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Beschaffung aktuell 06.2021

» MANAGEMENT Wer kennt

» MANAGEMENT Wer kennt sie nicht? Die guten Tüten für den Filterkaffee, der jetzt eine Renaissance erfährt. Bild: Melitta »Daher setzen wir bei der Lieferantenauswahl auch auf deren Innovationskraft.« formationen, die wir online bekommen, insofern sind wir hier sehr gut aufgestellt. Ergänzend haben wir die Informationen, die uns gemeldet werden, noch mit dem Abhängigkeitsgrad kombiniert. Dafür haben wir bestimmte Kriterien definiert und für jeden Lieferanten einzeln festgelegt, wie kritisch oder unkritisch er ist. Eine Single Source ist naturgemäß kritischer als ein Lieferant für ein Commodity-Teil, für das ich noch fünf weitere Lieferanten im Portfolio habe – je abhängiger ich bin, desto höher ist das Risiko . Mit diesen Informationen lässt sich ein Portfolio sehr gut und auch relativ sicher steuern. Auch bestimmte Frachtrouten haben wir abgebildet, zum Beispiel die Seidenstraße oder den Suez kanal. Hier können wir in Echtzeit sehen, welche Risiken auf diesen Routen gerade bestehen, und entsprechend handeln und bei Bedarf gegensteuern. Beschaffung aktuell: Welche Rolle spielt in dem System das Thema Nachhaltigkeit? Bonk: In Riskmethods haben wir auch das Thema Nachhaltigkeit integriert. Wenn wir einen Lieferanten in unseren Pool aufnehmen wollen, dann können wir zu diesem frühen Zeitpunkt die Aspekte der Nachhaltigkeit, die für uns wichtig sind, überprüfen, indem wir unsere Checklisten von IntegrityNext [Anm. Red.: eine cloudbasierte Plattform, die Lieferanten-Assessments und Social Media Monitoring kombiniert.] abgleichen und über das vorhandene Ampelsystem auch permanent Risiken gemeldet bekommen: Gibt es vielleicht Hinweise, dass die Voraussetzungen bei diesem Lieferanten nicht erfüllt sind, was beispielsweise Compliance, den Arbeitsschutz oder Umweltschutzthemen betrifft? Natürlich beruht das auf einer Selbstauskunft und ist nicht mit einem Audit vergleichbar, aber es ist ein Grundcheck, den ich problemlos für Hunderte von Lieferanten machen kann. Und der vor allem auch für Kleinstlieferanten hilfreich ist, für die man, anders als bei den großen Lieferanten für Produktionsmaterialien, kein eigenes Audit macht. So haben wir jetzt für einen Großteil unserer Lieferanten eine Daten basis für Nachhaltigkeit, die wir früher so nicht hatten. Beschaffung aktuell: Wo sehen Sie – abgesehen vom Risikomanagement – aktuell die größten Herausforderungen für eine Einkaufsorganisation? Bonk: Die Lieferfähigkeit ist nach wie vor das A und O. Es wird viel auf die Savings geschaut und natürlich machen wir das auch, aber die Lieferfähigkeit hat immer höchste Priorität. Insofern ist natürlich die aktuelle Pandemie mit allem, was damit zusammenhängt, eine Riesenherausforderung für den Einkauf, vor allem hinsichtlich der Verknappung von Containern weltweit, aber auch von Produktionsmaterialien. Wir können noch so viele schöne Tools haben, wenn wir nicht liefern können, hat dafür niemand Verständnis. Die Nachfrage ist teilweise gestiegen, darauf müssen wir als Einkauf mit noch mehr Agilität und Flexibilität reagieren. Hier sehe ich vor allem die Digitalisierung als eine große Chance. Davon kann 16 Beschaffung aktuell » 06|2021

ich aber nur profitieren, wenn ich möglichst standardisierte Prozesse habe – nur dann kann ich ein digitales Tool auch richtig nutzen und im zweiten Schritt auch automatisieren. Also Harmonisierung, gegebenenfalls Standardisierung und darauf aufbauend Digitalisierung und Automatisierung. Für den operativen Einkauf im Procure-to-Pay-Prozess arbeiten wir unternehmensweit daran, Prozesse zu standardisieren, um digitale Lösungen besser nutzen zu können. Bild: Stefan Freund/Melitta Beschaffung aktuell: Sie haben das Thema schon einmal kurz angesprochen: Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit in Ihrem Einkauf? Bonk: Nachhaltigkeit ist in der gesamten Unternehmensgruppe ein zentraler Unternehmenswert. Das betrifft sowohl Aspekte des Umweltschutzes als auch sämtliche Ethik- und Sozialstandards. Nachhaltigkeit spielt auch im Einkauf eine immer wichtigere Rolle. Meiner Ansicht nach ist das eine Frage der Einstellung und wir als Unternehmen sehen Nachhaltigkeit durchaus als Wettbewerbsvorteil. Im Einkauf haben wir schon immer auf Qualität, Lieferfähigkeit und Einkaufskonditionen geachtet und inzwischen hat auch die Nachhaltigkeit einen großen Stellenwert. Bei der Lieferantenauswahl beispielsweise wird sie ebenso gewichtet wie alle anderen Themen auch. Wir erwarten von unseren Lieferanten, dass sie unsere Nachhaltigkeitskriterien erfüllen, und wir setzen auch auf ihren Input, um gemeinsam Maßnahmen und Innovationen zu erarbeiten. Letztes Jahr hatten wir beispielsweise einen Innovationstag mit Verpackungslieferanten, um Anregungen zur Optimierung unserer Verpackungen zu bekommen, sei es durch einen gewissen Grasanteil in der Pappe oder mittels anderer Materialien. Man muss ja nicht immer gleich komplett wechseln, sondern kann auch erst einmal graduell in diese Richtung gehen. Ich bin nebenher Dozent für Beschaffungsmanagement an der Hochschule Weserbergland und spreche auch dort über die Themen Risikomanagement und Nachhaltigkeit. Und die Studenten in meinen Vorlesungen schauen mich an und sagen, ja, natürlich muss man nachhaltig agieren, das ist doch selbstverständlich! Das, worüber wir hier reden und woran wir arbeiten, das ist für diese Generation längst eine Selbstverständlichkeit. Das macht sich dann übrigens auch bei der Frage der Mitarbeitergewinnung bemerkbar – die meisten dieser jungen Leute würden in einem Unternehmen, das nicht nachhaltig agiert, gar nicht arbeiten wollen. Für Beschaffung aktuell führte Ulrike Dautzenberg das Interview. Melitta ist eine mittelständische Unternehmensgruppe mit Sitz in Minden, die Artikel für den täglichen Haushalts - bedarf sowie für Gastronomie und Großverbraucher produziert und vermarktet . An die Kante, fertig, los .... ...und verbinden. Die neuen Edge Clips. Für mehr Flexibilität - gleich zwei Montagerichtungen und noch größeren Bereich. Für mehr Sicherheit - passgenauer Sitz des Kabelbinders und neuartiges Metall-Clip-Element. Schnell und einfach aufgesteckt. Mehr unter www.panduit.de Beschaffung aktuell » 06|2021 17

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