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- information - diskussion - innovation - motivation -<br />
Das Österreichische Impuls-Magazin | <strong>Dezember</strong> <strong>2019</strong><br />
BESUCHEN SIE UNS:<br />
www.facebook.com/lernen.mit.zukunft<br />
Das Weihnachtsgeschenk<br />
Babette Reineke<br />
In der Mitte sein<br />
Leben bedeutet stetiger Wandel<br />
SOS-Familientipp<br />
Rat auf Draht zum Thema Geld
inhalt & impressum<br />
inhalt & übersicht<br />
Kopfsprung ins Herz<br />
Kinderrechte und verletzte Kinder<br />
Der Erfolg des Christentums<br />
Manchmal ist ein Neustart am besten<br />
HSP in Beziehungen<br />
Ich habe keine Zeit für Stress<br />
Traum vom eigenen Buch<br />
Versuche mit Tieren, an Tieren,<br />
für Tiere<br />
Der Körper spricht immer<br />
Das Auto hat immer Vorrang<br />
Die SOS-Familientipps<br />
Internationales/interkulturelles Lernen<br />
Prof.Abakus<br />
In der Mitte sein<br />
Zoo- und Wildtierpfleger<br />
Das Recht auf eine Kindheit<br />
Hitzige Debatte<br />
Das Weihnachtsgeschenk<br />
Lebensmittel hinterlassen Fußabdrücke<br />
Chancen zum Innehalten<br />
Wenn das nicht mehr hilft!<br />
Das Kind auf Augenhöhe<br />
Lernen nach dem Lustprinzip<br />
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sich ergänzende Informationen zum Artikel<br />
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Klicken Sie das OHR-Symbol und es öffnet<br />
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Autors mit ergänzenden Informationen.<br />
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untermalt den Beitrag.<br />
SYMBOLE ZUR HANDHABUNG<br />
DER INTERAKTIVEN ELEMENTE<br />
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2 | DEZEMBER <strong>2019</strong>
editorial & information<br />
impressum<br />
Medieninhaber, Herausgeber<br />
& Verleger <strong>LERNEN</strong> <strong>MIT</strong><br />
<strong>ZUKUNFT</strong>, 1220 Wien,<br />
Mühlwasserpromenade 23/ Haus<br />
13, e-mail: office@LmZukunft.<br />
at, Herausgeber/Grafik: Karl H.<br />
Schrittwieser, Redaktion (Bild/<br />
Text): Birgit Menke,<br />
Titelseite - Foto: © Pixabay.com<br />
Blattlinie:<br />
Mit unserer Themenvielfalt laden<br />
wir Erwachsene ein, sich für die<br />
Entwicklung unserer Lebenswelt<br />
und für künftige Generationen<br />
einzusetzen.<br />
Dazu geben wir Informationen,<br />
Gedankenimpulse und<br />
Anregungen.<br />
Die AutorInnen übernehmen<br />
selbst die Verantwortung für den<br />
Inhalt ihrer Artikel.<br />
Auflage: 4 mal im Jahr<br />
Früher war alles besser:<br />
Sehnsucht nach der guten alten Zeit<br />
AUCH IN DER GUTEN ALTEN ZEIT HABEN SICH DIE MENSCHEN NACH<br />
BESSEREN ZEITEN GESEHNT<br />
Man trifft sie überall, die Nostalgiker mit ihrem sehnsuchtsvollen<br />
verzückten Ausdruck, wenn sie in<br />
Erinnerungen schwelgen. Die Musik war besser, die<br />
Menschen gingen anders miteinander um, es durfte<br />
überall geraucht werden und irgendwie war auch alles gemütlicher<br />
und stiller, vor allem zu Weihnachten.<br />
Weihnachten mit Kindern zu erleben ist eine Reise zurück in<br />
die eigene Kindheit, verbunden mit dem Zauber, der schon in der<br />
Adventszeit mit Weihnachtsgeschichten, Kerzenschein, Basteln und<br />
Singen beginnt. Diesen Zauber für die Kinder zu erhalten, mag früher<br />
einfacher gewesen sein. Das lag vermutlich auch an den nicht<br />
vorhandenen Möglichkeiten und Angeboten. Ich erinnere mich,<br />
dass meine Eltern noch beim Greißler eingekauft haben und dort<br />
gab es im August noch kein Lebkuchen oder Windgebäck. Mit uns<br />
Kindern wurde in Ermangelung von Einkaufszentren in Katalogen<br />
gestöbert, um mögliche Vorlieben und Wünsche herauszufiltern.<br />
Die Bescherung fiel in den meisten Familien sehr bescheiden aus.<br />
Ein Höhepunkt neben einem geschmückten Christbaum und der<br />
beheizten Stube war der Festbraten und den konnte<br />
sich auch nicht jeder leisten.<br />
Die gute alte Zeit ist vorbei. Wir leben in der jetzigen<br />
Zeit und seit jeher hat alles zwei Seiten. Ich<br />
bin mir ziemlich sicher, dass auch in Zukunft jede<br />
Generation passend zum Zeitgeist Nostalgiker<br />
hervorbringen wird, die mit glänzenden Augen von<br />
„ihrer Zeit“ schwärmen werden.<br />
Ich wünsche Ihnen ein harmonisches und geruhsames<br />
Weihnachtsfest und ein zauberhaftes Neues<br />
Jahr.<br />
Karl H. Schrittwieser<br />
Obmann und Herausgeber<br />
<strong>LERNEN</strong> <strong>MIT</strong> <strong>ZUKUNFT</strong><br />
Foto © by-studio-fotolia.com<br />
3 | DEZEMBER <strong>2019</strong>
information & vision<br />
Visionssuche und mein Buch:<br />
Kopfsprung ins Herz<br />
ALS OLD MAN COYOTE DAS SCHULSYSTEM SPRENGTE<br />
Gerald Ehegartner<br />
Lehrer, Autor, Naturpädagoge<br />
und Visionssucheleiter<br />
„Akademie für Potentialentfaltung“,<br />
„Lernwelt“;<br />
www.geraldehegartner.com<br />
AUDIO: Fragen<br />
an den Lehrer<br />
Der herrliche Duft von verbranntem<br />
Salbei steigt mir plötzlich in<br />
die Nase. Ich bin an der Schwelle<br />
zu meiner ersten Visionssuche<br />
und aufgeregt.<br />
Meine beiden Guides sprechen Gebete<br />
und fächern mit Federn den Rauch von<br />
Salbei in mein Energiefeld.<br />
Ihre Wörter klingen wie Beschwörungen<br />
aus fernen Zeiten – und doch so nah und<br />
vertraut.<br />
Langsam verlasse ich die Schwelle,<br />
packe meinen Rucksack, zwei Wasserkanister<br />
und meine Unterlagsmatte. Die<br />
Plane habe ich noch in meinem Rucksack<br />
verstaut.<br />
Für mehr ist nicht Platz. Nicht einmal ein<br />
Zelt sollte mit auf die äußere und innere<br />
Reise. Nur ich und die Wildnis. Sogar das<br />
Essen bleibt für die nächsten Tage im<br />
Base-Camp.<br />
Ich schaue mich um. Death Valley hat<br />
seinen ganz besonderen Reiz. Obwohl es<br />
Ende <strong>Dezember</strong> ist,<br />
scheint an diesem Ort die Sonne kaum<br />
Kraft verloren zu haben. Der Höhepunkt<br />
der Visionssuche hat<br />
nun begonnen!<br />
Wieder stehe ich an der Schwelle – diesmal<br />
in New Mexico.<br />
Ich habe mich entschieden, die Ausbildung<br />
zum „Vision quest guide“ zu<br />
machen.<br />
Die erste Visionssuche hatte mein Leben<br />
verändert. Ich bin zutiefst überzeugt von<br />
der Kraft dieses Rituals.<br />
Vieles hatte ich schon probiert – einiges<br />
hatte auch wunderbare Wirkungen. Nur<br />
– die Visionssuche, die ging tiefer als das<br />
meiste zuvor.<br />
Mein Leben wurde buchstäblich transformiert.<br />
Ich wandere hinaus in die trockene Wildnis<br />
von New Mexico, zwei Geier weisen<br />
mir den Weg.<br />
Vier Tage und vier Nächte begebe ich<br />
mich wieder in diese Intimität. Keine<br />
Ablenkung – nur die Natur und ich, ganz<br />
allein. Kein Baum, der sagt: Tu dies und<br />
mach das. Keine Wolke, die meint, sie<br />
wüsste, was das Beste für mich sei. Die<br />
Natur spricht schweigend zu mir. Kein<br />
Aufdrängen, kein Raumnehmen – sondern<br />
endlose Weite. Ich bin mir wieder ganz<br />
nahe und stolpere über den heiligen Narren<br />
der Indianer des Südwestens: Kojote.<br />
Ein großes Lachen erfasst mich. Ich tanze<br />
– und keiner sieht mich. Ich weiß, was zu<br />
tun ist.<br />
Zurück in Österreich gründe ich mit unbändig-verrückter<br />
Kraft das 1. Naturpädagogik-Wahlpflichtfach<br />
Österreichs, danach<br />
beginne ich an meinem Buch „Kopfsprung<br />
ins Herz – Als Old Man Coyote das Schulsystem<br />
sprengte“ zu schreiben.<br />
Foto: © janlev-fotolia.com<br />
4 | DEZEMBER <strong>2019</strong>
information & vision<br />
Old Man Coyote hatte es mir angetan.<br />
2017 wurde das Buch dann auf der<br />
„Frankfurter Buchmesse“ vorgestellt<br />
– und sollte innerhalb kurzer Zeit zum<br />
erfolgreichsten Buch des Verlages werden.<br />
Im Herbst <strong>2019</strong> brachte der Kamphausen<br />
Verlag meinen „verrückten<br />
Roman“ neu heraus. Ich genieße es,<br />
Teil der Autoren rund um Eckhart Tolle,<br />
Dalai Lama usw. zu sein. Aber – so<br />
richtig begonnen hat alles bei meiner<br />
letzten Visionssuche in der Wildnis der<br />
USA….<br />
Und letztendlich stand ich bei beiden<br />
Visionssuchen vor Übergängen. Einmal<br />
in punkto Familie und das zweite Mal<br />
vor einer beruflichen Veränderung.<br />
Der vielleicht größte Übergang im<br />
Leben aber – abgesehen vom Tod – das<br />
ist wohl jener, wenn wir erwachsen<br />
werden.<br />
Nur bieten wir unseren jungen Menschen<br />
genügend Angebote, damit sie<br />
diesen Übergang gelungen bewältigen<br />
können?<br />
Ich denke nicht. In dieses Vakuum<br />
könnte auch vermehrt das Angebot der<br />
„Visionssuche“ stoßen - vielleicht sogar<br />
im schulischen Kontext.<br />
Sie ist ein wunderbares Instrument, um<br />
große und kleinere Übergänge erfolgreich<br />
zu gestalten.<br />
Ich bin unendlich dankbar, diese „Visionssuchen“<br />
erfahren zu haben. Ohne<br />
sie hätte alleine schon „Kopfsprung ins<br />
Herz – Als Old Man Coyote das Schulsystem<br />
sprengte“ wohl nicht das Licht der<br />
Welt erblickt.<br />
ZUR PERSON GERALD EHEGARTNER<br />
Ausgebildeter Lehrer, Theater-, Naturund<br />
Wildnispädagoge, Mitbegründer des<br />
1. Naturpädagogik-Wahlpflichtfaches in<br />
Österreich - sowie „Vision<br />
quest<br />
guide“.<br />
Gerald<br />
Ehegartner<br />
ist Teil des<br />
Lernweltteams“<br />
http://www.<br />
lernwelt.at/<br />
leitung/team/<br />
index.html u<br />
„Ehrlich, witzig und anrührend<br />
- ein zutiefst mystisches<br />
und widerständiges Buch.“<br />
Konstantin Wecker – Musiker,<br />
Liedermacher, Komponist,<br />
Schauspieler, Poet,<br />
Autor<br />
"Welch eine Botschaft -<br />
und welch ein tolles Buch!<br />
Danke!“<br />
Margret Rasfeld – Bildungsinnovatorin,<br />
Mitbegründerin<br />
von „Schule im Aufbruch“,<br />
Vision- und Querdenker-<br />
Award<br />
Kopfsprung ins Herz –<br />
Als Old Man Coyote<br />
das Schulsystem sprengte<br />
Autor: Gerald Ehegartner<br />
5 | DEZEMBER <strong>2019</strong>
information & jugend<br />
CONCORDIA Sozialprojekte:<br />
Kinderrechte und verletzte Kinder<br />
UM IHRE EINHALTUNG MUSS JEDEN TAG ERNEUT GEKÄMPFT WERDEN<br />
Ulla Konrad,<br />
geschäftsführender Vorstand<br />
von CONCORDIA<br />
Sozialprojekte<br />
www.concordia.or.at<br />
Foto © Archiv Concordia<br />
6 | DEZEMBER <strong>2019</strong><br />
In diesem Jahr findet ein Jahrestag<br />
statt, der für mich besondere<br />
Bedeutung hat: Am 20. November<br />
1989 verabschiedeten die<br />
Vereinten Nationen 41 Kinderrechte.<br />
Meiner Erfahrung nach gibt es nicht<br />
eines, das nicht verletzt wird.<br />
Wenn ein Kinderrecht verletzt wird,<br />
wird ein Kind verletzt.<br />
Ein weiteres Jubiläum ist für mich in<br />
diesem Zusammenhang sehr wichtig:<br />
Der Fall des Kommunismus. Ich kann<br />
mich an diese Zeit noch zurückerinnern.<br />
In Osteuropa herrschte eine<br />
Stimmung des Aufbruchs und des<br />
Neuanfangs.<br />
Nach dem Kollaps des kommunistischen<br />
Systems lebten viele Waisenkinder<br />
auf der Straße. CONCORDIA<br />
Sozialprojekte nahm sich als eine der<br />
ersten Organisationen der Menschen<br />
an.<br />
30 Jahre später ist etwa Bulgarien<br />
Mitglied der Europäischen Union.<br />
Die Einhaltung der Kinderrechte<br />
sollte in einem Land der EU nicht<br />
mehr zur Debatte stehen. Aus eigener<br />
Erfahrung kann ich Ihnen leider<br />
ganz andere Geschichten erzählen.<br />
Wie zum Beispiel von Angel: Er ist<br />
noch ein Baby, als seine Mutter die<br />
Familie verlässt. Den Grund kennen<br />
wir nicht. Der Vater bemüht sich<br />
redlich, kümmert sich um den Buben,<br />
aber er lebt immer an der Grenze.<br />
Kaum Arbeit, kaum Einkommen. Als<br />
er vor zwei Jahren mit Angel zu uns<br />
kommt sucht er Unterstützung nur<br />
untertags, damit er arbeiten kann.<br />
Bald aber verschwindet er ganz, holt<br />
Angel auch am Wochenende nicht mehr ab.<br />
Bei CONCORDIA betreiben wir familienähnliche<br />
Wohngruppen, wo Kinder so wie Angel abseits der<br />
Familie wieder mit dem Nötigsten versorgt werden.<br />
Hier erfahren sie Stabilität und können sich Zukunftschancen<br />
aufbauen. Mit psychologischer Betreuung<br />
und liebevoller Fürsorge lernen die Kinder wieder zu<br />
vertrauen und auch ihre Schulbildung fortzusetzen.<br />
Kinder haben ein Recht auf Schutz und Fürsorge<br />
durch ihre Eltern, auf eine Identität und Familie.<br />
Und: Sie dürfen nicht willkürlich von ihrer Familie<br />
getrennt werden. Das besagen die Kinderrechte<br />
Nummer 2 bis 4. In Bulgarien ist die Not allerdings<br />
oft so groß, dass Eltern nicht selbst für ihre Kinder<br />
sorgen können. Manchmal sind Eltern selbst mit<br />
sozialer Unterstützung nicht in der Lage, sich um ihre<br />
Kinder zu sorgen.<br />
Seit 30 Jahren gibt es die Kinderrechte, aber meine<br />
täglichen Erfahrungen zeigen: Die Arbeit jeder einzelnen<br />
meiner Kolleginnen wird bitter benötigt. Die<br />
Kinderrechte mag es seit 30 Jahren geben, um ihre<br />
Einhaltung muss jeden Tag erneut gekämpft werden.<br />
Bei uns gilt: Wenn ein Kinderrecht geschützt wird,<br />
wird ein Kind geschützt. Dafür machen wir uns stark.
