Aufrufe
vor 9 Monaten

prima! Magazin – Ausgabe September 2023

  • Text
  • Wwwprimamagazinat
  • Feiern
  • Werbung
  • Hartberg
  • Sonnenerde
  • Burgenland
  • Foto
  • Menschen
  • Erde
  • Oberwart
  • September

INTERVIEW PLANEN BAUEN

INTERVIEW PLANEN BAUEN WOHNEN Erhöhte Mietkosten durch die Zinssteigerung auf der einen Seite, Einfrierung der Mieten auf Stand Dezember 2022 durch den Wohnkostendeckel auf der anderen Seite. Womit müssen Mieterinnen und Mieter einer OSG-Wohnung denn nun rechnen? Und warum gibt es keine Sondertarife von der Burgenland Energie? Geschäftsführer Alfred Kollar erlebt wohl die turbulenteste Zeit in der Geschichte der Oberwarter Siedlungsgenossenschaft (OSG). Dann ist da auch noch die Änderung der Förderrichtlinien im Wohnbau durch das Land Burgenland, das die gemeinnützigen Wohnbauträger ausschließt. Wie sich das auf die Bautätigkeit auswirkt und Einblicke, welche Themen den OSG-Chef ab halb vier Uhr morgens beschäftigen. Nicole Mühl Foto © Nico Mühl Das gesamte Interview www.prima-magazin.at Rubrik: INTERVIEW KommR Dr. Alfred Kollar ist seit 35 Jahren untrennbar mit der OSG verbunden. Am 22. September feiert er seinen 62. Geburtstag. Das Thema Pension kommentiert er mit „unvorstellbar“ – dafür sei seine Arbeit zu spannend. „Wohnen muss leistbar bleiben“ Die letzten Monate waren geprägt von Kostenexplosion beim Material und den Grundstückspreisen, Lieferschwierigkeiten, die Energiepreise sind extrem angestiegen und es ist noch kein Ende in Sicht. Alfred Kollar: Das derzeit enorm herausfordernde Thema sind die Anstiege der Zinsen. Was jetzt abläuft, ist in dieser Form einmalig. Es hat noch nie eine Phase gegeben, in der in so kurzer Zeit neun Zinsanhebungen seitens der EZB waren und in der eine Zinsensteigerung von knapp viereinhalb Prozent stattgefunden hat. Wie wirkt sich das im Unternehmen OSG aus? Eine Zinsanhebung in diesem Ausmaß bedeutet, dass die Miete um vier bis fünf Euro am Quadratmeter teurer wird. Das wäre bei einer 80 Quadratmeter-Wohnung eine Erhöhung von rund 350 Euro monatlich. Für die meisten Haushalte wäre das nicht leistbar. Durch den Wohnkostendeckel vom Land Burgenland gemeinsam mit den gemeinnützigen Wohnbauträgern müssen die burgenländischen Haushalte – so sagt es das Land – 2,4 Millionen Euro weniger bezahlen. Es geht dabei um das Einfrieren der Mieten auf zwei Jahre. Außerdem verzichtet das Land Burgenland auch auf die Annuitätensprünge bei den Wohnbauförderungen. Die Botschaften an die Mieter sind für manche vielleicht ein wenig unklar – denn die Rede ist einerseits vom Einfrieren der Mieten. Und andererseits haben wir gerade über Mieterhöhung durch die Zinssteigerungen gesprochen. Was kommt denn nun auf die OSG-Mieterinnen und Mieter zu? Da muss man schon unterscheiden. Die Auswirkung der Zinssteigerung betrifft jetzt einmal den Neubau. Eine Wohnung, die ich vor eineinhalb Jahren mit einem Zinssatz von 0,80 kalkuliert habe, muss ich jetzt mit fünf Prozent kalkulieren. Diese zukünftigen Mieterinnen und Mieter sind mit der Tatsache konfrontiert, dass es diese Steigerungen gibt. Und dann gibt es den Wohnungsbestand – also jene, die bereits in einer OSG Wohnung oder einem Reihenhaus wohnen – und hier gibt es eben eine Maßnahme, die das Land im Schulterschluss mit den vier gemeinnützigen Wohnbauträgern gemacht hat. Im Zuge dieses Wohnkostendeckels kommt es zum Einfrieren der Mieten. Die Mieten, also die Darlehensrückzahlungen, wurden nicht angehoben. Ich betone aber: Es geht nicht um die Betriebskosten, sondern nur um die Mieten – diese bleiben unverändert. Der Betriebskostenanteil ist von dem Kostendeckel nicht erfasst. Aber die Mieten wurden auf Stand Dezember 2022 eingefroren. Das betrifft rund 6.500 OSG-Wohnungen. 26 SEPTEMBER 2023 www.prima-magazin.at

