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information & wünsche<br />
Wünschen:<br />
Wenn das nicht mehr hilft!<br />
ÜBER WÜNSCHE, DIE NICHT ERFÜLLT WERDEN MÜSSEN UND WÜNSCHE, DIE<br />
KEINE SEIN SOLLTEN.<br />
Roswitha Maderthaner<br />
Kindergartenleiterin<br />
Montessoriepädagogin<br />
Akademische Trainerin<br />
Dipl.Biografiearbeiterin<br />
zur Zeit Studium der<br />
Elementarpädagogik<br />
Foto:© pixabay.com<br />
36 | DEZEMBER <strong>2019</strong><br />
Karo weint. Eben wurde sie von<br />
ihrer Mutter in den Kindergarten<br />
gebracht, nur leider mit dem<br />
falschen Kleidchen. Denn als sie<br />
ihre Freundin mit dem Eisprinzessinnenkleid<br />
sieht, entsteht auch bei Karo der<br />
Wunsch nach dem Kleid mit der Prinzessin<br />
darauf. Nur leider hängt dieses nun<br />
zu Hause im Schrank. Ihre Mutter ist<br />
verzweifelt, das Mädchen so traurig zu<br />
sehen, und die Pädagogin kann sie gerade<br />
noch davon abhalten, nach Hause<br />
zu fahren und das gewünschte Kleid zu<br />
holen.<br />
Sommerfest im Kindergarten: Die Eltern<br />
sind dazu angehalten einen Kuchen<br />
für das Fest mitzubringen. Toms<br />
Mutter bringt einen mit. Als sie ihn<br />
der Pädagogin übergibt wundert<br />
sich diese über das Loch in der<br />
Mitte des Kuchens. Entschuldigend<br />
erzählt die Mutter, dass doch Tom<br />
so gerne ein Stückchen des Kuchens<br />
kosten wollte, und dieses Stück sollte<br />
just aus der Mitte der Backware sein.<br />
Die Geschwister Julia und Paul werden<br />
vom Kindergarten abgeholt. Sie freuen<br />
sich schon, denn heute dürfen sie<br />
gleich zur Oma fahren, und dort übernachten.<br />
Die Mutter fragt die Kinder:<br />
„Darf ich noch ein Weilchen bei der Oma<br />
bleiben und einen Kaffee trinken?“ Die<br />
Kinder verneinen. Darauf die Mutter:<br />
„Ach Bitte, ich will so gerne.“<br />
Szenen wie diese spiegeln so manche<br />
Hilflosigkeit beim Umgang mit den<br />
Wünschen bzw. der Bedürfnisse von<br />
Kindern. Oftmals werden Wünsche der<br />
Kinder erfüllt aus einer Angst heraus.<br />
Sei es Angst davor dem Kind durch die<br />
Nichterfüllung Schaden in seiner Entwicklung<br />
zuzufügen, oder aber auch<br />
Angst vor den Folgen eines unerfüllten<br />
Wunsches. Je nach Temperament und<br />
Alter des Kindes können diese Proteste<br />
sehr heftig ausfallen. Es kann aber<br />
auch sein, dass die Eltern ein schlechtes<br />
Gewissen gegenüber den Kindern haben<br />
und dieses mit der optimalen Wunscherfüllung<br />
versuchen, zu erleichtern. Da<br />
wird oftmals auch in Kauf genommen,<br />
eigene Wünsche zu Gunsten des Kindes<br />
aufzugeben. Wie also umgehen mit all<br />
den Wünschen, Forderungen der Kinder,<br />
die täglich mehrmals auf einen einwirken<br />
und die die Erziehung der Kinder<br />
häufig so mühsam erscheinen lassen?<br />
Welche Wünsche sollten erfüllt werden<br />
und welche Forderungen muss man<br />
nicht nachkommen, um das Kind nicht<br />
in der Entwicklung seiner Persönlichkeit<br />
zu schaden? Kann es vielleicht auch<br />
Schaden nehmen, wenn ich ihm jeden<br />
Wunsch von den Augen ablese? Und,<br />
muss ich bei den Kindern um Erlaubnis<br />
fragen, wenn ich bei meiner Mutter noch<br />
einen Kaffee trinken möchte?<br />
Helmuth Figdor, Kinderpsychoanalytiker<br />
und Erziehungsberater unterscheidet<br />
kindliche Bedürfnisse und kindliche Entwicklungsbedürfnisse.<br />
Demnach müssen<br />
die kindlichen Entwicklungsbedürfnisse<br />
erfüllt werden, wenn Erziehung gelingen<br />
soll. Dazu zählt unter anderem das Bedürfnis<br />
geliebt zu werden, sicher zu sein,<br />
sich geborgen zu fühlen, respektiert zu<br />
werden, Gefühle zeigen zu dürfen und<br />
sich als wertvoll zu empfinden. Dies alles