ww<br />
Sie wissen selbst am besten, womit<br />
Sie Ihr Wissen ergänzen wollen!<br />
Stellen Sie Ihr eigenes Ausbildungsprogramm zusammen<br />
Ausbildung für Jung und Alt<br />
• Sie lernen am Ort Ihrer Wahl.<br />
• Sie lernen mit Ihrer eigenen Geschwindigkeit<br />
• Sie wählen Ihre eigenen Lernzeiten<br />
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IMPROVE-Bildung mit Zukunft<br />
Foto: © pixabay.com<br />
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23 | 7 SEPTEMBER | DEZEMBER 2018 <strong>2019</strong>
information & religion<br />
Religionen der Welt:<br />
Der Erfolg des Christentums<br />
WIE HAT UNS DAS CHRISTENTUM VERÄNDERT<br />
Dipl.-Ing. Alexander Ristic<br />
Internationaler<br />
Länderexperte<br />
Ist vom Christentum die Rede, denken<br />
viele Menschen an Kreuzzüge und<br />
Kolonialisierung. Wir vergessen<br />
dabei, was uns das Christentum als<br />
Religion gebracht hat: Menschenrechte,<br />
Krankenhäuser und Schulbildung sind<br />
Errungenschaften des Christentums.<br />
Es war Martin Luther, der mit seiner<br />
leicht verständlichen Bibelübersetzung<br />
das Licht von Bildung und Freiheit in die<br />
Welt erfolgreich hinaustrug.<br />
Luther war der Mann des vergangenen<br />
Jahrtausends. Wir spüren auch 500 Jahre<br />
später seinen enormen Einfluss, weil er<br />
die Bibel übersetzt und damit Gottes<br />
Wort wieder zurück zu uns Menschen<br />
gebracht hat. Ohne ihn gäbe es keine<br />
universale Bildung, keine individuale<br />
Freiheit und Gleichheit der Menschen.<br />
Demokratie und Wissenschaft würden<br />
nicht heute in dieser Art existieren.<br />
Martin Luther hat verstanden, dass jeder<br />
Einzelne die direkte Verbindung zu Gott<br />
hat und jeder selbst für sein Handeln<br />
verantwortlich ist. Luther folgte seinem<br />
Gewissen und seiner Überzeugung. Er<br />
fühlte sich Gottes Wort verpflichtet und<br />
nicht der Kirche oder der Lehre der Universitäten.<br />
Weil es seine innere Überzeugung<br />
verlangte, stellte er sich gegen die<br />
damalige Obrigkeit.<br />
Mönche führten profitable Unternehmen.<br />
Sie mussten wirtschaftliche Entscheidungen<br />
treffen, um die Klöster finanziell erfolgreich<br />
zu machen. Sie nutzten Technik zur Arbeitserleichterung,<br />
erfanden die Brille und die<br />
Uhr. Sie kümmerten sich um die Kranken,<br />
trugen das bestehende Wissen zusammen<br />
und hielten es in handgeschriebenen Büchern<br />
fest.<br />
Die katholische Kirche gründete Universitäten,<br />
hundert Jahre vor der Reformation<br />
und lehrte, dass die Bibel Gottes Wort ist. An<br />
einer von ihnen war Martin Luther Professor.<br />
Luther studierte die Bibel und stimmte damit<br />
überein. Aber er kam zum Schluss, dass die<br />
Bibel oberste Autorität haben muss und<br />
nicht die Kirche. Er rebellierte erfolgreich.<br />
Der Protestantismus übernahm das Beste<br />
aus dem Leben in den Klöstern und machte<br />
jeden zum Mönch. Die Reformation machte<br />
das, was bis dahin in der Abgeschiedenheit<br />
der Klöster entstand, allen zugänglich.<br />
Die Reformation begann in katholischen Universitäten<br />
und war ein Kampf um die Wahrheit.<br />
Martin Luther stand 1521 in Worms<br />
und sollte widerrufen. Er sagte: „Mein<br />
Gewissen ist in den Worten Gottes gefangen.<br />
Ich widerrufe, wenn ihr mich durch die<br />
Schrift und Logik überzeugt. Ihr könnt mich<br />
zwingen, aber eher sterbe ich.“<br />
Die Luther Bibel hat Europa und die Welt<br />
verändert. Es hat zweihundert Jahre gedauert,<br />
bis sich Martin Luthers Idee der Freiheit<br />
des Individuums durchgesetzt hat. Die<br />
deutsche Reformation war ein Segen für die<br />
Welt.<br />
Foto © pixabay.com<br />
8 | DEZEMBER <strong>2019</strong>
information & emotion<br />
Der emotionale Mensch - Teil 22<br />
Manchmal ist ein Neustart am besten<br />
DIE CHANCE KLOPFT ÖFTER AN ALS MAN MEINT, ABER MEISTENS IST<br />
NIEMAND ZU HAUSE. (William Rogers)<br />
Sie kennen das sicher. Wenn der<br />
Computer hängt und nichts mehr<br />
geht, kommt von hinten jemand,<br />
der sich scheinbar besser auskennt<br />
und die magische Frage stellt: „Hast du<br />
ihn schon mal neu gestartet?“ Hat man<br />
das nicht, dann wird es höchste Zeit.<br />
So ein Neustart macht nicht immer alles<br />
gut, aber meistens ist das dringlichste<br />
Problem danach Geschichte. Und soll ich<br />
Ihnen was gestehen: Das klappt im echt<br />
Leben auch. Wenn Sie in einer Sackgasse<br />
stecken und nicht mehr weiter wissen,<br />
werden Sie zuerst probieren an der einen<br />
oder anderen Stellschraube zu drehen,<br />
um wieder weitermachen zu können.<br />
Hilft die Feinjustierung nicht, sollten Sie<br />
sich überlegen, ob eine komplette Neuausrichtung<br />
nicht die bessere Lösungsvariante<br />
wäre.<br />
Sagen wir Ihre Arbeit freut Sie nicht<br />
mehr. Sie stehen jeden Tag mit einem<br />
starken Gefühl des Unwillens auf,<br />
verrichten Ihre Tätigkeiten freudlos, sind<br />
viel zu schnell gereizt und alles in allem<br />
unzufrieden. Klinken Sie sich in so einem<br />
Fall doch einfach einmal aus. Versuchen<br />
Sie sich und Ihre Situation von außen zu<br />
betrachten. Was hält Sie denn noch in<br />
Ihrem Job?<br />
Ist es das gute Gehalt? Ist es die praktische<br />
Nähe zum Wohnort oder sind es<br />
die lieben KollegInnen? Sind das wirklich<br />
gute Gründe in einem unbefriedigenden<br />
Status quo zu verharren, einfach so<br />
weiterzumachen wie bisher?<br />
Ich kann ihnen aus Erfahrung sagen,<br />
dass sie das nicht sind! Es gibt andere<br />
gutbezahlte Stellen und ganz ehrlich:<br />
Lieber mit Spaß an der Arbeit weniger<br />
verdienen, als Monat für Monat ein<br />
dickes Salär mit traurigem Gesicht<br />
entgegennehmen. Lieber ein bisschen<br />
weiter fahren, als unglücklich zu sein.<br />
Die netten Arbeitskollegen lieber einmal<br />
mehr privat treffen als unmotiviert vor<br />
sich hinschuften.<br />
Ich sage es Ihnen nur ungern, aber man<br />
lebt nur einmal. Zu fast jedem ungeschickt<br />
eingeschlagenen Lebensweg gibt<br />
es zumindest eine Alternative. Manche<br />
Menschen findet das Glück, aber die<br />
meisten müssen es selber suchen. Es<br />
wartet darauf entdeckt zu werden, werden<br />
Sie aktiv!<br />
Mag. Markus Neumeyer<br />
Theater-,Film- und<br />
Medienpädagoge<br />
dipl. Lern/Freizeit &<br />
Vitalcoach<br />
www.buchteufel.at<br />
Foto © pixabay.com<br />
9 | DEZEMBER <strong>2019</strong>
information & bildung<br />
Deine<br />
Spende<br />
macht mich<br />
klug!<br />
CONCORDIA begleitet Kinder und Jugendliche in ein selbst bestimmtes Leben.<br />
Wir eröffnen Chancen durch Ausbildung und das Erlernen eines Berufes.<br />
Spendenkonto: IBAN: AT66 3200 0000 0703 4499<br />
Fotos: © Archiv SOS-Kinderdorf<br />
www.concordia.or.at<br />
10 | SEPTEMBER <strong>2019</strong>
information & bildung<br />
Hochsensitivität:<br />
HSP in Beziehungen<br />
SO VIELFÄLTIG WIE DAS LEBEN SELBST<br />
Hochsensitive Personen (HSP)<br />
nehmen Reize detaillierter<br />
wahr, verarbeiten sie tiefgehender,<br />
sind sehr emotional<br />
und empathisch – und deshalb schneller<br />
reizüberflutet. Diese Faktoren spielen<br />
auch in Beziehungen – beruflich wie<br />
privat – eine Rolle. Speziell introvertierte<br />
HSP brauchen ihren Rückzug, um Reize<br />
zu verarbeiten. Das wird von Nicht-HSP<br />
manches Mal als Liebesentzug gewertet.<br />
Je besser man über sich Bescheid<br />
weiß und seine Hochsensitivität, trotz<br />
der Herausforderungen, als Qualität<br />
und Stärke erlebt, desto unaufgeregter<br />
kann eine HSP zu sich selber und ihren<br />
Bedürfnissen stehen und diese liebevoll<br />
artikulieren.<br />
Treffen zwei HSP aufeinander, kann das<br />
wortlose Verstehen und der Gleichklang<br />
groß sein. Das wird als entspannend<br />
empfunden. Der andere kann die eigene<br />
Welt meist besser nachempfinden, kennt<br />
sie aus eigenem Erleben. Trotzdem<br />
ticken auch nicht alle HSP immer gleich.<br />
Die Sensitivität kann sich unterschiedlich<br />
äußern (verschiedene Sinne und „Übersinne“<br />
betreffen oder verschieden stark<br />
ausgeprägt sein). Beide können sich zu<br />
unterschiedlichen Zeiten reizüberflutet<br />
fühlen. Sind sie es zur selben Zeit,<br />
kann das Konfliktpotential steigen. Das<br />
braucht besonderes Fingerspitzengefühl<br />
und möglicherweise dialogische, strukturierte<br />
Gesprächsformen, die den Stresslevel<br />
senken und deeskalierend wirken.<br />
Extrovertierte HSP suchen die Nähe von<br />
anderen, brauchen aber – wie auch die<br />
vielbegabten, vielseitig interessierten<br />
Scanner oder High Sensation Seeker auf<br />
der Suche nach starken Reizen, noch mehr<br />
Achtsamkeit auf die Balance zwischen Anregung<br />
und Entspannung. Wenn unterschiedlich<br />
veranlagte HSP aufeinandertreffen, ist nicht<br />
immer das Verständnis da, das zwei „gleich<br />
gelagerte“ HSP teilen können. Das braucht viel<br />
Toleranz für die Andersartigkeit des Partners<br />
oder der Partnerin.<br />
HSP in Beziehungen mit Nicht-HSP schätzen<br />
manchmal gerade diese Verschiedenheit, weil<br />
sie im Alltag entlastend sein kann für HSP.<br />
Eine Nicht-HSP tut sich manchmal leichter mit<br />
pragmatischen Alltagsaufgaben, kann der HSP<br />
etwas abnehmen oder ist nicht so schnell<br />
DOWNLOAD<br />
Hochsensitivität in<br />
Liebe und Beziehung<br />
Mag. a Sabine Knoll<br />
Freie Autorin und Trainerin<br />
Gründerin und Obfrau des<br />
„hochsensitiv.netzwerk<br />
von hsp für hsp“<br />
Leiterin des WIFI-Lehrgangs<br />
„Experte/Expertin<br />
für HSP (Hochsensitive/<br />
Hochsensible Personen)“<br />
am WIFI Wien<br />
www.sohreya.net<br />
www.hochsensitiv.net<br />
überreizt, wenn die Wogen mal hochschlagen oder die Kinder Gas geben.<br />
Das richtige gemeinsame Level an Anregung und Entspannung zu finden,<br />
wird vielleicht in dieser Beziehung eine Herausforderung sein.<br />
Beziehungen sind generell sehr individuell, da sind HSP keine Ausnahme.<br />
Es braucht genug Verbindendes und Verständnis für einander, aber auch<br />
Unterschiede, um die positive Spannung auf Dauer aufrecht zu erhalten.<br />
Was HSP zum Gelingen beitragen können, ist, auf ihre Stressbewältigung<br />
ganz besonders gut zu achten. In Stressmustern übernehmen bekanntlich<br />
die älteren Gehirnteile das Kommando, da hilft es auch uns HSP nichts,<br />
dass in einem entspannten Zustand der entwicklungsgeschichtlich jüngere<br />
Frontallappen, wo Empathie und Mitgefühl sitzen, bei uns aktiver ist. Also:<br />
In der Mitte bleiben – oder, wenn wir herausgefallen sind, bald wieder in<br />
die Balance bringen.<br />
11 | DEZEMBER <strong>2019</strong>
information & leistungsdruck<br />
Die junge Leistungsgeneration – Teil 1:<br />
Ich habe keine Zeit für Stress<br />
WENN LEISTUNGSDRUCK ZU EINEM STRUDEL WIRD<br />
Tina Čakara<br />
Studentin<br />
Junge Autorin<br />
Es ist 3:06. Ich kann nicht schlafen.<br />
Morgen halte ich eine Präsentation.<br />
Übermorgen muss ich mit<br />
dem Essay anfangen. Ich habe<br />
noch immer kein Thema. Am Mittwoch<br />
ist Zahnarzt. Und morgen Abend wollte<br />
ich ja Nina treffen. Vielleicht sage ich<br />
das lieber ab. Aber ich habe doch schon<br />
so oft abgesagt! Mein Hals kratzt auch<br />
schon wieder. Für Kranksein habe ich<br />
gerade gar keine Zeit. Am Freitag ist ein<br />
Zwischentest. Und Nachhilfe gebe ich<br />
da auch noch! Soll ich doch das Treffen<br />
absagen? Oh Gott, es ist schon 3 Uhr.<br />
Reichen 4 Stunden Schlaf? Ich werde<br />
morgen so müde sein! Und dann wird<br />
die Präsentation schlecht. Und dann fällt<br />
mir kein Thema für den Essay ein. Und<br />
dann… PANIK.<br />
GEDANKENSTRUDEL<br />
Das eben geschilderte Szenario ist nur<br />
eines von unzähligen, die ich entweder<br />
selber erlebt oder aus meinem Freundeskreis<br />
erzählt bekommen habe.<br />
Solche Gedankenstrudel kommen meist<br />
