Ben-Hur-Methode durch die Menge zu
pflügen. Eine Gesellschaft, die sich durch
Brutalität und Gnadenlosigkeit auszeichnet,
ist nicht darauf ausgelegt, friedlich
zu bestehen. Eine Gesellschaft, die nicht
in das Wertvollste investiert, das sie hat,
nämlich die zukünftigen Generationen,
hat keine Zukunft. Nur ein Team, das
niemanden zurücklässt, wird ein
erfolgreiches Team sein, und nur
jene gemeinsame Reise, die alle
Mitreisenden sicher an den Zielort
bringt, ist eine erstrebenswerte.“
Mehr Infos über das Symposium
finden Sie unter: https://bit.
ly/31QFVkK
Fotos:© Archiv Wiener Kinderfreunde
Impressionen: Schönbrunner Erzieherschule |
rechts: Kanitz, der junge Doktor, ca. 1922
BUCHTIPPS:
Heinz Weiss: OTTO FELIX KANITZ - Vom jüdischen Klosterschüler
zum Top-Roten der Zwischenkriegszeit, Echomedia Buchverlag,
ISBN: 978-3-90311314-5
Heinz Weiss: Das rote Schönbrunn: Der Schönbrunner Kreis und die
Reformpädagogik der Schönbrunner Schule, Echomedia Buchverlag
ISBN: 978-3-902672-03-2
Bernhard, A.: Otto Felix Kanitz (1894-1940). Ein engagierter Ansatz
Sozialistischer Erziehung auf tiefenpädagogischer Grundlage, in:
Borst, E./Kluge,S. (Hrsg.): Die verdrängten Klassikerinnen und Klassiker
der Pädagogik, Baltmansweiler 2013, S 88 - 108
39 | DEZEMBER 2019
information & innovation
intrinsic Campus:
Lernen nach dem Lustprinzip
ES BRAUCHT EINEN GRUNDSÄTZLICHEN SYSTEMWANDEL
Christine König
intrinsic Campus
Zürich
www.intrinsic.ch/
intrinsic-campus/
Der intrinsic Campus entwickelt
im Herzen von Zürich einen
Prototypen für die Lehrerbildung
von morgen. Als Zukunftslabor
der Schweizer Bildungsbranche testet
das von der Stiftung Mercator geförderte,
unabhängige Netzwerk intrinsic,
Bildung auf Basis aktueller wissenschaftlicher
Erkenntnisse.
«Wir lieben die Volksschule als zivilisatorische
Errungenschaft und glauben
an ihre demokratiepolitische Relevanz.
Wir halten Schule für einen Katalysator
der menschlichen und gesellschaftlichen
Entwicklung.»
sagt Daniel Straub, Co-Gründer von
intrinisic
Wir haben das Bild einer Schule der
Zukunft, in der die SchülerInnen ihre
Lernprozesse aus innerem Antrieb spielerisch
und selbstverantwortlich gestalten.
Dabei verändert sich die Rolle der Lehrperson
grundlegend: Sie wird von der
Stoff-Vermittlerin zur Lern-Begleiterin,
die individuelle Entwicklungen fördert
und Kinder auf Augenhöhe in einen
sozialen Kontext einbindet.
Der intrinsic Campus sieht sich als Angebot
und Ergänzung für pädagogische
Hochschulen. Wir decken den Teil der
Innovationen ab, die über die heutigen
Bildungsinstitutionen hinausgehen und
verstehen uns als Mosaikstein einer
zukunftsgerichteten Bildungspolitik.
Unser Ziel ist die radikale Verschiebung
von der extrinsischen zur intrinsischen
Motivation beim Lernen.
«Der intrinsic Campus will als Prototyp
einen Beitrag zur Debatte über die Bildung
der Zukunft leisten und begünstigt
einen radikalen Paradigmenwechsel in
der Bildungskultur.»
sagt Christian Müller, Co-Gründer von
intrinsic
Fotos:©Archiv intrinsic/Foto:pixabay
40 | DEZEMBER 2019
DOWNLOAD der
Arbeitshypothese
information & interview
Die ersten 13 kühnen Pioniere haben ihr
Studium im Herbstsemester 2019 begonnen.
Der intrinsic Campus vereint Studierende
mit diversen MitgestalterInnen
aus unterschiedlichen Fachbereichen und
setzt diese miteinander in Beziehung.
Eine erste Version der Arbeitshypothese
wird im Sinne von iterativen Schlaufen
fortlaufend ‚getestet’.
Aus akuten Dringlichkeiten der Erfahrung
in den Praktikas, identifizieren die
Studierenden im Zusammenspiel mit
Praxislehrperson und Coach ihr nächstes
Entwicklungsfeld. Dieses wird mit einem
der Campus-ExpertInnen angepackt,
dokumentiert und als erarbeitetes Lernprodukt
am wöchentlichen Campustag
präsentiert und diskutiert. Anschließend
gehts wieder in die Praxis.
41 | DEZEMBER 2019
Erscheinungsort Wien
LERNEN MIT ZUKUNFT, 1220 Wien, Mühlwasserpromenade 23/Haus 13, Austria
UNSER WEB-KIOSK
http://magazin.Lmzukunft.at
Umfangreiches Archiv bis 2010 zur Nachlese.
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