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LERNEN MIT ZUKUNFT Juni 22

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information & gesellschaft Seelennahrung: Mit Musik geht alles leichter DER RICHTIGE UMGANG MIT UNSICHERHEIT UND ANGST DI Roswitha Wurm Dipl. Lerndidaktikerin Lese- und Rechtschreibtrainerin, Kinderbuchautorin Interaktive Lesungen an Schulen buchbar unter: www.lesenmitkindern.at Die letzten beiden Jahre waren für viele Kinder geprägt von der Pandemie und zuletzt von Kriegsnachrichten. Als Förderpädagogin erlebe ich, dass dies nicht spurlos an den Kindern vorüber gegangen ist. Umso wichtiger ist es gemeinsam zu musizieren, denn Musik wird seit jeher eine heilsame Wirkung zugeschrieben. Je nach Rhythmus, Tonart, Klangfarbe, Harmonie oder Tempo können die Klänge eines Liedes oder eines instrumentalen Stückes beruhigen, harmonisieren, erfreuen oder aktivieren. Musik kann nicht die Welt retten, aber die Seele heilen. Diesen Spruch kannten schon unsere Vorfahren. GEMEINSAM MUSIZIEREN MACHT SPASS „A ram sam sam, a ram sam sam, guli, guli, guli, guli, ram sam sam, a rafiq…!“ Begeistert singen die Kinder das beliebte Lied, reißen die Hände in die Höhe, kreisen mit den Armen und wippen mit den Füßen. Genauso wie es ihnen die Kindergartenpädagogin vorzeigt. Die Jungen und Mädchen sind mit Feuereifer bei der Sache. Auch wenn die meisten nicht wissen, dass „guli“ „sag’s mir“ und „a rafiq“ „Freund“ auf Marokkanisch bedeutet, schult dieses Lied nicht nur das Gehör und das rhythmische Verständnis, sondern vermittelt Kindern ein Gemeinschaftsgefühl. „Aber mein Kind ist nicht musikalisch. Das hat es bestimmt von mir!“ Dieser Meinung sind viele Eltern und probieren dann erst gar nicht gemeinsam mit ihrem Kind Lieder zu singen. Aber das stimmt nicht! Jedes Kind reagiert auf Musik, schon sechs Monate alte Kinder können zur Musik mitwippen und bereits Jüngere reagieren aufmerksam auf Töne. Keiner wird unmusikalisch geboren, sondern verliert die Gabe, wenn sie nicht angeregt wird. Das menschliche Gehirn wird durch Musik ganzheitlich stimuliert, gleichgültig ob aktiv musiziert oder ob einfach den Klängen eines Liedes oder eines Musikstückes gelauscht wird. Das ist einer der Gründe, warum sprechmotorische Therapien häufig mit Musik untermalt werden. Es ist erwiesen, dass der frühe Bezug eines Kindes zur Musik die Leistungsfähigkeit des Gehirns und die Psyche eines Babys positiv beeinflusst. Daher soll und darf mit Kindern gesungen werden. Auch wenn nicht immer jeder Ton getroffen wird. Auf die Begeisterung kommt es an! Eltern, die mit ihren Kindern singen, verbessern die emotionale Beziehung zu ihrem Kind und schaffen eine gemeinsame Tätigkeit, die allen Beteiligten Freude macht. LEHRMEISTERIN MUSIK Durch das Singen von Liedern wird die sprachliche Entwicklung spielerisch und optimal trainiert. Die Kids lernen ganz nebenbei und mit Spaß Sprachmelodie, Satzbau und Aussprache. Texte und Melodien von Kinderliedern sind meist richtige Ohrwürmer und prägen sich so leicht ins Gedächtnis ein. Singen regt die Fantasie an und lässt die Kleinsten Foto © clker-free-vector-images | pixabay.com 12 | JUNI 2022

kreativ werden. Spaß macht es auch beim Singen die Vokale zu ersetzen oder ganze Wörter auszulassen und diese nur zu deuten. Der Kreativität ist da keine Grenze gesetzt. Musik fördert alle Sinne und lädt zum Tanzen ein. Bewegungslieder machen nicht nur Spaß, sondern fördern auch alle Sinne. Viele Kinderlieder laden auch zum Mitgebärden ein oder zum Geräusche machen, wie der Klassiker „Old Mac Donald hat ´ne Farm“. Kinder lieben Rituale und Strukturen. Bereits Säuglinge erkennen an der Melodie ihrer Spieluhr, dass es nun Zeit zum Schlafen ist. In Kindergartengruppen gibt es morgens das Begrüßungslied oder ein spezielles Aufräumlied. Mit einem Zahnputzsong macht abends das Reinigen der Zähne mehr Spaß. Musik gibt nicht nur kleinen Kinderherzen den Halt, der das Leben leichter und unbeschwerter macht. In meiner Tätigkeit als Förderpädagogin erlebe ich immer wieder diese Sprachlosigkeit bei meinen Schülerinnen. Wenn ein Kind zu mir sagt: „Ich kann das jetzt nicht erklären!“, frage ich es: „Magst du singen, was du sagen möchtest?“ Meistens steigt das Kind darauf ein und es „singt“ sich seinen Ärger aus der Seele. Oder wir lernen gewisse Rechtschreibregeln oder das Einmaleins singend und manchmal auch tanzend. Das macht nicht nur riesig Spaß, sondern ist ganz nebenbei auch von Erfolg gekrönt. Denn so kommen dem Kind, wenn es etwa eine bestimmte Malreihe abrufen soll, nicht nur die Zahlen, sondern auch die dazu passende Melodie in den Sinn, die ein besseres Erinnern ermöglicht. Musik berührt. Musik macht Spaß. Musik verbindet – aktueller denn je - Generationen und Nationen. Oder wie schon Joseph Haydn sagte: „Musik ist eine Sprache, die man auf der ganzen Welt versteht!“ Foto © Gerd Altmann | pixabay.com 13 | JUNI 2022