abends, wenn der Körper und das<br />
Gehirn sich endlich entspannen. Ein<br />
einfacher Gedanke reicht aus und der<br />
Strudel wird in Gang gesetzt. Eine Sorge<br />
reiht sich an die nächste und man droht<br />
zu ersticken.<br />
PANIKATTACKEN<br />
Gedankenstrudel führen oft zu einem<br />
Gefühl von Hilflosigkeit. Die Lage<br />
scheint aussichtslos. Der Kampf verloren.<br />
Panik kommt auf. Sie schleicht sich<br />
in ruhigen Momenten in das Gehirn ein,<br />
das eigentlich einen schnelleren Rhythmus<br />
gewöhnt ist und schreit: NEIN!<br />
Keine Pause machen! Weitermachen!<br />
Schneller! Effektiver! Und der Gedankenstrudel<br />
dreht sich weiter.<br />
Gerade die junge Generation, die in die<br />
Schule geht oder studiert, scheint besonders<br />
oft von Gedankenstrudeln und<br />
Panikattacken betroffen zu sein. Wieso<br />
ist das so? Mehr dazu in der nächsten<br />
Ausgabe im März 2020!<br />
Fotos © pixabay.com<br />
12 | DEZEMBER <strong>2019</strong>
information & bewusstsein<br />
Autorität gewinnen als Autor/-in:<br />
Traum vom eigenen Buch<br />
JEDE GESCHICHTE, DIE ICH ERSCHAFFE, ERSCHAFFT MICH. ICH SCHREIBE, UM<br />
MICH SELBST ZU ERSCHAFFEN. (Octavia E. Butler)<br />
Was steht noch an in Ihrem<br />
Leben?! – Haus bauen, Baum<br />
pflanzen, Familie gründen …<br />
UND: Buch schreiben. Bei den<br />
ersten drei Dingen bin ich absolut kein<br />
Experte; umso intensiver darf ich das<br />
vierte Feld bestellen. – Und Ihnen Gusto<br />
machen, sich ebenso als Autor/-in zu erproben.<br />
Seit 1991 habe ich nunmehr 25<br />
Bücher selbst geschrieben und herausgebracht.<br />
Fünfmal so viele für andere<br />
Menschen als "Buchgeburtshelfer" - von<br />
Idee/Konzept über Titel-Findung bis zur<br />
Präsentation - in die Öffentlichkeit begleitet.<br />
Die heutigen Möglichkeiten des<br />
„Print on demand“ ebnen den – kostengünstigen<br />
– Weg zum eigenen Buch.<br />
Ausnahmslos alle, die ihr Buchbaby<br />
in Händen halten, sind überglücklich.<br />
Und unbestritten verhilft das Buch der<br />
Autorin, dem Autor zum Expertenstatus,<br />
zur Autorität. Wer etwas zu sagen hat,<br />
schreibt es … Und kann somit zitiert<br />
werden. „Lies doch nach bei X!“<br />
„Das Buch BIN ICH!“<br />
Was jedoch keine/r am Beginn des<br />
Schreibprozesses ahnt, ist die Komponente<br />
der Persönlichkeitsentwicklung.<br />
Alles, was rund um die Entstehung des<br />
Buches, das Auf und Ab, Schreibfluss<br />
und -Blockaden, Zweifel und Enthusiasmus,<br />
Akribie und Verzögerungen<br />
geschieht, ist „typisch“ für die Schreibenden.<br />
Ja, alles lässt sich auf die kurze<br />
Formel reduzieren: „Das Buch BIN ICH!“<br />
Wer lieber im Austausch mit ande-<br />
ren, geborgen in einer exklusiven Runde,<br />
sein Buch entstehen lassen will, ist in der<br />
„9-Monats-Buch-Schwangeren-Gruppe“<br />
bestens aufgehoben, die ich mit meiner<br />
Autoren-Kollegin Sabine Knoll vor vier Jahren<br />
gegründet habe; Dutzende Bücher sind seither<br />
entstanden. Die nächste, bereits fünfte<br />
Gruppe startet am 15. 2. 2020 – und der<br />
zweite Fixtermin ist der 14. 11. 2020, an dem<br />
IHR BUCH öffentlich präsentiert wird … Lust<br />
geweckt? www.buchschwanger.at<br />
Dr. Manfred Greisinger<br />
Autor, Trainer<br />
Buch-Projekt-Begleiter<br />
Vortragender<br />
Selfness-Coach<br />
ICH-Marke-Pionier<br />
www.stoareich.at<br />
„Worte - sobald<br />
sie erstmal gedruckt<br />
sind, führen<br />
sie ein Eigenleben.“<br />
Carol Burnett<br />
Foto: © pixabay.com<br />
13 | DEZEMBER <strong>2019</strong>
information & wissenschaft<br />
Das kontroverse Thema:<br />
Versuche mit Tieren, an Tieren, für Tiere<br />
DIE GROSSE BANDBREITE TIEREXPERIMENTELLER FORSCHUNG IST KAUM<br />
JEMANDEM BEWUSST<br />
Thomas Kolbe<br />
Fachwissenschaftler<br />
für Versuchstierkunde,<br />
Ao. Prof. für die<br />
Service-Plattform<br />
Biomodels Austria<br />
Veterinärmedizinische<br />
Universität Wien<br />
Wenn man an Tierversuche<br />
denkt, kommen einem sofort<br />
Bilder aus dem Internet von<br />
Katzen und Affen mit lauter<br />
Elektroden im Kopf in den Sinn.<br />
Aber auch das Anbringen von Sendern<br />
an Fischen ist ein Tierversuch. Dabei<br />
sammeln Fischkundler nicht nur Daten<br />
zum Schutz der Fischbestände, sondern<br />
Informatiker und Verhaltensforscher erkunden<br />
das Schwarmverhalten. Das lässt<br />
sich gut auf das Verhalten von Menschenmassen<br />
übertragen. Diese Erkenntnisse<br />
werden mit Architekten zusammen<br />
für den Bau von Fußballstadien oder mit<br />
Rettungsdiensten für die Organisation<br />
von Großveranstaltungen genutzt, damit<br />
Unglücke wie bei der Love Parade in<br />
Duisburg nicht noch einmal passieren.<br />
Andere Tierversuche dienen der Entwicklung<br />
von Impfstoffen gegen Spulwürmer<br />
bei Schweinen. Die Zunahme von<br />
Outdoor-Haltung bei Schweinen lässt<br />
den Befall mit Spulwürmern bei Schweinen<br />
auf 20-40% in Deutschland und<br />
über 70% in Dänemark steigen. Diese<br />
Spulwürmer sind denen des Menschen<br />
sehr ähnlich. In Asien, Afrika und<br />
Südamerika sind 1,6 Mrd. Menschen<br />
von Spulwürmern befallen, fast 20%<br />
der Weltbevölkerung. Mit der Folge<br />
drastischer Entwicklungsstörungen<br />
vor allem bei Kindern. Ein<br />
an Schweinen entwickelter<br />
und erprobter<br />
Impfstoff wäre mit geringen<br />
Modifikationen<br />
also auch sehr gut<br />
für den Menschen<br />
geeignet.<br />
Fotos © pixabay.com<br />
Ein anderes Einsatzgebiet tierexperimenteller<br />
Forschung ist die Entwicklung<br />
neuer Impfstoffe für Tiere. Vor einigen<br />
Jahren ist in Deutschland ein neuer<br />
Virus aufgetaucht, der befallene Rinder<br />
tötet: Der Schmallenberg-Virus. Benannt<br />
nach dem Ort des ersten Auftretens in<br />
Deutschland. Ohne die Entwicklung<br />
eines Impfstoffes werden die befallenen<br />
Rinder getötet werden müssen oder<br />
elend sterben. Man kann natürlich<br />
abwarten, bis die Natur eine natürliche<br />
Resistenz bei einigen Rindern durch eine<br />
spontane Mutation bildet und diese wenigen<br />
resistenten Rinder dann weltweit<br />
alle anfälligen Rinder ersetzt haben.<br />
Aber das dauert lange…<br />
Wenn wie in den Niederlanden ein<br />
kompletter Ausstieg aus allen gesetzlich<br />
erforderlichen Tierversuchen gefordert<br />
wird (die z.B. als Qualitätskontrolle bei<br />
der Produktion von Impfstoffen und<br />
Medikamenten vorgeschrieben sind),<br />
dann sollten wir uns der weitreichenden<br />
Konsequenzen für die Gesundheit von<br />
Mensch und Tier und vieler anderer<br />
Auswirkungen bewusst sein.<br />
Vielleicht sind streng kontrollierte Tierversuche<br />
durch sachkundige Personen<br />
dann doch das geringere Übel?!<br />
INFO<br />
https://www.tierversuche-verstehen.de/<br />
https://bmbwf.gv.at/forschung/national/<br />
forschungsrecht/tierversuche/nichttechnische-projektzusammenfassungenveroeffentlichung-gemaess-tierversuchsgesetz-2012/
information & emotion<br />
Alles ist Kommunikation:<br />
Der Körper spricht immer mit<br />
DIE SPRACHE IST DIE KLEIDUNG DER GEDANKEN<br />
(Samuel Johnson)<br />
Ja, der Titel ist vielleicht gewagt.<br />
Aber er ist aus einer genauen<br />
Beobachtung entstanden. Ich werde<br />
diese Aussage aber auch mit Fakten<br />
hinterlegen. So hat der berühmte Prof.<br />
Albert Mehrabian in den 70er- Jahren<br />
die Anteile der Gesamtkommunikation<br />
beim Menschen untersucht. Dabei<br />
bewertete er das Kuchensegment der<br />
Körpersprache mit 55%, den der Stimmfärbung<br />
mit 38% und den des Inhaltes<br />
mit lediglich 7%. Wir kommunizieren<br />
also immer, jede Minute.<br />
Ob wir wach sind, oder<br />
nicht. Mit und ohne<br />
unserem Körper. Gut,<br />
was bleibt noch? Die<br />
oft vergessene Objektsprache.<br />
Darunter fällt<br />
die eigene Entscheidung<br />
der Wohnungsgestaltung,<br />
die Einrichtung, die Wahl meines Autos,<br />
die Wahl meiner täglichen Kleidung, die<br />
Wahl von praktisch jedem Gegenstand,<br />
der in meinem Leben vorkommt. Auch<br />
bei unserer Wortwahl demaskieren sich<br />
unsere Gedanken. All das sind Signale,<br />
die ebenfalls zur Kommunikation gehören,<br />
weil sie unsere Intentionen sicht –<br />
und hörbar machen.<br />
Paul Watzlawick hatte mit seinem<br />
berühmten Ausspruch: „Man kann<br />
nicht nicht kommunizieren“ aus meiner<br />
Sicht absolut recht. Wir vergessen<br />
täglich, dass wir mit unseren hunderten<br />
bewussten und unbewussten Entscheidungen<br />
Signale und Botschaften aussenden,<br />
die zumindest intuitiv immer<br />
wahrgenommen werden. Kommunikation<br />
ist also wesentlich mehr,<br />
als der Dialog, oder eine normale<br />
Diskussion. Sie begegnet uns im<br />
Fernsehen, Radio, auf Straßenplakten,<br />
bei der Autofahrt, beim Flirten,<br />
usw. Sie umfasst (beinahe) alles.<br />
Felix Kurmayer<br />
Schauspieler, Studiosprecher<br />
und Kommunikationstrainer<br />
www.felix-kurmayer.at<br />
www.kurmayermedientraining.com/<br />
FELIX KURMAYER<br />
Ergänzende<br />
Erklärungen<br />
15 | DEZEMBER <strong>2019</strong>
information & alltag<br />
Primat des Autos:<br />
Das Auto hat immer Vorrang!<br />
ZEIT ZUM NACHDENKEN<br />
Mag. Reinhard Winter<br />
Das Gefahr-Rad heißt Auto - So<br />
betitelte Lisa Mayr ihren Artikel<br />
im Zusammenhang mit dem<br />
furchtbaren Unfall im Sommer<br />
dieses Jahres als ein Autofahrer das<br />
E-Bike einer Mutter mit Radanhänger<br />
übersieht. Zwei Kinder im Fahrradanhänger<br />
sterben.<br />
Und wie berichteten die Medien darüber?<br />
Mayr hat die Reaktionen auf den<br />
schrecklichen Unfall in wenigen Sätzen<br />
zusammengefasst: „Verantwortlich<br />
ist die Mutter, weil der Radanhänger<br />
womöglich mangelhaft beleuchtet war<br />
und die Kinder keinen Helm trugen. Und<br />
was hat ein Fahrrad mit einem solchen<br />
filigranen Teil hintendran überhaupt<br />
auf einer Landstraße verloren? Gleich<br />
mehrere Medien stellen gar die Frage,<br />
wie gefährlich Radanhänger sind, wie<br />
heikel E-Bikes und Fahrräder an sich.<br />
Aus Radanhängern wird da eine "tödliche<br />
Gefahr". Die Gefahr gehe vom<br />
Anhänger aus und nicht etwa<br />
vom Auto.“<br />
Wer sich noch an die Diskussion<br />
erinnert, wird ihr<br />
Recht geben. Das Auto hat immer Vorrang.<br />
Sie glauben das nicht? Zum Beweis ein paar<br />
Beispiele aus meiner Heimatstadt.<br />
FUSSGÄNGERZONE<br />
Wir haben eine Fußgängerzone und rühmen<br />
uns sogar, dass sie eine der ältesten Österreichs<br />
ist. Allerdings wird oftmals darauf<br />
vergessen, zu erwähnen, dass in den Straßen<br />
und auf den Plätzen der Fußgängerzone<br />
täglich mehr Autos fahren als auf mancher<br />
durchaus belebten Landstraße, und das nicht<br />
nur während der gesetzlich erlaubten Ladezeiten.<br />
Die Gründe dafür? Eine Vielzahl von<br />
Ausnahmegenehmigungen einerseits und die<br />
Ignoranz vieler Autofahrer andererseits, die<br />
nach der Devise handeln – Fahrverbote gelten<br />
für mich nicht. Kontrolle – Fehlanzeige.<br />
BEGEGNUNGSZONE<br />
Wir haben auch eine Begegnungszone, zwar<br />
nur ein kurzes Stück, aber dieses reicht aus,<br />
um sie zu ignorieren. Beschränkung auf 20<br />
Stundenkilometer, Vorrang für Fußgänger<br />
auch auf der Fahrbahn. Das wäre ja noch<br />
schöner, denkt sich offensichtlich so mancher<br />
Autofahrer und ignoriert vorsorglich beides.<br />
FAHRRADSTRASSE<br />
Auch die gibt es bei uns und zwar mehrfach.<br />
An sich ein sehr löbliches Unterfangen dem<br />
Fahrradverkehr den Vorrang einzuräumen<br />
Foto: © pixabay.com<br />
16 | DEZEMBER <strong>2019</strong>
information & alltag<br />
und damit die Sicherheit für FahrradfahrerInnen<br />
zu erhöhen. Nützt aber nichts,<br />
wenn die Autofahrer das weitestgehende<br />
Fahrverbot ignorieren, die Fahrradstraße<br />
als Durchzugsstraße missbrauchen<br />
und dies offensichtlich toleriert<br />
wird. Alles nach der Devise eine Straße<br />
