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LERNEN MIT ZUKUNFT JUNI 2016

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information & beruf Maturaschule: Schulbildung außerhalb der Schule WIE AUSSAGEKRÄFTIG SIND DIE ERGEBNISSE DER ZENTRALEN REIFEPRÜFUNG? Mag. Matthias Roland Europa-Akademie Dr. Roland www.roland.at Mit Spannung wurden die Ergebnisse der zentralen Reifeprüfung auch in diesem Frühjahr erwartet. Besonders scharf war der Blick auf den Gegenstand Mathematik. Und noch bevor statistische Daten veröffentlicht wurden, begannen Spekulationen über die Leistung einzelner Schulstandorte. Da war die Rede von Schulen, die ganze Jahrgänge lang keinen positiven Mathematik-Kandidaten hervorgebracht haben. Die Medien haben offenbar aus politischen Entwicklungen gelernt, dass das Geschäft mit der Angst ein blühendes ist und eine Schlagzeile wichtiger als die dahinter stehenden Fakten. Nun, nach Bekanntwerden der Ergebnisse (natürlich nicht in allen Details - das wäre der Öffentlichkeit wohl nicht zumutbar… oder stecken andere Interessen dahinter???) spricht man davon, es sei alles ja gar nicht so schlecht abgelaufen, wie zunächst vermutet. Gleichgültig, wie die Zahlen nun tatsächlich aussehen, stehen zwei Dinge fest: Es ist nahezu unmöglich, aus den veröffentlichten Zahlen einen Schluss zu ziehen, da diese quasi „geschwärzt“ sind und keinen kritischen Blick auf einzelne Schulstandorte oder gar einzelne Vortragende zulassen. Dies mag aus datenschutzrechtlichen Gründen sogar verständlich sein, aber ohne Konsequenzen ist eine zentrale Prüfung wertlos. Es stellt sich lediglich die Frage, weshalb jene Schüler- Innen bestraft werden, die ihre gymnasiale Laufbahn an einer Schule verbracht haben, die nicht in der Lage war, sie adäquat auf die Herausforderungen dieser neuen Prüfungsform vorzubereiten. Der Blick auf die Matura alleine verfälscht allerdings eine erschreckende Entwicklung: Immer mehr KandidatInnen werden bereits in den Jahren vor der Matura, teilweise sogar erst in der 12. Schulstufe ausgesiebt, damit sie nur ja nicht die Erfolgsquote des Schulstandorts beeinträchtigen. Dazu ein Detail aus meiner beruflichen Tätigkeit: In den vergangenen zwei Jahrzehnten durfte ich im April/Mai im Schnitt 4 bis 5 Kandidaten beraten, die die 12. Schulstufe in der öffentlichen Schule mit einem oder mehreren „Nicht Genügend“ abgeschlossen hatten und nun über eine Maturaschule einen Ausweg suchten. Diese Zahl hat sich nun nahezu verzehnfacht (nein, dies ist kein Schreibfehler! Sie hat sich um den Faktor 10 erhöht). So gesehen sind die Erfolgsquoten bei der zentralen Reifeprüfung wohl noch dramatisch nach unten zu korrigieren, denn die Gesamtzahl der MaturantInnen in unserem Land dürfte drastisch fallen. Foto © Kurhan-Fotolia.com 4 | JUNI 2016

information & verantwortung Rette sich, wer kann: Die (Informations-) Sintflut ist da UNSER BAU DER ARCHE IST UNSERE ARBEIT AN UNS SELBST, UM IM OZEAN DER INFORMATION ERFOLGREICH FISCHEN ZU KÖNNEN Wie ist es um die digitale Informationsflut bestellt? Mit ihr kann die Menschheit reifen oder erstarren. Laut einer EMC-Studie 1 wird die Datenflut bis zum Jahr 2020 um das Zehnfache anwachsen. Aber wie werden wir mit dieser Flut umgehen? Wie können wir das rasante Datenwachstum optimal nutzen? Wie bereiten wir uns vor, was ist unsere Arche? Die Entwicklung der digitalen Information geht wesentlich schneller als die Persönlichkeitsentwicklung, die notwendig ist, um die Informationen angemessen zu recherchieren, erkennen und vor allem zu verarbeiten. Persönlichkeitsentwicklung bedeutet Potential-Entfaltung. Wie nie zuvor steht Information im Überfluss überall und jederzeit mit Ausnahme der Entwicklungsländer zur Verfügung. Mit Web 2.0 entstehen immer mehr Informations-Kanäle und Plattformen, die miteinander vernetzt sind. Beispiele: Youtube, Google, XING, LinkedIn, Apps, Navigations- und Ortungssysteme, diverse Online-Zeitungen, u.v.m. Damit diese Informationen optimal in Projekten gefiltert, aufbereitet und umgesetzt werden, bedarf es den Fokus mehr auf die Persönlichkeitsentwicklung zu lenken. Wenn Menschen Informationen durch Lesen oder Hören aufnehmen, können sie diese nicht hundertprozentig verarbeiten und abrufen. Informationsaufnahme ist nicht gleich Wissensvermehrung. Menschen lernen durch Wiederholung und Visualisierung in Verbindung mit positiven Emotionen am schnellsten. Für das Lernen ist daher die Verbindung von Emotion und Information wichtig. Der Mensch, als informationsverarbeitendes System, braucht beim Lernen Modelle zur Reduktion der Komplexität. Die Korrelation zwischen menschlicher Informationsverarbeitung und Datenflut ist ähnlich jener der bewussten und unbewussten Wahrnehmung. Erinnern wir uns an das Eisbergmodell. Mit unseren fünf Sinnen können wir zehn Prozent bewusst wahrnehmen, die restlichen 90 Prozent werden im Unterbewusstsein verarbeitet. Erst die Wahrnehmungsreduktion macht uns arbeitsfähig. Diese Reduktion erfolgt wiederum über unser Wertesystem: Was ist mir wichtig, wovon bin ich überzeugt? Im Grunde ist vieles im Überfluss vorhanden, aber die Werte bilden den Wahrnehmungsfilter. Es ist an der Zeit, den Menschen mit seiner Persönlichkeitsbildung wieder in den Mittelpunkt zu stellen. Investition von Zeit und Geld in die Entfaltung der Persönlichkeit ist wichtig, um in der Zukunft die Datenflut optimal und effektiv nutzen zu können. Ich bin überzeugt, dass sich die Persönlichkeit mit diversen Fähigkeiten wesentlich schneller entfaltet, wenn die richtige Information zum passenden Zeitpunkt konsumiert wird. (1) EMC Digital Universe Studie „The Digital Universe of Opportunities: Rich Data and the Increasing Value of the Internet of Things”. Ewald Zadrazil Business Coach & Psychotherapeut www.coach-zadrazil.at Fotos: © pixabay.com Abstractus Designus-fotolia.com 5 | JUNI 2016