INTERVIEW Wer finanziert das? Das Land Burgenland übernimmt durch nicht rückzahlbare Zinszuschüsse die Zinssteigerungen, die der ursprünglichen Mietkalkulation 2023 zugrunde liegen. Die Anhebungen, die dann bis Ende 2024 anfallen, übernimmt die jeweilige Genossenschaft und schreibt sie dann ab 2025 zeitverzögert vor. Aber es gibt in diesen zwei Jahren bis Ende 2024 keine Anhebung der Miete im Sinne von Darlehensrückzahlungen an die Bank oder das Land. Was heißt das konkret für die Mieterinnen und Mieter? Den Mietern dürfen wir bis Ende 2024 nur vorschreiben, was sie im Dezember 2022 bezahlt haben. Das bedeutet, dass dieses Delta, das hier entsteht, einerseits vom Land finanziert wird, und zwar durch nicht rückzahlbare Zinsenzuschüsse. Die Erhöhungen, die durch die Zinsenveränderungen im heurigen Jahr und 2024 notwendig werden, werden von den Bauvereinigungen vorfinanziert. Es ist der jeweiligen Bauvereinigung nach 2024 überlassen, wann und in welchem Zeitraum sie diesen gestundeten, vorfinanzierten Betrag dann rückfordert. Innerhalb eines Jahres oder man verteilt es auf längere Zeit. Ich kann nur für die OSG sprechen und sagen, dass nicht auf einmal ein Brocken kommen wird. Wir werden schauen, was wirtschaftlich und im Sinne der Mieterinnen und Mieter vertretbar ist. Eine Erhöhung wird kommen. Aber wir verteilen den Differenzbetrag sicherlich auf drei bis fünf Jahre – je nachdem wie sich die Situation darstellt. Das große Thema ist: Wohnen muss leistbar bleiben! Leistbarkeit muss auch das Thema sein, wenn es um die Energieversorgung geht. Beim Strom ist man in einer OSG- Wohnung ja unabhängig und kann den Anbieter wählen. Bei der Wärme nicht. Da ist man an die Burgenland Energie gebunden. Warum gibt es hier nicht einen Sondertarif für eine OSG- Wohnung, wenn man schon keine Möglichkeit hat, den Versorger zu wechseln? Das ist tatsächlich der allgemeine Tarif und es gibt keine Sondertarife. Aus Sicht des Energieversorgers verstehe ich das auch. Gewerbliche Wohnbauträger würden der Burgenland Energie ja eine Schieflage vorwerfen, wenn die Gemeinnützigen eine Bonifikation bekommen und andere nicht. Zum anderen ist es schon eine berechtigte Frage. Aber wie soll man differenzieren? Welcher Bauträger ist groß genug für eine Bonifikation? Und soll diese nur bei den Gemeinnützigen zur Anwendung kommen oder auch bei den Gewerblichen? Das wäre ein Problem. Wie würden Sie Ihr Verhältnis zum Land Burgenland beschreiben? Generell ist es gut. Das heißt aber nicht, dass es nicht Luft nach oben und Verbesserungsmöglichkeiten gibt in dieser Beziehung. Unter grundsätzlich gut verstehe ich die Tatsache, dass wir im Sozialbereich, den Pflegezentren, Pflegeheimen sehr gut mit dem Land kooperieren und diese Kooperation in den letzten Monaten an Qualität noch gewonnen hat. Aber im Bereich der Wohnbauförderung ist es tatsächlich so, dass es diese Art der Behandlung der Gemeinnützigen noch nicht gegeben hat. Und ich hoffe, dass das Land die Einsicht hat, die Fördervoraussetzungen abzuän- >> weiter auf Seite 28 seit 1996 10% auf alle fussbÖden TOR-CENTER IHR PARTNER RUND UMS HAUS MARKISEN TORE | ZÄUNE | BALKONE | TÜREN | TERRASSENDÄCHER | GLASOASEN Aktion gültig bei Bestellung bis 30.09.2023 Tel. 03356 22201 Mail: office@mariohari.at 7411 Markt Allhau, Hauptstraße 135 www.mariohari.at GRAFENDORF | ASPANG 03338 / 3302 office@tor-center.at www.tor-center.at SEPTEMBER 2023 27

prima! Magazin Sammlung