hat schließlich für Autos da zu sein.<br />
DURCHZUGSTRASSE<br />
Eigentlich sollte man glauben, dass Verkehrsplaner<br />
versuchen, den Durchzugsverkehr<br />
aus engen Gassen der Innenstadt<br />
fern zu halten. Leider ist dem nicht<br />
so. Engste Gassen meiner Heimatstadt<br />
können völlig legal zur Durchquerung<br />
des inneren Stadtkerns genutzt werden<br />
und werden auch. Das Umfahren würde<br />
ja dem Autofahrer wertvolle 3 Minuten<br />
kosten und das ist augenscheinlich nicht<br />
zumutbar.<br />
GEREGELTE KREUZUNGEN<br />
Kennen Sie das? Sie überqueren mit durchaus forschem Schritt eine Kreuzung,<br />
nachdem Sie brav gewartet haben, dass die Fußgängerampel auf Grün geschaltet<br />
hat. Eigentlich erwarten Sie, dass Sie die Kreuzung auch bei Grün wieder<br />
verlassen. Mitnichten. Längst ehe Sie den anderen Straßenrand erreicht haben,<br />
hat die Ampel schon auf Rot umgeschaltet.<br />
Apropos warten. Vielleicht kennen Sie auch die Kreuzungen, wo Sie als Fußgänger<br />
eine gefühlte Ewigkeit warten, bis die Ampel umschaltet. Ich weiß<br />
einige. Sie warten und warten und warten…<br />
Das waren nur fünf Beispiele aus meiner Heimatstadt, die meiner Meinung<br />
nach sehr deutlich den Primat des Autos aufzeigen. Wenn Sie nun glauben, ich<br />
bin ein Autogegner und nur zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs, mitnichten.<br />
Ich bin sehr oft mit dem Auto unterwegs, nutze aber, wenn es mir möglich<br />
ist, auch gerne öffentliche Verkehrsmittel oder gehe zu Fuß. Wünschen würde<br />
ich mir die Gleichrangigkeit aller möglichen Fortbewegungsarten vor allem<br />
auch in der politischen Planung. Egal ob öffentlicher Verkehr, Auto, Fahrrad<br />
oder Fußgänger - alle haben im jeweiligen Umfeld ihre Berechtigung. Von uns<br />
allen würde ich mir auch ein Gegensteuern gegen den Primat des Autos erhoffen<br />
– sehen wir das Auto als das, was es ist: ein durchaus nützliches Transportmittel<br />
und nicht mehr.<br />
Foto: © Tina Cakara<br />
Foto: © pixabay.com<br />
17 | DEZEMBER <strong>2019</strong>
e<br />
r<br />
aber<br />
lig.<br />
istiker<br />
information & pädagogik<br />
Rat auf Draht zum Thema Geld:<br />
Die SOS-Familientipps<br />
DASS GELD NICHT UNBEGRENZT ZUR VERFÜGUNG STEHT, MÜSSEN KINDER ERST<br />
<strong>LERNEN</strong><br />
sche<br />
war<br />
kt, aber<br />
alig.<br />
horistiker<br />
Birgit Satke<br />
Leiterin von Rat auf Draht<br />
www.rataufdraht.at<br />
www.sos-kinderdorf.at<br />
Bekomme ich das? … Alle meine<br />
Freunde haben‘s schon! - Wir<br />
sind umgeben von Konsumgütern<br />
und Kinder wissen schnell,<br />
welche davon sie gerne hätten. Doch<br />
wie lernen sie parallel dazu einen guten<br />
Umgang mit Geld? Je früher Kinder die<br />
Bedeutung und den Mechanismus von<br />
Geld begreifen, desto leichter haben sie<br />
es als Erwachsene, vernünftig mit Geld<br />
umzugehen. Man muss kein Finanz-<br />
Genie sein, um seine Kinder langsam an<br />
das Thema Geld heranzuführen.<br />
ERWACHSENE SIND VORBILDER<br />
Lange bevor Kinder den Wert einzelner<br />
Münzen und Scheine einschätzen<br />
können, bekommen sie schon mit, wie<br />
die Eltern damit umgehen. Lassen Sie<br />
Ihr Kind zum Beispiel wissen, dass auch<br />
Sie Wünsche haben, für die Sie sparen<br />
müssen. Auf die Erfüllung von Wünschen<br />
warten zu können ist eine wichtige<br />
Voraussetzung, um sich später in unserer<br />
Konsumwelt gut zurecht zu finden.<br />
GELD WÄCHST NICHT IM BAUCH<br />
DES BANKOMATS<br />
Sprechen Sie mit Ihren Kindern darüber,<br />
was Geld bedeutet und woher es<br />
kommt. Denn Plastikkarten und Bankomat<br />
spielen eine falsche Realität vor.<br />
Kinder verstehen den Geldfluss nur,<br />
wenn man ihnen erklärt, dass Geld mit<br />
Arbeit verbunden und beschränkt ist.<br />
ERSTES TASCHENGELD<br />
Um einen maßvollen Umgang zu lernen,<br />
brauchen Kinder eigenes Geld, über dessen<br />
Verwendung sie selbst entscheiden<br />
dürfen. Regelmäßiges Taschengeld ist ab<br />
dem Schuleintritt sinnvoll, wenn Kinder<br />
schon kleinere Beträge nachrechnen<br />
und den Dingen einen Wert zuordnen<br />
können. Zahlen Sie das Taschengeld<br />
regelmäßig, unaufgefordert und in fester<br />
Höhe aus. Dann ist es für Kinder eine<br />
verlässliche und planbare Größe. Die<br />
Auszahlung sollte zunächst wöchentlich<br />
erfolgen, da unter 10-Jährige noch nicht<br />
so lange planen können, dann monatlich.<br />
HÖHE DES TASCHENGELDES<br />
In Österreich sind Eltern nicht gesetzlich<br />
dazu verpflichtet, ihrem Kind<br />
Taschengeld auszuzahlen. Wie hoch das<br />
Taschengeld ausfällt, liegt daher in der<br />
Verantwortung der Eltern und sollte sich<br />
an der finanziellen Situation der Familie<br />
orientieren. Eine mögliche Staffelung bei<br />
durchschnittlichem Einkommen:<br />
6 - 8 Jahre: 0,50 - 2 Euro wöchentlich<br />
8 - 10 Jahre: 2 - 3 Euro wöchentlich<br />
10 - 12 Jahre: 8 - 14 Euro monatlich<br />
12 - 14 Jahre: 12 - 20 Euro monatlich<br />
14 - 16 Jahre: 18 - 35 Euro monatlich<br />
16 - 18 Jahre: 30 - 60 Euro monatlich<br />
18 - 20 Jahre: 50 - 80 Euro monatlich<br />
Knüpfen Sie an das Taschengeld keine<br />
Bedingungen. Zahlen Sie die Kinder<br />
nicht fürs Brav sein und bestrafen Sie sie<br />
nicht mit dem Entzug von Taschengeld<br />
zB. bei schlechten Noten. Auch wenn<br />
sich Kinder und Jugendliche mit kleinen<br />
Jobs (zB. bei Freunden oder Nachbarn)<br />
etwas dazuverdienen, sollte die Höhe<br />
des Taschengeldes davon unangetastet<br />
bleiben.<br />
Foto: © K.-U.-Häßler-fotolia.com<br />
18 | DEZEMBER <strong>2019</strong>
information & & pädagogik forschung<br />
WIR SETZEN IMPULSE<br />
Geben Sie keinen Vorschuss auf Taschengeld.<br />
Wenn der Nachwuchs vor der nächsten Rate<br />
schon pleite ist, besprechen Sie, wie es dazu<br />
kam und wie man es das nächste Mal besser<br />
machen kann.<br />
VERWENDUNG DES TASCHENGELDS<br />
Das Taschengeld sollte nicht für notwendige<br />
Anschaffungen wie Schulsachen, Bekleidung<br />
oder die Jause verwendet werden müssen,<br />
sonst verliert es seinen ursprünglichen Sinn. Es<br />
ist für Dinge da, die Ihr Kind gerne zusätzlich<br />
hätte. Machen Sie das Taschengeld nicht überflüssig,<br />
indem Sie fast alle Wünsche erfüllen.<br />
Sprechen Sie mit Ihrem Kind über die sinnvolle<br />
Verwendung von Geld, lassen Sie es aber über<br />
das Taschengeld frei verfügen. Machen Sie<br />
keine wertenden Urteile über selbstgekaufte<br />
Dinge, wie „sinnvoll“ oder „überflüssig“.<br />
http://magazin.Lmzukunft.at<br />
GELD MACHT NICHT GLÜCKLICH<br />
Zeigen Sie Ihrem Kind, welche kostenfreien<br />
Möglichkeiten es gibt, Spaß zu haben. Nicht<br />
jeder Ausflug muss Geld kosten und nicht<br />
jede Minute Freizeit mit Konsum gefüllt sein.<br />
Gehen Sie zum Beispiel gemeinsam Kastanien<br />
und bunte Blätter sammeln und verbringen Sie<br />
mit Ihren Kindern einen Bastel-Nachmittag.<br />
Oder suchen Sie Second Hand-Läden in Ihrer<br />
Nähe – gebrauchte Bücher und Spielsachen<br />
machen genauso viel Spaß, sie schonen den<br />
Geldbeutel und Kinder lernen, dass gebrauchte<br />
Gegenstände noch immer einen Wert haben.<br />
Rat auf Draht ist Österreichs wichtigste Notrufnummer<br />
für Kinder und Jugendliche. Sie ist<br />
unter 147 rund um die Uhr kostenlos aus ganz<br />
Österreich erreichbar und wird von SOS-Kinderdorf<br />
überwiegend aus Spenden finanziert.<br />
UNSER INFO-SERVICE<br />
WIR INFORMIEREN SIE 4-6 MAL IM JAHR ÜBER NEUIGKEITEN<br />
BEI "<strong>LERNEN</strong> <strong>MIT</strong> <strong>ZUKUNFT</strong>".<br />
RECHTZEITIG INFORMIEREN WIR ÜBER DEN<br />
ERSCHEINIGUNGSTERMIN ERSCHEINUNGSTERMIN DES DES IMPULS-MAGAZINS.<br />
TRAGEN SIE SICH IN DIE VERTEILERLISTE UNSERES INFO-<br />
NEWSLETTER-SERVICES EIN - UND SIE WERDEN<br />
INFORMIERT<br />
EMPFEHLEN SIE UNS IHREN FREUNDEN UND BEKANNTEN.<br />
ANMELDUNG:<br />
http://magazin.Lmzukunft.at/anmeldung.html<br />
19 | DEZEMBER <strong>2019</strong>
information & bewusstsein<br />
Art Mile Project:<br />
Internationales/interkulturelles Lernen<br />
TREFFEN-TEILEN-EINIGEN-KREIEREN-REFLEKTIEREN<br />
Karin Stenz<br />
Schulleitung<br />
Scoula Vivante, Schweiz<br />
www.scuolavivante.ch<br />
Atsuko Shiwaku,<br />
Projektidee<br />
Fotos: © Archiv Scoula Vivante<br />
20 | DEZEMBER <strong>2019</strong><br />
Als UNESCO assoziierte Schule<br />
nahm unsere Primarstufe am<br />
«Art Mile Tokyo 2020 Projekt»<br />
der Art Mile Foundation Japan<br />
teil. Das Art Mile Projekt wurde von<br />
Atsuko Shiwaku initiiert und hat zum<br />
Ziel, Frieden und interkulturelles<br />
Verständnis zu fördern und durch den<br />
Austausch mehr Toleranz und gegenseitiges<br />
Verständnis zu erlangen.<br />
So gingen jeweils eine japanische und<br />
eine «ausländische» Schulklasse eine<br />
Partnerschaft ein, die ein Jahr lang für<br />
einen interessanten Austausch sorgte.<br />
Wir, als einzige Schule aus der Schweiz,<br />
unterhielten uns auf Englisch mit unserer<br />
Partnerklasse, der Sherry Englisch<br />
School, aus Japan. Zusammen wollten<br />
wir ein 3.6 m langes und 1.5 m hohes<br />
Gemälde für die Kunstmeile bei den<br />
olympischen Spielen 2020 in Tokyo kreieren.<br />
Eine Hälfte malten die japanischen<br />
Kinder und wir ergänzten dann mit der<br />
zweiten.<br />
Nach einer persönlichen Kennenlernphase<br />
mit kleinen Portraits, die wir uns<br />
sandten, probierten wir einander gegenseitig<br />
unsere Kultur und Traditionen<br />
näher zu bringen.<br />
Wir tauschten Fotos, Videos, Briefe und<br />
Mails aus. Wir schrieben Texte über verschiedene<br />
Feste, kulturelle Spezialitäten<br />
etc. und bemühten uns das, was wir von<br />
unseren Freunden erhielten, zu verstehen<br />
und daraus zu lernen.<br />
Dies legte die Basis für eine gemeinsame<br />
Entscheidung, welche Botschaft wir per<br />
Gemälde zusammen in die Welt tragen<br />
wollten. Diese Botschaft sollte «bildgewaltig»<br />
und machtvoll sein und den<br />
Wunsch nach Frieden und Freundschaft<br />
für alle Völker dieser Welt zeigen. Wir versuchten<br />
eine Weile ganz in die Welt unserer<br />
Freunde einzutauchen, um uns ihnen während<br />
des Projektes nahe zu fühlen. So wurden die<br />
japanischen Schriftzeichen geübt, japanische<br />
Musik gehört und gesungen, Haikus verfasst<br />
und verschiedene Dokumentationen angeschaut.<br />
Wir stellten neben all den kulturellen,<br />
geografischen und religiösen Unterschieden<br />
auch immer wieder Gemeinsamkeiten fest.<br />
So gab es eine gegenseitige Begeisterung für<br />
Sport. Alle zusammen mochten wir Musik und<br />
hatten Interesse für die Natur. Uns faszinierte<br />
die Küstenlandschaft unserer Partnerklasse,<br />
während diese sich von unserer Bergwelt<br />
faszinieren ließ. So sollten dann diese Gemeinsamkeiten<br />
in ihrer Unterschiedlichkeit<br />
verbunden auf unserem Gemälde sein. Ein<br />
Regenbogen aus den olympischen Kreisfarben<br />
sollte das Zentrum zweier Fussballspielender<br />
Mannschaften umspannen. Ein musikalisches<br />
Feuerwerk und verschiedene Naturphänomene<br />
fanden Platz auf dem Gemälde und<br />
zeigten die Gemeinsamkeit in der Vielfalt.<br />
Neben dem Sprachenlernen und dem interkulturellen<br />
Austausch, entstanden Freundschaften<br />
und viele Ansichten und Einsichten über<br />
die jeweils andere Kultur. Als wir am Schluss<br />
das fertige Gemälde nach Japan sandten<br />
waren wir einerseits freudig gespannt, was<br />
unsere Freunde dazu sagen würden und andererseits<br />
war es plötzlich leer bei uns, ohne das<br />
Bild. Ob wir es wohl irgendwann wiedersehen<br />
werden? Und welche Besucher/innen wohl<br />
unser Schloss Werdenberg, der «Margelchopf»<br />
der Rheinfall und Heidi bekommen<br />
werden?<br />
Danke Atsuko Shiwaku für diese wundervolle<br />
Projektidee und danke den Kindern der Sherry<br />
English School für all das, was wir von und<br />
mit euch lernen durften.
Fertiges Kunstwerk<br />
Art Mile Klasse / Japan<br />
Skizze Japan<br />
21 | DEZEMBER <strong>2019</strong>
information & mitgefühl<br />
Professor Abakus:<br />
Einsamkeit und Weihnachtszeit<br />
Ein Beitrag über einen deutschen Musiker hat mich schwer beeindruckt.<br />
Mit Hilfe seiner Familie und Freunde unterstützt Frank Zander<br />
seit 1995 in Berlin Obdachlose und Bedürftige mit einem Weihnachtsessen.<br />
In diesem Jahr werden ungefähr 3000 Gäste erwartet. Und<br />
auch die vielen treuen vierbeinigen Begleiter, die Menschen in schwierigen<br />
Situationen oft Halt geben, werden versorgt. Wie groß muss ein Herz sein,<br />
um überhaupt auf die Idee zu kommen und wie viele helfende Hände werden<br />
benötigt, bis das alles organisiert und finanziert ist. Da muss es schon eine lange<br />
Vorlaufzeit und unendlich viel Begeisterung geben.<br />
Foto: © Mykola Velychko - Fotolia.com<br />
Nicht jeder hat das Glück eine Familie zu haben, mit der ein gemütliches Weihnachtsfest<br />
möglich ist. Bei uns gehören ein Weihnachtsbaum, Vanillekipferl und das Christkind<br />
dazu. Wir trinken Tee, die Kerzen werden angezündet und aus der Küche ziehen<br />
verführerische Düfte an unseren Nasen vorbei.<br />
Auch in unserer Stadt sehe ich immer wieder Menschen auf der Straße sitzen, mit oder<br />
ohne Hund, bei Wind und Wetter. Wo feiern diese Menschen Weihnachten, die in der<br />
Betriebsamkeit der Vorweihnachtszeit und auch im übrigen Jahr oft gar nicht wahrgenommen<br />
werden?<br />
Um diesen Menschen zu helfen gibt es besonders vor Weihnachten Spendenaufrufe<br />
für warme Kleidung, Decken, Winterschuhe, Schlafsäcke, eine warme Mahlzeit, eine<br />
warme Dusche, ein sauberes Handtuch, alles Dinge, die für meine Familie und die<br />
meisten von uns eine Selbstverständlichkeit sind. Was bestimmt genauso wichtig ist,<br />
ist ein Lächeln und ein bisschen Zuversicht, denn der eingeschlagene Weg ist sicher<br />
sehr mühsam und alleine kaum zu schaffen. Aber es gibt sie auch bei uns, die guten<br />
Seelen, die ehrenamtlich in vielen Bereichen für kleine und große Wunder sorgen.<br />
Wenn ich zu entscheiden hätte, würde es für jeden Menschen auf unserer Erde<br />
einen Platz geben, an dem er sich sicher und geborgen fühlen kann. Denn wenn<br />
ich mich in der Welt so umschaue, ist es genau das, wonach sich die meisten<br />
Menschen sehnen. Aber mich fragt ja keiner, wie immer.<br />
Ghostwriter: Birgit Menke<br />
Fotos: © pixabay.com
information & wandel<br />
Leben bedeutet stetiger Wandel:<br />
In der Mitte sein<br />
IN – <strong>MIT</strong>TEN IN INTENSIVEN WANDLUNGSZEITEN<br />
Seit dem Frühjahr <strong>2019</strong> sind wir<br />
astrologisch in einer Zeit mit<br />
neuer Energiequalität, die für 7<br />
Jahre wirkt. Parallel dazu läuft ein<br />
anderer Zyklus zu Ende, um am 12.1.20<br />
neu zu starten und neue Qualitäten für<br />
34 Jahre in unser aller Leben zu bringen.<br />
Es geht einerseits um vollkommen neue,<br />
überraschende Entwicklungen. Andererseits<br />
geht es um Überprüfung, Grenzen,<br />
Macht/Ohnmacht. Da jede Konstellation<br />
in sich neutral ist und es vom jeweiligen<br />
Bewusstsein abhängt, wie es gelebt<br />
wird, geht die Skala im schlechtesten<br />
Falle von totaler Kontrolle bis hin zu - im<br />
besten Falle - dem Thema Authentizität.<br />
In der Selbstverantwortung liegt der<br />
größte Schlüssel für uns als Individuen<br />
und für Firmen, Gesellschaftsstrukturen,<br />
Wirtschaftsstrukturen.<br />
Es ist enorm wichtig, uns den wesentlichen<br />
Themen zuzuwenden:<br />
Was ist in meinem Leben überholt und<br />
darf/ soll/ muss verabschiedet werden?<br />
Das beginnt bei Gedanken über uns<br />
selbst und das Leben bis hin zu Gewohnheiten,<br />
Handlungen, Motivationen,<br />
Zielen. Wofür stehe ich? Wofür lebe ich?<br />
Was soll in meinem Leben auf jeden Fall<br />
stattfinden, bevor ich sterbe? Welche<br />
Spuren will ich hinterlassen?<br />
Was und wie kann ich beitragen zum<br />
höchsten Wohle aller?<br />
Da wir den freien Willen haben, werden<br />
sich natürlich nach wie vor Menschen in<br />
unterschiedlichsten Positionen dafür entscheiden,<br />
den alten Weg auf Biegen und<br />
Brechen durchzusetzen und die Macht<br />
nach wie vor nur für sich zu haben. Im<br />
Übergang erleben wir jetzt schon sehr<br />
intensiv und gleichzeitig das Überholte<br />
und das Zukünftige. Verlieren wir uns<br />
in der Angst, weil das Negative so laut<br />
ist? Können wir auch wahrnehmen, was<br />
gleichzeitig schon jetzt alles an guten<br />
neuen Entwicklungen stattfindet im eigenen<br />
Leben und in der Welt? Selbstverantwortung<br />
und die innere Ausrichtung<br />
auf das höchste Wohl für alle Beteiligten<br />
als Einzelner und als Gruppe (z.B. auch<br />
in Unternehmen) sind die besten Zutaten<br />
für die gemeinsame Zukunft.<br />
„Sei Du selbst die Veränderung, die Du<br />
Dir für diese Welt wünscht“. Dieses Zitat<br />
von M. Gandhi ist topaktuell. Denn das,<br />
was wir mit uns selbst tun, ist – gemäß<br />
der Quantenphysik – ebenso unser<br />
Beitrag für die Welt. In diesem Entwicklungsprozess<br />
können wir uns auch durch<br />
Astrologie, Kinesiologie und systemisches<br />
Wissen sehr gut unterstützen.<br />
Gildis Klaunzer-Binder<br />
ausgebildete Kinesiologin<br />
und Astrologin.<br />
Systeme-in-Balance® Coach,<br />
Gehirn-Integrations-<br />
Kinesiologin.<br />
www.klaunzer-binder.at<br />
Tagesseminar<br />
„Change-Chance: Zeit der Veränderung –<br />
Zeiten neuer Chancen“<br />
an 3 Terminen (wahlweise) 7.12.19,<br />
25.1.20, 22.2.20<br />
Weitere Informationen<br />
office.klaunzer-binder@sbg.at<br />
23 | DEZEMBER <strong>2019</strong>
information & berufung<br />
Ein abwechslungsreicher und naturnaher Beruf:<br />
Zoo- und Wildtierpfleger<br />
WER FÜTTERT DIE GIRAFFEN, WER RÄUMT DEN ELEFANTENMIST WEG, WER<br />
LEGT DEM WILDPFERD DEN PEILSENDER UM<br />
Prof. Dr. Yves Moens<br />
Direktor der Tierpflegeschule<br />
an der<br />
VetMedUni Wien<br />
7:00 Uhr morgens. Erwin hat<br />
Hunger. Eigentlich hat Erwin<br />
immer Hunger. Aber er ist gerade<br />
auf Diät. Martin und Diana haben<br />
seinen Speiseplan vorliegen und sind in<br />
der Früh dabei, unter Anweisung ihres<br />
Ausbilders, die Tagesration für Erwin<br />
vorzubereiten. Erwin ist eine Madagaskar-Sumpfschildkröte<br />
und Martin und<br />
Diana absolvieren als Tierpflegeschüler<br />
der Tierpflegeschule der Vetmeduni<br />
Wien eines ihrer Praktika im Zoo Schönbrunn.<br />
Nach der Fütterung im Reptilienhaus<br />
geht es zu den Gehegen der Gazellen<br />
zum Entfernen der Misthaufen, denn die<br />
Besucher wollen die Tiere in sauberen<br />
Gehegen bewundern. Später assistieren<br />
sie dem Zootierarzt bei der Untersuchung<br />
eines Flamingos. Auch ist für<br />
diesen Tag ein Tiertransport angekündigt.<br />
Im Rahmen von Zuchtprogrammen<br />
zur Arterhaltung tauschen Zoos<br />
regelmäßig Tiere untereinander<br />
aus.<br />
In der Presse liest man nur davon,<br />
wenn wieder einmal Pandas aus<br />
China kommen. Dabei sind aber<br />
noch viele andere Tierarten in solchen<br />
Programmen. Zusammen mit ihrem<br />
Ausbilder arbeiten Martin und Diana<br />
für mehrere Monate im Zoo, lernen<br />
dabei praktische Tätigkeiten in ihrem<br />
zukünftigen Berufsfeld, erleben aber<br />
auch die täglich immer gleichen Routinen<br />
wie Füttern und Entmisten. Ein<br />
neues Gehege für Lemuren soll fertiggestellt<br />
werden. Dabei können die beiden<br />
schon einbringen, was sie in der Schule<br />
über die Haltung dieser seltenen Affen<br />
gelernt haben.<br />
Foto: © pixabay.com<br />
Alle Tierpflegeschüler absolvieren im 2. Schuljahr<br />
zwei längere Praktika in den Bereichen<br />
Zoo- und Wildtierpflege, Tierarztassistenz und<br />
Labortierpflege.<br />
Im 3. Schuljahr müssen sie sich nämlich für<br />
einen der drei Aufgabenbereiche entscheiden<br />
und bekommen im letzten Jahr eine intensive<br />
Ausbildung mit bis zu 7 Monaten Praktikum in<br />
genau diesem Bereich. Dadurch sind sie dann<br />
optimal für dieses Berufsfeld vorbereitet.<br />
Für Melanie steht nach einem Praktikum an der<br />
Wildtierkunde am Wilhelminenberg schon fest,<br />
dass sie später im Umweltschutzbereich mit<br />
Wildtieren arbeiten möchte. Alex dagegen mag<br />
die Haustiere lieber. Statt bei einem Tierarzt die<br />
Patienten zu betreuen, möchte er aber lieber in<br />
einem Tierheim oder einer Tierpension arbeiten.<br />
Vielleicht eine Spezialausbildung als Heimtiertrainer<br />
anschließen.<br />
Petra findet die Arbeit im Bereich Biomedizin<br />
mit genetisch veränderten Labortieren spannend.<br />
Bei der Entwicklung neuer Therapien und<br />
Medikamente mitzuhelfen und zugleich die Lebensbedingungen<br />
der Tiere so gut wie möglich<br />
zu gestalten, findet sie sehr sinnvoll.<br />
Egal für welchen Weg sich die Schüler und<br />
Schülerinnen am Ende entscheiden: Die Chancen<br />
stehen gut, dass sie nach erfolgreichem Abschluss<br />
der Schule bald einen Job finden.<br />
INFO<br />
Lehrplan der<br />
Tierpflegeschule<br />
https://www.vetmeduni.ac.at/de/tierpflegeschule/lehrplan/<br />
Partner der<br />
Tierpflegeschule<br />
https://www.vetmeduni.ac.at/de/tierpflegeschule/unsere-partner/
information & wahrnehmung<br />
Schenken<br />
Sie doch heuer<br />
eine Ziege.<br />
Schenken mit Sinn macht mehrfach Freude<br />
Einerseits unterstützen Sie damit Projekte, die notleidenden Menschen<br />
im In- und Ausland helfen. Andererseits kann diese Unterstützung in Form<br />
eines Billets als Geschenk an eine liebe Person weitergegeben werden.<br />
schenkenmitsinn.at<br />
T-SHIRT<br />
DAZU SCHENKEN<br />
© iStockphoto (Antagain)
information & kinderrecht<br />
Andreas Jagersberger ˇ<br />
Kommunikation & Advocacy<br />
RHEP Bildungsprogramm<br />
Caritas Österreich<br />
www.caritas.at<br />
30 Jahre UN Kinderrechtskonvention:<br />
Das Recht auf eine Kindheit<br />
AM 20. NOVEMBER FEIERTE DIE UN KINDERRECHTSKONVENTION IHREN 30.<br />
GEBURTSTAG. EINE WICHTIGE ERRUNGENSCHAFT FÜR KINDER WELTWEIT,<br />
DENNOCH BLEIBT VIEL ZU TUN<br />
November gilt seither international als<br />
Schutz. Sie dürfen Schulen besu-<br />
Tag der Kinderrechte.<br />
Kinder genießen heute besonderen<br />
chen und müssen keiner körperlichen<br />
Arbeit nachgehen. Sie sind<br />
geschützt vor Ausbeutung und haben<br />
das Recht auf freie Entwicklung. Was für<br />
uns heute in Europa selbstverständlich<br />
klingt, war bis vor nicht allzu langer Zeit<br />
noch undenkbar. Zu Beginn der Industrialisierung,<br />
im späten 18. Jahrhundert,<br />
war es etwa üblich, dass Kinder in<br />
Fabriken und sogar im Untertagbau arbeiten<br />
mussten. Erst schrittweise wurde<br />
dies im Laufe des 19. Jahrhunderts per<br />
Gesetz verboten.<br />
DAS JAHRHUNDERT DER<br />
KINDERRECHTE<br />
Alarmiert durch die katastrophale Situation<br />
von Flüchtlingskindern nach dem<br />
Ersten Weltkrieg legte Eglantyne Jebb,<br />
Gründerin des Save the Children Fund,<br />
die Children's Charter dem Völkerbund<br />
vor. Dieser 1924 als „Genfer Erklärung“<br />
unterzeichnete Text ist das international<br />
erste anerkannte Dokument, das Kindern<br />
eigenständige Rechte wie den Schutz<br />
vor Ausbeutung oder das Recht auf<br />
natürliche Entwicklung einräumt.<br />
24 Jahre und ein furchtbarer Weltkrieg<br />
vergingen, ehe Kinder- und zuallererst<br />
Menschenrechte 1948 wieder international<br />
diskutiert und gestärkt wurden. Die<br />
daraus entstandene Allgemeine Erklärung<br />
der Menschenrechte ist bis heute<br />
gültig und zählt zu den größten humanitären<br />
Errungenschaften des 21. Jahrhunderts.<br />
Eine eigene Erklärung der Rechte<br />
des Kindes wurde allerdings erst am 20.<br />
November 1959 unterzeichnet – der 20.<br />
DIE UN KINDERRECHTS-<br />
KONVENTION<br />
30 Jahre nach der Erklärung der Rechte<br />
des Kindes, am 20. November 1989,<br />
wurde die „UN-Kinderrechtskonvention“<br />
von der Generalversammlung der Vereinten<br />
Nationen angenommen. Damit<br />
erhielten alle Kinder weltweit verbriefte<br />
Rechte auf Schutz, Versorgung und<br />
Mitbestimmung.<br />
Aufgrund der damals wie heute hohen<br />
Bedeutung Kindern besondere Rechte zu<br />
gewähren zählt die UN Kinderrechtskonvention<br />
zu der mit Abstand von den meisten<br />
Staaten ratifizierten Konventionen<br />
der Geschichte – auch wenn einige der<br />
Staaten diese noch nicht verfassungsrechtlich<br />
verankert haben. Zuletzt wurde<br />
die Konvention etwa 2015 vom Südsudan<br />
und Somalia ratifiziert. Damit bleiben<br />
die USA der einzige Staat weltweit,<br />
der diesem bedeutenden Dokument bis<br />
heute seine Ratifizierung verwehrt.<br />
EINE OFT GEBROCHENE<br />
KONVENTION<br />
So groß der Zuspruch der Staatengemeinschaft<br />
zur Kinderrechtskonvention<br />
ist, so häufig wird sie allerdings leider<br />
auch missachtet. Dabei sind es bei weitem<br />
nicht nur Kriege und Katastrophen,<br />
die es Kindern unmöglich machen, ihr<br />
volles Potenzial auszuschöpfen - auch<br />
in Europa werden laufend Kinderrechte<br />
gebrochen. Ein Bericht der National Coalition<br />
Deutschland hält fest, dass trotz<br />
Foto: © pixabay.com<br />
26 | DEZEMBER <strong>2019</strong>
information & kinderrecht<br />
Wirtschaftswachstum und sinkender<br />
Arbeitslosigkeit die Kinderarmut seit<br />
Jahren ansteigt – und auch in Österreich,<br />
einem der reichsten Länder der<br />
Welt, ist aktuell fast jedes fünfte Kind<br />
armutsgefährdet.<br />
Die Caritas unterstützt Kinder im Inund<br />
Ausland mit dem Anspruch, dass<br />
Kinderrechte immer und überall eingehalten<br />
werden müssen – besonders in<br />
Krisenzeiten.<br />
Weitere Informationen zu Kinderprojekten<br />
der Caritas finden Sie unter:<br />
www.caritas.at/kinderrechte<br />
Die vier Prinzipien der UN-Kinderrechtskonvention:<br />
1. Das Recht auf Gleichbehandlung:<br />
Kein Kind darf aufgrund seines Geschlechts,<br />
der Herkunft, seiner Sprache,<br />
der Religion Hautfarbe oder einer Behinderung<br />
benachteiligt werden.<br />
2. Das Wohl des Kindes hat Vorrang:<br />
Wann immer Entscheidungen getroffen<br />
werden, die sich auf Kinder auswirken,<br />
muss das Wohl des Kindes vorrangig<br />
berücksichtigt werden.<br />
3. Das Recht auf Leben und Entwicklung:<br />
Jedes Land verpflichtet sich, in<br />
größtmöglichem Umfang die Entwicklung<br />
der Kinder zu sichern.<br />
4. Achtung vor der Meinung des Kindes:<br />
Alle Kinder sollen als Personen ernst<br />
genommen, respektiert und in Entscheidungen<br />
einbezogen werden.<br />
Fotos © Archiv-Caritas<br />
27 | DEZEMBER <strong>2019</strong>
information & erziehung<br />
Elternwerkstatt:<br />
Hitzige Debatten<br />
MEHR ZU HÖREN, ALS ZU REDEN – SOLCHES LEHRT UNS DIE NATUR: SIE VER-<br />
SAH UNS <strong>MIT</strong> ZWEI OHREN, DOCH <strong>MIT</strong> EINER ZUNGE NUR (Gottfried Keller)<br />
Mag. a Maria Neuberger-<br />
Schmidt<br />
Autorin und Gründerin<br />
Verein Elternwerkstatt<br />
www.elternwerkstatt.at<br />
Foto: Ingrid Perger<br />
Elternwerkstatt<br />
Wie kommt es, dass man bei<br />
Konflikten so leicht laut wird?<br />
Sie versuchen, den anderen zu<br />
überzeugen, doch Ihre Argumente<br />
prallen ab. Auch wenn Sie noch so<br />
überzeugend sind. Der andere ist einfach<br />
wie „zugenagelt“, und gibt stets kontra.<br />
Ganz besonders krass ist es oft gerade<br />
beim Ehepartner oder bei ihren Kindern.<br />
Wenn auf jedes Argument: „Ja, aber…“<br />
folgt, ärgern Sie sich, weil Sie das Gefühl<br />
haben, dass man Ihnen gar nicht wirklich<br />
zuhört.<br />
Im Konfliktfall geht es dann nur mehr<br />
um die Frage: „Wer hat Recht?“ oder<br />
„Wer ist Schuld?“ und man befindet sich<br />
mitten im Machtkampf, ob man es sich<br />
eingestehen will, oder nicht. Besser ist<br />
es, nach Lösungen, statt nach Schuldigen<br />
zu suchen. Wer will denn schon schuld<br />
sein? Aus der eigenen Perspektive gibt<br />
es doch immer eine Begründung oder<br />
eine Rechtfertigung. Steigen Sie aus der<br />
Konfliktspirale aus und fragen Sie lieber:<br />
„Was hältst du davon, wenn…“ Ist die<br />
Stimmung bereits emotional aufgeladen,<br />
werden Sie vielleicht automatisch<br />
„abserviert“, einfach deshalb, weil der<br />
Vorschlag ja von Ihnen ist. Darum ist es<br />
klüger, den anderen aktiv einzubinden:<br />
„Hast du einen Vorschlag, wie wir das<br />
lösen können?“<br />
Dies darf keine rhetorische Frage sein.<br />
Sie führt nur zum Ziel, wenn Sie dann<br />
auch wirklich darauf eingehen und nicht<br />
sofort mit „Ja, aber…“ kontern. Wie-<br />
derholen Sie („Aha, du findest…“) oder<br />
fragen Sie nach („Kannst du mir das<br />
genauer schildern?“ „Wie stellst du dir<br />
das konkret vor?“ „Habe ich dich richtig<br />
verstanden, du meinst, …“) erst wenn<br />
der andere sich ernst genommen fühlt<br />
und verstanden fühlt, wird ein Einlenken<br />
möglich und auch Sie werden angehört,<br />
wenn Sie sagen: „Aus meiner Perspektive<br />
sieht das so aus…“<br />
Manchmal gerät man sogar in einen<br />
Streit, obwohl ursprünglich gar kein<br />
Konflikt im Raum stand. Sie fragen sich:<br />
„Wieso streiten wir jetzt eigentlich?“<br />
Das liegt daran, weil wir Erwachsene<br />
glauben, alles nur auf der rationalen<br />
Ebene abhandeln zu können. Doch<br />
zunächst einmal will man sich erst angenommen<br />
und verstanden fühlen. Wie<br />
wissen Sie, dass der andere Sie versteht?<br />
Indem er Verständnis für Ihre Emotionen<br />
zeigt oder einfach zur Kenntnis nimmt,<br />
wie sich die Situation für Sie darstellt<br />
und auf das eingeht, was Sie sagen.<br />
Wenn stattdessen ein Gegenargument<br />
oder ein ungebetener Rat folgt, gehen<br />
Sie in Verteidigung und der andere<br />
versucht in guter Absicht umso mehr, Sie<br />
zu überzeugen, anstatt zu merken, dass<br />
Sie gerade dies nicht brauchen. Er möge<br />
Ihnen doch einfach nur zuhören!<br />
Ja, werden Sie vielleicht einwenden,<br />
„Mein Partner, meine Partnerin, meine<br />
Kinder, die verstehen das einfach nicht!<br />
Sie sind emotional, stur oder rechthaberisch!“<br />
Es ist schwer, andere zu ändern!<br />
Fotos:© pixabay.com<br />
28 | DEZEMBER <strong>2019</strong>
information & erziehung<br />
Doch wie wäre es, Sie fangen damit<br />
an? Auf ihre Gefühle einzugehen, ihre<br />
Argumente zur Kenntnis zu nehmen,<br />
die Situation aus ihrer Perspektive zu<br />
beschreiben…? Vielleicht geht gerade<br />
dann die Tür zu ihrem Herzen auf, und<br />
man hört Ihnen auf einmal wieder zu,<br />
folgt Ihren Argumenten und ein „vernünftiges“<br />
Gespräch wird möglich.<br />
Es gibt nichts Gutes, außer man tut es!<br />
Jeder von uns hat die Freiheit, selbst<br />
damit anzufangen, damit unsere Beziehungen<br />
lockerer, unkompliziert, wertschätzender<br />
werden und wir dadurch die<br />
täglichen Probleme konstruktiver lösen<br />
können.<br />
Familien, in denen man einander zuhört,<br />
sind ein Ort der Geborgenheit. Das ist<br />
Lebensqualität, die man für Geld nicht<br />
kaufen kann. Man braucht sie einander<br />
nur zu schenken!<br />
Foto:© Aamon-fotlia.com<br />
29 | DEZEMBER <strong>2019</strong>
information & erinnerung<br />
Babette Reineke:<br />
Das Weihnachtsgeschenk<br />
GÖRMAR BEI MÜHLHAUSEN, THÜRINGEN; 1943<br />
Foto: Buch-Cover<br />
www.zeitgut.de<br />
Unvergessene Weihnachten.<br />
Band 3<br />
36 besinnliche und heitere<br />
Zeitzeugen-Erinnerungen.<br />
192 Seiten, viele Abbildungen,<br />
Ortsregister. Zeitgut Verlag,<br />
Berlin.<br />
Bestellen unter: Tel. 030 70 20<br />
93 14, info@zeitgut.de,<br />
www.zeitgut.com<br />
Taschenbuch, ISBN: 978-3-<br />
86614-122-3<br />
30 | DEZEMBER <strong>2019</strong><br />
Wir schrieben das Kriegsjahr<br />
1943. Dieses Jahr hatte uns<br />
den Vater genommen, oder<br />
waren es die Russen gewesen?<br />
Jedenfalls deckte ihn seit einigen<br />
Wochen russische Erde zu. Mutter ging<br />
es wie so vielen in jener Zeit: Sie stand<br />
mit uns drei unmündigen Kindern allein<br />
da. Es war für uns alle eine traurige Zeit<br />
und trotzdem wurde es Weihnachten!<br />
"Wir werden nur einen Tannenzweig<br />
schmücken", sagte Mamusch, "und<br />
überhaupt wird der Weihnachtsmann<br />
kaum etwas zum Bringen haben!"<br />
Ich konnte das gut verstehen, denn aus<br />
der Schule wußte ich, daß alle Güter an<br />
der Front gebraucht wurden. Mit Phantasie<br />
und bescheidenster Zutaten gab<br />
es dennoch genug Heimlichkeiten in der<br />
Weihnachtszeit.<br />
Es gab aber auch, besonders in den<br />
Nächten, Fliegeralarm. Dann mußten wir<br />
unser warmes Bett mit dem kalten Kohlenkeller<br />
tauschen. Unser Kinderzimmer<br />
stand längst schon leer, fühlten wir uns<br />
doch im elterlichen Schlafzimmer, so<br />
nah bei Mutter, geborgener. Sie hatte<br />
Brüderleins "Gatterbett" herübergeholt,<br />
das Baby schlummerte in seiner<br />
Wiege und ich selbst im Ehebett auf<br />
Vaters Seite - bis Heiligabend.<br />
Eine unerklärliche Sehnsucht nach<br />
meinem Kinderbett erfaßte mich.<br />
Erinnerung an vergangene Weihnachten,<br />
als Pa' solch tolle Einschlafgeschichten<br />
erzählte?<br />
Wie dem auch sei, ich begab mich<br />
am Heiligen Abend ins Kinderzimmer<br />
und in<br />
mein angestammtes Bett. Mit meinen<br />
elf Jahren glaubte ich zwar nicht mehr<br />
an den Weihnachtsmann, dennoch<br />
an irgendeine kleine Freude, die der<br />
Weihnachtsmorgen bringen würde. Man<br />
muß wissen, daß in Thüringen erst dann<br />
Bescherung ist, und daß schon vor Tag.<br />
Punkt 5 Uhr nämlich rufen die Glocken<br />
zur Christmette, somit haben daheim<br />
Knecht Ruprecht oder das Christkind<br />
freie Bahn.<br />
Nun lag ich endlich wieder in den eigenen<br />
Federn, ganz schön klamm und kalt<br />
waren sie. Das Fußende war an einer<br />
Ecke hochgeschoben, und die Tür stand<br />
fast immer offen. Kein Wunder, daß die<br />
Kälte reingekrochen war! - Brrrr! - So<br />
langsam kroch sie auch in mir hoch und<br />
ich kroch um so tiefer unter das dicke<br />
Federbett.<br />
Horch! War da nicht eben ein verhaltenes<br />
Weinen?<br />
Sollte es vom Schwesterchen nebenan<br />
gekommen sein?<br />
Unmöglich für mich, es zu hören, steckte<br />
ich doch bis über die Ohren und zusammengerollt<br />
wie ein Igel in meinem Nestchen!<br />
Nun wurde mir schon wärmer.<br />
Wohlig streckte ich meine Füße aus,<br />
doch wie von einer Tarantel gestochen,<br />
zog ich sie sogleich wieder zurück. Was<br />
in aller Welt war das?<br />
Da war etwas Warmes, Weiches gewesen<br />
und bewegt hatte es sich auch. Mir<br />
sträubten sich die Nackenhaare!<br />
War dies ein böser Traum?<br />
Doch da war es wieder, dieses leise<br />
Wimmern, und es kam just vom Fußende<br />
meines Bettes!<br />
Vor Aufregung zitternd schlug ich die<br />
Bettdecke zurück und erblickte, eng
information & erinnerung<br />
aneinandergeschmiegt, fünf fiepende Katzenbabys.<br />
So hilflos und verlassen waren sie und anscheinend<br />
sehr hungrig. Mich dauerte dieser jammervolle<br />
Anblick. Minka! schoß es mir durch den Sinn. Nur<br />
sie konnte die Mutter der Kleinen sein! Wo steckte<br />
sie, unsere getigerte Hauskatze, der Schrecken aller<br />
Mäuse?<br />
Just in diesem Moment war ein leises Kratzen an<br />
der Tür zu hören und Minkas klägliches "Miaaau".<br />
Hurtig ließ ich sie ein: "Du weckst ja noch das<br />
ganze Haus, Minkemau! Und überhaupt, was hast<br />
du dir dabei gedacht? Für uns alle ist das Bett nicht<br />
groß genug!"<br />
Minka schaute mich nur grünäugig an und sprang sofort<br />
zu ihren Jungen aufs Bett. "Miaumaumau", machte<br />
sie und betrachtete wohlgefällig ihre schmatzend an<br />
ihr saugenden Winzlinge. Es war schon ein erhebender<br />
Anblick und nur die Kälte, die höchst unangenehm meine<br />
nackten Beine mit einer Gänsehaut überzog, vermochte<br />
mich davon loszureißen.<br />
"Na gut, weil Weihnachten ist!"<br />
Leise schlich ich aus dem Zimmer und überließ Minka<br />
samt Nachwuchs das Feld.<br />
Danke, Sammetpfötchen, für ein wundervolles Weihnachtsgeschenk,<br />
wie ich es nie wieder bekommen habe!<br />
Mein Bruder und ich vor unserem Haus in<br />
Görmar bei Mühlhausen, Thüringen. Mein Vater<br />
fotografierte uns 1943 vor seinem Rußland-<br />
Einsatz, von dem er nicht zurückkehrte.<br />
Quelle „Zeitgut Verlag/Privatbesitz<br />
des Verfassers<br />
Fotos:© Archiv Zeitgut Verlag und pixabay.com
information & ernährung<br />
Food 4 future – Teil 2:<br />
Lebensmittel hinterlassen Fußabdrücke<br />
SIE LEGEN TEILWEISE VIELE KILOMETER ZURÜCK, BEVOR SIE IN UNSEREM<br />
EINKAUFSWAGEN LANDEN<br />
Mag. a Julia<br />
Geißler-Katzmann/<br />
selbstständige<br />
Ernährungswissenschafterin<br />
& Kinesiologin nach Dr. med.<br />
Klinghardt<br />
www.julika.at<br />
Vorträge und Workshops<br />
www.julika.at<br />
Fotos:© pixabay.com<br />
32 | DEZEMBER <strong>2019</strong><br />
Wie schwer der tatsächliche<br />
CO2-Rucksack unseres<br />
Einkaufs ist, hängt von der<br />
Produktions- und Transportweise<br />
der eingekauften Ware ab.<br />
Letztendlich zählt auch womit (zu Fuß,<br />
Fahrrad, Auto) wir unseren Einkauf nach<br />
Hause bringen…<br />
REGION TRIFFT (MENSCHLICHE)<br />
EMOTION<br />
Lebensmittel aus der Region sind beliebt<br />
und haben weitgehend ein positives<br />
Image. Sie schaffen eine gewisse<br />
Identifizierung mit dem Produkt. Diese<br />
entsteht, da wir uns mit der Herstellungsregion<br />
und deren Erzeuger*innen<br />
solidarisch verbunden fühlen. In der<br />
Regel verknüpfen wir mit regionaler<br />
Wertschöpfung auch Transparenz, eine<br />
gewisse Qualität und erwarten entsprechende<br />
Umwelt-, und Sozialstandards.<br />
REGIONALITÄT IM SUPERMARKT…<br />
Gehen wir in den Supermarkt so scheint<br />
es als wäre kaum etwas in einem<br />
anderen Land produziert. Rot-weiß-rote<br />
Fähnchen oder die Aufschrift „Qualität<br />
aus Österreich“ (und dies selbst bei<br />
Schokobananen oder Schokolade mit<br />
Cashewnüssen) locken durch Irreführung<br />
der Verbraucher*innen.<br />
Auch wenn wir uns natürlich bewusst<br />
sind, dass weder Kakao- noch Cashewbäume<br />
auf österreichischem Boden<br />
wachsen, so schafft die Fahne unseres<br />
Herkunftslandes doch ein wenig Identität<br />
zu dem Produkt.<br />
Wer also wirklich regional kaufen<br />
möchte, der muss schon ein wenig genauer<br />
hinsehen, lesen, nachdenken und<br />
innehalten!<br />
REGIONAL IST NOCH LANGE NICHT<br />
SAISONAL<br />
Streifen wir dann durch das Obst- und<br />
Gemüsesegment, so wird auch hier<br />
schnell sichtbar, dass zwar bei Tomaten<br />
und Erdbeeren im Winter die Regionalität<br />
passt, jedoch mit der Saisonalität<br />
etwas nicht ganz zusammenstimmt<br />
– Klimawandel hin oder her. Natürlich<br />
müssen sich, aufgrund des hohen<br />
Konkurrenzdrucks am Markt auch<br />
Landwirt*innen hierzulande Lösungen<br />
oder Alternativen überlegen und so<br />
kommen oft Projekte zustande, wo<br />
selbst Gemüse- oder Obstsorten, die<br />
längst keine Saison mehr haben fast das<br />
ganze Jahr angeboten werden können.<br />
Manchmal sind diese Projekte auch<br />
punkto Energieeffizienz durchdacht. So<br />
wird die Wärme für die Gewächshäuser<br />
mittels Fernwärme oder Sonnenenergie<br />
gewonnen.<br />
Es liegt auf der Hand, dass Erdbeeren<br />
oder Himbeeren aus Südafrika als<br />
Flugware einen großen ökologischen<br />
Abdruck hinterlassen und so die österreichischen<br />
Früchte die vermeintlich<br />
besseren sind. Jedoch auch beim österreichischen<br />
Produkt gibt es ein Faktum:<br />
Energieinput bleibt Energieinput, egal ob<br />
bei Tomaten, Gurken oder Erdbeeren.<br />
Wenn Sie aktiven Klimaschutz betreiben<br />
wollen, dann bevorzugen Sie saisonale<br />
Ware! Es ist schön, sich im Mai schon<br />
wieder so richtig auf die Erdbeersaison<br />
zu freuen! Dann können wir tatsächlich<br />
auf saisonale und süße Früchtchen<br />
zurückgreifen!<br />
SCHAU AUF´S ETIKETT<br />
Wie sieht es denn rechtlich mit der Her-
information & ernährung<br />
kunftskennzeichnung aus?<br />
Eine Herkunftsangabe ist nur dann auf<br />
der Verpackung notwendig, wenn es<br />
dazu eine ausdrückliche Verpflichtung<br />
gibt oder wenn diese zur Vermeidung<br />
von Irreführung erforderlich ist. Für<br />
natives Olivenöl, Honig, Fisch, unverarbeitetes<br />
Rindfleisch, frisches, gekühltes<br />
sowie gefrorenes Schweine-, Schaf-,<br />
Ziegen- und Geflügelfleisch ist die Herkunftsangabe<br />
zum Beispiel vorgeschrieben.<br />
Auch bei frischen Eiern, frischem<br />
Obst oder Gemüse sowie bei Bioprodukten<br />
muss die Herkunft angegeben<br />
werden.<br />
Aus persönlicher Erfahrung weiß ich,<br />
dass man aber beispielsweise bei Obstund<br />
Gemüse immer besser am Produkt<br />
direkt nachliest, da oftmals die Tafeln im<br />
Supermarkt selbst zu Verwirrtheit führen<br />
können!<br />
So passiert es beispielsweise häufig<br />
bei den Frühkartoffeln, dass österreichische<br />
Ware mit rot-weiß-roter Fahne<br />
auf großen Tafeln angepriesen wird<br />
und direkt darunter ägyptische Ware<br />
einsortiert wurde. Dies weckt bei vielen<br />
Kund*innen Verärgerung, da man<br />
heimische Ware kaufen wollte und dann<br />
zum falschen Produkt gegriffen hat.<br />
Ebenso bei der Eröffnung der Spargelsaison.<br />
Hier lohnt es sich genau nachzukontrollieren!<br />
INFO<br />
Welche Früchte wann Saison haben<br />
können Sie hier auf der website von „die<br />
umweltberatung“ nachlesen. Außerdem<br />
gibt es einen Saisonkalender zum<br />
Bestellen: https://www.umweltberatung.<br />
at/saisonkalender-obst-und-gemuese<br />
33 | DEZEMBER <strong>2019</strong>
information & pause<br />
Pausenzeichen:<br />
Chancen zum Innehalten<br />
PAUSEN MACHEN IST EINE KUNST, DIE WIR IN UNSERER<br />
HEKTISCHEN ZEIT ERST WIEDER <strong>LERNEN</strong> MÜSSEN<br />
DI Roswitha Wurm<br />
Dipl. Lerndidaktikerin<br />
Lese- und Rechtschreibtrainerin,<br />
Kinderbuchautorin<br />
Interaktive Lesungen<br />
an Schulen buchbar unter:<br />
www.lesenmitkindern.at<br />
BUCHTIPP<br />
Anke Willers,<br />
Geht’s dir gut<br />
oder hast du<br />
Kinder in der<br />
Schule?<br />
Heyne Verlag<br />
ISBN 978-3-453-<br />
Das Neujahrskonzert ist weltweit<br />
ein Fixtermin für viele Musikbegeisterte.<br />
Fasziniert blickt die<br />
Fernsehwelt Jahr für Jahr auf das<br />
beeindruckende Orchester der Wiener<br />
Philharmoniker.<br />
Das Zusammenspiel der einzelnen<br />
Musiker funktioniert nur deshalb so gut,<br />
weil alle vom Dirigenten zeitgerecht und<br />
passend ihre Einsatzzeichen erhalten.<br />
Was mich persönlich am meisten fasziniert,<br />
sind die Pausen des Stückes. Man<br />
könnte meinen, dass sich nun Musiker<br />
und Dirigent gemütlich zurücklehnen<br />
und die Zuhörer oder den wunderschönen<br />
Kristallluster an der Decke mustern.<br />
Doch nichts dergleichen geschieht:<br />
Hochkonzentriert klopfen die Streicher<br />
und Bläser unauffällig den Takt, um die<br />
nächsten Noten dann punktgenau und<br />
klar zu treffen – so als hätte es niemals<br />
eine Pause gegeben! Und so kommen<br />
die Zuhörer in den Genuss dieser wundervollen,<br />
meisterlichen Musik.<br />
Auch in unserem Leben gibt es Pausen,<br />
in denen wir meinen, dass der Ablauf<br />
empfindlich gestört ist: wir erleben Terminabsagen,<br />
Lieferverzögerungen, Wartezeiten<br />
und körperliche Ruhepausen<br />
durch Krankheiten oder Verletzungen.<br />
Unser Leben scheint – vergleichbar mit<br />
den Pausenzeichen in einem Musikstück<br />
- zu einem Stillstand gekommen zu sein.<br />
Vor Pausen, die uns das Leben aufzwingt,<br />
bleiben wir nicht verschont.<br />
Diese müssen wir akzeptieren, damit wir<br />
unser Leben weiterführen können.<br />
AKTIV PAUSEN SETZEN<br />
In gewisser Weise sind wir jedoch auch<br />
Komponisten unseres eigenen Lebens.<br />
Deswegen dürfen und sollen wir auch<br />
selbst aktiv Pausenzeichen in unserem<br />
Leben setzen, damit wir nicht ausbrennen.<br />
Und auch damit wir unsere Kinder<br />
dazu anleiten können.<br />
• Eine gute Angewohnheit, die unsere<br />
Psyche gesund hält, ist das Besinnen<br />
auf die guten Dinge in unserem Alltag.<br />
Schreiben Sie jeden Abend drei Dinge<br />
in Ihren Kalender, für die Sie dankbar<br />
sind.<br />
• Machen Sie das Wort „Pause“ zum<br />
Termin in Ihrem Kalender. Fixe Pausenzeiten<br />
sind keine leeren Stellen im<br />
Kalender, die mit anderen Terminen<br />
gefüllt werden dürfen!<br />
• Pausenzeiten auch innerhalb der<br />
Familie planen. Zeiten, in denen kein<br />
Fernseher läuft, die Stereoanlage und<br />
die Mobiltelefone ausgeschalten werden.<br />
Gemeinsam auch einmal „still“<br />
zu sein und warten bis jemand wirklich<br />
etwas zu sagen hat.<br />
• Setzen Sie sich aufs Sofa und horchen<br />
Sie auf die Stille. Zunächst mag<br />
das ungewohnt erscheinen, aber dann<br />
„hören“ Sie vermutlich plötzlich leise<br />
„Geräusche“, die Sie schon lange nicht<br />
mehr wahrgenommen haben. Diese<br />
Pausenzeit kann unser angestrengtes,<br />
überfordertes Gehirn entlasten und für<br />
neue Aufgaben vorbereiten.<br />
Fotos:© pixabay.com<br />
34 | DEZEMBER <strong>2019</strong>
information & pause<br />
• Atmen Sie bewusst mehrmals am<br />
Tag tief ein und aus. Auch kurze<br />
Atempausen können unsere Lebensmelodie<br />
neu beleben und uns neue Kraft<br />
schenken.<br />
• Machen Sie zur Erholung Routinearbeiten<br />
wie Wäscheaufhängen,<br />
Sockenpaare suchen und sortieren oder<br />
Unterlagen ordnen. In diesen scheinbar<br />
langweiligen Zeiten des Alltags liegt<br />
die Kraft von Pausenzeichen verborgen.<br />
• Machen Sie abends vor dem Schlafengehen<br />
einen Spaziergang – ohne<br />
Handy und falls Sie zu zweit oder mit<br />
der ganzen Familie marschieren, lassen<br />
Sie Konflikte und Sorgen ganz einfach<br />
bewusst zu Hause.<br />
Pausenzeiten ermöglichen unserem<br />
Körper, unserer Seele und unserem Geist<br />
zur Ruhe zu kommen, um danach umso<br />
schwungvoller und kräftiger in einen<br />
neuen Tages- oder Lebensabschnitt zu<br />
gehen. Fortissimo – wie die Musiker im<br />
Orchester. Denn Leben ist anstrengend<br />
– wie das Musizieren. Aber nach einer<br />
Pause lassen sich auch die schnellsten<br />
Rhythmen scheinbar leicht spielen…in<br />
der Musik und im Leben.<br />
35 | DEZEMBER <strong>2019</strong>
information & wünsche<br />
Wünschen:<br />
Wenn das nicht mehr hilft!<br />
ÜBER WÜNSCHE, DIE NICHT ERFÜLLT WERDEN MÜSSEN UND WÜNSCHE, DIE<br />
KEINE SEIN SOLLTEN.<br />
Roswitha Maderthaner<br />
Kindergartenleiterin<br />
Montessoriepädagogin<br />
Akademische Trainerin<br />
Dipl.Biografiearbeiterin<br />
zur Zeit Studium der<br />
Elementarpädagogik<br />
Foto:© pixabay.com<br />
36 | DEZEMBER <strong>2019</strong><br />
Karo weint. Eben wurde sie von<br />
ihrer Mutter in den Kindergarten<br />
gebracht, nur leider mit dem<br />
falschen Kleidchen. Denn als sie<br />
ihre Freundin mit dem Eisprinzessinnenkleid<br />
sieht, entsteht auch bei Karo der<br />
Wunsch nach dem Kleid mit der Prinzessin<br />
darauf. Nur leider hängt dieses nun<br />
zu Hause im Schrank. Ihre Mutter ist<br />
verzweifelt, das Mädchen so traurig zu<br />
sehen, und die Pädagogin kann sie gerade<br />
noch davon abhalten, nach Hause<br />
zu fahren und das gewünschte Kleid zu<br />
holen.<br />
Sommerfest im Kindergarten: Die Eltern<br />
sind dazu angehalten einen Kuchen<br />
für das Fest mitzubringen. Toms<br />
Mutter bringt einen mit. Als sie ihn<br />
der Pädagogin übergibt wundert<br />
sich diese über das Loch in der<br />
Mitte des Kuchens. Entschuldigend<br />
erzählt die Mutter, dass doch Tom<br />
so gerne ein Stückchen des Kuchens<br />
kosten wollte, und dieses Stück sollte<br />
just aus der Mitte der Backware sein.<br />
Die Geschwister Julia und Paul werden<br />
vom Kindergarten abgeholt. Sie freuen<br />
sich schon, denn heute dürfen sie<br />
gleich zur Oma fahren, und dort übernachten.<br />
Die Mutter fragt die Kinder:<br />
„Darf ich noch ein Weilchen bei der Oma<br />
bleiben und einen Kaffee trinken?“ Die<br />
Kinder verneinen. Darauf die Mutter:<br />
„Ach Bitte, ich will so gerne.“<br />
Szenen wie diese spiegeln so manche<br />
Hilflosigkeit beim Umgang mit den<br />
Wünschen bzw. der Bedürfnisse von<br />
Kindern. Oftmals werden Wünsche der<br />
Kinder erfüllt aus einer Angst heraus.<br />
Sei es Angst davor dem Kind durch die<br />
Nichterfüllung Schaden in seiner Entwicklung<br />
zuzufügen, oder aber auch<br />
Angst vor den Folgen eines unerfüllten<br />
Wunsches. Je nach Temperament und<br />
Alter des Kindes können diese Proteste<br />
sehr heftig ausfallen. Es kann aber<br />
auch sein, dass die Eltern ein schlechtes<br />
Gewissen gegenüber den Kindern haben<br />
und dieses mit der optimalen Wunscherfüllung<br />
versuchen, zu erleichtern. Da<br />
wird oftmals auch in Kauf genommen,<br />
eigene Wünsche zu Gunsten des Kindes<br />
aufzugeben. Wie also umgehen mit all<br />
den Wünschen, Forderungen der Kinder,<br />
die täglich mehrmals auf einen einwirken<br />
und die die Erziehung der Kinder<br />
häufig so mühsam erscheinen lassen?<br />
Welche Wünsche sollten erfüllt werden<br />
und welche Forderungen muss man<br />
nicht nachkommen, um das Kind nicht<br />
in der Entwicklung seiner Persönlichkeit<br />
zu schaden? Kann es vielleicht auch<br />
Schaden nehmen, wenn ich ihm jeden<br />
Wunsch von den Augen ablese? Und,<br />
muss ich bei den Kindern um Erlaubnis<br />
fragen, wenn ich bei meiner Mutter noch<br />
einen Kaffee trinken möchte?<br />
Helmuth Figdor, Kinderpsychoanalytiker<br />
und Erziehungsberater unterscheidet<br />
kindliche Bedürfnisse und kindliche Entwicklungsbedürfnisse.<br />
Demnach müssen<br />
die kindlichen Entwicklungsbedürfnisse<br />
erfüllt werden, wenn Erziehung gelingen<br />
soll. Dazu zählt unter anderem das Bedürfnis<br />
geliebt zu werden, sicher zu sein,<br />
sich geborgen zu fühlen, respektiert zu<br />
werden, Gefühle zeigen zu dürfen und<br />
sich als wertvoll zu empfinden. Dies alles
sollte sich in der Haltung des Erziehers wiederspiegeln.<br />
Eine Haltung, die es ermöglicht sich in das Kind<br />
hineinzufühlen, und, obwohl die Bedürfnisse, Wünsche<br />
der Eltern nicht mit denen der Kinder übereinstimmen,<br />
das Kind so zu akzeptieren wie es ist. Figdor<br />
spricht dahingehend von der sogenannten „Haltung<br />
der verantwortlichen Schuld.“ Obwohl ich als Erzieher,<br />
Elternteil weiß, dass ich mich durch die nicht Erfüllung<br />
der kindlichen Bedürfnisse an dem Kind schuldig mache,<br />
kann ich diese Schuld verantworten, weil ich mir<br />
darüber im Klaren bin, dass das Kind dadurch nicht<br />
geschädigt wird, denn es wird auf die Entwicklungsbedürfnisse<br />
des Kindes geachtet. (Figdor, 2006)<br />
So gesehen, könnte Karos Mutter auf den Wunsch<br />
nach dem Prinzessinnenkleid wie folgt reagieren.<br />
„Karo, obwohl ich sehe, dass du darüber traurig bist,<br />
muss ich von dir verlangen, mit diesem Kleid vorlieb<br />
zu nehmen.“ Mit dieser Haltung signalisiert sie, dass<br />
sie Karo versteht, und ihre Traurigkeit akzeptiert.<br />
Somit ist das Entwicklungsbedürfnis nach Gefühlen<br />
zeigen und wertvoll zu sein erfüllt, aber das momentane<br />
kindlichen Bedürfnis nicht befriedigt.<br />
Ähnlich verhält es sich beim Kuchenstück aus der<br />
Mitte. „Ich verstehe, dass du gerne ein Stück Kuchen<br />
haben möchtest, und es schwierig für dich ist darauf<br />
zu warten, aber leider muss ich von dir verlangen,<br />
dass du auf das Stück in der Mitte verzichtest.“<br />
Mit dieser Haltung im Hintergrund können die Eltern<br />
den möglicherweise aufkeimenden Ärger, der entsteht,<br />
wenn eigene Wünsche, mit denen des Kindes<br />
kollidieren, vermeiden. Dies setzt eine Auseinandersetzung<br />
mit den eigenen Bedürfnissen und das Hineinfühlen<br />
in das Kind voraus. So können laut Figdor Grenzen<br />
in einer wertschätzenden, nicht entwicklungsschädigenden<br />
Beziehungsatmosphäre eingefordert werden.<br />
Und der Wunsch nach einem Kaffeeplausch mit der<br />
eigenen Mutter kann mit gutem Gewissen nach gegangen<br />
werden.<br />
IHR FERNLEHRGANG<br />
BEIM SPEZIALISTEN<br />
IHR AUFTRITT, IHRE PRÄSENTATION<br />
KOMMUNIKATION VERBESSERN<br />
WARUM IMMER ICH ?!<br />
KONFLIKT: KONSTRUKTIV LÖSEN<br />
LEBENS LANGES <strong>LERNEN</strong><br />
POSITIVE KRAFT DER WUT<br />
www.improve.or.at
information & erziehung<br />
Schönbrunner Schule Teil 2:<br />
Das Kind auf Augenhöhe<br />
100 JAHRE REFORMPÄDAGOGIK NACH OTTO FELIX KANITZ UND DEM<br />
SCHÖNBRUNNER KREIS<br />
Dr. in Karin Steiner<br />
zuständig für pädagogische<br />
Entwicklungen und Bildungskooperationen<br />
bei<br />
den Wiener Kinderfreunden<br />
Foto: Felix Zangerl<br />
Julya Rabinowich<br />
Prof. Armin Bernhard<br />
Junge, engagierte Kinderfreunde-<br />
PädagogInnen rund um Otto Felix<br />
Kanitz waren bereits 1919 überzeugt,<br />
dass Bildung und Erziehung<br />
die Bedürfnisse des Kindes in den<br />
Mittelpunkt stellen müssen. Mit der<br />
„Schönbrunner Erzieher-Schule“ und<br />
dem angeschlossenen Kinderheim in 84<br />
Sälen des Schlosses Schönbrunn boten<br />
sie diese innovative humanistische Ausbildung<br />
an und führten das Kinderheim<br />
nach ihrer Maxime: Bildung und Kultur<br />
für alle Kinder, Hinwendung zum Kind<br />
als zukünftiger „neuer Mensch“ auf<br />
Augenhöhe, gewaltfreie Erziehung ohne<br />
Autorität und Mitbestimmung der Kinder<br />
in allen sie betreffenden Belangen.<br />
Im Fachsymposium „100 Jahre Schönbrunner<br />
Schule“ beleuchteten namhafte<br />
Fachleute, warum der reformpädagogische<br />
Ansatz der Schönbrunner Schule<br />
heute hochaktuell und für das Fortbestehen<br />
unserer Gesellschaft dringend zu<br />
fokussieren ist.<br />
RAUS AUS DEM FRIERENDEN UNZU-<br />
HAUSE (Armin Bernhard)<br />
Prof. Dr. Armin Bernhard, Professor für<br />
Allgemeine Pädagogik an der Universität<br />
Duisburg-Essen erörterte, dass die<br />
sozialistische Erziehung „eine kreative<br />
und zugleich äußerst mutige Antwort<br />
auf die dramatisch prekäre Lage von Kindern<br />
aus der Arbeiterklasse“ war. Aus<br />
gesellschaftlicher Perspektive betrachtet,<br />
sieht Bernhard heute Trends zur „Entdemokratisierung,<br />
Rebarbarisierung und<br />
Verrohung“, weshalb er erörterte, in<br />
welcher Hinsicht Kanitz‘ Überlegungen<br />
zukunftsrelevant sind. Bernhard: „Die<br />
neoliberale Bildungsindustrie schreibt<br />
uns gegenwärtig eine auf lebenslängliche<br />
Anpassung angelegte Konsensädagogik<br />
vor. Einige der zentralen<br />
Erziehungsprinzipien Kanitz‘ werden mit<br />
diesen herrschaftsförmigen Entwicklungen<br />
im Erziehungs- und Bildungsbereich<br />
kontrastiert.“<br />
Er sieht in der sozialistischen Gefühlsbildung<br />
eine Antwort auf die aktuelle<br />
Systemkälte, die er in Anlehnung an<br />
Ernst Bloch als „frierendes Unzuhause“<br />
bezeichnet. Ein wesentlicher Aspekt<br />
dieser Systemkälte ist das massive<br />
Konkurrenzdenken und Ellbogensystem<br />
(im aktuellen Bildungssystem), das zu<br />
Angst und Minderwertigkeitsgefühlen<br />
führt und den Lebensplan des Kindes<br />
vereitelt. Solidarität und die Kultivierung<br />
der Gefühlswelt der Kinder wären daher<br />
als Prinzipien von Bildungsprozessen<br />
wieder aufzunehmen. Von Kanitz zu<br />
lernen heißt für Prof. Bernhard, Kinder<br />
zu kritischen, widerständigen, mutigen<br />
Menschen zu erziehen, indem wir ein<br />
offenes, warmes gesellschaftliches Zuhause<br />
schaffen.<br />
Prof. Heinz Weiss führt durch die Ausstellung
information & erziehung<br />
WER EINEM KIND DIE CHANCEN<br />
NIMMT, NIMMT SIE DER GANZEN<br />
GESELLSCHAFT (Julya Rabinowich)<br />
Nach Meinung der österreichischen<br />
Schriftstellerin und Botschafterin im<br />
Rahmen des „Europäischen Jahres zur<br />
Bekämpfung von Armut und sozialer<br />
Ausgrenzung“ Julya Rabinowich ist<br />
eine offene Gesellschaft – wie sie der<br />
Schönbrunner Kreis anstrebte – die beste<br />
Antwort auf die Frage, welche Gesellschaften<br />
wir zukünftigen Gesellschaften<br />
bieten möchten. Rabinowich: „Freie<br />
Gedanken sind das beste Gegenmittel zu<br />
autoritären Strukturen. Es ist in Verruf<br />
geraten, solidarisch zu sein. Es ist unbeliebt<br />
geworden, Verantwortung zu übernehmen.<br />
Es ist nicht in, die Schwächsten<br />
zu schützen. In ist es, die gestählten<br />
Ellbogen auszufahren und mit ihnen in<br />
Ben-Hur-Methode durch die Menge zu<br />
pflügen. Eine Gesellschaft, die sich durch<br />
Brutalität und Gnadenlosigkeit auszeichnet,<br />
ist nicht darauf ausgelegt, friedlich<br />
zu bestehen. Eine Gesellschaft, die nicht<br />
in das Wertvollste investiert, das sie hat,<br />
nämlich die zukünftigen Generationen,<br />
hat keine Zukunft. Nur ein Team, das<br />
niemanden zurücklässt, wird ein<br />
erfolgreiches Team sein, und nur<br />
jene gemeinsame Reise, die alle<br />
Mitreisenden sicher an den Zielort<br />
bringt, ist eine erstrebenswerte.“<br />
Mehr Infos über das Symposium<br />
finden Sie unter: https://bit.<br />
ly/31QFVkK<br />
Fotos:© Archiv Wiener Kinderfreunde<br />
Impressionen: Schönbrunner Erzieherschule |<br />
rechts: Kanitz, der junge Doktor, ca. 1922<br />
BUCHTIPPS:<br />
Heinz Weiss: OTTO FELIX KANITZ - Vom jüdischen Klosterschüler<br />
zum Top-Roten der Zwischenkriegszeit, Echomedia Buchverlag,<br />
ISBN: 978-3-90311314-5<br />
Heinz Weiss: Das rote Schönbrunn: Der Schönbrunner Kreis und die<br />
Reformpädagogik der Schönbrunner Schule, Echomedia Buchverlag<br />
ISBN: 978-3-902672-03-2<br />
Bernhard, A.: Otto Felix Kanitz (1894-1940). Ein engagierter Ansatz<br />
Sozialistischer Erziehung auf tiefenpädagogischer Grundlage, in:<br />
Borst, E./Kluge,S. (Hrsg.): Die verdrängten Klassikerinnen und Klassiker<br />
der Pädagogik, Baltmansweiler 2013, S 88 - 108<br />
39 | DEZEMBER <strong>2019</strong>
information & innovation<br />
intrinsic Campus:<br />
Lernen nach dem Lustprinzip<br />
ES BRAUCHT EINEN GRUNDSÄTZLICHEN SYSTEMWANDEL<br />
Christine König<br />
intrinsic Campus<br />
Zürich<br />
www.intrinsic.ch/<br />
intrinsic-campus/<br />
Der intrinsic Campus entwickelt<br />
im Herzen von Zürich einen<br />
Prototypen für die Lehrerbildung<br />
von morgen. Als Zukunftslabor<br />
der Schweizer Bildungsbranche testet<br />
das von der Stiftung Mercator geförderte,<br />
unabhängige Netzwerk intrinsic,<br />
Bildung auf Basis aktueller wissenschaftlicher<br />
Erkenntnisse.<br />
«Wir lieben die Volksschule als zivilisatorische<br />
Errungenschaft und glauben<br />
an ihre demokratiepolitische Relevanz.<br />
Wir halten Schule für einen Katalysator<br />
der menschlichen und gesellschaftlichen<br />
Entwicklung.»<br />
sagt Daniel Straub, Co-Gründer von<br />
intrinisic<br />
Wir haben das Bild einer Schule der<br />
Zukunft, in der die SchülerInnen ihre<br />
Lernprozesse aus innerem Antrieb spielerisch<br />
und selbstverantwortlich gestalten.<br />
Dabei verändert sich die Rolle der Lehrperson<br />
grundlegend: Sie wird von der<br />
Stoff-Vermittlerin zur Lern-Begleiterin,<br />
die individuelle Entwicklungen fördert<br />
und Kinder auf Augenhöhe in einen<br />
sozialen Kontext einbindet.<br />
Der intrinsic Campus sieht sich als Angebot<br />
und Ergänzung für pädagogische<br />
Hochschulen. Wir decken den Teil der<br />
Innovationen ab, die über die heutigen<br />
Bildungsinstitutionen hinausgehen und<br />
verstehen uns als Mosaikstein einer<br />
zukunftsgerichteten Bildungspolitik.<br />
Unser Ziel ist die radikale Verschiebung<br />
von der extrinsischen zur intrinsischen<br />
Motivation beim Lernen.<br />
«Der intrinsic Campus will als Prototyp<br />
einen Beitrag zur Debatte über die Bildung<br />
der Zukunft leisten und begünstigt<br />
einen radikalen Paradigmenwechsel in<br />
der Bildungskultur.»<br />
sagt Christian Müller, Co-Gründer von<br />
intrinsic<br />
Fotos:©Archiv intrinsic/Foto:pixabay<br />
40 | DEZEMBER <strong>2019</strong><br />
DOWNLOAD der<br />
Arbeitshypothese
information & interview<br />
Die ersten 13 kühnen Pioniere haben ihr<br />
Studium im Herbstsemester <strong>2019</strong> begonnen.<br />
Der intrinsic Campus vereint Studierende<br />
mit diversen MitgestalterInnen<br />
aus unterschiedlichen Fachbereichen und<br />
setzt diese miteinander in Beziehung.<br />
Eine erste Version der Arbeitshypothese<br />
wird im Sinne von iterativen Schlaufen<br />
fortlaufend ‚getestet’.<br />
Aus akuten Dringlichkeiten der Erfahrung<br />
in den Praktikas, identifizieren die<br />
Studierenden im Zusammenspiel mit<br />
Praxislehrperson und Coach ihr nächstes<br />
Entwicklungsfeld. Dieses wird mit einem<br />
der Campus-ExpertInnen angepackt,<br />
dokumentiert und als erarbeitetes Lernprodukt<br />
am wöchentlichen Campustag<br />
präsentiert und diskutiert. Anschließend<br />
gehts wieder in die Praxis.<br />
41 | DEZEMBER <strong>2019</strong>
Erscheinungsort Wien<br />
<strong>LERNEN</strong> <strong>MIT</strong> <strong>ZUKUNFT</strong>, 1220 Wien, Mühlwasserpromenade 23/Haus 13, Austria<br />
UNSER WEB-KIOSK<br />
http://magazin.Lmzukunft.at<br />
Umfangreiches Archiv bis 2010 zur Nachlese.<br />
Empfehlen Sie uns weiter<br />
www.buchteufel.at<br />
www.improve.or.at